Die Billtalbahn

Nach Veröffentlichung der Einst&Jetzt-Galerie zur KBS 192/100 westlich von Bergedorf wurde reges Interesse zu etwas Ähnlichem für den Abschnitt östlich Bergedorf gezeigt. Leider ist es dort mit den "Jetzt"-Motiven sehr schwierig, da weite Teile der Strecke durch Lärmschutzwände völlig entstellt wurden. Daher beschäftigt sich diese Galerie mit der KBS 192 zwischen Bergedorf und dem Sachsenwald im alten Zustand. Lediglich für zwei Standpunkte wurde ein aktuelles Bild eingefügt.

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Weitere Galerie zur Strecke Hamburg - Bergedorf - Büchen:
Hamburg - Bergedorf einst & jetzt

Die Bilder:
Im Mai 1990 hatte es erste notdürftige Fahrplanausbesserungen im Ost-West-Verkehr gegeben. Die Personenzüge, die bisdato nur von Schwerin bis Schwanheide im DDR-Binnenverkehr fuhren, wurden bis Hamburg-Bergedorf verlängert. Ein Zug dieser Relation läuft am Abend des 23.05.92 als E 7074 in das heute nur noch von S-Bahnen benutzte Gleis 4 des Bergedorfer Bahnhofs ein. Zum Lokumlauf ging es dann als Lr nach Bergedorf Gbf weiter (höhe Hp Nettelnburg).
Formsignale und Reiterstellwerk: In Bergedorf war die Eisenbahn-Welt am 02.06.91 noch in Ordnung. Alle 20 Minuten konnte man mit der S-Bahn unter dem Stellwerk Bgf hindurch in Richtung Billtal und Sachsenwald, nach Reinbek und Aumühle gelangen.
Zwischen Bergedorf und Aumühle wird die Bille siebenmal gequert. Die erste Billebrücke liegt bereits am Ende der S-Bahn-Abstellung von Bergedorf zu Füßen der Bergedorfer Windmühle. Der bereits bekannte E 7074 aus Schwerin passiert am Abend des 30.05.92 letztmalig die Szene. Als Zuglok kam fast täglich die 219 129 zum Einsatz.
Vom Bahnübergang "Chrysanderstraße" (Posten 136) fällt der Blick auf das östliche Einfahrsignal von Bergedorf. In der Ferne ist das Blocksignal der Bk Möörkenweg zu erkennen. D 338 überführt am Abend des 30.05.92 als Vorspann die Lok, die am morgigen Tage den ersten Eurocity "Porta Bohemica" in Richtung Tschechien (damals noch Tschechoslowakei) befördern soll.
Am Stadtrand von Bergedorf lag die Blockstelle Möörkenweg in netter Hanglage oberhalb des Billtales. Der kombinierte S- und Fernbahnverkehr machte diese Blockteilung zwischen Bergedorf und Reinbek nötig. Eine S-Bahn der Baureihe 470 passiert die Blockstelle am 12.05.94 in Richtung Bergedorf.
Vom Bahnübergang (mechanische, durch den Blockwärter handgekurbelte Schranke mit vier Bäumen) ergibt sich der umgekehrte Blick auf die mit einem Bahnwärterhäuschen vereinigte Blockstelle Möörkenweg, die am 10.04.94 einem S-Bahn-Zug nach Aumühle "Freie Fahrt" signalisiert.
EINST: Durch die Billewiesen erreicht die Strecke den Krähenwald, den sie mittels einer langgestreckten, in einem Einschnitt gelegenen Kurve passiert. Außer dichtem Wald ist nicht viel zu sehen, als der IC 536 am 12.05.94 hier einen der zahlreichen Billebögen abschnitt. Mit Einführung der Intercity-Züge im Zweistundentakt zwischen Hamburg und Berlin gelangten die extra für diesen Verkehr ausgelegten Loks der Baureihe 229 in das Billtal.
JETZT: Am 13.04.00 war der Krähenwald an dieser Stelle etwas lichter geworden. Die S-Bahn, die wegen der Bauarbeiten zwischen Bergedorf und Aumühle am 29.05.94 stillgelegt worden war, konnte am 01.06.97 wenigstens bis Reinbek auf eigener Trasse wieder in Betrieb genommen werden. Kurzzeitig gelangten im Jahr 2000 die Altbauzüge der Baureihe 471 auf der S21 zum Einsatz. Die Aufnahme eines Vollzuges in der traditionellen blauen Lackierung auf diesem Abschnitt dürfte allerdings hohen Seltenheitswert besitzen...
Nach Querung der dritten Billebrücke (flussaufwärts gesehen!) taucht das Einfahrsignal von Reinbek auf, dass am 12.05.94 vom 229-geführten IC 538 in Richtung Hamburg passiert wird.
Das Fahrdienstleiter-Stellwerk von Reinbek war ebenfalls als Reiterstellwerk ausgeführt. Ein S-Bahn-Zug der Baureihe 472 passiert bei der Einfahrt in den Bahnhof Reinbek am 12.05.94 jenes in Metallbauweise ausgeführte Bauwerk, dessen Brücke vor langer Zeit sogar als Signalbrücke fungierte.
Eines der häufig bei der Hamburger S-Bahn anzutreffenden "Gemischten Doppel" aus den Baureihen 472 und 470 fährt am 03.04.94 aus Richtung Wohltorf kommend in den Bahnhof Reinbek ein.
Mittlerweile sind wir zwischen Reinbek und Wohltorf bei der fünften Billebrücke (flussaufwärts gesehen!) angekommen. Weitestgehend im einheitlichen Backstein-Stil gebaut, bezwingen die sieben Billebrücken die wunderschöne urwüchsige Flussaue der Bille, deren morastige Ufer später beim Bau der separaten S-Bahn-Gleise noch viele Kopfschmerzen bereiten sollten...
Zwischen den Bahnhöfen Reinbek und Aumühle gab es eine weitere Blockstelle: Wohltorf. Am gleichnamigen Haltepunkt gab es das typische Ensemble aus mechanischer Schranke, Flügelsignal und gepflegtem Stellwerksgebäude. Es bimmelte die Schranke und es klapperte das Signal am Nachmittag des 03.10.92 für eine 229 mit ihrem IC 632.
Von seinem Arbeitsplatz aus konnte der Blockwärter den gesamten Haltepunkt Wohltorf überblicken. Nach Ankunft der S-Bahn aus Hamburg wurde am 12.05.94 die Schranke soeben wieder hochgedreht.
Einst hatte es zwischen Wohltorf und Aumühle noch die Blockstelle Silk gegeben, die sogar über eine Ladestelle für landwirtschaftliche Güter verfügte. Am 12.05.94 waren Block- und Ladestelle schon lange Geschichte. Die Formsignale existierten zwar noch, wurden aber von Wohltorf aus ferngestellt - mit elektromechanischer Technik! Das Vorsignal kündigt der S-Bahn "Langsamfahrt erwarten" für die Aumühler Einfahrt an, da die S-Bahn-Züge in Aumühle nicht an den durchgehenden Hauptgleisen wendeten.
Kurz vor der siebten Billebrücke und dem Bahnhof Aumühle quert ein S-Bahn-Zug der Reihe 470 am 08.05.94 die Straßenbrücke "Krabbenkamp". Hier entstand in den achtziger Jahren eine größere Wohnsiedlung unweit der Bahnstrecke, die jedoch auch nach Neubau der Aumühler S-Bahn keinen Haltepunkt abbekommen hat.
Der Bahnhof Aumühle ist eine sehr markante Erscheinung. Am 27.08.94, als die elektrischen S-Bahnen bereits durch sogenannte "Shuttle-Züge" (Wendezüge mit 218) ersetzt worden waren, verließ DZ 21505 nach einem Fotohalt in Gleis 3 den Bahnhof ostwärts. Während des S-Bahn-Betriebes war und ist Gleis 3 durch mittige Prellböcke zweigeteilt: Von Gleis 3a fuhren/fahren die VT 628 nach Aumühle und Gleis 3b stand/steht der S-Bahn zur Verfügung.
In Aumühle verlässt die Bahn den gewundenen Verlauf der Bille und führt nun schnurstracks in den Sachsenwald hinein. Am Anfang des großen und in weiten Teilen für die Öffentlichkeit unzugänglichen privaten Waldgebietes liegt der Ort Friedrichsruh, in dem die Familie Bismarck auch heute noch residiert. Am 03.10.92, dem Tag der deutschen Einheit, wehte Hörnerklang vom Bismarck'schen Mausoleum herüber, als RB 15850 dessen ungeachtet Schloss und Torhaus passierte.
EINST: Einen wenig fürstlichen Eindruck machte am 25.06.94 der kaiserliche Bahnhof von Friedrichsruh. Nach dem Rückbau aller Gleisanlagen und Degradierung zum kaiserlichen Haltepunkt Ende der siebziger Jahre verfiel das alte Empfangsgebäude immer mehr. Das alte Fahrdienstleiter-Stellwerk, welches als drittes Reiterstellwerk in diese Galerie eingeht, war allerdings noch als Blockstelle in Betrieb, als eine Lz die ganze Szene westwärts passierte.
JETZT: Während nach dem Ausbau der Strecke die Fahrleitung nicht gerade zur Verschönerung der ganzen Szene beigetragen hat, ließ sich am 05.04.02 doch am Rande der Gleise eine erfreuliche Beobachtung machen: Die Gemeinde Aumühle hat den alten Kaiserbahnhof renovieren lassen und in ihm nun ein Bismarck-Museum eingerichtet. Unter der Fahrleitung gleitet FbZ 69504 von Delitzsch nach Langenfelde durch Friedrichsruh.
Auch von der anderen Seite bot sich ein netter Ausblick auf die Blockstelle Friedrichsruh. Am 14.07.95 unterquerte Dg 55105 das Reiterstellwerk ostwärts. Nach dem begonnenen Streckenumbau war dies einer der wenigen Güterzüge, die tagsüber nicht über Lüneburg umgeleitet wurden.
Mit einem Motiv aus dem Herzen des Sachsenwaldes endet diese Galerie. Am 03.10.92 heult eine Ludmilla mit D 2832 Berlin - Westerland durch das größte geschlossene Waldgebiet Schleswig-Holsteins, das Fürst Otto von Bismarck 1871 von Kaiser Wilhelm I als Geschenk für seine Verdienste um die Reichsgründung erhalten hatte, und das auch heute noch den Status eines gemeindefreien Gebietes genießt. 2/3 des Waldes sind abgesperrt; hier finden auch heute noch Jagden statt.

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