Die Mittlinje

Die Mitte Schwedens wird von ewigen Waldgebieten geprägt. Wie eine Art Oase wirkt da das Tal des Ljungan, in dem die Landwirtschaft die Wildnis ein Stück weit bezwungen hat. Und so ergibt sich eine abwechslungsreiche Landschaft mit Feldern, Wiesen und Bauernhöfen, in der die Natur in Form von Flüssen, Seen, Bergen und Wäldern aber nie fern ist. Durch dieses Tal fahren die Personenzüge der "Mittlinje" von Östersund nach Sundsvall, die sich ihre Bahnstrecke mit einer Vielzahl von anderen Zügen teilen. Besonders hervorzuheben sind hierbei die Holzzüge.

Eine Weitergabe der Fotos ohne Copyright-Vermerk ist verboten. Gewerbliche Nutzung nur nach vorheriger Absprache mit dem Bildautor. Die Bilddateien sind bis zu 180 KB groß. Das Laden der Vorschaubilder auf dieser Seite kann mit 56K-Modem eine Minute dauern.

Die Bilder:
Östersund ist die Hauptstadt Jämtlands und liegt an der mittleren der drei "transkontinentalen" Bahnlinien von der norwegischen Westküste an die schwedische Ostküste. Von Nord nach Süd kreuzt hier die bekannte Inlandsbahn, auf der man im Sommer auf die gemütliche Tour ganz in den Norden reisen kann. Am Abend des 17.09.04 brach die Sonne nach einem regnerischen Tag durch die Wolken und beleuchtete zwei rangierende T44 vor der Stadtkulisse.
Der erste Bahnhof hinter Östersund ist Brunflo, wo die südliche Inlandsbahn nach Mora von der Hauptstrecke abzweigt. Markant ist das (mittlerweile unbesetzte) Stellwerk, neben dem ein Zug der Mittlinje aus Richtung Sundsvall einfährt. Es handelt sich um TK 7628 am 09.07.04. "TK" steht dabei für Tågkompaniet, denn das norrländische Unternehmen ist momentan mit der Durchführung des Verkehrs auf der Mittlinje betraut.
Mit dem Nachtzug kann man von Storlien über Östersund nach Stockholm und Göteborg gelangen. Wenige Minuten nach Abfahrt aus Östersund gab es am 09.07.04 in Pilgrimstad schon die erste Zwangspause, als auf den Gegenzug IC 84 gewartet werden musste. Die Sonne knallte achsial mit voller Intensität in den Bahnhof, so dass dieses Bild des Gegenzuges aus einem Fenster des Nachtzuges möglich war.
Auf dem jämtländischen Abschnitt führt die Mittlinje noch nicht durch ein bestimmtes Tal, sondern schlängelt sich durch durch Wälder und um Seen herum. An einem dieser Seen liegt Gällö, wo am 16.09.04 die "Übergabe", GC 6814, am Ufer in ein Holzwerk rangiert. Mit einer funkferngesteuerten Ellok (Rc 1321) geht die Anschlussbedienung trotz Einmannbetrieb extrem flott.
Etwa eine halbe Stunde zuvor konnte der Übergabezug GC 6814 (GC=Green Cargo, wie "TK" ist auch "GC" keine offizielle Zuggattung) im Wolkenkrimi des 16.09.04 auf der Hauptstrecke beobachtet werden. Kurz vor Gällö führt das Gleis über einen langen Seedamm, der von allen Seiten gut eingesehen werden kann.
Sehr schön ist der Ausblick von Norden auf den Seedamm von Gällö. Am Abend des 08.07.04 gab sich TK 7628 die Ehre. Die Züge der Mittlinje bestanden 2004 aus einer alten norwegischen Ellok der Baureihe El16, zwei neueren schwedischen IC-Wagen und einem alten norwegischen B3-Wagen. Dieses zusammengewürfelte, aber immerhin im einheitlichen Farbbild erscheinende Gespann ist im ansonsten nur von Triebwagen beherrschten schwedischen Nahverkehr ein Kuriosum. An den Endstationen muss die Lok immer umsetzen.
Nach einigen Kilometern durch Wald gelangt die Bahn an den Revsundssjön, einem der größeren Seen in der Gegend. Am 09.09.05 ist IC 85 zwischen Gällö und Stavre unterwegs. Der Zug trägt die BlueX-Lackierung, die für den vorübergehenden Ersatz von X2000-Garnituren durch lokbespannte Züge entworfen worden war. Heute werden die BlueX-Garnituren in normalen IC-Umläufen eingesetzt.
Verkehrsgünstig zwischen Dorf, einer kleinen Fähre über den See und der Anlegestelle für das Dampfboot Alma liegt der Bahnhof Stavre. Alle Verkehrsgünstigkeit nutzt jedoch nicht viel, weil die Mittlinje hier nur einmal am Tag für den Berufsverkehr anhält. Einer der nicht haltenden Züge ist TK 7628, der am Abend des 09.09.05 gen Östersund eilt.
Im Bahnhof Bräcke vereinigt sich die Strecke der Mittlinje mit der nördlichen Stammbahn aus Richtung Boden und Erzbahn. Zweigleisig geht es gemeinsam weiter bis Ånge. Kurz hinter dem Bahnhof Bräcke rollt TK 7623 in den ersten Sonnenstrahlen des 16.09.04 am Seeufer entlang. Auf diesem Abschnitt weiß man nie genau, ob rechts oder (wie allgemein in Schweden üblich) links gefahren wird.
Der zweigleisige Abschnitt durchquert zwischen Bräcke und Ånge den einsamsten Abschnitt der Mittlinje und damit die Grenze zwischen Jämtland und Medelpad. Dann teilen sich mitten in der Einöde die Gleise, es zweigen Verbindungsstrecken ab und bald ist der größte Bahnknotenpunkt außerhalb des stärker besiedelten Südens erreicht: Ånge. Auch nach Stilllegung als Rangier-Knotenbahnhof ist auf den Gleisanlagen von Ånge immer etwas Interessantes unterwegs, wie z.B. am 09.07.04 der IC 81, der gerade in den Personenbahnhof einfährt.
Südwärts zweigt die Strecke nach Stockholm über Ljusdal in einer 180°-Kurve ab, ostwärts geht es nun auf der Mittlinje durch das Tal des Ljungan weiter. Einer der zahlreichen Holzzüge ist der GC 9605. Dieser passiert am 09.09.05 eines der schönsten Motive der Strecke: Die Borgsjö kirka hinter dem gleichnamigen See westlich des Bf Erikslund.
Über eine grelltürkise V-Trägerbrücke (passend zu den grellroten Mittlinje-Zügen) wechselt die Strecke in Erikslund auf das Nordufer des Ljungan, auf dem sie nun bleiben wird. Es folgen Wiesen und hübsche Bauernhöfe. Einen solchen passiert TK 7624 am 16.09.04 zwischen Erikslund und Johannisberg.
Der größte Ort im Ljungadalen ist Fränsta. Vom Friedhof der großen alten Kirche aus konnte am 10.06.1993 eine Ladung "Frachten bunt" auf dem Wege nach Ånge beobachtet werden. Orange Rc-Loks waren zu diesem Zeitpunkt noch der Alltag und an eine Gesellschaft namens "Green Cargo" war noch nicht zu denken...
Auch der Personenverkehr auf der Mittlinje, die erst Anfang der neunziger Jahre eingerichtet worden war, stand am 10.06.1993 noch fest in der Hand der SJ (Statens Järnvägar). Anfangs kamen Triebwagen der Reihe X12 zum Einsatz, doch wegen Kapazitätsengpässen stellte SJ in den Folgejahren den Verkehr schon auf lokbespannte Züge um. Ein X12 ist östlich Fränsta unterwegs.
Der abendliche Frachtenzug erreichte auch am 16.09.04 eine beträchtliche Länge. GC 5446 rollt durch die weiten Wiesen westlich von Torpshammar. In Torpshammar hat übrigens jedes Geschäft und jeder Betrieb die Vorsilbe "Mitt..." in seinem Namen, weil die geografische Mitte Schwedens in der Wildnis ein Stück südlich des Ortes nachgewiesen werden konnte. Da konnte die Bahnlinie mit ihrem Namen natürlich nicht zurückstecken...
Am westlichen Ende des Bf Torpshammar quert die Mittlinje einen Wildbach, der freilich im Herbst weniger wild ist. Am Abend des 16.09.04 konnte TK 7628 über dem reißenden Rinnsal beobachtet werden.
Von Osten nähert sich der nächste Zug Torpshammar: Der leere Holzzug GC 9618 hat am 16.09.04 den Bahnhof der Mitt-Gemeinde fast erreicht. Die Querwände an den Wagenenden waren die Voraussetzung dafür, dass die Holztransporte mit 100 km/h stattfinden dürfen. Das Holz kommt aus den jämtländischen Wäldern und wird an verschiedenen Ladestellen (auch an der Inlandsbahn) verladen. Ziel sind die "Timmerterminaler" (Holz-Sammelbahnhöfe) rund um Sundsvall.
Zwischen Torpshammar und Viskan verläuft zwischen der Bahn und dem Ljungan ein Höhenzug südlich der Bahn entlang. Dieser eröffnet viele Motive in den hügeligen Feldern. Auch TK 7628 konnte am 09.07.04 von der Hügelkette aus beobachtet werden. Die Züge der Mittlinje verbinden Östersund und Sundsvall etwa alle drei Stunden (kein genauer Takt) und treffen sich immer bei Ånge. Es sind nur zwei El16 vorhanden. Bei Ausfall behilft man sich mit angemieteten Regina-Triebwagen oder selten mal mit einer eigenen Altbau-Ellok (DA), die dann die Fahrzeit nicht halten kann.
Nur ein Stück weiter rollt am 08.09.05 der TGOJ 43033, gezogen von zwei altbrauchbaren Loks der Reihe MA, durch das Tal zwischen Torpshammar und Viskan. Wegen einer Streckensperrung im Bereich Ljusdal aufgrund von Bauarbeiten wurden im September 2005 alle sonst ab Ånge direkt südwärts fahrenden Züge über die Mittlinje und Sundsvall umgeleitet. Der 43033 gehört zu diesen Umleitern.
Auch Rundnasen geben sich von Zeit zu Zeit die Ehre auf der Mittlinje. Das IBAB-TMX-Päärchen ist am 09.07.04 vom heimatlichen Östersund unterwegs nach Härnösand. In den folgenden Tagen sollten einige Güterzüge der Stambane über die Küstenstrecke Sundsvall - Långsele umgeleitet werden. Da die Stromversorgung dort nicht sicher war, verbrachte man zahlreiche Dieselloks dorthin, um als Vorspannloks agieren zu können.
Ein Stück weiter ist Viskan erreicht, wo die Mittlinje allerdings nicht hält. Nur eine sich schließende Schranke ließ uns am 08.09.05 die Fotoposition beziehen. Und eine weitere Rundnase tauchte auf: Die TMY 1150 von Traxxion, deren Woher und Wohin allerdings nicht geklärt werden konnte.
Da aller guten Dinge drei sind, ergab sich auch eine dritte (eigentlich meine erste) NOHAB-Begegnung auf der Mittlinje unweit von Viskan. Die Inlandsgods TMY war am 06.07.04 mit ihrem Holzzug 9613 schon frühzeitig zu hören. Dass der Zug nicht von der planmäßigen Rc-Lok gezogen käme, war aufgrund der Akustik bereits einige Minuten vorher klar.
Der Umleiterverkehr im September 2005 brachte auch den X2000-Einsatz auf diese Strecke. Östlich von Viskan ist X2 567 am 09.09.05 mit einer der letzten blauen X2000-Garnituren unterwegs von Östersund nach Stockholm.
Der nächste Bahnhof ist Stöde. Hier beginnt der größte See im Verlaufe des Lungan, der Stödesjön. In einer Bucht des Sees spiegelt sich am 08.09.05 der TK 7623. Im Herbst 2005 führten die Mittlinjen-Züge anstelle des norwegischen B3 einen B3 aus Schweden mit den markanten rundlichen "Knalltüren".
Kilometerlang verläuft das Gleis nun direkt an der Uferlinie des Stödesjön und ist dabei nur schwer zugänglich. Der Holzzug GC 9631 schlängelt sich am 09.09.05 entlang der Seekante. Die Holzzüge, die etwa alle 2-3 Stunden fahren, sollen künftig von Hectorrail übernommen werden. Mit deren von der Erzbahn übernommenen El15 oder den neu gekauften 189 wird diese Übernahme sicherlich noch mehr Abwechslung auf die Mittlinje bringen.
Es folgt der Bahnhof Nedansjö, der am östlichen Ende des Stödesjön liegt. Der Ljungan nimmt nun wieder Flusscharakter an. TK 7625 folgt am 09.09.05 noch ein kleines Stück dem Flusslauf, bevor sich dieser in einem südlichen Bogen Sundsvall nähert. Die Bahn hingegen gelangt mit nördlichem Bogen in die Ostküstenstadt.
Zwischen den Bahnhöfen Nedansjö und Vattjom kurvt die Bahn vom Fluss weg. Der umgeleitete IC 10084 rollt 10 Minuten vor Plan aus dem Wald hervor. Die Verfrühung ist kein Wunder - der Zug absolviert aufgrund der Umleitung zwischen Gävle und Ånge vier Stunden Fahrt ohne planmäßigen Halt.
Vattjom liegt nun hinter uns und es folgt der Bahnhof Töva. Auch wenn die Personenzüge hier nicht halten, handelt es sich doch um einen wichtigen Bahnhof - Das Timmerterminal Töva ist das Ziel der allermeisten Holzzüge. Der TGOJ-Zug mit seinem Begleitwagen hinter der MA hat allerdings nur metallene Ladung (Schrott) und darf hier seine Fracht nicht entsorgen.
Nun wird es städtisch. Zwischen dem Haltepunkt Sundsvall N und dem Endbahnhof Sundsvall C führt das Gleis der Mittlinje parallel zu dem Gleis der Ostküstenbahn (über die künftig auch die Neubaustrecke "Bottniabahn" angeschlossen ist) mitten durch die Innenstadt von Sundsvall, wo TK 7323 am 09.09.05 einen Bahnübergang hinter dem anderen passiert.
Nach knapp zweieinhalb Stunden Fahrzeit auf der Mittlinje ist der Endbahnhof Sundsvall erreicht. Am 10.06.1993 verlässt ein IC nach Härnösand den Bahnhof mit seinem interessanten Empfangsgebäude nordwärts. Damals konnte man zweimal täglich über die Ostküstenbahn nach Långsele und fast alle zwei Stunden bis Härnösand gelangen. Heute ist davon nur noch ein Zugpaar mit X2000 bis Härnösand übrig geblieben.

Die neuen Galerien . . Zurück zum Eingang