Passport zack zack! -
Über die Grenzen des Balkan Nov 2011

Autor: Jan-Geert Lukner. Alle Rechte am Text und an den Bildern liegen beim Autor.

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Dieser Reisebericht handelt erst von der ersten DSO-Auslandsforum-Schlafwagenausfahrt nach Belgrad und danach von vier Tagen an Koper- und Istrienbahn für eine herbstliche Fotosession.

Freitag, 11.11.2011: Hamburg - Nachtzug ab Wien

Zugegeben - eine stilvolle Anreise zur ersten DSO-Auslandsforum-Ausfahrt war das nicht, was ich da vorhatte. Aber ich fand den Gedanken ganz verlockend, statt eines ganzen Tages im Zug einen halben Tag in Wien verbringen zu können. Und da ich noch paar "Meilen" auf meiner miles&more Karte übrig hatte, bekam ich den Flug zum Nulltarif.

OS 176 Hamburg 10.10 > Wien 11.45 -10

Mein erster Flug mit den Österreichern. Der Austrian Flieger machte einen sehr guten Eindruck. Lustiges Detail: Im Filmchen mit den Erklärungen der Sicherheitsbestimmungen waren paar nette Gags eingebaut. Die Beinfreiheit war ok. Aber: Ob das Personal wohl Schmerzzulage bekommt? Während der gesamten Boardingzeit und auch nach der Landung ertönte nämlich ununterbrochen Wiener Walzer aus den Bordlautsprechern. Wie mag das Personal das wohl aushalten, wenn das auf jedem Flug so geht? Der Flieger war zu 100% ausgelastet. Dennoch hatte ich einen angenehmen Flug. Der Hochnebel zwischen uns und dem Boden hielt sich hartnäckig. Durch paar Wolkenlücken konnte man unten Bogatynia, Zittau und das Zittauer Gebirge erkennen. Ansonsten sagte mir das da unten nicht gar so viel. Ist halt nicht so meine Ecke. Bei unserem Flugkurs wurde deutlich, wie weit östlich Wien überhaupt liegt.

Nach der Landung ging es direkt zum Bahnhof, der blitzeblank war und einen sehr neuen Eindruck machte. Die einfahrende S-Bahn war allerdings alt. Ich war etwas verwundert, dass dieser Weltflughafen nur je halbstündliche S-Bahn- und Expressverbindungen hatte. Der City Airport Train, kurz CAT, reizte mich ja nun doch mal für ein Foto. Auf DSO hatte ich zwar schon gelernt, dass dessen Strecke gänzlich unfotogen sei, aber vor der ersten S-Bahnstation Mannswörth glaubte ich Möglichkeiten zu erkennen und stieg einfach mal aus.

Der S-Bahnzug am Flughafenbahnhof von Wien.

Nun ja, die Offenbarung wars nicht und ich kam mir auch etwas blöde vor, mit meinem Koffer in der Hand an der benachbarten Schnellstraße langzulaufen. Fußgänger gab es hier weit und breit nicht. Der Hp liegt zwischen weiten Äckern und einem großen Chemiewerk. Immerhin sorgte ich mit meiner umgehängten Kamera für Verkehrsentschleunigung auf der Hauptstraße, auf der paar Arbeiter eine Schutz La 30kmh eingerichtet hatten, die nun erstaunlich gesittet befolgt wurde. Nun ja, ein-zwei brauchbare CAT Bilder kamen zustande, das reichte.

Eine S-Bahn bei Mannswörth...

... und der City Airport Train in seiner schmucken Farbgebung.

Mit der nächsten S-Bahn ging es weiter nach Wien Mitte. Eine S-Bahn mit weit zu öffnenden Übersetzfenstern gibt es ja sonst auch nicht so häufig. Dieser Umstand wurde von einigen Schülern genutzt, Plastikflaschen auf Personen auf den Bahnsteigen zu werfen.

So richtig die direkte S-Bahnanbindung hat der Westbahnhof ja nicht. Deshalb löste ich mir ein Shoppingticket, eine Art Tageskarte, und begab mich zur U3. Der blöde Entwerter stempelte nicht wie erhofft "11.11.11", sondern "Wo45 Fr". Blöd gelaufen! Der Plan war jetzt, meinen Koffer im Westbahnhof im Schließfach zu versenken und dann etwas die Stadt unsicher zu machen. Dumm war nur, dass eine Ebene des Bahnhofs im Umbau begriffen war. Das war natürlich die mit den Schließfächern. Zwar gab es an Bahnsteig 1 nun provisorische Lockers, aber da war nichts mehr frei. Und es warteten schon welche darauf, dass was frei würde. Wurde es aber nicht. Tja, also musste der zum Glück kleine Koffer mit in die Stadt...

Mit der U3 ging es zunächst bis zum Volkstheater. Hier wollte ich in die Strab umsteugen, denn was gibt es schöneres, als eine Stadt per Strab zu erkunden?

Doch das musste erstmal warten, denn als ich an die Oberfläche kam, entdeckte ich sogleich schöne Fotomöglichkeiten. Und zu meiner Freude fuhren auch noch viele alte, klassisch aussehende Züge durch die Gegend. Ich stellte mich direkt vors Parlament und konnte gerade noch paar Bilder machen, bevor Hochnebel und Hausschatten die Oberhand gewannen.

Eine Straßenbahn vor dem Parlamentsgebäude, das links außerhalb des Fotos liegt.

Dann mit Linie 1 nach Prater Hauptallee gefahren, eine Kehre inmtten des riesigen Praterparks. Die Hauptallee war wirklich megalang. Das Riesenrad gab es nur aus der Ferne zu sehen. Unterwegs kam die Bahn auch am Hundertwasserhaus vorbei. Das wirkte in der einsetzenden Dämmerung allerdings etwas finster.

Zurück hatte ich mir noch nen Umweg überlegt. Am Radetzkyplatz wechselte ich in die O und fuhr mit dieser recht voll werdenden Tram südwärts bis zum Umsteigepunkt zur D.

Als wir uns besagter Umstiegsstation näherten, erfuhr ich erst, dass dies der Südbahnhof wäre. Das hatte ich auf meinem Stadtplan gar nicht erkennen können. Und mich empfing eine vollkommen unwirkliche Stimmung. Hinter der kreuzenden Straße kam ein Bauzaun und dahinter begann das Nichts. Eine Riesenbaustelle und ganz weit dahinter Bahnanlagen, die aber auch schon irgendwie angeknabbert wirkten. Doch das war nicht alles. Über dieser ganzen Szenerie saß die Sonne als glutroter Ball zwischen Hochnebeldecke und Horizont. Absolut krass, die Leute blieben andächtig stehen und ich war nicht der einzige, der die Kamera auspackte. Ach ja, die Großbaustelle soll der neue Wiener Hauptbahnhof werden. Wien21 sozusagen...

Sonnenuntergang am Südbahnhof.

Die etwas weiträumigere Perspektive.

Entlang des Schlossgartens, der leider meist hinter einer Mauer verborgen blieb, gelangte ich mit der D zurück zum Volkstheater, dem Beginn meiner Runde. Etwas Zeit war ja noch, so dass ich doch nochmal ins Herz der nicht von Straßenbahnen erschlossenen Stadtmitte vordringen wollte. Mit der U-Bahn gelangte ich zum Stephansplatz. Nach einer kurzen Umschau entdeckte ich von draußen, dass im Cafe de l’ Europe im ersten Stock paar schöne Fensterplätze frei waren. Das musste genutzt werden. Es gab bei Topp-Ausblick auf das Menschengewusel auf Graben und Stephansplatz einen herrlich leckeren Kaiserschmarrn mit Pflaumenkompott. Das war genau die richtige Stärkung.

Anschließend stopfte ich meinen Koffer und mich in die U3 zum Westbahnhof. Dort würde bald die Zeit zum Treffen mit der Reisegruppe in der ÖBB Lounge sein. Eigentlich wollte ich noch Empfangskommitee am ÖIC aus Bregenz spielen, doch habe ich wohl die Kollegen im dichten Gewühl übersehen. Na ja, in der Lounge, die wir als Schlafwagengäste nutzen durften, trafen wir dann aber alle zusammen. Eine nette Zeit mit einer netten Gruppe begann. Gegen 19.30 liefen wir zum Zug, dem zwar der Schlafwagen nach Sofia fehlte, der für uns nach Belgrad aber einen Wellblechschlafwagen bereithielt. Schön, dass ich kurz vor Dienstende dieser Wagen, die mir schon vor 15 Jahren im „Hans Albers“ in Hamburg auffielen, einmal mitfahren konnte. Die Abteile erstreckten sich über je zwei Fenster und waren luxuriös breit. Gegenüber den Betten war sogar Platz für einen vollwertigen Sessel.

D 341 Wien Westbahnhof 19.54 > Beograd 06.49+20

Kurz nach Abfahrt ging es zum Abendessen in den rumänischen Speisewagen des Stammzuges. Es gab im wesentlichen die Auswahl zwischen Snitzel und Pork. Aber das Essen und das Bier dazu waren gut. Im Handumdrehen waren wir in Budapest, wo wir zur Seite gestellt wurden und zusammen mit zwei MAV-Sitzwagen als eigener Zug nach Belgrad aufbrachen. Leider vibrierte der Wagen auf den abgefahrenen Gleisen doch sehr laut und das Fußende der oberen Liege bestand aus einer sehr harten Platte, so dass ich nicht gut geschlafen habe.

Samstag, 12.11.2011: Belgrad

Es klapperte und vibrierte ziemlich im Wagen. Und die nächtliche Passkontrolle war auch nicht gerade der Ruhe dienlich. Im Nachbarabteil musste unser "Tourchef" Erik mehrere Minuten von den Kontrollorganen mit "Passport zack zack, Passport, sonst nicht weiter!" bearbeitet werden, bis er wach war. Klar, dass angesichts von sechs weiteren Grenzkontrollen im Laufe der gesamten Reise das "Passwortkontroll zack zack" zum geflügelten Wort der Tour wurde... Bei der Einfahrt nach Belgrad kam uns um kurz nach 7 Uhr hinter der Savebrücke der "Avala", der Tagesschnellzug nach Budapest, entgegen. Das war insofern ungewöhnlich, dass dieser Zug laut Abfahrtsplan in Belgrad erst um 7.20 hätte abfahren sollen. Die Reisenden aus dem Zug aus Skopje, der nach uns ankam, konnten den Zug nicht mehr erreichen. Na ja, kein Problem, der Balkan ist ja dicht vertaktet... Nachtrag: Lt DB Internet ist die Abfahrtszeit des Avala 6.46. Der Zug aus Skopje hätte aber auch schon 6.02 dasein sollen.

Wir brachten unseren Kram zu einer ziemlich übel aussehenden Baracke, an der was von Gepäckaufbewahrung stand. Na ja, lieber solch eine Baracke als zu wenig Schließfächer, wie es ja gelegentlich in anderen europäischen Hauptstädten vorkommen soll... Danach gab es im Bahnhofsbistro lecker Kaffee und Ham and Eggs (lt Speisekarte lautet die serbische Bezeichnung "Hemandekks" oder so ähnlich). Die Bedienung zeigte sich dem plötzlichen Ansturm einer 22köpfigen Gruppe durchaus gewachsen und nahm freundlich unsere Bestellungen auf. Ansonsten saßen hier nur paar schräge Typen. Die Eier waren aber gut.

Bald wurde es Zeit, mit der Tram zum Burgberg Kalemegdan zu fahren. Dort waren wir mit einem einheimischen Eisenbahnfreund, Chris, verabredet, der für uns ein schönes Besuchsprogramm vorbereitet hatte. Auf dem Bahnhofsvorplatz bekam jeder vier Straßenbahnfahrscheine in die Hand gedrückt, die bei jeder Fahrt zu entwerten seien. Kurz bevor die Strab den Burgberg in die Altstadt hoch erklomm, verschwand der Fahrer erstmal an einer Station mit Kehre aus seinem Fahrzeug zum Klo o.ä.

Modernerer Straßenbahnzug in Belgrad kurz vorm Hbf.

Der allgegenwärtige Tatra-Wagen darf natürlich auch nicht fehlen.

Chris nahm uns in Empfang und führte uns zunächst in den Park rund um die alte Befestigungsanlage, von deren Rand man schön auf die Mündung der Sava in die Donau schauen konnte. Diese Parkanlage war ein erfreulicher Anblick und ließ die Stadt gleich wesentlich sympatischer erscheinen, nachdem der Blick aus dem Zug insbesondere auf Novi Beograd eher ernüchternd war. Belgrad hat rund 1,7 Mio Einwohner, von denen allein 700 000 "drüben" in Novi Beograd wohnen, einer gigantischen Beton-Hochhausstadt, die zum Vorzeigebauprojekt werden sollte, deren dunkel angelaufener Beton auf mich aber eher einen sehr deprimierenden Eindruck macht. Einige Häuser besaßen eine interessante Architektur. Immerhin sind hier auch wichtige Institutionen von Regierung und Wirtschaft untergebracht. Doch schon allein der völlig überdimensionierte Bahnhof Novi Beograd zeigt sich heute sehr erneuerungsbedürftig.

Festungsanlage auf dem Kalemegdan.

Kommen wir zurück zum Burgberg. Unten am Flussufer konnte man die Uferbahnstrecke erkennen, über die der Nachtzug von Rumänien nach Belgrad hineinfährt. Nach Genuss dieses Ausblicks auf die einstmals wichtige Grenze zwischen Osmanischem Reich und K&K-Land liefen wir in die Innenstadt zurück. Zum Glück entdeckte ich bald einen Buchladen mit Schreibwarenabteilung, wo ich einen dringend benötigten wasserfesten Stift bekommen konnte, der heute noch für die Unterschriften auf zwei Urkunden benötigt würde. Der mitgebrachte Stift war leider leer gewesen, schlechte Vorbereitung...

Blick vom Kalemegdan auf die Savemündung in die Donau. Ganz im Hintergrund ist die Betonstadt Novi Beograd zu erkennen.

Die "Kneza Mihaila" ist die zentrale Fußgängerzone in der Belgrader Altstadt.

Nach einem Gang einmal durch die ganze Stadt und Erläuterung der merkwürdigen Geschichte mancher Gebäude, stiegen wir in einen Linienbus zum nächsten Programmpunkt, dem Betriebswerk Topčider, wo der Titozug beheimatet ist. Auf der Busfahrt sah man viele Parks, in denen noch einiges Herbstlaub glänzte. Belgrad scheint eine recht grüne Stadt zu sein und liegt nett zwischen der Donauebene und den Bergen. Der alte Ikarus-Schlenki quälte sich über einen Hügel hinüber durch Wohngebiete, die einen wohlhabenderen Eindruck machten. Leider war die Tram nach Topčider zur Zeit außer Betrieb.

In Topčider standen die drei ex V300er mal wieder anderswo als vor zwei Jahren. Von vorn: 761 002, 001, 003. Offenbar sind sie durchaus noch bewegungsfähig, auch wenn sie nicht unbedingt danach aussehen. Wir wurden vom Leiter der serbischen Bahn-Aufsichtsbehörde und dem Leiter des ZS-Personenverkehrs, der leger mit Jogginghose und buntem "Danger"-Sweatshirt bekleidet war, in Empfang genommen. In zwei Gruppen konnten nun Fotos draußen gemacht werden oder ein Spaziergang durch den zwischen 1959 und 1962 (ein Wagen 1964) gebauten Zug unternommen werden. Es gab drei Züge, die dann auch immer alle drei auf Reisen geschickt wurden. In welchem sich Tito befand, blieb für die Allgemeinheit aus Sicherheitsgründen unbekannt.

Vertraute Front: Die drei V300er stehen vor der Halle des Titozuges abgestellt. Daneben einer der Wagen.

Die seitlichere Perspektive mit Kozara, Dinara und Sutjeska hintereinander.

In dieser schmucklosen Halle steht einer der nobelsten Züge Europas.

Der Speisesalong des Titozuges.

Titos Büroabteil. Wie man sieht, werden gerade neue Strategien ausgebrütet und zu Papier gebracht.

Die Sonne hatte sich nun mehr und mehr durch den Hochnebel gekämpft. Nil und ich hofften, mal einen Zug auf der vorüberführenden Hauptstrecke umsetzen zu können, doch nichts kam - auch die Rampe aus dem Belgrader S-Bahn-Tunnel rollte nichts hinab. Mit dem Tram-Ersatzbus, der aber auch abseits der Tram-Strecke Fahrgäste mitnahm, gelangten wir nun wieder in die Innenstadt und konnten uns unter Führung von Chris in einer alten Brauereigaststätte mit Ćevapčići stärken, während die Hälfte der Truppe noch Titos Grab gehuldigt hat. Nach einem Besuch im Eisenbahnmuseum im Trutzbau der Hauptverwaltung ging es zum Bahnhof zurück. Ein weiterer interessanter Programmpunkt stand an: Eine Fahrt mit dem "Schnellzug" Belgrad - Bukarest, bei dem die Zuglok, eine 661 mit niedriger Nase, prellbockseitig am Zug stand.

Der "Schnell"zug nach Rumänien wird gleich erstmal zurückdrücken, bevor er seine Fahrt in Richtung Norden aufnimmt.

Wir setzten uns in einen der völlig heruntergekommenen Rumänenwagen. In den Abteilen hingen Vorhangstangen halb herunter, Fenster ließen sich nicht öffnen oder nicht schließen, die Polster waren vollkommen siffig, und weshalb an den Wänden u.a. DB-Spiegel hingen, konnten wir uns auch nicht erklären, denn diese Wagen waren nie bei der DB gelaufen. Um Punkt 15.50 kam das Abfahrtssignal, und die 661 drückte uns aus dem Bahnsteig in das Gleisvorfeld hinaus. Nach dem Passieren einer Weiche, die vom Wärter sofort per Stellgewicht umgelegt wurde, ging es auf Hauptsignal schräg nach links. Die Bahnsteige rechts liegen lassend polterten wir über die krumm verlegten Gleise an das Saveufer, dem wir nun zu Füßen des Burgberges folgten.

Der Plan sah vor, bis zur ersten gemeinsamen Station mit der Belgrader S-Bahn "Beovoz" Pančevo zu fahren und mit dieser durch den Innenstadttunnel zurück. Doch im Bahnhof Dunav endete die Fahrt und es ging ewig nicht weiter. An dieser Strecke liegen übrigens mehrere besetzte Bahnhöfe und auch Schrankenposten. Nach einiger Zeit brachte Martin in Erfahrung, dass es eine Streckensperrung gäbe und wir noch mindestens 40 Minuten hier ständen. Dazu hatten wir nun aber auch keine Lust und stiegen nach einiger Zeit aus.

Im Bahnhof Beograd Dunav, in dem nur vereinzelte Nahverkehrszüge von Norden enden, war schon wieder (einstweilige) Endstation.

Vor dem Bahnhof führte eine Hauptstraße entlang, wo wir einfach mal einen Bus in Fahrtrichtung des Zuges enterten. Wir wussten ja nicht, wie weit es noch bis an die Beovoz-Strecke ist. Nun ja, der Bus hatte gerade beschleunigt, da kamen die ersten Fahrleitungsmasten in Sicht. Und schon bog der Bus nach links in eine Buskehre ab, wo er vor der Beovoz-Station Pančevački Most endete. Der Fahrer mag wohl gedacht haben, wie bekloppt wir denn sind, für paar hundert Meter in den Bus zu steigen... Nun ist ja S-Bahn nicht gleich S-Bahn. So erfuhren wir, dass die S-Bahn in dieser 1,7 Mio-Stadt auf ihrer Stammstrecke durch die Innenstadt zwar im Prinzip samstags alle Stunde führe. Aber gerade war ein Taktwechsel, und zwischen 17.02 und 18.17 sollte nichts fahren. Es war jetzt 17.17... Es wurde empfindlich kalt, und der unter den Pfeilern der Straßenbrücke über die Donau gelegene Bahnhof machte nicht gerade den anheimelndsten Eindruck. Martin brachte in Erfahrung, dass man mit dem Bus 37 bis in die Nähe des Hbf gelangen konnte, so dass wir diesen Bus also enterten. Während wir am Bahnhof Dunav vorbeikamen, konnten wir den Schnellzug nach Rumänien immer noch dort stehen sehen...

Gepäckaufnahme an der entsprechenden Luke am Hauptbahnhof.

Am Bahnhof nahmen wir erstmal Gepäck auf, dann waren für uns im Restaurant "Romantika" Plätze reserviert. Dabei handelt es sich um die Betriebskantine des Bahnhofs für den Bw-Bereich, die jetzt allerdings offen für alle und ganz nett eingerichtet ist. Vorteil: Sie ist vom Bahnsteigende des Hbf einmal quer über die Gleise schnell erreichbar (hin waren wir allerdings an der Straße lang gegangen). Zwischen leckerer Suppe und großer Fleischplatte gab es im Restaurant, das übrigens Bier aus einer Brauerei der staatlichen Schlafwagengesellschaft ausschenkt, einige Ehrungen: Carl erhielt die Urkunde "Held der Reisekultur" für 17-maliges Nachtzugfahren in Folge und ich hatte Urkunden zum "Meister der Reiseplanung" mit den Unterschriften aller Teilnehmer für Erik und Martin vorbereitet. Dazu gab es einen kleinen Buchgutschein von der Drehscheibe.

Während der verschiedenen Aufenthalte am Bahnhof hatten wir ja den einen oder anderen Fernzug beobachten können. Ich glaube, nirgends wird der Untergang der großen europäischen Fernzüge so deutlich wie hier in Belgrad. Züge aus der Türkei, Skopje oder Sarajevo rollen mit zwei Wagen daher. Lediglich nach Montenegro sah der Zug selbst jetzt in der Nichtsaison noch ganz ansehnlich aus. Um den serbischen Nahverkehr steht es wohl kaum besser: Chris hatte erzählt, dass zum Planwechsel möglicherweise über die Hälfte aller Zugleistungen gestrichen werden solle. Fahrzeuge und Anlagen sind völlig abgewirtschaftet. In Brüssel träumt man von großen europäischen Güterkorridoren, doch in Serbien kämpft die Bahn ums Überleben…

Unser Zug stand schon bereit, und so konnte nun das Elend seinen Lauf nehmen. Hinter drei slowenischen Sitzwagen und einem serbischen Liegewagen hing unser serbischer Schlafwagen. Äußerlich machte der Wagen bis auf die üblichen Graffiti erstmal keinen schlechten Eindruck. Das sollte sich aber beim Reinkommen schnell ändern. Wobei wir mit unserem Abteil noch Glück hatten. Es funktionierte lediglich das große Licht nicht. Das über dem Waschbecken funz(el)te aber noch. Später ging dann auch plötzlich das große Licht. Die Heizung blieb allerdings aus. Immerhin waren die Betten nicht klamm...

Andere Reiseteilnehmer hatten nicht ganz so viel Glück. Einige Abteiltüren ließen sich nicht abschließen und in einigen Bereichen fehlten weite Teile der Deckenverkleidung bzw waren nur lose in die entsprechenden Löcher hineingesteckt. Von dem fehlenden Klopapier waren hingegen alle betroffen. Bis auf Nil, der hatte welches dabei... Allerdings wollte man auch gar kein Klopapier nutzen angesichts des Anblicks, der sich beim Öffnen des Leibstuhldeckels ergab. Zunächst sah das so aus, als ob dort eine Riesenmenge nasses Klopapier drin läge. Aber die Metallschüssel war hier wohl nur irgendwie angeätzt. Na ja, wer unbedingt musste, konnte ja in die slowenischen Sitzwagen gehen; die waren voll ausgestattet. Pech war allerdings auch, dass die Handtücher nicht für alle reichten, und die Bettlaken musste man sich erstmal in anderen Abteilen "zusammenklauen", weil einige T2er drei Laken hatten und wir im T3 nur ein Laken vorfanden. Es roch im Wagen nach Klostein. Beim Zubettgehen stellte ich allerdings fest, dass dieser Geruch von den Bettlaken ausging. Wohl ein neuartiges Waschmittel...

D 314 Beograd 21.40+5 > Ljubljana 7.22+15

Beim Zubettgehen sind wir allerdings noch nicht. Die Zuglok kam immerhin 5 Minuten vor planmäßiger Abfahrtszeit, und 5 Min nach planmäßiger Abfahrtszeit setzten wir uns auch schon in Bewegung. Wir hatten mit den meisten Gruppenteilnehmern noch ein gemütliches Beisammensein auf dem Gang. Der Schlafwagenschaffner traute sich nicht durch, die Fahrkarten mussten wir zu ihm bringen und die obligaten Päckchen mit Mineralwasser und Seife brachte Martin rum (reichten aber nicht für alle). Dennoch war es ein netter Tagesausklang mit interessanten Gesprächen.

Aber das Programm war ja noch nicht beendet. Wir hatten beschlossen, bis nach der Grenzkontrolle (rund um 1 Uhr) auf zu bleiben, und das war auch ganz gut so. Die serbische Grenzabfertigung in Šid lief ereignislos. Doch in Tovarnik stieg eine Hundertschaft (na ja, paar weniger waren's schon) der kroatischen Grenzpolizei und des Zolls ein. Der Zug fuhr sogleich weiter, denn das Programm konnte man auch im fahrenden Zug durchführen. Man begann, den Zug auseinanderzunehmen. Sie schleppten Bohrer, Stemmeisen, Stablampen und Spiegel an langen Stäben an und begannen die Wand- und Deckenverkleidungen aufzubohren, dass es nur so herausrieselte und -pieselte, die Wandverkleidungen abzunehmen und in jeden Hohlraum zu schauen, den man sich denken konnte. Die oberen Betten rieselten voller Staub. Wenn man sich das Baujahr des Wagens vergegenwärtigt, mag da auch durchaus Asbest mit von der Partie gewesen sein, aber das weiß ich natürlich nicht genau. Als man fertig war, wutschte man paarmal mit der Hand übers Bett, schraubte auch das eine oder andere Teil der Wandverkleidung wieder an und verschwand. Zurück blieben Bohrlöcher in den Wänden und einige nicht wieder angeschraubte Verkleidungen. Tja, nun wussten wir also, wie ein Teil des Wagenzustandes erklärbar war.

Unser Nachtzug hielt während der Zollvorstellung (bei der übrigens unser Gepäck unangetastet blieb) an einem Dorfhaltepunkt nach dem anderen. Der Tf setzte das allerdings nur soweit um, dass er den Zug bis zum Stillstand abbremste und sofort wieder beschleunigte. Keine Ahnung, was das sollte. Planmäßiger Nahverkehr für etwaige Besucher einer etwaigen Spätvorstellung eines etwaigen Theaters im Maisfeld war das jedenfalls nicht.

Trotz der widrigen Umstände schlief ich nach dem Schlafdefizit der vergangenen Nacht ganz passabel. Es wurde natürlich recht frisch. Aber Wolldecken waren genug da. Ich mummelte mich mit dem Laken darin ein und hoffte, dass gerade diese Decken frei von lebenden Gästen wären.

Sonntag, 13.11.2011: NZ an Ljubljana - Pazin

Die slowenische Grenze war kein Problem. Ich mein', paar Wände hätte man ja durchaus noch abnehmen können. Irgendwo im Savetal stand ich auf. Die Katzenwäsche gab es mit Wasser aus der Mineralwasserbuddel. In Linkskurven knallte der Deckel vom Waschbecken immer zu, weil der Magnet wohl keine so rechte Lust mehr hatte. Sören, der mit uns im Abteil war und wie die übrige Gruppe bis Villach weiterfuhr, setzte sich mit paar anderen in einen slowenischen Sitzwagen um. Tja, schade, aber nach dieser Fahrt muss man wohl konstatieren, dass der Reisezugverkehr auf dem Balkan auf einem gewaltigen Abwärtsflug ist.

Nun gut, wir sind wieder in der EU, im Euroland, in der Hauptstadt Sloweniens. Wir schritten über blitzblanken Stein in die Bahnhofshalle und fanden ein kleines Café, in dem wir bei einem Cappucchino auf Daniel warten konnten, der um 8.10 mit dem Nachtzug aus Zürich eintraf. Gemeinsam ging es zum Sixtbüro am Busbahnhof, wo wir einen spritzigen Hyundai I30 erhielten.

Am Sonntagmorgen war nicht viel Verkehr, und so kamen wir schnell aus der Stadt raus auf die Autobahn nach Koper. In Ljubljana hatte noch Nebel geherrscht, doch noch vor Postojna lockerte dieser auf und wir fuhren in strahlenden Sonnenschein hinaus. Bei Črni Kal verließen wir die Autobahn und fuhren über altbekannte Straßen - vorbei am abgewickekten Gasthaus "Foxy Mama" - hinunter ins Tal und in Dol dann hoch nach Zanigrad. Hier kam es uns auf einen Fotopunkt an, den wir in der Drehscheibe Galerie gesehen hatten, wo man von oben einen weiten Blick auf die Kurve von Zanigrad, auf die Felsen und bis zum Meer hat.

Der Ausblick erwies sich tatsächlich als topp. Und - womit wir nun gar nicht gerechnet hatten: Das Tal muss so geschützt liegen, dass hier noch viel Laub an Bäumen und Büschen hing und eine wunderschöne Herbstfärbung mit vielen Rottönen zugange war. Leider erwies sich der Zugverkehr als äußerst sparsam. Und die Sonne näherte sich unaufhaltsam der Gleisachse. Ein Güterzug und der IC 503 kamen leider erst so spät, dass die Seite kaum noch Licht hatte. Das musste in den nächsten Tagen jedenfalls nochmal besser gehen!

Leider war das Licht schon etwas weit rum, als dieser Güterzug durch Zanigrad rollte.

Nach einem Foto von einem Lokzug direkt am Gleis stehend ging es wieder nach Dol hinab, von wo wir die Brücke aufsuchen wollten, die Tobias in seinem Reisebericht vom Sommer gezeigt hatte. Mit dem Auto kamen wir zwar ab einer Schwelle quer über den Weg nicht weiter, doch zu Fuß war's kein Problem. Dort gingen immerhin paar Züge in kurzer Zeit.

Herbstlicher Ausblick von der Feldwegbrücke bei Dol.

Weinreben bei Dol im Gegenlicht...

... und mit dem Licht.

Danach fuhren wir hoch nach Podgorje, wo wir nach einem sehr speziellen Wendemanöver auf engstem Raum auf den in spitzem Winkel zur Straße zulaufenden Weg nach Črnotiče gelangten. Der Weg war zwar auch etwas mühsam zu fahren, aber kontinuierlich gelangten wir unterhalb der beeindruckenden Felsen, an die auch Podgorje geschmiegt liegt, hinauf bis zum Funkmast, von dem aus man schöne Fotostandpunkte an der Felskante erreichen konnte. Dummerweise ging auch hier nicht mehr als eine Doppel-Lz. Das Licht war schon ganz schön weit rum, weshalb wir rüber zu dem "Felsbalkon" von Črnotiče wechselten. Auch rund um Črnotiče war die Herbstfärbung in vollem Gange.

Auf den Felsen waren wir nicht allein! Erst bemerkten wir es gar nicht. Wir hörten nur Stimmen. Und die kamen von unterhalb! Ein vorsichtiger Blick über die Kante brachte Klarheit: Da waren Kletterer am Werk! Offenbar handelte es sich um eine ganze Familienunternehmung, selbst Kinder hingen in den Seilen. Oft waren italienische Flüche zu hören. Wir fragten uns, wie wir uns wohl erschrocken hätten, wenn wir nichts gehört hätten und plötzlich zu unseren Füßen eine Hand von unten an der Felskante erschienen wäre. Zugmäßig ging der IC 502 und dann lange Zeit gar nichts.

IC 502 mal wieder am Felsbalkon von Črnotiče. Aber um wieviel schöner ist doch das Novemberlicht zu dieser Tageszeit!

Irgendwann sahen wir unten im Tal einen Containerzug aufwärts fahren. Nil war auch sicher, dass er ihn schon durch Zanigrad hat fahren sehen. Doch der Zug kam und kam nicht. Natürlich zweifelten wir schon massiv an Nils Wahrnehmungen und äußerten das auch deutlichst. Nun ja, erstmal tat sich nichts, dann kam von unten schon wieder ein Zug, der aber in Hrastovlje stehen blieb. Und dann sahen wir es und wir glaubten: Eine lange Containerkette rollte in der Ferne durch Zanigrad abwärts! Offenbar hatte man unterwegs schlapp gemacht! Tja, ärgerlich! Der Zug wäre gut gekommen. Nun näherte sich die Sonne unaufhaltsam den gegenüberliegenden Bergrücken. Zu unserer Freude kam der andere Güterzug nun aber doch noch im allerletzten Licht hochgefahren.

Um 16.30 setzten wir uns auf die Straße nach Buzet und Lupoglav. Wir wollten gern mal schauen, ob der Istrien-Güterzug im Bahnhof steht und wie herum die Lok ausgerichtet ist. Nach Passieren der misstrauischen Grenzer (na nu, zwei Schweizer und ein Deutscher wollen in einem slowenischen Auto nach Kroatien?) war es vollends dunkel geworden. Eigentlich hatten wir das Hotel "La Parenzana" bei Buje aufsuchen wollen, das Tobias in seinem Reisebericht und auf der zurückliegenden Belgradfahrt auch Martin hochgelobt hatten. Aber wenn der Güterzug denn fotogen wäre, könnte man ja vielleicht doch diesen mal umsetzen, wozu Buje doch etwas abgelegen wäre.

Wir fuhren in Lupoglav links zum Bahnhof rein. Neben drei versifften VTs stand dort eine endlos lange Kette Güterwagen. Und vorn dran - die richtigrumme 2062 049! Die sollte morgen doch gehen!?! Also beschlossen wir, in Pazin nach einer Unterkunft zu suchen. An der Schnellstraße vom Tunnel südwärts ist jetzt das Mautsystem in Betrieb. Allerdings ist Maut wohl nur für Tunnelquerung oder Nutzung der fertigen Autobahn südlich Pazin fällig. Als wir in Pazin an der Südausfahrt unseren Schnipsel aus Lupoglav an der Mautstation abgaben, bekamen wir sofort einen Bon mit Nullbetrag in die Hand gedrückt und die Schranke öffnete sich. Unweit der Abfahrt fanden wir das Hotel Lovac. Das war sicherlich nach der "Wende" einmal komplett renoviert worden, danach aber nicht mehr. Doch alles war sauber, ordentlich und funktionierte bestens. Wir fühlten uns wohl. Nach einer längst fälligen Dusche und einer Runde zum Geldautomaten aßen wir in der zum Hotel gehörenden Pizzeria eine große Pizza "Istria" mit viel Schinken drauf. Sehr lecker! Danach hielt uns nichts mehr auf den Beinen. Es gab Schlaf nachzuholen, und das begannen wir um kurz nach 21 Uhr.

Montag, 14.11.2011: Pazin - Vodnjan - Plase - Buje

Ich schlief wie ein Stein! Doch der Wecker klingelte um 6 Uhr. Um 7 gab es Frühstück und um 7.30 wollten wir unterwegs sein. Denn der Güterzug fährt 8 Uhr ab Lupoglav. Und wir wollten ihm schon ein Stück entgegen fahren.

Pazin vor Sonnenaufgang.

Pazin nach Sonnenaufgang. Blick vom Hotel, von dem man per Seilbahn über eine Schlucht in die Altstadt gelangt. Na ja, wir nahmen lieber die Straße...

Nach dem Eiskratzen brachen wir auf und schafften es noch zur Abfahrt Lupoglav und über die lange Nebenstraße bis Hum. Dort war die Sonne gerade erst auf die Strecke gelangt. Der Güterzug war schon zu hören, der Vordergrund schattig und die Telegraphenleitung im Wege, aber wechseln konnten wir nun nicht mehr. Und der Zug hatte tatsächlich die lange Zugkette, die wir gestern gesehen hatten, am Haken.

Der Istrien-Güterzug rollt im frischen Morgenlicht auf den Haltepunkt Hum u Istri zu.

Wir wollten dem Zug natürlich hinterher. Auf der Nebenpiste hatten wir leider bald den Schulbus vor uns, doch der Güterzug hatte in Borut Kreuzung, so dass wir voller Zuversicht waren. Tatsächlich bekamen wir ihn nochmal direkt von einem Schnellstraßenparkplatz südlich Cerovlje erneut und dann an der Ausfahrt aus Sv Petar u Šumi mit Herbstfärbung. Dann nochmal in Čabrunići und nach Kreuzung bei der Ausfahrt aus Vodnjan. Mehr konnten wir kaum erwarten...

Und nochmal bei der Durchfahrt durch Sv Petar u Šumi.

Sich weiter mit der Istrianerbahn zu beschäftigen, machte keinen Sinn, denn nach Graffiti-Triebwagen stand uns nicht der Sinn. Aber die Entfernungen sind ja in Kroatien nicht groß, so dass wir den Rest des Tages an der Rijekabahn geplant hatten. Über die Autobahn und Schnellstraße gelangten wir zügigst durch den Učka-Tunnel und waren schon frohen Mutes, den 10.50-Bummelzug aufwärts bei Draga zu bekommen, da war das allerletzte Stück in Matulji zur Autobahn gesperrt und wir mussten statt dieser letzten 500m eine 6km-Umleitung fahren. So trafen wir bei Sv Kuzam erst in letzter Minute ein und wagten es nicht mehr, nach Draga weiterzufahren und dort den Standpunkt, den wir auch aus dem Internet kannten, zu suchen. Und das war auch gut so, denn kaum hatten wir uns in Sv Kuzam eingerichtet, da kam Pu 901 auch schon. Auch hier gab es schöne Herbstfärbung, so dass wir den Zug ganz leidlich umsetzen konnten.

Der beschleunigte Pu 901 hat heute nur zwei Wagen und rollt gerade durch Draga, unterhalb Škrljevo.

Nun besorgten wir uns etwas Proviant, denn es stand mal wieder absolute Pampa an. Es zog uns mal wieder zu der herrlichen Rundkehre oberhalb von Plase. Hier hatte ich ja noch den Blick von ganz oben offen. Wir parkten das Auto an der Straße und liefen zu Fuß den Weg hinein. Ich kann mich zu vorangegangenen Reiseberichten nur wiederholen: Dieser Weg mit ständigem Panoramablick auf den Kvarner ist wunderbar. Und die spätherbstliche, klare Luft war unheimlich erfrischend.

Ein herrlicher Wanderweg!

Erstmal suchten wir in der Rundkehre den am Gleis gelegenen Hügel für den nun anstehenden abwärts fahrenden Pu 4000 auf. Der Zug kam und kam nicht. Im System wurde er mit +23 gehandelt. Komischerweise waren keine Wagen verzeichnet. Stutzig wurden wir allerdings erst, als plötzlich Zeiten von Škrljevo auftauchten, das ja schon unterhalb von uns lag. Und nun waren auch wieder zwei Wagen verzeichnet. Zwei Wagen mit Zuglauf Plase - Rijeka! Es ist unglaublich! Der Zug ist zwischen Skrad und Plase im SEV gefahren worden, und jeder Stationsvorsteher hat brav die Zeit eingetragen, zu der der Bus bei ihm auf dem Vorplatz abgefahren ist...

Nun hatten wir natürlich schlimmste Befürchtungen für den weiteren Zugverkehr. Dennoch versuchten Nil und ich nun die kahle Stelle auf dem gegenüberliegenden Hügel zu erreichen, allein weil ich es mir mal anschauen wollte. Den von letzten Unternehmungen bekannten Pfad fanden wir irgendwie nicht, so dass wir uns querbeet durchgeschlagen haben. Nach einiger Kletterei und Kraxelei hatten wir die Rodung tatsächlich erreicht! Ein wunderbarer Ausblick tat sich auf. Aber wozu dieser schweißtreibende Aufstieg? Es findet ja kein Zugverkehr statt. Wirklich nicht? Mittlerweile war es 13.44 Uhr und der nächste Pu 4001 musste ab Rijeka im System sein. Beim Zuglauf der Wagen musste ja beistehen, wie weit sie fahren würden. Und alles wurde gut! Es waren drei Wagen Rijeka - Zagreb verzeichnet! So waren wir plötzlich guter Hoffnung. Und diese Hoffnung wurde sogar ziemlich bald Gewissheit, als nämlich von unten ein erster Güterzug auftauchte. Dann der Bummelzug und später noch ein zweiter Güterzug. Das war super und reichte von hier.

Der erste Güterzug von der Waldrodung aus.

Also wieder runtergeklettert und unterhalb der Lichtung sogar den Pfad gefunden, der sich zum Waldrand hin allerdings in mehreren Spuren verlor, so dass er von unten in der Tat schlecht zu finden ist. Die beiden anderen waren schon zu einem Felsen westlich der Bahn vorgegangen, wohin ich nun folgte. Von dort hatte man einen interssanten Blick mit den beiden Dämmen hintereinander. Doch leider rückte der Bergschatten dem Damm immer näher. Zu guter Letzt tauchte von oben doch noch etwas auf - eine Lok!

Kleine Lz auf großem Damm.

Von innerhalb der Rundkehre gab es nun noch einen abwärts fahrenden Güterzug mit etwas Herbstfärbung. Dann war das Licht ganz weg. Der B 901 hatte leider zu viel Verspätung und kam durch, während wir - schon auf dem Rückweg - den Sonnenuntergang über dem Kvarner fotografierten.

Und kurz vor Sonnenuntergang kommt noch ein Güterzug von oben.

Abendstimmung über dem Kvarner.

Heute Abend wollten wir aber dieses Hotel bei Buje aufsuchen. Deshalb ging es zügig durch den Tunnel zurück nach Istrien und nach Lupoglav. Dort bekamen wir bei Dunkelheit gerade die Ausfahrt des Gz Richtung Buzet mit, der viel Holz in E-Wagen dabei hatte. Die Lok stand andersherum; leider konnten wir nicht erkennen, welche es war. Zügig ging es weiter. In Buzet links ab und durchs mittlerweile dunkle Gebirge. Das Tal muss recht einsam gewesen sein; kaum Verkehr und nur oben auf den Hängen gelegentlich die Lichter eines Hofes oder Dorfes. Hinter Buje war "La Parenzana" gut ausgeschildert, so dass wir es schnell am Ende einer Nebenstraße fanden.

Platz war genug, und so konnten wir unsere Zimmer beziehen. Danach gab es Abendessen. Dieses war sehr edel und am Ende auch teuer, aber das Beefsteak war seinen Preis allemal wert. Und als Nachtsich gab es die aus Tobias' Reisebericht bekannte und im Auslandsforum bereits heftig diskutierte Schokomousse mit Himbeersauce. Eigenwillige Zusammenstellung, aber durchaus lecker. Übrigens hing das ganze urtümliche Hotel, das mal ein Gutshof gewesen ist, voll mit Eisenbahnutensilien, denn "La Parenzana" ist der Name einer Schmalspurbahn, die mal vor dem Hotel entlang führte. Und in diesem Haus sprechen alle fließend deutsch. Bei einer Karaffe Weißwein konnten wir den Abend im Kaminzimmer bei Reisebericht schreiben und Internet ausklingen lassen.

Dienstag, 15.11.2011: Buje - Koperrampe - Buje

In dem abgelegenen Gutshaus habe ich tief und fest schlafen können. Weit und breit kein Straßenverkehr, nichts als Stille - vielleicht von paar Hunden in größerer Entfernung abgesehen, die man immer mal wieder gehört hat. Morgens hatte ich Schwierigkeiten, die genaue Lage des Hauses einzuordnen. Die Sonne ging dort auf, wo ich sicher Westen vermutet hätte.

Es gab ein kleines Frühstücksbuffet mit Schinken, Käse und Würsten, die sicherlich aus der Umgebung kamen. Den Kaffee konnte man sich selbst an einem Kaffeeautomaten zusammenbrauen lassen. Nach dem Frühstück fragten wir sicherheitshalber die Bedienung, welches denn die richtige Straße Richtung Koper sei. So fanden wir den richtigen Weg. Zwar landeten wir auf einer anderen Hauptstraße als geplant, die sich westlicher auf die Küste zu hielt, doch hatte man im Bereich der Grenze die Straßenführung geändert und diese westliche Straße über eine Neubautrasse direkter auf Koper zu geführt. Die Grenzkontrollen liefen unproblematisch ab.

Kurz hinter Koper tankten wir und kauften uns Verpflegung, denn Läden gibt es an den Dörfern an der Koperrampe bekanntlich nicht. So gelangten wir dann an unsere altbekannte Wirkungsstätte Zanigrad, wo wir sogleich den Weg hochliefen und hofften, dass nun etwas mehr Zugverkehr mit brauchbarem Sonnenstand käme als am Sonntag. Oberhalb des Feldweges entdeckten wir zwei verschiedene mögliche Standpunkte. Zunächst nahmen wir den oberen, von dem aus man Autobahnbrücke und Meer in den Hintergrund nehmen konnte. Hier kamen auch relativ zügig zwei Züge von oben und ein von einem Mammut-Werbetaurus nachgeschobener Bergfahrer.

Heute kann man von Zanigrad bis zum Golf von Triest und zu den Alpen sehen!

An der anderen Position war es zunächst etwas mühsamer. Erst ging nur kleiner Beifang ins Netz (Desiro in unmöglichem Werbedesign, zurückkehrende Schiebeloks), dann kam gerade noch bei brauchbarem Seitenlicht ein hübsch leuchtender Containerzug mit ÖBB-Taurus-Doppel.

Traumhafte Felsenlandschaft mit prächtiger Herbstfärbung! Was will man mehr?

Anschließend nahmen wir uns noch am Standardpunkt mit dem verfallenen Häuschen die zurückkehrende Mammutlok und einen Güterzug. Hier hatte man einen herrlich rot gefärbten Hang im Hintergrund.

Und nochmal die von früher bekannte Perspektive am "Hotel Zanigrad".

Dann rutschten wir den schlechten Weg langsam wieder nach Dol hinab. An der Wehrkirche versuchten wir paar Landschaftsmotive mit der schönen Herbstfärbung. Gerade verkehrten auch Züge in beide Richtungen mit Kreuzung in Hrastovlje. Und es ergab sich tatsächlich perfekt, dass man beide Züge auf den beiden Ebenen fotografieren konnte. Ärgerlich war nur, dass jetzt von Norden ein massives Schleierwolkenfeld die Sonne erreicht hatte und dem Licht beträchtlich die Intensität nahm.

Zwei Züge, die in Hrastovlje gekreuzt haben, passen perfekt ins Motiv mit der Dreifaltigkeitskirche.

Der nächste Programmpunkt war die Felskante oben am Funkmast. Wir fuhren den Umweg über die Straßen nach Črnotiče und von dort den besseren oberen Teil des Weges hinein. Erst sah es so aus, als ob das Wolkenfeld wieder weichen würde, dann zog es aber doch massiv vor die Sonne. Das Ende war zwar bald schon wieder erkennbar - ringsherum nur blauer Himmel - aber bis das durch sein würde, war die Sonne schon fast am Untergehen. Ärgerlich!

Betörende Herbstfarben am Wegesrand.

Nicht nur das Wolkenfeld war problematisch, sondern auch der Umstand, dass kaum etwas fuhr. Lediglich eine Dreifach-Lz und der vollgesiffte Schüler-VT kamen durch. Bald war das Licht zu weit rum. Schade, denn heute hatten wir eine wunderschöne Fernsicht über den Triester Hafen und Monfalcone bis zu den Alpen.

Bei der klaren Sicht hätte gern was längeres kommen dürfen...

Wir hofften, dass wir diesen Blick vielleicht morgen nochmal hinbekämen, und fuhren nochmal zur Kirche von Hrastovlje. Das Wolkenfeld war fast durchgezogen; nur noch die letzten Flusen verdarben uns das Bild vom aufwärts fahrenden Schnellzug IC 502. Als diese Flusen auch durch waren, war auch schon der Bergschatten zur Stelle und verdunkelte die alte Wehrkirche mitsamt der prächtigen Herbstfärbung rundherum. Ein Gz-Paar mit Kreuzung in Hrastovlje ging nur notdürftig.

Oben in den Hängen würde noch etwas länger Sonne sein; und so probierten wir es nochmal mit Zanigrad und dem herrlich rot gefärbten Hang im Hintergrund. Das sah alles wunderbar aus. Aber auch hier fehlte es wieder an Zügen. Immerhin mussten wir das Motiv nicht gänzlich "trocken" umsetzen, denn immerhin beehrte uns eine Doppel-Lz. Besser als nichts.

Auch dieses Traum-Herbstmotiv hätte man auch gern mit richtigem Zug gehabt. Aber eine Doppel-Lz ist natürlich besser als nichts.

Anschließend schauten wir nochmal nach Črnotiče hoch und testeten einen bei "Foxy Mama", einem leer stehenden Etablissement an der Hauptstraße, abzweigenden Weg parallel zur Bahn. Beides ohne weiterbringende Ergebnisse - außer dass wir eine Gassigängerin zweimal stören mussten und einen giftigen Blick ernteten. Über die Hauptstraße und Koper ging es wieder zurück zu unserer abgelegenen Pension "La Parenzana". Heute Abend war eine Gruppe angekündigt. Wir konnten nur hoffen, dass es nicht zu laut werden würde. Als wir um 17.15 ankamen, war man schon am "tagen". Um 18 Uhr verabredeten wir uns zum Abendessen.

Uns wurde Kalbsbraten empfohlen, den wir dann auch nahmen. Davor ein Salat. Und anschließend wieder Wein am Kamin, wobei anfangs noch gelegentlich die Kinder von der Gesellschaft herumtobten, dann aber schnell Ruhe einkehrte. Interessanterweise sprachen auch die Leute von der Gesellschaft, von der wir zum Nachtisch ein leckeres Teigbällchen kredenzt bekamen, untereinander zum Teil deutsch.

Mittwoch, 16.11.2011: Buje - Koperrampe - Hamburg

Leider hatte ich mir einen aufgesackt bzw mich anstecken lassen. Vermutlich die Spätfolgen einer Fahrt in einem unbeheizten Schlafwagen... Erst gegen 3 Uhr verfiel ich in einen stetigeren Schlaf. Allerdings auch nicht so lange wie geplant, denn kurz nach sechs Uhr brummte ein Käfer fliegenderweise lautstark durch das Zimmer. Dennoch fühlte ich mich morgens ganz fit. Die Müdigkeit kam später im Tagesverlauf.

Wir hatten das Frühstück mal wieder auf 7.30 vorbestellt. Vermutlich hätten wir ab 8 Uhr auch was Warmes wie Ham & Eggs bekommen, aber wir wollten das wenige Licht der kurzen Tage so gut wie möglich nutzen. Und die ganzen Schinkenvarianten waren auch ganz lecker. Kurz nach 8 hatten wir bezahlt und es ging los. Der Grenzübertritt lief problemlos; die Grenzer interessierten sich wie gestern mehr fürs Internet als für unsere Pässe. Als erstes suchten wir den Punkt auf, von dem man von oben auf den Damm von Dol fotografieren kann. Angesichts der Tatsache, dass wie vielerorts an der Koperbahn auch der Bahnhof Hrastovlje (der in Dol liegt) hinter einer kleinen Lärmschutzwand verschwunden war, fragten wir uns, ob nicht gerade der Damm prädestiniert wäre für eine Lärmschutzwand. Es kam relaiv bald ein Güterzug. Die Lok war zwar dreckig, aber rechtzeitig für den aufwärts fahrenden Desiro gaben wir diese Stelle auf und fuhren nach Črnotiče hoch.

Ein Bergfahrer auf dem Damm von Dol / Bf Hrastovlje.

Dort suchten wir den schönen Aussichtsfelsen mit Blick auf den in einer S-Kurve gelegenen Bahnhof auf. Es gab eine Dreifach-Lz und den Desiro, dessen Sinalco-Werbung zwar arg verblichen wirkte, aber wenigstens graffitifrei war.

Der Sinalco-Express bei Črnotiče. Die Werbung über die Fenster rüber ist m.E. eine Frechheit den Fahrgästen gegenüber, aber evtl der Versuch, dem Graffitiproblem Herr zu werden.

Da bald schon wieder der nächste Abwärtsfahrer grün hatte und somit in die für uns gute Richtung nichts kommen konnte, verließen wir bald schon wieder den Felsen und fuhren zum Funkmast. Hier rollte es ganz gut, aber leider war der schöne Weitblick von gestern schon wieder Geschichte. Das Meer war kaum als solches zu erkennen, die Häuser von Monfalcone am anderen Ufer konnte man bestenfalls erahnen. Der Alpenkamm war im Dunst nicht auszumachen. Etwas reingelegt hatte uns der IC 503, der nach einer Doppelkreuzung mit einem Gegenzug in Črnotiče als zweiter Zug dicht hinter einem Containerzug folgte. Ich konnte nur noch die Kamera hochreißen; die beiden anderen waren gerade beim Motivwechsel...

Der Schnellzug mit den Hafenanlagen von Triest im Hintergrund. Wegen starker Belegung der Strecke wurden zwei zurückkehrende Schiebeloks dem IC 503 einfach vorgespannt.

Von unserer Felskante konnten wir beobachten, wie unten im Tal im Bf Rižana der Containerzug an die Seite ging, den IC überholen ließ und drei Kreuzungen abwartete. Zwei der Aufwärtsfahrer hatten Nachschub und waren somit für unser Motiv auch geeignet. Eine der Nachschubloks war ein Mammut. Ansonsten war der Ausblick hier oben an der Felskante einfach wieder mal phantastisch. Wenn man die Jacke unterlegte, konnte man noch prima im Gras sitzen und die himmlische Ruhe genießen.

Manni das Mammut schiebt einen Autozug ins Landesinnere. Die "Strukturen im Himmel" sind in Wirklichkeit Bauten am anderen Ufer des Golf von Triest.

Nachdem dies also auch geklappt hatte, wollten wir über Črnotiče runter zur Wehrkirche von Hrastovlje umziehen, doch noch auf dem Schotterweg vom Funkmast waren uns schon die ganzen Tage tiefrot gefärbte Büsche aufgefallen. Und wir überlegten uns, dass man die doch zusammen mit einem Zug umsetzen können müsste. Wir liefen eine Wiese hoch, kletterten auf Heurollen drauf und konnten, solange wir nicht wegrollten (Nil und Daniel gaben alles, damit dass der Fall wäre), einen Zug und eine Dreifach-Lz fotografieren. Leider hatte der Zug zwischen sauberer Lok und nagelneuen Schiebewandwagen bischen flaches Gelumpe.

Der Herbst gab alles oberhalb von Črnotiče.

Dennoch - schön, dass so schnell ein Zug kam. Jetzt konnten wir runter nach Hrastovlje fahren. Dort im Ort und bei der Wehrkirche war der Herbst in Bestform, da auch die vielen Weinreben der kleinen "Hausäcker" in gelb und rot leuchteten. Gerade waren wir aus dem Auto gestiegen, da näherte sich auch schon ein Zug auf der oberen Ebene dem Fotopunkt. Wir konnten ihn nur notdürftig von der Straße aus umsetzen. Danach kraxelte ich den Hang oberhalb der Straße hoch, von wo es bald darauf den laut hupend durch das Tal dröhnenden Schülerzug zu fotografieren gab. Die Steigung verlangte dem alten Dieseltriebwagen alles ab...

Der Schülerzug kämpft sich laut brummelnd und trötend die steile Strecke aufwärts.

Danach war erstmal Ruhe. Es tat sich nichts auf der Strecke. Das war insofern schade, dass ich das Motiv von oben schon gern mal mit einem längeren Zug gehabt hätte. Nachdem Nil und Daniel sich auch schon anderweitig orientiert hatten, hielt mich nach einiger Zeit auch nichts mehr am Platz. Der Sonnenschein war topp, ebenso die Herbstfarben. Ich lief einfach mal ein Stück die Straße lang und fotografierte die herbstlich gefärbten Reben und Büsche. Gerade im Gegenlicht vor dunklem Berghang leuchteten die Farben betöööörend.

Die Dreifaltigkeitskirche Sv Trojica aus dem 12. Jahrhundert ist bekannt für ihre Wandmalereien (ja ja, Graffiti hat in der Gegend eine lange Tradition...). Besonders berühmt ist das Totentanz-Fresko des istrischen Malers Johannes aus Kastav (1490). Quelle: Wikipedia.

Wesentlich schmackhafter ist die Tradition des Weinbaus. Wir hätten nicht damit gerechnet, Mitte November noch solch ein Farbenspektakel zu erleben...

Weinreben im Gegenlicht...

...vor dunklen Berghängen.

Vorwarnzeit für Züge hatte ich genug. Für das Motiv brauchte ich Aufwärtsfahrer, wobei der Auslösepunkt auf der oberen Ebene lag. Als endlich mal wieder ein Zug zu hören war - freundlicherweise wieder von unten - schlenderte ich gemütlich zu meinem Fotopunkt zurück und konnte den Zug wie gewünscht umsetzen.

Und nochmal mit Güterzug auf der obersten Ebene.

Die beiden anderen kamen auch zurück, und wir beschlossen, die Tour dort zu beschließen, wo der fotografische Teil begonnen hatte: In Zanigrad. Nachdem bisher immer Daniel den mühsamen Weg hochgefahren war, musste heute Nil ran (die beiden hatten sich tageweise mit Fahren abgewechselt). Er versuchte sichtlich, alle möglichen Fahrfehler und Aufsetzer, die Daniel quasi ausgekundschaftet hatte, zu vermeiden. Das gelang auch durchaus gut, wobei Nil auch nur die halbe Geschwindigkeit fuhr ;-) Oben angekommen war der Hintergrund-Berghang noch immer schön rot. Ansonsten viel Luft auf dem Gleis. Nach einiger Zeit kam der Schnellzug hoch und wir beschlossen, noch auf mögliche Kreuzung in Črnotiče zu hoffen. Es wurde auch gekreuzt. Es kam das Mammut mit einer anderen Lok Lz runter. Toll, Lz hatten wir hier gestern schon...

Da ich um 18 Uhr ein Date am Flughafen hatte und spätestens um 17 Uhr dort sein wollte, beschlossen wir die Sache und gingen zum Auto zurück. Dabei hörten wir allerdings von unten den nächsten Bergfahrer anrollen. Ein Blick von der Felskante besagte, dass dieser eine Nachschublok hatte. Na gut, die zehn Minuten konnten wir auch noch warten. So bekamen wir wenigstens einen Zug als Nachschuss an dieser Stelle...

Im allerletzten Moment gelang Zanigrad noch mit Zug.

Ein letztes Mal bei "Foxy Mamma" vorbei gelangten wir in Črni Kal auf die Autobahn, auf der wir direkt zum Airodrom von Ljubljana fuhren. Interessantes Wetterphänomen: Während wir einen durchgehend sonnigen Tag gehabt hatten und im Gras sitzen konnten, fuhren wir bei Postojna geradewegs in eine fiese, feuchte, kalte Nebelsuppe hinein. Die Bäume trugen hier Rauhreif! Die Sonne dürfte den ganzen Tag nicht geschienen haben. Der Nebel lichtete sich auch in der Ebene kaum und verdichtete sich auf Kranj zu sogar. Das Aussteigen in die grässlich feuchte Kälte am Flughafen war schon hart. Aber es waren auf den Bildschirmen keine Ausfälle wegen Nebels verzeichnet, so dass ich mich von den beiden anderen verabschieden konnte. Sie gaben den Wagen am Bahnhof zurück und fuhren dann mit dem Nachtzug nach Zürich.

Der Flughafen Ljubljana ist wirklich winzig. Bei der Durchleuchtung gab es nur eine einzige Spur!

JP 136 Ljubljana 18.05 > Wien 18.55

Die Slowenen setzten eine kleine Düsenmaschine des Canadair Typs CRJ 900 ein, die aber geräumig war. Ich hatte niemanden neben mir sitzen und konnte schön dösen.

LH 3103 Wien 20.05 > Hamburg 21.30-15

Auch in diesem Flieger hatte ich beide Plätze neben mir frei. Es gab zwei Getränke und sogar einen kleinen Kartoffelsalat. Irgendwie fühlte ich mich an alte Zeiten erinnert: Früher freute ich mich bei Heimfahrten in der Ausbildungszeit immer im ICE, wenn Hamburger Personal an Bord war. Die waren immer lockerer drauf und gaben einem das Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein und bald zuhause anzukommen. Diesmal traf das auf das Lufthansa-Personal an Bord zu. Die drei waren ungekünsteltes norddeutsches Temperament: "So, jetzt erkläre ich ihnen mal wieder, wie man den Anschnallgurt schließt..." Mit Schreiben des Reiseberichtes verging die Zeit im wahren Sinne des Wortes wie im Fluge. Mein Koffer kam als erstes auf dem Band angefahren, und so saß ich um 21.24 bereits in der S-Bahn.

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