Dalmatien Herbst 2013 - Die Konzepte gehen weiter

Autor: Jan-Geert Lukner. Alle Rechte am Text und an den Bildern liegen beim Autor.

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Samstag, 19.10.2013

Eigentlich hatten Nico und ich die letzte Oktoberwoche für irgendein Ziel in Deutschland mit schön bunten Herbstfarben reserviert. Allerdings hatten wir im Laufe des Sommers beide Lust auf Kroatien bekommen. Mir lag es nach der Maitour mit Yannick (siehe Reisebericht "Mit Konzept zum Ossomböh") vor allem an den Mittagsmotiven mal ohne Hochlicht. Außerhalb der Hochlichtsaison bin ich noch nie da unten gewesen. Wir hatten zu einem zivilen Preis einen Lufthansa-Flug Frankfurt - Zagreb und zurück geschossen, vereinbarten aber, dass wir im Falle von Nicht-Wetter in Kroatien und Chance auf Sonne in Dtl in heimischen Gefilden bleiben würden. In der Woche vorm Urlaub zeichnete sich jedoch ab, dass wir uns eine sehr schöne Woche für Kroatien ausgesucht hatten. Darüber waren wir nicht böse...

ICE 571 Hamburg-Harburg 05.30 - Frankfurt Flughafen 09.16+14

Auf das frühe Aufstehen hätte ich verzichten können. Die Fahrt im eigenen Abteil war dann aber äußerst entspannt. Ist ja kurios, dass ich von Harburg den Frankfurter Flughafen ohne Umsteigen erreichen kann, den Hamburger hingegen nicht... Über die von Station zu Station wachsende Verspätung war ich etwas überrascht. Die haben wir uns offenbar kontinuierlich, aber unauffällig erbummelt.

Landschaftlich war die Fahrt trotz altbekannter Strecke der Hingucker. Das Bergland von Hessen erstrahlte in den leuchtendsten Herbstfarben. Dies sollte der einzige kleine Wehrmutstropfen unserer Reise werden: Wie wir später merkten, würden wir die Herbstfärbung mit Durchquerung des Velebit hinter uns lassen. In der Ličko Polje war der Herbst angekommen, in Dalmatien erst in allerersten Anflügen.

Die Verspätung meines ICE konnte mich nicht aus der Ruhe bringen. Ich hatte genug Reserve eingeplant. Das erwies sich auch gar nicht mal als verkehrt. Frankfurt ischa nun auch nicht gerade der Flughafen der kurzen Wege. Nachdem ich den Koffer beim Check-in erstmals vollautomatisch auf die Reise geschickt hatte (ob ich alles richtig gemacht hab, werde ich in Zagreb erfahren), ging es ohne jegliche Vorkommnisse durch die Sicherheitskontrolle. Ich wurde sogar von einem Inder fröhlich eingewiesen: Nehmen Sie Reihe 8, die ist heute gebührenfrei...

Bei den Jungs von der Passkontrolle waren die Schlangen allerdings sehr lang. So traf ich tatsächlich erst eine Dreiviertelstunde nach Zugankunft unweit meines Gates ein, wo ich mich nun bis zu Nicos Ankunft für eine weitere Dreiviertelstunde in eine Bar setzte. An freies WLAN war natürlich nicht zu denken; Geldschneiderei! Rechtzeitig um 11 wechselte ich zu unserem ins Tiefgeschoss verbannten Gate, wo ich mich mit Nico verabredet hatte. Irgendwann rannte er dann auch an mir vorbei. Und rief mich an. Und kam wieder zurück. Gemeinsam ging es jetzt mit dem Bus einmal quer über den ganzen Flugplatz zu unserer Maschine.

LH Frankfurt 12.00 - Zagreb 13.25

Der Flug war nett. Man sah viel unten. Einordnen konnte ich allerdings diesmal zwischen Hanau und dem Zagreber Hausgebirge Medvednica rein gar nix. Die Stewardess war nett. Als Nico zaghaft fragte, ob er seinen Tee mit Zitronenscheibe haben könnte, meinte sie auf die Zaghaftigkeit bezogen: 'Sie können mit mir ganz offen über alles reden.'

In Zagreb machten wir den Fehler, vor dem Gang zur Autovermietung noch WC und Geldautomaten aufzusuchen. Als wir damit durch waren, stand plötzlich eine lange Schlange vorm Fleet-Schalter. Das sah insofern komisch aus, da an den zehn anderen Autovermietungsschaltern rein gar nichts los war. Immerhin kamen wir nach 20 Min an die Reihe.

Alle Autovermieter warten auf Kundschaft. Nur bei Fleet gibts ne Schlange. (Foto von Nico)

Wir erhielten einen Seat Toledo. Na ja, Upgrade zwar, aber kein Tempomat und insgesamt in der weißen Farbe etwas prollig. Der IC nach Split, mit dem wir für den Nachmittag geliebäugelt hatten, war uns nun weit voraus und hatte die E-Strecke bereits verlassen. Aber noch gaben wir uns nicht geschlagen. Zügig ging es auf einer gähnend leeren Autobahn südwärts. Und siehe da: Als wir an Otočac vorüber kamen, war der IC gerade erst in Rudopolje. Wir konnten wie angedacht in Perušić rausfahren und uns in Ruhe eine Stelle suchen. Dabei landeten wir letztendlich dort, wo Yannick und ich im Mai keine Zeit mehr gehabt hatten, uns vernünftiger zu stellen. Jetzt klappte es.

IC 523 zwischen Perušić und Lički Osik.

Nun sollten sich auch Gegenzüge nähern. Ein Gz stand in Medak zur IC-Kreuzung drin, doch weit würde der nicht mehr vorm Gegen-IC, dem letzten 7123, kommen. So war es dann auch. Er ging zwecks Überholung bereits in Gospić wieder an die Seite. Und die Sonne näherte sich mit aller Macht dem für den Untergang zuständigen Hügelrücken.

Herbstspielerei bei Lički Osik.

Erst hatten wir auf einer sapschigen Wiese unser Glück versucht, dann fuhren wir jedoch lieber wieder zu dem Weg vom IC-Bild zurück, von dem wir einen schönen Ausblick für Nordfahrer entdeckt hatten. Wenigstens der Nagibni ging noch klasse vor Kulisse des Velebit Gebirges.

ICN 522 verlässt vor der Kulisse des Velebit die Häuser von Lički Osik.

Der Güterzug bekam nur noch Restlicht ab. Nun denn... In Lički Osik schauten wir noch kurz am BÜ nach Fotomöglichkeiten, da standen wir doch glatt vor geschlossenen Schranken! Ein Südfahrer kam vorbei! Na ja, mit Sonne war's das eh für heute. Durch Dämmerung und Dunkelheit ging es nun die anderthalb Stunden nach Knin rüber. Die Vorfreude auf Fleischplatte Mihovil wuchs von Minute zu Minute. Erstmal war aber die Frage, ob wir denn überhaupt im Hotel Mihovil zu Knin Platz bekämen. Aber es war Samstag und der Parkplatz wieder mal komplett leer. Übernachtung und Fleischplatte Mihovil waren gesichert.

Sonntag, 20.10.2013

Morgens wurden wir dank Ohropax und Fensterläden erst durch den Wecker wach. Um kurz nach 7 waren wir beim Frühstück. Dann schauten wir noch beim Bahnhof vorbei, über dem die wirklich sehenswerte Festung thront.

Unser Leihwagen vor Kulisse der Kninska Tvrdjava.

Die große Frage für den weiteren Tagesablauf war nun, ob auf der Zadarbahn ein sauberer VT führe. Denn dann sollte es das Vormittagszugpaar in der Krkaschlucht sein. Das System gab Auskunft: Ausgerechnet der 013 war unterwegs. Der einzige 7122, den wir im Mai nicht gesehen hatten. Auf dem Foto im HŽ Mapper sah er einigermaßen sauber aus, aber man sah halt auf dem Bild nur die eine Seite. Also: Risiko in der Krkaschlucht oder das wirklich ansehnliche Gz-Programm auf der Likabahn bestreiten? Erstmal war zu allem jedoch noch Zeit. Einzige Fotomöglichkeit für den Tagesbeginn war der Bummelzug nach Süden. Dem fuhren wir ein Stück voraus und nahmen ihn kurz vor Žitnić.

Pu 5803 zwischen Drniš und Žitnić am Rande der weiten Buschsteppe.

Wir hatten uns entschieden: Krkaschlucht sollte es sein. Wir hatten jetzt genügend Zeit, dort den Fahrweg as far as possible reinzufahren und dann zur Erkundung nochmal um die nächste Talkrümmung herum zu wandern. Die Schlucht war herrlich. Würzig dufteten die Kräuter, imposant thronten die Felsformationen hoch über dem Tal. Motivtechnisch entschieden wir uns allerdings dann doch für den Blick von einem Felsen auf Tunnel 2.

Ein Stück die Krka-Schlucht rein trafen wir auf Pu 5700 aus Zadar, der gerade Tunnel 2 verlassen hat.

Na ja, irgendwie war der Zug dann doch ganz schön lütt. Aber auf die Kulisse kam es an. Knapp eine Stunde später stand die Rückfahrt ab Knin auf dem Zettel. Etwas Zeit war also. Bevor wir die Flussbrücke bei Knin erkundeten, überlegten wir, dass man die zwei Güterzüge, die von Norden kommen sollten und die sich mit dem Krkaschlucht-Programm ausschlossen, vielleicht wenigstens auf dem kleinen Viadukt oberhalb Knin machen könnte. Wir fuhren mal schnell hoch. Doch der erste musste gerade durch gewesen sein und der zweite hatte nur eine Ankunftsmeldung von Gračac im System. Vor den bald anstehenden ICs in beiden Richtungen rechneten wir nun nicht mehr mit ihm. Hätten wir man... Kurz nachdem wir Richtung Schlucht verdampften, muss er über die Brücke gerollt sein, wie wir später im System sahen. Offenbar waren die Daten verspätet ins System gekommen. Wir waren also wieder in der Schlucht verschwunden. Nico hatte sich für die Flussbrücke entschieden, ich wollte einen Nachschuss auf die 'Alte Frau' machen, eine Felsformation, die uns an eine so benannte Felsformation im Kosovo erinnerte, aber in mini. Leider hingen wir nun in einem Wolkenfeld drin. Und nochwas war 'leider': Der VT war getauscht worden. Es kam der 007, den ich noch sauber in Erinnerung hatte. Er war aber nicht mehr sauber. Tja...

Pu 5703 verschwindet von Knin kommend in der Schlucht. Zweieinhalb Stunden Fahrt nach Zadar stehen bevor!

Nun gab es allerdings auch einen für uns äußerst günstigen Umstand: Die beiden südfahrenden Gz standen beide noch in Knin. Darauf sollte sich ein Konzept aufbauen lassen! Als wir am Bahnhof vorüberfuhren, startete gerade der erste, komischerweise der zuletzt angekommene. Wegen eines Zastava vor uns, der die kurvenreiche Steigung hinter Knin im Schritttempo nahm, konnten wir ihn aber erstmal nicht überholen. Erst in Kosovo hatten wir ihn; dort sollte er aber auch an die Seite gehen. Wir fragten uns wofür. An der Passhöhe zwischen Kosovo und Tepljuh hatten wir vorhin schon eine schöne Telestelle entdeckt, der wir nun mal huldigen wollten. Irgendwann würde der Güterzug schon kommen. Und irgendwas Kreuzendes in der Gegenrichtung. Letzteres entpuppte sich jedoch als überholender ICN, den wir schon über alle Berge gewähnt hatten. Danach zog der Güterzug lautstark an.

Güterzug 81151 zwischen Kosovo und Tepljuh kurz vor der Passhöhe.

Wir natürlich hinterher. Ein weiteres Mal bekamen wir ihn am allmählich zuwuchernden Blick auf Drniš mit der Ruine und dann nochmal zwischen Unešić und Perković. 'Bushaltestellenblick' hatten wir diese Stelle 2006 genannt. Die Züge von Norden hatten größtenteils Zugnummern mit der 8 vorneweg bekommen, also hieß der jetzt verfolgte einstige 61151 nun 81151. Keine Ahnung, ob das mit geänderter Planlage wegen Bauarbeiten zu tun hatte oder mit dem zeitintensiven Zuglauf, damit wie in Deutschland keine Zugnummer an einem Tage zweimal auftaucht. Denn diese Züge sind so langsam unterwegs und haben z.T. mehrstündige Aufenthalte, so dass der Zug gut am Startbf abfahren kann, wenn der gleiche Zug vom Vortag noch nicht am Ziel angekommen ist.

Der 81151 nochmal mit der Ruine von Drniš. Zwischen Zug und Ruine befindet sich die tief eingeschnittene Čikola-Schlucht.

Für den nachfolgenden 80341 fuhren wir nochmal ein Stück zurück. Unweit Hp Planjane gab es ein nettes Motiv mit Neigungswechsel. Erstmal war von hinten der 61154 fällig. Nach X in Žitnić kam allerdings 'unser' Zug hoch aufs Plateau gedonnert.

Güterzug 80341 folgt auf dem Fuße und kommt hier gerade die Steigung von Sedramić nach Planjane hochgedonnert. Nichts für Leute mit Feinstauballergie ;-)

Eine Verfolgung war nun nicht drin, da man ein Stück zum Auto zurück laufen musste. So sind wir mal gleich zum Bf Perković gefahren, wo sich die Zugloks des 80341 mit dem ersten Wagen an eine Kette abgestellter Wagen setzten, während der große Rest des Zuges als 'Kurswagen' auf einen Zug nach Ražine überging. Dafür stand 2062 108 bereit, die sich sogleich vor den Zug setzte.

Die Ferngüterzüge tauschten in Perković Wagen aus.

Diese Fuhre konnte ideal für die Felsen bei Ripište sein, also strax dahin! Dabei fuhren wir mal den direkten Weg am Autobahnzubringer Vrpolje geradeaus, wo die Straße schlagartig in eine üble Piste übergeht. Ok, wir sind ans Ziel gekommen, nächstes Mal wird aber wieder die Straße genommen... Der Lichtstand war nun perfekt für das schöne Motiv. Ein VT ging wunderbar. Nach X in Perko kam der Gz, bei dem nun blöderweise das Hauptmotiv, die Felsen im Hintergrund, einen Wolkenschaden erlitten. Das war mal blöd!

Die "Kurswagen" nach Šibenik fuhren unter der Nummer 63303 weiter westwärts und wurden hinter dem Hp Ripište erwartet.

Das sollte es nun an Gz gewesen sein. Was nun? Da der IC heute erstmal das letzte Mal fahren würde, beschlossen wir, ihm nochmal in die Ličko Polje entgegen zu fahren. Vielleicht würden wir dort sogar noch den Güterzug bekommen, der vorhin nordwärts an uns vorbei gefahren war. Also ab auf die wieder mal leere Autobahn. Die Fahrt auf das wolkenverhangene, aber dennoch leuchtende Velebit Gebirge zu war sehr eindrücklich.

Bald war klar, dass wir den Gz auch noch bekommen würden. Dafür fehlte aber IC 523 vollkommen im System. Auch als Bus war er nicht drin. Was war da denn nun wieder kaputt? Hinterm Passtunnel wurden wir gewahr, dass die Wolkensituation in der Polje alles andere als günstig war. Während an den Hängen des Velebit das Gegenlicht herrlichste Herbststimmungen hervorbrachte, hing ein Stück Polje einwärts eine Wolkenkette vor den Bergen, die die Bahn komplett im Schatten hielt. Nur der markante Felsenberg Zir war ständig in der Sonne! So wurde das alles nichts. Nach mehreren Abstechern zur Bahn beschlossen wir in die Ecke hinter Perušić durchzustarten. Einer der Abstecher führte übrigens nach Kruškovac, wo jetzt auch ein Bahnsteig neu gebaut wurde, und zwar erst in den letzten Jahren! Hier wird doch sicher nie wieder ein Nahverkehrszug hinkommen, oder?

Bei Sv Marco, also nördlich Perušić hinter einer Zigeunersiedlung, fanden wir ein ganz hübsches Herbstmotiv. Dort bauten wir uns einfach mal auf. Die Sonnenintensität schwankte; es war doch viel Schmodder in der Luft. Bald hörten wir den Zug. Das war eindeutig. Doch plötzlich war es wieder still! Wat denn nu schon wieder? Der Zug musste in Perušić drinstehen. Nix tat sich. Licht mal kräftiger und mal weniger. Endlich, nach langer Wartezeit, tauchte von hinten der IC auf!

IC 523, mit dem wir schon gar nicht mehr gerechnet hatten, taucht unverhofft "von hinten" auf und wird gleich in Perušić mit dem erwarteten Güterzug kreuzen.

Im System war er nach wie vor nicht drin. Zumindest nicht unter seiner Regelzugnummer. Später fanden wir über die Zuglok heraus, dass der IC heute unter IC 14523 im System stand. Offenbar hatte er heute Zagreb per Ehrenrunde durch den Gbf verlassen. Nun denn, so seine 70 Min Verspätung hatte er jedenfalls. Ob es die Handvoll Fahrgäste störte? In der Ferne gab es paar grüßende Tröts zu hören, dann erschwoll über Perušić der Sound zweier anziehender 2062er. Licht passte gerade, ein die Strecke kreuzender Autofahrer merkte auch schnell, dass er es noch vorm Zug rüberschaffen würde, und so ging der Zug prima über unsere kleine Showbühne.

Güterzug 61154 hat Perušić verlassen und rollt bei Sveti Marko westwärts.

So hatte sich der lange Abstecher an das Westende der Polje wenigstens gelohnt! Gemütlich traten wir daraufhin die Rückreise an. Die halbe Stunde, die wir heute früher dran waren, machte sich dahingehend bemerkbar, dass wir noch bei Helligkeit bis Knin kamen, was zum fahren ganz angenehm war. Tagsüber hatten wir nichts gegessen. Um so mehr freuten wir uns auf den gemischten Fleischteller, den es nun gab! Wir waren zufrieden. Nach einem etwas schleppenden Anfang mit den Y1ern hatten uns die Güterzüge ein prima Programm geboten.

Montag, 21.10.2013

Für heute (und zum Glück wirklich nur für heute) war Bewölkung und vereinzelter Regen angekündigt. Entsprechend starteten wir in den Tag ohne all zu große Erwartungen. Ganz zu war der Himmel zwar nicht, aber wir ließen uns nicht vom Früh-Perso nach Perko aus der Ruhe bringen und frühstückten erstmal in Ruhe. Heute gab es sogar Spiegelei mit Bacon.

An solch einem Tag bietet es sich an, Motive zu erkunden. Und wir waren ja nun wirklich neugierig, ob eine Straße, die südlich der Krkaschlucht durch die Pampa zu dem kleinen Weiler Matasi führt, uns zu Ausblicken in die Schlucht führen würde. Von der Straße nach Drniš bogen wir bald nach rechts auf eine auf OSM orange dargestellte Straße ab. Hier bestand schon der meiste Verkehr aus Rinderherden, die von ihren Hirten durch die Gegend gehütet wurden. Nach paar Kilometern ging es rechts ab auf die gelbe Straße nach Matasi. Das war nun wirklich Einöde pur. Die typische Buschsteppe auf felsigem Boden. Steinmäuerchen in großer Menge.

Muh! Glotz! Fremde!

Hinter einer Kuppe öffnete sich der weite Blick über die Ebene bis Kistanje, dessen Landmarken auch aus knapp zwanzig Kilometer Entfernung gut zu erkennen waren. Als wir das Auto zwecks Foto verließen, empfing uns neben dem würzigen Duft der Kräuter eine himmlische Stille. Die einzigen Geräusche, die mal zu uns herüberschallten, wurden durch den leichten Luftzug und fernes Geläut von Kuhglocken verursacht.

Von der Kuppe konnte man weit über die Buschsteppe schauen: 18km entfernt sieht man die "Landmarken von Kistanje". Nahaufnahmen davon (ohne Zug) habe ich in der Fotocommunity gezeigt: Kirche und das geparkte Raumschiff - Das Bild wurde am 22.10. aufgenommen.

Es ging die kleine Asphaltpiste weiter. Ein Hund lag am Straßenrand und betrachtete uns friedlich, ein riesiger Wuschelhund. Stück weiter eine Gestalt am Straßenrand. Was machen die da? Logisch: Rechts zwischen dem Buschwerk wimmelte es von den Wollknäulen der dazugehörigen Schafherde. Dann der Ort Zelići. Urige Natursteinhäuser, keine Menschenseele. Aber ein kleiner Sportplatz war dennoch vorhanden. Dann wieder Wildnis und Steinmäuerchen. Wir rückten nun dem Schluchtrand immer näher, es wurde spannend. An einer Stelle kannte Tomtom sogar einen Weg runter in die Schlucht. An der Abzweigung parkten wir und liefen den Weg Stück rein, der uns vorbei an einem grob zusammengezimmerten Carport hier mitten in der Wildnis, in dem zwei abgemeldete Autos standen, nun aber zu sehr in die Tiefe führte. Erste Ausblicke gab es hier schon mal.

Ein Felsen weiter rechts erschien uns aber wesentlich aussichtsreicher - im wahren Sinne des Wortes natürlich. Auf Rinder- oder Schafspfaden gelangte man mühelos durch die Buschgewächse dorthin und fand sich an einem Traumpanorama wieder. Gegenüber am Hang verlief die Bahnstrecke wie auf dem Präsentierteller. Es waren mindestens acht Tunnel zu sehen, dazwischen die freien Fotoabschnitte. Von unten aus der Schlucht wehte Vogelgezwitscher zu uns hoch. Gelegentlich hämmerte auch mal ein Bauer in einem der kleinen Gärten auf dem Grund der Schlucht vor sich hin, ansonsten rauschte nur die eine oder andere Stromschnelle der Krka. Ein himmlisches Plätzchen! Es war zwar erst 9, aber wir beschlossen, hier einfach mal die beiden Züge um 10 und 11 abzuwarten. Zumindest der aus Zadar würde der saubere 028 sein. Erst hatte es sogar nach einer gewissen Sonnenchance ausgesehen, später leider nicht mehr. Als der Zug aus Zadar auftauchte, gab es ein kleines Aha-Erlebnis: Der im Mai noch saubere 028 hatte nun auch ein frisches Gemälde bekommen. Vor der Tour hätte ich noch gesagt, dass sich die Graffiti in Dalmatien in Grenzen halten und dank der Vorkenntnisse vom Mai und dem HŽ System gut kalkulierbar seien. Jetzt wurde ich zum zweiten Male eines Besseren belehrt...

Der Himmel wurde immer finsterer. So beschlossen wir bereits nach dem 10 Uhr Zug weiter zu fahren. Südwärts, denn dort sah der Himmel ein ganzes Stück heller aus. Ein weiterer Erkundungspunkt fiel mir dann auch gleich mal ein: Der hoch am Hang gelegene Hp Brdašce zwischen Primorski Dolac und Labin mit seinem markanten EG. Weil man dort nur zu Fuß hoch kommt, waren wir noch nie dort; irgendwie wollte man nie riskieren, dort reinzulaufen, nur um festzustellen, dass das gar nichts ist.

Im Anflug auf den Raum Perković wurde der Himmel durchaus etwas heller, mehr als Milchlicht ließ die hohe Wolkenschicht aber auch nicht durch. Und das Milchlicht auch nur, wenn keine der vielen niedrigeren Wolken vor der Sonne waren. Wir liefen den Weg zum EG hoch und erkundeten ein wenig das leerstehende Gebäude. Von einer Balustrade hatte man einen ganz netten Ausblick westwärts, so dass wir einfach mal auf den Mittagsbummelzug warteten. Der hatte nun aber drei Fehler auf einmal: Keine Sonne, Lok falschrum und Graffito auf dem ersten Wagen. Na ja, das alles zusammen war dann auch nicht mehr das große Problem...

Pu 5505 fährt in den hoch am Hang gelegenen Hp Brdašce ein. Links das Tal von Primorski Dolac, das Tal der Steinmäuerchen...

An diesen kürzeren Tagen ohne Hochlicht hat man ja sonst kaum Zeit für ein schönes Mittagessen. Also mussten wir heute die 'Gunst' der fehlenden Sonne nutzen. Natürlich zog es mich wieder ins Torcida in Vrpolje, wo sich die Lämmer bestimmt schon drehten. So war es dann auch. Zwar war die Terrasse nicht mehr geöffnet, aber drinnen saß man auch sehr gut. Der Gastraum war sehr großzügig und schick eingedeckt. Das Lamm und der Šopskasalat waren lecker, Nicos viel zu große Pizza offenbar auch.

Tja, wat nu? Lediglich im Osten war etwas Blau am Himmel zu sehen. Da könnte man natürlich mal hinschauen. Das taten wir dann auch. Wir nahmen die direkte Straße nach Prgomet. Unterwegs überholte uns ein kleiner Fiat mit Affenzahn, nur um bald darauf vor uns her zu eiern. Offenbar wurde während der Fahrt nicht nur telefoniert, sondern auch in Unterlagen rumgewühlt. Das könnte die wiederholten Ausflüge auf die Gegenfahrbahn erklären. Irgendwann fuhr er abrupt rechts ran, so dass ich im letzten Moment links an ihm vorüber steuern musste. Obwohl er an Kroatiens wichtigster Ampel, an der Kreuzung in Prgomet, keinesfalls dieselbe Phase bekommen haben kann, klebte er mir hinter Labin schon wieder an der Stoßstange. Als wir oberhalb Plano langsam ans Ansteuern einer Haltebucht denken mussten, hatte er zum Glück den nächsten Anruf erhalten und war weit zurückgefallen. Die Sonne schien und Ortskundige werden es erraten haben: Das Konzept war nun, für den Nachmittagsbummel hoch zur Pinienstelle zu kraxeln. Die spitzen Steine waren wieder mal ganz schön heftig, Schlangen sahen wir diesmal aber keine. Und das Motiv war richtig nett.

Die "Pinienstelle" am Hang hoch über Plano, zwischen den Stationen Sadine und Labin. Pu 5506 kommt aus dem Tunnel. Der Wagen mit dem Graffito war ja leider wohl den ganzen Spätsommer im Einsatz, wie man auch in anderen Bildberichten sieht.

Wer hätte das gedacht, dass wir heute doch noch ein Sonnenbild hinbekämen und sogar einen Punkt von der Wunschliste abarbeiten konnten? Das gefiel! Leider war diesmal nicht mit dem ganz großen Orgelkonzert des nachfolgenden Gz 60340 zu rechnen. Der Zug fuhr nun schon seit Monaten erst um 18 Uhr ab Solin. Das käme zwar für viele Motive absolut topp, aber eben nicht mehr Ende Oktober... Wir traten so langsam den Heimweg an, knipsten im Tal von Primorski Dolac allerdings noch paar Steinmäuerchen.

Im Tal der Steinmauern. 27 Einwohner müssen sich einen Quadratkilometer in der Gemeinde Primorski Dolac, die den gesamten Talkessel umfasst, teilen. 839 Menschen leben hier in vielen verstreuten Dörfern, von denen fünf einen eigenen Bahnhaltepunkt haben.

Auch im weiteren Verlauf der Rückfahrt machten wir in der Hoffnung auf paar Gegenlichtmotive gegen den schlonzigen Abendhimmel verschiedenste Abstecher und Umwege. Letztendlich mussten die bekannten Schluchtquerungen von Čikola und Krka bzw Visovačko Jezero für Bilder herhalten.

Blick über den Nordostarm des Visovačko jezero.

Über Ðevrske und Kistanje ging es durch die Dunkelheit weiter nach Knin. Dank unserer Mittagsrast hatten wir allerdings keinen rechten Hunger mehr und aßen nur Tomatensalat und Brot. Dazu ein schönes Ožujsko, das uns eindeutig besser schmeckte als das Karlovačko. Das war also der angekündigte Schlechtwettertag. Für die kommenden Tage war Sonne versprochen. Ob das Versprechen wohl gehalten wird?

Dienstag, 22.10.2013

Diesmal gab es beim Erwachen Nebel vorm Fenster. Was ja eigentlich gar kein ganz schlechtes Zeichen ist. Vor allem, wenn das erste Hauptmotiv erst gegen 10 Uhr fällig ist. Erstmal gab es lecker Frühstück. Irgendwie schmeckt hierzulande das Weißbrot einfach besser. Und die Hagebuttenmarmelade schmeckte genauso nach Balkanmarmelade wie alle anderen fruchtigeren Sorten. Auch wenn wir heute das Haus nicht ganz für uns allein gehabt hatten, war immer noch nicht genug los für ein Buffet. Somit gab es den Kaffee von der Bar und der war wie immer RICHTIG lecker...

Zum Tagesbeginn war wie immer die einzige Zugbewegung der Bummelzug nach Perko. Dem fuhren wir mal voraus. Hinterm ersten Pass, dem Tal von Kaldrma und Kosovo, fuhren wir direktemang in den Nebel hinein. Erst vor Drniš kamen wir wieder darunter hervor. Bei Tepljuh versuchten wir eine Gegenlichtigkeit mit dem alten Fabriküberbleibsel, dass einen ja immer wieder anlacht, wenn man dort vorüberfährt.

Die Fabrik von Tepljuh und ein Y1 vor dem Nebel.

Unser Wunschmotiv oberhalb der Čikolaschlucht vor Žitnić klappte dann aber ganz ausgezeichnet im besten Morgenlicht.

Pu 5803 zwischen Drniš und Žitnić. Obwohl der Zug den Bf Drniš schon vor rund sieben Minuten verlassen hat, sind im Hintergrund noch die Ausläufer der Stadt zu sehen. Die Bahn beschreibt eine große Schleife, um an Höhe zu gewinnen.

Nun mit Supermarktstopp in Drniš in Richtung Krkaschlucht gefahren. Unterwegs ließ der Nebel zwar schon ganz schön nach, doch vom Hügel vor Knin war der Ausblick auf das Nebelmeer ganz phantastisch.

Der Nebel hält sich hartnäckig im Talkessel südlich von Knin.

Rechtzeitig für paar Motiv-Feinabstimmungen trafen wir am Rande der Schlucht an den gestern erkundeten Felsen ein. Die Sonne lachte vom wolkenlosen Himmel, wir wussten, dass der auf unserer Seite saubere 013 kommen würde, die Stimmung war bestens. Und wir wurden keineswegs enttäuscht. Von unserem Panoramafelsen konnten wir Vor-, Seit- und Nachschuss anfertigen.

Pu 5700 hat die Landmarken von Kistanje (ganz in der Ferne auszumachen) lange hinter sich gelassen und rollt nun in allmählichem Gefälle in die Krka-Schlucht hinab.

Derselbe Zug nochmal zwischen den Tunneln 9 und 10.

Es war so herrlich dort, dass wir für die Rückfahrt direkt sitzen blieben. Nico war nicht ganz so entspannt, weil ihm gerade sein Reisebüro eröffnet hatte, dass der unmittelbar nach unserer Tour mit seiner Freundin geplante Urlaub von der Fluggesellschaft SunExpress mal eben von Sonntag auf Samstag vorverlegt worden war. Der Hinflug sollte praktisch zur gleichen Zeit stattfinden wie unser Rückflug. Das Reisebüro versprach, nach Alternativen zu suchen. Das brachte nun einige Telefonate mit sich, während ich mich (egoistischerweise?) der Friedlichkeit dieses herrlichen Ortes hingab. Nach einer Stunde gab es die Rückfahrt nach Zadar. Diesmal war nicht getauscht worden; es kam wieder der 013.

Hier werden schön die drei Geländeformen deutlich. Einerseits die unwirtliche, flache Buschsteppe, durch die sich die "Minus-Eins-Ebene" in Form der Schluchten (hier immer noch die Krka-Schlucht) zieht. Im Hintergrund die "Plus-Eins-Ebene" in Form der Dinarischen Berge. Pu 5703 befindet sich zwischen den Tunneln 8 und 9.

Da ein sauberer VT nach Zadar unterwegs war und der Güterzug heute Morgen ebenfalls nach Bibinje gefahren war, beschlossen wir, uns auch im weiteren Tagesverlauf um die Zadarbahn zu kümmern. Obwohl wir hier mitten in den Wicken waren und erstmal irgendwie über die Krka kommen mussten, weissagte das Tomtom, dass wir noch deutlich vor dem eben fotografierten VT in Zadar sein könnten. Dann lotste uns Tomtom allerdings auf eine steinige Ackerpiste, von deren Befahrung wir lieber mal absahen. Dank OSMAND, der Android-App für Openstreetmaps (OSM), fanden wir aber aus dem Buschdschungel hinaus. Auf Kistanje zu ging es wieder mal spektakulär durch die Krkaschlucht. Diese Straße waren wir noch nie gefahren. Dabei war diese Schluchtquerung gar nicht so weit von der Straße Knin - Kistanje entfernt. Die Ruine mit den zwei großen Fensterbögen, die man immer im Vorbeifahren auf der Bahn parallelen Landstraße gesehen hatte, blickte zur anderen Seite direkt auf die Krkaschlucht hinab. Wer hätte das gedacht?

Wir peilten den Ort Debeljak an, um von dem nach Zadar fahrenden VT noch ein Bild hinzubekommen. Der Ort wird von der Bahn in einem Tunnel durchquert, an dessen Ostseite wir uns von dem Hügel, durch den der Tunnel ja führen musste, einen schönen Ausblick auf die Ebene erhofften. Na ja, als wir mühselig über Ackerpisten das Tunnelende erreicht hatten, befand sich das Gleis eingeschattet in einem tiefen Einschnitt, dessen Ende wir nun auch noch gewinnen mussten. Die Piste wurde nicht besser. Eine Schildkröte querte unseren Weg. Irgendwann vor einem all zu großen Schlammloch gaben wir auf, stellten das Auto hin und liefen zu Fuß weiter. Und erreichten den gewünschten Punkt. Der gewünschte Ausblick war zwar nicht vom Hügel, sondern von einer Wegbrücke, aber das störte jetzt weniger. Spannend wurde die Sache durch die hier lokal vorhandenen Wolken. Aber auch diese Herausforderung meisterte 7122 013 hervorragend und suchte sich eine perfekte Lücke zwischen zwei Gewölken aus. Das gefiel!

Mittlerweile trudelt auch Pu 5703 in Debeljak ein. Die Wolken im Hintergrund verbergen leider den direkten Ausblick auf das Velebit Gebirge.

Das Konzept war längst noch nicht zuende. Nächster Programmpunkt war der VT im Bahnhof Zadar. Einen unbeschmierten VT hatte ich im Bahnhof noch nicht, auch wenn ein beschmierter natürlich viel besser zum Ambiente passt... Am Busbahnhof war ein Riesengewusel an Schulkindern und Jugendlichen. Am Bahnhof saßen nur einige wenige Pärchen, die offenbar ungestört sein wollten. Das waren sie. Bis auf uns natürlich.

Ruhe herrscht im Bf Zadar. Der VT wartet auf seine Rückfahrt als Pu 5702.

Weiter im Konzept. Nun wollten wir uns den in Bibinje stehenden Güterzug anschauen. Dabei hatten wir bloß den Denkfehler gemacht, dass ein Güterzug eben nicht so einfach im Bahnhof stehen bleibt und "wendet". Die Wagen standen ein Stück nördlich des Bahnhofs in einer Verladeanlage. Nur die Lok stand einsam und verlassen im Bahnhof. Da sie auch noch falsch herum stand, haben wir sie nichtmal fotografiert... Dafür gab es den VT beim Antritt seiner langen Rückfahrt in der Einfahrt von Bibinje.

Pu 5702 rollt in den Bahnhof Bibinje ein. Die hier ansässige Industrie sorgt noch für Güterverkehr, der nach meinen Beobachtungen auch wieder deutlich angezogen hat - wenn auch leider der Zug noch nicht wieder täglich fährt.

Da der VT im weiteren Fahrtverlauf eigentlich nur aus dem Licht heraus kommen würde und der Güterzug dank der Lokstellung auch weniger attraktiv geworden war, beschlossen wir, auf der anderen Seite des Velebit nach dem 61154 zu schauen, der als Westfahrer in der Polje ja immer ganz attraktiv kam. Also auf die Autobahn gesetzt und durch den großen Tunnel gefahren. Unser Plan, dem Zug noch bis Malovan entgegen zu fahren, wurde dann aber doch etwas riskant, nachdem der Zug sich doch schon im Anstieg oberhalb Knin befand, als wir auf der Autobahn waren. So entschieden wir, lieber nochmal in der Polje nach weiteren Motiven zu suchen. Vielleicht ein schöner Blick auf den Berg Zir? Wir landeten mal wieder in Kruškovac, wo wir erneut über den neuen Bahnsteig mit Behindertenrampe (!) den Kopf schütteln durften.

Der neu gebaute Haltepunkt Kruškovac. Wofür mag er wohl sein? Nahverkehr gibt es hier schon lange nicht mehr und wird wohl auch in Zukunft nicht wieder kommen.

Hier kommt der ähnliche Blick aus dem Jahr 2008: Die ab 2004 durchgeführte Streckenbegradigung ist noch frisch, ein Bahnsteig aber noch nicht vorhanden. Links im Bild der Zir, den wir diesmal leider nicht mit Zug haben umsetzen können.

Das Vergleichsbild ohne Bahnsteig aus dem Jahre 2008 - mit dem Zir.

Auf der weiteren Suche landeten wir auf einem interessanten Asphaltweg, der mitten durch die Büsche nordwärts führte. Hier gab es tatsächlich Häuser! Was machen die Leute hier? Nennenswerte Landwirtschaft findet in der Ličko Polje ja nicht gerade statt. Viele der Häuser waren allerdings unbewohnt oder nur noch Ruinen. Bei einem Haus waren zwei Männer im Garten damit beschäftigt, Hochprozentiges zu destillieren. Sie schauten uns ganz erschrocken an. Mit einem vorüberkommenden Auto hatten sie offenbar gar nicht gerechnet. Von dem Asphaltweg sollten zahlreiche Wege zur Bahn führen, die jedoch sämtlichst von der Natur zurückerobert waren. Zeugnis vergangener landwirtschaftlicher Aktivität? Wir versuchten dann noch, auf den kahlen Bergkegel des Medak hinauf zu kommen, doch gab es keinen gebahnten Weg dort hoch. Und einfach so durchs Gelände mochten wir hier nicht streifen, auch wenn die Minenwarnungen erst auf der anderen Seite vom Ort Medak losgehen... So landeten wir wieder in Kruškovac, wo der Ausblick vom BÜ mit herbstlicher Färbung eigentlich sogar sehr schön war. Leider begegnete uns nun die erste Doppeltraktion, bei der die Loks nicht sauber Heck an Heck hingen. So wurde das Bild also etwas für die Freunde der Rückansichten...

Endlich kommen mal die Freunde der "anderen" Lokseite auf ihre Kosten: Gz 61154 mit zweimal Heck voraus.

Tja, das war nun schon wieder das heutige Zugprogramm! Wir erkundeten zu Fuß noch einen Weg weiter nordwestlich an die Bahn ran, was aber keine Fotomöglichkeit brachte. Von der Hauptstraße erkundeten wir nochmal einen weiteren Weg auf Höhe des Berges Zir, den Yannick und ich im Mai schon mal reingefahren waren. Allerdings fuhren wir auch noch einen Seitenweg rein, der offenbar der Holzabfuhr diente und über den man laut Tomtom auch wieder an die Bahn rankommen sollte. Nun ja, das wäre wohl eher was für einen Trecker gewesen als für unseren Toledo. Wir waren froh, als wir da heile wieder raus waren.

Mittlerweile war es 17.30 und damit an der Zeit, die Rückfahrt nach Knin anzutreten. Zum dritten Mal also abends über den Malovanpass rüber. Heute konnten wir hervorragend fahren, obwohl es den Anschein hatte, dass auf der Piste mehr LKW-Verkehr herrschte als auf der Autobahn. Aber wenn mal ein LKW vor uns auftauchte, konnten wir immer gleich überholen; so gefiel das! So trafen wir um 19 Uhr wieder im Hotel Mihovil ein, wo es für mich nochmal den gemischten Grillteller gab. Eigentlich hätte es ja nochmal eine Fleischplatte Mihovil sein müssen, aber die ist ja für zwei, und Nico stand mehr auf Hackfleischiges.

Mittwoch, 23.10.2013

Nachdem wir nun Nacht um Nacht verlängert hatten, war heute endgültig die Abreise angesagt. Irgendwie brauchten wir jetzt mal einen Tapetenwechsel. Besonders die bellenden Hunde in der Nachbarschaft, die bald die ganze Nacht hindurch Radau machten, mussten wir nicht noch länger erleben. Und bei den Betten mit diesem 'Wolldecke über Betttuch' Prinzip fragt man sich ja doch, wie häufig denn diese Decken gewaschen werden, auch wenn da jetzt nichts konkret unrein gewirkt hat. Aber wenn man sich paarmal umgedreht hat, ist alles durcheinander... Gut, ich will das Hotel jetzt aber nicht schlecht reden. Es machte schon alles einen sauberen Eindruck. Ich werde sicher gern mal wiederkommen, auch wenn allmählich auch in Knin Wegweiser zu alternativen Übernachtungsmöglichkeiten auftauchen. Knin als Ort ist auf jeden Fall ein günstiger Standpunkt in einer geographisch hochspannenden Umgebung.

Für heute Abend hatten wir uns schon mal eine Nacht in Kaštela gebucht. Ob wir dort für die restlichen zwei Nächte bleiben oder die noch im Raum stehende Variante, an die Varaždiner Piste zu fahren, angehen würden, wollten wir nochmal schauen.

Knin im Gegenlicht.

Nach dem Frühstück ging es nun aber erstmal den Güterzügen aus der Polje entgegen. Weit kamen wir allerdings zunächst nicht. Gerade als wir die Serpentinen über der Stadt erklommen, ging die Sonne auf. Im Talkessel hing der Nebel. Da musste einfach fotografiert werden. Einen weiteren Halt gab es weiter oben im Zrmanjatal, wo ein mystischer Kegelberg aus dem Nebel auftauchte.

Ein Kegelberg im Zrmanjatal.

Bis dahin hatten wir noch gedacht, dass wir mit den Landschaftsbildern den ersten Güterzug vergeigen könnten. Erst im Verlauf der weiteren Autofahrt bekamen wir heraus, dass der 80341 noch weit zurück sei und 81151 als erstes käme - aber auch noch nicht so bald. So hatten wir in Gračac noch genügend Zeit, den Hang zu erklimmen und uns einen schönen Ausguck zu suchen.

Güterzug 81151 hat vom Bf Gračac, der sich in etwa hinten bei dem Speicher befindet, Anlauf genommen, und erklimmt nun die Rampe hoch zum Malovanpass.

Als zweites Motiv hatten wir uns für diesen Zug eine Stelle bei Zrmanja ausgeschaut. Da man dorthin ein Stück laufen und den Hang hochkraxeln musste, ließen wir es lieber, vorher im Bereich Malovan ein Bild zu machen. Man muss es ja nicht übertreiben. Die vorhin noch über Zrmanja hängende Bewölkung hatte sich aufgelöst, wir fanden einen wunderbaren Ausblick und bald sah man in der Ferne die Kette des Zuges in den Bf Zrmanja rollen. Dumm war nur, dass die Kette nicht wieder hinaus rollte. Dieses Phänomen war ja durchaus bekannt, wenn denn mal wieder Personenverkehr anstand. Aber momentan wurden die IC an Mo-Do wegen Bauarbeiten durch Busse ersetzt und ein kreuzender Gz stand auch nicht an. Sorgen machte uns dieser Aufenthalt vor allem wegen des Lichtstands, der nun langsam spitzer wurde. Worauf warten die? Befehlsübermittlung kann nicht so lange dauern. Endlich, eine Viertelstunde später, orgelte es aus Richtung Bahnhof und die GMs bogen um die Ecke.

Nun hat der 81151 den Bahnhof Zrmanja verlassen und rollt Knin entgegen.

Drittes Motiv sollte nun der Hangviadukt oberßll... So klingt das, wenn man während des Berichtschreibens vom Zug überrascht wird. Mann, war der schnell hier! Ich konnte nur noch die Kamera hochreißen.

Wie man unschwer erkennen kann, ist dies nicht der 81151, sondern bereits der nachfolgende 80341, von dem ein etwas sorgfältiger vorbereitetes Bild auf dem Viadukt oberhalb Knin entstehen konnte.

Nun wollten wir den Zug gern nochmal ein Stück hinter Knin haben, wo wir ein schönes Panorama entdeckt hatten. Aber der Zug muss ohne Halt durchgefahren sein. Jedenfalls fuhren wir am potentiellen Motiv parallel zu ihm. Daher erstmal umgedreht und in Knin beratschlagt, was weiter zu tun ist. Vom Gebirge näherte sich nun noch der südfahrende 80341 und im Bahnhof stand der 61302 bergauf abfahrbereit. Langsam entstand ein Konzept. Erstmal wollten wir den 80341 nochmal auf dem Viadukt nehmen. Das klappte. Dann nochmal vom Berg südlich der Stadt bei der Ausfahrt. Nach einigen Rangierarbeiten und nach Abfahrt des Gegenzuges 61302 die Rampe hoch, setzte sich auch der 80341 in Bewegung.

Güterzug 80341 verlässt den Bahnhof Knin südwärts, während der aufwärts fahrende 61302 schon nicht mehr auf der Rampe im Hintergrund zu sehen ist. Eine Kleinlok hat gerade einen Containerwagen aus der blauen Fabrik geholt!

Von einer weiteren Verfolgung sahen wir ab, da wir den 61302 oben in Malovan nehmen wollten. Erst ging es noch zur Tanke zwecks Proviantauffrischung für das Auto und uns, dann ging es zum zweiten Mal für heute die Zrmanjaschlucht hoch. Zufällig sahen wir den Zug hoch oben am Hang, kurz bevor wir die Stelle erreichten, wo der Zug hoch über einem 250m Abgrund entlang fährt. In dem merkwürdigen "Kessel", den der Abhang bildet, liegt die Zrmanjaquelle, die den Ursprung für einen der beliebtesten Raftingflüsse Kroatiens bildet und im Laufe dessen hochinteressanten Flusslaufes auch mancher Winnetou-Film gedreht wurde. Da mussten wir ja nun erstmal paar Zugsuchbilder anfertigen.

Wer findet den Zug? Einige Wagen sind oben am Abgrund zu erkennen, in der rechten Hälfte des Steilhangs.

Dann aber nix wie hinterher und nach kurzer Begrüßung von Kroatiens höchstem* Stationschef und Kraulen von Kroatiens höchstem* Bahnhofshund bauten wir uns auf dem Feldherrenhügel auf. Der Zug kam bald um die Ecke.

*Nachtrag: Den Bericht schreibe ich auf der Reise immer mal in einer ruhigen Minute. Doch zuhause wird natürlich noch dieses oder jenes nachrecherchiert. Nun gibt es seit einiger Zeit auf der wirklich hervorragenden Seite des kroatischen Minensuchdienstes www.hcr.hr auch einen Link zu Minenübersichtskarten auf Basis von uralten topographischen Karten, nachdem ich sonst für Kroatien eigentlich immer nur Zugriff auf ungenauere Generalkarten oder halt Google, OSM & Co hatte. Auf diesen musste ich feststellen, dass meine bisherige Annahme, der Malovanpass sei der höchste Punkt im kroatischen Bahnnetz, offenbar falsch ist. Der Malovanpass dürfte demnach gute 800m hoch sein, der weiter nordwestlich gelegene Pass der Likabahn durch die Mala Kapela unweit des Bf Rudopolje mit rund 870m jedoch noch ein ganzes Stück höher liegen. Der Malovanpass mit seiner kahleren Umgebung wirkt bloß einfach höher als die Querung der Mala Kapela, die fast ausschließlich durch endlose Wälder führt. - Ortskundigen empfehle ich einen Blick auf die genannten Karten. Es ist wirklich hochinteressant, wie komplett anders in manchen Gegenden das Straßennetz damals (vermutlich 80er Jahre ?) ausgesehen hat, z.B. im Bereich von Gračac, Knin oder im Zrmanjatal.

Güterzug 61302 hat die Passhöhe erreicht und rollt durch den Bahnhof Malovan.

Nun war eigentlich das Konzept gewesen, dass wir zum nachfolgenden Aufwärtsfahrer nochmal nach Knin zurückfahren, um ihn bei Querung der Butišnica mit der Stadtkulisse aufzunehmen. Doch der Zug näherte sich bereits Knin. Da die Länge des Aufenthaltes unvorhersehbar war, erschien uns die Fahrt nach Knin nun doch etwas riskant. Von dort wären wir zum Viadukt von Plavno gefahren. Direkt von oben dorthin wäre nun aber auch evtl knapp geworden, weil die Landesstraße 6033 dorthin, die auf OSM sogar orange (!) eingezeichnet ist, nur ein Schotterweg ist. Das habe ich inzwischen auf OSM korrigiert. Wir hatten allerdings bei Zrmanja ein ganz nettes Bergpanorama entdeckt, wo wir uns nun einfach ins Gras setzten und endlich dazu kamen, unsere Baguettes zu essen.

Eine Abfahrmeldung von Knin kam und kam nun allerdings nicht. Wir berieten uns kurz. Landesstraße 6033 hätte uns ja wegen ihrer Bahnparallelität durch eine der schönsten Gebirgslandschaften des Balkans schon mal interessiert. Wir wollten es wagen. Der Viadukt von Plavno ist für mich das Hauptmotiv, das Wahrzeichen der gesamten Likabahn. Fünf Jahre lang bin ich nun nicht dort gewesen. Es durfte gern mal wieder sein. Also ab ins Auto und eine halbe Stunde lang dieser unsäglichen Schotterpiste gefolgt, deren Qualität immer wieder wechselte. Schlaglöcher, tiefe Furchen und die spitzen Steine forderten alle Konzentration. Gegenverkehr sollte auf der kompletten Länge bis Plavno nicht kommen. Es ging u.a. oberhalb des eben noch beobachteten 250m Abgrundes entlang. Wir entdeckten einige Spitzenmotive für Südfahrer, aber bei Tageslicht war nur noch ein Nordfahrer zu erwarten.

Eins der schönen Motive von Landstraße 6033 aus gibt es jetzt einfach mal "trocken".

Allein im Bereich des Talkessels von Prljevo, der vollständig umrundet wird, dürften sich Motive für viele Züge finden. Wir strebten weiter. Zwischenzeitlich kam die Abfahrmeldung des Zuges aus Knin rein. Oh Mann, "Straße" 6033 zog sich ganz schön hin! Schnell noch über ein Tunnelportal hin, von dem man morgens einen Traumblick auf Südfahrer und weite Berglandschaft hätte, dann tauchte vor uns das Bauwerk unserer Begierde auf: Der Viadukt von Plavno. Als wir Position oberhalb des Weges bezogen hatten, war in weiter Entfernung schon eine Ahnung von Orgelkonzert zu hören. Nach kurzem Halt im Bf Plavno, vermutlich wegen Befehlsübergabe, schlich der 61154 langsam über das Bauwerk.

Der 61154 kommt langsam über den Viadukt von Plavno gefahren.

Mittlerweile war es rund 15 Uhr und im Westen hatte sich ein gewisser Schmodder am Himmel breitgemacht. Erst hatten wir gedacht, wir fahren dem Zug hinterher - natürlich nicht über die Schotterpiste, sondern Haken schlagend mit Umweg über die am Viadukt beginnende Asphaltstraße 6033 in Richtung Süden. Doch in Padjene kam uns die Einsicht: Bevor wir jetzt zum dritten Mal das Zrmanjatal hochgurken, könnte man auch was Touristisches machen. Wir hatten ja die Tage schon festgestellt, wie dicht die Straße nach Kistanje an verschiedenen Sehenswürdigkeiten vorüber führt, die aber trotz Straßennähe größtenteils hinter dem Dickicht der steinigen Buschsteppe verborgen blieben. Die sollten es jetzt mal sein. Erstmal gab es die Krkaschlucht vom Aussichtspunkt an den Manjolovački Slap. Wobei die Slap (=Wasserfälle) leider schon im Schatten lagen. Eindrucksvoll war es trotzdem.

Die nächste "Sehenswürdigkeit" war der Planzug aus Zadar, den wir von der Straßenbrücke nahmen. Ein Polizeiwagen hielt dabei plötzlich neben uns an. Die beiden waren vollkommen freundlich und wollten nur sichergehen, dass wir nicht von der brüstungslosen Brücke fallen.

Der 7122 028 rollt gemütlich durch die weite Pläne nach Knin, das Dinarische Gebirge immer vor Augen.

Nun wollten wir uns endlich mal die "Fenster" näher anschauen, die man ja schon manches Mal von der Straße aus gesehen hat, wie sie da völlig unvermittelt zwischen den Büschen stehen. Wenn man davor steht, sind die Bögen doch etwas mehr als nur Fenster... Das Gemäuer stammt aus der Römerzeit, in der es hier die Legionsstadt Burnum gegeben hat. Neben diesen Bögen kann man hier zwischen den Büschen auch noch auf ein ganzes Amphitheater stoßen, doch das habe ich erst zuhause recherchiert.

Die "Fenster": Oft gesehen von der Landstraße, aber nie drum gekümmert. Ein Überrest der Römerstadt Burnum, die oberhalb der Krkaschlucht thronte.

Die Sehenswürdigkeiten rissen nicht ab. Als letzten Programmpunkt des Tages hatten wir einen Rundgang durch die Roški Slap geplant. Der Name verrät es: Auch das sind Wasserfälle, natürlich ebenfalls im Laufe der Krka. Das besondere hier sind die vielen kleinen stufenartigen Wasserfälle. Entgegen unserer Annahme musste für den aufwändig trassierten Bohlenweg durch die Slap nichtmal Eintritt entrichtet werden. Eine endlos die Felsen hochführende Treppe ersparten wir uns allerdings angesichts der fortgeschrittenen Stunde.

Auf herrlich angelegten Bohlenwegen kann man durch die Roški Slap laufen.

Nun sollte es nur noch auf dem schnellsten Weg in unsere neue Unterkunft in Kaštela gehen. Doch bereits nach kurzer Überlandfahrt war wieder ein Stopp angesagt: Eine Baumreihe auf einem weit entfernten Hügelrücken hob sich prächtig vor dem Abendhimmel ab. Leider hatte Nico zwischenzeitlich erfahren, dass die gebuchte Urlaubsfahrt kommende Woche mangels Flugalternativen nun gänzlich storniert worden war. Entsprechend war die Laune etwas gedämpft.

Irgendwo westlich von Skradin: Eine Baumreihe gegen den Abendhimmel.

Nun aber! Gegen 19 Uhr trafen wir in der Villa Zarko in Kaštel Lukšić ein. Wir hatten ein schönes Zimmer mit Meerblick. Wunderbar! Nach dem Essen flanierten wir noch ein wenig auf der Promenade hin und her und konnten sogar einen Blick in das topp restaurierte Kastell werfen. Ein solches Kastell ist der Mittelpunkt eines jeden Ortes in Kaštela. Drumherum mediterrane und ebenfalls wunderschön restaurierte Paläste. Einfach nur toll! Knin war spannend, Kaštela ist Urlaub!

Donnerstag, 24.10.2013

Der heutige Tag sollte nochmal etwas bewölkter sein. Entsprechend entspannt starteten wir dann auch in den Tag, wobei dieser sich dann doch erstmal sonnig präsentierte. Ab 7 Uhr in Ruhe gefrühstückt, dann wollten wir uns mal um den zurückkehrenden Perković-Bummelzug kümmern. Für den hatten wir noch einige Motive auf dem Zettel. Auf dem Weg hoch ins Gebirge fiel uns noch ein, dass man ja auch mal nach dem 61302 schauen könnte. Das war auch gut so. Aus dem System erfuhren wir, dass der kurz hinter uns sein musste. Nun ist es ja nicht ganz einfach, für einen Nordwestfahrer am Vormittag Motive zu finden. Der Blick von der Brücke Nožine erwies sich aber als ganz brauchbar. Wir brauchten nicht lange zu warten. Und der Zug sah außerordentlich interessant aus!

Der 61302 führt heute grüne Getreidewagen, beobachtet bei Prgomet.

Grüne rumänische Getreidewagen, die hatten wir hier ja noch nie gesehen. Den Zug wollten wir nochmal! Hinter Perko kurvt die Strecke etwas ostwärts, dort sollte was gehen. Leider zog von Westen eine dickere Schleierbewölkung auf, aber vielleicht würde ja was gehen. Zum Glück errechneten wir noch, dass der Gz in Perko wegen X VT vor 9.13 gar nicht weiter käme. So nahmen wir ihn erstmal schön im Bahnhof.

Der 61302 fährt in den Bahnhof Perković ein.

Die Schleier rückten näher. Bereits unmittelbar hinter Perković, an der Straße nach Lučići, fanden wir eine hübsche Stelle für den ankommenden Triebwagen.

Pu 5803 hat von der anderen Seite, aus Richtung Knin, Einfahrt nach Perko.

Der Schmodder rückte immer näher. Einige Berghänge in Sichtweite wurden schon dunkel. Jetzt müsste doch eigentlich das Georgel im Bahnhof losgehen?!? Endlich kam die grüne Wagenschlange. Das Licht hatte zwar schon minimal nachgelassen, aber im Gegensatz zu einer weiteren Minute später war es noch absolut klasse.

Ging gerade noch so mit dem Licht: Die grünen Wagen rollen weiter nordwestwärts (na, hier erstmal nordostwärts).

Im Bahnhof hatten wir gesehen, dass der Personenzug nach Split eine falschrumme Lok vorhat. Deshalb war die Entscheidung klar: Der ist uns egal. Wir wollten den grünen Wagen nochmal hinterher. Doch die Straße schlägt einen großen Haken und die grünen Wagen waren offenbar leer. So trug es sich zu, dass wir auf Höhe Unešić zwar glaubten, den Zug eingeholt zu haben, wir ihn bei Žitnić aber plötzlich vor uns sahen. Da der Himmel hier zudem ordentlich zu gemacht hatte, machte das nun alles keinen Sinn mehr. Wir steuerten direkten Weges durch das weite Ödland den Bahnhof Ražine an der Šibeniker Nebenbahn an. Vielleicht würde hier der 61154 schon abfahrbereit stehen. Stand er aber nicht. Eine 2062 verschwand erstmal in Richtung Hafen.

Für den Mittagsbummelzug von Split wollten wir gern ein Motiv mit der Kirche von Primorski Dolac erkunden. Ich war der Meinung, mal was von weiter oben gesehen zu haben. Vor Ort konnten wir den Standpunkt aber nicht so genau lokalisieren. Faszinierend waren mal wieder die ganzen Steinmäuerchen, zwischen denen wir rumgestromert sind. Am Ende hatten wir glaubich ein ganz charakteristisches Motiv, für das sogar die Sonne voll raus kam.

Pu 5504 passiert die Kirche Sv Ante Padovanski zu Priomorski Dolac.

Nun ging es erstmal etwas unentschlossen zum Bf Perković. Auch hier zeigte sich nochmal die Sonne, so dass wir den Bummelzug nach Lokumlauf fotografieren konnten.

Pu 5505 steht in Perković zur Rückfahrt nach Split bereit.

Für den rückkehrenden Bummelzug und den nachfolgenden Güterzug, der schon auf Höhe Unešić unterwegs war, hatte ich nun noch ein Motiv zwischen Kaštel Sućurac und Solin auf dem Zettel. Dort ging es mit kurzem Proviantstopp als nächstes hin. An der Brücke über die Bahn südlich Labin standen zwei andere Fotografen mit Münchner Kennzeichen. Im Zielgebiet fanden wir schnell unseren Fotohügel und brauchten auch nicht mehr lange auf den Bummelzug zu warten.

Und der Pu 5505 nochmal in der langen Geraden zwischen Kaštel Sućurac und Solin.

Lag bei unserer Ankunft die ganze Bucht noch unter blauem Himmel, hielt nun auch hier der Schmodder Einzug. Somit blieb es beim Bild vom Bummelzug. Der Güterzug mit zwei richtig gedrehten 2062 kam, als das Licht längere Pause machte. Hmmm, das möchten wir aber morgen gern nochmal besser haben.

Nun begann ein ziemliches Rumgedödel. Die Schleierschicht hatte das Regiment am Himmel vollends übernommen und ließ gar kein Licht mehr durch. Mangels besserer Einfälle stellten wir uns erstmal in Kaštel Stari für die Einfahrt des VT auf, so wie wir es bei Sonne getan hätten. Natürlich ging alles im Schatten ab. Dann fuhren wir dem lokbespannten Bummelzug nochmal in Richtung Perković voraus. Wer weiß, vielleicht würde ja doch noch irgendwo die Sonne rauskommen? Die Hoffnung stirbt zuletzt...

Tatsächlich wurde es teilweise dann doch etwas heller, aber nicht hell genug. Zu allem Überfluss war der Zug jetzt mit der 2044 002 bespannt. Und die hing rückwärts vorm Zug. Damit waren heute alle ins Licht fahrenden Bummelzüge Mors voraus gefahren. Nicht gerade eine Traumkonstellation. Auch in diesem Punkt konnten wir nur auf Besserung am morgigen Tag hoffen. Auf dem Rückweg besichtigten wir noch einen vom DSO-Kollegen Dr. NE in der Galerie gezeigten Standpunkt mit der Neubaukirche von Primorski Dolac, St Antonius von Padua, bei dem wir schon befürchteten, das Bild sei vom 6m Stativ entstanden. Aber es war dann doch ein ganz ordinärer Hang. Wäre vielleicht auch ne Variante anstelle unseres Kirchenblicks heute Mittag gewesen...

Zurück an der Bucht von Kaštela fuhren wir in der Hoffnung auf einen größeren Supermarkt noch nach Trogir rein. Doch der gefundene Konsum bot leider nicht die ausgesuchten Spezialitäten der Region. Ich hatte insbesondere auf die Erzeugnisse aus den hiesigen Weingärten gehofft... Das Abendessen im Hotel war dafür hervorragend. Das Fleisch wurde vor unseren Augen am offenen Kamin gegrillt. Lecker! Nach dem Essen ging es noch auf den Balkon. Es war ja noch früh. Dabei ging allerdings ein unaufhörlich bellender Hund in der Nachbarschaft gewaltig auf den Zeiger. Da ist mir ja das Geknatter der Elstern auf dem heimischen Wilstorfer Hügel fast noch lieber. Die hören wenigstens irgendwann wieder auf... Na ja, irgendwann war doch mal Ruhe. Bereits um zwanzig nach neun lagen wir in den Betten.

Freitag, 25.10.2013

Bei sternenklarem Himmel sind wir aufgewacht. Doch während des Frühstücks zog vom Meer ein dicker Hochnebel auf. Nur ganz im Osten fand die Sonne nach ihrem Aufgang einen Spalt, um unter den Wolken durchzuscheinen. Das mussten wir für paar Stimmungsbilder vorm Haus nutzen.

Blick vorm Haus in Kaštel Lukšić mit dem Licht...

...und gegen das Licht.

Anschließend starteten wir einfach zu unserem Programm, wie wir es geplant hatten. Oben in Preslo stellten wir uns an den Scheitelpunkt. Wenn es hier für den ostfahrenden Perso nun gar nicht aufmachen würde, konnte man dem nordfahrenden Gz oder dem später anstehenden IC immer noch nordwärts folgen. Dort sah es besser aus. Wie wir dann aber erst den westfahrenden Perso und dann den Gz in derselben Richtung an uns vorüberfahren ließen, machte der Hochnebel von Osten her mehr und mehr auf. Bald konnte man das beabsichtigte Motiv in Primorski Dolac mal ansteuern. Etwas Sorge machte uns dort, dass der Zug nicht im System auftauchte und allmählich überfällig wurde. Aber was virtuell nicht kommt, muss in der realen Welt nicht ausfallen. Zug kam und alles war gut.

Pu 5503 mit dem Ostesig von Primorski Dolac. Erfreulicherweise hatte weiterhin 2044 002 den Bummelzugdienst inne, und die stand am Morgen natürlich günstig :-)

Jetzt wollte man sich ja eigentlich für den IC in Position bringen. Perso und IC sollten in Labin kreuzen. So fuhren wir einfach mal nach Labin, wo wir den Perso zwar bei der Einfahrt erwischten, er aber leider in eine Wolke hinein fuhr.

Und er fuhr ohne Kreuzung weiter. Der Blick ins System verschaffte Klarheit: Der IC fuhr auch heute als Bus. Schade. So das richtige Alternativprogramm hatten wir nicht. Im allgemeinen unentschlossenen Rumgedödel testete ich einfach mal im System alle mir bekannten Zugnummern, auch die zu völlig anderen Tageszeiten. Und siehe da: Von Knin her näherte sich ein 61153, den ich mir für den späten Abend notiert hatte. Schnell die Streckengeographie gedanklich überschlagen und den Bf Unešić für gut befunden. Obwohl wir noch eine Viertelstunde Zeit hatten, steuerten wir den BÜ an der Südausfahrt direkt mal an. Kaum waren wir dort aus dem Auto, wurden die Schranken runtergedreht. Von Perko konnte nichts kommen, das hätten wir gesehen. Der 61153 konnte es aber auch noch nicht sein. Aber in der Ferne tauchte eine Kette mit Zementwagen auf. Da war also ein weiterer uns unbekannter Zug unterwegs!

Der Klassiker: Die Formsignalgruppe von Unešić mit einem überraschend auftauchenden Güterzug.

Über die Loknummer bekamen wir heraus, dass es sich um einen 61101 handelte, den ich nun überhaupt nicht auf dem Zettel hatte. Zugnummer und Wagen sprachen allerdings eindeutig dafür, dass der Zug nach Solin fahren würde. Das war klasse, weil er dort richtig schön ins Licht fahren würde und wir dort noch einige Motive hatten. Als erstes suchten wir den Bf Primorski Dolac auf, wo der Zug bald auftauchte.

Dem 61101 wird im Bf Primorski Dolac mit dem Befehlsstab "Ausfahrt frei" signalisiert. Freundlicherweise hebt Cheffe den Stab fotofreundlich lange, bis der Zug heran ist.

Danach stellten wir uns unterhalb Prgomet auf, wo man den Zug bereits ab Brdašce am Hang fotografieren konnte.

Von der Passhöhe bei Prgomet hat man einen weiten Blick über das Tal von Primorski Dolac. Hinten die Kirche Sv Pappa ante Por... äääh, Sv Ante Padovanski. Im Talkessel rechts der Kirche liegt der Hp Bakovići, von dem es steil in die Höhe geht. Der Güterzug hat gerade den oben am Hang gelegenen Hp Brdašce passiert und durchfährt gleich den Hp Preslo, bevor er auf Höhe des Fotostandortes auftaucht.

Nun hatten wir das ehrgeizige Ziel, diesen Zug in der langen Geraden zwischen Kaštel Sućurac und Solin nochmal abzubekommen. Dort musste er perfekt im Licht kommen. Gerade hatte uns am Fotostandpunkt der zitronengelbe Linienbus von Split Promet überholt, doch an der Haltestelle in Prgomet kamen wir vorbei und hatten freie Bahn bis Plano, wo wir auf paar Langsamere aufliefen. Aber hier hatte man ja bald die vierspurige Kaštela-Umgehung erreicht, auf der wir wieder gut voran kamen. Der Zug war schon oberhalb von Sadine zu sehen gewesen, aber von da bis Kaštel Stari windet sich die Strecke ja doch noch so stark, dass wir genügend Vorsprung bekamen, um in Kaštel Sućurac über den BÜ zu kommen. Am Motiv angekommen mussten wir nur noch südlich um einen kleinen Felshügel herum laufen und standen im Motiv. Der Zug pfiff schon in Kaštel Sućurac, das war eine Punktlandung.

Und der 61101 nun nochmal an dem Wunschmotiv in der langen Geraden hinter Kaštel Sućurac.

Der lange Zug war eine gute Sache für diese Stelle gewesen. Wir warteten allerdings noch auf den unmittelbar folgenden ICN 521, den wir von identischer Position aufnahmen. Zwischenzeitlich hatte die Bewohnerin eines benachbarten Hauses etwas komisch geschaut. Wir liefen wieder südlich um den Felsenberg herum zum Auto; nördlich herum wäre es über ihr Grundstück gegangen. Als wir wieder beim Auto waren, stand ein Polizeiwagen vor der Zufahrt zu "ihrem" Grundstück. Ob die unseretwegen da waren, sollten wir allerdings nie erfahren. Wir kratzten zügig die Kurve. Allerdings hätten wir uns hier auch nichts vorzuwerfen gehabt...

Dem Güterzug folgte ICN 521 auf dem Fuße.

Nun folgte noch mit etwas größerem Abstand der Pu 5505 von oben. Den hatten wir nicht auch noch in der langen Geraden umsetzen wollen. Wir erinnerten uns an den Ausblick von der Brücke der Kaštela Ortsumgehung. Kein schöner Ort zum stehen, wohl aber ein nettes Motiv mit den typischen ländlichen Hängen oberhalb der Siedlungen. Wir liefen natürlich erst im allerletzten Moment zum Standpunkt auf der Brücke, von der stark befahrenen Fahrbahn nur durch einen kleinen Betonsims getrennt.

Pu 5505 hat Kaštel Stari hinter sich gelassen und rollt unter der Ortsumgehung Kaštela hindurch.

Das Programm hatte uns ganz schön auf Trab gehalten. Aber jetzt war etwas Zeit für einen Supermarktbesuch und Speisung irgendwo in der Wildnis. Bei Thommys besorgten wir uns Bruschette von Maretti und Leberpastete, dazu ich mir einen ganzen Liter schön kalte Milch. Nächster Programmpunkt würde der 80341 sein, der sich langsam Perković näherte. Aber bis dahin war Zeit. Wir stellten uns in Labin abseits der Hauptstraße auf Höhe des Südostesigs an den Rand und futterten. Wirklich lecker!

Mittagsrast mit Bruschette, Leberpastete und Steinmäuerchen.

Doch das Zugprogramm sollte uns auch diesmal nicht wirklich in Ruhe lassen. Bald wurde das Signal gezogen! Noch ein unbekannter Güterzug nordwärts? Bald ging uns allerdings das Licht der Erkenntnis auf, dass es sich um den ICN auf dem Rückweg nach Zagreb handeln musste. Für den war natürlich die Ortslage Primorski Dolac prädestiniert. Es war noch etwas Zeit, so dass wir in Ruhe aufkrümeln konnten, dann bauten wir uns zum zweiten Male am Ostesig von PD auf. Während wir warten, hörten wir aus Richtung Bahnhof schon die GM des 80341 ungeduldig wummern. Der Verkehr bediente uns ohne Pause - so wollte man das!

ICN 522 befindet sich auf dem Rückweg nach Zagreb und passiert erst St Anton von Padua und dann das Esig von Primorski Dolac.

Dem 80341 fuhren wir nun wieder voraus nach Labin. Dort im Bahnhof stand nun schon wieder der nächste Güterzug in westliche Richtung drin. Meine Güte, was war heute los!?! Da der die Lok falschrum hatte und wir gern um 15.15 die Einfahrt des VT nach Kaštel Stari gemacht hätten (um mal ein Formsignal auf Hp2 zu fotografieren), kümmerten wir uns um den nicht weiter. Für den 80341 hatten wir zwei Stellen hinter Labin für gut befunden. Einmal das Esig, unweit dessen wir vorhin gerastet hatten, zum anderen der Schluchtblick mit dem Vorsignal über die Bahn rüber fotografiert. Nico entschied sich fürs erste, ich fürs zweite. Wobei ich bald kein Licht mehr auf der Front hatte. Hmmm... Es pressierte nun auch etwas, denn wir mussten um 14.50 für den VT in Kaštel Stari los. Nun war es bald 14.50. Der Güterzug war in der Ferne zu hören gewesen, doch nun war alles wieder still. Bald kam von Nico die SMS-Meldung, dass der 80341 in Labin eine Lok abgesetzt habe. Zum Glück war es die zweite, die man an die Seite gestellt hatte. Ich war inzwischen rübergefahren, so dass wir gemeinsam die Ausfahrt des 80341 mit nunmehr nur einer Lok fotografieren konnten.

Güterzug 80341 verlässt um die zweite Lok geleichtert den Bahnhof Labin Dalmatinski ostwärts.

Kaštel Stari hatten wir natürlich vergessen müssen. Das hätte auf gar keinem Fall noch geklappt. Aber eine halbe Stunde hinter dem VT kommt ja auch schon wieder der Perko-Bummel hoch. Im Geiste die Strecke zur Konzeptgewinnung langgelaufen, wo man den denn nehmen könnte. Ein schönes Motiv zu haben gewann vor allem an Brinsanz, da tatsächlich Lok und endlich auch mal die Wagengarnitur getauscht worden waren. Es bestanden gute Chancen auf eine richtig stehende Lok, und der nun die ganze Woche enthaltene Graffitiwagen sollte raus sein. Gut, dafür konnte ein noch viel schlimmer beschmierter Wagen dabei sein - das wusssten wir natürlich nicht. Aber es bestand Hoffnung. Bei der geistigen Streckenwanderung blieb ich an den großen Dämmen hängen, die Yannick und ich im Mai von der anderen Seite gemacht hatten. Wir wollten uns nun mal den Anblick von einem Felsengrat westlich der Dämme anschauen. Und nach Betrachtung vor Ort wussten wir: Det isses! Der Zug kam pünktlich und was wir sahen, konnte nur begeistern.

Pu 5506 war zu unserer Freude nicht nur den Schmierenwagen losgeworden, sondern hatte sogar einen Wagen in alter Farbgebung dabei! Dazu eine neue, richtig gedrehte Lok, herrlich! Hier ein Stück unterhalb Labin Dalmatinski.

Die Begeisterung war so groß, dass wir den Zug unbedingt nochmal haben wollten. Tja, der blaue Wagen hätte gern die ganze Woche schon dran sein dürfen statt des beschmierten... Aber wir wollen nicht unzufrieden sein, hatten wir ihn doch wenigstens jetzt mal bekommen. Da die Bummelzüge ja unwahrscheinlich viele Halte haben und Bedarfshalte nach wie vor in Kroatien unbekannt sind, konnten wir ihn nochmal einholen und auf der Passhöhe vor Perković "erlegen".

Auf der kleinen Passhöhe zwischen Donje Dolac und Perković erwischen wir Pu 5506 ein zweites Mal.

Das Programm war noch nicht zuende. Der Bummel hatte in Primorski Dolac mit noch einem Güterzug gekreuzt! Unglaublich! Darauf vertrauend, dass der Gz nur langsam die Steigung nach Labin nehmen kann, fuhren wir langsam und genüsslich ein vermeintlich letztes Mal für diesen Urlaub durch das Tal der Steinmauern, das Tal von Primorski Dolac. Dabei die Telegraph Road von den Dire Straits aus den Boxen - ja, das ging! Den Güterzug sahen wir langsam in Preslo den Hang hochkriechen. Die Lok war die zweite Lok vom 80341, die in Labin ausgereiht worden war. Sie stand also falschrum, was uns aber nicht störte, da wir eine Streiflichtaufnahme vorhatten - ganz banal an dem großen Damm von der Straße aus umgesetzt.

Mit der Nummer der Übergabe 65261 werden weitere Wagen von Perković nach Solin geführt. Die rückwärts fahrende Lok ist für solch einen Streiflichtschuss sogar ganz ideal.

Auch das war noch nicht der letzte Programmpunkt. Den Y1 um 15.15 bei der Einfahrt nach Kaštel Stari hatten wir ja nicht geschafft, aber den um 17.09 wollten wir ja nun doch mal haben. Also nochmal dorthin gefahren. Nach kurzer Zeit reckten sich die zwei Arme des Esig in die Luft. Das Licht wurde allerdings jetzt schwächer und schwächer. Und der Y1 kam und kam nicht. Dann allerdings doch...

Offenbar hatte heute nur der Hilfsweichenwärter Dienst. So richtig in parallele Endstellung bekam er die Flügel des Esig nicht gezogen für Pu 8410, aber was solls...

Und der Fototag war immer noch nicht zuende! Auch wenn es keine Züge mehr für den Chip gab, so ging noch der Sonnenuntergang. Diesen bannten wir noch ausführlichst auf Platte. Für den Vordergrund mussten einige Angler herhalten. Der eine war nur mit seiner Rute beschäftigt, während der andere die Rute vor sich hinangeln ließ und sich lieber fotografisch dem Sonnenuntergang widmete.

Dieser Angler interessiert sich mehr für seine Angelrute, während...

... sich dieser Angler mehr für den Sonnenuntergang begeistert.

So endete der Tag fotografisch dort, wo er begonnen hatte. Am Strand vor unserer Villa Zarko in Kaštel Lukšić. Das Essen und das kühle Ožujsko hatten wir uns nun aber auch vollauf verdient. Was für ein Tag! So viel Zugverkehr hatten wir auf dieser Strecke noch selten erlebt. Und die Lokstellungen waren uns äußerst gewogen gewesen. Heute waren die Bummelzugfahrten, die ins Licht fuhren, alle mit richtigrum stehender Lok versehen. Besser ging es nicht!

Samstag, 26.10.2013

Leider schwirrten und sirrten auch diese Nacht die wie immer unsichtbaren Mücken um uns herum. Nach dem leckeren Frühstück brachen wir auf.

Uns waren ja so einige Morgenaktionen eingefallen, die man vor der Fahrt zum Flughafen noch erledigen könnte. Aber das Navi hatte uns informiert, dass man wohl an die vier Stunden fahren würde. Abflug war 14.30. Mit einer gewissen Sicherheitsmarge konnte es gewiss nicht schaden, um 12 dort zu sein.

Aber so ganz konnten wir dann ja doch nicht loslassen. Statt in Prgomet auf die Autobahn zu fahren, fuhren wir parallel zum 61302 nochmal durch das Tal von Primorski Dolac, das allerdings im dicken Nebel verschwunden war. Der Blick von oben auf das Tal von Prgomet aus hatte topp ausgesehen. Überhaupt gab es ab Labin herrliche Nebelstimmungen. Das hätte man etwas früher sehen müssen. In Perko schauten wir uns am Bf noch kurz den Bummelzug an, der nun wieder aus der Siffeinheit bestand. Dann ging es in Vrpolje auf die Autobahn.

Angesichts der Wettervorhersage hatten wir erwartet, unter Strahlemann & Söhne zum Flughafen fahren zu müssen, doch der große alte Strahlemann war weitestgehend hinter Hochnebel verborgen. Uns sollte es recht sein. Auf der Autobahn war unser Ehrgeiz, mit dem noch zu gut 1/4 vollen Tank so weit wie möglich nach Zagreb zu kommen, damit wir vor der Rückgabe nicht nochmal extra tanken mussten. Ab ca Ogulin verglichen wir die Schilder am Wegesrand "Tankstelle 1000m - nächste Tanke nach soundsovielen km" sehr genau mit unserer Anzeige der Reichweite. Hinter Karlovac war die Reichweite auf 20 km gesunken und sank schneller als wir wirklich Kilometer vorankamen. Wie freuten wir uns, als das Schild der Tank- und Raststätte Draganići vor uns auftauchte!

In Jastrebarsko verließen wir die Autobahn, hatten wir doch gehofft, hier noch quasi auf dem Wege den mit einer 1142 bespannten Schnellzug nach Rijeka nehmen zu können. Das hätten wir auch gekonnt, wenn wir drei Minuten früher dran gewesen wären. Ob wir es mit der Tankfüllung noch bis Jastrebarsko geschafft hätten? Na ja, man hätte in Karlovac schon abfahren, tanken und den Zug dort irgendwo abpassen können.

Nun gut, der Tag sollte bilderlos bleiben und durfte das auch nach einer wirklich zufriedenstellenden Woche. Gegen 13 Uhr hatten wir den Toledo wieder abgegeben. Das Auto war zwar schön flott und auch geräumig, zudem extrem sparsam. Allerdings fehlten ihm jegliche Extras wie z.B. Tempomat. Er hatte einen riesigen Wendekreis und im Innenraum knartschte er furchtbar nervig. Da hatte man in letzter Zeit schon praktischere Leihwagen.

Bei der Sicherheitskontrolle stutzte der Mann mit dem Röntgenblick zwar über meine Kameraausrüstung, begnügte sich nach kurzem Öffnen des Faches aber mit der Feststellung, ich sei wohl Profifotograf. Das habe ich mal einfach so stehen gelassen. Der Duty Free Shop im Flughafen hält eine interessante Mischung von einheimischen Produkten bereit, also Slivowitze, Birnenbrände usw. von verschiedensten Herstellern, u.a. aus Jastrebarsko... Hätte ich nicht zuhause noch ne Flasche stehen, hätte ich mich hier sicher eingedeckt.

LH 1415 Zagreb 14.30 - Frankfurt 16.00+6

Der Start war interessant. Wir schraubten uns praktisch überm Flughafen in die Höhe. Bald sah man den Gbf und die Zagreber Innenstadt von hoch oben. Dann noch Zabok in der Ferne, dann die Alpen, in denen ich die einzelnen Täler nicht so zuordnen konnte. Etwas Sorgen um meinen Zuganschluss machte ich mir, als wir um 15.45 Uhr immer noch endlose Wälder unter uns hatten. Muss halt der Spessart gewesen sein. Dennoch schafften wir es, fast pünktlich zu stehen. Und der Koffer kam immerhin so zügig vom Band, dass ich den ICE ohne Hetze und mit Verpflegungskauf erreichte.

ICE 574 Frankfurt Flughafen 16.42+4 - Lüneburg 20.11

Meine Güte, ein ICE, der in Lüneburg, nicht aber in Harburg hält! Wie tief ist Harburg gesunken? Und ich muss gestehen, dass in Lüneburg wirklich Menschenmassen aus dem Zug stiegen. Klar, die wollten vermutlich alle wie ich mit dem ME weiter nach Harburg ;-)

ME 82134 Lüneburg 20.27 - Hmb-Harburg 20.48

Fünf Jahre war ich nicht in Dalmatien gewesen (außer mal im Vorbeifahren), dann gab es dieses Jahr im Mai und jetzt mal wieder ausführlichere Fotos in dieser wunderschönen Urlaubsregion. Besonders schön war diesmal die hochlichtlose Jahreszeit - ein Genuss! Auch wenn man sicher noch längst nicht alle Motive hat, ist es nun vermutlich erstmal gut - vielleicht für die nächsten fünf Jahre. Die große Frage ist, was sich dort in diesen Jahren tut. Wir der Personenverkehr bleiben? Werden die Nebenbahnen überleben? Die aktuelle Tour abseits der Urlaubszeiten brachte auch den erschreckenden Eindruck mit sich, dass weder Fern - noch Nahverkehrszüge nennenswert besetzt waren*. Wenn hier kein Umdenken hinsichtlich besserer Fahrpläne und im Fernverkehr höherer Zuverlässigkeit stattfindet, kann man den Personenverkehr auch einstellen - so hart das klingt.

* die Autobahn war allerdings auch gähnend leer.

Und im Güterverkehr? Werden wir in fünf Jahren überhaupt noch GM antreffen? Oder wird der neue Eigentümer der HŽ-Gütersparte hier für frischen Wind sorgen? Der Massengutverkehr schien ja ganz gut zu laufen. Aber wird es vielleicht doch mal Containerzüge geben? Oder lässt das Streckenprofil gar keine gängigen Containergrößen zu? In fünf Jahren sind wir schlauer. Oder früher. Oder später... Vielleicht hat man ja doch vorher mal wieder ein Konzept für eine Tour nach Dalmatien.

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