Expedition an die rote Zone*

Autor: Jan-Geert Lukner. Alle Rechte am Text und an den Bildern liegen beim Autor.

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*Dies ist der österreichisch-slowenische Titel. Der deutsche Titel müsste lauten "Rote Zone nie gesehen", der norwegische würde lauten "Expedition in der roten Zone" und der US-amerikanische "Rote Zone, was zur Hölle ist das?". Da man sich den Gegebenheiten des Gastgeberlandes anpassen sollte, bleibt es aber beim slowenischen Titel.

Dieses Jahr hatte ich wegen der anstehenden Veränderungen im norwegischen Bahnverkehr zwei Touren nach Norwegen geplant. Die im Juni musste leider wegen Corona ausfallen. Doch als Norwegen Mitte Juli seine hermetisch abgeriegelten Grenzen wieder öffnete, waren wir guter Dinge, dass die Septembertour stattfinden könnte. Dieser guten Dinge waren wir genau bis Mitte August, als die Coronazahlen in Deutschland wieder hoch gingen. Nun hatte Norwegen nach wie vor eine sehr niedrige Hemmschwelle, alles wieder dicht zu machen. Und zwei Wochen vor unserem gebuchten September Tripp hatte Deutschland die magische Grenze von 20 Neuinfektionen in 14 Tagen pro 100.000 Einwohner geknackt. Nicht doll, die 22 hatten wir in den Wochen vorm Urlaub kaum überschritten, aber es reichte. Norwegen machte nun auch für Deutschland dicht. Nun durften nur noch ua Italiener (ausgerechnet...), Ungarn, Balten und Nordschweden rein. Deutschland stand im europäischen und weltweiten Vergleich wirklich sehr gut da. Aber nicht gut genug für Norwegen. Skitt!!!

Das Auto konnten wir stornieren. Leander seine Flüge auch, weil es bei denen eine Zeitverschiebung gegeben hatte, ich leider nicht. Aber ich hatte zum Glück "nur" 155€ an SAS überwiesen. Ok, wat nu? Den Urlaub wollten wir nehmen, da waren wir uns einig. Irgendwas in Deutschland? Zu tun gibt es bei uns genug! Oder vielleicht... Rhätische Bahn? Da stehen auch große Veränderungen im Fahrzeugpark an. Ich fand mehr und mehr Gefallen daran.

Doch in der Vorwoche zeichnete sich immer mehr ab, dass Deutschland und auch Graubünden ein extrem unstetes bis schlechtes Wetter erwarten würde. Wir besannen uns darauf, dass wir interessenmäßig einen weiteren gemeinsamen Nenner haben: Den Balkan. Wie weit würde man denn auf den Balkan vordringen können, ohne gleich anschließend in unbezahlte Quarantäne gehen zu müssen? Slowenien sah gut aus, Infektionszahlen ähnlich Deutschland. Und Nordwestkroatien wäre auch noch gegangen - nach deutscher Lesart, da standen nämlich nur Split und Šibenik auf dem Index. Allerdings fanden wir ebenso schnell heraus, dass man nach einem generellen Kroatienbesuch in Österreich nur noch im Transit geduldet wäre. Und womit wir nicht gerechnet hatten: Slowenien sah das genauso! Slowenien hatte die Länder in grüne, gelbe und rote Zonen eingeteilt. Kroatien gehörte zur roten Zone. Das sonst so gern genommene Grenzhopping zwischen SI und HR würde also diesjahr ausfallen müssen. Aber Slowenien ist ja auch schön. Und für Slowenien war viel Sonne angesagt! Worauf warteten wir da noch?

Bald hatten wir uns entschieden, einen Leihwagen ab Ljubljana zu nehmen. Und für die Anreise wählten wir die einzige Möglichkeit ohne Lappen im Gesicht: Die Nachtzüge. Wohlgemerkt: Ich halte den Mundnasenschutz im öffentlichen Verkehr für durchaus angebracht, aber ich alter Frischluftfanatiker kann das Ding einfach nicht länger aufhaben. Ok, Nachtzüge. Und zwar über Zürich. Das hatte (zum Teil nur für mich) einige Vorteile gegenüber der Verbindung über Minga: Man kam sowohl in Zürich als auch in Ljubljana nicht so irre früh an, der Nightjet nach Zürich hält auch bei mir zu Füßen meines Wilstorfer Hügels in Harburg und der Zug führte den besten Schlafwagen ever: Den Dosto-Schlafwagen mit den mega genialen Deluxe-Abteilen unterm Dach. Bessere Schlafwagenabteile habe ich noch nirgends erlebt!

Auf eine Sache wies der Verkäufer unseres Vertrauens vor der Buchung hin: Die Nachtzüge aus München und Zürich nutzen mit Jesenice einen Grenzübergang von Österreich nach Slowenien, der momentan nur für Transitreisen zugelassen ist. Zur Einreise nach Slowenien ist nur Spielfeld zugelassen! Oh Amtsschimmel, ich höre dich quer durch die Karawanken wiehern! Da dieser "Transit" lediglich die Bestimmung enthielt, Slowenien binnen 12h wieder zu verlassen, legten wir uns den Plan zurecht, dass wir dann mit dem Leihwagen kurz nach Italien und dann wieder über einen erlaubten Übergang nach Slowenien einreisen. Somit konnten wir buchen!

Es war nicht lange nach der Buchung, dass ich nochmal wegen der Grenzstellen-Geschichte die Seite der slowenischen Grenzpolizei durchforstete. Und dabei stieß ich auf die Meldung, dass Slowenien die Schweiz von der grünen in die gelbe Zone verbannt hätte. Ups! Gelbe Zone - was heißt das? So richtig einfach zu verstehen war die Erklärung nicht, doch irgendwann war klar: Aus der gelben Zone durften nur Slowenen oder Ausländer mit Wohnsitz in Slowenien ohne Quarantäne einreisen, und auch nur, wenn sie nachweisen, dass sie nicht noch einen Umweg durch die rote Zone gemacht hätten. Wir also jedenfalls nicht. Jedenfalls nicht über Zürich. Also wieder alles storniert.

Wir sahen jetzt nur noch einen Weg: Das Auto musste in Deutschland aufgenommen werden, dann könnte man sich flexibel allen Gegebenheiten anpassen. Da ich keinen Bock auf eine Autofahrt Deutschland einmal komplett runter und wieder rauf hatte, buchte ich nun den Nachtzug nach München. Und ab dort den Leihwagen. An diesem Stand änderte sich dann auch bis zum Beginn der Reise nichts mehr...

Sonntag, 06.09.2020

Ganz in Ruhe konnte ich zuhause alles fertig machen, dann ging es los. Leider hatte ich ja nun den Nachtzug gebucht, der nicht in Harburg hält. Ich fuhr früh genug zum Hauptbahnhof, wo ich noch ne Stunde Zeit hatte, um einfach bißchen zu beobachten und mir Verpflegung zu besorgen. Mit einem Chicken Madras to go in einer ekligen Pappbox, durch die es bald durchsuppte, und zwei Flaschen Krombacher bewaffnet fand ich mich zehn Minuten vor Abfahrt auf dem Bahnsteig wieder. Die Anzeigen mal wieder mega toll:


Reisender nach München, in welchen Zug steigst du ein?

Erst ein UEx nach Innsbruck, dann unser Zug nach Wien, von dessen Kurswagengruppe nach München - Innsbruck auf dem Anzeiger nicht die Rede war, was sichtliche Irritationen der Reisenden beim vorher haltenden UEx brachte. Oder wollten die alle bloß wegen der schönen Wellblechschlafwagen einsteigen?

Nightjet 40421 Hamburg Hbf 20.29 - München Hbf 07.08-10

Und dann konnte ich im Hamburger Hbf in einen Zug steigen, der gut in Schuss war, in dem alles funktionierte, in dem man sich willkommen fühlte. Der Aufwärter nahm die Frühstücksbestellung für den Morgen auf, während man sich über Mitgebrachtes sowie über kredenzte Kekse und Pikkolo hermachte. Ach ja, das war Reisen! Und zwar ohne Mundschutz! Ich genoss die Fahrt im dunklen Abteil wohl bis zur hessischen Landesgrenze. Dann wurde es aber höchste Eisenbahn fürs Bett!

Montag, 07.09.2020

Der Zug musste vor München viel Zeit abbummeln, doch so richtig gelang das nicht und wir trafen mit zehn Minuten Verfrühung am Hbf ein. Ich hatte in der Nacht geschlafen, ja, aber so richtig der fette Tiefschlaf war das nicht gewesen. Häufig war ich wach. Die Wagen liefen schön ruhig, doch der Oberbau ließ den Zug manches Mal schwanken. Das Umrangieren der Kurswagengruppe in Nürnberg verlief außerordentlich sanft. Das hat man bei Nachtzügen schon anders erlebt. Um 6.15 bekam ich das Frühstück serviert. Das war immerhin schon mal ne Stärkung, auch wenn der Kaffee sicherlich aus dem Instant-Tütchen kam.


Das Frühstück im Nightjet: Sechs Bestandteile kann man abends kostenlos auf einer Karte ankreuzen, alles weitere kostet extra.

Leider musste ich in München nun noch ne Stunde totschlagen, bis das Avis-Büro im Bahnhof aufmachte. Hier hatte ich relativ günstig einen Golf Automatik buchen können. Die Wartezeit verbrachte ich außerhalb des Bahnhofs. War zwar nicht schön dort, aber es gab wenigstens ungefilterte Luft zu atmen. Allerdings saß da ein Typ auf einem Betonsockel, der heftig am Husten war - mit Auswurf! Na lecker. Ich verzog mich zu einem Morgengeschäft in das äußerst saubere Klocenter in der minus 1 Ebene...

Der Avis Schalter war dann doch schon um 7.45 geöffnet, und es standen bereits drei Leute an. Vor allen anderen Autovermietern stand hingegen keine Kundschaft. Einer von den vor mir stehenden hatte sich schnell erledigt; er hatte keine Kreditkarte dabei. O-Ton: "Das hat mir mein Chef nicht gesagt"... So hatte ich dann um 8 ganz unkompliziert meine Autoschlüssel in der Hand. Das Auto war ein Seat Leon Automatik und wartete im Parkhaus Hirtenstraße auf mich, das aber ausschließlich von der Marsstraße erreicht werden kann. Sind aber nur paar Schritte vom Hbf aus.

Um 8.30 saß ich im Auto und gelangte zügig aus der Stadt hinaus, obwohl ich da einmal auf einer meist unter der Erdoberfläche verlaufenden Schnellstraße "voll durch" musste. Nächstes Ziel war nun, Leander um 10.24 in Kitzbühel vom Bahnhof abzuholen. Dort konnte er vom Bodensee aus besser hinkommen als nach München. Das Navi wies mich in Kufstein Süd von der bis dort mautfreien Autobahn runter und dann auf stark befahrener Landstraße über die Berge nach Kitzbühel. Die Einreise nach Österreich war eine Einreise in den Regen. Der sollte uns bei der Durchquerung des Landes auch erhalten bleiben.

Der Verkehr war recht dicht, aber man kam trotzdem gut voran. Unsere Route führte uns über die Felbertauern Straße nach Lienz. Das war dann auch schon der größte Ort an der Route, und prompt standen wir dort erstmal im Stau. Weiter ging es über den Gailbergsattel nach Kötschach-Mauthen. Dort fanden wir gegenüber vom Bahnhof das rustikale und sehr authentische Restaurant Reiter, in dem wir gut gespeist haben. Ich hatte Gamsragout, doch das beste war die Knoblauchsuppe vorneweg - ein Gedicht! Damit ist das Restaurant ein Geheimtipp für Bahnfahrer. Schade ist nur, dass man am gegenüberliegenden Bahnhof nur noch mit dem Schienenfahrrad ankommen kann...

Über den Plöckenpass reisten wir nun nach Italien ein. Und prompt hörte der Regen wieder auf. Erstes Blau machte sich am Himmel bemerkbar! Über Udine ging es zu unserem letzten Grenzübertritt nach Slowenien, nach Nova Goriza. Die Grenzübergangsstelle war provisorisch besetzt worden. Auf die nuschelige Frage des Grenzers fragte ich "Sorry"? Daraufhin erklärte er in gut verständlichem Englisch "Passports". Ach so, damit konnte man an einem Grenzübergang ja nicht rechnen... Oder hatte ich im Unterbewusstsein an einem anlassbezogen provisorisch besetzten Schengen-Grenzübergang eher mit einer anlassbezogenen Frage gerechnet wie z.B. "Wie geht es Ihnen?" oder "Führen Sie Viren ein?" Ihm reichte jedoch der flüchtige Blick auf das deutsche Passdesign. Deutsch gutt, weiter. Wenigstens hat sich daran in all den Jahren auf dem Balkan nichts geändert. Eine unermesslich wertvolle Sache...

Als erstes steuerten wir den Solkan Viadukt an. Dummerweise hatten wir beide nicht mehr in Erinnerung, dass man auf einem Parkplatz auf der Ostseite parken musste. Wir querten jedoch die Brücke über die Soča und fuhren die Straße weiter. Das war nun etwas schade, führte diese doch nun bald in einem Betontrog ein Stück hoch eingezäunt über italienisches Territorium. Ein Wenden war unmöglich. Wir schafften aber trotzdem noch den VT auf der Brücke.


Einer der auf dieser Strecke noch regelmäßig verkehrenden Fiat-Triebwagen quert über den Solkan-Viadukt die Soča mit ihrem herrlichen türkisen Wasser.

Profilaktisch gaben wir nochmal zehn Minuten Wartezeit dazu, falls denn vielleicht im Blockabstand der Kalkzug von Anhovo kommen mochte, doch es tat sich nichts. Wie wir später hörten, war dieser eine Stunde zuvor gefahren - ohne Sonne. Wir hatten aber auch nicht die genauen Zeiten. Deshalb fuhren wir ins Sočatal hinein. Auf verschlungenen Wegen gelangten wir nach Most na Soči - gerade rechtzeitig zur Ankunft des Autovlak. Leider war der Bahnhof schon komplett im Bergschatten, das war ein Satz mit X. Und der nachfolgende Triebwagen hatte einen partiellen Wolkenschaden auf dem Viadukt. Neee, neee, das war nichts.

Das schönste war dann der Abend in der Gostilna auf dem Dorfplatz von Kanal ob Soči. Wir hatten hier in einem urigen alten Haus ein Zimmer genommen (Guesthouse Soča). Auf dem italienisch angehauchten Dorfplatz schmeckten uns selbstgemachte Burger und das Laško Bierchen wunderbar. Ja, wir waren im Urlaub angekommen!


Unsere Pension: Guesthouse Soča.

Lustig fand ich irgendwie die Schläge der Kirchturmuhr. Das "Bing-Bong" folgte so schnell aufeinander, als wenn der Glöckner sagen wollte "Muss schnell gehen, hab schließlich auch noch anderes zu tun". Als Verdauungsspaziergang gab es noch ne Runde zum Bahnhof. Die Brücke über den Fluss und die Stadtkulisse daneben erinnerten uns entfernt an Mostar, wobei in Mostar schon bischen mehr los ist und sich ein türkisch geprägtes Stadtbild ja schon von einem italienisch anmutenden unterscheidet...

Dienstag, 08.09.2020

Wir hatten entschieden, uns heute um die Wocheinerbahn zu kümmern. Und da die bislang gesehenen Triebwagen allesamt beschmiert waren, sollte der Autovlak im Mittelpunkt stehen. Frühstück gab es leider erst ab 8. Wobei, was heißt "leider". Autozugmäßig ging so früh eh nichts, deshalb konnten wir dieses entspannte Angebot gern annehmen. Im ersten Stock über dem Bistro von gestern Abend war ein kleines Frühstücksbuffet aufgebaut. Zu sich nehmen konnte man es nun draußen oder noch ein Stock höher im zweiten OG. Als Kaffee gab es Filterkaffee, aber der war gut. Und wer wollte, konnte sich auch aus der Bar italienische Kaffeespezialitäten abholen.

Gut gestärkt ging es nun - - - nicht weit. Droben am Bahnhof konnte man den nächsten Triebwagen machen. Von dort sahen wir allerdings eine Straßenserpentine am gegenüberliegenden Hang, von der sich ein schöner Blick über das alte Städtchen ergeben musste. Wir fuhren dort hinüber, und der Ausblick war wirklich hübsch!


Blick über Kanal ob Soči. Am Gegenhang erreicht gerade ein Triebwagengespann den Bahnhof. Unser Gasthaus befand sich unmittelbar rechts der Kirche.

Dann ging es erst das Soča-, dann das Bačatal hoch. Nächster Programmpunkt war nun der Autovlak von Most na Soči, für den es im Bereich Podmelec / Kneža drei verschiedene Motivmöglichkeiten gegeben hätte. Wir mussten halt eine Variante wählen und nahmen den Ausblick auf den ex Bahnhof Podmelec.


AVT 854 hat gerade den Hp Podmelec durchfahren und quert nun die Bača.

Entspannt ging es weiter das Tal hoch bis Podbrdo. Es ist wirklich eine unbeschreiblich schöne Landschaft. Eng schlängelt sich das Tal durch die hohen Berge, dann lichten sich die Hänge wieder etwas und das nächste, in saftige Almwiesen eingeschmiegte Dorf kam in Sicht. Es war kaum zu glauben, dass die parallele Bahn ebenfalls diesen Anstieg meisterte. In Podbrdo stellten wir uns erst an die Einfahrt. Denn ich hatte nochmal Tobias' Reisebericht aus 2019 studiert, und da war deutlich gesagt worden, dass ein Bild mit dem EG schwierig wäre, weil der Autovlak so früh anhielte. Doch das imposante Empfangsgebäude zog mich magnetisch an. Es sah einfach toll aus! Und ich meinte aus dem Gleisplan ablesen zu können, wie weit der Zug vorziehen müsste, um rückwärts in das Ladegleis zu stoßen. Also fuhr ich schnell rum, denn die Einfahrt war enge Außenkurve und somit auch kompromissbehaftet. Tja, alles stimmte, die an den Bergen hängenden Wolken hielten sich noch fern, was sollte schief gehen. Hmm, tja. Soll ich nochmal auf Tobias' Reisebericht zu sprechen kommen? Wer redet denn von Zurücksetzen ins Ladegleis? Der blöde Zug fuhr gerade so weit, dass das eine Auto runter fahren konnte.


Immerhin bis zum Güterschuppen des Bf Podbrodo ist er gekommen, der AVT 855. Der Autozug kommt hier ohne jegliches eigens errichtetes Terminal aus: Es wird einfach an der alten Laderampe angehalten, wo die Autos den Zug zur Seite hin verlassen.

Dass die restlichen Wagen dabei noch mitten in der Weichenstraße (allerdings nicht mehr im durchgehenden Hauptgleis) standen, war dabei offenbar äußerst zweitrangig. Nun gut, wir fotografierten nun immerhin die umsetzende Lok und einen Schmierentriebwagen in der gewünschten Perspektive, das war dann auch alles gar nicht so schlecht.


Mit der umlaufenden Lok gibt es nun aber doch das mächtige Empfangsgebäude zu sehen. Zwischen erstem und zweiten Weltkrieg gehörte die Region um die Kreisstadt Tolmin und damit auch das Bačatal zu Italien, so dass der Bahnhof Podbrdo alle Institutionen eines Grenz- und Lokwechselbahnhofs beherbergen musste.

Der Triebwagen sollte in Grahovo mit einem Gegengeschmier kreuzen. Dafür hatten wir ein hübsches Motiv in den Wiesenhängen der Höfe im Tal unterhalb von Kuk. Leander hatte das vorhin schon mal ausgekundschaftet, das passte!


Unterhalb der Bergdörfer Kuk und Znojile rollt der Bummelzug auf Podbrdo zu.

Nun war etwas Pause. Wobei - sooo irre lange auch wieder nicht. Am Ende waren es doch nur noch rund 30min, die wir an einem Wiesenhang bei Most na Soči bzw der Bahnhofssiedlung Postaja oberhalb einer Weide mit äußerst neugierigen und lebendig hin und her laufenden Jungrindern verbrachten. Herrlich war es dort! Paar kühle Getränke wären nicht schlecht gewesen, aber wie gesagt: Wir mussten ja nur eine halbe Stunde warten, bis der Autovlak über den Viadukt gerollt kam.


Seit einiger Zeit hat man den Autovlak AVT 857 bis Most na Soči verlängert, so dass man den an verschiedenen Stellen fotografieren kann. Hier quert er gerade den interessanten Viadukt in der Einfahrt seines Zielbahnhofs. Früher endete auch dieser Zug in Podbrdo.

Weitere Bilder gab es vom Autozug beim Rangieren im Bahnhof. Hier wurde immerhin mit der kompletten Garnitur einmal komplett durch den Bahnhof gesetzt.


In Most na Soči muss vor Abfahrt der Autozüge etwas rangiert werden. Der gesamte Zug zieht erstmal von der Ladestraße in die südliche Ausfahrt und drückt dann an den Bahnsteig. Hier macht die Lok Umlauf, erst dann kann es als AVT 858 losgehen. Und nein - die rote Fahne des Weichenwärters ist keine Warnung, dass es in die rote Zone geht. Die ist noch ein Stück weg.

Nun hatten wir wieder vermeintlich viel Zeit. Mittlerweile hatten wir uns entschieden, dass wir auch morgen hier etwas machen wollen. Paar Motive waren ja durchaus noch offen. Wir fragten mal den Wirt des Gasthofs am Bahnhof nach freier Übernachtungskapazität, doch wurde uns beschieden, dass alles voll sei. Auch eine schön überm Fluss gelegene Pension in Most hatte auf telefonische Nachfrage nur noch nen Raum mit Gemeinschaftsklo. Somit buchten wir dann einfach über Booking das Hotel im Ort. War auch nur 20€ teurer als die Keminate ohne Klo. Wir checkten direkt mal ein.


Der Ausblick vom Balkon unseres Hotelzimmers war schon nett.

Dann wurde es auch langsam höchste Zeit, mit Umweg durch den Mercator zu einem Bahnwärterhaus bei Most zu fahren. So richtig optimal ließ sich das schöne Haus aber leider nicht umsetzen.


Das Mehrfamilien-Bahnwärterhaus kurz vor Most na Soči wird von dem von Kindern individuell beschmierten 814 037 passiert.

Es ging abermals weiter in das Tal hinein. Diesmal konnte ich auch paar Landschaftsbilder anfertigen. In Grahovo hatten wir es nun auf Friedhofs- und Viaduktblick abgesehen, aber das war schwieriger als erwartet. Irgendwie befand sich zwischen Friedhof und Viadukt jetzt ein Haus, das mir auf bisherigen Bildern nicht aufgefallen war.


Die Bača machte in Klavže jetzt nicht den Eindruck, als ob sich aus ihr viel Energie gewinnen ließe, aber versuchen kann man es ja mal...


Die hoch über dem Tal liegenden Gehöfte von Brdo gehören schon zu Grahovo.

Nach einiger Hin- und Hersuche fanden wir aber doch noch einen brauchbaren Standpunkt, bei dem nur das hässliche Foliengewächshaus des Grundstückes im Bild war. Doch das war spätestens zum Autovlak auch kein Thema mehr. Die Schatten kamen und machten das alles sehr sehr spannend. Ein VT zum Warmwerden hatte schon geklappt, doch danach schattete das Motiv immer mehr zu. Aber wir hatten ein riesiges Glück. Ausgerechnet der Hauptteil des Viaduktes profitierte von einer kleinen Scharte im Berghang hinter uns, und so ging der Autovlak noch topp im bestialischen Licht und eingerahmt von Schatten.


AVT 859 kommt über den Viadukt von Grahovo gerollt.

Das war es oben im Tal. Wir fuhren nun die ganze Straße wieder runter nach Most. Am Fuße des Viaduktes von Most betätigte Leander die Haltewunschtaste, während ich nochmal den etwas abgelegeneren Feldweg oberhalb des Viaduktes aufsuchte, um dort ungestört die Drohne starten zu lassen. Der Viadukt war allerdings schon zum größten Teil zugeschattet, als der Zug endlich kam. Und ausgerechnet dieser Zug war der erste unbeschmierte VT, den wir zu sehen bekamen. Es handelte sich um einen modernisierten Vertreter der sonst hier eingesetzten Fiat-Triebwagen.


Fast hätte ich vor Schreck vergessen, den Auslöser zu betätigen. Als RG 601 "Soča" taucht ein Triebwagen auf, der noch nicht am Kindermalprogramm teilgenommen hat. Links im Hintergrund ist das Mehrfamilien-Bahnwärterhaus noch schön von der Sonne angeleuchtet. Blick von der Drohne.

Es war jetzt 18 Uhr durch. Während ich nun gut einen gemütlichen Restaurantgarten-Abend hätte einläuten können, wollte Leander nochmal richtig aufdrehen. Nein, nicht in die örtliche Bauerndisco, sondern ins Orgelkonzert. Eine Runde mit dem Autozug nach Bohinjska Bistrica zum Abendessen sollte es sein, natürlich ohne Auto...

AVT 860 Most na Soči 18.43 - Bohinjska Bistrica 19.25

Immerhin waren alle sechs Abteile besetzt. Zum Glück waren wir rechtzeitig am Zug, so dass wir noch ein eigenes Abteil ergattern und das ganze Rangiermanöver mitfahren konnten. Die Fahrt war schon nett, wenn man auch nicht soooo viel Sound hörte. FIP Ermäßigung wurde übrigens nicht gewährt. Ich musste echt den vollen Preis von 2,60 € bezahlen... Es war schön, wie ein D-Zug an allen Zwischenstationen durchzufahren - außer Podbrdo natürlich. Da hätten auch noch Autos zusteigen können, wenn welche gewollt hätten. Diesmal blieben die vier Autos von Most aber unter sich. Wie schnell man mit dem Zug doch das Tal hochkommt! Im Passtunnel wunderten wir uns über dessen breites Profil, wobei das für ein zweites Gleis jetzt nicht gereicht hätte.

Der Bahnhof Bohinjska Bistrica machte dann leider nicht so den urbanen Eindruck. Aber auf dem Vorplatz stand eine kleine Blockhütte mit vielen Tischen drumherum. Zunächst machte der Name "Burger Grill" nicht so den erhofften Eindruck. Doch ein Blick auf die ausgehängte Speisekarte linderte unseren Schmerz. Es gab da alles, was das Balkanherz begehrt. Da wir nichts zu Mittag hatten, gab es für uns beide ein gepflegtes Mešamo meso, gemischte Fleischplatte. Die war sehr gut und reichhaltig, aber wir haben alles aufbekommen. Als nur noch das Bier vor uns stand, zogen wir aber doch lieber mal nach innen um, denn hier oben werden die Abende nun doch empfindlich kalt. Drinnen herrschte Maskenpflicht; das ist hier in Slowenien alles genauso wie in Deutschland.

AVT 861 Bohinjska Bistrica 21.16 - Most na Soči 22.02

Durch den Tunnel waren immerhin noch drei Abteile besetzt. Und ein Autostellplatz. Interessant dann Podbrdo: Autoverladung war laut Fahrplan nicht möglich. Der Bahnhof war komplett unbesetzt, die Signale dunkel. Wir hielten kurz auf dem durchgehenden Hauptgleis, zwei Leute stiegen aus, Zub gab weißes Lichtsignal, und weiter gings. Noch kurioser war die Situation in Grahovo. Der Bahnhof hat Formsignale. Halt zeigende Formsignale. Doch wir sind einfach durch die dunkle Nacht dran vorbei gefahren. Ein Schrankenkurbler war allerdings da, nur kein Fdl. Na ja, wird schon alles so im Fahrplan geregelt sein...


Der Autovlak steht zur letzten Rückfahrt des Tages nach Nova Gorica in Bohinjska Bistrica bereit.

Wir trafen jedenfalls paar Minuten vor Plan wieder in Most na Soči ein. Den letzten Satz hab ich einfach mal vorgegriffen. Und liege prompt daneben. Na ja, bischen jedenfalls. Die Minuten, die wir vor Plan waren, standen wir nämlich auf dem Viadukt vor dem Einfahrsignal ab. Das zeigte nicht nur Halt, sondern leuchtete auch rot. Das nahm der Lokführer also ernst. Da die 22.02 die Abfahrtszeit sein musste und der Zug wegen möglicher Autoverladung dann doch paar Minuten Aufenthalt brauchte, dürften wir wohl etwas zu spät angekommen sein. Ob der Zug dann noch an die Autorampe umgesetzt hat, wissen wir nicht. Dieser letzte Autozug fährt ja nach Nova Gorica weiter. Wir fuhren allerdings direkt ins Hotel, wo es auf dem Balkon noch ein Weinchen gab. Wir hörten den Zug erst eine knappe halbe Stunde später weiterfahren...

Mittwoch, 09.09.2020

Eine andere Fotografengruppe aus Deutschland, aus dem Schwarzwald, weilte diese Woche in Sežana. Heute wollten die auch mal an die Wocheinerbahn kommen. Mal sehen, ob wir uns heute über den Weg laufen.

Wir hatten uns für heute sogar ein Vorfrühstücksprogramm ausgedacht. Die Überlegung war, den ersten hochfahrenden Autovlak auf dem Viadukt zu nehmen. Doch der Viadukt war noch zugeschattet und es war ungewiss, ob die Sonne schnell genug über den Berg käme. Deshalb nahmen wir den Autozug lieber im Bahnhof. Da stand er schön in der Sonne.


AVT 850 von Nova Gorica nach Bohinjska Bistrica hat seine Beladung im Bf Most na Soči beendet und wartet auf den Abfahrauftrag.

Für einen nachfolgenden Triebwagen stellten wir uns nun aber am Viadukt auf. Danach hätten wir eine schöne Pause zum Frühstücken. Tja, es kam, wie es kommen musste. Es kam nämlich nichts. Erst nach einer Viertelstunde schauten wir mal in der App nach. Der Zug sollte +32 haben. Das war nun doof! Wir beschlossen, in Ruhe zu frühstücken. Auf den Schmierentriebwagen konnte man verzichten.

Das Frühstück war dann allerdings allerunterste Schublade. Irgendwie machte der ganze Laden einen Eindruck, als wäre er aus Titos Zeiten. Und damals gab es in westdeutschen Jugendherbergen ja auch gern so einen ähnlichen Kaffee, wie die Plörre, die hier aus dem Instantautomaten kam. Brot- und einfachste Gummiwurstscheiben waren abgezählt. Immerhin konnten wir noch etwas Brot nachordern. Nee nee, aber einem (gegenüber den Pensionen deutlich teureren) Hotel war das alles nicht angemessen. Wobei ich sagen muss, dass ich topp geschlafen habe. Das Zimmer war auch schön groß gewesen. Vielleicht hätten wir trotz des Frühstücks um eine Nacht verlängert, doch war für kommende Nacht der Zimmerpreis auf booking.com von 76 auf 91€ gestiegen. Nee nee, so nicht mit uns!

Lustig wurde es nochmal beim Checkout. Leander hatte eigentlich schon im Voraus bezahlt gehabt. Wir dachten: Schlüssel hinschmeißen und gut is - zumal eh niemand an der Rezeption war. Doch gerade als wir verduften wollten, kam der Rezeptionist aus dem Garten und gestikulierte mit den Händen. Er wollte nun doch nochmal nachschauen, ob auch alles seine Richtigkeit hätte. Nun begann eine neue Folge der Serie "Alte Männer und EDV". Mittlerweile hatten wir es nicht mehr uneilig, doch er fing nun in aller Seelenruhe an, nach Leanders Buchung zu suchen. Und als er sie endlich gefunden hatte und dann auch noch entdeckte, dass wir die örtliche Touritaxe noch nicht bezahlt hätten, war es erstmal an uns, die Buchungskonditionen rauszusuchen. Da wir so schnell nichts fanden, drückten wir schnell die 2x2€ ab, nur um los zu kommen. Na ja, im Laufe der anschließenden Fahrt fand Leander heraus, dass die "Tax" tatsächlich noch extra käme. Zum Glück war der Zugverkehr heute insgesamt etwas verspätet, so dass wir an der Fotowiese am Viadukt erst die Schwarzwälder begrüßen und uns dann auf die verschiedenen möglichen Standpunkte verteilen konnten. Unter Gleichgesinnten muss man sich wirklich nicht verabreden; Fahrplan und Sonnenstand sorgen schon dafür, wann und wo man sich trifft...


Dieses Brückchen wird es noch häufiger zu sehen geben...

Nach dem Brückenbild ging es geschlossen zur Feldwegbrücke bei Kneža. Man kann hier entweder von der Brücke fotografieren oder die Brücke als Motiv nehmen. Diese schwere Entscheidung nahmen uns die Schwarzwälder ab, da sie als erstes dort waren.


AVT 854 ist einer der wenigen nordostwärts fahrenden Autozüge, der gut ins Licht kommt - hier hinter dem Hp Podmelec bei Kneža.

Nächster Programmpunkt war dann wie üblich Podbrdo, weil der nächste Autozug ja nur einmal durch den Tunnel und zurück fährt. Groß ein anderes Motiv als die Tunnelaus- und Bahnhofseinfahrt geht da nicht. Leander hatte die gute Idee, sich unmittelbar an das Tunnelportal zu stellen. Bald kam Zug, allerdings nur ein sehr kühler und starker Luftzug, der aus dem Tunnelloch vor uns geblasen wurde. Der den Zug verursachende Zug kam dann hinterher.


AVT 855 streckt seine Nase aus dem Passtunnel, dem Bohinjtunnel (6327m), und erreicht damit den Bf Podbrdo.

Nun hatte der Autozug ne kleine Pause. Aber Triebwagen sollten in beide Richtungen anstehen. Erst überlegten wir schon, auf den Talfahrer zu verzichten, um einen hübschen Blick für den Bergfahrer nicht zu verpassen. Doch dann sahen wir von der Straße ein hübsches Bahnwärterhaus, für das das Licht gerade ideal stand. Lustigerweise diente die alte Straße als Zufahrt. Die einstige Hauptstraße endete geradewegs im Carport des Hausbesitzers. Zu seiner frisch renovierten Immobilie musste er allerdings noch den Fluss queren, wozu die Bahnverwaltung ihm erlaubt hatte, einen Steg an die Bahnbrücke anzuhängen. Wir vermuteten, dass das Häuschen einem Eisenbahner aus den höheren Etagen gehörte...


Dieser Zug wird vom örtlichen Kindergarten Kuk-Kuk in Kuk präsentiert, der ihn beschmieren durfte... Bezüglich des Bahnwärterhauses fanden wir heraus, dass man das mieten kann: Externer Link zu Planet of Hotels.

Nun ging es ein Stück weiter talabwärts. Nicht viel vor dem Kreuzungsbahnhof Grahovo bogen wir auf eine ganz schmale Asphaltstraße ab, die steil abwärts führte, den Fluss auf einem besseren Steg querte und dann wieder anstieg. Ziel war der Platz von Rudi Bašelj, der irgendeinen wichtigen Beitrag zum Bau der Wocheinerbahn geleistet hatte. Mitten in der Botanik standen dort eine Gedenktafel und eine Bank. Nebenbei hatte man einen hübschen Ausblick auf die Strecke.


Oberhalb von Grahovo hat LP 4210 erstmal einen nur mit 20 km/h befahrbaren Hangviadukt (ist eigentlich kein Hangviadukt in dem Sinne, quert aber kein Tal und führt nur am Hang entlang...) befahren, bevor er den Platz von Rudi Bašelj passierte. Im Hintergrund sehen wir die Häuser von Koritnica.

Auch nach Durchfahrt des Triebwagens blieben wir noch sitzen. Warum? Weil man es hier einfach gut konnte. Und vielleicht würde ja noch DER Holzzug mit GM Doppel laut orgelnd den Berg hochkommen. Man wird ja mal träumen dürfen... Ok, der Holzzug kam nun nicht. Aber ein gestern bereits gesichteter Filmwagen kam abwärts gefahren. Leider ging nur ein Dokubild "durch die Büsche".


Der Platz von Rudi Bašelj ist nur über einen schmalen, unscheinbaren Trampelpfad erreichbar.


Das Auto hatte eine Kameraeinrichtung wie für Google Streetview. Vielleicht war es dafür, vielleicht diente es aber auch technischen Aufzeichnungen - keine Ahnung.

Rechtzeitig zum nächsten Autovlak topften wir uns um zum Blick vom Tunnelportal zwischen Kneža und Podmelec. Und dort kam der ganz gut ausgelastete Zug auch richtig klasse.


AVT 857 ist gerade unter der Feldwegbrücke von Kneža hervorgekommen und wird gleich - hinter dem Tunnel - den Hp Podmelec durchfahren.

Als nächstes war mal wieder ein Triebwagen dran. Wir überlegten, ob der Haltepunkt Hudajužna ein schönes Motiv wäre. Von der Straße aus hatte der immer ganz nett ausgesehen. Gemütlich ging es durch das herrliche und sonnige Tal wieder aufwärts. Und der Hp vermochte auch sogleich zu überzeugen. Nun war allerdings noch viel Zeit. Aber man konnte schön im Schatten des EG auf einer Stufe sitzen. Zwischendurch kam auch der Autozug aufwärts gefahren, den wir etwas "gekunstet" haben. Der hielt sogar außerplanmäßig und ließ einen Radler samt Fahrzeug aussteigen.


Kuuunst mit dem Bahnhofsgärtchen von Hudajužna.


LP 4213 und der Hp Hudajužna. Hier war offenbar die Lehrerin mit dem Kunstverständnis des Malschülers nicht zufrieden. Leider konnte sie nur Teile des Geschmiers mit Wasser und Schwamm beseitigen, dann musste der Zug los...

Nun wollten wir uns noch den Gegentriebwagen am Viadukt Grahovo anschauen. Der auf der Westseite saubere VT war heute Vormittag nach Süden gefahren. Der mochte also irgendwann wiederkommen. Na ja, DIESER Triebwagen war es aber nicht.

Bis zum nächsten Autozug war nun etwas Zeit. Die wollten wir nutzen, um in der Pension einzuchecken, die wir nun in der örtlichen Kreisstadt Tolmin gefunden hatten. War mir gar nicht bewusst gewesen, dass es hier in der Wildnis, unweit von Most na Soči, eine richtige Stadt gibt. Immerhin scheint sogar von jedem Zug ein abbringender Bus vom Bahnhof Most na Soči über das Dorf Most na Soči nach Tolmin zu fahren. - Jedenfalls war es sinnvoll, jetzt einzuchecken, denn falls wir nach dem letzten Foto noch zusammen mit den anderen Essen gehen würden, könnte das mit dem Einchecken sonst etwas knapp werden. Als wir dann gerade in der Pension die Formalitäten erledigten, kam aus Solkan von Jens die Meldung, dass der nächste Nordfahrer der saubere VT sei. Mit dem Zug hatten wir nun gar nicht geplant.

Plötzlich entstand ziemliche Hektik bei uns. Konnten wir den Zug noch schaffen? Wo könnte man den nehmen? Oder - würde man es gar noch wieder nach Grahovo schaffen? Als wir in Most na Soči waren, hatten wir tatsächlich noch zehn Minuten Vorsprung vor dem Zug. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Wir bogen in das Bačatal ein. Natürlich hatten wir diesmal zwei langsamere Autos vor uns. Aber die Zeit musste reichen. Der erste, langsamere bog zum Glück bereits in Klavže ab, der zweite beglückte uns in Kneža durch Abbiegen. Nun war es nicht mehr weit; das sah gut aus. Wir bezogen wieder den Aussichtspunkt unterm Friedhof, und nach etwa fünf Minuten beglückte uns der saubere Triebwagen.


Diesmal mit sauberem Triebwagen: LP 4214 quert den Viadukt von Grahovo. Und nein - das da rechts unten ist kein Fotografenschatten, sondern der des Kirchturms...


Zur Belohnung gab es auf der Rückfahrt auch noch ein Labi.

Das war prima. Nun ging es gemütlich und gut gelaunt nach Most zurück. Leander stieg wieder zu Füßen des Viaduktes aus und ich fuhr zum mittlerweile bewährten Drohnenstartplatz oberhalb der Bahn. Lange war nicht mehr Zeit und ich konnte starten. Aus der Luft gab es sogar die Möglichkeit, Festung und Signal am Brückenkopf ins Bild zu integrieren, den Funkmast jedoch außerhalb des Bildausschnittes zu lassen.


Blick von der Drohne: AVT 859 quert den Idrijcaviadukt und erreicht damit das Einfahrsignal von Most na Soči.

Fast wäre es übrigens nicht zu dem Bild gekommen. Technische Probleme. Nicht etwa mit der Drohne, sondern ganz lapidar mit dem Reißverschluss des oberen Fachs meines Fotorucksacks. Ich bekam ihn nur noch mit Gewalt auf. Eines dieser unnützen Bändsel, die überall in und an dem Rucksack zur Befestigung von irgendetwas, was vermutlich noch nie jemand mit hatte, herumflattern, hatte sich vollkommen in dem einen Schieber des Reißverschlusses verfangen. Da ließ sich überhaupt nichts mehr bewegen. Das Ergebnis einer gewalttätigen Zerraktion vorm Wiederverpacken der Drohne war, dass der Schieber nicht mehr am Reißverschluss, sondern an dem unnützen Bändsel hing. Das kann alles nicht wahr sein. Zum Glück gibt es einen zweiten Schieber, aber der Reißverschluss selbst hatte auch nen Schienenbruch erlitten. Noch glitt der Schieber mit nem Ruck drüber weg. Ich konnte nur hoffen, dass dieser Zustand noch neun Tage anhält.

Nun wollte ich für den Triebwagen um 18 Uhr noch irgendwas per Drohne mit dem Mehrfamilien-Bahnwärterhaus machen, weil das ja noch immer besonders lange in der Sonne liegt. Doch irgendwie war das alles nichts. Ich konnte auch zu schlecht einschätzen, wann ich mit dem Vogel über die Häuser des Dorfes käme, was ich definitiv vermeiden wollte. Leander war hoch zu einem Tunnelportal geklettert und hatte den Hauptgewinn bekommen - nicht wegen des Schmierentriebwagens, aber wegen der Motivausleuchtung.

Später sahen wir, dass man den VT noch gut in Umrahmung durch die Feldwegbrücke hätte aufnehmen können. Egal. Für den nun bald anstehenden bergfahrenden Autozug hatten wir uns eine Stelle bei Kneža ausgeschaut, von der wir von der gestrigen Zugmitfahrt her wussten, dass da im Streiflicht was gehen musste. Hier trafen wir auch die Schwarzwälder wieder. Tatsächlich war schon frühzeitig das Georgel in der Ferne zu hören und das Licht reichte gerade noch bis zur Zugdurchfahrt.


Der Spät-Autovlak im Streiflicht bei Kneža. Nur hier hatte der AVT 860 gestern bei der Mitfahrt noch Sonne abbekommen.

Danach sind wir dann alle sechs in dem Restaurant schräg gegenüber vom Bahnhof Most na Soči lecker essen gegangen. Da wir auch heute nichts zu Mittag hatten, gab es nochmal die gemischte Fleischplatte, wobei ich mir noch paar sehr leckere gegrillte Vegetables dazu bestellte. Pünktlich nach Abschluss des Essens gab es noch die 20.30 Kreuzung im Bahnhof zu beobachten. Wir trauten unseren Augen nicht: Der Saubere von oben war wieder da und kreuzte mit einem sauberen Modernisierten von unten! Zwei Saubere im Bahnhof! Tja, dumm! Wir wollten trotzdem morgen die Gegend verlassen. Immer hinterm ziemlich leer aussehenden Linienbus her ging es nun nach Tolmin. Zurück in der Pension, die mitten in der Innenstadt in einer kleinen Gasse lag, musste nach dem Ausladen erstmal ein Parkplatz beschafft werden. Das wollte ich mit einer Getränke Beschaffungsrunde verbinden. Das mit dem Parkplatz war einfach - zwei Ecken weiter war ein Großparkplatz. Doch die zur Getränkebeschaffung fest eingeplante Tankstelle hatte gerade um 21 Uhr dicht gemacht. In einer kleinen Bar neben der Pension bekam ich dann noch die gewünschten Fläschchen aus Laško.

Donnerstag, 10.09.2020

Dank der besagten Bar war es auf der Straße noch sehr lebendig. Doch meine Ohrstöpsel konnten das zum Glück vollkommen ausblenden und ich schlief wie ein Stein. Die Wettersituation konnte ich dank der engen Gasse und der am Fußboden angebrachten Fenster erst checken, als ich los lief, um das Auto vom Großparkplatz zu holen. Es war bedeckt; ein ziemlicher Hochnebel. Egal, nun waren wir wach, und da Nebel auch örtlich begrenzt sein kann, fuhren wir für den Autozug zum Viadukt. Doch da war nichts zu wollen. Leider erst danach registrierten wir, dass es aus dem Bačatal, in das die Bahn hier einbiegt, hell leuchtete. Tatsächlich mussten wir nur um paar Kurven fahren, da war alles hell. Hier ging immerhin ein Schmiertriebwagen.


Wäre hier der Früh-Autovlak mit Sonne abgegangen? Keine Ahnung. Es war für uns eine positive Überraschung, wieviele tolle Motive Soča- und Bačatal bereit hielten. Die Abstellung dieser alten Fiat-Triebwagen dürfte relativ bald erfolgen. Wenn die danach folgenden Triebwagen vielleicht etwas besser vor dem Geschmier geschützt werden, wäre diese Strecke auf jeden Fall eine weitere Reise wert...


Bei diesem Gehöft standen wir.

Nun stand erstmal ein Frühstück an. Wir fragten mal in dem netten Restaurant von gestern Abend, das zu der ausgebuchten Pension gehört, an der wir vorgestern gefragt hatten, ob wir Frühstück bekommen könnten. Dies wurde uns positiv beschieden. Es gab ein komplettes kaltes Buffet und wir durften uns dazu Ham&Eggs bzw Omelette bestellen. War das gut! Es hätte sogar auf Bestellung Palatschinken gegeben. Der ging am Ende aber nicht mehr rein. Wir waren uns einig, dass mitteleuropäische Hotels für so ein Frühstück mindestens 15€ nehmen würden. Nun, auf der Rechnung standen 16€, aber für beide zusammen! Übrigens machte das Restaurant keinen Hehl daraus, dass man die Maskenpflicht sehr ernst nähme. Beim Weg hinein zum Buffet musste also jedes Mal die Maske aufgesetzt werden. Diese Verhinderung auf das Buffet zu niesen wünscht man sich je nach Publikum sogar manchmal auch außerhalb von Coronazeiten...

Gut gestärkt konnte es nun an die bald anstehenden zwei Südfahrer gehen. Den VT wollten wir von unten nehmen. Dazu wendeten wir wie üblich im nächsten Dorf und kamen gerade wieder auf den Viadukt zu, als oben plötzlich schon der VT auftauchte. Konnte das? Eigentlich nicht! Und das Ding da oben war sauber! Und überhaupt war das was anderes... Ein ungarischer Gleismesstriebwagen! Immerhin stoppte er vor dem Esig, also auf dem Viadukt. Leider aber etwas zu weit links; vielleicht geht da was mit entsprechendem Beschnitt. Der nachfolgende VT hatte +5 und war einer von den beiden auf der Westseite sauberen Triebwagen. Wir standen aber nunmal leider auf der Ostseite...


Der ungarische Messzug 9160 008 bereist die Wocheinerbahn.

Leander wollte für den Autovlak unten bleiben, ich fuhr nochmal nach oben, wo auch die Schwarzwaldfraktion schon tätig war. Unterwegs schaute ich nur kurz zum Messzug, der sich vom Schmierentriebwagen hatte überholen lassen. Licht stand aber schon arg spitz. Den Autozug wollte ich nun auch nochmal von der Ostseite mit der Drohne umsetzen. Glücklicherweise hatte ich einen neuen Akku eingelegt. Zwar kam der Autozug nach rund fünf Minuten, hielt aber auf dem Viadukt vor dem Esig an - und zwar rund 20m vor dem beabsichtigten Auslösepunkt. Offenbar wartete man, bis der Messzug weitergefahren war. Dann musste der Ww erst von der westlichen zur östlichen Ausfahrt radeln. Erst nach über zehn Minuten konnte der Zug einfahren. In der Zeit konnte ich einem total begeisterten Radfahrer die Drohne erklären.


Und zum letzten Mal der Idrijcaviadukt - mal wieder von der Drohne aus.

Als letztes Bild für erstmal an der Wocheinerbahn war nun noch die dritte mögliche Perspektive für den bergfahrenden Autozug im Bereich Kneža angedacht, die mit der tollen Feldwegbrücke. Dort trafen wir uns nochmal mit Allemann. Leider fing es nun stark zu schlonzen an. Der Zug ließ uns lange warten. Wir ulkten schon, dass es nach der Messzugfahrt erstmal mit fahrplanmäßigem Verkehr vorbei sei.


Der voll besetzte AVT 854 an der Feldwegbrücke von Kneža. Irgendwie wurde der Autovlak während unseres Aufenthaltes erstaunlich gut genutzt. Auf früheren Bildern sah man oft nur ganz wenige oder gar keine Autos auf dem Zug.

Überprüfen konnten wir das alle nicht. Die Schwarzwälder wollten die restliche Woche an der Koperbahn verbringen und uns schwebte nun auch ein Ortswechsel vor. Leander und ich hatten grob die Ecke um Celje für die nächsten Tage geplant. Da tagsüber der Karawankentunnel gesperrt ist, rechneten wir über Celje mit stärkerem Güterverkehr. Aber das waren einstweilen nur Gedankengänge. Für heute stand uns angesichts des Schlonzes der Sinn nach etwas Sightseeing. Wir befanden uns hier immerhin am Rande des Nationalparks Triglav und der Julischen Alpen. Die Entfernungen sind in Slowenien kurz; wir beschlossen, sie etwas zu verlängern.

Direkt in Kneža konnten wir mit der ersten kleinen, aber durchaus imposanten Bergetappe beginnen. Der Weg über einen kleinen Pass rüber nach Tolmin führte durch beeindruckende Felskulisse. Weiter ging es über Kobarid, wo ein beeindruckendes Kloster hoch über dem Ort thronte, und Bovec - immer die höchsten Bergzacken voraus vor Augen. Irgendwie war das jetzt voller Ersatz für Norwegen. Teils kam man sich wirklich wie in Norwegen vor.

Alle Straßen führten hier oben nach Italien. Alle Straßen? Nein! Hinter Bovec konnte man rechts abzweigen und dem Tal der Soča weiter aufwärts folgen, bis es wirklich nicht mehr weiter ging. Der Fluss hatte hier klares türkises Wasser.


Entlang der Soča...


...in die Julischen Alpen.

Als dann wirklich nur noch Bergbarriere vor einem war, endete die Straße aber keineswegs. Mit Serpentine Nr 50 begann nun der steile Anstieg auf den Vršičpass, der nach Serpentine Nr 25 erreicht war. Trotz des reichlichen Frühstücks genehmigten wir uns auf der Veranda des Gasthofs auf der Passhöhe einen kleinen Imbiss - der Ausblick war einfach all zu schön.


Blick von der Passhöhe zurück ins Sočatal.

Der Abstieg auf der "jugoslawischen" Seite des Passes (der Südanstieg und die ganze Gegend um Tolmin war wie bereits erwähnt zwischen den Weltkriegen italienisch!) war baulich interessant. Die Serpentinen 24 - 1 waren mit Steinen gepflastert und die Stützwände sehr aufwändig mit größeren Steinen gemauert.

Die Bergfahrt endete in Kranjska Gora, von wo es nach Jesenice an die Autobahn ging. Parallel zur Straße führte ein Radweg, dessen Stahlträgerbrücken über den Fluss verdächtig nach alten Bahnbrücken aussahen. Hier gab es mal bis Ende der sechziger Jahre eine Bahnstrecke von Jesenice nach Tarvisio.

Unser Weg führte uns nun über die Autobahn über Ljubljana und Trojane nach Zagorje und Hrastnik. Hier herrschte noch ganz brauchbarer Sonnenschein, so dass wir uns einfach mal auf die Brücke stellten. Leider kam in dem von uns gesetzten Zeitfenster kein Güterzug. Und sämtliche Personenzüge waren Desiros - auch ein IC. Aus der Gegenrichtung kamen drei Güterzüge und ein EC, aber das nutzte uns ja nun alles nichts.


Der Blick auf den Bahnhof Hrastnik wuchert auch immer stärker zu...

Wir fuhren zur Kundschaft über Zidani Most und Laško nach Celje weiter, wo wir für zwei Nächte das Hotel Evropa gebucht hatten. Das lag mal wieder mitten in der Stadt, war aber schnell in den engen Gassen gefunden. Erst parkten wir auf einem Hof ohne jegliche Beschriftung. Vermutlich hätte sich da niemand an unserem Auto gestört. Aber wir parkten dann doch auf Empfehlung des Rezeptionisten auf den Hotelparkplatz hinterm (!) Hotel um, dessen Schranke von der Rezeption auf mein Klingeln an der Hintertür geöffnet wurde. Klingt kompliziert, war es auch, machte aber nichts.

Nach kurzem Frischmachen drehten wir eine Runde durch die hübsche Innenstadt und landeten im Pizza Restaurant Koper. Die Pizza Peasant reihte sich in die Kette hervorragender Balkanpizzen ein. Sie war absolute Klasse; Belag war Kochschinken, Salami und Pilze. Ja, Fleisch ist mein Gemüse... Anschließend drehten wir noch ne Runde zum Bahnhof, der in Celje nicht nur erfreulich zentral liegt, sondern der auch baulich praktisch Bestandteil des Stadtzentrums ist.


Gut ins Stadtbild integriert: Das Bahnhofsgebäude von Celje. Rechts ist unser Hotel Evropa mit dem dazugehörigen Café zu sehen.

Der EC nach Zagreb kam gerade und hielt kurz an. Nennenswerten Fahrgastwechsel gab es nicht. Mehr Interesse wurde dem nachfolgenden IC nach Ljubljana entgegengebracht, der auch wieder aus einem Desiro bestand. Als wir aus einem Bürofenster misstrauisch beäugt wurden, verließen wir die Station und tranken ein letztes Bier in Sichtweite des Bahnhofs im Außenbereich des Hotelrestaurants. Gegen 22 Uhr waren die Bediensteten aber nur noch an einem pünktlichen Feierabend interessiert. Es wurde die Rechnung gebracht und das Licht ausgeschaltet. Wir waren jetzt aber auch müde genug...

Freitag, 11.09.2020

Das Hotel Evropa machte einen sehr sauberen und modern eingerichteten Eindruck. Unser Zimmer war allerdings eine winzige Dachkammer. Eine modern eingerichtete Dachkammer. Bezüglich des Frühstücks schwante uns schröckliches, mussten wir uns doch bereits gestern bei der Ankunft festlegen, in welcher "Schicht" wir kommen wollen und ob wir Continental oder Vegetarisch haben wollen. Die Befürchtung war dann aber umsonst. Sehr guten Kaffee, Obst und Müsli gab es vom Buffet. Eine sehr erlesene Brot- und Aufschnittmischung wurde am Tisch kredenzt. Und die obligatorischen warmen Eiergerichte gab es selbstverständlich auch. Und die "Schichtzeit" interessierte niemanden. Es war auch noch ordentlich Platz frei... Diese Qualitätssteigerung gegenüber vorletzter Nacht war interessant, denn dieses Hotel war sogar einen Euro preiswerter als das Hotel Lucija in Most am "Billig"tag.

Ok, wir hatten uns Zeit gelassen, da draußen eh irgendwie Nebel herrschte. Heute wollten wir uns mal als erstes um den Abschnitt zwischen Rimske Toplice und Laško kümmern. Das führte da größtenteils recht offen durch die Bauernwiesen. Um auf die andere Flussseite zu kommen, mussten wir einen kleinen Schlenker über Rimske Toplice drehen. Dabei überholten wir einen vorm Esig stehenden Containerzug mit weißem Vectron. Im Bahnhof stand ein südfahrender Desiro, bei dem das Personal gerade mit dem Stationsvorsteher am Verhandeln war. Das gute war: Unser erstes anvisiertes Motiv lag zwischen Esig und Bahnhof. Da standen wir also bald auf unserem Wiesenhang und wussten, dass der zu fotografierende Zug nur eine Kurve weiter bereit steht. Das hat man ja auch nicht alle Tage! Ab Toplice war offenbar eingleisiger Betrieb. Erst drei Gegenzüge später ging es in "unserer" Richtung weiter.


Erstmal rollt ein Desiro als ICS 14 nordwärts...

Ein Vegetationstrupp bewegte sich langsam (seeeehr langsam mit immer wieder laaaangen Pausen) auf unser Auslösemastfeld zu. Leider waren sie so langsam, dass sie uns nicht mehr dienlich sein konnten. Das war aber zum Glück auch nicht all zu nötig. Aber schön zu sehen, wie hier die Anlagen gepflegt werden. Später hätten wir uns diesen Trupp allerdings mehrfach greifbar gewünscht; wir sollten im Verlauf der Reise noch einige zugewucherte Bahndämme erleben... Nachdem nun erstmal wieder nur Züge in die falsche Richtung kamen, wurde genau in dem Moment, als wir uns für den nordostfahrenden "Citadella" umpflanzen wollten, unsere Geduld belohnt. Der Sipo für die Gärtner fing plötzlich an, wie verrückt in seine Trillerpfeife zu blasen, und es erschien "Goldi", die einzige noch im alten Gelb lackierte 363, mit dunklen E-Wagen.


Die in Retrofarben gehaltene "Brigitta" 363 005 rollt in den Bf Rimske Toplice ein.

Für den Citadella fanden wir später einen hübschen Ausblick kurz vor Laško. Leider hatten sich nun einige Wolken am Himmel breit gemacht, von denen sich die eine auch für den Zug zuständig fühlte. Schade, gerade die kleinen Ansaldos (Reihe 342) finde ich sehr urig, und vor dem ungarischen und drei slowenischen Wagen hing eine solche Lok. Tja, uns blieb nur, uns in den Klee zu setzen und zu warten. Lange zu warten. In der Gegenrichtung, die wir zumindest anfangs noch bei den Gärtnern hätten machen können, gingen uns schon wieder sage und schreibe fünf Züge durch die Lappen... Immerhin - kurz bevor wir zum südwestfahrenden "Emona" das Motiv wechseln mussten, kam wenigstens ein Güterzug in die richtige Richtung und sogar mit Sonne.


Ein gemischter Güterzug wird in Kürze Laško erreichen.

Für den Emona wechselten wir wieder ein Stück Richtung Rimske Toplice. Und unser Talent für Züge aus der falschen Richtung schlug wieder zu. Erst kamen zwei Güterzüge aus der falschen Richtung, dann ging das Licht aus, dann begann ein perfides Spiel zwischen Sonne und Wolken. Als das Esig gezogen wurde, war gerade alles im Schatten. Doch immerhin ließ sich der Zug noch so viel Zeit, dass er in einer kurzen Sonnenphase durch kam. Das und der zumindest vorn unbesprayte Wagenpark konnten Glückshormone freisetzen.


EC 151 "Emona" von Wien nach Ljubljana erreicht bald Rimske Toplice.

Wir blieben dort noch ein wenig. Nachdem heute Vormittag wegen der Bauarbeiten nur die "hochwertigen" Desiroleistungen gekommen waren, setzte ab 14 Uhr mit Ende der Eingleisigkeit südlich Rimske Toplice wieder das "Grundrauschen" ein, alle Stunde eine S-Bahn. Nun kam auch mal ne 363 mit schönem Containerzug, doch da war gerade wieder Licht aus.


Nehmen wir noch die S-Bahn mit: LP 2801 bei Rimske Toplice.

Leander plagte Hüngerchen, mich komischerweise gar nicht so. Jedenfalls sollte vorm nächsten Programmpunkt, dem "Citadella" aus Budapest, eine kleine Pizzeria in Zidani Most aufgesucht werden. Ich nahm "nur" einen Burger. Konnte ja niemand ahnen, dass dieser Burger groß wie eine komplette Mahlzeit wäre. Leider war die Frikadelle kein gutes Rinderhack, sondern nur ein würziger Bratling von undefinierbarer Konsistenz. Zu beobachten gab es vor dem Lokal einiges: Einen Auffahrunfall und einen LKW, der voll in die Eisen ging. Das klang so, als wäre er ebenfalls voll irgendwo drauf gefahren. Aber es ging dann jeweils bald weiter.

Wir mussten uns nun auch etwas sputen. Zwar lag unser Wunschmotiv in Hrastnik nicht weit weg, aber die Straße dorthin hat zwei Bahnübergänge (beide natürlich für Güterzüge unten) und drei Ampeln wegen ständig eingerichteter einspuriger Verkehrsführung. Bei der einen Ampel konnte die Wartezeit schon mal über fünf Minuten betragen, was wir auch voll ausschöpften. Dennoch schafften wir es prima rechtzeitig auf die Brücke in Hrastnik. Und nachdem es beim Reingehen in die Kneipe nach heftigster Quellbewölkung ausgesehen hatte, herrschte nun wieder 90% Sonne. Der Zug kam bei Sonne. Doch so rechte Freude wollte bei der Wagengestaltung nicht aufkommen.


Im Gegensatz zu den Wagenzügen zeigen sich die Triebwagen jetzt erstaunlich sauber. ICS 20 hat auch den dafür vorgesehenen Triebzug und rollt durch den Bf Hrastnik.

Auch die Wagen eines Gegenzuges nach Kroatien waren übelst beschmiert. Jetzt, wo man die Desiros offenbar vor Schmierfinken schützt, suchen die sich die Reisezugwagen... Ok, wir warteten noch paar Minuten in Hrastnik. In der Zeit kam wie gewohnt nur wieder was von hinten.

Nächster Programmpunkt sollte der EC "Emona" nach Wien auf der Savinjabrücke in Laško sein. Laško? Ob man da was von der Brauerei sieht? Ja, man sieht sie. Sie ist auch nicht zu übersehen, fährt die Bahn doch mitten zwischen den Bierkesseln hindurch.


Ein Containerzug quert vor Kulisse der Brauerei zu Laško die Savinja.

Von unten konnte man nur einen Teil der Brücke draufbekommen, von oben gab es mehr. Leander umrundete dazu den neben der Brücke gelegenen Friedhof und bestieg dahinter einen Hang, ich hingegen ließ über dem völlig verwaisten Friedhofsparkplatz die Drohne steigen. Ja, das war schon ein schöner Ausblick!


Mit der Drohne beobachten wir den EC 150 "Emona". Leider macht das große Werbeplaket der Brauerei gerade für ein 0,0% Bier Werbung, wie stillos!

Es war noch nichtmal 18 Uhr. Sollte es das jetzt gewesen sein? Wir meinten: Nein! Zwar war die Sonne schon recht tief, aber vielleicht würde sie ja noch irgendwo ins Tal scheinen. Lange brauchten wir nicht zu suchen. Der Abschnitt, in dem wir den ganzen Spätvormittag abgehangen haben, war jetzt unser! Die Sonne schien erst sogar noch so gut, dass wir etwas mit dem Licht probierten.


Hinter Laško hat ein Containerzug gerade die bekannte Fotokurve von Marija Gradec durchfahren. Einst bekanntes Motiv mit der Kirche, heute verdorben durch Lärmschutzwände und großzügige Straßenbauten.

Da waren wir dann auch mal sehr zügig von einem Gz in die richtige Richtung bedient worden, so dass man für Bergfahrer im Streiflicht wechseln konnte. Leander schaute sich eine Kurve unterhalb des aktuellen Standpunktes an, ich eine höher durch die Hänge führende Straße, doch landete ich dann wieder an unserer Vormittagsstelle. Da kam das Streiflicht am besten. Immerhin kam auch noch ein Güterzug, wobei ein VOLL beladener Zug wohl zu viel verlangt gewesen wäre...


Der Radfahrer gibt alles, um mit dem Desiro mithalten zu können.


Ein nicht so richtig gut ausgelasteter Containerzug rollt im Streiflicht auf Marija Gradec zu.

Der Schnellzug aus Koper, der momentan aus unerfindlichen Gründen mit einer doppelten ICS-Garnitur fährt und wegen dem planmäßige ICS-Leistungen von Desiros gefahren werden, hatte leider zehn Minuten Verspätung. Das waren genau die zehn Minuten, in denen das Licht verschwand...

Mit einem Einkauf in Laško (nein, nicht im Werksverkauf der Brauerei, der hätte sicher nicht mehr offen gehabt) ging es nach Celje ins Hotel und nach dem Frischmachen in die Stadt. Bischen was war ja durchaus gegangen heute, auch wenn wir die meisten Züge natürlich von hinten gesehen haben... Abendessen gab es im Steakhaus "Stari Pisker" wo wirklich gutes Fleisch auf uns wartete. Kurios dabei: Bei meinem Steak war auf der Karte ein Preis für 300g ausgeworfen. Nach dem Motto "Darfs auch etwas mehr sein?" kam bald der Kellner mit einem eingeschweißten Stück Fleisch und der Angabe "319g" und dem entsprechenden Preis und schaute mich fragend an. Was der wohl gemacht hätte, wenn ich mit dem Kopf geschüttelt hätte? Nach einem kleineren Stück gesucht? Was abgeschnitten? Ich werde es nicht erfahren...


Ausgepackt und gegrillt sahen die 319g Fleisch dann auch richtig lecker aus. Waren sie auch, jedes einzelne Gramm :-)

Samstag, 12.09.2020

Heute konnten wir uns mit dem Frühstück etwas Zeit lassen. Unser erster Programmpunkt war, uns den "Eilzug" von Ljubljana auf die Nebenbahn nach Imeno anzuschauen. Dieser samstägliche Ausflugszug für die ganzen Thermalbäder an der Nebenbahn hatte gute Chancen, aus einem 711 gebildet zu werden. Und die sind ja tendenziell eher sauber.

Gut gestärkt starteten wir diesmal ostwärts. Die Nebenbahn zweigt erst in Grobelno von der Hauptstrecke Richtung Maribor ab. Unser Plan war, uns den Zug dort anzuschauen und nur zu verfolgen, wenn er sauber wäre. Leander baute sich im Keilbahnhof auf, ich fuhr mal um die erste Kurve rum und fand auch ein hübsches Motiv. In der Ferne sah ich bald eine rote Dachkante in den Bahnhof einfahren. Ein 711 war damit schon mal ausgeschlossen. Die Befürchtungen hinsichtlich Geschmiers stiegen. Als dann eine saubere Front um die Ecke bog, hielt sich schon mal drauf, falls die Seite verkeimt wäre. Doch was soll ich sagen? Der 713 war komplett sauber.


Der "Eilzug" RG 1608 aus Ljubljana ist in Grobelno auf die Nebenbahn abgezweigt und passiert noch im Ortsbereich einen Weinbauernhof. Trotz der Ähnlichkeit zu den modernisierten Fiats stellen die 713 eine ganz andere Baureihe dar, erkennbar an zwei Türen pro Wagen. Beide Triebwagen wurden von TVT Maribor gebaut, doch sind die 813/814 eben Fiat-Lizenzbauten, die 713/715 hingegen MBB-Lizenzbauten.

Die Verfolgung konnte beginnen! Das war nun allerdings eine andere Geschichte. Die Nebenbahn war zügig befahrbar, die Landstraße nicht oder nur für den Polizeiwagen, der uns halsbrecherisch mit Blaulicht und Sirene auf dem Gegengleis überholte. Wir hingegen trafen genau zeitgleich mit dem Zug im Endbahnhof Imeno ein. Anhalten, Schluss rein, Rolläden runter waren für den Tf Handlungen weniger Sekunden. So viel gab der Bahnhof allerdings auch nicht her... Die Bahnstrecke lief nun schon einige Kilometer im Bachtal der Sotla, die die Grenze zu Kroatien bildet. Im Gegensatz zu uns auf der Straße hat der Zug wegen der Flusswindungen mindestens einmal auf paar 100m die rote Zone durchfahren.


Und schon isser im Endbahnhof Imeno angekommen, das ging schnell! Eine Dame verlässt den Bahnsteig in Richtung rote Zone und behält ihren Mundschutz sicherheitshalber gleich um.

Der VT sollte nach einer Stunde bis Stranje zurückkehren. Die Fuhre würde am Hp Podčetrtek einmal ins Licht kurven. Wir setzten uns dort ins Cafè und warteten einfach mal. Als wir dann am BÜ bereit standen, kam sogar ein Grenzpolizist vorüber spaziert. Der Grenzzaun ragte keine 200m von uns entfernt hinter einem Maisfeld hervor...


Die Rückfahrt nach Stranje rollt auf den Hp Podčetrtek zu. Nachmittags startet der "Eilzug" zurück in die Hauptstadt übrigens erst hier und nicht in Imeno. Imeno hat auch keine Therme, Podčetrtek aber auch nicht direkt. Oder vielmehr schon, zwei sogar, aber die haben dann jeweils ihre eigenen Haltepunkte, Atomske Toplice Hotel und Podčetrtek Toplice.

Die Zugfahrt sollte in Stranje enden. Der VT hat dann bis zum Abend Pause. In Stranje ist eigentlich gar nichts, also kein nennenswerter Ort oder so. Hier treffen allerdings die beiden Streckenzweige aus Imeno und Rogatec zusammen. Und wie es der Zufall wollte, kam dann auch bald der Anschlusszug Rogatec - Celje, den wir am Esig abgepasst haben. War allerdings ein modernisierter Fiat und überflüssigerweise wieder ein Schmierentriebwagen...


Der Anschlusszug von Rogatec nach Celje erreicht den Bahnhof Stranje. Im Hintergrund erhebt sich der 978m hohe Boč, der höchste Berg der Gegend, zu dessen Füßen wir praktisch als nächstes tätig werden wollen.

Nun war hier also nichts mehr zu tun. Wir fuhren nun über herrliche allerkleinste Sträßchen durch eine zwar nicht schroffe, aber mit ihren steilen Passagen und tief eingeschnittenen Tälern wunderschöne Mittelgebirgslandschaft, an die Hauptstrecke rüber. Nach waldigen Passagen gab es immer wieder herrlich einsam gelegene Hofsiedlungen zu sehen.


Eine völlig abgelegene Hofsiedlung in den steilen Hügeln ist Nova vas pri Šmarju.


Die Weinscheune von Sladka Gora.

Die Hauptstrecke führte hier auch durch diese interessante Hügellandschaft hindurch. Wir parkten an einem kleinen waldschratmäßigen Hof, auf dem ein Radio vor sich hin dudelte, wo aber niemand zu sehen war, und liefen einen kleinen Karrenweg steil aufwärts. Von einer Rodung hatte man nun einen topp Ausblick auf die Bahn. Und wenn schon kein Güterzug kommt, hatte man wenigstens den EC "Emona" aus Wien hier sicher.


EC 150 aus Wien kurvt bei Zbelovska Gora durch die Hügel.

Wir blieben einfach mal weiter sitzen. Ein langer Güterzug wäre hier natürlich ein Träumchen. Aber heute gab es wegen Bauarbeiten zwischen Celje und Ljubljana zwei lange eingleisige Abschnitte, so dass wir nicht mit dem Megaverkehr rechneten. Andererseits verkehrt in Slowenien am Wochenende das ganze Grundrauschen nicht oder nur stark eingeschränkt, so dass schon ausreichend Platz für Güterzüge wäre. Und tatsächlich kam bald ein super fotogener, ideal langer Güterzug hinterher.


Der Güterzug kam wie gewünscht und füllte die S-Kurve bei Zbelovska Gora perfekt aus.

Eigentlich schade, man saß hier so nett, und ich war gerade dabei, Yannicks Norwegenbericht zuende zu lesen. Wir blieben einfach nochmal für paar Minuten faul sitzen, bevor wir eine weitere Kundschaft starteten. Ein Adriakombi und ein Desiro kamen noch, wobei der Desiro ganz klar besser geleuchtet hat.


Ein minimales Grundangebot gibt es auch am Samstag im Nahverkehr: LP 2004 auf der hinteren Ebene der S-Kurve.

Dann ging es aber auf Kundschaft. Erst nach Poljčane. Abgesehen von einmal voll tanken brachte der Abstecher höchstens die Erkenntnis, dass die Landschaft mit Erreichen des Dravinjatals wieder offener wurde. Also ab in die Gegenrichtung! Da fanden wir noch bischen was. Leander kraxelte einen Hügel hoch, wurde da aber nur von einem Bauern ob seines Tuns befragt und dann von zwei rockerähnlichen Anwohnern des Feldes verwiesen. Begründung: Es würde zu viel geklaut. Aaah-ja! Immerhin konnten wir hier einen Güterzug umsetzen.


Ein Erzzug quasi eine Kurve weiter in Richtung Celje. Wir nannten die Stelle "Das Motiv mit dem Zypressenhof", auch wenn es sich wohl eher um Pappeln handelte...

Zur Kundschaft ging es nun bis zum Hp Ostrožno. Da konnte man auch was machen. Um diese Erkenntnis reicher ging es für den "Citadella" nochmal in die Gegend, wo den Rockern immer alles geklaut wird - allerdings blieb auch Leander jetzt bei mir unten im Tal. Da konnte niemand etwas sagen. Der Zug war praktisch das Gegenteil von gestern: Komplett sauber!


Der MV 246 "Citadella" aus Budapest rollt seines Weges, diesmal mit weniger Zypressenhof, dafür mit einem der markanten Bergkegel in der Gegend.

Für den nachfolgenden Desiro ging es nach Ostrožno zurück, wo wir selbigen plus einen dahinter auftauchenden Güterzug in den Kurven umsetzen konnten.


Heute läuft es: Auch in Ostrožno beehrt uns bald ein Güterzug aus der richtigen Richtung.

Die weitere Kundschaft in Richtung Grobelno (wo wir heute Vormittag das erste Bild an der Nebenbahn gemacht hatten) gestaltete sich etwas mühsam. Die Strecke war hier ganz schön zugewuchert - ein Fall für den mobilen Vegitrupp von gestern! Für zwei bald anstehende Desiros begnügten wir uns mit der Punika Oase. Äääh, quatsch, mit dem Bahnhof Ponikva.


Es ist mal wieder Zeit für das bescheidene Wochenend-Nahverkehrsprogramm: LP 2917 rollt in den Bf Ponikva ein.

Danach ging das mühsame Suchen aber weiter. Das Sträßlein führte mal wieder hoch oben durch die Hügel, also gaaanz hoch oben. Und unten sah man immer das ersehnte freie Streckenstück, aber nie ganz frei von vordergründiger Vegetation. Wir "umkreisten" dieses Stück regelrecht, stießen in mehrere Stichwege hinab, meist aber nur, um dann auf irgendwelchen Privatgrundstücken zu wenden. Haaaallo, wir sind's! Eine Frau, die unterwegs an einem dieser Wege am Gras harken war, grüßte auf dem Hinweg freudig, weil sie dachte, wir wären die Nachbarn (der Weg führte nur noch zu einem Haus) und schaute wie ein Auto, als wir zwei Minuten später wieder zurück kamen.

Wir fuhren dann noch bis kurz vor Grobelno weiter, weil wir da einen Abschnitt auf der Karte entdeckt hatten, wo der bald anstehende "Emona" nach Wien sogar etwas Frontlicht haben sollte. Doch auch dieser Abschnitt war völlig zugebuscht. Deshalb versuchten wir es erneut mit dem freien Abschnitt bei Punika. Von der hoch durch die Hügel führenden Straße konnte man paar Schritte auf eine Wiese laufen und hatte dann einen freien Blick auf die zwei Mastfelder - denn mehr war es am Ende auch nicht... So war es ausnahmsweise ein Desiro, auf den wir es am meisten abgesehen hatten.


Diese Heuschober sind einfach klasse. Bei Brezje ob Slomu...


...fotografieren wir einen Güterzug...


...und einen Desiro mit den Hopfenfeldern von Ponikva und dem Boč im Hintergrund.

Als der Desiro durch war, schwächelte das Licht immer mehr. Es war nun 18 Uhr und wir beschlossen, mal langsam den Heimweg nach Celje anzutreten. Einzig falls sich unterwegs eine Gelegenheit für Streiflichtaufnahmen ergäbe, würden wir nochmal stoppen. Und tatsächlich fanden wir eine geeignete Streiflichtstelle zwischen Šentjur und Štore. Allein es kam nichts in die passende Richtung...

Um 19 Uhr waren wir wieder im Hotel. Natürlich funktionierten unsere Schlüsselkarten nicht mehr. Wir hatten gestern Abend um eine Nacht verlängert, und der Portier hatte die Karten nicht neu programmiert. Zum Abendessen gab es nochmal die Pizza Peasant in der Pizzeria Koper. Die war einfach topp gewesen. Dazu einen lecker Šopskasalat - ja, das konnte das Wohlbefinden steigern, auch wenn es das Laško nur in Miniflaschen gab.


War eine Wucht: Die Pizza Peasant in der Pizzeria Koper - hier angereichert durch extra Artischocken.

Zur Verdauung drehten wir anschließend noch ne Runde durch die Stadt, unter anderem durch einen Bereich mit engen Gassen und mittelalterlichen Stadtbefestigungen. Mitten drin eine Schenke, in der verruchte Gestalten an langen Tafeln lautstark den Getränken frönten...

Sonntag,13.09.2020

Auch heute Morgen erlaubte uns das Programm einen entspannten Start, der natürlich mit einem guten Frühstück begann. Die Ham&Eggs konnten die Lebensgeister wecken. Entspannt ging es nach dem Auschecken über die herrlichen kleinen Sträßchen durch die Steilhügellandschaft ins Motiv bei Zbelovska Gora.


Blick von einem Bildstock von Podgrad zur Kirche Sv Rozalije zu Zlateče, die dort markant auf einer Hügelspitze thront. In Slowenien Motive ohne Kirche zu finden, ist eine echte Herausforderung...

Diesmal ging es uns um einen Ausblick, den wir gestern bei der Anreise ins Motiv entdeckt hatten. Sichere Züge wären hier ein ICS, der die letzten Tage immer als Desiro gefahren war, und der EC "Croatia" von Zagreb nach Wien. Mit den zwei Güterzügen, die ebenfalls aus der richtigen Richtung kamen, hatten wir nun gar nicht gerechnet. Und der ICS war tatsächlich heute mal ein ICS.


Als erstes beehrte uns schon mal wieder ein passender Containerzug. Wir befinden uns wieder in den verstreuten Höfen von Zbelovska Gora, gelegen zwischen dem Bahnhof Poljčane und dem Hp Dolga Gora.


ICS 14 tauchte heute sogar mit dem planmäßigen ICS-Triebzug der Reihe 310 auf.


Ihn hatten wir noch gar nicht: EC 158 "Croatia" von Zagreb nach Wien besteht aus einer kompletten ÖBB-Garnitur. Für die Reisenden steht dann wohl erstmal die entspannte Zeit einer häuslichen Quarantäne an...

Nun waren wir hier durch, dachten aber, dass bis zu unserem nächsten Motiv durch den Lichtstand bedingt noch etwas Zeit wäre. Deshalb schauten wir erstmal an einem BÜ kurz vor Poljčane den Maisbauern beim Pressen des Gehäxelten zu und warteten mal auf Züge. Zum Glück schaute ich allerdings nochmal in den Sun Surveyor und sah, dass man doch schon gut und gern das nächste Motiv aufsuchen kann.

Erst durchs Tal, dann über die mittlerweile gut bekannte Berg- und Talstraße rollten wir nach Ostrožno. Kaum hatten wir das Auto am gestern abgeernteten Maisfeld abgestellt, lag schon wieder das Heulen der Brigitta in der Luft. Der nächste Containerzug kam! Den idealen Standpunkt hatten wir aber nicht erreichen können; das war nun etwas doof. Außerdem stand das Auto ungünstiger als gedacht. Ich parkte es schnell um. Als ich danach Leander nunmehr am gewollten Standpunkt erreichte, lag schon wieder das Heulen der Brigitta in der Luft. Der nächste Containerzug kam!


Auch in dieser Richtung beehrte uns in Ostrožno sofort der nächste Containerzug.

Das war wunderbar! Wir erkundeten noch paar Variationsmöglichkeiten. Unter anderem kam der ICS wieder zurück - diesmal unter der Zuggattung IC. Der hier vor allem erwartete Citadella hatte allerdings heute die mega verkeimte Garnitur, die wir vorgestern in Hrastnik gesehen hatten. Ich hatte gehofft, die saubere Garnitur zu bekommen, die gestern nach Ljubljana gefahren war. Aber man darf natürlich gern mal den Wagen nach so einer anstrengenden Fahrt von Budapest einen Tag Pause im Umlauf gönnen...


Der 310 kehrt zurück - diesmal allerdings nicht unter der Zuggattung ICS, sondern als IC 517. Was auch immer dieser Zuggattungswechsel soll...

Wir blieben einfach noch ne Weile sitzen. Die Motivvariante mit dem ICS hätten wir gern noch mit nem längeren Güterzug gemacht, den man dann noch hinten in der Geraden gesehen hätte. Aber nun herrschte erstmal Stille. Der Plan war, um 12 zu verschwinden. Insgesamt wollten wir uns zu heute Abend mal wieder etwas südlicher verlagern. Von der Hauptstrecke hatten wir gut was gesehen und von den landschaftlich sicher sehr schönen Nebenbahnen schreckte uns die Graffitifrage etwas ab. Wobei... Unser Programm für morgen würde vermutlich auch nochmal einiges Geschmier zutage fördern. Jedenfalls, wenn wir bei unserer Planung bleiben.

Ok, um 12 ging es bange lauschend gaaanz laaangsam zum Auto zurück. Die nächste Verabredung sollte in Laško mit dem "Emona" nach Ljubljana sein. Auf der Brücke über die Savinja musste er auch in dieser Richtung gut gehen - diesmal natürlich vor der Brauerei stehend. Das wurde dann zur Punktlandung. Oder müsste ich eher von "Bruchlandung" sprechen? Die Landung war jedenfalls so genau auf den Punkt, dass der Zug über uns rüber fuhr, als wir gerade vom Parkplatz unter der Brücke durch ins Motiv liefen. Ein Satz mit X! Offenbar hatte Leander die ganze Zeit mit dem ÖBB Onlinefahrplan gearbeitet. Und der meinte, der Zug führe 12.58 ab Laško. Der Zug richtete sich aber nach der klassischen SŽ Fahrplantabelle mit Abfahrt 12.45. Gibts ja nicht!

Das Motiv überzeugte, doch der passende Güterzug hinteran blieb diesmal aus. Wir mussten dann auch bald weiter, wenn wir nicht den nächsten Programmpunkt verbaseln wollen. Wir wollten den "Sava" in Sevnica an der Save machen. Mit einem Verproviantierungsstopp an einer Tanke gelangten wir ohne Verzögerungen dorthin. Man kann dort gut auf einem Feldweg stehen und Mittagsrast halten. Die Bahn ist leider schon ziemlich am Zuwuchern, aber die Stadtkulisse ist ein Bild auch mit etwas Salat vorm Zug wert. Der Sava ging nun allerdings in einer mega ärgerlichen Miniwolke ab. Er fuhr komplett dunkel an uns vorbei. Schade, denn er fuhr sogar mit 342, und nur ein Wagen war beschmiert.

Nachdem es gestern und heute Vormittag ziemlich dunstig und schwül gewesen war, wurde der Himmel jetzt immer blauer - allerdings eben auch mit Quellwolken. Leider ist sonntags ja kaum Nahverkehr; ein Desiro hätte hier topp gepasst. Einer sollte immerhin 14.19 nach Dobova fahren. Für den stellten wir uns zwischen Baguette und Joghurt bereit. Und nun wurde es stressig. Aus Richtung Kroatien tauchte nun nämlich ein langer Güterzug auf, der sich im Schleichtempo dem Motiv näherte. Der ging mit Sonne, und bei der Desiro Aufnahme waren immerhin nur noch die letzten Wagen im Bild. Später tauchte auch noch ein ÖBB Vectron mit ganz hübschen Kesselwagen auf.


Sevnica. Der Ort, in dem die US-Präsidentengattin Melania Trump aufgewachsen ist, dient als Kulisse für einen Güterzug der SŽ mit der Einstein-Werbelok 541 016,...


...einen Doppel-Desiro...


...und einen ÖBB Kesselwagenzug.

Das war jedenfalls ein gutes Ersatzprogramm für den "Sava" gewesen. Nun wollten wir mal die Saveschleife von Breg erkunden. Vor 14 Jahren hatten wir da mal schön paar internationale Fernzüge am Ufer fotografiert. Heute ist hinten in der Kurve und auch die ganze Strecke nach Breg zu am Ufer komplett zugewuchert. Und zwar mit richtig hohen Sträuchern. Für den "Sava" in der Gegenrichtung fanden wir allerdings noch eine halbwegs freie Stelle. Auch dieser Zug hatte eine 342 vor. Wenn der Zug momentan wegen der Bauarbeiten im Karawankentunnel schon nicht nach Österreich kommt, braucht er halt auch keinen Taurus...


Die Heuschober von Šmarčna, gegenüber von Breg.


Die örtlichen Wasserwerke haben am Ufer der Sava diesen herrlich lauschigen Rastplatz angelegt,...


...unweit dessen der EC 211 "Sava" aufgenommen werden konnte.

Nachdem wir eben schnell im Internet eine Unterkunft bei Novo Mesto klargemacht haben, fuhren wir nochmal ein Stück Richtung Sevnica zurück. Da gab es unterhalb der Staumauer ein einigermaßen freies Streckenstück. Mit paar Hagebutten im Vordergrund spielend konnten wir immerhin einen Doppeldesiro aufnehmen. Herrlich - von denen scheint kein einziger mehr beschmiert zu sein. Auch hier warteten wir nochmal weiter. Vielleicht würde ja noch ein schöner Güterzug kommen. Mehr als die Rückkehr des schönen Desiros - immerhin pendelte hier ein Doppelter - ging sich aber nicht aus.


Ein Doppel-Desiro und einige Hagebuttensträucher westlich von Sevnica.

Nach 17 Uhr war das Licht auch schon wieder sichtlich schwächer geworden. Um 17.45 war Deadline, und wir machten uns an den Endspurt rüber nach Novo Mesto bzw Straža. Dazu ging es zunächst eine herrliche Nebenstraße wieder über sehr hohe Mittelgebirgszüge und durch entlegene Dörfer, dann nutzten wir noch ein Stück Autobahn. Die Pension Ra Mar war ein Ensemble aus mehreren Häusern rund um einen Hof in einem ruhigen Wohngebiet - das gefiel. Es war alles sehr modern eingerichtet.

Zum Abendessen mussten wir allerdings nochmal das Auto bemühen. In unmittelbarer Umgebung gab es nur ne Pizzeria, und Pizza hatten wir ja nun gestern erst. Über den großen und offenbar schon recht alten Kurort Dolenjske Toplice ging es nach Loška Vas in die Gostilna Henrik. Dabei handelte es sich aber nun um einen ganz einfachen Landgasthof, wohl vornehmlich für die Leute des Dorfes. Aber der nette ältere Herr, der uns bediente und der eindeutig besser Deutsch als Englisch sprach, erfüllte noch all unsere Wünsche nach Fleisch - auch meinen Sonderwunsch "mit Reis"... Aber es hatte den Anschein, dass man dann auch bald Feierabend machen wollte. Wir besorgten uns nun noch Bier aus der Tanke (ja, die Tanke in - ächtz - Sela pri Dolenjski Toplicah hatte noch auf!) und tranken das genüsslich im Hof unserer Pension. Dabei legten wir uns ein wenig die Karten für morgen.

Montag, 13.09.2020

Das Konzept für heute war folgendes: Wir wollten uns mal etwas an der Strecke Ljubljana - Metlika umsehen. Einerseits interessierten uns paar mögliche Motive, die ich vor vielen vielen Jahren auf einer Mitfahrt notiert hatte, andererseits würden wir uns sehr genau den Zustand des Rollmaterials anschauen. Im Falle von aussichtsloser Graffitipest müsste man eben hier mal wieder herkommen, wenn die neuen Fahrzeuge im Einsatz sind. Aber man wird ja mal hoffen dürfen; ich finde die roten 713er ja eigentlich sehr schick. Der weitere Plan war, dass man ab morgen dann den slowenischen "Höhepunkt" beackert - natürlich die Koperbahn! Heute hätte das keinen Sinn gemacht, denn montags ist die Koperbahn zur Zeit immer 9-17h für Bauarbeiten gesperrt.

Im örtlichen Mercator zu Straža konnten wir für das Frühstück leckere Böreks bekommen, dazu Kaffee aus dem Kühlregal. So konnten wir frühstückenderweise nach Semić fahren. Das Waldtal wurde immer einsamer, und irgendwann ging es über einen Pass rüber. Vor einem lag ein tiefer Talkessel, an dessen Rand hier die Bahn entlang verläuft. Vor rund 15-20 Jahren hatte ich mir diese Hanglage mal auf der Landkarte notiert. Und nun bin ich auch schon hier :-)


Heute folgten wir antiken Aufzeichnungen...

Das war alles recht beengt hier in der Hanglage, aber von einer der Steinbogenbrücken hatte man einen hübschen Ausblick. Und als dann auch noch ein sauberer Triebzug hinten in der Ferne am Hang auf uns zu glitt, war alles gut.


LP 3220 hat gerade den Bahnhof Semić verlassen und rollt auf eine von mehreren Steinbogenbrücken hier in Hanglage zu. Und, yippiiieh, er war sauber!

Für den nun bald anstehenden Gegenzug suchten wir uns auf die Schnelle südlich des Bf Semić eine Fotostelle. War kein must have, aber dafür, dass wir uns hier nicht auskannten, war es nicht schlecht. Auch dieser VT war sauber!


Der Gegenzug kurvt südlich des Bahnhof Semić ins Licht.

Die Bahn beschreibt nun einen riesigen Bogen über Črnomelj. Auf der anderen Seite dieses Bogens, bei Gradac, hatte ich mir "Allgäulandschaft" notiert. Dort wollten wir die Rückfahrt des Triebwagens nehmen. Erstmal standen wir dort aber an der handgekurbelten Schranke, denn der VT von eben war noch gar nicht durch. Die Zeit des örtlichen Mitarbeiters hier dürfte gezählt sein; das Fundament für das BÜ Schalthäuschen stand schon und die Nebengleise des Bahnhofs waren nicht mehr genutzt. Da von der weiten "Allgäulandschaft" nichts zu sehen war, nahmen wir den VT simpel im Bahnhof.


Noch ist Gradac ein besetzter Bahnhof, doch seine Tage dürften gezählt sein. Herumliegende Bau-Utensilien (auf denen wir gerade balancieren) ließen auf eine baldige Automatisierung der BÜs schließen.

Da wir ja jetzt wussten, dass man den Zug gut überholen kann, fuhren wir nochmal quer durch nach Semić, wo wir rund um die Brücke von heute Morgen noch zwei andere Möglichkeiten umsetzen konnten - eine vorm Halt im Bf und eine danach.


Der Bahnhof Semić liegt inmitten der steilen Weingärten und wird von LP 3212 erreicht.


Den kurzen Halt des Zuges im Bahnhof nutzen wir, ihn nochmal von der Brücke aufzunehmen - aber etwas anders als vorhin.

Nun stand etwas Kundschaft auf dem Plan. Wir fuhren in Otovec rein und schauten mal zum Hp. Ja, nett, da geht was, auch vom Hp aus, aber die Must Haves waren das nicht. Aber Otovec hat ja auch noch ein Hauptmotiv, den größten Viadukt der Strecke. Die Straße führt auf der Westseite unter durch. Wir suchten jetzt am Vormittag aber eher eine Stelle, wo man von Osten auf den Viadukt schauen kann. Drüben am Hang waren eine freie Stelle und ein Haus erkennbar.

Die Herausforderung lautete nun: Finde die Zuwegung. Die Karte unseres Navi wusste mehrere Möglichkeiten in die Richtung, real ging da aber nichtmal der Ansatz eines Fußpfades. Erst mit Riesenumweg über die Hauptstraße konnten wir zu einem Hof gelangen, von dem aus ein Feldweg über einen BÜ zu einem Bahnwärterhaus führte. Das war das Haus, was wir gesehen hatten. Auf dem Hof wurden wir komisch angeschaut, und zwei Leute kamen uns zum Bahnwärterhaus hinterher. Wir erklärten in unserem allerfeinsten Slowenisch: "Foto! Vlak! Most!" Man war zufrieden, winkte uns aufmunternd zu und trollte sich wieder. Wir liefen an dem Bahnwärterhaus vorbei und erreichten bald die völlig abseitig gelegene Wiese.

So richtig den Topp-Ausblick hatte man hier gar nicht; die Bäume waren arg hoch, so dass man nicht so richtig viel von dem Bauwerk sah. Für Leander war es aber ok zu bleiben und ich würde die Drohne bemühen. Noch war aber Zeit, und wir konnten uns ins Gras setzen. Es herrschte eine furchtbare Schwüle. Und dann bekamen wir doch tatsächlich Besuch! Zwei blau gekleidete Gestalten tauchten plötzlich hinter uns auf. Policija! Die waren sehr freundlich und hatten wohl auch schnell verstanden, was wir hier wollen, aber die Personalien haben sie aufgenommen. Offenbar waren sie von besorgten Anwohnern gerufen worden; nicht wegen Angst vor Ansteckung, sondern hier kämen wohl immer mal wieder Flüchtlinge des Weges. Die rote Zone war mal wieder nicht weit weg... Nun weiß ich nicht, wieviele Flüchtlinge hier per Auto mit Euskirchener Kennzeichen vorfahren, aber rechnen muss man natürlich mit allem... Zum Glück waren die beiden gekommen, als ich die Drohne noch nicht draußen hatte. Zwar konnte ich die hier absolut legal starten lassen, aber erklär das mal... Leider kam nun ein Schmierentriebwagen.

Auf dem Rückweg zum Auto kamen wir auch an der im Bahnwärterhaus wohnenden Dame vorbei. Es gab einen netten Gruß - sie hatte es ja nun amtlich, dass wir guten Herzens sind... Unter dem Vordach des Bf Črnomelj war es angenehm kühl. Wir zogen uns einfach mal einen Automatenkaffee und setzten uns auf die Bahnsteigbank. Die Rückfahrt des Keimtriebwagens brauchten wir aus fotografischer Sicht nicht. Übrigens hatte uns der Polizist noch auf einen sprunghaften Anstieg der Coronafälle aufmerksam gemacht und darauf, dass wir mit Schwierigkeiten bei der Wiedereinreise nach Deutschland rechnen müssten. Wir recherchierten: Ja, tatsächlich, es hatte einen Anstieg von rund 25 auf 37 Fälle pro 100000 Einwohner in 14 Tagen gegeben. Das ist aber immer noch nur halb so viel wie Österreich, also beschlossen wir mehrheitlich nicht in Panik zu verfallen. Das Auswärtige Amt gab sich in dieser Hinsicht auch völlig cool. Nicht, dass die rote Zone noch zu uns kommt, wenn wir schon nicht in die rote Zone fahren...

Der Viadukt ließ uns nicht los. Da wollte man schon gern einen sauberen Triebwagen drauf haben. Also ging es für den nächsten Triebfix Richtung Črnomelj (der endet dort statt in Metlika) nochmal zum Viadukt. Jetzt hatten wir sogar zwei unnötige Spannungserzeuger. Neben der Graffitifrage hatte sich mittlerweile auch die Wolkenfrage gebildet. Zwar waren es nicht all zu viele Schönwetterwolken, aber dennoch hatten wir einen ständigen Wechsel von Licht an und aus. Kevin, du sollst doch nicht immer mit dem Lichtschalter spielen! Als der Zug kam, sah der schon in der Ferne so verdächtig aus nach dem, der ja eigentlich ganz sicher nicht kommen konnte. Doch, er kam, es war der Retrodesign-VT, und er war sauber! Und eine Wolke begann bestenfalls gerade auf den Viadukt zu wandern. Topp!


Auf ihn hatten wir ja nicht ernsthaft zu hoffen gewagt: LP 3209 war der 713 107. Es handelt sich nicht um einen designierten Museumstriebwagen, sondern einfach um einen 713, bei dem sich die Mitarbeiter des Ausbesserungswerkes in Ptuj dafür eingesetzt haben, dass er weiterhin ein Beispiel für die alte Farbgebung zeigt. Diese Aufnahme entstand mit der Drohne.

Wir blieben an dem Viadukt, denn nun wollte ich gern auch nochmal mit beiden Beinen am Boden stehend und die Kamera haltend eine Aufnahme des Bauwerkes machen. 50min hinter dem Črnomelj Zug sollte bereits der nächste nach Metlika kommen, und der Retro VT würde nach Kreuzung sofort ab Črnomelj zurück kommen. Die Wolken machten es höchst spannend. Wir saßen weitaus mehr im Dunkeln als im Hellen. Bezüglich des Wolkenzugs vor den Zugdurchfahrten könnte ich jetzt ganze Krimis schreiben, aber machen wir es kurz: Wir hatten mal Riesenglück mit den Wolken, und auch der VT nach Metlika war sauber. Vor dem Retro VT war das Licht wirklich erst in letzter Sekunde auf den Viadukt gelangt...


Auch von unten kommt der Otovec-Viadukt nicht schlecht: Der nächste Zug nach Metlika passiert.


Und von einer Anhöhe im Westen wrd der Retrozug bei der Rückfahrt beobachtet.

Nun hatten wir es eigentlich mit dieser Ecke. Der Plan war nun, weitere Züge und insbesondere den Retro VT nochmal weiter westlich zu fotografieren. Doch als wir bei Semič den Bergpass erklommen, fiel uns ein gigantischer Weitblick auf, den man mit Zügen im Bahnhof Semič umsetzen können musste. Auch wenn die Wolken immer panzermäßigere Ausmaße annahmen, warteten wir mal. Bis zu einem möglichen Zug, den wir uns eh noch gern wegen Klärung der Graffitifrage angeschaut hätten, waren es eh nur noch rund 15 Minuten. Unten im diesmal extrem weitläufigen Motiv herrschte mal wieder der Licht-Schatten-Krimi. Als der Zug laaaangsam um die Ecke geschlichen kam, schwand mehr und mehr das Licht. Es sah so aus, als ob der Tf des sauberen VTs alles gab, um in der Wolke zu bleiben. Er wurde langsamer und langsamer. Doch im letzten Moment fuhr er noch ins Licht raus!


Von der Hauptstraße hatte man den imposantesten Weitblick über den weiten Talkessel, der sich unterhalb des Bf Semić erstreckt.

Nun machten wir uns aber an den großen Sprung. Wir konnten den Zug, bei dem wir mit Mr Retro rechneten, nun nur noch bei der Einfahrt Trebnje bekommen. Natürlich war das auch nicht die Zugleistung, die wir auf dem Viadukt fotografiert hatten - der ging nur bis Novo Mesto. Das jetzt war ein Zug von Novo Mesto Šmihel nur bis Trebnje. Umlauftechnisch konnten wir nur hoffen, dass es der Retro wäre. Und 40min später, als wir nach einigem Hin und Her einen guten Standpunkt in der Bahnhofseinfahrt gefunden hatten, kam der gewünschte VT tatsächlich angefahren. Da er im Bf stehen blieb und offensichtlich dem nächsten Zug Metlika - Ljubljana (den wir ja schon ohne Graffiti auf der Hinfahrt gesehen hatten) beigestellt werden sollte, konnten wir noch paar Fotos mehr machen.


LP 3384 ist wie erhofft mal wieder Mr Retro, hier bei der Einfahrt in den Bahnhof Trebnje.


Und nochmal im Bahnhof.


Aus Richtung Ljubljana nähert sich Zug LP 3219. Auch der war wieder sauber, war das herrlich!


Links wartet der 713 107 darauf, an den nächsten Zug nach Ljubljana angehängt zu werden, rechts geht es für den LP 3219 weiter nach Metlika.

Danach wurde es Zeit für ein schönes Motiv, das wir von Tobias gesehen hatten: Der Zweikirchenblick bei Štefan. Gerade mit einem doppelten 713 musste der Ausblick gut kommen. Es ging westlich Trebnje steil hoch zu dem Dorf Belšinja Vas, wo man praktisch auf dem Dorfanger stehend den wunderbaren Blick auf Trebnje hatte. Leider war die Strecke hier ganz schön verkrautet; hier müsste sich der mobile Vegitrupp auch gern mal austoben. Aber die beiden Triebwagen sind zum Glück noch hinreichend zu erkennen.


Man möchte fast vom "Starzug" der Strecke sprechen: LP 3214 rollt vor der Kulisse der Kirchen von Trebnje und Štefan auf den Hp Štefan zu.

Da die Strecke viele Windungen macht und man über die Autobahn abkürzen kann, starteten wir einfach mal die Verfolgung des fotogenen Zuges, die dann auch sehr entspannt lief. Zunächst wollten wir zu der hübschen Feldkirche, die wir ebenfalls in Tobias Reisebericht von 2019 gesehen hatten. Dazu ging es in Ivančna Gorica wieder von der Autobahn runter und nach Polževo, wo das Licht aber noch nicht so weit rum war wie erwartet und wir von den drei BÜs in den Wiesenhängen erstmal den richtigen heraussuchen mussten. Wir nutzten die Chance auf einen seitlichen Nachschuss - so hatte man Mr Retro mal wieder "vorn".


Der LP 3214 passiert die Feldkirche Sv Martina zu Zgornia Draga und erreicht den Hp Polževo.

Dank eines zehnminütigen Kreuzungsaufenthaltes in Višnja Gora (tolle Stadt auf einem Bergrücken!) rechneten wir uns eine Chance auch auf ein drittes Bild des Zuges aus. Im weiteren Streckenverlauf quert die Straße einen Bergpass, den die Bahn in einem Tunnel nimmt. Aber wie das so häufig vorkommt, war die Bahn entweder zu heftig verbuscht oder falsch auf die Sonne ausgerichtet. Erst im Bahnhof Grosuplje stand das Licht ideal, so dass wir den Zug dort ein drittes und letztes Mal nehmen konnten.


Zum Abschluss gibt es den Zug nochmal in Grosuplje. So ein bischen hatten wir gehofft, hier auch mal einen der in den Startlöchern stehenden dieselelektrischen Stadler FLIRTs anzutreffen, zweigt hier doch die 49km lange stillgelegte Strecke nach Kočevje ab, die eigentlich ab 01.10.2020 im Personenverkehr wiedereröffnet werden sollte und auf der vielleicht jetzt Personalschulungen stattfinden mochten. Wir sahen aber nichts. Und nun ist die Wiedereröffnung wegen erforderlicher technischer Nacharbeiten ohnehin verschoben...

Die weitestgehend sauberen Triebwagen hatten uns hier nun völlig überrascht. Das war wirklich das größte "Geschenk" des Urlaubs. Mittlerweile hatten wir entschieden, dass wir uns morgen auch nochmal an dieser Strecke aufhalten wollen, und ein Hotel bei Trebnje gebucht. Der Plan war nun, den Sprung nach Ivančna Gorica per Autobahn zu tätigen und ab dort nochmal das bisher unbekannte Stück auf der bahnparallelen Landstraße unter die Räder zu nehmen. In Ivančna Gorica war gerade ein Zug aus Ljubljana angekommen, der dort endete. Leander kam die Idee, dass der evtl sofort leer zurück fährt, und dass das etwas für die Feldkirche wäre. Das war dann auch eine Punktlandung; die Leerfahrt kam zwei Minuten nach unserer Ankunft um die Kurve geschossen. Auch auf den bald anstehenden Ostfahrer warteten wir noch.


Ein Lt braust an der Sv Martina vorüber.

Die Erkundung entlang der Bahn brachte im weiteren Streckenverlauf vielleicht nicht die ganz großen Musthaves, aber paar Möglichkeiten konnte man sich für morgen doch im Geiste notieren. Westlich von Šentlovrenc passten wir noch einen Westfahrer im allerletzten Lichtschimmer ab. Bilder, die die Welt nicht braucht...

Unser Hotel fanden wir östlich von Trebnje direkt am Haltepunkt Ponikve (nicht zu verwechseln mit Ponikva vorgestern). Der Laden machte einen etwas edleren Eindruck. Als wir beim Einchecken fragten, ob das Restaurant geöffnet sei, wurde uns verschmitzt entgegnet, ja, wir könnten jederzeit kommen, aber vielleicht wollten wir erstmal im Zimmer ne Dusche nehmen? Müssen wir fertig ausgesehen haben... ;-)

Um 19.39 rollte der Güterzug an unserem Balkon vorüber, eine 664 und sagenhafte 23 Schiebewandwagen! Mittlerweile hatte Leander recherchiert, dass das Hotelrestaurant nicht der beste Ort für Leute mit großem Hunger sei. Die Portionen sahen auf Bildern im Internet edel und übersichtlich aus. So fuhren wir nochmal nach Trebnje rein. Oberhalb des Bahnhofs konnten wir in einer netten Gostilna unsere Fleischportionen mit leckeren Stampfkartoffeln essen und dabei die 664 beim Umfahren ihres Zuges beobachten. Der Zug fuhr nach Sevnica weiter. Wir nahmen uns noch paar Bierchen von der Tankstelle mit und genossen den Abend auf dem Balkon.

Dienstag, 15.09.2020

Beim Aufwachen zeigte sich draußen fetter Nebel. Sollten wir trotzdem unser angedachtes Vorfrühstücksprogramm angehen? Natürlich sollten wir. Nebel ist ja schließlich oft nur örtlich. Als wir vom Hotelhof rollten, sahen wir uns erstmal zwei rot blinkenden Lichtern gegenüber. Ein VT nach Westen passierte. Den hatten wir gar nicht auf der Rechnung gehabt, aber da das ja unsere Richtung war und der Zug sauber war, fuhren wir hinterher. Hinter Štefan waren wir mehr oder minder auf einer Höhe mit ihm, und bei einem der nächsten Halte konnten wir überholen. Irgendwo vor Gaber gab es eine relativ unverbuschte Stelle, wo die Auslöser klicken konnten.


Kirchen stehen in Slowenien einfach überall in der Gegend rum... Was man aber von hier unten nicht erkennen kann, ist, dass auf dem Hügel rund um die Kirche Sv Urha auch die recht ansehnliche Ortschaft Veliki Gaber liegt. LP 3232 erreicht sogleich den Hp Gaber.

Für den Ostfahrer um 8 suchten wir nun wie geplant den einsam auf weiter Flur gelegenen Bahnhof Radohova vas auf. Doch oh Schreck! Hinter der kleinen Passhöhe herrschte wieder der Nebel! Allerdings löste er sich in der Viertelstunde, die wir noch warten mussten, ganz passabel auf.


LP 3205 ist mal wieder ein doppelter 713. Über die Farbgebung des hinteren Zuges schweigen wir mal stille... Ich hatte nicht damit gerechnet, dass die SŽ an solch kleinen Stationen tatsächlich noch immer das Doppelgespann aus Fdl und Weichenwärter einsetzt, wie sie hier in Radohova vas aus dem Häuschen treten.

Wir verfolgten den Zug nochmal bis Velika Loka, aber das gefiel mir nicht so. Und da der zweite Teil der Doppelgarnitur versifft war, musste jetzt auch nicht zwingend noch ein Bild her. Interessanter war für uns nun der Gegenzug nach Kreuzung in Trebnje. Für den fanden wir bei Kamni Potok ein interessantes Motiv mit Heugestell und der Kirche von Breza.


Roter Zug im für Holz zweckentfremdeten Heugestell. Und eine Kirche hat sich auch wieder ins Bild geschlichen, Sv Janeza Krstnika zu Breza.

Danach stand erstmal das leibliche Wohl auf dem Programm. Eine größere Zugpause ermöglichte uns ein Frühstück und das Auschecken. Das Frühstück lief wieder wie so häufig: Ham&Eggs auf Bestellung, Brot und Aufschnitt / Süßkram vom Buffet. Die Wirtsleute hatten echt ihren speziellen Humor. Als ich mir beim Reinkommen den Mundschutz umband, meinte der Senior nur, dass er jetzt mal sehen wolle, wie ich damit esse. Damit war klar: Hier trug niemand Mundschutz. Und wir genossen das Frühstück sowieso wunderschön draußen sitzend auf der Veranda, an der sich die Weinreben mit prallen Trauben rankten.

Einen Westfahrer opferten wir der Gemütlichkeit, aber für den nächsten Ostfahrer standen wir um 10.15 wieder zwischen Velika Loka und Štefan bereit - diesmal mit der Ortskulisse von Kamni Potok. Zu unserer Freude tauchte Mr Retro wieder auf. Das wichtigste an dem war, dass er sauber ist.


Der 713 107 begegnet uns zwischen Velika Loka und Štefan als LP 3235.

Dann ging es über die Autobahn nach Višnja Gora und nach einem kurzen Erkundungsbesuch am Bf weiter zum Dorf Velika Loka. Hier gibt es auch einen Viadukt. Der ist zwar nicht so groß wie der bei Otovec, aber für die zweiteiligen VTs ist er lang genug. Etwas ätzend war eine Leitung, die quer durch den Talkessel führte, doch wenn man die Kabel vor den Häusern hatte, fielen sie nicht mehr so auf. Schade war nur, dass das die zahlreichen Variationsmöglichkeiten aus den weitläufigen Hängen heraus massiv einschränkte. Als erstes kam ein Ostfahrer. Das war ein Schmierentriebwagen. Wir konnten aber auch noch auf den nächsten Westfahrer warten. Doch kurz bevor man mit dem rechnen musste, hornte es schon wieder von links. Ein alter Bekannter von letzter Woche tauchte auf - der ungarische Messzug!


Da isser wieder: Der ungarische Messzug 9160 008 auf dem Viadukt von Velika Loka.


Und der Gegenzug LP 3212.

Wir warteten noch auf den Gegenzug. Doch dann wollten wir die Hacken in den Teer hauen, denn der Messzug würde sicherlich nach Metlika fahren. Und wir hatten ohnehin den Wunsch, den Weitblick in Semić nochmal mit besserer Beleuchtung abzupassen. Dazu hätte man den VT eben nutzen können (schied aus wegen Siff) oder ggf den Messzug oder aber den nachfolgenden VT, wenn der denn sauber wäre. Da der eh gleich durch Višnja Gora kommen musste, konnten wir den hier auch noch abwarten. Wir entdeckten die Möglichkeit, ihn zusammen mit einer handgekurbelten Schranke und einer Kirche umzusetzen. Als der BÜ zu ging, galt es, die Autos von der Schranke fern zu halten. Die erste Frau ließ sich stoppen, die Autos dahinter waren dann etwas irritiert, weil man auch noch in eine andere Straße abzweigen konnte. Das führte zu anfänglichem Gehupe, aber auch zu freundlichem Lachen, wenn wir erklärend mit den Kameras gestikuliert haben. Und hinter der Schranke kam natürlich der Super DAU. Egal, lustig wars trotzdem.


Und auch der nächste VT ist sauber, unglaublich... LP 3211 mit der Kirche Sv Tilna zu Višnja Gora und einer handgekurbelten Schranke. Unten habe ich mal etwas überflüssigen Asphalt weggeschnitten.

Danach machten wir den großen Sprung nach Semić. Die Fahrt war angenehm. An einer Stelle kamen wir an einem Unfall vorbei. Offenbar hatten sich ein PKW und ein Müllwagen leicht touchiert. Nichts schlimmes. Eine Kurve weiter kamen wir an einem Wirtshaus vorbei, aus dem gerade zwei Polizisten traten und zu ihrem Auto gingen. Für uns tat sich die Frage auf, ob die beiden wegen des Unfalls ihre Mahlzeit unterbrochen haben oder ob sie ihre Zentrale haben ausrichten lassen, dass die Polizei leider erst in einer halben Stunde da sein könne, was angesichts des nahen Vorfalls schon lustig gewesen wäre...

Am Fotohang in Semić griff zunächst Lex Wilderness. Genau dort, wo wir uns niederlassen wollten, diskutierten gerade Grundstückseigner mit einem Vertreter der Straßenbehörde irgendwas. Aber die verdufteten bald und wir konnten uns schön in den Schatten eines Appelbaums setzen. Wir gingen davon aus, dass der Planzug den vermutlich langsameren Messzug irgendwo überholt hat. Auf den Planzug brauchten wir nur noch 20min zu warten.


Nochmal der Weitblick, heute mit etwas langweiligeren Lichtverhältnissen gegenüber gestern. Den LP 3211 kennen wir ja schon...

Danach fuhren wir mal runter an den Bahnhof. Als wir da herumschauten, trat gerade der Fdl zu einem Zigarrettenpäuschen vor die Tür. Wir fragten ihn, wann denn der Messzug käme. Leider lautete sein Bescheid, dass der hier erst morgen führe. Schade... Wir wollten uns nun nochmal das letzte Stück der Strecke rund um Metlika anschauen. Zumindest das letzte Stück auf slowenischer Seite. Für die Rückfahrt des VT fanden wir in den Feldern westlich Metlika einen niedlichen kleinen Kurbel-BÜ, wo wir anschließend auch gleich noch ein Mietwagen Bild gemacht haben.


Eine handgekurbelte Schranke mitten in den Maisfeldern westlich von Metlika.


Nun nochmal mit unserem Seat Leon, der zwar nichts Besonderes war, der uns aber gute Dienste geleistet hat. Man beachte außerdem die neue Kamera am Leitungsmast. Bislang kannte ich es vom Balkan, dass diese ferngekurbelten Vollschranken keine Gefahrraumüberwachung hatten; da DURFTE eben niemand zwischen den Schranken eingeklemmt sein...

Dann wollten wir uns nochmal RICHTIG der roten Zone nähern. Metlika ist der letzte Bahnhof auf slowenischer Seite. Dahinter und vor der kroatischen Grenze kommt aber noch der Hp Rosalnice, bis zu dem zwei slowenische Züge als Sperrfahrt weiter fahren, während die über die Grenze kommenden kroatischen Triebwagen hier durchfahren. Gerade war der Kroate mit einem vollgekeimten Y1 durchgedüst (mit "vollgekeimt" meine ich nicht, dass er frische Viren aus der roten Zone mitbrächte, sondern spiele auf die Graffiti an), da kam der nächste slowenische Zug aus Ljubljana nach Rosalnice und fuhr sofort als Leerfahrt wieder zurück.


Rosalnice ist ein Haltepunkt, an dem in erster Linie kroatische Triebwagen durchfahren. Aber manchmal kommt auch ein slowenischer 713 hier an, der Zub schaltet den BÜ in unserem Rücken aus und der Zug fährt sofort wieder zurück.

Nun war erstmal dringendes Tanken angesagt. Eine kleine Runde durch die Stadt drehten wir aber noch; die Stadtkulisse ist toll und paar Fotos wert. Auf der Tanke gab es dann Vollverpflegung für Mensch und Tier; die kühlen Getränke waren längst überfällig! Auf der weiteren Fahrt liefen wir bald auf zwei Autos aus der roten Zone auf, einen LKW aus Bitola und einen Abschleppwagen aus Šibenik. Hmm, hätten wir lieber die Fenster schließen sollen, falls einer von den Insassen rausspuckt?


Metlika ist den meisten wohl nur als Umsteigebahnhof zwischen kroatischem und slowenischem Zug bekannt. Aber nach zehn Minuten Fußweg...


...kann man vom Bahnhof in die hübsche Altstadt gelangen. Ach ja, die Kirche ist natürlich Sv Nikolaja.

Eine Idee war nun noch, einen Triebwagen auf der Strecke Sevnica - Trebnje mitzunehmen. Wir würden einem solchen laut Navi bis Mokronog entgegen fahren können. Als wir vor Mirna aber schon paar Fotomöglichkeiten entdeckt hatten und der Verkehr auf der Landstraße im Tempo von LKWs und Renntreckern bestimmt wurde, entschieden wir uns zu einem Fotopunkt an den Wiesen von Brezovica pri Mirni bzw am Hp Gomila. Tja, und es passierten zwei Dinge gleichzeitig, die es zusammen schon wieder erträglich machten: Der Zug kam bei Wolke und war völlig beschmiert.

Auf der Metlikabahn gab es nun noch zwei Fotomöglichkeiten, dann konnte der Tag auch schon fast für beendet erklärt werden. Der Zug nach Ivančna Gorica und seine Rückleistung als Leerzug. Erstgenannten Zug nahmen wir nochmal an der Feldkirche Polževo, wobei diesmal Heuballen auf der Wiese lagen - wie Strohballen, bloß in grün. Für den Lt hatten wir noch ein Motiv im Bahnhof Višnja Gora offen, wobei das Licht schon ganz schön schwächelte.


Ok, die Feldkirche kennen wir ja schon.


Die Kirche kennen wir auch schon: Sv Tilna zu Višnja Gora, in dessen Bahnhof der Lt auf den Abfahrauftrag wartet.

Ok, uns schien, dass wir jetzt alle Kirchen durch hatten. Wir konnten die Gegend verlassen. Nein, im Ernst, das waren zwei richtig geile Tage an einer landschaftlich wunderschönen und abwechslungsreichen Strecke, die in unseren Hinterköpfen gemessen an bisher gesehenen Fotos der letzten Jahre praktisch als unfotografierbar galt, weil slowenische Triebwagen eigentlich immer zu mindestens 90% beschmiert waren. Schön, dass wir diese positive Überraschung erleben durften. Wobei ein uns bekannter kroatischer Eisenbahnfreund erzählte, dass schon eine gehörige Portion Glück dabei war, denn zur Zeit galten von den 17 noch eingesetzten 713ern 11 als sauber und sechs als beschmiert.

Für heute Abend und überhaupt für die restlichen Nächte hatten wir einen Gasthof in Divača gebucht. Jetzt sollten wirklich nochmal zwei Tage Relaxen auf den Felsen an der Koperbahn stattfinden. Es galt also nun noch einen "großen Sprung" zu absolvieren. Dabei hatten wir allerdings nicht bedacht, dass dieses Slowenien ganz schön klein ist und dass wir ja schon fast in Ljubljana waren. So war es nach nüchterner Betrachtung schon sehr erklärbar, dass uns für den "großen Ortswechsel" auf dem Navi nur 50min Fahrt angezeigt wurden.

Somit gelangten wir ohne besondere Vorkommnisse an unser Ziel, wo wir allerdings von unserer Unterkunftswahl etwas ernüchtert waren. Ja, der Bahnhof war in der Nähe, aber von gegenüber wehte erstmal der Benzinduft einer Tankstelle herüber. Die Zimmer lagen direkt an der Hauptstraße, tja, da hätte der Urlaubsausklang besseres verdient gehabt. Schade. Eine Entschädigung war dann die Fleischplatte Risnik, die schon sehr gut und lecker war. Und dann würde man die nächsten Tage halt auswärts nochmal ein nettes Restaurant suchen müssen. Das Zimmer brauchten wir ja nur zum pennen.


Ein erster Schritt von vielen, die uns bis zum Ende unseres Aufenthaltes restlos vom Gasthof Risnik überzeugen sollten, war die Fleischplatte Risnik, die wirklich topp zusammengestellt war. Leider ist die Portion für uns beide...

Dass dann nach dem Essen auch noch der Dorftrottel seine Aufwartung an unserem Tisch machen und mir die Hand reichen musste, war mir dann echt zu viel. Ich gehöre hinsichtlich Corona ganz sicher nicht zu den ängstlichen Menschen, aber wenn mir so ein Typ auf die Pelle rückt und seine Aerosole gefährlich über meinem Bier schweben, kommt bei mir dann doch eine gewisse Abwehr- und Ekelhaltung... Öhm, das Bier habe ich dann aber doch noch getrunken. Ich hab mir gesagt: So kommunikativ, wie der Typ ist, müsste das ganze Städtchen mit Corona flach liegen, wenn er es hätte...

Zur Verdauung drehten wir nach dem Essen noch eine Runde zum Bahnhof, wo gerade Containerzüge in beide Richtungen kamen und bei dem einen die Schublok abgehängt wurde. Immerhin ist das Personal jetzt auch so durchrationalisiert, dass für die Bremsprobe nach dem Abhängen nicht noch ein örtlicher Bremsbeamter kommt, sondern dass der Tf der abgehängten Schublok das macht.

Mittwoch, 16.09.2020

Der Gasthof war nun gar nicht so übel. Die letzten Dorfprolls mit ihren aufgemotzten Autos machten früh Feierabend, wir hatten Bahnblick und ich habe wie ein Stein geschlafen.

Für den Morgen war der Plan, erstmal ohne Frühstück abzuhauen und die beiden "Istras" nach Koper und nach Pula an der Abzweigstelle Prešnice zu machen. Über die Autobahn ging es zügig nach Hrpelje, dann auf Landstraße ans Ziel. Hier wurde aber schnell das Problem deutlich: Die Gegend war noch vollkommen zugeschattet. In der Ferne war beschienene Landschaft zu sehen. Hatten wir gedacht, dass die sich jetzt mit dem Hochsteigen der Sonne rapide zu uns hin ausbreiten würde, hatten wir uns mal geschnitten. Die Sonnenfläche rückte kein Stück näher. Was hingegen rapide näher rückte, war die Durchfahrtzeit der Züge...

Wir hatten keine Chance. Bei Durchfahrt stand das Licht vielleicht 100m hinter der Strecke. Da hätten die Züge schon mindestens 30min Plus gebraucht. Zum Glück warteten wir im Auto noch eben die Durchfahrt des Istra nach Pula ab. Der 711, den wir gestern schon im Bf gesehen hatten und der wie eine Speckschwarte sauber glänzte, war auf der Ostseite übelst beschmiert. Wie gut, dass keine Sonne war - sonst hätten wir deshalb schön abgekotzt. So wussten wir wenigstens, dass wir für den auch in den nächsten Tagen nicht anderswo auf Krampf nach Motiven suchen müssen.

Eine Viertelstunde später saßen wir schon beim Frühstück auf der Hotelveranda. Es gab alles, was das Herz erfreute, und danach konnten wir den Fototag nochmal starten. Geplant war, einfach paar Motive gemütlich auszusitzen. Als erstes ging es nach Črnotiče. Ich hatte auf aktuellen Fotos gesehen, dass ein Baum beseitigt wurde, der den schönen Ausblick bislang beeinträchtigt hatte. Es war wunderschön, von der Straße aus den Feldweg entlang des Bahneinschnittes hineinzulaufen. Dann hatte man bald den Aussichtspunkt erreicht, von dem man bis auf das Meer schauen konnte. Und der erste Zug kam sogleich ums Eck gebogen.


Ein leerer Autozug hat gerade den Bahnhof Črnotiče verlassen. Ganz im Hintergrund ist die Adria im Dunst auszumachen.

Bei klarem Wetter kann man hier bis zu den Alpen schauen, aber wann ist hier schon mal richtig klares Wetter? Auf der Schiene wurde es ruhiger. Ein Autozug kam abwärts, doch wo waren die schönen Containerzüge? Ich streckte mich im Schatten aus, bis mich irgendwelche Tröts von unten weckten. Da sie von weiter weg klangen, blieb ich noch ne Weile liegen und setzte mich dann auf. Schreck! Da stand ja ein Zug hinten im Bahnhof Črnotiče! Aber er stand halt nur da. Offenbar hatte man Azubi Kevin allein die Fernsteuerzentrale überlassen und war Kaffee trinken gegangen; jedenfalls stand der Zug mit Schüttgutwagen eeewig - dummerweise auch noch im durchgehenden Hauptgleis. Es dauerte wohl noch 20min, bis endlich der "Pohorje" von hinten auftauchte.


Das war für mich neu: Eine doppelte ICS-Garinitur als IC "Pohorje". Ich kenne den Zug nur klassisch lokbespannt.

Dass man den hier nachschießen kann, weil es ein Triebzug ist, kannte ich so auch noch nicht. Der Güterzug im Bahnhof setzte sich nach Durchfahrt des ICs immer noch nicht in Bewegung. Jetzt kam nämlich noch ein ÖBB Vectron mit Kesselwagen und Containern hinterher. Leider vergaß Kevin bloß, die Einfahrt zu stellen. Der Tf wusste wohl nicht, dass Kevin da war, und kam zügig mit seinem Zug durch den Einschnitt unter uns angefahren. Nun steht das Esig leider in einer Kurve. Da half nur noch volles Durchreißen. Rumms! Nun stand erstmal alles. Aber irgendwann merkte auch Kevin, dass was nicht stimmte und ließ den Zug die Bremsen laaangsam wieder aufpumpen und weiterfahren - natürlich wie auch den IC zuvor schon gemütlich durchs Ausweichgleis. Nun durfte auch der Schüttgutzug weiterfahren.


Der Schüttgutzug verlässt den Bahnhof Črnotiče. Hinten schiebt eine der zahlreichen SŽ-Werbeloks nach, die für Innofreight werbende 541 002.

Wir blieben einfach noch sitzen. Doch es tat sich nichts mehr, obwohl aus der Ferne Getröte zu hören war. Aber nichts kam. Um 12 liefen wir zum Auto zurück und fuhren erstmal zur Kundschaft nach Podgorje und dann zum Supermarkt nach Hrpelje. Es galt Proviant zu besorgen, denn nun wollten wir an der Felskante unterhalb Črnotiče weiter faulenzen. Mit dem Auto ging es von Črnotiče den altbekannten Fahrweg Richtung Podpec rein. Am Funkmast wurde geparkt, dann mit Proviant den herrlichen Klippenwanderweg bis zum Aussichtspunkt entlanggelaufen.

Leider hatten sich verschiedener Schlonz und Wolkenfelder gebildet, die die Sache nicht ganz so unbeschwert machten. Aber immerhin zeigten sich bald zwei Züge in die richtige Richtung. Mir war gar nicht bewusst, wieviele Werbetauri die SŽ hat. Vor dem Containerzug hing jedenfalls was finster grünes. Es folgte eine 363 mit Kesselwagen, dann kam mit dem "Almdudler" 541 013 der nächste Werbetaurus - zum Glück in rot gehalten.


Ein Containerzug klebt dank Scotch Kleber (Werbelok 541 001) unterhalb von Črnotiče sicher an der Felswand.


Ein Kesselwagenzug kommt um die Ecke. Schwach hebt sich im Hintergrund die Küste um Monfalcone im Dunst ab.


Mit Almdudler-Power rollt ein leerer Erzzug abwärts.

Jetzt zogen vom Gebirge her richtig geschlossen aussehende Wolkenfelder heran. Wir beschlossen, statt uns wie geplant auf den Aussichtsfelsen bei Črnotiče umzutopfen, ein wenig auf Kundschaft zu gehen. Leander schlug vor, mal den Blick auf den Hrastovlje Damm von der Westseite aus den Hängen zu suchen. Am Damm angekommen, überfiel mich aber irgendwie die Müdigkeit und der Forscherdrang war dank der Bewölkung ziemlich zusammengeschrumpft. Leander lief aber los. Eine Doppelkreuzung, bei der auch der IC "Pohorje" wieder hoch ging, lief vollkommen im Schatten. Doch bald hatte sich Leander gemeldet, dass er den Aussichtspunkt gefunden hätte. Und die Sonne kam wieder hervor. Da musste ich ja mal... Mit zwei großen Flaschen Wasser für uns beide bewaffnet machte ich mich an den schweißtreibenden Anstieg. Die Schwüle gab heute echt wieder alles! Aber es hatte sich gelohnt. Zeitgleich mit mir am Aussichtspunkt traf ein Zug von oben im Bahnhof ein, der offenbar auf Kreuzung wartete. Und der Gegenzug war nun unser!

Danach standen wir aber für über eine Stunde herum. Ein Zug nach dem anderen kam von oben, aber erst der vierte, eine leer fahrende Lok, blieb unter uns in Hrastovlje zur Kreuzung stehen. Es kam wenigstens mal ein roter Taurus, leider aber auch wieder mit einem relativ farblosen Zug; jedenfalls wenn man von den Graffiti absieht. Bunt wurde es danach nochmal kurz. Von oben stand der Regio an, und das war "Foksi", das slowenische Olympia Maskottchen.


Ein gemischter Zug kommt mal wieder von unten über den Damm von Hrastovlje gerollt.


Von oben kommt ein Containerzug.


Zum Schluss ging noch "Foksi", das Olympia-Maskottchen, als LP 2752. Hier auf der Koperbahn verkehren die wenigen Regionalzüge mit zweiteiligen Desiros.

Dann war aber endgültig das Licht aus. Der Containerzug kam, als wir wieder unten am Auto waren. Das benötigte Mastfeld auf dem Damm war aber inzwischen zugeschattet. Egal! Wir hatten ja einiges bekommen. Es war nun 18 Uhr, und wir beschlossen, gemütlich die Landstraße zurück zu fahren. Dieser Beschluss hatte genau so lange Bestand, bis die Straße bei Črni Kal massiv an Höhe gewann und sich die tief stehende Sonne orange im Meer spiegelte. Da mussten wir einfach anhalten und Bilder mit dem Tinjan (374m) im Vordergrund machen.


Blick von Črni Kal auf die Adria mit dem Tinjan davor.

Dabei nahm die Idee Gestalt an, dass der Blick vom Tinjan auf das Meer ja auch ganz hübsch sein müsste. Die Autobahn führte von uns quer über das Tal dorthin. Nach der Abfahrt wies uns das Navi einen Weg direkt auf den Berg zu. Bei Openstreetmaps war der Weg allerdings nur als Strichellinie eingezeichnet. Tja, die Realität lag dazwischen; das Navi zeigte Zukunft, OSM die Vergangenheit. Es handelte sich um eine nagelneue, perfekt ausgebaute Straße. Das Dumme war nur: Die war noch nicht eröffnet. Das Bauzaun-Tor neben dem Durchfahrt verboten Schild stand aber sperrangelweit offen. Also rein da. Dort, wo wir Richtung Gipfel abzweigen mussten, war das Bautor dann zwar verschlossen und mit Kette und Schloss gesichert, aber der Slowene ist erfinderisch - es waren sichtlich schon viele um das Tor herum gefahren. Wir mussten hier aber erstmal innehalten. Man befand sich auf einem kleinen Sattel unterhalb des Gipfels und hatte einen tollen Blick auf Hafen und Meer.


Von einer Scharte unterhalb des Tinjan-Gipfels blicken wir auf die Adria. Das Glänzende an Land sind Unmengen von Neuwagen!

Wären wir mal dort geblieben. Einen nicht ganz tollen Schotterweg ging es nun auf den Tinjan hinauf. Und auf dem Tinjan lag - Tinjan, das Dorf. Und die Einwohner von Tinjan wussten offenbar gar nicht, was für eine bevorzugte Lage ihr Dorf hat. Dafür hat man vermutlich gar keinen Blick, wenn man hier wohnt. Anders konnten wir uns nicht erklären, dass es in dem Dorf keinen wirklichen Aussichtspunkt gab. So fanden wir nur mit Mühe eine Möglichkeit, auf das Meer zu schauen. Und vereinzelte Äste ragten leider in den Bildausschnitt. Im Nachhinein hätte man wohl unten am Sattel auf das Verschwinden der Sonne warten sollen. Von "Sonnenuntergang" will ich mal nicht sprechen...


Von weiter oben im Gipfeldorf Tinjan schauen wir nochmal auf den Autohafen...


...und auf weite Teile des Hafens Koper im Licht der untergehenden Sonne.

Dennoch waren wir uns einig, dass das eine sehr gelungene Abendaktion gewesen war. Nun waren wir aber gut fertig. Wir verließen Tinjan auf dem Tinjan über die Hauptzufahrt, eine Asphaltstraße, die allerdings in Richtung Koper abwärts führte. Aber dort ging es auf die Autobahn und auf dieser zügig nach Divača. Entgegen all unserer Absichten landeten wir zum Abendessen wieder auf der Veranda unseres Hotels. Wir hatten diesmal gegrillte Champignons als Vorspeise, dann Wildgulasch (L) bzw Tortellini mit Spinat, Blauschimmelkäse und Garnelen (J). War das gut! Und mit Weißwein gefällt irgendwann auch der Ausblick auf eine Tankstelle. Wir fanden heute komischerweise auch eine völlig andere Situation vor. Während gestern nur paar Stammtischtypen mit auf der Veranda abhingen, waren heute die Tische mit Speisegästen voll belegt. Offenbar hatte auch der Kellner nicht mit diesem Ansturm gerechnet; er hatte direkt seinen Kollegen von gestern Abend zur Hilfe gerufen. Der Wein war klasse, und so hielten wir es gut bis weit nach 22 Uhr aus. Danach noch ne kleine Betriebskontrolle am Bahnhof, wo wir den letzten Desiro nach Sežana beobachten wollten. Statt dessen kam allerdings eine 342 mit vier Wagen ums Eck! Wer hätte das gedacht? Nach dem kleinen Rundgang waren wir echt reif fürs Bett!

Donnerstag, 17.09.2020

Wir genossen um 8 das leckere Frühstück. Die hatten hier dieses herrliche Weißbrot in seiner besten Form. Und endlich gab es mal Balkanmarmelade. Dazu Ham&Eggs und paar andere Leckereien, ja, so konnte man in den Tag starten. Wir wollten als erstes mal nach Zanigrad und dort die passenden Stunden des Tages aussitzen. Der Ausblick dort war dann auch wieder mal sehr schön. Ganz verlassen scheint das Geisterdorf nicht mehr zu sein. Mindestens zwei Grundstücke machten einen bewirtschafteten Eindruck.

Es war herrlich da oben. Nach dem Aufstieg wehte sogar ein recht frischer Wind. Das kannte man von den letzten Tagen ja gar nicht. Der Fernblick war auch nicht schlecht, nicht bis zu den Alpen, aber immerhin bis zu den Höhenzügen um Monfalcone. Leider zeigte der Himmel mehr graue als blaue Färbung.


Zwischen den Bahnhöfen von Črnotiče und Hrastovlje liegt das Geisterdorf Zanigrad in wunderschöner Felskulisse. Ein Containerzug kommt abwärts gerollt.


Und Foksi ist auch wieder da.

Nachdem paar Züge und der Regio durchgekommen waren, herrschte erstmal eine längere Stille. Die Zeit der besten Ausleuchtung verging, ohne dass ein vernünftiger Zug kam. Gefreut hatten wir uns auf den "sicheren" IC "Pohorje", denn der doppelte ICS musste topp in die Fotokurve passen. Was kam, war dann natürlich ein Einteiler. Und ein finsterer E-Wagenzug mit Nachschub von unten. Erst als das Seitenlicht schon nicht mehr von vollendeter Intensität war, ging der Verkehr wieder los und es kamen noch zwei nachgeschobene Containerzüge von unten sowie E-Wagen von oben. Na ja, aber das "sein" war mal wieder schön hier.


Der "Pohorje" kommt diesmal leider nur einteilig.


Und noch ein Containerzug in etwas spitzerer Perspektive.

Nachdem wir den steinigen Weg von Zanigrad wieder vorsichtig runtergerollt sind, suchten wir noch die kleine Feldwegbrücke südlich des Dorfes Dol auf. Dort begann das Licht gerade in die richtige Richtung zu drehen. Wir konnten im Schatten warten - oder ich zumindest, während Leander die Gelegenheit nutzte, noch mehr Farbe zu bekommen. Nebenbei bestellte ich nen neuen Kamerarucksack. Ich konnte froh sein, dass der Reißverschluss meines oberen Fachs mit der Drohne so gut durchgehalten hat, nachdem es da ja zu Anfang der Tour zu einer Entgleisung mit Schienenbruch gekommen war.


Ein Kesselwagenzug kommt oberhalb der Ortschaft Dol abwärts gerollt.

Nachdem ein Güterzug durch war, meinten wir es hier gesehen zu haben. Aber was nun? Es war halb 2. Jetzt noch an die Felskante zum Funkmast hochzufahren lohnte sich nicht. Ansonsten fiel uns an Fotowünschen nur um kurz nach 15.30 der ICS ein, den wir gern nochmal in Hrastovlje auf dem Damm machen wollten. Wir beschlossen, auf ein Eis nach Koper ans Wasser zu fahren. Ein Einbahnstraßenring führte über die Promenade an der Altstadt vorbei zum Strand. Hier hatten wir die Wahl zwischen Eis von der Eisdiele und Verzehr "irgendwo" oder einem netten Schattenplatz in einem Café. Wir beschlossen letzteres. Leanders Bestellung von einem Eisbecher und einem Bier erregte gewisses Erstaunen. Das Eis war eher Industrieware (das unterstelle ich einfach mal bei Sorten wie "Snickers"), aber man saß schön und konnte das Badetreiben vor der Kulisse eines Containerriesen beobachten.


Das war doch mal was: Zwischen zwei Zugfahrten einfach mal einen Eisbecher in Koper einschieben...


Badebetrieb im Angesicht der Containerriesen, fast wie in Hamburg...

Nach einer Dreiviertelstunde saßen wir wieder im Auto. Im weiteren Verlauf war die Ringstraße eher industriell bzw hafenbetrieblich geprägt. Doch bald hatten wir allen Trubel wieder hinter uns gelassen und rollten das kleine Sträßchen nach Hrastovlje. Wobei man ja erst durch Hrastovlje mit seiner uralten Wehrkirche kommt und dann nach Dol, wo der Bahnhof Hrastovlje mit dem Damm liegt. Doch oh weh! Über dem Tal hing eine fette Panzerwolke fest! Da lohnte sich das Hochkraxeln ja gar nicht!

Statt dessen schien die Felskrone droben bei Črnotiče recht zuverlässig Sonne zu haben. Und gerade weil der ICS heute einteilig unterwegs war, wäre die dortige Außenkurve gar nicht so verkehrt für den Zug. Allerdings pressierte es nun ein wenig. Wir kamen allerdings sehr gut durch. In Črnotiče stand ein Talfahrer im Bahnhof und wartete auf irgendwas. Wir sahen zu, an die Felsen zu kommen. Da tat sich aber erstmal nichts. Nur der große Wolkenklopper - der war wirklich nahe und warf auch immer wieder Schattententakeln ins Motiv. Bald war unten im Tal der ICS zu sehen, der auf Hrastovlje zu rollte. Der würde noch ein Weilchen brauchen. Schade, gerade schien nämlich die Sonne wieder. Doch plötzlich tauchte oben ein Erzzug mit ÖBB Vectron und SŽ Taurus auf. Yippiieh, der ging in Sonne! Und der ICS kam unmittelbar im Blockabstand hinterher - zu unserem großen Vergnügen ebenfalls im Sonnenschein!


Mit internationaler Power geht alles besser: Ein österreichisch-slowenisches Lokdoppel zieht einen Erzzug in den Felskronen bei Črnotiče aufwärts.


Der einteilige ICS als IC 502 passt hier auch hervorragend.

Wir blieben natürlich sitzen. Es war kaum abzuschätzen, was der Wolkenklopper vor hatte. Nun saßen wir vermehrt im Schatten, während der Talkessel von Hrastovlje wieder stetigeres Licht hatte. Hmmm... Was tun?

Na gut, das "stetigere Licht" in Hrastovlje war dann auch schnell wieder Geschichte. Der Wolkenpanzer hatte sich so richtig über der Koperbahn festgesetzt, die ja sozusagen "kompakt zusammengefaltet" ist, für deren komplette Zuschattung ja gar keine besonders lang gezogene Wolke benötigt wird. Groß was anderes konnte man jetzt eh nicht mehr anfangen. Um Sonne zu bekommen, hätte man wohl rüber in die rote Zone gemusst. Istrien war komplett wolkenlos. Aber wir saßen an einem der schönsten Plätze zum Züge fotografieren in Europa, wir waren ungestört, keine Straße weit und breit. Es gibt schlimmeres für einen letzten Fotoabend. Wir beschlossen, die Sache auszusitzen. Vielleicht sinkt die Sonne ja irgendwann unter die Wolkenkante...

Man hatte das Gefühl, dass der Wolkenklopper genau mit der Zug- und Sinkrichtung der Sonne zog. Nach 18 Uhr hatte er sich gut in Richtung See verlagert. Die Sonne aber auch... Unser einziger Trost war, dass zwar ein Zug nach dem anderen von oben kam, dass von unten aber lediglich zwei Züge im Schatten kamen, davon einer mit einer ätzend schlammfarbenen Werbelok, die mich eh nur angenervt hätte.

Wolkentechnisch war das jetzt wirklich der Super DAU. Die Wolke zog so lange mit der Sonne mit, dass die Sonne schon sehr niedrig und im horizontnahen Schmodder hing, als sie endlich wieder zum Vorschein kam. Auch wenn es jetzt wieder zu rollen begann, so hatten wir ein anderes Betätigungsfeld entdeckt: Man konnte von unserem Felsplateau nämlich auch westwärts runter fotografieren, wo die Sonne als roter Ball über Koper leuchtete.


Die Altstadthalbinsel von Koper ist von goldenem Wasser umgeben.


Und nochmal mit Sonne. Schlonz kann ja was Schönes sein...

So ergaben sich also auch heute noch paar hübsche Gegenlichtaufnahmen, bevor wir die Heimreise antraten und auch ein drittes Mal im Restaurant unserer Unterkunft aßen. Die Nudeln mit Trüffel und Schafskäse waren der Hammer. Dazu gab es gegrilltes Gemüse.


Fleischlos, aber vielleicht der kulinarische Höhepunkt der Tour: Die Trüffelnudeln im Gasthof Risnik.

Wer hätte das gedacht, dass ich einen Balkanurlaub mal am letzten Abend fleischlos beenden würde? Während des Essens trieb der Sturm Äste und anderen Kleinkram durch die Straße. Fehlten nur noch diese Gewächspuschel, die man aus den USA kennt. Nach einer Runde zum Bahnhof, die allerdings nicht lange dauerte, weil wir plötzlich vom Dorftrottel freudig begrüßt wurden und die Flucht ergriffen, fielen wir müde ins Bett.

Freitag, 18.09.2020

Heute war nun also die Abreise geplant. Fixpunkt war irgendwann am Abend Leanders letzte Verbindung von München an den Bodensee. Und natürlich mein Nachtzug, aber der würde erst um 22.52 fahren. Als Rückreiseweg konnten wir uns die gleiche Route wie hinwärts vorstellen. Auf Karawanken & Co hatten wir beide keine Lust. Aber vormittags könnte man doch noch...

Mal sehen. Erstmal gab es um 8 Uhr nochmal das leckere Frühstück. Gut gestärkt checkten wir aus. Die Pension Risnik hatte sich insgesamt entgegen aller anfänglicher Skepsis zu einer guten Herberge, vor allem mit einer topp Verpflegung, entwickelt. Ich glaube, ich würde hierher jederzeit wiederkommen.

Unser Beschluss stand fest: Trotz einiger Wolkenfelder sollte es nochmal für zwei Stunden nach Zanigrad gehen. Bei Ankunft in Dol sah es nach reeller Sonnenchance aus, so dass wir den steilen steinernen Weg in Angriff nahmen. Es ist immer ein erhabenes Gefühl, wenn nach dem Ende des steilsten Stücks das völlig deplatziert wirkende Ortsschild "Zanigrad" vor einem auftaucht. Diesmal schauten wir uns noch bei der Kirchenruine einen Ausblick auf den unteren Streckenabschnitt an, aber der wäre bestenfalls nachmittags über die Kurve rüber fotografiert gegangen. Dann parkten wir das Auto an der Bahn und liefen den altbekannten Feldweg hoch in den lichten Buschwald. Leider waren gerade zwei Züge gefahren, so dass wir erstmal noch ein wenig das Sein genießen konnten.

Tja, und dabei blieb es dann auch. Abgesehen von den beiden Personenzügen kamen nur leere Loks abwärts gefahren. Aufwärts kamen zwei Güterzüge ohne Schublok gefahren. Spannend war die Frage, wie denn der "Pohorje" heute gebildet ist, da er ja gestern nur eine von eigentlich zwei Einheiten hatte. Wieder zwei ICS-Einheiten? Wieder eine Einheit? Oder mal wieder klassisch lokbespannt, weil eine Einheit nicht reicht? Mit dem roten Gefährt, dass nun auftauchte und sicher noch weniger Sitzplatzkapazität hatte als eine ICS-Einheit haben wir dann doch nicht gerechnet...


Tja, damit hatten wir nun nicht gerechnet: Der IC 503 "Pohorje" tauchte heute als Desiro auf...

Wobei man schon sagen muss, dass dieses Rot einfach eine schöne Farbgebung ist. Na ja, aber das passte irgendwie zu diesem Vormittag, an dem sonst nichts fuhr. Vielleicht war das die Mahnung, so langsam mal den Heimweg anzutreten. Etwas warteten wir allerdings noch, denn der Desiro hatte unten in Rižana mit einem aufwärts fahrenden Containerzug gekreuzt. Und der hatte Nachschub! Ein schönes Güterzugbild würde sich also noch ausgehen! Wirklich? Hätte das zu diesem Vormittag gepasst? Nein! Jetzt waltete nämlich eine Wolke ihres Amtes und verdunkelte die Gegend! Na ja, bischen Licht war noch, mal sehen, was der "Sonnenpinsel" von Lightroom so kann...


Och ja, so dolle Nachbearbeitung war gar nicht nötig; es war noch erstaunlich viel Licht da gewesen, als der letzte Fotozug der Tour unter uns durch Zanigrad rollte. Das wars.

Kurz nach der Zugdurchfahrt war es völlig dunkel geworden. Zeichen zum Aufbruch! Wir fuhren zunächst nach Kozina, wo noch ein Einkauf von Andenken-Lebensmitteln (in meinem Fall zwei Flaschen Malvazija Wein aus der Koper Region) und noch einmal volltanken für 1€ pro Liter Super anstanden. Der Spritpreis ist offenbar immer noch reglementiert - er betrug den ganzen Urlaub und an allen Tankstellen außer einer in Koper immer 1€.

Von Kozina ging es auf der direkten Straße nach Triest. Schon kurz hinter Kozina hatten wir Slowenien verlassen. Beim Autobahnabzweig Villesse Gorizia schloss sich endlich die gefahrene Schleife. Die weitere Fahrt verlief ohne große Zwischenfälle - vielleicht abgesehen von furchtbar nervigen Wohnmobilen, die wir am Plöckenpass einfach nicht los wurden. Wartete man irgendwo und ließ sie fahren, hatte man sie zwei Kurven weiter wieder vor sich, weil sie auch angehalten hatten. Und ich kenne auf solch landschaftlich imposanten Straßen wirklich schöneres, als mich auf die weiße Wand vor mir zu konzentrieren...

Durch eine genial von Leander geführte Stadtdurchfahrt in Lienz, bei der wir nicht dem ganzen Tross auf der Hauptstraße gefolgt, sondern mitten durch die leere Innenstadt gekurvt sind, hatten wir die aber zum Glück alle hinter uns gelassen. Auf der Felbertauernstraße wurde insgesamt zügiger gefahren. Tja, und so kamen wir gefühlt dann doch recht fix nach Kitzbühel. Leander hatte sich mittlerweile entschieden, mitsamt seiner Kiste Laško analog zur Hinfahrt in Kitzbühel in den Zug zu steigen.

Das hatte den Vorteil, dass wir dort noch eine Kleinigkeit essen konnten. Zum Glück war es nun 17 Uhr geworden, so dass die Küche der örtlichen Brauereigaststätte schon wieder öffnete. Das Schnitzel war jetzt nicht die Riesenportion, aber es war lecker. Niedlich war ein älteres Ehepaar am Nachbartisch. Dem rustikalen Aussehen nach Bauer und Bäuerin von irgendeinem entlegenen Dorf, die mal einen Tag in der Stadt zu tun hatten und die nun in der Wirtschaft das Treiben in der Fußgängerzone beobachteten. Als die Küche öffnete, nahm er zwei Bockwürste mit Brot und sie einen Wurstsalat. Das wirkte so herrlich bescheiden und stach wohltuend aus der ganzen Schickimicki Flaniererei in der Fußgängerzone hervor. Aber baulich ist Kitzbühel schon ein hübsches Städtchen.


Kitzbühel. Abschlussessen in der Fußgängerzone.

Ich brachte Leander nun noch zum Bahnhof und nahm dann die restlichen Kilometer nach München unter die Hufe. An der österreichisch deutschen Grenze konnte man endlich mal richtig wirksame Vorsorgemaßnahmen gegen einreisende Coronaviren beobachten. Der Grenzposten war schwer bewaffnet. Klar, in Bayern wird einfach auf die Viren geschossen! Wieso ist man da nicht früher drauf gekommen? (Sorry, für diese Blödelei, aber an einem anlassbezogen besetzten Schengen-Grenzübergang fand ich Maschinengewehre schon ziemlich krass, ob nun für Viren oder für Flüchtlinge).

Der Verkehr auf den Autobahnen war sehr dicht, aber doch flüssig, jedenfalls wenn sich nicht gerade Wohnmoblie auf allen drei Spuren gegenseitig überholen mussten. Die A8 endete in München an einer Ampel. Ab da musste ich blind dem Navi vertrauen. Und ziemlich schnell merkte ich, dass das nicht die schöne Stadtautobahn war, auf der ich gelandet bin. Nein, das blöde Mistding schickte mich mitten durch die Innenstadt! Am Freitagabend im dicksten Ausflügler-, Partygänger und Kulturverkehr! Außerdem hat München heftig viele Radfahrer, die wild um einen herum wieselten! Ja, das war wirklich nochmal ein Abenteuerchen zum Schluss! Und natürlich lag an dieser Route keine einzige Tankstelle, so dass ich vom Ziel aus nochmal eine ziemlich große Runde zum Tanken drehen musste. Aber um 20.38 hatte ich es endlich und konnte das Auto im Parkhaus Hirtenstraße einer Avis Mitarbeiterin übergeben.

Bei Ankunft im Hbf passierte "endlich" das befürchtete: Der Reißverschluss des oberen Fachs von meinem Fotorucksack, der mit dem Schienenbruch, hielt nicht mehr. Das Fach stand nun offen, lediglich zusammengehalten von dem Schieber in der mittleren Position. Tja nun, immerhin hatte es bis hier geklappt... Aber meine Motivation, groß noch herumzulaufen, hielt sich nun in Grenzen, und ich musste in den sauren Lappen beißen und mich mit der Maske in meinem gut gebräunten Antlitz auf eine einsame Bank auf einem Ankunftsbahnsteig setzen. Da entstand dann auch dieser Teil des Reiseberichtes. Nun ist es "nur noch" eine Stunde bis zur Ankunft des Nachtzuges.

Angesichts der Tatsache, dass Wien gestern auch zur roten Zone erklärt worden war und die Fallzahlen in Österreich ordentlich angestiegen sind, war unser Gedanke, das Auto in Deutschland zu leihen und damit schneller auf alles reagieren zu können, vielleicht gar nicht so abwegig. Andererseits hätte ich bei Autoaufnahme in Innsbruck jetzt schon in meinem schönen Schlafabteil sitzen können... Egal, die Stunde bekomme ich auch noch rum. Übrigens klappt das in München gut mit der Ausschilderung des Zuges: Hier werden einfach der RJ 420 nach Düsseldorf und der RJ 40420 nach Hamburg gleichwertig mit derselben Abfahrtzeit untereinander aufgeführt.

NJ 40420 München Hbf 22.52 - Hamburg-Harburg 9.25

Trotz der späten Abfahrt hatte ich mir ein Bier und ne kleine Brotzeit in den Zug mitgenommen, die bei der Ausfahrt aus München verspeist wurden. Hinter Augsburg gab es einen tollen Sternenhimmel vom Zug aus zu beobachten. Dann war ich erstmal "weg". Später wurde ich mal wach und blickte hinaus. Ich konnte überhaupt nicht lokalisieren, wo ich war. Da kam was ganz eigenartiges: Wir waren eindeutig auf einer Altbaustrecke unterwegs, doch dann kam eine Passage von mehreren Tunneln, die eindeutig Neubau Style waren. Spontan fielen mir für sowas nur der Neubauabschnitt im Spessart und die Eggequerung ein. Beides etwas ab vom Wege. Doch die Karte auf dem Handy zeigte es an: Unser GPS-Signal näherte sich tatsächlich Aschaffenburg! Im weiteren Streckenverlauf haben wir sogar ein von mir bis dahin nie befahrenes Streckenstück genutzt: Hanau Rauschwald bis Friedberg. Da kann ich zuhause eine neue Markierung auf meiner Landkarte setzen.

Samstag, 19.09.2020

Was war das für eine Wohltat, dass der Zug in dieser Richtung zu Füßen meines Wilstorfer Hügels anhält! In München einsteigen, in Hamburg-Harburg aussteigen, 15min Fußweg, und man war zuhause. Und das war auch mal wieder sehr schön!

Fazit:

Es klingt vielleicht blöde, aber am Ende waren wir der ganzen Corona-Geschichte fast dankbar für diese tolle Reise. Klar, Norwegen wäre schön gewesen, und wer weiß, ob man bei den ganzen Veränderungen im nächsten Jahr noch das fotografieren kann, was man jetzt hätte können. Aber das Wetter... Wir haben es jetzt nicht ganz genau verfolgt - wozu auch? Aber nach dem, was wir so mitbekommen haben, war das kein sehr schöner September da oben - im Gegenteil! Dagegen hatten wir in Slowenien wirklich von Anfang bis Ende eine Schönwetterlage, wenn auch vielleicht nicht mit nordisch klarem Himmel. Aber allein dieses Sonne tanken tat so unheimlich gut, das war einfach nur herrlich.

Und noch etwas war toll: Ich hatte für Slowenien durchaus eine ordentliche Liste an Fotowünschen. Aber Slowenien hatte bei mir bisher immer im Schatten von Kroatien gestanden. Wenn man in Kroatien ist, kann man ja mal nach Slowenien rüber schauen. Einige Punkte wie die interessante Triebwagenstrecke nach Metlika wollte man auch gar nicht angehen, weil man keine Lust auf diese beschmierten Triebwagen hatte.

Und nun waren wir zu zwei Wochen Slowenien "gezwungen" gewesen... Und wir haben so ein tolles Land kennengelernt. Ok, wir kannten es beide schon, aber diesmal war es einfach viel intensiver (für mich zumindest; Leander war schon mal für ein halbes Jahr "stationär" in Ljubljana). Und entgegen aller Befürchtungen konnte man doch so einiges machen. An der Wocheinerbahn war das Konzept gut, dass man sich vorrangig um die Autozüge gekümmert hat und die Schmierentriebwagen eben nur mal, wenn kein Autozug verfügbar war, gemacht hat. Der Höhepunkt war aber für uns beide, dass die Triebwagen an der Metlikabahn diesen hohen Sauberkeitsstand hatten. Das war grandios! Aber auch die Hauptstrecken haben es gut mit uns gemeint. Der Güterverkehr rund um Celje lief topp und auch über die Ergebnisse an der Koperbahn sollten wir uns nicht beschweren.

Und im übrigen war es einfach ein toller Urlaub. Die Tage hatten jetzt genau die richtige Länge, und es war auch an den Fotopunkten sehr entspannend. Und dieses Slowenien ist ein wunderschönes gebirgiges Land, das einfach nie langweilig wird. Aber Slowenien ist auch ein gepflegtes Land. Der äußerliche Zustand lässt nicht mehr auf Titos Teilrepubliken schließen, sondern ist einfach nur mega mitteleuropäisch. Die Leute sind super nett und sprachlich ist man total aufgeschlossen, englisch oder deutsch gingen immer; ja, uns ist sogar einmal auf die Frage "Do you speak english?" von einem jüngeren Mann ein entrüstet klingendes "Of course I speak english" entgegnet worden.

Tja, und nun steigen die Infektionszahlen wieder drastisch an. Wir waren auf unserer Fahrt nicht in die rote Zone gelangt, aber nun kommt die rote Zone hinter uns her. Erst Wien, nun erste Landkreise in Slowenien und weitere in Österreich... Wir können froh sein, dass dieser Urlaub überhaupt hatte stattfinden können.

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