Cornwall & Cumbria: Mit der Bahn über die Sonneninsel

Autor: Jan-Geert Lukner. Alle Rechte am Text und an den Bildern liegen beim Autor.

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Nachdem wir schon vor drei und vor zwei Jahren eine Tour im Kollegenkreis nach Großbritannien gemacht hatten, sollte es nun mal wieder eine Neuauflage geben. Es sollten Bahnfahrten, die eine oder andere Wanderung und insgesamt der Eindruck des herrlichen Landes im Vordergrund stehen. Streckenfotos würde ich bei passender Gelegenheit auch machen, das wussten die anderen, und das war auch ok. Aber aufgrund der Gruppengröße und der geringeren Flexibilität einer Bahntour waren alle Unterkünfte im Voraus gebucht. Dem schönen Wetter hinterher fahren würde man also nicht können. Man würde nehmen müssen, was wettertechnisch am vorgeplanten Ort ginge. Unmittelbar vor der Tour zeichnete sich ab, dass das einiges werden würde; die Vorhersage war topp!

Samstag, 08.03.2014

Etwas früh war es ja dann doch, als der Radiowecker um 4 Uhr anging. Aber nach und nach fand sich unsere ganze Fünfergruppe in der S-Bahn zum Flughafen wieder. Oder zumindest vier davon. Jürgen hat sich von seiner Frau direkt zum Flughafen bringen lassen; draußen auf'm Land gibt es keine unchristlich frühen Zugabfahrten. Nachdem klar war, dass der Treffpunkt nicht an irgendeiner Rolltreppe, sondern an der in die Abflughalle von Terminal 2 sein sollte, konnten wir auch die Koffer weggeben. Die Sicherheitskontrolle ließ diesmal meine Kamera völlig unbehelligt, eine alte vergessene Sonnenchreme Minitube wurde allerdings lokalisiert. Ich durfte sie aber behalten.

Germanwings: Hamburg 7.30 - London Heathrow 8.10+20 GMT

Matthias hatte paar Personenbilder von uns im Flieger gemacht, wurde aber kurz darauf von einer Stewardess angesprochen, dass er bitte Bilder löschen möge, auf denen das Bordpersonal zu sehen ist. - Der Flieger war nicht besonders doll ausgelastet. Wir konnten uns auf mehrere Reihen verteilen. Irgendwann hatte jeder von uns fünfen einen Fensterplatz. Da wir Smart Tarif hatten (war bei der Buchung das günstigste), bekamen wir ein inbegriffenes Baguette, das mit einer Flasche Wasser und nem Puffreis Snack in einem hübschen Germanwings Beutel kredenzt wurde, während die Leute um uns herum lange Gesichter machten. Dann kam der Kaffeewagen. Wir bekamen den Kaffee kostenlos, die anderen mussten bezahlen.

Das war jedenfalls ein passender Start für unsere 1.Kl Zugreise *g*. Und nach dem Frühstück und einem kleinen Nickerchen waren meine Lebensgeister dann doch zu einem beträchtlichen Teil zu mir zurückgekehrt. Unten hatte es derweil die Mündungen von Elbe, Weser und Ems zu sehen gegeben, bevor wir über den Niederlanden etwas weiter landeinwärts schwenkten. Später über dem Kanal begann unter uns eine dichtere Wolkendecke. Vor Heathrow mussten wir paar Ehrenrunden drehen. Dann hatten wir auch noch besetzte Gleise. Ein Flieger musste erst ablegen, bevor wir ans Terminal rollen durften. Immigration und Kofferaufnahme liefen dann allerdings sehr zügig, so dass wir den Zug um 8.57 als Punktlandung erreichten. Einer später hätte für unseren Schnellzug aber auch noch gereicht. Mit unseren Tickets durften wir ja nur den Bummelzug 'Heathrow Connect' nehmen und nicht den Express.

Heathrow Connect: Heathrow T1+3 8.57 - London Paddington 9.24

Reger HST-Verkehr in Paddington.

Da wir in Paddington nicht genau wussten, wie die 1.Kl Versorgung an Bord des Zuges nach Exeter wäre, besorgten sich einige Gruppenteilnehmer noch Proviant, während andere auf die Koffer aufpassten. Die Proviantbesorger sollten recht behalten; in der 1.Kl werden offenbar nur Mo-Fr kostenlose Snacks und Getränke angeboten.

First Great Western (FGW) HST: Paddington 10.06 - Tiverton Parkway 11.56

Wir hatten uns für die Tour nach Cornwall ausgerechnet die Zeit ausgesucht, in der die Strecke bei Dawlish unterbrochen war. Damit war bei der Tourplanung ja nun nicht zu rechnen gewesen. Meine Gesichtszüge mögen mir etwas entgleist sein, als einige Wochen vor der Tour die Bilder von den in der Luft hängenden Schienen bei Dawlish zu sehen waren. Die Berichte von den wochenlang anhaltenden Unwettern, Stürmen und Überschwemmungen im Südwesten ließen Überlegungen aufkommen, ob man nicht zumindest vom Südwesten Abstand nehmen sollte. Aber in den Wochen unmittelbar vor der Tour war dann zum Glück eine Wetterberuhigung eingetreten.

Viele Plakate über die Unwetterschäden bekamen wir nicht zu sehen...

Dennoch - der Schienenersatzverkehr an Dawlish vorbei war gewiss. Momentan wird die erste Aprilwoche als Wiedereröffnung angegeben - die Arbeiter haben wirklich alles gegeben! Die National Rail App warf jedenfalls eine Verbindung mit Bus zwischen Exeter St David und Plymouth aus. Zuganzeiger und Zugbegleiter sprachen allerdings von Umsteigen in Tiverton Parkway. Der Widerspruch wurde vom Zub damit erklärt, dass das System im Internet die kürzestmögliche Busstrecke auswerfen würde. Von Tiverton ginge es dem netten und humorvollen Zub zufolge aber schneller auf die Autobahn. Seinem 'Trust me' folgten wir einfach mal.

Wir hatten schön Platz im Zug.

Ansonsten war die Fahrt im leeren Zug richtig herrliches Reisen. Der Blick auf die immer grüner und hügeliger werdende Landschaft mit ihren Hecken und Steinmauern war wieder mal wunderschön. Vor Reading waren noch keine Anzeichen der Elektrifizierung zu sehen. Der Umbau des Bf Reading nimmt allerdings langsam Formen an. Und hier stehen auch schon Teile der Fahrleitung. Die neue Ausfahrt Richtung Didcot hatte sogar schon den Draht fertig.

Der Bf Reading wird modernisiert.

In Westbury bummelten wir durch den Bahnhof, statt die 'Ortsumgehung' zu nehmen. Gehalten haben wir allerdings nicht. So konnten wir relativ neu aussehende Colas Class 70 in leuchtend gelbem Grundton bewundern.Ansonsten sah man ganz schön viel Wasser. Einerseits dort, wo es hingehörte, andererseits aber auch vielfach an Stellen, wo es nicht hingehörte. Westlich Reading waren Felder überschwemmt. Östlich Taunton waren die Wasserflächen dann aber richtig gewaltig - eine Seenplatte. Da haben wir paar Bilder aus dem Türfenster gemacht.

Überschwemmungen am River Parret kurz hinter Langport. Diese Wasserflächen lassen nur erahnen, wie es hier vor drei-vier Wochen ausgesehen haben muss...

Die Überschwemmungswiesen des River Tone befinden sich sozusagen "voll im Einsatz".

Wir befinden uns kurz vor Taunton.

Auf Openstreetmaps hat sich jemand die Arbeit gemacht und die Überflutungen eingezeichnet.

In der idyllisch gelegenen Station Tiverton Parkway mussten wir also aussteigen. Der Sanddorn blühte bereits prächtig auf dem Bahnsteig. Wegen des Fotografierens kamen wir leider etwas spät zum Bus. Das war insofern schade, da First Great Western den Ehrgeiz hatte, den kompletten HST in einen Bus zu pferchen.

Tiverton Parkway. Ab hier gehts per Bus weiter.

Immerhin klappte es: Niemand musste stehen. Aber einen freien Platz gab es auch nicht mehr. Wir fanden uns zwischen den Spielern einer litauischen Basketballmannschaft eingekeilt wieder. Das war übelst eng.

FGW Bus: Tiverton Parkway ca 12.10 - Plymouth ca 13.25

Ein ganzer HST ist im Bus versammelt...

Immerhin benötigte der Bus nicht wirklich nennenswert länger als der Zug gebraucht hätte. Lediglich im Stadtverkehr von Plymouth standen wir eine ganze Weile im Stau, bis der Fahrer sich endlich traute, die Busspur zu nehmen. Dort konnten wir zügig an allem vorbei ziehen. Nur an einem Kreisverkehr, wo die Busspur abbog, fuhr er über eine Sperrfläche am linken Rand des Kreisels weiter und wäre fast mit einem anderen Bus zusammengekracht, der offenbar bei der Einfahrt in den Kreisel die Vorfahrtsberechtigung eines Busses von der Sperrfläche nicht so recht anerkennen mochte. Im Bahnhof Plymouth wurden an die vom SEV hereinkommenden Fahrgäste an einem Stand gratis Kaffee und Muffins ausgeschenkt. Darüber das Schild 'Das haben Sie sich verdient!' Selten habe ich mich so verstanden gefühlt...

FGW HST: Plymouth 13.45 - St Erth 15.42

Als wir mit dem Bus am FGW Bw in Plymouth vorbeigefahren waren, standen dort zwei abgestellte Garnituren HST WR- und A-Wagen (also je 3 Wg). In dem mir eigenen pessimistischen Realismus befürchtete ich schon, dass hier hinten aktuell nur um die 1.Kl gekürzte HSTs führen, weil die Dinger vielleicht aufgrund des hier herrschenden Inselbetriebes umlaufbedingt auch im Nahverkehr eingesetzt werden und die Bahnsteige der kleinen Stationen zu kurz wären. Damit lag ich auf der nun folgenden Fahrt auch tatsächlich goldrichtig. Bis auf eines jedoch: Die 1.Kl war auch am Zug, allerdings nur ein Wagen plus WR. Wir konnten uns jedenfalls wieder richtig herrlich in unserer Wagenhälfte breit machen und nach der Enge im Bus die Beine ausstrecken. Was für eine Wonne!

Der Streckenverlauf bis Truro führte durch sehr abwechslungsreiche Landschaft. Rund um St Germans ging es auf hohen Viadukten über markante, tief eingeschnittene Flusstäler. Auch im weiteren Streckenverlauf führten die Gleise immer wieder über imposante Brücken. Dazwischen immer wieder saftig grüne Wiesenhänge. Die Hügel waren nicht hoch, die Täler aber tief eingeschnitten. So richtig viele freie Fotoabschnitte konnte ich allerdings nicht entdecken. Paar Notizen dazu folgen auf der Rückfahrt. Hinter Truro wurde die Landschaft wider Erwarten extrem zersiedelt. Das war alles nicht mehr ganz so hübsch und hielt bis St Erth an.

Der Zugverkehr wurde tatsächlich an diesem Samstagnachmittag komplett mit HSTs abgewickelt. In der Gegenrichtung kam uns nichts anderes entgegen. Und unser Zug bediente wirklich jede Milchkanne. Vor jedem kleineren Halt musste der Zf erklären, welche Wagen am Bahnsteig halten würden. Da die HST aufgrund der fehlenden Türschließeinrichtung sehr lange Standzeiten haben, war die Reise nun deutlich entschleunigt.

In Lostwithiel und Par gefielen die Formsignale. Da würde ich ja direkt nochmal hinfahren mögen. Auch in St Erth gab es interessante Signalkombinationen. Hier stiegen wir für die letzten Kilometer um.

FGW Class 150: St Erth 15.48+2 - St Ives 16.02+2

Nachdem wie gesagt das letzte Streckenstück an der Hauptstrecke nicht mehr so toll war, bekam man landschaftlich nun nochmal einen richtigen Knaller geboten. Hinter Lelant gelangte die Bahn an die Steilküste und das Meer. Der Zug fuhr direkt oberhalb des Strandes entlang. Und so blieb es dann auch bis zum Endhaltepunkt, an dem wir von Palmen empfangen wurden. Erst mussten mit den letzten in die Bucht gelangenden Sonnenstrahlen paar Aufnahmen erledigt werden. Dann rollerten wir mit unseren Koffern einen Fußweg sanft den Steilhang hoch.

Palmen empfangen uns am Hp St Ives.

Das Hotel Chy-an-Albany war ein älteres Gebäude schon relativ hoch oben am Hang. Die Zimmer erwiesen sich als frisch renoviert und waren pikobello sauber. Was will man mehr? Nach einer Siesta trafen wir uns vor 18 Uhr, um vor dem großen Run beim Inder einen Platz zu ergattern. Das erwies sich auch als goldrichtig. Der kleine Laden, den wir fanden, hatte nur wenig Tische und war kurze Zeit später 'voll'. Interessanterweise besaß er keine Schanklizenz für Alkohol. Man hätte sich aber Alk mitbringen dürfen. Das hatten wir nun nicht. So betranken wir uns mit ganz hervorragendem Mango Lassi und waren davon (?) bald fröhlicher als der Nachbartisch, der dem Wein schon ganz tapfer zugesprochen hatte... Oder hatten die uns was in die Eiswürfel reingetan?

Auf dem Weg zum Abendessen.

Das Essen war topp. Mit dicken Bäuchen gab es zum Abschluss eine Nachtwanderung durch den Ort und einmal um den Felsen mit der St Nicholas Kapelle herum. Das war eindrucksvoll. Über einem die Sterne, unter einem toste die Brandung und beschienen wurde alles vom Mond, der das helle Band des Weges gut erkennen ließ. Alt wurden wir heute alle nicht. Um 21 Uhr bin ich wie ein Stein ins Bett gefallen.

Sonntag, 09.03.2014

Wir trafen uns erst um 8.30 zum Frühstück. Hach, so ein britisches Frühstück war mal wieder was schönes. Hier hieß es natürlich Cornish Breakfast. Es gab all die Leckereien vom Buffet. So konnten wir gut gestärkt in den Tag gehen. Matthias wollte zur Kirche und wir anderen hatten uns eine Wanderung auf dem Coast Path westwärts vorgenommen. Hatte man anfangs noch überlegt, ob man 11 km bis Zennor gehen könnte, dass man von dort mangels sonntäglicher Busverbindung aber nicht zurück käme, so hatte man eh die Rechnung ohne die Tatsache gemacht, dass hier vier Leute mit mehr oder weniger Fotoambitionen unterwegs waren. Aufgrund der Dichte der Motive sank die Durchschnittsgeschwindigkeit auf etwa 500m pro Stunde. Somit wurde aus der großen Coast Path Wanderung ein imposanter Spaziergang vor den Toren St Ives'. Beim Blick in die Brandung dachten wir erst, da würden sich Robben tummeln. Allerdings waren das ungewöhnliche Robben, die sich von Zeit zu Zeit aufrichteten und auf Brettern an den Wellen entlang glitten. Ich lass' mal einfach die Bilder weitererzählen...

St Ives, Blick zum Windsor Hill.

St Ives Old Cemetry.

Surfer bzw Wellenreiter am Strand von St Ives.

Die Kollegen lassen sich treiben...

Coastpath-Ausblicke nordwestlich des Ortes.

Die Gischt spritzt hoch.

Es war einfach nur herrlich.

Leider erwies sich der weitere Weg als extrem feuchte Angelegenheit. Wir konnten als Rückweg allerdings einen wunderschönen Pfad aufwärts laufen, von dem man bald wieder die Mega-Ausblicke auf die Bucht hatte.

Ein wunderschöner Fußweg führte uns zurück.

Immer das Meer in Sichtweite...

Wohnen unter Palmen.

Und wieder in St Ives.

Blick auf die Altstadt-Halbinsel.

Zurück im Hotel teilten wir uns. Matthias und ich machten uns auf, einen weiteren Abschnitt des Coast Path zu laufen. Diesmal allerdings mit Bahnfoto Ambitionen. Es ging nach Carbis Bay und noch ein Stück weiter bis zu einem Golfplatz vor Lelant. Hier hatte man topp Ausblicke auf ein freies gerades Stück der Bahn mit der Mündung des River Hayle im Hintergrund. Der Halbstundentakt ermöglichte vielfältige Einstellungen mit den Triebwagen, die natürlich etwas lütt waren. Aber etwas anderes kann hier ja gar nicht fahren.

Der Triebwagen verlässt den Hp Carbis Bay.

In Cornwall gab es viele Blumenfelder.

Zug und St Ives Bay mit dem Leuchtturm auf Godrevy Island hinten links.

Zug und Mündung des River Hayle.

Kai war uns später auch noch hinterher gelaufen und tauchte auf dem Weg unterhalb des Gleises auf. Über eine Brücke dirigierten wir ihn auf unsere Seite um. Nachdem alles im Kasten war, ging es schräg über den Golfplatz mit Hinweis, man solle auf fliegende Bälle von rechts achten, auf die Church Road. Der Kirchparkplatz war voll von Surfern, die sich ihrer Neoprenklamotten entledigten und ihre Bretter auf den Autos verstauten.

Augen rechts!

The Parish Church of St Uny in Lelant.

Wir mussten ein wenig hetzen, weil die Züge lt Realtimetrains nicht in Lelant, sondern nur am entfernter gelegenen Hp Lelant Saltings halten sollten. Nun ja, es wurde eine Punktlandung. So konnten wir noch auf paar Formsignalbilder nach St Erth fahren.

FGW Class 150: Lelant Saltings 16.42 - St Erth 16.47

Um 16.48 fuhr der VT schon wieder zurück. Immer hin und her und hin und her mit Wendezeiten an beiden Enden, die in Deutschland undenkbar wären. Leider schmodderte das Licht nun ziemlich herum, so dass die Bilder nur noch bei schwachem Licht gingen. Als Zug nach Penzance wurden fünf Wagen angekündigt. Was mochte das sein? Doch eine HST Kurzgarnitur? Was kam, war eine Bastelei aus 150+153+150. Also fuhren auf der Hauptstrecke doch nicht nur HST-Garnituren...

Semaphores in St Erth.

FGW Class 150: St Erth 17.48 - St Ives 18.01

Kurz im Hotel frisch gemacht, dann ging es zu einem anderen Inder als gestern, der auch Schanklizenz besaß, ins Rajpoot. Das Essen war tadellos! Kurz in den Supermarkt, dann wieder mal müde ins Bett gefallen. Wir hatten heute ordentlich Fuß-Kilometer abgerissen...

Lecker indisches Essen. Da konnten wir lecker Indisches essen.

Montag, 10.03.2014

Der Tag startete wieder bei geschlossener Wolkendecke. Obwohl noch rund 15 Gäste im Hotel waren, gab es das Cornish Breakfast leider nicht vom Buffet. Es seien eben nicht genug Gäste da, hieß es. Das erinnerte mich an Hotel Mihovil in Knin, wobei dort die 'Buffet-Schmerzgrenze' erheblich niedriger lag. Der Plan war heute eine Fahrt nach Penzance und Lands End. Andererseits liebäugelte ich ja noch mit den Vormittagsmotiven bei Carbis Bay. Wenn man erst den Bus um 12.45 ab Penzance nach Lands End nehmen würde, könnte ich beides vereinen. Unter sichtlichem Murren *g* erklärten sich die anderen bereit. Hauptproblem dabei war, dass man dann drei Stunden in Lands End abhängen musste, während mit dem Bus um 10.45 nur zwei Stunden Aufenthalt wären. Aber man würde da im Tourikomplex schon Zerstreuungsmöglichkeiten und ein Cafe finden.

Die anderen starteten geradewegs nach Penzance, während ich nochmal den Coast Path zum Lelant Golf Course entlang wanderte. Die Bewölkung war immer noch dicht, aber draußen auf See war bereits klarstes Blau zu sehen. Das weckte Hoffnung. Ansonsten war es einfach wieder schön, das englische (meinetwegen auch cornische) Wegenetz zu gehen, ohne auch nur eine Störung durch PKW zu 'erleiden'. Im Motiv angekommen ging ein Nachschuss gerade noch in den letzten Flusen. Dann wurde es richtig blau am Himmel.

Heute kam ein 153 zum Einsatz.

Na ja, kurzzeitig jedenfalls. So recht wollten die Hochnebelflusen vom Land nicht weichen. Immerhin gingen paar Fahrten mit Sonne, so dass sich der Ausflug jedenfalls gelohnt hat. Und man konnte ja auch nicht sagen, dass die Strecke baureihentechnisch monoton wäre. Heute pendelte ein einteiliger 153 hin und her und hin und her. Ohne Pause.

Am West Cornwall Golf Club.

In den Dünen bei Lelant.

Blick über den Strand.

Als der letztmöglich zu fotografierende Zug durch war, schlenderte ich langsam den bekannten Weg über Golfplatz und Church Street nach Lelant. Um rechtzeitig nach Penzance zu kommen, musste ich heute mal den Linienbus nehmen. Die Haltestelle Fore Street war wenigstens im Ort und nicht irgendwo weit draußen wie gestern der Bahn-Hp. Zum Glück wartete außer mir noch ein älterer Herr, der dem Busfahrer das obligatorische Zeichen zum Anhalten gab. Ich hätte da natürlich nicht dran gedacht. Das berühmte "Queuing" haben wir übrigens bei keiner einzigen Busfahrt erlebt. Das hätte mich als Drängeldeutschen wohl auch total überfordert...

First Bus 17: Lelant Fore St 12.14 - Penzance 12.35

Ein durchgehendes Ticket nach Lands End könne er mir nicht geben, aber bis Penzance wären es 4£, ob ich nicht ein Tagesticket für alle Linien (in welchem Bereich auch immer) für 10£ haben wolle. Das wollte ich, so kamen wir ins Geschäft. Der Uraltbus klang ein bischen wie die Motorengeräusche der Maid of Orleans im OMD Lied, aber man kam vorwärts. Die Fahrgäste dürften ein Durchschnittsalter von 70 gehabt haben. Auch in England gibt es die Unsitte, dass Busse irgendwelche Umwege durch abseits der Hauptstraße gelegene Ortschaften machen müssen. Das ist bei den extrem schmalen Straßen hierzulande natürlich doppelt nervig. So kamen die 21 Min Fahrzeit dann aber leicht zustande. Na ja, die Fahrgäste wollen für 4 GBP natürlich auch bischen was geboten bekommen... In Penzance tauchten auch bald die anderen am Busbahnhof auf.

First Bus 1: Penzance 12.45 - Lands End 13.38

Die anderen erhielten Rückfahrkarten für 7,50£. Eigenartigerweise stand dort nichts von Lands End drauf, sondern der Name des nördlicher gelegenen Sennen Cove. Vielleicht wird immer der Gemeindename genommen. Unser Bus war zu unserer Freude ein Doppelstöcker. Und wir konnten uns gut auf die ersten Reihen verteilen. Nachdem sich der Bus aus dem Gewusel von Penzance hinausgewühlt und in die Höhe gearbeitet hatte, ging es durch wunderschöne offene Hügellandschaft. Mal wurde ein mit verwunschen Bäumen bestandenes Bachtal kurvenreich gequert, dann ging es wieder in die Höhe und Steinmauern säumten die Straße.

Querung eines Bachtals.

Diese war so schmal, dass für entgegenkommende Autos meist abgebremst werden musste. Nachdem länger keine Ortschaft gekommen war, bog der Bus plötzlich nach rechts auf einen besseren Feldweg ab. Dieser führte nach St Buryan, von wo es auf noch schmalerer Straße weiter nordwärts an die Hauptstraße ging.

Mit dem Doppeldecker über bessere Feldwege...

Bald war der Abstecher nach Sennen Cove angesagt. Es ging auf der Stichstraße ein Stück auf der Hochfläche, dann senkte sie sich schlagartig in die Tiefe hinab, wo geschützt von den Felsen an einer Bucht der schnuckelige Fischerort Sennen Cove lag.

Hinab nach Sennen Cove!

Zurück an der Hauptstraße war es nur noch ein kurzes Stück bis Lands End, wo uns der Bus auf einem riesigen, gähnend leeren Besucherparkplatz ausspuckte. Der Tourikomplex hatte momentan weitestgehend dicht, Matthias kam es vor wie im Heidepark zur Betriebsruhe. Na ja, eine Achterbahn gab es hier allerdings nicht.

Endstation Lands End.

Das Beweisfoto.

Immerhin hatte das Cafe noch bis 15.30 offen, so dass wir uns nach ersten Fotos dort hinein setzen konnten. Es war wunderbar, das Panorama und die Felsen jetzt, zur absoluten Nichtsaison zu erleben. Es war für uns unvorstellbar, wie überlaufen das alles im Sommer sein musste. Jetzt konnten wir es allerdings vollends genießen, wozu der Tee und die Orange Cake oder Marens warme Scones mit reichlichst Jam und Schmiercreme im sonnendurchfluteten Restaurant nicht unwesentlich beitrugen.

Maren hat Jürgen etwas von ihren Scones und viiiiel Schmierchreme übergelassen. Mmmmmh!

Es war so herrlich, dass sich niemand mehr über drei Stunden Aufenthalt aufregte. Im Gegenteil: Überlegungen wurden laut, sogar noch eine vierte Stunde anzuhängen, was fahrplantechnisch möglich war. Fotografierenderweise wanderten wir rüber nach Sennen Cove. Was soll man die Szenerie in Worten beschreiben. Die Bilder sind aussagekräftiger...

Das westliche Ende der britischen Insel.

Blick entlang der Küste Richtung Norden.

Der Blick zurück.

Blick aus den Felsen oberhalb Sennen Cove.

Viel schneller als erwartet lag Sennen Cove zu unseren Füßen. Wir erreichten dort noch locker den ersten Bus. Statt des erhofften Doppeldeckers, für den ich mich extra in Position gebracht hatte, kam ein besseres Golfmobil angefahren. In Sennen Cove wird zum Wenden auf einen Wendeplatz zurückgesetzt.

Der Bus kommt, muss allerdings noch wenden.

First Bus 1: Sennen Cove 16.50 - Penzance 17.37

Der Bus war gar nicht so schlecht belegt. Die Busse fahren hier hinten eine Schleife. Unser Bus fuhr aber über dieselben schmalen Straßen zurück wie auf unserer Hinfahrt. Auf entgegen kommende Autos wurde gnadenlos zugehalten; die mussten zusehen, dass sie schnell den Rückwärtsgang zur nächsten Ausweiche aktivierten.

Nettes Ossomböh beim Halt in St Buryan.

Der Bus eine Stunde später fuhr die Schleife in umgekehrter Richtung. In St Buryan meinte ich noch zu Jürgen, dass der ja nun bald entgegen kommen müsste. Und tatsächlich, auf der einspurigen Straße hinter St Buryan tauchte auf der Hügelkuppe vor uns tatsächlich bald ein Doppelstockbus auf. Schnell lenkte unsere Fahrerin unseren Bus in eine breitere Feldzufahrt links. Und wartete. Und wartete. Irgendwann beugte sie sich weit aus dem Fenster, konnte aber wohl vom Gegenbus nichts sehen. Also gab sie Gas und fuhr schnell los. Nun sah man den anderen Bus tatsächlich oben querab zur Straße auf der Hügelkuppe in irgendeinem Feldweg stehen. Dann war die Sicht wieder von den Hecken und Knicks verborgen. Und es kam, wie es kommen musste: Der andere Bus hatte uns offenbar nicht losfahren sehen und tauchte plötzlich vor uns auf! Nachdem kurzzeitig beide das Zurücksetzen anfingen, fuhr dann unser Bus dem anderen hinterher, Frontscheibe an Frontscheibe. Absolut irre! Da die Begegnung hier planmäßig jeden Tag vorkommt (konfliktfreie Trassenplanung ist etwas anderes), hätte ich vielleicht doch eine etwas professionellere Vorgehensweise erwartet. Oder denke ich jetzt zu deutsch?

Begegnung auf einspuriger Strecke!

Ich hoffe nur, dass die Fahrerin unser Gekicher nicht mitbekommen hat. Trotz allem trafen wir leicht vor Plan wieder in Penzance ein. Dummerweise fehlte nun jeglicher Zug nach St Erth. Daher beschlossen wir, dort mit dem Bus hinzufahren. Als der Fahrer von den anderen dafür saftige 4£ sehen wollte, fragte ich ihn, ob man für die 4£ vielleicht auch bis St Ives kommen könnte. Konnte man, muss ein Einheitspreis sein. Also fuhren wir ganz durch.

First Bus 17: Penzance 17.50 - St Ives 18.17

Diesmal betrug das Durchschnittsalter in Linie 17 rund 14 Jahre. Uns ausgenommen natürlich... In St Ives enden die Busse an der Haltestelle 'Malakoff'. Von dort war es nun nicht mehr weit zum Rajpoot, wo man noch paar Gerichte zum ausprobieren offen hatte. Den Inder hatten wir uns nach dem herrlichen Tag jedenfalls verdient.

Meine Tageskarte für die Busse hatte sich nun wirklich gut amortisiert. Sonst hätte ich insgesamt 15,50£ bezahlt. Insgesamt machte "First in Devon & Cornwall" hier aber nicht den besten Eindruck. Die Busse waren betagt bis alt und das simpelste vom simpelsten. Keine Klimaanlage und offenbar kein Funk, um sich bei Kreuzung auf einspuriger Straße zu verständigen. Richtig nervtötend war die Timetable Seite im Internet. Man konnte zwar eine Verbindungsanfrage stellen, doch statt einer Verbindung wurden zig Links zu Fahrplantabellen vor einem ausgekippt, die je einen der beiden genannten Orte enthielten. Daraus musste man sich die richtigen Tabellen aussuchen, was angesichts verschachtelter Linienwege und vieler reiner Schulbuslinien nicht ganz einfach war. Na ja, aber immerhin hatte alles geklappt und wir waren gut zurückgekommen.

Dienstag, 11.03.2014

Leider war heute schon wieder Abreise von Cornwall angesagt. Schade, hier könnte man auch mal länger Urlaub machen. Auch im März. Gerade im März! Wir nutzten die angebotene Möglichkeit eines frühen Frühstücks, bei dem wir allerdings auf die warmen Bestandteile verzichten mussten. Gegen 8 checkten wir aus und liefen zum Haltepunkt.

Das nenn' ich Fahrgastinformation am unbesetzten Hp! Wenn ich dagegen unsere blöden DSA-Rollbandanzeiger in Deutschland sehe, könnte ich das Heulen kriegen. Und so ein Standard-Monitor kann doch sicher nicht viel mehr kosten, als die Sonderanfertigung DSA? - Man beachte die teilweise sehr kurzen Wendezeiten von nur einer Minute. So geht es hier ununterbrochen hin und her. Nur zweimal am Tag entsteht eine Lücke im Halbstundentakt, wenn der VT nach Penzence fährt.

FGW Class 153: St Ives 8.16 - St Erth 8.28

XC Voyager: St Erth 8.36 - Plymouth 10.18

Unser Zug fährt in St Erth ein.

Bis Bodmin Parkway hatten wir die 1.Kl komplett für uns, dann kam eine ältere Dame mit ihrem Kreuzworträtselheftchen. Insgesamt war die Fahrt sehr angenehm. Leider begann der kulinarische 1.Kl Service laut automatischer Durchsage erst in Plymouth, ha-ha! Ab dort war natürlich wieder SEV. Immerhin gab es einen kostenlosen Kaffee.

Bequemes Reisen in der ersten Klasse.

Dass mir unterwegs die Massen an Fotomotiven ins Auge gesprungen wären, kann ich nun nicht behaupten. Schöne Motive mit Formsignalen dürfte der Bahnhof Lostwithiel bieten. Nördlich davon im Fowey Valley waren einige Hänge gut abgeholzt, so dass sich dort vielleicht nette Landschaftsüberblicke ergeben könnten. Die Frage ist halt, ob die Rodungen dauerhaft gepflegt werden. In und um Liskeard sollte auch das eine oder andere Formsignal- oder Viaduktmotiv möglich sein, besonders mit dem westlich gelegenen Viadukt. Wiesenhänge westlich und vormittags der zweite Viadukt östl St Germans könnten ebenfalls umsetzbar sein, wenn man auf die zuständigen Wiesen draufkommt. Vom Bf Saltash dürfte sich abends ein toller Blick auf die Royal Albert Bridge ergeben, wenn sie denn mal irgendwann wieder ausgepackt ist (z.Zt. partiell in Plane gehüllt). Auch der Viadukt nördl des Plymouther Hp Dockyard müsste sich morgens von einer Anhöhe aus topp umsetzen lassen.

Auf die drei (!) Stunden SEV von Plymouth bis Bristol hatten wir angesichts der Erfahrungen von der Hinreise alle nicht wirklich Lust. Kai hatte schon eine Verbindung mit SEV Newton Abbot - Exeter ausgegraben, aber der zwischen Taunton und Bristol über Westbury und Bath umgeleitete Zug hätte uns eine weitere Stunde später ans Ziel gebracht als eh schon. Deshalb wollten wir es mal mit dem dreistündigen SEV wagen. Einen Hinweis auf die Betriebsunterbrechungen gab es übrigens die ganze Fahrt über nicht. Erst bei der Einfahrt in Plymouth kam der kurze genuschelte Hinweis, dass die Busse daunddahin vom Bahnhofsvorplatz fahren würden. An Bahnhöfen wie St Erth hatte es ebenfalls keine Hinweise gegeben. Dort hingen die zur Zeit falschen Fahrplantabellen der Hauptstrecke, als wenn nichts wäre. Man weiß es halt... Am Ausgang des Bf Plymouth wurden wir allerdings von einer Dame in Warnweste sehr offensiv zum richtigen Bus gelenkt.

XC SEV Bus: Plymouth 10.25 - Bristol Parkway 13.20-24

Zu unserer Freude war der Bus nun nur zu rund 60% belegt, so dass wir etwas mehr Platz hatten. Die Fahrt war daher sehr angenehm. Man konnte etwas dösen, Musik hören und einfach in die Landschaft schauen. Zweimal kamen uns HST Mach 3 Wagen auf Schwertransportern entgegen. Die etwas andere Art des Schienenersatzverkehrs... In Bristol verfuhr sich der Fahrer zweimal. Einmal hat er von einem Kreisel die falsche Abfahrt in die Park Avenue genommen, die eine Schleife beschreibt und dort endet, wo sie begonnen hat. Das zweite Mal fühlte er sich offenbar von einem Wegweiser zur Station Patchway angesprochen, die aber leider mit Parkway nichts zu tun hat. Mühsam wurde an einer Abzweigung gewendet und nun endgültig der P&R Bahnhof Parkway angesteuert. Zeitdruck kam nicht auf; der Bus war immer noch 24 Min zu früh. Wir bekamen dadurch sogar den Zug 1/2h früher nach Birmingham.

XC Voyager: Bristol Parkway 13.09 - Birmingham New Street 14.25+7

Auch in diesem Zug war nix vom Complementary Service in der ersten Klasse zu merken. Obwohl Bristol - Birmingham laut XC-Website zu den Strecken mit 'betreutem Reisen' in der 1.Kl gehört hätte. Es gab nichtmal einen Kaffee. Dafür riss nördlich Cheltenham Spa (oder gesprochen "Tschel'mspa") die bis jetzt vorherrschende Hochnebeldecke mehr und mehr auf. Bald flitzten wir unter strahlend blauem, wolkenlosen Himmel nordwärts Birmingham entgegen. Nun hatten wir in Birmingham eine halbe Stunde länger Zeit als geplant. Der Bahnhof New Street liegt ja unfotogen unterirdisch im Keller eines Einkaufszentrums o.ä. Völlig unterirdisch? Nein! Die Enden der Bahnsteige liegen in einem kurzen Abschnitt mit Tageslicht. Das reichte auf paar Fotos!

Der nächste Voyager fährt ein.

Am Ende des Tunnels begegnen sich zwei S-Bahn Züge.

Eine S-Bahn der Class 323 fährt nach New Street ein.

Und weil die 1.Kl Verpflegung bis jetzt eher ernüchternd war, besorgte ich mir dann noch schnell oben Sandwichs und Saft. Waren das nicht beste Voraussetzungen dafür, dass im nächsten Zug 'betreutes Reisen' stattfindet?

Virgin Trains (VT) Voyager-Doppel: Birmingham New Street 15.15 - Carlisle 18.05

Ursprünglich hatten wir ja den Zug eine Stunde früher reserviert. Dann waren die unwetterbedingten Sperrungen eingetreten. Auf meine Bitte hin hatte Martin mir noch paar Platznummern für diesen Zug per SMS durchgegeben. Das erwies sich nun allerdings als vergebliche Müh', weil der Zug nicht aus dem planmäßigen Pendolino, sondern einem doppelten Voyager bestand. Es waren keine reservierten Plätze ausgeschildert. Auf unseren Sitzen saßen natürlich welche. Und so ohne Platzkarte in der Hand mochten wir die auch nicht bitten aufzustehen. Immerhin bekamen wir dann doch noch sehr gute Plätze, so dass die Fahrt trotz starker Besetzung sehr schön wurde.

Und: Wie ich ja schon gemutmaßt hatte, deuteten diesmal die eingedeckten Plätze darauf hin, dass wir diesmal 'betreutes Reisen' bekämen. Es ging ab Wolverhampton los. Wir bekamen Tee, Cola, Orangensaft, leckere Wraps, Chips. Die Aufwärterin war cool. Sie hielt immer wieder was neues von ihrer Minibar hoch und schaute uns fragend an. Aber auch wenn wir dankend ablehnten, legte sie die Ware mit beschwichtigender Geste vor uns auf den Tisch. So macht Reisen Spaß! Später kam ein Kollege von ihr nochmal durch, um uns diverse Dinge zu kredenzen. Passend zur herrlichen Fahrt durch die Cumbrian Mountains im tiefstehenden Licht der Abendsonne genehmigten Maren und ich uns einen Weißwein.

Im Laufe der Zeit sammelte sich einiges an Leckerlis auf unserem Tisch an.

Auf der kompletten Fahrt bekamen wir 'natürlich' neben vielen normal bespannten Gz auch manche Besonderheit zu sehen. In Bristol Parkway verließ ein Castorzug mit Doppel DRS 57 den Bahnhof. In Birmingham stand an der St Andrews Junction ein nordfahrender EWS Gz mit Class 60. In Wolverhampton stand vorm Esig von Shrewsbury eine gelbgraue Class 37 mit einem Güterzug; könnten leere Wagen aus dem Stahltransport gewesen sein. In Stafford stand ein Virgin Train mit einer DRS 57 als Hilfslok. Tja, wie gesagt, all das nur aus dem Zug gesehen. Vor Wigan North Western kam ein kurzer DRS Zug, vermutlich wieder mit 57, entgegen. Die Fotografen auf dem Bahnsteig packten gerade zusammen.

In Carlisle hatten wir es nicht weit. Das IBIS Hotel liegt nur wenige Gehminuten vom Bahnhof entfernt. Nach dem Check in drehten wir noch ne kurze Runde durch die Stadt und wählten dann das Wetherspoon aus, wo wir ein schön saftiges Angus Steak zu essen bekamen. Wer weiß, vielleicht hatte ich das Steak schon mal auf dem Foto, als es noch lebendig auf einer Weide bei Aberdeen stand? Nur beim Bier greife ich in England immer wieder daneben. Wir wählten aufs Geradewohl ein "John Smith's", weil's das einzige einheimisch klingende Gebräu war (ansonsten hatten die nur weltbekannte Sorten wie Fosters usw). War aber eine ziemliche Plörre. Ich weiß schon, warum ich (außer beim Inder, wo man mit Cobra nichts verkehrt machen kann), in GB lieber Cider trinke.

Mittwoch, 12.03.2014

Nun muss ich es zugeben: Ich habe gesündigt. So herrlich, wie der Urlaub bisher mit Bahn, Bus und schönen Wanderungen auch gelaufen ist, so habe ich Anfang der Woche, als für Mi-Fr hier oben praktisch nur Sonne angekündigt war, für Fotoaktionen an der Settle&Carlisle doch einen Leihwagen bestellt. Eigentlich auch nur deshalb, weil man zwar per Bahn gut ins Gebirge hoch kommt, zwischen 16.00 und 19.30, also zum Tageslichtende, aber kein Zug zurück fährt. Und 80€/3 Tage für den Leihwagen waren nun auch nicht das große Gegenargument. Man hätte einfach die größere Flexibilität.

So trafen Matthias, Jürgen und ich uns um 6.45 zum Frühstück. Eine Stunde später ging Matthias zur Morgenandacht in die Kathedrale, während Jürgen und ich uns auf den Weg zu Europcar machten. Wir bekamen einen Seat Leon, der ganz gut zog. Das Schalten mit links war halt ganz ungewohnt, da wir bis auf meine erste GB-Tour immer Automatik hatten. Automatik war aber hier nicht verfügbar (oder nur ab 230 Euro statt 80).

Über die Autobahn ging es in rund 75 Min über Kirkby Lonsdale nach Ribblehead. Die Fahrt aufwärts in die kahle Berglandschaft war wieder mal erhebend. Hinter einer Kuppe lag er vor einem: Der 400m lange Ribblehead Viaduct mit seinen 24 Bögen. Bei Ribblehead stellten wir das Auto auf den Parkplatz. Zumindest der Touraspekt, durch die Landschaft zu wandern, sollte gegeben bleiben. Naiverweise hatte ich gedacht, dass das Fotografieren der Güterzüge hier oben nun gar kein Problem sein dürfte, weil man ja über Realtimetrains immer Bescheid weiß, was sich nähert. Im Prinzip ist das ja auch richtig. Eine klitzekleine Voraussetzung müsste dafür allerdings erfüllt sein: Handyempfang. Und genau den gab es in und um Ribblehead nun gerade nicht. Wir liefen also 'völlig blind und orientierungslos' entlang des Ribblehead Viaducts zur Südausfahrt des einsam zwischen den kahlen Hängen gelegenen Betriebsbahnhofs Blea Moor. Dort gab es ein Triebwagenpaar und natürlich den obligatorischen Plausch mit verschiedenen Spaziergängern. Einer hatte von sich aus gewartet, um uns nicht ins Bild zu laufen.

Der Morgenzug mit den Ausfahrsignalen des Bf Blea Moor im Hintergrund.

Damit rechnend, dass dem südfahrenden VT unmittelbar ein Güterzug folgen könnte, hetzte ich nun wieder zum Bf Ribblehead zurück. Unterwegs kamen Maren, Kai und Matthias entgegen, die die Zugfahrt haben genießen dürfen. Sie wollten eine Wanderung über den Pass rüber nach Dent unternehmen. Matthias bestätigte, dass er beim letzten Internetkontakt tatsächlich auf Realtimetrains einen folgenden Gz gesehen hätte. Ich hetzte also die letzten Meter weiter und kam tatsächlich punktgenau am Standpunkt an, als hinten der Zementzug von DB Schenker um die Ecke bog.

Der Zementzug hat Blea Moor und den Ribblehead Viaduct gequert und rollt sogleich durch die kleine Station Ribblehead.

Zusammen mit Jürgen, der gemütlich hinterher gekommen war, setzten wir uns gegenüber des EG auf einem Brett in die Sonne. Einzig schade war, dass dort eine Baumaschine arbeitete und rumlärmte. Drüben am Bf Blea Moor hatten wir hingegen absolute Stille gehabt. Gerade wollten wir uns für einen nordfahrenden Triebwagen umtopfen, da schaute hinten ein Güterzug um die Ecke. Den fotografierte ich mit dem Bahnhofsgebäude. Etwas schade waren dabei vielleicht paar Baucontainer. Den VT bekamen wir dann auch noch wie gewünscht.

Ein DB Schenker Kohlezug rollt durch den Bf Ribblehead.

Ein Dreiteiler aus Class 158 und 153 mit den Gebäuden des Bf Ribblehead.

Nun stellten wir uns an der Straße auf einer Anhöhe auf, von der man einen schönen Blick auf den Viadukt hatte. Was nun fehlte, waren allerdings die passenden Güterzüge. So gab es also einstweilen einen VT mit der Brücke.

Da isser nun: Der Ribblehead Viaduct, Wahrzeichen und aufgrund seiner Länge markantestes Bauwerk der Settle & Carlisle.

In Blockdeckung des VT lief ich mal zum EG. Matthias hatte vorhin gemeint, dass da ein offenes WLAN sei. Tatsächlich - die Aktion war erfolgreich. Nun erfuhr ich, dass gegen 14.45 mit Gz in beiden Richtungen (beides Freightliner) zu rechnen sei. Dann noch einer um 17.30 südwärts. Somit konnten wir an unserem Viaduktblick erstmal abbrechen. Ein absolutes Muss war für mich nun der Blick von einem Hügel auf den Bf Blea Moor. Dafür müsste der südfahrende Gz gegen 15 Uhr perfekt passen. Der Weg in die Wildnis war wieder klasse. Den passenden Weg zum Aussichtshügel fanden wir auch gut, dort mussten wir allerdings sehr aufpassen, wo wir hintraten. Der Hügel war noch vollkommen moorig und feucht.

Wir blieben nicht unbeobachtet. Das Punkschaf wachte, dass wir seiner Herde nicht zu nahe kamen...

Oben belohnte uns jedoch ein phantastischer Ausblick. Auch die Ruhe dort war klasse. Man konnte sich an einer einigermaßen trockenen Stelle auf die Jacke setzen und das 'sein' genießen. Doch die Zeit für die Güterzüge rückte näher. Und Lex Wilderness nahm seinen Lauf. Wir trauten unseren Augen nicht. Auf dem Wanderweg hinter der Bahn war eine Bewegung wahrzunehmen. Ein leuchtend gelber Punkt leitete diese Bewegung ein. Da wackelte doch glatt eine Truppe alter Leute heran, die sichtlich nicht mehr ganz so fit waren. Dass die den steilen Anstieg geschafft hatten - alle Achtung. Der Clou waren aber die Betreuerinnen, die vor und hinter der Gruppe herliefen und mit Warnweste bekleidet waren. Die eine hatte noch dazu bei der Hitze eine Pudelmütze auf! Wir flachsten noch so, dass der Trupp entweder gleich im Vordergrund durch die Unterführung gelaufen käme oder geradeaus gehend auf den Wagendächern kleben würde. Da allerdings der Nordfahrer als erstes angekündigt gewesen war, waren wir noch völlig entspannt. Das änderte sich allerdings schlagartig, als der Südfahrer plötzlich auftauchte. Noch dazu ein ganz wunderbar bespannter Zug mit einem DRS Class 57 Doppel! Die Wagen waren allerdings so niedrig, dass die illustre Wandertruppe tatsächlich genau auf den Wagen herumtanzte. Das kann doch einfach nicht wahr sein, oder? Es wäre sonst ein Hammerbild geworden... (Nachtrag aus dem DSO-Forum: Begleiter von Wandergruppen mit älteren / bewegungseingeschränkten Leuten müssen Warnwesten tragen!).

Ein Freightliner Schotterzug mit Class 57-Doppel von DRS rollt aus dem Bahnhof Blea Moor in das eingleisige Stück über den Viadukt.

Der Güterzug in der Gegenrichtung kam natürlich auch noch und wurde verarztet. Hauptthema blieb aber die Wandergruppe, die nun langsam wieder zurückgehumpelt kam. Jürgen konnte sich vor lachen über die Warnwesten und die wirklich wieder satirereifen Umstände gar nicht einkriegen... Wir waren uns allerdings einig, dass es trotzdem ein Hammerbild war. Ein Hammerbild mit kleinem Schönheitsfehler. Ob man nun mit EBV nachhelfen muss oder nicht, wird man später entscheiden.

Blick von demselben Standpunkt in die andere Richtung. Der Freightliner Kohleleerzug hat den Viadukt gerade hinter sich gelassen.

Ansonsten haben wir dort herrliche Stunden verbracht. Das wunderbare Wetter, die Vogelstimmen, die würzige Luft, das alles machte den Aufenthalt zu einem Erlebnis. Und natürlich das Hammerbild mit klitzekleinem Schönheitsfehler. - Als ich den Reisebericht weiterschreiben wollte, zeigte mir das Smartphone sogar die schwache Ausleuchtung eines freien WLAN an. Es hieß 'Saltlake' und muss wohl von einem nahen Bauernhof gekommen sein. Die Güterzugabfrage ergab keine Überraschungen. Gegen 17.30 sollte es noch einen Vorgang geben.

Personenverkehr ist nachmittags auch in etwas dichterer Folge.

Nachdem weitere Triebwagen im Kasten waren, liefen wir gemütlich zur Straße zurück. Es kamen sogar Jogger entgegen und Spaziergänger hielten für ein Schwätzchen. Einheitlicher Tenor: Das Wetter sei lovely, und wir hätten Riesenglück, dass wir diese Woche erwischt hätten. Dagegen war nichts zu sagen.

Wanderwegweiser und Vollmond.

Der Viadukt.

Und nochmal.

Unser Auto fuhren wir vom Parkplatz schon mal zum Viaduktblick hoch, wo wir den noch ausstehenden Güterzug im Streiflicht machen wollten. Auch hier blieb wieder ein Auto stehen und setzte zu uns zurück. Ein Pappa mit seinem Sohn im Cabrio. Und es kam natürlich die Frage, ob denn ein Dampfzug erwartet würde.

Der abendliche Freightliner Kohlezug rollt über den Ribblehead Viaduct.

Immerhin: Es stand 5:0 an Güterzügen: 5 erwischt, keinen verpasst. Das kommt zwar nicht an das 10:0 am legendären 18.03.2011 an, aber wenigstens hatten wir keinen vergeigt. Und mit der 57-Doppeltraktion hatten wir ein echtes Leckerli bekommen. Äh, Schönheitsfehler? War da was? - Der Tag war sehr dunstig geworden. Entsprechend schwach war die Sonne nun. Für uns war daher Schluss, und wir machten uns auf den Rückweg. Um 18.40 trafen wir wieder in Carlisle ein. Dort testeten wir mal das 'orientalische' Buffet unmittelbar neben dem Hotel. Es war ok und eher fernöstlich als das, was ich mit 'orientalisch' verbinde, doch die Luft war in dem Laden furchtbar schlecht. Ich war froh, als wir wieder raus waren. Und ich war mordsmüde.

Donnerstag, 13.03.2014

Für heute war auch noch brauchbares Wetter angekündigt, auch wenn es morgens im dicken Nebel von Carlisle nicht direkt danach aussah. Wir frühstückten um 7 Uhr. Kai und Matthias wollten nach Edinburgh, Maren, Jürgen und ich hatten nochmal das Gebirge im Visier - diesmal eher als klassische Bahnfototour mit Auto. Kurz nach 8 starteten wir. Der Gz-Fahrplan für die S&C sah heute sehr dünn aus. Vormittags war lediglich ein Nordfahrer unterwegs. Den hätte man irgendwo vor Carlisle nehmen können, wenn denn Sonne gewesen wäre. Aufgrund des Nebels rollten wir aber erstmal auf die Autobahn. Dort ging es allerdings bald aus dem Nebel raus. Die Westcoast Mainline lag sonnenbeschienen neben der Autobahn. Also erstmal vor Penrith raus und von einer Feldwegbrücke ein Bild geschossen.

Ein Virgin Pendolino hat sich aus dem Nebel in Richtung Penrith hervorgearbeitet.

Nun war gerade noch Zeit, für den nordfahrenden Gz rüber an die S&C zu fahren. Weit war es nicht bis Armathwaite. Aber weit genug, um wieder geradewegs in die Suppe reinzufahren. Und die war zäh! Nördlich des Ortes fanden wir eine Feldwegbrücke, an der wir trotz der Waschküche auf den Zug warteten. Dabei kam auch die lehmverkrustete Landsherrenschaft durch und wies uns darauf hin, dass das ja alles private sei und - nach Erklärung unseres Tuns - dass Nebel herrschen würde. Über die Neuigkeit zeigten wir uns natürlich sehr dankbar, den Nebel hätten wir bei der Waschküche glatt übersehen! Bevor der Zug kam, setzte sich ein Vogel auf einen Busch an der Strecke. Wir hatten leider gerade unser Vogelbestimmungsbuch nicht zur Hand, aber so wie er da in Zug-Beobachtungsposition saß, dürfte es sich um ein Exemplar aus der Gattung der schrägen Vögel gehandelt haben. - Nix bei denken, sowas brütet man halt aus, wenn man an der Strecke steht.

Tauchte schemenhaft aus dem Nebel auf: Der Freightliner Kohleleerzug nördlich Armathwaite.

Hauptziel war nun eigentlich der Südabschnitt der S&C. Dorthin setzten wir uns via Autobahn in Bewegung. Die Gebirgshochfläche lag prima in der Sonne, doch der Abstieg führte geradewegs wieder in die Suppe. Diese begleitete uns nun auch durchgehend bis zu unserem Ziel. Kurz vor Hellifield, dessen Bahnhof mir aus dem Zug sehr gefallen hatte und den ich gern mal näher in Augenschein nehmen wollte, zeigte sich mehr und mehr Blau am Himmel. Der Bahnhof war wirklich eine Perle. Wir konnten hier Personenzüge und einen Kohlezug nehmen. Im Bahnhofsgebäude befinden sich ein Cafe und ein Modellbahnhändler. Längerer Aufenthalt ist also kein Problem.

Ein DB Schenker Kohlezug erreicht Hellifield.

Aufbauten und die prächtige Bahnsteigüberdachung lassen die einstige Bedeutung des Bahnhofs Hellifield erahnen.

Blick vom anderen Bahnsteig.

Dann ging es nach Settle. Mit Sandwichs und Teigtaschen aus einem Coop bewaffnet, ging es zu einer Fußwegbrücke nördlich des Ortes. Dort konnten wir uns ungestört hinsetzen und mampfen. Das Motiv war dabei auch nicht verkehrt. Dumm war nur, dass der Himmel nach Nebelauflösung ziemlich am schlonzen war. Der blaue Himmel der letzten Tage war leider passe. Aaaaber: Es kam wie erhofft um kurz nach halb 3 wieder der Schotterzug mit der 57-Doppeltraktion. Und er kam sogar bei vollem Licht!

Ein weiteres Mal konnten wir den Schotterzug mit dem Class 57 Doppel aufnehmen - hier nördlich von Settle.

Zufrieden fuhren wir parallel zur Bahn nordwärts. Es ging in zunehmend offenere Landschaft, die typische Landschaft der S&C mit ihren Steinmäuerchen. Aber das Licht schmodderte hier wieder mehr herum. Zwischen Horton in Ribblesdale, wo es Englands beste öffentliche Toilette 2013 zu nutzen galt, und Ribblehead gäbe es tausend Möglichkeiten für Zugfotos. Das wäre dann vermutlich mein nächstes Ziel an der S&C. Der Ribblehead Viaduct sah im Gegenlicht vor dem Dunst klasse aus! Während das Moor weiter oberhalb plötzlich begann, eine ganze Kindergruppe auszuspucken, die dreckverkrustet, aber bestens gelaunt begann, den Weg durch den Morast zum Parkplatz zu stapfen (man kam offenbar von einer Höhlenbesichtigung und war entsprechend mit Helmen, Grubenlampen usw ausgestattet), warteten wir auf den nun anstehenden Triebwagen, um ihn im Gegenlicht aufzunehmen. Das kam dann auch richtig gut.

Erst quert der Triebwagen den Ribblehead Viaduct...

..., dann rollt er in den Bahnhof Ribblehead ein.

Der nun nordwärts anschließende Teil der Bahn muss auf der Straße großräumig umfahren werden. Wir nahmen die östliche Variante, die uns durch traumhafteste Gebirgslandschaft führte. Wie viele verfallene Steinhäuschen hier von früheren bescheidenen Lebensverhältnissen zeugten... Wäre das Licht nicht so mumpfig gewesen, so hätte ich wohl dauernd zum fotografieren anhalten müssen. Aber auch bewohnte Dörfer waren von Stein gebaut; die Steinmauern zwischen den Wiesen schienen geradewegs in die Hauswände überzugehen. Über Hawes gelangten wir nach Garsdale, wo wir nordwärts zum Ais Gill Summit abbogen. Am höchsten Punkt der S&C kamen wir gegen 16 Uhr an. Da mal wieder kein Netz zur Verfügung stand, wusste man nicht genau, ob man für den nun noch anstehenden Freightliner Kohlezug noch weiter fahren könnte oder nicht. Deshalb blieben wir sicherheitshalber. Ein einheimischer Eisenbahnfreund wartete ebenfalls. Wir stellten uns in die Kurve mit Blick auf die Höfe. Das Licht war so schwach geworden, dass wir erst gar nicht gewahr wurden, dass der Bergschatten sich unseres Motivs bemächtigt hatte. Deshalb schnell durch den Morast zur Straße zurück gestapft und dort weiter gewartet. Doch auch dort schlug der Schatten bald zu. Und es dauerte noch sehr lange, bis endlich die 66 mit ihren prall beladenen Kohlewagen im Schritttempo um die Ecke kam. Auch wenn die 66 nicht besonders laut ist, war das Schauspiel der sichtlich hart arbeitenden Lok sehr eindrucksvoll.

Über Kirkby Stephen, eine wunderschöne Nebenstraße nach Appleby in Westmorland und Penrith ging es nach Carlisle zurück, wo wir den Abend beim Inder beschlossen.

Freitag, 14.03.2014

Die Wettervorhersage konnte sich nicht entscheiden: Nochmal Chance auf Sonne oder nicht? Dementsprechend konnte auch ich mich nicht entscheiden: Bahnfahrt oder nochmal das Auto nehmen? Morgens war die Vorhersage aber wieder schlechter als am Vorabend. Und bei dem, was da noch an Sonne angekündigt war, rechnete ich nicht mehr mit ehrlichem, klaren Licht. Also Zug, diesmal allein.

VT Voyager: Carlisle 7.02 - Crewe 9.00

Leider wieder nur ein Voyager. Und wieder so gedreht, dass die Reihenbestuhlung der 1.Kl rückwärts gerichtet war. Was solls... Immerhin war anfangs noch gut Platz und es gab sogar ein kleines English Breakfast. Und natürlich Unmengen an Kaffee.

Das "Meat Breakfast" im Voyager.

Ab Preston wurde der Zug richtig voll. In der 1.Kl saßen viele Virgin Mitarbeiter aus der Verwaltung. Lustig war mal wieder das sprechende Klo, das einen nach Betreten auffordert, keine unbezahlten Rechnungen, Schwiegermütter oder Goldfische runterzuspülen. Ab Wigan standen die Leute im Vorraum.

Und so sah das Frühstück bei Maren und Jürgen im Pendolino aus.

Irgendwie ist das der Urlaub der besonderen Züge und Bespannungen. Wo sind die ganzen 66er? Am Shap Summit wartete eine Schenker 60 auf die Bereitstellung ihres Steinzuges aus einem Werk. Südlich Lancaster kam uns mal wieder ein nuclear transport entgegen, diesmal mit Class 37 Doppel bespannt und offenbar auf dem Weg zur Mondstadt in den Dünen, nach Sellafield. Hierzulande scheint niemand mit diesen Transporten Schwierigkeiten zu haben. Südlich Preston kam die nächste Schenker 60 mit Kesselwagenzug entgegen. Vom nächsten Zug konnte ich vor Derby eine Class 97 Lz und einen Zug der London Tube mit je einem Class 20 Doppel vorn und hinten beobachten.

East Midlands Trains (EM) Class 156: Crewe 9.07 - Derby 10.26

Nach einer 2-Min Kurzwende ging es los. Schöne Fahrt einmal 'quer durch'. Anfangs noch unter Draht, später nicht mehr. Zweigleisigkeit und viele besetzte Stellwerke für ein Zugpaar die Stunde.

Auf roten Polstern durch grüne Landschaft. So muss es sein. Später füllte sich der 156 auch noch etwas.

Über die Infrastrukturplanung kann man sich ohnehin nur wundern: Auf der Strecke ab Stoke-on-Trent gab es vier Weichenverbindungen zwischen den Streckengleisen. Aber alle vier waren gleichrum, also so, dass man eine Gegengleisfahrt zwar ins richtige Gleis überleiten könnte, man aber keine Möglichkeit hatte, vom richtigen ins Gegengleis zu kommen. (Nachtrag aus dem DSO-Forum: Bei der Alttechnik wurde früher aus Sicherheitsgründen vielfach auf Überleitungen vom richtigen ins Gegengleis verzichtet!) Ich glaube, sowas pünktlichkeitsschädigendes wie Falschfahrten praktiziert man hier gar nicht erst. Bei Störungen oder Bauarbeiten gibt es halt Umleitung oder SEV... Erstmals hörte ich vor der Endstation die persönlich gesprochene Durchsage 'all change please!'. Bisher dachte ich immer, diese Redewendung wäre ein Phantasieprodukt der S-Bahn Hamburg. Ich nehm' alles zurück!

XC Class 170: Derby 10.40+10 - Beeston 10.57+10

Züge aus Richtung Birmingham waren verspätet wegen Trespassers on the Line. Zugegeben, ich war nun etwas planlos. Ziel war die Rückkehr über die Settle & Carlisle. Vorher wollte ich gern noch in einem Fernzug zu Mittag essen. Das lief insgesamt auf den Cross Country Service um 12.44 ab Derby oder irgendeiner anderer Zustiegsstation hinaus. Also praktisch zwei Stunden Zeit. Sollte ich das diffuse Sonnenlicht für Aufnahmen nutzen? Ich hatte keine Ahnung wo. Erschwert wurde das alles noch dadurch, dass ich Schwierigkeiten hatte, Realtimetrains Infos über Gz zu entlocken, weil deren Server offenbar etwas hernieder lag. Also mal Richtung Nottingham geschaut. Auf der Zugfahrt fand ich heraus, dass ich in Nottingham ganz knappen Anschluss auf eine Fuhre nach Tamworth hätte, wo ich also etwas früher in den Mittagessenzug hätte steigen können. Dabei dachte ich, dass der Zug vielleicht auch die Güterstrecke an Derby vorbei befahren würde. Nun ja, aber ob ich den Zug noch in Nottingham erreichen würde? Unser Zug hielt allerdings kurz vorher noch in Beeston. Am anderen Bahnsteig war ein Fernzug nach London angeschlagen. Wenn der hier hält, muss Beeston wichtig sein und der Zug nach Birmingham via Tamworth hier auch halten. Also schnell an dem schmucken kleinen Statiönchen ausgestiegen. Nun, der Zug nach Tamworth hielt hier natürlich nicht. Dafür wurde aber der Himmel plötzlich immer blauer. So kam es also zu paar Fotos in Beeston.

Ob der auch so schöne rote Polster hat? Sicherlich! East Midlands 156 in Beeston.

Der hält nicht in Beeston: Ein HST derselben Firma.

Rechtzeitig zum Mittagessenzug fuhr ich nach Derby zurück. Dort hatte ich auch noch zu viel Zeit, die ich wiederum in paar Knipsereien anlegte. Die First Class Lounge entdeckte ich erst später. Dass es sowas gibt, wurde allerdings im Hinterkopf gespeichert.

XC Class 170: Beeston 11.47 - Derby 12.07

Treffen sich drei gelbe Nasen in Derby... Ja, es gibt in Great Britain auch modernisierte Bahnhöfe!

Um einem Wagen einen zweiten Wagen beizustellen, braucht es in GB keine Rangierlok. Die Wagen haben alle nen Motor... Verstärkung eines 153 auf doppelte Kapazität. Und die Aufsicht freut sich.

XC Voyager: Derby 12.44 - Leeds 14.01

Groß war die Freude, als die erste Klasse am 'Rear' des Zuges angekündigt wurde. Endlich mal Reihenbestuhlung vorwärts! Unschön war nur, dass bei der Einfahrt der erste Wagen so einen komischen gelben Streifen hatte, der letzte hingegen nun logischerweise nicht mehr. Dolles Ding! Also schnell nach vorn gewetzt. Und ich konnte mich freuen, überhaupt noch nen schönen Einzelstuhl bekommen zu haben. Der Wagen war gut voll und ab Leeds waren auch die letzten freien Plätze reserviert - so auch meiner. Aber immerhin gab es betreutes Reisen, und bald standen ein warmes Käse-Schinken-Panninino mit Chips, zwei Büchsen Cola und ein Becher Tee vor mir auf dem Tisch. Schön schön! Da konnte mich selbst der Schnösel paar Reihen vor mir nicht aufregen, der unaufhörlich lautstark auf irgendeine Taste seines Notebooks hämmerte. War wohl irgend ein Spiel...

Mein Mittagessen: Warmes Käse-Schinken-Baguette mit Chips (die waren nicht warm, ich durfte mir aber die Sorte aussuchen...).

Das Gleisgewirr in den Midlands war mal wieder herrlich verwirrend. Aber ich hatte vorgesorgt und mir den Track Atlas mitgenommen. Der ist wirklich Gold wert. Jedes einzelne Gleis ist eingezeichnet! In Leeds wollte ich nun mal die First Class Lounge ausprobieren. Mangels Besetzung der Eingangsloge musste man sich an einem etwas abseits gelegenen Schalter melden, von wo die Tür freigegeben wurde. Darüber informierte ein Schild an selbiger Tür. Ein Mann, der später rein wollte, checkte das nicht, rüttelte an der Tür und ging dann einfach rein, als zwei Leute rausgingen. Da flog sofort die Tür von dem besagten Schalter-Dienstraum in die Lounge auf und eine gestrenge Mitarbeiterin stürzte sich auf den Mann und seine Fahrkarte. Die hatte er wohlweislich parat, aber nun wurde der arme Mensch noch in harschem Ton verdonnert, sich in einem Anwesenheitsbuch einzutragen. Auf seine Frage, 'wozu?' war die Antwort 'für den Evakuierungsfall, wenn es brennt!'. Hmmm, ich wäre also nicht evakuiert worden, wenn ich in dem wirklich sehr übersichtlichen Raum verloren gegangen wäre? Das war das erste Mal, dass ich einen Bahnmitarbeiter in GB unfreundlich erlebt habe. Ansonsten war die Lounge ein interessanter, weil abgeschiedener und fensterloser Hort der Ruhe in einem quirligen Großstadtbahnhof. Aber groß 'verwöhnt' fühlte ich mich nicht. Der Automat spendierte als Tee nur Früchtetee, würg! Eine Packung Kekse war auch noch da. Nun ja, diese Lounge wird - wie der ganze Bahnhof - von East Coast betrieben, und die sind ja staatlich. Da kann man wohl nicht mehr erwarten ;-)

Northern Class 158: Leeds 14.49 - Carlisle 17.28

Ich war gerade rechtzeitig zur Einfahrt (=natürlich Kurzwende, die kaum zum Fahrgastwechsel reichte), auf dem Bahnsteig. So konnte ich mir einen herrlichen Platz Reihe vorwärts mit Fensterblick sichern. Der Zug füllte sich sehr ordentlich, wie man es von einem Zweiwagenzüglein am Freitagnachmittag erwartet. In die ganzen -leys fuhren natürlich auch S-Bahn Fahrgäste mit, also nach Shipley, Bingley, Keighley und natürlich zum S-Bahn-Endpunkt Skipton. Die Aussteiger wurden aber immer durch etwa gleich viele Einsteiger ersetzt. Erst ab Settle überwogen die Aussteiger. Ich hatte aber den Nachbarplatz die ganze Zeit frei, und so wurde es eine wunderschöne Fahrt. An der Landschaft da oben kann ich mich nicht satt sehen. Nur hinter Appleby hätte man gern langsam mal ankommen dürfen. Drei Stunden in einem 158 sind dann doch ganz schön viel...

Der Güterverkehr muss heute auf der S&C lt Realtimetrains ganz mau gewesen sein. Die vormittägliche Schenker-Kohle war gefahren. Zweiter Zug war erst der abendliche Freightliner Kohlezug, der uns hinter Kirkby Stephen entgegen kam. Was hatten wir mit dem Class 57-Doppel an den vergangenen Tagen Glück gehabt!

In Carlisle trafen Verspätungsmeldungen der anderen ein. Maren und Jürgen hatten einen Zugausfall von Edinburgh her (kein Tf erschienen) und Kais Eisenbahn von Süden hatte +70 (Suizid von London her). Ich musste nun erstmal den Mietwagen betanken und zurückbringen und dann den bestellten Tisch beim Inder später legen. Mit Vervollständigung dieses Reiseberichtes zeigt die Uhr allerdings auch schon 19.30, und gleich geht es dann wirklich ans letzte Abendessen auf der Sonneninsel.

Samstag, 15.03.2014

Nach einem geruhsamen Frühstück ging es zum Bahnhof. Der Himmel war bewölkt, ideales Reisewetter also. Die Luft war allerdings deutlich klarer als an den letzten Tagen. Endlich gab es mal keinen Voyager als Fernzug. Meine erste Fahrt dieser Tour mit einem E-Zug stand bevor.

Abschied von Carlisle. Ob heute wohl der Colas Holzzug über die S&C mit der 56 fahren wird? Wir haben es nicht erfahren...

Virgin Pendolino: Carlisle 7.46 - Euston 11.16-11

Die Fahrt war äußerst angenehm. Zwar wird samstags die erste Klasse für nur 15£ Aufpreis verramscht und dementsprechend nicht das große Frühstück aufgefahren, aber kostenlosen Tee und eine kleine Frühstücksbox gab es trotzdem. Inhalt waren ein Milchbrötchen, einmal Jam und ein Keks. Die große Frage, die uns beschäftigte, die wir aber nicht klären konnten, war, was in den schwarzen Frühstücksboxen drin gewesen sein mochte. Es gab nämlich rote und schwarze. Hoffentlich hatten wir da nichts verpasst... ;-) (Nachtrag aus dem DSO-Forum: Die schwarzen Boxen enthalten Salzgebäck, vielleicht für die Zeit nach dem Frühstück...).

Unsere Snackbox. Samstagsfrühstück im Virgin Pendolino.

Ansonsten verging die Fahrt wie im Fluge. Seite um Seite konnten wir den Track Atlas umblättern. Ordentlich vor Plan traf der Zug im Londoner Bahnhof Euston ein.

Alles Virgin oder was? Noch ja! Wohl auch noch für paar Jahre mehr, da bei einer Ausschreibung, die an First ging, Formfehler gemacht wurden.

Prompt liefen wir auf dem Weg zur Circle Line in Euston zur Tube runter. Und wieder hoch, nachdem wir im dichten Gewusel darauf hingewiesen wurden, dass die gesuchte Linie paar Blocks weiter an der Station Euston Square abfährt. Dass das so weit draußen ist, hatte ich gar nicht in Erinnerung; wir kannten den Weg bisher nur in der Gegenrichtung. Gut, dass wir genügend Zeit hatten. Obwohl die Underground Eisenbahn sofort kam, verzögerte sich die Fahrt aufgrund einer Signalstörung an der Edgeware Road um ca zehn Minuten. Die engen Gänge von der Circle Station Paddington zum Bahnhof zeigten einmal mehr, dass das Underground System einfach nicht für diese Menschenmassen ausgelegt ist. Und das Hantieren mit unseren Bahnpässen und dem Großgepäck an den Sperren war natürlich auch etwas mühsam, wenn auch unproblematisch. Irgendein dienstbarer Geist zum Öffnen der Sperren war immer in Reichweite.

Heathrow Connect: Paddington 12.03 - Heathrow T1+3 12.35

Auch wenn man das ja nun schon kannte: Es ist unglaublich, wie man in diesem Zug unaufhörlich von der Computerstimme berieselt wird. An jeder Station muss mitgeteilt werden, dass die Bahn kameraüberwacht ist, dass ein Spalt zwischen Zug und Bahnsteig ist, dass man die Tickets bereithalten soll usw.

So hatten wir schon mal anderthalb Stunden von Euston bis hier gebraucht. Nach Check in und Sicherheitskontrolle, bei der ich und mein Rucksack vollkommen verschont blieben, Maren und Kai aber zur Strafe ihre reingeschmuggelten Mineralwasserflaschen in einem Zug austrinken mussten (sah aus der Ferne jedenfalls so aus, als plötzlich beide das Wasser in sich reinschütteten), blieb uns bis zur offiziellen Gateöffnung nur noch ne Dreiviertelstunde. Die nutzten wir für ein Mittagessen im Restaurant Giraffe. Zu brasilianischen Klängen wurde von einem erfrischend gut gelaunten Team ein leckeres und reichhaltiges Essen serviert. Und das zu einem definitiv nicht überteuerten Preis. Dicker Daumen hoch für die Giraffe in Heathrow!

Dann dauerte es doch noch eine geraume Weile, bis endlich das Gate für unseren Flieger ausgewürfelt worden war. Gate 5 wurde es letztendlich, offenbar das Sammelgate für die allerkleinsten Flieger. Da hätten die ja auch früher drauf kommen können.

Germanwings: Heathrow 14.45 - Hamburg 17.20

Der Flug verlief sehr angenehm, obwohl der kleine Flieger bis zum letzten Platz ausgebucht war.

Abschied von der Sonneninsel. Der Flieger da würde einen sicher auch zu interessanten Fotomotiven bringen...

Die Reise hat großen Spaß gemacht. Ja, Bahnfahren ist was schönes! Besonders wenn es so entspannend in leeren Zügen stattfindet wie auf dieser Tour. Die Abwechslung aus Bahnfahrten, Erlebnissen abseits der Schiene und den zwei Tagen "Fototour klassisch" war super, nicht zuletzt dank des herrlichen Wetters. Dank an die Truppe für's lockere Miteinander; es war schön mit Euch auf der Sonneninsel! :-)

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