Zwischen Kreisch und Kokel und paar Dipps dazu

Autor: Jan-Geert Lukner. Alle Rechte am Text und an den Bildern liegen beim Autor.

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Mit Leander zusammen hatte ich diese zwei Wochen im September geplant. Da wir letztes Jahr ganz gut was in Dalmatien hatten machen können, dachten wir heute mal weiter in östliche Richtung. In Rumänien waren wir beide länger nicht gewesen (und zusammen noch gar nicht), so dass es langsam mal wieder Zeit für eine kleine Bestandsaufnahme war.

Sonntag, 10.09.2023

Ohne große Probleme und wieder mal mit reichlich Sicherheitsmarge gelangte ich mit der S-Bahn zum Flughafen. Dort kam ich sogar etwas früher als geplant an, denn so ganz planmäßig lief das alles nicht und wegen Bauarbeiten wendete meine S31 am Hbf auf Gleis 3, so dass ich bahnsteiggleich zum Flughafen umsteigen konnte, wohin dann auch sofort eine Bahn einfuhr. Im Bereich Barmbek war Signalstörung. Da ging es auf Sv0 von Signal zu Signal, was aber schön zügig vonstatten ging. Keine Gedenkminute an den Signalen, sondern Stopp und weiter. Um 10:55 war ich am Flughafen.

Kofferabgabe und Sicherheit liefen einwandfrei, und so fand ich mich viel zu früh in der Fressmeile ein. Da ich zuhause noch Restefrühstück betrieben hatte, hielt sich mein Hunger aber in Grenzen.

EW 7752: Hamburg 13:20+15 - Wien 14.50+12

Der Flug war angenehm, der Platz neben mir blieb leer. Auch dies war nochmal ein Meilenflug, sogar ein "Meilenschnäppchen", das exakt zu unseren Reisedaten passte. So kam ich auch wieder in den Genuss der vorderen Plätze mit mehr Beinfreiheit.

In Wien dauerte es dann doch etwas, bis man raus war. Am Automaten wurde ein Kombiticket aus der Wiener Tageskarte und der Fahrt vom Flughafen in die Stadt für 12€ angeboten. Das hätte ich auch für beides einzeln bezahlt. Erst auf dem Rückweg habe ich kapiert, dass es noch 2€ günstiger gegangen wäre...

Unten am Bahnhof wurde die nächste S-Bahn von Gleis 1 oder 3 angekündigt - je nach dem, auf welchen Monitor man schaute. Dummerweise lagen die Gleise an unterschiedlichen Bahnsteigen. Nachdem ich einmal meinen Koffer von einem Bahnsteig zum anderen und wieder zurück gewuchtet hatte, unten an den Zielanzeigern aber nichts von der S-Bahn angezeigt wurde, war es mir zu doof und ich stieg einfach in einen bereitstehenden Railjet ein. Keine Ahnung, ob mein Kombiticket dort galt. Leander meinte später "ja", und auf der Fahrkarte waren keine Einschränkungen vermerkt.


Der blaue Monitor hatte meine S7 nach Floridsdorf nach Gleis 3 verschoben.


Der grüne Monitor (wohl der von der Flughafengesellschaft?) hatte davon noch nichts mitbekommen. Real ward die S-Bahn dann gar nicht gesehen... Aber so konnte ich den Bregenzer Railjet nehmen - übrigens aus Gleis 2 - das hatten beide Monitore nicht mitbekommen... Ja, korrekte Fahrgastinfo an einem dreigleisigen Bahnhof ist schon anspruchsvoll ;-)

So gelangte ich schön zügig zum Hbf, wo ich den Koffer in ein Schließfach steckte - für nur 2,50! Ich musste zweimal hinschauen! Leander war Richtung Prater gefahren, wohin ich nun mal nachfuhr. Am Praterstern trafen wir uns und drehten eine Runde durch den Vergnügungspark. Es war heftig heiß und drückend. Doch statt uns in einen der herrlich lauschigen Biergärten zu setzen, wollte Leander gern noch auf paar Bilder an die Donaubrücke. Das sei quasi gleich um die Ecke, nur 400m zur U-Bahn, paar Stationen fahren und da wäre man. Klang schaffbar. Ich bin ja auch immer für Fotos zu haben.

Als wir aber an der Station Donaumarina direkt vor der Donaubrücke der U-Bahn (!) ausstiegen, war alles mögliche zu sehen, bloß keine Donaubrücke der Fernbahn. Stück weiter war die Brücke der Stadtautobahn. Die nahm wohl die Sicht. Also am Ufer dorthin gelaufen. Tatsächlich war bald dahinter die Fernbahnbrücke auszumachen. Aber die war ja obergurtig! Leander auf das Problem angesprochen meinte nur, das sei ja auch noch gar nicht die Brücke. Ich troff vor Schweiß, aber das verdammte Ziel war noch nichtmal in Sicht! Wir mussten nun über endlose Treppen hoch auf die Stadtautobahnbrücke, auf dieser einmal komplett die Donau queren, über endlose Rampen wieder runter, eine Donauinsel queren, aber dann hatten wir es. Die Brücke über einen Nebenarm der Donau war tatsächlich fotogen und man stand schön schattig.

Während in dem Donauarm ein Mensch, ein Hund, ein Paar Enten und zwei paar Schwäne schwommen, konnten wir einige Züge auf der Stadlauer Ostbahnbrücke beobachten. Offenbar hat die ÖBB ein massives Graffitiproblem. Außer einem Talent, einem Dosto und einem Regiojet (der aber leider ne graue Lok davor hatte) war alles beschmiert. Leider auch die Wendezuggarnitur aus Bratislava, die ich mit der Diesellok und dem Gemisch aus slowakischen und österreichischen Wagen sehr interessant gefunden hätte.


Ein slowakisch-österreichischer Diesel-Wendezug quert als REX 2525 die Neue Donau.


Ein sauberer Wendezug kam immerhin auch vorbei.

Aber wir hatten es dann auch bald gesehen. Da wir dachten, wir könnten noch Essen gehen, zogen wir bald wieder ab. Die U-Bahnstation Donaustadtbrücke nördlich der Donau lag übrigens in Sichtweite und war in drei Minuten erreicht...


Eine Wiener Linie auf der Donaubrücke.

Zurück in die Stadt stiegen wir vorn ein. Unsere U-Bahn fuhr allerdings nicht los, sondern der Fahrer richtete im herrlichsten, "launischen" Wienerisch das Wort an die Fahrgäste und schwadronierte über die Mitnahme von Hunden. Er fand überhaupt kein Ende und redete immer weiter, ja, wo wollen wir die Grenzen setzen, da tolerieren wir den unangeleinten Hund, da tolerieren wir auch vom Hund gebissen zu werden. Usw usw. Bald stand ein Paar auf und stieg wieder aus. Sie hatte eine Bauchtasche umgebunden, aus der das kleine Köpfchen eines winzigen Hundes schaute. Was lernen wir daraus? In den Wiener Linien mit Raubtieren besser weiter hinten einsteigen.

Am Praterstern stiegen wir in die S-Bahn um und rollten zum Hbf zurück. Leider mussten wir feststellen, dass wir gar keine Zeit mehr für ein gemütliches Abendessen hatten. Aber unser Nachtzug würde ja einen Speisewagen haben. Da man bei Speisewagen nie ganz sicher sein konnte, ob man am Ende wirklich was bekommt, wollten wir aber auch einen Plan B aus dem Supermarkt haben. Das war nun aber ganz schwierig! Die zwei großen Supermärkte im Bahnhof hatten offenbar sonntags komplett zu und der kleine Supermarkt war Hölle voll. Und zu allem Überfluss war mitten durch den Supermarkt eine Demarkationslinie gezogen worden, so richtig mit Zaun. Offenbar hatte man aus einem Laden zwei gemacht, damit die sonntags erlaubte Verkaufsfläche nicht überschritten wird. Völlig bekloppt, man muss also zweimal anstehen. Aber wir hatten dafür nun noch Zeit genug und konnten sogar ein Viertelstündchen auf einem Bahnsteig relaxen, bevor wir uns um die Getränke und das Cruncheis kümmerten.

D 347: Wien Hbf 19:42 MESZ - Cluj-Napoca 8:19 OESZ

Der rumänische Zugteil war tatsächlich vorhanden (wendet wohl auch gern mal in Budapest) und wir konnten ein herrlich geräumiges Abteil mit Dusche und WC beziehen. Das war schick! Zunächst einmal präparierten wir das Eis und die Bierdosen im Waschbecken und liefen dann vor in den Speisewagen. Leider blieben wir dort die ganze Zeit die einzigen Kunden. Wir ließen es uns aber dennoch gut schmecken. Besonders gut war ein Nachtisch, bestehend aus einem Mix aus Spanish Cream und Brownies.


Sehr geräumiges "Deluxe"-Schlafwagenabteil im rumänischen Schlafwagen.


Blick in die "eigene" Nasszelle. Die Bierdosen befinden sich natürlich unter dem Eis...

Als wir bezahlen wollten, kam gerade der Schaffner durch und fing an, den Kellner vollzutexten. Das war wirklich krass, wie ihm jegliche Empathie dafür fehlte, den Kellner seine Arbeit machen zu lassen. Aber irgendwann hatten wir es dann und liefen zum Abteil zurück. Dort empfing uns direkt der Schlafwagenschaffner, der uns gleich mal einen Vortrag hielt, dass Leander dort seine Kamera nicht offen auf dem Bett hätte liegen lassen sollen. Wir hatten das Abteil mit Vierkant abgeschlossen, wobei er sich dabei wohl auch etwas übergangen fühlte. Dann endlich konnten wir uns im Abteil dem eiskalten Bier aus dem Waschbecken widmen. Der gekaufte Reserve-Esskram würde auch morgen noch nutzbar sein. Nach der ganzen Schwitzerei in Wien stieg ich auch noch unter die Dusche. Sie wurde zwar nicht warm (bei Leander morgens aber schon), doch war es schön, den Schweiß verabschieden zu können.

Montag, 11.09.2023

Bis auf die Grenzaufenthalte war die Fahrt angenehm. Auf ungarischer Seite wurden die Ausweise an der Abteiltür gescannt, auf rumänischer Seite wurden alle Pässe eingesammelt und nach einiger Zeit wieder ausgegeben. Das Ausgehen der Klimaanlage wegen des Lokwechsels hatte ich gar nicht mitbekommen.

Wunderschön war am Ende die Fahrt auf der Kreischtalbahn, wo man ja mittlerweile auch einiges kennt und wo ich ab Ciucea viel rausgeschaut habe. Leider hatte unser Zug, der uns hier ja auch mal morgens fotografisch interessieren würde, an den ganzen freien Abschnitten extrem spitzes Licht, aber paar Sachen mochten gehen.

Tja, da waren wir also völlig unerwartet pünktlich in Cluj-Napoca angekommen. Cluj liegt im Nordwesten von Transsilvanien. Hinter diesem mit leichtem Grusel verbundenen Namen verbirgt sich nichts anderes als Siebenbürgen, das heute praktisch die Mitte Rumäniens ausmacht. Das Auto war erst zu 10 Uhr bestellt, so dass wir noch etwas Zeit bei einem Kaffee in der Bahnhofsbäckerei zubringen konnten. Dann bestellte Leander uns nen Uber, der uns zur Autovermietung in der Nähe des Flughafens brachte. Wir hatten diesmal über Check24 und Discovercars bei Klasswagen gebucht. Beim Fertigmachen des Vertrages zeigte sich der Angestellte auch wenig amused über diese Konstellation. Wir hätten doch bitte auf deren Website buchen können. Und wegen Rückgabe meinte er, dass wir den Wagen besser sauber zurückgeben sollen, denn nur dann könne die Schadensbeurteilung sofort in unserer Anwesenheit erfolgen. Na, mal sehen. Der Wagen war mit seinen 17000km noch erschreckend heil, paar kleine Kratzer an der Seite und ein Dätsch in der Windschutzscheibe, den er nicht auf der Rechnung gehabt hatte, waren aber vorhanden.

Die Wettersituation war wie immer, wenn ich auf Reisen gehe. Es hatte eine längere Schönwetterphase gegeben, die nun aber langsam zuende gehen sollte. Je nach Vorhersagemodell mochten wir aber noch 1,5 bis 2,5 schöne Tage haben, bevor es unbeständiger wird. Dieser Umstand zwang uns natürlich, jetzt nicht noch groß Kilometer zu reißen, sondern möglichst nah an Cluj einzusteigen. Die Strecke durch das Apusenigebirge und das Kreischtal nach Oradea hätte jetzt nicht ganz oben auf unserer Prio-Liste gestanden, weil wir beide dort schon mehrfach waren, aber andererseits ist die Strecke einfach eine tolle Diesel-Hauptbahn durch schöne Landschaft, und wer weiß, vielleicht geht das mit der Modernisierung und dem Lückenschluss der Elektrifizierung zwischen Cluj und der ungarischen Grenze bei Oradea dann doch plötzlich ganz schnell. Fahrzeugtechnisch konnte man wegen Übergang von vielen Nahverkehrsleistungen von CFR auf IRC mit mehr 628 und weniger Desiros rechnen, was uns auch sehr recht war. Daher waren wir uns einig: Auf der Piste geht noch was! Nachtrag: Dass die Strecke dann tatsächlich Ende 2023 für den Umbau geschlossen würde, hatten wir damals noch nicht realisiert. Jetzt fahren dort offenbar nur noch auf Teilabschnitten und abhängig vom Baugeschehen Triebwagen, größtenteils aber gar nichts mehr.

So saßen wir dann bald auf der Landstraße in Richtung Westen. Nach paar Erkundungen in den Außenbezirken von Cluj setzten wir uns ein wenig (zu) fest an der Halta Rădaia. Nach einem 628 von hinten und Desiro von vorn fuhren wir weiter. Hinter der Autobahn kam uns aber völlig überraschend ein mit 60 bespannter Leerreisezug entgegen, den wir aus dem Nachtzug in Huedin hatten stehen sehen. Dem sind wir nochmal zur Halta Rădaia voraus gefahren. Im Bf Mera schien der Zug allerdings anzuhalten. Egal, in Rădaia angekommen bimmelte der BÜ bereits. Und ging nach einer Zeit wieder aus. Nun tat sich länger gar nichts, bis wir nochmal ums Eck nach Mera fuhren. Dort stand der Zug noch und die Lok ließ gerade den Motor wieder an. Schnell zurück nach Rădaia, und dank der Fahrt im Gegengleis (wie vorhin schon beim Desiro) sah das sogar nach bischen was aus.


Einer der von IRC neu in Verkehrsrot lackierten 628 verlässt den Hp Rădaia in Richtung Huedin. Der Oberleitungsmast ist kein Vorzeichen des Streckenausbaus, sondern stammt aus älterer Zeit, als die Fahrleitung von Cluj-Napoca aus noch paar Bahnhöfe westwärts ging.


Über eine Stunde später kommt ein von einer 60 gezogener Zug auf dem linken Gleis durch Rădaia gefahren.

Nun zog es uns aber weiter in die Berge. Den IR nach Iași würden wir westlich des Passes gar nicht mehr bekommen. Statt dessen gab es einen 628 von Huedin im Bf Aghireș und südlich Gârbău. Der Schnellzug folgte unmittelbar. Für ihn bestiegen wir unterschiedliche Hänge, wobei mir der sofort kommende Zug keine große Wahlmöglichkeit mehr gab.


Der 628 701 kehrt bereits wieder von Huedin zurück und verlässt hier den Bahnhof Aghireș.


Ein weiteres Mal treffen wir die Fahrt als R 10560 südlich von Gârbău.


Dicht hinter dem 628 erscheint der verspätete Schnellzug IR 1831 in der Kurve zwischen Gârbău und Nădășel.


Und nochmal mit weniger Brennweite. Heute hatte der Zug sogar fünf Wagen - sonst nur drei.

So, nun aber über den Pass rüber ins Kreischtal! Die Straßen durch die offene Hügellandschaft mit ihren weiten Wiesen sind schon wunderschön! Wir beschlossen, erstmal Hunger zu haben und kehrten in ein Restaurant unweit des Bf Brăișoru ein. Das Gulasch mit Fleisch, Schinken und Würstchen nach Moldauer Art mit Spiegelei und Mămăligă war richtig klasse.


Tochitură moldovenească im Restaurant Magnifiq. So konnten Kräfte geweckt werden!

Gesättigt ging es zur Straßenbrücke westlich Huedin zurück, wo es der nächste 628 sein sollte. Den Desiro davor hatten wir sausen lassen, er kam dann in Form einer 65 mit einem Wagen entgegen. Schade, hätte man wissen sollen. Aber der im Bestlack stehende 628 kam dann richtig klasse. Den konnten wir bis Negreni sogar nochmal einholen.


Zwischen Huedin und Brăișoru quert die DN1 die Bahnstrecke über eine Brücke. Durch die schöne offene Hügellandschaft kommt R 10655 angerollt.


In Negreni gibt es ein zweites Bild von dem blitzeblanken 628 663 als R 10655.

Nun standen paar lokbespannte Züge an. Schade, den IR nach Brașov bekamen wir nicht mehr. Aber für die beiden Westfahrer suchten wir nach Motiven. Den IR nahmen wir letztendlich nochmal in der Ausfahrt Ciucea. Hat man zwar, aber die Formsignalgruppe ist einfach zu schön! Dank der meckernden Weichenwärterin standen wir etwas weiter hinten, was auch gar nicht so schlecht aussah.


Die bekannte Formsignalgruppe von Ciucea mit dem ausfahrenden IR 366 nach Budapest, der genau ins Bild passt.

Für den Schnellzug von Iași hatten wir uns eine hübsche Stelle westlich des Bf Piatra Craiului ausgesucht, die wir nun aufsuchten. Der Zug kam sogar mit 60er, wenn auch mit einer ziemlich schäbigen (die von heute Vormittag). Den Gegenzug aus Mettmann nahmen wir dann auch noch mit.


IR 1833 passiert ein Bahnwärterhaus unmittelbar vor dem Bahnhof Piatra Craiului.


Etwas seitlicher gibt es den RE 10036. Es ist ein 643 von der Regiobahn Karst, der früher zwischen Karst und Mettmann pendelte.

Ein solcher sollte auch noch westwärts kommen. Für den ging es nochmal nach Negreni, wo wir uns ne Weile in die Ecke setzen konnten. TFC setzt hier anscheinend nur noch Mettmann-Triebwagen ein. Die Einsätze von 614 und Wadlopern könnten damit der Vergangenheit angehören. Zum Abschluss gab es am östlichen Ortsrand von Negreni noch einen CFR-Zug, der sich natürlich als Desiro entpuppte. Immerhin ein sauberer!


TFC RE 10039 rollt bei Negreni auf den Hp Lacu Crișolui zu.


Ach ja, Desiros fahren hier natürlich auch noch. R 3075 kommt aus finstrem Grunde angerollt und erreicht gleich Negreni.

Nun hatten wir fertig. Ein offensichtlich lokbespannter CFR-Zug von Oradea, der sich für eine Streifung angeboten hätte, hatte "zum Glück" schon wieder +20. Da wir bis 20 Uhr in der Pension sein mussten und auch noch Essen gehen wollten, war die Verspätung eine gute Entscheidungshilfe. Gebucht hatten wir die Pension Armonia in Nădășel, weil wir morgen in Gârbău mit dem Nachtzug starten wollten. Das war noch eine Stunde Fahrt durch die kahlen Hügel, die im Abendlicht golden dalagen. Das Restaurant der hoch am Hang über dem Ort liegenden Pension war leider geschlossen. So mussten wir noch nach Mera fahren, wo es für mich eine Suppe, nen kleinen Salat und dieses herrliche Weißbrot gab. Die Show war aber Leanders Bohnensuppe im Brot...


Ein Brotlaib voll mit Bohnensuppe.

Bisschen blöd ist das mit dem Trinkgeld. Da auch in Rumänien nur der Rechnungsbetrag von der Karte abgebucht werden darf, müsste man schon bischen Bargeld haben, um was auf dem Tisch liegen lassen zu können. Da müssen wir in den nächsten Tagen doch mal bischen was ziehen. - Weil in Rumänien 0 Promille im Straßenverkehr gelten (OMG, die fahren alle nüchtern so, wie sie fahren???), verzichtete ich aufs Bier. Der Biergenuss konnte anschließend aber auf dem Zimmer nachgeholt werden. Danach fiel ich nur noch ins Bett.

Dienstag, 12.09.2023

Tief und fest geschlafen. Bis zum Wecker. Der Himmel sah relativ blau aus, also los. Der Dacia war im Fahrplan nicht mit Ist-Daten enthalten. War er etwa noch gar nicht über die Grenze gekommen? Wir fuhren trotzdem mal los. In Gârbău war es zumindest im Hp-Bereich doch schattiger als erwartet. Aber es sollte gehen. Irgendwann ging hinten die Schranke runter, aber das Signal der Gegenrichtung auf Fahrt. Doch dann flog es wieder auf Halt, Schranken gingen hoch, Auto rüber, Schranken zu, Signal wieder auf Fahrt. Von hinten war der Jimmy des Wiener ECs auch schon deutlich zu hören.

Danach gingen die Schranken wieder auf und es tat sich erstmal gar nichts. Kam der Nachtzug tatsächlich nicht? Es wurde nun knapp mit unserem nächsten Programmpunkt in Ciucea. Fast philosophierten wir schon über Aufgabe, da gingen die Schranken wieder runter. Und es war offenbar nicht für den nordfahrenden Regio, der nun auch bald anstand. Ich bibberte schon, dass der Regio gleich am Bahnsteig steht und mir den Nachtzug verbirgt (wäre interessant gewesen, wenn die Reisenden gerade das Gleis des Nachtzuges queren, "Bahnsteigkreuzung" kennt man hier so nicht). Aber der Regio hatte +8, die Schatten waren mittlerweile, auch Dank der leichten Verspätung, gut zurückgebildet, der D 12342 ging topp!


Der D 12342 "Dacia" ist auf dem Dieselabschnitt ganz schön lang. Nachdem der rumänische Wagenpark farblich eine nie dagewesene Uniformität bekommen hat, freute man sich über die beiden ungarischen Wagen vorn im Zug.

Wir versuchten nun doch mal, das nächste Musthave zu bekommen, die Ausfahrt in Ciucea. Die hatte ich bislang nur mit Schmierdesiro. Wir kamen auf der DN1 / E60 ganz gut voran. Das schöne in diesem Land ist ja, dass hier der LKW nicht zwingend Verkehrshindernis ist. Und die Steigungen auf den Pass hoch waren doppelspurig angelegt. So schafften wir es ohne Stress, zwei Minuten vor dem 628 in Ciucea zu sein. Der Standpunkt war schnell gefunden, niemand hatte was zu meckern, das passte! Und es kam sogar wieder so ein topp lackierter 628. Die anschließende Desiro-Kreuzung nahmen wir dann auch noch mit.


Es ist netterweise wieder der besonders frisch lackierte 628 663, der uns in der Ausfahrt Ciucea begegnet.


Etwas später schickt die CFR einen Desiro als R 3042 hinterher.

Danach kam das, worauf wir uns nun zunehmend freuten. Das Frühstück! Es gab Omelette und Tomatensalat im Route 60, einer Raststätte, die ich von früher noch angenehm in Erinnerung hatte. Danach hatten wir den großen Wunsch, mal weiter in das engere Tal, also westwärts, vorzudringen. Aber das soll ja alles nicht zu einfach sein. In Bucea standen wir vor dem Halt gebietenden BÜ! Und da kam ein Güterzug. Wir ließen das Auto vorm Blinklicht stehen und liefen rüber, was hierzulande durchaus üblich ist (also das Rüberlaufen). Der Zug war natürlich noch weit weg und endlos laaaangsam.


Eine 60 von TFG erreicht mit einem Langschienenzug den Ort Bucea und den Bahnhof Piatra Craiului.

Wir fuhren natürlich hinterher, auch wenn wir dann den Schnellzug nach Iași wieder nicht im engeren Tal machen konnten. So gingen noch nette Bilder in der Einfahrt Ciucea sowie vor und hinter Poieni. Den Schnellzug konnten wir dann ganz hübsch in der Einfahrt von Brăișoru mitnehmen.


Der Langschienenzug fährt in den Bahnhof Ciucea ein, den er ohne Halt durchfahren wird.


Und nochmal in der Ausfahrt von Poieni.


IRC schickte noch RE 10504 hinterher.


IR 1831 in der Einfahrt von Brăișoru.

Sehr schön! Aber nun durfte es mal einen Sprung westwärts gehen. Das schafften wir dann auch ohne weitere ablenkende Güterzüge. In Poieni stand wie heute Morgen schon ein Güterzug mit Rangierlok in der Steinverladung südlich des Ortes. Die dazugehörige Zuglok und getrennt davon ein weiterer Zugteil standen im Bahnhof. Da kümmerten wir uns jetzt aber nicht weiter drum. So gelangten wir nach Bratca, wo wir direkt mal einen 628 im Bahnhof aufnahmen.


Nun sind wir im Einzugsbereich von Oradea. R 10680 erreicht von Oradea kommend Bratca und wird bald wieder dorthin zurückkehren.

Danach begann etwas Kundschafterei und Sucherei auf verschiedenen Waldwegen südlich des Ortes, doch eine Lichtung mit gutem Blick ins Tal fanden wir nicht. Aber von der Straße aus konnte man mit ordentlich Tele über den Ort rüber fotografieren, was wir beim nächsten Mettmann auch taten.


TFC RE 10034 etwas östlich von Bratca.

Nun standen noch ein 628 westwärts und der IR ostwärts an. Für den 628 fanden wir eine hübsche Stelle westlich von Stâna de Vale. Doch der Zug kam nicht. Als mal kurz Internet-Empfang war, sahen wir die Meldung +26. Da fuhren wir lieber mal rum zum Hp Stâna de Vale für den IR. Doch dort schaltete sich der BÜ so früh ein, dass es nicht der IR sein konnte. Also schnell zurück zur Stelle für den 628, der dann aber leider beschmiert war. An der Halta Stâna de Vale gab es dann den IR.


IR 367 aus Budapest rollt durch den Hp Stâna de Vale.

Da nun noch wieder Westfahrer anstehen sollten und an der 628-Stelle von eben der Lichtstand noch passen musste, kehrten wir dorthin zurück und harrten der Dinge, die da kommen mochten. Es stand ein CFR-Bummelzug an, der gestern lokbespannt gewesen war, und das System zeigte auch etwas an, das eher nicht nach Desiro aussah. Ein kompletter 1.Kl-Wagen und ein kompletter 2.Kl-Wagen. Doch der Zug kam nicht. Als mal kurz Internet-Empfang war, sahen wir die Meldung +33. Als wir uns rechtzeitig zu +33 wieder hinstellten, kam erstmal ein 628 von hinten angefahren.


R 10656 an einem Maisfeld zwischen Bratca und Stâna de Vale.

Ok, so hatte man die Stelle wenigstens schon mal mit nem sauberen. Der würde dann ja wohl in Bulz mit unserem Regio kreuzen. Also 5 Min in den Schatten stellen und dann wieder an den Standpunkt. Doch der Zug kam nicht. Als mal wieder kurz Internet-Empfang war, wurden noch immer +33 angezeigt. Die waren aber längst vorbei. Irgendwann kam nun ein Doppel-Desiro von hinten. Wieder in den Schatten stellen und warten auf X in Bulz. Zum Glück hielt das Seitenlicht. Nach über zehn Minuten tat sich dann endlich was. Die zwei im Sitzplan gesehenen Wagen kamen übereinander. Aber Hauptsache, es war was Lokbespanntes, und nen Dosto hab ich hier glaub ich auch noch nicht.


Die CFR schickt RE 3009 vorbei, der es irgendwie geschafft hat, seine Verspätung auf +72 zu maximieren.

Der Zug hatte nun +72 gehabt und damit unseren weiteren Plan ziemlich durcheinander geworfen. Denn der IR hatte natürlich kaum Verspätung und sollte eine Viertelstunde später folgen. Und für den hatten wir nun genau gar nichts Erreichbares inpetto. Fast hätte ich gesagt, dass man den hier auch abwarten sollte. Aber das Licht wurde spitzer und wir beschlossen, die Straße einmal auf und ab zu fahren. Dabei kamen wir erkenntnistechnisch aber nicht über ein "geht so" hinaus. Leander blieb am Ortsrand von Bratca, aber da war mir die Straße zu sehr im Vordergrund. Ich beschloss, doch zu unserem Maisfeld zurück zu fahren, auch wenn das reichlich knapp werden würde. Und es wurde reichlich knapp. Ich bekam nach Vollbremsung nur noch ein Bild mit Straße im Vordergrund hin. Na, das hatte sich ja gelohnt!


Immerhin ist die Straße leer, als IR 366 des Weges kommt.

Leander hatte neben seinem Foto vor allem die Erkenntnis gewonnen, dass auf dem Felsen, zu dessen Füßen er stand, ein kleiner Ausguck war, ein natürlicher Felsbalkon auf dem sonst zugewucherten Hang. Und einen Weg in die Nähe hatte er auch gefunden. Wir fuhren mal bis zum Abzweig des Weges und liefen diesen hoch. Man hätte auch bis zu paar Hütten da oben fahren können.

Interessant wurde es aber ab dort. Erkundend schlugen wir uns durch das Unterholz. Und paar Kratzer später hatten wir den Felsbalkon tatsächlich entdeckt. Das Loch in der Vegetation reichte aber wirklich gerade für den Bildausschnitt. But so what? Das reichte! Und der Ausblick war schon nicht schlecht. So hatten wir wenigstens ein schönes Motiv für den IR aus Iași. Es hatte sich alles etwas gestaut. So kamen vorher im Blockabstand noch ein 628 und ein Desirodoppel, leider beide beschmiert. Beim Desiro ließ sich das weit in der Kurve drin allerdings noch kaschieren, da das Schmierakel vorn war. Die Sonne fing an, wegen einiger Schleier herumzuschwächeln, doch dann gab sie nochmal alles. Der IR kam sehr schön, wobei der Zug gern fünf Wagen mehr hätte haben dürfen ;-)


Ausblick vom Felsbalkon bei Bratca auf R 3645...


...und IR 1833 am Ufer der Crișul Repede (Schnelle Kreisch).

Westlich von Bratca führt die Bahn auf zwei Abschnitten nur allein mit dem Fluss durch das Tal. Wir schauten mal herum auf die andere Seite dieser Abschnitte und beschlossen, die dort noch anstehenden zwei Fahrten aufzunehmen. Am Schluchtausgang bei Șuncuiuș wartete ich auf den 628. Hier kamen nun mehrere Dinge zusammen. Erstens überzeugte mich das Motiv dann doch nicht so und der 628 war beschmiert. Passte! Für den nachfolgenden Mettmann fuhren wir rum nach Vadu Crișului bzw Birtin. Das Motiv mit den Bergen im Hintergrund kam nett, das Licht schwächelte aber etwas.


Das Bild mit dem 628 am östlichen Ortsrand von Șuncuiuș fand ich dank des schönen Abendlichtes dann doch gar nicht so schlecht.


Für RE 10039 schwächelte das Licht nun doch ganz schön; hier der Blick aus Richtung Bahnhof Vadu Crișului zum namensgebenden Ort.

Wir hatten erst vor einer halben Stunde angefangen nach einer Unterkunft zu suchen. Das war jetzt nicht so einfach. Wegen der 0%-Grenze hatte ich gern eine Unterkunft mit eingebautem Restaurant haben wollen. Erst waren wir gedanklich schon bei weit entfernten Unterkünften, doch dann fand Leander noch was mit Restaurant in Șuncuiuș direkt am Bahnhof. Es hätte da oben am Hang überm Ort auch noch eine nett aussehende Herberge gegeben, aber die riefen Preise auf, die man eher nach Norwegen verortet hätte (100€/Zimmer/Nacht). So gab es also die sehr bodenständige Bude am Bahnhof für die Hälfte. Die Zimmer waren neu und sauber, aber lütt und einfachst eingerichtet. Einzige verfügbare Sprache war rumänisch, aber wir kamen klar. Und man war bereit, für uns das Abendessen zuzubereiten. Es gab Mititei an Pommes und mit Salat. Das war auch alles topp. Und erst zum Schluss bei der Bezahlung stellte sich heraus, dass doch jemand im Haushalt gut englisch sprach: Die ca zwölfjährige Tochter!


Zweckmäßig und mit schönem Außenbereich: Das La Maria direkt am Bahnhof Șuncuiuș.

Und nebenbei konnten wir zwei Zugkreuzungen im Bahnhof beobachten, bei denen jeweils ein 628 eeewig lange auf den Gegenzug warten musste. Die Kreuzungen liefen so, dass der durchfahrende Zug laut trötend zwischen wartendem Zug und EG durchbretterte. Na ja, was man in Rumänien so "brettern" nennt. Später am Abend kamen sogar noch einige Güterzüge durch.

Mittwoch, 12.09.2023

Die Nacht über hatte ein ferner Hund ständig gebellt und es kam immer mal der eine oder andere Zug durch. Ansonsten aber passabel geschlafen. Morgens hatten wir es nicht ganz so eilig, denn das erste Motiv lag in fußläufiger Entfernung und war auch erst um 8:20 fällig. Am Ausgang der Schlucht hatte man nämlich paar nette Felsen im Hintergrund. Das Licht stand leider schon recht spitz. Und es ging schon wieder los mit den Verspätungen. Da war schon wieder eine gute Viertelstunde im System. Zu allem Überfluss kam der 628 auch noch als Doppler. Immerhin war der (halbwegs) saubere vorn. Den nachfolgenden Desiro und einen 628 im Streiflicht gab es dann auch noch.


R 10650 hat nun den ersten engen Schluchtteil des Tals hinter sich und erreicht den Bahnhof Șuncuiuș.


In die andere Richtung gedreht ergibt sich dieser Ausblick. RE 10505 fährt aus. Zu Füßen des Schornsteins ist unsere Unterkunft, das La Maria, zu sehen.

Irgendwie waren wir der Meinung, dass wir hier im Tal erstmal "durch" wären. In Oradea reizten mich mal paar Stadtmotive. Großstadtbahnhöfe ohne Fahrleitung sind schließlich auch was besonderes. Auf der DN1 kamen wir erstaunlich gut vorwärts und parkten im Wohngebiet oberhalb des Bahnhofs. Es sollte nun der IR nach Iași von der Fußgängerbrücke südlich des Bahnhofs sein. Das sah dann auch alles sehr gut aus, auch das vom IR verwendete Bahnsteiggleis war ein günstiges. Doch dann geschah wieder das Unglaubliche. Von hinten schlich sich ein Güterzug in den Bahnhof. Und der war langsam. Und lang. Den geplanten Motivausschnitt mit allen Bahnsteigen glaubte ich knicken zu können. Wenn man voll reintelte, hatte man den Güterzug gerade eben aus dem Bildausschnitt. Wobei es vielleicht auch knapp gepasst hätte. Einmal habe ich noch aufgezogen. Da war die Lok zwar schon am Signal vorbei, aber man hat dann doch nochmal den gesamten Überblick.


Der Bahnhof Oradea ist noch kein Stück modernisiert. Besonders markant ist der Hausbahnsteig, über das ein Gleis rüberführt. IR 1831 fährt aus...


...und begegnet dabei einem langsam einfahrenden Güterzug.

In der Hoffnung auf irgendwas nicht im Fahrplan Stehendes blieben wir nochmal für ein Stündchen auf der Brücke. Es könnte ja auch mal ein Güterzug in die richtige Richtung kommen. Aber das einzige, was passierte, waren Bewegungen am Nordkopf, wo jetzt das Licht noch schlechter gewesen wäre. Bis auf einen 628 war das aber auch alles nur Baugeraffel. Erst als das Licht schon ziemlich spitz kam, flammte nochmal ein ordentliches Rangiergeschäft auf. Ein Zug von Halmeu, der nach Kopfmachen nach Ungarn rüber fahren sollte, kam mit drei Wagen. Der Kutter machte Lokumlauf und ein anderer Kutter stellte am Südende noch einen Wagen zu. Da man sehr spitz stand, war der spitze Lichtstand nicht so schlimm.


Dem in Gleis 2 stehenden Zug muss noch ein Wagen zugestellt werden. Rangieraufwand, wie man ihn aus Deutschland seit Jahrzehnten nicht mehr kennt.


Der ausfahrende IRC R 10680 nach Bratca begegnet dem rangierenden Kutter und dem abgestellten Mettmann, einem 643, der ehemals der Regiobahn gehörte.

Danach hatten wir etwas Zeit zum Essengehen. Erst fanden wir auf Maps nur etwas ernüchternde Pizzerien, doch dann entdeckten wir auf der Karte bei etwas stärkerem Ranzoomen am Rand einer Parkanlage ein Marty Restaurant, wo man schön auf der Terrasse sitzen konnte. Ganz entspannt war ich zwar nicht, denn unsere Zeit fürs Essen war endlich. Aber am Ende konnten wir genau nach Plan zum Auto zurück gehen. Das Essen, Pizza (L) und ein Gemüsebowl mit Steak (J), hätte aber auch nicht länger auf sich warten lassen dürfen.

Erstmals wurden wir gefragt, ob wir das Trinkgeld auf die Kartenabbuchung aufschlagen oder bar hinterlassen wollen. Bisher stand immer fest Kartenabbuchung=Rechnungsbetrag. Ein Trinkgeld wurde nie erwartet. Aber ist ja ok, lt Reiseführer werden in Rumänien schon so 10% erwartet. Jedenfalls dort, wo die Reiseführerleser essen gehen. Wir schafften es so jedenfalls ohne Verkehrsstockungen zu unserer nächsten Fotobrücke am Ostbahnhof, wo der IR sogar auf dem fotogeneren linken Gleis kam.


Schöne Vorstadtatmosphäre kann man von der Fußgängerbrücke bei Oradea Est genießen. Und IR 367 kommt netterweise auf dem linken Gleis.

Wir blieben noch etwas. Vielleicht würde jetzt mal ein Güterzug aus der richtigen Richtung kommen? Zumindest der nächste 628 durfte noch sein. Auf der Fußgängerbrücke saß man herrlich ungestört, da wirklich alle die Bahngleise "wild" ebenerdig queren. Über die Brücke ist die ganze Zeit wirklich niemand gekommen. Zwar saß man dort in der prallen Sonne, aber heute wehte ein angenehmer Wind. Mehr als ein vollgesiffter 628 und ein sauberer Desiro kamen aber leider nicht mehr.


Nun ist die CFR mal wieder dran mit Nahverkehr: R 3644 rollt auf Oradea Est zu.

Dann zog es uns weiter. Noch hielt das Wetter prächtig, auch wenn das ziemlich sicher der vorerst (?) letzte schöne Tag ist. Ein kleiner Dipp aus der Stadt raus ging jedenfalls noch. Wir wählten die Piste durch die westliche Ebene nach Norden. Mit paar Abstechern zur Erkundung gelangten wir nach Săcuieni. Dort konnten wir einen südwärts fahrenden 628 schön im Gleisdreieck südlich des Bahnhofs umsetzen.


R 10608 hat soeben den Bahnhof Săcuieni verlassen und passiert das Gleisdreieck, an dem die wildromantische Nebenbahn nach Sărmășag abgeht. Die kenne ich noch mit Caravellen, ist nun aber wieder in der Hand der CFR, die dort aber nur noch zwei Zugpaare mit Desiros anbietet.

Für den dann folgenden lokbespannten Nordfahrer hatten wir eigentlich auf eine Aufnahme im Bahnhof gehofft, aber da hatte sich ein Wagen der Grenzpolizei im Schatten häuslich eingerichtet. Da uns die Lust auf Diskussionen fehlte, suchten wir nördlich des Ortes etwas. Ein Güterzug, der eben noch im Bahnhof gestanden hatte und nun ausfuhr, erwischten wir leider nur noch als Notschuss, der Bummelzug passte dann aber topp in meinen Bildausschnitt. Da war ich mir gar nicht sicher gewesen...


Für den aus dem Bahnhof Săcuieni Bihor ausfahrenden Güterzug ging nur noch ein Jump&Click.


Etwas mehr Vorbereitungszeit gab es für R 4337.

Nun standen noch drei Zugfahrten südwärts an. Eine kam von der Nebenbahn aus Richtung Sărmășag und war ein Desiro. Die zwei anderen würden hoffentlich lokbespannt sein. Der Nachtzug natürlich sicher, der Bummelzug davor war sonst allerdings immer eine 614-Leistung. Es war gar nicht so einfach, lichttechnisch passende Stellen zu finden, die man auch hintereinanderweg schaffen würde. Leander hatte über Streetview einen schönen BÜ am Rand von Mihai Bravu südlich des Hp Roșiori Bihor gefunden, der uns so gut gefiel, dass wir dort einfach für alle Züge blieben. Man konnte hier auch schön variieren. Aber das hatten wir uns ja mal wieder alles zu einfach vorgestellt.


Der schönste Zug kommt aus dem Licht: R 4341 nach Debrecen bei Mihai Bravu.

Der Desiro war beschmiert. Blieben noch zwei Züge. Der vermutete 614 lief mit +16 auf uns zu. Irgendwann waren es +18. Doch auch mit diesem Wert kam und kam er nicht um die Kurve. Es verging eine ganze Weile, da pfiff es. Aber hinter uns. Da haben die erstmal den 628 hochgeschickt. Ist das blöde! Der sollte in Diosig, dem nächsten Bahnhof nördlich, bereits mit dem Nachtzug kreuzen. Wollen die den Bummelzug etwa vom Nachtzug überholen lassen? Dagegen sprach, dass der Nachtzug auch schon mit +6 lief.

Nebenbei mussten wir uns die Karten für die nächsten Tage legen. Das Wetter sollte wie gesagt erstmal schlechter werden. So beschlossen wir, heute Abend eine Unterkunft im Raum Oradea zu nehmen und uns dann morgen in eine neue Zielgegend zu bewegen. Wir buchten ein Hotel etwas außerhalb von Băile Felix.

Am Himmel zogen Schleier durch und machten es spannend. Und ein Bauer fackelte auf seinem nahen Acker irgendwas ab. Zum Glück zog der Rauch erst weiter hinten ins Motiv. Der 628 war nun schon lange in Diosig. Doch nichts kam. Das Licht wurde auch ohne Schleier immer schwächer. Ein Auto der Grenzpolizei kam auch noch vorüber, doch man störte sich offenbar nicht an uns. Die Minuten verstrichen. Wir hockten nun schon zwei Stunden hier. Ein zu fotografierender Zug hockte nun schon eine Stunde im nächsten Bahnhof. Und in ihm hockten ja sicher auch eine Menge Reisende. Aber nichts kam. Dann eeeendlich glitt hinten eine längere Wagenschlange durch die Felder. Der Nachtzug kam!


Vor wenigen Jahren noch Garant für eine bunte Zugbildung, heute äußerliche Monotonie: IRN 12742 von Satu Mare nach Bukarest bei Mihai Bravu, zwischen den Bahnhöfen Diosig und Biharia.

Im Nachhinein ärgere ich mich etwas, dass ich den Nachtzug nicht in der spitzen Perspektive mit der schönen Wegflucht gemacht habe, denn den seitlichen Blick hatte ich ja zumindest mit dem 628-Nachschuss. Aber nein, der spitze Blick war für den Bummelzug reserviert. Und der stand noch immer in Diosig. Leider sank nun die Sonne in den Schmodder, der im Westen aufgezogen war. Das Licht verabschiedete sich fast vollständig. Aus Diosig gab es noch immer keine Abfahrmeldung. Es war nun 19:10 und wir hatten noch eine Stunde zu fahren. Also los. Später sahen wir, dass der Nahverkehr um 19:08 mit +85 abgefahren war. Von +18 auf +85. Wir weigerten uns zu glauben, dass das allein wegen Zugfolge war. Vielleicht lag auch eine Fahrzeugstörung oä vor...

Zügig ging es durch Oradea, das jetzt auch Autobahnanschluss hat. Allerdings nur nach Ungarn. Bis die rumänische Autobahn hierher vorgedrungen ist, wird wohl noch viel Wasser die Schnelle Kreisch runterfließen müssen. Die Autobahnabfahrt befindet sich ca 20km nördlich von Oradea und die Anbindung per Schnellstraße ist noch längst nicht fertig. So wälzt sich der ganze Verkehr hoch zur Autobahn durch Biharia; die armen Leute dort!

Unser Hotel Metropol lag ein ganzes Stück außerhalb des Kurortes Băile Felix. Wir hatten auf das Hotelrestaurant gehofft, doch das hatte schon zu. Aufgrund unserer wieder mal reichlich späten Buchung hatte wohl überhaupt niemand mehr mit uns gerechnet. Die Rezeption war nicht mehr besetzt. In der Küche war noch eine ältere Frau mit Aufräumen beschäftigt. Ich konnte sie dafür gewinnen, uns einzuchecken. Sie war total nett, so ein richtig lieber Oma-Typ. Mit Händen und Füßen und einzelnen Sprachbrocken verständigten wir uns. Und das klappte. Bezahlen sollten wir morgen, mit dem Kreditkartenteil kam sie offenbar nicht klar.

Nach dem Einräumen des Zimmers ging es dann auch direkt mit dem Auto in den Kurort, wo noch gut was los war. Leander hatte ein Restaurant ausgeguckt, das sich dann allerdings als extrem voll und mit Livemusik präsentierte. Darauf konnte ich ja nun gar nicht. Etwas hin und her gesucht. Weiter unten in der Stadt reihte sich dann ein Restaurant an das andere. Wir entschieden uns für die Casa Transsilvania, die nicht zu voll war und wo wir schöne Plätze am geöffneten Schiebefenster überm Flüsschen hatten. Meine Hähnchenbrust mit Pilzsauße und Mamaglia mitsamt Salat hat richtig topp geschmeckt. Das Personal war super drauf. Der junge Kellner sprach englisch, der ältere deutsch. Daumen hoch für Casa Transsilvania in Băile Felix! Mit paar Getränken an Bord ging es zurück ins Hotel.

Donnerstag, 14.09.2022

Wie ein Stein geschlafen. Gemäß der Wettervorhersage war es am Morgen komplett bewölkt und es regnete sogar. Netterweise gab es im Hotel ein Frühstücksbuffet, dem wir uns erstmal widmen konnten. Ok, das Buffet, das um 8 Uhr beginnen sollte, war bei unserer Ankunft ca um 8:30 noch immer nicht vollständig aufgebaut. Butter war erst verfügbar, als wir fertig waren. Es war sehr übersichtlich, aber ich finde ja immer etwas ;-) Und der Kaffee war sehr gut und konnte Kräfte wecken.

Dann ging es los. Auf der DN76 hatten Yannick und ich 2016 zwischen Oradea und Deva sage und schreibe 23 Baustellampeln. Den daraus resultierenden Erfolg durften wir nun genießen. Die Landstraße war in Bestzustand und auf den Steigungsstücken gab es Kriechspuren für die LKWs. Irgendwo unterwegs an einer Tanke gab es den nächsten hervorragenden Kaffee. In Beiuș machten wir eine kleine Pause am völlig verlassenen Bahnhof. Dass diese Piste stillgelegt worden ist, war auch irgendwie an mir vorbei gegangen.


Der Bahnsteigzugang des Bahnhof Beiuș ist noch offen, Züge fahren aber keine mehr.

Die nächste Pause gab es in Brad, wo das schlossähnliche Bahnhofsgebäude immerhin schön saniert worden ist, aber leider bis auf das Fdl-Büro komplett leer steht. Wir hatten gehofft, dass noch der letzte verbliebene große Malaxa hier stände, doch war es ein vollgeranzter Desiro, der ganz am Gleisende abgestellt herumstand. Egal, war eh kein Wetter. Dann schauten wir noch bis zum Ende der hier abgehenden Schmalspurbahn, wo die Touristen vor der Kulisse einer verfallenen Industrieanlage und einer Kraftwerksruine Endzeitstimmung genießen können. Die Fahrsaison war aber seit letztem Wochenende vorüber.


Das wunderbare EG von Brad ist renoviert worden. Zweimal am Tag machen sich Züge der CFR auf den viele Stunden langen Weg von Arad hierher. Auch diese Nebenbahn ist aus privater Hand (Regiotrans) wieder zur CFR zurück gelangt.


Der Fahrplan der Schmalspurbahn. Die Saison ist aber vorbei.


Der Desiro ist vor einer Art Personalunterkunft am östlichen Ende des Bahnhofs abgestellt. Er könnte aber eigentlich auch weiterfahren und das Schmalspurgleis kreuzen...

Am Ortsausgang von Brad fanden wir ein schönes Restaurant, wo wir zu Mittag speisen und erneut einen hervorragenden Kaffee genießen konnten. Dann ging es über den nächsten Pass rüber in das Tal des Mureș, durch das die Autobahn führt. Die nutzten wir aber erstmal nicht. Unser nächstes Ziel war Hunedoara. In Hunedoara nach Lost Places zu suchen, ist schon anspruchsvoll. Das Ganze ist eine Lost Area. Werksruinen, so weit das Auge blickt, ein verrammelter Bahnhof, ansonsten eine zierlose oder verfallene Stadt. Dann biegt man zwischen zwei Werksruinen um eine Ecke, und es liegt vor einem: Castel Corvin, ein großes Märchenschloss aus dem 15. Jahrhundert. Gerade in der Umgebung wirkt es wie aus einer anderen Welt. Hinter dem Schloss ist noch das Auffanggitter einer Materialseilbahn über die Schlucht gespannt, doch die Seilbahn ist nicht mehr. Man hätte Züge einer Schmalspurbahn auf einem Viadukt mit dem Schloss im Hintergrund knipsen können, doch die Schmalspurbahn ist längst abgebaut.


Castelul Corvinilor in Hunedoara.

Wir berappten die 40 Lei (ca 8€) für den Eintritt, hätten damit auch die modernen Drehkreuze bedienen können, wenn nicht der Drucker falsch eingestellt und der Strichcode deshalb nur zu 9/10 lesbar gewesen wäre. Die rumänische Lösung war nicht das Richten des Druckers, sondern das Aufstellen eines Menschen, der für jeden Besucher ein Seil neben den Drehkreuzen öffnete. Das Stromern durch das alte Gemäuer war ganz nett. Erschrocken habe ich mich in einigen Räumen, wenn sich plötzlich eine der lebensgroßen Figuren bewegte. Denn merke: Die Wärter in jedem Raum sind lebendig!


In einem der Türme des Schlosses.

Nach dem Burgbesuch war erstmal etwas Ratlosigkeit angesagt. Es ging jetzt auf 16 Uhr zu und wir mussten uns über ein Tagesziel klar werden. Morgen sollte höchstens ganz im Süden Wetter sein. An den Tagen drauf aber eher nordwestlich der Mitte. Und eigentlich wollten wir auch gar nicht so ganz in den Süden. Wir überlegten uns einen Kompromiss. Heute noch in die Gegend von Râmnicu Vâlcea. Wenn da morgen schon Wetter wäre, könnte man dort was machen. Ansonsten hatten wir da in der Gegend auch noch ein absolutes touristisches Musthave.

Über die Autobahn gelangten wir wunderbar zügig nach Sibiu. Irgendwie fühlte ich mich an die letzte Fahrt auf diesem Abschnitt erinnert, als die Tankanzeige nur noch wenige Balken hatte und hinter dem Autobahnende plötzlich und unvermittelt auf Null sank. Auch heute waren nur noch zwei Balken da. Und verdächtigerweise waren wir mit der Tankfüllung schon 1000km gefahren. Die musste doch jetzt mal schlagartig auf Null gehen! Nein, ging sie nicht. Sie lief in kleinen Schritten gleichmäßig und langsam ab. In Sibiu konnten wir dann 45l tanken. Der Durchschnittsverbrauch dieses SUV lag bei weniger als 4,5 Litern Diesel! Später schafften wir mal 4,3 Liter!

Ansonsten hielten wir uns gar nicht weiter auf. Die Autobahn führt mittlerweile sogar an Tălmaciu vorbei in das Olttal hinein. Dort hat man an der DN1 manch einen Ausbau betrieben. Offenbar rechnet niemand damit, dass das geografisch anspruchsvolle fehlende Stück Autobahn bis Pitești in absehbarer Zeit in Angriff genommen wird. Der Nachteil an den Ausbauten ist, dass man nirgends mehr für Fotos stehen bleiben kann. Die Ausbauten betreffen allerdings auch nur den nördlichsten Teil bis Valea Fratelui.

Aber vielleicht möchte man hier ja auch gar keine Züge mehr fotografieren. Der entgegenkommende Regio hatte nur einen Wagen, und der war beschmiert. Der nachfolgende IR war ein Desiro und war komplett eingesaut. Zudem ist hier der Fahrplan noch weiter reduziert worden, was die Sache auch nicht einfacher macht.

Unser Hotel Central in Călimănești war ein prächtiger Bau. Doch die Zeiten des mondänen Luxus waren offenbar vorüber, denn die Zimmer waren eher einfach und zweckmäßig eingerichtet. Und noch in zehn Jahren werden sich die Statistiker des Hotels wundern, wie es in der Nacht vom 14. auf den 15.09.2023 zu dieser massiven Senkung des Altersdurchschnitts der Hotelgäste gekommen sein konnte...


Das eindrucksvolle Hotel Central in Călimănești. Hmm, schade, das Turmgemach konnte man bei booking.com nicht auswählen...

Das Hotelrestaurant war gähnend leer und strahlte Wartehallenatmosphäre aus. Da hatten wir keine Lust zu. Dummerweise hatten andere vernünftig aussehende Restaurants geschlossen. So landeten wir in demselben Etablissement wie Yannick und ich am letzten Abend unserer letzten Rumänientour. Mittlerweile war da ein Türke drin, der aber auch hervorragende Pizza machte. Schade war nur, dass seine kleine Pizza schon 40cm Durchmesser hatte, aber ich konnte mir den Rest einpacken lassen.

Freitag, 15.09.2023

Tatsächlich wachten wir bei ziemlich blauem Himmel auf. Frühstück gab es angeblich nicht, aber gegenüber stand einer dieser guten, frisch mahlenden Kaffeeautomaten. Und ich hatte eh noch die Reste der Pizza im Gepäck. Die Sonne animierte uns, nordwärts ins Tal zu fahren, aber dort ging es mittenmang in die Wolken hinein. Also umgedreht und erstmal am Bahnhof Călimănești vorbei geschaut. Der Anblick für Südfahrer war schon toll, so mit Wasserturm und den Bergen im Hintergrund, über denen die finstere Wolkendecke hing.

Allerdings mussten wir nun feststellen, dass die Strecke aus irgendeinem Grund zwischen 7 und 9 Uhr komplett gesperrt gewesen war und alle Züge in diesem Zeitraum stillstanden. Somit hatten jetzt alle drei zu erwartenden Züge bis zu zwei Stunden Verspätung. Nach und nach bekamen wir heraus, dass offenbar auch anderswo im Land die Züge von 7 bis 9 Uhr stillstanden. Einen Grund haben wir nicht herausbekommen. Nachtrag: Es hatte sich um einen Warnstreik gehandelt, der sich gegen die Politik und zurückgehaltene Gelder für die Bahn richtete. Hier ein übersetzter Artikel dazu vom Club Feroviar.

Der Südrand der Berge erwies sich nun tatsächlich als Wettergrenze. Südwärts war es komplett sonnig. Oder sollte man nun doch nochmal runter nach Piatra Olt dippen? Paar Motive waren dort definitiv vom letzten Mal offen geblieben. Zunächst einmal kundschafteten wir allerdings bei Dăești, wo die verspäteten Züge noch Seitenlicht haben würden. Eine Weile stellten wir uns einfach an den Stausee und genossen die Aussicht. Dann fuhren wir zum Bf Dăești, wo es den RE gab, und zu einem BÜ weiter südlich, wo wir den nordfahrenden Bummelzug umsetzten.


Der um 110 Minuten verspätete RE 2012 rollt in den Bahnhof Dăești ein. Fahrgastwechsel wird es nicht geben.


Von Süden nähert sich R 2063 mit 110 Minuten Verspätung Dăești.

Der südfahrende Bummelzug war noch so weit weg und die Bewölkung über den Bergen so weit aufgelockert, dass wir überlegten, ihn in Lotru zu versuchen, wo dank der Verspätung das Licht jetzt eigentlich ziemlich gut stehen müsste. Allerdings wurde das schon eine ziemlich knappe Kiste. Als wir in Lotru ankamen, stand wider Erwarten der Nordfahrer im Bahnhof! Der war ganz schön schnell hier gewesen. Vom Südfahrer keine Spur. Wir wollten uns schon frohlockend für dessen Einfahrt bereit stellen, denn das Motiv war wirklich erste Güte. Doch plötzlich flog der Signalflügel des Asigs für den Nordfahrer in die Höhe! Tja, hatten wir den Südfahrer gerade eben verpasst? Sehr ärgerlich!

Stutzig machte uns nur, dass für den Südfahrer weder von Cornet noch von Lotru Daten eingetragen waren. Irgendwie hatten wir eh nichts besseres zu tun und stellten uns an den Rand auf den Deich. In Lotru kann man nämlich sehr schön relaxen. Ein nordfahrender Desiro sollte jedenfalls auch noch kommen. Und wir hatten Zweifel. Konnte der Südfahrer wirklich weg sein? Der Nordfahrer hatte eine ganze Weile im Bahnhof gestanden, die Schranke in der Südausfahrt hatten wir aber schon von weitem offen gesehen. Weshalb war der Nordfahrer nicht direkt nach Kreuzung weiter gefahren? Fragen über Fragen...

Und plötzlich konnte Leander vermelden: Der Südfahrer ist JETZT ab Cornet. Wie genial ist das denn? Wir fuhren mit dem Auto den Deichweg rückwärts rein, um den Zug gleich vorwärts von der Einfahrt zur Ausfahrt verfolgen zu können. Alles weitere war nun reine Nervensache. An den Bergen klebten ja auch noch massig Wolken, deren Schatten immer mal durchzogen. Iiirgendwann lief dann der Weichenwärter zu seinen Weichen, um diese in die Ausweiche zu legen. Und ging wieder rein. Der Zug möge doch bitte jetzt endlich um die Ecke kommen, warum tut er das denn nicht? Gefühlt zwei Stunden später (real vielleicht nach 5min...) kam der Weichenwärter wieder raus und betätigte jetzt erst den Signalhebel! Oh Mann. Weiter Blut schwitzen. Sonne hielt. Eeendlich kam der Zug um die Ecke gebröbbelt, sogar mit ansehnlicher 60er. Das Geschmier auf den Wagen war mir in dem Moment egal. Beide Motive, Ein- und Ausfahrt, waren definitiv wert, hinterher das Geschmier akribisch zu beseitigen. Toll, dass dieses Motiv geklappt hatte. In der planmäßigen Lage des Zuges gibt es hier kein Seitenlicht!


Dieser Zug dürfte dann auch den Verspätungsrekord der Tour für Personenzüge halten: R 2064 fährt mit +148 in den Bahnhof Lotru ein.


Und wieder aus. Diese zwei Bilder sollten nicht als Vorbild für Wagengestaltung einer Modellbahn o.ä. rangezogen werden, da bei der ziemlich massiven Graffitibeseitigung vielleicht ein Zuglaufschildkasten oder Lüftergitter dran glauben musste.

Da wir eh südwärts wollten, beschlossen wir zu versuchen, den Zug nochmal am BÜ südlich Dăești zu fotografieren. Das klappte dann auch noch ganz knapp, indem wir das Auto in der Schlange vorm BÜ stehen ließen und zu Fuß rüberliefen. Der Zug war noch weit weg. Bei beiden jetzt gesehenen Zügen waren die Wagen auf der Westseite beschmiert und auf der Ostseite sauber.


Und R 2064 nochmal am BÜ hinter Dăești - diesmal von der graffitifreien Seite.

Hier bildeten sich mittlerweile heftig Quellwolken. Aber weiter unten in der Gegend um Slatina und Piatra Olt sollte es wolkenlos sein. Wir wagten den Dipp (denn länger als heute Nachmittag würde der wetterbedingt sicher nicht sein) und fuhren südwärts. An einem kleinen Gartenlokal mit Grill hielten wir für eine kleine Pause an. Allerdings wurde der Grill extra für uns angeheizt. Und das dauerte natürlich ein wenig. Aber alles wurde gut, vor allem das Essen. So einen schicken Burger hätte man der kleinen Gartenwirtschaft, die sich Sportsbar nannte, gar nicht zugetraut.


Der schmackhafter Burger vită im Garten des SportPub Classic in Ionesti-Marcea.

Rechtzeitig für einen südfahrenden Bummelzug konnten wir südwärts starten. Wir passten ihn nach einigem Hin und Her an der Halta Bucșani Vâlcea ab. Es war dieselbe Garnitur von vorhin, und wir standen natürlich auf der Graffitiseite.


Wir erwarten an der Halta Bucșani Vâlcea den R 2076. Die Zuggarnitur kennen wir schon. Diesmal ist sie aber ungesäubert.

Nun pressierte es ein wenig zu meinem persönlichen Haupt-Programmpunkt, einem Punkt, an dem Yannick und ich 2019 einen blöden Wolkenschaden hatten. Damals kam eine 65 mit zwei Wagen und angehängtem Malaxa. Dadurch, dass auch auf der Strecke Pitești - Piatra Olt weiter Züge gestrichen worden sind, gab es für uns nur einen einzigen infrage kommenden Zug. Wir sollten relativ knapp ankommen, doch leider hatte das als Navi genutzte Open Streetmaps manche Ortsdurchfahrt mit 90 oder gar 100 km/h hinterlegt, so dass wir noch Zeit zusetzten. In anderen Ortsdurchfahrten, die mit 50 hinterlegt waren, konnten wir dann aber massiv rausholen, indem wir so fuhren wie alle anderen. Der Motivausschnitt war dann auch noch frei, wir hatten die Wolkenzone wirklich verlassen und waren nun gespannt, was da kommen würde. Tja, das Malaxa-Doppel, das bald in der Ferne auszumachen war, war zwar im Prinzip schön, vermittelte aber doch sehr die Endzeitstimmung für die Kisten...


Am Zustand der Malaxa kommt keine rechte Freude mehr auf... R 13273 bei Criva. Den vorderen Malaxa 0999 hatten Yannick und ich mal auf der fotogenen Abendleistung im Olttal verfolgt. Da sah das Fahrzeug noch topp gepflegt aus.

Momentan ist die Strecke wegen Bauarbeiten auf dem letzten Stück vor Pitești gesperrt. Wir wussten nicht genau, ob dieses Malaxa-Doppel nun planmäßig oder ein außerplanmäßiger Umlauf wegen der Bauarbeiten war. Egal, wir mussten weiter zum nächsten Programmpunkt. Ein weiterer Malaxa müsste bald von Corabia an der Donau herauf kommen. Den hätte ich gern bei Romula genommen, wo Yannick und ich 2019 den nächsten Wolkenschaden hatten. Aber das war nicht mehr ganz zu schaffen. Wir erwarteten die Keimkiste am Hp Fălcoiu.


Der nächste Malaxa-Keimling kommt als R 9066 in die Halta Fălcoiu gerollt.

Nebenan war ein kleiner Supermarkt, wo wir erstmal kalte Getränke beschafften. Vor uns standen paar Landarbeiter an der Kasse. Fast mochten wir etwas die Augen verdreht haben, weil die Kassiererin erstmal mit jedem einzelnen länger rumschäkerte. Dass sie dann mit uns keine Ausnahme machte, brachte die Sache natürlich wieder ins Gleichgewicht. Sie war wirklich klasse. Und in Hamburg sei sie auch schon gewesen.

Wir hatten nun Zeit. Der weitere Plan war eigentlich nur, uns faul auf die Bahnhofsbrücke von Piatra Olt zu stellen und zu schauen, was da noch so kommen mochte. Nach einer Stunde wäre noch ein Bummelzug aus Podu Olt fällig, bei dem wir natürlich mit was Lokbespanntem rechneten. Unerwarteterweise hatten wir dann allerdings richtig gut zu tun. Als wir am Bahnhof ankamen, fuhr gerade eine Lz von Norden ein, die dann ins Betriebswerk rangierte. Der Malaxa von eben aus Corabia hatte eine Paralleleinfahrt mit einem Güterzug aus Richtung Craiova. Und ehe wir uns versahen, näherte sich auch von Norden eine 60 mit Güterzug. Um das Glück allerdings nicht zu vollkommen zu machen, fuhr der auf eines der hintersten Gleise ein - zum Glück so langsam, dass wir uns dort auch noch günstige Fotostandorte suchen konnten.


Rangierende Lok an der Einfahrt des Bw Piatra Olt.


Von Norden fährt ein Güterzug in den Bahnhof Piatra Olt ein - leider auf dem hintersten Gleis.

Die Lok wurde ins Bw weggesetzt, während eine andere Marfa-60 schon bereit stand, aus dem Bw auszurücken und Lz nordwärts zu verduften. Der erwartete Bummelzug aus Podu Olt tauchte nun wider Erwarten als weiterer Malaxa auf - natürlich auch vollgeschmiert. Das passte zur besprayten Lok, die parallel aus dem Bw ausrückte...


Zwei rangierende Loks in der Bw-Zufahrt von Piatra Olt.


Eine Lok rückt aus dem Bw aus und R 2066, der ganz aus Podu Olt kommt, ist ein Malaxa. Damit gäbe es sogar eine Mittagsleistung als Malaxa, der das komplette enge Olttal runter fährt!

Faszinierend war die Wettersituation heute Nachmittag gewesen. Wir hatten rund um Piatra Olt wirklich einen Streifen allerklarster Sonne erwischt, während die Gewitterzone gar nicht so irre weit im Norden begann. Für die Berge war nachmittags heftiger Regen angekündigt. Somit war unsere Entscheidung, hierher gekommen zu sein, definitiv nicht verkehrt gewesen - auch wenn die Bestandsaufnahme leider ergeben hat, dass man die hier eingesetzten Züge in diesem Zustand eigentlich gar nicht fotografieren will.

Der letzte Programmpunkt sollte ein Desiro sein, der unmittelbar vor Sonnenuntergang von Piatra Olt nordwärts starten sollte. Wir erwarteten ihn in den Feldern südlich des Bahnhofs Arcești. Die Wolkenstimmung beim Blick nach Norden war schon eindrucksvoll. Aber der VT war auch völlig verranzt; das Bild kann ich euch ersparen.

Wir hatten unterkunftstechnisch heute mal aus dem Vollen geschöpft. Drüben in Slatina auf der anderen Oltseite hatte es diesmal (im Gegensatz zu 2019) gute Auswahl gegeben. Und wir leisteten uns heute mal für 40€ pPN das nagelneue Ramada Hotel, wo wir im achten Stock ein Zimmer mit schönem Blick über den Olt bekamen. Abendessen wurde im Garten an einer Bar gereicht, wo uns aber kleine Nudelportionen vollkommen ausreichten.


Blick aus unserem Zimmer im achten Stock bis zum Olt.


In der Gartenbar des Hotels.

Etwas eng war das Zimmer zwar, aber Betten und Belüftung waren topp. Das WLAN funktionierte nur mit eingeschaltetem Fernseher...

Samstag, 16.09.2023

Hervorragend geschlafen. Ankündigungsgemäß blickten wir auf grauen Himmel. Heute wollten wir den bereits für gestern im Schlechtwetterfall angedachten Programmpunkt angehen, nämlich eine Fahrt auf der Făgăraș Passstraße. Natürlich sind da tief hängende Wolken auch nicht so angenehm, aber mal sehen. Erstmal gab es ein hervorragendes Frühstücksbuffet mit sehr gutem Kaffee. So gestärkt konnte die Fahrt losgehen.


Eine sechsköpfige Katze am Rande des Hotelparkplatzes.


Die Muddikatze hat das Weite gesucht. Nun sind es nur noch fünf.

Erstmal ging es von Slatina nach Pitești. Parallel zur Landstraße wurde schon fleißig an der neuen Schnellstraße geschraubt. In Pitești ließen wir uns leider vom Navi durch die ganze Innenstadt lotsen statt außen herum. Bei der teils agressiven, teils aber auch ziemlich unvermögenden Fahrweise der Rumänen war das nicht so mega angenehm. Weiter ging es entlang der Nebenbahn nach Curtea de Argeș, wo der Ranzdesiro gerade vor dem schmucken, aber nur teilweise sanierten Empfangsgebäude stand. Auch die Gebäude der Unterwegsbahnhöfe hatten diese hübschen Türmchen. Diese dreimal täglich bediente Linie beschäftigt allein an Infrastrukturpersonal drei Fdl und mehrere Schrankenwärter pro Schicht.


Curtea de Argeș hat ein bemerkenswertes Bahnhofsgebäude.

Weiter ging es durch zahlreiche Straßendörfer aufwärts, wobei die Dörfer zunehmend touristisch geprägt waren. Irgendwann war die Zivilisation aber schlagartig zuende und es ging zum Teil spektakulär oberhalb einer Schlucht aufwärts. Irgendwann sahen wir hinter der Leitplanke den ersten Braunbären. Nachdem schon andere Reisende berichtet hatten, auf dieser Straße mehrere Bären gesehen zu haben, dachten wir uns, dass die Tiere als gutes Marketing hierher gelockt und angefüttert werden. Aber vielleicht haben die Bären auch so erkannt, dass viele Touristen zu viel Müll führen, von dem es sich gut leben lässt. Es hat ja auch Berichte zB aus Brașov gegeben, wo die Braunbären zur Plage geworden waren und nachts die Mülltonnen geplündert haben.


Der erste Bär taucht auf der Beifahrerseite auf. Man erkennt die Annäherung an einen Bären am Stau vor einem.


Nicht immer konnten wir bei einem Bären gut anhalten, aber bei dieser kleinen Bärenfamilie klappte es nochmal gut.


Gähn! Mama, mir ist langweilig!


Da kommt wieder einer! Will der etwa auch nur fotografieren?

Leider erlebten wir die Passstraße fortan in strömendem Regen. Teils waren es Sturzbäche, die auf das Auto hernieder prasselten. Ob man da einen Haken an diese Straße machen kann, ist eher fraglich. Immerhin hingen die Wolken nicht so bodennah, dass man im Nebel fahren musste. Trotz der widrigen Wetterbedingungen war es der Wahnsinn, was da oben für ein Auflauf herrschte. Auf der Passhöhe wurde der Parkraum knapp.


Etwas unterhalb des Passtunnels im strömenden Regen.


Die Carrerabahn - es gibt sie wirklich!

Wir fuhren nun weiter nach Sibiu, wo wir die nächste Nacht im My Continental Hotel gebucht hatten. Da es nördlich des Făgărașgebirges einige Auflockerungen in den Wolken gab, versuchten wir noch bischen was, unter anderem auf der Bahnhofsbrücke von Sibiu, aber die Wolken nahmen nun doch wieder Überhand. Zwischen Sibiu und Tâlmaciu schien das südwärts führende Streckengleis nicht mehr genutzt zu werden. Es wurde eingleisig gefahren.

Unser Zimmer im 10. Stock brachte wieder einen schönen Blick über die Stadt. Das schöne am Hotel war aber die Nähe zur Altstadt. Nach etwas Regeneration liefen wir mal los. Durch eine lange Fußgängerzone gelangten wir zu "ihm nur ihm", dem Marktplatz von Sibiu, Piața Mare. Stück weiter auf der Piața Mică fanden wir das schöne Restaurant Crama Sibiana, in dessen Außenbereich auf dem Platz wir es paar Stunden aushielten. Es gab eine Fleischplatte und hinterher Papanași, lecker! Es war Samstagabend und wir konnten auf dem Platz ein reges Treiben, fast möchte man sagen "feiern", in ausgelassener Stimmung beobachten. Das war ein schönes Erlebnis.


Auf der Piața Mică in Sibiu.


Ebenfalls die Piața Mică nach dem Essen. Unser Restaurant ist im Hintergrund zu sehen.


"Er nur er", der Marktplatz von Sibiu, Piața Mare.

Sonntag, 17.09.2023

Das Frühstücksbuffet war anfangs noch recht voll, aber es gab leckere Sachen. Besonders diese Gemüsepasten sind genial. Paar Assis müssen aber auch immer dabei sein. Zwei Tische weiter schaute sich ein Typ nebenbei Videofilmchen in voller Lautstärke an. Später musste er telefonieren - natürlich mit dem Phone waagerecht vorm Mund, damit auch alle alles mitbekommen.

So nebenbei mussten wir uns jetzt die Karten legen. Für heute war die Vorhersage noch nicht so doll. Morgen sollte es im ganzen Land, übermorgen in der Osthälfte schön sein. Wir beschlossen, heute nochmal einen Fahrtag einzulegen - fünf Stunden ostwärts. Im Idealfall hätte man dort dann zwei Tage Sonne. Mal sehen, ob da wirklich mehr als ein Dipp rauskommt...

Unser Ziel war Piatra Neamț am Rande des östlichen Karpatenbogens, da wo die Berge in die östliche Ebene übergehen. Das Navi wies uns den Weg stramm nordwärts aus Sibiu raus. Bereits hier setzten wir etwa zehn Minuten zu, weil im nördlichen Stadtteil von Sibiu großer Flohmarkt war und dort alle einen Parkplatz suchten. Danach hingen wir in einem langen Tross, der etwas brauchte, bis die Schnelleren nach vorne und die Langsamen nach hinten sortiert waren. Danach wurde die Fahrt angenehm. Sonntags ist ein guter Reisetag, da kaum LKWs unterwegs sind.

Parallel zur Nebenbahn von Sibiu gelangten wir nach Copșa Mica, wo wir auf DIE rumänische Bahn-Magistrale Budapest - Brașov - Bukarest trafen. Der Abschnitt, an dem wir entlang fuhren, schien tatsächlich neu gewesen zu sein. Die Hauptbahn führt hier durch das Tal der Großen Kokel (Târnava Mare). Hinter Mediaș begann der Himmel etwas aufzuklaren. Der Dacia sollte 20min hinter uns liegen. Wir waren gerade an einem Motiv vorbei, hatten beschlossen, dorthin zurück zu kehren, da kam uns (in Sonne!) ein Fernzug entgegen - allerdings nicht der Dacia! Er war beschriftet mit Arad - București und es saßen auch paar Leute drin.

Wir haben über unseren Onlinefahrplan aber nicht herausfinden können, was das für ein Zug war. Da wir nur mit Bahnhofstafeln von Haltebahnhöfen der Züge hantieren konnten, schauten wir z.B. unter Mediaș und Sighișoara. Da war aber nichts Passendes drin. Da ich meinte, auf einem Zuglaufschild etwas von Arad gelesen zu haben, schaute ich auch unter Arad zu entsprechender Zeit, falls das eine Art "Städteexpress" wäre, der fast ohne Halt fährt. Doch da war nichts nach București. Erst viel später bekamen wir es heraus. Die Vermutung mit dem Städteexpress war gar nicht so falsch. Mediaș und Sighișoara sind wohl weit unter der Würde dieses wichtigen Zuges. Dafür hält er mitten im Nirgendwo in Coșlariu. Nach diesem Ziel hätte ich auch in der Arader Bahnhofstafel schauen müssen, denn hier wird der IC 12522 Arad - Coșlariu mit dem IC 12532 Cluj-Napoca - București vereinigt. Der Zug fährt dann übrigens von Coșlariu bis Brașov vier Stunden ohne Halt, denn von der 228km Distanz ist offenbar eher der geringere Teil neu gebaut... Mit diesen Fahrzeiten ist wohl auch erklärbar, dass es tagsüber neben diesem IC nur einen weiteren Fernzug, einen IR, auf diesem Weg zwischen den beiden größten Städten des Landes, Cluj-Napoca und Bukarest, gibt.

Ok, an unserem Motiv für den Dacia, also unseren Anreise-Nachtzug aus Wien, hatten die Wolken nun eh wieder dicht gemacht. Also weiter! Wir hatten schließlich noch dreieinhalb Stunden Fahrt vor uns! So gelangten wir durch Sighișoara, wo die Bahn tatsächlich als Neubaustrecke zwei Kokelschleifen abschnitt und schnurgerade mit Tunneln und Brücken neu trassiert worden war. Die Stadt machte einen sehr guten Eindruck und wäre mit ihrer Burg oben drüber sicher auch eine Besichtigung wert. Hinter Sighișoara war die Neubaustrecke noch im Bau und die Züge mussten erbärmlich langsam über die nur noch eingleisige Altstrecke poltern. So überholten wir den eben gesehenen Fernzug wieder und konnten ihn hinter Vânători fotografieren, was gar nicht so einfach war, weil am zugewucherten Bahndamm kaum Vegetationslücken erkennbar waren.


Nun wissen wir es. Es ist IC 12532 Cluj - Bukarest mit Wagengruppe aus Arad, den wir hier östlich von Vânători fotografieren.

Da sich unmittelbar hinterm Zug ein großes Gewölk vor die Sonne schob, warteten wir nicht mehr auf den Dacia. An dieser Stelle verabschiedeten wir uns wieder von der Magistrale und rollten nun parallel zu einer Nebenbahn in nördliche Richtung weiter, die dem Tal der Târnava Mare weiter folgt. Und wie es der Zufall wollte, brach zeitgleich mit uns ein Zug auf diese Zweigstrecke auf. Hier hatte ich jetzt fest mit unserer ersten Caravelle gerechnet. Doch Leander informierte mich, dass auch hier nun wieder die CFR fahren würde. Schade, da konnte man wohl nur mit einem Desiro rechnen. So war es auch. Wo hat die CFR die ganzen Desiros her, um irgendwelche an private EVU verlorene und nun wiederübernommene Bimmelbahnen mit Desiros bedienen zu können?

Aber immerhin war der VT komplett sauber, so dass wir doch mal drei Stellen ansteuerten. An der ersten, der Halta Porumbenii Mici, wartete eine schmuck in Tracht gekleidete Zigeunerfamilie. Die Frau fing an, uns während der Wartezeit zuzutexten, aber immerhin nur aus der Distanz. Ihrem Mann schien das eher unangenehm zu sein.


In Porumbenii Mici ist ordentlich Fahrgastwechsel, als R 3546 anhält.

Eine weitere Stelle scheiterte daran, dass wir auf die Schnelle nicht den richtigen Standpunkt fanden, eine weitere am Wolkenschaden, doch im Endbahnhof Odorhei (nie vorher gehört, aber Odorheiu Secuiesc ist eine große Stadt mit hübschem alten Kern) gelangen noch paar Bilder. Hier durchquerten wir das Szeklerland, einen Landstrich mit vornehmlich ungarischstämmiger Bevölkerung. Viele Schilder waren zweisprachig, oft ungarisch als erste Sprache.


Der Zug hatte schon in der stadtnäheren Einfahrt des Bf Odorhei angehalten, wo wohl der Cheffe aufgenommen werden musste (offenbar hatte der Weichenwärter Ausfall - "kalter Stuhl" heißt das in Deutschland) und wo gleich mal die meisten Fahrgäste ausgestiegen waren. Aber auch am offiziellen Endpunkt verlassen noch genug Leute den Zug.

Nun war nicht nur die Bahn zuende, sondern nach einigen Dörfern und einem Stausee auch die Zivilisation. Wie gestern. Nur Bären sahen wir leider nicht. Es ging auf gewundenen Straßen über einen ersten, rund 1000m hohen Pass hinüber. Auf der anderen Seite hatte man einen schönen Blick auf das Tal des hier gerade erst geschlüpften Mureș. Bei Gheorgheni querten wir die eingleisige Hauptbahn Cluj - Dej - Miercurea Ciuc - Brașov. Danach ging es aber gleich wieder in die Wälder auf den nächsten Karpatenpass. Der war nun knapp 1300m hoch. Richtig spektakulär ist dann der Abstieg gewesen. Bald ging es am tief zwischen spektakulären Felszinnen eingeschnittenen See Lacul Roșu vorbei. Hier herrschte ein riesiger Rummel. Es parkten so viele Autos am Straßenrand, dass zwei Polizisten den Verkehr einspurig vorüber lenken mussten. Die Straße bleibt spektakulär. Sie steigt nun in eine Klamm hinab, deren Felswände über die Straße hängen. Ich frage mich, wie hier LKWs durchkommen sollen.


Die Straße durch die Bicaz-Schlucht.

Immer, wenn etwas Platz war, reihte sich eine Verkaufsbude an die nächste. Am Ende der Schlucht wurde es langsam wieder bahntechnisch interessant. Man kommt an riesigen Steinbrüchen vorüber, und hier in Bicaz-Chei beginnen auch die Gleise wieder, die sogar allesamt befahren wirkten. So ging es Talwindung um Talwindung abwärts. Als wir den Bahnhof Tașca erreichten, gab es den ersten Grund anzuhalten. Eine schmucke graue 60 von Heidelberg Cement stand dort bestens in der Sonne abgestellt.


Die Loks von Heidelberg Cement in Tașca sind alle pikobello gepflegt. Eine davon ist im Bf Tașca abgestellt.

Unterhalb des Bahnhofs folgte dann auch direkt ein riesiges Werk, das jetzt in der Hand von den Heidelbergern ist. Im Werk konnten wir im Vorbeifahren einige Züge ausmachen. Erst 25km nach dem Beginn der Gleise in Bicaz-Chei ist der CFR-Bahnhof Bicaz erreicht. Hier dürfte die Grenze zwischen Werksbahn und CFR Infra sein. Im Bahnhof stand ein Zug mit E-Wagen talaufwärts bespannt. Die Lok, wieder eine 60 von Heidelberg Cement, lief und der Tf erledigte im Führerstand Schreibkram. Doch leider stand der Zug im Schatten.

Wir befinden uns jetzt an der nicht elektrifizierten Zweigstrecke von Bacău (an der Hauptbahn Bukarest - Suceava) nach, ähm, nun ja, das geht stufenweise... Der Abschnitt mit dem meisten Verkehr führt von Bacău über die Bahnhöfe Buhuși, Podoleni, Raznov in die 80tsd-Einwohner-Stadt Piatra Neamț. Hier gibt es bis auf eine größere Pause über Mittag einigermaßen Personenverkehr - sieben Zugpaare. Der Abschnitt führt eher durch Flachland. Schön wird die Strecke hinter Piatra Neamț, wo es in die Berge geht. Es gibt hier mehrere Stauseen und Wasserkraftwerke. Der Fluss Bistrița wird viele Male gequert. Auf diesem Abschnitt bis Bicaz verkehren allerdings nur noch zwei Personenzugpaare - und zwar leider in ziemlicher Tagesrandlage. Güterzüge werden gern von Piatra Neamț nach Bicaz in zwei Teilen gefahren.

In Bicaz endet der Personenverkehr und wohl auch die CFR-Infrastruktur. Ab hier geht es auf der Werksbahn von Heidelberg Cement (die Firma nennt sich inzwischen aber Heidelberg Materials) weiter talaufwärts. Nach unserer Beobachtung werden alle hier von Bacău eintreffenden Güterzüge auf Loks von Heidelberg Cement umgespannt. Der erste Abschnitt der Werksbahn bis zum Werk in Tașca ist nun gar nicht so lang. Im Werk selbst gibt es einen großen Bahnhof. Hinter dem Werk folgt dann noch ein "normaler Bahnhof" Tașca. Von hier starten die Züge des werksinternen Verkehrs mit markanten Selbstentladewagen weiter bergwärts. 15 km weit geht es noch das Bicaztal aufwärts, wobei es den einen oder anderen Abzweig zu weiteren Werksteilen gibt. Bischen wie im Rübeland... Endgültiges Ende der Bahn ist am größten Steinbruch in Bicaz-Chei.

Sollten wir den Zug nun aufwärts verfolgen, wenn er denn fahren würde, oder sollten wir unser geplantes Abendprogramm mit einem Personenzug unterhalb von Piatra Neamț in der Ebene weiterverfolgen? Wir entschieden uns für letzteres. Es ging bahnparallel durch Piatra Neamț hindurch und dann durch endlose Straßendörfer südostwärts. Wir erwarteten den Bummelzug in Podoleni, wo vorher von hinten ein Lz-Pärchen aus Ludmilla und Kutter in die Ausweiche ging. Den Bummelzug erwischten wir noch ein zweites Mal in der Ausfahrt von Roznov mit beeindruckendem Speicher.


Wir stehen an der Einfahrt von Podoleni. Zunächst kommt von hinten eine Doppel-Lz der Baureihen 65 und 60 von DB Cargo. Hinter der 65, die ja einstmals die GM "Jimmys" bezeichnete, verbirgt sich nichts anderes als eine Ludmilla.


Dann kommt Bummelzug R 5467. Er hat die Wagen wieder übereinander... Wir waren vielleicht etwas enttäuscht, weil wir nun dachten, dass hier alle Bummelzüge nur noch mit einem Wagen durch die Gegend fahren. Wenn die Lok mehr Achsen hat als der Wagenpark, wirkt das immer etwas komisch.


Derselbe Zug nochmal in Roznov.

Es ging jetzt auf 19 Uhr zu und langsam waren wir reif für Hotel und Abendessen. Damit, dass wir am heutigen "Fahrtag" überhaupt so viele Bilder hinbekämen, hatten wir gar nicht gerechnet. Und wir hatten heute gelernt, dass unser neues Einsatzgebiet dank des Güterverkehrs vielleicht ganz interessant werden könnte. Zur Übernachtung hatten wir das Hotel Oskar in Bistrița oberhalb von Piatra Neamț ausgesucht. Dort konnten wir zum Glück auch essen. Den Plan für den morgigen Tagesbeginn hatten wir uns auch schon zurecht gelegt.

Montag, 18.09.2023

Wir wollten bzw mussten die neue Woche mit einem Start ohne Frühstück beginnen. Im Hotel hätte es erst ab 7:30 Frühstück gegeben. Und in Rumänien steht man ja nicht mit Zeigersprung vor der Tür... Aber wir bekamen ein Ersatzfrühstück aus der Tanke paar Häuser weiter. So gerüstet ging es ins erste Motiv, das nur knapp 10 min Fahrt entfernt war. Von den zwei Personenzugpaaren nach Bicaz gibt es zumindest im September nur eine Fahrt, die man bei Sonne umsetzen kann. Der Zug sollte es auf einer der zahlreichen Flussbrücken sein. Das Warten auf der Straßenbrücke war noch relativ angenehm, weil die Brücke so marode war, dass der Straßenverkehr mit Ampel wechselweise drüber weg geführt wurde. Der Zug tauchte bereits mit -5 auf.


Zwischen den Stauseen Pângărați (dessen Kraftwerk hinter der Bahn erkennbar ist) und Vaduri quert R 5472 zwischen dem nicht mehr besetzten Bahnhof Pângărați und dem Hp Vaduri die Bistrița. Und siehe da - dieser Zug hat die beiden Wagen sogar hintereinander!

Nun wollten wir uns erstmal auf der anderen Seite von Piatra Neamț um den Interregio kümmern. Wir beobachteten im Bahnhof, wie zwei Fernverkehrswagen vor die zwei Wagen aus Bicaz gekuppelt wurden. Das konnte also ein ansehnlicher Zug werden. Das Problem war nur, dass der überall ziemlich spitzes Licht haben würde. Wir kundschafteten südlich Piatra Neamț etwas rum und landeten letztendlich wieder in Podoleni.


In Podoleni bekommt IR 1858 den Befehlsstab gezeigt.

Wir fuhren dem Zug nochmal hinterher und erwischten ihn nochmal am BÜ der Hauptstraße, den wir sogar noch offiziell hatten queren können, bevor sich Blinklicht und Sirene einschalteten. Der nächste Bahnhof war Buhuși. Dort stand ein Güterzug mit 232 vorn und Kutter hinten in der Ausweiche. Da der vor Piatra Neamț aber völlig aus dem Licht käme, ließen wir ihn erstmal ziehen und fuhren noch zwecks Kundschaft etwas weiter.


Derselbe Zug nochmal nördlich von Buhuși an der Kreisgrenze, die natürlich bombastisch-überheblich gekennzeichnet sein muss. Nur die Verwendung von Beton für derlei Monumente ist wohl vorbei...

Hier sollte nun im Personenverkehr Pause bis nach 14 Uhr sein. Deshalb fuhren wir, als wir glaubten genug gekundschaftet zu haben, wieder Richtung Piatra Neamț. Das unglaubliche war nun, dass wir auf dem gesamten Weg keinen Güterzug mehr gesehen haben. Allerdings hatte man auch längst nicht immer Bahnblick. Tja, und nun? Wir fuhren bis Bicaz weiter, doch dort stand nur ein anderer DB Cargo Zug abgestellt - ohne für uns sichtbare Loks. Dann hatten wir die Fuhre wohl doch überholt, denn von der Werksbahn kann er definitiv noch nicht übernommen gewesen sein. Wir postierten uns daher einfach mal an einer Flussbrücke bei Tarcău und harrten der Dinge. Für anständiges Frontlicht durfte sich der Zug ohnehin noch etwas Zeit lassen.

Aber auch mit Besserung des Lichtstandes tat sich nichts. Yannick, der zuhause befragt wurde, hatte im System auch nur die Meldung von Buhuși gefunden, als wir ihn gesehen hatten. Und irgendwann mussten wir uns die Frage stellen, ob wir hier weiter warten oder doch lieber das nach 14 Uhr auf dem Flachlandabschnitt wieder auflebende Personenzugprogramm besuchen. Wir entschieden uns für letzteres, und das sollte sich als richtige Entscheidung herausstellen. Den ersten Regio südwärts nahmen wir an zwei Stellen, wo er noch leichtes Frontlicht hatte, in den Bahnhöfen Roznov und Podoleni.


Nun haben wir bei bestem blauen Himmel fast fünf Stunden lang keine Fotos gemacht. Mit R 5464 bei der Einfahrt Roznov steigen wir wieder ein.


Und der R 5464 nochmal in der Ausfahrt Podoleni.

In Podoleni entdeckten wir ihn dann endlich wieder: Der DB Cargo Güterzug war nur noch bis hier gekommen und abgestellt worden. Langsam verstehe ich, weshalb rumänische Güterzüge eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 14 km/h haben. Das hatte ich die Tage gelesen. Bzw ich wundere mich drüber, denn bei der ganzen Steherei ist das ja noch ganz schön schnell... Wir waren noch weiter bis hinter Buhuși gefahren, doch das hatte nur die Erkenntnis gebracht, dass dort neben dem kreuzenden Nordfahrer-Bummelzug auch ein schicker Getreidezug nordwärts zur Kreuzung drin stand. Den Personenzug gab es an der Halta Zănești.


R 5465 erreicht den Hp Zănești.

Für den erhofften folgenden Güterzug suchten wir uns einen BÜ weiter östlich. Da war es richtig schön entspannend, man konnte dort höchst ungestört warten. Der GFR-Getreidezug 66959 kam dann sogar tatsächlich bald, kaum zu glauben. Wir konnten ihn bestens umsetzen. Nur der Gaul, der neben dem Gleis gegrast hatte, war geflüchtet.


GFR-Getreidezug 66959 zwischen Podoleni und Zănești.


Der Zug dürfte den großen Speicher in Roznov als Ziel haben.

Mittlerweile hatten wir von Yannick gehört, dass der DB Cargo-Güterzug wohl nach Kreuzung mit dem südfahrenden Regio vorhin weitergefahren war. Das ist natürlich sehr schade, denn die führende Ludmilla wäre jetzt überall topp ins Licht gelaufen. Wir mussten uns nun aber langsam für den nächsten südfahrenden Regio umtopfen. Für den hatten wir noch ein Stück weiter südlich die Brücke über den Canal Bistrița vorgesehen.


Fast in derselben Gegend quert R 5466 den Canal Bistrița.

Nun stand noch der letzte bei ernsthaftem Licht nordwärts fahrende Regio an. Wie gestern hatte der seine zwei Wagen übereinander. Heute fotografierten wir ihn zweimal etwas landschaftsbetonter. Das erste Mal kurz nach Verlassen des Hp Costișa und das zweite Mal von einer Brachfläche beim Hp Săvinești aus, die uns schon jedes Mal bei Vorbeifahrt auf der Straße angelacht hatte. Warum auf dieser Fläche nichts wuchs - darüber mochte man sich keine Gedanken machen. Mal sehen, ob die Schuhsohlen morgen weggeätzt sind. Früher war hier eine riesige Chemiefabrik, die dann aber in den nuller Jahren abgewickelt worden war. Als Kulisse taugten aber einige noch vorhandene Teile der Anlage durchaus.


R 5467 hat jetzt die Halta Costișa verlassen.


Vor Kulisse der abgewickelten Chemiefabrik erreicht R 5467...


...den eleganten Haltepunkt Săvinești.


Ob ich ihre Milch trinken möchte?

Wir cruisten noch ein wenig an der Anlage vorbei. Wobei "cruisen" so elegant klingt, während wir unelegant um die Schluchten und Furchen in der Betondecke der Straße herum kurvten. Danach ging es heimwärts. Am Bahnhof Piatra Neamț fielen uns einige abgestellte Güterwagen auf, die dort heute Morgen noch nicht standen. Und hinterm Bahnhof kam uns DB Cargo entgegen. Man war auf dem Rückweg von Bicaz, allerdings nur mit dem Kutter. Die Ludmilla ward nicht gesehen. Offenbar wurde nun der zweite, in Piatra Neamț hinterstellte, Zugteil geholt.

Zurück in der Herberge mussten wir uns (mal wieder...) die Karten legen. Der ursprünglich für die Osthälfte als schön angekündigte Dienstag sollte wahrscheinlich nun doch nicht so schön werden. Aber die Vorhersagemodelle widersprachen sich offenbar. Meteoblue sah den Tag positiver als Wetteronline - das allein war schon bemerkenswert. Wir hätten gern noch mindestens einen weiteren schönen Tag hier in der Gegend gehabt. Zwar waren wir mit der heutigen Ausbeute an Personenzügen sehr zufrieden, aber gerade im Gebirge rund um Bicaz hätte man gern noch was gemacht. Wir werden es erleben, wie lange morgen das Wetter hält. Zum Abendessen gab es für mich eine gemischte Grillplatte und als Nachtisch Papanași. Puuuh, lecker wars, aber danach waren wir dem Platzen nahe...


Volle Konzentration auf die Foodfotografie. Papanași zum Nachtisch.

Dienstag, 19.09.2023

Die Vorhersage hatte recht behalten. Nicht mit ihren widersprüchlichen Aussagen, sondern dass man eigentlich nur noch frustriert sein konnte. Bereits morgens beim Aufwachen drückte der Schlonz mit aller Macht rein. Die Sonne stieg praktisch durch die Schichten auf und gab mal mehr und mal weniger Licht. Der Plan war auszuchecken und nochmal den Bummelzug von Bicaz zu versuchen. Doch bereits im Hotel schmissen wir den Plan wieder um und brachten die Koffer aufs Zimmer zurück. Ja, den Bicaz-Zug würden wir trotz akuter Aussichtslosigkeit versuchen, danach konnte man aber erstmal in Ruhe im Hotel frühstücken. Denn es sah nicht nach weiterem Programm aus.

Wir fuhren in die Bahnhofseinfahrt des unbesetzten Bahnhofs Pângărați. In der Morgensonne sah das auch richtig toll aus. Leider stieg die Sonne fünf Minuten vor Zugfahrt in einen besonders dicken Schlonzstreifen. Der Zug war bereits zu hören, da wurde es wieder etwas lichter und der Schlonz zerfaserte leicht. Auf extrem niedrigen Niveau wurde es heller und heller. Dadamm-dadamm machte der Zug in der Ferne, tauchte aber immer noch nicht auf. Es gab mittlerweile sogar Schattenwurf! Und in diesem Beleuchtungszustand bog der Zug dann auch um die Ecke.


Im "wunderbar zarten Morgenlicht" (ha-ha-ha!) fährt R 5472 in den unbesetzten Bahnhof Pângărați ein.

Zurück im Hotel gab es ein leckeres Frühstück. Zu sagen, dass es uns aufgebaut und Kräfte geweckt hätte, wäre aber stark übertrieben gewesen. Das Abwägen der verbleibenden Möglichkeiten besorgte eher das Gegenteil. Es war nur frustrierend. Heute schlecht, morgen schlecht, Donnerstag könnte nochmal besser werden. Hierbleiben und aussitzen? Am besten würde es die nächsten Tage wohl im Südosten, aber das Thema haben wir mal ganz gepflegt abmoderiert. Schließlich müssen wir Samstagabend in Cluj sein. Nach derzeitiger (!) Vorhersage sollen Do-Sa im ganzen Land brauchbar werden (Wetteronline) oder zumindest etwas Sonne mit sich bringen (Meteoblue). Da will man dann auch nicht die lange Rückfahrt auf dem Zettel haben.

Wir beschlossen, heute westwärts zu fahren und in der Ecke von Târgu Mureș oder Turda nochmal bezüglich der genauen Richtung in uns zu gehen. Damit war auch dieser weite Abstecher in den Ostbogen der Karpaten zu einem Dipp geworden, zumindest wenn man die gefahrene Strecke und die wirklich nutzbar gewesene Zeit in Relation setzt. Um 10 saßen wir im Auto. Von Yannick wussten wir, dass der DB Cargo Zug wieder im Zulauf sei. Wie weit er auch immer heute fahren würde. Wir rechneten wetterbedingt nicht damit, diese Info noch nutzen zu können. Aber da wir ja westwärts und somit Richtung Bicaz starteten, konnten wir die Info speichern. Bei der Vorbeifahrt am Bf Viișoara, der zwar ausgekreuzte Signale, wohl aber einen handgekurbelten BÜ hat, stand der Wärter in voller Montur mit seiner Flagge in der Hand bereit. Die Schranke war aber noch offen.

Auch dieses Indiz speicherten wir im Hinterkopf. Bei der weiteren Fahrt fiel mir ein, dass es ja tatsächlich einen Abschnitt gibt, wo Züge nach Bicaz einmal richtig nach Süden kurven. Den Abschnitt wollte ich gerne noch erkunden. Das geht dank einer Straße, die sich da entlang schlängelt, auch recht einfach. Als wir ausstiegen, um einen BÜ näher zu begutachten, meinten wir in der Ferne einen Tröt gehört zu haben. Oben in den Wolken waren einige letzte blaue Lücken gar nicht sooo weit von der Sonne weg. Der Hang oberhalb von uns wurde schon hell. In der Ferne wieder Pfiffe. Rollgeräusche. Langsam wurde es auch bei uns hell. Vom Zug gerade nichts zu hören. Volles Licht! Viel näher als erwartet gleitet etwas Rotes um die Ecke. Zug 67319 ging auf dem einzigen Abschnitt mit Frontlicht bei Bestausleuchtung ab! Wie geil ist das denn? So hatten wir doch noch die Ludmilla bekommen!


Manchmal hat man dann doch mal punktuelles Glück: DB Cargo Zug 67319 kommt in einer fünfminütigen Auflockerung durch die Ortschaft Straja gerollt.

Angesichts von 99,5% Bewölkung war das jetzt schon sehr toll. Wir waren mega happy! Diese Situationen gibt es eben auch mal, dass die Gesamtwetterlage ihre Spielchen mit einem treibt, dass dann aber punktuell doch mal sowas zustande kommt. Wir fuhren weiter zum Bahnhof Bicaz, auf dem gerade die Kids der gegenüberliegenden Schule ihre Pause ablungerten. Dort stand auch ein Kutter der Werksbahn vor einem Aufwärtsfahrer. Man sollte meinen, dass die Lok den von der Ludmilla mitgebrachten Zug weiter befördern würde, doch weit gefehlt! Die Begegnung der beiden Züge war eher Zufall, denn es war der zweite Zugteil des gestrigen Zuges, der nach Tașca weiter gefahren wurde. Die 14 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit erscheinen mir angesichts dieser Transportleistung doch sehr hochgegriffen, aber vielleicht haben wir den Güterschnellverkehr, der den Schnitt nach oben zieht, bloß noch nicht entdeckt...


Im Bahnhof Bicaz hat die Werksbahnlok einen Zug bespannt - allerdings nicht den von der Ludmilla angebrachten...

Der Himmel war nun aber wirklich komplett zu. Auch die letzten 0,5% Sonne waren verschwunden. Wir beschlossen, den bald abfahrenden Werksbahnzug als Taxi westwärts zu nehmen. Und weil das alles ja doch irgendwie was besonderes war, lauerten wir dem Zug trotz einsetzenden Regens einmal auf. So weit ist die Strecke nach Tașca auch gar nicht.

Das Werk kommt vor dem Bahnhof Tașca. Dort drin muss "unser" Zug dann auch verendet sein. Aber im Bahnhof stand der dritte Güterzug bereit, der wieder mal nicht im direkten Zusammenhang zum vorherigen stand. Der hatte diese interessanten Schüttgutwagen, die offenbar nur im internen Verkehr laufen. Und bald fuhr er los. Es ging den ganzen langen Weg hoch bis Bicaz-Chei. Trotz Mistwetters machten wir mal noch paar Bilder.


Die Regenschirme passten ja zum Wetter. Der blöde LKW hätte trotzdem nicht sein müssen...


Die Werksbahn hat den Ortskern von Bicaz-Chei erreicht, muss aber noch ein Stück fahren.

In der Beladung des Steinbruchs stand sogar ein weiterer Zug, dessen graue 60 einem beladenen Zug talseitig vorgespannt war. - Soweit der Dipp in den Landkreis Neamț. Schade, aber die Wetterweisung war eindeutig. Wieder ging es durch die eindrucksvolle Klamm hoch nach Lacu Roșu, wobei die Fahrt nicht ganz so spaßig war, da wir zwischen Schneckentempo und Stillstand im Tross hinter einem Reisebus festsaßen. Der bog in Lacu Roșu wenigstens auf den Parkplatz ab, und nun hatten wir praktisch für den Rest der heutigen Etappe eine angenehme Fahrt.


Zwischen den Felsen bei Lacu Roșu.

Unterhalb des Passes vor Gheorgheni hatten wir von der Hinfahrt eine Reihe netter Restaurants in Erinnerung. Eines gefiel uns auf Anhieb besonders gut (obwohl es irgendwie am "einfachsten" aussah). Der Laden war auf gegrillte Forelle spezialisiert. Über den Zusammenhang mit den Fischteichen hinterm Haus konnten wir natürlich nur spekulieren... Der Fisch war wirklich sehr gut.


Frische Forelle in der Păstrăvăria Gheorghieni. Hier wurde übrigens in erster Linie ungarisch gesprochen.

Für die gesamte Mahlzeit inklusive Salat, Getränke und Espresso waren wir zusammen gerade mal 25€ losgeworden. Da kannste nich meckern. Im Laufe der Mahlzeit begann es immer stärker auf das Dach unserer Veranda zu prasseln. Das war dann wohl das erwartete Regenband, das man zwei Tage zuvor noch wesentlich weiter westlich erwartet hatte... Zum Glück erst nach dem Essen fing eine kleine Katze an, auf meinen Schoß zu krabbeln und sich an mich zu kuscheln. Ihr war offenbar kalt. Mir auch, aber das hätte ich dem Kätzchen gegenüber natürlich nicht zugegeben. Es war aber auch frisch geworden!


Kätzchen ist kalt.

Weiter ging es. Als Tagesziel hatten wir Turda angepeilt, weil man von dort dank Autobahn alle Richtungen offen hätte. Auch in die Richtung ging es bald in die Wälder und über einen handfesten Karpatenpass hinüber. Über 1300m war er hoch. Auch hier wurde vor Bären gewarnt. Wir sahen aber keine. Wieder unten ging es entlang der stillgelegten Nebenbahn Praid - Blaj, auf der 2021 der letzte Zug gefahren ist. Ich hatte das während der letzten Jahre gar nicht so verfolgt, dass einstige Caravellen-Strecken von den privaten EVUs offenbar aufgegeben worden sind und nicht immer von der CFR aufgefangen werden konnten. Nachtrag: Nur der Abschnitt, an dem wir entlang gefahren sind, von Praid bis Bălăușeri, war ohne Verkehr. Dahinter bis Blaj fuhr Regio Calatori noch, wie wir später nochmal erleben sollten.

Als wir uns Ungheni näherten, hatte Leander bereits weitere Hiobsbotschaften von der Wetterfront verkündet und wir hielten dort erstmal auf dem Friedhofsparkplatz, um in uns zu gehen. Gerade hatten wir noch überlegt, dass man morgen nochmal auf paar Fotos hoch nach Maramureș dippen könnte, doch die drei schön angekündigten Tage Do-Sa brachen in der Vorhersage schon wieder massiv zusammen. Es ist einfach nur ätzend! Aber weil das alles so vage ist, wäre das verkehrsgünstige Turda einmal mehr der ideale Ort zur Beobachtung der Wettertendenzen. Über die Autobahn kamen wir dort zügig hin, wobei noch ca 15km Autobahn fehlten. Und ja, Turda liegt verkehrsgünstig. Also im Prinzip. Leider hat man bloß die Autobahnabfahrt im Norden der Stadt vergessen. So wälzt sich der gesamte Straßenverkehr, der östlich an Cluj vorbei will, durch die ganze Stadt. Ja, Cluj! Noch vier Tage bis zur Autoabgabe und wir standen fast schon wieder auf dem Hof der Autovermietung. Na ja, fast ;-)

Das gebuchte Hotel Sungarden schien ein Sport- und Congresshotel zu sein. Wir fragten uns, wie die auf die Booking-Bewertung von 9,1 gekommen sind. Unsere erste Kaschemme hatte noch ungemachte Betten und aus dem Bett kam mir ein Tier mit Kneifzangen an den Armen entgegengekrabbelt. Das zweite Zimmer war zwar gemacht, aber eben eine Kaschemme mit zwei Betten und einem Hocker. Das Fenster war wie schon beim ersten Raum nur ein Dachfenster. Und wenn ich sage "Dachfenster", dann meine ich keineswegs ein "Dachschrägenfenster". Es war ganz oben. Im ersten Zimmer hätte sogar ein Bett drunter gestanden, im zweiten konnten wir es die Nacht über auflassen. Da bekommt niemand eine Dusche, wenn es regnet. Und der Raum stank möffelig, als ob er nur als allerletzte Reserve genutzt wird. Als Abendessen gab es (zumindest für mich) nur noch etwas Leichtes.

Und sahen wir jetzt klarer für die nächsten Tage? Nö. Aber mit Ende des Abendessens hatte sich der Plan herauskristallisiert, dass wir tatsächlich für den noch ganz brauchbar angekündigten Donnerstag hoch nach Maramureș schauen wollen. Wieder elend viel Gegurke für - ja, für einen Dipp eben. Aber mal sehen, wie die Vorhersagen morgen alles wieder umschmeißen werden...

Mittwoch, 20.09.2023

Der morgendliche Blick aus unserer Dachluke nach oben zeigte ein blaues Himmelsquadrat. Das animierte zumindest aufzustehen. Draußen konnten wir dann auch die Wolkenfelder sehen. Aber es bestanden Chancen. Um mal was positives zum Hotel zu sagen: Das Frühstück war um 7:15 mit -15 bereits gerichtet. Die ersten Handwerker schlürften bereits ihre Kaffees. So konnten wir nach dem Einladen der Koffer ins Auto auch noch zugreifen. Abfahrt um 7:45 reichte uns für ein Motiv, das Leander kannte. Nach Verlassen der Stadt ging die Fahrt hoch über die Hügel. Der Blick schweifte über goldene Felder. In den Senken hing noch vereinzelter Nebel.


Auf der Fahrt in die goldenen Hügel. Wir sollten eine wunderschöne Gegend kennenlernen.


Und der Blick vorn raus.

Gern hätte ich noch mehr Landschaftsbilder gemacht, aber wir hatten eigentlich nicht so viel Zeit. Tja, hätten wir gewusst, dass wir dann ewig vor dem Blinklicht am Hp Ploscoș stehen würden, hätten wir noch locker jedes Labi machen können. Am Blinklicht verpassten wir zum Glück "nur" einen 628 - immerhin einen sauberen. Der kam im Gegengleis. Die Fahrgäste standen auch tatsächlich alle auf dem richtigen Bahnsteig. Und das mit null Fahrgastinfo vor Ort! Als der Triebwagen weg war und das Blinklicht nicht ausgehen wollte, lotste mich Leander so rüber.

Wir konnten einen schönen Hang besteigen, der allerdings sehr lehmig war. Blöde war jetzt die Gegengleisfahrerei. Das rechte Gleis wäre bewuchsfrei gewesen, das linke nicht so. Immerhin kamen paar Züge durch, wobei ich leider erst eine Perspektive hatte, bei der man immer am optimalen Auslösepunkt den Bügel im Mast gehabt hat.


Nachträglich kann man natürlich nur fragen: Ernsthaft? Wen stört hier der (gar nicht erkennbare) Bügel im Mast? Im schönsten Morgenlicht kommt IR 1836 an der wunderschön gelegenen Ortschaft Ploscoș vorüber.


Es folgt R 3080.

Später wechselte ich auf einen etwas seitlicheren Blick, wo die Bügelproblematik etwas entspannter und die Perspektive fast noch schöner war. Aber klar war ja nun, dass der Verkehr jetzt erstmal schlagartig abgerissen war, denn der Dacia hatte starke Verspätung und auch die Regionalzüge waren nicht pünktlich. Ahgrrr, weshalb sucht mal nicht gleich den besten Punkt? Da hat man ja eigentlich nur Strafe verdient. Und die stand direkt bereit, denn die Wolkenfelder vergrößerten sich und rückten näher.

Und so idyllisch man hier wirklich saß und so abgeschieden das Dorf Ploscoș auch lag, so war das hier ein Plädoyer dafür, dass das Rausziehen aufs Land absolut keine Garantie für Ruhe ist. Neben den üblichen Geräuschen eines geschäftigen Dorflebens war es vor allem das wirklich ununterbrochene Gekläff irgendsoeiner Fußhupe, in das natürlich immer wieder weitere Hunde und Hähne einstiegen.


Auch IRC fährt hier, z.B. mit RE 10503.

Wir hatten nach 11 Uhr mit dem verspäteten Dacia und einem IR gerechnet. Doch die Zeit verging und nichts tat sich. Zwei Baumaschinen kamen auf dem Baugleis angefahren. Ob nach deren Ankunft im Bahnhof Valea Florilor die Gleissperrung aufgehoben wird und die Züge wieder rechts fahren können?


Blick in die andere Richtung. Etwas abseits des Ortes baut man nur den Friedhof und - den Bahn-Haltepunkt. Jedenfalls hier in Ploscoș.

Jetzt wanderte auch das Licht in die Achse. Wenn Licht war. Das war aber nicht mehr so oft. Wir brachen ab und fuhren mal einen Feldweg parallel zur Bahn südwärts. Dort war besseres Seitenlicht. Aber was nutzt eine Bahn durch herrlichste offene Gegend, wenn der Bahnkörper völlig verbuscht ist? Da nutzte auch das Erklimmen der hohen Hügel nichts mehr. Die beiden fehlenden Züge kamen jetzt natürlich im Blockabstand. Beim ersten dachte ich, dass ich einen freien Abschnitt gefunden hätte, aber da war doch noch ein fetter Busch im Weg. Und es wurde noch immer links gefahren. Beim zweiten war ich noch auf Suche. Ich hab gar nicht erst die Kamera vors Auge gehoben. Der Tag entwickelte sich richtig prächtig zum Ärgernis.

So ging es dann auch weiter. Wir fuhren den Fahrweg erst noch ein Stück südwärts, doch verendete er bald. Und es war auch nichts abzusehen, dass sich bewuchstechnisch auf den nächsten zwei Kilometern was ändern würde. So suchten wir dann mal nordwärts. Auch dort war es wunderschön. Kleine Höfchen lagen da eingeschmiegt in das kleine Tal, Mais- und Sonnenblumen-Parzellen wechselten sich mit kurzgeknabberten Rinderwiesen ab. Die Bahn war aber weiterhin heftigst verbuscht. So kamen wir in das Tal der Blumen, nach Valea Florilor. Dort fanden wir einen schönen Ausblick vom Kirchhügel. Der bald anstehende Regio ging aber bei Wolke. Ansonsten saßen wir viel in der Sonne, doch nichts tat sich.


Doch! Ein Desiro kommt vorbei, yippieh! IR 1749 im Bahnhof von Valea Florilor.

Als das Licht zu spitz war, setzten wir unsere Erkundung nordwärts fort. Dazu gehörte allerdings auch erstmal, überhaupt eine Zuwegung zum nächsten Bahnhof zu finden. Durch das Tal führte irgendwie nichts weiter und die verzeichneten "Straßen" waren Ackerpisten bis Schotterwege zweifelhafter Konsistenz. Wir entschieden uns letztendlich, von Osten über Straße 45 zum Bahnhof Boju zu fahren. Das war eine recht gut befahrbare Schotterpiste. Da sie auf einem Höhenrücken verlief, hatte man wunderbare weite Ausblicke. Die Luft war so klar, dass man auch gut die Südkarpaten sehen konnte. Leider hing die Sonne in einem küddeligen Wolkenfeld, so dass man keine so rechte Lust auf Labis hatte.


Straße 45 führt mit ständigen Panoramablicken über die Hügel.


Das Leihmobil. Herrlich ohne Schnickschnack, aber mit allem, was man braucht. Und mit 4,3l/100km ganz schön sparsam.


Weitblick von Straße 45 aus.

Der Bahnhof Boju war interessant, weil die Richtungsgleise und ihre jeweiligen Ausweichgleise weit auseinander lagen. Das war dem anschließenden Tunnel mit getrennten Röhren geschuldet. Tunnel und Bahnhofsteil für Nord-Süd-Richtung waren gerade gleislos und sollten offenbar saniert werden. Wir hätten einen einfahrenden 628 gemacht, wenn nicht gerade Wolke und Graffiti zusammengekommen wären.

Nordwärts führte vom Bf Boju eine einspurige Asphaltpiste weg, die wir mal nutzten. Man landete im hoch gelegenen Ort Cojocna, von wo man nun noch eine abenteuerliche Ackerpiste zum Bahnhof Tunel runter fahren konnte. Da jetzt aber mehr und mehr die Sonne wieder durchkam, wollte man doch mal schauen, ob man nicht noch paar Fotos hinbekommt. Und tatsächlich fanden wir nördlich vom Ort Cojocna (aber südlich von dessen Bahnhof!), wo die Bahn wieder auf die Welt richtiger Straßen trifft, eine einigermaßen freie Kurve. Mit Blick von Süden auf die Kurve gelang wieder nur Leander ein Bild, weil wir vorm BÜ standen und man drüben noch einen Hang hochgemusst hätte. So weit konnte ich mich als Fahrer nicht vom Auto entfernen.

Interessanter war die Frage, wie man auf den nordwestlich gelegenen Gegenhang hochkommt. Erstmal fuhren wir weiter zum nächsten BÜ, da noch ein Südfahrer kommen sollte. Doch wie das so ist, kam nun ein Güterzug von hinten. Hätte der nicht eine halbe Stunde später kommen können?


Ein Güterzug rollt von Süden auf den Bahnhof Cojocna zu.

Wir entdeckten allerdings einen Feldweg, der auf unseren Motivhang führen mochte. Für den Motivhang hatte Leander auch einen passenden lecker Interregio angekündigt. Aber erstmal sollte ein 628 von Norden kommen, den wir unmittelbar nach X Güterzug erwarteten. Auch dieser Streckenabschnitt wurde nämlich "aus Gründen" nur eingleisig befahren. Als irgendwie nichts passierte, meinte Leander, dann lassen sie wohl den IR von Süden auch noch durch. Äh, wie jetzt, den lecker IR für den Fotohang? Ja, der sei in Boju schon durch. Ächtz! Das ist keine Viertelstunde von hier!

Wir rasten den Feldweg hoch, der aber bald in die falsche Richtung weiter führte, dann querfeldein ein verwildertes Feld, Kuppe, freier Ausblick? Nee, Mist, noch ne Senke und noch ne Kuppe. Das war der Moment, wo ich Leander auch diesen Zug überließ. Irgendwie alles sehr unausgewogen heute zu meinem Ungunsten. Na ja, langsam hinterher, aber eben nur das, was man mit Ü50 und nicht vorhandener Kondition leisten kann. Die nächste Kuppe brachte dann tatsächlich den erhofften Ausblick und der IR war wie durch ein Wunder noch nicht durch. Aber der BÜ bimmelte. Den eigentlich nötigen seitlichen Ausblick hab ich nicht mehr geschafft...

Ansonsten hatten wir einen gar nicht mal so schlechten Spätnachmittag dort auf unserem Fotohang. Der Platz hatte den Charme, dass man sogar in beide Richtungen fotografieren konnte. Es kam alles Mögliche an Nahverkehr, leider keine Güterzüge und einen stark verspäteten südwärts fahrenden lokbespannten Bummelzug haben wir leider verpasst, weil wir für eine seitlichere Variante für Nordfahrer standen, bei der man leider nicht mehr den gleichzeitigen Blick für Südfahrer hatte. Und wir waren sicher, dass es von Süden getrötet hatte... Das war schon sehr ärgerlich, denn das Licht hatte richtig gut gehalten, obwohl man angesichts der Wolken im Westen irgendwann gemeint hätte, dass Schluss wäre.


Aus Richtung Cluj nähert sich R 10528.


Von Süden nähert sich R 3089 Cojocna.


IR 1748 befindet sich auf dem Weg nach Târgu Mureș.


Adria Kombi schickt eine Lok vorbei.


Nun kommt R 2036 von Süden.


Und R 10644.

Als die Schatten kamen, war auch gerade Zugpause, und wir liefen den an sich schönen Weg nunmehr gemütlich zum Auto zurück. Wir hatten wieder eine Unterkunft bei Turda, diesmal aber im benachbarten Câmpia Turzii gebucht, weil wir das heutige Vormittagsprogramm morgen nochmal verfeinern wollten. Ach ja, waren da nicht irgendwelche Ambitionen gewesen, noch ne Runde nach Maramureș zu drehen? Es war nicht das Wetter, das uns hat umentscheiden lassen, sondern einfach die heute erlebte herrliche Gegend mit den goldenen Hügeln, die uns animiert hat, den Urlaub hier in der Gegend ohne weiteren großen Fahrstress ausklingen zu lassen.

So richtig mitten durch die goldenen Hügeln führte uns nun auch das Navi auf "gelben Straßen" in einem östlichen Bogen nach Câmpia Turzii. Leider war die Sonne weitestgehend weg, sonst hätte man nochmal paar Labis machen können. Nach 50 Minuten erreichten wir die gebuchte Unterkunft Penziune Milexim, die zu unserer Überraschung Bestandteil eines großen Komplexes mit Veranstaltungszentrum auf der anderen Straßenseite und großem, offenbar sehr angesagtem Restaurant war. Aber alles war für sich. Restaurant und Pension strahlten den Charme eines typischen, gemütlichen Gasthauses aus und das Zimmer war groß und mit allem ausgestattet, was man brauchte. Was für ein Unterschied zu letzter Nacht!

Zum Abendessen gab es Ciorba Rădăuțeană, eine typisch rumänische Suppe mit Hühnerfleisch und Gemüse. Danach nahmen wir ein Gericht aus Kohl und Hackfleisch mit Polenta. Und weil es uns hier gefiel, verlängerten wir direkt mal um eine zweite Nacht.

Donnerstag, 21.09.2023

Heute wollten wir es gern nochmal mit Ploscoș wissen. Also, ich vor allem. Leander war so nett, nochmal mitzukommen. Was konnte heute schief gehen? Wetter natürlich. Aber der Blick aus dem Fenster war vielversprechend. Frühstück könnte zu lange dauern. Aber es gab Buffet. Der Stadtverkehr in Turda könnte komplett zum Erliegen gekommen sein. Aber wir fuhren unter Inkaufnahme einer guten Schotterpiste hintenrum. Wir konnten Zeit mit Landschaftsbildern verdödeln. Und wir taten es.


Im Morgenlicht kommen die goldenen Hügel besonders schön.


Ein Stück oberhalb von Valea Florilor.

Beim Treffen auf die Strecke in Valea Florilor könnte die Schranke zu sein und uns animieren, paar Kilometer vorm Ziel anzuhalten und Zeit zu verdödeln. Sie war unten. Wir mussten ja nicht rüber, entdeckten aber zufällig ein freies Mastfeld und wollten uns mal anschauen, was da kommen mochte. Und es kam ein handfester Güterzug!


Der gestern nordwärts beobachtete Kesselwagenzug kommt nun wieder zurück.

Nun aber weiter. Der Güterzug hatte uns die erfreuliche Erkenntnis gebracht, dass er auf dem rechten Gleis fuhr. Yippieh! Das bedeutete allerdings, dass sich die Züge in kurzen Blockabständen folgen konnten. Und sie folgten einander dicht auf dicht. Als wir an unserem Motiv parkten, kam gerade der 628, der uns gestern am BÜ aufgehalten hatte. Wieder mal wurde die Lunge heftigst gefordert, als es den Hang hoch ging. Und es kam, wie es kommen musste, das Motiv war noch längst nicht erreicht, da rollte es schon wieder von Norden. Oh Mann, erster Fernzug gleich wieder geopfert? Nein, es war nur eine Lz. Dann war das Motiv erreicht. Und sogleich kam der IR. Eine Punktlandung!


Nun musste nochmal Ploscoș in der seitlichen Ansicht sein. IR 1836 macht den Anfang.

Im Folgenden konnten wir uns auf unserem Panoramafeldrand hin und her bewegen und eine ganze Reihe von Zügen abfeiern. Da auch der Dacia pünktlich kam und sogar noch ein Güterzug durchrollte, hatten wir gut zu tun. Ansonsten war es ein herrliches Sein. Bald zogen die Baumaschinen wieder los, diesmal allerdings ins vordere Gleis, was uns sehr recht war. Ein TVT fing sogar an, Büsche abzusägen. Allerdings nur die Zweige, die seiner Fahrleitung all zu nahe kamen. Zum Schluss hatten wir gerade festgestellt, dass man von Süden noch nichts Passendes gehabt hätte, wir aber langsam weiter müssten, da kam von Süden direkt noch ein Güterzug angefahren.


Ein Güterzug von LTE rollt südwärts durch.


Es folgt Bummelzug R 3080 mit der Ortskulisse von Ploscoș und der Biserica Ortodoxă Sfinții Mihail și Gavril.


IC 12532, der "Städteexpress".


Von Süden erreicht ein 628 mit Resten der Beklebung zu "100 Jahre Rumänien" den Hp Ploscoș.


Der IRN 12342 "Dacia" erfreut uns heute auch noch.


Den Abschluss macht ein schöner Unicom Tranzit Güterzug von Süden.

Nach dem Güterzug sollten noch die Bummelzüge von IRC und CFR kommen, die aber beide über +20 hatten. Wir wollten das nächste Motiv nicht gefährden und lieber mal weiter fahren. Da schaltete sich unten der BÜ wieder ein. Das brachte uns nochmals zum Stutzen, aber irgendwie war nichts zu hören. Das Plingpling dauerte schon wieder ganz schön lange. Ein Auto war rübergefahren, ein anderes wartete geduldig. Wir liefen zum Auto. Als wir unten waren, war der BÜ wieder ausgegangen, ohne dass etwas gekommen wäre.

Wir fuhren nun wieder nach Valea Florilor rüber, wo es der Blick vom Kirchhügel sein sollte. Auch hier konnte man gut variieren. Jetzt kam erstmal der 628 von hinten, für dessen Ausfahrt wir Position bezogen. Er fuhr aber nicht aus, sondern musste wohl bereits auf den IR warten. Wir stellten uns bereit. Aber nichts tat sich. Das ging wohl eine Viertelstunde so, da - hörte man es wieder aus Richtung Süden pfeifen! Der CFR Regio kam auch noch! Offenbar verfügte der Bahnhof über genügend Ausweichgleise, so dass nun beide Regios im Bahnhof standen. Wieder vergingen mindestens zehn Minuten, bis endlich Geklacker von der nördlichen Einfahrt zu hören war. Es kam - ein Pferdefuhrwerk auf dem Weg oberhalb der Bahn. Ok, dann kam endlich auch der Interregio.


IR 12734 im Bahnhof Valea Florilor. Das Pferdefuhrwerk ist auch noch zu sehen - links von dem Haus hinter der Bahn.

Nun fuhren die beiden Regios hintereinander aus. Von dem späteren in den früheren hätte man natürlich umsteigen können, doch wäre dafür wohl eine andere Fahrkarte erforderlich gewesen. Jetzt waren auch schon wieder die nächsten Südfahrer fällig. Wir wussten nicht, ob man in Boju bei den Bauarbeiten überhaupt kreuzen kann und setzten uns einfach im Gras bereit.


Der verspätete R 13085 verlässt Valea Florilor nordwärts.

Hier in Valea Florilor war es herrlich ruhig. Keine kläffenden Köter, kein Lärm von Landmaschinen und Straßenverkehr schon gar nicht. Zu hören war nur der Wind, der durch die Maispflanzen strich und gaaanz selten mal ein Flieger im Anflug auf den Cluj International Airport. Auch die Temperaturen waren sehr angenehm.


IRC RE 10516 erreicht von Norden Valea Florilor.


CFR R 3082 kommt hinterher.

Der zuletzt eingefahrene Bummelzug war im Bahnhof stehen geblieben. Offenbar war nun einer der verspäteten Nordfahrer an der Reihe. Bald stellte sich still und leise ein südfahrender Güterzug daneben. Schade, den hätten wir ja mal vom Kirchenhügel noch gut gebrauchen können. Wir fotografierten die beiden im Bahnhof.


Weit ist er nicht gekommen. Nun muss R 3082 auf einen Gegenzug warten.

Dann stand wieder ein Ortswechsel an. Es ging unsere Lieblingsstraße durch die goldenen Hügel nordwärts. Was für eine ursprüngliche Ländlichkeit das hier war. Ein Höfchen war schnuckeliger als das andere. Auf der Straße liefen nicht nur Hunde, Katzen und Hühner, sondern auch kleine Ferkelchen. Man hätte eigentlich nach jeder Biegung für Fotos anhalten können. Die oben am Berg klebende Ortschaft Cojocna sah man schon von weitem; diese Zivilisation wirkte hier wie ein kleiner Fremdkörper. Wir konnten dort aber wenigstens kalte Getränke bunkern.

Der nächste Programmpunkt sollte der "Blick von der Rinderweide" sein. Also derselbe Damm zwischen den Bahnhöfen Tunel und Cojocna, auf den wir gestern Abend geschaut haben - jetzt aber von der Südwestseite betrachtet. Wir parkten am BÜ und liefen mal hoch. Erst ganz zuletzt bekamen wir mit, dass die Rinder tatsächlich auf der Weide waren, sich aber in die hinterste Ecke zurückgezogen hatten. Leider fehlten hier planmäßig die wirklich passenden Züge. Man musste sich zunächst mit Desiro und Baumaschine als Nachschuss begnügen. Nachdem dann auch noch ein Güterzug mit geleckt sauberer GFR-Lok nordwärts durchkam, wurden wir belohnt und ein Güterzug mit geleckter CFR Marfa Lok kam südwärts - gerade noch rechtzeitig mit genügend Frontlicht.


IR 1749 kommt auch wieder vorüber.


Das war doch mal schön: Ein CFR Marfa Güterzug rollt südwärts vorbei.


Und über einen sauberen 628 als RE 10502 freuten wir uns natürlich auch.

Fern im Südwesten war die ganze Zeit schon ein Schlechtwetterband zu erkennen, das uns gegen Abend auch erreichen sollte. Mal sehen, wie lange das noch gut geht... Wir blieben mal sitzen. Man konnte hier auch ohne Frontlicht seitlich was machen. Während ich mich außerhalb der Weide ins Gras gesetzt hatte, war Leander auf der Weide sitzen geblieben und fand sich bald umringt von den Tieren, die ihn neugierig anschauten. Das Interesse erlosch dann bald und jeder konnte seiner Beschäftigung nachgehen.


So richtig lässt sich hier niemand aus der Ruhe bringen...

Und dann hielt dieser bislang wunderbare Tag doch noch eine Klatsche für mich bereit. Ja, für mich! Nicht für Leander. Ich hätte gern den bald anstehenden lokbespannten Regio südwärts noch etwas seitlicher von der Weide aus fotografiert. Leander eröffnete mir, dass der IR (ja, der mit dem Gehetze gestern) nun auch bald anstehen würde und das fraglich sei, ob der Regio überhaupt noch vorher kommt. Hä, wieso? Gestern war zwischen beiden Zügen doch noch einige Zeit? Ok, gestern hatte er Verspätung, das war mir mal wieder nicht klar gewesen.

Jedenfalls wollte Leander nun gern hoch auf den Hang von gestern. Da konnte er beide Züge machen. Darauf war ich nun geistig nicht eingestellt, denn ich wollte ja hier noch die seitliche Ansicht. Leander lief also hoch und ich blieb unten. Natürlich ließ man den erhofften Regio in Cojocna stehen. Der IR kam für mich unfotografierbar nordwärts vorbei. Ok, damit hatte ich schon zu 80% gerechnet.

Nun aber bitte der Regio! Vor dem Regio sagten allerdings die ersten Vor-Wolken der geschlossenen Bewölkung "Hallo, wir sind da!" Es wurde dunkel - komischerweise aber nur bei mir und nicht in Leanders Südfahrermotiv. Als der Zug hinten um die Ecke kam, wich die Wolke schon langsam wieder. Wäre sie kontinuierlich weitergezogen, wäre der Zug bei Sonne gekommen. Aber das durfte ja nicht sein. Ein letzter Fitzel hatte sich am Bahndamm festgekrallt. Er riss sich los, als der letzte Wagen durch war.


So gibt es nur noch paar Labis, z.B. von Eseln und dem Friedhof von Cara.


Weit fällt der Blick auf die aufziehende Bewölkung...


...und eine Rinderherde am anderen Hang.

Dann war die komplett dichte Bewölkung zur Stelle. Ok, es ging auf 17 Uhr zu, also mehr als anderthalb Stunden hatten die Wolken dem Tag wohl nicht geklaut. Und natürlich war es ein toller Fototag gewesen. Die drei Hauptpunkte hatten topp geklappt, wir hatten ordentlich Güterzüge, und dass die Züge morgens auf dem hinteren Gleis fuhren, war auch ein fetter Gewinn. Und dafür, dass Leander schon mehrmals in Ploscoș gewesen ist und trotzdem heute nochmal mit mir dorthin gefahren ist, hat er sich natürlich die letzten zwei Bilder redlich verdient. Dabei wollen wir es dann auch belassen und uns über einen zurückliegenden tollen Tag freuen. Und auf das Essen in unserer schönen Unterkunft.

Freitag, 22.09.2023

Heute wollten wir erstmal auschecken. Wir waren uns einig, dass wir nochmal etwas Diesel wollten und hatten eine Nebenstrecke weiter südlich von hier im Auge. Wo wir am Tagesende bleiben würden, war dabei nicht sicher. Der Morgenblick aus dem Fenster fiel allerdings erstmal auf massive Wolkenfelder. Da war erstmal ein entspanntes Frühstück angesagt.

Als wir in die Richtung losfuhren, in die wir wollten, ging es geradewegs in die Wolkenfelder rein. Erst war noch der Plan, die Fernzüge im Tal der Târnava Mare (Große Kokel) auf der Hauptstrecke hinter Copșa Mică zu machen, doch da war mit Sonne überhaupt nicht zu rechnen. So wechselten wir über eine interessante Nebenstraße durch ein wunderschönes enges Seitental mit kahlgeknusperten Wiesenhängen hoch in das Tal der Târnava Mică (Kleine Kokel) an die Nebenbahn Blaj - Bălăușeri (ehemals weiter nach Praid, wo wir auf dem Rückweg von Bicaz parallel gefahren waren). Die Wolkenteppiche waren aber auch an der Nebenbahn nahezu undurchdringlich.

An einem Haltepunkt warteten wir einfach mal einen Zug ab, um zu sehen, was da so fährt und in welchem Zustand die Fahrzeuge sind. Der Zug kam aber nicht. Nun hatten wir erstmalig während unseres Aufenthaltes eine Pdf-Fahrplantabelle verfügbar, und es trat genau das ein, weshalb man sonst beim Hantieren mit dem Kursbuch grundsätzlich alles online verifizieren musste. Der Zug war ausgelegt wegen is nich. Also "aus Gründen". Ihr versteht schon...

Von Westen her schob sich laaangsam das Blau heran. Bis es hier wäre, würde noch ewig dauern, aber man konnte ihm ja entgegen fahren. Weiter westlich gibt es noch eine andere Nebenbahn mit ganzen drei Zugpaaren, die auch nach Einsatz von Caravellen roch. Wir fuhren also nach Alba Iulia, wo wir erstmal in der Stadt feststeckten, weil die Straßen der Stadt zur Hälfte aufgerissen waren. Also alle Straßen waren auf einer Hälfte aufgerissen. Dann noch hinter einem polnischen LKW her, der seine Breite nicht einschätzen konnte und mehr stand als dass er fuhr. Neeeervig!

Mittag war bereits durch. Wir waren maulig und hatten Hunger. Jeglicher Zusammenhang ist ungeklärt. Da sahen wir es. Links kam ein Kaufland! Kaufland bedeutet Mici-Grill. Yess! - No! Der Kaufland war noch gar nicht eröffnet. Der Mici-Grill auch nicht. Die parkenden Autos gehörten den Handwerkern. Blöd! Weiter Stop&Go. Nach langer Nerverei und als endlich der polnische LKW festgestellt hatte, dass er völlig falsch war und im Schlafmützentempo an einem Kreisverkehr einen U-Turn hingelegt hat (U-Turn fast im Stehen, das geht!) tauchte nunmehr rechterhand das Kaufland-Symbol auf. Miiiici!


Wenn eines sicher ist in Rumänien, dann ist es der Mici-Grill vor jedem Kaufland!

Das hatte zeitlich alles sehr gut gepasst, und wir konnten dem Bummelzug auf der Nebenbahn immer noch bis zu einer Stelle entgegen fahren, wo der Mittagszug nach Alba Iulia ins Licht drehte. Wir warteten in Tăuți bzw vorm Hp Tăuțu Ampoilui. Da hatten wir aber auch gerade erst die Wolkenfelder verlassen. Aber das Motiv war nett und passte gut für die erwartete Caravelle. Die Planzeit war da, Wolkenschatten zogen durch, Planzeit verstrich. Ist schon sehr anspruchsvoll, auf so einer Nebenbahn pünktlich zu fahren. Doch dann war es soweit. Ein Pfiff in der Ferne, und es tauchte eine Caravelle auf. Leider die Wohnzimmerfenster-Variante. Dummerweise war der Zug nach der Caravelle noch nicht zuende. Es kam noch eine, die auch etwas beschmiert war. Egal, schön war es trotzdem, obwohl ich die Wohnzimmerfenster-Front nicht mag. Aber die Farbgebung macht es.


R 11374 nähert sich im Ampoital aus Zlatna kommend dem Hp Tăuțu Ampoilui.

Wir steuerten noch einen zweiten Punkt an, wohin wir allerdings auf diversen Schotterpisten am Zentrum von Alba Iulia vorbei steuerten. Es ging durch ein riesiges Neubau-Wohngebiet, die Siedlung Orizont, in der massig Eigenheime neu entstanden. Aber das dauerte doch alles etwas, und so trafen wir erst zeitgleich mit dem Zug am Hp Bărăbanț Nord ein. Allerdings ergab sich ein nettes Zusammentreffen mit einem Pferdefuhrwerk.


Und nochmal die Zugnase im Hp Bărăbanț Nord mit einem Pferdefuhrwerk.

Der Abstecher nach Bărăbanț hatte den Vorteil gebracht, dass wir nicht mehr durch das halb vorhandene Straßennetz der Innenstadt zurück mussten. Denn es sollte zur Autobahn zurück gehen, weil die Wolken nun doch weit ostwärts abgezogen waren und wir es nochmal im Tal der Kleinen Kokel mit der Nebenbahn von heute Vormittag wissen wollten. Unterwegs gab es im großen Gleisdreieck von Coșlariu einen Bummelzug mit Blümchen.


Bummelzug R 3511 im Gleisdreieck von Coșlariu. Er wird allerdings nur am Hp Podu Mureș halten, der östlich des Dreiecks liegt, und dann direkt nordwärts nach Teiuș abzweigen. Das fanden wir etwas eigenartig, weil die Fernzüge alle in Coșlariu kopfmachten, selbst der "Städteexpress". Der Bahnhof Coșlariu liegt südlich des Gleisdreiecks. Später sahen wir auch alle Güterzüge von Osten nach Norden in Coșlariu kopfmachen. Das hätte darauf hingedeutet, dass die direkte Kurve Osten - Norden nicht befahrbar wäre. Aber R 3511 fuhr direkt. Sehr eigenartig... Der Vollständigkeit halber sei gesagt, dass es mittlerweile im Zuge der Magistrale Budapest - Bukarest eine Neubaustrecke an Coșlariu vorbei von Süden nach Osten gibt, so dass es die Verbindung Süden - Osten praktisch doppelt gibt; einmal mit Führung über den Bahnhof Coșlariu und einmal dran vorbei und beim Foto in unserem Rücken entlang.

Auf der Nebenbahn sollte uns nun aber auch laut Online-Auskunft ein Zug entgegen kommen, dem wir noch bis Cetatea de Baltă entgegen fahren konnten. Dort konnte man sogar mit nur geringen Kompromissen das Castelul Bethlen-Haller in den Hintergrund bekommen. Und wieder ließ der Zug auf sich warten. Erst mit über zehn Minuten Verspätung tauchte der Zug auf, eine Caravelle im Optimaldesign und sauber, hurra! Aber auch diesmal hing was hinten dran, ein grünes Wohnzimmerfenster, leider auch großzügig bepunkt. Bei der Vorbeifahrt mussten wir leider feststellen, dass die Südseite des "schönen" Triebwagens auch stark beschmiert war.


Über Cetatea de Baltă thront das Castelul Bethlen-Haller aus dem 16.Jh, einst ein Jagdschloss, jetzt Bestandteil der Jidvei Weincompany. Der beschmierte Zugteil wurde elektronisch abgekuppelt.

Wir folgten dem Zug nochmal und bekamen ihn bei der Anfahrt auf den Hp Sfântu Nicolae mit abenteuerlicher Gleislage, wo man besser ein Video von den schaukelnden Wagen hätte machen sollen. Dann fuhren wir vor in die Einfahrt von Blaj, wo wir eine ganz brauchbare Stelle am Esig entdeckt hatten. Dabei sprang uns im letzten Moment ein anderer Typ ins Bild, der auch fotografierte oder filmte. Es ist nicht zu fassen! Unsere einzige Begegnung mit einem anderen Eisenbahnfotografen innerhalb der zwei Wochen!


Nochmal der R 11318 in Annäherung an den Hp Sfântu Nicolae.


Und nochmal kurz vor Erreichen des Endbahnhofes Blaj.

Aber trotzdem freuten wir uns über die Bilder, auf denen man das Geschmier ja nicht gar so übel sieht. Bisken Sonne würde noch sein, und wir suchten uns noch ne Stelle (ich sprech jetzt nicht von Motiv) an der Hauptstrecke westlich von Crăciunel, wo wir einen Regio mit zwei Wagen übereinander und nen Mettmann fotografieren konnten. Und man konnte schön im Gras sitzen und Eis essen.


Zum Abschluss gibt es mal wieder einen Einzel-Dosto als R 3513 auf der Magistrale bei Crăciunel.

Und wir mussten überlegen, was wir denn wohl mit dem morgigen Tag anfangen könnten. So ein kleines bischen hatten wir so langsam auch keine Lust mehr, nachdem das heute erst mit den Wolkenfeldern und dann mit den Graffiti recht anstrengend geworden war. Man hätte bereits heute gern in den Dacia einsteigen können. Wir entschieden uns, morgen nochmal an der Nebenbahn vorbeizuschauen (ein schönes Motiv hatten wir nämlich noch entdeckt), paar Züge auf der Hauptstrecke mitzunehmen und dann nordwärts durchzustarten. Dazu war eine Unterkunft in Blaj sinnvoll, wo wir im Montana Popa landeten und neben einem köstlichen Abendessen die Erzeugnisse der Region ausgiebig würdigen konnten. Die Nebenbahn führte nämlich mitten durchs Weinanbaugebiet Jidvei, und der Wein beherrschte dann auch den wunderbaren Abend im Hof des Hotels.


Vor unserem Hotel ragt der Turm der Biserica Sf. Apostol Andrei și Sf. Mare Mucenic Gheorghe hinter den Dächern auf. Rumänische Kirchen können keine kurzen Namen haben...


In unserem Hotel bzw auf dessen Hof gibt es leckeres Hähnchengeschnetzeltes mit Mămăligă.

Samstag, 23.09.2023

Unser Zimmer mit zwei Schlafzimmern war neu eingerichtet und sehr großzügig. Wir hatten dieses Upgrade bekommen, weil sonst nur Zimmer mit Doppelbett verfügbar gewesen wären. Nur mit der hypermodernen Klimaanlage kamen wir nicht klar. Bzw ich vermute mal ganz stark, dass sie auch gar nicht funktionierte. Zum Glück regnete es nicht, denn an Fenstern war wieder nur ein Dachfenster über dem Bett verfügbar.

Unser Morgenkonzept lautete, dass wir für einen Morgenzug auf der Nebenbahn nochmal an die Târnava Mică wollen. Da war ein schöner Ausblick, den wir gern versuchen wollten. Da es das Hotelfrühstück am Wochenende zwischen 8 und 11 Uhr geben sollte, mussten wir um 7:30 ohne Frühstück los, ließen aber unser Gepäck noch auf dem Zimmer und planten ein spätes Frühstück um 9:45. In der Zeit konnten wir den Triebwagen einmal bis zur Endstation Târnăveni verfolgen. Wir bauten uns an unserem Wunschmotiv oberhalb der Halta Pănade auf, wo die Sonne es aber auch nur gerade so eben über die Weinberge geschafft hatte und ihr dunstiges Licht über das nebelverhangene Tal sandte. Ich hatte es nicht zu hoffen gewagt, aber es kam dann auch tatsächlich mein Wunschfahrzeug, eine Caravelle alter Form, die auf der Südseite recht frei von Geschmier war. Hinten hing "natürlich" ein Keimling aus der Gattung der Mint-Caravellen dran.


Die Sonne war gerade geschlüpft, als R 11313 aus der Halta Pănade beschleunigte. Und hat die Kirche von Pănade einen kurzen Namen? Nö. Sie heißt Sfinții Împărați Constantin și Elena. Wenn man diesen Namen googelt, kommt man allerdings bei einer Kirche in Straubing, Bayern, raus...

Wir bekamen den Zug nochmal hinter Jidvei unweit der Halta Feisa. Dann mussten wir leider einen großen Bogen schlagen und konnten ihn nochmal an einem städtischen Motiv mit den östlichen Signalen des Bf Târnăveni Vest nehmen. Nachdem wir bisher entlang der Strecke nur Signalruinen gesehen hatten, wurden die Signale hier sogar noch bedient. Also gibt es zwei besetzte Bahnhöfe in Târnăveni und den Kreuzungsbahnhof Jidvei (der aber keine intakten Signale hat). Wir fotografierten den Zug anschließend noch im Bf Târnăveni.


Mit dem Weinort Jidvei im Hintergrund kommt R 11313 auf Feisa zugerollt.


Nun hat R 11313 den Bahnhof Târnăveni Vest verlassen. Der Weichenwärter hat das Asig bereits auf Halt gestellt.


Nach Ankunft in Târnăveni hat der Triebwagen erstmal Durst und wurde vor der Tankstelle geparkt.

Dreimal am Tag fährt auch noch was von Târnăveni weiter bis Bălăușeri, aber da waren wir nicht. Es war jetzt 9 Uhr, und Google Maps warf 42min Fahrzeit zum Hotelfrühstück aus. Dabei fuhren wir direktemang auf eine geschlossene Wolkenfront zu, die völlig überraschend von Westen aufzog. Fast mochten wir den Tag als erledigt betrachten. Das Frühstück tat gut, war aber etwas unentspannt, weil im Gasthof massive Vorbereitungen zu einer Hochzeitsfeier stattfanden. Draußen, wo wir saßen, wurden diverse Sachen angeliefert oder die ersten Gäste fuhren vor und schauten uns neugierig auf die Teller.

Und wir hatten plötzlich auch gar nicht mehr sooo viel Zeit, weil die Wolken sich ziemlich auflösten. Da konnte man ja doch nochmal zwei neulich gesehene Ausblicke im Tal der Târnava Mare rund um Mediaș aufsuchen. Um 10:30 checkten wir aus und fuhren in die Richtung. Den Express, dem leider heute der Zugteil aus Arad fehlte, nahmen wir zwischen Copșa Mică und Târnava. Den Dacia gab es westlich des Bf Dumbrăveni bzw westlich des Dorfes Șaroș pe Târnave.


IC 12532 ohne den Zugteil aus Arad hinter Copșa Mică.


Und IRN 12342 "Dacia" auf der anderen Seite von Mediaș bei Dumbrăveni.

Das war dann auch unser östlichster Wendepunkt für heute. Für Züge der Gegenrichtung ging es auf die andere Seite von Mediaș zurück. Im Prinzip fanden wir auch eine schöne Stelle bei Colonia Târnăva, also zwischen Mediaș und dem Hp Târnăva. Leider zog nun erstmal ein hohes Gewölk durch, so dass der IR kaum Sonne abbekam. Ein nachfolgender Bummelzug bekam dann wieder recht gutes Licht ab.


Am Ortsrand von Colonia Târnăva beobachten wir R 3511. Die Stadt im Hintergrund ist Mediaș.

Die Überlegung war, jetzt nochmal hoch an die Nebenbahn zu fahren, aber den Gedanken verwarfen wir dann doch. Statt dessen warteten wir nochmal weiter auf DEN Güterzug (ha-ha!), verließen die Stelle aber, als ein wichtigeres Musthave-Motiv langsam ins Licht rückte: Der riesige Schornstein der abgewickelten Sometra Buntmetallhütte in Copșa Mică, in der lecker Sachen wie Zink und Blei hergestellt wurden und die sich bis 2008 als viel kritisierte Dreckschleuder betätigte.

Von Westen konnte man das abgewickelte Fabrikgelände gut in den Hintergrund nehmen. Man konnte da recht ungestört im Gras sitzen (vermutlich auf völlig vergifteter Erde...), so dass wir beschlossen, hier einfach mal die Phase, in der die Sonne für gute Ausleuchtung sorgte, auszusitzen. Immerhin befanden wir uns an DER rumänischen Magistrale für Verkehre von Ungarn in Richtung Großraum Bukarest. Da muss doch ordentlich Güterverkehr sein!?! Etwa nicht? An Planzügen hatten wir im passenden Zeitfenster leider nur einen 628. Und dann geschah mal wieder Unglaubliches. Der 628, der von der Nebenbahn aus Sibiu gekommen war, stand schon zum Kopfmachen hinten im Bahnhof, da schob sich von hinten ein Güterzug ins Bild, der sich gaaaanz laaaangsam auf das Halt zeigende Einfahrsignal zurollen ließ. Sollten wir jetzt nichtmal den 628 sicher haben? Nein, sicher hatten wir ihn definitiv nicht. Aber wir hatten ihn; es ging gerade nochmal gut!


Der Güterzug konnte inzwischen aufdrehen, denn das Esig war nach Ausfahrt des 628 grün geworden. RE 10515 ist die Antwort von IRC auf die neue Autobahn zwischen Sibiu und Cluj. Ich sag jetzt aber nicht, was schneller ist ;-)

Ein Glück! Und wenigstens war der 628 auch auf unserer Seite sauber. Auf der anderen war er das nämlich nicht - das hatten wir bei der Einfahrt aus Richtung Sibiu gesehen. Aber wir hatten noch etwas Zeit bis zur Autoabgabe. Wir harrten weiter der Dinge, die da vielleicht kommen mochten. Vom Bahnhof her waren immer mal Trööts zu hören, und irgendein Lüfter in der Ferne klang auch immer wieder nach Zugrauschen. Einmal war es dann aber ein Tröt und besonders lautes Rollgeräusch. Da kam ein Kesselwagenzug um die Ecke! Und dann kam irgendwann noch ein E-Wagenzug hinterher. Und wir nahmen auch noch den lokbespannten Regio mit, obwohl für den das Licht schon spitzer war.


Vor Kulisse der einstigen Sometra Buntmetallhütte kommt auch ein GFR Kesselwagenzug...


...und ein E-Wagenzug von Unicom Tranzit.

Eigentlich sollte es das gewesen sein. Aber wir hatten bemerkt, dass der in zehn Minuten anstehende Regio über die Dieselpiste nach Sibiu eine 60 mit drei Wagen wäre. Kann man sich das entgehen lassen? Yannick und ich hatten schon einmal unseren Flug ab Cluj wegen einer 60 aufs Spiel gesetzt. Aber diesmal gefährteten wir höchstens leicht den verabredeten Abgabezeitpunkt für das Auto. Auf unseren Nachtzug hatten wir noch viiiiel Zeit. Leander hatte einen BÜ bei Agârbiciu ausgemacht, der laut Streetview frei zu sein schien. Ok, war völlig verwuchert. Aber mit dem BÜ im Bild konnte man von einem Feld etwas machen. Dass Autos vorm BÜ stehen würden, mussten wir in Kauf nehmen. Der Bus hätte vielleicht nicht zu sein brauchen...


Da musste dann leider wieder die elektronische Bildbearbeitung ran, die Autos, einen Bus und einen Busch geext hat. R 2581 verlässt Agârbiciu.

Nun aber Rückfahrt. Das zunehmend dunstiger werdende Sonnenlicht machte es uns einfach. Das Navi warf eine Ankunftszeit von 19:14 aus. 19 Uhr war verabredet. Das war tragbar. Bis Blaj konnte ich die Zeit sogar auf 19:03 runterhandeln. Dort fuhren wir aber zeitgleich mit einem weiteren westfahrenden Güterzug aus. Der kam zwar langsam in Gang, aber rumänische Schrankenschließzeiten wären nicht ebensolche, wenn der BÜ in Crăciunelu de Jos nicht schon dicht gewesen wäre. So fielen wir auf die ursprüngliche Ankunftszeit zurück. Mittlerweile hatte der Zug auch mehr Fahrt aufgenommen, so dass wir ihn erst einholen konnten, als er für das Gleisdreieck von Coșlariu wieder abbremste. Da der Zug genau die Verbindung nutzte, die uns den nächsten geschlossenen BÜ brachte, konnten wir auch direkt noch ein Foto machen.


Ein zweiter Unicom Tranzit Zug ist unterwegs gen Norden. Der muss allerdings nun wieder in Coșlariu kopfmachen. Das verstehe wer will. Mit diesem Zug verabschieden wir uns fotografisch von Rumänien.

Nun ging es auf die Autobahn. Ab Turda, wo es einen letzten Tankhalt gab, folgten wir der Schnellstraße und deren Abzweig auf die Ostseite von Cluj. Mit nur viertelstündiger Verspätung und ungesäubert gaben wir das Auto ab. Die befürchtete "Ansprache" des annehmenden Mitarbeiters blieb aus. Entgegen der Aussage bei der Abholung untersuchte er das Auto trotz der Schlammspuren direkt und ich erhielt die Bescheinigung per Email. Wir hatten uns ja wirklich nichts vorzuwerfen. Die 3500km hatten wir zum Glück komplett ohne Schäden zurückgelegt.

Leander rief einen Uber, und ohne ein gesprochenes Wort brachte uns der gefühlt achtzehnjährige Fahrer zum Bahnhof. Dort nahmen wir ein riesiges Schließfach und luden unseren gesamten überflüssigen Krempel hinein. Etwas stutzig machte uns, dass unser Nachtzug, der "Dacia", auf der Abfahrtafel nur mit Ziel Budapest und nicht Wien angeschlagen war. Zur Zeit war er mit +26 unterwegs, Tendenz steigend.

Dann machten wir uns zu Fuß auf den Weg in die Innenstadt, wo wir trotz Samstagabends und entsprechender Fülle einen schönen Tisch auf der Piața Museului fanden. Nicht ganz klar war uns, zu welchem Restaurant der Tisch überhaupt gehörte. Das war dann das eher auf italienische Gerichte spezialisierte Restaurant Caro. Die Pizza und insbesondere die dargereichte Knobisauße waren hervorragend. In Sachen Trinkgeld gab es wieder was Neues: Bei der Festlegung auf Kartenzahlung fragte uns die Kellnerin, ob sie 10% Trinkgeld aufschlagen dürfte. Das war in diesem Fall vollkommen ok, denn sie war sehr aufmerksam und nett gewesen.

Rechtzeitig zur planmäßigen Abfahrtszeit waren wir zurück am Bahnhof. In einem Laden gegenüber konnten wir uns noch mit Getränken eindecken. Da gab es auch Jidvei-Wein, wovon jeder zwei Flaschen mitnahm. Die GM, die unseren Zug übernehmen sollte, wummerte schon auf Gleis 1 vor sich hin. Und bald tauchten die Lichter unseres Zuges in der Ferne auf.

IRN 12348: Cluj-Napoca 23:03+37 - Wien Hbf 08:21 Budapest Keleti 05:10+80

Der Schlafwagenschaffner zerstreute unsere Bedenken hinsichtlich des auch auf dem Bahnsteig ausgeschilderten Ziels Budapest, indem er unsere Fahrkarte nach Wien ohne weitere Hinweise zur Kenntnis nahm. Wir hatten wieder ein schön großes Abteil mit Dusche und WC. Die Dusche konnten wir nach dem heutigen drückend heißen Tag auch definitiv gebrauchen. Dass sie kalt blieb, störte dabei nicht wirklich.


Unser Schlafwagenabteil ist wieder wunderbar groß, unterschied sich aber etwas von dem der Hinfahrt.


Zwischen Klo und Dusche gab es sogar eine Tür, die eigentlich immer nur im Weg war.


Der Gang des rumänischen Schlafwagens: Während die Fensterseite sich ein wenig an billiger Moderne orientiert, stellt die kackbraune Wand zu den Abteilen klar, dass man es mit dem Design nicht übertreiben sollte.

Sonntag, 24.09.2023

Bis zur Ausfahrt Huedin blieben wir noch wach. Wir hatten den ersten Wagen hinter der GM. Das war ein schöner Sound. So konnte man aus dem dunklen Abteil nochmal die am ersten Tag beackerten Stellen betrachten, während die GM kontinuierlich bergwärts wummerte. Am Himmel war immer wieder Wetterleuchten zu sehen, obwohl es sternenklar war. Aber auf dem Sat-Bild war zu erkennen, dass es nur minimal nördlich von uns heftig am gewittern war. Aus dem Bett bekam ich später noch mit, dass wir in Poieni lange auf einen Gegenzug warten mussten - vermutlich den Nachtzug aus Satu Mare. Das System warf nunmehr eine Verspätung von 56 Minuten aus, die sich bis zur Ankunft an der Grenze auf 46 Minuten verringerte. Dann müssen die Grenzaufenthalte aber nochmal massiv reingehauen haben. Das Gepoche an der Tür auf rumänischer und ungarischer Seite der Grenze war schon mal wieder extrem nervig.

Und dann hatte man wieder schön zur Ruhe gefunden, da pochte es ein drittes Mal an der Tür. Das war der Schlafwagenschaffner, der verkündete, dass die Reise heute (ha-ha!) in Budapest endet und dass man in einer halben Stunde da sei. Suuuper Idee! Wie man so hört, kommt das häufiger vor, weil der Trägerzug ab Budapest nicht wartet. Das kann ich ja auch verstehen, aber bei solch einem verspätungsgefährdeten Verkehr müsste man doch eine Alternative in der Hinterhand haben. Leider fahren nach dem planmäßigen Trägerzug um 5:40 ab Budapest erstmal um 6:40 und 7:40 nur Railjets nach Wien, die keine Kurswagen mitnehmen können. Und 8:40 wäre schon etwas arg spät für die Weiterfahrt.

Ich war ja überhaupt überrascht, dass man Budapest - Wien im Stundentakt fährt. Der Schlafwagenschaffner hatte uns auf den Zug um 7:40 verwiesen, doch wir bekamen noch ohne Hetze den Railjet um 6:40.

RJX 162: Budapest Keleti 06:40+8 - Wien Hbf 09:18+12

Blöde war jetzt natürlich, im Railjet überhaupt Platz zu bekommen. Der Zug war gut ausreserviert oder schon in Beschlag genommen, als wir einstiegen. Deshalb setzten wir uns auf Plätze für Last Minute Reservierung. Und wie durch ein Wunder konnten wir die Plätze auch behalten. Viele andere in dem Bereich mussten aufstehen, weil da Binnenreisende kamen, die mal eine Station von Kelenföld nach Tatabanya oä fahren wollten. Mit etwas Schlafnachholung verging die Zeit ganz gut. Leander konnte mit dem Zug direkt weiterfahren, während ich nun viel Zeit hatte.

Bin dann erstmal in eine Bäckerei gegangen, doch es war einfach noch zu viel Zeit, um sich an Kaffee und Croissantes festzuhalten. Also Tageskarte gelöst und mit der vor dem Hbf entlang fahrenden Straßenbahnlinie 0 bis zu deren Endstation gefahren. Nach Unterquerung der Bahnstrecke ging es mit einer 2 wieder in die Innenstadt. Die Fahrt endete an der Oper, wo eine Bahn liegengeblieben war und etwas Chaos herrschte. Mit der U1 gelangte ich zum Hbf zurück und mit einem Railjet gegen 2€ Aufpreis zu meiner Tageskarte zum Flughafen. Bei der Anreise hatte ich also zu viel bezahlt, da hätte ich auch den ganzen Tag beliebig oft zum Flughafen fahren können. Dabei hätte mir da ja auch eine einzelne Fahrt genügt.

Am Flughafen konnte ich zügig meinen Koffer loswerden und durch die Sicherheit. Dann hatte ich immer noch massig Zeit. Ich setzte mich in das einzige "richtige" Restaurant Jamies und aß ein völlig überteuertes Schnitzel für 28,90€, das aber wenigstens gut geschmeckt hat.

EW 7753: Wien 15:30-5 - Hamburg 17:05-10

Der Flug war angenehm und sogar leicht vor Plan unterwegs. Vor Hamburg empfing mich unten das silbern glänzende Band der Elbe bei Dannenberg, dem wir dann bis zum Ziel folgten.

Fazit

Ganz ehrlich: Vor dem Urlaub hatte ich irgendwie gar nicht so die rechte Meinung zu Rumänien; irgendwie hat sich die vierjährige Pause da wohl nachteilig ausgewirkt. Vielleicht stand mir auch einfach nur mehr der Sinn nach "richtigem" Urlaub in Dalmatien o.ä. Und irgendwie hatte ich auch gedacht, dass das Bahnwesen dort immer unerfreulicher und die Graffitisituation immer übler würde. Aber was den Zustand der Fahrzeuge angeht, so konnte man ja wirklich nicht meckern. Ok, Graffiti hat es dort schon immer gegeben, und die Situation bei unserem Dipp nach Piatra Olt war wirklich nicht schön, aber von diesem Abstecher abgesehen war die Fahrzeugsituation ja gar nicht so übel. Ja, teils hatten wir sogar topp gepflegte Fahrzeuge vor die Linsen bekommen.

Aber was mir vor allem wieder die Lust auf Rumänien geweckt hat, das ist der Umstand, dass es in diesem Land noch so viel Unbekanntes zu entdecken gibt, ob nun an den zahlreichen noch vorhandenen Nebenbahnen oder auch auf den weniger von Fotos bekannten Hauptstrecken. Und es war wieder diese Heile-Welt-Ländlichkeit, die ich auch früher schon so beeindruckend fand. So ein lebendiges Dorfleben mit Mensch und Tier, aber auch mit vorhandener Infrastruktur wie Dorfläden, findet man nirgendwo anders. Das macht definitiv wieder Lust auf mehr!

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