Skandinavien Sommer 2001 (1)

Copyright by Jan-Geert Lukner

Nachdem Peter Pochadt und meine Wenigkeit im März 2001 wunderbare klare Tage an der Erzbahn verbracht hatten, stand für uns fest, dass wir uns auch mal um einige Sommeraufnahmen dieser beeindruckenden Strecke im Norden Skandinaviens kümmern sollten. Insbesondere den alten Erzloks der Reihe Dm3, die in den nächsten Jahren durch die 2x sechsachsige Doppellok "IORE" abgelöst werden sollen, galt unser Augenmerk. Eine feste Planung gab es nicht; wie immer wollten wir alles auch ein wenig wetterabhängig machen. Weitere Ziele hatten wir in Mittel- und Südnorwegen auf dem Programm.

Unser Hauptziel: Die Turiststation von Abisko, ein Übernachtungskomplex mitten in der Wildnis - aber mit gutem Bahnanschluss.

Sonntag, 12. August 2001: Hamburg - Nachtzug ab Malmö

EC 37 Hamburg Hbf 17.28 > Malmö 22.40

Der EC 37 ist für mich als Hamburger der klassische Fernweh-Express. Wenn man ihn zufällig am Hauptbahnhof stehen sieht und die vielen Rucksacktouristen beim Einsteigen beobachtet, möchte man ihnen am liebsten folgen. Nun, heute war einer der wenigen wunderbaren Tage, an denen man selbst zu diesen Rucksacktouristen gehörte und diese Haupteinflugschneise per Bahn nach Skandinavien nutzte.

Allerdings war die Fahrt nicht das aller pureste Vergnügen. Peter und ich waren zwar in der glücklichen Lage, dass wir in unserer Sitzgruppe niemanden zwischen uns stehen hatten, doch an ein Durchkommen war auch im Gang des 1.Kl.-Abteils nicht zu denken. Durch geschickte Planung war es DSB und R&T gelungen, ausgerechnet am letzten Tage der skandinavischen Ferien die zwei Sommer-EC um 15.28 und 19.28 erstmalig nicht mehr anzubieten...

Auf der Fähre gab es fettiges Fischfilet mit noch fettigerer Remouladensoße, das allerdings dank einiger Halbpreis-Gutscheine, die Peter mal irgendwo geschossen hatte, doppelt gut schmeckte.

Auf der Weiterfahrt war Peter so nett, die leere Teekanne (in skandinavischen Zügen stehen Tee und Kaffee in der ersten Klasse zur freien Verfügung) zum "Vestibül" der Minibar zu bringen. Der alte grauhaarige dänische Zugführer muss allerdings wohl gedacht haben, dass Peter jetzt die gesamte zweite Klasse mit Tee beglücken wollte, riss ihm die Kanne aus der Hand und packte sie - leer wie sie war - wieder in den vorgesehenen Ständer...

Als ich vorhin schrieb, dass EC 37 die Haupteinflugschneise für Skandinavien per Bahn darstelle, dann deshalb, weil er in Malmö direkten Anschluss an die Nachtzüge nach Stockholm und Oslo hatte. Da allerdings die skandinavischen Bahnen in letzter Zeit immer wieder für wenig angenehme Überraschungen gut sind, wurde Anfang des Sommers im laufenden Fahrplan der Osloer Nachtzug auf Bus umgestellt. Die herrliche Verbindung 17.28 ab Hamburg - 7.00 an Oslo ist damit passé.

Uns interessierte dieser Nachtbus in Malmö brennend - und natürlich die enttäuschten Gesichter der Reisenden, die sich in Gedanken schon in ihren gemütlichen Schlafwagenabteilen fläzen und plötzlich vor einem Bus stehen. Im "Ihr Fahrplan" (oder wie das Faltblatt momentan gerade heißt) stand der Anschluss nach Oslo noch als Zug drin. Und bei der Anschlussverkündigung sowohl im EC 37 als auch in Malmö selbst wurde das Thema "Anschluss nach Oslo" lieber ganz totgeschwiegen.

Zusammen mit einigen anderen, die ernsthaft nach Oslo wollten, irrten wir eine Weile durch den Malmöer Centralbahnhof. Eine Ausschilderung für den Nachtbus fanden wir jedoch nicht und Personal war auch nicht zur Stelle. An der einzigen für uns erkennbaren Bus-Hst fuhr der Bus offenbar nicht ab, denn dort war selbst zur Abfahrtszeit kein Bus zu sehen...

Allerdings mussten wir uns nun auch um unseren eigenen Zug kümmern. Wir hatten nur Betten in nebeneinander liegenden Abteilen bekommen, konnten dann aber mit jemandem tauschen. Besonders gut schlief ich jedoch nicht.

Nz 394 Malmö 23.03 > Stockholm 06.10

Montag, 13. August 2001: Nachtzug an / ab Stockholm

Leider war der Zug auch noch pünktlich. Dass wir bis 8 Uhr hätten weiter schlafen dürfen, erkannten wir erst später nach Blick in eine inländische Fahrplantabelle... Weiter als Stockholm hatten wir zunächst weder geplant noch gebucht. Als erstes liefen wir also zum Schalter von TK (Tågkompaniet), um uns Reservierungen nach Lappland zu besorgen. Und weil der Schalter zu dieser frühen Stunde noch geschlossen hatte, setzten wir uns erstmal ins Café Oase in der nett eingerichteten Bahnhofshalle. Die Verpflegungsgutscheine, die ich im März wegen eines Zugausfalls von den SJ (Statens Järnväger) erhalten hatte, wurden hier anerkannt. Das gefiel mir ja schon wieder...

Nach einem auf-die-Beine-helfenden Frühstück, bei dem wir so allerlei interessante Beobachtungen machen konnten (u.a. ein Italiener, der sich Würfelzucker über die Cornflakes streute...), standen wir pünktlich um 7.45 Uhr am TK-Schalter an. Allerdings erhielten wir für den durchgehenden 17.30-Uhr-Zug nach Narvik keine Plätze mehr. Wir mussten also auf den 21.12-Zug ausweichen, was allerdings - wie sich am Nachmittag herausstellte - sogar von Vorteil war. Diese Verbindung macht ein Umsteigen in Boden erforderlich, bei dem aber so eine Art Anschlussgarantie besteht (bei drei Zügen am Tag auch sinnvoll...).

Wer noch nie in Stockholm war, sollte sich ausgiebig die Altstadt anschauen. Mit ihren Gassen gehört sie für mich zu den schönsten europäischen Hauptstädten. Gerade die Lage am Wasser hat da natürlich ihren besonderen Reiz. Allerdings beschlossen wir, ein wenig in die Umgebung zu streifen. Wir lösten uns Tagestickets für SL, den Nahverkehr des Stockholm Län, und fuhren als erstes von Slussen mit der Saltsjöbahn zu ihren beiden Endpunkten Saltsjöbaden und Solsidan ("Sonnenseite").

In Ingelboda (l) verzweigt sich die Saltsjöbahn. Die Züge aus der Stockholmer City fahren i.d.R. weiter nach Saltsjöbaden (r). Eingesetzt werden ehemalige Triebwagen der Stockholmer T-Bahn, deren Profil nun ein wenig den Bahnsteigen entgegen kommt.

Die Strecke schlängelt sich nett durch die felsigen, zwischen Wald und Wasser gelegenen Vororte. Zwar hatte sich der Himmel nach einem sonnigen Morgen stark zugezogen, doch konnten wir an den Endpunkten und dem Abzweigbahnhof Igelboda paar Bahnsteigrutscher-Aufnahmen mit vereinzelten Sonnenstrahlen von den ehemaligen Stockholmer U-Bahn-Triebwagen machen, die eine eigentümliche Profilerweiterung erhalten hatten. Insbesondere Saltsjöbaden lag nett am felsigen Fjordstrand - wie der Name schon sagt.

Die zweite Tour führte uns gegen Mittag auf einer der potenziellen 420-Einsatzstrecken per S-Bahn nach Nynäshamn. Dabei mussten wir in Västerhaninge, einem geleckten, neuen Spießer-Vorortbahnhof auch noch eine halbe Stunde warten, da unser Zug nur bis dort fuhr. Der weitergehende Zug bestand aus einem alten abgewirtschafteten X1, der auch noch recht gut besetzt war, weil er Schiffsanschluss nach Visby/Gotland hatte.

Diesem Umstand verdankten wir allerdings die Tatsache, dass unser S-Bahnzug in Nynäshamn auch die restlichen 400m zum Hafenbahnhof weiter fuhr (4 Züge am Tag). Alle anderen S-Bahnen enden bereits am Stadtbahnhof. Zurück war die S-Bahn noch viel voller. Allerdings beobachteten wir nun schon die ganze Zeit einen hellen Streifen im Westen, der uns eine gewisse Hoffnung auf einen Fotonachmittag an der Årsta-Brücke machte. So stiegen wir in Stockholm Södra aus, folgten den Wegweisern durch die Straßen von Stockholm zur T-Bahn ("Tunnelbana", die U-Bahn), die wir dann von Mariatorget nach Hornstull frequentierten.

Die helle Fläche entpuppte sich tatsächlich als jähes Ende der Wolkendecke und würde uns in etwa 1 Stunde erreicht haben. Da wir im Grunde schon seit Västerhaninge auf der Suche nach etwas Essbarem waren, setzten wir uns nun, ca 15 Uhr nachmittags, erstmal in eines der nahegelegenen Cafés. Als "Dagens rätt" (Tagesgericht) gab es die schwedische Nationalspeise "Kjöttbullar" (Fleischklöße) mit Beilagen - natürlich aus der Mikrowelle. Danach gab es einen Kaffee, der ebenfalls in der Mikrowelle aufgewärmt wurde, für den ich aber immerhin nicht den vollen Preis zahlen musste...

Die Årsta-Brücke ist etwa 1 km lang und führt per Bogen über den südlichen Fjordarm, setzt sich in einem Betonbogenviadukt fort, der zunächst die Insel Årstaholmen und dann den nördlichen Fjordarm quert. In der Mitte des nördlichen Fjordarmes gibt es dabei eine markante Hubbrücke. Dieses lange Bauwerk wird nun um eine parallele Brücke erweitert, da hierüber der gesamte Verkehr von Stockholm in Richtung Malmö und Göteborg (incl S-Bahn-Linien) abgewickelt wird. Von der neuen Brücke waren zum Glück nur Fundamentarbeiten zu sehen.

Ein einziges langes Brückenbauwerk: Die Årsta-Brücke über zwei Fjordarme und die Insel Årstaholmen hinüber.

Je später es wurde, desto schöner wurde das Licht. Gegen Abend beschlossen wir allerdings einen Motivwechsel zur Brücke am Centralbahnhof. Insbesondere hofften wir darauf, vom Turm des Stadshuset auf die Brücke mit Altstadt im Hintergrund fotografieren zu können. Konnte man aber seit 16.30 Uhr nicht mehr... Da die Brücke eine sehr hohe Brüstungsmauer aufwies, gefiel uns das alles trotz schöner Altstadtkulisse gar nicht mehr so gut - der Durchfahrt eines mit TGOJ-Altbaulok bespannten Güterzuges konnten wir nur hilflos zusehen.

Nach einigem Hin und Her entdeckten wir auf der Altstadtinsel Riddarholmen noch eine ganz brauchbare Stelle. Ein an diesem klaren Abend geniales Streiflichtmotiv entdeckten wir leider erst, als nur noch ein einziger Zug vor Sonnenuntergang durch kam - dabei kamen uns allerdings einige Passanten gefährlich nahe. Aber immerhin hatten wir doch noch bis zur Abfahrt des späten Nachtzuges gut zu tun.

TK 84 Stockholm 21.12+15 > Boden 11.17

Mit der Abfahrt mussten wir etwas warten, da ein X2000 von Malmö verspätet war. Aber es war beruhigend zu wissen, dass gewartet wird - jener X2000 wäre nämlich der Zubringer zum TK-Zug, wenn man morgens in Hamburg startet...

Gediegene Atmosphäre im Panoramawagen - eine wunderschöne Fahrt in den Abend hinein.

Nach Bezug unseres Dreibettabteils, in das allerdings kein Dritter gebucht war, wie ich erkennen konnte, als ich der Schaffeuse mal kurz über die Schulter auf ihre Liste schaute, sicherten wir uns gleich bei Abfahrt Plätze im Panoramawagen (ex Mittelthurgau, exex Rheingold). Eine wunderschöne Fahrt begann. Zur "blauen Stunde" reisten wir nun also - den sternenklaren Himmel über uns - in Richtung nordische Wildnis, Freiheit und Abenteuer, ins Land der Elche und Erzzüge...

Dienstag, 14. August 2001: Nachtzug an Boden - Abisko

Diesmal habe ich sehr gut geschlafen. Nicht minder schön als das in-den-Abend-hinein-fahren ist das Ausschlafen am nächsten Morgen bei so einer langen Nachtzugfahrt. So gab es für mich dann auch gleich wieder eine Premiere: Zum ersten Male habe ich in einem Zug geduscht. Das geräumige Duschabteil am Gangende lud dazu so richtig ein. Dann begaben wir uns zum Frühstück in den Panoramawagen, also quasi unter freien Himmel. Der Blick fiel über endlose Wälder und reißende Flüsse. Hach, was kann Bahnfahren doch schön sein...

TK 96 Boden 11.28 > Abisko Turist 15.42

Nun waren wir im Dm3-Land angekommen. Bereits vor Gällivare kamen erste Erzzüge entgegen. Die neue IORE-Lok sahen wir allerdings nicht. Bis Gällivare war der Zug noch erstaunlich voll, danach konnten wir uns auf zwei Vierersitzgruppen verteilen. Im Laufe der Fahrt kamen wir mit einigen Dänen ins Gespräch, die ab Mittwoch an einem Orientierungsmarsch ab Björkliden teilnehmen wollten. Unsere Befürchtung, dass die 700 erwarteten Teilnehmer auch in Abisko für Full House sorgen würden, war aber unbegründet - zum Glück.

In Kiruna stiegen zwei deutsche Frauen - offenbar Schwestern - zu, die auch nach Abisko wollten. Wir sollten uns noch häufiger über den Weg laufen...

Allein für diesen Blick lohnt sich die lange Fahrt: Der Torneträsk kommt in Sicht!

Hinter Rensjön war es dann soweit: Der Torneträsk erstreckte sich als blaues Band in seiner ganzen Pracht unter uns - als blaue Fläche in dem satten Grün der Wälder. Soweit man sehen konnte gab es nur Blau und Grün, dazu das Weiß einiger Wolken, die entlang der Berge am Himmel standen. Im Bahnhof Torneträsk überholten wir einen Erzzug. Wir merkten ihn uns für Abisko vor. Dieser Zug war einer der zwei Züge, die (auch schon im März) zuverlässig jeden Tag verkehrten. Er transportierte auch nicht die üblichen Pellets (veredelte Erzkügelchen), sondern Roherz.

In Abisko Östra, dem im Ort Abisko gelegenen Bahnhof, hatten wir mehrere Minuten Aufenthalt. Da gab es bei dem Sonnenschein kein Halten mehr - die Zeit musste für ein Foto genutzt werden. Zwei andere Eisenbahnfans liefen hier auch schon rum. Wir gaben ihnen den Tipp, dass uns ein Erzzug folgen würde.

Abisko Turiststation (im folgenden einfach Abisko Turist oder Abisko T genannt) liegt etwa zwei Kilometer westlich von Abisko Östra und besteht aus nichts weiter als einem großen Übernachtungskomplex aus der Anfangszeit der Erzbahn, der allerdings mittlerweile ausgebaut wurde und Übernachtungen aller Kategorien anbietet: Zeltplätze, Hütten, Jugendherberge, einfache und bessere Hotelzimmer. Und das mitten in der Wildnis oberhalb des wunderschönen 70 km langen Sees Torneträsk. Nicht zuletzt endet hier der schwedische Nationalwanderweg "Kungsleden", der parallel zur norwegischen Grenze durch die einsamen Gebirgsregionen führt. Abisko Turist besitzt einen eigenen Bahnhaltepunkt, an dem alle Reisezüge halten.

Wir bekamen ein Zimmer mit Seeblick, warfen die großen Rucksäcke rein und liefen schnell wieder zur Bahn, um den Erzzug zu fotografieren. Dieser kam allerdings ohne Sonne (und auch bisken plötzlich) durch, da die Sonne immer mal in den am Abiskoer "Hausberg" Njulla klebenden Wolken verschwand.

Dass der Berg "Njulla" heißt und nicht "Lin" oder "Linan", bloß weil dort die "Linbana" hoch führt, habe ich nun auch kapiert. Peter muss der ganze Bauch weh getan haben vor Lachen, als er mir erklärte, dass "Linbana" nichts weiter heißt als "Seilbahn"... Können die Schweden nicht einfach "Taubane" sagen wie die Norweger??? Na ja, wahrscheinlich hätte ich aus dem Berg dann den "Mount Tau" gemacht...

Uns gelangen in einigen lichten Momenten (ja, auch ich habe manchmal lichte Momente...) noch nette Streiflichtaufnahmen von Erz- und TK-Zügen. Pünktlich zum Abendessen war die Sonne allerdings gänzlich hinterm Lin, äääh, Njulla verschwunden. Am Buffet gab es als warme Speise mal wieder Kjöttbullar, allerdings doch recht lecker zubereitet, mit Kartoffeln und Gemüse. Nur nach dem Minteis, das es als Nachspeise gab, musste ich noch den ganzen Abend aufstoßen...

Von einem früheren Aufenthalt war mir in Erinnerung, dass die Sonne abends am Westrand des Njulla wieder auftaucht. In Hoffnung auf dieses Phänomen und auf ein Bild mit Zug und Lapporte (markante torähnliche Felsformation, Wahrzeichen Lapplands) im Hintergrund stiefelten wir nochmal raus; wir waren jahreszeitlich aber doch etwas zu spät dran...

Abendhimmel über der Turiststation; Der Blick schweift über den Torneträsk in die Ferne...

Mittwoch, 15. August 2001: Abisko - Katterat - Abisko

Beim Aufwachen mussten wir leider mit ansehen, wie sich tief hängende Wolkenberge über den See schoben. Auch das im Foyer aushängende Wettertelegramm (heute und morgen ausführlich, weitere drei Tage als Aussichten) vom Meteorologischen Institut Göteborg verhieß nicht all zu viel Gutes...

Das Frühstücksbuffet war mal wieder klasse. Hier trafen wir auch die beiden Eisenbahnfreunde wieder, die wir gestern in Östra gesehen hatten: Markus und Joachim aus der Schweiz.

Bald strömten die Massen zum Haltepunkt und zur Bushaltestelle (Richtung Kiruna fährt der erste Zug nämlich erst mittags). Am Haltepunkt hörten wir wieder die Durchsage, die zwar nur vom Tonband kam, die aber in ihrem Singsang einfach nur gut klingt und uns vom März her noch in den Ohren lag:

Karven --- Tågkompaniets Zug Zweiundneunzig von Luleå und Boden mit Ankunftszeit 9 Uhr 11 fährt sofort nach Abisko Turist ein. Der Zug setzt seine Fahrt nach Narvik nach einem kürzeren Aufenthalt fort.

Auf Schwedisch klingt's besser. Eigentlich hätten zum Text noch Noten gehört... Interessant besonders: Der Zugname "Karven" wird vorangestellt, dann eine Pause, dann "Tågkompaniets Zug...". Wie sich eine Bahn doch mit einer einfachen Tonbanddurchsage gut verkaufen kann! Man hätte sich nicht gewundert, wenn es anschließend auf Englisch geheißen hätte "Tågkompaniet proudly presents: Karven, ...". Und das an einem unbesetzten Haltepunkt in den weiten Wäldern Schwedens! Bemerkenswert auch, dass nur die Ankunftszeit genannt wird - so nach dem Motto, der Zug fährt ja bloß noch nach Norwegen weiter...

TK 92 Abisko T 09.13 > Katterat 10.16

Eine der Schautafeln entlang des Rallarveien an der alten Siedlung im Hundalen.

Da sich die Sonne nicht sehen ließ, wir aber so richtig unternehmungslustig waren, entschieden wir uns, den Rallarveien von Katterat auf norwegischer Seite ein Stück aufwärts zu wandern und nach Motiven zu schauen. Joachim und Markus fuhren indes weiter nach Narvik.

Der Rallarveien ist ein Wanderweg entlang der Erzbahn, der auf dem Trassé des alten Karrenweges aus der Bauzeit der Bahn angelegt wurde. Jede Menge Schautafeln geben Auskunft über die waghalsigen Bauarbeiten und andere geschichtliche Fakten.

Zunächst führte uns der Rallarveien steil abwärts in das Hundalen bis zu einer alten Ansiedlung, die früher der Haupt-Handelsplatz und Wohnort für viele Arbeiter gewesen ist. Heute stehen nur noch die steinernen Grundmauern der Häuser, aus denen Birken hervor wachsen. Nach einer Flussquerung ging es nun wieder steil aufwärts. Bald verlief der Rallarveien oberhalb der Bahn entlang. Wir passierten eine Stelle, an der zur Bauzeit mehrere Materialseilbahnen zusammen liefen.

Der Rallarveien oberhalb des Norddalen.

Ein schönes Fotomotiv für den späteren Nachmittag entdeckten wir etwa eine Dreiviertelstunde vor Søsterbekk, dem nächsten Haltepunkt. Man hatte hier die alte Norddalsbru, einen Viadukt in Wildwest-Bauweise, schön im Hintergrund. Von den beiden Betonbrücken, die die Norddalsbru schon seit über zehn Jahren überflüssig machen, sah man hingegen nichts. Als wir die beiden Betonbrücken von Søsterbekk erreichten, zeigten sich einige Auflockerungen, die rechtzeitig zum nächsten Zug jedoch schon wieder verschwunden waren.

Dennoch - die Wanderung durch die Einsamkeit - uns war lediglich eine Wandergruppe entgegen gekommen - sowie das Einatmen der würzigen, klaren Bergluft machten die Tour zu einem reinen Vergnügen. Der Heideduft stieg einem immer wieder in die Nase. Es gab hier sogar wild wachsende Moltebeeren.

Als wir uns Bjørnfjell näherten, waren wir uns nicht im klaren darüber, ob es weiter auflockern würde oder nicht. Ein in den Bahnhof einfahrender Skl ging ohne Sonne ab. Die Sonne schien jetzt aber länger und länger. Doch auch ein bergwärts fahrender Zug wurde nicht beschienen. Als wir gerade weiter gehen wollten, um in Riksgränsen noch den Expresszug zu erreichen, der rechtzeitig zum Abendessen in Abisko ist, der aber in Norwegen nicht unterwegs hält, kamen die beiden Schweizer mit ihrem Auto vorgefahren.

Und es war plötzlich weit und breit nur noch blauer Himmel zu sehen, so dass wir es sowieso locker bis zum Spätzug, dem "Karven", aushalten würden. Bald kam ein Erzzug talwärts - ideal für den vor dunklen Wolken angestrahlten roten Bahnhof. Die Sonne verschwand allerdings bei Zugeinfahrt und kam wieder raus, als der dritte Wagen auf unserer Höhe war. Eine ganz kleine widerliche Mini-Furz-Wolke hatte uns so richtig nach Strich und Faden verarscht!!!

Doch wir hofften auf weitere Züge und zogen um zu einer Fotokurve westlich des Bahnhofes, wo man von einem Minnesmerke (Denkmal) "25 Jahre Ofotbahn" freien Blick in beide Richtungen hat. Ofotbane ist die Bezeichnung für den norwegischen Teil der Strecke, die ja größtenteils oberhalb des Ofotfjordes entlang führt.

Doch plötzlich zog eine richtig dicke und fette - eben endgültige - Wolkendecke vor die Sonne. Netterweise nahmen uns Markus und Joachim nun mit nach Abisko, wo wir noch etwas an der Strecke rumliefen. Ein Erzzug mit Dm3 plus 2x El 15 (norw. Erzloks) kam durch - aber die Sonne war längst Geschichte. Eine Entschädigung für die Veräppelungen des Nachmittages war das Abendbuffet: Fischragout mit Kartoffeln. Abends schauten wir noch kurz ins Internet. Für Südnorwegen war für Sonntag Sonne angekündigt! Dort hätten wir die Altbautriebwagen Bm 68 auf der Arendalbahn auf dem Zettel gehabt... Draußen fing es derweil an zu regnen. Die Wolken hingen so tief wie heute morgen über dem See...

Donnerstag, 16. August 2001: Abisko - Bjørnfjell - Abisko

Und dann kam der Donnerstag. Das war der Tag, an dem der Textbaustein auftauchte, der die weiteren Planungen massivst beeinflussen sollte! Die Wolken hingen draußen tiefer denn je. Und nachdem während des wieder mal wunderbaren Frühstücks (heute gab's Extra Portion Rømmegrøt, die sich auf Schwedisch wohl anders schreibt...) sogar Regen einsetzte, entdeckten wir nämlich, dass auf dem neuesten im Foyer aushängenden Wetterfax unter den weiteren Aussichten der Montag den Textbaustein "soligt väder" abbekommen hatte...

Das gab uns ja nun doch bisken zu denken. Angesichts der bisherigen Vorhersagen haben wir uns ja fast schon morgen auf dem Wege gen Süden gesehen... Doch nach der langen Anreise hierher sollte es DAS ja nun nicht schon gewesen sein. Also vielleicht aus der ganzen Aktion mal richtigen Urlaub machen und bis Anfang nächster Woche verlängern??? Wir schoben die Entscheidung auf morgen auf.

Heute standen alle Zeichen auf Schlechtwetter-Programm. Wir wollten erst den zweiten Zug nehmen, und zwar nach Riksgränsen, wo der Lapplandfotograf Sven Hörnell seine Fotos ausstellt und um 15 Uhr eine Diashow mit 21 Hasselblad-Projektoren stattfindet.

TK 94 Abisko T 11.04 > Riksgränsen 11.40

Nachdem wir in Riksgränsen den Ort inspiziert hatten und zu dem Schluss gekommen waren, dass das Hotel der ganze Ort gewesen sein muss (o.k., die Campinghütten wollen wir natürlich nicht vergessen...), zeigte sich zum ersten Male die Sonne. Was kann dem Eisenbahnfotografen einen stärkeren Adrenalinschub durch den Körper jagen? Im Geiste den Fahrplan durchgehen, nach weiteren Wolkenlöchern Ausschau halten und nach potenziellen Fotostandpunkten spähen waren Aktionen eines Augenblicks.

Eine Lokschuppenruine mitten in der Wildnis unmittelbar an der norwegisch-schwedischen Grenze.

Und so hatten wir eine Viertelstunde später den Bummelzug nach Luleå tatsächlich mit Sonne abgelichtet - wer hätte das geglaubt? Besonders gut machte sich ein roter norwegischer Wagen, der gleich hinter der Lok lief. Ein erneuter Blick in Richtung Himmel zeigte, dass das Blau langsam aber sicher die Oberhand gewann. Sogleich eine Wettermeldung per SMS an Joachim und Markus abgesetzt (die beiden waren bei Kiruna in Aktion) und zu Fuß auf den Weg nach Bjørnfjell gemacht.

Wie wir auf dem Rallarveien da so die Höhen oberhalb Riksgränsen erklommen, standen wir inmitten der Pampa, paar Schritte vor der Grenze, plötzlich vor den Grundmauern eines beachtlich großen Ringlokschuppens. Einigen Schautafeln konnten wir entnehmen, dass Riksgränsen (heute nur Haltepunkt in einem blechernen Lawinenschutz) früher eine richtige Bahnhofshalle hatte, die sich über mehrere Gleise spannte (das historische Foto erinnerte an Bad Ems...). Allerdings rätselten wir, wo bei dem gebirgigen Terrain mal ein Bahnhof gestanden haben soll. Die Lösung erfuhren wir einige Tage später...

Ein Schokoladenschmuggler quert die Grenze...

Dann verbummelten wir noch Zeit an der Grenze direkt, wo wir ja unbedingt einen Schokoladenschmuggler fotografieren mussten... Hintergrund war, dass wir im März hier im Zug nach Fleisch- und Milchprodukten gefilzt worden waren - es war gerade der Höhepunkt der BSE- und MKS-Angst.

Zwei Erzzüge fuhren während der Wanderung an uns vorüber, doch das mussten wir in Kauf nehmen, da rund um Riksgränsen keine weiteren brauchbaren Motive vorhanden waren. Westlich Bjørnfjell setzten wir uns nun bei dem Minnesmerke ins Heidekraut und genossen die Stille, die würzige Luft, das klare skandinavische Sonnenlicht und überhaupt den Urlaub. Na ja, was die Stille anging, so wären wir natürlich über den einen oder anderen Pfiff einer Lok vor einem Lawinenschutz auch nicht böse gewesen. Doch stille ruhte der See... Und aus Richtung Westen tauchte schon wieder so eine endgültig aussehende Wolkenwand auf!

Nun denn, als die Wolken da waren, kam auch der Zug; glücklicherweise war das Licht noch nicht ganz verschwunden. Aber wir entschieden uns angesichts der Wolkenbank zugunsten eines Abendessens und zuungunsten des "Karven". Dies bedeutete, dass wir zum Express nach Riksgränsen zurück laufen mussten. Was aber weiter kein Problem war. Wir hatten sogar Zeit, kurz durch Hörnells Ausstellung zu streifen. Die Bilder machten Appetit auf die Diashow. Wir zweifelten nicht daran, dass es noch irgendwann einen Schlechtwettertag geben würde, der uns eine Besichtigung der Show ermöglichen würde.

TK 93 Riksgränsen 16.39+4 > Abisko T 17.19

Die Lokführer wechseln doch tatsächlich noch in Riksgränsen! Der Norweger wechselte von der Lok in den Zug und der Schwede vom Zug auf die Lok. Sehr sinnvoll! Eigentlich müssten auch norwegische Lokführer damit klar kommen, dass ein grün blinkendes Signal in Schweden nicht "Fahrt erwarten", sondern "Halt erwarten" bedeutet...

Zum Abendessen gab es Rentierburger. War an sich lecker, doch es handelte sich nicht um das Buffet-Essen. Will heißen, dass ich keinen Nachschlag bekam... Den Abend verbrachten wir abschnittsweise vor der Datamaskin, um im Internet Wetterberichte zu studieren und per Emil Grüße in die Heimat zu schicken.

Freitag, 17. August 2001: Abisko - Kiruna - Abisko

Es siffte in einer Tour. Das Studium des Wettertelegramms verhieß auch nichts Gutes für die nächsten Tage. Aaaaaber: Der Textbaustein "sonnig" war mit dem Montag eine Position nach vorn gerückt! Der Dienstag sollte schon nicht mehr so gut werden. Weil wir wirklich keine Lust hatten, schon wieder tausende von Kilometern gen Süden zu fahren, verlängerten wir einfach mal bis Dienstag. Der Erholung konnte das nur dienlich sein. Für heute erschien uns eine kleine "Shoppingtour" nach Kiruna am sinnvollsten. Im wesentlichen ging es uns um einen Besuch beim letzten Geldautomaten vor der Wildnis...

Bus LIN Abisko T 09.10 > Kiruna, Bf 10.30

Mangels Unterstand warteten wir auf den Bus unter der Eisenbahnunterführung. Der Bus besaß den für skandinavische Busse obligatorischen großen Sprung in der Windschutzscheibe. Ansonsten war er aber in Ordnung. Die Fahrt auf der Straße nach Kiruna war mal was Neues - soweit ich sie nicht verschlafen habe.

In Kiruna liefen wir durch den Järnvägsparken sogleich hinauf in die Stadt, stellten fest, dass es hier sogar mehrere Geldautomaten gab (einen davon hätte man doch wohl in Abisko aufstellen können, oder?) und erkundigten uns dann nach einer Besichtigungstour ins Erzbergwerk. Wir hatten Glück: Um 11 Uhr begann eine Führung in deutscher Sprache!

Die neue Erzlok IORE absolviert erste Probefahrten auf der stillgelegten Norddalsbru. Jedenfalls in einer Vitrine im Bergwerk...

Seit meiner letzten Besichtigung im Jahre 1993 hatte sich das Besuchsprogramm stark verändert. Auf den Gipfel des Kirunavaara ging es leider nicht mehr. Aber unten auf Höhe -540 (ab ehem. Berggipfel gemessen) wurden wir jetzt durch einen großen Besucherstollen geführt. Dieser hatte luxuriöse Ausmaße mit Kinovorführung und Cafeteria. Ganz hinten in der Cafeteria konnte man durch eine Glasscheibe einen Förderkorb mit 17m Höhe in der Sekunde in seinem Schacht aufwärts flitzen sehen. Peter war allerdings gerade in seinen Riesenberg im Preis inbegriffener Kekse vertieft, als das Ding vorbei flitzte.

Nach den Keksen durften wir uns im Besucherstollen frei bewegen. Immer auf "halb" (auf einem Schild stand missverständlich "jede halbe Stunde") konnte man am Eingang des Besucherstollens in einen Bus steigen, der einen an die Oberfläche zurück fuhr. Wir fotografierten uns gegenseitig und streiften noch durch das Museum, in dem sogar ganze Straßenbahnwagen ausgestellt waren. Kiruna besaß nämlich eine Straßenbahn, die ein ganzes Stück in das Bergwerk hinein fuhr und unter Tage Stationen hatte.

Leider mussten wir mit dem Bus um 13.30 Uhr wieder hoch fahren, da unser Zug zurück um 14.20 Uhr fahren sollte. Zwar hätten wir noch den freitäglichen Spätzug gehabt, aber für das Museum hätten wir voraussichtlich keine fünf Stunden benötigt... Im Bahnhof Kiruna einen wartenden Güterzug in einem kleinen Sonnenloch fotografiert.

TK 96 Kiruna 14.20+20 > Abisko T 15.42+14

An "unserem" See waren die Wolkenlücken von Kiruna längst vergessen. Sie hatten fetten Wolken Platz gemacht. Zum Abendessen gab es "Fjällsik" - das is'n Fisch, keine Ahnung welcher. Schmeckte aber gut. Wie bei allen Mahlzeiten trafen wir auch diesmal die zwei Schwestern von der Hinfahrt wieder. So langsam begannen wir uns zu wundern, was die so lange hier machten. Und die beiden Schwestern wunderten sich vermutlich nicht weniger über unsere Ausdauer, denn mehr als zwei Nächte übernachtet kaum jemand hier.

Vollgefressen unternahmen wir nach dem Essen einen Spaziergang an den See, der mit seinem heftigen Wellengang und kaum erkennbaren anderen Ufer heute eher nach einem Meer aussah. Einige Wolkenlücken, deren Ränder noch irgendwie beleuchtet wurden, verbreiteten eine eigenartige Helligkeit. Dank unserer Gummistiefel konnten wir wunderbar durch Pfützen patschen.

Um 21.53 Uhr gab es dann noch den Freitagszug zu kontrollieren. Es handelte sich um den einzigen Zug mit erster Klasse pro Woche (die Garnitur, die zwischen Luleå und Kiruna pendelt). Immerhin stiegen einige Rucksacktouristen aus. Zwei Frauen stiegen ein und drin saß auch noch ne Handvoll. Als sich die neuen Gäste dem Hotel näherten, wurde punkt 22 Uhr das Licht in der Rezeption ausgeknipst. Allerdings liegen für später kommende Gäste immer einige Schlüssel von freien Zimmern vor der Rezeption bereit.

Ein Sturm braust über den Torneträsk, wellen brechen am Strand der Turiststation...

Samstag, 18. August 2001: Abisko - Vassijaure - Abisko

Nach den tief hängenden Wolken des gestrigen Abends waren wir doch ein wenig überrascht: Den Wolken war es am heutigen Morgen gelungen, noch tiefer zu hängen als gestern! Dazu war ein starker Wind aufgekommen, der an unserem offenen Fenster rüttelte. Entsprechend motiviert standen wir auf und trotteten zum Frühstück. Gummistiefel und Regenzeug schienen für heute Pflicht zu sein. Angedacht hatten wir eine Wanderung von Vassijaure nach Riksgränsen, um dort vielleicht heute mal die Diashow zu Gesicht zu bekommen.

Gespannt betrachteten wir nach dem Frühstück das Wettertelegramm. Und siehe da! Der Textbaustein "sonnig" war mit dem Montag wieder ein Feld nach vorn gerückt...

TK 92 Abisko T 09.13 > Vassijaure 09.43

War in Abisko noch "Upphållsväder", so standen wir in Vassijaure mitten in den Wolken. Und die waren sehr nass! Absolut unmotiviert zogen wir unsere Regenklamotten über und stiefelten den Rallarvägen westwärts. Doch es fing an sich so richtig einzusiffen. Bald kamen wahre Sturzbäche vom Himmel. Eines stand fest: Das war mehr als ein Schauer und würde so schnell nicht aufhören...

So traten wir nach einer halben Stunde des Weges den geordneten Rückzug an. Peter wollte mal mit dem nächsten Zug einen Blick nach Narvik riskieren (er hatte ja seine Netzkarte) und ich dachte über die nächste Möglichkeit nach Abisko nach. Noch vor dem Mittagszug hatte ich die Gelegenheit, mit dem samstäglichen Bus zu fahren. Als wir den Bahnhof Vassijaure erreichten, herrschte eigenartiges Licht. Da die Wolken im Norden etwas lichter waren, wurden der Bahnhof mit seinem mystisch wirkenden Empfangsgebäude und die Häuser der kleinen Siedlung aus nördlicher Richtung vor den dunklen Wolken an den Berghängen im Süden mit der Brillanz, die Regenwetter so an sich hat, angeleuchtet.

Als es Zeit für den Bus wurde, taperte ich durch den noch immer strömenden Regen die paar hundert Meter zur E10, wo es weder Haltestellenschild noch Unterstand gab. Ich konnte nur hoffen nicht all zu lange warten zu müssen. Übermäßig nass wurde ich nicht, denn der Bus kam mit Zeigersprung!

Bus LIN Vassijaure,E10 11.35 > Abisko Östra 12.10+10

Es handelte sich um denselben Bus und denselben Fahrer wie gestern. Zunächst war ich der einzige Fahrgast; in Björkliden und Abisko T stiegen jedoch sehr Viele ein. In Björkliden sah ich vor dem Hotel den Orientierungslauf-Dänen, den wir auf der Hinfahrt im Zug getroffen hatten.

Als wir uns Abisko näherten, war ich ja drauf und dran, in T aus- und geradewegs ins Bett umzusteigen. Doch der Regen hatte aufgehört und ein klitzekleines Sonnenloch war zu sehen. Und da dachte ich mir, dass man vieleicht wenigstens den in Abisko Östra abgestellten Bauzug mit Sonne erlegen könnte.

Tja, was soll ich sagen - es war gut, nach Östra gefahren zu sein. Denn nun begann sie mal wieder --- die Skandinavian Light Show. Es war absolut irre. Das kleine Wolkenloch baute sich ein gutes Stück weit aus und bildete bald einen blauen Streifen von paar Kilometer Länge und minimaler Breite entlang der Berghänge im Süden. Zeitgleich hingen die Wolken wenige hundert Meter weiter tief und dunkel über dem See.

Die Fahrzeuge im Bahnhof Abisko Östra und die Häuser rund herum wurden vor den tief über dem Torneträsk hängenden Wolken angestrahlt.

Der blaue Streifen erreichte so rechtzeitig die Sonne, dass ich sogar den Mittagszug mit grüner Rc6 und zwei roten NSB-Wagen an der Spitze bereits in bestem Licht fotografieren konnte! Was für ein Glück, dass ich mit dem Bus voraus gefahren war! Da das Bahnsteiggleis anscheinend nur noch 10 km/h vertrug, konnte ich den Film so richtig "durchziehen". Das tat nach den Pleiten der vergangenen Tage richtig gut! Allerdings sollten mir auch heute noch einige nervenaufreibende Verarschungen bevor stehen...

Bauzug und Landschaft wurden natürlich auch vor schwarzem Himmel abgelichtet, bevor ich langsam gen Westen schlenderte. Freundlicherweise begegnete mir an der Westausfahrt ein Erzzug mit zwei grün/gelben El15-Loks, den ich dann auch gern "mitnahm" - rein fototechnisch natürlich. Dann wanderte ich nach Abisko T, wo wir in den letzten Tagen oberhalb der Abiskojåkka-Brücke einen netten Aussichtsfelsen entdeckt hatten.

Die Turiststation vor der finsteren Wolkenwand.

Der blaue Streifen hielt sich konstant. Die finsteren Wolken hinter der Bahn auch. So stand einem wunderschönen Nachmittag auf diesem Felsen der duftenden Moose und rauschenden Wasser (der Abiskojåkka tost hier durch eine Schlucht) nichts mehr im Wege. Fast ertappte ich mich sogar dabei, mich nicht zu ärgern, weil ausgerechnet in den Momenten der drei vorbei fahrenden Erzzüge die Sonne mal jeweils kurzzeitig hinter einer Miniwolke oder dem Rand des blauen Streifens verschwunden war. Na ja, fast... O.k.-o.k., ehrlich gesagt: Ich hätte in die Luft gehen können! Das konnte alles schon wieder nicht ganz wahr sein...

Aber dennoch: Die vier Stunden oben auf dem Felsen waren die pure Erholung; und das ist dieses angenehme Nebenprodukt bei der Eisenbahnfotografie, auf das ich nicht verzichten möchte. Immerhin brachte die Kleinlok von Abisko paar Wagen im Sonnenlicht vorbei und der TK-Zug, mit dem Peter zurück kam, wurde ebenfalls bestens ausgeleuchtet. Und ein Highlight kam dann auch noch: Gemütlich wechselten wir vom Felsen zu unserem Einschnittrand östlich des Turist-Haltepunktes. Das Hp-EG konnten wir dabei vor der schwarzen Wolkenwand wunderbar umsetzen.

Das Hp-Empfangsgebäude aus der Anfangszeit der Bahn. Bis zum Bau der Straße stand es allerdings in der Innenkurve des Gleises.

Und gerade hatten wir unseren Punkt am Einschnittrand erreicht, da kam auch schon der Erzzug. Wir hatten ihn nicht gehört. Plötzlich war er einfach da! Zum Glück hatte ich die Kamera umhängen; richtig eingestellt war sie auch. Die Dm3 und der Zug wurden mörderisch intensiv vom tief stehenden Licht angestrahlt. Im Hintergrund fällt der Blick auf die ebenfalls angeleuchtete grüne Hügellandschaft und über alledem liegen die tiefen schwarzen Wolken. Ge-ni-al!

Der Lammbraten mit Rosmarinsoße, den es als Middagsbuffet ("Middag" gibt es halt abends!) gab, war schon an sich wahnsinnig lecker, doch nach diesem Highlight schmeckte er gleich doppelt so gut... Allerdings wimmelte es plötzlich von asiatischen Schülern, so dass sich vor dem Buffet eine lange Schlange bildete und ich von einer vierten Portion dann doch lieber absah. Die Asiaten fielen allerdings durch eines auf: Sie fielen nicht auf! Weder durch Lautstärke, noch durch andere "Tugenden", die Gruppen oft an sich haben.

Sonntag, 19. August 2001: Abisko

Die Nacht war etwas stressig gewesen, da die asiatische Landsmannschaft bei uns im Flur untergebracht war. An sich waren die Jugendlichen zwar bald unnormal gesittet und leise, doch waren es eben wesentlich mehr Leute als sonst, die sich abends die Klinke der Klotür gegenseitig in die Hand drückten. Und das Klo war direkt neben uns. Übel war ferner auch, dass sämtliche Zimmertüren mit mechanischen Schließern ausgerüstet waren, die die Türen mit einem laut durch den Gang hallenden Knall zuschnappen ließen. Für ein Hotel ziemlich ungeeignet...

Von dem Sonnenschein des gestrigen Nachmittags war nicht mehr viel übrig geblieben. Unsere Hoffnung, dass vielleicht schon der Sonntag mit besserem Wetter aufwarten würde, wurde getrübt.

So galt unser Blick dann auch schnell dem frisch aus Göteborg gefaxten Wettertelegramm. Heute musste die Vorhersage für den morgigen Montag aus dem Bereich "Aussichten" in den Bereich der ausführlichen Vorhersage wechseln. Wir wagten es kaum hinzuschauen. Dann fassten wir uns ans Herz --- und da stand es: --- Morgen: sonnig, Mittag: sonnig, Abend: sonnig!!! Angesichts der Wolken, die draußen mal wieder mit aller ihnen zu Gebote stehender Tiefe hingen, mochten wir die Vorhersage kaum glauben...

Zunächst widmeten wir uns ausgiebig dem Frühstück. Der Panoramablick durch die großen Scheiben des Speisesaals auf den See ist einfach wunderbar. Aber Leute gibts... Am Kaffeebuffet wollte ich mir gerade Zucker nehmen, da schnappte mir ein Typ die Zuckerzange vor der Nase weg. Er benutzte sie jedoch nicht, sondern glotzte mich blöde an, worauf ich denn wohl warten würde.

Nach dem Frühstück zeigten sich tatsächlich erste Wolkenaufrisse. Wir hofften auf ein ähnliches Phänomen wie gestern (irgendwas muss ja dran sein, dass Abisko einer der sonnenreichsten Orte Schwedens ist...) und marschierten nach Östra. Dort gab es auch einiges zu tun. Zwei Erzzüge kreuzten und der lange gelbe Schotterzug fuhr aus Richtung Kiruna ein. Allerdings blinzelte die Sonne nur mal ganz kurz hervor und da war das Motiv mit den vielen Zügen und umsetzenden Schotterzugloks gerade etwas zugefahren...

Erzzug vor der Lapporte.

Beim Westeinfahrsignal entdeckten wir daraufhin noch eine nette Stelle, an der man von einem kleinen Felsen ein langes gerades Sreckenstück überblicken und Njulla plus See als Hintergrund verwenden konnte. Dumm nur, dass ein Bagger so richtig schön blöd und unvermeidbar im Bild rumstand... Allerdings schien gerade eh keine Sonne und wir wanderten in Richtung Turiststation weiter. Unterwegs gab es einen Erzzug vor der stimmungsvoll angestrahlten Lapporte.

Da sich nun am Mount Njulla eine größere blaue Fläche bildete, bestiegen wir für den Mittags-TK-Zug mal wieder den Aussichtsfelsen an der Abiskojåkka-Brücke. Als wir meinten, dass die Sonne uns gerade erreicht hätte und sie uns erstmal sicher sei, zeigte es sich, dass der blaue Fleck genau so stabil wie gestern war. Allerdings mit dem einzigen Unterschied, dass wir uns diesmal direkt an der Wolkengrenze befanden. Mal schien wunderbares Licht auf die Brücke, bald waberte wieder der dunstige Rand der Wolken vor die Sonne. So gingen Personen- und ein Erzzug natürlich ohne Sonne ab.

Bald hatten wir keine Lust mehr, zumal der blaue Abschnitt immer mehr in sich zusammen fiel. So trafen wir dann eine der vernünftigsten Entscheidungen des Urlaubs: Gummistiefel an und Abmarsch im 90°-Winkel von der Bahn weg. Es ging den Kungsleden aufwärts. Wir liefen die gleiche Tour, die ich vor Jahren schon mal gewandert war: Entlang des Kungsleden bis zu einer Hängebrücke und von dort einen Wanderweg in Richtung Östra zurück.

Dabei ließen wir uns viel Zeit und saßen lange klönend auf dem "Mamorbrottet", einem Felsen oberhalb einer Flussschleife des Abiskojåkka. Unterwegs scheuchten wir unwahrscheinlich viele Lemminge auf - kleine gelbbraune hamsterähnliche Tierchen. Der Weg Richtung Östra gefiel mir besonders gut, da er über wunderschöne einsame Hochmoore führt. Kurz vor Östra zweigten wir auf einen Pfad ab, der - sich um Felsen windend - nach Turist zurück führte. Von diesem Pfad aus konnten wir sogar in geringer Entfernung ein großes Rentierrudel beobachten.

Zum Abendessen gab es Elkskarv (Elchgeschnetzeltes) mit Pilzen und Preiselbeeren. Waaahnsinnig lecker; schon wieder viel zu viel gegessen... Abends war bei uns auf dem Flur leider wieder lautes Türgeknalle angesagt. Zum Einschlafen war ich natürlich viel zu aufgeregt. Morgen früh sollte der Blick durch die Fenster laut Vorhersage auf wolkenlosen Himmel fallen! Wer wollte das glauben angesichts der tief über dem See hängenden Wolken...

Montag, 20. August 2001: Abisko - Søsterbekk - Abisko

Um 4 Uhr wachte ich das erste Mal auf. Ich wagte es nicht, durch das Fenster zu blicken. Dann doch: Ich sah Wolken!!! Nein!!! Ich sah Wolken!!! Doch was war das? Über diesen Wolken an den Bergen des gegenüberliegenden Seeufers war der Himmel völlig strukturlos! Blassgrau/blau zeigte sich der Himmel über dem See! Erst bei näherer Betrachtung wurde ich gewahr, dass es eine schier endlose Weite war, die ich beim Blick in die Höhe erspähte. Ich legte mich wieder hin, doch um 5 Uhr musste ich dann doch ein Bild vom Sonnenaufgang machen.

Die ersten Sonnenstrahlen über dem Torneträsk versprechen einen wunderschönen Tag!

Das war allerdings gar nicht so einfach, da die Sonne bereits mit voller Intensität schien, als sie über die Berghänge im Osten hinüber lugte. Es war wunderschön! Ein unbeschreiblicher Morgen lag klar und still über dem Torneträsk und über der Turiststation. Das mechanische Klicken meines Fotoapperates verursachte einen Heidenlärm.

Auch die Abiskojåkka-Brücke lag von Norden her (z.B. aus unserem Frühstückssaal, aber auch vom Weg darunter) golden im Licht. Das Warten auf einen Zug gab ich allerdings bald auf, da wir noch nie vor dem "Karven" Erzzüge gesehen hatten. Offenbar gab es zwischen ARE-Güterzug (mitten in der Nacht) und "Karven" eine Vollsperrung für Bauarbeiten. Daher stürzte ich mich nochmal für ein Stündchen in Morpheus' Arme.

Beim Frühstück saß ein Tisch weiter eine ältere Dame. Als sie sich kurz mit einer der Schwestern auf Schwedisch unterhielt, meinte Peter, das sei bestimmt die Schwedischlehrerin der beiden Schwestern. Schon hatte sie ihren Namen weg. Sie sah aber auch richtig "lieb" aus, wie sie mit ihren kleinen Äuglein durch die dicken Brillengläser blinzelte. Wie wir einem Gespräch entnahmen, wartete sie auf ihren Mann, der in den nächsten Tagen aus Richtung Kungsleden erwartet wurde.

TK 92 Abisko T 09.13 > Søsterbekk 10.07

Da das Wetter derartig sicher schien, hatten wir uns für einen Tag so richtig in der Wildnis entschieden. Søsterbekk lag da genau richtig. Mangels Straßenanbindung halten hier noch zwei Zugpaare bei Bedarf an - dies geht allerdings nur aus norwegischen Fahrplanunterlagen hervor. Auch als Tarifpunkt existiert Søsterbekk nicht; die Fahrt ab Bjørnfjell bekamen wir praktisch "geschenkt".

Der zweite zuverlässige Erzzug, der uns auch im März noch nie enttäuscht hatte, ist der, welcher mit TK 92 in Katterat kreuzt. Wir lichteten ihn von einem Felsen mit Panoramablick über das ganze Tal mit neuen Brücken und Norddalsbru ab. Leider war das Licht schon einen Tick zu weit rum.

Einen entgegen kommenden Erzzug gab es dann spitz von unterhalb des Felsens. Dann war Stress angesagt. Die zwei Personenzüge sollten nun in Katterat kreuzen. Insbesondere TK 91 (aufwärts) interessierte uns, da er die grüne Lok vorhaben würde. Zunächst machte ich allerdings den abwärts fahrenden Zug mit Blick von oben auf Haugfjell, dann entdeckte ich Peter, der für den Aufwärtsfahrer einen netten Fuzzihügel entdeckt hatte.

Problem war nur: Zwischen uns befand sich das schluchtähnliche Tal! Schnell über die Brücken bei Søsterbekk rüber gehetzt, durch das Kraut gejagt, Moraste durchwatet und über Felsen gesprungen, bis ich einen brauchbaren Punkt entdeckt hatte, bei dem ich zumindest Peter nicht im Bild stand.

Tja, das war es dann auch schon mit der Hektik. Nun fing gerade das Licht an, die Westseite der Betonbrücken bei Søsterbekk zu erfassen. Von einem Felsen oberhalb der Brücken hatte man einen netten Ausblick auf dieselben. Ein von Kiruna kommender Erzbomber musste sich in der langgestreckten Kurve auf den Brücken einfach gut machen. Wenn denn einer kommen würde. Es kam aber keiner...

Nicht, dass wir die Warterei in der Einsamkeit nicht genossen hätten. Im Gegenteil: Wir konnten uns lang im Heidekraut ausstrecken und doch die Strecke im Blick haben. Dazu war nur das Rauschen von Wasser irgendwo oberhalb von uns zu hören. Bedenken bekamen wir eigentlich erst, als die Sonne weiter und weiter rumlief. Bald würde sie so weit westlich stehen, dass die Zugfront kein Licht mehr abbekäme. Das sollte es doch wohl nicht gewesen sein: Die Sonne legt knapp ein Viertel ihres Weges zurück, ohne dass ein einziger Zug kommt???

Harte Geduldsprobe: Erst kam der Zug der Gegenrichtung...

Plötzlich hörten wir von oben einen Hupton, allerdings noch weit weg. Elektrisiert sprangen wir auf. Wir mussten dennoch eine ganze Weile warten, in der nichts mehr zu hören war, so dass wir bald schon an uns selbst irre wurden. Dann tauchte ein Zug auf --- von unten! Sollten wir nur den Widerhall gehört haben? Allerdings ermutigte uns die Tatsache, dass der Lokführer des aufwärts fahrenden Zuges kein einziges Mal hupte, obwohl es vor den Lawinenschutz-Bauwerken Pflicht ist. Und wir hatten ja einen Hupton gehört! Sollte doch in Bjørnfjell ein Abwärtsfahrer auf Kreuzung warten?

Die Zeit verrann, die Sonne ging immer weiter rum. Dann endlich hörten wir erneut die Töne eines Dm3-Typhons. Sie kamen näher und näher, vor jedem Lawinentunnel betätigte der Kutscher brav die Tröte. Es kam dann auch ein sehr schönes Bild zustande, bei dem die Sonne aber kein Stück weiter hätte gewandert sein dürfen...

Nach der langen Warterei freuten wir uns auf etwas Bewegung und marschierten den Rallarveien eine gute halbe Stunde Richtung Katterat - zu dem Motiv, das wir an unserem ersten Tag entdeckt hatten. Zumindest ein TK-Zug und der "sichere" Erzzug mussten noch abwärts kommen.

Der "Karven" fährt nach Søsterbekk ein.

Der Weg führte hoch über die Felsen, zwischen denen sich kleine Seen gebildet hatten. Man hatte einen wunderschönen Ausblick auf das bei dem nun schon recht tiefen Sonnenstand finster daliegende schluchtähnliche Norddalen. Unterhalb eines riesigen Wasserfalls bezogen wir Position. Ein Radler kam den steinigen Weg entlang geholpert - fahren konnte man das nicht nennen. Er meinte auch, dass er sich das anders vorgestellt hätte. Übrigens erwähnte er, dass heute der erste (und wohl einzige?) schöne Tag des Sommers sei! Beide erwarteten Züge kamen pünktlich und beide Züge konnten wir mit der Norddalsbru im Hintergrund umsetzen. Das war ein netter Abschluss! Leider mussten wir dann bald zum Haltepunkt zurück, denn der "Karven" hatte Narvik schon längst verlassen. Schade, denn die Sonne knallte noch mit vollster Intensität...

TK 95 Søsterbekk 18.46 > Abisko T 19.41+9

In Kopparåsen mussten wir länger auf einen Gegenzug warten, so dass unsere Hoffnung auf Abendessen mehr und mehr zusammen schmolz - Küchenschluss ist in Abisko nämlich 19.45 Uhr. Allerdings ließ der Koch nochmal Gnade vor Recht ergehen und zauberte für uns ein leckeres Nudelgericht, das wir nach dem Tag an der frischen Luft ganz schön schnell verputzten...

Dienstag, 21. August 2001: Abisko - Riksgränsen - Abisko

Morgens wachten wir wieder bei strahlend blauem Himmel auf. Allerdings sahen wir aus Richtung Süden schon die geschlossene Bewölkung aufziehen. Immerhin gelang vorm Frühstück noch ein Bild von einem TVT auf der Abiskojåkka-Brücke. Ein Erzzug hätte die Brücke freilich besser ausgefüllt...

Die zwei Schwestern waren "mutiger" als wir. Bestrebt, das Rätsel um uns zu lüften, steuerten sie an diesem Morgen zielstrebig auf unseren Frühstückstisch zu. Dabei erfuhren wir, dass beide natürlich auch riesige Skandinavienfans waren und dass man in Abisko auch als Nicht-Fuzzi mühelos mit herrlichsten Tageswanderungen die Zeit rum bekommt. Sie blieben sogar noch einige Tage länger als wir, denn wir hatten uns nach langem Hin und Her entschieden, (nur) noch einen Tag dranzuhängen. Schönes Wetter war nach allen Prognosen in nächster Zeit weder hier oben noch anderswo zu erwarten. Heute wollten wir nochmal die Tour von Vassijaure nach Riksgränsen versuchen.

TK 92 Abisko T 09.13 > Vassijaure 09.43

Es war nun völlig bedeckt, aber immerhin trocken. So konnten wir einen netten Spaziergang auf dem Rallarveien unternehmen. Da wir nicht unter dem Stress standen fotografieren zu müssen, verlief die Wanderung richtig entspannend. Vor lauter Klönen waren wir ehe wir uns versahen in Katterjåkk, wo wir verschiedene Fotomöglichkeiten auskundschafteten. Allerdings störten hier viele Bäume, Überlandleitungen und Zäune.

Eine Viertelstunde später hatten wir Riksgränsen erreicht. Damit schloss sich für mich eine Lücke im Rallarveien, den ich nun westlich Vassijaure vollständig gegangen bin. Übrigens muss ich wohl nicht extra betonen, dass heute der Erzverkehr nur so tobte. Neben zahlreichen Zusatzzügen (ggü gestern) tauchte auch noch ein ARE (Arctic Rail Expreß - Norwegischer Güterzug im Transit durch Schweden) mit oranger Rc-Lok auf...

Überrascht stellten wir fest, dass der Hp Riksgränsen im Lawinenschutzbau gar nicht am Felsen klebt, wie man aus dem Zug heraus denkt, sondern dass sich zwischen Lawinenschutz und Berghang eine ebene Fläche befindet. Dies also war die Fläche der alten Bahnhofshalle! Durch eine Tür im Lawinenschutz konnten wir mal in das gespenstische Dunkel innerhalb des Schutzdaches hinein schauen und in Ruhe die Grenztafel, die man sonst nur immer vor dem Zugfenster vorbeihuschen sieht, betrachten. Man hörte hier bloß tropfendes Wasser und das Summen einer Neonröhre, die die Flaggenmarkierungen auf der Grenze beleuchtete.

Die Grenze im Lawinenschutz-Bauwerk.

Um 15 Uhr gab es für uns dann das "Bildspel" von Sven Hörnell. Es handelte sich um zwei faszinierende Bildershows. Nicht nur die genialen Fotos und das Spiel mit Licht, Schatten und Mustern waren beeindruckend, sondern auch die Art der Präsentation mit passender Musik und Überblendungen in allen Varianten (ich schrob ja schon: 21 Projektoren!).

TK 93 Riksgränsen 16.39 > Abisko T 17.19

Abends gab es zum letzten Mal das gute "Middag"sbuffet. Schweinerippchen und Kartoffeln. Einfach, aber gut. Dann setzten wir uns erneut vor die Datamaskin, um die weitere Vorgehensweise zu planen. Nach Studium der einschlägigen Wetters waren wir genau so schlau wie vorher...

Später dann auf einer letzten Runde um den Canyon unterhalb des Hotels auf den schönen Bohlenwegen und am Aussichtspunkt mit Blick über den herrlichen Torneträsk Abschied genommen. Natürlich nicht, ohne schon mal zu überschlagen, wann wir denn im nächsten Jahr wiederkommen würden...

Fortsetzung

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