Warten auf Cargonet: Eine Winterrunde um Trondheim (3)

Autor: Jan-Geert Lukner. Alle Rechte am Text und an den Bildern liegen beim Autor.

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Mittwoch, 13.03.2013

Der Tag begann mit einem restlos klaren Himmel. Da konnte man nochmal den langen Abstecher nach Bjorli wagen. Diesmal wollten wir auch den Talent schon hinter Bjorli haben, so dass wir bereits 7.15 Uhr aufbrachen. An der Ausfahrt des Campingplatzes mussten wir allerdings zwei LKWs vorlassen. Wir sollten sie bis Bjorli vor uns behalten. Sie fuhren an sich sehr zügig, gerade in den anfänglichen Siedlungen, so dass ich erst gar nicht überholen wollte. Doch wenn die beiden auf einen langsameren PKW aufliefen, hieß es halt 'langsam machen'. Unterm Strich waren wir letztendlich paar Minuten zu knapp dran, als dass wir den VT auf der Stuguflåtenbru sicher gehabt hätten. So warteten wir lieber mal an einem BÜ östlich Bjorli, wo der VT dann auch vortrefflich im Morgenlicht klappte. Die Kälte war allerdings trotz Trockenheit durchdringend. Das Autothermometer zeigte -25 Grad an!

Der erste Talent von Åndalsnes wirbelt wie immer massig Schnee auf.

Nun hatten wir auf den Güterzug noch gut Zeit, so dass wir sogar bis Verma hinunterschauten, ob denn die Kylling bru schon Sonne abbekäme. Sie bekam, super! Der Zug muss von hier bis zur Stuguflåtenbru noch durch die Kehre, so dass man ihn da oben ohnehin nochmal bekommen würde. Tja - alles war gut, Wetter topp, unsere Stimmung war hervorragend, denn es konnte eigentlich nichts mehr schiefgehen. Wirklich nichts? Gefühle von Ernüchterung bis Wut machten sich breit, als der Zug auftauchte. Gleich hinter der Lok herrschte Leere. Vor den ersten beladenen Wagen waren zwei leere Tragwagen eingereiht. Der Zug wirkt so vollkommen auseinandergerissen. Das sieht ziemlich besch... aus.

Der Güterzug auf der Kylling bru. Nein, das heißt nicht "Hähnchenbrücke". Benannt ist die Brücke nach der Hofsiedlung "Kylling" oberhalb der Brücke.

Ich war fix und fertig. Das mag für viele Leser nicht nachvollziehbar sein. Aber ich versuche schon seit Jahren, die spektakuläreren Motive an der Raumabahn mal (wieder) vollwertig umzusetzen. Bei etwa einem halben Dutzend Aufenthalte in Dombås oder der Dovrefjellregion ließ das Wetter keine Möglichkeit zu. Jetzt stimmte mal das Wetter, der Güterzug fährt sogar zur passenden Zeit, und dann so ein Mist. Wieder musste man von hier wegfahren, ohne ein vollwertiges Bild hinbekommen zu haben. Hätten wir doch wenigstens den Triebwagen auf der Stuguflåtenbru, dem eigentlichen Hauptmotiv, umsetzen können. Von dieser Brücke habe ich sonst noch keine Winterbilder gesehen. Insofern bitte ich um Verständnis, dass ich eine Scheißlaune hatte und dies hier auch unverblümt berichte.

Ein wenig beruhigte ich mich damit, dass man die Lücke im Zug durch elektronische Bildbearbeitung füllen könnte. Deshalb hielt ich mit der Kamera bei der Überfahrt über die Stuguflåtenbru auch ordentlich auf die Containerkette. Aber ich hatte keine Ahnung, ob ich das hinbekommen würde. Mit derlei Basteleien bin ich einfach zu unerfahren. Und eigentlich fotografiere ich auch lieber meine Fotos als das ich sie mir bastel.

Im Nachhinein bin ich mit meiner Bastelei ganz zufrieden. Dennoch - als "vollwertig" werde ich das Bild sicher nie akzeptieren können. Cargonet auf der Stuguflåtenbru.

Da der Güterzug in Bjorli kurz anhielt, bekamen wir noch ein drittes, jetzt zum Glück sehr frontales Bild hin.

Und nochmal mit der hier nicht so auffälligen Containerlücke östlich Bjorli.

Da nun auch auf der Dovrebahn paar interessante Fahrten anstanden, sahen wir zu, dass wir zügig nach Dombås zurück und aufs Fjell gelangten. Der Himmel war weiterhin wolkenlos und tiefblau. Eigentlich hätte man jetzt richtig gut gelaunt sein sollen. Wir hatten eigentlich bei Kongsvoll am Nordende der Gebirgshochfläche noch paar Motive offen. Doch das konnten wir für die nun folgenden zwei Südfahrer nicht schaffen. Deshalb überlegten wir was neues. Bereits vorn an auf der Hochfläche, wo die Bahn durch das Hochmoor Fokstumyra fährt, konnte man von der E6 nach rechts zu einigen Almhöfen abbiegen. Wir hofften, von dort den Hang weiter aufwärts zu kommen, um mal ein Bild von oben zu machen. Das Laufen über die Schneedecke klappte dann auch ganz gut, auch wenn man mal einbrach. Und der Ausblick war tatsächlich topp. Der Cargolink Zug und der rote Personenzug klappten hier einwandfrei. Schade war höchstens, dass nun schon zwei Jahre lang alte und neue Fahrleitungsmasten standen und noch immer die alten in Betrieb waren.

Blick von den Almwiesen von Domås Seter auf den Cargolink Zug.

Und der Rote kommt direkt hinterher.

Der Plan war nun, dem Zuggespann hinterher zu fahren. Denn der Rote sollte den Cargolink in Brennhaug überholen. Dahinter hätte man sich nochmal um den Cargolink kümmern können. Doch wie wir hier wieder zum Auto zurück wollten, gab es erstmal Lex Wildernes in Bestformhielt! Unten an der Straße, hier mitten in der Wildnis, hielt ein Reisebus an und spuckte eine riesige Jugendgruppe aus, die den Weg zu unserem geparkten Auto hochlief. Und kaum war der Bus weg, kam ein zweiter und spuckte noch mehr skibewaffnete Kinder aus. Die wuselten bald alle um unser Auto herum. Unfassbar! Letztendlich war allerdings nicht die Jugendgruppe schuld, dass unser Plan scheiterte. Wir trafen kurz hinterm Roten, der vor Dombås ja die große Schleife fahren musste, in Brennhaug ein. Aber da stand nichts im Bahnhof; der Cargolink war über alle Berge.

Lex Wilderness, das Gesetz der Wildnis: Du bist nie allein! Plötzlich wimmelte es auf der Alm von skiwütigen Schulkids.

Daher fuhren wir aufs Fjell zurück und bis Kongsvoll. Ein bald anstehender Güterzug müsste hier noch so gerade genug Seitenlicht bekommen. Erstmal kam noch der Blaue, der Bm73, von oben. Doch vom Güterzug, der gestern ja so weit vor Plan gekommen war, dass wir ihn gar nicht gesehen hatten, fehlte auch heute jede Spur. Und heute waren wir bereits 40 Min vorher in ständigem Sichtkontakt der Strecke gewesen.

Immerhin gelingt ein Nachschuss auf den Blauen bei Kongsvoll.

Wir siedelten um zu einer Strecke mit mehr Seitenlicht. Doch der Güterzug kam nicht. Ein Blick auf die Cargonet Website brachte Klarheit: Der Zug fuhr entgegen Bildfahrplan nur noch freitags! Selbiges galt für den Gegenzug, auf den wir gestern vergebens zu Tagesende am Vålåsjøn gewartet hatten. Irgendwann hatte Cargonet offenbar das Angebot massiv “an der Nachfrage orientiert”, sprich eingeschränkt, ohne dass der Bildfahrplan von Jernbaneverket angepasst worden wäre. Geil! An Mi-Fr sollte allerdings in einer guten Stunde der nächste Güterzug südwärts kommen. Für den suchten wir den Standpunkt am Militärlager Hjerkinn auf, einen der wenigen Standpunkte auf dem Fjell für nachmittags. Wie immer war dort keine Menschenseele zu sehen. Es stand sich schön in der Sonne. Der Ausblick auf die weiße Bergwelt war einzigartig. Allerdings hatte sich der Himmel nun zunehmend mit Schleierwolken zugezogen. Eine solche war selbstverständlich auch für den Güterzug zuständig, welcher ca mit -20 durchkam. Oh Mann, war das alles mühsam!

Deshalb gibt es eben an dieser Stelle einen Blick auf die sonnige Bergwelt.

Als nächstes sollte ein Nordfahrer kommen. Uns fiel nichts besseres ein, als den nochmal wie gestern am Vålåsjøn zu machen. Diesmal hatte ich auch das richtige Objektiv drauf und als Lok war eine leuchtende Railpool 185 eingesetzt. Auch wenn die Sonne schleierbedingt etwas getrübt war, so kam der Zug ganz schön.

Immerhin ganz vernünftig klappt dieser Cargonet Zug am Vålåsjøn.

Die Schleier verpieselten sich nun wieder. Als letzte Fahrt vor Sonnenuntergang sollte nun noch der südfahrende Blaue kommen. Da uns das Motiv vom Schießplatzlager in Hjerkinn gefallen hatte und im Winter wesentlich besser kam als zur schneelosen Zeit, wollten wir den Blauen dort nochmal probieren. Das Warten auf den Personenzug hatte den Vorteil, dass man bis kurz vor Planzeit im Auto sitzen bleiben konnte. Der Wind hatte wieder aufgefrischt und selbst zur Mittagszeit gab es kaum mehr als -15 Grad. Und der Mittag war längst vorüber. Ein Tine-Laster auf der parallelen E6 machte die ganze Sache hoch spannend, war aber glücklicherweise doch schon wieder ein gutes Stück weg, als der Zug am Auslösepunkt war. Somit gelang uns doch noch ein vollwertiges Bild mit dem tollen Panorama.

Blick von der Militärbasis Hjerkinn auf die Bahn. Im Hintergrund erhebt sich die Nystugguhøa (1757m).

Zurück in Dombås fotografierten wir den Talent im Bf, tranken dann zwecks Wettercheck einen Kakao in Frichs Cafeteria (mit WLAN), die jetzt auch abends auf hat (bis 22.30) und fuhren dann nochmal nach Fokstua hoch, wo wir den nordfahrenden Roten in der Dämmerung vor dem Abendhimmel aufnahmen. Das war's nun aber endgültig.

Der Talent nach Åndalsnes ist zur nächsten Fahrt bereit.

Der Rote fährt auf der Fokstumyra in der Dämmerung Trondheim entgegen. Hab' den Vordergrund etwas aufgehellt.

Mit Einkauf bei Coop landeten wir wieder in der Hütte. Nach dem Abendessen bezahlten wir schon mal. Das Wirtsehepaar wohnt tatsächlich in einem größeren Holzhaus mitten auf dem Platz. Wir klönten eine Weile und verabschiedeten uns dann herzlich.

Donnerstag, 14.03.2013

Wieder wachten wir bei klarem blauen Himmel auf. Nach dem Frühstück, dass ich wie immer alleine zu mir nahm (Nil frühstückt nicht), machten wir die Hütte klar und setzten uns in Bewegung. Hätte man heute vielleicht doch noch mal mit der Raumabahn starten sollen? Für den VT auf der Brücke waren wir allerdings eh zu spät, und unser Wunsch war heute, mit den drei Vormittagszügen auf der Dovrebahn weiter im Norden etwas zu machen. Bei der Durchfahrt durch Dombås waren weiter westlich Richtung Romsdalen dichte Wolken zu sehen. Womöglich wäre man dort eh nichts geworden, wie so oft.

Das Fjell war einfach nur blauweiß, wunderschön. Nur die Anzeige im Auto mit ‘-22°’ machte etwas nachdenklich. Wir hatten noch viel Zeit und fuhren bis Drivstua hinunter. Unser Problem war, dass innerhalb von einer Stunde drei Züge kommen sollten. Erst Cargonet, also die Gütersparte der Staatsbahn, dann Cargolink, und dann der Rote, also der El18 bespannte Personenzug von der NSB. Das war es dann aber für viele Stunden. Also hatte man nur sehr bedingt Chancen, zwischendurch ein neues Motiv zu wählen - schon gar nicht entgegen der Fahrtrichtung der Züge. Bei Drivstua war der Lichtstand schon zu spitz, so dass wir wieder hoch aufs Fjell fuhren. Dort war die weite weiße Winterwelt auch einfach am eindrucksvollsten.

Ich selbst wählte den Snøhettablick unmittelbar bei Hjerkinn. Nil wurde von mir auf Wunsch ein Stück vorher an der Straße abgesetzt. Dass die Snøhetta frei von Wolken ist, kommt nur äußerst selten vor. Deshalb musste die Chance genutzt werden. Der Sonnenstand war allerdings ein wenig kritisch; das Licht wurde spitzer und spitzer. Der Cargonet-Güterzug hätte gern vor Plan kommen dürfen. Tat er aber nicht. Er kam allerdings auch nicht zur Planzeit oder danach. Meine Güte, ging das schon wieder los? Aufgrund des Lichtstandes hätte ich nun an ein anderes Motiv an der Straße wechseln müssen, doch ich traute mich nicht weg. Irgendwann hatte ich es zwar ohne Abfrieren meiner Finger geschafft, dem Smartphone über die Cargonet Seite zu entlocken, dass für den gewünschten Zug die Entladezeit in Alnabru (Oslo) um anderthalb Stunden nach hinten verlegt wurde, aber mittlerweile hätte ja auch sofort Cargolink kommen können. Erst als statt dessen eine Schneefräse langsam aus dem Bahnhof Hjerkinn hinaus fuhr und ihrer Arbeit nachging, traute ich mich zu wechseln.

Da ist die Snøhetta mal nicht in Wolken gehüllt, da kommt auf der Schiene nur gelber Kleinkram vorbei. Immerhin ist der Kleinwagen mit seiner Schneefräse so kurz, dass man die Snøhetta per Tele schön nah ranholen kann.

Nil wollte noch an seinem Punkt bleiben. Ich suchte mal weiter. Zum Glück hatte ich mitbekommen, dass die Fräse wieder im Bf Hjerkinn verschwunden war, und verplemperte nicht zu viel Zeit. Ich parkte an einem Haus unmittelbar südlich der Fylkesgrenze und stapfte durch den Tiefschnee, um einen brauchbaren Standpunkt zu finden. Leider hatte ich den bloß noch nicht, als der Rote als erster Zug um die Ecke kam.

Der Rote hätte einen besseren Standpunkt verdient gehabt.

Nun schnell Taxi für Nil gespielt, der eine Anhöhe direkt an der Grenze besteigen wollte. Dann schnell wieder zu dem Haus zurück und eine optimalere Position aufgesucht. Beide Güterzüge konnten nun sofort kommen. Und so war es auch. Erst kam Cargonet mit El14 und dann Cargolink mit Railpool 185. Mir gefällt die Farbgebung mit dem roten Streifen und dem blauen Unternehmensbanner sehr gut.

Für den Cargolink hatte ich endlich einen schönen Standpunkt gefunden. Gut, dass drei Züge hintereinander kamen :-/

Tja, da hatte man nun drei Züge innerhalb von 20 Min, die man mehr oder weniger an derselben Stelle nehmen musste. Und nun würde südwärts für fünf Stunden Ruhe sein. Optimale Bedingungen zum fotografieren sehen anders aus! Wir traten die Fahrt nordwärts an. Wir wollten uns an den verbleibenen Tagen um die südliche Nordlandsbahn kümmern. Irgendwie hatten wir die Dovrebahn noch nie so schwach befahren erlebt wie dieses Mal. So stand uns die Lust nach einer Strecke, auf der zumindest ein stündlicher VT-Grundtakt besteht, wie es auf der Nordlandsbahn südlich Steinkjer der Fall ist. So ist man gerade Cargonet nicht ganz so auf Gedeih und Verderb ausgesetzt.

Bei Driva schauten wir uns oben am Hang noch ein Motiv an, das wir auch gern sofort mit Zug umgesetzt hätten, aber es kam ja nichts. Also weiter. Erst hinter Berkåk, als wir uns dem Ausweichbahnhof Garli näherten, rückte die Zeit näher, an der in Soknedal, dem nächsten Bahnhof, der nordgehende Blaue und ein südgehender Gz (der oben auf dem Fjell erst nach der langen Zuglücke nach 15 Uhr ist) begegnen sollten. Nun ist dieser Abschnitt der Dovrebahn relativ bewaldet, so dass nicht gerade an jeder Ecke ein Motiv “fotografier mich!” geschrien hätte. Aber noch vor Garli entdeckten wir eine schöne Stelle für den Nordfahrer. Für den Gz suchten wir weiter und fanden nur Ersatzlösungen. Na gut - das ging nicht anders. Den Blauen konnten wir dann auch wunderbar umsetzen.

Der Blaue hat Berkåk hinter sich gelassen und rollt talab in Richtung Støren.

Nil wollte nun mit Schneeschuhen ans andere Ende des Fotoabschnitts von eben gehen und ich fuhr mit Auto zu einer anderen Stelle nördlich Garli. Machen wir es kurz: Das, was in der Ferne immer wieder wie ein Zug klang, entpuppte sich immer wieder als LKW auf der nahen E6. Der Zug kam nicht. Nach einer Zeit habe ich den Cargonet-Fahrplan noch mal genauer angeschaut, und siehe da: Aus den Verkehrstagen Mi Do Fr war inzwischen Mi Fr geworden. Suuuuper! Damit waren donnerstags zwei Züge hintereinander gestrichen worden! Damit soll man mal rechnen. Nach den Bildblättern konnte man wirklich nicht mehr gehen. Das kannte ich bisher nur aus den norwegischen Sommerferien, wo der Verkehr bekanntlich deutlich ausgedünnt wird…

Ich sammelte Nil wieder ein und wir tätigten den großen Sprung nordwärts. Durch Trondheim kamen wir trotz der Großbaustellen zügig hindurch. Unser nächster Programmpunkt war etwas gewagt: An zwei Wochentagen, u.a. donnerstags, soll der TXL-Kalk-Containerzug aus Schweden die Meråkerbahn herunter kommen. Wir wollten den Zug auf der Strecke kurz vor Hell erwarten, wohl wissend, dass wir da gar nichts anderes zu fotografieren hätten, wenn der Zug denn nicht käme. Mit solch einem unregelmäßigen Privatzug kann ja alles mögliche sein. Allerdings hatten wir nun schon so häufig vergeblich gewartet, dass wir für diese Aktion abgebrüht genug waren.

Zu allem Überfluss entdeckten wir, als wir gegen 16 Uhr im Zielgebiet eingetroffen waren, auch noch ein richtig gutes Motiv mit einer S-Kurve direkt am Ufer des Stjørdalselven, die so aussah, dass sie zufällig auch noch um 17 Uhr zur Planzeit des Zuges Licht abbekommen könnte. Der Schatten eines Steilhanges, auf dem wir standen, wich sogar mit zunehmender Drehung der Sonne mehr und mehr vom Gleis, obwohl die Sonne dem Horizont gefährlich nahe kam. Das war alles richtig klasse. Zu gut. Irgendwann stellten wir fest, dass wir uns eigentlich beide sicher waren, dass wir hier vergebens stehen. All zu sehr hatten uns die Erfahrungen der letzten Tage geimpft.

Hier, ein kurzes Stück hinter der Startbahn von Værnes, gab es in der Luft mehr Verkehr als auf der Schiene.

Dann in der Ferne mal wieder dieses Geräusch, das man in letzter Zeit an der E6 auch so häufig gehört hatte, das wie das Pfeifen eines Zuges klingt, aber nur eine bestimmte Frequenz eines LKW-Motors in der Ferne ist. Das Geräusch kam allerdings noch mal. Das wird doch nicht…? Dann wieder und lauter! Da kam tatsächlich der Zug! Wahnsinn! Eindeutige Zuggeräusche! Pünktlich auf die Minute! Spannend wurde es noch durch einen LKW, der plötzlich auf der kleinen Nebenstraße neben der Bahn auftauchte, ein weißer mit Anhänger. Zum Glück war der jedoch schnell durchs Bild geeilt, als der Zug gerade hinten um die Ecke kam. Keine Gefahr! Der Zug kam wunderbar. Das Bild entschädigte für so einiges!

TXL ist pünktlich: Der Kalkzug nach Verdal durchfährt unser Motiv am Stjørdalselven noch rechtzeitig, bevor die Schatten kommen.

Der Zug machte in Hell Kopf und ging dann weiter nordwärts bis Verdal. Lange würde die Sonne nicht mehr scheinen, aber die Kurve kurz vor Skatval musste noch mal sein. Hier muss man für die schönste Perspektive über die hier extrem stark befahrene E6 rüberfotografieren. Wenn da im Moment der Zugdurchfahrt ein LKW durchs Bild gemusst hätte, wäre es nichts geworden. Aber es klappte! Damit war der Tag doch noch zu einem sehr guten Abschluss gekommen.

Und nochmal nach Kopfmachen mit Hof Hilan und dem markanten Hilberga (ca 270m).

In Stjørdal kauften wir Pølser und Salat und fuhren nach Åsen, wo wir die letzten beiden Nächte wieder in Gullberget Camping gebucht hatten. Diesmal erhielten wir Hütte 14. Wie vergangenen Samstag war es ganz schön frisch in der Hütte. Die kleinen Heizungen kamen nach dem Anstellen kaum gegen die Kälte an. Nach dem Abendessen mopste ich noch aus der Nachbarhütte den zusätzlichen Heizkörper, von dem wir noch vom letzten Samstag wussten.

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