Alles anders - Norwegen Juni 2013

Autor: Jan-Geert Lukner. Alle Rechte am Text und an den Bildern liegen beim Autor.

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An- und Abreise waren nach demselben Muster geplant wie im März: Mit KLM über Amsterdam nach Trondheim. Das Programm sollte wie immer das Wetter lenken. Zu tun würde es überall genug geben.

Im Gegensatz zu sonstigen Bahnfototouren, auf denen wir uns fast ausschließlich den planmäßigen Verkehren widmen, liebäugelten wir diesmal mit einigen Besonderheiten. Es gab in diesem Urlaub zufällig einige Möglichkeiten, Diesellok bespannte Züge auf Strecken zu fotografieren, auf denen sonst (fast) nur Triebwagen fahren:

Auf der sonst nur von Talenten und einem einzelnen Gz bedienten Raumabahn würde am Di und Do unserer Urlaubswoche der 'Kreuzfahrer' fahren, ein Sonderzug, der für in Åndalsnes liegende Kreuzfahrschiffe ein bis zweimal am Tag bis Bjorli und zurück über den spektakulärsten Teil der Raumabahn verkehrt. Erstmalig sollten diese Züge nicht aus historischen Fahrzeugen, sondern aus einer aktuellen Schnellzuggarnitur mit Di4 bestehen. So richtig viele vernünftige Fotos habe ich gerade auf dem tollen Streckenstück hinter Bjorli noch nicht hinbekommen, so dass die Kreuzfahrer ein willkommener Anlass waren, dort mal vorbei zu schauen.

Die andere Gelegenheit für Großdiesel auf Triebwagenstrecke ergab sich in den Wochen vor der Tour. Wassermassen hatten weite Teile der Hauptstrecke Oslo - Trondheim im Gutbrandsdalen stark beschädigt. Der Personenverkehr war zwischen Lillehammer und Dombås unterbrochen. Die Güterzüge wurden im Rahmen der Möglichkeiten über die nicht elektrifizierte Rørosbahn umgeleitet. Drei Gz südwärts und einer nordwärts sollten zur Tagzeit verkehren. Auf der Rørosbahn verkehren sonst auch nur Triebwagen und nur sporadisch mal ein Gz.

Also: Programm sollte genug geboten sein. Dass auch sonst noch einiges "alles anders" sein würde, erfuhren wir erst im Laufe der Tour... Blieb nur noch eine weitere 'klitzekleine' Unsicherheit: Das Wetter. Die Aussichten waren gerade für die Rørosbahn nicht wirklich gut. Weiter westlich sollte es ein wenig besser sein.

Samstag, 08.05.2013

In Hamburg herrschte dieser Tage Sonne pur. Auch für die Urlaubswoche war für Norddeutschland allerfeinstes Wetter angesagt. Hoffentlich würden wir es nicht bereuen, nicht einfach zuhause geblieben zu sein... Im schönsten Sonnenlicht ging es nun zum Flughafen. Besonders spannend waren diesmal die 40 Min Umsteigezeit in Amsterdam. Die Frau am Baggage drop war aber sehr zuversichtlich. Vorsichtshalber hatte ich Zahnbürste und JH-Schlafsack ins Handgepäck gesteckt... Die Handgepäckkontrolle verlief vollkommen reibungslos, obwohl ich meine Miwaflasche vergessen hatte. Kann man sich da noch sicher fühlen? ;-)

KLM Hamburg 12.35 - Amsterdam 13.40

Trotz Verspätung aus Vorleistung kamen wir halbwegs pünktlich vom Hof. Der Flug war klasse, keine Wolken behinderten die Sicht. Es ging über Stade, Bremervörde, Bremerhaven, dann sah man bei Lathen die Transrapidstrecke unter sich. Der Blick von oben auf Holland im sehr allmählichen Landeanflug war mal wieder wunderschön. Das Land sieht von oben so prächtig und aufgeräumt aus. Und immer wieder Wasser, ob zwischen Feldern oder den Häusern einer Siedlung. Auf dem Vorfeld des Flughafens wurde es nochmal spannend: Besetzte Gleise. Wir sollten warten. Es ging dann aber doch gleich an den Flugsteig weiter. Somit konnte ich ohne große Hetze vom C-Gate in den B-Flügel rüberlaufen, wurde unterwegs fünfmal ermahnt, auf meine Schritte aufzupassen und traf Nico an unserem Abfluggate in Richtung Trondheim.

KLM Amsterdam 14.20 - Trondheim 16.35

Der Bordservice der KLM war mal wieder vorbildlich. Zweimal kam der Versorgungswagen durch. Es ging nun vielfach über die Wolken, lediglich die dänische Westküste, die Nordspitze und das Skagerrak lagen wolkenfrei unter uns. In Norwegen gab es unter uns viele Wolkenlücken, die allerdings nordwärts deutlich abnahmen. In Trondheim empfing uns eine herrlich klare Luft. Wunderbar!

Trondheim machte dann gleich mal so richtig einen auf 'Weltflughafen'. Auf dem Gepäckband hatte sich ein Kinderwagen an der Seitenwand verheddert und staute das ganze dahinter liegende Gepäck an der Ausfahrt aus dem Schattenbahnhof auf. Vom Personal merkte das niemand. Eine Reisende drückte den Notausknopf. Vom Personal merkte das immer noch niemand. Erst wohl zehn Minuten später setzte sich das Band wieder in Bewegung. Mein Koffer hatte den Anschluss auch erreicht! Er kam als eines der ersten Gepäckstücke raus!

Als Mietwagen bekamen wir von Avis einen wunderbaren Citroen C4. Ausgestattet war er mit allem, was man so braucht, vor allem mit Tempomat. Das ließ sich schon mal gut an. Weniger gut ließ sich das Wetter an. Als wir in Stjørdal zwecks Einkauf parkten, goss es in Strömen. Mit Einkäufen im Wert von 520 NOK (an die 70 Euro) verließen wir den Supermarkt wieder und nahmen die restlichen Kilometer bis Åsen unter die Reifen.

Angekommen: Camping Gullberget in Åsen.

Das Wetter sollte sich nicht bessern. Wir bereiteten in der Hütte die mitgebrachten Kjöttbullar zu und beschlossen, uns der food Fotografie zuzuwenden.

Wie ein lecker Essen doch über einen trüben Abend hinweghelfen kann :-) Es gibt "original" schwedische Kjöttbullar mit Reis, brauner Soße und Preisselbeeren. Dazu den guten "Liereple" Direktsaft. Bei Lier hat man auch schon Züge fotografiert...

Gerade hatten wir restlos alles aufgegessen und überlegten, dass man einen kleinen Verdauungsspaziergang tätigen könnte, da fing es so richtig an zu regnen. Es prasselte nur so auf unsere Hütte. Wir liefen trotzdem die paar Schritte bis zu einem Vogelbeobachtungsturm, in dem man wenigstens trocken stand. Um kurz nach 9 gab es dann noch den Dagtog zu beobachten, der mit vier Wagen oberhalb der Hütte entlang fuhr.

Sonntag, 09.06.2013

Der Himmel war ankündigungsgemäß grau in grau. So ließen wir uns mit dem Frühstück ordentlich Zeit und verließen die wieder mal angenehm gepflegte Hütte erst etwa um 10 Uhr herum. Das Konzept war nun, entlang der nördlichen Rørosbahn ein wenig zu kundschaften. Abends wollten wir allerdings nach Dombås, da die Wetteraussichten für Røros die nächsten Tage deutlich mieser waren.

Zügig ging es im noch schwachen Sonntagsverkehr durch Trondheim. Gerade hatten wir Melhus mitsamt der schönen Kirche passiert, da erblickten wir vor uns einen Güterzug, der in derselben Richtung wie wir unterwegs war. Besonders schnell war er nicht, so dass wir jeden Moment damit rechneten, die Lok sehen zu können. Schließlich waren wir gespannt, was denn so alles vor den Rørosbahn Umleitern zum Einsatz käme. Oder wird vielleicht bis Støren elektrisch gefahren? Aber an der Zugspitze sah man eigentlich immer nur einen grauen gedeckten Autotransportwagen. Erst als wir mal vollkommen freie Sicht hatten, entdeckten wir sie: Eine einzelne kleine Di8 mühte sich mit dem recht ansehnlichen Güterzug ab! Unter Großdiesel hatten wir uns etwas anderes vorgestellt. Nil würde die Lok wahrscheinlich als Rangierlok bezeichnen...

Wer entdeckt den Zug? Farblich perfekt getarnt rollt der Umleiter bei Lundamo südwärts.

Nach einem Foto in Lundamo, wo paar Sonnenabschnitte gar nicht weit entfernt waren, hatten wir die Fuhre in Støren schon wieder eingeholt. Hinter Støren warteten wir einfach mal an einem gerade von der Sonne beleuchteten Gehöft, doch der Zug kam nicht. Offenbar war am heutigen Sonntag trotz Umleitern kein einziger Bahnhof zwischen Støren und Røros besetzt und der Gz musste in Støren warten, bis der vor ihm liegende Triebwagen in Røros ankam. Ein "Blockabstand" von anderthalb Stunden, nicht schlecht! Das Sonnenloch war bald zusammengebrochen und wir kundschafteten mal weiter talaufwärts. Es gab mehrere nette Blicke über den Fluss, teils allerdings von überschwemmten Wiesen aus, was natürlich etwas hinderlich war. Letztendlich landeten wir am Bf Singsås, der uns sehr gut gefiel und über dem einiges Blau den Himmel bevölkerte. Der Zug kam ziemlich genau zur errechneten Zeit. Ohne Sonne natürlich.

Und nochmal auf der Umleiterstrecke im Bf Singsong. Äääh, Singsås natürlich.

Wir folgten ihm einfach weiter. Es folgen einige richtig tolle 'Kanada'-Talabschnitte mit wildem Fluss in engem Tal. Hier sollte gern im Laufe des Urlaubs nochmal etwas gehen. Den Zug ließen wir jetzt fahren, denn wir wollten halt lieber etwas kundschaften. Chance auf Sonne war für den Güterzug eh verschwindend gering. So schauten wir uns den Bf Haltdalen mal etwas genauer an. Dieser ist planmäßig zeitweise besetzt. Und er besitzt noch einen richtig gemütlichen Warteraum mit sauberer Toilette. Obwohl der Bf jetzt unbesetzt war, war alles offen.

In norwegischen Warteräumen kann man es gut mal etwas länger aushalten. Obwohl der Bf Haltdalen an diesem Sonntag nicht örtlich besetzt war, stand der Warteraum den Fahrgästen zur Verfügung.

Nun ziemlich viel auf irgendwelchen Nebenstraßen möglichst parallel zur hoch am Hang verlaufenden Strecke herumgekurvt. Viel mehr als eine kompromissbehaftete S-Kurve südlich des Hp Ålen fanden wir aber nicht. Nun interessierte uns noch der Viadukt mitten im Wald unweit des einsamen Bf Reitan. Im Bf Haltdalen hatte ein historisches Bild von einem hübschen Stahlviadukt gehangen. Die etwas abgewirtschaftet aussehende Betonkonstruktion, vor der wir plötzlich standen, war nun eine gewisse Ernüchterung...

Mittagessen im Auto bei Reitan.

Dafür entdeckten wir zwischen Rugldalen und Glåmos einen ganz hübschen Ausblick von einem an einen unbemannten Hof grenzenden Birkenwäldchen aus. Die Strecke führt hier kurzzeitig über ein wildes Hochgebirgsplateau unweit der Baumgrenze. Auf diesem Abschnitt liegt der höchste Punkt der Rørosbahn: 670m über NN.

Hinter Røros wieder mehr Aufrisse am Himmel. Ein VT sollte auch bald südwärts fahren. Ich hatte da 'irgendwo' einen tollen Ausblick über den Fluss in Erinnerung. Ich wusste nur nicht, wo. So kam es, wie es kommen musste. Auf dem gesamten Stück, bis wir westwärts von der Bahn abbiegen mussten, tauchte 'mein' Motiv nicht auf. Trotz reeller Sonnenchance blieb der VT unfotografiert.

Einzelne Wolkenlücken ließen die eine oder andere Landschaftsaufnahme zu...

Da das Wetter westwärts besser aussah, sah unser Konzept nun vor, auf dem Dovrefjell noch den einen oder anderen Pz abzugreifen. Zügig gelangten wir über Folldal nach Hjerkinn. Nur für das eine oder andere Landschaftsmotiv musste gebremst werden.

Wir nehmen Kurs auf das Hochgebirge; das Dovrefjell lag nun vor uns.

Auf der Dovrebahn sollten nördlich des gesperrten Abschnittes zwei 'eingesperrte' Fernzuggarnituren vorhanden sein. Der 'Rote' mit El18 und ein Bm73 ebenfalls im neuen rot. Diese sollten sich den Personenverkehr zwischen Dombås und Trondheim teilen. Diese "Rot-Garantie" war ja mal wirklich nicht verkehrt. All zu sehr gehen sonst die blausilbernen Bm73 in der Landschaft unter. Auf dem Fjell stand nun richtig viel Blau am Himmel. Nur unser Wunschmotiv am Hof Grønbakken lag genau am Rande eines Wolkenfeldes. Die Zugrichtung der Wolken sah nun allerdings günstig aus, so dass wir da mal reinliefen.

Leider wurde die Geschichte nun doch sehr mühsam. Nachdem die Wolke weggezogen war, bildete sich hinteran immer wieder etwas Neues. Rt 46 kam als lokbespannte Garnitur. Die hinteren Wagen kamen bei voller Sonne durch. Aber eben nur die hinteren Wagen. In der Gegenrichtung sah es nicht besser aus. Ein Wolkenband zog genau längs vor der Sonne her, wie man das so gern hat. Zudem hatten wir keine Vorstellung, wann genau der Zug kommen würde, denn er musste ja in Dombås auf den SEV warten. Der Duft der Kräuter war beim warten schön, der viele Wolkenschatten weniger. Irgendwann war die Sonne so weit gesunken, dass sie gar nicht mehr aus der Wolkenkette herauskam. Wir brachen ab. Immerhin galt es auch noch eine Unterkunft abzubekommen. Als wir wieder am Auto waren, kam der Bm73 vorübergebummelt. Er war so langsam, dass es nicht wirklich gesund aussah. Aber es war tatsächlich ein roter!

Gegen 20.30 trafen wir in Dombås ein. Unser erster Weg führte uns zum Faksfall Camping. Zwar wollte man uns dort im März nicht haben, aber letztendlich sind die Hütten einfach schön dort. An der Rezeption war noch immer die Klingel demontiert, aber unser Kommen war bemerkt worden und die Luke der Rezeption wurde geöffnet. Wir bekamen anstandslos eine geräumige, gemütliche Viermannhütte zum Preis für eine Zweier. Das hatte ja wunderbar geklappt! Nun freuten wir uns auf das Abendessen. Erstmalig suchten wir den Sentrumsgrillen in seinem neuen Domizil auf. Er nennt sich jetzt Moskusgrillen, wobei ich mal bezweifle, dass da jemals ein Moschus auf den Grill kommen wird. Ich hatte jedenfalls einen Riesenappetit auf einen großen Hamburger und Pommes. Das gab es dann auch.

Auf dem Heimweg in die Hütte gab es dann noch die eine oder andere Wolkenstimmung mit weitem Landschaftsblick.

Unter den Wolken folgt der Blick dem Gutbrandsdalen abwärts.

Montag, 10.06.2013

Heute begann unser Programm sehr spät. Vor dem Roten von Norden lag eigentlich nichts an. Die Raumabahn hatten wir ja erst für morgen auf dem Zettel, wenn die Kreuzfahrer fahren sollten. So schliefen wir also wieder mal etwas länger. Nach kleinem Frühstück brachen wir um 9 auf und fuhren dem Roten bis kurz vor Oppdal entgegen. Flächen mit blauem Himmel waren nur äußerst spärlich vorhanden. Die Vorhersage hatte Wolkenabnahme im Tagesverlauf angekündigt. Nun denn, nördlich des Fjells fuhren wir sogar in tief hängende Regenwolken hinein. Nachdem wir uns überzeugt hatten, dass ein mir erinnerliches Motiv zwischen Driva und Drivstua vollkommen zugewuchert ist, fuhren wir knapp vorm Zug her wieder hoch aufs Fjell. Vielleicht würde ja ein mögliches Motiv von einem Sonnenspot bedacht werden. Tatsächlich war es dann der Damm unterhalb Kongsvoll, für den sich ein Wolkenloch zuständig fühlte. Wir hielten an der nächsten Möglichkeit an, die allerdings noch büschen weit vom eigentlichen Motiv entfernt war. Und wir waren wirklich sehr knapp vorm Zug. Während ich mich ziemlich bald auf einen Felsen oberhalb der Straße verzogen habe, strebte Nico noch weiter vor. Das wurde ihm leider zum Verhängnis, während ich immerhin ein leuchtend rotes Etwas in der Ferne am Hang abbilden konnte. Mein erstes Bahnbild mit Sonne in diesem Urlaub!

Glück gehabt: Gerade noch gelang das Bild vom "Roten" hinten am Hang.

Güterverkehr ist ja wegen der Streckensperre keiner, und so gab es auf dem Fjell erstmal nichts zu tun. Daher fuhren wir zurück nach Dombås, wo wir 'zufällig' den Roten nochmal bei der Einfahrt bekamen. Zwar nicht mit vollem Sonnenschein, dafür aber mit fünf auf dem Hausbahnsteig wartenden SEV-Bussen.

In Dombås warten fünf Ersatzbusse auf den Zug.

Die Sonne kam natürlich nach Einfahrt des Zuges voll raus. Der Zug hatte aber blöde unfotografierbar hinter einem Lichtmast angehalten. Zurück auf der richtigen Seite des Bahnhofs fragten wir am Schalter mal nach, ob denn angesichts der Streckensperre der Åndalsnes-Gz fahren würde. Wäre natürlich abwegig, aber im norwegischen Forum war vor einigen Wochen eine Sichtung dieses Zuges aus Støren gemeldet worden. Unsere Anfrage wurde allerdings verneint. Schade. Dann erfragten wir noch die Fahrzeiten der Kreuzfahrerzüge morgen. Immerhin würde der Kreuzfahrer morgen zweimal von Åndalsnes nach Bjorli und zurück pendeln. Damit würden wir hoffentlich etwas anfangen können.

Um kurz nach 12 stand eine Talent-Abfahrt nach Åndalsnes an. Noch nie hatten wir uns um die Jorabru am Ortsrand von Dombås gekümmert. Das wollten wir nun ändern. Durch das benachbarte Gewerbegebiet gelangte man tatsächlich mühelos bis zu einem Aussichtspunkt mit Infotafel direkt unterhalb der Brücke. Leider war von dort bloß die Tiefe der Schlucht nicht erkennbar. Testweise folgten wir mal einem Fußpfad, der am Rande der Schlucht entlang führte. Und siehe da - nach einer Biegung der Schlucht hatten wir einen ganz passablen Blick auf die Brücke oder zumindest einen Teil davon. Blauen Himmel hatten wir auch, allerdings nur im Hintergrund...

Die Jorabru am Stadtrand von Dombås steht ihren "Geschwistern" hinter Bjorli in nichts nach...

Der Rote hätte nun auch wieder nach Trondheim zurückfahren müssen, wartete aber im Gegensatz zum Åndalsneser auf die Ersatzbusse. Wir parkten einfach mal auf dem Bahnhofsvorplatz und warteten mit. Erst als der erste Bus eingetroffen war, fuhren wir dem Zug voraus zum Vålåsjøn. Es waren noch immer viel zu viele Wolken da, aber über dem Vålåsjøn hielt sich tapfer eine blaue Fläche. Wir wurden noch auf eine lange Geduldsprobe gestellt. Der Zug kam und kam nicht. Irgendwann nahm das Licht beträchtlich ab; eine Schlonzschicht war plötzlich zwischen Motiv und Sonne. Suuuper! Der Zug kam immer noch nicht. Was dauerte da so lange? Der Schlonz zog ab, jetzt bestes Licht. Da, endlich, kam der Zug. Das war klasse!

Der Rote fährt mit anderthalb Stunden Verspätung zurück nach Trondheim und kann am Vålåsjøn beobachtet werden.

Wir fuhren dem Zug nochmal hinterher und konnten ihn in Hjerkinn überholen. Eine wirklich gute Stelle mit vernünftiger Seitenausleuchtung war allerdings nicht mehr zu finden. So gab es als Zweitschuss nur einen zweitklassigen Schuss. Zweitklassig auch nur deshalb, weil die Landschaft einfach keine drittklassigen Bilder zulässt. Klingt idiotisch? Ist es wahrscheinlich auch. Egal.

Zugmäßig war nun gaaaanz viel Zeit. Leider kamen wir aber auch mit unserer food Fotografie nicht so recht weiter. Die erhoffte Rømmegrøt in der Kongsvoll Fjellstua musste leider ausfallen wegen 'sesongstengt'. Das Restaurant in Hjerkinn war ebenfalls noch nicht 'auf Saison'. Aber man empfahl uns, 12 km weiter südlich an der E6 zu schauen. Da gäbe es was. Gab es dann auch. Genau nach der angegebenen Distanz landeten wir nämlich an 'Dovregubbens hall'. Klingt touristisch, ist es auch. Aber die Gaststube in dem alten Gehöft war richtig nett und urig, die Bedienung hätte geradewegs aus dem Norwegenprospekt kommen können und es gab eine richtig leckere Rømmegrøt mit zerlassener Butter, Zimt und Zucker und süßem Sirupsaft.

Lecker Rømmegrøt. Ein Gedicht!

Mit dem ersten Nachmittagssüdfahrer hatte ich noch immer eine Rechnung am Grønbakkenhof offen. Wir beschlossen, diese spitze Variante des Motivs einfach mal anzugehen. Die Wolken hatten sich mittlerweile tatsächlich schon ganz gut aufgelöst. Aber es waren noch immer einige gefährliche Klopper unterwegs. Der Fußweg über den Wildbach und am Hof entlang, mit einem Bächlein zusammen unter der Bahn durch und die saftigen Wiesen hinauf war wie immer schön, wenn auch büschen nass. Immerhin konnte man ohne Gummistiefel durch; so nach der Schneeschmelze hatte ich fast noch mehr Feuchtigkeit befürchtet. Ein Wolkenfeld machte es nun besonders spannend. Es lauerte im Hintergrund und schickte immer mal einen Tentakel durch die Szene. Selbst verdunkelte es dann auch ganz plötzlich und für länger die Szene. Der Zug war zu dem Zeitpunkt aber gerade durch :-)

Der rote "Signatur" (dieser Produktname ist nun schon lange Geschichte) umfährt den Grønbakken-Hof zwischen Kongsvoll und Hjerkinn.

Nun überlegten wir, was wir mit dem Südfahrer zwei Stunden später anfangen sollten. Nysetervegen war die Idee. Doch dort angekommen, fanden wir ein extrem stationäres Wolkenfeld vor, auf das wir nun keine Lust hatten. Wir beschlossen, dem Zug auf altbewährte Weise wieder ein Stück entgegen zu fahren. Da die Wolken nördlich der Fjellhochfläche immer noch fett waberten, landeten wir letztendlich wieder in Grønbakken. Da gab es ja noch diesen Blick von weiter oben. Der durfte es auch gern mal sein. In diesem Bereich war der Himmel jetzt auch recht entspannt blau. So gefiel uns das. Beim Aufstieg wurden die Füße nun aber doch ein wenig nass. Nächstes Mal werden wieder Gummistiefel eingepackt... Da die Zuggarnitur heute Mittag mit +90 nach Trondheim gefahren war, rechneten wir nicht mit pünktlichem Erscheinen. Aber die Wolken in der Ferne blieben in der Ferne, etwaige Tentakel in unsere Richtung lösten sich schnell auf. Und so klappte es auch mit dem Roten, der ja nur wegen der Streckensperre ein Roter war. Alles anders halt.

Der Rote an der gleichen Stelle wie eben der Bm73, aber seitlicher von oben betrachtet.

Für den Gegenzug hatten wir auch ein Konzept. Einfach eine simple Bahnhofsaufnahme im Bf Hjerkinn. Als wir dort eintrafen, hatte der Zug sogar schon grün. Zu unserer Verwunderung trat sogar ein örtlicher Cheffe auf den Bahnsteig. Balkanstyle auf dem Dovrefjell! Das wird wohl mit den LST-Arbeiten zur Inbetriebnahme des Ausweichbahnhofs Vålåsjø zusammen hängen. Vermutlich hat man da die Fernsteuerung außer Betrieb genommen.

Der Bm73 kehrt zurück und fährt in den Bf Hjerkinn ein.

Nun blieb nur noch die Rückfahrt des Roten. Ansonsten noch Abendessen, tanken, einkaufen. Bis zum Roten war nun ja doch noch etwas Zeit. Wir taten etwas eher ungewöhnliches. Es ging strax zum Moskus Grillen in Dombås, wo wir exakt zur Planzeit des Zuges, den wir fotografieren wollten, und der auch schon oben im Bahnhof stand, unsere Essensbestellung aufgaben. Es geht doch nichts über berechenbare Verspätungen! Somit gab es erstmal für mich eine leckere Kjöttbullarpizza.

Die Pizza Kjöttbullar im Moskus Grillen zu Dombås.

Als wir unsere Bäuerchen gemacht hatten, schauten wir kurz am Bf vorbei, ob der Zug noch dort steht. Er stand da, alles völlig entspannt, kein Bus zu sehen. Also wieder hoch aufs Fjell. Wir hatten mehrere Optionen, um über die Bahn auf die Sonnenseite zu kommen. Der erste Weg rüber führt von einigen Häusern am Fjelleingang weg. Nil und ich hatten da mal rumgesucht, allerdings an wesentlich kürzeren Tagen und irgendwie erfolglos. Doch jetzt sah die Westseite der Bahn von der Straße aus frei und erfolgversprechend aus. Also hin da! Bei den unbewohnten Häusern geparkt und den Weg weitergelaufen, den sich das Moor allerdings an einigen Stellen schon erfolgreich zurückerobert hatte. Nassen Fußes kamen wir an der Bahn an und fanden auf deren anderer Seite einen ganz netten Ausblick. Der Zug ließ uns wohl noch zwanzig Minuten warten, kam dann aber bei skandinavischem Abendlicht in Bestform.

Das Licht ist schon weit auf der Nordseite, als der stark verspätete Rote auf seiner letzten Fahrt des Tages nach Trondheim durch das Dovrefjell rollt.

Wie wir später auf der Karte sahen, lief die Strecke hier regelrecht west-ost, so dass wir sogar eher auf der Nord- als auf der Westseite gestanden hatten. Der Zug war mit so schönem Seitenlicht auch nur umsetzbar wegen der großen Verspätung. Solche Vorteile von "alles anders" glichen die fehlenden Güterzüge schon ganz gut aus...

Zufrieden sapschten wir zum Auto zurück. Da Nicos Schuhe trocken geblieben waren, setzte ich ihn in Dombås zwecks Einkauf ab und fuhr selbst eben kurz in die Hütte zum Schuhewechseln. Gemeinsam kam noch ein Tankstopp dran, dann ging es bei immer noch astreinem Abendlicht zur Hütte zurück. Für morgen war Topp-Wetter angekündigt. Wir überlegten uns für die Kreuzfahrer noch ein Konzept, dann ging es gegen Mitternacht ins Bett.

Dienstag, 11.06.2013

War es die Aufregung vor einem als wunderschön angekündigten Tag mit vollem Programm, weshalb ich ab 4.30 wach lag? Ich weiß es nicht. Vielleicht lag es auch an der Helligkeit draußen. Der Himmel war tiefblau, nur über den Bergrücken zeigten sich kleinere Wolken. Kein Grund zur Panik. Erstmal paar Polarbrød zum Kaffee gefuttert. Gegen 7 fuhren wir los. So macht die Anreise ins Motiv Spaß, wenn man zumindest sicher sein kann, dass einem der Wolkenstress erspart bleibt.

Das Elend kam eigentlich erst ein ganzes Stück hinter Lesja in Sicht. Die Wolken, die da vor uns auftauchten, waren nicht die kleinen Wattebäuschchen, die zahm über den Bergen klebten. Nein, da vorne, vermutlich ab Bjorli, also genau da, wo wir hinwollten, hing es tief und schwer über dem Tal! Da war alles dicht! Wir waren fassungslos. Aber heute war Kreuzfahrertag, und irgendwo hatten wir beide die Hoffnung, dass es noch aufreißen würde. So beschlossen wir, das Programm erstmal wie geplant anzugehen. Als erstes bauten wir uns an dem schönen Flussblick nordwestlich Bjorli auf. Einzelne Risse in den Wolken waren ja durchaus vorhanden. Wir standen sogar mal länger in der Sonne. Auch als der Zug dran gewesen wäre. Er kam aber nicht. Schatten kam. Dann Wechselspiel des Lichtes. Mal vorn heller, mal hinten. Als er letztendlich kam, bekam er immerhin etwas weiter hinten als geplant gutes Licht. Da heutzutage Bildausschnitte kein Problem mehr darstellen, waren wir mit dem Ergebnis durchaus zufrieden.

Der erste Talent am Oberlauf der Rauma bei Bjorli. Im Hintergrund alles fett bewölkt...

Der Güterzug käme nun als nächstes, aber der konnte ja wegen der Streckensperrung nicht fahren. Schade. Der wär hier auch gut gekommen. Mittlerweile war erkennbar, dass mit jeder Minute die Chance auf Sonne rapide stieg, die Wolken waren am bröseln. Da durch die Zuglücke jetzt viel Zeit war, entschieden wir uns zu einer Erkundung des Kylling bru Motives von der Westseite der Schlucht. Da hatte ich mal von Jürgen Hörstel was gesehen. Er hatte gemeint, dass man einen Fahrweg bis in die Nähe fahren könne. Das konnte man dann auch. Für Nico gab es sogar etwas Sport, da er drei Gatter öffnen und schließen musste. Was fehlte, war die Ansage 'Sie haben Ihr Motiv erreicht'. Auch die Ausschilderung 'Viewpoint Chicken bridge' gab es nicht. Statt dessen am Schluchtrand undurchdringlicher Buschwald. Wir fuhren bis zu einem Gehöft hoch, drehten und rollten langsam wieder runter. Zwischenzeitlich befragten wir noch den SMS-Joker in Hannover. Letztendlich landeten wir an einem kreuzenden Wasserfall, von dem ein zugewucherter Pfad abwärts führte, über den wir tatsächlich einen kleinen Aussichtsbalkon erreichten. Das passte, war aber was für mittags. Erfreulicherweise waren wir ganz schön ins schwitzen gekommen. Die Sonne gewann nun nämlich ziemlich rasant die Oberhand am Himmel.

Die 1902 erbaute Øverdalen kirke bei Verma.

Jetzt ging es erstmal dem ersten Kreuzfahrer entgegen. Das Romsdalen war einfach mal wieder gigantisch imposant. Die senkrechten Felswände, die da über einem aufragten, die Wasserfälle, auf den Wiesen blühende Blumen, das war nun Norwegen aus dem Reisekatalog. Motivmäßig war etwas einschränkend, dass die Bahn vielfach sehr verbuscht ist, oft aber auch direkt neben Straße und Leitplanke verläuft. Somit schieden leider einige an sich entzückende Motive aus. Ein altbekanntes Motiv aus Di3-Zeiten ist der Blick von der Remmembru. Den Ausblick nahmen wir einfach mal mit dem dann auch sofort anstehenden Talent.

So richtig seitlich steht das Licht an der Remmembru noch nicht für den zweiten Talent.

Für den Kreuzfahrer suchten wir noch weiter, wobei wir auch nochmal ein ganzes Stück zurück fuhren. Letztendlich landeten wir in Marstein, dem kleinen Bahnhof vor den gigantischen Felsen des Romsdalshorns. Hier blühten zudem die Blumen wunderschön und es gab einen alten Trecker zu sehen. Pünktlich hörten wir den Kreuzfahrer in der Ferne tröten.

Kitsch as Kitsch can: Der Kreuzfahrer im Bf Marstein vor sagenhafter Kulisse.

Der Himmel war nun, bis auf paar sich auflösende Wolken an den Bergen, wolkenfrei und tiefblau. Norwegen at its best! Wir fuhren dem Zug hinterher. Da es sich bei dem Zug ja um eine Besichtigungstour handelte, wurde oft langsam gefahren, so dass uns noch drei weitere Bilder von dem Zug gelangen. An der Stuguflåtenbru trafen wir einen weiteren Fotografen aus Deutschland, Christian aus Braunschweig. Man sollte sich noch häufiger treffen...

Und nochmal auf der Kylling bru, die natürlich sehr langsam befahren wird.

Die Rückfahrt sollte dann auf der Kylling bru aufgenommen werden, wozu wir den vorhin ausgekundschafteten Weg wieder hochfuhren. Wir entdeckten sogar noch einen weiteren Aussichtsfelsen. Bei dem waren nur paar kleine Birkentriebe an der Felswand zu beseitigen. Dazu legte ich mich flach auf den Boden und Nico hielt auch noch meine Füße fest. Wobei das vermutlich etwas übertrieben war. So gelangen dann jedenfalls der Kreuzfahrer und nach schöner Pause am Wasserfall auch der Talent. Der Tag hatte sich prächtig entwickelt!

Der Talent auf der Kylling bru. Den Kreuzfahrer hatte ich ja schon in der Galerie gezeigt: Link zu DSO.

Nachdem wir den Weg zurückgefahren waren, hatte Nico heute insgesamt zwölfmal Gatter auf- und wieder zugemacht. Nun sollte der Kreuzfahrer auch bald schon ein zweites Mal hochfahren. Dazu kundschafteten wir bis nördlich Marstein, wo wir ein Motiv mit senkrechten Felsen unmittelbar hinterm Zug fanden. Remmem gefiel uns allerdings besser, also fuhren wir dorthin. Weitere Bilder vom wieder sehr langsam fahrenden Kreuzfahrer gelangen an einer Löwenzahnwiese, wo wir das Risiko der Straße im Bild eingegangen waren, und vom Felsen vor Bjorli. Dort kam im allerletzten Moment auch Christian noch angeflitzt.

Norwegen-Sommer im Romsdalen...

...und kurz vor Bjorli.

Nun hatte der Zug eine Stunde Wendezeit, während derer wir uns das Treiben am Bahnhof mal anschauten. Vor dem Lokumlauf wäre der Zug natürlich fotogener gewesen. Danach ging es nochmal an den Abschnitt am Fluss, wo wir die Rückfahrt mit Stromschnellen umsetzen konnten.

Im Bf Bjorli werden Andenkenfotos gemacht, wobei die wenigsten Touristen bis zur Zugspitze vorlaufen.

Wenn die Di4 "falschrum" fährt, macht sie optisch einen ganz anderen Eindruck. Das liegt an der verrußten Stirn, die man nur im Bild hat, weil die Drehscheibe in Bjorli zur Zeit nicht nutzbar ist. Die hier eingesetzten Lokführer hatten sich einverstanden erklärt, abwärts im lauteren 1. Führerstand, der dichter am Motor liegt, zu fahren. In der Regel wird nur Führerstand 2 mit der sauberen, silbernen "Stirn" genutzt.

Damit ließen wir den Zug fahren. Evtl würden wir am Donnerstag nochmal herkommen. Es war nun 15.45, der Tag also noch jung, und am Abend ist ja auf dem Dovrefjell etwas los, so dass wir uns in Richtung Dombås zurück bewegten. Am Stadtrand von Dombås kam uns die Idee, mal ganz oben überm Ort die Rundkehre der Hauptstrecke auszukundschaften. Durch das Gewerbegebiet, das wir vom Besuch an der Jorabru schon kannten, gelangten wir immer weiter in die Höhe. Auf einem verschlungenen Netz von Erdpisten landeten wir bald auf dem Gardsenden Bomvei, an dessen Eingang wir brav unsere 40 NOK in einen Umschlag steckten, den wir mit der Autonummer beschriftet in einen Kasten warfen.

Es ging steil bergauf. Bald querten wir die untere Ebene der Dovrebahn. Weiter bergauf durch einen Wald voller Schafe und Lämmer. Die liefen hier überall durch die Gegend und natürlich auch immer wieder vors Auto. Die Lämmer waren soooo süßßßß! Dann trafen wir auf die obere Ebene der Hauptstrecke. Hmmm, eigentlich hatten wir zur Rundkehre gewollt, doch wir waren viel weiter östlich. Aber hier wars auch interessant, eine lange Gerade durch Wald, fast wie in Schweden. Konnte man auch mal machen. Während der Wartezeit konnten wir einen Trecker mit Anhänger beobachten. Der Anhänger sah aus wie die, mit denen die Herren in Deutschland auf Vatertagstour gehen. Doch man sah niemanden, dafür ertönte lautes Geblök aus dem Wagen. Der Fahrer lud seine Fahrgäste Stück oberhalb von uns aus. Der Leithammel führte seine Schäfchen sogleich in den Wald und der Bauer fuhr mit seinem Gespann wieder zurück. Statt des roten Bm73 wurden wir dann von einem Bm92 beehrt. Zur Zeit gab es bei Fristarbeiten halt keine "vollwertige" Reserve.

Schade, der rote Bm73 wäre uns doch etwas lieber gewesen, als diese Ersatzgarnitur aus einem Bm92.

Für den nachfolgenden Roten war der einhellige Wunsch, nochmal aufs Fjell zu fahren. Nico wollte sich ein Motiv von einem Hügel oberhalb Grønbakken erwandern. Ich liebäugelte hingegen mit dem Bf Kongsvoll. Die Abendperspektive kannte ich bislang nur als Wolkenschaden. Wie so vieles hier auf dem Dovrefjell... Solch einen sicher sonnigen Tag hatte ich hier glaub'ich noch nie. In Kongsvoll passte alles perfekt. Dieses Motiv dürfte nur an den längsten Tagen mit so seitlichem Lichtstand möglich sein. Witzig war vor Zugeinfahrt die Durchsage mit Nennung der Wagenreihung. Das macht "Sinn" bei einem Bahnsteig, an den nur zwei Wagen passen. Und dann kam der Zug und hielt nichtmal an. Es bestand kein Bedarf. Die schöne Durchsage war völlig umsonst gekommen...

Der Rote im Bf Kongsvoll.

Nicos Variante in der weiten Fjelllandschaft bei Grønbakken.

Um die Rückkehr des Bm92 wollten wir uns nun zugunsten eines Abendessens in Frichs Cafeteria nicht kümmern. Für mich gab es Saltkjøtt og Vossakorv. Saltkjøtt ist in Salz eingelegtes gekochtes Lammfleisch. Extrem zart und seeehr lecker. Der Rübenpüree dazu war ebenfalls sehr schmackhaft.

Saltkjøtt og Vossakorv in Frichs Cafeteria. Lecker!

Nun noch eben am Hüttenplatz unsere Nr 13 um zwei Tage verlängert und dann nochmal mit Umweg übern Bahnhof aufs Fjell zum Nysetervegen gefahren. Dort fanden wir zwischen all dem Bewuchs sogar eine schöne Stelle mit den Fokstua Häusern im Hintergrund.

Der Rote wartet in Dombås auf die Busse...

...und rollt bei Nysæter, oben auf der Fokstumyra, an uns vorüber.

Danach Supermarkt, Hütte, Bett. Wir waren kaputt! Und morgen sollte es früh losgehen!

Mittwoch, 12.06.2013

Ein wichtiger Programmpunkt unserer Reise sollten ja die Rørosbahnumleiter sein. Und darum sollte es heute mal gehen. Da wir uns in Dombås sehr wohl fühlten und wir uns den Donnerstag nochmal für die Kreuzfahrer reserviert hatten, wollten wir das einfach als 'Gewaltakt' ab Dombås angehen. Will heißen: Aufstehen 4.30, losfahren 5.30. Leider war die Wettervorhersage nicht gar so topp wie für gestern, aber zumindest bis Mittag sollte mit einiger Sonne zu rechnen sein. Zu den Umleitern hatten wir die Info, dass man tagsüber um 7.30, 9.00 und 11.30 ab Støren sowie 12.25 ab Hamar fahren würde. Drei Südfahrer schön ins Licht, da konnte man nicht meckern!

Die Fahrt auf der E6 nordwärts war äußerst angenehm. Es herrschte fast kein Verkehr. Vor Hjerkinn graste ein Moschus Rind direkt am Straßenrand. Als ich anhielt, verschwand es leider in die Büsche. Über uns nur blauer Himmel! Und das erstaunliche war: Der hielt sich auf der gesamten Fahrt bis ins Zielgebiet. In Støren bogen wir nach rechts ins Gauldalen ab. Kurz bevor der vorausfahrende Pz Haltdalen erreichte und damit den Block für den 7.30-Gz ab Støren freimachte, waren wir somit an der Strecke und fuhren dem Güterzug voraus. Der Plan war, einfach an der ersten schönen und gut ausgeleuchteten Stelle auf den Zug zu warten. Da die Strecke allerdings auf der nordöstlichen Flussseite verlief und die Straße auf der anderen, war das morgens natürlich ein hehres Ziel. So kamen wir unverrichteter Dinge durch Singsås, wo wir uns durch einen Blick ins EG und ins aufgeschlagene Zugmeldebuch vergewisserten, dass diese Betriebsstelle 'ubetjent' war und damit für die Zugfolge keine Rolle spielte. Dahinter begann das 'Kanada-Tal', an dem uns motivlich eh am meisten gelegen war und wo auf jeden Fall was gehen musste. Gerade erreichten wir die freie Stelle an der Hängebrücke (eine uns von einer älteren Tour bekannte Lokalität), da sahen wir von Gegenüber einen Nordfahrer die Szene betreten! Mit einem Gz in diese Richtung hatten wir nun gar nicht gerechnet. Schnell Warnblinker rein und Vollbremsung auf der Straße gemacht. Es war zum Glück null Verkehr.

Plötzlich und unerwartet kommt ein Zug aus der anderen Richtung. Die Gelegenheit hätte unpassender sein können...

Hätte ich im Laufe der Fahrt mal SMS gecheckt, hätte ich den Hinweis von Christian gelesen, dass da ein Nordfahrer unterwegs sei. Christian hatte heute an den südlichen Teil der Rørosbahn fahren wollen, und wir hatten sicherheitshalber mal Mobilnummern getauscht. - Gut, der durch den Nordfahrer besetzte Block ermöglichte uns jetzt noch paar Erkundungen im Tal unterhalb Singsong, die allerdings auch mit mehrfacher Querung des Flusses auf die andere Talseite nicht die wirklich umwerfenden Motive brachten. Wir rechneten fest mit dem ersten Südfahrer nach Kreuzung in Støren und positionierten uns an einem Motiv unseres Vertrauens im Kanadatal. Unsere Rechnung ging auf, der Zug kam bald!

Nun war es aber Zeit für den ersten Südfahrer, beobachtet an der Gaula ein Stück oberhalb von Singsås.

Ein zweites Mal bekamen wir die Fuhre am ex Hpl Gildseth skole, nachdem auf der Fahrt dorthin ein norwegisches Etwas im dicken Volvo-Flaggschiff aus seiner Einfahrt heraus und uns dabei langsam aber sicher immer näher kam. Nur um Haaresbreite sind wir an einem Zusammenstoß vorbeigeschlittert. Vermutlich war eine Bushaltebucht unsere Rettung, in die ich rechts reinsteuern konnte. Puuuh, das wäre es sonst noch gewesen: Sonne pur (jetzt jedenfalls noch), volles Programm und dann ein Unfall! Was das "Etwas" genau gewesen war, konnten wir nicht sehen. Mit der dem Norweger eigenen stoischen Ruhe fuhr "es" einfach davon. Das Thema "Autofahren in Norwegen" könnte ein eigenes Kapitel in diesem Bericht füllen; was erwartet man in einem Land, das fast keine Autobahnen oder großen Stadtverkehre kennt und wo die meisten Verkehrsbedürfnisse nur zwischen heimischem Hof und dem nächsten Dorf liegen? Muss man sich da wundern, dass bei zugelassenen 80 km/h oft nur 60 oder 70 gefahren wird? Ein Bekannter hatte dazu den Grund parat: Es kann schließlich jederzeit jemand aus seiner Ausfahrt kommen. Ohne zu gucken natürlich, kommt ja nie jemand um diese Zeit...

Und nochmal bei Gildseth skole. Rechts von der Lok die "rettende" Bushaltebucht.

Danach ließen wir den Zug sausen und stellten uns für die nun erwartete Cargolink Fuhre auf die Hängebrücke. Dort war es auch richtig herrlich. Es war warm, man hörte das Rauschen des Flusses, mal nahe, mal fern. Zumindest war das so lange schön, bis wir uns allmählich zu fragen begannen, wo der Zug denn wohl abbleiben mochte. Die Zeit des nächsten Pz rückte näher und näher und kein Gz kam... Bald war klar, dass das vorm VT erstmal nichts mehr werden würde. Sowas blödes, bestes Wetter und kein Zug kommt! Da Cargolink die Umleiter mit DB-verkehrsroter northrail-Gravita oder grüner JBV-TMZ bestritt, wären wir gerade am Cargolink Zug sehr interessiert gewesen...

Langsam wurde es Zeit für den Triebwagen. Den wollten wir nicht an der Hängebrücke nehmen, denn da hatten wir vor paar Jahren schon einen gemacht. So gab es Rt 412 an der nördlichsten Talkehre, wo Tal und Strecke eine ganz enge Kurve beschreiben, die die Züge nur ganz langsam nehmen können.

Zwar nur ein VT, aber rote Fahrzeuge kommen einfach topp in der Kanadalandschaft.

Das Konzept war nun, in der 'Block-Deckung' des VT nach Haltdalen zu fahren und den örtlichen Cheffe, der hierzulande nicht 'Chef' sondern 'Togexpeditør' (Txp) heißt, mal zu fragen, was wir an Gz erwarten durften. Der Txp war eine altehrwürdige Erscheinung in tadelloser, gepflegter Uniform (wenn man dagegen deutsche Fdl in Jogginghose zum Dienst kommen sieht...). Er gab uns die Auskunft, dass der Cargolink Zug heute Ausfall habe, dass er aber von Cargonet noch um 12.25 den von uns erhofften 'dritten' Südfahrer hinterm VT auf dem Zettel habe und in der Gegenrichtung einen um 18 Uhr. Das entsprach ja in etwa unseren Infos. Da hielten wir uns auch gar nicht lange auf, sondern fuhren strax zurück ins Kanadatal, wo wir ein Motiv mit alter Brücke und richtiger Ausleuchtung fanden. Nach rund 15 Min Wartezeit kam der Cargonet Zug angefahren.

Der nächste Cargonet-Umleiter im "Kanadatal". Der Fluss ist wieder die Gaula, das Tal heißt Gauldalen.

Auch diesen Zug bekamen wir an zwei weiteren Motiven. Eines war eine kleine Flussbrücke in der Ortschaft Gåre-Grenda, das andere war der Sonntag ausgekundschaftete Blick aus dem Birkenwäldchen am höchsten Punkt oben auf dem Fjell. "Harborg" hieß das da, von Harburg nach Harborg war ich also gelangt...

Und nochmal oben auf dem Fjell bei Hof Harborg unweit der höchsten Stelle (570m). Im Hintergrund die Storvollhøgda (1016m).

Gerade hatten wir uns unsere Polarbrød mit Tubenkäse zu einer kleinen Siesta in den Birkenwald nachgeholt, da kam von Christian die Nachricht, dass ein Gz mit Di8 Doppel um 13.02 nordwärts durch Tynset gefahren sei. Der fiel ja nun ganz und gar aus der Rolle und war anscheinend nichtmal dem Txp von Haltdalen bekannt gewesen. Oder war das der 18h Zug weit vor plan? Aber ok, Vorgang war Vorgang, und wir bekamen wider Erwarten also doch noch zu tun. Uns fiel ein, dass der Blick auf Glåmos, den wir Sonntag vom Auto für interessant befunden hatten, jetzt schon Seitenlicht haben müsste. Und tatsächlich war der Ausblick auf Ort, Bahnhof und die noch 'junge' Glomma, Norwegens längsten Fluss, sehr nett. Der Güterzug hatte eine ideale Containerlücke, um das hübsche Empfangsgebäude trotz Zug davor sichtbar zu lassen. Es gibt auch nette Containerlücken!

Wer entdeckt den Zug? ;-) Zugegebenermaßen kommt er hier sehr lütt, aber wir fanden das Ossomböh ansonsten sehr stimmig. In der Containerlücke ist das EG von Glåmos zu sehen.

Durch die Rundkehre bei Reitan verlieren die Züge immer etwas Zeit, so dass wir nochmal gut hinterher kamen und den Zug ein weiteres Mal im Kanadatal unweit der Hängebrücke bekamen. Ein drittes Bild im Tal kurz vor Støren war etwas nichtssagend und hätte man sich sparen können.

Und nochmal im Kanadatal am Hängebrückenmotiv.

Nun waren wir in Støren. Den ersten Nachmittagszug hoch aufs Dovrefjell hatten wir knapp verpasst. Dem zweiten fuhren wir bis zur Kirche von Lundamo entgegen. Dort hatten wir allerdings eine Menge Zeit, während der wir etwas Pause im Schatten eines Knicks machten. Das Wetter hatte sich noch absolut hervorragend gehalten, angenehme Temperaturen und tiefblauer Himmel. So ließ sich das gut aushalten. Der Bauer schaute noch vorbei und empfahl nachdem wir ihm unser Tun erklärt hatten, die Eisenbahnbrücke über die Gaula Stück weiter. Nächstes Mal dann ;-) Neben etwas Beifang in Talentform ging der Rote nach Dombås ganz hübsch, bevor sich erster Schlonz am Himmel zeigte. Mit dem Wetter hatten wir heute aber noch sehr zufrieden sein können. Wolken hatte es bis jetzt (17.30) nur in größerer Ferne zu sehen gegeben.

Der Rote und die Kirche von Lundamo. An der Größe der Kirchen bemerkt man die Nähe zum nordischen Wallfahrtsort schlechthin, zu Nidaros, heute unter dem Namen Trondheim bekannt.

Auf der Rückfahrt auf der E6 gen Dombås zeigten sich mehr Wolken. Im Gebirge schien nur noch diffus die Sonne. Beim Aufstieg von Oppdal aufs Fjell sank plötzlich die Anzeige der Tankreichweite rapide. Wir hatten nur noch drei Balken. Aber wir blieben zuversichtlich und kamen auch noch ganz entspannt drüben an. Wir wussten nur nicht, was wir hinter Hjerkinn von zwei schwarz gekleideten Gestalten mit Stativ und komischen Gerätschaften an der Böschung halten sollten. Hatten wir uns die Polizeiuniformen nur eingebildet? Die beiden standen dort abseits jeglicher Parkplätze. Immerhin fuhren wir entgegen sonstiger Gewohnheiten in einem Tross Langsamfahrer mit, weil wir den Spritverbrauch so niedrig wie möglich halten wollten.

In Dombås gab es Tanke, Geldautomat, Supermarkt und dann Kjöttbullar in der Hütte. Dazu hatten wir uns nach den drei herrlichen Tagen jetzt mal ein Cider verdient. Alt wurden wir nicht mehr. Nach dem langen, aber ganz erfolgreichen Tag waren wir fix und foxy.

Donnerstag, 13.06.2013

Heute war wieder mal Kreuzfahrertag. Und sogar ein ganz besonderer: Heute waren in Åndalsnes zwei Pötte angekündigt. Die 'Grand Mistral' mit 1800 Passagieren und als absoluten Höhepunkt ihre Majestät, die 'Queen Mary 2', mit 3100 Passagieren. Das Spektakel wollten wir uns mal anschauen und dabei vielleicht noch den einen oder anderen Kreuzfahrer auf der Schiene abgreifen. Wir hatten widersprüchliche Aussagen, ob heute zwei oder drei Kreuzfahrer Zugpaare fahren würden. Das schöne Wetter war allerdings auch vorbei. Neben heftigen Regenschauern am Nachmittag waren aber dennoch um die 6 Stunden Sonne angekündigt.

Rechtzeitig zum ersten Kreuzfahrerzug verließen wir Dombås, das vollkommen wolkenverhangen war. Aber tatsächlich zeigten sich weiter westlich erste Auflockerungen am Himmel. Vielleicht würde ja was gehen, vielleicht auch nicht. Wir hatten ja vorgestern schon schöne Bilder machen können und sahen das nun entsprechend entspannt. Getreu dem Tourmotto 'alles anders' gab es in Sachen Streckenaufnahmen nun wieder eine Variante, die es so häufig nicht gibt: Der Talent, den wir gar nicht so auf der Rechnung gehabt hatten, stand auf freier Strecke im Motiv und wartete auf uns Fotografen! Dabei wurde er sogar perfekt von der Sonne beschienen. Bei dem Anblick parkten wir natürlich sofort und drückten ab.

Im Sommerfahrplanabschnitt haben die Planzüge auf der Raumabahn einen 'Fotohalt' auf der Kylling bru, wobei das Wort 'Fotohalt' jetzt nur zum Rausfotografieren gemeint ist.

Es ging weiter. Wir hielten nun Ausschau nach geeigneten Motiven für den ersten Kreuzfahrer. Dabei stach uns einer der Anblicke auf einem Abschnitt mit paralleler Straße besonders ins Auge. Hier war zwischen Bahn und Straße immerhin etwas Platz.

Zugausblicke im Romsdalen...

Zwar schauten wir nochmal bis zur Trollveggen Raststätte weiter, doch trieben uns auch die Wolken, die weitaus in der Überzahl waren, wieder ein Stück talaufwärts zurück, so dass wir an der genannten Stelle landeten. Und mit der Sonne hatten wir dann richtig Glück!

Der Kreuzfahrer mit den Höfen von Flatmark.

Wir tauschten noch paar Neuigkeiten mit Christian aus, der auch wieder im Tal unterwegs war, dann fuhren wir nach Åndalsnes runter. Die Einfahrt in den Ort war etwas schwierig, weil ein LKW quer über Straße und Graben lag, aber es gab hier zum Glück eine innerörtliche Umleitung. Wir parkten das Auto an der Ladestraße und genossen dann den stark bevölkerten Ort, in dem man heute zig verschiedene Sprachen hörte. Ein tolles Flair! Und angesichts des warmen Wetters kam richtig Urlaubsfeeling auf. Dann die Kreuzfahrer vor der imposanten Bergkulisse... Wie winzig da doch die QM2 wirkte, die in Hamburg immer alle Gebäude überragt. Sie 'parkte' ein ganzes Stück draußen im Fjord. Zwischen dem Kreuzfahrtgiganten und der Stadt pendelten mehrere kleine, wendige Schiffchen hin und her.

Ihre Majestät, die Queen Mary 2, und eines der Shuttleboote.

Es war so warm, dass wir uns auf der Mole, auf der in einem Zelt das improvisierte Restaurant 'Kaikanten' aufgebaut war, hinsetzten. Im Zelt saß fast niemand, alle genossen den schönen Tag. Wir bekamen draußen einen Tisch, von dem wir das Treiben gut beobachten konnten. Dort aßen wir Spaghetti. Am Nachbartisch erlauschte Nico die Unterhaltung eines Ehepaars, offenbar Schiffspassagiere, die beklagten, dass die Züge leider ausgebucht seien und sie keinen Platz mehr abbekommen hätten. Und das, obwohl die Kreuzfahrtpassagiere nur einen Weg mit dem Zug fahren und den anderen mit dem Bus; in Bjorli wird durchgetauscht. Somit entsteht ja schon eine ganz ordentliche Kapazität.

Urlaub pur auf der Mole in Åndalsnes.

Während die Berge am gegenüberliegenden Fjordufer ständig irgendwie Sonne abbekamen, lag die Stadt zumeist unter großzügigem Gewölk. Dennoch wollten wir es nicht versäumen, uns rechtzeitig für die Rückkehr des Kreuzfahrzuges aufzustellen. So bauten wir uns also auf der Ladestraße auf und schauten staunend zur 'Grand Mistral' rüber, die das Empfangsgebäude des Bahnhofs geradezu winzig wirken ließ. Und während wir so staunten, wurde es um uns herum immer heller. Diese Erleuchtung war nun weniger irgendwelchen aus dem Staunen resultierenden Erkenntnissen geschuldet, sondern eher der Sonne, die nun in eine größere wolkenfreie Fläche hineinsteuerte. Und da war es auch schon zu hören, das Gewummer der sich nähernden Di4. Schnell zog noch eine kleine Fluse durch die Szene, doch rechtzeitig zum Auslösepunkt war das Sonnenlicht zu 95% vorhanden.

Der erste Kreuzfahrtzug kehrt nach Åndalsnes zurück. Das Empfangsgebäude erstrahlt topp restauriert.

Und dann gab es im Stillstand und beim Lokumlauf jede Menge Fotomöglichkeiten, die wir gern umsetzten. Dabei war die 'Grand Mistral' natürlich immer die alles überragende Kulisse. Die 'Queen Mary 2' schaute leider höchstens mal zwischen zwei Büschen hervor.

Lokumlauf mit Queen Mary 2...

..und mit Grand Mistral.

Wie klein sich doch das EG vor dem Kreuzfahrer ausnimmt.

Der Sonderzug steht abfahrbereit für die zweite Tour nach Bjorli.

Nachdem die Speicherkarten heiß gelaufen waren, wurde das Licht langsam weniger. Zur Ausfahrt des Kreuzfahrers war dann gar kein Licht mehr. Aber angesichts von 90-95% Wolken am Himmel konnten wir mit den Motiven vollauf zufrieden sein. Gemütlich fuhren wir nun dem Zug bis Bjorli hinterher. Wir kamen weit vor ihm an und parkten einfach mal auf der Ladestraße, um die Verwandlung des jetzt noch ruhig und einsam daliegenden Bahnhofs in ein Ameisennest der Touristen zu beobachten. Leider zeigten sich hier kaum noch Risse in den Wolken. Nico baute für Videoaufnahmen sein Stativ an der Ladestraße auf. Der Txp fuhr mit seinem Wagen an uns vorbei zur östlichen Einfahrweiche, um den Talent nach Åndalsnes nach Gleis 2 einzulassen. Und bald tauchte die Di4 mit dem Kreuzfahrer auf. Aber was war das? Irgendwie wurde es gerade heller. Irgendwie wurde es sogar richtig hell! Ein kleiner Sonnenspot jagte auf das Empfangsgebäude und den einfahrenden Kreuzzug zu. Ich nur Kamera gegriffen und über die Gleise gehoppst. Natürlich weit hinter dem Halteplatz des einfahrenden Zuges.

Ein kleiner Sonnenspot sorgt für Theaterbeleuchtung bei der Einfahrt des Kreuzfahrers in Bjorli, wo mit einem Talent gekreuzt wird.

Und das auch noch, nachdem die NSB alle Bahnhöfe zugepflastert hat mit einem Schild 'Betreten der Gleise verboten! Das überqueren ist nur auf den Überwegen am Bahnsteigende gestattet!' Schlauerweise stehen die Schilder auch dort, wo es gar keinen zweiten Bahnsteig und entsprechend keinen Überweg gibt oder wo der Überweg in der Bahnsteigmitte platziert ist. Als Reisender muss man sich bei solchen sinnfreien Schildern schon fragen, wem man sich da eigentlich anvertraut... Ok, jedenfalls war ich nun weit hinterm Bahnsteigende ohne 'Planovergang' über die Gleise gelangt und bekam gerade drei Bilder hin, bevor das Licht schon wieder ausging. Nico hatte leider das Pech, dass seine Kamera auf dem Stativ nördlich der Gleise stand und sich mitten in der Videoaufnahme befand, so dass er nicht schnell genug reagieren konnte.

Mit einem grummelnden Nico auf dem Beifahrersitz fuhren wir nun noch nach Verma. Zwar war auch jetzt definitiv kaum noch mit Sonne zu rechnen, aber allein das Beobachten der Kreuzung an dieser sonst unbesetzten Station interessierte uns. Und wir hatten ja Zeit. Unterwegs besichtigten wir noch den Slettafoss, eine Stromschnelle, wo sich die Rauma mit Karacho eng durch die Felsen presst. Am Bf Verma fragten wir den Txp, ob wir uns für ein Foto auf die andere Gleisseite stellen dürften. Das war ihm allerdings doch etwas zu 'heiß', immerhin wäre ja Kreuzung, so erfuhren wir. Egal, wir konnten auch von der Ladestraße über die Kurve hinweg fotografieren. Als der Zug schon in der oberen Ebene zu hören war, sah es sogar so aus, als ob unser Riesenglück weiterginge, denn die Sonne war voll da. Der Txp hängte auf dem Bahnsteig die rote Signalflagge in den Ständer, schlenderte zur oberen Weiche, um diese für den Kreuzfahrer in das Ausweichgleis zu legen, und stellte das Lichtesig aus einem Holzkasten an der Weiche auf Fahrt. Noch vor Erscheinen der Di4 verschwand leider das Licht wieder.

Der Kreuzfahrer wird in Verma in das Ausweichgleis eingelassen. Die Flagge auf dem Bahnsteig signalisiert "Ausfahrt Halt".

Interessant war dennoch das Beobachten der Kreuzung. Die Tfin stieg ab und machte Fotos, der Zub stieg aus und lief zur unteren Weiche, um diese nach der Talent-Durchfahrt in die Lage für den Kreuzfahrer zu bringen. Der Txp machte diverse telefonische Meldungen und tauschte die rote Signalflagge draußen gegen die grüne für den Talent. Das Stellen der Ausfahrweiche für den Kreuzfahrer durch den Zub brauchte paar Anläufe, während derer der Txp schon mit der grünweißen Scheibe vorm EG stand. Als die Weiche rum war, wurde die Scheibe gehoben. Der Zug rollte langsam zur Ausfahrweiche, gabelte dort den Zub auf und verschwand uns aus den Augen. Der Txp kam nun an uns vorbeigelaufen, um die untere Weiche wieder in Grundstellung zu bringen. Auf dem Rückweg gab es noch ein kleines Schwätzchen. Er habe Verma nur für diese Kreuzung besetzt. Dafür bekäme er eine Siebenstundenschicht angerechnet. Ein guter Arbeitstag! Normalerweise arbeite er in Åndalsnes.

Nachdem das also auch geklärt war, fuhren wir gemütlich nach Dombås zurück. Dort gab es erstmal ein Käffchen in der Hütte. Zum Abendessen ging es nochmal zu Frichs Kafeteria, wo wir beide Kjøttkaker mit Kartoffeln und Erbsenpüree nahmen. Während wir so dasaßen, fing draußen heftigster Regen an. Das WLAN wurde jetzt für die weitere Planung angeworfen. Die Herausforderung war, dass am Wochenende der Knoten Trondheim voll gesperrt sein sollte. Somit würde man sich ab Samstag auch nicht nochmal um die Rørosbahnumleiter kümmern können. Und die Wettervorhersage war für Freitag grottig, zum Wochenende aber wieder chancenreicher.

Plötzlich gießt es in Strömen über Dombås.

Somit entschieden wir uns, die restliche Zeit nochmal nördlich Trondheim zu verbringen. Die Personenzüge auf der Nordlandsbahn sollten nördlich Hell alle verkehren. Wir meldeten uns für die letzten beiden Nächte in Gullberget Camping an.

Freitag, 14.06.2013

Angesichts der unterirdischen Wettervorhersage für heute hatten wir es gar nicht eilig, aus dem Bett zu kommen. Um so verwunderter oder gar zappeliger waren wir, als wir beim Frühstück mehr und mehr in der Sonne saßen. Heute wäre die letzte Chance auf Rørosbahn Umleiter. Wäre ja schick, wenn man doch da noch etwas hinbekäme… Dennoch wurde die schöne Hütte gewissenhaft sauber gemacht, bevor wir gegen 10 Dombås verließen.

Das schöne Wetter hielt genau bis zur Stadtgrenze. Bereits oben auf dem Fjell war es dumpf und dunkel. Wir hielten aber an unserem Konzept, über Alvdal und Røros nach Hell und Åsen zu fahren, fest. Wäre ja eh die nettere Strecke; die E6 und Trondheim musste man sich nicht wirklich antun. In Alvdal schauten wir als erstes zum Bahnhof rüber. Wie wir dort ankamen, waren die Schranken geschlossen! Wir waren besonders gespannt, ob denn heute der Cargolink Zug fahren würde. Dienstag war er mit einer verkehrsroten northrail Gravita gesichtet worden. Von der hätten wir ja auch mal ein Schlechtwetterbild gemacht. Aber was nun kam, war ‘nur’ ein Cargonet-Umleiter mit G4000. Der muss in etwa dieselbe Lage gehabt haben wie vorgestern der erste Zug. Nun ja, kein Problem. Der Cargolink könnte theoretisch nach ca 45 Min folgen. Deshalb fuhren wir mal auf der Bahnsteite des Tals eine Nebenstraße hoch nach Tynset. Unterwegs führten immer mal Bauernhof-Zufahrten in Richtung Bahn, aber das war alles arg privat. Zu privat, als dass wir Lust gehabt hätten, bei diesem Mistwetter über irgendwelche Wiesen zu stapfen. Bei einem Wendemanöver mussten wir auch schon erklären, was wir da machten. Der Bauer grinste nur…

In Tynset warteten wir paar Minuten am Bahnhof bis zu einer möglichen Zeitlage, in der der Cargolink gut hätte kommen können. Kam er aber nicht. Also durch den stärker werdenden Regen weiter nach Røros. Als wir gerade am Bahnhof ankamen, fuhr der zweite Cargonet Zug aus. Von Cargolink weiterhin keine Spur. Am Bahnhof stehend verzehrten wir nun paar Polarbrød mit Tubenkäse, bevor wir uns auf den Weg in die Wildnis zum Rv 705 machten. Tomtom schickte uns eigenartigerweise über Glåmos und dann nördlich der Seenkette entlang. Wir hatten schon die Befürchtung, dass es da über Gruspiste gehen könnte, aber da war doch alles asphaltiert. Schön, mal eine neue Straße, und zwar mit tollen Ausblicken.

Am Brekkfjorden (der natürlich kein Fjord ist) unweit Brynhildsvollen.

Ebenso nett war natürlich die kurze Hochgebirgsquerung auf dem Rv 705. Tief hingen die Wolken, aber es gab auch an den Berghängen eigenartige hellere Partien.

Der See Riasten oben an der höchsten Stelle der Passstraße.

Nördlich des Passes zog sich die Strecke, wie mir schon von vorherigen Fahrten bekannt war, extrem in die Länge. Insgesamt war es aber ein angenehmes Fahren. Bei aufkommender Müdigkeit gab es eine halbe Stunde Pause in einem engen Flusstal. Wir hatten ja keine Eile… Erst zum Ende zu nahm der Verkehr zu. In der Gegenrichtung war die Straße hingegen richtig voll. Heut war Freitag und alles strebte in die Berge zu den Wochenendhäuschen. Wir machten drei Kreuze, als wir Hell erreichten. In Stjørdal gab es noch mal großen Einkauf für ein Hüttenabendessen. Das gute Tikka Masala vom Uncle sollte es sein.

Ein Tikka Masala nach Uncle Bens Art gab es abends in der Hütte.

Der Hüttenplatz Gullberget war nun gut voll. Wir waren froh, dass wir die Hütte im Internet gebucht hatten. Lecker gegessen und einfach einen faulen Abend verbracht. Ab morgen Mittag erwarteten die Wetterberichte wieder besseres Wetter. Na ja, viel Zugverkehr würde es ja nicht geben. Die eine oder andere Trønderbahn halt. Um 21 Uhr herum beobachteten wir von der Hütte noch zwei planmäßig in Åsen kreuzende Cargonet Züge und den südfahrenden Dagtog. Dieser sollte in Åsen mit der Lz vom ersten Teil des Kalkzuges kreuzen, mit dessen zweitem Teil wir für morgen auch etwas liebäugelten. Die Lok kam allerdings leider nicht. Hmmm...

Samstag, 15.06.2013

Es hatte auch die ganze Nacht noch geregnet. Wir ließen es morgens höchst entspannt angehen. Nach einem ausgedehnten Frühstück starteten wir eine Kundschaftstour nordwärts. Besonders kam es uns auf eine Stelle an, die wir mal vor zwei Jahren zwischen Verdal und Steinkjer im Vorbeifahren ausgemacht hatten. Bis dort hoch schauten wir aber auch noch hier oder da rein. In Verdal standen an der Ausweichanschlussstelle die Wagen des Kalkzuges, der eigentlich im Laufe des heutigen Vormittags hätte gefahren sein müssen, für den ja aber zumindest gestern zur Planzeit die Lok gar nicht gekommen war. Da der Zug auch im schwedischen Daglig graf nicht enthalten war, dachten wir schon, dass momentan kein Bedarf an Kalk sei. Aber nun standen hier also die Wagen abfahrbereit; es fehlte nur die Lok. Von der Sperrung des Knotens Trondheim war der Kalkzug natürlich nicht betroffen, da er ja vorher nach Schweden abbiegen musste.

Die auszukundschaftende Stelle war wirklich sehr schick; wir hofften darauf, sie morgen mit dem Dagtog umsetzen zu können. Der Wetterbericht hatte ja eine gewisse Aufheiterung für heute Nachmittag und morgen angekündigt. Zunächst waren die Wolken aber noch ganz schön dicht. Lediglich weiter im Süden meinte man ein etwas helleres Leuchten auszumachen.

Blick über eine Fjordbucht bei Verdal.

Nächster Programmpunkt war ein Besuch der Bahnhöfe Stjørdal und Hell. Da der Nachtzug in Hell endete, musste er dort doch irgendwo den Tag über abgestellt sein. War er aber nicht. Die nördlichste Sperrung sollte in Lademoen beginnen; da konnte man mit den Leerparks natürlich vorher in Leangen auf die Güterumgehungsbahn abbiegen und zur Abstellung unter Umfahrung des gesperrten Hbfs nach Marienborg gelangen. Na gut, daran hatten wir vorher nicht gedacht.

Wir hatten beide schon wieder Hunger und waren müde. Nördlich Stjørdal erkundeten wir mal noch ein Motiv für den ankommenden Nachtzug morgen, dann ging es aber einkaufen und in der Hütte zum Mittagessen. Der Supermarkt in Åsen ist interessant. Erst verstanden wir gar nicht, wozu im Eingangsbereich ein Gefälle-Verkehrsschild mit Einkaufswagen drauf zu sehen war. Doch im Markt merkten wir schnell, dass der gesamte Verkaufsraum Gefälle aufwies. Das Mittagessen war wunderbar. Wir hatten die Tür weit geöffnet, denn es wurde wärmer und draußen zeigte sich gottlob immer mehr die Sonne. Danach ein Mittagsschläfchen, so ließ sich das aushalten.

Mit der Ruhe war es jäh vorbei, als Nico meldete, dass die Lok für den Kalkzug nordwärts rollen würde. Es geht doch nichts über eine Hütte mit Bahnblick... Natürlich war bis zur frühest möglichen Verkehrszeit der Kalkladung noch viel Zeit, aber das Wetter entwickelte sich prächtig, und so machten wir mal los. Erst erkundeten wir einen Damm oberhalb von Gullberget Camping. Vormittags und morgens sollte da nett was gehen. Dann fuhren wir nach Ronglan. Erst stellten wir uns im Bahnhof auf, doch wolkentechnisch war es uns etwas zu heikel. Auf dem Rückweg zum Auto scheuchten wir eine am Boden zwischen den Gleisen sitzende Möve auf (der weiße Kopf sah aus wie ein deplatziertes Grenzzeichen). Die begann nun, heftige Angriffe auf uns zu fliegen. Schnell ins Auto. Von einem Sportplatz 'draußen vor den Toren' des Dorfes konnten wir den Südfahrer gerade noch vor der herannahenden Wolke in Sonne umsetzen.

Ein Bm92 der Trønderbahn verlässt Ronglan, wo regelmäßig alle zwei Stunden (Mo-Fr stündlich) gekreuzt wird, wo aber kein Verkehrshalt mehr ist.

Für den Kalkzug bauten wir uns daraufhin am E6 Rastplatz Nesvatn auf. Der Blick auf den See ist dort einfach herrlich. Den Lärm der Straße hört man ja auf den Bildern nicht. Lärm hin oder her, mit was drunter konnte man gut im Gras sitzen. Während des Wartens schien zumeist die Sonne, paar Wolken für die nötige Spannung waren aber durchaus noch vorhanden. Und die größte Frage war natürlich auch, wann die Fuhre überhaupt erscheint. Diese Frage wurde beantwortet, als die Sonne gerade im einzigen und seit wir hier waren ersten Wolkenbrummer steckte. Da war nämlich weit hinten, am anderen Ende des Sees das gleißend helle Scheinwerferlicht zu sehen. Wir nix wie ins Auto, E6 war gerade schön frei, und zur Brücke von Åsen geheizt. Dort klappte der Zug dann im besten Licht. Ich musste an Nil denken, der den Kalkzug hier im März auch gern gemacht hätte.

Der um einen halben Tag verspätete TXL-Kalkzug nach Husum in Schweden brummelt nach Åsen ein.

Für den nachfolgenden Trønderbahn Triebwagen wählten wir ein Motiv im Vududalen. Um auch diesen Zug bei Sonne zu bekommen, brauchten wir keinen Zauber, auch wenn der Name des Tals es hätte vermuten lassen.

Im Vududalen bei den Höfen von Vordalen. E6-Reisenden bestens bekannt wegen der hier stehenden 70km/h-Blitzer ;-)

So, wat nu? Die Trønderbahn hatte jetzt ihre zwei Stunden Pause. In Hell müsste noch der Kalkzug stehen, da er sich ausgerechnet eine Zeit ausgesucht hatte, zu der eines der beiden Personenzugpaare auf der Meråkerbahn unterwegs war. Wir beschlossen, dort mal vorbeizuschauen. Leider war die Sonne in einem großen Wolkenfeld drin. Überhaupt sah es ostwärts gar nicht gut aus, sonst wäre man dem Kalkzug vielleicht mal ein Stück voraus gefahren. Auch den herrlichen Kirchenblick von der Brücke über den Stjørdalselven für den Zug aus Storlien schenkten wir uns mangels Sonnenchance. Statt dessen gab es 'Kunst' mit dem Güterzug.

"Kunst" im Bf von Hell. Der Kalkzug muss auf den Personenzug aus Storlien warten. Witzig: Bevor wir kamen fotografierte sich eine asiatische Gruppe vor dem Stationsschild von Hell :-)

Als wir der Ausfahrt der MZ beigewohnt hatten, lauerten wir an der bekannten Fotokurve vor Stjørdal dem Trønderbahn Nordfahrer auf. Der ging aber in einer dieser komischen Fönwolken, die neuerdings am Himmel hingen. Statt dessen gab es ein wenig Landschaft auf der Nebenstraße nördlich Skatval.

Ein Wegweiser auf dem Lande: Das blaue Schild besagt, wo man gerade ist; in diesem Fall Alstad. Solche Straßen fährt man ja viel lieber als die E6.

Langsam wurden wir immer nervöser. Langsam rückte die Zeit für ihn-nur-ihn immer näher: Für den Dagtog, der nun bald von Norden erscheinen musste. Den wollten wir ja nun auf jeden Fall noch anständig haben. Wir hatten uns dafür auch ein Motiv ausgesucht. Sehr besorgt machten uns ja nun die Wolken, die weiter im Norden vor der Sonne hingen. Und bezüglich des Motives mussten wir 'lernen', dass die Sonne abends um 21 Uhr auch nicht mehr überall ungehindert hinkommt. Außerdem standen zwei Anglerautos im Motiv. Dies waren alles gewichtige Gründe, von dannen zu ziehen. Immerhin hatten wir ein Reservemotiv in der Hinterhand, das eine Ecke weiter kam: Der Ortsblick von Ronglan. Erst versuchten wir es von einem Hügel, auf dem wir aber auf eine Schafweide draufgemusst hätten (kein Problem) und von wo eine Leitung gestört hätte (Problem). Also bauten wir uns unten auf. Erfreulich war, dass die Sonne nun in eine relativ wolkenfreie Zone hinabgestiegen war. Dieser Umstand bescherte uns dann auch herrliches Licht bei der Zugdurchfahrt. Wunderbar!

Mal kein Sonderzug, sondern der planmäßige Dagtog der Nordlandsbahn. Hier in Ronglan.

Da schmeckten Melone und Pølsebrød in der Hütte doch doppelt so gut! Jetzt waren wir auf den morgigen Tag gespannt. Wenn es das Wetter zulassen würde, wollten wir für den Nachtzug früh aufstehen...

Lecker Abendessen: Pølsebrød mit allen Zutaten.

Sonntag, 16.06.2013

Heute sind wir insgesamt dreimal aufgestanden. Zuerst um 4.45, weil man dann dem Nachtzug noch bis zu einem Wunschmotiv hätte entgegen fahren können. Ein Blick aus dem Fenster ergab allerdings, dass die Wolken all zu dominant am Himmel standen. Das zweite Mal verließ ich das Bett gegen 6, um nach einem kleinen Frühstück und Kaffee mit Nico zu einem Motiv für den Nachtzug vor Stjørdal aufzubrechen. Das mit dem Aufbrechen klappte diesmal sogar, das mit Sonne zum Zug jedoch nicht. Schade! Irgendwie fühlten wir uns total gerädert. Es ging in die Hütte zurück, wo wir nochmal für ein Stündchen in Schlaf fielen. Das dritte Mal standen wir um 8.30 auf. Diesmal für den nordfahrenden Dagtog. Den wollten wir nun auch wieder weit im Norden machen, an dem früher entdeckten und gestern ausgekundschafteten Motiv zwischen Røra und Sparbu. Wettertechnisch gab es eine hohe Bewölkung mit Ritzen und Rissen, durch die das Licht in ständig wechselnder Intensität schien. Als der Dagtog kam, war zwar längst kein volles Licht, aber der Zug hob sich schon schön kontrastreich in der Landschaft ab.

Der nordfahrende Dagtog bei Sparbu. Offenbar hatte man die Lok nicht drehen können.

Ein Stück weiter, praktisch in der Einfahrt des Kreuzungsbahnhofs Mære, nahmen wir noch einen entgegenkommenden Triebwagen an dem Motiv, an dem wir bei sichererem Wetter heute früh gern den Nachtzug genommen hätten.

Ein VT mit der Mære kirke im Hintergrund.

Danach ging es wieder südwärts. Zu tun gab es jetzt wegen der Totalsperrung in Trondheim erstmal nichts mehr. Sonst wäre ein nordwärts fahrender Güterzug gekommen. Hinter Levanger fuhren wir wider Erwarten in einen richtig sonnigen Abschnitt hinein. Unbeabsichtigt waren wir dem eben fotografierten VT ein gutes Stück voraus gekommen und konnten ihn und den Gegenzug in Ronglan mit Blühblumen und Bauernhöfen umsetzen.

Wieder mal sind wir in Ronglan gelandet. Eine Trønderbahn fährt auf den Ort zu.

Danach ging es wieder in die Hütte. Jetzt hatten wir Zeit für einen schönen Brunch mit den Pølsern, die gestern noch übrig geblieben waren. Hüttentür weit auf, draußen schien die Sonne, so ließ sich das aushalten.

Mittagsruhe. Die meisten Gäste haben Gullberget Camping verlassen. Es wird rumgewerkelt; nur noch zwei Gäste, die mit dem C4, nutzen offenbar die bis 12 Uhr zugestandene Abreise voll aus...

Bis 12 mussten wir die Hütte geräumt haben. Also langsam aufgeräumt und gereinigt, dann zum nächsten Trønderbahn Takt nochmal nach Motiven bei Ronglan und Skogn geschaut. Mittlerweile hatten sich allerdings fetteste Gewitterwolken gebildet, die zwar eindrucksvoll aussahen, die uns aber unsere Motive verlitten.

Wenn sowas am Himmel steht, kann das Bahnfotografieren schon mal mühsamer werden....

Die Chance auf Sonne war bald gegen null gegangen. Die restliche Zeit gab es für uns eine kleine Erkundungstour entlang des Trondheimsfjords bis vor die Tore der Großstadt. Interessante Erkenntnis: Nach Inbetriebnahme des Helltunnels (Bahn) zweigt die alte Streckenführung zwar noch in Hell ab, ist auf der anderen Seite in Hommelvik aber abgebaut. Vermutlich führt das alte Gleis noch zum Hafen in Muruvik(?). Letztendlich fanden wir uns auf dem PR Platz in Vikhammer wieder, wo wir ein Nickerchen im Auto hielten. Abgesehen vom Talent aus Mo, der hier schon leergemacht war, wurden wir durch keine Vorgänge auf der Schiene gestört. Im Unterstand der Station hing die Einladung zu einer Bürgerversammlung zum Ausbau der Bahnstrecke. Offenbar soll es nicht nur Fahrdraht geben, sondern auch zweigleisigen Ausbau.

Umkompliziert stellten wir das Auto ins Parkhaus, gaben den Schlüssel ab, ja alles prima gewesen, aber wenn Sie wüssten..., druckten uns im Terminal die Bordkarten aus, gaben Koffer ab und liefen durch die Sicherheitsschleuse. Unser Flugzeug stand natürlich im internationalen Teil des Weltstadtflughafens. Es wurde sogar gerade von der Sonne beschienen, als wir einsteigen durften, so dass ich eine Bodendame fragte, ob man ein Foto machen dürfte. "Kein Problem" meinte sie.

Unser Flieger steht bereit.

KLM Trondheim 17.05 - Amsterdam 19.30

Der Flug verlief weitestgehend über Wolken. Viel zu sehen gab es also nicht. Der Weißwein war aber wieder lecker :-) In Amsterdam nutzten wir die Umsteigezeit für ein Abendessen von Burger King, wobei die Restaurantinsel so überlastet war und man sich sogar zweimal anstellen musste (1x extra zum bezahlen), so dass das Organisieren des Mampfes länger dauerte als das Mampfen selbst. Danach war Trennung angesagt, Nicos Flug nach Ffm ging 10 Min vor meinem. Nico, wie immer: Takk for turen!

KLM Amsterdam 21.00 - Hamburg 22.00

Auch in diesem Flieger ging es anfangs über die Wolken. Hinter mir in der Reihe des wieder mal topp ausgelasteten Fliegers saß ein älterer, weißhaariger Herr, der mit wissender Stimme seiner Begleiterin allerlei intellektuelles Zeug erzählte. Nur mit der Geographie hatte er es nicht so. Nachdem wir unter die Wolken herabgesackt waren und eine geniale Wolkenstimmung mit dem Licht der tief stehenden Sonne über der Elbmündung beobachten konnten, beschrieb das Flugzeug einen großzügigen Halbkreis über den Süden Schleswig-Holsteins.

Ein stimmungsvoller Ausblick auf die Elbmündung.

Als unten Neumünster und dahinter die Ostsee mit der Kieler Förde in Sicht kamen, dachte der Herr hinter mir noch immer, dass man da hinten die Nordsee sähe, und erklärte seiner Begleiterin, wo ungefähr Büsum und St.Peter liegen müssten (also gleich bei Eckernförde und Schönberger Strand)... Unten zog Bad Segeberg an uns vorbei, dann Bad Oldesloe. Als wir über Bargteheide flogen, meinte der Herr zu seiner Begleitung, dass das jetzt wohl Bad Oldesloe sein müsse. Als bald die ersten Häuser von Hamburg nunmehr gar nicht so tief unter uns entlang zogen, meinte er: Nein, das ist jetzt Bad Oldesloe. Ich wollte mich schon umdrehen und sagen: Bitte anschnallen, wir landen jetzt in Bad Oldesloe. Ok, ist nicht nett, sich darüber auszulassen, aber ich fands lustig :-)

Nach einer S-Bahnfahrt traf ich wohlbehalten auf meinem Wilstorfer Hügel ein. Eine wunderbare Tour lag hinter uns. Nicht nur die Tage mit dem Bilderbuchwetter, sondern auch die Verkehre haben uns tolle Fotomöglichkeiten beschert. Dies war der erste Norwegenurlaub seit langem, im Laufe dessen man ausschließlich rote (oder rotsilberne) Personenzüge fotografiert hat. Wie schön ist das doch, dass Norwegen gerade noch die Kurve bekommen hat und sich entgegen des Trends zu weißen, grauen oder im Nachbarland gar schwarzen Zügen für ein Design mit viel Rot entschieden hat. So langsam setzt sich das "Tomatsuppe"-Design durch. Eine erste El18 ist auch schon umlackiert, aber noch ohne Folien, so dass man noch gespannt sein darf auf das endgültige Erscheinungsbild der Lok.

Somit wird der geneigte Eisenbahnfotograf sicherlich noch manches Mal nach Norwegen reisen, denn die Motive gehen in dem Land gewiss nicht aus.

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