Athen - Piräus

Wer von oben auf diese Stadt schaut, erblickt ein unendliches Häusermeer. Im Dimos Athina (eigentliche Stadt Athen) leben ca 800.000 Menschen auf nur 38 qkm zusammen. Das sind 21.000 Einwohner (eine "prächtige" deutsche Kleinstadt) auf nur einem einzigen Quadratkilometer! Das Häusermeer von Athen geht nahtlos in die umliegenden Städte über, so dass dieser Bereich des Nomos Attiki (Landkreis Attika - auch gern als "Groß-Athen" bezeichnet) bis zum Horizont wie ein geschäftiger Ameisenhaufen aus hell leuchtenden Häusern wirkt, in dem ca 4 Mio Einwohner auf engstem Raum zusammenleben. Ein Moloch voller widersprüchlichster Eindrücke, den man gleichzeitig hassen und lieben kann...

Es gibt wohl keine andere europäische Stadt mit einer derartig urbanen Bahn-Streckenführung wie Athen. Sicher ist, dass die Schmalspur (Peloponnesbahn, 1000mm) aus dem Stadtbild verschwinden wird und dass die elektrifizierten Strecken von Fern- und künftiger S-Bahn auf zwei Ausbau-/Neubautrassen durch die Stadt führen sollen. Hatte man irgendwann eine Fertigstellung zur Olympiade 2004 geplant, so ist heute sicher, dass dieses Ziel unerreichbar ist. Denn im März des Olympia-Jahres war eigentlich noch alles beim alten...

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Die Bilder:
Wir beginnen die Reise durch den faszinierenden Moloch im Norden - dort, wo sich die Schmalspurstrecke vom Peloponnes (Dreischienengleis ab Elefsina) und die normalspurige Magistrale von Thessaloniki treffen. In Ag. Anargiri (Ag.=Agios; entspricht dem deutschen St./Sankt) befindet sich D 301 am 06.03.04 schon mitten im endlosen Häusermeer und hat es nicht mehr weit bis Athen. Aus der Ferne grüßt der Parnitha (1413m).
Wenn man von derselben Fußgängerbrücke in Richtung Süden schaut, kann man die Akropolis bereits erkennen - jedenfalls, wenn der Dunst nicht all zu stark ist. N 1552 ist das, was heute in Athen als "S-Bahn" bezeichnet wird. Im angenäherten Stundentakt fahren diese MAN-VTs im Vorortverkehr nach Chalkida. Dorthin war es allerdings noch weit, als am 14.04.02 die Verzweigung "Gefira" im Süden von Ag. Anargiri "links liegen" gelassen wurde.
Je nach Bahnübergang schauen 2-4 Mitarbeiter laufend nach Zügen aus. Die Züge machen sich laut trötend bemerkbar. Und wenn sie dann um die Ecke kommen, ist rege Betriebsamkeit angesagt: Die Mitarbeiter springen mit roter Flagge auf die Straße, blasen in ihre Trillerpfeifen und kurbeln eilig die Schranken runter. Wenn ein Auto von den Schranken eingeschlossen worden ist, geht original-griechisches Palaver los und das Auto wird auf das Gleis dirigiert, auf dem kein Zug zu erwarten ist. N 422 hatte am 01.05.02 allerdings freie Bahn.
Die Häuser sind nun zu Schluchten zusammengerückt. Unweit des bereits gezeigten Postens rollt der Schmalspur-IC 21, dessen fortwährendes Gehupe laut von den Häusern zurückhallt, durch den Norden von Athen. Das Getröte hat seinen Sinn, da jederzeit mit "wild" querenden Fußgängern gerechnet werden muss.
Ein Normalspur-IC hat am 23.04.1999 den letzten Bahnübergang vor dem Athener Larissa-Bahnhof erreicht. Hier wird der Straßenverkehr nicht durch Schranken, sondern durch Flatterbänder gesichert, die in "Grundstellung" über der Straße hängen und bei Annäherung eines Zuges unter heftigem Trillerpfeifen hinuntergekurbelt werden. Hier trennen sich Normal- und Schmalspur kurzzeitig, um die getrennten Athener Bahnhöfe anzufahren.
Einen Hauptbahnhof wird man in Athen vergeblich suchen. Die Normalspurzüge fahren den Larissabahnhof an. Dieser besitzt stolze drei Bahnsteigkanten, soll allerdings in absehbarer Zeit zu einem richtigen Konsumtempel mit angeschlossenem Hauptbahnhof ausgebaut werden. D 603 ist am 14.03.04 aus Richtung Thessaloniki eingetroffen und wird leer weiter durch das Stadtgebiet zum Betriebsbahnhof Ag. Ioannis Rentis fahren.
Am 26.10.1997 war der Bahnhofsumbau des Larissabahnhofs noch in sehr weiter Ferne. Die große, auffällige Signalbrücke (s.o.) fehlte noch. Statt dessen wurde rund um den Güterschuppen, der 2004 abgerissen war, noch heftig rangiert. Einige polnische Schlaf- und Liegewagen warten auf ihren nächsten Einsatz für Reisegruppen in einem der Nachtzüge. Internationale Züge erreichen Athen seit dem Balkankrieg allerdings nicht mehr.
Die Schmalspurzüge halten unterdessen im Athener Peloponnesbahnhof. Am 14.03.04 rollt IC 24 von Piräus kommend in den Bahnhof ein. Das Empfangsgebäude (erkennbar ist die silberne Kuppel) ist ein Prachtstück, in dem sich als besonderes Kleinod zwei ganz aus Holz geschnitzte Fahrkartenschalter befinden.
Gleich südlich der Bahnhöfe treffen Normal- und Schmalspur wieder zusammen. Ob sich der Hinweis "It's a girl" wohl schmeichelhaft auf die "alte Dame" aus dem Hause Alco, Chicago, bezieht, die am 14.03.04 mit ihrem D 301 von Pirgos weiter nach Piräus knattert? Hier, wo die Bahn die Odos Lenorman kreuzt (Odos=Straße), prallen wie vielerorts in Athen alt und neu schonungslos aufeinander.
Viel Grün gibt es in Athen nicht. Daher kann die Bahnlinie geradezu als "grüne Oase" gelten, wenn mal zwischen den Häusern Platz für eine Baumreihe entlang der Bahn war. Der Lt aus DS 1547 passiert am 14.03.04 ohne Halt das nördliche Einfahrsignal des Gbf Rouf. Es handelt sich um einen für Rumänien gebauten und für zwei Jahre von Griechenland ausgeliehenen Desiro. Diese Baureihe von Siemens hat zusammen mit den GTW 2/6 von Stadler (Schweiz) den Verkehr auf der "S-Bahn" nach Chalkida von den MAN-VTs übernommen.
Von der anderen Seite - aus Richtung Piräus - nähert sich am Morgen des 14.03.04 der Schmalspur-D 300 nach Patras dem Gbf Rouf. Hier wird ein Posten-gesicherter Bahnübergang über die Odos Konstantinopolos gequert. Die Strecke hat nun Athen verlassen und führt durch den nicht ganz so dicht besiedelten Dimos Tavros.
Fläche ist im Häusermeer von Attika kostbar. Da bietet es sich geradezu an, alte zugewachsene Bahnanlagen als Abstellplatz für Motorräder zu nutzen... DS 1542 nähert sich unterdessen dem Schrankenposten an der Odos Makedonikos und dem Gbf Rouf. "DS" ist übrigens das Kürzel für die Zuggattung "Desiro", für die ein Zuschlag zu entrichten ist, der weit über den normalen Fahrpreis hinausgeht. Insgesamt bleibt das Bahnfahren aber dennoch spottbillig...
Mit "Volldampf" passiert der von zwei MLW-Lokomotiven gezogene "Ballasttrain" (unter diesem Namen firmiert er bei den griechischen Eisenbahnfreunden) am 14.03.04 das südliche Einfahrsignal von Rouf. Dieses Bild ist nur ein winziger Ausschnitt des Original-Bildes, denn als der Zug am eigentlichen Abdrück-Punkt war, befand er sich mitten in einem Wolkenschatten *grrrr*. Die Signale im Athener Raum sind (wie man sieht...) sämtlichst nicht in Betrieb (egal, ob alte Form- oder neue Lichtsignale). Gefahren wird ausschließlich im Funk-Leitbetrieb und zuweilen auch auf Sicht...
Der umgekehrte Blick: Mitten in der Stadt gibt es einige Erhebungen, die aus dem Häusermeer herausragen. Einer dieser Berge ist der Likavitos mit einer Höhe von 263m. D 603 ist am 14.03.04 als Lr unterwegs zum Betriebsbahnhof Ag. Ioannis Rentis. Zuglok ist eine von ADtranz gebaute Lok. Im Hintergrund ist noch das südliche Einfahrsignal von Rouf zu sehen.
Aus dem Moloch aufgetaucht ist am 14.03.04 der IC 48. Von der neuen Brücke über den Leoforos Kifissou (Kifissou-Boulevard), der gerade zur Stadtautobahn ausgebaut wird, ergibt sich ein toller Ausblick über das weiße Häusermeer von Athen und den umliegenden Städten. Häuser, soweit das Auge reicht... Rechts ragt die Akropolis aus dem städtischen Gewusel empor. Das Bild ist übrigens ein Nachschuss. Unsere Frage, ob das Betreten der Brücke erlaubt sei, wurde nur mit einem verständnislosen "warum denn nicht?" beantwortet...
Fast an derselben Stelle, aber "eine Etage tiefer" entstand zwei Jahre zuvor, am 14.04.02, dieses Bild von D 501. Der damals schon vierspurige Kifissou-Boulevard querte ebenerdig die Bahnlinie (mit O-Bus!) an zwei Wärter-bedienten Schranken. Zwischen beiden Fahrbahnen führten die Gleise über den Athener "Stadtfluss" (besser: Rinnsal) Kifissou, der heute von der Stadtautobahn überdeckelt worden ist. Interessant ist das nördliche Einfahrsignal von Ag. Ioannis Rentis, dessen Mast durch das Vordach des Posten-Häuschens führt.
Ag. Ioannis Rentis ist eine weitere Stadt im Häusermeer von Attika. Auf dem Schmalspur-Gleis rollt N 304 am 14.04.02 durch die Botanik. Hinten ist noch das Einfahrsignal von Ag. Ioannis Rentis zu sehen, das übrigens nicht für die Schmalspur, sondern nur für die Normalspur galt - obwohl es am Schmalspurgleis stand. An dieser Stelle befindet sich jetzt die Südrampe der Kifissou-Brücke.
Ein Stück weiter ist der Posten an der Nordeinfahrt in den Rbf Ag. Ioannis Rentis erreicht. Die MLW-Lok hatte einige Wagen nach Acharne gebracht und kehrt am 14.04.02 mit dem Begleitwagen leer zurück. Hier sichern Ketten die Straße, die locker in den Straßenbelag eingelassen sind und durch straffziehen emporschnellen. Wohl dem Autofahrer, der sein Vehikel rechtzeitig in Sicherheit gebracht hat! Die neuen Schrankenantriebe von ADtranz stehen schon lange, sind aber nie in Betrieb gegangen. Die Griechen befürchten bei Automatisierung der Bahnübergänge ein drastisches Ansteigen von Unfällen.
Am 14.04.02 ließ der Dunst leider nur wenig Sonnenlicht durch. Vom Posten an der Südausfahrt des Rbf Ag. Ioannis Rentis ließ sich ein Blick auf die abgestellten V200er erhaschen. Näher heran durften wir leider nicht - dazu hätte es einer Fotoerlaubnis bedurft.
Hinter Ag. Ioannis Rentis trennen sich Normal- und Schmalspur wieder und führen auf getrennten Trassen durch den Moloch von Piräus. Auf der Schmalspur wird zunächst das Bw durchfahren, bevor es am Straßenrand zweigleisig weiter geht. D 302 ist von Piräus aufgebrochen und wird am 10.03.04 auf seiner Fahrt nach Patras gleich das Schmalspur-Bw durchfahren.
Auf diesem Abschnitt kommen alle Züge zweimal vorbei. Einmal zur Bereitstellung vom Bw zum Bahnhof und dann als eigentliche Zugfahrt (bei "Ankommern" natürlich umgekehrt). Am 10.03.04 hat der Bereitsteller für IC 24 gerade den Posten an der Odos Retsina passiert und rollt an ärmlichen Behausungen vorbei auf den Bahnhof zu.
Am 10.03.04 wird der D 302 von einer Mitsubishi-Rangierlok vom Bw zur Bereitstellung in den Bahnhof Piräus gezogen und passiert dabei gerade den Schrankenposten der Odos Kastoros. Die Zuglok wird später separat nachgeführt.
Der Schmalspurbahnhof von Piräus ist als "echter" Kopfbahnhof ausgebildet. Am Morgen des 07.03.04 steht D 300 zur Abfahrt bereit. Der Peloponnesbahnhof von Piräus liegt neben der Metro-Endstation und dicht am Fährhafen. Deshalb soll der Bahnhof "umgenagelt" werden, damit die S-Bahn hier künftig enden kann.
Die Normalspur-Strecke führt unterdessen mitten durch die Stadt Piräus. Das Gleis macht auf den ersten Blick den Eindruck, als wenn es sich um ein stillgelegtes Hafengleis und nicht um eine IC-Strecke handeln würde. Die Schwellen sind in Schlamm und Müll versunken. RB 1541 hat das Einfahrsignal von Piräus erreicht. RB steht für "Railbus" und wird nur für Leistungen des GTW 2/6 verwendet. Diese Zuggattung ist ebenfalls zuschlagpflichtig.
Durch eine Häuserschlucht wird nun der Normalspurbahnhof von Piräus erreicht. Am 09.03.04 arbeitet ein Kleinwagen in der Bahnhofsausfahrt. Nachdem die planmäßigen Züge alle ohne Sonne abgingen, konnte wenigstens der stehende Kleinwagen mit Sonne aufgenommen werden.
Der IC 52 "Ermis-Express" war am 10.03.04 der einzige IC, der als lokbespannter Zug mit den neuen IC-Wagen fuhr. Gerade trifft die Leergarnitur von einer Rangierlok gezogen aus Richtung Bw ein. Die Zuglok (ADtranz) hängt am anderen Ende des Zuges.
Nach einer Entdeckungstour durch den Moloch geht es zum entspannen dorthin, wo Athen am schönsten ist: Die aus der Stadt ragenden Berge sind dazu wie geschaffen. Am 23.04.1999 riss die Wolkendecke am Abend kurzzeitig auf. Der Verkehrslärm war in weite Ferne gerückt. Die Menschen saßen auf den Felsen vor der Akropolis in andächtiger Stille und genossen den Abend.
Als Belohnung für den Aufstieg zeigt sich die Stadt von ihrer schönsten Seite: Ein endloses Häusermeer, das von der Abendsonne angestrahlt wird. Vorn rechts die Plaka, Athens wunderschöne Altstadt mit vielen autofreien (!) Gassen, bis zum Likavitos das Stadtgebiet von Athen, dann die Städte Psychiko, Galatsi links des Berges und Chalandri rechts des Berges...

Mit dieser Galerie danke ich allen griechischen Eisenbahnfreunden, die uns wirklich toll mit Informationen versorgt haben.

Many thanks to all greek railfans who gave us so many informations!

Diese Galerie hat folgende Anschlüsse:
In Agios Anargiri an die Schmalspurbahn Athen - Korinth,
in Agios Anargiri an die Magistrale Athen - Thessaloniki,
in Agios Anargiri an die Chalkida-S-Bahn.

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