Von KBS 192 zu KBS 100

Als die Welt noch 50 km östlich von Hamburg endete, fristete die Magistrale Hamburg - Berlin auf Hamburger Territorium ein Schattendasein. Doch Wende, Neubau-Siedlungen und der Containerbahnhof Billwerder veränderten das Bild der Strecke gewaltig. Diese Galerie versucht die Kontraste in mehreren Einst&Jetzt-Vergleichen zu dokumentieren. Leider sind viele alte Motive durch Lärmschutzwände heute nicht mehr nachvollziehbar. Eine Übersichtsskizze ist hier erhältlich.

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Die Bilder:

STANDPUNKT 1:
Zwischen Berliner Tor (heute Hmb Hbf, Bft Anckelmannplatz) und Rothenburgsort quert die Bahn drei Gewässer und fünf Straßen. Der IC 2936 von Binz quert am 21.05.95 die Fischbauchträger-Brücke über die Bille und wird in Kürze den Hamburger Hbf erreicht haben.
Die Fischbauchträger-Brücke gibt es noch immer. Allerdings wurde eine moderne Bogenbrücke davor gesetzt. Sie trägt die aufgrund der vielen Brücken in diesem Abschnitt nur eingleisig trassierte Fernbahn-Strecke. Werbe 101 001 quert die Bille mit IR 2132 von Binz am Abend des 04.08.00.

STANDPUNKT 2:
Östlich des Haltepunktes Tiefstack liegt die Brücke über den Tiefstackkanal. Am 26.04.94 wird die Brücke von einem Ng gequert, der bis Hamburg Hgbf, wo Kopf gemacht wird, von der altroten 291 003 gezogen wird. Der Ng bringt leere Autotransportwagen von einem VAG-Händler in Billwerder mit.
Viel hat sich nicht geändert: Die alte Brücke über den Tiefstackkanal aus den dreißiger Jahren war in einem derartig guten Zustand (hart wie Kruppstahl...), dass sie für den Streckenausbau nicht erneuert werden musste. Als die 140 am 31.05.00 mit Gz 53279 die altgediente Brücke querte, verlitten Fahrstrommasten etwas das Motiv, doch ein Wiedererkennungswert ist da...

STANDPUNKT 3:
Nicht vor Brixton oder Brischton, sondern vor Bridgestone fährt die S2 am 26.08.93 gen Bergedorf und passiert dabei einen von drei Signalauslegern zwischen Tiefstack und Billwerder-Moorfleet. Es handelt sich um das westliche Signal der Blockstelle Mb und das hängende Vorsignal für das östliche Blocksignal. Die zwei Gleise der S-/Fernbahn und die eingleisige Güterstrecke Rothenburgsort - Bergedorf bekommen im Vordergrund bereits Zuwachs.
Altblaue 471-Vollzüge gibt es auch am 03.06.98 noch. Der ebenfalls nach Bergedorf fahrende Zug befährt nun jedoch ein Gleis weiter nördlich. Das S-Bahn-Gleis nach Hamburg und das Gütergleis im Vordergrund sind neu verlegt worden. Die neue "Rollbahn", wie die Pz-Gleise unter Eisenbahnern heißen, ist auf der Trasse der alten Güterstrecke und des S-/Fernbahngleises Richtung Osten entstanden.

STANDPUNKT 4:
Am Abend des 20.12.88 rollt eine einsame 218 als Lz 87855 in den Bahnhof Billwerder ein, um überschüssige Autotransportwagen abzuholen. Im Hintergrund ist der S-Bahn Hp Billwerder-Moorfleet mit seinem Mittelbahnsteig zu erkennen, von dessen Aufbauten nach dem Umbau nur noch ein kleines Schalthaus übrig bleiben sollte...
Der alte Güterbahnhof musste dem Container-Umschlagbahnhof Billwerder weichen. Der nahezu identische Blick fällt auf die LKW-Zufahrt zum Ubf und die neuen Fernbahngleise. Das alte S-Bahn-Gleis Ri Westen wird jetzt ostwärts befahren; nördlich der alten Strecke ist das Gleis Ri Westen neu entstanden. Entsprechend besitzt Billwerder-Moorfleet am 09.08.00 zwei Seitenbahnsteige. Und wer hätte 1988 gedacht, dass hier mal eine (ex-)DR-V180 in Privatbahn-Diensten einen DNG 80388 nach Unterelbe fahren würde?

STANDPUNKT 5:
In den dreißiger Jahren als Ost-West-System eines gigantischen Rangierbahnhofs an der Magistrale zur Reichshauptstadt projektiert, dienten die weiten Gleisanlagen des Rbf Billwerder in den achtziger Jahren nur noch der Abstellung von Wagen und der zweimal täglich verkehrenden Übergabe für einen VAG-Händler. Am 24.02.89 rangiert 212 259 vor Stellwerk BrII. Viereinhalb Jahre später, am 30.09.93, wird der neue Umschlagbahnhof Billwerder mit einem Bahnhofsfest eröffnet.

STANDPUNKT 6:
Viel freie Fläche für zusätzliche Gleise zieht sich zwischen dem Haltepunkt Mittlerer Landweg und dem östlichen Stellwerk des Gbf Billwerder hin, als am 02.12.89 ein Zug der Baureihe 472 dem kalten Morgenlicht entgegen fährt.
Tatsächlich wurde die Freifläche in den neunziger Jahren zum Bau zusätzlicher Fernbahn-Gleise genutzt. So muss der lange TC 41927 am Morgen des 15.09.97 nicht langsam zwischen zwei S-Bahn-Zügen "mitschwimmen", sondern kann auf der "Rollbahn" so richtig schön lospowern. Hinter dem Güterzug sind die Lichtmasten des neuen Umschlagbahnhofs Billwerder zu sehen.

STANDPUNKT 7:
So richtig ländlich wurde es dann hinter Mittlerer Landweg. Ein kleiner Feldweg eröffnete hier wenig spektakuläre, aber dennoch markante Motive. Am 23.05.92 besteht der E 2836 von Schwerin aus nagelneuen Interregio-Wagen, die in dieser Relation einige Wochen lang anstelle der üblichen Bom-Wagen eingesetzt wurden.
Die markante Pappel im Hintergrund hat den Umbau überlebt. Auch die Entfernung nach Berlin hat sich durch den Umbau nicht verändert, wie man der Kilometertafel entnehmen kann. Auf demselben Gleis wie einst der Eilzug fährt am 05.06.96 die S2, allerdings in die entgegengesetzte Richtung. Aufgrund des geringen Abstandes zwischen den Gleisen sind auch an der modernen Strecke einige Signalausleger nötig geworden, wenn auch an anderer Stelle als vorher.

STANDPUNKT 8:
Den Traum von einem Feldherrenhügel für Eisenbahnfotos stellten die alten Bahndämme dar, mittels derer im zweiten Weltkrieg die Arbeiterzüge von den Munitionsfabriken bei Geesthacht (Krümmel) in die Strecke nach Hamburg eingefädelt wurden. Als "Garni" für altrote Loks und lange Interzonenzüge, wie z.B. am 04.05.90 218 182 mit D 338, stand hier auch noch das östliche Blocksignal der Blockstelle Mittlerer Landweg (Ml). Leider fotografierte der Blockwärter damals noch nicht so, wie er es heute gemacht hätte...
Um die "Rollbahn" bauen zu können, musste ein Teil des Dammes und damit auch der obige Fotostandpunkt weichen. Doch auch heute lassen sich hier Bilder machen, aber die ländliche Beschaulichkeit des alten Zustandes ist für immer verloren. Wo damals noch Rapsfelder in der Ferne leuchteten, ist mittlerweile ein Wohngebiet aus dem Boden gestampft worden und Ellok-bespannte Züge gehören mittlerweile zum Alltag, so auch der RE 3922 von Schwerin am 10.08.98.

STANDPUNKT 9:
Erste Erdarbeiten waren bereits zwischen der zweigleisigen S-/Fernbahn und der eingleisigen Güterstrecke Rothenburgsort - Bergedorf zu beobachten, als am 17.10.93 der 229-bespannte IC 536 die Einfahrsignale zum Bergedorfer Gbf und den Streckenkilometer 273,2 passierte.
Denselben Streckenkilometer passiert am 30.06.00 der RE 33018. Allerdings wurde inzwischen ein richtig guter Fotostandpunkt gebaut: Der Bahnsteig der S-Bahn-Station Allermöhe. Längst sind die vom Stellwerk Ba gestellten Formsignale verschwunden. Der Bergedorfer Gbf wird nun vom elektronischen Stellwerk Rof (Rothenburgsort) ferngestellt.

STANDPUNKT 10:
Frisch umgestellt auf lokbespannte Wendezüge war der S-Bahn-Verkehr am 30.05.94 gerade, als ein solcher "Shuttle" von Aumühle unter dem Stellwerk Bgf hindurch in den Bahnhof Bergedorf einrollt. Rechts ist bereits die Erneuerung des Fernbahnsteiges im Gange, doch noch handelt es sich um einen reinen Seitenbahnsteig.
Dies ist wirklich dieselbe Perspektive. Die Fernzüge halten nun an einem Mittelbahnsteig zwischen Gleis 1 und 2, während sich die Expo-S-Bahn am 01.07.00 auf den Weg nach Reinbek macht. Das Stellwerk Bgf ist längst Geschichte. Die Weichen und Signale der gesamten S-Bahn-Strecke von Berliner Tor (ausschließlich) bis Reinbek werden nun vom EStw Bfs zu Bergedorf gestellt.

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