Die griechische Magistrale
- Ein Überblick

Die griechische "Magistrale" verbindet die beiden größten Städte Athen und Thessaloniki miteinander. Auf gut 500km Streckenlänge, die in einer einzigen Galerie nur grob umrissen werden können, erlebt der Reisende einen Wechsel aus weiten Tälern, schroffen Schluchten, eindrucksvollen Brücken, fruchtbaren Ebenen und gelegentlichen Meeresblicken. Doch die Strecke ist im Wandel von der beschaulichen Eingleisigkeit zur elektrifizierten Neubaustrecke. Schöne Abschnitte wurden bereits durch Tunnel ersetzt.

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Die Bilder:
Die Stadt Athen und der Bereich bis Inoi werden in separaten Galerien schon behandelt. Links siehe unten. Deshalb soll hier nur stellvertretend der N 1554 gezeigt werden, der bei Agios Anargiri die Stadt Athen langsam hinter sich lässt. An diesem 13.04.02 ist die Akropolis nur schwach im Dunst auszumachen.
Wir befinden uns nun ein Stück hinter Inoi, wo die S-Bahn-Züge über eine Stichbahn an die Küste gelangen. Im weitläufigen Tal vor der Kulisse des Ktipas (838m) zieht eine Doppeltraktion der allgegenwärtigen ADtranz-Loks den D 603 nach Athen. Der Zug hat am 11.03.04 wenige Minuten zuvor Thiva (Theben) verlassen.
Die elektrifizierte Ausbaupiste endet schlagartig in Tithorea. Von hier ist die Neubaustrecke unter dem Kallidromon an die Küste seit Jahren im Bau. Sicherlich noch viele Jahre wird es auf der alten, einspurigen Strecke weitergehen. Auf dieser hat am 09.05.06 der D 603 aus dem Gebirge kommend das westliche Einfahrsignal von Amfiklia erreicht.
Nachdem die Gebirgsmassive von Kallidromon und Parnassos seitlich liegen gelassen wurden und die Bahn kaum spürbar bis auf knapp 400m Höhe angestiegen ist, wird die Strecke ab Bralos zur richtigen Gebirgsbahn. Güterzug 80801 hat am 17.05.06 den Scheiteltunnel hinter sich gelassen und rollt in den Bahnhof Bralos ein. Für die Güterzüge sind hier nach wie vor noch die kanadischen MLW-Loks verantwortlich.
Hinter dem Bralostunnel befindet sich die Bahn plötzlich in einem eng eingeschnittenen Tal, dem die Trasse nun mittels aufwändiger Kunstbauten abwärts zum Meer folgt. Ein Stück hinter dem Tunnel folgt ein langer Viadukt, die Papadia-Brücke. Am Ostermontag, dem 20.04.1998, rollt der aus einer "Hennigsdorfer"-Einheit gebildete IC 54 über die der Pastorenfrau gewidmete Brücke. Ein Stück weiter folgt der Ausweichbahnhof und Bedarfshalt Elefterochori, der als Ausgangspunkt der Fototour diente.
Das Tal wird immer enger. Über weitere Viadukte und durch Tunnel gelangt die Strecke zwischen den Bahnhöfen Asopos und Arpini in Schwindel erregender Höhe durch die Asoposschlucht in Richtung Ebene. D 500 schlängelt sich am 06.05.06 an der Felswand in Richtung Norden.
Während der Fluss am Grund der Schlucht nun fast das Niveau der Ebene erreicht hat, muss die Bahn noch ein gutes Stück abwärts klettern. IC 70 befindet sich am 17.05.06 auf einem der zahlreichen Viadukte über dem Abgrund. Im Hintergrund fällt der Blick in die Ebene und auf den Maliakos Kolpos (Golf von Maliakos).
Das Ende der Schlucht und damit die Ebene, in der 480 v. Chr. die Schlacht an den Thermopylen stattgefunden hat, ist erreicht. Allerdings sind noch einige Höhenmeter zu überwinden. Es geht also weiter am Steilhang entlang. Die Fahrgäste des IC 41/47 genießen am 30.04.02 den weiten Ausblick auf das Meer.
Oberhalb des Dorfes Vardates schmiegt sich ein Kloster an den Felsen. Und paar Etagen höher gibt es einen als Felsbalkon angelegten Haltepunkt. Dieser heißt allerdings nicht "Vardates", denn ein viel bedeutenderer Name stand zur Verfügung: Trachis. So hieß die hier in der Ebene gelegene Hauptstadt der Melier bis 426 v. Chr. Damals hätte hier vielleicht sogar der IC 70/60 gehalten, der am 28.04.02 jedoch nichtmal Notiz von der kleinen Station nahm. Der Bahnsteig ist nur durch den Felsen und über das Gleis erreichbar. Mönche haben hier Kreuze und eine kleine Kapelle aufgestellt.
Ein Opfer der etwas jüngeren Geschichte ist die Gorgopotamus-Brücke. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Brücke von Partisanen und Engländern zerstört, um den Deutschen den Nachschub-Weg für den Afrika-Krieg abzuschneiden. Bis vor wenigen Jahren schlichen die Züge im Schritttempo über den Viadukt, doch mit Einführung des IC-E-Verkehrs wurde hier die Geschwindigkeit angehoben (böse Zungen behaupten, dass jedoch nichts an der Brücke gemacht worden war...). D 501 durfte am 17.05.06 schon zügiger fahren. Im Hintergrund ist die Stadt Lamia zu sehen. Das Höhenniveau der Ebene ist fast erreicht.
Die 60000-Einwohner-Stadt Lamia lässt die Bahn rechts liegen. Die Züge halten westlich der Stadt in Lianokladi, von wo aus jeder Zug Bahnbus-Anschluss nach Lamia hat. Nur zweimal am Tag kann man mit dem Zug auf der Stichstrecke nach Stylida direkt nach Lamia gelangen. Lianokladi ist ein Betriebsmittelpunkt der Magistrale mit kleinem Bw. Hier ist auch meist eine Lok stationiert, die den Güterzügen übers Gebirge hilft. Am 19.04.1998 war der N 1515 eine der letzten MLW-Personenzug-Leistungen.
Die Magistrale hält sich nicht in der Ebene auf. Gleich hinter Lianokladi klebt sich die Bahnstrecke an den nächstbesten Berghang, um erneut an Höhe zu gewinnen. Der nun folgende Gebirgsabschnitt über das Othrisgebirge führt noch höher hinauf. Gz 80509 hat am Abend des 17.05.06 den nördlichen Gebirgsabschnitt jedoch hinter sich, als er auf seiner Fahrt gen Süden den westlichen Ortsrand von Lianokladi erreicht.
Der einsam gelegene Ausweichbahnhof Karia liegt bereits wieder hoch über dem Sperchios-Tal, an dessen Mündung Lamia liegt. Von der anderen Talseite grüßt das Oiti-Gebirge (bis 2114m) herüber. An einem der ersten Einsatztage der ADtranz-Loks, dem 19.04.1998, kreuzen zwei noch glänzend saubere Exemplare mit ihren D-Zügen 500 (vorn) und 501 (hinten) an der Station, die damals auch noch Bedarfshalt für zwei Nahverkehrszug-Paare war.
Steigt man vom Bahnhof Karia auf einen Hügelrücken, kann man die Bahnlinie auf vier Ebenen rund herum sehen. So konnte am 19.04.1998 der N 1510, dessen Zugführer uns vor dem Ausstieg mit dem Wort "Nirwana" gewarnt hatte, gleich mal nach Abfahrt und Ausfahrung eines Tales oberhalb der Station auf einem der vielen kleinen Viadukte fotografiert werden.
Die Strecke schlängelt sich nun durch die Einsamkeit in das Gebirge hinein, um in ca 420m Höhe den Scheitelpunkt zu queren. Bald kommt daraufhin die brettebene Fläche des vertrockneten Xinias-Sees in Sicht, aus der sich am Abend des 09.05.06 der D 883 aus Kalambaka in Richtung Scheitelpunkt herausarbeitet. Auf der anderen Seite des Tunnels liegt der Ausweichbahnhof Kalipefki.
Mitten in der Xinias-Hochebene liegt der Bahnhof Aggie, an dem auch die D-Züge zum Teil halten. Der IC 55 rollte am 08.05.06 jedoch ohne zu halten durch den Bahnhof und konnte an der Westausfahrt von einem Hügel aus aufgenommen werden. Ab hier kurvt die Strecke durch malerische südländische Berglandschaft abwärts.
Hinter dem Ausweichbahnhof Therme breitet sich unter der Bahn die gewaltige Thessalische Ebene aus. An deren Südrand fällt die Bahn nun sanft ab, muss dabei aber noch manchen Viadukt queren. D 501 hat vor zehn Minuten den in der Ebene gelegenen Bahnhof Domokos verlassen und quert am 29.04.02 den größeren der zwei Kyphaira-Viadukte.
Schon ein ganzes Stück tiefer wird der letzte Viadukt bezwungen. In Domokos hat der Nachmittags-Güterzug eine Vorspannlok bekommen, und mit gemeinsamer Kraft geht es am 29.04.02 mit Ohren betäubendem Motorengedonner in die Steigung hinein. Den Ausweichbahnhof Thavmakos hat der Zug gerade hinter sich gelassen.
Mitten in der Thessalischen Ebene mit ihren weiten Baumwoll- und Getreidefeldern liegt der Bahnknoten Paleofarsalos. Hier kreuzte früher die thessalische Schmalspurbahn Kalambaka - Volos die Magistrale, heute zweigt hier die Neubau-Normalspurstrecke nach Kalambaka ab. Am 27.10.1997 konnte von den Höfen des Ortes der D 507 beobachtet werden, der sich von Norden dem Bahnhof näherte. Ab dem am Gebirgsfuß gelegenen Domokos ist die Strecke heute durchgehend zweigleisig, elektrifiziert und neu trassiert.
Am 16.05.06 war die neue Strecke durch das Tempital (bzw meist unterirdisch neben dem Schlucht ähnlichen Tempital) noch nicht lange in Betrieb. So fehlte ab Evangelismos noch ein ganzes Stück Fahrleitung. N 1593 von Thessaloniki verlässt auf Höhe des alten Bahnhofs Tempi das Tal und gelangt bald in die Thessalische Ebene, deren Hauptort Larissa das Zugziel ist.
Zu Füßen des Olymp (2917m) liegt das Küstenstädtchen Platamonas, durch das die Bahn früher mitten hindurch führte. Nördlich des Ortes gab es einen Abschnitt direkt am Strand entlang, auf dem der aus einem ungarischen Ganzmavag-Triebwagen gebildete N 1591 am 22.04.1999 vor Kulisse des Platamonas Castro unterwegs ist. Heute ist die Strecke in den Berg hinein verlegt worden.
So schade es auch um die alten, romantischen Streckenabschnitte ist, so vorteilhaft ist die Modernisierung für die Fahrgäste. Seit 2007 fährt eine neue S-Bahn-Linie mit elektrischen Desiros von Thessaloniki im angenäherten Stundentakt die ganzen Küstenorte bis Litochoro an. Ein solcher Zug konnte am 10.10.07 zwischen Korinos und Makrigialos beobachtet werden, wie er mit 160 km/h an einem Halt zeigenden Signal (schwach hinten erkennbar) vorbei bretterte. Die Signale sind noch nicht abgenommen, es wird nach wie vor im Unfall trächtigen Funk-Betrieb gefahren - und das mit Schnellfahrten!
Vor Thessaloniki werden noch die zwei (zur Schneeschmelze großen) Flüsse Axios und Gallikos gequert. Östlich der langen Axios-Brücke führt die Rennbahn durch Reisfelder auf die zwischen beiden Flüssen gelegene Ortschaft Sindos zu. Im Hintergrund zieht sich das Häusermeer von Thessaloniki, in dem am 19.05.04 der IC 73 gerade gestartet ist, an den Bergen hoch.
Mit Querung der Gallikos-Brücke gelangt die Strecke nach Thessaloniki hinein. Der aus Richtung Edessa kommende und in Plati auf die Magistrale stoßende N 744 hat am 05.10.07 sein Ziel fast erreicht.

Diese Galerie hat folgende Anschlüsse:
In Agios Anargiri an die Schmalspurbahn Athen - Korinth,
in Agios Anargiri an die "Ortsdurchfahrt" Athen - Piräus,
in Agios Anargiri an die Chalkida-S-Bahn,
in Thessaloniki an die Strecke Thessaloniki - Idomeni.

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