1990: Mit Schlafwagen hin und her durch die DDR

Autor: Jan-Geert Lukner. Alle Rechte am Text und an den Bildern liegen beim Autor.

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Geschrieben im Januar 2021 nach Tagebuchaufzeichnungen von 1990.

Diese dreitägige Tour kann jetzt nicht mit Super-Sonnenfotos aufwarten. Aber die zumeist vorherrschende Trübnis war so symptomatisch für das erste Quartal 1990, und zum Bereisen von Strecken mit eher untergeordneter Fotoambition störte die ja auch nicht. Als Fotografiergerät hatte ich ohnehin nur meine Rollei Kompaktknipse, mit der ich (auch durch eigenes Verschulden) nicht immer scharfe Bilder hinbekommen habe. Zweitens geht es auf dieser Tour auch um die grundsätzliche Fehleinschätzung unsererseits, beim Bereisen von (evtl stilllegungsbedrohten) Nebenbahnen die dampfbetriebenen Schmalspurbahnen in den Vordergrund stellen zu müssen. Irgendwie waren wir wohl zu sehr beeinflusst von der Bundesbahn, bei der es weder Schmalspurbahnen noch Dampfzüge zu geben hatte. Das große touristische Potential dieser Bahnen hatten wir irgendwie nicht auf der Rechnung. Diese Tour zu erzählen ist aber auch aus einem dritten Grund interessant. Warum auch immer - aber wir haben nur auf dieser Tour die komfortable, aber damals für uns völlig preiswerte Reisemöglichkeit der im DDR-Binnenverkehr eingesetzten Schlafwagen ausgekostet. Mein Schulfreund Lorenz war an den ersten beiden Tagen mit von der Partie.

Sonntag, 04.03.1990

Erstmal ging es aber sehr früh von zuhause los. Der E 2037 war einer unserer Stammzüge, eröffnete er doch sowohl Ziele in Sachsen-Anhalt (mit Umstieg in Bad Kleinen) als auch in Mecklenburg-Vorpommern. Letzteres war heute unser erstes Ziel.

E 2037: Hamburg Hbf 06.12 - Rostock Hbf 09.15

Wir schätzten diesen Zug auch wegen der eingesetzten DB Schnellzugwagen. Und man hatte eigentlich immer ein eigenes Abteil sicher, denn der Zug fuhr ja schön gegen den Strom. Morgens war starker Verkehr westwärts und nachmittags wieder zurück. In Rostock angekommen wurden wir informiert, dass unser Anschlusszug das erste Stück als SEV mit KOM (Schienenersatzverkehr mit Kraftomnibus) fahren würde.

SEV Bus: Rostock KOM-Bf 10.06 - Rövershagen ca 10.28

In Rövershagen stand unser Schnellzug zur Weiterfahrt bereit. Da der eigentliche Laufweg des D 630 Magdeburg - Stralsund war, musste das wohl ein Ersatzpark gewesen sein. D-Züge mit Bg-Wagen dürfte es 1990 auch regulär nicht mehr gegeben haben... Irgendwie müssen wir wohl gewusst haben, dass unser D-Zug mit +15 abfahren würde; jedenfalls nahmen wir uns noch ausgiebig Zeit, die im Bahnhof stehenden Züge von beiden Seiten zu fotografieren.


Ein 4000 PS Powerpack der Baureihe 142 steht mit einer Zuggarnitur u.a. aus Bg-Wagen abgestellt im Bahnhof Rövershagen. Zu den Bg-Wagen später mehr.


Das muss dann unser Zugpark gewesen sein. Ein eher ungewöhnlicher Schnellzug.

D 630: Rövershagen 10.25+15 - Stralsund 11.24+15

Unser Anschlusszug in Stralsund hatte freundlicherweise gewartet. Allerdings nicht nur auf uns, sondern dann auch noch auf die Kreuzung mit einem Gegenzug, so dass wir schon wieder unsere Viertelstunde Verspätung beisammen hatten...

P 9110: Stralsund 11.37+15 - Bergen (Rügen) 12.17+22

Weit kam der P 9110, der aus einer 132 mit vielen Bghw bestand, nicht, da stand er wieder, und zwar vor dem Einfahrsignal von Stralsund Rügendamm. Erst tat sich eine ganze Zeit nichts, dann zog neben uns auf der Umfahrung des Hbf der D 910 Dresden - Binz an uns vorüber. Erst als er eingefahren war, durften auch wir an den Bahnsteig. Da wir nun natürlich damit rechnen mussten, dass der D-Zug als erstes weiterfahren würde und wir unseren Anschluss nach Putbus nur mit jenem bekämen, rafften wir schnell unsere Sachen zusammen, um in Rügendamm sogleich rüber zu hüpfen. Da hatten wir nun aber die Rechnung ohne den Aufsichtsbeamten gemacht, der exakt mit Stillstand unseres Zuges drüben an der anderen Bahnsteigkante für den Schnellzug die Kelle hob. Hätte er sich eine Minute Zeit gelassen, hätte man eine ganze Reihe an Folgeverspätungen vermeiden können.

Denn unser Zugführer war sehr engagiert. Wir schilderten unser Dilemma, dass wir in Bergen gern den Anschluss nach Putbus erreicht hätten. Daraufhin ließ er an einem der nächsten Unterwegsbahnhöfe die Anschlusswünsche an den Bahnhof Bergen vormelden. Nicht nur wir waren betroffen. Andere Fahrgäste hätten gern den eben gesehenen D 910 nach Binz erreicht, denn unser Zug fuhr nach Saßnitz weiter. Und so standen tatsächlich mit Ankunft in Bergen sowohl unser Anschluss als auch der D 910 friedlich im Bahnhof, als wir mit +22 einfuhren...

P 19153: Bergen (Rügen) 12.37+15 - Putbus 12.53+20

Der Zug bestand aus einer 110 (spätere 201), einigen Bghw und einem dreiachsigen Packwagen Dag. Weshalb wir in Putbus nochmal sieben Minuten vor der Einfahrt warten mussten, ist mir nicht bekannt. Vielleicht, damit auch der nächste Zug dieser Tour mit +15 starten durfte:


Der Anschlusszug vom "Rasenden Roland" steht bereit. Damals endeten die Schmalspurgleise in Putbus; heute kann man auf beiden Spurweiten bis Lauterbach weiterfahren.

P 14109: Putbus 13.00+15 - Göhren (Rügen) 14.04

Wir hatten heute nicht viel anderes vor als diese Schmalspurbahn. Das Wetter war erst noch regnerisch, so dass wir gleich mit dem nächsten Zug zurück gefahren sind. Vom Zug aus hatten uns die Abschnitte bei Granitz und bei Seelvitz am besten gefallen.


Unsere Zuglok muss in Göhren Wasser...


...und Kohle fassen.


Danach darf sie den P 14122 bespannen.

P 14122: Göhren 14.30 - Seelvitz 15.20

Der Zugführer war etwas eigenartig. Er ließ überall zu früh abfahren und kam auch nicht zum Kassieren durch. Irgendwann bin ich dann hin zu ihm, weil wir in Göhren keine Fahrkarten bekommen hatten. Statt nun in seine Entfernungstabelle zu schauen, grübelte er eine Weile sichtlich vor sich hin und nahm mir dann 50 Pfg pro Person ab. Dabei hätte die Fahrt sicherlich das Dreifache gekostet...


P 14122 ist in Seelvitz angekommen.


Und fährt weiter. Beide Male kommt überraschend kurz die Sonne hervor und sorgt für Theaterbeleuchtung.

Es sollte im Tagesverlauf noch weiter aufklaren. Aber so richtig durchgreifend war das noch nicht der Fall, so dass wir nochmal in Richtung Göhren gefahren sind.

P 14123: Seelvitz 15.44 - Philippshagen 16.26

Mittlerweile war es tatsächlich immer mehr aufgeklart, aber da konnten wir in Philippshagen genau gar nichts mit anfangen. Der Hp liegt ziemlich im Wald...


P 14123 ist in Philippshagen angekommen. Wir verließen hier den Zug.


An ähnlich aussehenden Etablissements sind davor Pferde angebunden; in der DDR steht dort jedoch ein aufgemotzter Trabbi.

P 14124: Philippshagen 17.02 - Binz Ost 17.34


Bei einem kurzen Aufenthalt in Sellin gelingt uns sogar ein vollwertiges Sonnenbild!


In Binz Ost gibt es nur noch einen letzten Lichtschimmer auf dem Empfangsgebäude.

Vom Bahnhof Binz Ost liefen wir nun erstmal ans Wasser. Der Ort mit seinen mondänen alten Häusern machte einen richtig guten Eindruck auf uns. Auch 1990 wirkte hier alles recht gepflegt. Nach dem Abstecher an den Ostseestrand hatten wir allerdings etwas Schwierigkeiten, den Normalspurbahnhof zu finden. Er liegt zwischen zwei Straßenzügen. Der Zugang erfolgt von der nördlichen Straße, wir waren aber nach einigem Herumirren an der südlichen Straße gelandet. Über einen matschigen Pfad gelangten wir dann aber doch noch ans Ziel.

P 19189: Binz 18.13 - Lietzow 18.30

Der Zug war mit einer 211, also die spätere 109, bespannt und führte sowohl Bg als auch Bghw Wagen. Die Bg Wagen sahen äußerlich fast wie Bghw Wagen aus. Nennenswertester äußerlicher Unterschied waren die Knalltüren statt der Drehfalttüren. Innerlich hatten sie aber einen ganz entscheidenden Unterschied: Es handelte sich um Abteilwagen! Allerdings in primitivster Form, also ziemlich eng und mit langen Sitzbänken, auf denen wohl vier Leute nebeneinander sitzen sollten. Interessantestes Detail waren die kleinen Kurbeln unterm Frühstücksbrett, mit denen man die Fenster öffnen oder schließen konnte (häufig aber auch "nicht konnte").

P 3160: Lietzow 18.44 - Saßnitz 19.01

Der Zug bestand aus einer ähnlichen Garnitur, gezogen allerdings von einer 243. Wir genossen es, im dunklen Abteil nach Saßnitz fahren zu können, denn so langsam neigte sich der Tag dem Ende zu. Zeit, sich mal die Fahrkarten des Tages anzuschauen:


Besonders schön fand ich in Herrnburg immer den Eilzug-Zuschlag. Herrnburg hatte nur einen Fahrkartenschrank und keinen Drucker für Pappfahrkarten. Die "fertigen" Pappfahrkarten sahen immer wesentlich besser aus als die aus dem Drucker. Der Pappdeckel aus Lietzow sieht aus wie ein frisch gedruckter - allerdings in erstaunlich guter Qualität. Und ob der Fahrschein unten rechts wirklich die von uns gefahrene Route über Berlin - Leipzig abdeckte? Vermutlich eher nicht...


Auf Rügen verfügte man in den Zügen über die schönen Abreiß-Fahrkarten, auf denen alle Stationen aufgeführt waren. Mit der Lochzange sollten dort Start- und Zielbahnhof markiert werden. Das wurde allerdings nur ordentlich praktiziert, wenn ein Umstieg erforderlich war. Der Zf des Zuges von Bergen nach Putbus hat es sich einfach gemacht. Auf unseren Wunsch eines Fahrscheins von Bergen nach Göhren hat er einfach die Reißfahrkarte für die Normalspur genommen und handschriftlich "Göhren" ergänzt. Keine Ahnung, ob das offiziell sein durfte. Hätte er den mittleren Vordruck gehabt, hätte er sogar die komplette Strecke mit der Lochzange markieren können. Hab erst gar nicht gesehen, dass es sich wirklich um drei verschiedene Vordrucke handelt. Eine Fahrkarte hatte ich gar nicht mit fotografiert, weil ich dachte, das wäre eh alles der gleiche Vordruck...

In Saßnitz hatten wir ordentlich Zeit. Uns interessierte natürlich der Hafen. Auch wenn es mittlerweile dunkel war, liefen wir mal eine Straße in Richtung Hafen hinab und kamen bald an einem schönen Aussichtspunkt raus, von dem man den Hafenbahnhof mit seinen Lichtern perfekt überblicken konnte. Da unten herrschte ein emsiges Treiben.


Blick vom Ende der Bahnhofstraße auf den Saßnitzer Hafenbahnhof. Gut für unsere Stativaufnahmen war, dass die V60 dort eine Weile stand - wenn auch leider im Teilschatten. Die Strecke vom Hafenbahnhof hoch zum Stadtbahnhof galt übrigens als Steilstrecke!

Als wir zurück am Bahnhof waren, mussten wir erstmal Dolmetscher spielen. Eine südländische Familie war am Hafenbahnhof an der Ausreise nach Schweden gehindert und zurück nach Berlin geschickt worden, um sich die entsprechenden Papiere zu besorgen. Ein junges Pärchen aus Saßnitz wollte denen eine Übernachtungsmöglichkeit anbieten und ihnen sogar Geld in die Hand drücken. So richtig vertrauenserweckend wirkten die beiden aber nicht. Die Ausländer wollten dann auch lieber direkt nach Berlin zurück fahren.

Die restliche Wartezeit überbrückten wir in der örtlichen Mitropa. Das war wirklich eine tolle Sache, dass man an vielen Bahnhöfen diese preiswerte Verpflegungsmöglichkeit hatte. Und dann ging es auch schon bald von der örtlichen Mitropa, dem Bahnhofsrestaurant, in die rollende Mitropa, den Schlafwagen. Dass man früher in Saßnitz in den Schlafwagen steigen konnte, kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen...

D 711: Saßnitz 21.54 - Leipzig 05.50

Der knallrote Mitropa Schlafwagen war gut in Schuss. Für nur 13 M Aufpreis pro Person gab es, wie im Schlafwagen generell üblich, bezogene Betten, Handtücher, ein Waschbecken (mit Wasser und Mitropa-Seifenstückchen!), Garderobe... Auch wenn wir nur zwei einzelne Betten im Dreierabteil gebucht hatten, blieben wir doch zu zweit.

Montag, 05.03.1990

Es ging direkt weiter...

D 871: Leipzig 06.14 - Dresden-Neustadt 07.53

Es ist nicht notiert oder erinnerlich, dass sich jemand an unserem Fahrschein Saßnitz - Berlin - Dresden gestoßen hätte. Der Zug war sehr voll. Aber eine Mütze voll Schlaf konnten wir sicherlich noch nehmen, denn niemand musste stehen. Immerhin war heute Morgen mal alles pünktlich. Das heutige Programm sollte sich mit einer weiteren Dampfbahn befassen...


Werbung gab es in der DDR auffällig wenig. Das mag ein Grund mit gewesen sein, warum es dort alles nicht so "bunt" war. In der Bahnhofshalle von Dresden-Neustadt fanden wir allerdings diese Werbung, die uns einen Aufbau unserer Stative wert war. Seitdem ist der Ortsname Seifhennersdorf für mich fest mit dem "formschönen eleganten Herrenschuh" verbunden... Zu Füßen der Werbung in der Halle wird für irgendwas Schlange gestanden...

E 981: Dresden-Neustadt 08.15 - Zittau 10.19

Die Oberlausitz begrüßte uns mal wieder mit der uns schon bestens bekannten Trübnis und Kälte. Auch hier hing der Kohlegeruch mal wieder intensivst über der Stadt. An sich genieße ich es auch heute noch, wenn ich mal an einem Haus vorbei komme, aus dem es heimelig nach Kohleofen riecht. Aber wenn eine ganze Stadt so heizt, so wird aus dem heimeligen Duft meiner Kindheit ziemlich schnell ein konzentrierter Gestank. Am Bahnhof Zittau mag auch unser nächstes Transportmittel zu dem Geruch beigetragen haben:


Zur Fahrt ins Zittauer Gebirge steht ein Dampfzug bereit. Wie alle Schmalspurbahnen läuft auch diese unter der Regie der DR. P 14074 wird nach Oybin fahren; auf den anderen Streckenzweig nach Jonsdorf muss in Bertsdorf umgestiegen werden.

P 14074: Zittau 10.37 - Bertsdorf 11.15

P 14482: Bertsdorf 11.17 - Kurort Jonsdorf 11.31


P 14482 ist in Jonsdorf angekommen.

Besonders viel los war nicht in den Zügen. Außer einer Jugendgruppe, die ebenfalls Jonsdorf zum Ziel hatte, waren kaum Leute unterwegs. Es war kalt, es war ungemütlich, und wir entschieden uns, mit dem Zug sofort wieder zurück zu fahren.

P 14179: Kurort Jonsdorf 11.45 - Zittau-Vorstadt 12.18

Und mit dem nächsten Zug gleich wieder hoch ins Zittauer Gebirge:


P 14180 erreicht durch eine enge Kurve den Bahnhof Zittau-Vorstadt.

P 14180: Zittau-Vorstadt 12.36 - Bertsdorf 12.54

Nun wollten wir es trotz der Trübnis mal mit paar Streckenaufnahmen wissen. Die Infrastruktur dieser Strecke hatte uns schon gefallen. Alle Bahnhöfe waren mit Form-Einfahrsignalen ausgestattet. Bertsdorf hatte (und hat wohl immer noch) sogar ein recht großes Stellwerk. Auch unten in Zittau hätte man viel interessante Infrastruktur aufnehmen können; ich erinnere mich an einen riesigen Bahnübergang, wo die Schmalspurbahn quer über eine große Straßenkreuzung fuhr. Ich bin mir nicht sicher, ob der BÜ mit WSSB-Anlage oder sogar noch mit einem Schrankenposten gesichert wurde.

Ok, zurück nach Bertsdorf. In Bertsdorf verzweigt sich die Strecke bekanntlich nach Jonsdorf und Oybin. "Kurort Jonsdorf" und "Kurort Oybin" heißen die Endbahnhöfe damals wie heute offiziell. Wir liefen ein Stück an den Jonsdorfer Streckenast hinaus. Eigenartigerweise haben wir dann ein und denselben Zug an zwei Stellen fotografiert. Hmm, einen fahrbaren Untersatz hatten wir damals nicht dabei. Die Straße schnitt zwar durchaus einen Bogen der Bahn ab, aber wenn wir das zu Fuß gemacht haben, müssen wir trotzdem ganz gut gewetzt sein...


Parallelausfahrt in Bertsdorf: Vorn verlässt P 14180 den Bahnhof nach Jonsdorf, hinten ist P 14472 nach Oybin zu sehen (der aber ehrlich gesagt noch stand...).


Eine Stunde später verlässt P 14484 Bertsdorf und passiert das höher am Hang platzierte Einfahrsignal. Das Signal hat kein Mastschild; statt dessen ist der Gittermast rot-weiß-rot angemalt.


Nach Ausfahrung einer kleinen Schleife erwischen wir P 14484 erneut im Wald in Richtung Jonsdorf.


Aus Zittau rollt P 14184 in den Bahnhof Bertsdorf.


Am selben "Bahnsteig" gegenüber wartet der Anschlusszug P 14474 nach Oybin, den wir nun nehmen wollen.

P 14474: Bertsdorf 14.51 - Kurort Oybin 15.03

Allmählich zeigten sich erste Aufrisse am Himmel. Aber so lang war der Tag ja nun nicht mehr, als dass wir uns noch groß Chance auf Sonnenbilder ausrechnen konnten.


Ankunft in Oybin. Blöd, wenn nur im Hintergrund die Sonne scheint...

P 14085: Kurort Oybin 15.20 - Zittau Süd 15.58

Nachdem nun doch immer mehr Sonnenstrahlen durchkamen, wollte ich es mit einer Streckenaufnahme von einem Dampfzug unterhalb des Neißeviaduktes probieren, während Lorenz in Olbersdorf einen Zug überschlug. Zunächst gab es zwei Streiflichtbilder vom soeben genutzten Zug, der wohl in Zittau Süd zwei/drei Minuten stand. Ich konnte sogar noch bis zum Einfahrsignal vorlaufen. Danach gab es das erhoffte Bild mit dem Neißeviadukt im Hintergrund. Die Sonne schien leider nur schwach.


P 14085 hält in Zittau Süd...


...und passiert bei der Weiterfahrt das Einfahrsignal.


Aus Richtung Zittau Bahnhof kommt P 14088 unter dem Neißeviadukt hervor.

Bis zu dem Zug, für den ich mich mit Lorenz verabredet hatte, war noch reichlich Zeit. Stück weiter hatte ich am Rande einer Großwohnsiedlung einen Konsum entdeckt, den ich nun direkt mal ansteuerte, um bischen Verpflegung zu kaufen. Mein erster Besuch in einem DDR Supermarkt! Vor dem Markt stand ein ca 50jähriger, völlig "normal" aussehender Mann, der Blumen verkaufte. Diese Blumen hatte er offenbar selbst auf irgendeiner Wiese gepflückt. Das wirkte sehr "menschlich", erregte aber ehrlich gesagt bei mir eher Mitleid. Vom Einkauf selbst habe ich leider nichts weiter aufgeschrieben, und die Erinnerungen sind doch schon sehr verblasst. Hölzerne Getränkekisten habe ich in Erinnerung, darin Limonaden in zum Teil recht giftiger Farbe. Der Gesamteindruck entsprach, auch vom qualitativen Aussehen der Ware, vielleicht dem Aldi Markt meiner Kindheit (kein Vergleich mit dem heutigen Aldi). Westprodukte wurden noch gar nicht angeboten. Ich weiß noch genau, in welchem ostdeutschen Lebensmittelgeschäft ich zum ersten Mal Coca Cola gesehen habe. Hier war es nicht :-)

P 14087: Zittau Süd 17.17 - Zittau 17.22

Genau den Weg, den wir her gekommen waren, wollten wir jetzt nicht zurück nehmen. Wie immer kam es uns ja auch darauf an, möglichst viele Strecken abzufahren. So sollte es also über Görlitz zurück gehen. Doch oh weh, es war mal wieder SEV mit KOM angesagt!

SEV-Bus: Zittau 17.49 - Hirschfelde 18.04

P 16812: Hirschfelde 18.03+5 - Görlitz 18.46+10

Dass wir somit noch den landschaftlich schönsten Teil mitbekamen, war zwar nett, doch viel hatten wir davon nicht. Es war schließlich schon dunkel draußen und in den Bghw Wagen, derer der Zug drei Stück hinter einer 112 führte, ließ sich bekanntlich das Licht nicht ausschalten. Bestenfalls bekamen wir mal die Neißebrücken mit und konnten vermuten "Jetzt sind wir in Polen", "jetzt wieder nicht", "Jetzt wieder" und nach einem längeren Stück wieder "nicht mehr". Das polnische Stück war natürlich besonders spannend, zumal hier auch paar besetzte Betriebsstellen waren. Wer hätte gedacht, dass mein erster Besuch auf polnischem Boden lediglich das nichtmal eine Minute dauernde Abkürzen einer völlig finsteren Flussschleife sein würde? In Hagenwerder mussten wir zehn Minuten länger als geplant auf den Gegenzug warten. Und es ist wieder Zeit für den Blick auf die Fahrkarten des zurückliegenden Tages:


Es gab vielerorts Computerfahrscheine. Sie kamen von einer Rolle und wurden oft völlig schief abgeschnitten. Der orange Zettel ist ein Automatenfahrschein. Die hatte ich gar nicht mehr in Erinnerung... Sie nannten sich MFA (Mikrorechnergesteuerter Fahrkartenautomat). Die Dinger machten uns immer ziemlichen Spaß, da sie feinste Robotron-Technik verbaut hatten und man im Dialog verschiedene Dinge abgefragt bekam, die man mit Ziffern beantwortete. Da man den Zielbahnhof meist über die vierstellige Postleitzahl eingeben konnte, verkauften die Apperate wirklich Fahrscheine für republikweite Ziele. Ich glaube, 1990 hatten die Automaten im Westen noch mechanische Tasten, die das vorhandene Fahrkartensortiment doch sehr einschränkten... Der Pappdeckeldrucker in Jonsdorf war ziemlich "hin" (unten links), die anderen gingen noch. Bin etwas erstaunt, dass die Schmalspurbahnhöfe alle mit den großen Druckmaschinen ausgerüstet waren... Und auch in der Zittauer Schmalspurbahn gab es die schönen Abreiß-Fahrkarten mit allen Stationsnamen, hier sogar (fast) ordentlich mit Start und Ziel gelocht.


Hier kommen noch die abendlichen Fahrscheine. Die 622km Fahrkarte von Görlitz über Leipzig nach Rostock dürfte eine der längsten Fahrkartendistanzen des Landes gewesen sein. Die Schlafwagen-Reservierung gab es auf einem Vordruck, auf dem wir später auch normale Fahrkarten erhielten und der einen etwas professionelleren Eindruck machte. Die Redewendung "Wir haben für Sie reserviert" klingt nicht nach DDR-Amtsdeutsch... (Falls jemand die Schlafwagenreservierung der Vornacht von Saßnitz nach Leipzig vermisst - die habe ich vermutlich im Losverfahren an Lorenz verloren *g*).

Die Zeit in Görlitz konnten wir für ein kleines Abendessen nutzten, bevor wir in den internationalen Schnellzug Warschau - Frankfurt am Main stiegen. Dieser war allerdings noch nicht unsere Nachtbasis oder zumindest nicht meine.

D 450: Görlitz 20.13 - Leipzig 23.56

Der Zug kam aus Polen schon ziemlich voll an. Ich kann gar nicht sagen, ob wir ein eigenes Abteil hatten. Aber mit diesem Ansturm an Polen hatten wir nicht gerechnet. In Leipzig trennten sich vermutlich unsere Wege. Leider sind die Aufschreibungen über den heutigen Tag äußerst knapp gehalten gewesen. Dass ich Schwierigkeiten hatte, in meinem Anschlusszug in den Schlafwagen zu kommen, ist im Tagebuch jedenfalls in der Ich-Form geschrieben, und bei den Erlebnissen des morgigen Tages war ich definitiv allein unterwegs.

Dienstag, 06.03.1990

D 738: Leipzig 00.14 - Rostock 06.30

Zum Glück hatte ich den Schlafwagen vorab reserviert. Während der Bahnsteig plötzlich von den ganzen Polen aus unserem Zug wimmelte, fand ich den Schlafwagen verschlossen vor. Auch ein Einstieg in den benachbarten Wagen half nicht, denn die Durchgangstür vom übrigen Zug war auch verschlossen. Erst durch massives Klopfen an der Scheibe - nunmehr wieder vom Bahnsteig aus - rührte sich etwas und der Mitropa Mitarbeiter öffnete ein Fenster. Nachdem ich ihm mitteilte, dass ich eine Reservierung hätte, schloss er die Tür auf und entschuldigte sich, so wörtlich, dass er die Türen verriegelt habe, damit die "Scheiß Polacken" nicht reinkommen. Hmmm, musste ich da etwa Ressentiments gegenüber einem sozialistischen Bruderstaat heraushören? Oder zählte das ein halbes Jahr vor Ende der DDR alles nicht mehr? Ich hab nur den O-Ton wiedergegeben...

Der Schlafwagen war aber wieder klasse. Ich hatte das ganze Abteil für mich und habe wie ein Stein durchgeschlafen.

P 3152: Rostock 06.45 - Stralsund 08.21+30

Musste ich ein Dejavu haben? Diese Strecke sind wir auf dieser Tour schon mal gefahren. Immerhin gab es die Strecke jetzt komplett im Zug und ohne SEV. Leider habe ich mir nicht die komplette Reihung dieses Zuges aufgeschrieben. Jedenfalls saß ich in einem Liegewagen in "halbherziger Tagesstellung". Will heißen, dass die Liegen im ganzen Wagen zum Teil aus-, zum Teil aber auch hochgeklappt waren. Ich fand noch ein freies Abteil und klappte die mittleren Liegen hoch, ließ aber die oberen in Schlafstellung. Sollte ich mit dem Gedanken gespielt haben, dort oben noch eine Mütze voll Schlaf zu bekommen? Das ließ ich dann aber doch lieber, denn der Zug füllte sich ein wenig. Zumindest hatte ich nie das Abteil ganz für mich allein. Und so kam es auch zum nächsten Erlebnis aus dem Kuriositätenkabinett.

Irgendwann nach Abfahrt in Rostock waren zwei Kinder reingekommen, ca 12-14 Jahre alt. Bald turnten sie oben irgendwo auf den ausgeklappten Liegen herum. Ihrer Unterhaltung nach waren sie von zuhause abgehauen und trieben sich nachts in Discos und auf Alkohol-Parties herum. Sie sprachen von "Rauchen" und "Bumsen", als wenn es nichts anderes gäbe. Dabei hantierten sie mit einer größeren Menge Geldscheinen herum. Über ihre Eltern sprachen sie ausschließlich in Vulgärform. Die Mutter (die aber nicht als Mutter betituliert wurde...) des einen Kindes würde sich seinen Angaben zufolge jetzt wohl die Augen ausheulen (wofür man aber offenbar keinerlei mitleidige Regung empfand), und die Mutter des anderen Kindes würde sein Fehlen gar nicht bemerken und der Vater sei eh weg... Die Krönung war dann aber ein vierter Abteilinsasse, der nach dem Verschwinden der beiden Kinder zu mir meinte: "So ein Gesindel! Die sollte man sofort einsperren. Als ich früher mal abgehauen bin, hat man auch nicht lang gefackelt!" Hallo, wo war ich denn da gelandet? Ich glaube, nach dieser Fahrt habe ich sehr genau kontrolliert, ob ich noch alle Siebensachen bei mir hatte...

Da wir in Ribnitz-Damgarten West und Buchenhorst lange auf Gegenzüge warten mussten, hatten wir in Stralsund +30. Keine Ahnung, ob ich dadurch meine Planung umschmeißen musste; ich wüsste aber auch nicht, was ich anderes hätte geplant haben können.

D 815: Stralsund 09.22 - Neubrandenburg 10.40

Der Zug war wenigstens schön leer und ich konnte langsam wieder "runterkommen". Ich notierte mir sogar paar Motive. Die Strecke war damals noch nicht elektrifiziert. Wenige Jahre später war dies eine der ersten Strecken in den neuen Ländern, in denen sehr radikal Ausweichbahnhöfe zurückgebaut wurden.

P 7287: Neubrandenburg 10.53 - Strasburg 11.30

Das eigentliche Programm begann also hier in Strasburg, und zwar um 11.40. Beim Tippen dieses Berichtes kam mir der Gedanke, dass das ja eigentlich eine ziemliche Verschwendung war, die frühe Nachtzugankunft nicht besser zu nutzen als für einen Programmstart, den man auch von Hamburg hätte erreichen können. Hätte man? Der Blick ins Kursbuch bringt die Ernüchterung. Trotz eines direkten Eilzug-Anschlusses von Bützow hätte rund eine halbe Stunde gefehlt. Mit dem Früh-Eilzug, den wir Sonntag als Start genutzt hatten, wären wir in Bützow für den E 421, der in Neubrandenburg zum P 7287 wurde, 30 Minuten zu spät angekommen!


Leider habe ich in Strasburg offenbar nicht auf die Abfahrt des P 7287 gewartet, der hinter der Lok anscheinend irgendeinen Güterwagen führte. Rechts von der 118 ist schon mein Betätigungsprogramm für den Rest des Tages zu sehen...

In der Altmark hatte ich ja schon Kleinbahn Romantik kennenlernen dürfen. Die Prenzlauer Kreisbahn, auf die ich es heute abgesehen hatte, sollte den Kleinbahnen in der Altmark allerdings in nichts nachstehen. Leider zeigte sich der heutige Tag wieder von der extrem finsteren Seite. Meist regnete es sogar ziemlich stark. Auch später sollte ich mit der Prenzlauer Kreisbahn kein Glück mehr haben. Kurz vor der Stilllegung waren wir im Rahmen unserer allerersten Leihwagen-Aktion da, aber wettertechnisch sollte das ein ähnliches Desaster werden wie heute.

Pt 17333: Strasburg 11.40 - Prenzlau 12.33

Was für eine Sorte Fahrgast man sich da heute eingefangen hatte, wurde dem Zugpersonal spätestens bei der Frage bewusst, ob man mal an einem Zwischenhalt den Zug fotografieren könne. Fortan wurde mir der "Ehrenplatz" direkt neben dem Lokführer zugewiesen. Tf und Zf waren super nett, und es gab viel zu quatschen. Da der Tf meist das doppelte bis vierfache des Erlaubten fuhr, war an einigen Stationen genug Zeit zum fotografieren, zumal der Zf auch noch über Fernsprecher Zuglaufmeldungen geben musste. War das Gleisbett in seiner Sandbettung hier schon abenteuerlich, so kündigte der Tf für die Strecke nach Gramzow noch mehr "Unebenheiten" an. Ich würde mit den beiden ab Prenzlau weiter nach Gramzow fahren; der Beifahrerplatz war somit schon fest für mich gebucht.


In Güterberg durfte ich das erste Mal fotografieren. Die beiden "Mädels" mussten nun noch ein Stück durch den Regen laufen, denn bis zum Ort war es noch weit...


Der Zugführer macht am Fernsprecher Zuglaufmeldung.


In Dedelow liegt der Hp etwas zentraler...


In Prenzlau ist für die Kleinbahn ein kleiner Kopf-Bahnhofsteil zuständig.

In Prenzlau war Zeit für eine Stärkung. Bei der Mitropa gab es für 2,70 M ein Schnitzel mit Sättigungsbeilagen. Dann konnte die nächste Runde beginnen.

Pt 17145: Prenzlau 13.29 - Gramzow 14.17

Zwischen Damme und Gramzow durfte ich sogar eine Streckenaufnahme machen. Schade war nur, dass es in Strömen regnete... Der Fahrplan war schon komisch. Es handelte sich jetzt um 14.20 um den ersten Zug des Tages in Gramzow.


Irgendwo in der Walachei zwischen Damme und Gramzow darf ich ein Regenbild auf freier Strecke machen.


Wir sind in Gramzow angekommen. Planmäßig war hier nur drei Minuten Wendezeit.


Aber das Zugpersonal wusste schon sehr genau, wann man wirklich die Rückfahrt starten musste.

Pt 17146: Gramzow 14.20 - Damme 14.37

Der Zug endete in Damme. Die Fahrgäste konnten hier in einen Zug der Relation Löcknitz - Prenzlau umsteigen. Unser Schienenbus musste hier nun genau wie ich eine ganze Stunde totschlagen. Was macht man eine Stunde im strömenden Regen in Damme? Hier war ja rein gar nichts!


Kleinbahnknoten Damme: Pt 17146 von Gramzow (rechts) hat Anschluss an Pt 16112 Löcknitz - Prenzlau. Bei dem Wetter durften die zwei echten Umsteigewilligen natürlich die Viertelstunde bis zum Eintreffen des Anschlusszuges in der anbringenden Ferkeltaxe warten.


Die ganze Szene nochmal von der anderen Seite.

Der Tf hatte allerdings Programm für mich. Er nahm den ganzen Schienenbus auseinander, um ihn mir in allen Einzelheiten zu erklären. Es wurden Sitzbänke hochgeklappt und darunter liegende Bodenklappen geöffnet, damit ich sehen konnte, was darunter war. Herrlich! Als sich der Triebwagen von Prenzlau nach Löcknitz näherte, verabschiedeten wir uns voneinander. Adressen waren ausgetauscht; ich hatte von den beiden auch Personenbilder gemacht, von denen ich ihnen dann auch Abzüge geschickt hatte. Sie sollten nun, zwei Stunden nach dem ersten Zug des Tages den letzten Zug des Tages nach Gramzow fahren und dann zurück nach Prenzlau. Die "Genialität" hinter diesem Fahrplan ist leider nicht bis zu mir durchgedrungen...

Pt 16113: Damme 15.51 - Löcknitz 16.54

Lange dauerte es nicht, bis ich auch in diesem Triebwagen wieder den "Ehrenplatz" neben dem Lokführer inne hatte. Die Zugführerin sprach mich an, ob sie ein Foto von dem Zug haben dürfte. Natürlich durfte sie, und natürlich gab es auch Fotos von den beiden vor ihrem Triebwagen. Und ich hatte nun vier Adressen in der Tasche... Angesichts des trüben Wetters und der nachlassenden Tageshelligkeit musste sich meine Motivation für Jump Outs wohl etwas in Grenzen gehalten haben. Lediglich in Brüssow, wo wir paar Minuten Aufenthalt hatten, gab es die obligatorischen Belegbilder.


Nebenbahnromantik pur in Brüssow.


Hier gab es sogar einen "Markt im Bahnhof"...

Mit dem frühzeitigen Bereisen dieser Strecke hatte ich alles richtig gemacht. Der Abschnitt von Damme nach Löcknitz wurde nur wenig später aus technischen Gründen stillgelegt und eine Zeit lang noch mit nicht benötigten Güterwagen vollgestellt.

P 7241: Löcknitz 16.57 - Grambow 17.06

So hatte ich diesen Zipfel auch noch abfahren können. Bitte Grambow nicht mit Gramzow verwechseln! Heute fahren alle von Pasewalk kommenden Züge über Grambow hinaus bis Stettin weiter. 1990 gab es aber nur grenzüberschreitenden Güterverkehr. Die Personenzüge endeten alle vor der polnischen Grenze in Grambow.

P 7244: Grambow 17.30 - Pasewalk 18.00

D 917: Pasewalk 18.15 - Berlin Flughafen Schönefeld 20.35+55

Ich hoffe ja mal, dass ich in diesem Zug in einem eigenen Abteil mit abgeschaltetem Licht in den Abend fahren konnte. Mein Tagebuch hält sich dazu leider bedeckt, aber erfahrungsgemäß waren die Fernzüge zum Abend hin eher leer. Vor Bernau mussten wir lange warten, so dass wir auf die hohe Ankunftsverspätung in Berlin kamen. Bis zum Flughafen war ich vermutlich weiter gefahren, weil ich ordentlich Zeit totzuschlagen hatte. Insofern kam mir die Verspätung gerade recht.


Fehlt noch der Blick auf die Fahrkarten... Morgens war ich erstmal "modern" unterwegs, selbst die Prenzlauer Kreisbahn gab es mit Robotron-Zettel.


In Gramzow gab es mal wieder eine schöne Pappfahrkarte aus dem Fahrkartenschrank. In Grambow war hingegen die Druckerfarbe ziemlich am Ende... Laut Kursbuch hätte auch Damme besetzt sein sollen, aber da war mit ziemlicher Sicherheit nichts. Und die Zugführerin im Zug nach Löcknitz wollte mir vermutlich kein Geld abknöpfen, nachdem ich ihr die Fotos versprochen hatte. Jedenfalls habe ich von Damme bis Löcknitz leider fahrkartentechnisch eine Lücke... Die DB-Fahrscheine hab ich jetzt mal nicht abfotografiert. Aber ich hatte sie dann auch noch gefunden; offenbar hatte ich mir für den West-Abschnitt dann auch jeweils im Vorverkauf die Fahrscheine ab Büchen (Gr) gekauft; ich hatte ehrlich gesagt nicht in Erinnerung, dass ich so korrekt war ;-)

Am Flughafen gab es als Abendspeisung an einem Imbiss einen verbrannten Hamburger. Derart gestärkt dödelte ich nun noch etwas mit der S-Bahn durch die Gegend: Erst zum Hauptbahnhof (heutiger Ostbahnhof), dann einmal nach Ahrensfelde und zurück bis Lichtenberg. Irgendwie fühlte ich mich glücklich. Es war ein tolles Gefühl, in Berlin so selbstverständlich S-Bahn fahren zu können. Diese Stadt, die mich übrigens auch heute noch sehr fasziniert, war bis vor drei Monaten unerreichbar gewesen (na gut, Westberlin vielleicht nicht so, aber da bin ich vor der Wende nur ein einziges Mal hingekommen), und jetzt fing man von Tour zu Tour an, sich auf dem verworrenen Netz immer besser auszukennen und "heimischer" zu werden.

Mittwoch, 07.03.1990

D 1138: Berlin-Lichtenberg 00.24 - Büchen 05.21

Der Zug hatte wieder mal bis auf einen Abteilwagen in der Mitte, auf den alle los stürmten, nur Silberlinge. Ich machte es mir in einem solchen so bequem wie möglich und konnte nach all den Erlebnissen sicherlich auch ganz brauchbar schlafen. Von der Grenzkontrolle sind keine Besonderheiten überliefert, ebensowenig, wie ich mir die Wartezeit in Büchen vertrieben habe...

N 5914: Büchen 06.03 - Aumühle 06.22

Die S-Bahn brachte mich nun die letzten Kilometer nach hause. Und vermutlich hatte ich bereits für die nächste Tour den in Ostmark bezahlten Fahrschein ab Büchen (Gr) in der Tasche. Es sollte in den Thüringer Wald gehen. Ob da bessere Fotos entstanden sind, davon soll ein anderes Mal an dieser Stelle erzählt werden.

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