1993: Die Gegend südlich von Leipzig

Autor: Jan-Geert Lukner. Alle Rechte am Text und an den Bildern liegen beim Autor.

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Geschrieben 2021 nach Tagebuchaufzeichnungen von 1993.

Das Osterwochenende stand vor der Tür. 1993 befand ich mich zur Ausbildung in der Bundesbahnschule in Mainz. Zusammen mit meinem Ausbildungskollegen Lars sollte es auf dem "Heimweg" in den Norden erstmal zwei Tage "Osten" geben. Nach dem letzten Unterricht des Gründonnerstages ging es los.

Donnerstag, 08.04.1993

EC 27: Mainz Hbf 11.38 - Nürnberg Hbf 14.40+5

Der Zug war ziemlich stark besetzt. Wir saßen zu sechst im Bm235. Dennoch konnte ich ganz leidlich schlafen; ich möchte nicht abstreiten, dass der Unterricht des Vormittags zu dieser Müdigkeit beigetragen hatte. Von Nürnberg aus hatten wir überlegt, unserem geplanten Schnellzug bis Hof mit einem Pendolino der Baureihe 610 voraus zu fahren, denn diese Triebwagen brachten schon ein spezielles Fahrgefühl, das ich immer wieder imposant fand, und in dessen Genuss man als Norddeutscher ja nicht so oft kam. Der Pendolino war aufgrund des Osterverkehrs sogar um eine Garnitur auf dreimal zwei Wagen verstärkt worden. Dennoch standen die Leute dicht gedrängt bis an die Außentüren ran. Da hatten wir keine Lust zu. Somit vertrieben wir uns die Zeit bis zur Abfahrt unseres Schnellzuges anderweitig auf dem Nürnberger Hbf. Es gab da diese neuen Fahrplanauskunft-Automaten, mit denen wir etwas rumgespielt haben...

D 2600: Nürnberg Hbf 15.31 - Werdau 20.23

Alle Schnellzüge, die uns auf unserer Route entgegen kamen oder uns überholten (beim Lokwechsel in Reichenbach überholte der "Dresdner" Schnellzug), führten Interregio-Wagen. Nur unser Zug nicht. Er bestand abgesehen von einem Aom vorn und einem Bom hinten komplett aus einer ČSD Wagengarnitur mitsamt tschechoslowakischem Speisewagen. Öhmm, Moment. Seit gut drei Monaten war das natürlich eine ČD-Garnitur mit tschechischem Speisewagen! Die Bespannungen der entgegen kommenden D-Züge waren so bunt, dass ich sie mir direkt notiert hatte: Die beige/weinrote 218 217 kam mit einem IR-Park entgegen, ein anderer fuhr im Sandwich zwischen einer altroten 218 und einer 232, ein dritter hatte vorn 218+232.

Wenn man mich bis zur Aufbereitung dieses Reiseberichtes gefragt hätte, ob ich denn mal in Werdau übernachtet hätte, hätte ich das im tiefsten Brustton der Überzeugung verneint. Ich habe wirklich keinerlei Erinnerung mehr an diese Nacht. Notiert ist auch nur, dass die Jugendherberge ganz leer war und sich rühmte, im ältesten Haus der Stadt (erstmals erwähnt 1560) untergebracht zu sein. Na ja, wenn man sich nicht erinnert, kann die Übernachtung jedenfalls nicht übel gewesen sein...

Karfreitag, 09.04.1993

Hauptaugenmerk lag bei mir nach wie vor auf dem Bereisen stillegungsbedrohter Strecken - zumindest wenn das Wetter nicht zu Streckenfotos lockte. Der heutige Wetterbericht war leider nicht geeignet gewesen, die Weichen zwischen diesen beiden Varianten eindeutig zu stellen. Wir hatten als Schönwetterprogramm eine Fotowanderung im Muldetal auf dem Zettel, aber morgens war es noch derartig trübe, dass mir jegliche Lust darauf vergangen war. Lars wollte die Muldetalbahn wenigstens kennenlernen und steuerte nun ostwärts, während ich mir nun ein kleines Bereisungsprogramm zusammenzustellen versuchte. Der Anfang war einfach, denn um 9.03 sollte in Werdau ein Zug über Seelingstädt und Wünschendorf komplett "quer durch" nach Weida starten. Die Strecke hatte damals nur 4-7 Zugpaare (je nach Streckenabschitt) und war deshalb wohl zu recht von uns als "stillegungsgefährdet" eingestuft worden. Nach verschiedenen Angebotsumstellungen und La-Einrichtungen verkehrte hier zuletzt noch der "Langsamste Regionalexpress Deutschlands" (Presse-Betitulierung), bevor die Piste 1999 dann tatsächlich stillgelegt wurde.

Bevor es aber los ging, hatte ich noch ohne jegliches Mitleid am Schalter in Werdau nach einer Verbindung nach Pößneck gefragt. Offenbar hätte ich gern die Nebenbahn ab Pößneck unterer Bf in die Tour eingebaut - nach einem kleinen Fußweg vom oberen Bahnhof. Nun wusste ich allerdings, dass der Zug ab Werdau in Weida einen Eilzug in Richtung Saalfeld via Pößneck um wenige Minuten verpassen würde. Meine Nachfrage am Schalter war einfach nur mit der Hoffnung verbunden gewesen, ob es vielleicht mal wieder eine der zahllosen Fahrplanänderungen gegeben hätte - und zwar zu meinem Gunsten. Bin heute selbst erstaunt über so viel Optimismus... Aber ich hatte nicht mit dem Ehrgeiz der Kollegin hinterm Schalter gerechnet. Erst fragte sie den Computer, doch der wollte mich immer über Gößnitz schicken. Dann griff sie selbst zum Kursbuch, schickte mich aber von Weida erstmal nach Gera, dann wieder zurück über Weida nach Pößneck. Dann zerriss sie ihren Zettel... Hmmm, nett, aber irgendwie wurde das nichts, und ich sah erstmal zu, dass ich zum Zug kam, auch wenn das weitere Programm ab Weida noch offen blieb...

N 8336: Werdau 09.03 - Weida 10.09

Auf solchen Strecken einfach nur mit dem Zug einmal entlang zu fahren, war eigentlich nicht alleiniger Sinn der Sache. Zumindest an einer Station musste mal ein Belegbild gemacht werden. Offenbar hatte ich mich erst gegen Ende der Fahrt dazu durchringen können, den jungen Zf mal nach einem Jump Out (dieses Wort verwendete ich natürlich nicht...) zu fragen. Den gab es dann am letzten Haltepunkt vor Wünschendorf, in Endschütz. Dabei erklärte mir der Zf noch ganz genau, wo ich stehen müsste. Da dieser Tipp die Erlaubnis beinhaltete, auch kurz übers Gleis zu rennen, nahm ich diesen Tipp gern an. Unser Zug bestand übrigens aus einer 202 und zwei Bghw-Wagen.


Tief im Fuchsbachtal unterhalb der eigentlichen Ortschaft lag der besetzte Haltepunkt Endschütz. Leider stand der Betonpfosten etwas im Weg, und der Tf hatte ungewöhnlich früh angehalten.

Tja, da war ich nun also in Weida. Der Eilzug nach Pößneck war ordnungsgemäß gerade weg, nächste Fahrmöglichkeit erst zwei Stunden später (von einem zwischenzeitlichen Bummelzug nach Triptis mal abgesehen). Auch nach Gera war man gerade abgefahren... Nach Mehltheuer hätte ich fahren können, aber das entsprach wohl nicht so meiner Wunschrichtung... Somit hatte ich knapp anderthalb Stunden Aufenthalt und bin einfach mal die lange Straße runter in die Stadt gewandert. Wenn ich das Luftbild richtig deute, ist der Bahnhof Weida zwischenzeitlich ein wenig näher an die Stadt ran verlagert worden.


Die Garnitur meines Zuges brummelt unter anderer Zugnummer als N 6377 nach Mehltheuer weiter.


Durch Weida schlängelt sich die Weida. Über der Stadt thront die Osterburg. Noch präsentiert sich der Ort ziemlich farblos...

Auffällig war eine alte, rostige und hohe Stahlbrücke über die Straße zur Stadt. Offenbar handelte es sich um eine ehemalige Ausfädelung der Strecke nach Mehltheuer. Die Stadt selbst mit der über ihr thronenden Osterburg hatte tolle alte Gebäude und gefiel mir, auch wenn wirklich alles noch furchtbar grau war.


Der Oschütztal-Viadukt überragt die Häuser von Weida. Er steht als erste Pendelpfeilerbrücke Deutschlands unter Denkmalschutz und rottet bis heute vor sich hin.


Das alte über den Viadukt führende Gleis nach Mehltheuer lag sogar noch. Das Luftbild sieht so aus, als ob das Gleis heute unter dichtem Dickicht verschwunden ist.

Mittlerweile gab es sogar mal kurze Aufrisse am Himmel. So konnte ich am Bahnhof tatsächlich ein erstes Sonnenfoto machen. Ich glaube, ich hatte mir nun auch ein Konzept für den Rest des Tages ausgedacht.


Mit N 8337 steht der nächste Zug nach Werdau bereit. Die Zuglänge sieht so aus, als ob man nicht mit einem großen Fahrgastansturm rechnet.

N 7108: Weida 11.26 - Gera 11.44

Der Zug bestand aus einer 219 und mehreren Bghw-Wagen. In Gera hatte sich das kleine Hüngerchen gemeldet, und es gab einen sagenhaften Döner. Die Brötchenhälften waren schon ganz schön groß, und das Fleisch quoll nur so an der Seite raus. Über die geschmackliche Qualität ist allerdings nichts überliefert...

E 4208: Gera 11.57 - Zeitz 12.24

Ein schön bunter Zug: 219+Bmh+A+Bmh+BDghw. Ja, ich hatte ein Konzept! Und wenn man stillegungsbedrohte Strecken "machen" wollte, war man in Zeitz definitiv an der richtigen Adresse, zweigten hier doch damals drei Nebenbahnen (z.T. mit weiteren Verzweigungen) ab. Das erste, was ich nach dem Ausstieg in Zeitz sah, war der Aushang über SEV zwischen Zeitz und Osterfeld bis 8.4. Sch... Da wollte ich hin! Was für ein dämlicher Tag! Grummelnd und mit Gewitterwolke über mir auf eine Bank gesetzt und geschaut, was man bis 15.30 (der nächste Fixpunkt hier) sonst machen konnte.


Als erstes machen wir mal ein Bild vom Bahnhof. Auch von der Stadtseite macht der Bahnhof keinen schlechten Eindruck. Im Vordergrund trennt die Weiße Elster und ihre Flussaue die hübsche Altstadt vom Bahnhof.

Das war definitiv nicht viel. Einmal Meuselwitz und zurück mit ewig langen Aufenthalten, aber was soll das, wenn man nicht die komplette Strecke bis Altenburg bereisen kann? Zu allem Überfluss wurde nun auch das Wetter immer besser. Doch statt eine schöne Wanderung im Muldetal zu machen, saß ich grummelnd auf einer Bahnsteigbank in Zeitz! Etwas nachdenklich wurde ich erst, als um 12.55 eine Ferkeltaxe aus Osterfeld einfuhr. Ups, wir hatten ja heute den 9.4., und der SEV ging bis zum 8.4. Plötzlich war wieder alles gut, die Gewitterwolke war weg und die Sonne lachte über meiner Bank. So schnell kann es gehen...

N 8092: Zeitz 13.06 - Osterfeld 13.50

Die Strecke war in keinem sehr guten Zustand. Es gab viele und lange La-Stellen mit 30 km/h. In Kretzschau und Droyßig konnte ich Fotos machen. Leider war die Sonne nicht zur Stelle. Überhaupt konnte ich ganz beruhigt sein bezüglich meiner Programmwahl. So richtig vollendet sonnig wurde es gar nicht. Aber die Sonne kam immer mal durch - so auch im Endbahnhof, wo ich zwanzig Minuten Zeit hatte, den Zug aus allen Blickwinkeln aufzunehmen.


N 8092 hält in Kretzschau, der Zf steht am Klingelkasten und macht Zuglaufmeldung.


Halt in Droyßig.


Der Endbahnhof Osterfeld in der Komplettansicht.


Und etwas näher, wobei ich es auf allen Bildern geschafft hab, das Empfangsgebäude abzuschneiden...


Und nochmal von der anderen Seite. Einige Negative haben leider massive Schäden durch Fingerabdrücke erlitten...

N 8093: Osterfeld 14.10 - Zeitz 14.55

Unterwegs konnte ich mir noch einige Motive notieren. Nutzen habe ich das später allerdings auch nicht mehr können. Nur ein Mal war ich nochmal an der Strecke - eigentlich auch eher nur "nebenbei" zwischen Programm an anderen Strecken. Auch auf dieser Strecke fuhr 1999 letztmalig ein Zug.


Unser Triebwagen verlässt Zeitz schon wieder.


Und bald kommt der N 6463 aus Weißenfels eingefahren. Sogar bei Sonne! Zeitz ist ein wunderbarer Bahnhof mit den ganzen Formsignalen. Ja, Präsens ist richtig, der Bahnhof ist auch heute noch ein signaltechnisches Schmuckstück!

N 6464: Zeitz 15.30 - Deuben 15.50

Zwischen Zeitz und der Hauptstrecke Leipzig - Naumburg... gab es ein verzweigtes Streckennetz. Unser N 6464, der aus 232+Bghw+Bghw+Bghw+Dag bestand, fuhr nach Weißenfels. Nur in dieser Relation gibt es heute auch noch Personenverkehr. In Deuben konnte man viermal am Tag nach Großkorbetha umsteigen. Und von Teuchern aus ging es nur dreimal am Tag nach Naumburg (Mo-Fr, an Sa nur zweimal, So gar nicht). Interessanterweise gab es neben den drei genannten Zugpaaren auf der Teilstrecke Naumburg - Stößen einen unpaarigen Zug, der täglich fuhr und somit sonntags den einzigen Zug der Strecke bildete. Die Fahrplaner werden sich etwas dabei gedacht haben...

N 8396: Deuben 15.55 - Pörsten 16.20

Das waren noch nicht alle Verzweigungen in dieser Gegend. Wenn man wie ich nun ab Deuben in Richtung Großkorbetha fuhr, gab es in Pörsten bereits wieder einen Abzweig. Während in Deuben und Teuchern die Anschlüsse abgestimmt waren oder es sogar Durchläufer von/nach Zeitz gab, machte die in Pörsten abzweigende Strecke nach Leipzig-Plagwitz fahrplantechnisch ihr eigenes Ding. Anschlüsse waren höchstens Zufall. Mit meiner Stunde Aufenthalt konnte ich ganz zufrieden sein. Der N 8396 hatte die Zugbildung 202+Bghw+Bghw+Dag. Ich war mit dem Zf ins Gespräch gekommen. Er erzählte mir von diversen Fahrzeugausstellungen, die er schon besucht habe.


Die Fahrdienstleiterin von Pörsten hebt die Kelle für den N 8396, der nun nach Großkorbetha weiter fährt.


Irgendwie wollte ich hier nun plötzlich unbedingt das Empfangsgebäude ganz reinbekommen und habe für den näher kommenden Zug den blöden Busch in kauf genommen...


Auf dem Nachbargleis stand schon der "Anschluss" nach Leipzig-Plagwitz bereit. Die Ausfahrt mit dem Wasserturm hatte ich zum Glück später nochmal sehr schön mit Zug umsetzen können.

N 8485: Pörsten 17.23 - Leipzig-Plagwitz 18.43

Die Züge wurden immer kürzer... Dieser bestand aus einer 202 mit zwei Bghw. Auf dieser Leipziger Vorortstrecke gab es damals sechs Zugpaare an Mo-Fr und vier an Sa,So. Unser Zug hatte aus unerfindlichen Gründen in Lützen, was die zweite Station hinter Pörsten war, eine halbe Stunde Aufenthalt. Die störte aber niemanden. Ich versuchte mich im Dämmerlicht mit Fotos, und außer mir saß niemand im Zug. Diese Strecke durch den Leipziger Speckgürtel wurde 1998 stillgelegt und ist mittlerweile auch weitestgehend demontiert.


Während des halbstündigen Aufenthaltes in Lützen bleibt es trübe.


Doch kaum haben wir die Grenze von Sachsen-Anhalt nach Sachsen passiert (die vermutlich auch nicht ganz unschuldig am Dornröschen-Zustand dieser Strecke war), kommt die Sonne durch! In Schkölen-Räpitz warten Zf und Tf geduldig auf den Fotografen...

In Plagwitz muss ich wohl Lars wiedergetroffen haben - und das ohne Handy. Aber bei mir war wohl der letzte Teil der Fahrt fix gewesen, so dass man sich entsprechend hatte verabreden können. Nun kommt wieder ein Teil, an den ich kaum noch Erinnerung habe. Nach meiner Erinnerung wären wir in Plagwitz einfach in die Straßenbahn gestiegen und zur Jugendherberge Leipzig-Zentrum gefahren.


In Plagwitz beglückte uns die Abendsonne nochmal sehr schön. Wir machten zunächst paar Stadtaufnahmen, hier die Naumburger Straße.


Direkt gegenüber des Bahnhofs gab es diese herrliche Häuserzeile an der Engertstraße.


Die Straßenbahn konnte hier leider nur von hinten aufgenommen werden. Und das gute TelH78 der Deutschen Bundespost hatte wohl auch als Gebrauchtmodell seinen Weg nach Leipzig gefunden...


Dies ist eines der Negative, die ich nie habe abziehen lassen. Ist das Plagwitz? Oder entstand das später in Gaschwitz? Jedenfalls fand ich den Sputnik-Wagen in einem Zug der Leipziger S-Bahn ganz interessant. (Nachtrag: Dank Hifo konnte das Bild auf Gaschwitz verortet werden).

Doch dem Tagebuch zufolge war alles etwas komplizierter. Wir hatten uns nämlich die Jugendherberge Gaschwitz zur Übernachtung ausgesucht und fuhren da mit der S-Bahn hin.

S2: Leipzig-Plagwitz 19.11 - Gaschwitz 19.29

In Gaschwitz schauten wir zuerst mal an eine nahegelegene Kohlegrube ran. Die Siedlung schien auf einem schmalen Grat zwischen stillgelegten und intakten Gruben zu liegen. Zur Jugendherberge mussten wir uns südwärts nach Großdeuben wenden. Keine Ahnung, weshalb wir da nicht mit der S-Bahn hingefahren sind; wir hätten sofort Anschluss gehabt. Jedenfalls sind wir dann lange durch Großdeuben geirrt, bis wir die angegebene Adresse endlich fanden. Dort lag allerdings ein völlig finsteres Parkgelände vor uns. Die Adresse stimmte, doch eine Anschrift "Jugendherberge" war nicht zu finden. Tja... Und nu? Zurück zum Bahnhof!

S2: Gaschwitz 20.34 - Leipzig-Plagwitz 20.50

Von hier konnten wir mit der Straßenbahn 2 zur Jugendherberge Leipzig Zentrum fahren. Bezahlt haben wir dafür nichts. Es gab keinen Automaten, und als wir das dem Fahrer erzählten, meinte der nur lapidar "Dann ist der wohl geklaut worden"... In der JH bekamen wir ein eigenes Zimmer in einem Bungalow. Jetzt und auch später habe ich mich in der Leipziger JH immer sehr wohl gefühlt. Keine Ahnung, warum wir nicht gleich hierher gekommen sind. Hunger hatten wir! Trotz der sehr fortgeschrittenen Stunde liefen wir noch in die Innenstadt. Die Restaurantauswahl war damals irgendwie noch gar nicht groß. So landeten wir im einzigen Restaurant weit und breit, im Ratskeller unter dem imposanten Leipziger Rathaus. Ja, das war nett!

Samstag, 10.04.1993

Das imposante Frühstücksbuffet machte die Qualität der JH Leipzig-Zentrum vollkommen! Gut gestärkt ging es also mit der Straßenbahn zum Hbf. Vor der JH waren gerade Kontrolleure ausgestiegen. Diesmal hatten wir allerdings einen Fahrschein. Für heute war eher wechselhaftes Wetter mit Regen angekündigt. Doch der Himmel strahlte blau! Nur paar Schleier waren hie und da zu sehen. Ich beschloss, dass heute mein Tag für das Muldetal wäre. Da Lars gestern dort gewesen war, zogen wir also erneut getrennt los.

N 5265: Leipzig Hbf 08.32 - Beucha 08.57

Leider verdichteten sich die Schleier auf der Fahrt mit dem N 5265, der die Zugbildung 202+Bmh+Bmh+Bmh hatte. Das animierte mich, in Beucha auszusteigen. Hier zweigte die Nebenbahn nach Trebsen ab, die ich zwar nicht für akut stillegungsbedroht hielt (hier gab es immerhin 1993 schon einen Zweistundentakt mit einigen werktäglichen Verstärkern), die ich aber doch der Vollständigkeit halber gern auf meiner Landkarte zuhause als "gefahren" markiert habe.

N 7365: Beucha 09.03 - Trebsen (Mulde) 09.32

Unterwegs war auch in Brandis Zeit für ein Foto. Beim Verorten der Fotos war ich dann ganz überrascht, dass auf dem Luftbild nichts nach modernen Bahnsteigen aussieht. Dass Brandis - Trebsen irgendwann stillgelegt wurde (das war 1997) hatte ich mitbekommen, aber dass Beucha - Brandis Ende 2006 auch stillgelegt wurde, war irgendwie an mir vorbei gegangen.


Zwischenhalt in Brandis.


N 7365 ist in Trebsen angekommen und wendet auf N 7368. Meine Kamera muss irre schwer gewesen sein, so tief, wie ich gehalten habe...

In Trebsen hatte ich Zeit für eine kleine Runde durch das Städtchen, das ich im Tagebuch als "sympatisch, aber verfallen" charakterisierte. Gerade fanden auch einige Bauarbeiten statt, um die Straßen neu zu gestalten.

N 7368: Trebsen 10.20 - Beucha 10.49

In einem Bahnhof wurde sogar mit Befehl ein- und ausgefahren. Mittlerweile hatten sich die Schleier am Himmel gut zurückgebildet, so dass nun aber wirklich die Tour ins Muldetal in Angriff genommen werden konnte.


Die Ferkeltaxe ist wieder in Beucha angekommen. Würdevoll posiert der Lokführer vor seinem Triebwagen. - Ob das Baby von den Beiden im Vordergrund auch blaue Jeanshose und blassblaue Jeansjacke anhat?

Ich war die Strecke zuvor schon mal irgendwann komplett abgefahren - natürlich mit Zwischenstopp in Amerika (Sachsen) - so dass ich den Zwang, möglichst viel von der Strecke zu fahren, heute nicht mehr hatte.

N 5267: Beucha 10.57 - Rochsburg 12.38

Der Zug war für 1993er Verhältnisse noch außerordentlich lang: 202+BDghw+Bghw+Bghw+Bghw+Bghw. In Lastau konnte ich während eines kleinen Aufenthaltes ein Foto machen - ebenso wie in Rochsburg vor Abfahrt des Zuges. Ansonsten war die niedrige Geschwindigkeit des Zuges auffällig. Der Bummelzug tat seinem Namen alle Ehre. Das erinnert mich an den Film "Amerika" mit Sophie von Kessel, Gudrun Okras und Hagen Müller-Stahl, wo Lilli (Sophie von Kessel) im Bghw-Wagen sitzt und in die Landschaft blickt und draußen vorm Fenster ein Radfahrer den Zug überholt. Ein ganz wunderbarer Film, der später leider nie wieder im Fernsehen lief...


Der Bahnhof Lastau liegt wie so viele Bahnhöfe in dieser Gegend tief unterm Ort im Flusstal.


Ab Rochsburg fährt N 5267 ohne mich weiter.

In Rochsburg empfing mich der Frühling! Es war warm geworden, und an diesem Karsamstag herrschte gut Betrieb an diesem Ausflugsort. Die Bahn durchquert nördlich des Hp einen Bergrücken, auf dessen Ende die namensgebende Burg über einer Muldeschleife thront. Nördlich des Tunnels folgte sogleich eine Brücke über die Zwickauer Mulde. Die Hoffnung, rechtzeitig vor dem nächsten Nordfahrer an diese Brücke zu gelangen, musste ich aber bald begraben. So richtig den Weg dorthin fand ich nicht; außerdem hätte ich dann ja noch auf die andere Seite des Flusses gemusst. Daher gab es den Nordfahrer mehr oder weniger professionell im Ortsbereich...


Der Gegenzug hat wieder die Garnitur mit den drei Bmh-Wagen, hier etwas kompromissbehaftet zwischen den Büschen von Rochsburg.

Der Ort Rochsburg gefiel mir. Das Wetter auch :-) Ich wanderte mal zur Burg hoch. Von dort aus wollte ich dann aber doch nochmal versuchen, irgendwie an die Muldebrücke zu kommen. Dabei bin ich erstmal einen Pfad zur Mulde hinab gelaufen, dann auf einem Trampelpfad den steilen Hang wieder hoch, die Muldeschleife über eine Wiese abgeschnitten und von dieser den bewaldeten Hang wieder runtergeschlittert zum Brückenkopf. Wenn man sich das heute auf Openstreetmaps anschaut, so wäre man wohl auch über Wege entlang des Flusses zum Ziel gekommen...


Blick vom Hp zur Rochsburg.

Fototechnisch war das nun alles etwas beengt, aber es sollte was gehen. Erstmal konnte ich verschnaufen. Kurz bevor der Zug kam, brachen plötzlich zwei Spaziergänger aus dem Unterholz hervor, die sich direkt vor mir auf die Brücke stellten. Auf meine Bitte hin verschwanden sie aber wieder.


N 5267 kommt nördlich von Rochsburg über die Muldebrücke geschlichen. Rechts erhebt sich ein Ausläufer des "Amtmannsfelsen". Und ja, die Kamera war wieder so schwer, dass die Birkenspitzen auf dem Felsen nicht mit aufs Bild konnten...

Mit dem Rückweg machte ich es mir einfacher. In Block-Deckung des Zuges wanderte ich strammen Schrittes durch den Tunnel hinter dem Zug her. Ganz kurz war der Tunnel zwar nicht, aber nach einer kleinen Krümmung schnurgerade, so dass man gut auf die Helligkeit vor sich zu laufen konnte. Und ich war nicht der einzige Spaziergänger im Tunnel. Das Pärchen folgte mir mit einigem Abstand.

N 5274: Rochsburg 15.12 - Wechselburg 15.25

Dies war wieder die lange B/BDghw-Garnitur vom Hinweg. - Bei diesen Fototouren per Bahn suchte man sich seine Betätigungsfelder sehr gern nach den fahrplantechnischen Möglichkeiten aus. Abzweigbahnhöfe ließen schon paar Möglichkeiten mehr zu. Und Abzweigbahnhöfe, in deren Nähe sogar noch eine dritte, unbeteiligte Strecke die ganze Szenerie überquert, ließen noch mehr Möglichkeiten zu. So fiel meine Wahl also auf Wechselburg. Der Bahnhof sollte laut Kursbuch noch einen weiteren Vorteil haben: Fahrrad am Bahnhof! Dieser Service war nun auch im Reichsbahnland angekommen. Die Frau am Schalter in Wechselburg teilte mir allerdings mit, dass man seine Fahrräder an den Bahnhof Waldenburg abgegeben habe. Suuuper, das war am ganz anderen Ende der Strecke...

Mit dem Fahrrad hätte ich den Muldetal Viadukt von der Südseite fotografieren können. Dort ganz hin zu laufen, dazu war ich dann aber doch zu bequem. Und im weiteren Tourverlauf wäre mir das Fahrrad vielleicht sogar eher hinderlich geworden. Ich richtete mich jedenfalls südlich Wechselburg an der Mündung des Chemnitz-Tals in das Muldetal häuslich ein. Die durch das Chemnitztal führende Bahnstrecke würde paar zusätzliche Zugfahrten an dieser Stelle mit sich bringen. Und der große Viadukt wurde halt im Gegenlicht aufgenommen... Zwischendurch konnte man herrlich auf den Wiesen und am Ufer relaxen.


Blick von der Chemnitz-Mündung in Richtung Muldetal Viadukt, der von N 7962 gequert wird. Leider befindet sich auch auf diesem Negativ ein fetter Fingerabdruck. Im strukturlosen Himmel konnte ich dem zuleibe rücken, aber vor dem strukturierten Wald ist das wohl unmöglich...


Bald stand mit N 7837 eine Fahrt ins Chemnitztal an. Bis hier liefen die Strecken parallel. Einfahrt aus Richtung Muldetal ist bereits gezogen.


Da taucht dann auch bald N 6866 auf, der hier die Chemnitzmündung quert.


Dann ist bald Zeit für einen Zug aus Richtung Chemnitztal. N 7836 quert die Chemnitz ein Stück flussaufwärts.

Als ich es da gesehen hatte, wanderte ich einfach mal das Chemnitztal aufwärts. In dem tief eingeschnittenen Waldtal herrschte Natur pur; es war kein Straßenlärm zu hören. Leider stieg mein Weg bald immer mehr aus dem Tal hinaus. Er führte durch einen lichten Birkenwald, dessen Stämme sich leuchtend vor dem tiefblauen Himmel abhoben. Irgendwann entfernte sich der Weg allerdings doch zu sehr von der Bahn, so dass ich mal wieder den Waldhang runtergerutscht und neben dem Gleis weiter gelaufen bin. Dabei musste auch eine längere Brücke gequert werden, in deren Mitte nur einige wackelige Bohlen lagen. Vor sowas hatte ich ja doch immer etwas Respekt... Aber einen Zug aufwärts hatte ich noch für ein Foto, wenn ich dazu noch rechtzeitig ein Motiv fände. Letztendlich landete ich im Ortsbereich von Göritzhain, wo ich von einem Hang an einem kleinen Fußballplatz eine halbwegs brauchbare Stelle fand.


In Göritzhain begegnet mir der N 7839 nach Chemnitz.

Dem Luftbild zufolge ist der Fußballplatz heute ausgebaut, der Bahndamm jedoch ein einziger Wald. Der Personenverkehr im Chemnitztal endete 1998, der im Muldetal zunächst aus technischen Gründen häppchenweise zwischen 1999 und 2002, wobei das massive Hochwasser 2002 wohl den endgültigen Schlussstrich zog. Die Muldetalbahn hatten wir eigentlich nie als stilllegungsbedroht eingestuft gehabt...

Ich konnte nun ausnutzen, dass ich kein Fahrrad dabei hatte, das ich wieder hätte abgeben müssen, und wanderte einfach mal aus den Tälern der -1 Ebene mit ihrem eigenen Streckennetz hoch in die Nullebene, durch die die Hauptstrecke Chemnitz - Leipzig führte. Oberhalb von Göritzhain lag an besagter Hauptstrecke der Bahnhof Cossen. Was auf der Karte sehr kurz ausgesehen hatte, zog sich dann aber doch ganz schön - vor allem bergauf! Nach Kauf der Fahrkarte, zu der ich auch noch einen alten Pappdeckel nach Karl-Marx-Stadt als Gratis-Dreingabe erhielt, kam auch schon bald der Zug.


Die Wanderung ist zuende, N 7964 liest mich in Cossen auf.

Die direkten RSB-Züge Chemnitz - Leipzig fuhren hier durch; so musste man von Cossen nach Leipzig einmal in Narsdorf umsteigen. Ich hatte allerdings noch eine ganz andere Mission, die mich sogar viermal umsteigen ließ. Dafür kam ich mal nicht am Leipziger Hbf an...

N 7964: Cossen 17.55 - Narsdorf 18.06

N 7316: Narsdorf 18.22 - Geithain 18.28

Die beiden Züge hatten 202+DBm+DBm, wobei der 7316 noch einen BDghw als dritten Wagen führte.


N 7316 ist in Geithain angekommen.

N 7464: Geithain 18.35 - Borna 18.55

Der Zug lief Steuerwagen-geführt: DBmq+DBm+202. In Borna erhielt ich am Schalter einen Bahncard-Kalender. Ich habe keine Erinnerung mehr, wie der aussah...


Auch in Borna gibt es ein Foto. Hier wird in die S-Bahn umgestiegen, die sogar mit einem modernisierten DBmq aufwartet.

S1: Borna 19.05 - Gaschwitz 19.30

N 6316: Gaschwitz 19.44 - Leipzig Bayerischer Bf 19.58

Hatte ich nun erwartet, dass unser Zug direkt vor dem bekannten Portikus des Bayerischen Bahnhofs halten würde, sah ich mich leider enttäuscht. Unser Zug kam an einigen Stumpfgleisen vor dem Südende der einstigen Halle zum stehen, und das Portal markiert das Nordende der einstigen Halle. 1993 kamen hier noch die im Zweistundentakt verkehrenden Bummelzüge aus Zwickau an. Ansonsten stand der Bahnhof mit viel Gerümpel made in Halle-Ammendorf vollgestellt. Dem Luftbild zufolge sind heute die Gleisanlagen komplett von der Bildfläche verschwunden. Das Portal steht nur noch "so da". Statt dessen fährt hier die S-Bahn nun unterirdisch hindurch.


N 6316 ist im Bayerischen Bahnhof von Leipzig angekommen.


Jetzt wird auch klar, warum man das alte Portal hat stehen lassen. Da ist das Bahnhofsklo drin!

Kann mir jemand erklären, weshalb der Platz vor dem Bayerischen Bahnhof (mit "e" hinterm "y") "Bayrischer Platz" (ohne das "e") heißt? - Nun fuhr ich noch etwas mit der Straßenbahn durch Leipzig, bis es Zeit für den verabredeten Treffpunkt mit Lars wurde. Zusammen besuchten wir die Mitropa, die im Leipziger Hbf in einem beeindruckend hohen Wartesaal untergebracht war. Insgesamt fanden wir die Atmosphäre dann aber doch etwas ungemütlich. Deshalb fuhren wir nochmal in die Innenstadt zum Ratskeller, wo wir wieder vorzüglich gespeist haben. Den Rückweg zum Hbf gab es als Verdauungsspaziergang zu Fuß.

Ostersonntag, 11.04.1993

D 476: Leipzig Hbf 00.28 - Hamburg Hbf 06.53

Dies war wieder unser "Stamm-Nachtzug" der Relation Dresden - Hamburg, der aber leider zwischenzeitlich zum internationalen D-Zug "Istropolitan" mutiert war. "Leider" deshalb, weil der Zug nun aus Bratislava kam und bis auf drei Bom der DR ziemlich schäbige ČSD-Wagen führte. Na ja, heute in der Osternacht war der Zug gähnend leer. Wir haben gezählt: 10 Fahrgäste! Somit werden wir wohl ein Abteil im gepflegteren Reichsbahnwagen bekommen haben... Und der Zug hatte zwischenzeitlich noch eine Veränderung erfahren: In der Nacht von Sa auf So fuhr er nicht mehr über Büchen, sondern über Bad Kleinen - Lübeck! Die spätere Ankunftszeit in Hamburg war ja zunächst ganz angenehm, doch später, als der Büchener Zuglauf Mo-Sa morgens sogar "vor meiner Haustür" in Bergedorf hielt, habe ich den Umweg über Lübeck manches Mal verflucht.

Der Ostersonntag kam in Hamburg mit allerbestem Wetter, so dass ich bereits um 11.11 wieder im Zug saß, um bei Plön paar Streckenaufnahmen zu machen. Doch das ist eine andere Geschichte. Keine Ahnung, weshalb man nicht einfach länger im "Osten" geblieben ist. Aber vielleicht war da das Wetter ja gar nicht mehr so schön...

Bleibt noch der Blick auf die Fahrkarten. Da wir 1992 schon einiges mit Freifahrt machen konnten, sind die Fahrkarten nur noch für einzelne Tour-Fragmente vorhanden.


Je weiter wir uns von 1990 entfernen, desto weniger Fahrkarten kann ich vorzeigen. Das liegt natürlich in erster Linie daran, dass ich im September 1990 die Ausbildung bei der Bundesbahn begonnen hatte und die Eisenbahner-Vergünstigungen nach und nach auch bei der DR eingeführt wurden. Hatten wir in 1992 noch FIP-Ermäßigung bei der DR bekommen, so steht auf den 1993 erworbenen Fahrscheinen schon "Personalfahrt" drauf. Da konnten wir mit einer einfachen 50%-Fahrkarte hin und zurück fahren. Insofern ist komisch, dass eine Fahrkarte ab Trebsen dabei ist; eigentlich hätte ich mit einem Fahrschein ab Beucha einmal Trebsen und zurück fahren können... Grundsätzlich kann es gut sein, dass ich auch nicht alle verwendeten Fahrausweise wiedergefunden habe. Und parallel hatte ich auch eine Freifahrt von Postbauer Heng nach Heide (Holst) laufen, die ich sicher auf einigen Distanzen nordwärts genutzt habe. Warum ich als Ziel das langweilige "Heide (Holst)" gewählt hatte, weiß ich nicht; ein Ziel wie "Katharinenheerd" wäre typischer für mich gewesen...


Im Leipziger Nahverkehr hatte offenbar West-Technik in den Fahrkartenverkauf Einzug gehalten. - Wenn ich mir die Straßenbahnfahrkarten so anschaue, habe ich den Leipziger Verkehrsbetrieben wohl genausoviel geschenkt, wie wir am Freitagabend ohne Fahrkarte gefahren waren. Interessant sind die völlig verschiedenen Pappfahrkarten. In Weida hatte man sich eine Reihe Fahrkarten vorgedruckt und das Wort "Zone" draufgestempelt. Die Zonenzahl wurde dann handschriftlich ergänzt. Richtig schöne neu gedruckte Zonenpappdeckel wurden in Cossen verkauft - mit deutlich gedrucktem Stationsnamen! Und in Pörsten trotzte man allem Zonenstreben und verkaufte nach wie vor die guten alten "von-bis" Relationen. Ich will nicht ausschließen, dass es sich bei den Pappfahrkarten um Fundsachen aus den Zügen handelt. Ich glaube kaum, dass ich extra voll bezahlt habe, um nicht so einen abgesäbelten Kinder-Pappdeckel zu bekommen...

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