Urlaub in Serbien

Autor: Jan-Geert Lukner. Alle Rechte am Text und an den Bildern liegen beim Autor.

Zum Ausdrucken bitte in der Druckvorschau unter "Seite einrichten" die Ränder auf max. 5mm beschränken und als Skalierung "Auf Seitengröße verkleinern" wählen. Dann sollte alles auf dem Papier ankommen. Das Drucken von Hintergründen bitte unterbinden. Alternativ ginge auch Querformat und "Auf Seitengröße verkleinern".
Text zu breit für das Browserfenster? Der Text hat eine festgesetzte Breite von 1200 pixeln. Bei kleineren Monitorauflösungen kann mit gleichzeitigem Drücken der Tasten [Strg] und [-] die Darstellung verkleinert werden, so dass es passt.

Schon länger hatten Nil und ich die letzte Septemberwoche für eine gemeinsame Tour geblockt. Bezüglich des Ziels entschieden wir uns allerdings kurzfristiger. „Urlaub“ sollte es sein, da waren wir uns einig. Skandinavien, Kroatien irgendsoetwas stellten wir uns vor. Irgendwas Bekanntes und Stressloses. Doch dann erwuchs in uns die Erkenntnis, dass man sich angesichts der drohenden Wolken über den Bahnen des Balkans vielleicht doch mal zumindest ansatzweise um Länder wie Serbien oder Mazedonien kümmern sollte. Na gut, dann also Urlaub in Serbien! Gunar schloss sich kurzfristig auch noch an, so dass wir zu dritt waren.

Einen Motivationsschub erhielt die Idee auf unserer Bahnreise von Hamburg nach Montenegro (siehe Reisebericht August 2012). Vom Zug aus waren im südserbischen Abschnitt Užice - Priboj zahlreiche Motive in wunderschöner Gebirgslandschaft notiert worden. Da musste man unbedingt hin. In den Wochen zwischen beiden Touren recherchierte ich nun so einiges. Es handelte sich um das Bergland von Zlatibor. Je nach Kartenmaterial gab es Wege an die Bahn ran oder auch nicht. Allerdings ist die Gegend touristisch erschlossen. Ein Stück abseits der Bahn liegt der Ferienort Zlatibor malerisch an einem Bergsee. Es gibt hier sogar Skihänge mit Liftanlagen. Zlatibor ist Luftkurort und Heilbad gleichzeitig. Auf letzteres deuten auch die zwei anderen Ortsnamen hin, die Zlatibor mal trug und die man immer noch gelegentlich liest: Partizanske vode (Partisanenwasser) und Kraljeva vode (Königswasser). Wir waren nun sehr gespannt, was uns hier erwarten wird.

Ein Satz noch zum Graffiti: Dass serbische Reisezugwagen und z.T. auch Triebwagen stark graffitiverschmiert sind, war uns bekannt. Das haben wir in Kauf genommen, obwohl wir alle keine Freunde des Geschmiers sind. Deshalb werde ich im ersten Teil des Reiseberichtes, in dem es zu beschmierten Zügen so gut wie keine Alternativen gab, bewusst nicht weiter auf das Thema eingehen. Denn wir waren festen Willens, uns davon nicht runterziehen zu lassen. Das hat mit diesem gedanklichen Ansatz dann auch ganz gut geklappt.

Samstag, 22.09.2012

Auf der Fahrt zum Flughafen tappte ich natürlich voll in die 20-Min-Takt-Falle. Ich war 10 Min früher als geplant fertig und fuhr mit dem Bus zum Bahnhof. Dort erkannte ich, dass ich offenbar die letzte Taktlücke vor Beginn des 10-Min-Taktes erwischt hatte. Bis zum Hbf kam ich noch mit dem 6.33 Metronom, doch dort durfte ich 20 Min bei Croissant und Kaffee auf dem S-Bahnsteig warten. Weiter ging es zusammen mit den Übriggebliebenen der Nacht. Ein illustres Publikum, um es mal sehr freundlich auszudrücken. Das ganze Check-in Prozedere klappte bis auf einmal abtasten reibungslos.

LH 007 Hamburg 8.30 - Frankfurt 9.30-30

In strömendem Regen ging es los. Der Flug war sehr angenehm, der Platz neben mir blieb frei. In der Reihe hinter mir hatte jemand Geburtstag. Zwei Besatzungsmitglieder gratulierten ihm und er bekam einen Extra-Keks. Den angebotenen Sekt schlug er allerdings aus. Na gut, um 9 Uhr muss das vielleicht auch nicht sein:-) Beim Landeanflug hatte man einen schönen Ausblick auf den Main, die Brücken und die Stadt. In Frankfurt dackelte ich erstmal durch den langen Tunnel zum anderen Terminal. Dort aß ich die vermutlich früheste Nudelpfanne, die ich je beim Asiaten gegessen habe. Aber irgendwie hatte ich bei dem Geruch Appetit auf Nudeln mit Hähnchen bekommen. Und ich hatte Zeit. Dann machte ich mich auf, um am Gate Gunar zu treffen.

LH 1406 Frankfurt 11.40 - Belgrad 13.25

Erstaunlicherweise war eine größere Gruppe Deutscher älteren Semesters mit im Flugzeug. Ha! Urlaub in Serbien ist am kommen! Dennoch hätte mich ja mal interessiert, was denn deren Urlaub genau beinhaltete. Außer Wandern in den Zlatibor Mountains fiel mir grad nichts passendes ein. Anhand von Namensetiketten und Gesprächen kam es allerdings bald heraus. Es handelte sich um eine Gruppe von 'Biblisches Reisen' und man würde die nächste Nacht in einem Kloster bei Novi Sad verbringen. Die Landschaft um Novi Sad sei auch sehr schön, wurde verkündet. Hmm, da muss mir zwischen zwei Maisplantagen wohl was entgangen sein. Nachtrag: Es geht wohl um den kleinen Höhenzug Fruška Gora, der mehr als ein Dutzend Klöster beherbergt und im serbisch-orthodoxen Sinne als einer von drei "heiligen Berge" angesehen wird. Quelle: Wikipedia.

Auch in diesem Flug blieb der Platz neben mir frei. Das war angenehm. Der Blick auf die schon von Neuschnee eingepuderten Gipfel der Alpen war hoch eindrucksvoll. Danach fiel der Blick auf den Wörtersee, auf Klagenfurt und die Karawanken. Es wurde immer klarer. Vinkovci war deutlich zu sehen. In der Ferne schlängelte sich die Save, unter einem beeindruckte das gigantische Strichcodemuster der Felder. Hätte gar nicht gedacht, dass das Maisfeld Wien-Belgrad von oben so vielfältig aussehen könnte;-)

Das Muster der Felder beim Landeanflug auf Belgrad.

Das Empfangsgebäude des Flughafens war frisch renoviert, teils waren auch noch Arbeiten zugange. Nun mussten wir noch büschen auf Nil warten, dann schritten wir zum Sixt-Schalter. Wir bekamen einen schönen Renault Megane, der für uns guten Platz bot. Gegen 15 Uhr konnten wir los.

Wir mussten nun nicht durch Belgrad hindurch, sondern konnten die Großstadt auf einer Umgehungsstraße südwestlich umgehen. Parallel führte auch der Güterring, auf dem wir sogar einen Zug überholten. Dann zweigten wir auf die Straße 22 Richtung Süden ab. Es ging mit weiten Ausblicken über den Höhenzug, der von der Bar-Bahn im Tunnel unterfahren wird. Bei Vreoci mussten wir den 14.30 Bummelzug überholt haben. Nach vergeblicher Erkundung eines Feldweges vor Lajkovac steuerten wir hinterm Bahnhof einen BÜ an. Gerade überlegten wir, wieviel Verspätung der Zug wohl haben mag, da schaltete sich der BÜ ein. Wie jetzt - kommt noch ein Güterzug vorweg? Statt dessen oder statt der im August auf dieser Linie gesehenen lokbespannten Regiogarnituren tauchte eine Elektritschka auf. Und zwar eine saubere! Ich schaute erstmal nach, ob das noch irgendwas Verspätetes gewesen sein kann, aber die ZS-App vermeldete, dass nur der von uns erwartete Pt 2123 anstand, und zwar pünktlich!

Unsere erste Begegnung mit einem serbischen Zug fiel gänzlich anders aus als erwartet: Die Elektritschka war sauber und äußerst pünktlich!

Diese saubere Elektritschka durfte es nochmal mehr sein. Das passte uns gut, da wir dieselbe Richtung hatten. Im Bf Slovac hatte der Zug Kreuzung. So gingen hier und direkt vorm Hp Mladjevo weitere Schüsse.

Und nochmal etwas seitlicher kurz vor Mladjevo.

Bis Valjevo war das Licht nun ziemlich spitz. Hinter Valjevo ging es ins Gebirge. Die Bahn führt durch ein tief eingeschnittenes Tal. Hier kam die tief stehende Sonne nicht mehr hin. Aber hinterm Pass gelang uns noch eine Sonnenszene im Bahnhof Ražana.

In Ražana wartet eine junge Frau mit altem Golf (?) auf einen Fahrgast aus Pt 2123.

Danach sahen wir zu, dass wir vorwärts kamen. Zwischen Požega und Užice kam uns ein Güterzug entgegen, der mit ziemlicher Sicherheit aus Montenegro kommen musste. Das besondere an diesem Zug war, dass er mit einer 661 bespannt war, und zwar mit einer niedrignasigen und richtig rum. Schade, den Zug hätte man gern im Gebirge gehört und fotografiert!

Gegen 19 Uhr landeten wir im letzten Licht der Dämmerung in Zlatibor. Ziel erreicht. Hier hatten wir allerdings die Qual der Unterkunftswahl. Und wir entschieden uns prompt nicht ganz so glücklich. Das Hotel Palisad ist einer der größten und sicher auch nobelsten Schuppen des Ortes. Es war im Foyer (helle Eingangshalle) und den öffentlichen Bereichen toll und geschmackvoll eingerichtet. Bequeme Sitzecken luden zum Verweilen ein, Kunstwerke hingen an den Wänden. Das alles machte einen sehr guten Eindruck, so dass wir bereit waren, 40€ pP im Dreierraum zu bezahlen. Doch leider erwies sich unser Zimmer als enges Zweibettzimmer, in dem ein Sofa als drittes Bett aufbereitet war. Wir hatten kaum Platz für unser Gepäck. Und der Wohntrakt konnte auch nicht ganz verhehlen, dass es sich um einen Bau aus sozialistischer Zeit handelte. Für serbische Verhältnisse waren die 120 € fürs Zimmer somit schon ziemlich übertrieben. Zum Glück hatten wir erstmal nur eine Nacht geordert. Wir hatten jetzt keine Lust, ein Drama draus zu machen und weiterzusuchen. Aber bei der einen Nacht würde es wohl bleiben; die Auswahl im Ort ist schließlich unermesslich.

In dieser Hinsicht waren wir bei der Restaurantwahl zum Glück etwas konsequenter. Wir versuchten es in dem Restaurant gegenüber des Hotels. Der Ober reichte uns auf unsere Bitte nach englisch- oder deutschsprachigen Karten eine einzelne (wir waren immer noch zu dritt!) in kyrillischer Schrift. Gut, mein mešano meso konnte ich noch entziffern, aber irgendwie wars trotzdem doof. Als dann noch eine Riesenfamilie den kleinen und viel zu dicht gestellten Nachbartisch okkupierte, ergriffen wir ohne Bestellung die Flucht. Nein, wir haben im Prinzip gar nichts gegen Kinder, aber fremde Kinder beim Essen auf Tuchfühlung um sich rumkrabbeln und -schreien zu haben, ist dann doch was anderes. Und auf zu dicht gestellte Vierertische für sechs oder mehr Personen und kyrillische Speisekarten hatten wir auch keine Lust. Die Entscheidung war goldrichtig. In einem anderen Restaurant im ersten Stock oberhalb des zentralen Platzes konnten wir topp sitzen und herrlich speisen. Der gemischte Grillteller war allerdings viel zu reichhaltig... Danach gab es eine Runde um den See. Der Ort war gut belebt und nett angelegt mit seinen zwischen den licht stehenden Pinien und Kiefern verstreut liegenden Hotels und Restaurants. Ich bin gespannt, wie das alles morgen bei Tageslicht aussieht.

Sonntag, 23.09.2012

Am Strahl sah man es nicht, doch das Wasser, welches sich in der Duschwanne sammelte, sah ganz schön braun aus. Und zwar, bevor ich drunter stand. Na ja, vermutlich gutes Hochmoorwasser irgendwo aus den Bergen. Während des Duschens wurde allerdings durch eine ausgeklügelte klempnerische Schaltung immer mehr 'normales' Wasser beigemischt. Jedenfalls nahm das Braun im Duschverlauf eindeutig ab. Hmmm. Sooo wahnsinnig viele Leute waren auch anscheinend nicht in unserem Gebäudetrakt... Frühstück gab es in einem nett und modern eingerichteten Restaurant Stück unterhalb des Hotels. Ein Buffet gab es nicht, die Ham and Eggs waren aber lecker.

Um kurz nach 8 saßen wir im Auto. Erstes Ziel für das Morgenbummelzugpaar war die Präriefläche östlich des Bf Branešci. Zunächst versuchten wir, über das Dorf Jevimovritsi an die Bahn zu kommen, doch hörte alle Asphaltierung hinterm Dorf auf. Also Hauptstraße weiter und kurz vor der Vereinigung mit der M5 links abgebogen. Der Abzweig war auf OSM (Open Street Maps, die ich offline auf dem Handy habe und mit der App „Osmand“ anzeigen lasse) auch völlig falsch dargestellt. Nachtrag: Jetzt nicht mehr :-) Es ging eine schöne Asphaltfahrbahn in die kahlen Hügel hinan, die sich automatisch in eine Bahnfotopanoramastraße verwandelte.

Unser Mietwagen in der "Prärie" auf der Bahnpanoramastraße.

Auf dem Hügelrücken oberhalb der Bahn verlaufend ergaben sich zahlreiche Variationsmöglichkeiten. Hier gab es Pt 2131 mit den Häuschen von Joknio Vrelo im Hintergrund. Der Zug war mit -5 unterwegs!

Der Zug aus Belgrad kommt deutlich früher als erwartet um's Eck. Aber wir waren bereit! Die Hütten hinterm Zug gehören zu der kleinen Ausflugsgaststätte Joknio Vrelo an einem See.

Der Gegenzug Pt 2100 hatte immerhin Wagen in der alten gelben Farbgebung, die mir ja deutlich besser gefällt. Auch diesen leicht vor Plan verkehrenden Zug setzten wir schön um.

Der Gegenzug. Im Hintergrund ist rechts oberhalb der Lok der Bahnhof Branešci zu sehen.

Danach beschlossen wir, am Bf Branešci nach Güterzugfahrzeiten zu fragen. Ich ließ auf dem Rückweg zur Hauptstraße GPS mitlaufen, um den korrekten Straßenverlauf aufzuzeichnen. Jetzt muss ich nur noch kapieren, wie man diese Daten OSM zur Verfügung stellen kann...

Dass der Bahnhof Branešci örtlich besetzt sei, wussten wir aus DSO, da sich ein Kollege aus dem Auslandsforum vom Fdl eine Taxe hat bestellen lassen. Ansonsten sind die Bahnhöfe dieser erst 1976 fertiggestellten Strecke nämlich unbesetzt und ferngesteuert. Auf OSM fehlt die Bahnhofszufahrt vollkommen, die wurde auch erstmal mit GPS aufgezeichnet. Der Bahnhof machte einen wunderbar renovierten, aber verlassenen Eindruck. Oder halt! Regte sich da nicht was? Tatsächlich kam ein Eisenbahner zur Tür und fragte nach unserem Begehr. Wir sagten unser Sprüchlein auf, und ob denn mit Güterzügen zu rechnen sei. Ja, meinte er, 12 einer hoch, 14 Uhr einer runter, alles sehr verspätet und alles nur ungefähr. Gleich käme aber ein Arbeits VT rein. Während wir so sprachen, hatte sich auf seinem Stelltisch im Hintergrund eine Einfahrt von Užice nach Gleis 3 eingestellt. Die Strecke wird aus Požega ferngesteuert.

Wir stellten uns raus für den Arbeitstriebwagen, doch bald kam der Kollege raus und meinte, das dauert noch ne Stunde, weil unterwegs an der Fahrleitung gearbeitet wird. Dafür lud er uns zum Kaffee ein. Das Gespräch war halt etwas mühsam, paar Brocken englisch seinerseits und paar Vokabeln kroatisch unsererseits (heißt 'vlak' auf serbisch 'voz'?) reichten nicht weit. Zu fragen, was denn nun genau seine Aufgabe auf diesem ferngesteuerten Bf sei, trauten wir uns natürlich auch nicht. Aber wir durften den Bildfahrplan abfotografieren. Ein Zugmeldebuch wird hier auch geführt. Wir durften drin blättern. Hatten wir uns eben noch über Gz-Zeiten aus dem Bildfahrplan gefreut, kam nun die Ernüchterung. Bei den Güterzügen stand immer sowas vermerkt wie '+427', '+712' usw... Mit anderen Worten: Die komm', wie se wolln'. Da wir den 'örtlichen Mitarbeiter' so verstanden hatten, dass nach Ankunft des TVT ein Gz nordwärts kommen solle, machten wir uns nochmal auf den Weg zur Panoramastraße. Dort konnte man einfach gut 'sein', es war herrlich dort. Schöne Ausblicke, feiner Duft der Gräser, wunderschön! Leider kam nur der TVT, das mit dem Güterzug war wohl ein Missverständnis.

Der TVT kehrt zurück, ohne mit einem Güterzug gekreuzt zu haben.

Zu den Mittagszügen wollten wir an einen Viadukt, den ich im August bei der Mitfahrt notiert hatte, zu dem aber auf praktisch keiner Karte eine Zuwegung verzeichnet war. Auf Google Earth konnte man eine weiße Schlängellinie dorthin erkennen, die aber auch ein Bachbett sein konnte. Allerdings ist daneben direkt der Haltepunkt Ribnica Zlatiborska. Da müsste doch was hinführen. Eine grobe Karte des Urlaubsgebietes Zlatibor, die ich im Internet gefunden hatte, wollte nun tatsächlich etwas von einem Weg dorthin wissen. Also: Da geht was, hin da!

An einer Tanke in Zlatibor deckten wir uns mit Proviant ein. Ein Stück hinterm Ort zweigten wir auf die Straße 253 ab, die u.a. in die Abfahrtskigebiete führt. Nach einigem Hin und Her fanden wir hinter Ribnica Dorf den richtigen Abzweig. Eine gut befahrbare Schotterpiste führte immer tiefer in ein Tal hinein. Dieses Tal nahm bald Schluchtcharakter an. Man durchquerte Steinbrüche und kam an offenen Stolleneingängen vorüber. Gelegentlich musste mal ein Stein weggeräumt werden, aber im großen und ganzen kam man vorwärts. Bis zu der Stelle, an der auf dem Luftbild der Weg wesentlich dünner wurde. Tja, ab da war's nämlich tatsächlich nur noch das Bachbett. Die weitere Schlucht sah nun auch ganz und gar nicht mehr begehbar aus. Pech, also zurück.

Die Schlucht könnte glatt als Kulisse für den nächsten Winnetou Film dienen...

Mit großem Bogen über Jablanica gäbe es paar Bahnkilometer weiter eine auf OSM kartierte Möglichkeit an die Bahn zu kommen. Zum Glück hatten wir Zeit, die jetzt allerdings gewaltig schrumpfte. Übrigens war unsere Steinbruch-Sackgasse genau auf OSM kartiert, so weit sie führte. Die Fahrt nach Jablanica führte durch wunderschöne, meist offene Gebirgslandschaft. Was für ein abgeschiedenes Leben hier!

Das Bergland von Zlatibor. Von Mitteleuropäern unentdeckt, mit seinen offenen Weiten aber wunderschön!

Bald hatte man von hoch oben einen weiten Ausblick über das einsame Dorf. In langen Serpentinen führte die Asphaltfahrbahn hinab nach Jablanica. Eine noch sehr neu aussehende Asphaltstraße ging nun nordwärts nach Donja Jablanica und weiter einen Hügel hoch.

Ein abgeschiedener Bauernhof in Donja Jablanica.

Dort nahm die Asphaltstraße bald eine nicht kartierte Richtung und ging in Schotter über. Wir fuhren Stück zurück und folgten dem alten Wegverlauf. Und dann sahen wir ihn von einem Bergrücken aus: Den ersten der 'gelben Viadukte', tief unter uns. Prompt läutete der erste nordfahrende Bummel das Mittagsprogramm ein. Alle Nahverkehrszüge kreuzen Stück weiter im Bahnhof Zlatibor. Uns kam es nun auf den Gegenzug, den Pt 2131, an. Der leuchtete auf der Brücke wunderbar.

Bummelzug nach Priboj auf dem Ribnica II Viadukt.

Jetzt wollten wirs aber doch mal wissen, ob man denn von hier an den tollen großen Viadukt am Hp Ribnica herankommt. Dazu befuhren wir einfach mal die Schotterpiste weiter, wo wir vorhin gedreht hatten. Irgendwann gabelte sich der Weg. Runter ging es wohl zu den Häusern unterhalb der eben fotografierten Brücke. Und halbrechts? Dass wir uns in die richtige Richtung bewegten, erfuhren wir gleich darauf. Hier, mitten im Wald, im Nichts, kam uns eine Frau mit Einkaufstaschen entgegen! Die musste vom gesuchten Haltepunkt kommen! Der Bummelzug war nun schon 15 Min durch, entsprechend weit muss sie schon gegangen sein. So hatten wir wohl noch ein Stück zu fahren. Irgendwann führte der Weg neben das Bahngleis und parallel zu diesem sogar durch einen Tunnel! Es handelte sich um einen jener dreigleisigen Tunnel, die man häufiger auf Gebirgsstrecken in ex Jugoslawien antrifft; offenbar war Ribnica mal Ausweichbahnhof. Ein Stück weiter folgten Hp und Viadukt. Letzteren konnte man von Wiesenhängen topp einsehen, ein echtes Hauptmotiv! Bald stand der 'Tara', der Tageszug nach Bar, an. Er kam mit montenegrinischer Lok, sehr schön!

Der B 431 "Tara" von Belgrad nach Bar quert den Ribnica I Viadukt.

Nun hofften wir noch auf den versprochenen Güterzug. Das bedeutete, dass wir eine Weile die herrliche Stille genießen konnten. Ein wunderbares Plätzchen für einen Urlaub! Was allerdings nicht kam, war der Güterzug. Auch der nordfahrende 'Tara' ließ lange auf sich warten und hatte dann kein so rechtes Seitenlicht mehr. Pt 2130 folgte dem verspäteten Schnellzug auf dem Fuße. Wir nahmen ihn 'innovativ' bei der Einfahrt in den Kombitunnel.

Blick auf den in den Tunnel einfahrenden Bummelzug aus Priboj. Liebe Kinder, das darf man nur machen, wenn ein Fahrweg neben der Bahn durch den Tunnel führt ;-)

Im Tunnel kamen uns mehrere Fußgänger entgegen, die zum Hp liefen. Am Hp hatten schon drei Leute gewartet. Na ja, die Bahn ist für diesen abgelegenen Erdenfleck wirklich konkurrenzlos schnell. Den Gegenzug Pt 2101 nahmen wir uns mit gegenläufiger Blickrichtung, so dass man schön die Einfahrt in den Kombitunnel sehen konnte.

Der Gegenzug kommt aus dem "Kombitunnel" raus.

Dann fuhren wir die lange Stichstraße wieder zurück. Dabei mussten wir allerdings immer wieder anhalten, denn die im Abendlicht daliegende Bergwelt Zlatibor sah wunderschön aus. Zlatibor heißt 'Goldne Kiefern'. So wie es sich uns präsentierte, müsste es 'Gold und Kiefern' heißen, denn die grünen Kiefern oder auch mal einzelne Wacholdergruppen waren der Kontrast zur golden daliegenden Landschaft.

Wacholderwiese oberhalb von Jablanica.

Weiter Blick in Richtung Westen. Dort geht irgendwann das Zlatibor-Gebirge in das Tara-Gebirge über.

Wir hatten uns ausgerechnet, dass man am längsten noch an 'unserer' Präriestrecke bei Joknio Vrelo Sonne hätte. Das erwies sich als richtig. Die Strecke lag schön frei für eine Streiflichtaufnahme vor uns. Als wir gerade geparkt hatten, hörten wir allerdings aus der anderen Richtung einen Güterzug nahen. Mit dem ging immerhin eine Notverarztung über den kleinen See herüber. Dieses Joknio Vrelo ist ein allerliebstes Ensemble mit schönem Restaurant an dem kleinen Angelsee. Schade, dass wir nach Sonnenuntergang erstmal wieder eine Unterkunft suchen mussten...

Unerwartet gelang uns noch ein spätes Bild von einem Güterzug am See von Joknio Vrelo.

Wir suchten jetzt mal auf dem südlichen Pinienhügel von Zlatibor nach einer Unterkunft. Hier waren die Pinien wirklich Pinien und keine Fichten. Und so fanden wir im lichten Pinienwald zwischen all den großen Kästen die "Vila Pina". Die lag etwas für sich und machte einen topp gepflegten Eindruck. Zunächst fanden wir niemanden an der Rezeption oder sonstwo im Haus. Es wirkte, als sei nach dem Wochenendtroubel die langersehnte Ruhe eingekehrt. Bei einem Gang ums Haus entdeckte ich Leben im Kellergeschoss. Tatsächlich war gerade eine junge Frau mit einem Berg Wäsche beschäftigt. Auf meine Frage, ob sie englisch spräche, kam wie aus der Pistole geschossen 'No!' mit mindestens drei Ausrufezeichen. Erst als sie verstand, dass wir Zimmer suchen, hellte sich ihr Blick auf und sie kam mit zur Rezeption. 50 Euro das Zimmer, ok. Wir durften es uns vorher sogar ansehen. Es handelte sich um ein ganzes Appartment. Da es allerdings nur ein französisches Bett und ein Sofa hatte, entschieden wir uns, zwei solcher Appartments zu nehmen. Nun also wieder runter für die Formalitäten. Dabei zeigte sich die junge Dame nun ob der Sprachbarriere wieder etwas genervt. Sie meinte immer, Passport gäbe es später und wir könnten aufs Zimmer gehen, aber ich hatte meinen Schlüssel noch gar nicht, was sie wieder nicht verstand. Zur Übersetzung rief sie sogar jemanden an. Als sie hörte, was mein Problem war, reagierte sie vollends genervt. Oder fast vollends. Vollends kam erst, als Nil sie später nach dem WLAN Passwort fragte. Das hatte sie uns allerdings schon aufgeschrieben. Da wussten wir bloß nicht, was sie uns aufgeschrieben hatte. Tja, so entstehen Missverständnisse. Schade war nur, dass sie darüber nicht lachen konnte. Aber jeder Mensch reagiert anders bei Unsicherheit. Ansonsten waren die Appartments allerdings absolut topp, wirklich guter "Weststandard". Was für ein Unterschied zu unserer engen Behausung letzte Nacht. Wir nahmen erstmal zwei Nächte mit Option auf eine dritte. Zum Abendessen gab es einen schönen Spaziergang durch den Pinienwald hinunter in den Ort, wo noch einiges los war. Wir aßen im selben Restaurant wie gestern.

Montag, 24.09.2012

Ich habe herrlich geschlafen. Wir begannen den Tag damit, dass wir infohalber mal die Straße zum Bahnhof Zlatibor gefahren sind. Eine Viertelstunde lang ging es erst durch die kahlen goldenen Hügel und dann ein sich windendes enges Tal abwärts. In diesem Tal gab es mehrere einladende Gasthäuser, die teils auf Stelzen in den Bach gebaut reichliche Kapazitäten zum Draußensitzen anboten. Zur Seite zweigten auch Wanderwege ab.

Die goldenen Wiesen mit glücklichen Kühen...

Der Bahnhof lag in einer Schlucht zu Füßen hoher Felswände. Das stattliche EG in dem für diese Strecke typischen Stil mit den bis auf den Boden hinabgezogenen Schrägdächern war gänzlich ungenutzt. Hier saß niemand, der auf dem Stelltisch zuschaute, wie Požega die Fahrstraßen einstellt.

Zu den Frühpersonenzügen sollte es nochmal die schöne Präriefläche sein. Vorher mussten wir eine Bäckerei aufsuchen, denn das Frühstück wäre erst um 9 gewesen. Direkt am zentralen Stadtplatz fanden wir eine mit guter Auswahl an Teigtaschen. An der Prärie angekommen nahm ich den Pt 2121 in einem Bereich mit Wacholderbüschen und den Pt 2100 etwas dichter am Gleis stehend.

Ein Teil der Prärie ist mit Wacholdern bestanden.

Wir hatten fest damit gerechnet, dass es sich um eine Zweiwagengarnitur handeln würde, da gestern eine solche nach Vrbnica gefahren war und dieser Zug von dort kam. Dorthin gibt es nur dieses eine Zugpaar. Es kam aber eine vollkommen andere Dreiwagengarnitur.

Als Gegenzug kam dieselbe Garnitur wie gestern um diese Zeit. Wie schön man das doch anhand der Graffiti erkennen kann ;-)

Das Panorama hier war wunderschön. Wir hatten die Hoffnung, dass in der Woche mal etwas mehr Güterverkehr wäre. Auf dem Bildblatt war ja einiges drauf gewesen. Unsere Hoffnung wurde nicht lange auf die Probe gestellt. Bald schon hörten wir von Norden einen eindeutigen Trööt. Ein langer E-Wagenzug wurde von einer 444 den Berg hochgezerrt. Hinten schob dann sogar eine 661 nach.

Ein Güterzug, ausnahmsweise mal nicht mit 461, sondern mit 444 vorn...

...und 661 hinten.

Der Zug blieb im Bf Branešci stehen. Wir begaben uns in Position, da wir mit der Rückkehr der Schiebelok rechneten. Es kam aber erstmal ein kreuzender Gegenzug. Dann die Schiebelok. Was für eine Hektik!

Und ein Güterzug von Süden, diesmal ordnungsgemäß mit 461. Loks von Montecargo scheinen nicht so weit nach Serbien reinzufahren; vermutlich wird in Prijepolje Teretna (=Gbf) gewechselt.

Dann kam die 661 auf leisen Sohlen angerollt.

Anschließend machten wir es uns im Schatten einiger Bäume bequem. Dort konnten wir so richtig entspannen, denn von einem Zug wurden wir nicht mehr 'behelligt'. Aber das Liegen im Gras unter tiefblauem Himmel ist eben der absolute Urlaubseffekt auf solch einer Tour. Um 11.15 wurde langsam gedrängt, dass man zum nächsten Programmpunkt aufbrechen müsse. Wir hatten zwei Motive in Užice identifiziert, an deren Umsetzung es nun gehen sollte. Das erste war ein Viadukt am Stadtrand, den ich mir auf der Mitfahrt notiert hatte. Als Standpunkt glaubte ich damals eine Straßenbrücke über den Fluss ausgemacht zu haben. Es hatte den Anschein, dass diese Straßenbrücke zur alten Schmalspurtrasse gehört, die bis in die 70er Jahre von Užice westlich in Richtung Mokra Gora wegführte.

Von der Schnellstraße kam man nur zum östlichen Ortsende von Užice. Durch die gesamte Innenstadt musste man zurück und sogar auf einen Hügelrücken hoch. Auf OSM war dargestellt, dass man von hier oben auf die Schmalspurtrasse gelangen und dieser bis ins Motiv folgen kann. Das war auch im Prinzip richtig. Aber nicht ganz. Auf einer kleinen, engen Asphaltstraße gelangte man durch ein Wohnquartier steil hinab zum Fluss, der hier abschnittsweise durch eine kleine Schlucht führte. Am Fluss trafen wir auf die Schmalspurtrasse. Links kam ein Asphaltweg aus einem Tunnel, rechts in unserer Richtung folgte nun allerdings erstmal eine Stahlgitterbrücke über den Fluss. Und in dieser verlief nur ein Fußgängersteg. Tja, Pech gehabt. Drüben führte wieder ein Asphaltweg in den nächsten Tunnel. Wir beschlossen, die anderthalb Kilometer zum Motiv unter die eigenen Sohlen zu nehmen, denn der Umweg mit dem Auto wäre beträchtlich gewesen. Es ging durch den kleinen Tunnel und dann eine Asphaltfahrbahn zur nächsten Flussquerung der parallelen Hauptstrecke. Auf der Schmalspurbrücke über den Bach hatten wir unser Ziel erreicht. Schade, denn der Weg ging vielversprechend weiter. Er tauchte in einen langen unbeleuchteten Tunnel ein, dessen Ende nicht zu sehen war. Vermutlich gelangt man so weiter bis zum nächsten Normalspurbahnhof in Stapari. Wir bekamen hier den gerade so passenden Pt 2131 auf der Brücke dargereicht.

Eine der zahllosen Brücken über die Ðetinja, die als nördliche Begrenzung des Zlatibor-Gebirges gilt.

Die Ðetinja wird hier aufgestaut und versorgt ein kleines Wasserkraftwerk.

Allein die Wanderung auf der Schmalspurtrasse war für mich ein besonderes Erlebnis. Zu sehen ist hier die Brücke, die nur zu Fuß passierbar ist.

Auf dem Rückweg verpassten wir leider einen nachfolgenden Güterzug. Zum B 431 bewegten wir uns zurück zur Schnellstraße, von der aus wir den ausfahrenden Schnellzug mit Stadtkulisse hinbekamen. Ein besonderer Glücksfall war dabei der parallel fahrende Stadtbus des hiesigen Busunternehmers "Gaga Tours".

Nach all der Wildnis darf auch mal etwas Stadt sein. Die 60000 Einwohnerstadt Užice ist Verwaltungssitz des Landkreises Zlatibor. B 431 "Tara" liefert sich in der Ausfahrt ein Wettrennen mit einem Stadtbus von Gaga-Tours.

Nun fuhren wir dem Schnellzug ohne Eile voraus in unsere Prärie, wo wir ihn nach rund viertelstündiger Wartezeit nochmal bekamen.

Und der Tara nochmal mit dem See von Joknio Vrelo.

Mal wieder die herrliche Prärielandschaft.

Danach suchten wir oberhalb des Bf Branešci herum. Über eine längere Schotterpiste gelangten wir auf einen Hügel für Nordostfahrer. Als erstes kam natürlich der nächste Güterzug in der Gegenrichtung. 2:2, das ist nicht optimal! Man konnte da oben herrlich sitzen. Blöd war nur, dass wir vorher an keinem Kühlschrank angehalten hatten. Zu solch einem Punkt gehört einfach die richtige Verpflegung. Aber für ein Nickerchen im Schatten braucht man keine Verpflegung. Der B 430 aus dem Land der schwarzen Berge war wie gestern der einzige verspätete Zug. Angekündigt war er in der ZS-App mit +22. Dann würde genau hier die Kreuzung mit dem Nachmittagsregio sein. Das war ungünstig, wollten wir für den doch woandershin wechseln. Immerhin fuhr der Brzi ins Durchgangsgleis ein. Das war wegen einer ins Ausweichgleis ragenden Baumkrone schon mal gut.

Der nordfahrende Tara fährt nach Branešci ein. Er hat hier sogar einen Verkehrshalt!

Und der Regio war nach Halt des Schnellen noch nicht zu sehen. Also schnell rum zur Ausfahrt. 4 Min benötigten wir schon auf dem Schotterweg. Aber es hat geklappt. Als wir drüben ankamen, hielt der Pt 2101 gerade erst an, so dass wir seine Ausfahrt wie beabsichtigt umsetzen konnten.

Der Regio verlässt Branešci südwärts und wird gleich im Passtunnel verschwinden. Das schön renovierte EG des Bahnhofs ist eigenartigerweise nicht im Stil der EGs der anderen ferngesteuerten Bahnhöfe gebaut, sondern scheint älter zu sein. Mir ist allerdings nicht bekannt, dass hier vor 1976 eine Bahn existierte.

Für den nordfahrenden Regio ging es mal wieder nach Joknio Vrelo, von wo aus wir den Bummelzug schön in der Prärie verewigen konnten. Als der durch war, fuhren die beiden anderen zum Bahnhof zurück, um mal paar Zugauskünfte einzuholen. Ich war eher fürs Aussitzen, solange noch Licht war. Und damit fing ich schon mal an. Und während ich so am aussitzen war, näherte sich tatsächlich was in der richtigen Richtung: Eine Lz! Die kam natürlich in dieser Weite ganz besonders gut...

Die Lz eines der von uns verpassten Güterzüge kehrt nordwärts zurück.

Weiteres kam nicht mehr und vor Sonnenuntergang verschwand die Sonne in einer im Westen aufgezogenen Wolkenschicht. Vom Zlatiborer Kinderskihügel konnten wir im Restlicht den Ort dokuverarzten und paar Bilder gegen das Licht machen.

Blick vom Zlatiborer Kinderskihügel in Richtung Westen. Der Tag geht zur Neige und wir haben Hunger ;-)

Das Abendessen konnten wir erstmalig auf der Tour draußen am See sitzend zu uns nehmen - so warm war es heute geworden. Das war sehr stimmungsvoll. Ein anderer Gast zeigte, wie man mit bettelnden Hunden umgeht und warf einen in hohem Bogen in den See. Über das weitere Schicksal des Tieres ist nichts bekannt. Meine Hähnchenbrust Filets im Speckmantel und der Serbische Salat (in etwa das, was in Griechenland als griechischer Salat serviert wird) schmeckten ausgezeichnet. Nach einer Runde durch den Ort ging es müde auf unseren Pinienhügel zurück.

Die junge Dame an der Rezeption war heute sogar richtig freundlich und konnte lachen. So gefiel das. Gestern war sie wirklich den ganzen Abend noch am Arbeiten gewesen - da kann die Laune schon mal sinken. Das Verlängern um eine Nacht bis Mittwoch Morgen war kein Problem.

Dienstag, 25.09.2012

Der gestrige Tag ganz ohne Kaffee war nix für mich. Für heute hatte ich vorgesorgt und kalten Kaffee von der Tanke mitgebracht. Und zwei leckere Pfirsiche. So gestärkt konnten wir mit Umweg über die Bäckerei (Angelegenheit 'Teigtaschen') zum Bahnhof Sušica fahren. Für den Bummel 2121 ging hier was mit Tunnelausfahrt, das hatten wir schon gesehen. Nil und Gunar entdeckten sogar eine Möglichkeit oben von der Straße, die letztendlich Nil und ich umsetzten. Gunar hatte sich für unten entschieden. Blöderweise kam jetzt natürlich noch ein kreuzender Güterzug. Zum Glück lag dessen Ausweichgleis hinten.

Gunars Perspektive der Kreuzung von unten unmittelbar an den Ausfahrsignalen.

Die Abwicklung der Kreuzungen geht sehr rasant. Bevor der Pu unseren Bildausschnitt erreichte, war der Gz schon ein ganzes Stück weit angefahren.

Schnelle Kreuzung: Ein Personenzug kommt nach Sušica rein und der Güterzug ist bereits ein ganzes Stück ausgefahren.

Jetzt wollten wir es mal mit dem völlig einsam gelegenen Bahnhof Stapari wissen. Erstens hatte ich hier Möglichkeiten aus dem Zug entdeckt, zweitens reizte zumindest mich der Weg dorthin: Man würde auf der alten Schmalspurtrasse durch jede Menge Tunnel am Grund einer Schlucht dorthin gelangen. Natürlich mussten wir wieder ganz durch Užice durch, fanden dann aber ohne Probleme dank OSM die richtige Zuwegung zur Schmalspurtrasse. Deren Asphaltierung endete an unserem Fotopunkt von gestern, doch der weitere Weg war gut befahrbar, auch wenn man ziemlich auf die Schlaglöcher aufpassen musste. Das waren aber alles ganz flache Löcher, also relativ harmlos. Der Weg war wirklich eindrucksvoll. In den Tunneln konnte man mit Fernlicht gut alles erkennen. Aber auch die Schlucht selbst mit mehrfacher Querung der Ðetinja war klasse. In Stapari empfing uns mal wieder totale Ruhe. Irgendwann tauchten zwei Fahrgäste von irgendwoher auf, die sich für Pt 2100 bereit stellten. Unglaublich, hier mitten im Nirgendwo. Der Zug selbst hatte leider ein Wolkenproblem. Immerhin stand er so lange, dass ein kurzes Wolkenloch über ihn hinüberzog.

Pt 2100 von Vrbnica hat wieder dieselbe Garnitur wie an den Vortagen und hält in Stapari lange genug für einen Sonnenspot.

Nun hieß es frühstücken und einfach die Ruhe genießen. Man hörte gelegentlich die fernen Schreie eines Raubvogels oder einen Hahn auf irgendeinem einsamen Hof, ansonsten die pure Stille. Wir gaben uns in der Hoffnung auf Güterverkehr eine gute Stunde Zeit, bis wir mal weiter schauen wollten. Ich nutzte die Zeit, um per GPS auch mal paar Wege am Bf aufzuzeichnen. Auch die Schmalspurtrasse zurück nach Užice wurde auf der Rückfahrt aufgezeichnet.

Warten, dass etwas passiert...

Wir hatten uns 11 Uhr als Ultimo gesetzt und schauten uns nach den darüber hinaus gehenden obligatorischen drei Minuten auch nochmal das Asig an. Leider rot. Vermutlich hätten wir fünf Minuten überziehen müssen. Der Güterzug überholte uns wenige Kilometer hinter Stapari. Gaaaanz gaaaanz toll! Er war so langsam, dass wir sogar noch ein Wagenbild auf der Brücke von gestern, am Stadtrand von Užice, hinbekamen...

Ein Schmalspurbahn-Bild muss noch sein :-)

Trotz starken Verkehrs gelangten wir flink nach Zlatibor zurück. Der Himmel war ganz schön zugequollen und wir überlegten schon, ob es überhaupt Sinn machte, jetzt in die Wildnis zu fahren. Wir hatten nämlich vor, doch nochmal zu den gelben Viadukten zu fahren und dort auf einen Güterzug zu hoffen. Gestern wären hier nämlich zwei im passenden Licht gekommen. Etwas Blau war durchaus noch am Himmel. So bunkerten wir paar kühle Getränke und machten uns auf den langen, aber wunderschönen Weg nach Jablanica und zu den gelben Brücken. In Jablanica wurden wir etwas ausgebremst, weil ein Viehlaster auf der Straße stehend mit Ziegen beladen wurde. Man war aber gerade fertig und weiter ging es. Als erstes suchten wir für den nordfahrenden Pt 2122 einen Wiesenhang am Ostkopf des kleineren Viaduktes auf. Wir waren gerade unten am Hang, da kam ein nordfahrender Güterzug. Wir schafften es nicht mehr, den Hang hoch zu hechten und einen Fotostandpunkt zu erreichen. Güterzugtechnisch lagen wir damit heute 0:3 im Rückstand. Und zweimal so knapp, das geht ja gar nicht! Allerdings brauchten wir auch eine ganze Weile, um überhaupt einen wipfelfreien Ausblick zu finden. Immer stand irgendein Baum im Weg. Ich entschied mich zum Pt 2122 für eine seitlichere Teilaufnahme des Viaduktes mit beeindruckendem Weitblick.

Die Bummelzug-Garnitur von heute Morgen aus Sušica kehrt aus Prijepolje zurück und befährt den Ribnica II Viadukt. Damit die Kollegen in Prijepolje auch etwas mehr als nur einen Lokumlauf zu tun haben, wurde die Reihenfolge der Wagen geändert, so dass wieder der graue Wagen mit dem "STU"-Tag vorn ist...

Danach wechselten wir schnell an den großen Viadukt. Die Eile wäre gar nicht nötig gewesen, Pt 2131 hatte durch die Kreuzungen wohl einen 'auf die Mütze' bekommen. Aber es wartete sich ja herrlich dort. Nur die Wolken machten es etwas spannend. Der Zug kam bei ziemlich dunklem Hintergrund.

So ein Zweiwagenzug ist schon etwas lütt auf dem großen Ribnica I Viadukt.

Durch die Verspätung des Bummelzuges konnten wir vorm 'Tara' nicht mehr mit Güterverkehr rechnen. B 431 betrat die Showbühne allerdings in bester Ausleuchtung. Natürlich war es genau dieselbe Garnitur, die wir vorgestern aus anderer Perspektive hier auch schon umgesetzt hatten.

Tja, gestern wären es hier zwei passende Güterzüge gewesen, heute gar keiner. Ab 15 Uhr war die Sonne erstmal mit massivem Schlonzbefall beschäftigt und danach wurde das Licht auch bald zu spitz. Also blieb uns hier abgesehen von den Personenzügen nur das 'sein', das wie bereits angemerkt, sehr erholsam war. Anderthalb Stunden später. Nun waren die Schleier zuende und das schöne Abendlicht kam hervor. Aber wir mussten gehen. Der andere Viadukt lag besser in der Sonne und dort sollte es der Nachmittagsregio spitz vom Brückenkopf sein. Den Weg bis unter den Viadukt kannten wir, den von dort rüber auf die andere Talseite noch nicht. Und der wurde schlechter und schlechter, Wasser stand auf dem Weg. An einer Stelle, wo wir gerade so drehen konnten, parkten wir den Wagen und liefen zu Fuß weiter.

Der Weg führte jedenfalls in die richtige Richtung. Es ging an einem grob zusammengezimmerten Häuschen vorbei, vor dem zwei Herren in der Sonne saßen und freundlich grüßten. Der eine hatte so ne Art Wärteruniform an. Vielleicht die Unterkunft für die Brückenposten? In Serbien gibt es an jeder größeren Brücke noch Posten, die, tja, wie soll ich sagen? Die schauen, dass die Brücke noch da ist. Oder so. Den Posten vom großen Viadukt hatten wir drüben auf der anderen Talseite immer mal um sein Häuschen rumlaufen sehen.

Wir liefen weiter hoch und kamen direkt zu einer offenen Stelle am westlichen Brückenkopf. Und dort war schon jemand! Ausgerechnet hier befand sich nämlich das Häuschen des Brückenpostens für diesen Viadukt. Der schaute natürlich gleich, wer denn da zu Besuch käme. Und als wir ihm unser Anliegen erklärten, wollte er offensichtlich etwas Schriftliches sehen. Ha! Der erste Einsatz für unsere Fotogenehmigung! Besuch hatte er auch. Sein Kumpel kam aus der Hütte und bastelte an einem Funkempfänger herum. Schon ein krasses Leben hier. Beide waren aber gut drauf. Der Besucher hat einen guten Freund in Deutschland, irgendwo bei Frankfurt. Bevor der Brückenwärter aber einen Amtsakt an der Fotogenehmigung vornehmen konnte, musste er eine andere Amtshandlung vornehmen. Sich für die Vorbeifahrt des Pu 2101 ans Gleis stellen. Schulterzuckend meinte er, Chef will es so.

Der Bummelzug auf dem "Zweier"Viadukt. Blick vom Häuschen des Brückenpostens.

Danach ließ er sich mit verschmitztem Grinsen den Ausweis vorzeigen. Gewissenhaft erfolgte die Eintragung im Dienstbuch, dass Herr Jan-Geert Lukner mit vorgelegter Genehmigung der Sicherheitsabteilung den Viadukt fotografiert habe. Freundlicherweise hatte er überhaupt nichts dagegen, sich bei dieser Amtshandlung fotografieren zu lassen.

Der Brückenposten trägt gewissenhaft unseren Besuch in sein Dienstbuch ein; unsere Fotogenehmigung liegt vor ihm auf dem Tisch.

Interessant wäre auch, was sonst noch so im Dienstbuch eines Brückenpostens eingetragen ist...

Die restliche Zeit bis Lichtende verbrachten wir oben an dem Punkt, wo wir vorgestern Mittag den Bummelzug gemacht hatten. Die Sonne kam noch relativ lange auf den Viadukt. Und dann klappte es doch noch mit einem Güterzug, wer hätte das gedacht.

Ein später Güterzug auf Ribnica II.

Hier hatte allerdings Gunar den Vogel abgeschossen. Er war irgendwo hoch in die Berge entfleucht und hatte den Güterzug mit einem genialen Weitblick über die Berglandschaft umsetzen können.

Gunars Perspektive von ganz oben.

Nun war das Licht auch fast raus aus dem Tal. So ging es zügig über die lange gewundene Straße zurück nach Zlatibor. Dabei rußte eine Zeit lang ein alter Zastava vor uns her, ließ uns aber auch keine Möglichkeit zum überholen. Am Ribničko Jezero gab es paar Landschaftsaufnahmen mit der goldenen Hochfläche und schönen Wolken.

Am Ribničko Jezero.

Und in Zlatibor trafen wir paar Minuten früher als gestern ein, so dass wir hier paar bessere Ortsbilder als gestern hinbekamen. Unser Ortsteil versteckt sich fast vollständig im Pinienwald.

Unser Pinienhügel. Der Witz ist, dass die kleineren Häuser wie unser Hotel in dem Wald gar nicht zu erkennen sind.

Durch diesen Pinienwald mit den zerstreuten Hotel- und Pensionsbauten führt ein Fahr- und Fußwegenetz kreuz und quer. Die ganzen Anlagen des Ortes wirken sehr gepflegt. Die Häuser sehen aus wie in einem westdeutschen Touristenstädtchen. Von einer sozialistischen Vergangenheit ist nichts mehr zu sehen.

Blick über den nordwestlichen Ortsteil, in dem die Appartmenthäuser überwiegen.

Wir schlenderten zum Abendessen wieder runter zum Restaurant Jezero, wo wir den Tag draußen am See sitzend beschließen konnten. Zurück im Hotel beglichen wir schon mal die Rechnung, um morgen ungehindert aufbrechen zu können. Diesmal war eine andere Dame an der Rezeption, die zwar auch nur serbisch sprach, die aber sichtlich ihren Spaß an der ganzen Sache hatte.

Der Wohnraum meiner Suite in der "Vila Pina".

Mit dem heutigen Tag wollten wir es mit dem Zlatibor-Gebirge erstmal bewenden lassen. Dabei hatten wir nur einen kleinen Teil umgesetzt. Weitere stolze Viadukte folgen am Bf Jablanica, auf dem bosnischen Transitstück und direkt auf der Grenze zurück nach Serbien. Ein serbischer Eisenbahnfotograf und Tf auf dieser Strecke meinte, dass man hier vollkommen freizügig die Grenze queren könne, da sich kein Grenzer in diese Wildnis verirrt. Rechtlich gesehen wäre das aber wohl nicht ganz legal...

Auch hinter Priboj reißen die Motive definitiv nicht ab. Und wir haben DIE Sehenswürdigkeit dieser Gegend nicht besucht: Die "Šargan-8", die wiederaufgebaute Schmalspurstrecke von Šargan über Mokra Gora nach Višegrad. In jedem Touristenprospekt von Zlatibor wird diese Bahn mit ihren verschachtelten Kehrschleifen hervorgehoben. Nun ja, die hätte uns schon sehr interessiert, aber die Zeit war beschränkt, in der Prioritätensetzung auf Alltagsbetrieb waren wir uns einig und nun waren wir sehr gespannt auf andere Gegenden Serbiens.

Mittwoch, 26.09.2012

Und die "Vila Pina" nochmal von außen. Unsere Empfehlung für Zlatibor!

Wir kratzten um 7.30 die Kurve und gelangten trotz Schleicher vor uns zügig nach Požega. Programm war, den 9.10 Service nach Kraljevo fotografisch zu 'begleiten'. Dann wollten wir uns nördlich wenden, den irgendwo entgegen kommenden Zug Lapovo - Kraljevo mitnehmen und am Nachmittag die hohen Viadukte zwischen Belgrad und Ralja zu fotografieren. Zum Abend hatten wir ein Hotel in Subotica gebucht, da wir uns morgen den Schienenbussen widmen wollten. In Požega stand der Zug nach Kraljevo schon bereit: Es war einer der neuen Russentriebwagen. Da ersetzen die Dinger jetzt also Ellok bespannte Personenzüge. Na ja, da er schön sauber war, machte das gar nichts.

Der neue Russentriebwagen der Baureihe 711 steht in Požega zur Abfahrt nach Kraljevo bereit. Im Hintergrund ist das Stellwerk mit der Fernsteuerzentrale für die Hauptstrecke zu sehen.

Wir fuhren dem Triebwagen voraus. Natürlich nicht zu weit, man wollte ihn ja paarmal kriegen. Noch vorm ersten Bahnhof Dragačevo, bei der Ortschaft Boračko, warteten wir Pt 4833 ab.

Und hier passiert derselbe VT einige abgeerntete Maisparzellen bei Boračko.

Das Motiv war ganz hübsch, allerdings mussten wir auch zur Kenntnis nehmen, dass wir uns wohl die einzige Strecke Serbiens ausgesucht hatten, auf der die Züge zu schnell zum verfolgen sind. Der Russe kam jedenfalls mit Karacho angebraust. Wir hinterher.

Eine Schafherde war auch vor Ort; der Schäfer hatte verwundert geschaut, was wir da machen.

Allerdings liefen wir bald auf eine ganze Kolonne an Schleichern auf, so dass wir den VT zwar noch paarmal sahen, ihn aber nicht mehr bekamen. Und wir stellten fest, dass der schönste Teil der Strecke, ein kleiner Schluchtabschnitt rund um den Bahnhof Ovčar Banja, noch kam. Besonders mittags sollte man den Bahnhof schön mit Westfahrern vor imposanten Felswänden aufnehmen können. Ein Stück weiter quert die Bahn das Tal auf einem Viadukt vor einer Staumauer. Auffällig waren hier auch mehrere Klöster.

Den Zug gaben wir auf. Von Čačak nahmen wir eine direkte Straße rüber an die Kragujevac-Piste, wo wir ein erstes potentielles Motiv für den Pz nachher am Bf Knić entdeckten. Allerdings hatten wir noch viel Zeit und forschten mal weiter. Im Stadtbereich von Kragujevac entdeckten wir zwei Motive. Einmal der Vorstadtbahnhof Grošnica in etwas verlodderter Umgebung und ein Ausblick von der Brücke im Zuge der Zufahrt zu den Arbeiterparkplätzen des Zastava Werks (heute z.T. Fiat und Ausgangspunkt der Autologistikzüge nach Bar; früher wurde hier der "Yugo" hergestellt). Oh oh, da möchte man nicht in den Schichtwechselverkehr geraten! Dann kurz am Bf vorbeigeschaut, aber der war öde. Kein Fiatzug und kein anderer Zug. Im Personenverkehr ist der Bf quasi bedeutungslos. Oder was soll man davon halten, dass die viertgrößte Stadt Serbiens nur dreimal am Tag von einem kleinen VT heimgesucht wird? Wir hatten immer noch Zeit und suchten einen letzten bzw ersten möglichen Fotopunkt auf. Eine Brücke am Hp Gradac gefiel uns. Hier konnten wir die restliche halbe Stunde warten.

Der Schwedentriebwagen, früher Y1, jetzt 710, erreicht den Haltepunkt Gradac.

Pt 3813 hatte sich als sauberer Y1 entpuppt. Sehr sympatisch! Bis zuletzt war unklar, ob nicht doch einer der neuen Russentriebwagen käme. Die waren hier wohl schon im Einsatz, dann aber wegen massivem Steinbewurf wieder aus dem Verkehr genommen worden. Gemütlich folgten wir dem VT durch Kragujevac hindurch. Hier ging das Verfolgen noch ohne Hetzerei. Wir entschieden uns für den Bf Grošnica als 'Stadtmotiv'.

Grošnica ist praktisch ein Vorort oder Stadtteil der Autostadt Kragujevac. "Unser" Schwede bekommt "Abfahrt" mit dem Befehlsstab signalisiert. Beachtenswert sind die vielen alten Autos.

Weitere Bilder bekamen wir in Knić und nördlich Guberevac hin. Das war wirklich eine gelungene Verfolgung gewesen, denn alle Stellen waren wirklich fotogen und mit optimaler Ausleuchtung.

Die Ausfahrt aus dem Bf Knić stellte auch ein hübsches Ensemble dar.

Nun ließen wir den Zug aber seiner Wege ziehen und machten uns an einen Sprung nach Norden. Ein drittes Mal ging es komplett durch Kragujevac und dann bei Lapovo auf die Autobahn. Hinter Kragujevac kam uns um ca 14.15 ein Containerzug entgegen. Erst überlegten wir, ob wir hinterher sollten, doch kamen wir zügig zur Erkenntnis, dass der vermutlich nur bis Kragujevac gehen würde. Also auf die Autobahn. Das war jetzt zügiges Fahren. An einer Stelle musste man durch die schwarze Rauchwolke eines abbrennenden Stoppelfeldes. Den Rauch hatte man schon weit vorher gesehen. In Mali Požarevac verließen wir die Autobahn wieder und steuerten über Landstraße den Viadukt bei Ralja an. Hier war sogleich Panik angesagt. Ein Güterzug stand vom Viadukt her vor der Einfahrt. Das konnte eigentlich nur Kreuzung bedeuten. Wir liefen schnell auf einen Acker oberhalb der Brücke. Der Zug stand immer noch vor der Einfahrt. Wir warteten. Der Zug wartete. Endlich, nach wohl 20 Min zockelte die Eisenbahn im Schritttempo weiter. Keine Ahnung, was das für eine Aktion war. Ein Gegenzug kam allerdings nicht raus. Statt dessen drückte von hinten so langsam der Regio 2905 nach Niš. Für diesen verließen wir den Fotohang und liefen rüber auf die andere Talseite. Das Feintuning mit der Leitung scheiterte ein wenig daran, dass der Zug plötzlich kam. Konnte man damit rechnen? ;-)

So wird der Niedergang der Bahn in Serbien am deutlichsten: Zwischen den zwei größten Städten des Landes Belgrad und Niš sind abgesehen von drei internationalen Zugpaaren alle Fernzugverbindungen gestrichen worden. Die Verbindung wird mit solchen kleinen Bummelzügen aufrecht erhalten, die etwa dreimal so lange brauchen wie ein Reisebus auf der parallelen Autobahn. Der Regionalzug quert hier gerade den Parcan-Viadukt.

In meinem grenzenlosen Optimismus rechnete ich jetzt mit einer Kreuzung im Bf Ralja. Dementsprechend hetzte ich dann auch wie ein Irrer durch die Hitze zurück auf den Fotohang, denn da stand ganz klar 'Hauptmotiv' dran, und an einem solchen will man ja keinesfalls etwas verpassen. Als die beiden anderen gemütlich bei mir auftauchten, schauten sie mich nur verwundert an. Jaa jaa... Das einzige, was kam, war eine Lz von hinten. Vielleicht eine Hilfslok? Wir konnten nicht sehen, ob der Gz noch im Bahnhof stand. Als Ultimo hatten wir uns den Regio von Niš gesetzt. Gunar weckte Hoffnungen: Pt 2992 könnte eine saubere Elektritschka sein. So langsam begann es Abend zu werden. Die Schatten wuchsen beträchtlich. Und wir hatten noch ein ganz schönes Stück vor uns. Pt 2992 sollte laut ZS App pünktlich sein. So waren wir guter Dinge, dass die Sonne noch reichen würde. Leider zeigte sich nun aber eine kleine Differenz zwischen App und Realität. Der Schatten wuchs und wuchs. Bald lag die herrliche Herbstfärbung im Vordergrund im Schatten. Oh Mann, was machen die mit uns? Plötzlich tauchte von hinten schon der Beovoz auf, der eigentlich erst 10 Min später in Ralja sein sollte. Immerhin war der nicht so arg beschmiert, obwohl wir gerade bei den Beovoz-Zügen mit starkem Geschmier rechneten. Der Zug hob sich ganz fein vor dunklem Hintergrund ab.

Eine vollwertige Aufnahme mit Blick von oben auf den Parcan-Viadukt ging dann doch noch. Ein Beovoz rollt in Richtung Ralja.

Von unserem Regio nach wie vor keine Spur. Die Schatten stiegen, die Sonne beendete ihr Tagesgeschäft allerdings auch etwas vor Plan in einer Wolkenschicht weit im Westen. Wir liefen zum Auto zurück. Unterwegs kam der Regio über den Viadukt gerollt. Die Garnitur war noch stärker bemalt als der Beovoz eben. Also Glück gehabt...

Um 18.23 waren wir auf der Autobahn. Durch Belgrad durch gab es viele Baustellen und beim Wechsel zur Subotica-Autobahn musste man ein Stück durch die Stadt fahren. Ansonsten kamen wir aber zügig voran. Einige abbrennende Stoppelfelder sorgten bei der Dunkelheit für ein mystisches Flair. Gegen 20.30 rollten wir nach Subotica ein und standen prompt vor der geschlossenen Schranke. Eine 661 mit langem Güterzug Richtung Novi Sad wollte durch. Zügig erreichten wir unser Hotel "Vila Inn", das in einer etwas eigenartigen Vorstadtgegend lag, das aber neu und innen absolut topp war. Zum Abendessen ging es trotz fortgeschrittener Stunde in ein Hoflokal gegenüber vom Bahnhof, wo es mal was anderes gab als die typischen balkanischen Fleischspezialitäten vom Grill.

In der Matije Korvina zu Subotica kann man lecker essen.

Vorher waren wir am Bahnhof, wo sich der Mann vom Auskunftsschalter und die Dame vom Fahrkartenschalter langweilten. Züge nach Kikinda (wäre morgen gern unser Programm gewesen)? Njema! Train is - darauf machte er einen Pfeifton wie ein Flugzeugabsturz. Na gut, also Ersatzprogramm. Erstmal liefen wir jedoch gemütlich durch die Fußgängerzone am imposanten Rathaus vorbei zurück zum Hotel.

Blick auf die örtliche Magges-Filiale von Subotica. Na gut, nochmal: Blick auf das beeindruckende Rathaus von Subotica. Wir befinden uns jetzt in der autonomen Provinz Vojvodina ganz im Norden Serbiens, nur wenige Kilometer von der ungarischen Grenze entfernt. Hier leben viele Ungarn, aber auch sonst ein sehr buntes Bevölkerungsgemisch.

Donnerstag, 27.09.2012

Da der Schienenbus nach Kikinda nicht fahren sollte, beschlossen wir eine Verfolgung des Sinobusses nach Ungarn. Ja ja, es ging mit hochwertigem internationalen Verkehr los! Wir griffen uns Pt 7482 in Palić sowie rund um Horgoš im schönen Sonnenlicht. Dabei kamen wir bis unmittelbar an die ungarische Grenze heran.

Der "Euroregio" von Subotica nach Ungarn (endet kurz vor Szeged in einem kleinen Dorf names Röszke) verlässt den Bahnhof Palić, der als Seltenheit an der Ausfahrt Formsignale für jedes Gleis besitzt.

Hier, kurz vor Horgoš, wird die Chancenlosigkeit der Bahn in Serbien mal wieder deutlich: Während die Autos auf der neuen Autobahn langbrausen, schaukelt der Schienenbus mit 10-20 km/h über ein sichtlich marodes Gleis.

Der Silberbus verlässt nach ausführlicher Grenzkontrolle (jedenfalls hatte er für eine solche einen langen Aufenthalt) Horgoš.

Auch über die Grenze rüber wird das Gleis nicht besser...

Nach einer Frühstückspause am Bahnhof mit Kaffee von einer Tanke und Teigtaschen gab es auch noch den Gegenzug Pt 7483 im Bahnhofsbereich.

Und auf der Rückfahrt in der Einfahrt Horgoš...

...sowie im Bahnhof bei der Weiterfahrt.

So weit so schön. Da hatten wir ja um 9 Uhr schon ein bedeutendes Programm absolviert. Nun ging es durch die beeindruckende Weite des Banat auf herrlich leeren und schnurgeraden Straßen südostwärts nach Kikinda. Unterwegs immer wieder Kreuzung alter Bahnstrecken. Wir trafen gerade rechtzeitig in der Gegend ein, um einen weiteren wichtigen internationalen Zuglauf, den Schienenbus 7580 aus dem rumänischen Jimbolia nach Kikinda, zu verewigen. Jimbolia und Kikinda, die beiden lustig klingenden Ortsnamen hat man schon öfter im Zusammenhang mit den serbischen Schienenbussen gelesen, nun war man selbst mal hier. Ein Speicher am Bf Banatsko Veliko Selo war das Motiv. Der genannte Bf war selbstverständlich noch örtlich besetzt, ist aber kein Verkehrshalt.

Schon wieder internationaler Schienenbusverkehr. Die modernisierten Schienenbusse in Serbien fahren immer als Zweiergespann aus Trieb- und Steuerwagen und haben sogar ganz bequeme Sitze. "Euroregio" 7580 aus Rumänien in Banatsko Veliko Selo.

Dieselbe Garnitur fuhr als Pt 2521 weiter südwärts nach Zrenjanin. Eine Fahrt, die den Fahrgästen reichlich Geduld abverlangen dürfte. Schneller als 30 km/h wird wohl selten gefahren. Wir fotografierten die Fahrt in der Ausfahrt Kikinda, zwischen Banatsko Miloševo (dessen Kirche im Hintergrund) und Novi Bečej sowie am Esig von Novi Bečej. Außerdem im Bahnhof Melenci und zwischen Gbf und Pbf Zrenjanin von der Straßenbrücke. Das war keine wilde Verfolgung, sondern wir mussten immer so 5-10 Min auf den Zug warten.

Der Regio Kikinda - Zrenjanin in der Ausfahrkurve von Kikinda,...

und mit der Kirche von Banatsko Miloševo.

Die ganze Aktion versetzte mich jetzt ganz stark in die Zeit der Ferkeltaxenjagd in Sachsen-Anhalt Ende der neunziger Jahre zurück. Viel relativ flache Landschaft, die Orte mit ihren Speichern und dann halt die Schienenbusse (auch wenn's ein anderer Typ ist). Auch das sinnlose Fahrplangefüge war ähnlich wie bei der Reichsbahn vor der Einführung irgendwelcher "verzweifelter" Zweistundentakte.

Und nochmal in der Einfahrt von Zrenjanin. Es stehen bereit ein Weichen- und ein Schrankenwärter.

Zrenjanin fanden wir ziemlich deprimierend, nicht zuletzt wegen einer langgezogenen Straßenbaustelle und daraus resultierendem stockenden Verkehr. Einen Supermarkt fanden wir auch nicht. Den von Süden einfahrenden Pu 4502 wollten wir in Zrenjanin Fabrika nehmen. Und das war eine richtig deprimierende Gegend. Allerdings wurden hier fleißig Containerwagen entladen. Wir machten ein Bild von einer Brücke. Weichenwärter und Schrankenwärter standen mit den roten Fähnchen vor der Hütte.

Ein anderes Gespann erreicht von Süden Zrenjanin und fährt hier gerade aus dem Bahnhof Zrenjanin Fabrika aus.

Nun fuhren wir dem nächsten Südfahrer, dem Pt 2515, einfach mal voraus zu der kombinierten Schiene- und Straßenbrücke über die Tamiš zwischen Orlovat und Tomaševac. Die Wartezeit überbrückten wir am Ufer des Flusses, wo man passabel sitzen und einigen Anglern zuschauen konnte.

Das Konzept war nun, innerhalb der Schranken auf Pt 2515 zu warten und hinter diesem schnell übers Gleis zu springen, um den Sinobus von der Sonnenseite zu bekommen. Doch jeder Schritt mehr hätte zu viel sein können, denn der Zug kam nicht mit den für den Straßenverkehr zugelassenen 20 km/h, sondern schoss regelrecht an uns vorbei. Aber die reine Frontansicht kam auch nicht schlecht.

Der Zug nach Pančevo auf der Schienestraßebrücke über die Tamiš bei Orlovat.

Das Licht suppte immer mehr rum. Deshalb beschlossen wir, dem Zug nicht weiter zu folgen, sondern noch etwas Motiverkundung zu betreiben. Es war aber nicht so, dass sich da jetzt ein 'Must have' an das andere gereiht hätte... Ein Weitblick von einem Hügel in die weite Ebene des Banat war ganz hübsch.

Noch etwas fand ich hübsch. Das Banat ist ein Landschaftstyp, der auf mich faszinierend wirkte. Das bemerkenswerteste sind die kompakten und relativ großen Dörfer. Die Straßen der Orte bilden meist ein quadratisches Muster. Die Häuser und Höfe liegen jedoch weit von den Straßen weg, so dass sich links und rechts breite und in der Regel sehr gepflegte Grünstreifen befinden. In der Ortsmitte sind die durchweg prächtigen Kirchen zu finden. Gelangt man nun aus solch einem Ort raus, hat man nur noch Weite vor sich. Siedlungsstreuung gibt es praktisch gar nicht. Kilometerlang geht es auf schnurgeraden Straßen durch Mais- und Sonnenblumenfelder, gelegentlich aber auch durch brach liegende Wildnis.

Und dann waren wir auch schon in Pančevo. Da wir zumindest morgen Vormittag nochmal was nördlich von hier machen wollten, hätten wir gern hier eine Unterkunft gehabt. Das einzige im Internet gefundene Hotel wirkte in echt vollkommen verloddert. Ein bei Osmand angezeigtes Hotel 'Mali raj' am westlichen Stadtrand war wunderschön angelegt, aber offenbar voll. Die Dame an der Rezeption war allerdings sehr nett und empfahl ein zum Hotel gehöriges nagelneues 'Hostel' in der Stadt. Auf unsere Frage nach einer Wegbeschreibung meinte sie, dass wir ihr hinterher fahren sollen.

So führte sie uns einmal quer durch Pančevo in ein anständig aussehendes Wohnquartier im Osten der Stadt. Der Weg dorthin war sehr verwinkelt, aber wir hofften, den Ausgang wiederzufinden. Das angebotene Dreibettzimmer erwies sich als komplette Wohneinheit, war also sehr geräumig. Und gegen den Preis von 15 Euro pro Person war ohnehin nichts zu sagen. Da sagten wir mal zu. Denn die Alternative wäre sonst ein Ritt rüber nach Belgrad gewesen. Und dazu hatten wir keine Lust mehr. Eigentlich hätten wir die letzten beiden Nächte gern an einem Ort verbracht, aber ganz so überzeugend fanden wir unsere Kellerwohnung dann doch nicht. Vieles der neuen Ausstattung sah nach ziemlich übler Heimwerkertätigkeit aus. Die Handtuchstange trug sich selbst, aber das Handtuch nicht. Und es fehlten simple Ausstattungen wie Haken an der Wand usw. Die nackten weiß getünchten Wände ließen auch nicht gerade wohnlichste Atmosphäre aufkommen. Aber für eine Nacht konnte es gehen.

Zum Abendessen fuhren wir nochmal zum Mali raj, wo man in einer tollen Gartenanlage sitzen konnte. Unserer netten Rezeptionsdame gaben wir noch Bescheid, dass wir morgen auch zum Frühstück kommen würden. Als sie auf unsere Frage nach dem Frühstückspreis sagte 'in den 15 Euro enthalten', müssen wir wohl so überrascht geschaut haben, dass sie grinsend anbot, gern mit dem Preis hochzugehen. Das verneinten wir lieber schnell. Dafür bestellten wir zum Abendessen allerdings viel zu viel. Die Vorspeisen waren portionsmäßig bald vollwertige eigenständige Gerichte. Den Weg in und durch unsere verschachtelte Wohnsiedlung fanden wir immerhin auf Anhieb.

Freitag, 28.09.2012

Tief und fest geschlafen. Um 6 standen wir auf und um 7 waren wir am anderen Ende der Stadt zum Frühstück. Das 'Ham and Eggs' war lecker, der Kaffee auch. Leider waren wir erstmalig bei einem Himmel aufgewacht, wie man ihn von diversen Skandinavientouren zur Genüge kennt. Der Himmel war zu, nur vereinzelte blaue Stellen waren zu sehen. Dennoch fuhren wir dem Früh-Schienenbus bis Kačarevo entgegen. Eine kurze Auflockerung schaute sogar noch vorbei, allerdings vor dem Zug. Das machte insofern nichts, da Pt 2501 die vermutlich einzige vollgesaute Schienenbus-Garnitur war. Damit war dann auch unsere Lust schon wieder beendet, uns den Vormittag über noch um den Sinobus zu kümmern. Statt dessen wollten wir mal rüber an die Vršac Strecke. Da wir keine Lust hatten, ganz über Pančevo zu fahren, probierten wir eine weiße Straße von Crepaja nach Banatsko Novo Selo aus. Die erwies sich als Kopfsteinpflasterstraße. Erst jedenfalls. Irgendwo inmitten der weiten Felder ging der Weg in eine Ackerpiste über.

Ackerpiste in der Weite des Banat bei Crepaja.

Also den ganzen Weg zurück. Beim Esig von Jabuka passten wir dann doch nochmal die Graffitifuhre, nunmehr als Pt 2512, ab. Das passte zeitlich optimal.

Der verschmierte VT verlässt gerade den Bf Jabuka, was so viel wie "Erdbeere" heißt.

Wegweiser nach Vršac führten uns nun wieder nach Kačarevo, von wo eine neue Straße rüber an die andere Piste führte. Dort konnten wir in Vladimirovac sehr schön den Russen als Pt 2602 im Bahnhof umsetzen. Auch diesmal scheiterte eine Verfolgung aufgrund ungleicher Bedingungen zugunsten der Bahn.

Der "Russe" beschleunigt aus dem Bahnhof Vladimirovac.

Wir beschlossen, mit dem Programm südlich der Donau weiterzumachen. Durch Belgrad hatten wir keine Lust zu fahren, deshalb nutzten wir die flussabwärts gelegene Donaubrücke Smederevo. Gunar fiel ein, dass zwischen Smederevo und Požarevac eine 'Nahverkehrsinsel' bestehe, wo für serbische Verhältnisse ungewöhnlich häufig gependelt wird, ohne dass rundherum groß Verkehr wäre. Ein Blick in die ZS App ergab, dass man als nächstes knapp einen aus Požarevac ausfahrenden Zug erwischen könnte. Da hatten wir aber mal wieder die Rechnung ohne den dödeligen Straßenverkehr gemacht. Die Fahrzeuge hierzulande sind halt alle paar Generationen älter. Von der 'Schnell'straße zweigten wir auf Höhe der Bahn südwärts auf eine nicht OSM verzeichnete Straße ab (jetzt ist sie drin; ich weiß jetzt, wie das geht *freu*) und bewegten uns zeitlich etwa parallel zur Zuglage. Es ging am schön angelegten Reitergestüt Ljubičevo vorbei. Ein Stück weiter versperrte allerdings eine geschlossene Schranke die Straße. Schnell mal eben rüberhopsen war nicht, denn es handelte sich um keinen normalen BÜ, sondern völlig überraschend mal wieder um eine Schienestraßenbrücke. Und zwar über den Fluss Velika Morava. Irgendwie wollten wir von der ein Bild haben. Eine der Pendelzuggarnituren musste noch in Požarevac stehen und nach einer guten Stunde abfahren. Deshalb schauten wir mal am Bf vorbei. Das erste, was wir sahen, waren verdächtig blaue Lokdächer. Tatsächlich waren hier zwei Titozug Loks abgestellt, die 003 und die 004.

Die Titozugloks 666 003 und 004 sind in Požarevac abgestellt. Sie machten allerdings noch einen guten Eindruck.

Die ganz große Bewölkung stand nicht mehr am Himmel, aber es zogen viele große Wolkenfelder durch. So gelang in einem ganz kleinen Sonnenfleck auch noch eine Aufnahme von Pt 6756 mit dem stattlichen Empfangsgebäude.

Eine der Pendelzuggarnituren steht zur Abfahrt bereit vor dem Empfangsgebäude. Dieser Pendelverkehr zwischen Požarevac und Smederevo dürfte der Personenverkehr in der dichtesten Frequenz serbienweit sein. Bei dem Wagen handelt es sich um einen ex Bm232 der Bundesbahn.

Nun sprach uns ein Eisenbahner (von denen es wie an jedem serbischen Bahnhof viele hatte) an, dass wir nicht fotografieren dürften. Ha, der zweite Fall für unsere Fotogenehmigung! Er ließ jetzt allerdings keine Aufschreibungen im Dienstbuch folgen, sondern meinte nur, das hätte er nicht wissen können. Ob das eher entschuldigend oder vorwurfsvoll klang, darüber waren wir uns nicht ganz einig. Wir fuhren dem Zug voraus zur Brücke, wo er nun allerdings im dicksten Schatten abging. Ok, nächste Fahrt in anderthalb Stunden, also Essen kaufen und an der Brücke in Ruhe verzehren. Gesagt, getan. Nur mit dem 'in Ruhe' wars nicht einfach. Zweimal ging die Schranke an der Brücke runter, ohne dass unmittelbar ein Zug anstand. Zweimal stellten wir uns bereit und zweimal mussten wir wohl eine Viertelstunde warten, bis von hinten der Gegenzug und ein Baufahrzeug kamen. Der Pt 6758 ging dann auch leider nur im Minimallicht.

Ein Bummelzug auf der Ljubičevski Most über die Große Morava. Ob der Stern oben auf der Brücke wohl nachts rot leuchtet? ;-)

Er hielt hier übrigens an. Nur an den zwei Haltetafeln (hier 'S' Tafeln) war zu erkennen, dass hier mitten auf der Straße ohne Bahnsteig der Hp Ljubičevski most liegt.

Der Lokführer wartet im "Haltepunkt" Ljubičevski Most ungeduldig auf ein Lebenszeichen des Zugführers.

Nun reichte es uns aber. Wir wollten nun an der Hauptstrecke Belgrad - Niš nach dem zweiten Viadukt schauen. Also auf der Autobahn nach Vrčin gefahren und von dort mal rüber an die Strecke. Den Viadukt sahen wir in der Ferne, war aber doch kleiner als von der Mitfahrt erinnerlich. Da wir paar andere nette Stellen für die wenigen Fahrten entdeckten, ließen wir den Viadukt sein und nahmen einen Gz und den Pt 2905 zwischen Klenje und Ripanj Tunel.

Das dürfte zeitlich der Güterzug gewesen sein, der vorgestern vor Ralja gelegen hatte.

Der Regio nach Niš hatte am Freitag sogar drei Wagen, die allesamt sehr voll schienen.

Zwischen Velika Plana und Belgrad gibt es zwei eingleisige Strecken, die hier oben nur wenige Kilometer auseinander liegen. Auf der nördlichen Linie stand jetzt der Schnellzug 336 Skopje - Belgrad an. Deshalb kundschafteten wir dort mal im Bereich von Mala Ivanča. Der Zug war eine Ernüchterung. Er sah genauso aus wie jeder serbische Bummelzug. Immerhin war er graffitifrei.

Internationaler Zugverkehr in Serbien: B 336 aus Skopje unterscheidet sich nicht zu normalen serbischen Regios.

Für die Elektritschkas von vorgestern versuchten wir es nochmal am südlicheren Viadukt an der Südstrecke bei Ralja. Dort war die Sonne aber nur noch ein Hauch ihrer selbst in den Schleiern über dem westlichen Horizont.

Über die Autobahn ging es nun nach Belgrad, wo wir die letzte Nacht im Hotel Rex gebucht hatten. Da wir bei der Autobahnabfahrt auf die falsche Spur kamen, fuhren wir auf einer Hauptstraße zu weit oberhalb fast am Hotel vorbei. Da man aber nirgends links abbiegen durfte, haben wir schließlich eine Riesenrunde durch die ganze Innenstadt, durch die Neustadt und eine zweimalige Querung der Save absolviert. Das Hotel war erwies sich dann als sehr schön. Krass war der Parkplatz, der gnadenlos vollgestopft wurde. Keine Ahnung, wie die hintersten rauskommen wollten. Wir stellten uns lieber direkt an die Straße.

Nun stand die nächste Runde durch die Stadt an. Diesmal zu Fuß. Eigentlich wollten wir nur ein Restaurant suchen. Und das Romantika sollte es nicht sein. Mit dem bescheidenen Erinnerungsvermögen an die Stadtrundgänge im November liefen wir los. Ok, ganz falsch lagen wir dann auch gar nicht mal. Doof war nur, dass es in der Brauereigaststätte vom November gar kein Essen gab. Gunar kannte nun noch hinter der Innenstadt die Gasse Skadarska, in der sich ein Restaurant ans andere reiht. Das sah sehr hübsch aus. Ätzend fand ich nur, dass in fast jedem Restaurant irgendwelche Musikergruppen die Gäste 'beglückten'. Wir wählten ein Restaurant, wo paar freie Tische weitab der Musiker zu sehen waren. Doch der Chefplatzierer führte uns genau in Richtung der Musiker. Noch besser: Hinter der großen Tafel, an der die Musiker aufspielten, war noch ein einziger Tisch in einer finsteren Ecke. Er schubste grob die Musiker zur Seite und wies uns diesen Tisch an. Wir lehnten den mit dem Hinweis 'zu laut' ab, woraufhin er uns genervt einen anderen, schöneren Tisch am ruhigen Ende der Wirtschaft zeigte. Der war genau das, was wir brauchten, und wir konnten gut unser Abschlussessen zelebrieren. Blöd wurde es erst wieder, als Gunar mit Kreditkarte bezahlt hatte, der Kellner uns erzählen musste, dass Service nicht included sei und ihm meine 300 Dinare Trinkgeld (Rechnungsbetrag von 3700), die wir ihm auch ohne Ermahnung hatten geben wollen, nicht ein einziges Wort des Dankes oder Abschieds wert waren. Ich weiß schon, warum ich mich normalerweise gern von ausgetretenen Touripfaden fernhalte.

Einen langen Weg ging es nun durch gewundene Straßen abwärts zum Bahnhof, wo aber im Prinzip nichts los war, außer dass noch fünf Schalter besetzt waren, die allesamt auf Arbeit warteten. Damit beschlossen wir den Tag und liefen zum Hotel zurück. Nach etwas Reiseberichtschreiben fiel ich totmüde ins Bett. Bleibt noch zu sagen, dass in Belgrad der sonst in südeuropäischen Städten laute Verkehr mit Huperei und knatternden Motorrädern ausblieb. Überhaupt fanden wir den Straßenverkehr in der serbischen Hauptstadt sehr zivilisiert.

Samstag, 29.09.2012

Zum Frühstück gab es ein feines Buffet. Nur über die korrekte Lagerung von Butter sollte das Hotel nochmal nachdenken...

Ideales Programm für heute wäre das Begleiten der Sinobustour von Pančevo bis Orlovat als Pt 2512 und zurück als Pt 2513. Wenn denn heute ein sauberer Sinobus eingesetzt wäre. Das konnten wir nur durch Anschauen rausbekommen. Samstags früh kommt man noch zügig durch Belgrad, und so 'flogen' wir bald über die Donau nach Pančevo. Sowohl in Belgrad als auch auf der Schnellstraße nach Pančevo gab es an den Ampeln perfekte grüne Wellen. Dort an den Bahnhof ranzukommen war schwierig. Man musste von der Straße her durch einen riesigen Gipsy Market dorthin gehen. Am Rande des Marktes fanden wir aber doch einen Ausblick auf die Gleise. Der Schienenbus ließ lange auf sich warten. Als er mit ca +20 einfuhr, war der Beovoz Anschluss nach Belgrad bereits weg. Aber er war sauber! Nun stellten nur noch die Wolken ein Problem dar. Von Nordwesten zogen wieder mal größere Wolkenfelder rein. So ging der 2512 auch nur mit Minimallicht bei Jabuka und mit Ausblick zwischen Kovačica und Uzdin.

Fahrweg ins Nirgendwo zwischen Kovačica und Uzdin.

Nach einem Foto im ländlichen Wendebahnhof Orlovat klappte es mit der Rückfahrt deutlich besser.

Anstelle die gesamte Strecke zwischen den Städten Pančevo und Zrenjanin zu fahren, wendete der Zug mitten auf dem Lande in Orlovat. Nun, uns passte das ganz gut.

Mit Pt 2513 begannen wir an der Tamišbrücke. Endlich mal ein Schienestraßenbrückenmotiv bei voller Sonne.

Die zurückkehrende Fuhre auf der Schienestraßebrücke über die Tamiš.

In Tomaševac hatten wir aus der Ferne den Eindruck, dass da ein Güterzug mit Lok am Südende drinstände. Weitere nette Stellen, die mich wieder mal an längst vergangene Ferkeltaxen-Aktionen in der Magdeburger Börde erinnerten, gab es ganz banal von BÜs der Hauptstraße(n) aus: Südlich Uzdin, nördlich Kovačica und südlich Crepaja.

Südlich Uzdin,...

in der Nordeinfahrt Kovačica...

und nochmal südlich Crepaja.

Danach wurde es langsam Zeit, zum Flughafen zu fahren. Wieder ging es über die Schnellstraße, deren Ampeln auch in unserer Richtung bei 60 km/h immer kurz vor uns auf grün gingen. Dass es trotzdem nicht immer ganz reibungslos ging, lag an einigen Deppen, die immer losbretterten und uns an der jeweils nächsten Ampel im Wege standen, weil sie erstmal wieder beschleunigen mussten.

Man kommt da ja auch am Bahnhof Pančevački most vorbei. Dieser liegt noch außerhalb der Innenstadt in einem freudlosen Hafengebiet. Der Beovoz aus Pančevo endet hier auf dem abzweigenden Streckengleis Richtung Belgrad Dunav. Alle Reisenden müssen hier in einen baugleichen Zug der S-Bahn umsteigen. Für Reisende aus Richtung Vršac und Zrenjanin ist das dann der zweite Umstieg kurz vor den Toren der Stadt, teils mit langen Wartezeiten. Was soll so ein Quatsch? Will man den Bahnverkehr absichtlich unattraktiv machen?

In Belgrad war der Verkehr schon stärker, aber wir kamen gut durch. Mitten in der Stadt beginnt ein Tunnel, durch den der Verkehr wie durch ein Abflussrohr die Stadt verlassen konnte und sich bald auf der Savebrücke Richtung Neustadt wiederfand. Das hatte perfekt geklappt. Mit einem Tankstopp an der Autobahn trafen wir um kurz nach 12 am Flughafen ein. Die Autoabgabe dauerte etwas, dann war Trennung von Nil angesagt. Der Arme hatte erst um 20 Uhr einen Flug gebucht und wollte morgen schon wieder ab Zürich mit der ersten S-Bahn nach Spanien starten.

LH 1407 Belgrad 14.05 - Frankfurt

Der Flug war soweit angenehm. Gunar und ich hatten keine nebeneinander liegenden Plätze bekommen. Während ich schön dösen konnte, wurde Gunar von seinem Sitznachbarn lautstark zugetextet. Wir machten zum Start einen klasse Rundflug über Belgrad. Der Gbf mit seinen zahllosen Verbindungskurven und Schleifen, die Save, die Donau, die gesamte Stadt lagen uns zu Füßen. Im Westen ist eine neue Donaubrücke im Bau. Auch der Ausblick auf Mainhattan war sehr nett.

LH 022 Frankfurt 17.35 - Hamburg

Ich hatte eine Reihe für mich. Bei einer Schleife über Mainz sah man Frankfurt schön in der Ferne daliegen. Dann ging es erstmal über Wolken, bevor Mittellandkanal, Anderten-Misburg, Celle und später Geesthacht, Glinde und Ohlstedt zu sehen waren. Der Käptn kündigte 'milde' 13 Grad für Hamburg an. Der war wohl lange nicht in Serbien gewesen, was?

Frankfurt von oben in einem großen Wolkenloch.

Bei der Hamburger S-Bahn lief es nun etwas komisch. Die Bahn, die um 19.13 zurück in die Stadt hätte fahren sollen, setzte leer nach Ohlsdorf aus. Es kam ein Ersatzzug, der aber erst 19.23 abfuhr. Der planmäßige 19.23 Zug kam auch, so dass jetzt irgendwie ein Zug zu viel da war...

Epilog

Da hat man nun endlich mal dieses bislang verschmähte Serbien besser kennengelernt. Und wir sind wirklich begeistert, was für einen Abwechslungsreichtum wir hier vorgefunden haben. Landschaftlich hätten die Gegensätze zwischen der Bergwelt von Zlatibor und dem Banat nicht größer sein können. Und beides waren wunderbare Landschaften, die ich gern nochmal besuchen würde.

Aber auch eisenbahntechnisch hat Serbien ja doch manch Besonderheit zu bieten. Ein ordentliches Streckennetz mit Haupt- und Nebenbahnen, interessante Streckenführungen und besondere Bauwerke lassen keine Langeweile aufkommen und sind ein Zeichen für die wichtige Funktion, die die Bahn mal in diesem Land gehabt hat. Um so furchtbarer ist es natürlich, die Bedeutungslosigkeit zu beobachten, die der Personenverkehr im Land mittlerweile erreicht hat. Und geradezu schockierend ist das Bild der Personalmassen, die von der Bahn entlang der Strecken vorgehalten werden. Dann das üble Bild des Wagenmaterials und der beklagenswerte Zustand der Infrastruktur selbst auf wichtigen Hauptstrecken. Kann dieser vollkommen sinnfreie Weg, den die Bahnpolitik nimmt, nicht irgendwie abgewendet werden?

Auffällig war in Serbien eine deutliche Sprachbarriere. Im Gegensatz zu Slowenien, Kroatien und Bosnien war es weitaus seltener, dass mal jemand deutsch oder englisch sprach. Dennoch erlebten wir die Serben immer wieder bereit, sich trotzdem mit einem auseinanderzusetzen, und wenn es halt mit Händen und Füßen oder Zeichnungen war. Rund um die Hauptstadt war die Verständigung hingegen gar kein Problem.

Weniger problematisch als erwartet erwies sich die kyrillische Schrift. Das Vorkommen beider Schrifttypen schien sich in etwa die Waage zu halten. Hinweisschilder waren mal so und mal so. Manchmal gab es auch beides. Oft hatte man das Gefühl, dass nur offizielle Stellen das Kyrillische durchsetzen wollten.

Vom Straßenverkehr ist mir haften geblieben, dass der auffällig zivilisiert abläuft. Zwar gibt es hier auch die Diskrepanz zwischen langsamen altertümlichen Fahrzeugen und heißblütigen Rasern, aber letztere halten sich sehr stark in Grenzen. Das mag natürlich auch daran liegen, dass sich gerade jüngere Leute nicht so "mal eben" irgendeine schicke Karosse leisten können. Überhaupt ist der Straßenverkehr in Serbien wirklich schon "museal" zu nennen. Dominierend sind hier ältere Versionen der Fiat-Lizenzbauten und natürlich der Yugos, die beide von Zastava in Kragujevac hergestellt wurden. Diese Fahrzeuge sind offenbar nicht nur erschwinglich, sondern auch unkaputtbar. Auf Wegen, wo man mit einem normalen PKW nicht mehr langfahren mag, begegnen einem keine teuren Geländewagen, sondern eben jene Produkte aus Kragujevac. Im Grunde sollte man sowas für die nächste Fototour bestellen ;-)

Aber auffällig ist auch die hohe Zahl der Fußgänger und Radfahrer auf den Straßen, selbst außerhalb der Ortschaften. Das ist mir in dieser Masse in noch keinem anderen Balkanland aufgefallen. Und ich fürchte, dass die Radfahrten nicht vordergründig der Leibesertüchtigung dienen sollen...

Schön fand ich, dass wir in Serbien relativ wenige sozialistische Beton-Bausünden gesehen haben. Im Gegenteil: Die Ortsbilder in Städten und Dörfern machten zum allergrößten Teil einen sehr gepflegten und guten Eindruck. Der Kurort Zlatibor oder auch eines der Banat-Dörfer wäre in Deutschland vom Erscheinungsbild nicht besonders aufgefallen. Wollen wir hoffen, dass auch die serbische Wohlstandskurve langsam aber sicher aufwärts geht und schon allein deshalb irgendwelche Zwistgedanken zu anderen Bevölkerungs- und Glaubensgruppen, mit denen man auf dem Balkan halt Tür an Tür lebt, bald der Vergangenheit angehören.

Ich werde jedenfalls gern mal wiederkommen :-)

Zum Eingang . Zum Archiv