Mit Konzept zum Ossomböh - Kroatien Mai 2013

Eine Sonnenkönig & Winkelmann Tour. Autor: Jan-Geert Lukner. Alle Rechte am Text und an den Bildern liegen beim Autor.

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Nachdem man in den vergangenen Jahren balkantechnisch schwerpunktmäßig in Richtung Süden vorgedrungen war und in Bosnien, Serbien, Montenegro und dem Kosovo viel Neues entdeckt hat, stand der Sinn nach Altbewährtem in entspannter Urlaubsatmosphäre: Likabahn, Koperrampe und was so dazwischen liegt. Ein Abstecher in Richtung Banja Luka für Züge mit Bom Wagen konnten wir uns bei Wetter ebenfalls vorstellen, dann aber eher in der zweiten Hälfte nach den ganzen Feiertagen: In der Republika Srbska würde man direkt hintereinander weg feiern: Erster Maifeiertag , Zweiter Maifeiertag, Karfreitag und dann das orthodoxe Osterfest.

Für Yannick war das meiste eh Neuland, auf Lika- und Zadarbahn hatte er aber bei unserer letztjährigen Bahntour auch etwas Blut geleckt und sich einen Besuch mit der Kamera an der Strecke stehend gut vorstellen können.

Eigentlich wollten wir die Geschichte simpel mit Flug und Leihwagen durchziehen. Doch so richtig die günstigen Flüge fanden wir nicht; irgendwie scheint es mir schon länger, dass die Zeit der ganz billigen Flüge wieder vorbei ist. Die Bahn war jedenfalls preiswerter! Selbst Yannick als Noch-nicht-Eisenbahner konnte die Strecke Frankfurt - Zagreb und zurück inklusive T2 Schlafwagen für unter 155 Euro bekommen. Natürlich nicht ohne Mitwirkung der allseits bekannten Bahnagentur in Schöneberg. Das war konkurrenzlos. Und was gibt es schöneres als eine Bahnreise? Auch wir Eisenbahnfotografen reisen gern mit der Bahn – auch wenn das einige nicht glauben ;-) Wobei bei mir ganz klar die Betonung auf 'reisen' liegt...

Dienstag, 30.04.2013

So fand ich mich also nach einem etwas verkürzten Arbeitstag gegen 16 Uhr auf dem Bahnsteig in Hamburg-Harburg wieder.

ICE 883 Hmb-Harburg 16.04 - München 21.45

Und da begann schon das Reisen. Natürlich hatte ich mir einen ICE1 ausgesucht. In denen ist man ja auf der Münchener Linie nicht ganz so eng zusammengepfercht. Und so war es dann auch. Die Fahrt in den Abend hinein war äußerst angenehm. Marens Anfrage per WhatsApp, ob die Prosecco-Schwestern schon zugestiegen seien (sie kennt mein 'Glück' in dieser Hinsicht...), konnte ich verneinen.

Die Fahrt blieb angenehm. Ruhige Leute im Abteil. Das Personal war gut drauf, die Durchsagen der Zugchefin klangen professionell. Wie im letzten Jahr beim Start der großen Balkan Bahnreise im ICE nach Wien gab es auch diesmal diesen lecker-gehaltvollen Schokokuchen aus der Bordgastronomie. Traditionen wollen schließlich gepflegt werden :-) Und noch eine Tradition gab es. Hinter Ingolstadt gab es erstmal Shantels 'Planet Paprika' auf die Ohren. Die CDs habe ich hier - allerdings auf der parallelen Autobahn - seinerzeit das erste Mal auf dem Wege nach Südslawien gehört. Schöne Einstimmung, wenn auch jetzt nicht unbedingt das, was ich sonst ständig höre...

Als die Durchsage kam, dass wir gleich unseren Endbahnhof München Hbf erreichen, war draußen noch alles dunkel, kein städtisches Licht zu sehen. Dennoch fuhren wir bald durch Laim und erreichten pünktlich auf die Minute den Hbf.

Yannick stand am Bahnsteig und gemeinsam drehten wir noch ne Runde um den Hbf. Meine Güte, ich dachte, die Umgebung des Hamburger Hbf wäre 'anstrengend', aber hier wars ja völlig unerfreulich. Überall liefen gröhlende Besoffene rum. Einer rempelte uns an und wollte mal Feuer haben. Als wir keines hatten, versetzte er Yannicks Koffer einen Tritt. Zum Glück handelte es sich um einen Hartschalenkoffer. Erstmals war ich RICHTIG froh, dass der benötigte und bald gefundene Geldautomat im Innern einer Bank lag.

So dödelten wir noch ne Weile auf diesem furchtbaren Bahnhof rum, bis dann irgendwann ein langer Zug in den Bahnhof gestellt wurde, der aus einem HŽ-Liegewagen nach Ljubljana, je einem Schlaf-, Liege-, Sitzwagen HŽ nach Zagreb, dem deutschen CNL-Zugteil nach Venedig und einem MAV Teil nach Budapest bestand. Der Wagen nach Ljubljana dürfte wohl der eigentliche Rijekawagen sein, oder? Unser Schlafwagen nach Zagreb füllte sich ganz ordentlich. Der Betreuer war ein älterer, sehr ruhiger Herr, der gut deutsch sprach.

EN 499 München 23.40 - Zagreb 8.55

Nun war auch bald Zeit für die Koje. Nachdem die Ursache für ein penetrantes Klappern enttarnt und gebändigt war (Papier in den Mülleimerdeckel geklemmt) und das grelle blaue Nachtlicht durch ein davor gehängtes Hosenbein gedimmt war, konnte ich gut schlafen.

Mittwoch, 01.05.2013

Leider wurde es ab 5 Uhr irgendwo hinter Jesenice auf dem Flur recht laut. Es war aufgeregtes Palavern zu hören. Vielleicht hatte irgendein Fahrgast beim Betreuer falsche Fahrausweise hinterlegt? Keine Ahnung. Als die Stimmen fertig waren, begann allgemeines Türgeknalle der Leute, die in Ljubljana raus wollten. Und in Ljubljana wieder aufgeregtes Palavern von mehreren Stimmen. Es klang fast so, als wenn die Polizei jemanden rausholen würde.

Eigentlich hatte ich mich ja sehr auf ein Spiegeleifrühstück im ungarischen Speisewagen, der ab Ljubljana am Zug hing, gefreut. Aber so richtig aus den Betten raus waren wir erst in Zidani Most, und so weit war es nun nicht mehr zur Grenze, an der wir doch lieber im Abteil sein wollten. Außerdem gab es keine Möglichkeit, das Abteil von außen zu verschließen. Schade... So mussten wir uns also mit dem 7days Crossaint und einem im Plastikbecher auf Porzellanuntertasse servierten Kaffee begnügen. Der Grenzaufenthalt so kurz vorm Ziel ist schon etwas ärgerlich. Uns kam ein Schnellzug Zagreb - Maribor entgegen. Vermutlich keine neue Verbindung, sondern ein Ersatzzug für den EC nach Wien? Hmmm, mit dem wollten wir die Rückreise antreten... Pünktlich erreichten wir den Endbahnhof Zagreb. Der Anschluss nach Sarajevo, Bosniens einziger internationaler Zug (von dem Ploce-Paar mal abgesehen) stand direkt gegenüber. Drei Wagen: ŽRS, ŽFBH, ŽRS.

Wir verließen nun den Bahnhof durch den Fußgängertunnel. Am Busbahnhof vorbei und durch eine Parkanlage gelangten wir direkt auf die Oryx Filiale zu. Der Papierkram war recht unkompliziert und bald fuhr ein Mitarbeiter das Auto vor. Nun mussten erstmal sämtliche Schäden festgehalten werden. Das dauerte schon länger, der Golf hatte überall Schrammen. Das war uns allerdings recht, dass auf dem Vertrag die stilisierte Autoskizze über und über mit Kreuzen bedeckt war...

Festgestelle Kratzer und Beulen am Auto - wohlgemerkt bei Abholung! ;-)

Nun angesichts der in Zagreb herrschenden drückenden Hitze erstmal Jacke und Hemd abgelegt, dann ging es los. Der Golf hatte zwar keinen Tempomat, fuhr sich ansonsten aber sehr gut. Laut Wettervorhersage war in den nächsten Tagen die meiste Sonne in Dalmatien zu erwarten. So wählten wir also die Autobahn in Richtung Split. Es wurde heißer und heißer. Bis auf einen vergeblichen Stopp für ein Sandwich, bei dem nur noch ein einziges im Kühlregal lag, und einem realen Raststopp, bei dem wir gute Auswahl hatten, gelangten wir ohne nennenswerte Unterbrechung in die Gegend von Zadar. Spätestens nach Durchquerung des Velebit und dem gigantischen Ausblick auf das Meer weiß man, dass man im Urlaub angekommen ist. Dieser Ausblick bei Verlassen des 5727m langen langen „Tunel Sveti Rok“ ist immer wieder beeindruckendst. Die eben in der Ličko Polje noch grüne Landschaft ist vorbei, das Meer und eine felsige, karge Ebene liegen vor einem. Rechtzeitig vor Zadar stellten wir fest, dass sich demnächst ein Triebwagen von Knin nähern müsste. Den nahmen wir auf einem letztes Jahr bei der Mitfahrt notierten Damm mit. Zwar übelstes Hochlicht, aber immerhin mit sauberem VT. Das schönste war hier eigentlich das 'sein' gewesen, die Ruhe, die würzig duftenden Gräser, die die paar Minuten Wartezeit zum Genuss werden ließen.

Der Schwede 7122 001 auf dem Damm oberhalb von Sukošan im "besten" Mittagslicht...

Weiter ging es Richtung Kaštela. In Perković stand nichts im Bahnhof. In Donje Dolac schauten wir nach Möglichkeiten für den nun anstehenden ICN, doch rechtzeitig sahen wir im System, dass der als 'Autobusi' fährt. In den folgenden Tagen änderte sich daran übrigens nichts; der planmäßige 7123 fuhr als Bus. Bei Labin suchten wir nach einer auf booking.com entdeckten Unterkunft, fanden sie aber nicht. Dafür dürfte ein Wendemanöver zwischen den Mauern einiger abgeschiedener Häuser zum Ereignis des Jahres für mindestens drei neugierige Augenpaare geworden sein. Später entdeckten wir das Haus direkt an der Landstraße; der Pfeil auf booking.com war falsch angebracht. Mangels Restauration in der weiteren Umgebung entschieden wir uns aber doch gegen das „Wohnen im Motiv“. Den Nachmittagsbummel 5506 nahmen wir nun ganz ordinär an der Bahnhofseinfahrt von Kaštel Stari.

Der Bummelzug von Split nach Perković fährt nach Kaštel Stari ein.

Für den nachfolgenden Güterzug, der jetzt 60340 heißt und in den vergangenen Wochen leider nicht mehr so zuverlässig wie in den Vorjahren der 60308 jeden Tag fuhr (teils auch erst nach 19 Uhr), bauten wir uns profilaktisch bei Sadine auf, wo wir ein hübsches Motiv mit blühenden Kräutern fanden. Vom Güterzug war allerdings erstmal nichts zu bemerken. Dann tauchte unversehens ein Güterzug von Norden auf, den wir in Kaštel Stari durchfahren sahen. Dann konnte das ja erstmal nichts werden mit unserem 60340. Oder doch? Während die Kette des Abwärtsfahrers auf Kaštel Sućurac zufuhr, erhob sich plötzlich lautes Getöse im Bf Kaštel Stari. Der 60340 hatte dort schon drin gestanden und orgelte nun kräftig los. Schön, dass man das nun mal wieder erleben durfte. Es war besser als ich es in Erinnerung hatte, und Yannick hatte letztes Jahr nur einen Abwärtsfahrer erlebt und war jetzt sichtlich beeindruckt. Dieses ohrenbetäubende Erdbeben bei der Vorbeifahrt, einfach wunderbar! Man muss es einfach mal selbst erlebt haben.

Endlich mal wieder an der Karstrampe von Kaštela stehen und den Nachmittagsgüterzug beobachten... Hier bei Sadine. (Ätzend leuchtenden Grashalm nachträglich entfernt).

Während der Donner am verhallen war, ging es nun an die Unterkunftsuche. Dummerweise war der Internetempfang hier überall mehr als dürftig, und irgendwie warf booking.com plötzlich keine Ergebnisse mehr für Kaštela aus. Also selbst suchen. Das Angebot war ja durchaus groß. Letztendlich landeten wir in einer Pension in Kaštel Štafilić, die von einem offenbar französischen Ehepaar geführt wurde. Die Pension Villa Kristalia lag schön zwischen den Gärten des Ortes. Dass es dort null Internetempfang gab, merkten wir leider zu spät. Ist eh kein Beinbruch, hätte nur gewisse Dinge vereinfacht. Nachtrag: Empfang war schon da; mein Smartphone wollte aber offenbar vorm Datenroaming gern einmal runter- und wieder raufgefahren werden. Android eben... Die Wirtsleute sprachen leider nur minimalste Brocken deutsch und kein englisch, gaben sich kommunikationstechnisch aber alle Mühe.

Tja, welches Kaštel ist jetzt welches? Blick von Kaštel Štafilić nach Kaštel Novi.

Die Restaurantsuche gestaltete sich nun wieder schwieriger. Die Lokalitäten entlang der Uferkante von Kaštel Štafilić und Kaštel Novi entpuppten sich durchwegs als Cafes, eine Konoba hatte Küche kalt und die einzige andere, die uns auch von der Wirtin empfohlen worden war, war voll ausreserviert. Ätzend, wir waren fertig und hatten Riesenhunger! Es nutzte alles nichts: Wir liefen die Waterkant mal weiter bis Kaštel Stari. Dort fanden wir schönen Platz in der Konoba Porat, die uns regelrecht errettet hat. Jetzt fühlten wir uns vollständig in Kaštela angekommen. Das Ozursko hat nach dem heißen Tag phantastisch geschmeckt und der gemischte Fleischteller war absolut topp. Das alles mit schönem Blick auf Promenade und die Bucht von Kaštela. Herrlich!

Und noch eine Aufnahme von der herrlichen Uferpromenade, die die einzelnen Kaštelas miteinander verbindet.

Nachdem wir gemütlich auf der Uferpromenade zurückgelaufen waren, konnten wir uns für den Rest des lauen Abends noch schön auf den Balkon setzen. Die Hunde in den umliegenden Gärten waren zwar zeitweise sehr lebhaft am bellen, doch dort im Duft der Blüten zu sitzen war einfach nur schön. Willkommen im Frühling, Willkommen im Urlaub!

Donnerstag, 02.05.2013

Die Nacht war sehr angenehm. Aber es gibt ja im Unterbewusstsein gewisse Gründe aufzuwachen. Die Turmuhr schlug gerade zur dritten Stunde, als draußen das Konzert begann. Unser Balkon ging zwar in Richtung Küste raus, aber die davor stehenden Häuser warfen den Schall geradewegs in unsere geöffnete Balkontür herein: Güterzug 61302 orgelte die Rampe hoch! Es ist wirklich eine akustische Show...

Ankündigungsgemäß überwogen die Wolken am Himmel. Wir ließen es gaaanz ruhig angehen. Während Yannick weiterschlief, lief ich die kleinen Sträßchen zwischen den duftenden Gärten hoch zur Hauptstraße, wo ein kleiner Tommy Supermarkt und die Bäckerei Leonora strategisch günstig zusammen lagen. Der Spaziergang wurde akustisch untermalt vom Pu 5502, welcher oben an den Hängen lautstark in die Höhe strebte. Bewaffnet mit löslichem Kaffee, Teigtaschen verschiedener Varianten und Säften ging es zurück. Auf unserem Balkon folgte nun ein entspanntes Frühstück. Der kleine kläffende Fußabtreter auf dem Nachbargrundstück nervte kurzzeitig, aber ansonsten war es ein friedlicher Morgen in blühender, prächtiger Gartenlandschaft.

Frühstücksausblick in der Gartenlandschaft von Kaštel Štafilić.

Als wir fertig gespeist hatten, stiegen wir ins Auto und fuhren bergauf zum Bf Kaštel Stari. Da es zwar schön warm, aber mittlerweile gänzlich bewölkt war, entschieden wir uns für einen Besuch von Split. Und in die Großstadt fährt man ja besser mit der Bahn.

Pu 5503 Kaštel Stari 09.56 - Split 10.21

Wir bekamen gleich hinter der Lok schöne Fensterplätze in einem Abteil, in dem nur einer am Gang saß. Viel Sound war bei dieser Abwärtsfahrt natürlich nicht zu hören, aber der Ausblick auf die blühenden Gärten oberhalb der Seebucht war mal wieder nett. Etwas Befürchtungen hatte ich ja, was das Zub zu meiner Netzkarte mit dem eingetragenen gestrigen Datum (gilt zwei Tage) sagen würde. In Kroatien hatte ich dazu ja schon manche Diskussion. Aber die Schaffnerin war absolut zuvorkommend, sprach uns gleich in fließendem englisch an und sagte nach Kenntnisnahme der Fahrkarte nur 'Ah, FIP Deutschland'.

In Split liefen wir geradewegs in die Altstadt, die wirklich einzigartig ist, da die Häuser regelrecht in den alten Diokletianspalast aus der Römerzeit hineingebaut worden sind. Das Gewirr von engen Gassen und immer wieder Tordurchgängen sind absolut sehenswert. Allerdings gab es offenbar noch paar andere, die das fanden. Die zentralen Plätze der Altstadt waren heftigst überlaufen. Wenn ich da an die ganz eigene Stimmung denke, als ich 2003 hier abends vollkommen allein durch die Höfe des Palastes gewandelt bin... Was hat der Tourismus in Kroatien für einen Sprung gemacht!

In der Altstadt von Split im Diokletianspalast.

Nach einer ausgiebigen Runde durch die Gassen landeten wir an der Promenade im Cafe Adriana, wo es sich in gemütlichen Korbsesseln gut aushalten ließ. Danach gab es eine weitere Runde durch die Altstadt und durch den Palast. Es war jetzt nach Mittag und allmählich durfte es mal wieder ein kleiner Snack sein. Allerdings waren wir nun schon wieder zurück am Bahnhof, wo wir zwischen den ganzen Souvenirbuden nichts Essbares fanden. In der allerletzten Ecke des Busbf wurden wir dann doch fündig und es gab für uns kleine Ćevapčići Burger. Dazu paar Regentropfen. Bald wurde unser Y1 bereitgestellt.

Pu 8406 Split 13.26 - Kaštel Stari 13.51

Auch in diesem Zug war fast jede Sitzreihe belegt. Bemerkenswert fand ich, dass die Zugpassagiere längst nicht nur aus den bekannten 'A's bestanden, sondern dass auch Leute mittleren Alters mitfuhren, die jetzt nicht gerade schlecht situiert wirkten.

In Kaštel Stari empfing uns wieder dieser frische Blütenduft. Wir hatten uns etwas gewundert, dass uns gar nicht der lokbespannte Mittagszug aus Perković entgegen gekommen war. Im System war er nun tatsächlich nur bis Labin drin. Wir wollten dort mal per Auto nach dem rechten sehen. Und siehe da - der Zug stand dort tatsächlich noch im Bf, nunmehr 80 Min verspätet. Hinter uns kam übrigens ein Bus an, der die Reisenden aufnahm. Ein Gespräch mit den Šef brachte nur die Erkenntnis, dass es kein Lokschaden sei, die kroatische Erklärung sagte mir nun allerdings gar nichts...

So fuhren wir wieder zurück in Richtung Kaštel Stari. Vielleicht würde man ja den Grund für die Streckensperrung erkennen können. Tatsächlich erkannten wir unten von der Umgehungsstraße Kaštela aus, dass oben Höhe Evsig Kaštel Stari ein Güterzug stand. Die Lok war am unteren Ende. Ein Liegenbleiber konnte es also nicht sein; der hätte sich in den Bf reinrollen lassen können. Auch das Ranfahren auf dem Bahnparallelweg brachte keine neuen Erkenntnisse, außer dass der Zug eben dort stand, der Lokmotor lief und die Lokführer in den benachbarten Gärten Blümchen pflückten. Weiter hinten stand sogar ein Polizeiwagen. Wir hielten lieber mal etwas Distanz, konnten aber auch an den von uns einsehbaren Wagen nichts erkennen.

Da nun etwas Blau am Himmel zu sehen war, wollten wir lieber mal in Labin schauen, ob dort der Bummelzug vielleicht schon Lokumlauf gemacht hätte. Hatte er! Nur die Sonne war noch nicht so richtig umgelaufen. Aber wir hatten ja alle Zeit der Welt und stellten uns einfach hin und warteten.

Die Garnitur des Bummelzuges wartet in Labin Dalmatinski auf die Dinge, die da kommen werden...

Leider hatten bald die Wolken wieder die Oberhand gewonnen. Es gingen bestenfalls noch einzelne Spots, als die Lok ansatzweise auf der Front ausgeleuchtet war. Irgendwann rund 25 Min nach Planabfahrt tauchte der Bus auf. Nur zwei Insassen und keiner stieg in den Zug. Hmmm, darauf hätte man jetzt aber nicht zu warten brauchen. Es wurde aber noch weiter gewartet! Bald tauchte ein zweiter Bus auf, der gut besetzt war. Die Leute ergossen sich in den Zug und los gings. Leider ohne Sonne.

Weshalb da jetzt zwei Busse gekommen waren, blieb uns etwas schleierhaft. Jedenfalls ist in Labin mal bischen was los.

Wir fuhren mal bis zum Scheitelpunkt vor Perković voraus, doch hier war auch keine Chance auf Licht. Was nun? Richtung Šibenik waren größere blaue Flächen am Himmel. Der VT dorthin hatte sicher auf den verspäteten Pu aus Labin gewartet, also fuhren wir ihm einfach mal voraus. Erst am Ortsrand von Ražine fanden wir eine zuverlässig ausgeleuchtete Stelle. Groß variieren konnten wir da auch nicht mehr, der Zug kam schon. Leider war dieser nun beschmiert.

Der nun auch verspätete Triebwagen aus Perković hat gleich Ražine erreicht. Im Hintergrund ist die Kapelle mit eigenem Haltepunkt "Primorski Sveti Juraj" zu sehen.

Gut, was nun? Langsam wieder in Richtung Kaštela, allerdings ohne den Umweg über Perković. Wenn mal ne Funkwelle rüberschwappte, brachte Yannick in Erfahrung, dass der liegengebliebene Güterzug um 17.22 in Solin angekommen ist und dass auch der von Perko zurückkehrende Bummel auf dem Wege nach Split war. Die Störung schien beseitigt.

Nun wagten wir natürlich den Gedanken, dass der 60340 nun gut mal losfahren könnte. Er war mit einer langen Wagenkette im System, aber als wir gegen 18 Uhr auf der Kaštela-Umgehung waren, gab es noch keine Abfahrmeldung ab Solin. Wenn er jetzt, nach Kreuzung mit dem Pu, losführe, käme er für den Hammerausblick oberhalb Sadine ideal. Das Licht wäre schon einigermaßen seitlich, aber eben noch nicht hinterm Berg. Die Wolken hatten jetzt stark aufgemacht. Wir wollten das Motiv einfach mal erkunden. Mehrfach hatte ich jetzt gehört, dass man mit dem Auto ins Motiv fahren könne und dass der Weg oberhalb Sadine wieder besser werden würde. Na gut, das erwies sich dann aber als etwas übertrieben. Meist im Schrittempo arbeiteten wir uns über die spitzen Steine voran. Wir mochten uns gar nicht ausmalen, was passiert, wenn wir hier eine Panne hätten. Als sich der Weg in den Bahnpanoramaweg für das Motiv verwandelt hatte, meinte Yannick in dieser Reihenfolge: 'Ich seh' ihn schon kommen --- also imaginär.' Kurze Dreiviertelpause. 'Äh, ö, ühm, der kommt da wirklich gerade!' In dem Moment hatte ich auch schon eine blaue Bewegung im Einschnitt wahrgenommen, den Fußtaster für die Bremse bedient, das Auto abgewürgt und mit der Handbremse festgezurrt. Hinten Kamera aus der Tasche reißen und das Motiv taxieren war das nächste. Zum Glück war der Zug sehr langsam. Hinterm Zug begann sich nun eine Wolke auszubreiten, aber der Zug bekam gut Licht ab. Was für ein Glück, dass wir den Zug in dieser Zeitlage erwischten! Wenn der IC nach Split nicht +48 gehabt hätte, hätte der 60340 vermutlich noch bis zu dessen Ankunft unten warten müssen und das Licht wäre dann hinterm Berg gewesen.

Die Verspätung des 60340 verhalf ihm zu passablem Seitenlicht oben in den Hängen bei Sadine. Der Blick fällt auf die Bucht von Kaštela und Split.

Ein ziemliches Abenteuer war nun, den direkten Weg runter nach Kaštel Štafilić zu befahren. Nochmal würde ich das nicht per Auto machen; von Sadine kann man dort auch gut zu Fuß hingelangen. Wie berechtigt dieser Gedanke war, wird Euch noch jemand anders in einem anderen Reisebericht erzählen... Na ja, irgendwann hatten wir das Auto wieder heile auf eine Asphaltfahrbahn gebracht. Schnell noch in den Supermarkt, dann zur Pension und dann die Drei-Kaštels-Wanderung am Ufer zu unserer wunderbaren Konoba Porat in Kaštel Stari. Ich nahm die Pizza Porat. Schon seit Split hatte ich Appetit auf eine fischige Pizza, und die Pizza Porat entsprach dem mit Thunfisch, Scampi und Räucherschinken. Eine leckere Kombination!

Tja, welches Kaštel ist jetzt welches? Blick von Kaštel Novi nach Kaštel Štafilić.

Die noch verbleibende Abendstunde verbrachten wir auf dem Balkon im Blütenduft. Der kleine Kläffer nebenan hatte heute zum Glück frei...

Freitag, 03.05.2013

Bereits zum Sonnenaufgang saß ich wieder auf dem Balkon und atmete die schöne Luft ein. Der Himmel war nun strahlend blau; uns war ein schöner Tag versprochen worden und danach sah es jetzt auch aus. Mein gestern gekaufter Instantkaffee hatte sich gestern als 'korngesunder Landkaffee' entpuppt (man hätte sich nur mal das Ettikett genauer anschauen müssen), aber ich trank ihn dennoch genüsslich auf dem Balkon, bevor ich Yannick weckte.

Blick von unserem Balkon in Kaštel Štafilić auf die Kirchtürme von Kaštel Novi und Kaštel Stari.

Vorm Aufbrechen dann noch ein Schreck in der Morgenstunde. Meine Brille war unauffindbar! Hatte ich sie gestern in der Konoba vergessen? Oder lag sie noch auf der Bank, von der aus ich gestern die Nachtaufnahme gemacht hatte? Wir fuhren mit dem Auto das Ufer entlang. Schon von fern sah man eine Reflektion auf einer der Bänke. Es war die Brille! Puuuh, Glück gehabt! Ich seh zwar gut ohne, aber mein Augenarzt konnte damals wohl besser schlafen, als er mir für den Führerschein 'nur mit Sehhilfe' attestierte...

Tja, welches Kaštel ist jetzt welches? Blick von Kaštel Novi nach Kaštel Štafilić.

Da wir erwarteten, dass der Morgenbummel hoch nach Perko die Lok richtig herum dran hätte, suchten wir einen Punkt, an dem der Zug mal ins Licht kurvte, und zwar möglichst mit der graffityfreien Südwestseite des Zuges. Eine solche Stelle gab es laut Karte aber bestenfalls östlich Primorski Dolac unten zu Füßen des Kirchhügels. So steuerten wir die Gegend mit ihren vielen Steinmäuerchen einfach mal an. Ein Stück konnten wir einen Weg noch mit dem Auto reinfahren, dann ging es zu Fuß zwischen den Mauern weiter. Dazu der würzige Duft der Kräuter und die vielen blühenden Blumen. Sommer pur! Die Strecke war hier allerdings doch nicht weit genug südwärts ausgerichtet und man hätte auch keinen geeigneten Fotostandpunkt gehabt. So blieb nur noch, uns die Einfahrt nach Perković anzuschauen. Die abgestellten Wagen dort hielten sich auch sehr in Grenzen, so dass der Blick aufs EG schön frei war. Jedenfalls so lange, bis der Güterzug aus Richtung Knin eingefahren war...

Der einfahrende Pu aus Split hatte nun aber eine andere Lok vor, die rückwärts nach Perko einlief. Prima, da würde sie richtig herum zurück und ins Licht fahren. Der Gz 60341 hatte ebenfalls die vordere Lok richtig herum, so dass nun zwei fotogene Züge Richtung Split anstanden. Sehr schön! Da wir nicht genau wussten, wann der Güterzug weiterfahren würde, fuhren wir schon mal ins erste Wunschmotiv, in die Kurve nördlich Prgomet, die Tobias im Auslandsforum und in der Galerie schon gezeigt hat.

Dort stiegen wir aus dem Auto, liefen ins Motiv, und wussten sofort, dass wir gleich zu tun bekämen. Unverkennbar lag der Sound der zwei 2062 vor dem 60341 über dem Tal. Der Zug hatte gerade erst Primorski Dolac verlassen, aber der Sound wurde lauter und lauter. Was nun folgte, kann man eigentlich gar nicht beschreiben. Da würde man sich eine Videoausrüstung wünschen. Fast zehn Minuten lang konnten wir nun optisch und vor allem akustisch ein Spektakel erleben, dass es zumindest in der westlichen Welt nicht mehr so häufig zu erleben geben dürfte, während der schwere Güterzug langsam die beträchtliche Steigung hoch nach Labin meisterte. Solche mit Dieselloks bewältigten Güterzüge auf Steilstrecken sind ein aus Deutschland ziemlich unbekanntes Stück Eisenbahn...

Eine der eindrucksvollsten Vorbeifahrten des Urlaubs. Die steigungsreiche Strecke ist an den nächsten drei Berghängen noch zu erkennen oder zu erahnen. Während man also den Güterzug schon frühzeitig beobachten konnte, war das Tal erfüllt vom Sound der hart arbeitenden Lokmotoren. Ein Schauspiel sondergleichen!

Das Motiv hatten wir zur vollsten Zufriedenheit. So suchten wir für den nachfolgenden Bummelzug das eher simple Motiv mit dem großen Damm südlich von Labin auf. Erst kam noch der nordgehende IC durch. Da die Lok rückwärts fuhr, brauchten wir uns um den nicht weiter zu kümmern. Dann konnten wir schön von den Felsen oberhalb der Straße den Pu 5503 machen. Yannick wählte "Methode Winkelmann" und zog wie immer das Weitwinkelobjektiv vor, was ihm dazu noch einen schönen Vordergrund bescherte. Ich begnügte mich hingegen mit einem knapperen Ausschnitt, denn sooo lang ist der Bummelzug ja auch nicht.

Eigentlich ein simples Motiv, weil man direkt an der Straße stehen könnte. Wir liefen allerdings mal die Felsen oberhalb der Straße ein Stück hoch. Yannick nahm noch büschen Vordergrund mit rein. Pu 5503 unterhalb Labin.

Und meine Version mit Blick durch die 85mm Linse.

Damit trat an der Hauptstrecke erstmal eine Pause ein. Aber für einen VT von Šibenik hatte ich noch das Felsmotiv östlich Vrpolje / westlich des Hp Ripište offen. Dort konnte sogar u.U. vorher noch ein Gz kommen. Also fuhren wir über die herrlich leeren Landstraßen dorthin. Für die Gegenrichtung lag ein Polizist mit Radarpistole hinter einem Busch auf der Lauer. Zum Glück für die Gegenrichtung. Ich weiß bei solchen verstreuten Siedlungen nie, ob man noch in irgendeiner 60er Zone drin ist, die hierzulande eh niemand einhält. Am Motiv konnten wir uns noch schön in den Schatten setzen; von Güterverkehr wurden wir jedenfalls in Ruhe gelassen... Der VT hatte den Siff nun an genau der „richtigen“ Ecke...

Ein Y1 an den schönen Felsen bei Ripište.

Danach setzten wir uns auf die Terrasse vom Restaurant Torcida zu Vrpolje, das uns im Vorüberfahren gefiel und in dem sich schon wieder die kleinen lecker Ferkelchen am Grill drehten. So sieht Urlaub aus!

Ein herrlicher Ort für eine Mittagspause und schon allein ein Grund, mal wieder in die Gegend zu fahren: Restaurant Torcida in Vrpolje. Mittags gibt es u.a. wahlweise Spanferkel oder Lamm vom Drehspieß.

Nun hatten wir die Idee, dass man den einen oder anderen Y1 bei Solin oder Kaštela mitnehmen könnte. Auf dem Weg in die Richtung hatten wir allerdings festgestellt, dass die Übergabe in Perković ist. Die müsste ja bald zurückkommen. Wie wir uns Prgomet näherten, wurde der 65261 schon aus Primorski Dolac gemeldet. Unterhalb Labin hatten wir die Tage einen netten Ausblick von unten auf eine hübsche Pinienstelle oben am Hang gesehen, die sowieso noch auf unserer Liste stand. Genau richtig für einen hochlichtigen Schnappschuss. Zwar hingen genau hier paar Quellwolken, doch der ziemlich bald auftauchende Zug ging mit voller Sonne!

Die Pinienstelle... Sie war - vor allem von nahem am Hang stehend - ziemlich weit oben auf unserer Todo-Liste, aber irgendwie hat es nie so recht sein sollen... Hier also der Mittagsblick von unten.

Nun nach Solin weitergefahren, wo wir uns erstmal zurechtfinden mussten. Das Straßennetz ist etwas unübersichtlich. Aber nach einiger Suche fanden wir eine brauchbare Stelle für den nächsten Y1 direkt am Zementwerk. Während ich dort diese Zeilen schrieb, wurde mein Smartphone langsam weiß eingerieselt...

Der Kaštel-Stari-Pendel direkt vorm Zementwerk von Solin.

Nach dieser weiteren Hochlichtigkeit wollten wir uns noch das Motiv mit dem Blick in die lange Gerade vor Kaštel Sućurac anschauen. Nach einigem Hin und her fanden wir die Zuwegung zum dafür zuständigen Ginsterhügel. Für den Blick in die Gerade war es nun erwartungsgemäß etwas spät, aber der Blick in die andere Richtung fiel auf ein nettes Ossomböh* (wir sind ein wenig durch unsere französisch bewirtschaftete Unterkunft geprägt...) aus Ginsterbüschen, verlodderter und weniger verlodderter Industrie. Dass hier in der Gegend um Solin überhaupt etwas geht, hatten ja die Herren von der 219-Fraktion auf DSO schön auf ihren letztjährigen Bildern gezeigt. Wie schon heute Morgen wandelten wir also auf nicht ganz unbekannten Pfaden...

*Zur korrekten Aussprache empfehle ich https://www.youtube.com/watch?v=KoP2ub75S-c bei Sekunde 0:25.

Der Kaštel-Stari-Pendel direkt vorm Zementwerk von Solin.

Nun wurde es Zeit für den Bäckerblick. Auch dieser Name zeugt davon, dass man nicht der Entdecker dieses Motivs ist - Gruß nach Waldmünchen! 2008 war ich hier schon mal - mit Potential zu Verbesserungen. Nach Getränkekauf unten in der Zivilisation ging es dafür hoch in die Berge zum Scheitelpunkt vor Labin. Wenn man dort den Berg hochkraxelt, hat man hier auch ganz hübsch das Meer im Hintergrund. Leider zeigte sich bei dem weiten Blick doch wieder ganz ordentlicher Dunst. Aber schön war der Blick dennoch. Leider war der Pu 5506 eine ziemliche Urx-Einheit. Der Güterzug 60340 kam zum Glück gleich hinterher. Wir wussten, dass er nur sieben Wagen haben würde. Aber er kam dann noch kleiner als erwartet.

Heute mal 60340 im Taschenformat vor Kulisse der Bucht von Kaštela.

Was wir nicht wussten: Martin war auch in der Gegend und hatte den Zug paar Kurven vorher fotografiert, ausgerechnet an "unserer" Pinienstelle.

Das Vorsignal war nicht gezogen worden. So hatte er wohl Langsamfahrt bekommen. Das roch nach Kreuzung. Obwohl wir den Hang nur langsam runterkraxelten, sahen wir den Zug noch im Bf Labin stehen. Der Gegenzug kam gerade. Wir nutzten die Gelegenheit, nochmal bis zur Passhöhe vor Perković vorzufahren und dort den Zug ein weiteres Mal zu nehmen.

Und 60340 nochmal an der Scheitelhöhe vor Perković zusammen mit unserem Mietwagen ;-)

Den rückkehrenden Bummelzug schenkten wir uns aufgrund eines großen Graffitos. Wir hatten nämlich noch ein Konzept für eine etwas weitere Reise (wobei das relativ ist; in Dalmatien liegt alles sehr dicht zusammen). Im System hatten wir gesehen, dass nach Zadar heute der orange 7122 028 pendelte, der unseren Infos zufolge noch vollkommen graffitifrei sein sollte. Und für den Abendzug nach Zadar hatten wir ein absolutes Wunschmotiv offen: Den Kegelberg von Ostrovica. Es ging auf die Autobahn, auf der wir zügig nordwestwärts gelangten. Der Kegelberg, der sich über den Häusern und Ruinen von Dalmatinska Ostrovica erstreckt, hat etwas geheimnisumwobenes. Dahinter ragen die Felskronen der umgebenden Bergwände auf. Links der markanten Bergpyramide führt jetzt im Gegensatz zu 2006 die Asphaltfahrbahn bis zum Haltepunkt hoch. Der Haltepunkt hat jetzt sogar einen kleinen Bahnsteig. Wir mussten nicht mehr lange warten. Bald beehrte uns tatsächlich der saubere und orange Schwedenzug.

Der 5705 hält vorschriftsmäßg am Haltepunkt von Dalmatinska Ostrovica...

...und fährt wieder ab.

Nochmal unser Mietwagen, diesmal in Ostrovica.

Das war nun ein krönender Abschluss des Eisenbahnfototages. Jetzt gab es nur noch paar Mietwagen- und Ortsbilder. Auf dem Rückweg verließen wir die Autobahn nochmal kurz auf paar Fotos von Skradin an der Panoramaraststätte oberhalb der Krkaschlucht. Die ist wirklich klasse angelegt!

Ist das nicht traumhaft? Eine Stadt wie Skradin wünscht sich wahrscheinlich jeder Reisekatalog-Fotograf...

Es war gegen 20 Uhr, als wir endlich wieder in der Pension eintrafen. Unser Hauptanliegen war jetzt kurzes Frischmachen und dann schnell zum essen. Unsere Wirtin war im Garten und wollte uns auf ein Gläschen Wein einladen. Wir wollten natürlich nicht unhöflich sein, aber wir erklärten, dass wir jetzt gern erstmal essen gehen würden. Das taten wir dann auch. Eigenartigerweise war es auf dem 'Strip' zwar freitagsmäßig deutlich voller, doch in unserer Konoba war es wieder mal sehr leer. Eine laute Kindergeburtstagsrunde verabschiedete sich zum Glück bald. Die Ruhe danach war eine Wonne! Und die Pizza war lecker. Nachdem wir wieder drei Kaštelle weiter in unserer Pension ankamen, war 'er' noch im Garten und ludt uns jetzt auf ein Gläschen Wein ein. Ok, da musste die Dusche noch etwas warten. Der Wein war wirklich lecker, aber die Unterhaltung war mühsam, da man sprachlich bis auf paar Brocken wirklich keinen gemeinsamen Nenner hatte. Dennoch war die Einladung eine unheimlich nette und persönliche Geste. Der Wein war auch klasse. Einer dieser herrlich leichten und 'süffigen' Rotweine, wie man sie bei uns kaum bekommt. Ich bekam davon sogar eine Flasche geschenkt! Damit schon mal ein klares 'Daumen hoch' für Pension 'Villa Kristalia' in Kaštel Štafilić!

Samstag, 04.05.2013

Nach zwei Tässchen vom korngesunden Landkaffee und zwei Bananen ging es los. Als erstes wollten wir uns die Garnitur des aufwärts fahrenden Pu anschauen. Dazu ganz bis Perković fahren, wo man den Zug ggf für ein Foto hätte nutzen können? Och nö! In Labin standen zur Kreuzung mit dem Pu die Zugloks des 60341 im Bahnhof. Dass dieser heute nur Wagen für Ražine mitgeführt hatte, die jetzt vermutlich in Perković standen, hatten wir schon im System gesehen. Wir entschieden uns, die Loks einfach mal am Vorsignal abzupassen.

Die Loks aus dem 60341 haben Labin hinter sich gelassen.

Vorher hatten wir gerade noch den aufwärts fahrenden Pu gesehen. Lok jetzt rückwärts, Zug sauber! Der wurde für die Rückfahrt vorgemerkt. Eigentlich hatten wir für die Rückfahrt an das Pinienmotiv von gestern, nunmehr an der Strecke stehend, gedacht. Das Licht käme dort allerdings vollkommen frontal und wir blickten unten in der Schlucht mal rein informell in die Höhe. Diese Dämme, diese Felsen, und perfekter Lichtstand. Wir waren uns einig, da wollten wir hoch. Das ging durch die Botanik dann auch ganz gut. Nur um große eklige Spinnweben, in deren Mitte der 'König' gierig wartete, musste man herumgehen. Und eine größere Schlange haben wir allein durch Yannicks Aufschrei vertrieben :-) Da oben gab es jedenfalls tolle Panorama Fotostandpunkte. Man konnte sich gar nicht für einen entscheiden. Weiter oben kam man auf eine hübsche Freifläche mit blühenden Blumen. Wir verteilten uns auf zwei Punkte. Auch die seitlichere Variante im „Winkelmann-Style“ gefiel mir außerordentlich gut.

Wie auf der Modellbahn: Immer im Kreis ;-)

Dadurch, dass der Lokfuhrpark auf Güter- und Personenverkehrssparte der HŽ aufgeteilt wurde, werden nun die Reisezüge mit 2044 bespannt. das ist insofern schade, da vor Reisezügen früher die formschönen 2062.0 zum Einsatz gelangten, die jetzt auch im Güterverkehr vollkommen von der Likabahn verschwunden sind.

Yannick nahm den Zug seitlicher, allerdings auch im "Winkelmann Style".

Gaaanz langsam kraxelten wir den Hang nun wieder hinunter. An einer Stelle mussten wir durch einen Zwischenraum zwischen zwei Büschen, in dem sich zwei Schlangen breitgemacht hatten. Wir vertrieben sie durch Steinwürfe, natürlich nicht auf die Tiere direkt. Dann hatten wir wohlbehalten das Auto wieder erreicht. Wir entdeckten im Internet, dass heute auf der Šibenik Piste der saubere 7122 001 unterwegs sei. So suchten wir nochmal das Motiv an den Felsen bei Ripište auf, liefen diesmal allerdings ein Stück weiter auf dem Bahndamm. Dort konnten wir in einem hübschen Blumengarten auf einer Bank sitzend warten. Eine alte Frau schaute vom benachbarten Haus mal rüber, tat und sagte aber nichts.

Auf der Nebenbahn von Šibenik nähert sich ein Y1 vor den Felsen von Ripište.

Und wenn man schon mal in der Gegend war, konnte man natürlich wieder zum Mittag zum Haus der sich drehenden Tiere gehen. Diesmal nahmen wir Lamm. Das war schon mal wieder lecker. Wir waren erstaunt, wie sich das Lokal immer stärker füllte.

Lamm vom Drehspieß im Torcida zu Vrpolje.

Zu einer kleinen Hochlichtigkeit fuhren wir nun zum Hp Primorski Sveti Juraj. Der Hp liegt zu Füßen eines kleinen Kapellchens auf einem Hügel. Motiv war ein nettes Ossomböh mit blühenden Blumen, einem Feldweg und einem markanten Berg im Hintergrund.

Am Hp Primorski Sveti Juraj erklang die Durchsage: "Gleis 1 Einfahrt Regionalbahn von Šibenik nach Perković!"

Am BÜ hatten wir vorhin festgestellt, dass das Sichtdreieck dringend freigeschnitten werden müsste. Als wir zurück zum Auto liefen, kam der HŽ Sensenmann am Gleis entlang und killte auch bald die Gräser am BÜ. Eine Stunde später hätte er wohl auch unser Motiv freigesenst, was wir nun noch selbst haben tun müssen. Auf der neuen Šibeniker Umgehungsstraße ging es jetzt nordwärts. Wir hatten nämlich auch jetzt ein Konzept! :-) Dieses war ein sich von Norden nähernder Güterzug. Die Fahrt durch die Einöde war mal wieder faszinierend. Aber selbst hier liefen schon Touristengruppen durch die Steppe, während der Bus am Straßenrand stand. Was die hier wohl suchten? Stück weiter dann die Minenwarnschilder. Südlich von Žitnić steuerten wir nun mehrere Nebenstraßen in Richtung Bahn an. Meist landeten wir dabei in irgendwelchen völlig der Welt entrückten Weilern, wo wir beim Wenden von paar friedlichen Hunden neugierig beschnüffelt wurden.

Ich liebe diese Straßen mit den Steinmäuerchen...

Das Motiv entdeckten wir nun am BÜ der Straße nach Donje Planjane, wo wir uns noch 20 Min ins Gras setzen konnten. Der Lokführer winkte uns fröhlich zu.

Gz 61151 mit fröhlich winkendem Lokführer erklimmt die Steigung von Sedramić hoch. Er hat gut lachen, der Zug ist komplett leer...

Nachdem wir den Gruß erwidert hatten, ging es hinterher. Dabei hatten wir allerdings weniger eine Verfolgung dieses Zuges im Sinn als den Bummelzug von Split, für den ich noch ein Motiv im Sinn hatte. Die Situation wurde noch auf ein höheres Schwierigkeitslevel gesetzt, als Yannick feststellte, dass der 60340 heute vor dem Nachmittagsbummelzug in Solin losgefahren war. Für den musste nun schnell noch vor Perković ein Motiv her. Ich setzte Yannick auf der Passhöhe aus, wollte selbst aber wagen, dem Zug noch bis Primorski Dolac entgegen zu fahren. Als ich dort ankam, war die Einfahrt noch nichtmal gezogen. Aber paar Hänge weiter näherte sich der Zug. Ich stellte mich einfach mal an den Rand und wartete. Das Rotkäppchen bemerkte mich nichtmal...

Der Chef gibt sich der Zugbeobachtung hin, während der 60340 durch den Bahnhof braust. Hinten am Hang ist die Strecke noch zu erkennen.

Eigentlich rechnete ich nicht mit einem weiteren Bild, doch der Zug wurde auf der Steigung zur Scheitelhöhe so langsam, dass ich ihn oben nochmal erwischte.

Und nochmal an der Passhöhe vor Perko.

Zusammen mit Yannick ging es dem Zug nochmal hinterher. Dieser musste in Perko allerdings erstmal die Zeit des Nahverkehrsknotens abwarten, so dass wir viel Zeit hatten. An dem BÜ zwischen Planjane und Sedramić warteten wir erstmal den Y1 ab. Mittlerweile hatten wir ja alle sechs in Dalmatien eingesetzten Y1 / 7122 gesehen und wussten, welche beiden wegen Beschmierung nicht fotografiert werden wollten. Dieser würde sauber sein.

Wenn man diese "Sicherungstechnik", die keine ist, so sieht, wundert man sich nicht über die zahlreichen BÜ-Unglücke in Kroatien, zuletzt leider wieder am 17.05.2013 in Primorski Dolac mit Toten.

Dann fuhren wir bis vor Drniš, wo wir uns oben an der Straße an dem Rastplatz hinstellten und den Blick in die Ebene genossen. Bald lag von Žitnić her das GM Konzert in der Luft. Fünf Minuten nach Durchfahrt bei uns konnten wir den Zug unten in der Ebene aufnehmen. Leider zog nun vom Meer her eine ziemliche Schmodderschicht auf.

Und nochmal der 60340 bei Drniš.

Daher erklärten wir das Programm für beendet und dachten auch garnicht an einen weiteren Güterzug, der aus Richtung Ražine kommen müsste. Der muss uns irgendwo bei Unešić unerkannt entgegen gekommen sein. Gegen 19 Uhr trafen wir wieder in unserer Pension ein. Ein letztes Mal für diesen Urlaub tätigten wir unseren Abendspaziergang von Kaštel Štafilić über Kaštel Novi nach Kaštel Stari an der Uferkante entlang. Diesmal gab es gegrillte Schweinemedaillons in Champion-Gorgonzolasauce mit gegrilltem Gemüse und Pommes. Und danach einen Nußnougat Palatschinken. Lecker! Meine Waage wird nach der Tour in unerforschte Bereiche vordringen... Zurück in der Pension machten wir das Geschäftliche klar. Das angebotene Gläschen Wein lehnten wir dankend ab.

Sonntag, 05.05.2013

Leider wurde ich heute früh von ein bis zwei Mücken geweckt. Das war insofern nicht nötig, da der Himmel vollkommen wolkenverhangen war. Das hatten wir im Wetterbericht anders verstanden. Im Blütenduft gab es auf dem Balkon den korngesunden Landkaffee, bevor ich Yannick gegen 8 Uhr sanft weckte (hab ihm 'Tick und Tourette' von Mundstuhl ans Ohr gehalten). Nun Sachen zusammengepackt. Auf dem Parkplatz dann eine herzige Verabschiedung von unserer Wirtin mit Umarmung und Bussibussi. Oh la la!

Die Wolken hielten sich. Aber wir hatten mal wieder ein Konzept. Wenn man mangels Sonne nicht fotografieren kann (auf einer anderen Fotoplattform wurde ich wegen dieser Einstellung ironisch 'Sonnenkönig' genannt...), kann man essen. Wir wollten mal schauen, ob man in Trogir ein Frühstück auftreiben kann. Trogir ist ja praktisch der Nachbarort von Kaštela. Dort stellten wir das Auto auf den zentralen Bezahlparkplatz und liefen in die unvergleichliche Altstadt. Leider war so direkt kein Cafe mit Frühstücksangebot zu finden. In einem Eiscafe gab es Kaffee und eine glubschigen, aber ganz leckere Orangen-Joghurt Cake. Dann drehten wir eine Runde kreuz und quer durch die tollen Gassen und entdeckten schließlich an der Südseite ein Terrassenrestaurant mit richtigem Frühstücksangebot. Da setzten wir uns gleich mal wieder rein. Yannick zog sich ein Riesen Clubsandwich und ich nahm Ham and Eggs. Und während wir so unter dem Schirmdach saßen und es uns schmecken ließen, fing plötzlich heftiger Regen an, auf die Schirme einzuprasseln. Die Händler an der Uferkante packten hektisch ihre Stände in Folie und zogen ihre Capes über. Wir blieben einfach mal sitzen, bis der Regen nachließ.

Trogir ist immer wieder herrlich! Keine Ahnung, an welcher Gassenecke wir genau waren...

Danach ging es nordwärts. Für heute hatten wir uns Knin als Etappenziel ausgesucht. Ohne große Umwege fuhren wir gemütlich die Landstraße dorthin. An den vergangenen Tagen hatten wir noch überall Schilder gesehen, die auf eine Straßensperrung Drniš - Knin hinwiesen. Doch diesmal spähten wir vergeblich nach Umleitungsschildern aus und landeten letztendlich auf geradem Wege in Knin. Nur innerorts gab es eine kleine Umleitung, die grottenschlecht bis gar nicht ausgeschildert war. Unser Etappenziel war Hotel Mihovil, wo wir gegen 13 Uhr eintrafen. Wir machten die Unterkunft klar und fuhren wieder los. Yannick interessierte sich für den Zustand der Unabahn. Da wir eh nichts besseres tun konnten, fuhren wir mal Richtung bosnische Grenze. In Golubic stromerten wir ein wenig auf dem Bahnhofsgelände herum.

Golubic, ein Bahnhof an der elektrifizierten, aber stillgelegten Unabahn.

Das durchgehende Hauptgleis wies durchaus Befahrungsspuren auf, allerdings nur minimal wie von einer Bahnmeister Draisine. Yannick vermutete allerdings einen Schotterzug... Vegetationsmäßig war die Strecke auch noch vollkommen instand; da hätte sofort ein Zug kommen können. Yannick stromerte sogar durch das Bahnhofsgebäude und fand massenhaft Pappfahrkarten ab hier, außerdem eine Übersichtsskizze der jugoslawischen Fernzugverbindungen des Jahres 1974. Da konnten einem schon ein wenig die Tränen kommen...

Fahrkarten ab Golubic. Kaum zu glauben, dass die noch in solch einem guten Zustand waren. Es lagen tausende dort. Besonders schlecht verkaufte sich Kulen Vakuf. Davon gab es am meisten. Wer die Geografie kennt, mag sich denken, weshalb dorthin nicht so viel verkauft worden war...

Es zeigten sich einzelne Auflockerungen am Himmel und auf der Likabahn näherte sich Gz 61151. Mit paar Sandwichs und kaltem Kaffee von der Tanke bewaffnet bauten wir uns vor Kaldrma auf. Als wir nach einigem Hin und Her eine nette Stelle gefunden hatten, wollten wir genüsslich zu den Broten greifen. Doch was war das? Dieses Grollen, das in der Luft lag, kam uns doch sehr bekannt vor! Der Zug kam schon. Wieder mal eine Punktlandung!

Der 61151 zwischen Knin und Kosovo. Yannicks Version mit Baum.

Südwärts sah das Wetter sehr gut aus, so dass wir natürlich hinterher fuhren. Hinter Kosovo bauten wir uns an einer Blühblumenwiese auf, doch der Zug ging im Bahnhof erstmal an die Seite. Wir konnten uns anfangs nichts planmäßiges vorstellen, das entgegen kommen könnte. Doch dann kam die Erleuchtung: Der 7123 kommt heute tatsächlich als Zug und nicht als Autobusi. So gab es hier zwei Züge mit dem Knauf-Werk, das zwar nicht hübsch ist, das hier aber so unwirklich wirkt, dass es schon eine markante Landmarke darstellt.

Dieses eine Mal fuhr der ICN tatsächlich als Zug und nicht als Bus...

Nochmal der 61151 mit dem Knauf-Werk. Hübsch ist es nicht, aber eine absolute und unwirkliche Landmarke hier in Kosovo.

Und nochmal folgten wir dem Zug. Allerdings drohte ab Drniš schon wieder geschlossene Bewölkung, so dass wir eine etwas nichtssagende Stelle davor aufsuchten. Bis auf neugierige Blicke der hier wohnenden Gipsys oder Albaner oder jedenfalls Nichteinheimischen, die da überall rumhingen, ging allerdings nichts mehr.

Wir fuhren nun ganz gemütlich 'quer durch' an die Zadarbahn, wo wir uns heute nochmal im Rahmen der wettertechnischen Möglichkeiten um den Spätzug kümmern wollten. Bis dahin war aber noch viel Zeit. Die Fahrt durch die unwirtliche Ebene war bei dem Wechselwetter ein Hochgenuss. Minenwarnschilder, viele zerschossene und zusammengefallene Häuser taten das ihrige zu dieser besonderen Stimmung. Wunderschön wieder mal die Fahrt durch die Krka-Schlucht und dort über die vielen kleinen Brückchen am Roški slap. Yannick war leider nicht zu einem Rundgang durch die Wasserfälle zu bewegen. So bekamen wir aber nach Schluchtdurchquerung paar Bilder von oben hin.

Roški slap von oben mit Blick durch die Blumen des Straßenrandes.

Eine der zahllosen zerschossenen Siedlungen in der unwirtlichen Steppe.

Der Pu 5705 hatte beim Wunschmotiv von der Straßenbrücke bei Radučić zwar kein Licht, doch die Berge im Hintergrund waren merkwürdig beleuchtet.

Kleiner Triebwagen vor den großen Dinarischen Bergen, die eigentümlich von der Sonne beleuchtet werden.

Bei der Brücke dürfte der Zug einige Minuten vor Plan gewesen sein. Die wurden vermutlich in eine Kaffeepause beim Fdl Kistanje investiert. Als wir nämlich in einem größeren Wolkenloch vor Ðevrske auf den Zug warteten und der Rand des Lochs näher und näher kam und die Wolken fast schon die Sonne erreicht hatten, hatte er wohl gute fünf Minuten Verspätung.

Derselbe Zug nochmal kurz vor Ðevrske.

Ein weiteres Mal gab es den Orangen im Bf Benkovac, dann hatten wir keine Lust mehr. Immerhin saßen einige Leute im Zug. In Benkovac gab es sogar regen Fahrgastwechsel.

In Benkovac fand reger Fahrgastwechsel statt.

Zügig ging die Fahrt auf leeren Straßen zurück nach Knin vonstatten. Dort gab es natürlich die Fleischplatte Mihovil, auf die wir uns schon den ganzen Tag gefreut hatten. Und die Platte erfüllte wirklich alle Erwartungen. Nach dem Essen wälzten wir Wetterberichte und stellten die Weichen für die nächsten Tage. Der Montag sollte jedenfalls schlecht bleiben und wäre als Reisetag geeignet. Tobias, Marcel und Franz waren jetzt oben an der Koperrampe, die ja auch auf unserer Todo Liste stand. Wir meldeten uns dort einfach mal für morgen Abend dazu. Die Tage Di-Do waren im Tagesverlauf als ganz positiv angekündigt gewesen. Diese positive Tendenz bekam im Laufe des späten Abends allerdings massive Einbrüche. Bis Mittwoch lagen wir nun aber fest, danach konnte man immer nochmal sehen.

Montag, 06.05.2013

Nachts veranstalteten irgendwann die Hunde der Umgebung ein Mordsspektakel. Ansonsten gut geschlafen. Der morgendliche Blick aus dem Fenster zur Einschätzung, ob man einen Gewaltstart für den Frühgüterzug die Rampe hoch machen müsste, erübrigte sich. Das akustische Signal, das vom strömenden Regen ausging, war Hinweis genug. Yannick durfte heute bis halb neun schlafen. Wir waren vermutlich die einzigen Gäste des Hauses. Auch gestern beim Essen war nur anfangs ein zweiter Tisch besetzt. Hoffentlich ist das kein schlechtes Zeichen. Das Hotel Mihovil war und ist immer ein gern genommener Stützpunkt.

Im strömenden Regen ging es durch Knin und aus der Stadt heraus. Zum Malovanpass wurde es trocken. Die beeindruckende Landschaft von Zrmanjatal und Malovanpass habe ich in anderen Reiseberichten beschrieben und fotografiert, so dass ich mir das heute mal spare. Ohne weitere Fotoambitionen ging es durch Gračac und bei Sveti Rok auf die Autobahn. Die tief hängenden Wolken waren hoch eindrucksvoll. Bald ging es allerdings in die Wolken hinein. Von Gospić bis kurz vor Rijeka schüttete es wie aus Kübeln. Die Geschwindigkeit war auf der A1 auf 100 und auf der A6 sogar auf 80 runtergesetzt. Nicht, dass es all zu viele interessiert hätte, aber ich hielt mich dann doch lieber halbwegs dran.

Der Beweis: Es regnete! Raststätte Ravna Gora.

Am Kvarner war der Regen erstmal zuende. Zügig ging es durch den Uckatunnel rüber nach Istrien, wo sich sogar ein wenig zartes Sonnenlicht durch die Wolken kämpfte. Wir beobachteten um 15 Uhr in Lupoglav den Nachmittagszug nach Buzet, der einen zweiten VT in Lupoglav zur sofortigen Rückfahrt stehen ließ. An dem Prozedere hat sich seit meiner ersten Balkantour 2003 nichts geändert. Damals hatte der vordere Zugteil allerdings in Buzet noch Anschluss über die Grenze...

Die Hauptstraße nach Buzet war Ankündigungsschildern zufolge ab Roč gesperrt. Wir wollten uns nun aber gern mal den Slowenen-VT in Rakitovec anschauen und entdeckten, dass man von Roč über Nugla und dem völlig einsam gelegenen Slum direkt dorthin gelangen konnte. Dazu musste man allerdings diesen völlig einsam in der Pläne gelegenen Grenzübergang nutzen, an dem Nico und ich 2006 schon mal von der anderen Seite gescheitert waren, weil er nur für Einheimische ist. Ob sich das wohl geändert hat? Wir wollten es wissen. Hatten aber denselben 'Erfolg' wie 2006. So ging es die Straße nach Buzet runter, von der aus man ganz oben ja auch interessante Blicke auf die Strecke erhaschen kann. Schade, dass da nun gar kein planmäßiger Verkehr mehr stattfindet.

Mit Riesenumweg über die Hauptstraße und über Movraz gelangten wir hoch nach Rakitovec, wo der Triebwagen allerdings schon weg war. Weiter ging es über Podpeč, wo wir noch im wieder einsetzenden Regen ein potentielles Motiv auf einer Esel- und Ziegenweide auskundschafteten, das dann aber keines war. Nachdem ich dem Esel freundschaftlich über die Nase gestrichen hatte, beklagte er mein Weggehen mit einem lauten, heiseren Gejammer... Über Koper reisten wir wieder nach Kroatien ein, wo wir gegen 17.30 das La Parenzana bei Buje erreichten. Die anderen waren noch nicht da, so dass wir uns nach der anstrengenden Regenfahrt erstmal ausruhen konnten. Als Tobias, Marcel und Franz vom Shoppen aus Pula wiederkamen, ging es zum Abendessen, wo es Steak gab. Tobias bestellte für Yannick als Vorspeise Rührei mit Trüffeln, obwohl dieser weder Rührei noch Trüffeln mag. Tobias mochte aber gern eine zweite Portion Rührei mit Trüffeln...

Dienstag, 07.05.2013

Beim Aufwachen war der Himmel voller Wolken. Die Entscheidung zugunsten des im 'Parenzana' sehr späten Frühstücks war eindeutig. Gegen halb 9 brachen wir mit allemann in beiden Autos auf. Yannick und ich kamen allerdings nur bis zur Grenze, wo wir eine Runde um das Grenzhäuschen drehen durften, weil unsere Pässe noch an der Hotelrezeption lagen. Ich gebe ja für solche Zwecke immer extra meinen Reisepass ab und konnte daher meinen Perso vorzeigen. Doch Yannick hatte halt keinen Zweitpass dabei.

Also zurück zum Hotel und fuffzehn Minuten später nochmal an der Grenze angestellt. Nach einem Tankstopp und Verproviantierung steuerten wir Dol in der Kehrschleife der Koperbahn an. Allerdings hatte ich irgendwie keinen Plan mehr, wo man genau stehen musste. Letztendlich waren wir wohl nicht hoch genug gelaufen, fanden aber eine nette Stelle mit Weinreben im Vordergrund. Zum Glück kamen zwei Containerzüge nicht wirklich bei Licht durch. Zum Glück deshalb, weil wir erst parallel zum ersten Zug in Dol einfuhren und bei Erscheinen des zweiten Zuges noch immer auf der Suche nach dem goldenen Standpunkt waren. Wie beim letzten Mal im November 2011 war es mal wieder ein Kesselwagenzug, der uns zum Motiv verhalf. Und eine Triple-Lz.

Der Triebwagen hatte im Bf Koper stehend so gut ausgesehen, aber da hatten wir im Vorbeifahren auf die andere Seite geblickt!

Mit dem Güterzug klappte das Motiv mit dem Damm von Dol und der Dreifaltigkeitskirche zu Hrastovlje aus dem 12. Jh wenigstens vollwertig.

Das hatte gut geklappt. Nun fuhren wir hoch nach Zanigrad, wo die drei anderen schon oben am Berg warteten. Hier glückte immerhin der Schnellzug, wobei ich auf die Graffiti am zweiten Wagen durchaus hätte verzichten können. Der Ausblick mit den dunklen Wolken war allerdings nett.

Der IC in Zanigrad. Mit dem Lichtspot hatten wir Glück!

Anschließend zogen wir mit Erdbeermilch und Baguettes bewaffnet zur Wegebrücke über die Bahn. Das sehr spitze Hochlicht ließ uns alles sehr entspannt angehen. Überhaupt waren die Wolken ganz klar in der Überzahl geblieben. Immerhin ein Nachschuss auf einen nachgeschobenen Güterzug ging mit voller Sonne. Was blieb, war viel Entspannung und ein Nickerchen auf der Brücke...

Slowenien hat ja nun auch schon paar Werbeloks. Eine davon ist die rosa "Manner"-Lok.

Nächste Station sollte der Sifftriebwagen nach Rakitovec sein. Wer weiß, wie lange dieser 'sinnvolle' Verkehr noch besteht. Da die Front einigermaßen sauber war, wollten wir ihn spitz von der Straßenbrücke vor Rakitovec im Einschnitt mitnehmen. Ein Sonnenfleck war allerdings rechtzeitig von der Strecke verschwunden. Schade, das wäre wirklich ein vollwertiges Frontalmotiv gewesen. Aber bei den zwanzig Minuten Wendezeit in Rakitovec sollte ja vielleicht ein Sonnenbild im Bahnhof drin sein. Also hin da! Tobias' Trupp konnte sogar den Tf bereden, hinten nochmal Spitzenlicht an zu machen. Das war dann aber leider das einzige nennenswerte Licht. Erst ganz knapp vor Abfahrt kam ein Hauch von Sonne auf dieses balkanische Grenzbahnhofsossomböh.

Bis hierhin und nicht weiter. Triebwagenwendung in Rakitovec.

Der Zug war weg, Sonne kam, Stille kehrte ein über Europas 'bedeutendstem' Grenzbahnhof. Es gibt hier Mo-Fr einen 24-Stunden-Takt plus einen Berufsverkehrsverstärker am Morgen. Über die Grenze fährt planmäßig gar nichts mehr, nichtmal der Güterzug.

Wir dachten nun an den Felsbalkon Črnotiče. Auf dem Weg dorthin fuhren wir allerdings sowas von ins Gewitter hinein, dass wir lieber umkehrten, während der Sturzregen aufs Autodach prasselte und die Blitze um uns herum einschlugen. Unten im Tal sah es allerdings richtig gut aus, da war der Himmel regelrecht blau. Eine Erkundungsfahrt Richtung Koper ergab allerdings wieder mal null Motive. Außerdem schmodderte der Himmel doch irgendwie wieder zu. Es war anstrengend. Mit den anderen zusammen gab es noch einen Rundblick vom Denkmal in Hrastovlje. Doch bald verabschiedeten sich die drei anderen zum Einkaufen. Und wir fuhren bald in Richtung Hotel zurück. Zum Abendessen gab es für mich Trüffel-Rührei, Schweinemedaillons und als Dessert das berühmte Mousse au Chocolad mit Himbeersauce. Danach setzten wir uns noch auf ein Spielchen zusammen, dessen Name mir gerade nicht mehr einfällt.

Das "La Parenzana", benannt nach der hier vorüberführenden ex-Bahnlinie Triest - Poreć, ist wirklich eine stilvolle Unterkunft. Im Restaurant gibt es regionale Spezialitäten, vor allem Trüffel ;-)

Mittwoch, 08.05.2013

Heute sollte es richtig sonnig werden. Yannick und ich hatten verabredet, dass wir bei morgendlichem Blick auf strahlend blauen Himmel auf das Frühstück verzichten würden und direkt losfahren. Nach dem Blick aus dem Fenster war klar: Wir konnten frühstücken! Allerdings schienen sich die Wolken deutlich aufzulösen. So starteten wir nach dem Frühstück und Verabschiedung von den anderen sehr zuversichtlich. Die drei anderen wollten heute nach Kaštela wechseln, vielleicht würde man sich dort irgendwo nochmal sehen. Denn da unten war noch die größte Aussicht auf Sonne und wir hatten als letztes Standquartier nochmal Knin angepeilt.

In Koper stand ein Containerzug mit beiger 363 abfahrbereit. Ich wusste gar nicht, dass es sowas noch gibt. Extra für den sagten wir unser landschaftsbetontes Motiv am Damm von Dol ab und suchten statt dessen den Felsbalkon oberhalb Črnotiče auf, wo man die schöne Lok etwas größer hätte. Uns schien es auch, dass man in Črnotiče die größeren Sonnenchancen hatte, denn an den Bergen hielt sich ein großes Wolkenfeld. Tatsächlich war man bei Črnotiče dichter an der Wolkengrenze, aber leider immer noch darunter. Geil. Weder beim Sonnenkönig (der offenbar ohne jegliche Macht war), noch bei Herrn Winkelmann konnte Begeisterung aufkommen. Über und vor uns Richtung See nur blauer Himmel, aber wir standen in den hartnäckigen Wolken! Die beige Lok zog bei Schatten an uns vorüber.

Die beigegelbe 363 zieht im Wolkenschatten durch Črnotiče, während hinten überm Meer alles zu hell ist.

Wir hatten sowas von keine Lust mehr und wollten nur noch weg. Wieder in den Süden, wo uns das Wetter einfach stabiler erschien. Mit kleinem Schlenker zum nahegelegenen Bf Podgorje, wo der Schotterzug aber gerade keinen Bedarf hatte und wo der Fdl gelangweilt seinen Bf abschritt, ging es über Hrpelje und Šapjane zur Autobahn. Auffällig waren furchbar viele hilflose Straßenverkehrsteilnehmer, die der Meinung waren, dass die halbe zulässige Geschwindigkeit eklatant die Verkehrssicherheit erhöht... Dabei handelte es sich in erster Linie um Italiener und Deutsche älterer Altersgruppen. Einer von denen hielt an der Grenze weit vor dem Häuschen an und wollte mit den Pässen in der Hand dort hin laufen. Glücklicherweise bemerkte er die Sinnfreiheit seiner Idee dann doch noch selbst. Sein Auto hätte uns sonst im Weg gestanden.

Einen angedachten Fotostopp in Vrata ließen wir wegen Wolkenübermacht bleiben. So gelangten wir zügig in die Ličko Polje, wo wir die Autobahn in Sveti Rok verließen. Zwei Güterzüge waren südwärts unterwegs. Leider hatten wir momentan keine Verbindung zum HŽ System herstellen können, so dass wir oben in Malovan dachten, den ersten eingeholt zu haben. War aber ein Trugschluss. Der Zug war leer und leicht und deshalb schon vor Knin. Es gab allerdings ein ganz hübsches Arbeitstriebwagen-Ossomböh.

Arbeitstriebwagentreffen in Malovan auf über 800m Höhe.

Als der kleine Gelbe in Richtung Gračac ausgefahren war (leider ohne dass sich Cheffe mit seiner Kelle blicken ließ), kamen wir gerade an der offenen Tür des EG vorbei, als der Weichenwärter den Felderblock bediente. Eigentlich hätte man sich das Schmuckstück mal näher anschauen sollen, der Weichenwärter machte jedenfalls einen sehr erfreuten Eindruck über unser Interesse und hätte ihn uns sicher gern gezeigt.

Apropos Signaltechnik! Auch wenn es für den einen oder anderen sehr an den Haaren herbeigezogen klingen mag: Für mich persönlich hat die Lika-/Dalmatianerbahn schon immer viele Parallelen zur norwegischen Nordlandsbahn gehabt: Lange Dieselpiste, auf der ansehnliche lokbespannte Züge verkehren, Berg- und Talbahn mit Überwindung mehrerer kleiner und größerer Pässe, Streckenführung durch wilde, dünn besiedelte Regionen. Und wenn man vom Ende mit dem Bus weiterfährt, kommt man zu einer weiteren Strecke, die nur im Transit durchs Nachbarland erreichbar ist (Ploće / Narvik). Wie gesagt: Sicher an den Haaren herbeigezogen. Aber nun kommt offenbar eine weitere Parallele hinzu: An beiden Strecken wurden vor Jahren ESTWs gebaut (Nordlandsbahn ab Mosjoen, Likabahn bis ausschließlich Knin), Lichtsignale stehen schon, aber die moderne Signaltechnik geht nicht in Betrieb. Weiterhin sitzen die Personale in ihren einsamen Bahnhöfen. So auch hier in Malovan.

Wir fuhren nun erstmal dem zweiten Güterzug bis Gračac entgegen. Dort hatten wir tatsächlich Sonne. Es schien ein wenig aufzulockern.

Der Güterzug hat Gračac verlassen und nimmt lautstark Anlauf für die Rampe zum Malovanpass.

Danach reihten sich die Fehlentscheidung aneinander: Dem IC nochmal bis Perušić entgegen fahren. Dort Wolken, Motivwechsel, kein Motiv, Zug kam. - Dann Superidee: Der saubere 028 fährt wieder auf Zadar. Rund um Bulić tolle Landschaft. Hin da! Dort dann absolut spitzes Licht. An einziger Stelle mit schöner Seitenausleuchtung weit und breit kein erhöhter Standpunkt. Also nur Notschlachtung. Immerhin war Zug so stark verspätet, dass sich die Planwolke gerade rechtzeitig verzogen hatte...

Der 028 erreicht den Hp Bulić.

Ok, schlecht war die Aufnahme nicht, aber letztes Jahr vom Zugfenster aus hatte das alles ungleich vielversprechender ausgesehen. Nun gedacht, das war's. Mit paar Landschaftsmotiven langsam Richtung Knin gefahren. Erst danach festgestellt, dass wir durch die Landschaftsbilder ein Bild mit sagenhafter Gebirgs- und Wolkenkulisse und dem Gz 60340 verpasst hatten. Kilometer geschrubbt ohne Sinn und Verstand. Na ja, dass Bulić enttäuschend würde, konnten wir nicht ahnen.

Wenigstens gab es noch paar Landschaftsbilder: Hier der Ortsblick Ðevrske.

Hinzu kam, dass t-mobile der Meinung war, dass Yannick mit 'nur noch' 4,14 Euro Guthaben sein Recht auf mobiles Internet verwirkt hätte und Yannick als Beifahrer das HŽ-System halt nicht mehr so im Auge hat behalten können.

Der Turm der Neubaukirche Sv Nikole zu Kistanje ist in der unwirtlichen Buschsteppe von überall zu sehen.

Knin und die Dinarischen Berge I.

Knin und die Dinarischen Berge II.

Kommen wir zu Positivem: Vor Hotel Mihovil stand kein Reisebus, das Hotel war nicht ausgebucht und das allerpositivste hieß: 'Fleischplatte Mihovil', absolut trüffelfrei und nach den sehr übersichtlichen Portionen in Buje eine wahre Wonne!

Die Fleischplatte Mihovil entschädigte so manches...

Donnerstag, 09.05.2013

Nachdem das gestern alles etwas planlos gelaufen war, hatten wir uns für heute ein durchgestyltes Konzept zurecht gelegt. Haupt-Unbekannte dabei war allerdings das Wetter. Aber auch die zeitliche Lage des nordfahrenden 61102 spielte eine Rolle. So hatten wir den Wecker auf 6 gestellt und schauten, wo der Zug steckte. Nun ja, Perković kurz nach halb 6, dann konnte er ca 6.40 ab Knin fahren. Das war ganz schön früh! Als bald die Sonne ins Zimmer zu scheinen begann, stand der Entschluss fest. Wir wollten es probieren, und zwar als Vorfrühstücksprogramm. So düsten wir mal los. Von 2006 hatte ich drei Fotomöglichkeiten oberhalb Padjene für morgendliche Nordfahrer in Erinnerung. Dort fuhren wir direkt mal hin. Dummerweise war von den drei Möglichkeiten, die es 2006 gab, vegetationstechnisch nur noch die motivloseste übriggeblieben. Wir schauten uns das eine Weile an. Die Abfahrmeldung von Knin kam und kam nicht.

Was für ein schöner Morgen! Nur das Zugmotiv war noch nicht wirklich gefunden.

Dann reichte es uns und wir liefen wieder zum Auto. Man konnte den Zug auch auf dem Viadukt zwischen Knin und Padjene machen. Als wir durch Padjene fuhren, kam natürlich die Abfahrmeldung. Oh Mann, das war fünf Minuten zu früh. Wir gaben dennoch Stoff und schafften es tatsächlich noch in letzter Sekunde.

Gz 61102 auf dem kleinen Viadukt oberhalb von Knin.

Nun wollten wir es aber doch noch richtig wissen und fuhren dem Zug voraus nach Zrmanja. Hier gibt es diese nette Dammstelle. Damals hatten wir uns nicht getraut, abseits des Weges den Hang hoch zu laufen. Inzwischen sind die Minenkarten so genau aufbereitet, dass ich da abseits der rot gekennzeichneten Bereiche nicht mehr gar so die Scheu habe. Und der Ausblick auf das Zrmanjatal belohnte uns dann für den Aufstieg voll und ganz...

Der Güterzug hat das Zrmanjatal erklommen und nähert sich dem Bf Zrmanja.

Nun ging es zurück ins Hotel, wo wir noch die letzte halbe Stunde Frühstückszeit abgriffen. Das Brot mit Balkanmarmelade hatten wir uns voll und ganz verdient! Diesmal gab es doch noch einige andere Gäste, so dass sogar ein kleines Buffet aufgebaut war.

Der nächste für uns interessante Zug war der IC 520 von Split. Das gute daran, dass die Lok gestern mit langer Nase voraus runter gefahren war, war natürlich jetzt die schönere Stellung der Lok. Dass die 004 dran wäre, hatten wir schon im System gesehen und wurde uns auch nochmal von Reisegruppe Reisky bestätigt. Wir fuhren dem IC nach einem Tankstopp erstmal nach Drniš entgegen, wo die Lokfront wenigstens noch einen Hauch Frontlicht bekam.

IC 520 legt einen kurzen Halt in Drniš ein und bekommt nach dem Zustieg einer Reisenden vom Cheffe die Kelle gezeigt.

Dann ging es dem Zug hinterher. Da er in Kosovo gehalten hatte (vermutlich für Befehlsübergabe o.ä.) fuhren wir danach auf mehreren Kilometern genau parallel zur Lok. So irre viel Sound gab es hier natürlich nicht zu hören. Durch Knin brauchten wir etwas länger, so dass ein Foto an dem kleinen Viadukt nicht mehr möglich war. Der Zug nahm den Malovanpass doch ein ganzes Stück schwungvoller in Angriff als ein Güterzug. Entsprechend beeilten wir uns auch, um zum BÜ Prčeva Rampa oberhalb Zrmanja zu kommen. Wie die Wilden hechteten wir mit heraushängender Zunge den Hang hoch. Nun ließ der Zug uns doch noch paar Minuten warten. Dafür quollen jetzt nur so die Wolken am Himmel und das ganze Unternehmen wurde mehr und mehr zum Krimi. 22 Min nach Durchfahrmeldung Plavno. Immer dickere Wolken näherten sich. Er müsste doch jetzt wirklich mal kommen!?! Endlich die Erlösung. In voller Beleuchtung zog der Zug durchs Motiv. Am BÜ musste er anhalten; offenbar hatte er dafür in Zrmanja noch einen Befehl bekommen müssen.

Nun hat der IC den Malovanpass fast erreicht. Für mich eines der schönsten Motive der Tour. (Paar Steine am Bildrand elektronisch entfernt).

Den Zug konnten wir nun fahren lassen. Gerade war der Zug durch, da kam von hinten ein Hund auf uns zugeschossen! Wir haben uns furchtbar verjagt, aber der war einfach nur total verspielt und freundlich und freute sich offenbar, hier in der Einöde andere Lebewesen getroffen zu haben.

Gemütlich ging es über den Pass nach Gračac, wo wir uns erstmal am Geldautomaten und im Supermarkt gütlich taten. Nun dachte ich, dass man schön viel Zeit hätte, sich ein Motiv für den südfahrenden 61103 zu suchen, der sich gerade durch den Gebirgszug der Mala Kapela vorarbeitete. Anfangen wollten wir mit dem Zug irgendwo bei dem markanten Felsberg Zir. Doch wieder mal fanden wir nicht die richtige Zuwegung. Von der Autobahn aus ist ein BÜ zu sehen, doch wie kommt man dahin? Letztendlich landeten wir am BÜ Raduč auf Höhe des Berges, wo man den Berg aber nicht mehr hinein bekam. Hier gab es, mitten in der Ödnis, sogar einen modernen Bahnsteig! Fehlen nur die Nahverkehrszüge...

Das Konzept war nun eigentlich Nickerchen machen, Reisebericht schreiben und Joghurt schlabbern. Aber das war nicht mehr drin. Der Zug war schon zu hören! Im System war der Zug übrigens mit vier Zugloks (darunter eine 1141) und zwei Wagenloks verzeichnet. Das stimmte zwar nicht ganz, aber immerhin vier Loks führten den Zug dann doch an...

Durch die wilde Ličko Polje wird der 61103 von vier Loks angeführt. Alle Loks waren mit Personal besetzt!

Das nächste Konzept war, den Zug im Gebirge nochmal zu bekommen, doch auch dieses Konzept musste über Bord geworfen werden, denn dort oben hing alles unter Wolken. Das Bild eben in der Ličko Polje war wolkentechnisch schon pures Glück. - Es war wieder mal die Gegend Richtung Zadar, die am wolkenfreiesten aussah.

Nach einem Nickerchen auf einer Seitenstraße bei Padjene fuhren wir westwärts in Richtung Lišane, wo wir versuchen wollten, oberhalb des Ortes in die schöne Felsberg Landschaft zu gelangen. Wir fanden nach längerer Sucherei einen Weg in die richtige Richtung in diese tollen Berge hinein, doch noch weit unterhalb des Bahndamms endete der Weg an einer Art Mini-Steinbruch. Zwar hätte man wohl die umliegenden Felsenhöhen erklimmen können, doch eine sich nun auch hier vor die Sonne schiebende Wolkenwand stoppte weitere Ambitionen und ließ uns den Weg zum Auto zurück laufen.

'Paar Häuser weiter', bei Bribirske Mostine, entdeckten wir auf einem Felsrücken einen Friedhof, von dem aus man den Felsanstieg zwischen Ostrovica und Ðevrske per Tele schön einsehen können müsste. Ein Friedhof wird ja wohl Straßenanschluss haben. Nur fanden wir den nicht. Erst fuhren wir einen Asphaltweg rein, wo wir uns bald einer Horde zähnefletschender Hunde gegenüber sahen. Offenbar Hirtenhunde; Stück weiter waren Rinder beheimatet. Dann mal hintenrum um den Berg und zum kleinen Weiler Žažvić hochgefahren. Tatsächlich begann von dort der Aufstieg zum Friedhof, allerdings als Buckelpiste, die wir lieber unter die eigenen Sohlen nahmen. Der kleine Friedhof war wunderschön. Zahlreiche Blumen blühten dort oben und man hatte einen tollen Ausblick in alle Richtungen.

Der Panoramafriedhof von Žažvić.

Allerdings schatteten nun auch die Felsen mit der Bahn zu. Die Wolken kamen näher, schienen sich aber gleichzeitig zu zerfasern und aufzulösen. Wir sahen den VT erst gar nicht, so winzig war er. Aber am Fotofelsen kam er dann doch immerhin in Sonne.

Winzig klein ist er, unser 028 an der Felswand zwischen Ostrovica und Ðevrske.

Wat nu? Das Wolkenauflösen stimmte zuversichtlich, doch standen auf der Hauptstrecke in absehbarer Zeit keine Zugbewegungen an. Die zwei nordfahrenden Gz, die wir gestern verbaselt hatten, kamen heute nicht recht los. Somit gab es da nichts zu tun. Wir planten als nächstes die Abendfahrt nach Zadar an der Straßenbrücke bei Radučić aufzunehmen. Bis dahin war Zeit, die wir einfach auf dem Friedhof sitzend verbrachten.

Blick vom Panoramafriedhof auf Bribirske Mostine.

Als es Zeit wurde, fuhren wir rüber. Ich machte paar Fotos mit dem hässlichen Wasserturm von Kistanje vor den eindrucksvollen Wolken.

Dieser Wasserturm erinnert mich an den Tatort "Tod aus dem All", bei dem ein vergleichbar hässlicher Turm am Ende abhebt und im All verschwindet ;-)

Für die Brücke war dann leider ein fetter Wolkenklops zuständig, der sich kein Stück bewegte. Wirklich unglaublich. In den fünf Minuten Wartezeit war die Grenze der beschienenen Landschaft ständig an derselben Stelle.

Wir hatten keine Lust, dem VT nochmal hinterher zu fahren. Bei Padjene beobachteten wir den IC, der bei Schatten abwärts nach Knin fuhr, fuhren ihm hinterher und stellten uns einfach nochmal für ein halbes Stündchen an den Bahnhof. Außer dass plötzlich ein heftiger Starkregen auf uns niederprasselte, ereignete sich nichts.

Finstere Wolken türmen sich über der Tvrdjava von Knin.

Als absehbar war, dass heute nicht mehr viel bei Sonne passieren würde, fuhren wir ins Hotel. Die Fleischplatte Mihovil war dann der krönende Tagesabschluss. Untermalt wurde das Abendessen von den Konzerten der aufwärts fahrenden Gz 60340 und 61154. Gut, dass wir auf die nicht noch gewartet hatten; sie verließen Knin erst nach Sonnenuntergang.

Freitag, 10.05.2013

Gut, dass wir gestern das Frühprogramm gemacht hatten. Heute wachten wir entgegen Ankündigung bei bedecktem Himmel auf. Das war jetzt bisken blöd. Da nutzt das beste Konzept nichts. Außerdem war heute was. Wir wussten nur nicht was. Die Frühgüterzüge beider Richtungen waren offenbar nicht gefahren oder fehlten jedenfalls im System. Dascha reichlich merkwürdig!

Wir gingen gleich um 6.30 zum Frühstück und ließen uns Zeit dabei. Heute wurde wieder individuell serviert, was mir top Kaffee aus dem Automaten bescherte. Viel besser als das Zeug aus dem großen Boiler beim Buffet. Da für Perković und Split richtig gutes Wetter angekündigt war, fuhren wir einfach mal in diese Richtung. Im Bf Knin stand ein abgespannter Güterzug. Sehr rätselhaft! Tatsächlich erreichte man zwischen Unešić und Perković immer mehr Sonnenabschnitte. Mit Blick auf den Hp Koprno konnten wir schon mal den Y1 nach Knin fotografieren.

Der Bummelzug Šibenik - Knin hat Perković und auch den Haltepunkt Koprno hinter sich gelassen.

Dieser kreuzte in Unešić mit dem Gegenzug. Diesen gaben wir uns am 'Bushaltestellenblick', einem von Vortouren noch bestens bekannten Ossomböh.

Der Gegenzug einige hundert Meter weiter.

Nun wurde es Zeit, eine Stelle für den Vormittagsperso von Perko nach Split zu finden. Wir zogen den Vorsignalblick bei Labin in Betracht oder den Pinienhang weiter abwärts. Bei Labin fuhren wir nun genau in ein Wolkenfeld hinein, so dass wir zum Pinienblick weiterfuhren. So extrem viel Zeit war nicht mehr. Wir mussten ganz schön fix den zwar wunderschön blühenden, aber extrem steinigen Hang hochklettern. Die Schlangen verpieselten sich zum Glück rechtzeitig bei unserer lautstarken Annäherung. Als wir mit hängender Zunge oben angekommen waren und am Gleis unseren Standpunkt aufgesucht hatten, ergab sich ein ganz netter Ausblick. Ich war aber ganz schön am dampfen. Der Zug hatte leider längst noch nicht optimales Seitenlicht. Oder sollte ich sagen 'glücklicherweise'? Der erste Wagen war nämlich vollkommen versifft.

Der Vormittagsbummel von Perko nach Split an der Pinienstelle.

Na ja, das muss nochmal wiederholt werden. Irgendwann halt. Diesmal nicht mehr. Da die Zuggarnitur uns auch nicht so die Lust auf das Mittagszugpaar machte, dachten wir zunächst schon an Abbruch. Bis 20 Uhr mussten wir das Auto in Zagreb abgeliefert haben. Warum also nicht über Mittag dorthin fahren und dann nachmittags dort was versuchen? Beim Supermarktbesuch in Kaštel Štafilić bekam die Idee noch die kulinarisch wertvolle Abwandlung, vorher noch im 'Torcida' zu Vrpolje auf ein Lamm vom Drehspieß vorbeizuschauen. Und davor konnte man ja noch den 028 auf der Sibenicker Piste abwarten. Klang das nicht wieder mal nach einem Konzept?

Der 028, der uns im Laufe der Tour gute Dienste geleistet hat, begegnet uns ein letztes Mal beim Halt Dabar in Vrpolje.

Das Lamm war mal wieder erste Klasse. Überhaupt saß man dort einfach wunderbar. Und dann noch dieses herrliche Tiramisu! Wunderbar! Es waren außer uns auch noch einige andere Deutsche da. Eine ältere Dame erklärte ihrem Hundchen unterm Tisch in gestelztem Deutsch 'Es ist eine Unart!'. Über das, was der Hund da unten anstellte, konnten wir nur wilde Spekulationen anstellen. Den Spruch mit der Unart übernahmen wir allerdings in unser Reisevokabular. Der sollte in der entsprechenden Betonung noch manches Mal angebracht werden.

Nochmal das schöne Restaurant Torcida in Vrpolje.

Über die Autobahn ging es unter zunehmendem Schlonzhimmel gen Zagreb. Über der Polje schien noch vielfach die Sonne, nach Norden zu zuckten die Blitze vor uns. Zwischen Draganići und Jastrebarsko stand eine GM mit Bauzug auf der Strecke. Hier fanden zur Zeit immer mal 36h-Sperrungen statt. Bei der Anfahrt auf Zagreb sah es ostwärts noch am besten aus. Dort sollte irgendwann der B 414 Belgrad - Zürich anstehen. Damit wir ihn rund 50 Min vor Zagreb erwischten, brauchten wir vom Autobahnring der Hauptstadt nur zwanzig Minuten südostwärts zu fahren. Wir landeten am Hp Širinec, mitten in den Mückensümpfen der Saveebene. Die Viecher fielen regelrecht über uns her...

Ein Nahverkehrszug aus Vinkovci nähert sich dem Hp Širinec in der Saveebene.

Leider kam hier mal wieder das Gesetz zum tragen, dass man vor Wolken nicht fliehen kann. Das schlechte Wetter hatte leider eher Autobahntempo und nicht Zugtempo und war stramm hinter uns her gekommen. Im Halblicht gingen wenigstens zwei Bummelzüge, bei denen wir über den regen Fahrgastwechsel erfreut waren. Der Schnellzug mit der 1142 hatte leider fast gar kein Licht mehr.

Der Gegenzug aus Zagreb fährt ein. (In die Lok ragende Äste geext).

Teils im Starkregen, der dem Auto noch die dringend benötigte Endreinigung zukommen ließ, gelangten wir zurück nach Zagreb, wo wir tankten und im dichten Verkehr zur Autovermietung fuhren. Während die Reisegruppe Reisky gerade neuerliche Tiefschläge für ihren Mietwagen meldete (davon sicherlich demnächst im separaten Reisebericht), konnten wir das Auto ohne weitere Blessuren abgeben. Mit den Koffern rollerten wir nun zum Bahnhof, durch die wirklich gelungen gestylte Passage unter den Gleisen durch und zum Hotel Central, direkt dem Bf gegenüber. Es war furchtbar warm und schwül, die T-Shirts klebten uns auf dem Leib. Nach dem Duschen gab es erstmal eine kleine Ruhephase.

Erst deutlich nach 20 Uhr fiel uns ein, dass wir gern den Zug aus Bosnien am Bf bei der Ankunft beobachtet hätten. Das war nun bisken spät. Komisch war allerdings, dass der Zug gar nicht im System war. Hmmm, System kaputt? Wir liefen trotzdem mal zum Bf rüber, wo wir uns mit Ćevapiburger bewaffnet auf den Bahnsteig setzten. Der Zug aus Sarajevo war mittlerweile im System aufgetaucht. Er hatte gerade kroatischen Boden erreicht und damit etwa 3 Stunden Verspätung... Ferner konnten wir der Abfahrt des Lisinski beiwohnen. Auch nicht ganz pünktlich, man hatte ca zwanzig Minuten auf irgendwas gewartet. Auf den Bosnier natürlich nicht. Da kam dann jedenfalls noch ne Handvoll Reisender von irgendwo angerannt. Sehr befremdlich fanden wir, dass der Lisinski den kompletten Mimara Zugpark leer mitnahm. Es wird doch hoffentlich morgen keine Streckensperrung stattfinden, von der auch unser Zug nach Graz betroffen sein wird?

Ein Zug beeindruckte uns dann ja doch ganz ordentlich. Es gibt ihn noch, den ewig langen Balkanschnellzug! Der Optima Express fuhr von einem der hinteren, bahnsteiglosen Gleise aus. Er hatte bestimmt sechs Reisezugwagen verschiedenster Einrichtungen und wohl ungelogen 300m gedeckte ATC Autotransportwagen! Es geht ja doch... Bevor wir ins Hotel gingen, schauten wir uns noch kurz den auf einem Stumpfgleis abgestellten 6112 001 an. Das müsste der zurückgekehrte Bosnier sein? Er war schon vollständig mit HŽ beschriftet. (Nachtrag: Es handelte sich nicht um den Bosnier!).

Samstag, 11.05.2013

Da die Straßenbahn dem Lärm zufolge direkt durchs Schlafzimmer fuhr, sperrten wir sie aus, indem wir die Fenster schlossen und Klimaanlage einschalteten. So konnten wir ganz gut schlafen. Morgens fiel der Blick auf regenverhangenen Himmel. Das Frühstücksbuffet war ordentlich und auch sonst hatte das Hotel einen guten und sauberen Eindruck gemacht. Über booking.com hatten wir 80€ für das Zimmer bezahlt.

Während des Frühstücks konnten wir schon die Bereitstellung eines ÖBB Zugparks beobachten. Zeitlich hätte das auch der Mimara gewesen sein können. Später sahen wir allerdings im System, dass der nur aus vier Wagen nach Kranje bestanden hatte. Ab dort SEV. Somit hatte es also tatsächlich seinen Grund, dass wir den Mimara Park gestern hinten am Lisinski dran gesehen hatten. Gut, dass wir nicht die Tagesverbindung über die Tauern gewählt hatten!

EC 158 Zagreb 7.25 - Graz 11.20

So ganz wussten wir beide nicht mehr, warum wir nicht einfach die Rückfahrt mit dem Lisinski geplant hatten. Vielleicht hatte ich keine Lust auf die ICE-Fahrt durch Deutschland gehabt? Ich fand die gebuchte Verbindung über Graz, einmal so 'mitten durch' Österreich, allerdings sehr verlockend. Zwischen dem Gleisdreieck Zidani Most und Selzthal war das mal eine ganz neue Strecke für mich. Einzig spannend war das mit den nur 17 Min Übergangszeit in Graz. Ich würde zwar in München viel Zeit haben, doch Yannick hatte in Deutschland Zugbindung. Ungünstig daran war, dass er bis und ab Graz unterschiedliche Fahrkarten hatte.

Kurz vor der Abfahrt gab es noch unseren GM Abschied: Nebenan donnerte der Pu nach Kotoriba aus dem Bahnhof. In die EU ging es noch pünktlich rein, doch Grenzabfertigung und ein Halt zeigendes Signal hinter Dobova machten die Sache spannend. In Sevnica hatten wir +8. Der Zug war allerdings sehr angenehm. Durchgehend ÖBB: B, B, B, A, WR, A. Im allerersten Wagen saßen nicht viele und wir hatten ein schönes Abteil für uns. Hinter Zidani Most bin ich zum Speisewagen gegangen. Die beiden anderen B Wagen waren besser besetzt als unser. Im WR erlöste ich die Bedienung aus einer Starre der Langeweile. Zumindest kurz. Es gab nun folgenden Dialog:

Am Ende war mein Becher dann doch wieder nur halb voll und ich um 2,60 ärmer... Eigentlich war ich davon ausgegangen, dass in Österreich mitteleuropäische Gebräuche herrschen, aber kaffeetechnisch ist Österreich wohl noch Balkan...

Die Strecke hoch nach Maribor war erwartungsgemäß landschaftlich äußerst reizvoll. Vielleicht abschnittsweise etwas arg zugewuchert. Dennoch sah ich einiges Motivpotential. Nach fast drei Stunden Zugfahrt kommt man vor Maribor an einer Autobahnbrücke vorbei. Dort ein Schild 'Zagreb 95km'. Oups!?! Das ist eine Dreiviertelstunde mit dem Auto... In Maribor standen welche von den gängigen, an sich schönen Abteilwagen herum, bei denen die Glasfläche zwischen Abteil und Gang mit Milchglas und Mustern versehen wurde. Nach dem Ganzwerbungswahn bei Triebwagen nun eine neue Idee der Slowenen, die Aussicht beim Zugreisen einzuschränken? Nach einem zweiten Lokwechsel in Spielfeld-Straß rollten wir wenigstens pünktlich in Graz ein. Dort hatten wir auch noch genügend Zeit, uns bei Mägges paar Burger zu besorgen.

EC 216 Graz Hbf 11.37 - München Hbf 17.32

Unglaublich! Da stand zur Fahrt mitten durch das österreichische Nirgendwo doch glatt ein weißer Wendezug von DB Fernverkehr bereit. Ziel: Saarbrücken. Da werden sich die Leute aus St. Michael in der Obersteiermark aber freuen, dass sie eine umsteigefreie Verbindung ins Saarland haben. Und ob die Bürger von Homburg (Saar) wohl wissen, dass sie direkt nach Stadt Rottenmann fahren können? Der Zug bestand aus einem ausgewachsenen IC Wendezug und war von daher schön leer. Wir hatten meist ein eigenes Abteil. Was schon was heißen will, denn wir saßen im Großraumwagen...

Landschaftlich war die Fahrt durch die tief eingeschnittenen Täler natürlich äußerst nett, auch wenn die tief hängenden Wolken jetzt nicht so den ganz perfekten Bergblick zuließen. Aber der trübe Tag war mir für die Zugreise allemal lieber, als wenn man nach der wettertechnisch durchwachsenen Tour jetzt durch feinsten Sonnenschein gefahren wäre. Der Zug hielt in Österreich wirklich an jeder Milchkanne. Nachmittags gab es mal wieder den guten Schokokuchen aus dem Bistrowagen. Und herrlichen, richtigen, echten, vollgefüllten Kaffee! :-) Ab Salzburg saßen paar Leute mehr drin.

Tja, und dann war auch schon das Ende des gemeinsamen Tripps erreicht. Yannick musste es in dem EC noch weitere zwei Stunden aushalten, um in Stuttgart in einen ICE nach Frankfurt umzusteigen. Ich wollte mir die lange ICE-Fahrt nach Hamburg mit Ankunft um Mitternacht nicht antun. Nein, ich wollte mir zur Rückfahrt nach Hamburg endlich mal eine CNL Fahrt in dem Deluxe Abteil 'unterm Dach' gönnen. Von mehreren Leuten hatte ich schon gehört, dass das Abteil so schön sei. Schon lange hatte ich vor, das mal auszutesten. Ich war sogar drauf und dran gewesen, dafür extra mal in die Schweiz und zurück zu fahren. Aber nun konnte ich das sinnvoll in diese Tour einbauen.

Das bedeutete natürlich, dass ich jetzt fünf Stunden Zeit hatte. Ich kaufte mir eine Brezel, um genügend Münzen für ein Schließfach zu haben, verschloss meinen Koffer und zog mir eine Tageskarte für den MVV. Ich kenne München praktisch gar nicht, bin zuletzt als Kind in der Innenstadt gewesen. Dass hier heute Ausnahmezustand herrschte, bemerkte ich erst in den folgenden Minuten, als ich mich nach einer für eine Stadterkundung geeigneten Straßenbahn umschaute. Massig rot gekleidete Gestalten strömten nur so in die Innenstadt. Viel Polizei stand bereit, Kamerawagen fuhren durch die Gegend: Wie mir langsam klar wurde, hatte es heute für die prominente Variante der rot gekleideten Gestalten ein gewisses Schälchen gegeben! Bei denen ist schon ein ganz schönes Service zusammen gekommen, denn diese Schale war die dreiundzwanzigste! Und nun sollte in der Stadt die große Ehrung stattfinden. Der Rathausplatz war dazu vollkommen abgeriegelt, die umliegenden Straßenzüge brechend voll. Schade, ich hätte dat Schälsche auch gern mal angefasst...

Mit Straßenbahnen, Bus, U-Bahn, aber auch viel zu Fuß erlebte ich nun eine wirklich wunderschöne Stadt. Nicht nur die Innenstadt mit den großzügigen Fußgängerzonen, sondern auch die angrenzenden Stadtteile wie Haidhausen und Giesing machten einen extrem liebenswerten und ursprünglichen Eindruck. Die Fußballfans habe ich in der Stadt übrigens durchwegs als sehr friedlich erlebt. Es lag eine feierliche Stimmung in der Luft.

Nach der langen Fahrt und mehreren Fußmärschen, u.a. weil stadtnahe Strab-Linien gesperrt waren, war ich zum Schluss aber doch richtig fertig. Es war zum Abend regelrecht kalt geworden, Herbstluft lag über der Stadt! Um 21 Uhr war ich wieder am Hbf. Ich besorgte mir Leberkässemmeln für 2 Euro/Stück (wohl das preiswerteste, was am Münchner Hbf zu bekommen ist) und gekühlten Wein und wartete gespannt auf die Bereitstellung des CNL.

CNL 1286 München Hbf 22.13 – Hamburg-Harburg 07.44+8

Von dem Deluxe-Abteil war ich nun mehr als begeistert! Es übertraf, was den dekadenten Platz angeht, meine Erwartungen beiweitem. Ein richtiges Hotelzimmer! Vom Bett blickt man auf eine riesige Fensterfläche vor und über einem. Den Rest des Abends verbrachte ich allerdings in einem der zwei bequemen Sesseln am Tisch sitzend, natürlich im Dunkeln mit Blick durch die Fenster nach draußen. Ich glaube, so dekadent-luxuriös bin ich bei all meinen Bahnreisen noch nie Zug gefahren...

Das Deluxeabteil am Abend.

Sonntag, 12.05.2013

In Bremen bekam ich das inbegriffene Frühstück serviert. Oberneuland gab es an Cornflakes, Sagehorn bei Marmeladenbrot und zu Ottersberg nahm ich ein Brot mit Schinken. So verging die Schlussetappe rasend schnell, und ab Buchholz suchte ich meine Siebensachen aus Wohn-, Schlaf- und Sanitärbereich zusammen. In Harburg empfing mich Frühlingsluft und ich rollerte gemütlich mit meinem Koffer auf meinen Wilstorfer Hügel hoch.

Und der Ausblick vom Bett am Morgen.

Eine wunderschöne Reise ging zuende. Auch wenn das Wetter sicherlich Verbesserungspotential besaß, tat die Wärme nach dem langen Winter einfach gut. Und etwas sonnige südländische Märchenlandschaft hatten wir ja durchaus dabei, so dass einige schöne Motive umgesetzt werden konnten. Angesichts der Zugausfälle, von denen die Likabahn in der Folgewoche geprägt war, konnten wir sehr froh sein, wie zuverlässig die Züge alle gefahren waren. Vielen Dank geht an Yannick – es hat großen Spaß gemacht mit Dir!

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