Lord's Seat, Earles Siding and the marvellous Caledonian Sleeper

Autor: Jan-Geert Lukner. Alle Rechte am Text und an den Bildern liegen beim Autor.

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Einige Tage vor der Tour stellte meine Frisörin die obligatorische Frage, wo denn die nächste Reise hinginge. Als ich sagte “Großbritannien” meinte sie, dass viele von ihren Kunden dorthin reisen würden. Da war ich doch etwas verwundert, denn die Insel gilt ja nicht gerade als Hauptreiseziel der Deutschen. Nach der Tour, von der ich Euch jetzt erzählen möchte, war ich eigentlich eher verwundert, dass Großbritannien nicht noch viel populärer als Reiseland ist. Doch beginnen wir von vorn.

Fixpunkt dieser Tour war ab Donnerstag meiner Urlaubswoche eine Nachtzug-Abschiedsreise mit dem Caledonian Sleeper drüben auf der Insel. Zu dieser Tour hatten wir uns mit einigen Leuten anlässlich des bevorstehenden Betreiberwechsels von First Scotrail auf Serco verabredet. Bis dahin hatte ich vor, einige Tage per Mietwagen, Zug und/oder zu Fuß über die Insel zu streifen. Die Wetteraussichten waren vor der Tour unterirdisch - zumindest was Sonnenschein angeht. Abgeblasen habe ich den ersten Teil des Trips aber nicht. Gerade die "Museumsinsel", wie ich Großbritannien aufgrund der vielen alten Bauten gern bezeichne, bietet definitiv auch Zerstreuung für Schlechtwettertage. Soweit es trocken bliebe, stand das Wandern auf einigen der wunderschönen britischen Fußpfade, den "public footpathes", ganz oben auf der Wunschliste. Ich hatte auch schon überlegt, alles mit der Bahn zu machen, denn die potentiellen Wandergebiete wären auch per Bahn erreichbar gewesen. Aber der Gedanke, mit großem Gepäck zu irgendwelchen bahnfernen Unterkünften zu zockeln und überhaupt die fehlende Flexibilität bei der Unterkunftssuche ließ mich dann doch einen Mietwagen buchen. Die sind auf der Insel ja auch gar nicht so teuer. Über Autoeurope konnte ich einen Automatik Astra für 213€ auf sechs Tage buchen.

Nachdem das Jahr 2014 und auch das bisherige von 2015 von qualitativ auffällig mieserablen Wettervorhersagen geprägt waren, setzte dem der Wetterbericht für die ersten Tage auf der Insel die Krone auf. Die verschiedenen Wetterdienste widersprachen sich gegenseitig, Sonnenchance wurde jeweils immer nur von einem Wetterdienst gesehen. Am Morgen des Abreisetages buchte ich für den Abend einfach mal ein Hotel in der Gegend östlich Manchester, von dem aus ich eine gute Ausgangsbasis in Richtung Pennines hätte. Zu welchem Zweck auch immer...

Samstag, 21.03.2015

So verließ ich also meinen Wilstorfer Hügel um kurz vor 8 in den Hamburger Regen. Zum Glück hatte ich heute Morgen nochmal die Bahnverbindung zum Flughafen gecheckt. Da waren auffällig viele Verbindungen mit U-Bahn oder gar Schnellbus drin, aber nicht die erwartete normale S-Bahn Verbindung. Da fiel es mir wieder ein - Bauarbeiten zwischen Barmbek und Ohlsdorf standen an. Aber die Fahrt mit der U-Bahn über Jungfernstieg und Ohlsdorf klappte auch gut. Gegen 9 erreichte ich den Flugplatz. Ein online Check in war nicht möglich, aber zwischen all den langen Schlangen von Air Berlin, Easy und anderen freute sich ein Mitarbeiter am fly be Schalter, als er Arbeit bekam.

Das war der zügige Teil des Check in Prozederes. Bei der Sicherheitskontrolle nahm ich hingegen das volle Programm mit. Erstmal entschied ich mich für die Schlange, die dann überhaupt nicht vorwärts kommen sollte. Dann fiepte es bei mir und ich wurde ins Separé gebeten, wo ich die Schuhe ausziehen musste. Als ich dort für sicher befunden wurde, hatte ich bereits das Elend gesehen. Mein Rucksack war vom Band-Fahrdienstleiter an die Seite genommen worden und bekam Überholung durch weniger verdächtige Gepäckstücke. Ich musste mal wieder die Kameraausrüstung komplett in die Schale packen. Die fuhr dann noch zweimal durchs Röntgengerät. Damit war das Programm aber immer noch nicht zuende. Jetzt musste natürlich noch der Sprengstoffcheck durchgeführt werden. Dazu ging es in einen separaten Raum. Erst als dieser Test auch negativ ausfiel, wurde ich mit den besten Wünschen für den Flug verabschiedet. Eines war allerdings gut: Ich hatte ordentlich Zeit.

Beim Marché gab es dann aber eine ziemliche Schlange und einen Lehrling an der Kasse, so dass ich auf das obligatorische Frühstück lieber verzichtet habe und langsam zu Ausgang B27 geschlendert bin, der sich als Bushaltestelle entpuppte. Erstmal tat sich allerdings gar nichts. Lediglich am Nachbarausgang wurde ein Flug nach St Petersburg aufgerufen. Danach war der Wartebereich ziemlich leer geworden. Spannend wurde es noch, als beim St Petersburger paar Fluggäste fehlten. Auf deutsch und russisch wurden die Passagiere ausgerufen, wobei das russische ganz und gar nicht freundlich klang... Irgendwann kamen dann nach und nach paar deutsche Jugendliche angesprintet. Für unseren Flug hatte es eine Verspätungsmeldung von einer Viertelstunde gegeben, aber trotz späterem Boarding dürfte der Abflug nur unwesentlich verspätet stattgefunden haben.

BE 1855: Hamburg 10.35+10 - Birmingham 11.15

Für uns stand eine Embraer 175 zur Verfügung. Die Bestuhlung war recht eng, aber das störte angesichts des "Andrangs" gar nicht. Zwei Hände voll Menschen teilten sich den Flieger. Ach ja, und das Kabinenpersonal war auch da.


Niemand will nach Birmingham...

Ich genehmigte mir ein sehr leckeres Bacon-Tomate-Sandwich, das gar kein Sandwich war, sondern zwei recht große Weißbrotscheiben, lecker und reichhaltig belegt. Für nur 4£...

Schnell noch die Uhrzeit von Armbanduhr und Kamera umgestellt, dann etwas Augenpflege betrieben. Unten gab es nicht wirklich viel zu sehen, höchstens paar westfriesische Inseln. Aber der Flug war sehr entspannend, höchstens die Temperatur im Innenraum etwas frisch.


Ich hatte den Ehrgeiz, wenigstens ein Sonnenbild mitzubringen. Eh voila!

Leider hatte ich bei der Autobuchung einen blöden Fehler gemacht. Ich hatte das Auto - warum auch immer - erst für 13 Uhr bestellt. Und in Birmingham ist man ja ruck-zuck draußen. Natürlich lief ich trotzdem mal zum Europcar Schalter. Nachdem zwei etwas beratungsintensivere Fälle abgearbeitet worden waren, kam ich an die Reihe. Super, das Auto konnte ich sofort bekommen. Nur den Schlüssel hätte er noch nicht, den würde ich am Parkplatz bekommen. Natürlich folgte noch das obligatorische Aufschwatzenwollen diverser Zusatzleistungen, besonders der Versicherung. Aber die ist ja in meiner Kreditkarte inkludiert.

Etwas blöd angestellt habe ich mich dann beim Weg zum Parkplatz. Ich hätte eigentlich nur den Fußweg am Empfangsgebäude vorbei gehen müssen, doch irgendwie lachte mich das Parkhaus all zu sehr an, so dass ich erstmal dorthin bin. Nachdem ich dann endlich meinen Schlüssel in der Hand hatte, drehte ich noch ne Kontrollrunde um das Auto, einen Vauxhall Astra. lm Mietvertrag waren diverse Schäden vorn und links eingetragen, doch ich bemerkte noch paar Kratzer rechts. Sicherheitshalber bin ich nochmal hin zu der Europcar-Bude. Dort wurde ich nur gefragt, ob die Kratzer denn über 7cm lang wären. Das waren sie nun nicht. Dann würde das niemanden interessieren, wurde mir beschieden. Wieder was gelernt...

Erstmals wollte ich mal mein Tablet mit der auf Openstreetmaps basierenden App Osmand als einziges Kartenmaterial und Navi nutzen. Dafür hatte ich mir extra eine Befestigung für die Windschutzscheibe besorgt. Das klappte dann auch einwandfrei. Ich gab einfach mal Edale in den wunderschönen Pennines als Ziel ein. Am Himmel waren ja doch kontinuierlich blaue Stellen zu sehen - das ließ hoffen. Osmand schickte mich über eine östliche Verbindung, über Chesterfield. Bis auf eine kleine Stockung kam ich gut durch. Hinter Chesterfield ging es dann los. So richig hinein in das Herz der Pennines. Wenn man da so hochfährt und plötzlich die weite, offene Berglandschaft mit ihren Steinmäuerchen vor sich hat, ist das ein erhebender Anblick. Und wenn dazu die Sonne scheint und in der Zielgegend auch jede Menge Blau am Himmel steht, kann das schon richtig gute Laune machen. Aus dem Autoradio dazu die Filmmusik von den englischen "Sherlock" Filmen - das passte!

Es ging auch durch einige wunderschöne Ortschaften. Baslow war allerliebst mit seinen Steinhäusern. Doch richtig klasse aufgrund der Lage am Fuße einer Felsenkette fand ich Stoney Middleton. Entsprechend war jetzt am Wochenende allerdings auch gut was los auf den Straßen. Als erstes fuhr ich nach Hope und dort auf die Feldwegbrücke nördlich Earles Sidings, einem kleinen Betriebsbahnhof, von dem eine Werksbahn zu einem Zementwerk südlich von Hope abzweigt. Als ich im Hope Valley bei Earles Sidings das Auto verließ, empfing mich die pure Landluft. Offenbar war hier ordentlich Gülle ausgefahren worden. Außerdem war das Tal erfüllt vom Geblöke der Schafe. Es waren schon viele Lämmer auf den Weiden.

Wolkentechnisch war allerdings Dunkelheit angesagt. Es zogen zwar immer wieder größere blaue Flächen in Richtung Sonne, aber vor dem großen Beleuchter stauten sich die Wolken. So stand ich ständig im Schatten. Als ich realisiert hatte, dass ich hier nichts werden würde, fädelte ich mich auf dem über die Brücke führenden Feldweg zwischen den bergab runterbretternden Bikern ein und zockelte mal nach Edale rüber. Dort sah die Beleuchtungssituation erstmal auch nicht viel besser aus. Erwähnte ich aber, dass es hier wunderschön war? Es war wunderschön! Aber alle Welt war unterwegs. Auf den Wanderwegen war mehr los als auf der Straße. Hätte mich sonst auch gewundert. Dieses Naturparadies muss ja von den Leuten aus den umliegenden Großstädten am Wochenende überrannt werden.


Oberhalb Edale ragt der markante Broadlee Bank Tor auf, ein Hügelrücken, der aus der Gebirgskette des Edale Moor hervorsticht.

Edale ist ein kleines Dorf mit wenigen Häusern im Vale of Edale. Dieses Tal, das zwischen den Ballungsräumen Manchester und Midlands (z.B. Chesterfield, Sheffield) liegt, ist vollkommen abgeschieden von der Welt. Ein Paradies zwischen den großstädtischen Molochs. Es beginnt im Westen zu Füßen von 300-400m höher aufragenden Bergen und scheint im Osten auch gar keinen Ausgang zu haben. Im Norden wird das Tal von den hohen Bergen der Edale Moors eingerahmt, in die einige Seitentäler hinein führen, im Süden erhebt sich hingegen eine durchgehende Bergkette - ebenfalls 200-400m höher als das Tal, welches etwa auf 200m über dem Meer liegt. Hinter der letzten markanten Erhebung dieser südlichen Bergkette, dem kahlen Lose Hill, findet der Fluss aus dem Vale of Edale, der River Noe, dann auch seinen Ausgang, indem er den Lose Hill praktisch auf zweieinhalb Seiten umrundet und dann nach Süden in Richtung Hope Valley abbiegt. Durch das Vale of Edale führt nur eine kleine, gewundene Nebenstraße und eben die Bahnlinie Manchester - Sheffield, die von Manchester kommend durch den Cowburn Tunnel in das Tal gelangt und parallel zum Fluss um den Lose Hill nach Hope und ins Hope Valley abzweigt. Von dort geht es später durch einen zweiten langen Tunnel rüber nach Sheffield. Die Strecke wird von zwei Schnellzügen pro Stunde befahren und vom alle 1-2 Stunden verkehrenden Bummelzug.


Sonnige Berghänge, schattiges Tal.

Erst wollte auch hier gar nichts klappen. Beispiel: Der Bummelzug stand hinten am Bahnsteig und ganze Zeit schien die Sonne. Doch als er los fuhr, herrschte mal wieder Minimallicht. Egal. Ich hatte einen schönen Platz für mein Auto gefunden, wo ich am Rande des Feldweges mit Signalblick warten konnte. Etwas irritierend war dabei höchstens, dass der Fdl das Signal nach Zugfurchfahrt immer so lange stehen ließ. Oftmals wusste man gar nicht, ob es noch von der letzten Fahrt stand oder schon neu gezogen war. Einmal ging es lange nach Zugfahrt endlich auf Halt, doch zehn Sekunden später flog es schon wieder auf Fahrt. Sowas aber auch. Zum Glück ging ich wieder raus. Diesmal sollte etwas neu sein. Ein Zug würde bei voller Theaterbeleuchtung kommen. Da das Licht fast in Gleisachse stand, stellte ich mich extra spitz auf die Brücke.


Ein East Midlands Trains Schnellzug, bestehend aus zwei Class 158 Doppeltriebwagen, brettert durch die Station Edale seinem Ziel Liverpool entgegen.

Das Eis war gebrochen. Das war der Beginn einer dramatischen Lightshow. In anderen Gegenden hätte ich von "Scandinavian Lightshow" gesprochen. Hier vielleicht eher "Lightmare on Edale". Ich fuhr mal gleich während der kurzen Phase, in der das Signal Halt zeigte, zur nächsten Brücke weiter. Das war auch nicht ganz verkehrt. Als ich dort ankam, reckten sich alle Semaphorärmchen schon wieder gen Himmel. Und es kam sogar schon wieder etwas! Ein Güterzug!


Ein DB Schenker Güterzug passiert das Ausfahrsignal von Edale und wird gleich im Cowburn Tunnel verschwinden.

In den kurzen Zugpausen streifte ich umher und machte natürlich die eine oder andere Landschaftsaufnahme. Bei einigen Wanderern stieß ich auf weniger Verständnis. "Fährt hier mit dem Auto her, macht paar Bilder und steigt wieder ein" hörte ich so im Vorbeigehen. Recht hatten sie! Dies ist wirklich nicht die Gegend, um mit dem Auto in den letzten Feldweg reinzufahren. Morgen werde auch ich wandern - zum Teil jedenfalls und je nach Wetterlage. Die Wege und Pfade hier machen einfach Lust dazu. Ich war mir nur nicht ganz sicher, was ich an Schuhwerk benötigen würde bzw wie nass die Wege sind. Hatte halt nur leichte und wasserdurchlässige Wanderstiefel oder Gummistiefel - ja, die hatte ich echt eingepackt! Die Wanderer hatten alle eher schwerere Wanderstiefel und dann so einen Plastikschutz über Stiefelschaft und Waden. Einige sahen auch ganz schön dreckverkrustet aus...

Von der zweiten Brücke ging dann noch ein Fernschuss auf einen Transpennine, bevor sich ein längeres Wolkenband vor die Sonne schob und dem Vergnügen einstweilen ein Ende bereitete.


First Transpennine Express nach Manchester Airport in Edale.

Wobei - warum eigentlich ein Ende. Stück weiter kam der Wolkenschatten doch gar nicht hin!?! Ich fuhr mal wieder ein Stück ostwärts. Bei der kleinen Siedlung Nether Booth war auf Osmand eine Brücke über die Bahn verzeichnet. Die fand ich auch! Allerdings stand gleich vorne dran, dass dort kein öffentlicher Zugang sei. Es ging auch direkt über einen Hof rüber. Aber was will man machen? Die Sonne beleuchtete die Gegend phantastisch, dahinter die dunklen Talabschnitte und die finsteren Wolken. Es ging nicht anders, ich musste da rein! Zu Fuß natürlich. Auf dem Weg zur Brücke kam plötzlich ein Hund angefegt. Der Schreck war ganz meinerseits. Doch nachdem er mich einmal schwanzwedelnd umrundet hatte, verschwand er genauso schnell, wie er gekommen war. Dafür folgte jetzt noch das Schild, dass Wanderer sich bitte einen anderen Weg suchen mögen. Tja, auch das ignorierte ich. Die Belohnung war ein wunderbares Panorama.


Blick von Nether Booth auf den Lose Hill.

Es dauerte nicht lange, so kamen zwei ca zwölfjährige Mädchen auf einem Gaul angeritten. Sie erklärten mir lang und breit nochmal all das, was auf diversen Schildern zwischen Straße und Brücke schon zu lesen war und fragten, was ich da tun würde. Nach meiner Erklärung bekam ich von den Mädels die hochoffizielle Erlaubnis, dort Züge zu fotografieren. Na, wenn das mal nicht nett war?!? Ich hatte bloß vergessen zu fragen, ob das jetzt auf Lebenszeit gilt... Gelohnt hat es sich dann auch. Der Hintergrund für die zwei Züge, die ich hier mitnahm, war schwarz!


Eine Stunde ist um, der nächste East Midlands Zug steht an - von der Brücke Nether Booth mit offizieller Fotoerlaubnis!


Hübscher Feldweg bei Nether Booth.

Für eine Gegenlichtaufnahme hielt ich anschließend nochmal ein Stück westlich an, doch da kam nichts, solange die Sonne schien. Dann kundschaftete ich auch noch westlich Edale ein wenig, doch der Weg zum Tunnelportal war nicht für öffentlichen Autoverkehr zugelassen. Vielleicht wandere ich morgen einfach mal zum Tunnelportal? Die Sonne verschwand hinter Bergen und Wolken. Es war Zeit, ins Hotel zu fahren. Das erste Stück über die Berge war wieder mal wunderschön.


Abendstimmung am Westrand der Pennines bei Chapel-en-le-Frith.

Ich hatte das Best Western "Pinewood on Wilmslow" Hotel im Speckgürtel von Manchester gebucht. Die Fahrzeit von Edale dorthin betrug eine gute halbe Stunde. Ich fand es mühelos und konnte dort eine kleine feine Kammer im Altbau beziehen. Dass Best Western anders als die Systemhotelketten auf ältere Häuser zurückgreift, finde ich ganz sympatisch. Jedenfalls, wenn das Haus so gut in Schuss ist wie hier. Und die verschlungenen Gänge zum Zimmer waren wieder typisch. Mal paar Stufen ab, dann wieder ne Treppe auf und immer wieder rechts und links. WLAN tat es aber trotz der abseitigen Lage des Zimmers mit voller Kraft. Zum Abendessen habe ich faul auf das Hotelrestaurant zurückgegriffen. Das war auch wirklich nicht schlecht. Ich nahm eine warme Schlachtplatte auf englisch. Da war von allem etwas dabei.


Butcher's Plate im Pinewood on Wilmslow.

Nach den teils doch sehr "bitteren" Erfahrungen mit britischem Bier bestellte ich Lager, das wohl von allen englischen Bieren dem deutschen Geschmacksnerv am nächsten kommt. Das schmeckte wirklich gut. Es kam nur leider nicht aus England, sondern aus Böhmen, aus Krusovice.

Sonntag, 22.03.2015

Das letzte Mal hatte ich gestern früh Wetterbericht geschaut. Die Botschaft war klar gewesen. Es könnte heute die Sonne durchkommen, es könnte aber auch völlig bedeckt sein, nur regnen sollte es vielleicht eher nicht, möglicherweise aber doch. Deshalb hatte ich mir für heute das bereits angedeutete Konzept ausgedacht, einfach mal nach Edale zu fahren und dort je nach Wolkenlage mehr zu wandern oder mehr zu fotografieren. Auf weiteres Wetterberichtewälzen hatte ich einfach keine Lust. Ich hatte sogar überlegt, das Auto stehen zu lassen und von der Station Handforth unweit meines Hotels mit der Bahn nach Edale zu reisen. Doch eine Reisezeit von zwei Stunden schreckte mich davon ganz entschieden ab. Da die Local Trains ins Hope Valley nicht über den nahen Knoten Stockport fahren, hätte man zum Umsteigen ganz bis Manchester reinfahren und dort eine Dreiviertelstunde warten müssen.

Das Hotel war ja wirklich nicht schlecht. Aber weshalb man in einem Hotel in Flughafennähe das Frühstück am Wochenende erst ab 8 Uhr anbietet, ist mir schleierhaft. Nun beginnt sonntags das Bahnprogramm eh erst etwas später (vielleicht kommt das Küchenpersonal mit der Bahn *g*) und die Wettervorhersage trieb einen ja auch nicht gerade in den Stress, aber auf solchen Touren falle ich abends müde ins Bett und bin morgens ab 6 oder spätestens 7 fit und will was essen *g*. Na ja, einen Kaffee kann man sich ja zum Glück in jedem britischen Hotelzimmer zubereiten, insofern war es nicht ganz so schlimm. Während ich also auf das Frühstück wartend diese Zeilen tippe, sehe ich draußen eine Wolkenschicht mit vielen blauen Rissen. Mal sehen, was der Tag so bringt...

Zunächst mal brachte der Tag dann endlich das Frühstück. Das war auch wirklich erstklassig, vielleicht abgesehen von der Tatsache, dass die Spiegeleier erst kamen, als ich fertig war. Aber neben dem ganzen englischen Zeug (die Würstchen waren topp!!) gab es auch viel Obst usw. Und natürlich lecker Toast. Ob das nun den Preis von 14,95£ rechtfertigte, lass' ich mal dahingestellt. Aber als Vorausbucher habe ich auch nicht so viel bezahlt. Gegen 9 saß ich im Auto. Auf gemütlich leeren Straßen ging es Richtung Gebirge und in Richtung geschlossener Bewölkung. Aber das schien Hochnebel zu sein. Ich war guter Hoffnung. Denn ich gebe ja zu, ich habe vorm losfahren doch mal im Wetterbericht der BBC geluschert. Dort sprach man jetzt sogar von einem sonnigen Nachmittag.

Da noch die Wolken herrschten, fuhr ich mal gleich den Parkplatz zu Füßen des Mam Tor an. Laut Osmand sollte hier ein Fußweg beginnen, der auf der Bergkette die ganzen Gipfel verbindet. Dieser Weg war mein Wanderplan für den restlichen Vormittag. Sollte die Sonne rauskommen, wollte ich so rechtzeitig zurück am Auto sein, dass ich für das Mittags- bzw Frühnachmittagsmotiv auf der Brücke nördl Earles Siding bei Hope stehen könnte. Also drückte ich am Parkplatz brav die 3£ für den National Trust ab, der hier die ganzen Wege und eben den Parkplatz angelegt hat, und startete. Der erste Gipfel war der Mam Tor mit einer Höhe von 517m. Ich war in Erwartung eines klassischen englischen footpath bald enttäuscht über den luxuriösen Plattenweg, der meist als Treppe den Gipfel hinan führte.


Public Footpath deluxe! Ein Plattenweg führt auf den Mam Tor.

Unten war der Talkessel von Edale zu sehen. Erste Sonnenstrahlen erfassten bereits die Gegend um das Tunnelportal. Der Plattenweg ging nun auf dem Kamm ein ganzes Stück so luxuriös weiter. Erst ein ganzes Stück hinter dem Mam Tor, als mehrere Wege nach unten abzweigten, endeten die Platten und der Weg führte als steinige Naturpiste weiter. Bald brachen auch südlich des Kamms einige Sonnenstrahlen sichtlich durch die Bewölkung. Und im Vale of Edale wurden die beschienenen Flächen immer größer.


Südlich meiner Hügelkette, also vom Vale of Edale abgewandt, liegt die Ortschaft Castleton. Auch hier drang Licht durch die Wolkendecke. Der Mam Tor ist berüchtigt für seine Hangrutsche. Die Straße, die unten rechts erkennbar ist, wurde deshalb aufgegeben.

Heute war Sonntag. Entsprechend waren hier Völkerwanderungen unterwegs. Einige grüßten, andere nicht. Besonders bei jüngeren Gruppen habe ich den Gruß dann auch bald eingestellt. Die nächste Anhöhe war nun Hollins Cross. Was dahinter kam, war eine ganze Weile vor meinen Blicken verborgen. Ups, der Kamm ging noch ein ordentliches Stück weiter! Besonders imposant war nun die nächste Anhöhe, die vor einem auftauchte, der Felsen Back Tor (438m). Charakteristisch ist seine senkrechte Felswand nach Norden zu.


Backtor Nook, dahinter Hollins Cross und Mam Tor.


Blick von der Backtor Nook ins Vale of Edale.


Der Back Tor selbst.

In der Senke vor dem Back Tor hatte die Sonne dann auch meinen Kammweg erreicht. Jetzt konnte ich hier oben auch endlich Sonnenaufnahmen machen. Auch unten im Tal herrschte nun die Sonne vor, so dass ich mal einen East Mitlands 158 fotografisch um mich herum fahren lassen konnte.


Das Doppelpack von East Midlands Trains 158ern ist von Osten ins Vale of edale eingebogen und passiert gleich Nether Booth, den Hof mit der Fotoerlaubnis.


Im Nachschuss schaut man dem Zug nach Edale hinterher. Unten die historischen Gebäude der alten Cotton Mill. Hinterm Zug die Kirche von Edale, dahinter das Edale Moor Gebirge mit den Spitzen des Kinder Scout (636m).


Vom Back Tor: Blick den Kammweg zurück mit Hollins Cross (beleuchtet), Mam Tor und ganz hinten Lord's Seat.


Blick voraus: Jetzt beginnt der letzte Anstieg auf den Lose Hill.

Nach diesen Ausblicken vom Back Tor scherte ich mich wieder in den Fußgängerverkehr ein und machte mich nun an den Anstieg auf die zweithöchste, aber sehr markante Erhebung, den 481m hohen Lose Hill. Auf dessen kahler Flanke aus Richtung Hope sah man die Massen hochströmen. Da war sogar so ein Supski dabei, der lautstark allen anbot, sie zu fotografieren. Ich habe mich derweil lieber an einem First Transpennine Express gütlich getan, der den Lose Hill auf zweieinhalb Seiten umrundete.


Ein First Transpennine Express zu Füßen des Lose Hill.

Schräg voraus war schon die ganze Zeit das Zementwerk im dunstigen Gegenlicht zu sehen. Einmal meinte ich auch, einen Zug auf der Werksbahn gehört zu haben. Sehen konnte man aber nichts. Da heute mehrere Züge ab/an Earles Siding eingelegt waren, konnte es gut sein, dass Verkehr auf der Werksbahn stattfand, obwohl heute Sonntag war.


Rast auf dem Lose Hill.


Blick den Kammweg zurück: Back Tor, Hollins Cross, Mam Tor und Lord's Seat.

Hmmm, da lag mir nun mein nächster Programmpunkt, eben die Einfahrt in den Bf Earles Siding, quasi zu Füßen. Ich musste nur den Berg hinabsteigen. Auf Osmand konnte ich sehen, dass der Wanderweg fast an der gewünschten Stelle im Tal rauskommen würde. Die geeignete Zeit für mein Mittagsprogramm war nun auch bald. Wieso sollte ich also den Kammweg komplett zurücklaufen, um dann mit dem Auto herzufahren? Ich fühlte mich fit und stieg zu Fuß in das Tal hinab. Der Weg führte anfangs noch über die kahle Bergflanke, wurde weiter unten aber ein so richtig typischer footpath, der äußerst lovely zwischen knorrigen Bäumen entlang führte.


Das Schaf blickt verwundert zum Bahnhof Earles Siding, der heute besonders voll mit Zementwagen steht. Rechts die ersten Häuser von Hope. Der Haltepunkt Hope liegt übrigens ganz am anderen Ende des Ortes. Earles Siding dient nur als Übergabebahnhof für Zementzüge.


Blick den Wanderweg zurück zum Lose Hill.


Und Blick voraus: Public footpath at its best.

Unten angekommen war ich genau rechtzeitig auf der Brücke Fullwood Stile Lane, um einigen Verkehr mitzubekommen. Earles Siding stand voll mit Zementwagen. Ein nordwärts fahrender Transpennine war gerade durch, da zog der Earl schon die Ausfahrt für eine Lz aus dem Nebengleis hinterher. Zwei weitere 66er standen im Bahnhof. Plötzlich pfiff es wie von einer Dampflok von der Werkbahn. Da kam eine silberne Lok, deren gelbe Heckseite offenbar keinen Führerstand hatte, mit weiteren Zementwagen von der Werkbahn eingefahren. Leider rangierte die Lok nur am anderen Bahnhofsende. Könnte ein amerikanischer Loktyp sein. Das war aus der Ferne aber schwer zu erkennen. Nebenbei gab es an dem Motiv, auf das es mir so angekommen war, einen Pacer und einen Transpennine Express.


Ein First Transpennine Express rollt nach Earles Siding ein. Das Ausfahrsignal für die Gegenrichtung ist auch schon gezogen.

Nun musste ich ja auch wieder zurück. Ich hätte den Bummelzug von Hope nach Edale nehmen können, der mich später überholen sollte. Ich hätte auch den Kammweg wieder zurücklaufen können. In beiden Fällen hätte ich sicherlich geeignete Ausblicke für einen Güterzug gefunden, den ich morgens auf realtimetrains gesehen hatte. Wohl wissend, dass man im Vale of Edale praktisch keinen Internetempfang hat, hatte ich mir den kompletten Tagesfahrplan als Screenshots abgespeichert. So hatte ich wenigstens die Sollzeiten, natürlich ohne Ist-Zuglauf. Ich wusste also nicht, ob und wann der Güterzug tatsächlich käme.

Ich entschied mich aber, den Fußweg durch das Valley nach Edale zu testen. Der würde mehr durch die Bauernschaften führen und damit ein typischerer public footpath sein. Von Westen zog jetzt auch ziemlich viel Schlonze auf. Dadurch hielt sich meine Motivation zu Bahnaufnahmen ohnehin bedeckter. So zockelte ich also auf der Ostseite des Tals mal wieder einen wunderschönen Weg bergauf. Zunächst wurden als Fahrweg noch einige Gehöfte bedient, dann führte der Weg als public bridleway (Reitweg) hinan in die kahlen Höhen über dem Tal.


Bis zu den letzten Cottages geht man noch auf einem Fahrweg,...


dann wird es ein Reitweg, der wieder hoch in die Hügel führt.

Ich hätte dem Weg hoch über dem Tal bis Edale folgen können, doch der machte einen ziemlichen Umweg durch ein Seitental. Und ich wollte ja gern weiter unten public footpath pur erleben, mit vielen zu öffnenden Gattern oder Tritten über Zäune hinweg. Deshalb bog ich irgendwo auf einen auf Osmand selbstverständlich verzeichneten Verbindungsweg ab, der sich als Spur über eine Schafsweide entpuppte und steil abwärts gen Talgrund führte. Unten gab es eine kleine Bauernsiedlung. Einer der Bauern mochte den public footpath über seinen Hof wohl gar nicht und hatte den Weg mit mehreren Zaunquerungen per Tritten und Leitern um seinen Hof herum gelegt.


Ein Footpath-Wegweiser an der Edale End Farm.

Nach einiger Zeit führte der Weg zur Straße, der ich jetzt etwa einen Kilometer folgen musste. Ich liebäugelte für den Güterzug mit einer Feldwegbrücke, die ich vorhin von oben von den Bergen entdeckt hatte. Doch der Weg zur Brücke war mit einem Tor verschlossen, an dem die unmissverständlichen Worte prangten: "No public access". Ich wäre ja vielleicht einfach rübergeklettert, doch rechnete ich mir Chancen aus, es vielleicht noch bis zur ersten öffentlichen Brücke vor Edale zu schaffen. Auch auf neuerliche Diskussionen mit zwölfjährigen Reitermädchen an der nächsten Brücke hatte ich keine Lust. Ich konnte es ja noch bis Edale schaffen. Dieser Druck wurde mir hinter Nether Booth sogleich genommen. Der Güterzug überholte mich eine halbe Stunde vor Plan unfotografiert. Da er eine Class 60 vor hatte, ärgerte ich mich schon ein klitzekleines bischen. Aber nur kurz.


Ein public footpath ist nur authentisch, wenn man schön viele Gatter queren muss.

Der public footpath war nun genau das, was ich mir gewünscht hatte. Er führte durch zahllose Gatter von einer Schafweide auf die andere. Hie und da mal ein Bauernhof oder ein einsames Cottage, mal ein kleines Gehölz, sonst nur Wiesen. Dank Osmand verlor man auch dann nicht die Richtung, wenn die Wegführung gar nicht erkennbar war und man nach einem Wegweiser irgendwo am anderen Ende einer Weide Ausschau halten musste. So gelangte ich in den alten Ort Edale, wo es eine kleine Fotosession am Friedhof gab.


Der Friedhof von Edale. Das Dorf liegt abseits der Durchgangsstraße an die Berge geschmiegt.

Im Peak Center deckte ich mich mit neuen Getränken ein, zweimal Buxton Wasser. Angesichts dieses Durstes fragte der Verkäufer, wo ich denn herkäme. Natürlich nicht ohne zu erwähnen, was das für ein lovely springday sei. Da konnte ich ihm nur beipflichten. Nein, ich habe ihm nicht die Vokabel "Schlonz" erklärt... Ich spürte meine Muskeln mittlerweile ganz schön. Mit Grausen dachte ich daran, dass ich mein Auto ganz hoch oben am Mam Tor geparkt hatte. Die 200 Höhenmeter musste ich noch ganz hoch! Deshalb sollte erstmal eine Pause sein. Und zwar an der ersten Brücke hinter Edale. Das Motiv ist schon bekannt, aber hier wartete es sich schön. Diesmal also ohne Auto.


Wieder mal der Blick von der bekannten Brücke in Edale...

Dann machte ich mich an den Aufstieg. Der war an sich ja mal wieder England at its best. Zunächst ging es einen Fahrweg, der teils als Hohlweg geführt war, parallel zu einem glucksenden Bach aufwärts bis zu einem letzten Hof. Dann führte ein bridleway steil weiter aufwärts. Anfangs war der auch als Hohlweg ausgeführt. Hier musste man erstmals etwas um die Matsche herumkraxeln. Dennoch war ich megafroh, dass ich meine Gummistiefel im Auto gelassen hatte! Die hätte ich heute wirklich nicht benötigt. Der Boden war ja sowas von trocken! Selbst Stellen, die matschig aussahen, waren hart und ohne einzusacken begehbar. Das Sonnenlicht wurde immer müder. Dennoch sahen oben die sanft beschienenen Grashügel im Gegenlicht klasse aus. Dies war quasi der Aufstieg, den auch Bahnfahrgäste ab Edale hätten. Ich kann diese Tour oben auf dem Berggrat (dann evtl runter zum Hp Hope) nur empfehlen!


Grashuppellandschaft mit dem Lord's Seat im Hintergrund. Auf dem war ich heute nicht drauf.


Blick den footpath zurück nach Edale.

Endlich war die Bushaltestelle Mam Tor und damit die Straße wieder erreicht. Der Busfahrplan scheint auf Schüler zugeschnitten zu sein. No saturday and sunday service. Wozu braucht man da eine Bushaltestelle am Mam Tor? Freundlicherweise waren am Haltestellenaushang auch die Abfahrtzeiten der Züge von Edale mit genannt. Nun ging es hinter dem Sattel, den die Straße zur Querung der Bergkette nutzt, wieder einige Höhenmeter abwärts, dann waren der Parkplatz und mein Autochen erreicht. Puuuh, was für eine Tour!


Hmmm, was nehm' ich nur? Vilsa aus der Farris Flasche oder das einheimische Buxton Wasser?

Nach einem Abstecher, um ein heute Morgen bei Sparrowpit entdecktes Landschaftsmotiv nochmal zu inspizieren (machte bei diesem Licht aber nichts her), ging es für mich nochmal ins Vale of Edale zurück. Eigentlich hatte ich ja vorgehabt, nun nochmal zu schauen, ob man vom Tunnelportal etwas machen könnte. Doch mit dem Licht brachte das alles heute nichts mehr. Aber mit einem Güterzug, der um 17.24 ostwärts fahren sollte, konnte ich mir gut eine Streifung an einer Stelle bei Nether Booth vorstellen. Also dort nochmal Position bezogen. Der vorher fahrende 158 leuchtete dann auch noch sehr gut. Der Güterzug jedoch nicht. Der kam nämlich gar nicht erst. Wie ich abends recherchieren konnte, war der ausgelegt worden.


Im Abenddunst rollt ein Class 158-Doppel durch das Vale.

Es wurde nun wieder ganz schön frisch. So war ich dann auch sehr froh, als ich im Auto saß. Aber diese Freude währte nicht lange. Sah ich doch westlich von Nether Booth einen hübschen Glint auf der Schiene. Und der Transpennine Express müsste gleich kommen. So war es dann auch. Mehr als eine Lichtreflexion war aber nicht mehr drin.


First Transpennine Express und von Northern betriebener Bummelzug begegnen sich bei Nether Booth.

Das war es nun aber wirklich. Für den Abend hatte ich auch schon ein relativ genaues Konzept: Den Inder hatte ich mir nach der Wanderung voll und ganz verdient. Und danach sollte es ein Krusovice in der Hotelbar sein. An dem Inder in Disley war ich ja nun schon paarmal vorbeigekommen. Der sollte es sein! Doch böse Überraschung: Der Parkplatz war restlos voll, und drinnen sah es nicht besser aus. Offenbar eine große Gesellschaft. Also mal die Augen nach weiteren Indern offen gehalten. Erst in Poynton, schon relativ nah am Hotel, entdeckte ich den nächsten. Ich parkte und fragte nach nem Tisch für eine Person. Obwohl der Laden gut voll war, durfte ich einen Vierertisch in Beschlag nehmen. Das Essen war absolut topp! Neben Pompadoms gab es für mich Saag Lamb. Das Zentrum von Poynton, in dem sich zwei Hauptstraßen kreuzten, war übrigens gekennzeichnet mit "Shared space village - give way to all". Mit anderen Worten: Verkehrsregeln abgeschafft, im Zweifelsfalle den anderen vorlassen, seht zu wie ihr klarkommt. Glücklicherweise wurden dank einer kreisrunden Pflasterung in der Mitte des Straßenknotens von allen die Regeln eines Kreisverkehrs angewandt...

So richtig dämlich stellte ich mich nach dem Essen am Geldautomaten an, den ich zwischen Restaurant und Parkplatz entdeckte. Ich kannte doch die Falle, dass einem die Abrechnung in € angeboten wird. Und ich weiß, dass da ein viel ungünstigerer Kurs als beim Umrechnen durch die deutsche Postbank angeboten wird. Und doch habe ich an der fraglichen Stelle den falschen Button gedrückt! Ich kann das nur damit erklären, dass ich nach der Wanderung gut kaputt war und der Pint of Cobra das seinige dazu getan hat. Der falsche Buttondruck, nach dem auch noch der freundliche Hinweis kam, dass das gerade die letzte Entscheidungsmöglichkeit gewesen sei, dürfte mich rund 10€ gekostet haben. Oh oh, in diesem Zustand musste ich noch fünf Minuten Auto fahren!

Ich kam aber heile beim Hotel an. Den Rest des Abends verbrachte ich auf einem gemütlichen Ledersofa zwischen Kissen eingelümmelt in der Hotelbar bei zwei Pints von dem Tschechenbier. Irgendwie war ich der Meinung, dass ich mir das verdient hatte... Und morgen? Wohin? Das werde ich morgen entscheiden.

Und wieder was gelernt: Niemals die Schlüsselkarte zusammen mit dem Smartphone in die Hosentasche stecken. Dann kommt man nicht mehr ins Zimmer. An der Rezeption wurde mir aber schnell geholfen und diese Ursachenerklärung gegeben.

Montag, 23.03.2015

Mit einer gewissen Spannung begann für mich der Tag. Wo würde er mich hinführen? Machen wir es kurz. Der Wetterbericht zeigte eine minimal bessere Tendenz für Cumbria als für das von mir potentiell gewünschte Ziel Barnetby. Alles dazwischen, also leider auch der Peak District, in dem ich noch einiges zu tun gehabt hätte, sollte gar keine Sonnenchance haben. Wobei das Wetter offenbar fast nicht vorhersagbar war. Bei der BBC Wolkenvorhersage veränderte sich das Bild von Stunde zu Stunde völlig. Cumbria hatte ich nun nicht auf dem Zettel. Da würde ich gern ab Sommer nochmal hin, wenn einige Personenzüge lokbespannt fahren sollen. Barnetby fand ich allein aufgrund des Verkehrs einfach interessanter. Und wer weiß, vielleicht wird mit den ESTW Planungen ja doch mal ernst gemacht und es ist aus mit der Formsignal Herrlichkeit. Also Barnetby im Osten des Landes. Sicher, ob das die richtige Entscheidung war, war ich mir aber nicht...

Erstmal gab es natürlich wieder das wirklich gute Frühstück - unter der Woche immerhin schon ab 7! Diesmal hatten es sogar die Spiegeleier rechzeitig geschafft. Dann ging es los. Ich wollte nicht ganz direkt fahren, sondern vorher im Bereich der Steinbrüche von Peak Forest ein wenig Kundschaft betreiben. Paar Motive waren ja schon von Frits bekannt. Beim Queren einer Brücke sah ich, dass in der Ferne ein Signal gezogen war. Da packte ich dann doch mal trotz elendem Nieselregen meine Kamera aus.


Eine Class 60 ist gerade mit ihrem Leerzug im Peak Dale angekommen, hat den Bahnhof Peak Forest passiert und wird jetzt die Wagen dem Steinbruchbahnhof Tunstead Sidings als Rangierfahrt zustellen.

Nun schaute ich noch in Buxton vorbei. Die Bahngeographie hier ist wirklich eindrucksvoll. Einerseits gibt es von Manchester kommend die Personenzugstrecke, die mehr oder weniger über einen Hügelrücken hinüber führt und dann in Buxton in einem richtigen Kopfbahnhof endet. Als zweites gibt es die Güterstrecke, die über ein Gleisdreieck bei Chinley von der Edaler Piste abzweigt und die durch einen langen Tunnel in das tief eingeschnittene Peak Dale östlich von Buxton führt. Die Personenzugstrecke wird dabei zweimal unterquert, doch Kontakt haben beide Strecken nicht. Die Güterzüge enden in diversen Güter- bzw Werksbahnhöfen, die wie auf der Kette aufgereiht im Peak Dale liegen.


Die Streckenführung rund um Buxton: Blau die Personenzugstrecke, rot die Güterstrecke und grün die Transpennine Strecke. Gepunktet sind größere Tunnel dargestellt.

Nun gibt es aber auch noch oberhalb von Buxton, bei Hindlow, Steinbrüche. Deren Bahnhof Briggs Sidings ist über eine Bahnstrecke mit zwei beeindruckenden Viadukten an einen Güterbahnhof in Buxton nördl des Personenbahnhofs angeschlossen. Doch wenn ein Zug von Briggs Sidings kommt, geht dieser zu den Werken unten im Peak Dale. Aber wie, wenn die Strecke doch nach Buxton führt? Da kommt eine Verbindungsstrecke ins Spiel. Die Güterzüge müssen in Buxton Gbf kopf machen und fahren dann steil abwärts in die Schlucht des River Wye. Nach einigem Kundschaften an der Strecke nach Briggs Siding (bei Harpur Hill abends ein netter Ausblick von einer Wiese) verabschiedete ich mich durch ebendiese Wye Schlucht abwärts von Buxton. Die Schlucht mit ihren Felsen war eine großartige Kulisse. Solch eine Szenerie kannte ich bisher von britischen Bahnstrecken nicht. Doch aufgrund des Bewuchses dürfte fotografisch zunächst mal gar nichts gehen.

Gerade hatte ich diese Strecke fotografisch aufgegeben, weil sie eh jetzt nordwärts von der Straße wegkurvte und die Straße sich aus der Schlucht hinausgearbeitet hatte, da tauchte ein Rastplatz auf. Von diesem hatte man eine Topp Aussicht auf die Einmündung einer Seitenschlucht, durch die das Gleis nordwärts weg führte. Und das Gleis lag frei fotografierbar da! Was für eine Kulisse mit den Felsen ringsherum!


Das Gleis aus Richtung Peak Dale (hinten) erreicht die Wye Schlucht und wird ihr aufwärts nach Buxton folgen.

Früher hatte es in dieser Schluchtmündung sogar ein Gleisdreieck gegeben. Als die Midland Mainline noch bis Manchester führte, verlief sie eben hier durch die Schlucht des Wye. Der Bahnkörper ist noch voll erhalten und trägt heute den Monsal Trail, einen Wanderweg, der sicherlich sehr eindrucksvoll sein muss.


Die anderen Schenkel des Gleisdreiecks: Vorn die alte Trasse durch die Wye-Schlucht und hinten der Abzweig von Osten ins Peak Dale.

Ich setzte nun mein Osmand auf Barnetby an. Hmm, wieso nahm die Route denn keine Autobahnen? Und überhaupt - wieso Ankunft erst morgen? Ach so, ich hatte Osmand vorhin mal auf Fußgänger umgestellt. Kann ja mal passieren. Auf einer Auto geeigneten Route ging es nun über Ashford in the Water (war aber alles trocken) stramm auf Chesterfield zu. Unterwegs querte man nochmal den ex-Bahndamm der Midland Mainline, auf dem einige Wanderer unterwegs waren. Chesterfield war ziemlich vollgestaut. Dass man hier aber auch immer mitten durch die ganze Stadt muss... Auch die weitere Fahrt zur Autobahn zog sich ganz schön hin.

Im Laufe der Autobahn Fahrt waren nordwestlich hellere Stellen am Himmel zu sehen. Das war bloß leider nicht meine Richtung. Machte ich mit Barnetby doch einen Fehler? Wobei - für heute war eigentlich auch angekündigt, dass man nachmittags wirklich in Cumbria das bessere Wetter gehabt hätte. Na ja, also weiter. Irgendwann nach 13 Uhr erreichte ich Barnetby. Die Formsignale standen noch, von Bauarbeiten war nichts zu sehen und ein Güterzug röhrte im Bahnhof vor sich hin. Kann die Welt besser in Ordnung sein? Na gut, Sonne wäre nett gewesen, dann hätte man direkt loslegen können.

Unter Eisenbahnfreunden bekannt ist direkt gegenüber vom Bahnhof der Pub Whistle & Flute, der auch Zimmer anbietet. Den hatte ich für ein oder zwei Nächte fest eingeplant. Meine Nachfrage nach einem Singleroom brachte allerdings die Auskunft, dass es zwar einen gäbe, dass dieser aber nur für eine Nacht zur Verfügung stände. Morgen sei man voll. Na gut, ich nahm den Raum erstmal und ruhte mich eine Weile aus. Leider war in meinem Zimmer WLAN nur am Fenster zu empfangen, aber was da über das kabellose Netz so hereinflog, gab mir mehr und mehr das Gefühl, dass die Idee mit Barnetby wettertechnisch vielleicht doch nicht ganz so schlau gewesen war. Im Norden von England mit Tendenz zur Westseite hatte sich heute Nachmittag eine großflächige wolkenfreie Zone ausgebildet. Aber nun hatte ich das Zimmer...

Über Barnetby le Wold, wie der Ortsname vollständig lautet, waren die Wolken geschlossen. Höchstens gaaaanz weit im Westen waren Auflockerungen auszumachen. Da ich hier nicht rumhängen wollte, fuhr ich einfach nochmal auf der Autobahn westwärts. Bei Thorne und Stainforth nördlich Doncaster hatte ich paar Aufhellungen erreicht. Aber da ging ja motivlich überhaupt nichts. Ich schaute sogar noch über winzigste Landwege an einem Kanal entlang, doch viele Motive entdeckte ich nicht. Der Fahrweg hatte an einem Brückenwärterhaus für eine Drehbrücke geendet. Dort wäre für Ostfahrer etwas mit Streiflicht gegangen. Doch die blauen Flächen am Himmel waren irgendwie jetzt wieder weiter weg. Deshalb gab es nur den Kanal von der Drehbrücke aus. Es handelte sich um den Stainforth & Keadby Canal.


Der Stainforth & Keadby Canal bei Thorne.

Ich hatte keine Lust mehr und fuhr nach Barnetby zurück. An der dortigen Abfahrt tankte ich Autochen auf, parkte auf dem letzten verfügbaren Platz vorm Whistle & Flute und stellte mich einfach mal auf die Bahnhofsbrücke. Es ist schon Wahnsinn! In den zwanzig Minuten, die ich dort verbracht habe, habe ich sechs Güterzüge gesehen. Das war teilweise ein wildes Gekreuze, oft musste länger vor der Einfahrt gewartet werden. Englische Güterzüge sind aber auch immer langsam und schwerfällig. Dass die Personenzüge nicht laufend verspätet werden, wundert einen da schon. Etwas Glint von der Helligkeit im Westen lag auf Schienen und Zügen. Da mussten dann doch noch paar Bilder gemacht werden. Es gibt auch andere Hobbyableger. Vier Typen in Jogginghose standen mit ihren Diktiergeräten auf dem Bahnsteig und hielten jede Wagennummer fest...


Ein GB Railfreight Kohleleerzug durchfährt den Bahnhof ostwärts. Zwei Freightliner warten auf irgendetwas, vermutlich Personalwechsel.

Um 18 Uhr war ich durch damit. Der Pub wäre jetzt natürlich nett zum Abendessen gewesen. Doch der Laden war nicht groß, schon ganz schön voll und ich konnte mir ausrechnen, wie lange ich einen Tisch für mich hätte. Nämlich gar nicht. Ist zwar sicher extrem nett, sich mit Einheimischen zu unterhalten, aber ich habe ernsthafte Probleme, die Leute zu verstehen. Und das strengt an. Und darauf hatte ich keine Lust, zumal die anderen Hotelgäste und damit auch ein Großteil der Pub-Gäste offenbar Handwerker und Monteure waren. Also lief ich mal ins Dorf. Weder der Fish&Chips Laden noch der Pie-Bäcker hatten noch auf. Aber im Dorfladen gab es immerhin Sandwichs, dazu ein Ale. Man muss ja mal was einheimisches trinken. "Black Sheep Ale" hieß das und kam aus Masham, Yorkshire.


Mühle auf Hügelrücken. Beobachtet von der Bahnsteigbrücke Barnetby. Kleiner Ausschnitt aus einer 200mm Aufnahme. Es handelt sich übrigens um die Mühle von Wrawby, dem namensgebenden Ort für die Westausfahrt von Barnetby (im deutschen Sinne), die sich Wrawby Junction nennt.

So ein sonnenloser Tag konnte etwas deprimieren. Ich hatte mir fest vorgenommen, dass ich die restlichen Tage in der Sonne verbringen würde. Egal, wie weit ich noch fahren müsste. Insofern war es vielleicht ganz gut gewesen, dass das Zimmer nur für eine Nacht zur Verfügung stand. Außerdem wollte ich morgen gern wieder ein Hotel haben, wo man vernünftig essen gehen kann.

Dienstag, 24.03.2015

Ich habe wunderbar geschlafen. Eigentlich hatte ich noch mit massig Lärm aus den Nachbarräumen und vom Hof gerechnet und mir Ohrstöpsel bereitgelegt, doch die Rørlegger gingen offenbar auch alle früh zu Bett. Es herrschte absolute Stille. Und von Zuglärm werde ich nicht wach; da habe ich 35 Jahre Übung.

Aber das kam morgens völlig unerwartetet: Ich hatte gerade versucht, den offenbar schon länger ungenutzten Wasserkocher für meinen Vorfrühstückskaffee zu entkeimen, da stutzte ich angesichts der Helligkeit vorm Fenster. Und was sah ich? Der Himmel war blau! Das Entkalken wurde plötzlich zur Nebensache. Morgens werden die Semaphoren im Bahnhof besonders schön angeleuchtet. Schnell auf zur Bahnhofsbrücke! Die Jogginghosentypen von gestern mit ihren Diktiergeräten waren auch schon wieder da. Oder hatten die Nachtschicht?


Einer der Jogginghosenmänner fotografiert einen DB Schenker Zug mit nagelneuen Wagen für Biomasse.

Jedenfalls ging das Güterzugprogramm sogleich voll los. Zuerst noch mit schwächerem Licht, dann aber zusehends stärker beschienen, gingen doch glatt drei Güterzüge vorm Frühstück! Da der Bahnhof ziemlich vollgestellt und entsprechend zugeschattet war, nahm ich alle drei Züge von der Fußgängerbrücke. Bei der Perspektive hoben sich die vielen Semaphoren besonders gut vorm Hintergrund ab.


Ordentlich Ruß verbreitete der nachfolgende Freightliner Leerzug, der nach krummer Weichenstraße in Wrawby Junction (wie gesagt ist das quasi die Westausfahrt des Bf Barnetby) wieder richtig Gas geben konnte.

Das Frühstück war ok. Paar Rørlegger waren auch anwesend, ansonsten waren keine Gäste in der Gaststube. Angesichts des blauen Himmels und der Tatsache, dass da zwei Güterzüge ostwärts im Bahnhof auf irgendwas warteten, ließ ich mir für das Frühstück nicht so wahnsinnig viel Zeit. Und ich hatte auch gar keine Zeit, die ausführliche Wetterberichtrecherche zu betreiben, die ich mir doch so dringend vorgenommen hatte. Reinschauen musste ich aber. Für heute war ein schöner Morgen prognostiziert und im Laufe des Tages dann der Wetterabsturz. Morgen sollte es nun wieder in der anfangs beackerten Ecke, in den Pennines, ganz schön werden. Die Ecke hatte es mir schon allein erholungstechnisch angetan. Dort wollte ich wieder hin. Vielleicht würde ich ja auch rund um Buxton einige Güterzüge fotografieren können.

Merkwürdigerweise war das Fahrerfenster meines Autos heute vorm Hotel etwa zwei Hände breit offen gewesen. Hmmm, ich hab' das doch so gestern bestimmt nicht abgestellt... Muss ich mir jetzt Gedanken machen? Im Innenraum fehlte aber nichts. Ich hab ja auch nichts drin gelassen, außer meiner CD vielleicht. Dafür stellte ich später fest, dass der Tank nicht mehr ganz voll war, obwohl ich ja gestern als allerletztes getankt hatte. Das muss man nicht verstehen, oder? Als ich mit wundern fertig war, fuhr ich sogleich nach Melton Ross, wo ich die Brücke Knabbs Crossing schon als schönes Motiv kannte - nicht aber bei klarem blauen Himmel. Ich brauchte nicht lange auf die 66 im DB-Design und ihre Kohlefuhre zu warten.


Ein DB Schenker Kohleleerzug bei Melton Ross. Noch sind nicht viele Class 66 in der neuen DB-Farbe lackiert.

Hier war guter realtimetrains Empfang. Und so schien es jetzt eine 20min Lücke zu geben, die ich nutzen wollte, um einen bahnparallelen footpath hineinzulaufen, der direkt über den Hügel nach Barnetby zurückführte. Ich rechnete mir aus, dass man auf der anderen Seite des Hügels einen ganz schönen Ausblick auf Barnetby haben müsste. Gerade hatte ich den Hügelkamm erreicht, da startete der noch im Bf gepufferte Freightliner Kohleleerzug und röhrte langsam aus dem Bahnhof. Ich konnte mir das Motiv nicht mehr groß auswählen, aber der Ausblick war wirklich nett und ein Foto gelang.


Blick vom Knab's Hill auf Barnetby. Das "hübsche" Türkisfarbene da hinten links ist nicht die Wasserrutsche des örtlichen Freibades, sondern die Bahnsteigüberführung mit etwas überdimensionierten Rampen. Der Freightliner, der den ganzen Morgen in Gleis 1 am Bahnsteig gestanden hatte, fährt nun endlich weiter.

Nachdem ich mir dann meinen Standpunkt ausgesucht hatte, fuhr unten im Bf schon der nächste Kohlezug, diesmal von DB Schenker, ein. Der blieb aber erstmal auf Gleis 1 stehen. Dafür wurde auf Gleis 2 schon wieder Ausfahrt gezogen und ein ziemlich gleicher Zug überholte den anderen.


Und DB Schenker mit Leerkohle *gähn*...

Der in Gleis 1 stehende Zug folgte seinem Kollegen nicht. Planmäßig sollte er auch noch eine Weile stehen. Deshalb lief ich den footpath wieder zurück nach Knabbs Crossing und weiter an der Bahn entlang zu einer Fußgängerbrücke, die Stück weiter schon zu sehen war. New Barnetby hieß die Siedlung, gehörte aber wohl zu Melton Ross. Unter der Fußgängerbrücke gab es einen Straßenübergang mit manuellen Gates, für die extra ein Posten in einer Container ähnlichen Bude hauste. Die Bude war mit "New Barnetby" beschriftet.


Zur Abwechslung mal ein Personenzug. Um etwas Edale-Feeling aufkommen zu lassen, befand ich mich noch immer an derselben First Transpennine Express Route, die auch durch Edale führt.

Auf der Fußgängerbrücke wartete bereits ein Fotograf aus Somerset, mit dem ich mich eine ganze Zeit nett unterhalten habe. Er wollte von mir wissen, wo in Deutschland die letzten dieselhydraulischen Loks fahren würden. Ich empfahl ihm Niebüll - Westerland... Mich wunderte, dass ihm die Strecke über den Hindenburgdamm gar nichts sagte. Der Güterverkehr ging weiter, wir bekamen gut zu tun.


Zur Abwechslung passiert mal ein Kesselwagenzug die Siedlung New Barnetby.

Schade war nur, dass sich die Class 60 so rar machte. Eine, deren Zug beim Nachschauen noch gar nicht losgefahren war, muss wohl stärker verspätet beim Frühstück durchgekommen sein. Jetzt stand wieder eine 60 an, für die mir der Ausblick von Knabbs Crossing dann doch besser gefiel. Also den footpath gemütlich dorthin zurück gegangen. Obwohl uns die ersten Schönwetterwölkchen erreicht hatten, ging diese Class 60 dann optimal.


Endlich mal eine Class 60! Blick von der Brücke Knabbs Crossing bei Melton Ross.

Eine weitere Stelle hatte ich vom Fußpfad entdeckt. Von einem ehemaligen footpath Übergang aus konnte man schön die Brücke Knabbs Crossing umsetzen. Dafür hielt mal wieder DB Schenker mit seiner Leerkohle her.


Kohle Leerzug DB Schenker... Aber mal mit der Brücke Knabbs Crossing im Bild!

Die Wolken wurden größer, die Sonnenintervalle kleiner. Jetzt sollten 60er aus beiden Richtungen kommen. Bei Knabbs Crossing stand die Sonne jetzt im rechten Winkel. Ich setzte mich ins Auto und schaute mir mal die Straßenbrücke der Hauptstraße an. Ein Zementwerk hätte dort eine interessante Kulisse abgegeben. Doch die Brücke war Baustelle. Es gab weder eine Möglichkeit, das Auto noch sich selbst irgendwo hinzustellen. So fuhr ich wieder nach Knabbs Crossing. Den einen 60er-Zug muss ich aber wohl beim Rumsuchen verpasst haben, statt des anderen kam ein 66 bespannter Kesselwagenzug.

Die 60 mit ihrem Erzzug hatte nun Ausfall. Diese Erzpendel zwischen Immigham und Santon bei Scunthorpe sind wohl fest in der Hand der Class 60 und fahren etwa alle zwei Stunden, wenn sie nicht gerade ausfallen. Nachdem ich eine größere Wolke im Auto ausgesessen hatte, entdeckte ich, dass man hier vom Hügel auch seitlicher etwas machen können müsste. Deshalb baute ich mich, als die Wolken wider Erwarten fast vollständig verschwunden waren, mal dort am Feldrand auf. Ich brauchte nicht lange zu warten. DB Schenker brachte eine Ladung nagelneue Kohlewagen vorbei.


Die Sonne drehte, und so langsam konnte man sich den Zügen in Lastrichtung zuwenden. Es ist jetzt also ein beladener Biomassezug, den DB Schenker westwärts verbringt. Die neuen drax-Wagen leuchten noch schön.

Bald schöner fand ich das Motiv für Triebwagen, denn da konnte man paar hübsche Gemäuer mit ins Bild nehmen. Am Eingang zum Parkgelände der herrschaftlichen "Melton Ross Hall" prangte übrigens wie an so vielen Immobilien hierzulande das "for sale" Schild.


Ein First Transpennine Express Class 185 Desiro mit der Melton Ross Hall, die 10 Zimmer enthält und für 1 Mio GBP käuflich erworben werden kann.

Zusammen mit einem weiteren Eisenbahnfreund gab es nun noch einige Züge von Knabbs Crossing mit Blick ostwärts für Westfahrer. Auch dieser Blick war nett.


Ah, mal wieder ein Kohlezug! Blick von Knabbs Crossing ostwärts nach New Barnetby.

Hier sollte dann auch bald die nächste Class 60 mit Erzverkehr anstehen. Die wurde nun doch wieder zum Nervenkitzel mit den Wolken. Die waren dann aber nicht das Problem. Blöde war der Gegenzug, der den Erzzug "hinterfuhr". So ein angeschnittener Zug im Hintergrund geht ja nun gar nicht... (Nachtrag: Das Bild gefällt mir trotzdem oder gerade wegen des Gegenzuges. Gibt das Bild doch wieder, wie stark der Güterverkehr hier ist).


Zugbegegnung zwischen Knabbs Crossing und New Barnetby. Die 60 001 hatten wir vorhin schon.

Leider erst jetzt sah das Konzept vor, sich in Barnetby mal um die Ostausfahrt mit dem Stellwerk zu kümmern. Die beiden Eisenbahnfreunde, mit denen ich heute gequatscht hatte, meinten übereinstimmend, dass die alte Sicherungstechnik dieses Jahr wohl nicht überleben wird. So stimmten die Gerüchte also doch... Als ich mit meinem Sandwich aus dem Dorfladen kauend mal wieder auf der Bahnhofsbrücke stand, zog erstens im Westen hinter mir eine ziemlich geschlossene Bewölkung auf und zweitens tat sich nichts mehr. Plötzlich war der Verkehr wie abgeschnitten. Später kam dann doch noch ein Kohlezug am Ende eines kurzen Sonnenintermezzos, der aber schon fast kein Licht mehr hatte. Schade, bei meinem ersten Aufenthalt hier haben wir das Motiv auch nur im Mumpflicht bekommen.


Immerhin noch ein wenig Licht erhält dieser DB Kohlezug bei der Einfahrt nach Barnetby.

Als der Himmel dann komplett dicht war, weiter östlich aber immer noch blauer Himmel zu sehen war, machte ich eine kleine Erkundungstour in Richtung Immingham. Immingham besteht aus ausgedehnten Hafen- und Industrieanlagen. In einem weit verzweigten Gleisnetz liegen die Ziele der ganzen Güterzüge, die man so im Laufe des Tages fotografiert hat. Dort empfing mich eine unwirkliche Kulisse. Die Industrieanlagen waren noch diffus beschienen und hoben sich vor schwarzen Wolken ab. Wirkliche Bahnmotive fand ich aber nicht. In Ulceby, wo es eine der zahlreichen Junctions dieser Gegend gibt, fand ich immerhin eine Häuserzeile zum fotografieren.


Dunkle Wolken über der Carr Lane zu Ulceby.

Ich wollte die Sache fast schon für beendet erklären und auf der Landstraße zurück in Richtung Barnetby fahren, da entdeckte ich auf der Karte Brocklesby mit Straßenbrücke über die Bahn. Das ist der Abzweigbahnhof, wo praktisch der Güterverkehr nach Immingham und der Personenverkehr nach Grimsby und Cleethorpes sich trennen. Das Bahnhofsensemble der für den Pv stillgelegten Station machte einen verwunschenen Eindruck. Einen Triebwagen gab es für mich. Dass man in die andere Richtung schöne Streiflichtaufnahmen machen konnte, entdeckte ich erst, als der Zug von hinten schon da war und ich das völlig falsche Objektiv drauf hatte.


Verspieltes Empfangsgebäude: Der Bahnhof Brocklesby mit dem Abzweig nach Immingham im Hintergrund.

Ansonsten stand überhaupt nichts mehr auf dem Programm. Ich wollte ja morgen in den Pennines sein und hatte mir daher das Premier Inn Chesterfield West reserviert. An dem war ich nun schon zweimal vorbeigekommen, und beide Male hatte es mich angelacht, denn es liegt nicht in Chesterfield, sondern völlig einsam dort, wo die schöne Hügellandschaft beginnt. Und auf ein Abendessen im Beafeater Grill nebenan freute ich mich auch schon. Da nahm ich es mal in kauf, dass man bei Premier Inn als Alleinreisender immer der Dumme ist, weil die Zimmer alle das gleiche kosten, egal ob mit Einzel- oder Doppelbelegung. Bis dort hatte ich knapp zwei Stunden zu fahren. Es war jetzt ca 16 Uhr. Ich hätte gut noch etwas bleiben können, aber nach Chance auf Sonne sah das alles nicht mehr aus. Also ab auf die Autobahn! Dort, wo ich gestern rumgesucht hatte, wurde es wieder heller am Himmel. Ich wollte doch nochmal das Kanalmotiv ansteuern, doch da waren schon wieder die Wolken zur Stelle. Einige schöne Landschaftsmotive gingen aber noch.


Die Grove Ho Farm bei Thorne.


Blick über die Weite der Humberhead Peatlands.

Die Autobahn war voll, die Fahrt insgesamt unspektakulär. Hinter Chesterfield gab es so tolle Wolkenstimmungen, dass ich nochmal gedreht habe und ein Stück zu einer fotogenen Baumgruppe, hinter der gerade ein Regenvorhang hernieder ging, zurückgefahren bin. Als ich ankam, war allerdings die Stimmung schon völlig verändert. Der Vorteil dabei war allerdings, dass es im Gegensatz zu eben wieder trocken war...


Baumgruppe mit Abendhimmel westlich von Chesterfield.

So traf ich ca 18.15 am Hotel ein. Ich bekam ein Zimmer zum Innenhof und nicht zur Hauptstraße raus, das war schon mal gut. Die Lüftung in meinem Zimmer erwies sich aber als recht laut. Na ja. Im Beefeater gab es einen der besten Burger, die ich je gegessen habe, belegt mit zwei wahnsinnig leckeren Viertelpfündern. Und zur Belohnung für heute fotografierte sechzehn (!) Güterzüge durfte es hinterher sogar ein Brownie mit Vanilleeis sein... Überhaupt war ich sehr glücklich mit der Tagesausbeute. 2010 hatten wir in Barnetby ziemliches Schlonzwetter, da waren die heutigen "ehrlichen" Wolken wesentlich attraktiver.


Sie haben Ihr Ziel erreicht! Das Tablet als Navi: Da es ja doch büschen größer ist, habe ich es ganz nach links (Auto war ein Rechtslenker!) gehängt. So nahm es keine Sicht, aber man hatte den Überblick.

Mittwoch, 25.03.2015

Da nimmt man sich ein Hotel in der Pampa, um nachts richtig schön Ruhe zu haben, da brummt die Klimaanlage vor sich hin. Und zwar auch im ausgeschalteten Zustand. Das war ein ganz nerviges, tiefes Summen, das mich zunächst nicht einschlafen ließ, obwohl ich totmüde war. Erstmals auf der Reise kamen die Ohrstöpsel zum Einsatz. Das half, aber ich schlafe nicht so gern mit diesen Stoppen in den Ohren. Morgens war ich relativ früh wach. Ich hatte mir das Frühstück offen gelassen. Und der Morgen sah tatsächlich sehr schön aus, so dass ich mich mit dem Zimmerkaffee begnügte.

Zur Vorbereitung auf das heutige Zielgebiet hatte ich mir nochmal ausführlich den DSO Beitrag von Frits über den 27.03.2012 angeschaut. Ich hatte mir für den Anfang auch New Mills South Junction ausgesucht. Unterwegs kamen mir Zweifel. Der mir in realtimetrains avisierte Güterzug sollte viel früher da sein als der bei Frits und Horst damals. Und bei den beiden schienen mir die Schatten so gerade eben von den Gleisen runter gewesen zu sein. Erstmal gab es auf der Fahrt allerdings paar Landschaftsbilder. Das Morgenlicht ließ die Wiesen wunderbar sanft leuchten.


Leichter Reif liegt noch auf den Wiesen zwischen Tideswell und Peak Forest Village.


Immer noch zwischen den besagten Orten fällt der Blick auf die Dogmanslack Farm.

Wenn man die Ortsumgehung von Chapel-en-le-Frith fährt, fallen immer wieder die tollen Steinbogenviadukte des Gleisdreiecks Chinley auf. Zwei altehrwürdige Viadukte führen in Y-Form auseinander. Von der Schnellstraße aus dachte ich, da könnte man von einer Anhöhe einen Blick auf die Viadukte erhaschen. Ich drehte und fuhr wieder zurück nach Chapel-en-le-Frits, wo ich an einer uralten Wasserwerksanlage parken konnte. Treppchen, die jahrzehntelang nicht mehr benutzt schienen und von der Natur zurückerobert waren, führten besagte Anhöhe hoch. Dumm war nur, dass diese Anhöhe nur von dem Wasserwerk oder von der Schnellstraße aus betrachtet eine solche war. Aber nicht für die Bahn, auf deren Höhe der Hang gerade mal heran führte - ohne Fotomöglichkeit selbstmurmelnd.

Aber ich konnte sehen, dass auf der anderen Seite der Schnellstraße ein anderer Fotograf stand. Auch wenn ich fast schon nicht mehr damit rechnete, die Zuwegung rechtzeitig zu finden und den Güterzug zu bekommen, wollte ich auf der anderen Seite der Schnellstraße mal Ausschau halten. Ich brauchte nur 10m bis unter die Schnellstraßenbrücke zu fahren. Dort war der Wegweiser zu einem guten alten public footpath. Schnell dort hochgelaufen. Der andere Fotograf war ein Jufu, der außer einem freundlichen Gruß nicht viel von sich gab. Gespannt starrte man talabwärts. Von den Viadukten sah man nicht wirklich viel und der Bildausschnitt war ein Kompromiss zwischen Autobahnbrücke vorn und einer Hochspannungsleitung oben. Aber ich fand, der Zug, der wirklich bald auftauchte, kam an der Stelle einfach nett.


Ein leerer DB Schenker Steinzug quert den westlichen der beiden Chapel Milton Viaducts am Ortsrand von Chapel-en-le-Frith.

Nun wollte ich aber wenigstens für irgendeinen Personenzug noch nach New Mills. Wir hatten da zwar schon mal was gemacht, aber da war der Hintergrund komplett zugeschattet gewesen. Ich fuhr die gewohnte Straße rein, doch oh weh: "Road closed". Ich musste einen Umweg über New Mills Newtown und Ort machen. War aber nicht das ganz große Problem. Das Problem gab es auf der Straße von der A6 nach New Mills rein, und zwar für die Gegenrichtung. Die Autos stauten sich kilometerweit zurück. Oh je, würde ich da nachher durchmüssen? Die gründerzeitliche Industriekulisse der alten Werksanlagen von New Mills lohnten den Umweg aber allemal. Und die Straßensperrung hatte ihren Vorteil. Ich parkte einfach auf der Straße an der Fotobrücke. Würde ja niemand durchwollen. Dachte ich. Ein Transpennine ging prima.


Der Transpennine Express durchfährt New Mills South Junction.

Glücklicherweise war hier realtimetrains Empfang, so dass ich entdeckte, dass gleich noch ein Güterzug kommen müsste. Das Licht war zwar schon sehr spitz, aber ich beschloss mal zu warten. Zwischendurch kamen doch immer mal vereinzelte Autos durch. Und die kamen nie wieder zurück. Offenbar kam man da doch irgendwo raus. Auf der Karte sah ich eine abzweigende weiße Straße, die wohl noch vor der Sperrung abzweigte. Irgendwann war der Güterzug zu hören. Aber der Stellwerker war ganz entspannt und wartete mit dem Stellen der Fahrstraße bis zum letzten Moment. Immerhin tauchte eine Class 60 auf!


Und der Güterzug in der junction. Die geringere Brennweite erlaubt den Blick bis zu den gründerzeitlichen Fabrikanlagen von New Mills Newtown.

Besagte weiße Straße führte einspurig wunderschön durch die Hoflandschaft in den "sonnigen Matten" über dem Tal und kam in Chinley raus. Dort gab es einen netten kleinen Dorfladen, der nicht zu irgendeiner Kette gehörte. Die Sandwichs waren "freshly handmade", nicht schlecht. Im Nachhinein befürchte ich aber, dass sich die Gute sehr zu meinem Gunsten im Preis vertan hat, dafür war der Eiersalat auf dem einen Sandwich garantiert nicht "freshly made"... Da ich erstmal nichts besseres zu tun hatte, fuhr ich rüber nach Edale. Da kann man immer auf paar Züge vorbei schauen.


Die Bettfield Farm oberhalb von Chapel-en-le-Frith.


Licht und Schattenspiel in den Weiten der Pennines.


Äääh, hatte ich das Motiv schon mal gezeigt? Aber der Transpennine leuchtet bei diesem Lichtstand wunderbar.


Und der Blick in die andere Richtung. Ganz hinten ist der Tunneleingang des Cowburn Tunnels zu sehen, über dem der Hang vollkommen neu gemacht wurde.

Zum Mittagsprogramm wollte ich dann rüber ins Peak Dale. Besonders hatte ich mir einen mittags weiterfahrenden Zug in Richtung Buxton und Briggs Siding bzw Hindlow für die entdeckte Kurve in der Schlucht ausgeschaut. Allerdings kamen irgendwann drei Gründe zusammen, die dagegen sprachen. Erstens quollen die Wolken nur so den Himmel voll. Bald war kaum noch Chance auf Sonne. Zweitens war der Güterzug ausgelegt worden, wie auch viele weitere heute. Insofern war die Schluchtkurve für heute gestorben. Drittens juckte es mich schon wieder sehr stark, einfach drauf los in die Landschaft zu laufen.

Das tat ich dann auch. Alles sprach dafür. Autochen wurde am Ende des öffentlichen Weges vor dem Tunnel auf dem Parkplatz Upper Booth abgestellt. Nun wollte ich natürlich auch mal den Blick vom Tunnelportal, um das herum die gesamte Böschung neu angelegt worden war, sehen. Also in die Richtung gelaufen. Ein Zugfunk Mast steht da aber etwas blöde.


Anfangs sorgte ein Hubschrauber-Pendelverkehr ins Gebirge hoch immer wieder für Lärm im Tal, aber irgendwann machte man Feierabend.

Ich lief den Weg weiter. Laut Osmand müsste man hier über diverse Pfade eine Rundwanderung gehen können. An der Dalehead Farm, wo der Fahrweg endete und die zur Zeit unbemannt war, führten Wegweiser in alle möglichen Richtungen. Einer sogar geradewegs auf den Berg über dem Eisenbahntunnel. Komisch, der Pfad war auf Osmand nun nicht verzeichnet. Aber wenn ein Wegweiser da ist... Tatsächlich führte nach passieren der letzten Steinmauer, die den Beginn des open access Landes kennzeichnete, ein Weg steil den Berghang hinan. Später war es nur noch eine Spur. Noch später dann gar nichts mehr bzw eine Vielzahl an Minispuren, die auch von den Schafen gewesen sein können.


Blick von den Bergen oberhalb des Tunnels auf die Bergkette, auf der ich Sonntag gewandert bin. Links unten in der Dunkelheit kommt schnurgerade die Bahnstrecke aus dem Berg.

Laut Osmand sollte auf dem Kamm ein Wanderweg verlaufen. Den galt es zu gewinnen. Immer wieder führten größer aussehende Spuren in die richtige Richtung. Aber ich wollte zumindest mal auf der anderen Seite den Blick hinunterwerfen. Da war sogar ein Abzugsschacht für den Eisenbahntunnel. Wie ein kleiner Burgturm in der Landschaft. Als ich laut GPS den Kammweg erreicht haben sollte, stand ich vor einer verschlammten Rinne. Das Streifen querbeet über das Hochmoor war zwar auch nicht einfach, aber diese Matschpiste musste es wirklich nicht sein.


Das soll der Wanderweg sein???

Also wieder zurück zur letzten größeren Spur und dieser südwärts gefolgt. Die war gut zu gehen und stieß irgendwann auf einen gut ausgebauten Weg, der diagonal aus dem Tal hoch kam. Vielleicht die alte Straße? Wenn ich jetzt auf der Hügelkette verbleiben und über den Lord's Seat (546m) zur Straße am Fuß des Mam Tor laufen würde, hätte ich die Bergkette südlich des Vale of Edale einmal komplett abgewandert. Ich schaute mal, wie der Weg auf den Lord's Seat aussah. Der war richtig gut ausgetreten und führte in einem sehr allmählichen, soften Anstieg auf den Berg hoch. Man merkte kaum, dass man im Gebirge war. Nach links rüber war nichts von der Steilwand hinab ins Tal zu sehen.


Könnte genausogut irgendwo in den Dünen an der Nordsee sein: Der Aufstieg auf den Lord's Seat.

Plötzlich Leben vor einem! Das geräumige Gipfelplateau war belegt von einer Menge Gleitschirmflieger, die sich gerade aufmachten, ihre farbenfrohen Fluggeräte zu entknoten und zu starten. Gerade jetzt war die Sonne durchgekommen. Die Paraglider hoben sich phantastisch vor den dunklen Wolken und dem schattigen Tal ab. Klar, dass da die Kamera nicht in der Tasche bleiben konnte!


Gleitschirmflieger auf dem Lord's Seat.


Gleitschirmflieger auf dem Lord's Seat.


Gleitschirmflieger auf dem Lord's Seat.


Gleitschirmflieger auf dem Lord's Seat.


Gleitschirmflieger auf dem Lord's Seat.


Gleitschirmflieger auf dem Lord's Seat.


Gleitschirmflieger auf dem Lord's Seat.

Das war ein tolles Erlebnis gewesen. Übrigens gibt es auch Verbotstafeln für Gleitschirmflieger. Den am Eingang zum Wanderweg aufgestellten Tafeln war zu entnehmen, dass es verboten sei, über Weiden zu fliegen, auf denen Lämmer gehalten werden. Die armen Kleinen bekämen sonst den Schock ihres Lebens. - Auf dem weiteren Weg zur Straße konnte ich dann noch unten im Tal einen Güterzug fotografieren, der gerade einen Fitzel Sonne abbekam.


Ein Freightliner Güterzug rollt in einem Sonnenspot durch Barber Booth bei Edale.


Der restliche Kammweg bis zur Straße. Ganz hinten sieht man schon wieder das Zementwerk von Hope.

Von der Bushaltestelle Mam Tor lief ich den mir noch von Sonntag in umgekehrter Richtung bekannten footpath hinab nach Edale. Da es am Himmel blauer wurde, hatte ich gedacht, dass man noch paar Züge fotografieren könnte. Der Wolkenschwund hatte richtig froh gestimmt. Doch es ging nur ein Zug, dann schattete schon wieder alles zu.


Ein East Midlands Trains Schnellzug östlich von Edale.

Ich lief den im Tal verlaufenden footpath zurück zu meinem Auto. Nun im Hope Valley ein wenig hin und her gefahren. Doch der einzige blauere Abschnitt hielt sich abseits der Bahn über der Bergkette.


Hätte Rosamunde Pilcher nicht schöner beschreiben können: Der Broadlee Bank Tor im goldenen Abendlicht.


Die Bergkette Lose Hill, Back Tor, Hollins Cross und die Flanke des Mam Tor werden wunderbar vom Abendlicht erfasst.


Die Ortschaft Sparrowpit.


Wolken - Bäume - Steinmauern.

Nachdem einer der wenigen verbliebenen Güterzüge im Schatten durch war, wollte ich dann doch nochmal in oder bei Buxton schauen, ob da was geht. Nach 17 Uhr sollte nämlich ein Zug nach Hinslow in die oberen Steinbrüche fahren. Dazu suchte ich erst blöde in Buxton nach einer Stelle für den Innenstadtviadukt. Als das alles nichts war - und von unten gefiel er mir wegen der hohen Steinbrüstung nicht - fuhr ich nochmal raus an den Harpur Hill.

Ich dachte, von der Wiese für Talfahrer könne man auch mit dem Bergfahrer etwas machen. Ging aber nicht. Und - ich hatte gerade unter einer Eisenbahnbrücke geparkt, da fuhr der Bergfahrer über mir entlang. Zwanzig Minuten vor Plan, wer rechnet denn in GB da schon mit? Und von der Wiese aus sah ich, dass es einen richtig schönen Ausblick von einer anderen Stelle gegeben hätte. Hmmm, wer war hier vorgestern kundschaften? Ich war Montag in die fragliche Straße leider nicht reingefahren. Wenn man bei Nichtwetter kundschaftet, ist man irgendwie vielleicht nicht motiviert genug...

Ich dachte, vielleicht schnappt sich die 66 gleich einen anderen Zug und kommt auch vor Plan zurück? Deshalb blieb ich auf der Wiese für Talfahrer, bis die Sonne hinter einer fetteren Wolke verschwand. Sie war eh kurz vorm untergehen. Dann schaute ich mir noch besagten Standpunkt für Bergfahrer an.

Und während ich am Bergfahrerstandpunkt so stand, rollte ein Güterzug aus dem Werk abwärts vorüber. Allerdings mit einer 60 davor! Da horten die da oben in ihrem abgelegenen Werk sogar Loks! War aber kein Licht mehr. Wäre eh etwas für längere Abende. Diese Leistung rund um 17/18 Uhr scheint zuverlässig zu sein. Ich hatte jetzt gewaltigen Hunger und fuhr in Ruhe in mein Premier Inn Chesterfield West zurück. Dort gab es wieder den spitzenmäßigen "Cheese and Mushroom Steak Burger", der mit zwei Hacksteaks beladen ist. Diesmal wollte ich aber was Einheimisches dazu trinken und bestellte ein Ale. Keine Ahnung welches dann kam; auf dem Glas stand "Peak Ales". Hier in der Gegend ist halt alles "peak". Das war sogar sehr lecker!

Donnerstag, 26.03.2015

Mit dem Wetter für heute hatte ich mich noch gar nicht richtig befasst. Fixpunkt war für mich einzig das Treffen mit den anderen in London Euston um 20.00 oder die Abfahrt des Caledonian Sleepers um 21.15. Das Auto musste vorher nach Birmingham zum Flughafen zurück. Da man von dort alle 20 Min mit dem Zug binnen einer Stunde nach Euston kommt, hatte ich die Autoabgabe am Ausgangspunkt für sinnvoll gehalten. Nach London wäre ich eh nicht mit dem Auto reingefahren.

Bei meinem Vorfrühstückskaffee erkannte ich, dass der Tag im Südwesten oder genauer im Süden von Wales sogar sehr schön werden sollte. Diesmal hatte ich ein Frühstück gebucht, da ich gar nicht mit Wetter gerechnet hatte. Das gab es aber netterweise schon um 6.30, was ich dann auch sogleich genutzt habe. Der englische Teil des Frühstücks wurde serviert, den Rest gab es vom Buffet. Mit 8,95£ war der Preis dann doch etwas ziviler als im Best Western neulich. Und es war absolut topp!

In der Nacht hatte es geschneit! Ich musste erstmal Autochen von Pappschnee befreien. Dann gab ich einfach mal Lydney am Severn als Ziel ein. Damit ich nicht im dicksten Berufsverkehr in Chesterfield im Stau stecke, plante ich mal eine landschaftlich reizvollere Strecke grob Luftlinie Richtung Stoke-on-Trent und dort irgendwo auf die M6. Der Gedanke, dass es da auch Staus geben könnte, kam mir nicht ganz so.

Aber erstmal war die Fahrt wunderschön durch die verschneite Berglandschaft. Ich hatte mir wirklich absolut schwach befahrene Nebenstraßen ausgesucht. Oftmals waren nur die Fahrspuren schneefrei. Dennoch war es sehr gutes Fahren. Es ging durch Bakewell, einem dieser wunderbaren Kleinode von alten Städtchen.


Kurz hinter Bakewell musste ein erstes Landschaftsbild gemacht werden.

Teilweise wurde es regelrecht neblig. Eine eigenartige Stimmung. Es gab kaum Autos, aber sogar ein Linienbus kam mir auf einer Steigung entgegen gekrochen. Die Straße führte quer zu allen Hauptverkehrswegen hügelauf und hügelab. An einer Stelle Querung einer abgebauten Bahnlinie, ansonsten weitere allerliebste Dörfer wie Monyash oder Longnor.


Schneelandschaft zwischen den Dörfern Crowdicote und Longnor.

Irgendwann war das Vergnügen allerdings zuende. Kurz vor Erreichen der Hauptstraße dachte ich noch so bei mir: Gleich haben dich die LKW Kolonnen wieder. Aber mit dem, was wirklich kam, hatte ich nicht gerechnet. Bei Annäherung an die Hauptstraße tauchten vor mir querab die Silhouetten diverser Autos und LKWs schemenhaft im Nebel auf. Und die standen! Unglaublich, hier mitten in der Pampa stand auf der Hauptstraße der Verkehr! Glücklicherweise lag das nur daran, dass ein Stück weiter jemand rechts abbiegen wollte und auf eine Lücke im Gegenverkehr gewartet hat.

Auch wenn es hier erstmal vernünftig weiter ging und ich gut durch Leek durchkam, wurde es in Chaddleton ungemütlich. Einen Stau vor der Ampel des Dorfes konnte ich noch vernünftig durch ein Wohnquartier umfahren, doch was ich nicht wusste: Es gab noch einen zweiten Stau! Auch durch Longton ging es nur zähflüssig. Ich würde wohl erst mittags im Zielgebiet eintreffen. Als diese Unbilden des Verkehrs einstweilen hinter mir lagen, fuhr ich an den Straßenrand und ging erstmal in mich. Irgendwie hatte ich vom Verkehr die Nase voll. Außerdem könnte ich eh nur bis ca 16 Uhr was machen, da ich dann nach Birmingham zurück musste, um das Auto abzugeben. Ich hatte Lust, etwas mit dem Zug durch die Gegend zu fahren. Warum nicht in Richtung schönes Wetter? In Newport fielen mir z.B in fußläufiger Entfernung einige Möglichkeiten in Bahnhofsnähe ein.

Somit änderte ich das Ziel auf Birmingham International und fuhr nun zügig den Rest Landstraße bis zur Autobahn. Auf selbiger wurde man allerdings auf Hinweistafeln sogleich informiert, dass bald mit größeren Staus zu rechnen sei. Machen wir es kurz: Das gesamte Birminghamer Autobahnnetz war ein einziger Stau! Es war nur noch nervig und ich war froh, dass ich gleich auf den Zug umsteigen würde. Doch die Staus waren noch nicht alles.

Dem Stockholmer Flughafen hatten wir bei der letzten Tour attestiert, dass für uns erstmalig die Leihwagen Rückgabestelle nicht ausgeschildert sei. Birmingham ist die Steigerung. Die Leihwagenrückgabe war nicht ausgeschildert und es gibt weit und breit keine Tankstelle! Das ist doch mal ne tolle Idee! Mit Hilfe von Osmand und eines sehr hilfsbereiten Taxifahrers erfuhr ich, dass da eine Tanke an der nahen Schnellstraße wäre, auf der gerade Stau war, und zwar an der Richtungsfahrbahn vom Flughafen weg! Geil! Aber was solls. Hin da, anstellen, ich hatte ja alle Zeit der Welt. Wer will schon Fotos machen? Der Himmel war eh noch vollkommen dunkel. Ich also der Wegweisung "Services follow B4438 Solihull" gefolgt. Dabei konzentrierte ich mich so, der B4438 Richtung Solihull zu folgen, dass ich doch glatt den Wegweiser übersah, an dem sich die schicksalsschwangeren Wege Richtung Solihull und Services trennten. Ah, hinter Solihull kam auf Osmand eine weitere Tanke in Sicht. Sah zwar nur nach irgendeiner Bauerntanke aus, aber wenn sie hilft...

Nun ja, sie half nicht. Sie war gar nicht mehr da. Also zurück und diesmal mit alleiniger Konzentration auf Osmand die Schnellstraßentanke angesteuert. Der Stau hatte sich immerhin aufgelöst und man konnte an der nächsten Abfahrt an einem Riesenkreisel wenden. Die Autoabgabe verlief unproblematisch. Fast hätte ich die Scheibenhalterung fürs Tablet vergessen...

Im Flughafenterminal ging es mit der Monorail, die in Wirklichkeit eine Standseilbahn zu sein scheint, zum Bahnhof, wo ich sofort einen Zug zu Britanniens "schönstem" Bahnhof Birmingham New Street hatte.


Die Standseilbahn von Birmingham International.

Virgin Train: Birmingham International 11.53 - Birmingham New Street 12.08

Das kurze Stück legte ich im relativ leeren Schnellzug Euston - Edinburgh zurück. Und sogleich durfte ich wieder Bahn-Reisekultur erleben. Nach mir kam eine Gruppe junger Frauen ins Abteil. Könnten alles Models gewesen sein. Wirklich was fürs Auge. Aber zum Futter für die Augen gab es mindestens das Doppelte auf die Ohren. Da ist man dann froh, bald wieder aussteigen zu dürfen.

Nun wusste ich natürlich mal wieder nicht, ob CrossCountry in der ersten Klasse des Zuges nach Newport etwas Leckeres kredenzt oder nicht. Ich besorgte mir lieber mal was.

XC: Birmingham New Street 12.30 - Newport 14.10

Das mit der Proviantbesorgung sollte eine gute Entscheidung sein. Der Zug bestand aus einem einzelnen 170, einem Dreiteiler. Die Fensterplätze in der einzigen 1.Klasse waren alle belegt. Die zweite Klasse war allerdings schön leer. Ich bekam dort einen schönen, wenn auch engen Platz mit Aussicht auf den Severn, also Fahrtrichtung links. Eine nette Fahrt, mittlerweile durch ein Wechselspiel aus Sonne und Wolken bei extrem klarer Luft. Man hätte vielleicht mit Auto direkt südlich von Birmingham Fotos machen können. Die Vorbeifahrt am Unterlauf des Severn, der hier schon tideabhängig ist, war wirklich nett. Die Sonne zeigte sich immer mehr, der hier schon sehr breite Fluss glänzte im Gegenlicht.

In Newport wurde es leider etwas unerfreulicher. Schließfächer oder dergleichen gab es "natürlich" nicht. Also bin ich mit meinem Rollkoffer in Richtung Flussbrücke losgedackelt. Viel zu spät merkte ich aber, dass der Fußweg vorher blind endete. Man kam aufgrund diverser Betonmauern aber auch nicht mal eben auf die andere Straßenseite. Ich gab es auf, das wurde mir zu mühsam. Den Blick von der westlichen Bahnhofsbrücke testete ich auch noch, aber da hatte man nur groß dieses hässliche Bahnhofsufo im Bild, das offenbar das altehrwürdige Empfangsgebäude abgelöst hat. Vor einiger Zeit dachten wir noch, das wäre ein Provisorium, aber es ist offenbar ernst gemeint. Wenigstens fand ich noch eine Perspektive vom Bahnsteig, bei der man unter dem Ufo durchfotografierte und die alten Überdachungen drauf hatte.


Ein Güterzug und ein Pacer begegnen sich in Newport. Willkommen in Wales!

Das Licht stand arg spitz und ich fand das alles nicht so toll. Schade um den herrlich klaren Nachmittag. Ich fühlte mich erinnert an Zeiten, wo man alles mit Öffentlichen gemacht hat und dabei auf Krampf irgendwelche Bahnhofsaufnahmen heraus kamen. Hier war ich wirklich durch. Ich wollte mir nun mal gern Cardiff anschauen. Ohne viel Hoffnung stieg ich in einen gerade dastehenden 158 und fuhr in die Hauptstadt weiter. Bisher war ich nie über Newport hinausgekomnen.

Arriva Trains Wales: Newport 15.03 - Cardiff 15.24

Auf den Brücken unterwegs standen einige Fotografen. Ich habe sie etwas beneidet. Jedenfalls bis zur Ankunft in Cardiff Central. Der Bahnhof gefiel mir nämlich durchaus. Und die bevorstehende Elektrifizierung lässt ja auch Fotos mal langsam Zeit werden. Nur die Class 60 mag mich nach wie vor nicht. Ein Güterzug mit 60 wäre topp auf dem eigentlichen Güterzug-Durchfahrgleis gekommen. Er fuhr aber durch ein anderes Gleis. Während des Fotografierens unterhielt ich mich eine ganze Weile mit einem einheimischen Eisenbahnfreund, der die deutsche Bahn viel sauberer und aufgeräumter fand als die britische. Eine Meinung, die man übrigens immer wieder hörte.


First Great Western in Nah- und Fernverkehr in Cardiff Central.


Ein Class 175 von Arriva Trains Wales in Richtung Shrewsbury, Manchester.


Dumm gelaufen: Der Güterzug kommt nicht auf dem Güter-Durchfahrgleis, welches ideal das zweite links des Bahnsteigs gewesen wäre.


Nochmal ein 175 von Arriva Trains Wales.


Der S-Bahnverkehr wird teilweise mit Pacern in Doppeltraktion absolviert!


Der hochwertigste Reiseverkehr in Cardiff: First Great Western HSTs kommen alle halbe Stunde aus der Hauptstadt an. Also aus der "großen" Hauptstadt, aus der Hauptstadt "von's Ganze". Dieser Verkehr soll genauso wie ein Teil des Vorortverkehrs von Cardiff in wenigen Jahren elektrisch laufen. Die Oberleitung ist unterwegs stellenweise schon im Bau (in Cardiff noch nicht).

First Great Western: Cardiff 16.55 - London Paddington 19.00

Die Fahrt in der leeren 1.Kl war herrlich und einfach nur viel zu kurz. Man bekam Knabberkram und ne Sprite kredenzt. Ich besorgte mir noch ein Bacon Baguette und nen Cider von der Fressluke im Nachbarwagen. In Paddington brachte ich meinen Rollkoffer in die Gepäckaufbewahrung (zwei Tage für 15 GBP) und fuhr dann mit der Circle Line rüber nach Euston. Dort fand im Royal George das Treffen mit den Mitfahrern statt. Es gab dort London Ale, das wir alle etwas gewöhnungsbedürftig fanden.

First Scotrail: London Euston 21.15 - Inverness Fr 8.36

Den Abend verbrachten wir bei angeregter Unterhaltung im Loungewagen des "Caledonian Sleeper", des Nachtzuges nach Schottland, der ab nächste Woche nicht mehr von First Scotrail, sondern von Serco betrieben werden soll.


Jeder wollte mal Haggis probieren...

Der Wagen war anfangs sehr voll, doch irgendwann konnten wir uns wunderbar breit machen. Da ging manch ein Mc Ewans über die Theke. Einziges Problem war nur, dass verschiedene Essen und auch das Mc Ewans bald ausverkauft waren. Offenbar gab man nur noch Reste aus, bald war alles aus. Gerade das original schottische Gericht "Haggis" war sehr begehrt und schnell weg. Doch als ich endlich mal bestellte, gab es nur noch labbrige Lasagne. Nun ja, mir reichte das.


Der Loungewagen hatte etwas gruppendynamisches...

Es gab viel zu erzählen. So war es dann auch nach 1 Uhr, als ich in die Falle kroch. Das Bett war herrlich bequem.

Freitag, 27.03.2015

Wie man auf Norwegens Nordlandsbahn auf dem Saltfjell beim Frühstück sitzen sollte, so muss man es hier in Schottland bei der Querung des Drumochter Passes. Deshalb bestellten einige von uns das Frühstück für den Loungewagen zu 6 Uhr. Aufgewacht bin ich nach kurzem, aber erholsamem, fast durchgehendem Schlaf ausgerechnet in den Hügeln von Gleneagles, wo man schon mehrmals zum fotografieren an der Strecke gestanden hat. Das war schon mal ein netter Start.

An der Überleitstelle Dalnacardoch vor dem Pass kam uns eine Class 37 mit einigen Schlafwagen des Caledonian Sleepers entgegen. Oben auf dem Pass genossen wir unser british breakfast, während wir fast die Schneegrenze erreicht hatten. Das aufgewärmte Zeug war eklig wie immer, aber trotzdem gehörte es einfach dazu. Man passierte manch beackerte Gegend, und so verging die Zeit bin Inverness sehr schnell. In der Einfahrkurve Dalwhinnie hätte der Zug sogar schon Sonne abbekommen, wenn nicht die Wolken zu dicht gewesen wären. Die Sonne hob sich aber schemenhaft in den Wolken ab. Da stand sogar ein Fotograf. Damit es paar passende Fotos gibt, habe ich mal meine Bilder vom Caledonian Sleeper aus 2012 hervorgesucht:


Der Caledonian Sleeper hat den Drumochter Pass gequert und nähert sich Dalwhinnie,...


...hat Dalwhinnie verlassen und rollt am Rande des Hochmoores Glen Truim entlang.


Kurze Zeit später fährt er in die Station Newtonmore ein.


Vor dem Betriebsbahnhof Tomatin überquert unser Zug den Viadukt über den River Findhorn...


...und gleitet nach Kreuzung mit dem HST nach London am Flüsschen Moy Burn entlang.

Ein möglicher Fotostandpunkt stach mir zwischen Carrbridge und Tomatin ins Auge. Unmittelbar nördlich bzw eher westlich der großen Brücke der A8 über die Bahn gibt es eine kleine Wegbrücke, von der man vormittags auf einen Bahnviadukt hinunterblicken können müsste.


Ankunft in Inverness. Verschiedene Triebwagen - bis auf den linken alle noch in der alten First Scotrail livery, aber teils mit abgekratztem "First" Logo - warten auf Anschlussreisende. Die hinteren Bahnsteige dienen den Linien in die nördlichen Highlands. Mit dem dort stehenden Zug fahren wir weiter - "front two coaches only", so stand es an den Anzeigen.

In Inverness teilte sich die Truppe. Es gab für den Transfer nach Kyle of Lochalsh zwei mögliche Züge. Ich schloss mich dem ersten Tripp an. Erik hatte die Idee, die Fahrt in Plockton an der Küste zu unterbrechen und sich den malerischen Fischerort anzuschauen.

First Scotrail: Inverness 8.55 - Plockton 11.17

Auf der Fahrt hatten wir Sonne und herrliche Wolkenstimmungen im Gebirge. Es schien zeitweise, dass wir geradewegs in die schwarzen Wolken hineinführen und befürchteten schon, dass wir nach meist sonniger Fahrt in Plockton im Regen stehen würden. Und bei Annäherung gingen tatsächlich gerade einige Regenvorhänge über dem Zielgebiet runter. Paar Bilder entstanden durch die Scheibe des Triebwagens:


Zwischen Achanalt und Lochluichart am Loch Achanalt.


Zwischen Achnasheen und Achnashellach am Loch Govan.


Ebendort mündet der Allt Mhartuin in den Loch Govan, der praktisch im Lauf des River Bran liegt.

Aber als wir ausstiegen, war der Spuk vorbei und die Sonne drohte gar damit, jeden Moment herauszukommen. Erstmal liefen wir in den auf einer Halbinsel gelegenen Ort.


Die Harbour Street in Plockton.


Die Häuser liegen entlang der Bucht aufgereiht.


Obwohl wir uns am Meer befinden, wird das Gewässer, das sich fjordartig ins Land zieht, als "Loch" bezeichnet, Loch Carron.


Auch im Streiflicht glänzen die kleinen Häuschen wunderschön.


Erste Frühlingsboten in Plockton.

Anschließend wanderten wir einen footpath bis zur nächsten Station Duncraig. Dieser zog sich dann doch mehr in die Länge als erwartet, führte hoch und runter und immer wieder um kleine Seen herum. Dazu war die Konsistenz des Weges auch nicht immer die beste. An einer Stelle ging es durch einen verwunschenen Wald aus Schlingpflanzen. Aber wir erreichten den Hp Duncraig doch noch dicke rechtzeitig.


Der Class 158 Triebwagen erreicht den Bedarfshalt Duncraig in Park ähnlicher Umgebung. Erik gibt den Haltauftrag, während er von fünf Fotografen aufgenommen wird.

First Scotrail: Duncraig x13.18 - Kyle of Lochalsh 13.35

In Kyle hatten wir nun viel Zeit. Leider hatte das preisgekrönte Bahnhofsrestaurant nicht geöffnet, wobei in GB ja alles irgendwie preisgekrönt ist.


Vor der Kulisse des Kyle Akin und der dahinter aufragenden Isle of Skye verlässt der Zug nach relativ kurzer Wende den Bahnhof Kyle of Lochalsh.

Aber oben im Ort waren wir in dem mir bereits bekannten Restaurant "hector's bothy", wobei wir drinnen keinen Platz fanden. Aber die Sonne schien gerade mal wieder und wir eröffneten kurzerhand die Biergartensaison. Im März in Schottland! In der Sonne war es wirklich herrlich warm!


Eröffnung der Biergartensaison 2015 an einem Märztag in Kyle of Lochalsh, Scotland, bei fish & chips! Und es scheint zu schmecken ;-)

Zu 15.45 hatten wir Großraumtaxen bestellt, um über die Insel Skye nach Armadale zu gelangen. Von dort fuhren wir mit der Fähre nach Mallaig rüber. Die Firma Caledonian McBraine, die die Fähre betreibt, liebt ihre Fahrkarten. Und zwar so sehr, dass die am Schalter verkauften Fahrkarten an der Rampe zur Fähre gleich wieder einkassiert und durch andere ersetzt werden. Die wurden offenbar nicht so geliebt, denn wir durften sie behalten. Die sahen aber auch nicht so schick aus. Gerüchten zufolge werden die am Schalter verkauften Fahrkarten bei Ebay zu exorbitant hohen Preise gehandelt, weil kaum jemand sie je hat mitschmuggeln können...

Im Salon der Fähre sind alle Plätze rückwärts angeordnet. Deshalb fanden sich die meisten dann doch wieder draußen ein – trotz ganz schön steifer Brise. An der Frontreling auf Steuerbordseite kam man in den kostenlosen Genuss von Salzwasserduschen...


Auf der Fähre kommt es immer wieder zu Salzwasserduschen.


Mallaig kommt in Sicht.

Insofern war es gut, dass wir uns in Mallaig in einen tearoom (Café "Tea Garden") verkrümeln konnten, wo wir beim Aufwärmen und Trocknen Tee und Scones zu uns nehmen konnten. Die Scones wurden allerdings nicht mit Schmierchreme (Clotted Creme), sondern mit Sahne dargereicht. Das tat dem Geschmack keinen Abbruch :-) Oder es gab auch Fish&Chips, wer davon noch nicht genug hatte ;-)


Zum Nachmittagstee werden Scones gereicht. Mit Schlagsahne...


In Mallaig steht zur Fahrt nach Fort William ein Class 156-Doppel bereit.

First Scotrail: Mallaig 18.15 - Fort William 19.37

Eine wahrlich phantastische Strecke! Im dritten Versuch konnte ich nun endlich diese Lücke im schottischen Bahnnetz für mich schließen, nachdem ich beim Erstversuch an einem Unwetter und beim zweiten schlichtweg an fahrplantechnischen Unzulänglichkeiten gescheitert war. Neben den bekannten Motiven am Loch Eilt und natürlich dem Glenfinnan Viaduct gibt es haufenweise freie Abschnitte, auf denen man von erhöhtem Standpunkt etwas machen können müsste, so z.B. nördlich Arisaig. Ein frontaler Blick von einem Felsen auf eine Tunnelausfahrt direkt auf eine Brücke fiel mir noch zwischen Beasdale und Lochailot auf. Leider wurde es im Laufe der Fahrt dunkel. Den Glenfinnan Viaduct konnte man gerade noch erkennen.

First Scotrail: Fort William 19.50 - London Euston Sa 7.47

Wir okkupierten sogleich den Loungewagen, der in dieser Kurswagengruppe wie schon 2012 aus einem Wagen mit Zweier- und Vierersitzgruppen bestand. Rausschauen konnte man aufgrund der Dunkelheit leider nicht mehr wirklich, aber Unterhaltung gab es natürlich auch so genug. Ich konnte diesmal sogar eine Portion Haggis ergattern. Schmeckte wirklich lecker. Etwaiger Innereigeschmack wird durch ziemlich starke Würze ausgeglichen. Von der Konsistenz ist Haggis vielleicht mit Grützwurst vergleichbar.

Diesmal nutzten wir auch das spezielle Whiskyangebot in diesem Zug. Ich mach mir ja sonst nicht wirklich viel aus Whisky, aber wenn man in Schottland ist, schmeckt er plötzlich. Für mich gab es einen Tomintoul und einen Highland Park. Witzig dann die Situation in Bridge of Orchy. In der Bahnhofsgaststätte war auch eine Gruppe in gemütlicher Runde vereint. Wir prosteten uns gegenseitig zu.


Der Loungewagen hat sogar eine eigene Whisky Karte. Der Tomintoul wird in einem ziervollen Röhrchen kredenzt.


Die Aufwärterin bringt weitere Whiskyfläschchen.

Aufgrund des Schlafdefizites der letzten Nacht verabschiedete ich mich allerdings gegen 11 ins Abteil. Der Loungewagen, nunmehr in vielen Positionen ausverkauft, hätte ohnehin bald Feierabend gehabt, denn der läuft nur bis zum Erreichen des Stammzuges in Edinburgh mit. Unsere Zuglok ab Fort William war übrigens eine dunkelgrün (Nachtrag: Sah im Lampenlicht so aus, offenbar handelt es sich aber um ein dunkles Graublau) lackierte Class 67. Da hätte ich vielleicht geflucht, wenn ich das leider noch offene weiträumige Panoramamotiv für den Sleeper nach Fort William in Rannoch hätte probieren wollen und man hätte vom Zug nur die Wagen gesehen, weil die Lok im Grüngrau der Landschaft untergegangen wäre.

Auf der norwegischen Flåmbahn wird diese dunkel graugrüne Farbgebung angewandt, weil man den Touristen vorgaukeln möchte, dass sie mit einem historischen Zug fahren. Hier beim Caledonian Sleeper will der neue Betreiber Serco offenbar einen auf edel machen. Überhaupt waren alle skeptisch, was den Betriebsstart des neuen Betreibers nächste Woche angeht. Böse Zungen behaupteten, dass Serco sich erst kürzlich überrascht gezeigt hätte, dass der Zug Kurswagengruppen habe und dass noch keine Rangierleistungen für Edinburgh bestellt seien. Na ja, ich hoffe, dass Serco nächste Woche zeigt, dass das eben tatsächlich nur die Behauptung böser Zungen war...

Samstag, 28.03.2015

Auch diese Nacht habe ich wunderbar geschlafen. Um 6.45 gab es das Frühstück - diesmal im Abteil. Und ich nahm das kontinentale Frühstück, das einen leckeren großen Obstsalat beinhaltete. In Euston war nach einem Foto schon wieder große Verabschiedung angesagt.


Das obligatorische Ankunftsfoto in Euston darf nicht fehlen...

Ich zog nun (zunächst noch begleitet von zwei Kollegen) zu Fuß nach St Pancras rüber. Mir war gesagt worden, dass ich mit meiner Netzkarte die Underground doch nicht nutzen dürfe. Da seien nur Fernzugfahrkarten mit einem bestimmten Aufdruck zulässig. Deshalb und weil ich Lust auf eine Stromschienenrunde hatte, wollte ich eine Runde südwestlich um London herum nach Paddington drehen. Es war völlig bewölkt, so dass sich Fotoambitionen in Grenzen hielten.

Eigentlich hatte ich in St Pancras auf einen Thameslink nach Brighton gesetzt, doch als Zug aus Brighton tauchte ein neuer ET auf. Als vor dem nach Brighton eine alte S-Bahn nach Sutton angefahren kam, wurde ich magisch vom Anblick des plüschigen 1.Kl Abteils angezogen. Es war noch früh. Was sprach gegen eine Runde auf dem komplizierten, verschlungenen Gleisnetz der südlichen Londoner Vororte, begleitet natürlich vom aufgeschlagenen Track Atlas? Ich stieg einfach mal ein.

Thameslink: St Pancras 8.18 - Sutton 9.08

Leider mischte sich in den Geruch von leicht angestaubten Plüschpolstern eine dezente Pipi-Note. Aber bei geöffnetem Fenster war das wirklich nur kaum wahrzunehmen. Das Gleiswirrwarr im Londoner Süden und die Fahrt über den Dächern oder durch die Hinterhöfe war begeisternd wie immer.

Southern: Sutton 9.15 - Selhurst 9.32

Southern: Selhurst 9.39 - East Croydon 9.43

Southern: East Croydon 9.53 - Brighton 10.28

Es war schon beeindruckend, mit diesem Stromschienenschnellzug ohne Halt nach Brighton zu brettern. Nichtmal am Flughafen Gatwick wurde gehalten. In Brighton lief ich die Bahnhofstraße mal direkt runter ans Wasser. Das war entnervend, weil man an jeder Ampel ewig auf grün warten musste. Außerdem war das Wetter einfach nur trüb und ungemütlich, weswegen ich mich bald in einem Café wiederfand, wo ich nochmal ein englisches Breakfast zu mir nahm. War qualitativ dann aber nicht so dolle wie bisherige...

Southern: Brighton 11.33 - Southampton Central 13.19

Diese winzigen 1.Kl Abteile... Dieses hatte nur zwei Sitzgruppen. In der einen saß eine Familie mit Kindern, in der anderen bekam ich immerhin noch Fahrtrichtung Fenster, bevor sich eine Dame dazu setzte. Die Strecke mit furchtbar vielen Halten an den ganzen Küstenorten kam mir absolut höhepunktlos vor, so dass ich sogar diesen Bericht weiterschreiben konnte. Für eine Küstenstrecke war vom Meer verhältnismäßig wenig zu sehen, nämlich rein gar nichts. Vielleicht habe ich den entsprechenden Ausblick auch bloß verschlafen... In Southhampton bekam ich sogar noch einen Zug früher als geplant.

XCountry: Southampton 13.15+10 - Reading 14.04+10

Am Wochenende gibt es ja das "betreute Reisen" in der ersten Klasse eher nicht. Immerhin wurde mir eine Cola kredenzt. Und der Zug hatte funktionierendes WLAN!

First Great Western: Reading 14.20 - London Paddington 14.50+14

Schön, dass es zum Abschluss der Tour nochmal einen schön leeren HST gab. Allerdings war ich auch froh, etwas zeitlichen Puffer zu haben, als wir nämlich dann doch wegen eines Notarzteinsatzes beim Zug vor uns irgendwo vor Paddington standen. Ging aber doch relativ schnell weiter, wenn man bedenkt, dass in Deutschland ein sogenannter "Notarzteinsatz" schnell mal zwei Stunden kosten kann. Ein Satz noch zur Elektrifizierung. Wie bereits rund um Didcot stehen auch östlich Reading nur verteilt mal einzelne Masten.

In Paddington hatte ich nun meinen Koffer abzuholen. Der Typ von der Aufbewahrung war ganz allein. Vor mir ein asiatisches und ein herkömmliches jüngeres Paar. Beide wollten einen Koffer abgeben. Das asiatische Paar war derartig umständlich und musste immer noch etwas umpacken und bekamen dann den Koffer nicht zu. Die waren immer noch da, als ich wieder ging. Der Angestellte nahm zwischendurch das einheimische Pärchen und dann mich dran. Beim einheimischen Pärchen hatte er alles durchleuchtet, die Fragen wegen Sprengstoff, selbst gepackt, ob jemand Zugang zum Koffer gehabt hätte usw abgespult und nannte den Preis, der aber auch groß ausgehängt war. Darauf intervenierte Er und sagte Ihr, sie soll den Koffer mitschleppen. Kleine Diskussion, er blieb hart, sie war maulig. Der Typ von der Aufbewahrung auch...

Heathrow Connect: Paddington 15.33 - Heathrow Terminal 5 16.02

Diese unaufhörlich plappernde Stimme im Zug ging mal wieder gewaltig auf den Senkel. Stück weiter saßen zwei Inder in Anzügen in einer Sitzgruppe und unterhielten sich. Nach paar Stationen und nachdem die Nervstimme schon mindestens dreimal erzählt hat, dass man seine Fahrkarte zur sofort beginnenden Kontrolle bereit halten solle, stand der eine Inder auf und fing an die Fahrkarten zu kontrollieren. Als Entwertungsstempel bekam ich wirklich einen Stempel, der ein Symbol wie eine Kompassrose zeigte. Höchst ungewöhnlich...

Terminal 5 war mal neu für mich. Hier haben sich anscheinend einzig British Airways breitgemacht. Witzig war die Fahrt mit dem Fahrstuhl vom Tunnelbahnsteig zum Departure Terminal. Der gläserne Lift fuhr erst aus dem Untergrund in die Halle hoch, doch es ging ohne Halt durch die Halle; der Fahrstuhl "schoss" aus dem Dach raus und kam erst weiter oben irgendwo auf einer Glasbrücke zwischen zwei Gebäuden zum Stillstand. Terminal 5 dürfte wohl das Vorzeigeterminal von Heathrow sein: Heller, freundlicher und der Bahnhof wirklich direkt unter dem Gebäude.

Zu meinem Schrecken gab mir der Checkin Automat nur noch zwei Mittelplätze zur Auswahl. Das ist ja ganz übel... Aber wenigstens kam ich gut durch die Sicherheitskontrolle. Kein Personenpiepen, keine Weiche auf Ablenkung für meinen Rucksack. Lediglich meine Jacke ging an die Kante, man wollte das Smartphone auf Sprengstoff überprüfen. Harmlos...

Nun hatte ich doch glatt noch eine Stunde Luft, bis ich zum Gate musste. Natürlich gab es in der "Giraffe" wieder die obligatorische Portion Fish&Chips. War lecker wie immer.

BA 972: London Heathrow 18.15+15 - Hamburg 20.50+15

Der Fensterplatz neben mir blieb noch eine ganze Weile frei. Doch irgendwann war einem halb ohnmächtigen Asiaten, der am Fenster in der Reihe vor mir saß, aufgefallen, dass er in der falschen Reihe saß. Er hatte den Fensterplatz in meiner Reihe! Also wechselte er nach hinten, war aber so rammdösig, dass er mich gar nicht raus ließ, um ihm Platz zu machen. Die Folge war, dass ich zu einem Fensterplatz kam :-) Der Typ muss wirklich totmüde gewesen sein, jedenfalls reagierte die Stewardess im Laufe des Fluges zunehmend genervt auf ihn. Das ging los damit, dass er nicht raffte, dass er seinen Rucksack zum Start unterm Vordersitz verstauen solle. Als er seinen kredenzten Chicken Wrap einfach in die Kotztüte wickelte und in dieser wieder zurück gab, verlor die Stewardess die Beherrschung und schimpfte nur: "Nächstes Mal gehen sie aufs Klo!" Sie konnte ja nicht wissen, dass in der Kotztüte nur das nicht nur unverdaute, sondern auch ungegessene Abendessen drin steckte...

Man sah nix unten. Gepäck kam in Hambuäch schnell, dann ging es zur S-Bahn. Hier ein Novum für mich: Der erste modernisierte 474 wartete auf mich, der mit Klimaanlage und Durchgängen zwischen den Wagen. Gefiel mir! Dumm war nur, dass die Fahrt nach einer Station schon wieder zuende war. Dieselbe Sperrung wie letzte Woche. Aber mit der U1 und dem Zweiminutenanschluss am Jungfernstieg ging es genauso schnell wie auf der planmäßigen Verbindung.

Fazit:

Die Reise war selten abwechslungsreich und hat nicht zuletzt deshalb einen Riesenspaß gemacht. Ob Urlaub in Edale, Volllast-Bahnfotoprogramm in Barnetby oder einfach nur das Erleben dieses wunderbaren Nachtzuges in einer netten Gruppe und das Betrachten der schottischen Wildnis aus dem Zugfenster - alles war klasse. So macht Großbritannien Spaß, auch wenn sicher nicht jedes Wunschmotiv geklappt hat. Und mal im Ernst - bei DER Landschaft muss man das Land lieben, oder? Ich werde meiner Frisörin bei meinem nächsten Besuch jedenfalls prophezeihen, dass die Zahl der Großbritannienfahrer in ihrem Kundenkreis weiter steigen wird.

Und wenn ich auf der Arbeit mal besonders gestresst bin, schließe ich einfach die Augen und gleite in Gedanken über das Vale of Edale (natürlich nicht über Lämmerwiesen), über Lord's Seat und Earles Siding, oder betrachte einfach aus dem Caledonian Sleeper die vorüberziehende Landschaft...

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