Von den Highlands in die Downs - GB April 2023

Autor: Jan-Geert Lukner. Alle Rechte am Text und an den Bildern liegen beim Autor.

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✈ = Drohnenbild

Lange ist der letzte Besuch auf der Insel her. Es war 2019, noch vor Corona, und das Inselreich war noch Mitglied der EU. Nun sollte es endlich wieder rüber gehen. Bei der Vorplanung war der neue "Abstand" zur EU das erste Mal deutlich geworden. Es gab kaum noch Flüge. Die lieb gewonnenen Destinationen in die Mitte (vor allem Manchester) waren nicht mehr verfügbar. Von Hamburg aus hatte ich zumindest zu den gewünschten Zeiten nur die Wahl zwischen Edinburgh und London. Da Yannick von Frankfurt aus nichts Gescheites nach Edinburgh fand, wurde es letztendlich London. Wir wussten bei der Buchung ja auch noch nicht, was wir am Anreisetag wussten.

Eigentlich hatten wir uns auf die Woche ab dem 22.04. geeinigt, doch konnte Yannick seine Schichten so legen, dass wir bereits am 19. nach seiner Frühschicht starten konnten. Ich fand einen zeitlich passenden Flug von British Airways, der nicht zuuu teuer war. 212€ hin und zurück ist zwar weit von den Billigflug-Schnäppchen der letzten Jahrzehnte entfernt, aber in diesen Zeiten jedenfalls ok. Und British Airways fliel äußerst positiv hinsichtlich des zugelassenen Handgepäcks auf. Nicht das Geschacher um jeden Milimeter wie bei den Billigfliegern. Das ist für den Fotorucksack ja immer sehr wichtig.

Mittwoch, 19.04.2023

Am Vortag gab es nach längerer Zeit der Ruhe plötzlich wieder Streik-Alarm. Zum Glück für Donnerstag und Freitag. Wieder mal hatten wir Glück und die Klippe noch ganz knapp umschifft. Was für ein Drama! Da wir also erst nachmittags flogen, konnte ich auch noch etwas arbeiten und dann ganz in Ruhe zum Flughafen fahren. Dort kam ich so früh an, dass der BA-Schalter noch gar nicht geöffnet hatte. Aber so gab es einen guten Slot in der Schlange. Durch die Sicherheit kam ich durch, ohne dass irgendwas die Weiche auf Abzweig nahm. Allerdings hatte ich den Fotorucksack auch wirklich komplett ausgeräumt. Das klappte also alles gut, und so war sogar noch Zeit für eine Pizza.

Mittlerweile hatte sich nach Studium der Wettervorhersage herauskristallisiert, dass wir eigentlich ganz in den Norden mussten. Na toll! Es war dort schon paar Tage schön. Wenn wir die zweieinhalb verbleibenden Sonnentage vollständig abgreifen wollten, müssten wir heute Abend noch einen mega Gewaltritt nordwärts durchführen, ja, vielleicht sogar die Nacht durchfahren. Ich hatte zuhause schon verschiedene Möglichkeiten durchgetestet. Das Frühprogramm würde man morgen in den Highlands wirklich nur mitbekommen, wenn man durchfährt. Eine Möglichkeit wäre höchstens ein taktischer kurzer Übernachtungsstopp in Carlisle und dann Beginn mit Fotos bereits unten im Raum Perth. Erstmal ließen wir das noch offen.

BA 0969: Hamburg 14:10+5 MESZ - London Heatrow 14:50+60 WESZ

Beim Betreten des Flugzeuges war man angesichts des very warm welcome durch die Besatzung direkt schon am Ziel angekommen! Der Flug war gut voll. Gestern beim Check in hatte ich kaum noch Platzauswahl, konnte meinen vorausgewählten Mittelplatz aber immerhin noch gegen einen von zwei letzten Fensterplätzen eintauschen. Ich hatte einen Platz am allerletzten Fenster in der vorletzten Reihe bekommen. Die letzte Reihe war fensterlos. Beim Abflug rächte sich nun die Großzügigkeit beim Handgepäck. Da der Flieger so voll war, mussten sehr viele Leute doch noch ihre Handgepäck-Rollkoffer für den Frachtraum abgeben, was zu vielen Diskussionen und dann doch noch Verstauungsproblemen in der Kabine führte. So kamen wir auch nicht so ganz pünktlich vom Hof.

Aber ganz ausgebucht war der Flieger dann doch nicht. Ein Platz blieb leer, und zwar der Mittelplatz neben mir. Das war doch sehr angenehm. Bei dem schönen Wetter lockte natürlich der Blick aus dem Fenster. Man hatte perfekten Ausblick auf den Jade-Weser-Port, Oldenburg, Lathen, in der Ferne die friesischen Inseln. Dann verließen wir den "Kontinent" nördlich von Amsterdam. Ein angenehmer Flug, bei dem es sogar Wasser und Knabberkram kredenzt gab.

Etwas unerfreulich wurde es in Heathrow, wo wir wohl eine Dreiviertelstunde auf dem Rollfeld rumstanden. Die ersten Leute wollten schon auf Klo, aber das wurde untersagt, weil es jederzeit weitergehen konnte. Die Bordbesatzung hat sich natürlich british korrekt immer wieder freundlich entschuldigt. Dafür gab es am Ende dann auch noch Außenposition. Und wieder warten, der Bus war nicht da! Später im Bus stand die Crew bei mir in der Nähe. Der Kapitän rollte nur mit den Augen. Mit -10 gelandet und mit +60 im Terminal.

Koffer gingen schnell, Yannick war inzwischen auch gelandet, musste dann aber noch das Terminal zu mir wechseln. Die Zeit nutzte ich, die im Hotel Sofitel gelegene Sixt Station zu suchen. Das Hotel war nur ganz am einen Ende der Terminalhalle ausgeschildert; da musste ich erstmal suchen. Man musste im Parkhaus hoch in den ersten Stock und dann ewig weit einen Gang langlaufen. Die Sixt Thresen in einer Art überdachtem Innenhof des Hotels wirkten etwas deplatziert. Hinter mir in der Schlange hatte sich eine ältere Lady angestellt, die sichtlich not amused war, dass sie warten musste. Irgendwann fragte sie "Excuse me, wat does it mean: S I X T?" (sie nannte die Buchstaben einzeln). Ich versuchte ihr schonend beizubringen, dass das nicht die Hotelrezeption sei und sie bemühte sich sichtlich um einen würdevollen Abgang...

Wir bekamen einen Nissan Qashqai, also vielleicht sogar bischen mehr als der gebuchte VW T-Roc. Um 16:30 verließen wir die -2-Ebene unterm Hotel und verloren keine Zeit, um auf die Autobahn zu kommen. Dort eroierten wir, was so zu schaffen wäre. Um morgen mit dem Frühprogramm in den Highlands beginnen zu können, müsste man ja eigentlich schon noch bis Perth fahren. Ich fühlte mich fit. An der langen Fahrt sollte das nicht scheitern. Eher sah ich das Problem, da oben ein Hotel zu finden, in das man die ganze Nacht einchecken kann. Das Navi warf als Ankunftsprognose Mitternacht aus. Das ging ja noch. Yannick buchte direkt das Travellodge in Perth, wo zumindest nichts gestanden hatte, dass die Rezeptionszeiten limitiert wären.

Die Fahrt war natürlich lang. Aber wir kamen topp durch. Kleinere Stockungen gab es lediglich auf dem London Orbit und später in Birmingham. Aber das war bei der Ankunftszeit einberechnet gewesen. Ansonsten hielt sich die Prognose "around midnight" stabil. Wir hielten lediglich zweimal, einmal bei Birmingham zur Verproviantierung und einmal bei Carlisle zum tanken. Die verlorene Zeit machte man jeweils beim Fahren wett. Ab Carlisle war es dann auch stockfinster. Das war schon recht anstrengend. Dafür waren die Straßen leer - topp.

Ich kann jetzt gar nicht so viel erzählen, wie die Fahrt lang gewesen ist. Weiterhin pendelte das Navi zwischen "Ankunft morgen" und "Ankunft heute". Wir schafften es tatsächlich heute noch! Um 23:59 stellten wir das Auto auf den Parkplatz vom Travelodge Perth South. Gute Nacht!

Donnerstag, 20.04.2022

Hat jemand von "lange schlafen" gesprochen? Die letzten Gäste werden auch die ersten sein. Na ja, nicht ganz. Um 6 verließen wir jedenfalls das Hotel, wo uns der Wecker zuvor aus dem Tiefschlaf gerissen hatte. Zum Glück hatte ich einen Thermobecher mit, so dass es den Zimmerkaffee im Auto geben konnte. Gemütlich reisten wir unter einem herrlich klaren blauen Himmel in die Highlands und postierten uns bei Dalwhinnie, wo das Glen Truim herrlich in der Morgensonne lag. Auf den Nachtzug hatten wir bewusst verzichtet, da dessen Verfrühungen arg unkalkulierbar sind und wir uns ein Mindestmaß an Schlaf hatten gönnen wollen. Bei Dalwhinnie hatten wir ihn wider Erwarten auf seine Planzeit sogar eingeholt! Er war aber bereits vor einer Viertelstunde über alle Berge. Die beiden Güterzüge und der Azuma nach London klappten dann aber wie gewünscht. Wunderbar!


Bei unserer Ankunft hatten die Schatten noch die Übermacht. Ein 170 kommt von Inverness über das Glen Truim gerollt.


Der Tesco-Zug hat Dalwhinnie verlassen und rollt über die moorige Hochfläche des Glen Truim.


Die Güterzüge rollen im Blockabstand! Es folgt direkt der Colas-Zementzug. Das war es aber auch schon an Güterverkehr...


✈ Im Reigen der "großen Züge" folgt noch der LNER Azuma nach London. Für den Vorschuss nutzen wir die Drohnen,...


...und für den Nachschuss die normalen Kameras.

Danach hatten wir als nächstes die 10:40-Kreuzung in Kingussie auf dem Zettel. Wir überlegten sogar, ob wir angesichts von 4min Kreuzungsaufenthalt ein Bild von der einen Fußgängerbrücke bei der Einfahrt und eines von der anderen Brücke bei der Ausfahrt machen könnten. Nun, die schwere Entscheidung wurde uns abgenommen. Nun zeigte sich die Übermüdung. Ich hatte zu Yannick gesagt, dass ich den Weg nach Kingussie schon finden würde. Das Straßennetz ist ja nicht so komplex. Haha.

Wie wir da so auf der Schnellstraße vor uns hin und auf die Ausfahrt Kingussie zu fuhren, hatte sich in meinem müden Hirn irgendwie festgesetzt, dass wir gerade Newtonmore passiert hätten und dass der Wegweiser "Kingussie" sich wohl auf die bahnparallele Nebenstraße bezöge, die man auch nehmen könnte. Irgendwann meinte Yannick, dass Kingussie ja bald mal kommen müsste. Pause. Dass wir an Kingussie schon vorbei sind. Das war insofern schade, weil nun auf viele Meilen keine Wendemöglichkeit kam. Wir hatten auch noch einen Polizeiwagen vor uns, so dass wir nichts Unartiges machen durften, wenn es überhaupt eine Gelegenheit gegeben hätte.

Als wir eeeendlich gewendet hatten, war klar, dass uns die Entscheidung abgenommen worden war. Wir konnten nur noch die Ausfahrt des Zuges machen. Hinsichtlich des Gegenzuges konnten wir nur hoffen, dass der nicht ungünstig zu stehen kommt. Aber der parkte perfekt, so dass wir sogar eine fotogene Kreuzung bekamen. Planmäßig wäre der linke Zug ein "Inter7cities" gewesen, also ein Scotrail Kurz-HST. War hier vielleicht ganz gut, dass man heute auf einen 170 zurückgegriffen hatte.


In Kingussie klappt ein schönes Bild der Zugkreuzung zweier Class 170 Triebwagen. Der Bahnhof besitzt noch eine Signalbox, von der die Semaphores des Bahnhofs gestellt werden. Die Ausfahrsignale beider Richtungen zeigen Fahrt. Während der Zug nach Inverness schon rollt, steht beim Gegenzug der Zugbegleiter noch auf dem Bahnsteig.

Nun erstmal den Coop zwecks Verproviantierung aufgesucht. Und da hier sogar Internet-Empfang war, konnten wir auch direkt die nächste Unterkunft buchen. Danach ging es nochmal zum Glen Truim, wo nun das Licht für eine weitere schöne Perspektive gut stand.


Auch der nächste Südfahrer ist (nun wieder planmäßig) ein 170 - hier zwischen Newtonmore und Dalwhinnie.


Als Gegenzug kommt unser erster Scotrail Kurz-HST angerollt.

Danach kundschafteten wir in Dalwhinnie herum, wobei der Blick von der nördlichen Straßenbrücke definitiv ausschied. Aber für den nächsten Bummelzug fanden wir was Schönes im Bahnhof mit den Signalen.


Auch Dalwhinnie hat noch seine Signalbox und Formsignale. Ein gemischtes Doppel aus 170 und 158 rollt in den Bahnhof.

Nun ging es ein Stück zurück, nochmal Glen Truim. Dort war die Streckenneigung um die Mittagszeit am besten. Auch dort bezogen wir wieder einen Heidehügel. Neben einem HST sollte auch der Royal Scotsman vorbeischauen.


Der nächste HST gleitet durch das Glen Truim - gleich nördlich von Dalwhinnie.


Ein Zug aus Boat of Garten an der Strathspey Railway (in Aviemore abzweigende Museumsbahn) erregt natürlich Aufmerksamkeit im Fahrplan auf Realtimetrains (RTT). Es ist der von Belmont betriebene Luxuszug "Royal Scotsman", der nun von GBRf-Loks der Class 66 im passenden "maroon" Farbkleid gezogen wird. Nördlich von Dalwhinnie quert der Zug den River Truim.

Der nächste Programmpunkt lag wieder auf der anderen Seite von Dalwhinnie. Der bekannte Damm von der Südseite war auch noch eine dieser offenen Baustellen für mich. Schön, dass man die Stelle nun mal an so einem klaren Tag aufsuchen konnte. Es saß sich herrlich und das letzte Sandwich aus Kingussie wurde genüsslich verspeist. Eine Verspätung machte es dann noch spannend hinsichtlich Gegenzugschaden, aber das ging noch um 1min gut.


Nun ist der erste HST auf dem Rückweg und hat soeben den Bahnhof Dalwhinnie verlassen. Hier ist die Strecke zweigleisig, und der Gegenzug hat bereits Einfahrt nach Dalwhinnie.

Danach setzten wir unsere Siesta im Glen Truim fort, wo es nun der schöne Flussblick sein sollte. Ok, das Seitenlicht war vielleicht noch nicht auf dem Höhepunkt, aber wir waren uns nach je einem HST in beide Richtungen einig, dass wir es hätten.


Nun sind wir wieder bei Crubenmore, wo das Glen Truim enger wird. Entlang des River Truim blicken wir auf den nächsten HST von Inverness.


✈ Kurz hinter Dalwhinnie kommt dem Südfahrer dieser Nordfahrer entgegen, den wir bei Crubenmore aus der Luft mitnehmen.

Nun machten wir ein wenig den Bahnhof Dalwhinnie unsicher. Erst gab es den zurückkehrenden Tesco von der Bahnhofsbrücke (J), mit der Bahnhofsbrücke (Y) und nochmal aus der Luft in der Ausfahrt (J). Danach warteten wir einen 170 an den nördlichen Asigs mit der Destille im Hintergrund ab.


Den zurückkehrenden Tesco gibt es mal ganz simpel von der Bahnsteigbrücke im Bahnhof Dalwhinnie.


✈ Meine Zweitkamera habe ich ein Stück weiter in der Bahnhofsausfahrt postiert. Neben dem Halt zeigenden Einfahrsignal ist auch in der Ferne das Fahrt zeigende Ausfahrsignal zu sehen.


Ein dreiteiliger 170 hat genau die richtige Länge, um zwischen nördliches Esig und die Ausfahrsignale von Dalwhinnie zu passen. Aus Dalwhinnie kommt einer der bekannteren Single Malt Whiskies. Die Destillery gilt als die höchstgelegenste in den schottischen Highlands.

Als nächstes schauten wir uns am Balsporran Cottage um. Yannick blieb dort und lief hoch in die Berge, während ich mich dann doch lieber zugunsten der Abendperspektive am Damm von Dalwhinnie entschied. Dabei inspizierte ich noch den BÜ in der Südausfahrt, der jetzt hermetisch verrammelt ist. Es gibt zwar ein Fußgängertürchen, doch darf das nur genutzt werden, wenn man vorher den Fdl um Erlaubnis gefragt hat. Fehlte eigentlich nur, dass der Fdl das Törchen dann per Summer freigeben würde, aber so weit ging die Technik doch nicht.


Die HST haben eine gute Länge für die Außenkurve des Damms von Dalwhinnie.


Und beim Balsporran Cottage passte der HST auch gut in die Hügel.


Die Infrastruktur auf dem Drumochter Pass vollständig vereint: Hochspannungsleitung, die A9 und der LNER Azuma von London auf der Schiene.


✈ Und nochmal auf dem Damm vor Dalwhinnie.

Gemeinsam gab es dann noch den Colas Kesselwagenzug auf der Rückfahrt. Als Motiv musste mal wieder das Glen Truim herhalten. Da kam noch am längsten Licht hin.


Zu guter Letzt kommt auch der Colas Zementzug wieder zurück gefahren.

Das war das Finale des heutigen Tages. Nun ging es direkt in die Unterkunft nach Kingussie. Dort hatten wir uns im Columba House Hotel eingeloggt. Dann taten wir das, was wir uns mindestens seit gestern und natürlich heute verdient hatten: Auf zum Inder! Den in Aviemore beim Südesig kannte ich ja schon von vor langer Zeit, und das Essen war wunderbar. Weniger wunderbar war, dass die Tanke in Aviemore bereits geschlossen hatte. Das war blöde, da wir gerade morgen früh ein strammes Programm durchziehen wollten. Zurück im Hotel fielen wir bald ins Bett.

Freitag, 21.04.2023

Dass wir gestern nicht haben tanken können, war schon etwas doof. Denn wir hatten heute Morgen ein volles Programm. Um 6:20 verließen wir unsere Keminate. Der ehrgeizige Plan lautete, den Nachtzug an Wades Bridge zu machen und dann für den Azuma zum Culloden Viaduct zu fahren. Die beiden Züge kreuzen in Tomatin, so dass man dem Nachtzug ordentlich voraus fahren muss. Aber laut Google Maps sollte das bei planmäßigem Verkehren des Nachtzuges gerade so klappen. Da der Nachtzug aber meist im deutlichen Minusbereich unterwegs ist, kämen uns die Minusminuten noch zu Gute. Mehr als -15 durfte er aber auch nicht haben, denn sonst wäre die Sonne noch gar nicht da. Die Tankanzeige war beim Start noch einen Strich über Viertelvoll, an der Wades Bridge viertelvoll. Der Sleeper kam im idealen Zeitfenster mit -8.


Sercos Caledonian Sleeper rollt im allerersten Morgenlicht bei Wades Bridge auf Dalwhinnie zu. Dem Zug ist planmäßig eine GBRf class 66 und die eigene class 73 vorgespannt. In dem tarnfarbenen Outfit kommt der Zug fotografisch ziemlich unattraktiv daher. Gern erinnert man sich an die Zeit, als eine rotgelbe 67 vor den damals noch blauweißen Wagen hing.

Die Verfrühung flößte uns sogar den Gedanken ein, bei der Fahrt gen Norden in Aviemore durch den Ort zu fahren und zu tanken. An der Schnellstraße gibt es nämlich auf dem kompletten Weg von Perth bis Inverness keine einzige Tanke. Ich beobachtete das Verhalten der Restkilometer-Angabe. Die sank weniger als wir Meilen zurücklegten. Das sollte noch zu schaffen sein. Wäre ja blöd, wenn man wegen Tankens den Zug auf dem Viadukt verpassen würde. Wo nun alles so wunderschön passte und die Tankanzeige auch keine bösen Überraschungen von sich gab, "musste" sich ja der "Hauptfeind" der Eisenbahnfotografie zu Wort melden: Das Wetter! Daran hatten wir nach dem gestrigen Tag und der Vorhersage für heute in den Bergen nun gar nicht gedacht. Wir näherten uns unaufhaltsam der Küste, und hinter Moy sah man es: Hinter der folgenden Bergkette hing der Nebel drin! Dick, fett und schwer. Na super! Und wir mit unserem leeren Tank! Erfreulicherweise schafften wir es zu drehen und Tomatin vor den Zügen und sogar noch vor Aufploppen der Tank-Warnanzeige zu erreichen. Der Findhorn Viaduct war ja ein hübscher Ersatz.


In Tomatin ist Kreuzung. Langsam nähert sich von Süden der Caledonian Sleeper über den Findhorn Viaduct.


✈ Für den LNER Azuma nach London ist mal wieder die Drohne gestartet.

Tja, und nun? Wo ist die nächste Tankstelle? Wir hatten die Wahl zwischen Inverness und Carrbridge. Aber hoppla, einer der gestern als 170 gefahrenen Leistungen sollte heute als HST kommen! Und der käme auf dem Culloden Viaduct natürlich auch sehr hübsch. Also fiel die Entscheidung nicht schwer. Tanken in Inverness, vorher aber zum Culloden Viaduct. Die Warnleuchte war schließlich noch immer nicht an, so what? Die ging erst an, als wir auf der Nebenstraße zum Viadukt unterwegs waren. Der Nebel zeigte minimalste Auflösungserscheinungen, wobei hier die Betonung ganz klar auf "minimalste" lag. HST und der von hinten kommende Tesco hatten noch keine Chance. Der dem HST nach einer Stunde folgende 170 ging dann bei vollem Licht...


✈ Es ist nur ein kleiner 170, der über den 549m langen Culloden Viaduct gefahren kommt.

Und nun? Tanken? Tanken! Wir waren ja fast in Inverness, und so fuhren wir mal dort hin, auch wenn es nicht ganz auf dem Weg lag. Carrbridge war uns zu riskant, weil man da auf die eine Tanke angewiesen wäre. Nachdem das Auto sein Bäuerchen gemacht hatte, ging es aber wieder südwärts. Uns schwebten nochmal Variationen in Kingussie vor. Motive mit Formsignalen sind ja immer gut. Yannick nahm den HST von der Bahnsteigbrücke, ich mit Tele vom Bahnsteigende.


Ein HST nach Inverness wird von zwei Hochstativ-Fotografen bei der Einfahrt in den Bahnhof Kingussie aufgenommen, dann von mir,... (paar Drähte oben geext)


...und hält dann vor dem hübschen kleinen Empfangsgebäude an.

Wir fuhren weiter südwärts. Nein, nicht ins Glen Truim - das hatten wir gestern wirklich gesehen. Erst aber noch ne Schrecksekunde. Nach einem Pinkelstopp hinterm Ort auf der alten Landstraße nach Newtonmore fuhr ich los, wohl auch bis auf die linke Spur, zog dann aber wieder nach rechts rüber und blieb da. Und ich bemerkte den Fehler nichtmal. Zum Glück sprach mich Yannick bald an. Das ist mir in all den GB-Aufenthalten noch nie passiert (oder einmal bei der allerersten Tour?). Die Straße hier ist kurvig und wird nicht langsam befahren. Da haben wir einen Schutzengel gehabt, dass nichts entgegen kam. Werde ich jetzt alt und tüddelig?

Na ja, wir fuhren nun wie geplant auf der linken Straßenseite nach Dalnaspidal, wo wir das Auto unterhalb der A9 parkten, zu Fuß das Gleis querten (das Gatter des Privatüberwegs wurde durch eine Ampel gesichert!) und durch die Höfe den Weg auf der anderen Talseite gewannen. Auf einem der Höfe sprangen uns zwei Hunde entgegen, wollten offenbar spielen. Den einen Hund, der auf drei Beinen unheimlich schnell durch die Gegend flitzte, wurden wir gar nicht mehr los. Selbst an einem Schafsgatter mit Gitterrost auf dem Fahrweg blieb er nicht zurück. Plötzlich kam der Bauer hinter uns her gefahren und sammelte seinen Hund wieder ein. Wir konnten hier hinten paar Züge fotografieren und im Kraut sitzend unsere Wraps verspeisen. Lustig waren hier diverse Brückchen über Bäche für Mäuse oder ähnliche Kleintiere, die die Bauern hier angelegt hatten. Ob je eine Maus lebendig den Bach gequert hat, dürfte fraglich sein, denn in der Mitte waren Mäusefallen eingebaut. Anderswo fängt man Mäuse mit Käse, hier halt mit Bachquerungen...


Als erstes kommt bei Dalnaspidal ein 170 durch das Tal des River Garry gefahren.


Ein HST rollt südwärts durch das Tal. Dies ist ein Versuch, Leitung und A9 so gut es geht auszublenden. In dem Wäldchen links verbergen sich die Höfe von Dalnaspidal.


Und nochmal mit aller Infrastruktur in "voller Schönheit".


Einmal aus spitzerer Perspektive.


Und der Nachschuss.


Mäusebachbrückchen mit integrierter Falle.

Als wir es gesehen hatten und Yannick von seinem special Viewpoint durch den Fluss zurückgewatet war, ging es nochmal ein Stück zurück nach Kingussie, wo wir nun auch mal einen von Inverness einfahrenden Zug fotografieren wollten. Als wir vorm Bahnhof geparkt hatten, stieg gerade der Schalter-Angestellte in sein Auto, fragte uns aber noch freundlich, ob wir vielleicht was vom Schalter bräuchten. Wie wir später sahen, hatte er offenbar "leicht" vor Plan Feierabend gemacht. Paar Reisende verwirrten wir, weil wir auf Platform 2 standen. Sie erfragten an der Gegensprechanlage bei der Hotline, von welchem Gleis der Zug nach Glasgow denn führe. Nun ja, zur Not hätte es auch am Zugzielanzeiger drangestanden...


Ein HST von Inverness kommt in den Bahnhof Kingussie eingefahren. Das Ausfahrsignal nach Norden weist eine interessante Konstruktion auf, da sich der Hebemechanismus nicht direkt am Signalmast, sondern für bessere Sichtbarkeit etwas versetzt an einem kleinen Ausleger befindet.

Das abwechslungsreiche Programm führte uns nun wieder in die Wildnis. Wir fuhren zum Balsporran Cottage, von wo wir einen Fotohügel bestiegen. Mittlerweile waren leider ordentlich Quellwolken aufgekommen, die es nun ziemlich spannend machten. Dass der Güterzug dann plötzlich und viel früher als erwartet auftauchte, hatte einen großen Vorteil und einen kleinen Nachteil. Der Vorteil: Er ging noch in Sonne ab. Schade war nur, dass ich die Drohne noch nicht in Stellung gebracht hatte. Eigentlich wollte ich das Balsporran Cottage mit drauf nehmen. Nun war es halt nicht mit drauf.


Its Tesco-Time! Früher als erwartet taucht der Zug bei Balsporran auf - einige Kilometer hinter Dalwhinnie.


✈ Mit der Drohne konnte ich nur noch "blind" einen Eilstart machen und so weit vorfliegen, wie es ging. Dabei war ich viel zu hoch geflogen. Schade...

Als Abendprogramm hatten wir die markante Kastenbrücke über den Tay auf der Agenda - da ganz unten zwischen Pitlochry und Dunkeld & Birnam. Auf dem Weg dorthin nahmen wir noch einen HST bei Dalnacardoch mit. Wegen Bewuchs an der eigentlich hübschen Straßenbrücke ging der nur mit Drohne. Im weiteren Fahrverlauf mussten auch noch Mietwagen- und Landschaftsbilder gemacht werden. Es ist eine prächtige Landschaft mit schönen Laubbäumen dort unten im Tayvalley.


✈ Unweit der Überleitstelle Dalnacardoch begegnet uns ein HST nach Inverness auf seinem Anstieg in die Berge.

An der Bahnbrücke über den Tay war das alles dann doch irgendwie kompromissbehaftet oder ging schlechter als erwartet oder ich hab mich einfach nur zu dumm angestellt. Ok, das hatte ich nach Durchfahrt des Azuma geschrieben. Der nach einer Stunde folgende HST klappte aber schön, insofern war alles gut. Ich schaffte sogar Kamera- und Drohnenauslösung fast an der gleichen Stelle.


Unser Leihwagen auf der historischen Taybrücke Logierait.


Hübsche Landschaft am Ufer des River Tay.


Der LNER Azuma aus London kommt am ehemaligen Stationsgebäude von Dalguise vorüber...


✈ ... und legt sich nun in die Kurve zur Taybrücke.


✈ Nun hat er die markante Brücke gequert.


Als nächstes kommt ein HST von Inverness angefahren.


✈ Der gleichzeitige Nachschuss mit der Drohne hat zum Glück geklappt.

Nun war hier bei der Brücke auch Licht-Ende. Wir fuhren rüber nach Pitlochry, sondierten am Bahnhof die Lage, wo uns nagelneue LED-Lichtsignale anstrahlten, und fuhren nun zu einem Inder weiter oben im Ort zum Essen. Das war irgendwie kein so typischer Inder und das Angebot etwas eingeschränkt. Vielleicht hätten wir doch den am Bahnhof nehmen sollen?

Zum Glück ging das Essen recht schnell. Wir mussten nämlich noch bischen fahren. Da morgen die meisten Sonnenstunden an der Westküste orakelt wurden, hatten wir nun für zwei Nächte in Fort William gebucht. Die Fahrt ab Dalwhinnie über die kurvenreiche Straße war "interessant". Zum Glück konnte man fast durchgehend Fernlicht nutzen. Um 22:15 fuhren wir in Fort William vorm Hotel Bank Street Lodge vor, wo der Tag auch bald endete.

Samstag, 22.04.2023

Wieder tief und fest geschlafen. Wen wunderts? Immerhin mussten wir heute erst um 6:30 aufstehen. Die Wettervorhersage war für heute längst nicht mehr so eindeutig gut wie für die letzten beiden Tage. Aber mit der Westküste wäre man angeblich am besten bedient. Etwas südwärts hingen morgens dann auch schon ordentlich Wolkenbänke am Himmel. Wir waren uns nicht sicher, wie lange das heute gut gehen würde. Den ersten Zug von Mallaig gab es direkt vor Ort, auf der Brücke über den River Lochy. Wegen der hohen Brüstung nahmen wir die Drohnen.


✈ A new kid in town: Nachdem der Regionalverkehr auf der Westhighlandline seit über dreißig Jahren fest in der Hand der class 156 Triebwagen ist, hat es jetzt einige 153 (Einteiler) dazu gegeben, die zu Fahrradwagen umgerüstet und bunt beklebt worden sind. Ein solcher führt den Morgenzug aus Mallaig, der nun Fort William erreicht hat und dort den River Lochy quert.

Dann mussten wir erstmal zur Tanke, wobei das Tanken dabei zweitrangig war. Auf der gestrigen Fahrt hatte uns irgendwo mitten im finsteren Nirgendwo die Reifendruck-Warnanzeige angesprungen. Heute Morgen fehlten (wohl eher wegen der Kälte nach der nächtlichen Standzeit) weitere psi. Nachdem wir alles aufgepustet hatten und die Anzeige erloschen war, gab es noch zwei Meal Deals aus dem Coop, dann konnten wir uns auf die wunderschöne und leere Straße gen Mallaig setzen.

Einige Lochs später steuerten wir den schönen Aussichtshang bei Arisaig an. Der bekannte Ausblick hatte allerdings ziemlich unter wuchernden Birken gelitten. Das war aber vielleicht auch ganz gut so, animierte es uns doch, den Hang mal weiter zu schauen. Wir befanden uns auf völlig kahlen Hügeln, durch die zu stromern zwar durchaus anstrengend, aber doch einfach nur wunderschön war. Freiheit pur! Und es gab noch so einige Möglichkeiten zum Variieren. Auch der Verkehr auf der Schiene konnte zufrieden stellen: Es kam nicht nur der VT hin und zurück. Erfreulicherweise war das, was gestern noch als eher skeptisch beäugte Bedarfstrasse in Realtimetrains enthalten war, aktiviert worden: Der Royal Scotsman sollte uns hier beehren!


Klassiker: Der erste Bummelzug nach Mallaig wird hinter Arisaig mit dem Atlantik und der Insel Eigg fotografiert.


Der Nachschuss auf das 156-Doppel.


Nach ausgiebiger Erforschung der Hügel und der perspektivischen Möglichkeiten gab es die Rückfahrt des VTs in derselben Kurve wie eben den Nachschuss der Hinfahrt.


Man konnte den VT aber auch von ganz oben aus den Hügeln beobachten.


Da in Arisaig gekreuzt wurde, gab es den Royal Scotsman nur in unwesentlich anderer Perspektive. Im Hintergrund sind nun die Inseln Eigg und Rum zu sehen.

In 20min waren wir zum Auto zurück gestapft. Zum Glück waren die moorigen Hänge extrem trocken. Sonst wären diese Hänge nur mit Gummistiefeln begehbar. Nächster Haupt-Programmpunkt war der Glenfinnan Viaduct. Dieses Wahrzeichen der Strecke hatte ich bei meinem ersten Besuch hier zugunsten eines anderen Toppmotivs auslassen müssen. Unterwegs nahmen wir noch oberhalb von Locheilort den Wasserkocher mit, den Jacobite Steamtrain. Nach dem Marsch eben hatten wir allerdings keine Lust, wieder durch die Wildnis zu kraxeln, und ließen die Drohnen fliegen. Der Zug wurde für uns in dem Moment interessant, als wir die Nachschublok erkannten. Ich verzichtete sofort auf das Bild von vorn und flog rüber für den Nachschuss.


✈ Yannick war für die Dampflok im "Vorschuss"-Motiv geblieben. Der Jacobite Steamtrain am Loch Dubh zwischen Lochailort und Beasdale.


✈ Von mir gibt es den Nachschuss auf die 37 518 mit dem Loch Dubh.

Ok, und weiter! In Glenfinnan parkten wir auf dem Großparkplatz, berappten die 3,50£ für das Parkticket und liefen den von zahllosen Harry-Potter-Fans ausgetretenen Weg hoch zum Aussichtspunkt. Zum Glück hielt sich der Trubel noch in Grenzen. Da oben konnten wir uns richtig schön in die Sonne setzen, die zunächst noch ungehindert schien. Doch das Wetter sollte sich im Laufe des Nachmittags ändern, und erste Wolken standen bereits in Lauerstellung. Der Triebfix aus Glasgow machte es nun auch wieder extra spannend, da er 11min Verspätung mitbrachte. Aber er ging dann topp.


Der Glenfinnan Viaduct darf wohl als das "Wahrzeichen" der Strecke bezeichnet werden. Bekannt ist er aus den Harry Potter Filmen. Diesmal ist es aber nicht der Hogwartsexpress, sondern nur ein einzelner 156, der über das Bauwerk gerollt kommt.

Ein eisiger, vor allem aber heftiger Sturm war aufgekommen und toste das Tal herab. Einzelne Windstöße wollten einen regelrecht umhauen. Für die Kreuzung im nahen Bahnhof Glenfinnan nahm man sich mal wieder massig Zeit. Nach wohl zehn Minuten war das erste, was man durch den Sturm aus dem Einschnitt unter uns hörte, das helle "Mimimi", dieses markante Singen der Class 66, das mich auch in Deutschland gedanklich auf die Insel versetzt. Der königliche Schotte kam auf dem Viadukt wunderbar!


Im Bahnhof Glenfinnan kreuzte der Triebwagen mit dem zurückkehrenden Royal Scotsman, der sich nun langsam auf den Viadukt schiebt. Da er Lok "top and tail" hat, lässt er sich gut nachschießen.


Eigentlich ist das nur ein ziemlich hässlicher Betonviadukt, natürlich mit viel zu hoher Brüstung. Aus diesem Tal kam der Sturm gefegt...

Dass der Viadukt, quasi das Wahrzeichen der Strecke, so gut geklappt hatte, hat mich außerordentlich gefreut. Nun hatten wir etwas Zeit. Wir kundschafteten mal im Talabschnitt oberhalb von Glenfinnan und entdeckten für den Nachschuss auf den Steamtrain eine ganz nette Stelle. Da konnte man herrlich am plätschernden Bach sitzen und das Mittagssandwich verputzen. Wunderschön! Und irgendwie waren die Wolken sogar wieder weniger geworden. Wir hatten seeehr viel Zeit. Irgendwann war mir das Sitzen und Liegen im Gras aufgrund des heftigen Windes zu kalt geworden und ich begann, die kleinen Moorgewässer zu studieren, die hier so in den Fluss mündeten. Sollte ich vielleicht einen kleinen Staudamm bauen? Auf einmal hörte ich Yannick, der Stück weiter auf einem Felsen stand, laut irgendwas brüllen. Das konnte nur eines heißen. Paar Panthersätze zum Fotorucksack und zu meinem gewählten Standpunkt im Flussbett, und dann war das Bild auch schon im Kasten!


Beim Jacobite Steamtrain waren in Mallaig beide Loks ans jeweils andere Zugende gefahren worden, und so brauchten wir nicht den Tender voraus aus dem Licht kommenden Dampfer fotografieren, sondern konnten auf die gut ausgeleuchtete class 37 halten. Wir stehen oberhalb von Glenfinnan im Flüsschen Abhainn Shlatach.

Tja, wer rechnet schon mit 20min Verfrühung? Aber immerhin war unsere Hoffnung aufgegangen, dass die beide Loks umsetzen würden, dass die 37 also wieder hinten war. Ok. Nun standen wieder Triebwagen an. Und wir mussten uns die Karten legen, was wir mit denen anfangen. Yannick liebäugelte mit exakt den Motiven, die ich schon mit Frits und Horst am 09.05.2015 bestens umgesetzt hatte. Das wollte ich nicht unbedingt wiederholen. Aber ich setzte Yannick am Loch-Nan-Uamh-Viaduct ab und schaute erstmal Richtung Arisaig, ob da was ginge, kehrte dann aber um und schaute nun, ob man nicht irgendwie die kleine Kapelle oberhalb von Lochailort umsetzen könnte. Man konnte.


Als erstes kam der Nachmittagsbummelzug über den Loch-Nan-Uamh-Viaduct gerollt.


Im Vorüberfahren fällt einem dieses Kirchlein immer wieder auf. Über den tief eingeschnittenen Straßeneinschnitt lässt sich die inzwischen als Ferienhäuschen genutzte ehemalige Dorfkirche "Our Lady of the Braes" des einstigen Dorfes Polnish gut mit dem 156 abbilden.

Nun Yannick von seinem Viadukt zurück geholt und zum Einstieg in sein nächstes Motiv gefahren. Ich suchte mir entlang des Loch Eilt eine Drone only Stelle. Dort konnte ich schön abseits der Hauptstraße an einem Kiesstrand auf einem Stück Holz sitzen und den Ausblick genießen. Allerdings nicht lange, denn bald musste die Drohne rüber ans andere Seeufer. Das war so eine der Stellen, wo man sich fragt, was man macht, wenn die Drohne dort abstürzt oder notlandet oder sonstwas. Dort käme man bestenfalls mit Boot oder nach einstündiger Schienenwanderung hin. Na ja, die Batterie war voll, also Augen zu und durch. Und das klappte dann auch bestens.


✈ Am Ufer des Loch Eilt brummelt ein 156-Doppel westwärts. Dieser Punkt ist abgesehen von der Drohne nur mit dem Boot erreichbar.


✈ Und der Nachschuss.


Ein Stück weiter am Loch Eilt rollt das Doppel durch den Motivklassiker.

Nachdem ich Yannick wieder aufgegabelt hatte, fuhren wir nochmal hoch nach Arisaig. Da hatten wir heute morgen so einen schönen Ausblick für einen Fernschuss entdeckt. Dazu liefen wir nochmal den schönen Weg in die Hänge hoch. Der Ausblick war wunderbar. Groß in die Botanik laufen mussten wir zum Glück nicht. Yannick hatte dazu gerade gar keine Lust, weil er gerade eine Zecke nach der anderen auf seinen Unterschenkeln rumkriechen spürte.


Zwischen Morar und Arisaig kommt der Zug schon wieder aus Mallaig zurück. Hinterm Zug ist ein kleines Stück vom Loch Morar zu sehen.

Da wir den Zug so weit weg fotografiert hatten, waren wir schon wieder fast an der Bahnunterführung, als er oben drüber fuhr. Wir hatten überlegt, ob wir ihn wohl verfolgen könnten, denn dort, wo ich eben die Drohne hatte starten lassen, konnte man auch bodenständig was erledigen - das hatten wir schon 2015 versucht. Extra beeilen wollten wir uns nicht. Aber natürlich hatten wir jetzt wieder zwei mega Schleicher vor uns, die versuchten, die Kurven quasi im Stillstand zu nehmen. Da musste man schon überholen, um keinen Schreianfall zu bekommen. Die zugelassenen 60mph mussten wir beim Überholen jedenfalls nicht überschreiten... Besonders viel Vorsprung hatten wir am Ende nicht. Aber es reichte.


Im Gegenlicht nehmen wir das 156-Doppel nochmal am Loch Eilt - quasi dort, wo ich die Hinfahrt mit der Drohne gemacht hatte.


Ein Stück weiter dreht die Strecke so weit, dass die Zugseite sogar ausgeleuchtet ist.

Nun hatten uns die Schleicher wieder überholt, und an deren Tross angehängt ging es nun nach Fort William ins Hotel. Es herrschte ein phantastisches klares Abendlicht, aber Zugleistungen waren weit und breit nicht mehr zu erwarten. Im Hotel machten wir uns erstmal frisch, bevor es zu Fuß zum Essen ging. Wir konnten nur hoffen, an einem Samstag irgendwo Platz zu finden. Ein Inder sollte es übrigens nicht werden, obwohl wir ihn uns verdient gehabt hätten. Ein großartiger Fototag lag hinter uns. Schön, dass wir genau den sonnigen Keil getroffen haben, den es heute noch gab.

Essenstechnisch hatten wir wirklich das Problem, dass die einheimischen Restaurant alle um 20 Uhr dicht gemacht hatten (es war mittlerweile 20:04). Das Problem war aber insofern wieder kein Problem, da wir das Restaurant / Pub "The Grog and Gruel" fanden, wo man im Pub noch bis 21 Uhr Essen ordern konnte. In richtig authentischer Pub-Atmosphäre gab es nun ein Pastetengericht (J) bzw einen Burger (Y) und ordentlich Bier. Ich freute mich total über das Wildcat-Bier, dass ich seit einem Pub-Aufenthalt 2012 in Newtonmore gerne mal wieder hatte trinken wollen. Am Nachbartisch fielen Begriffe wie "Fright train" und "Class 56". Wir bekamen den Eindruck, dass es sich um die Lok- und Zugbesatzung aus dem Scotsman handelte.

Sonntag, 23.04.2023

Heute sollte das Wetter schlecht werden. Kaum Chance auf Sonne. Eigentlich hatten wir eine Zugfahrt nach Mallaig und zurück angedacht, doch hätte man die sonntags nur nachmittags durchführen können. So nutzten wir den Tag lieber zu einem entspannten Ortswechsel. In der neuen Woche würde das Wetter leider komplett unbeständiger werden. Größte Sonnenchance wäre wohl noch in Angus an der schottischen Ostküste. Na ja, gibt Schlimmeres, auch wenn man dort mittlerweile doch einige Male gewesen ist.

Wir schliefen aus und verluden die Koffer ins Auto. Das Hotel hatte kein Frühstück, aber wir hatten gestern in der Fußgängerzone das Café "The Old Deli" mit Werbung für Frühstück gesehen. Da bekamen wir auch sogleich Platz und konnten ein richtig tolles Full Scottish Breakfast genießen - mit Haggis und Black Pudding natürlich. Das war wunderbar. Endlich hatte man mal Zeit für sowas. Der Urlaub begann ;-)

Über altbekannte, aber immer wieder schöne Straßen ging es über Dalwhinnie ins Tal des Tay, wo wir ein kurzes Päuschen am Bahnhof Dunkeld & Birnam einlegten. Den müsste man unbedingt nochmal mit seinen Formsignalen dokumentieren, was sich aufgrund der Bewaldung wohl am besten bei spitzem Lichtstand machen lassen müsste. Hier verließen wir die A9 und umfuhren die Städte Perth und Dundee auf kleinen, allerliebsten Straßen durch wunderschöne, typisch britische Landschaft - so mit saftigen Wiesen, knorrigen Bäumen, Steinmauern und vielen Schafen mit ganz winzig kleinen Lämmern.

Bei Forfar erreichten wir die A90, die vierspurige Rennpiste nach Aberdeen. Hinter Laurencekirk gab es paar größere Lücken in der Wolkendecke. Wir hatten eh nichts Besseres zu tun und fuhren mal nach New Mill ab und stellten uns dort - in den Regen. Einfach mal schauen, was das Wetter noch so mit sich bringen würde.

Na ja, irgendwie war das nix. Wir fuhren mal die letzten Kilometer weiter zum Ziel Portlethen. Gebucht hatten wir den Pub "The Neuk Inn", der nicht direkt im Ort, sondern in der Siedlung Portlethen Village direkt an der Steilküste liegt. Unterwegs kauften wir noch bischen ein und tankten, dann ging es direkt zum Pub. Der machte einen sehr bodenständigen Eindruck und wir wurden von einem älteren Herrn in dicker Steppjacke empfangen, der perfekt zum Ambiente passte. Das Zimmer war topp sauber und super gemütlich und der Wirt sehr nett. In der Bude gab es erstmal paar Scones, die wir uns aus dem Supermarkt mitgebracht hatten.

Zwischen Scones und Abendessen unternahm ich noch einen kleinen Spaziergang runter zur Steilküste. Die Klippen waren wieder mal sehr eindrucksvoll. Vom Dorf ging es einen privaten Fahrweg abwärts zu einem einsamen funktionalen Haus auf den Klippen. Unterhalb dessen lagen in einer schluchtartigen Bucht Fischerboote, die über steile Schienen an Land gezogen worden waren. Von dem Haus aus ging es einen Fußpfad direkt auf den Klippen weiter. Dieser umrundete immer wieder weitere Bucht-Schluchten. Zwar hätte ich einen anderen Weg zurück laufen können, aber der Coast Path war so schön, dass ich ihn einfach wieder zurück gelaufen bin. An dem privaten Fahrweg stand nun jemand mit Schubkarre und pflegte offenbar die Böschung. Sehr skurril!


Kleiner Bootshafen an der Steilküste.

Das Angebot im Pub war nicht groß, aber wir hatten Appetit auf Fish and Chips, und das gab es (nur Mi-So!). Diesmal mit geräuchertem Fisch, was einen interessanten Geschmack ergab. Der Fisch schmeckte jedenfalls sehr gut. Schade war nur, dass es Majo statt Remouladensauce gab. Im Zimmer schauten wir anschließend noch den Tatort.

Montag, 24.04.2023

Das im Preis inkludierte Frühstück bestand lediglich aus paar abgepackten Croissants, eingeschweißtem Käse und paar Kellogs-Packungen mit Milch auf dem Zimmer, außerdem natürlich das übliche Kaffeekochset. Aber bei Wetter hätte man ja eh nicht die Zeit für großes Frühstück. Wenn Wetter ist... Schöne Überleitung! Die Wetterdienste waren sich gar nicht so einig. Wir mussten definitiv mit allem rechnen.

Morgens nach dem Wecker lief das dann so: Am Himmel waren blaue Anteile zu sehen, also aufstehen! Nach dem Anziehen und Frischmachen war nur noch Grau am Himmel. Wieder hinlegen? Och, hmmm, ja, nein. Ach, nein. Jetzt war man ja angeplünnt. Haustür auf, oh, großes Blau, und dahinten kommt mehr. Ins Motiv gefahren, ganz banal zum "Nachtzug-Blick", wo alle ihn machen, südlich Newtonhill von der Brücke. Da hab ich ihn auch schon, aber eine heute hier eingesetzte Class 73 wäre ja auch mal was Feines.

Aussteigen, Sonne schien, Wolken zogen doch etwas anders als erwartet, Sonne ging aus, und dahinter wurde es finster. Also so richtig finster. Das wurde schon mal gar nichts. Der Aufenthalt im Freien war extrem kalt und ungemütlich. Wir beobachteten noch die Vorbeifahrt des Sleepers und kehrten dann im Brewers Fayre in Portlethen auf ein ordentliches Scotish Breakfast vom Buffet ein. Das war dann vermutlich auch der Höhepunkt des Morgens.

Laut Wolkenfilm sollten ja durchaus paar Wolkenlöcher im Anmarsch sein, so dass wir mal langsam zu der Feldwegbrücke zwischen Newtonhill und Muchalls fuhren. Stück den Feldweg reinfahren, dann den herrlichen Fußpfad am Funkmast vorbei auf das Meer zulaufen. Immer wieder schön hier. Mit Sonne wäre es gar noch schöner. Aber tatsächlich waren nun wieder paar blaue Flächen im Anmarsch. Wir ließen, wenn es blau wurde und halbwegs mit Zügen zu rechnen war, die Drohnen steigen. Und man kann jetzt nicht unbedingt sagen, dass gar nichts gegangen wäre.

Aber es ging nicht viel. Immerhin waren die HSTs auf dieser Strecke zu einer ziemlichen Massenware geworden. Am Ende hatte Yannick drei HSTs am geplanten Motiv in Sonne bekommen, und ich nur 200m entfernt jeweils nicht. Es ist ja nicht so, dass ich das Yannick nicht gegönnt hätte, aber mein Gerechtigkeitsempfinden sagte mir gerade wieder: Schrei es raus, kotz ab, so laut du kannst! Ich tat es natürlich nicht. Man muss sich von seinem Gerechtigkeitsempfinden ja nicht alles vorschreiben lassen, und was hätten die immer mal wieder vorüber kommenden Hundegassidamen aus der nahen Neubausiedlung von mir denken sollen?


✈ Auf Yannicks Bild sieht man schon das Elend auf die Brücke zuziehen, auf die ich es abgesehen hatte.


✈ Tatsächlich trafen sich der HST und der Schatten der Wolkenfluse genau am Viadukt. Aber man muss sich ja nicht alles gefallen lassen. Mit Drehen an paar Reglern zog sich der Schatten in den Hintergrund des Muchalls Viaduct zurück.

Irgendwann war das Blau komplett ausgegangen, Colas und der Azuma ohne Sonne vorüber gekommen. Und bei mir hat immerhin ein 158 wie geplant geklappt. Sind ja auch schöne Triebwagen... Und so lang... Sorry für die Ironie.


✈ 158er sind ja auch schöne Triebwagen... Immerhin passt er gut auf den Muchalls Viaduct. Die 158er pendeln hier als Nahverkehr rund um Aberdeen, so zwischen Montrose und Inverurie.

Wir fuhren erstmal in die Pension zurück - allein schon, um Drohnenakkus zu laden. Fliegen bei dem Sturm frisst ganz schön Akkuleistung. Nach dem Schlabbern von einem Tässchen Erdbeermilch vermeldete Yannick bald, dass sich laut Wolkenfilm eine gewisse Sonnenchance nähern könnte. Wir fuhren erneut nach Muchalls. Für einen Güterzug ließen wir nochmal die Drohnen starten. Für einen HST auch. Danach stand es bezüglich HSTs 4:0 für Yannick. Der Zug war halt bei Wolke vorbei gekommen und ich bin lieber schon mal an Land geflogen. Yannick hat hingegen mit der Drohne dem Zug nochmal hinterher geblickt, und da war plötzlich Sonne... Wenigstens hatte der Güterzug in einem kurzen sonnigen Intermezzo bei uns beiden topp geklappt. Das war doch was!


✈ Ein zweiter Colas-Güterzug taucht auf und rollt sogar bei Sonne über den Muchalls Viaduct, während das Meer am brodeln ist.


✈ Das 4:0 für Yannick.

Nun ging es rum nach Muchalls Mill, wo der bekannte Weg auf die Aussichtsklippe verrammelt war. Man kam aber in einem südlichen Bogen um das verrammelte Gelände herum. Hier ist die Steilküste irgendwie besonders eindrucksvoll. Die Drohnen ließen wir aufgrund des Sturms nun lieber mal in der Tasche. Dass man mal ne Windwarnung ignoriert, ist bei den Drohnen ja normal und auch nie ein Problem. Aber bei den beiden Flügen eben war es schon sehr krass, wie extrem gekippt die Drohnen zurück geflogen kamen. Keine Ahnung, wieviel Neigung der Drohnenkörper ab kann. Es waren sicher schon 45° gewesen. Hier von der Klippe klappte immerhin ein Azuma richtig gut, während vorn das Meer am Brodeln war.


Ein Azuma wird von unserer Klippe bodenständig beobachtet.


Einfach mal paar Blicke in die heftige Brandung...


...an der Steilküste bei Muchalls.

Danach zog es sich wieder zu. Nachdem wir auf der Klippe schon einen kleinen Hagelschauer über uns ergehen lassen haben, flüchteten wir vor dem nächsten ins Auto zurück. Nun ging es erstmal nach Stonehaven. Eigentlich wollten wir uns nur ein Fischbrötchen mitnehmen, doch dann wurde es doch ein weiteres Fish&Chips aus einer darauf spezialisierten Fischbratküche. Das Futter nahmen wir mit nach Carmont, wo man sich schön an den Rand stellen und futtern konnte. Anfangs wurden wir von der Sonne auch "gut" in Ruhe gelassen. Später gab es einzelne, mühsame kleine Aufrisse. Nachdem zunächst nur zwei 158 klappten, ging dann tatsächlich auch ein HST bei Sonne. Bei uns beiden! Super!


158er sind ja auch schöne Fahrzeuge... Erstmal klappt nur diese Baureihe in Sonne.


Dann kommt doch noch ein sonnenverwöhnter HST bei New Mills und der Überleitstelle Carmont um die Ecke.


Lange wird er nicht sonnenverwöhnt bleiben, denn die Hagelschauer sind nah.

Nun fuhren wir erstmal kurz in unseren Gasthof, um die geladenen Akkus an Bord zu holen, und dann ging es gemäß dem in dieser Gegend typischen Abendkonzept an die Gerade beim Muchalls Mill Viaduct. Die Sonnenanteile waren nun immerhin von gefühlten 2% auf etwa 10% gestiegen. Wenn das mal keine rosigen Aussichten waren? Und bischen was ging - teils vor spektakulärer Wolkenkulisse. Bloß bei der Drohne - da habe ich immer noch Riesenangst vor der Auslöseverzögerung. Dabei ist die bei der Mavic 3 classic eigentlich kaum noch vorhanden. Jedenfalls habe ich paarmal irre früh ausgelöst. Aber dank einiger längerer Sonnenphasen (also "lang" im Verhältnis zum heutigen Tag) gelangen die wichtigsten Einstellungen.


Direkt nach Verlassen des Autos werden wir von einem 158 begrüßt.


✈ Der nächste Hagelschauer rückte unaufhaltsam näher. Ein Scotrail-HST schafft es aber gerade noch vorher durchzurutschen. Wir sehen ihn auf dem Muchalls Mill Viaduct...


...und etwas dahinter.


Nach Durchzug des Schauers bekommt der nächste HST bereits wieder Licht - zumindest etwas entfernt.


✈ Die gleiche Szene nochmal von vorn mit dem Muchalls Mill Viaduct.


Die früher so allgegenwärtigen Turbostars (class 170) sind selten geworden an der Ostküste. So zeigt man einen der wenigen auch gern vor dem Hintergrund der Nordsee.


✈ Für den nächsten HST gibt es die Halbinsel, von der wir mittags den Azuma gemacht hatten, als Hintergrund.


Auch dieser HST soll nochmal mit dem schönen bodenständigen Nordseeblick verewigt werden.

Danach topften wir uns um in den Ort Muchalls, wo wir zunächst von einer Brücke und später seitlicher etwas machen wollten. Doch nach dem Aufbäumen eben hatte das Wetter nun fertig. Wir warteten noch arg lange auf eine vermeintliche blaue Fläche, die vermeintlich auf die Sonne zu zog, die bald aber nur noch ein vermeintlicher Spalt in der Bewölkung war und dann ganz verschwand, was unseren Aufenthalt in der immer durchdringenderen Kälte vermeidlich machte. Es ging auf 7 zu, und wir erkannten, dass das eigentlich eine sehr schöne Zeit wäre, uns dem Inder in Stonehaven zuzuführen. Den Inder hatten wir uns heute definitiv verdient - schon allein durch das Ausharren in der Kälte.

Wir landeten im Nawabi Voj, einem im ersten Stock gelegenen Restaurant. Das Personal war sehr nett und aufmerksam, das Essen hervorragend. Klare Empfehlung! Spannend war auch der Blick aus dem Fenster. Gegenüber lag die örtliche Filiale von Indigo Sun, einem Sonnenstudio. Das war definitiv das einzige Geschäft, das an diesem saukalten Abend noch für Leben auf der Straße sorgte. Alle Menschen, die unten auf dem Gehweg anspaziert kamen, gingen ins Indigo Sun. Etwa 50% der Leute kam doch glatt in kurzer Hose und T-Shirt angelaufen, während wir draußen fast vor Kälte umgekommen waren.


Abendliche Brandung am Strand von Stonehaven.

Nach dem Essen musste allerdings noch ein kleiner Blick auf die Brandung sein, bevor wir zähneklappernd ins Auto stiegen. In unserem Zimmer drehten wir erstmal die Heizung an. Und wir mussten uns die Karten für die nächsten Tage legen. Das war gar nicht so einfach, da die Wetterdienste sich gegenseitig widersprachen. Eines schien sich heraus zu kristallisieren: England würde komplettes Grottenwetter haben. Für Schottland sah die Vorhersage auf niedrigstem Niveau nicht ganz so hoffnungslos aus. Am besten wäre Thurso, aber da noch ganz hoch zu fahren, erschien uns nicht so attraktiv, zumal man dort wohl auch nicht den puren Sonnenschein zu erwarten hätte. Aber ein großer Ritt südwärts musste auch nicht gerade sein...

Dienstag, 25.04.2023

Der frühe Blick aus dem Fenster zeigte praktisch nur blauen Himmel. Bis wir durchs Bad durch waren. Dann nicht mehr. Wir hatten den Wecker früh gestellt, zusammengepackt und fuhren einfach mal los zur Nachtzug-Brücke. Dort war auch erst Sonne, die vielleicht sogar gereicht hätte, wenn der Sleeper seine -5 behalten hätte. Aber in Stonehaven hatte er sich auf die Planzeit zurückfallen lassen, und das war dann wolkentechnisch doof.


Aber 158 sind ja auch schön. Ein solcher kann immerhin am "Nachtzugblick" nördlich von Newtonhill gezeigt werden.

Da es südwärts ziemlich wolkenlos aussah, verzichteten wir auf das große Frühstück und fuhren in die Richtung. Als erstes wollten wir Inverkeilor machen, doch Yannick sah rechtzeitig, dass wir dort erstmal über eine halbe Stunde Zugpause hätten. Gleichzeitig lachte uns die Brücke über den River North Usk zwischen Marykirk und Craigo als Drohnenmotiv an. Hier sollte auch direkt einiges kommen - eigentlich sogar mehr, als wir brauchten.


✈ Jetzt kamen sie alle auf einmal... Ein Scotrail HST quert den River North Usk zwischen dem Dorf Marykirk und der Betriebsstelle Craigo.


✈ Der nächste HST durfte bereits aus der Brücke rausfahren...


✈ ...und sich mit der hübschen Straßenbrücke zeigen.


✈ Für den ersten LNER Azuma nach London zogen bereits wieder erste Störungen durchs Bild. Bei mir natürlich; Yannick hatte noch volle Sonne...


✈ ...am Ausfahrsignal der Betriebsstelle Craigo.

Dann wurde es Zeit für Inverkeilor. Der Aussichtspunkt für Signalbox und Formsignale passte noch, die nun wieder stärker aufploppenden Wolken ließen uns auch in Ruhe. Und trotz relativ gleichzeitiger Fahrten in beide Richtungen klappte es sogar, dass das Signal der Gegenrichtung nicht gezogen war. Beim ersten HST war der Gegenzug bereits durch und das Signal zurück gelegt worden, bei zweiten war es noch nicht gezogen.


Auch in Inverkeilor wurden wir innerhalb kürzerer Zeit von zwei HSTs bedient. Der Gleiswechsel ist bereits seiner Herzstücke beraubt.


Und nochmal etwas spitzer.

Nun war mir noch die Einfahrt von Arbroath eingefallen, die man von einer Straßenbrücke gut einsehen konnte. Leider war ein Baum an der Brücke ziemlich hoch gewuchert, aber spitz stehend konnte man gut was machen. Es kam sogar einer der hier aussetzenden Bummelzüge in das Wendegleis gefahren. Der Führerstandswechsel dauerte zwei Minuten, dann ging es zurück an den Bahnsteig.


Ein 170 rollt von Norden in den Bahnhof Arbroath ein.


Der 158 war als Bummelzug aus Richtung Dundee angekommen, hatte in das Nebengleis ausgesetzt und fährt nun wieder an den Bahnsteig zurück, während ein Zug Richtung Aberdeen bereits Ausfahrt hat.


Einen HST von Aberdeen nehmen wir hier auch noch mit.

Wir hatten auf dem Parkplatz vom Morrisons geparkt und besorgten uns dort etwas Frühstück, wobei ich mir mal verschiedene warme Pies mitnahm. Und wo kann man die herrlich entspannt frühstücken? Na klar - an der Küste bei Boddin, einem meiner ultimativen Lieblingspunkte hier oben. Leider hatte die Bewölkung massiv zugenommen, so dass wir uns nicht mehr viel erwarteten. Aber futtern konnte man dort gut, während das Meer vor einem lag...

Als irgendwie gar nichts an Aufhellungen mehr erfolgversprechend aussah und wir keine Lust mehr auf das Abwarten irgendwelcher 2%-Chancen hatten, streiften wir ein wenig an der Küste durch den dort befindlichen Lime Killn und dann den Wanderpfad entlang zum Elephant Rock und zu dem dort befindlichen kleinen Friedhof. Zum Glück hatten wir die Fotorucksäcke mitgenommen, denn dort kam tatsächlich mal erst eine kleinere und dann eine größere Auflockerung vorüber. Die konnten wir auch direkt mal für zwei Drohnenfotos nutzen.


✈ Direkt an der Steilküste liegt dieser kleine, offenbar zum Boddiner Bauernhof gehörige Friedhof, der teilweise auch noch gepflegt wird. Ein HST gleitet über der Szene entlang.


✈ Ein Stück zurück kann man auch noch den Elephant Rock mit ins Bild integrieren. Leider war gerade Niedrigwasser; sonst wäre die Bucht mit Wasser gefüllt.


Von unten sieht man vielleicht etwas besser, warum der Felsen "Elephant Rock" heißt...


Blick über die Bucht von Boddin und die Halbinsel mit dem Lime Killn (Kalkofen).

Nun war 14 Uhr durch. Bei Ankunft hier in Boddin hatten wir uns die Karten für die kommenden Tage gelegt. Der Süden schied nach wie vor aus, Thurso sah auch nach nichts mehr aus, das die lange Fahrt dort hoch (und vor allem die endlose Rückfahrt) vertreten würde. Dundee wäre etwas zentraler und ließe viele Richtungen offen, sollte aber auch null Sonne sehen. Hier oben hingegen sollte immerhin morgens mit Licht zu rechnen sein. Deshalb hatten wir uns für zwei weitere Nächte im Neuk Pub zu Portlethen Village eingeloggt.

Für die Fahrt "zurück" nach Portlethen wählten wir heute mal nicht den Bahn parallelen Weg, sondern nach einem Einkauf bei Tesco in Montrose die A92 über Inverbervie und immer schön an der Küste entlang. Die Sonne kam jetzt häufiger mal durch und beleuchtete die mit blühendem Ginster bestandene Hügellandschaft vor dunklen Schauerwolken. Ganz ohne Bahnrelikte ging es dann auch nicht. Wir fuhren parallel zur abgebauten Stichstrecke von Montrose nach Inverbervie, deren Steinbogenviadukt über den River North Esk ein tolles Motiv gewesen wäre, zumal auch unsere parallele Straßenbrücke ein Prachtstück war.

Um 16 Uhr waren wir zurück im Neuk Inn, erhielten aber ein anderes Zimmer im Wohngebäude des Betreiberehepaares. Unsere Keminate lag im ersten Stock und bot einen tollen Ausblick in Richtung Küste. Das Schlafsofa musste ich allerdings erstmal zusammenbauen, nachdem ich mich aufs Fußende setzen wollte und bös eingebrochen war. Da hatte irgendein Schlauberger die Latten nicht mit den vorgesehenen Taschen am Bettgestell befestigt. Auf den Schrecken gab es nach der Reparatur erstmal Scones und Tee. Irgendwie hatten die Wolken jetzt wieder zugenommen, so dass wir gar nicht sooo motiviert waren, nochmal raus zu fahren.

Aber den ganzen Abend in der Bude zu hocken war jetzt auch nicht so die Alternative. Als es von Norden doch mal wieder etwas blauer wurde, fuhren wir nach Muchalls. Der Blick von der Brücke mit all dem Ginster war schon nett. Aber erstens war auf der Schiene gerade nix los und viel gravierender war, dass im Norden bald 90% blauer Himmel herrschte, dass wir davon aber genau gar nichts abbekamen. Ein Wechsel nordwärts in die weiten Ginsterflächen zwischen Newtonhill und Portlethen brachte auch keine Besserung. Wenn bei uns mal eine blaue Fläche in Richtung Sonne zog, schloss sie sich grundsätzlich rechtzeitig. Wie gestern schauten wir uns das nicht mehr all zu lange an...


Unser kleiner Landgastof ohne jeden Schnickschnack, aber seeehr nett: The Neuk Inn zu Portlethen Village.

Die Abendessenfrage war auch etwas zermürbend. Yannick wollte maximal jeden zweiten Tag zum Inder. Wenn die Alternative gute einheimische Küche ist, bin ich auch voll und ganz dabei. Aber wo bekommt man gute einheimische Küche? Yannick wollte der Einfachheit halber in unserem Pub essen. Da standen dann Gerichte wie Lasagne, Chili con carne oder Tikka Masala auf dem Programm. Hmmm, das wäre jetzt aber nicht so das Erwartete.

Eigentlich hatte ich keine Lust, noch ganz nach Aberdeen reinzufahren, aber dort in einen "richtigen" Pub zu gehen, erschien mir dann doch noch die bessere Alternative. Nun ja, also rein in die Großstadt. Die Straßen waren ja jetzt schön leer. Ich durfte lernen, dass wenn die Ampel bei der Einfahrt in den Kreisverkehr grün ist, dennoch vorfahrtberechtigte Autos im Kreisverkehr angefahren kommen. Jedenfalls, wenn die Einfahrampel eine reine Fußgängerampel ist. Das weiß der Einheimische. Und ich war gerade beim Fahrsicherheitstraining. Dort habe ich gelernt, dass man das Bremspedal auch mal ganz durchtreten können muss. Dies war jetzt ein schöner praktischer Anwendungsfall.

Der Pub "Prince of Wales" war dann tatsächlich ein typischer Pub, wie man ihn sich vorstellt. Groß "einheimische" Kost gab es eher nicht so viel, sondern halt die typische "Kneipenkost". Mein Flat Iron Steak war bestenfalls lauwarm und die Witz-Portion dazu geeignet, dass ich mich bereits jetzt auf das eingeschweißte Käsesortiment im Kühlschrank unseres Zimmers in Portlethen freute. Yannick war mit seinem Pie-Gericht zufriedener; das sah auch alles besser und reichlicher aus. Zurück in der Unterkunft nahm ich mir tatsächlich noch das Käseschälchen vor. Dazu gab es noch ein frisch gezapftes Ale aus unserem Pub unten. Vielleicht wäre ein Chili con carne hier vor Ort doch die bessere Alternative gewesen...


In der Unterkunft wartete zum Glück die Käseplatte im Kühlschrank...

Mittwoch, 26.04.2023

Beim Weckerklingeln zum Nachtzug konnte der Himmel sich seinen Schabernack wieder nicht verkneifen. Der Gasthof lag im schönsten, goldenen Morgenlicht. Der Blick aus dem Fenster südwärts zeigte aber einen nahezu komplett bewölkten Himmel mit nur kleinen Rissen. Zu kleinen Rissen. Ich beschloss, uns nicht aus der Ruhe zu bringen und legte mich nochmal hin. Das dürfte auch definitiv die richtige Entscheidung gewesen sein, denn bald verschwand auch bei uns das Licht und die Bewölkung wurde immer dichter.

Der heutige Plan sah eine kleine Zugrunde vor. Wir wollten den zweiten Azuma nach Edinburgh nehmen. Da wir beide Edinburgh schon kannten, Glasgow aber nicht, soll es direkt nach Glasgow weitergehen und von dort mit einem Scotrail HST zurück. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich die inzwischen viel fotografierte Strecke zwischen Ladybank und Aberdeen noch nie gefahren bin. Ab heute fehlt mir nur noch das Stück Aberdeen - Stonehaven (Inverness - Aberdeen bin ich bei meiner allerersten GB-Tour 1991 gefahren). Denn wir hatten natürlich keine Lust, mit dem Auto in die Großstadt zu fahren. In Stonehaven sorgte ein laut trötend durchkachelnder HST für den Aha-Effekt, dass da gar nicht alle Züge halten. Erstmal schnell nachgeschaut, ob der für die Rückfahrt geplante Zug dort hält, was zum Glück der Fall war.

LNER 1E15: Stonehaven 10:11 - Haymarket 12:19-2

Die erste Klasse des Azuma war gut ausreserviert. Lediglich in der allerersten Sitzgruppe des Zuges leuchtete die Reservierungsanzeige grün. Das reichte. Wirklich voll war der Zug nicht; die meisten Reservierungen waren ab Arbroath und Leucars. Zum Frühstück gab es Bacon Roll (J) oder eine Waffel (Y) kredenzt, außerdem natürlich Kekse und jede Menge Tee.

Etwas hart war die Fahrt in der Tay Region, wo die Bewölkung großflächig aufgerissen war und wir wohl von Arbroath bis Leucars durchgehend in Sonne fuhren. Die Fahrt über die lange Taybridge war schon sehr faszinierend. Die über die Forthbridge natürlich auch, aber die war ja nicht neu.

Scotrail 1R55: Haymarket 12:21 - Glasgow Queen Street 13:08

Diese RE-ähnliche Verbindung bestand aus zwei 385ern und hatte auch erste Klasse. Die kachelten mit uns gut durch die Gegend, und bei 160 km/h war das schon ein sehr unruhiges Fahren.

In Glasgow angekommen machten wir uns erstmal über die Subway her, eine bessere Parkeisenbahn, bloß unterirdisch. Stehen kann ich in den Zügen nur in der Mitte - aber auch dort nicht aufrecht. Lustig sind auch die Stationen im alten Stil, deren Mittelbahnsteige von den Ausmaßen her an die Abfahrtstation der Höhleneisenbahn von Postojna erinnern. Es gibt nur eine Ringlinie mit den "Richtungen" inner and outer. Also das innere Gleis gegen den Uhrzeigersinn ist "inner" und die Züge mit dem Uhrzeigersinn heißen "outer".

Zunächst fuhren wir zur Station West Street. Die ist von Fotos ziemlich bekannt - einerseits wegen der Kurve, andererseits weil hier wohl eher selten Reisende im Bild stehen. Es war dann auch etwas gespenstisch hier. Wenn mal kein Zug zu hören war, hörte man irgendwo Wasser tropfen. Einmal waren im Gang hinterm Treppenaufgang plötzlich Schritte zu hören! Sie kamen näher und näher, wurden lauter und lauter. Erst als die Schritte bereits laut durch die Station hallten, kam er um die Ecke. Ein Fahrgast!

Diese Stille herrschte aber nur, wenn kein Zug zu hören war. Das war eher selten, denn die Gleise bildeten einen derartig guten Resonanzkörper, dass die Züge zwei Stationen weit zu hören waren. Wenn sie sich dann wirklich unserer Station näherten, dann mit Pauken und Trompeten. Der Sturm wurde immer stärker, der singende Ton des Fahrgeräusches entwickelte eine dramatische Lautstärke, die anschwoll, bis der in die Station hereinbrechende Zug dem Spuk ein Ende bereitete.


Strathclyde Partnership for Transport (SPT) betreibt die Glasgow Subway. Wie hier an der Station West Street fassen die Stationen nur drei Wagen.

Die Fahrer grüßten alle nett und hupten zum Gruß. Schön, dass wir noch die alten Züge erleben konnten. Die neuen sollen wohl schon im Stall stehen. Mit denen will man iiiirgendwann mal führerlos fahren, doch bis die Stationen alle umgebaut sind, dürfte noch einiges Wasser den River Clyde hinunter fließen. Wobei die "Fahrer" wohl bereits heute nur Abfertiger sind; alles andere geht auch jetzt schon von allein. In Hillhead stiegen wir aus und schauten mal an die Oberfläche. Wir fanden ein schönes, lebendiges Stadtteilzentrum vor. Entgegen aller guten Absichten genehmigten wir uns ein Fish&Chips bei Simeone's. Das war auch ausgezeichnet, vielleicht bis auf das Cole Slaw, das praktisch nur aus Majo bestand. Die Byres Road war ansonsten voll von Läden mit internationalen Köstlichkeiten.

Dass wir uns zum Futtern reingesetzt hatten, warf unsere knapp kalkulierte Zeitplanung ziemlich durcheinander. Wir beschlossen, statt 15:39 erst um 17:41 zurück zu fahren. Zunächst wollten wir mal den Ring zuende befahren und bestiegen den nächsten Outer. An zwei Stationen unterbrachen wir die Fahrt nochmal, um noch paar Fotos zu machen. Die Stationen waren belebter, so dass nicht immer alles gelang. Andererseits zeigen aber gerade die Personen auf den Bahnsteigen sehr schön die Größenverhältnisse auf.


Besonders niedrig ist die Station St George's Cross.


Zugbegegnung in Cowcaddens. Viel voller darf der Bahnsteig nicht sein...


Nach Beginn eines dichteren Taktes bekamen wir Cowcaddens wider Erwarten nochmal ohne Fahrgäste hin.

Zurück an der Queen Street Station bzw Metro Station Buchanan Street verließen wir die Metro und drehten eine kleine Runde durch die Innenstadt. In Glasgow muss jedenfalls niemand Hunger oder Durst leiden. Die Menge der verlockend aussehenden Pubs und Restaurants war schon toll. Es ging bis zum River Clyde und mit Schlenker über die Central Station wieder zurück. Es war warm geworden! Auf dem George Square setzten wir uns auf eine Bank und ließen die Tauben im Tiefflug über uns rüber fliegen. Kein angenehmes Gefühl, wenn ein Riesenschwarm auf Tuchfühlung über die Köpfe flattert! Unser Fazit zu Glasgow: Eine sympatische Stadt ohne besondere Höhepunkte. Vielleicht haben wir die Höhepunkte auch nicht entdeckt? Da Yannick zu allem die Infos aus dem Internet fischt, können wir aber schon davon ausgehen, nichts Geniales verpasst zu haben.


Ohne Worte.


In der Argyll Arcade hat Glasgow alles vereinigt, was so richtig schön teuer ist. Ein Schmuck- und Uhrengeschäft reiht sich ans nächste. An den Eingängen standen livrierte Wächter.


Kunst...

Als es langsam Zeit wurde einzusteigen, nahmen wir mal im einzigen bereitstehenden HST Platz, auch wenn das Gleis noch nicht bekannt gegeben worden war. So konnten wir uns gute Plätze sichern. Es war dann auch tatsächlich nicht der Zug in die Abstellung, sondern:

Scotrail 1A53: Glasgow Queen Street 17:41 - Stonehaven 20:10

Wir hatten schönen Platz. Der Zug war auch nicht so voll. Einen 1.Kl-Service gab es aber leider nicht. Das war vielleicht auch ganz gut so, wollten wir doch in Stonehaven noch zum Inder... Etwas erstaunt war ich ja über die Inneneinrichtung des "modernisierten" HST. Die Inneneinrichtung ist ja kein Stück modernisiert! Selbst die Reservierungszettel werden noch gesteckt. Einzig neu scheinen die Außentüren zu sein, wo man die Knalltüren durch Taschentüren ersetzt hat.

Der Tag fand seinen wunderbaren Abschluss im Nawabi Voj. Gut, dass es im HST eben nichts zu futtern gegeben hatte. Im Nawabi Voj war nämlich ein Buffet aufgebaut. Zwar bin ich ja immer etwas skeptisch, wenn das Zeug da in einem schwach besuchten Restaurant stundenlang vor sich hin schmurgelt, aber mir fiel auf der Karte außer dem tollen Gericht vom letzten Mal nichts groß ins Auge, so dass ich mich ans Buffet wagte. Und auch das Buffet war 1A! Endlich konnte ich auch mal bischen Chicken Korma essen, was mir sonst zu bestellen immer etwas peinlich ist ;-) (Dies ist eine Anspielung auf den Besuch beim Inder in Leicester am 29.06.2012). Ein hervorragendes Lammgericht mit Zwiebeln war auch dabei, und man konnte sich auch speziell angemachte Kartoffeln statt Reis nehmen. Um 22 Uhr waren wir zurück im Gasthof.

Donnerstag, 27.04.2023

Heute wollten wir die Kurve kratzen und wahrscheinlich auch Schottland verlassen. Die Aufgabenstellung lautete, eine Region zu finden, in der man am Freitag die brauchbarste Anzahl Sonnenstunden zusammen bekäme. Schwierige Sache. Die Wettervorhersage änderte auch dauernd ihre Meinung. Heute Morgen schien es aber einhellig und eindeutig zu sein, dass Schottland in den nächsten Tagen ausschied. Paar Sonnenstunden wurden für die Gegend westlich von London versprochen. Wir peilten mal Taunton an.

Über die lange Fahrt ist gar nicht so viel zu berichten. Um 9:30 ging es los. Irgendwo vor Dundee ploppte wieder die Reifendruck-Warnung für hinten rechts auf. Da wir sie nach dem letzten Auffüllen fünf Tage lang nicht gesehen hatten, ließ uns die Warnung relativ kalt. Hinter Glasgow wäre eh ein Tankstopp fällig. Da konnte man sich drum kümmern. Und so kam es dann auch. Mittagsrast gab es in Carlisle. Ab Höhe Manchester wurde der Verkehr mühsam. Immer wieder gab es Stockungen, vor allem in den langen Bauabschnitten. Alle Baustellen-Langsamfahrstellen waren durch Average Speed Messung überwacht. Was sind wir in Deutschland mit sowas hinterher...

Und nun wissen wir auch, wer Yannicks Apple-Navi sponsort und überwacht: Die Betreiber der Mautautobahn M6 in Birmingham! Das Navi wies uns geradewegs auf die mautpflichtige Strecke. Wir wunderten uns noch, weil die Wegweiser zur M5 to the Southwest auf einen Abzweiger wiesen. Aber vielleicht wusste das Navi von irgendeinem Stau dort, den es umgehen wollte? Die wenigen Sekunden zur Entscheidung flogen vorüber. Wir blieben auf der M6 Tollroad. In dem Moment, als die entscheidende Abfahrt vorüberflog, schwenkte die blaue Linie des Navis um in die Richtung der Abfahrt. Zu spät. Wir konnten nur noch an der nächsten Abfahrt wenden und mussten zweimal Maut bezahlen. 20€ für nix. Blöder konnte es einfach nicht laufen...

Yannick hatte für uns ein Hotel in Weston-super-Mare gebucht. Wir trafen um 19:45 dort ein. Das Cabot Court Hotel war eines der ehrwürdigen Häuser an der Strandpromenade, stellte sich aber als ein Hotel der Wetherspoon-Kette heraus. Egal. Wir schlenderten nun auf der Promenade ein Stück südwärts zu einem Pub, den Yannick im Net entdeckt hatte. Dort hatte die Küche allerdings bereits fertig.


Natürlich hat auch Weston-überm-Meer eine Seebrücke.


Nachtfotos gibt es auch.

Also zurück und im Wetherspoon unten im Hotel gegessen. Bestellen und bezahlen konnte man vom Tisch aus über deren App. Praktisch, aber irgendwie unpersönlich. Meine Mixed Grill Platte war lecker. Yannick nahm mal wieder Fish&Chips. Dazu gab es leckere Ales. Anschließend drehten wir noch eine Runde nach "Italien", wie wir eine Halbinsel nannten, die irgendwie italienisch wirkte.

Freitag, 28.04.2023

Das Zimmer war völlig ok, das Bett gut. Nach der langen Fahrt hielt mich nach 23 Uhr nichts mehr. Ich rechnete damit, tief und fest zu schlafen. Das tat ich auch. Allerdings nur bis 2:45. Ab da teilte mir mein Verdauungssystem unmissverständlich mit, dass ich zu viel gefressen und vermutlich bei den Salaten der Raststätte bei Carlisle auch nicht so richtig aufs Verfalldatum geachtet hatte. Na ja, ich erspare euch die Einzelheiten. Jedenfalls habe ich mich im Laufe des Morgens dreimal durch den Kopf in die Kloschüssel entleert. Das musste ich lange nicht mehr. Also sinnbildlich schon, wenn das mit den Fotos mal wieder alles nicht klappt, aber das letzte Mal in Echt ist lange her...

Bis auf eine völlige Appetitlosigkeit und pure Lust auf kalte Cola ging es mir dann aber ganz gut. Das Ätzendste war der Schlafentzug. Ich war extrem müde. Yannick war so nett, statt des geplanten Full English Breakfast mit einem Sandwich aus dem Supermarkt Vorlieb zu nehmen. Nebenbei fand er dort auch noch ne limitierte Sauce von Heinz, die er schon die ganze Zeit gesucht hatte. Na, wenn das mal keine Win-Win-Situation gewesen ist!

Gemäß unserer Planung wollten wir nun südlich Weston-super-Mare die Ausblicke von diversen Brücken testen. Schnell wurde uns allerdings klar, dass da zwar was geht, dass schöne Motive aber doch etwas anders aussehen. Immerhin hatte der Hochnebel bereits Risse gezeigt, so dass wir von zwei verschiedenen Brücken etwas haben machen können. Und Yannick beantwortet die Frage, was die Feldwegbrücke von Brent Knoll mit Star Wars zu tun hat...


Wir befinden uns in den weiten Mooren zwischen Weston-super-mare und dem Bahnhof Highbridge & Burnham. In der Gemeinde von Brent Knoll erblicken wir in der Ferne die Häuschen von Ham. Ein Cross Country Voyager kommt zwischen zwei durchziehenden Nebelschwaden durch.


Passend zum bisherigen Thema gibt es auch hier Verkehr mit Kurz-HSTs. Im Gegensatz zu Schottland ist der hiesige Einsatz allerdings von Anfang an als vorübergehende Maßnahme gedacht gewesen. Die Class 43 Triebzüge von Great Western Railway (GWR) sollen noch im Laufe des Jahres 2023 durch neue Triebzüge ersetzt werden.


Die Macht ist mit dir, kurzer HST!


Der Jawa hat auf seiner Suche nach Schrott was entdeckt...

Was nun weiter? Mal unterstellt, dass die Auflockerungen überall gleichmäßig vonstatten gehen, wäre die eine Idee Dawlish & Co, wo Yannick ja noch gar nichts gemacht hatte und ich noch nichts Grünes. Oder man würde ostwärts in die Gegend um Westbury fahren, wo man gute Chancen auf Güterzüge hätte, wo man aber motivtechnisch keine Ahnung hat. Wir entschieden uns für Devon, also Dawlish & Co. Unterwegs besorgte ich mir in einem Supermarkt Salzkräcker als Mittagessen; salzige Laugenbretzeln kennt man hier offenbar nicht. Und der Besuch des Supermarktklos war sicher auch keine schlechte Idee gewesen...

Die Morgen- und Mittagsmotive in Devon waren für uns natürlich passé. Deshalb steuerten wir als erstes die Fußgängerbrücke Powderham an. Wir konnten aber getrost im Auto sitzen bleiben. Die Wolken waren hier noch komplett dicht. Erst nach rund einer Stunde und nachdem unser Flunsch immer größer geworden war, zeigten sich mehr blaue Flächen und es konnte sich lohnen, auf die Brücke zu laufen. Konnte! Musste nicht! Es ging schon damit los, dass vor dem niedrigen Teil der Brüstung ein Baum ausufernd hoch gewuchert war. Ein brauchbares Bild ging nur mit Hochhalten der Kamera über die hohe Brüstung unter Verwendung von Liveview. Aber die Züge gingen zunächst eh nicht bei Sonne. Zum Schluss ging immerhin der Hitachi, der nachfolgende grüne HST aber schon nicht mehr.


Wie in Schottland bei LNER haben auch im Südwesten Hitachi-Züge der Reihe 800 die langen HSTs ersetzt. Allerdings hat GWR neben den aus Schottland bekannten langen Zügen auch Halbzüge eingekauft, die oft vereinigt fahren. Ein solcher "Doppler" zeigt sich vor dem River Exe an der Fußgängerbrücke Powderham.


Nach dem Betrachten von diesen GWR-Zügen in ihrer "Un-Farbgebung" ist jeder Cross Country Zug auf dieser Strecke eine Wohltat fürs Auge, auch wenn er nur als Nachschuss durchkommt.

Und gerade auf die hier fahrenden HSTs war es uns angekommen. Es wird damit gerechnet, dass die langen HSTs von Crosscountry und die gekürzten Grünen von Great Western Railway komplett im Laufe des Jahres verschwinden. Wir wechselten nun nach Cockwood, wo der Bahndamm auch immer stärker zuwächst. Dort gingen aber nach vielen Wolkenschäden je ein HST beider Sorten im vollen Licht. Und wenn wir es bisher nicht wussten, wissen wir es jetzt: Die dunkelgrüne Farbgebung von Great Western ist ganz entschieden fürn Mors!


Auch im Nahverkehr hat sich das Bild gewandelt. Die Pacer sind weg, dafür teilen sich nun Networker Turbos (class 166) den Verkehr mit auch sehr schönen 158.


Über dieses Bild habe ich mich sehr gefreut: Ein Cross Country HST (als einer der letzten Fernzug-HSTs) kommt bei vollem Licht und toller Wolkenbildung am Cockwood Harbour entlang. Auch diese HSTs sollen noch 2023 ersetzt werden.


Und einer der grünen Kurz-HSTs konnte hier auch nochmal dokumentiert werden.

Nun ging es für den Abendblick nach Dawlish. Die dem Flutschutz dienenden neuen Betonbauwerke längs der Seawall haben das Motiv nicht gerade verschönert. Die neuen Zäune auf der Seawall auch nicht. Ok, die beeinträchtigen eher die Mittagsperspektive. Wir hatten nun ein anderes Problemchen: Der Himmel machte wieder komplett dicht. Das machte alles keinen Sinn mehr, und um 18:00 fuhren wir nach Exeter in unser St Andrews Hotel. Das war in einem altehrwürdigen Gebäude und gut eingerichtet und sauber. Von dort liefen wir an die Riverside, wo in paar alten Speichern u.a. das Samuel Jones eingerichtet war.

Mein Hunger hätte sich zwar mit paar Kräckern bereinigen lassen, aber das konnte ich Yannick nicht antun. Auch wenn wir uns heute den Inder sicher nicht verdient hatten, so ist so ein "gesellschaftlicher" Tagesabschluss einfach ein Muss. Ich bearbeitete tapfer meinen Cheeseburger, doch am Ende konnte ich Yannick noch 1/3 davon kredenzen. Danach kämpfte ich aber nur noch gegen die Müdigkeit. Hoffentlich wird die kommende Nacht besser! Um 21:15 war ich im Bett.

Samstag, 28.04.2023

Der Schlaf war definitiv eine gute Sache gewesen. 10 Stunden habe ich ohne eine einzige Unterbrechung durchgeschlafen und fühlte mich wie neu geboren. Das Hotel Frühstück vollendete das gute Bild, das wir vom Hotel hatten - auch wenn ich mich aus magentechnischen Gründen mit Toast und Marmelade begnügte. Und natürlich Breakfast Tea.

Der Plan war jetzt eigentlich, ostwärts zu starten, weil da das Wetter besser werden sollte. Doch während des Frühstücks war mehr und mehr die Sonne rausgekommen. Bei Sonne will man ja auch nicht unbedingt den halben Tag fahren. Somit entschieden wir uns, erstmal in der Gegend zu bleiben. Dawlish sollte es nochmal sein. Zum Glück stand dort dann auch bald ein grüner HST an.


Immerhin geht in Dawlish ein grüner HST, bevor der Hochnebel nach dem Himmel greift.

Schön, dass der noch geklappt hatte. Mehr sollte es nun aber "bitteschön" nicht sein. Von Osten griff nun der Hochnebel wieder über das Land. Das schien erstmal endgültig zu sein. Wir nutzten die "Chance" nun nicht bei Sonnenschein Kilometer machen zu müssen, sondern in Grau in Grau. Es ging die A30 / A303 entlang, die nur manchmal zweispurig war. Ganz schön anstrengend. Britische A-Straßen sind wie britische Ales: Sehr unterschiedlich und immer wieder überraschend. Von der normalen Landstraße bis zu mehrspurigen Schnellstraßen mit Auffahrten. Diese hatte nun von allem etwas.

Yannick hatte während der Fahrt die undankbare Aufgabe, mit den zur Verfügung stehenden Mitteln online nach weiterem Programm zu suchen. Eigentlich hatten wir dabei ans Stromschienenland gedacht, doch was Yannick fand, war dann eine mir nicht unbekannte Stelle bei Great Bedwyn. Die Gegend dort ist immer wieder lovely. Da konnte mangels Alternative auch nochmal ein grüner Zug in Kauf genommen werden. Nebenbei durften wir auch noch beim Bedienen der Schleuse behilflich sein.


✈ Ein Hitachi-Doppler hat gerade Great Bedwyn verlassen und rollt parallel zum Kennet & Avon Canal am Crofton Crossing lock vorüber. Dies ist übrigens kein 800er, sondern class 802 mit etwas stärkerem Dieselmotor und größerem Treibstofftank.


Ein großes Kanalboot schippert in die Schleuse hinein.


Nach dem Kurbeln diverser Klappen und Schotte und Öffnen der oberen Tore konnte der Kahn weiterfahren.


Der Schipper meinte, dass wir gern schon mal das Tor schließen könnten, denn der nächste Kahn wartete bereits unten. Yannick übernahm den einen Torflügel,...


...und ich den anderen.

Mit den Wolken hatten wir wirklich Glück gehabt. Da es weiter östlich besser sein sollte, legten wir nun als Ziel den Ouse Valley Viaduct an der Strecke London - Brighton fest. Das war nochmal ein ganzes Stück zu fahren - diesmal aber über die Autobahn. Unser Ziel, das Ouse Valley, liegt in der wunderschönen Mittelgebirgslandschaft zwischen North Downs und South Downs, zwei in West-Ost-Richtung verlaufenden Höhenzügen zwischen London und der Südküste, die aus Kreidegestein bestehen. Die Landschaft, die uns da empfing, konnte auch nicht anders als "lovely" und eben typisch britisch bezeichnet werden.

Wegen der hohen Brüstung des Viaduktes hatten wir natürlich auf ein Drohnenbild spekuliert, doch empfing uns am Parkplatz direkt ein Schild "no drones on this site". Suuuper. Wir hatten vorher wegen des nahen Gatwick Airports extra in der offiziellen Karte der Flugverbotszonen geschaut, und hier sollte alles im grünen Bereich sein. Frustriert schritten wir erstmal zu einem anderen Programmpunkt, den Yannick auch entdeckt hatte: Ein Motiv an einer nahe gelegenen Museumsbahn. Da mussten wir noch über einen Bauernhof reinlaufen und legten eine wahre Punktlandung hin.


Und so gibt es doch noch ein Bild von einer Dampflok. Ein Zug der Bluebell Railway hat gerade den Bahnhof von Horsted Keynes südwärts verlassen. Wie es sich für eine britische Museumsbahn gehört, ist auch dieser Bahnhof ordnungsgemäß mit Formsignalen gesichert; das Esig steht vor der weißen Kontrastfläche der Brücke. Lovely, isn't it?

Dann fuhren wir aber doch nochmal zum Ouse Valley Viaduct. Wir wollten mal schauen, was da bodenständig geht, wenn man den unter dem Viadukt durchführenden Public Footpath westwärts weiter läuft. Am Viadukt war ein Menschenauflauf fast wie am Glenfinnan Viaduct. Vermutlich ist der auch in irgendeinem Film zu sehen... Womit kann man gelangweilte Pferde auf ihrer Weide bespaßen? Ganz einfach, mal lege einen Public Footpath quer über ihre Weide an. Sie begrüßten alle, die sich mühsam durch die Matsche zu ihnen auf die Weide quälten und hätten beim Fotografieren auch offensichtlich meinen im Gras liegenden Fotorucksack näher untersucht, wenn ich ihn nicht hochgenommen hätte.


Begrüßungskommitee am Tor des Public Footpathes.

Irgendwie war die Viaduktbrüstung schon ganz schön hoch. Wir haderten, wie denn das Drohnenverbot wohl gemeint sei und wie weit es sich erstrecken mag. Wir waren ja nun schon ein ganzes Stück hinter der Fläche des Viaduktes. Gerade hatten wir uns entschieden, dass das Drohnenverbot hier hinten nicht mehr gälte, da kam dieses Gewölk. Es setzte sich vor die Sonne und blieb einfach da. Es blieb lange da. Die Wolken machten überhaupt nicht mehr den Eindruck, ziehen zu wollen. Da wir noch anderes vor hatten, zogen wir ab. Unterwegs kamen wir an einem anderen Weidezugang vorbei, an dem bei Betreten mit Schusswaffengebrauch gedroht wurde. Yannick hatte inzwischen recherchiert, dass die Verbotsschilder nicht von Network Rail seien. Vermutlich also auch vom Bauern. Da war es vielleicht besser, uns nicht länger mit der Drohne in der Hand dort aufzuhalten.


Endlich mal rote Züge! Ein Gatwick Express rollt über den Ouse Valley Viaduct.


Außerdem fahren hier die 377er von Southern und...


...class 700 (Siemens Desiro City) von Thameslink.


Und nochmal der Gatwick Express mit seiner class 387.


Wenn man sich da nicht willkommen fühlt... Das Schild mit der vorübergehenden Sperrung des Public Footpathes haben wir zum Glück erst ganz am Ende gesehen.

Der nächste Programmpunkt war ein Viadukt mitten im Häusermeer von Brighton. Im Süden hing fette Schlonze am Himmel, und wir rechneten schon gar nicht mehr damit, dort überhaupt noch was zu werden. Als wir Brighton erreichten, war gerade ein 313 in Retro-Lackierung aus Richtung Westen in den Bahnhof eingefahren. Wir hofften schon, dass der nach Kopfmachen in Richtung Osten und damit über unseren Viadukt fahren würde. Die Anwesenheit eines britischen Eisenbahnfotografen (den wir fast gar nicht verstanden) bestärkte diese Hoffnung. Statt dessen gab es aus dem Bahnhof ein lautes Horn-Konzert der Züge und bald wurde der Retrozug in das Bw zu unseren Füßen ausrangiert. Für unser Motiv bekamen wir allerdings noch zwei Southern Trains in Bestlicht. Zu unserer Verwunderung befuhren auch rote Gatwick-Express-Züge das Viadukt, und zwar als Southern Service von / nach Ore.


Der Blick über das Southern Bw Brighton fällt auf den London Road Viaduct. Die Triebe im Vordergrund hatte ich beim Fotografieren gar nicht bemerkt.


Der schönere Blick ist sicher die getelte Teilansicht, hier mit einem Southern-377-Doppel.


Bei schwächerem Licht kam auch ein roter 387 über die Brücke gefahren.

Einige Erklärungen bekamen wir später von Frits: Bei dem gesehenen 313 mit dem anschließenden Horn-Konzert hatte es sich um die Verabschiedung dieser Baureihe aus dem Planverkehr gehandelt! Schade, hätte man das gewusst, hätte man ja doch mal ein Belegfoto gemacht, als der Zug nach seiner letzten Fahrt im Bw zu unseren Füßen eingerückt ist. Und das mit den roten 387 von / nach Ore hängt damit zusammen, dass Gatwick Express und Southern vereinigt wurden und rote GX-Züge über sind, die jetzt vermutlich überall auf Southern Leistungen auftauchen können.

Hoteltechnisch hatten wir leider nur etwas in Chichester gefunden. Aus der geschätzten halben Stunde Fahrzeit wurde leider fast eine Stunde. Die Fahrt durch die Küstenkäffer zog sich, und nur teilweise gab es Schnellstraße. Nach dem Einchecken ging es in die Stadt zum Inder. Samstagabend in Chichester. Die Stadt war voll! Dennoch erhielten wir wider Erwarten noch einen Tisch beim Inder für unser Abschlussessen. War allerdings kein schöner Tisch, an dem sich alle vorbeiquetschen mussten. Auch heute Abend war mein Hunger noch sehr zurückhaltend. So haben wir nicht all zu lange verweilt...

Sonntag, 30.04.2023

Viel erwarteten wir heute nicht vom Wetter. Das Tagesziel war klar: Abflug heute Abend ab Heathrow. Somit konnten wir ganz entspannt in den Tag gehen. Um 9:15 ging es zum Frühstück. Und wieder zurück. Der Raum war voll gewesen. Nebenan war eine Filiale von The Harvesters. Da gab es auch Frühstück. Allerdings lief der Besuch dort nicht wirklich rund. Das ging damit los, dass die Einweiserin uns nach angestrengtem Grübeln trotz ziemlicher Leere einen Platz zuwies, wo ich mal wieder im Durchgang saß. Ich tröstete mich damit, dass der schöne Raum, in den der Durchgang führte, offenbar heute nicht genutzt wurde. Ok, das hielt aber nur, bis die nächsten Gäste kamen. Die bekamen dort nämlich zu zweit einen schönen Fenstertisch. Nach und nach drängelten immer mehr Gäste hinter mir in den Raum.

Einfach nur Toast zu bestellen ging nicht. Toast gab es halt zu allen Frühstückssachen kostenlos dazu. Ich nahm drei Pfannkuchen. Toast wurde dann nur für eine Person gebracht und der bestellte Orangensaft kam auch erst nach Intervention. Dafür standen am Ende drei statt zwei Orangensäfte auf der Rechnung. Das haben wir natürlich reklamiert. Natürlich können wir immer nicht ganz ausschließen, dass es ein sprachliches Missverständnis gab, aber eigentlich waren wir sicher, verstanden worden zu sein. So sparten wir uns das Trinkgeld, das wir sonst immer gerne geben.

Was nun tun? Die Sonne schien bestenfalls diffus. Auf Fotos machte das nicht so die Lust. Wir fuhren erstmal zu einem benachbarten Sainsbury, wo Yannick sich noch mit Lebensmitteln für zuhause eindecken wollte. Danach fuhren wir einfach mal eine Landstraße nordwärts in die South Downs hoch. Das war dann auch wunderschön. Kurz vor Cocking, wo der South Downs Way die Straße kreuzte, fuhren wir zu einer Farm rein und stellten unser Auto ab. Es herrschte eine wohltuende Wärme, zu der ein angenehm frischer Wind wehte. Zeit für einen kleinen Spaziergang. Es ging ostwärts durch die Schafweiden aufwärts und bald hatte man eine schöne Aussicht. Wir liefen den Hauptweg hoch, machten aber auch diverse Abstecher, wo Public Footpathes über die Weiden abzweigten. So gelangten wir auf den Hayshott Down. Da gab es auf einer Schafweide einen interessanten Brunnen, an dessen trockenen Hähnen sich die Schafe schubbeln konnten.


Zwischen London und der Südküste sind zwei in Ost-West-Richtung gestreckte Höhenzüge zu queren, die North Downs und die South Downs.


Zu den South Downs gehört der Höhenzug, auf dem wir unterwegs sind.


Auf dem Hayshott Down.


Schubbeln am Brunnenrohr: Das tut sichtlich gut!

Dann ging es weiter nordwärts. Erst hatten wir gedacht, dass wir die Hollycombe Steam Collection besichtigen könnten, doch 12£ für die wenige Zeit, die noch war, erschienen uns dann doch unverhältnismäßig. So hielten wir vor dem Kirchlein von Linch, hielten ein kleines Schläfchen und liefen dann noch einen über den Friedhof beginnenden verwunschenen Footpath ein Stück hinein.

Dann wurde es Zeit für den Endspurt. Der klappte dann auch perfekt. Mit Tankstopp in Addlestone trafen wir genau eine Viertelstunde vor Abgabezeit unterm Sofitel Hotel ein. Zum Flug hatten wir beide noch viel Zeit. Ich musste sogar noch eine halbe Stunde auf die Kofferabgabe warten. Die Zeit verbrachte ich größtenteils noch draußen, wo auch ein kerniger Planespotter seine Fotos machte.

Einchecken und Sicherheit klappten problemlos. Bei der Sicherheit kam ich in eine neue Anlage, bei der ich nichts auspacken musste und wo mein Rucksack auch ohne Beanstandung durchlief.

BA 0972: London Heathrow 19:10 WESZ - Hamburg 21:50 MESZ

Außenposition bei Abflug und Ankunft! Der Flug war ziemlich eng. Diesmal saßen wir zu dritt in der Reihe, und weil oben in den Fächern mal wieder kein Platz war, hatte ich die ganze Zeit meinen Rucksack zwischen den Beinen. Insofern war ich froh, als in Hamburg wenigstens auch hinten eine Treppe an den Flieger geschoben wurde, so dass man auch aus der vorletzten Reihe schnell raus kam.


Die Inseln in der Elbmündung von oben.

Die S-Bahnfahrt klappte gut, aber ein Publikum war da unterwegs... Wohl fühlt man sich da nicht mehr. So war ich dann auch sehr froh, als mich der Bus zu Füßen meines Wilstorfer Hügels ausspuckte.

Kleines Fazit

Eigentlich sollte es ja so sein wie immer: Vor unserem Urlaub eine Woche Topp-Wetter im Zielgebiet, die mit unserer Ankunft enden würde. In unserer Urlaubswoche dann nur noch mühseliges Jagen minimalster Wolkenlücken. Das Wetter hatte bloß diesmal nicht die Rechnung mit Yannicks Diensteinteilerin und meinen terminlichen Möglichkeiten gemacht, durch die wir immerhin dem schönen Wetter noch drei Tage entgegen reisen konnten. Nach dem Erleben der ersten drei Tage konnte der Urlaub ja schon gar kein schlechtes Fazit mehr bekommen. Wie gut, dass wir die heftige Anreise nach Schottland noch am Mittwochabend auf uns genommen haben. Und die zwei wechselhaften Tage in Aberdeenshire waren von der Ausbeute ja auch noch sehr zufriedenstellend. Hinzu kommen einige schöne Bilder aus dem Süden und aus dem Glasgower Untergrund. Gerade dass man nochmal was mit den HSTs im Süden machen konnte, bevor diese sich verabschieden, war ja auch nicht verkehrt. Ja, somit kann das Fazit wirklich nur positiv ausfallen. Abgerundet wurde der positive Eindruck von durchweg schönen Unterkünften. Da waren diesmal ja wirklich gar keine Ausfälle bei. Großes Dankeschön mal wieder an Yannick für die großartige Planung vom Beifahrersitz!

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