Autor: Jan-Geert Lukner. Alle Rechte am Text und an den Bildern liegen beim Autor.
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Eigentlich hatten wir vorgehabt, dieses Frühjahr mal mehr in Deutschland zu machen. Aber nachdem man diese Absicht im Laufe des Frühjahrs bereits in Form von zwei Kurztouren bei mehr oder minder brauchbarem Wetter hatte umsetzen können, zog es uns doch mal wieder relativ stark ins Ausland. Die Wahl auf Großbritannien fiel etwa zwei Wochen zuvor. Leider gibt es von Hamburg praktisch nur noch Flüge nach London. Das war etwas schade, weil unser Wunschzielgebiet mal wieder Nordengland war. Vielleicht würde das ja dieses Mal endlich wettertechnisch klappen.
Nach einer längeren dienstlichen Besprechung ging es gemütlich zum Flughafen, wo ich genau zur richtigen Zeit eintraf. Check-in und Sicherheitskontrolle liefen quasi ganz ohne Wartezeit. Die Fressmeile musste ich diesmal aber nicht aufsuchen, da unsere fürsorgliche Cheffin uns bei diesen Besprechungen nicht verhungern lässt. Im Gegenteil.
Man hofft ja noch immer auf den langweiligsten Reisebericht aller Zeiten, in dem man nichts Ungewöhnliches berichten kann, weil alles wie erwartet klappt. Nun, dieser Bericht wird es nicht. Das wurde schon in Hamburg klar. Der Flieger war zwar mit einer nur geringfügigen Verspätung abgedockt, aber auf dem Flugfeld wurde wieder geparkt und der Käptn verkündete, dass es beim Anlassen des rechten Triebwerks eine Unnormalität gegeben hätte. Daher müsse man auf einen Techniker warten, um das zu checken. Ein Bulli von der Technik fuhr dann auch bald vor. Aber schnell geht da gar nichts. Safety first - und dem konnte man als Fluggast nichtmal widersprechen. Und so näherte sich die Verspätung bald schon wieder der Stundenmarke.
Es gibt keine schlechten Schäden, sondern nur schlecht dokumentierte Schäden. Und so meldete sich der Käptn kurz nach Überschreiten der +60-Marke, dass man das Problem gefixt habe, man nun aber noch fünf Minuten brauche, um alles sorgfältig zu dokumentieren...
Dann ging es tatsächlich los. Da wir nur zu zweit in der Reihe saßen, war das alles angenehm - vielleicht bis auf meinen Hintermann, der weit vorgebeugt saß und heftigen Knobiatem verbreitete. Und irgendjemand in der Umgebung hatte heftige Blähungen. Boah, stank das widerlich...
Vor London führte uns der Sinkflug über eine wunderschöne Wattebäuschchenlandschaft. In einiger Entfernung war aus irgendeinem Grund eine "Geländekante" in der Wolkendecke. Da waren die Wolken dann ein Stück höher. Irgendwo im Westen von London durchbrachen wir die Wolken nach unten, und über Schloss Windsor ging es auf Heathrow zu.
Schön schnell konnten wir andocken, aber bei der Einreise erwischte ich natürlich den Automaten, der bei den Leuten vor mir immer wieder abstürzte. Da war dann plötzlich das Display dunkel und immer wieder las man aus der Ferne "try again" oder "see assistance". Meine Einreise klappte aber reibungslos. Das elektronische Einreiseverfahren ETA, das seit diesem Monat Pflicht ist, hatten wir natürlich gemacht. Yannick erwartete mich bei den Gepäckbändern. Bei ihm hatte die automatische Einreise gar nicht funktioniert und er hatte sich einem Examen beim Officer unterziehen müssen, das heftiger als die (bisherige) US Immigration gewesen sei. Hauptpunkt des Anstoßes war dabei, dass er (jetzt um ca 19 Uhr) keine gebuchte Unterkunft nennen konnte. Da wir uns erst nach dem Zusammentreffen die Karten legen wollten, in welche Richtung es geht, hatten wir eben noch nichts gebucht.
Dies ist ein wichtiger Aspekt zB auch für künftige USA-Touren. Gerade habe ich einen Artikel gelesen, wo zwei Touristinnen aus denselben Gründen bei der Einreise nach Hawaii in Abschiebehaft gekommen sind. Erschütternd fand ich dabei, dass es auch zahlreiche Kommentare gab, die es in Frage stellten, wie man denn um Himmels Willen im Ausland eine Tour machen könne, ohne vorher alle Unterkünfte zu buchen. Vielleicht muss ich an der Stelle mal deutlich sagen, dass wir mit spontaner Unterkunftssuche NOCH NIE Schwierigkeiten hatten, dass man höchstens ganz selten etwas weiter fahren musste, wenn im nächsten Ort tatsächlich mal alles ausgebucht war. Seit Internet ist das alles kein Problem mehr; und selbst davor hat das immer irgendwie geklappt.
Die Autoübernahme bei Sixt klappte einwandfrei. Wir erhielten einen Mokka. Der hatte bisken wenig Kofferraum, aber wir bekamen mithilfe der Rückbank noch alles unter. Und er fuhr sich sehr schön. Dank der späten Stunde waren die Autobahnen schön frei. Uns zog es nordwärts. Zwei Stunden Autofahrt gingen noch, und so buchte Yannick uns eine Unterkunft in Loughborough, wo wir gegen 22:30 eintrafen. Das "The Link" Hotel schien nach der violetten Farbe des Waschtisches zu urteilen ein ehemaliges Premier Inn zu sein. Wir hatten keinen Hunger mehr, und so reichte uns beiden ein Meantime IPA, das es an der Rezeption in gezapfter Form gab.
Das Wetter sagte ganz klar: Fahrt weiter nördlich an die Küste! An der Cumbrian Coast sollte es am schönsten werden. Unsere Wunschziele in den Bergen sollten aber auch nicht ganz aussichtslos sein. Morgens starteten wir angesichts des grauen Himmels nur minder motiviert, verzichteten aber auf das Hotelfrühstück. Auch wenn für den Peak District lediglich SonnenCHANCEN orakelt waren, wollten wir uns das doch mal alles anschauen. Über die Autobahn ging es bis Chesterfield, wo wir uns erstmal bei M&S mit Frühstück eindeckten. Dann fuhren wir in die Steinbruchregion des Peak District, wo die ganzen Steinzüge beladen werden, und schauten mal.
Neben den mit alter Sicherungstechnik ausgestatteten Betriebsstellen unten in den Steinbrüchen interessierte mich besonders ein Motiv südlich davon, wo nur die wenigen Züge nach Hindlow durchkommen. Da der Hochnebel nur erste Risse zeigte, mehr aber auch nicht, erkundeten wir auch das Motiv noch, blieben dann aber direkt dort, denn die Risse in der Hochnebeldecke wurden größer und es sollte tatsächlich bald ein Zug nach Hindlow kommen. Lange hielten sich die besonnten Flächen im Hintergrund, doch noch vor Zugdurchfahrt wurde auch unser Motiv heller. Es war allerdings ein Wechselspiel, und der Zug kam natürlich genau bei Wolke.
Der Zug muss in Buxton Kopf machen und fährt dann nochmal in gar nicht so großer Entfernung, aber ein ganzes Stück oberhalb, vorüber. Wir suchten dort nach Möglichkeiten, doch bald hatte es sich wieder völlig zugezogen. Da es an der Küste schön sein sollte, beschlossen wir einen großen Sprung nach Nordwales. Mit Verlassen Englands ging es auch bald nur noch durch Sonne. Aber weiter westlich hingen fette Queller über den Bergen, die so ja mal nicht geplant waren. Wir hatten paar Motive hinter Llandudno im Hinterkopf, aber da fuhren wir geradewegs wieder in die Wolken rein. Dennoch versuchten wir das Motiv mit dem Conwy Castle. Der Parkautomat vom Parkplatz des Castle spuckte leider nur den Kaufbeleg, nicht aber das Parkticket aus. Na ja, da musste halt die Quittung ausgelegt werden... Und immerhin gingen nun zwei von vier Fahrten halbwegs und vollständig mit Sonne. Eine schwere Geburt!
Beim Zug nach Holyhead lag noch ein kleiner Schatten auf Teilen der Szene mit Conwy Castle und der tubular railwaybridge über den River Conwy. Transport for Wales fährt hier nun zu einem großen Teil mit CAF Civity Triebzügen Class 197.
In der Gegenrichtung kommt ein Zweiteiler derselben Baureihe angefahren.
Nachmittags wollte ich unbedingt Ty Croes machen, ein Haltepunkt mit handbedienten Gates und Deckungssignalen. Wir fuhren also weiter westwärts bis auf die Insel Anglesey und mussten erstmal unter einem regelrechten Regenband durchtauchen. Aber westlich davon wurde es wieder sonnig. Da das Licht in Ty Croes noch nicht ganz rum war, suchten wir erstmal eine andere Stelle mit Ginster bei Rhosneigr auf.
Avanti West Coast kommt mit einem Class 805 Hitachi Evero durch Rhosneigr auf der Insel Anglesey in Richtung London gebrummelt.
Aus der Gegenrichtung erscheint ein 158 von Transport for Wales.
Das war schon mal schön. Nun ging es nach Ty Croes, wobei ich ehrlich gesagt mal wieder ein tolles Weitblick-Telemotiv mit der Blockstelle in der Ferne im Hinterkopf hatte, das es gar nicht gab. Seeeehr merkwürdig... Aber am Haltepunkt konnte man bischen was machen - und wenn es nur zur Dokumentation eines Postens war, wie er auch in Britannien selten geworden ist. Dabei hatten wir dann ständig die dunklen Wolken im Hintergrund. Auch in der Umgebung konnte man von zwei Brücken etwas machen.
Ty Croes. In der Grundstellung versperren die Gates die Gleise.
Nun versperren die Gates die Straße. Ein Regionalzug fährt ein.
Nach dessen Ankunft werden die Gates vom Wärter manuell wieder auf die Schienen geschwenkt.
Die zwei zweiteiligen class 197 haben in Holyhead kurz gewendet und sind schon wieder auf dem Rückweg.
Blick von der Brücke westlich es Hp Ty Croes. Posten und Haltepunkt sind in der Ferne zu erkennen.
Von der Brücke östlich von Ty Croes kann man das Vorsignal aufnehmen. Die Berge Snowdonias, die sich schemenhaft im Hintergrund abheben, befinden sich auf dem walisischen Festland.
Nach dem 18-Uhr-Zug überlegten wir, ob man auf den Avanti Fernzug aus London eine halbe Stunde später auch noch warten sollte. Doch im Westen sank die Sonne immer mehr in den Dunst und wir hatten Hunger und waren kaputt. Das Hotel hatten wir in Bangor gebucht - diesmal sogar für zwei Nächte. Das Gwesty Eryl Mor wurde offenbar von Indern betrieben. Somit konnten wir direkt im Haus indisch Essen gehen - mit Blick auf die See! Wobei uns ein schöner Tisch direkt an der Glaswand verwehrt wurde, weil da für vier Leute eingedeckt war. Und wir waren ja nur zwei! Deshalb wurden wir in die zweite Reihe gesetzt. Dabei war kaum was los. Sowas finde ich immer extrem unentgegenkommend. Nach dem Essen gab es noch einen kleinen Spaziergang zur Seebrücke, die hier weit in den Sund hinein führt, der die Insel Anglesey, auf der wir heute Nachmittag waren, vom übrigen Festland trennt. Leider war die Seebrücke seit 19 Uhr geschlossen. Aber man konnte noch bischen in einer Grünanlage sitzen. Dann waren wir aber auch bald reif fürs Zimmer...
Sieht aus wie ein Tor, das in seinem etwas überdreht-kitschigen Design zu einem der großen Zigeunerpaläste in Huedin oder anderswo in Rumänien passen könnte, ist aber in Wirklichkeit das ab 19 Uhr verramelte Tor zur Seebrücke am Garth Point in Bangor.
Da kein Wetter zu erwarten war, hatten wir das Frühstück erst zu 9 Uhr bestellt (warum auch immer man sich da festlegen musste). Es kam dann auch das "Ultimate English Breakfast" (in Wales!). Aber keine Frage, was wir trinken wollen. Den Kaffee haben wir dann erst bestellen können, als das Essen serviert wurde. Das war allerdings hervorragend.
Somit gut gestärkt ging es los. Wenn man schon in Bangor logiert, schreien die Berge Snowdonias magisch "komm her". Da war das Wetter zweitrangig; Sicht war immerhin. Es gab sogar einige klitzekleine Lücken in der Wolkendecke. Auch ohne Fotoambitionen konnte man sich ja mal an den verfügbaren Zugleistungen orientieren. Auf der Normalspur nach Blaeneu Ffestiniog war man gerade durch, aber auf der Welsh Highland Railway sollte um 11:30 ab Caernarfon der einzige Zug des Tages in die Berge starten. Die ganze Strecke bis Porthmadog sollte heute zumindest im Personenverkehr nicht befahren werden, aber der 11:30-Service würde immerhin bis über die Passhöhe bis Beddgelert fahren.
Wer meine Reiseberichte kennt, weiß, dass ich beim Fahren immer eine Offline-Landkarte auf einem irgendwo befestigten Tablet mitlaufen lasse. Das finde ich zur Orientierung immer sehr schön - gerade in Gegenden, wo man sich nicht so auskennt. Leider hatte ich diesmal den 12V-Stecker vergessen. Zwar konnte ich das Tablet über den an sich viel zeitgemäßeren USB-C-Anschluss mit Strom versorgen, aber da wollte sich Android immer gleich mit dem System des Autos verbinden, was zu laufend aufploppenden und immer wiederkehrenden Anfragen führte. So hatte das keinen Sinn. Heute fanden wir allerdings DIE Lösung. Ich hatte eine alte, kleine Powerbank dabei. Wenn man die zwischen Auto und Tablet in die Kette der USB-Kabel zwischensteckte, lief alles wunschgemäß. Die Powerbank wurde ständig auf vollem Ladezustand gehalten und hielt das Tablet nun auch durchgehend auf 100%. Sind wir genial oder sind wir genial? Ja, die kleinen Freuden des Alltags... ;-)
Als erstes erreichten wir die 600mm-Eisenbahn in Waunfawr. Dort war allerdings noch so viel Zeit auf den Zug, dass wir ihm etwas entgegen fuhren. Das war ein Kurbeln auf kleinsten Straßen über einen Bergrücken mit weitem Ausblick. Einmal mussten wir ein ganzes Stück zurücksetzen, weil Gegenverkehr kam. In der engen Ausweiche mussten dann je Richtung zwei Autos miteinander kreuzen. Die einzigen vier Autos, die heute Mittag diese Straße befuhren... Wir waren aber die einzigen, die sich dabei nicht mit dem Gegenverkehr festgequatscht haben. So gelangten wir zum Bahnhof Dinas, wo zu unserer Überraschung eine Bauzuglok und eine Garrat als Lz (unter Dampf!) standen. Und die Sonne kämpfte sich mehr und mehr hervor. Bald traf auch der Personenzug ein und die Lz setzte sich davor, so dass die weitere Fahrt in Doppeltraktion stattfand.
Der Personenzug von Caernarfon ist in Dinas eingetroffen. Zuglok ist die Garrat NG/G16 130.
Als betrieblich interessierte Eisenbahner aus Deutschland versuchten wir natürlich, solche betrieblichen Vorgänge wie das Vorspannen der Lz vor den Personenzug zu erklären. Yannick mutmaßte, dass die Lok Lz in Caernarfon losgeschickt worden war und dass dann der Zugleiter einen aufgeregten Anruf vom Disponenten bekommen hat: "Digga, nimm die Lok an die Seite, die verbiegt mir total den Personenzug!". Woraufhin der Zugleiter dann die hervorragende Idee gehabt haben könnte, dass man die Lz vor den Zug spannt, um Trassen zu sparen. Ja, hier war Erfahrung gefragt! (In Wirklichkeit befindet sich hier in Dinas das Bw und man hatte natürlich von vornherein vorgehabt, dem Zug die hier startende Lok vorzuspannen).
Die NG/G16 87 wird dem Zug vorgespannt.
Da jetzt am Himmel doch so einiges Blau stand, folgten wir dem Personenzug. Es ging - nun aber Haken schlagend über die Hauptstraße - wieder zurück nach Waunfawr und weiter an den See Llyn Cwellyn, oberhalb dessen die Bahn an den Wiesenhängen weiterhin an Höhe gewinnt. Ein Bild gab es dort kurz vor dem Hof der Snowdon Ranger und ein weiteres unmittelbar am Scheitelpunkt hinter dem Bahnhof Rhyd Ddu. Die Bahnhöfe waren übrigens alle mit Lichtsignalen ausgestattet - offenbar ein technisch unterstütztes Tokensystem.
Der Personenzug zwischen Waunfawr und Rhyd Ddu...
...oberhalb des Sees Llyn Cwellyn.
Und nochmal an der Passhöhe hinter Rhyd Ddu am See Llyn y Gadair. Der markante Berg im Hintergrund ist der Mynydd Mawr (698m).
Der Zug endete kurz hinter der Passhöhe in Beddgelert. Wir parkten dort und schauten erstmal zum Bahnhof hoch. Der Zug traf soeben ein und die vordere Lok wurde als erstes abgekuppelt. Sie fuhr Lz nach Porthmadog weiter. So wurde heute also doch noch die ganze Strecke befahren. Wir liefen in den Ort, flanierten etwas durch die Gassen und nahmen in einem kleinen Gartencafé Tea and Scones - auch wenn es eigentlich eher Lunchtime war.
Der Zug ist in Beddgelert angekommen und die vordere Lok ist schon nach Porthmadog abgedampft.
Beddgelert ist ein hübsches kleines Dörfchen.
Wir wollten auf unserer Runde den Gleisen folgen. Somit ging es weiter abwärts nach Porthmadog, wo wir am Bahnhof parkten. Auch hier gab es einiges zu beobachten. Ein Normalspurzug stand an und gab uns die Gelegenheit, die etwas eigenartige BÜ-Einschaltung zu beobachten, für die der Zug anhalten und der Tf an einem Seil ziehen musste. Und da der Einschalter offenbar nicht im eingleisigen Bereich vor der Weiche eingebaut werden konnte, sondern auf der Weiche, mussten zwei dieser aufwändigeren Einschalter gebaut werden - auch wenn wegen der Verwendung von Rückfallweichen vermutlich nie ein Zug aus dieser Richtung in das vordere Gleis einfährt. Für die Festlegung der Einschalter-Position war sicherlich auch jede Menge Erfahrung gefragt. Wir haben die Situation auf Video festgehalten:
Video J,
Video Y.
Dann gab es im Schmalspurbahnhof die Wende eines Zuges zu beobachten, der von einer winzigen Diesellok, die eher einem überdachten Gartenstuhl glich, gezogen wurde. Wir postierten uns nun am BÜ, um zu beobachten, wie der Zug, der mutmaßlich auf der Ffestiniog Railway nach Tan-y-Bwlch fahren sollte, in der Ferne die Normalspur kreuzt. Irgendwie kam der aber nicht...
Ja, ich gebe zu: Wir kannten uns überhaupt nicht aus. Wenn in den Fahrplänen der Welsh Highland- oder Ffestiniog Railway von "Porthmadog" die Rede ist, ist gar nicht der Schmalspurbahnhof beim Normalspurbahnhof gemeint, sondern der Hafenbahnhof! Somit befahren also nur die Züge der Welsh Highland Railway aus Richtung Caernarfon und Beddgelert die Gleiskreuzung. Die Züge der Ffestiniog Railway kommen da gar nicht hin. Der Schmalspurbahnhof beim Normalspurbahnhof und der überdachte Gartenstuhl mit seinem kleinen Züglein hatte mit all dem gar nichts zu tun, denn der gehört zur Welsh Highland Heritage Railway, die hier paar 100m Strecke und am anderen Ende ein Museum betreibt. Wir hatten uns schon über die kleine Diesellok gewundert, denn genau wie die Welsh Highland Railway auf ihre Garrat-Dampfloks als Markenzeichen stolz ist, sind auf der Ffestiniog Railway die Fairlie-Dampfer (die mit den zwei Kesseln) das unumstößliche Markenzeichen.
Bei der Weiterfahrt waren wir wirklich erstaunt, wie professionell der Hafenbahnhof und die anschließenden Betriebswerke wirkten. Parallel zur Ffestiniog Railway ging es nun wieder in die Berge hoch. In Ffestiniog kundschafteten wir etwas herum. Die umgebende Kulisse der Schieferhalden ist immer wieder eindrucksvoll. Schiefer wird hier noch immer abgebaut. Schade, dass davon nichts mit der Bahn abtransportiert wird. Ab hier ging es entlang der Normalspur weiter. Über den Pass, der von der Bahn durch einen langen Tunnel unterfahren wird, gelangten wir ins Lledr Valley. In Llanrwst gibt es sogar noch eine Signalbox und ein Kreuzungsgleis. Der Fdl dort hat nicht viel zu tun, denn hier pendelt nur ein einziger Triebwagen - im Dreistundentakt. Da ist Erfahrung gefragt! - Aber eher im "Sich anderweitig beschäftigen".
Ein zweiteiliger CAF Civity hat in Llanwrst erst an der Signalbox zur Token-Übergabe gehalten und dann am Bahnsteig einige Fahrgäste ausgespuckt. Da der einzige Ausgang vom Bahnsteig ein höhengleicher Überweg auf meiner Höhe war, lautete die spannende Frage, wer als erstes den Überweg erreicht, die Fahrgäste oder der abfahrende Zug. Ein Mann lief völlig schmerzbefreit noch rüber und mir beim nächsten Foto ins Bild. Die Schüler warteten aber brav. Kurios ist diese Betriebssituation gerade hier in GB, wo die Bahnanlagen ja sonst so hermetisch abgeriegelt sind, dass man sie gar nicht betreten kann.
Nach diesem letzten Programmpunkt ging es geradewegs weiter zum Ausgang des Tals nach Conwy und von dort auf der Schnellstraße zurück nach Bangor. Nach einer kurzen Siesta habe ich aber doch noch den Spaziergang auf die Seebrücke gemacht. Die Brücke kostete offiziell 1GBP Eintritt, aber die Pforte stand offen und es hat niemand abkassiert. Da die Brücke sehr weit in den Sund hinaus führt, war das ein nettes Erlebnis - zumindest wenn man sich von einigen sich laut und schrill unterhaltenden Paaren fernhielt.
Blick vom Ende der Garther Seebrücke zurück zum Festland. Unser Hotel war das höher gelegene gelbliche Haus.
Entlang der Seebrücke gibt es diverse Buden für Verkaufsstände. Einige waren voller Gerümpel, doch einige waren liebenswert eingerichtet, so wie dieser kleine Kramladen.
Danach war das Abendessen angesagt. Das gab es diesmal in der einzigen anderen Verköstigungsstätte hier im etwas für sich gelegenen Stadtteil Garth. Es handelte sich beim Tafarn Y Garth um einen sehr bodenständigen Pub, in dem es hervorragende Fish&Chips gab. Dann noch ein Spaziergang zur Tanke für paar Getränke - das wars. Immerhin hatten heute unverhofft paar Bilder mit Sonne geklappt.
Heute war die Bedienung beim Frühstück viel aufmerksamer. Und das Ultimate English Breakfast war wirklich von hervorragender Qualität. Dazu der Meerblick - so fing der Tag doch wunderschön an. Die Wettervorhersage war so, dass man heute nochmal durch bedeckten Himmel durch muss, doch dann sollte es sogar im Peak District, einem unserer Wunschziele, schöner werden. Somit stand also unser Programm für heute fest: Ortswechsel nach Buxton.
Bei dem Ausblick schmeckt das Frühstück doch doppelt so gut, oder?
Und weil der reine Ortswechsel nicht sooo lange dauert, planten wir zusätzlich noch eine kleine Runde durch die Pennines mit dem Ziel, bei Wendys Mittagessen zu gehen. Ja, unsere Lieblings-Burgerkette aus den USA gibt es seit einigen Jahren auch in Großbritannien. Über Manchester Airport, die Buxton Road, Peak Forest, Whittington, Staveley ging es nach Barlborough, wo in der Straße der Köstlichkeiten dieser Wegweiser kam:
Irgendwie genau mein Humor... Wendys macht Werbung damit, dass die Frikadellen für die Hamburger aus frischem Fleisch zubereitet sind.
Wir wählten den Weg nach links in die Wendys-Filiale. Obwohl ich vom Frühstück noch gut satt war, mundete der Daves Double hervorragend. Einen anderen und landschaftlich schöneren Weg ging es nun via Eckington, Dronfield und über den schönen Pass nach Hathersage. Wenn wir schon im Hope Valley waren, konnten wir auch kurz in Edale vorbeischauen. Da Samstag war, war überall die Hölle los. Die Parkplatznot hatten mehrere Bauern für sich, aber auch für die Autofahrer genutzt: Sie hatten mehrere Wiesen zu Großparkplätzen umfunktioniert, die gegen ein geringes Entgelt genutzt werden durften. Jetzt war allerdings niemand mehr zum Abkassieren da.
Da matter Sonnenschein durch die Wolkendecke brach und zwei Güterzüge anstanden, stellten wir uns einfach mal für eine halbe Stunde in Barber Booth auf die Brücke. Es war wieder mal traumhaft hier! Das Geblöke der Schafe und dazwischen immer wieder die hellen Stimmchen der Lämmer waren Laute, an die wir uns noch gewöhnen sollten. Opfer der Güterzüge war immer der RE der East Midlands Railway (EMR), der wegen des langen Blockabschnitts nach Chinley hinter den Güterzügen immer mehrere Minuten vor den Signalen warten musste. Mangels Vorsignalen (außer beim Esig) musste der Blockwärter den Zug dann immer nach Stillstand von Signal zu Signal vorkommen lassen. Auch hier war Erfahrung gefragt!
Dann ging es in den Endspurt. Über wunderschöne Sträßchen gelangten wir im Tross der heimkehrenden Ausflügler zur Landstaße A6 und auf dieser geradewegs nach Buxton, wo wir für gar nicht so großes Geld im gediegenen Palace Hotel absteigen konnten. Hier hatten wir uns erstmal für zwei Nächte eingeloggt. Unser Zimmer 2 lag im Erdgeschoss. Es war aber zum Glück nicht die angesichts der Nummer erwartete "Portierloge" in unmittelbarer Nähe zur Hotelhalle, sondern ein nur über viele lange und verwinkelte Gänge um diverse Funkionsräume herum erreichbares Zimmer. Es war einfach, aber ok.
Macht schon Eindruck, wenn man in so einem Kasten logieren kann, oder? Man muss ja nicht dazu sagen, dass man eher ein 3.Klasse-Zimmer hat... Und warum hat man solche Blühbäume nicht mal an der Bahnstrecke?
Gediegene Atmosphäre auch innen.
Nach einer kleinen Siesta drehten wir eine Runde zum Bahnhof und dann in den Pub der Buxton Brewery, wo Yannick sich einmal fast komplett durch die verfügbaren Biere durcharbeiten konnte. Großen Hunger hatten wir nicht mehr. Ein kleiner Beilagensalat und paar offensichtlich selbstgemachte Onionrings genügten.
Die nächsten Tage war nun zwar Sonne prognostiziert, aber wir mussten auch mit Schlonz und Quellwolken rechnen. Da konnten wir nur hoffen, dass wenigstens bischen Blau am Himmel verbleiben würde...
Immerhin begrüßte uns heute Morgen der Sonnenschein. Der Himmel war allerdings stark marmoriert. In einem kleinen Supermarkt mit Sonntagsöffnung konnten wir uns paar Sandwichs einpacken. Yannick registrierte sich sogar schnell in deren App, um die Mealdeals abzugreifen. Mir ist das immer zu doof, mich irgendwo anzumelden. So ein Anmeldeprozess würde bei mir auch schon allein zehn Minuten in Anspruch nehmen.
Somit verpflegungstechnisch gut ausgestattet ging es nach Edale, wo wir den Charity-Parkplatz am Bahnhof für 5GBP wählten. Der Bahnhofsparkplatz selbst wäre einen Pfund billiger gewesen. Aber es ist einfach beeindruckend, wie rührige Anwohner sich ehrenamtlich engagieren und in diesem Fall Parkplätze anboten. Die Einnahmen sollten zugunsten des Dorfes gehen. Jetzt um 8:30 hatte man noch freie Platzwahl. Für Zugfotos stellten wir uns als erstes auf den Bahnsteig für die Perspektive mit der Signalbox. Zahlreiche durchziehende Wolkenfelder machten es spannend. Obwohl man auch länger in der Sonne stand, ging der erste Zug nur mit gedämpften Licht. Der zweite kam im allerletzten sonnigen Moment, während der Hintergrund bereits dunkel war und einen schönen Kontrast bot.
Auch die Northern Bummelzüge werden seit kurzem von CAF Civity Triebwagen gefahren - allerdings ohne Nasentür im Gesicht. Class 195 nennen sich die Teile. Im letzten Sonnenmoment erreicht der Zug Edale.
Nun ging es über einen Public Footpath auf die Brücke von Barber Booth. Es war einfach mal wieder wunderschön hier; dieses Tal muss man lieben. Die Bergkulisse ist toll und auf den Weiden sprangen die Lämmer herum. Wer die passende Soundkulisse haben möchte, kann sich dieses Video als Dauerschleife in den Hintergrund legen - es entstand allerdings erst viel später in einer anderen Gegend:
https://www.blockstelle.de/1200/GB2025-04-weitere/20250425_145222.mp4
Der nun anstehende Transpennine Express ging dann auch wunderbar wunschgemäß.
Für mich eine der schönsten Motivvarianten im Bereich Edale: Ein Transpennine Express mit dem westlichen Einfahrsignal.
Sonntags ist der Verkehr leider etwas dünner. Bis vor einigen Jahren wäre hier vermutlich vor 12 Uhr überhaupt nichts gefahren. Nun hatten wir eine gute Stunde Zeit, die wir zum Wechsel auf die Brücke östlich des Ortes nutzten. Dazu konnten wir durchgehend Footpathes nutzen, die nördlich der Bahn parralel führten. Dabei gab es Lämmer und Landschaft zu fotografieren.
Public Footpath at its best...
Auf den Weiden sind die Pfade oft nicht gebahnt. Da muss man ziemlich genau der Richtung der Pfeile folgen, um das Pförtchen oder den Zauntritt auf der anderen Seite der Weide zu erwischen.
Der einsam für sich liegende Hof Ollerbrook Booth.
An der Brücke zum Hof Ollerbrook Booth hielten wir uns einige Zeit auf. Es fuhr halt nicht viel. Ein Bummelzug fiel sogar aus. Der war nur bis Chinley gekommen, und da hatte der Triebwagen offenbar die Grätsche gemacht. Zu unserer Verwunderung kam der nachfolgende Transpennine fast pünktlich. Keine Ahnung, wie sie den in Chinley am Schadzug vorbei bekommen haben.
Der nächste Transpennine Express besteht aus einer einzelnen Desiro-Garnitur (Class 185) - hier östlich von Edale.
Als East Midlands Railway kam eine Doppelgarnitur dreiteiliger 170 im neuen weinroten Design angefahren.
Und etwas seitlicher nochmal ein Transpennine Express.
Das Licht war dann auch schneller als erwartet von der Front weg. Wir liefen nun südlich der Bahn zurück. Das hatte den Nachteil, dass man ein Stück Straße laufen musste, aber den Vorteil, dass wir am Auto vorüberkamen und das nächste Sandwich abgreifen konnten. So landeten wir wieder in Barber Booth auf der Brücke, wo langsam das Licht auf die Front für Westfahrer kam und wir einige Züge abwarteten.
Nun blicken wir von Westen in den ehemaligen Bahnhof Edale, der nun komplett seiner Weichen und Nebengleise beraubt ist. Wieder schickt East Midlands Railway eine doppelte 170-Garnitur - diesmal in neuer und alter Farbgebung. Aber die Linie ist definitiv nicht komplett auf 170 umgestellt. An den Folgetagen hatten wir bei EMR-Zügen nur noch die bekannten 158 in der schmucken alten Farbgebung.
Der Transpennine Express mit etwas Tele.
Und nun der Bummelzug.
Als wir es hier gesehen hatten, liefen wir nochmal den Footpath bis zur nächsten Brücke weiter. Irgendwie muss ich wohl wie der Bauer gekleidet gewesen sein, denn plötzlich rannten die Schafe auf mich zu! Nachdem die sonst immer vor einem geflohen waren, war das schon ein komisches Gefühl, den gehörnten Viechern Aug in Aug gegenüber zu stehen. Obwohl die Wolken jetzt den Himmel mehrheitlich vereinnahmten, ging auch an der Brücke immerhin noch ein Foto.
Plötzlich verkehrte Welt: Eine ganze Schafherde kommt auf mich zu gerannt. Die bunt gescheckten Jakobschafe sieht man viel im Vale of Edale. Sogar die Muttertiere haben ganz ordentliche Hörner!
Erst im letzten Moment entschieden sie sich, mir vielleicht doch lieber nicht noch näher zu kommen.
Endlich Normalität bei EMR: Ein 158-Doppel im Vale of Edale.
Ein anderes 158-Doppel kommt in der Gegenrichtung angebraust.
Im Anschluss daran waren wir etwas unschlüssig. Hier stand das Licht nun deutlich zu spitz. Wir beschlossen, so langsam wieder das Auto zu satteln und mal hinter Hope nach Möglichkeiten zu schauen. Auf dem Luftbild entdeckten wir eine Footpathbridge bei Grindleford, die wir uns anschauen wollten. Grindleford ist der Bahnhof vor dem östlichen Passtunnel, dem Totley Tunnel, durch den die Bahn das Hopevalley wieder verlässt. Parken konnte man am Bahnhof. Bezahlen sollte man irgendwie mit dem Handy. Allein wir haben das System nicht durchschaut.
Da es Sonntagnachmittag war und sich die Parkplätze nun rasch leerten, rechneten wir nicht damit, dass sich jemand für unser Auto interessiert, und liefen den Fahrweg, der fahrzeugtechnisch "for residents only" gekennzeichnet war, hinein. Vorbei am Ausgang der Padley Gorge mit ihrem Wildwasser, an den hübschen Gebäuden der Padley Mill und der ehemaligen Padley Chapel gelangten wir auf die Brücke Padley Farm. Der Ausblick war jetzt nicht weltbewegend, aber man konnte mal was machen.
Ein Bummelzug von Northern verlässt den Bahnhof Grindleford, der ein Jahr zuvor auf ESTW umgestellt worden ist. Das hatte für unseren Blick sogar einen Vorteil: Das Form-Ausfahrsignal stand nämlich so blöde vor der Brücke, dass dessen oberer Teil hier genau das Motiv verdeckt hätte.
Es folgt ein EMR-158-Doppel.
Es war jetzt 17 Uhr, von Westen drückten nun massiv Wolken rein und wir hatten Hunger. Zu Abend wollten wir eigentlich in Buxton essen, aber man konnte ja mal an dem netten Gartencafé am Bf Grindleford, das auf dem Hinweg einen nachhaltig einladenden Eindruck gemacht hatte, einen Scone einwerfen. Dummerweise war der Laden verrammelt, als wir zum Bahnhof zurückkamen. Um 17 Uhr war Feierabend gewesen. Teatime beendet. Schade.
Also auf nach Buxton. Als wir am Pub in Calver vorbeikamen, meinte ich so, dass man ja auch hier auf dem Lande in einen Pub gehen könne. Dieser Gedanke gefiel Yannick auch. In Four Lanes End bei Tideswell setzten wir die Idee in die Tat um. Im dortigen Anchor Inn saß man nett. Leider gab es beim Servieren eine Verwechslung. Die Bedienung steuerte mit der Bestellung für den Nachbartisch zu uns und Yannick nahm alles an sich, weil es seiner Bestellung ähnlich war. Mein Salat und der Pie ließen hingegen auf sich warten... Na ja, am Ende waren aber alle glücklich. Die Damen des Pubs waren super nett. Auf so einen Beef Pie hatte ich mich schon den ganzen Tag gefreut.
Danach ging es über Peak Forest Dorf und Bahnhof mit erneuter kleiner Kundschaftsrunde nach Buxton zurück. Wir waren nach dem Tag mit dem vielen Umherlaufen ganz schön müde... Die Vorhersage für den Montag war leider schon wieder ziemlich in sich zusammengebrochen. Mal sehen, was das wird...
Während in Deutschland allerbestes Wetter herrschte und auch der Südosten der königlichen Insel noch reichlich von der Sonne verwöhnt werden sollte, hingen wir hier in der Inselmitte unter einer unsäglichen Schlonzglocke. Morgens überlegten wir, ob man einfach nach Südosten abhauen sollte. Aber eigentlich wollten wir ja nunmal hier was machen. Und nach wie vor wurde für die nächsten Tage besseres Wetter in Aussicht gestellt. Das hatten sie in den letzten Tagen aber für heute auch schon getan. Und es lag der Verdacht nahe, dass sie sich Tag für Tag umentschieden, dass das Wetter am Folgetag doch nichts werden würde.
Wir ließen es langsam angehen. Rechtzeitig zu einem Zug nach Hindlow wollten wir uns mit paar Sandwichs bewaffnet mal wieder an den Rastplatz vom ersten Tag stellen. Auf jeden Fall wollten wir auschecken. Im Palace-Hotel hatte man irgendwie dann doch das Gefühl, dass wir mit unserem Erdgeschosszimmer nur in der dritten Klasse untergebracht waren. Und jetzt nach Ende des Wochenendes und der Osterferien hofften wir, leichter etwas zu bekommen.
An dieser Stelle kann ich eine Karte über die etwas verworrenen Streckenführungen in dieser Gegend einblenden. Bei Klick auf die Karte öffnet sie sich auch in einem separaten Fenster, was vielleicht ganz praktisch ist.
Und wir haben unser Konzept eiskalt durchgezogen. Bei Morrisons gab es leckere warme Käse-Bacon Turnover, Croissants nicht unähnlich, die sich als sehr lecker erweisen sollten. So fuhren wir also zum Rastplatz und liefen dort etwas rum. Es gibt definitiv schlimmeres als vor so schöner Kulisse durchs Gelände zu stromern. Erst kam ein Zug von Hindlow und dann einer dorthin. Hatten wir gestern Schlonze, so hatten wir heute Panzerschlonze. Beide Züge kamen bei Sonne, aber es geht definitiv noch etwas besser. Dies wird nicht unser letzter Versuch hier gewesen sein. Das beste Licht hatte eine Freightliner class 70, die warum auch immer zwischen Great Rocks jn (bei Tunstead) und Dowlow hin und her pendelte. Vielleicht Ortskundefahrt?
Wo das Great Rocks Dale vom Wye Valley abzweigt, kommt eine Class 70 von Freightliner angerollt.
Für den Zug nach Hindlow war Yannick runter in die Schlucht gelaufen. Gut ist die zweigleisige Trasse der einstigen Midland Railway erkennbar.
Als wir das hier gesehen hatten und der Schlonz auch nicht den allergrößten Aktivismus entfachte, schlug ich vor, ob man sich mal den Güterteil des Bf Buxton anschauen sollte, wo die Güterzüge kopfmachen. Auf der Karte machten wir eine Fußgängerbrücke aus, die über die Bahnanlagen führte. Der Blick für einfahrende Personenzüge war ganz nett, so dass wir mal einen abgewartet haben.
Danach fuhr ein Güterzug von oben, von den Steinbrüchen ein. Das war ein DB-Zug, der sogar Lok vorn und hinten hatte. Nur der Tf musste umlaufen, was er dann auch ganz entspannt tat. Diese Gleisgruppe für die Kopfmacher sah frisch hergerichtet aus. Gar nicht so, wie die Infrastruktur von Gütergleisen sonst so in GB aussieht. Fototechnisch ging da allerdings nicht groß etwas, da das Licht fast in Gleisachse stand und der Güterzug auch nicht so fotogerecht weit vorziehen musste, da kein Lokumlauf nötig war.
Yannick hatte mittlerweile herausgefunden, dass zahlreiche Güterzüge im Laufe des Nachmittags durch das Hopevalley reinkommen sollten. Das war ein Anlass, paar Scones aufzunehmen und nochmal zum Schreien der Lämmer nach Edale zu fahren. Die Großparkplätze auf den Wiesen waren heute nicht in Betrieb. Wir stellten das Auto einfach an den Rand eines Feldweges bei der Brücke Barber Booth. An der Brücke verspeisten wir unsere Scones.
Bei einem Picknick im Gras schmecken gekaufte Scones ebenso gut wie welche im Café. Nur der Tee fehlte...
Und es kam tatsächlich jetzt ein Güterzug nach dem anderen. Und die EMR-Regionalexpresse mussten danach wieder vor den Blocksignalen warten... Netterweise war der Westhimmel jetzt auch richtig aufgeklart, so dass man relativ sicher volle Sonne hatte.
GBRf-Zug 4M03 aus Doncaster rollt durch Edale.
Es folgt GBRf-Zug 6H03 aus Wellingborough. Ziel aller Züge ist das Peak Dale mit seinen Steinbrüchen.
Als wir erstmal zwei Güterzüge hatten, liefen wir weiter zur nächsten Brücke, wo wir ebenfalls noch gut bedient wurden. Schade war jetzt nur, dass das Licht immer spitzer kam. Und als wir dort paar Züge hatten, ging es noch eine Brücke weiter. Dort hatten wir allerdings keinen Güterzug. Die Ausblicke dort waren aber hübsch.
Während hinten gerade ein Transpennine Express verschwindet, beschleunigt der Bummelzug aus Edale heraus.
Freightliner Zug 6H45 aus Banbury westlich von Edale bei Barber Booth.
Und schon wieder GB Railfreight: Zug 4H96 aus Small Heath.
Auch bei der westlichsten Überführung im Vale of Edale gibt es Schafe. Und den Transpennine Express.
Blick westwärts: Ein Transpennine Express kommt aus dem Cowburn Tunnel, dem westlichen Eingang in diese grüne Oase.
Nachdem heute schon wieder ein Northern CAF Civity in Chinley verreckt war, hatte man offenbar mal wieder Altfahrbares hervorgekramt. Oder die Class 150 fahren planmäßig im Berufsverkehr - keine Ahnung.
Wieder eine Brücke zurück kommt uns die East Midlands Railway vor die Linse - diesmal sogar ungebremst.
Nun liefen wir den schönen Footpath wieder zurück. Das Licht kam nun von der Nordwestseite, und es herrschte Einigkeit, dass man den noch ausstehenden Güterzug im ex-Bahnhofsbereich mit dem Signalausleger machen wollte. Dass der Güterzug immer mehr Verspätung sammelte, kam uns fürs Seitenlicht gelegen. Der Preis dafür war, dass die Schatten ins Gleis wuchsen. Weshalb sie das als erstes immer genau dort tun, wo man auslösen will, entzieht sich meiner Kenntnis.
Zumindest ein CAF Civity kann noch fahren: Der Nahverkehr beschleunigt vom Hp Edale.
Die DB kommt sogar mit Class 66 in der alten EWS-Farbgebung: Zug 6M82 von Walsall. Der Zug geht sogar ganz durchs Peak Dale und dann via Buxton hoch nach Dowlow. Paar auffällige Graffiti auf den ersten Wagen elektronisch beseitigt.
Dafür erkannten wir schnell genug, dass ein Warten auf Güterzug Nr 6 keinen Sinn machen würde. Der sollte erst 19:22 hier sein. Bereits um 18:30 nahm der Schatten der Brückenrampe rapide Kurs auf die Gleise. Wir konnten noch paar VTs seitlicher mit wunderschöner Bergkulisse machen, dann war es das.
Der Betreiber Stagecoach sorgte auf den von ihm betriebenen Linien einst für sehr farbenfrohe Lackierungen - so auch bei den 158ern von East Midlands Trains. Nun heißt der Laden East Midlands Railway, gehört nicht mehr zu Stagecoach und lackiert seine Züge lila. Wer es mag...
Der Northern 150 kommt wieder und passt noch perfekt in die Schattenlücke. Im Hintergrund erheben sich Lose Hill (476m) und Back Tor (438m). Erinnerungen an meine tolle Wanderung über die ganze Hügelkette im Jahr 2015 wurden wach.
Die Sonne sank nun auch in den Schmodder im Westen. Wir wollten in der Gegend bleiben. Doch das Palace Hotel war uns zu suspekt - zumal es da wohl auch viertklassige Zimmer im Keller ohne Fenster gibt. Folterkammern, wuaaaahhhh! Aber Yannick hatte in Buxton eine schöne Ferienwohnung über Air B&B gefunden, die wir nun aufsuchten. Sie befand sich in einem ruhigen Wohngebiet unmittelbar neben der Innenstadt; eines dieser typischen kleinen Arbeiter-Reihenhäuschen, total winzig, aber auf zwei Ebenen. Unten kommt man direkt ins Wohnzimmer rein, dahinter sind Küche und Bad. Oben gab es zwei Schlafzimmer. Da konnte man sich jedenfalls wohlfühlen. Zum Abendessen ging es um die Ecke rum ins Taj Mahal. Den Inder hatten wir uns heute definitiv verdient...
Abendessen im Taj Mahal in Buxton. Wir wurden nicht enttäuscht!
Die Schlonzsituation war am Morgen ähnlich zu gestern - wobei der Mumpf am Himmel heute vielleicht eine Spur durchlässiger war. Zu den Frühmotiven in Buxton hatte ich nicht die ganz große Meinung angesichts des schwächelnden Lichtes. Oder diente das nur als Ausrede, den Tag ohne Stress anzugehen? Aber so gegen 8 Uhr brachen wir auf. Als erstes sollte es ein Motiv auf der Personenzugstrecke nach Buxton sein - eine Tunnelausfahrt bei Dove Holes.
Typisch britische Arbeiterhäuschen in Buxton in der Hollins Street. Der zweite Eingang mit der offenen Tür ist unser.
Northern betreibt den Personenverkehr nach Buxton mit Class 150 und 156. Es handelt sich praktisch um Vorortverkehr von Manchester. Ein Bummelzug nach Buxton kommt aus dem Barmoor Clough Tunnel und erreicht in Kürze Dove Holes. In dieser Gegend wird zweimal die Güterstrecke gequert, was man aber nicht bemerkt, weil diese tief unten im Dove Holes Tunnel verläuft.
Danach schauten wir an die Güterbahn. Ein Zug sollte reinkommen, und wir überlegten, wie wir den am besten umgesetzt bekommen. Der Blick von der Straßenbrücke Peak Forest schied aus, weil im Vordergrund gerade ein GBRf-Zug ungünstig stand. An die Straßenbrücke Great Rocks Junction kamen wir dann noch rechtzeitig für die ausfahrende Freightliner class 70, die offenbar auch heute auf Schulungsfahrt war. Für einen Zug auf dem normalen Durchfahrgleis war das aber alles nichts. So stellten wir uns lieber weiter oben bei Smalldale an eine Feldzufahrt und ließen die Drohnen steigen.
Von der Great Rocks Junction bricht die Class 70 wieder zu ihrer Ausbildungsfahrt in Richtung Hindlow auf.
✈ Blick auf die Einfahrt in den Bahnhof Peak Forest. Der Freightliner Zug passiert gerade das Einfahrsignal, während hinten GBRf rangiert und eine DB-Lok auf neue Dienste wartet.
Nun ging es für uns - wie bisher jeden Tag hier in der Gegend - mal wieder zum Rastplatz hoch, um abermals einen Zug nach Hindlow zu fotografieren. Der Himmel war nun doch deutlich blauer als an den Vortagen. Das ließ zumindest auf vollen Sonnenschein hoffen. Im Hintergrund regierte allerdings noch immer der Schlonz. Und diesmal wurde der Zug dann auch von vollem Licht erfasst.
Endlich klappt es: Blick auf die Schluchten von River Wye und dem Great Rocks Dale, wo einstmals ein Gleisdreieck war, aus dem die längst abgebaute Midland Railway nach rechts hinaus führte. Im Hintergrund ist Tunstead Quarry, einer der großen Steinbrüche, zu sehen. Der GBRf-Zug 4H89 aus Hams Hall wird bald Buxton erreichen, wo er für die Weiterfahrt nach Hindlow die Fahrtrichtung wechselt.
Jetzt wollten wir es nochmal mit der Fußgängerbrücke im Bf Buxton probieren, wo passend ein Personenzug erwartet wurde. Natürlich trafen wir da auch unseren Güterzug von eben wieder, der ohne viel Eile Lokumlauf machte und auf die mit ihm kreuzende Schulungslok warten musste.
✈ In den Güterzug-Wendegleisen des Bf Buxton hat der 4H89 nun Lokumlauf gemacht und rollt weiter aufwärts zu den oberen Steinbrüchen.
Danach waren mal wieder die (unteren) Steinbrüche dran. In Peak Forest war das Licht leider nun extrem spitz. Aber zwei DB-66er gab es schon mal schön nebeneinander. Den nächsten einfahrenden Zug wollten wir allerdings in dem tiefen Felseinschnitt nehmen, der sich nördlich zum Dove Holes Tunnel hin anschließt. Wir parkten lieber mal nicht direkt an der Feldeinfahrt, sondern an der nächsten entspannteren Möglichkeit, und liefen fünf Minuten ins Motiv. Dazu musste man über Mäuerchen und einen Zaun steigen, dann etwas am Einschnittrand langlaufen - das wars. Und schon kam der Zug, der plötzlich deutlich verfrüht war. Das war auch sehr gut so!
Rangierende DB Class 66 im Anschluss von Cemex Dove Holes Quarry.
Der Dove Holes Tunnel spuckt den Freightliner 6H51 aus, der nun durch einen markanten Felseinschnitt zum Bahnhof Peak Forest rollt.
Wir hatten schon befürchtet, dass uns der Zug zugefahren wird, weil ein GBRf-Zug von hinten längst überfällig war. Der hatte eben schon abfahrbereit in Peak Forest gestanden. Offenbar hatte man ihn auch noch vor der Einfahrt des Freightliners ausfahren lassen, denn auf dem Weg zurück zur Straße überholte der uns. Fixer Programmpunkt war für mich unbedingt der Blick von der Brücke Peak Forest mit gutem Lichtstand am Nachmittag. Bis das Seitenlicht aber soweit war, wollte Yannick unbedingt nach Hope, um die Einfahrt Earls Siding umzusetzen. Ich wäre eher für die gemütliche Variante "Abhängen auf der Brücke Peak Forest" gewesen. Da ich aber wusste, dass ich mich ärgern würde, wenn ich Yannick allein fahren lasse und dass Yannick dann bestimmt noch den eben ausgefahrenen Güterzug dort bekommt, hab ich mitgemacht.
Es ging die Straße über Castleton. Die führt in eine sensationelle Schlucht hinab, wie man sie gar nicht auf der Insel vermuten würde. Yannick meinte, dass wir zeitgleich mit dem Güterzug auf der Fotobrücke Earls Siding ankommen könnten. Nun sind Orte wie Castleton und Hope nicht unbedingt geeignet, es eilig zu haben. Gerade die zahlreichen Touristen, egal ob mit Womo oder Auto, haben ja sooo viel Zeit. Aber es hätte vom Verkehr alles viel schlimmer kommen können. Den Weg zur Brücke hoch durfte man sogar fahren und oben war am Rand eine Parkmöglichkeit. Der Güterzug war eine Minute nach uns da. Paar Triebwagen kamen dann auch noch.
Der GBRf Zug 6E51 nach Selby erreicht den Bahnhof Earls Siding.
Wie immer ist es EMR, die langsam hinterm Güterzug hergetuckert kommt.
Dann hatten wir es aber. Dass man nun wieder nach Peak Forest wollte, darüber waren wir einig. Die Schlucht hinter Castleton aufwärts zu nehmen, war nicht minder eindrucksvoll. Und wir waren dann wirklich exakt zum richtigen Zeitpunkt in Peak Forest zurück. Das Licht kam jetzt im idealen Winkel, und die zwei DB-66er rangierten perfekt im Bildbereich um die Wette. Da konnte man eine ganze Menge Einstellungen umsetzen.
DB Class 66 084 und 205 rangieren im Anschluss von Cemex Dove Holes Quarry.
Nicht nur auf der Schiene war es spannend. Direkt neben der Brücke mündet die Straße aus Dove Holes in die über die Brücke führende Straße. Ein LKW kam von Dove Holes und wollte nach links über die Brücke abbiegen. Das klappt mit einem LKW nur, wenn man in einem Bogen über die Gegenfahrbahn (also rechte Fahrbahn) der einmündenden Straße in die Gegenfahrbahn der Querstraße manövriert. Besagter LKW hatte aber nicht weit genug nach rechts ausgeholt. Und kam nun nicht rum. Blockierte alles. Er setzte wieder etwas zurück und versuchte es aufs Neue. Das reichte beim besten Willen nicht. Diesmal hielt er aber nicht an. Es ist immer wieder beeindruckend, was für Kräfte da plötzlich wirken. Der Anfang des Brückengeländers riss verschiedene Teile im unteren Bereich des Sattelaufliegers ab. Er fuhr weiter. Nun bohrte sich das Geländer in einen Reifen, der in einer lauten Explosion platzte. Spätestens jetzt waren wir wach. Und er hielt. Und rührte sich gar nicht mehr.
Der Verladebahnhof befindet sich offensichtlich in einem alten Steinbruch. Der heutige Steinbruch ist riesig und erstreckt sich hinter dem Felsgrat im Hintergrund.
Aus drei Richtungen stauten sich jetzt die Autos; es ging gar nichts mehr. Eine Gruppe von Tfs und Rangierern schaute neugierig vorbei. Einer von denen fand aber bald unser Treiben mit den Kameras interessanter und quatschte eine ganze Weile mit uns. Ist wohl nicht so häufig, dass dort Ausländer stehen. Wir erfuhren, welche Rangierbewegungen als nächstes geplant waren. Es dauerte bestimmt eine halbe Stunde, bis der LKW mit Hilfe von anderen Truckern zurückgesetzt hatte und nun auf der rechten Fahrbahn von Dove Holes stand. Der Verkehr wurde erstmal vorbei dirigiert, dann wagte der Fahrer es nochmal. Diesmal versuchten wir ihm zu helfen. Leider mussten wir frühzeitig Halt gebieten. Wieder zurück, wieder vor, dann klappte es endlich. Hinter der Brücke blieb er dann am Rand stehen. Der Verkehr normalisierte sich wieder. Aber die Reihe der Besucher riss nicht ab. Bald kam ein Herr von Network Rail, der den Schaden an der Brücke begutachtete. Dann kam nochmal der Fahrer, der unsere Kontaktdaten gern als Zeugen haben wollte. Wir konnten immerhin bezeugen, dass die Mauerecke auch vorher schon erheblich beschädigt war und das Vorfahrtachten-Schild auch vorher schon hinter der Mauer gelegen hatte...
Am Abbruch dieser Ecke hat im Laufe der Zeit nicht nur ein LKW geholfen...
Nun kommt über die Streckengleise GBRf Zug 6H10 aus Bletchley angefahren.
Nachdem wir dann auch mal einen einfahrenden Zug fotografieren konnten und das Licht um ca 15:15 zunehmend Richtung 90° wanderte, wollten wir nochmal was anderes machen. Nein, nicht Edale. Aber nochmal Grindleford - diesmal auch mit Güterzug. Die Fahrt durch die offenen Wiesenhügel war mal wieder traumhaft. In Grindleford ließen wir das Auto vorm Bahnhof stehen und liefen wieder den Fahrweg zur Brücke Padley Farm. Dort kam auch mal die Drohne zum Einsatz. Leider lag die alte Padley Chapel ziemlich hinter Bäumen verborgen. Aber der Güterzug kam in der Kurve sehr schön.
Wieder verlässt ein alter Class 150 als Northern Bummelzug den Bahnhof Grindleford.
Es folgt Freightliner 6E68 aus March Down. Die Freightliner gehen im Peak Dale offenbar alle nach Tunstead.
✈ Mit Hilfe der Drohne ist dann auch die alte Padley Chapel zwischen den Bäumen (über dem rechten Zugende) auszumachen. Das war praktisch die Gutskirche von der Padley Manor Farm (rechts im Bild). Der Hof ist aktuell für eine Million Pfund zu verkaufen.
Hier hieß es schnell zu sein: East Midlands Railway Class 158 brummt aus dem Todley Tunnel in die andere Welt des Hope Valley hinein.
Wir hatten noch nicht fertig. Ein letzter Programmpunkt sollte noch sein, allerdings fast zuhause: Wir wollten nun nochmal den einen oder anderen Triebwagen im Bahnhof Buxton aufnehmen. So fuhren wir also heimwärts und setzten unser Vorhaben in die Tat um. Das klappte auch noch gut vor Zuschattung des Motivs.
Ein Doppel aus Northern Class 156 und 150 erreicht von Manchester den Endbahnhof Buxton.
Nach dem Auffrischen in der Bude ging es heute mal in den Cheshire Cheese Pub. Auch der lag in kürzester fußläufiger Entfernung. Yannick nahm Fish & Chips und ich ein Stew aus Rindfleisch und Kartoffeln mit Lauch- und Wirsinggemüse und Kartoffelpüree. Das war auch sehr gut, die Portion aber bischen überschaubar, während Yannicks Fisch ein Riesenkaventsmann war. Zurück in der Wohnung mussten wir uns die Karten für die nächsten Tage legen.
Heute früh war gesetzt, dass man das Frühmotiv in der Ausfahrt von Buxton machen wollte. Selbstverständlich sollten heute beide in Frage kommenden Triebwagen 156er sein, so dass bei dem seitlichen Lichtstand schon mal eine 2/3-Schattenfront garantiert war. Egal, wir fuhren trotzdem los. Der Ausblick im sanften Morgenlicht war dann auch ganz hübsch. Yannick fuhr für den zweiten Zug noch eine Brücke weiter, während ich nochmal in der Ausfahrt eine seitlichere Perspektive suchte.
Unsere erste Morgenaufnahme im Laufe der Tour? Ein Northern Service verlässt Buxton.
Und ein Gegenzug mit zwei Class 150 rollt in den Bahnhof ein.
Für das Bild musste Yannick eine private Bauernbrücke nutzen. Frau Bauer wollte ihn erst nicht lassen, Herr Bauer dann schon - hoffentlich gab das keinen Ehekrach! Der nächste 156 verlässt Buxton.
Wir waren erstmal ohne großes Gepäck losgefahren. War ja noch früh (gähn!). Aber es herrschte Einigkeit, dass man es hier erstmal gesehen hätte, auch wenn definitiv noch paar Möglichkeiten offen geblieben waren. Die nächsten Tage waren topp angekündigt, und natürlich hätte man versuchen können, das komplette Programm nochmal mit blauerem Himmel zu probieren. Aber nachmittags war der Himmel ja eigentlich auch gut gewesen, und insgesamt hing das Umsetzen einiger Motive stark vom Verkehren der Güterzüge ab. Es war nicht unbedingt absehbar, ob das heute alles besser klappen würde als an den Vortagen. Insofern wollten wir uns heute etwas nordwärts orientieren.
Wie geplant ging es nach den Bildern erstmal wieder in die Bude zurück, wo wir leider schon wieder auszogen. Der weitere Plan sah vor, noch paar Vormittagsstellen in Edale abzugreifen. Letzten Sonntag hatten wir wegen des dünnen Zugverkehrs ja nicht alles geschafft. Erstmal bezogen wir die westlichste Brücke. Leider fehlte es wie schon an den Vortagen gänzlich an geeigneten Güterzügen für die vielen Möglichkeiten, die man vormittags hat.
Es rumorte im Cowburn Tunnel und es kam - - - die East Midlands Railway, und sogar völlig ungebremst!
Es rumorte wieder im Cowburn Tunnel und es kam - - - der Northern Class 195 ins Vale of Edale hinein.
Zweite Stelle war der Blick vom Bahnsteig mit der Signalbox. Und als drittes suchten wir nochmal die östlichste Brücke auf. Immerhin war der Himmel heute schon deutlich blauer als an den bisherigen Vormittagen, so dass es definitiv eine Verfeinerung war. Etwas kurios wirkte ein ziemlich rustikal aussehender Traktor, der auf dem P&R-Platz des Haltepunktes vorfuhr. In der Baggerschaufel vorn lagen irgendwelche Dinge, die wie Kanister aussahen. Der Bagger wurde ordentlich rückwärts eingeparkt, es entstieg dem Fahrzeug ein stadtfein gekleideter Herr, der der Baggerschaufel nun seinen Rollkoffer (!) und eine weiße Tragetasche entnahm und damit - äh - erstmal nicht zum Bahnsteig rollerte, sondern zum kleinen Café unterhalb der Bahnstation. Bis zum Zug nach Manchester war noch reichlich Zeit...
Park & Ride mit Trecker - sauber eingeparkt! Daneben unser Mokka.
Nochmal die Signalbox von Edale mit einem Transpennine Express.
Von der Brücke Ollerbrook Booth gibt es einen EMR,...
den Bummelzug,...
...und einen Transpennine Express.
So nebenbei mussten wir schauen, wann wir in den Norden starten. Heute über Mittag und bis in den Nachmittag waren auf der Settle & Carlisle eine ganze Menge Güterzüge eingelegt. Schade war aber, dass die Iren da so ein komisches Schlonzband rüberzuschicken drohten, von dem wir hier im Peak District verschont bleiben würden. Außerdem war ein Güterzug im Anrollen, der ideal für die Brücke Great Rocks Junction käme. Somit entschieden wir uns, nicht überstürzt hochzufahren. Da bis zu dem Güterzug noch Zeit war, legten wir erstmal eine kleine Fotosession ohne Zug rund um die Schlucht bei Castleton ein. Dann ging es nach Buxton, wo wir das Motiv für einen einfahrenden Personenzug zum dritten Mal umsetzten - endlich mit mehr Blau am Himmel.
Winnats Pass nennt sich diese kleine Schlucht-Passage westlich von Castleton.
Blick aufwärts mit unserem Mietwagen.
Dies ist jetzt das dritte Mal, dass wir dieses Bild machen. Da wir jetzt erstmals sowas wie blauen Himmel haben, habe ich die anderen Versuche gar nicht erst gezeigt. Der Nahverkehr rollt nach Buxton ein.
Danach war zwar immer noch eine Stunde Zeit, aber wir fuhren einfach schon mal zur Great Rocks Junction, wo wir uns faul an den Rand stellten. Vielleicht würde ja vorher noch irgendwas rumrangieren. Beeindruckend fand ich die Gleisanlagen des Tunstead Siding, die hier abzweigten. Von der Brücke aus sieht man nicht viel. Nur auf dem Luftbild kann man die Ausmaße erkennen. Eine Zufahrt war hier direkt und eine weitere bildete das einstige zweite Streckengleis, das weiter südlich, hinterm nächsten Tunnel, in den Werksbahnhof umschwenkt. Unser Güterzug ließ sich derweil sehr viel Zeit. In der Dore Junction war er -30 angekommen, fuhr dort aber nicht weiter. Auch zur Planzeit nicht. Na toll!
Ansonsten war hier absolut nichts los, keine Rangierbewegungen. Wir schmorten in der Hitze. Endlich fuhr er in Dore Junction mit +20 weiter. Aber in Earls Siding musste er noch eine Überholung durch einen RE über sich ergehen lassen. Vermutlich hatte sich EWR beim Disponenten beschwert: "Digga, du kannst uns nicht immer in Edale zum Halten bringen! Unsere Pünktlichkeit geht jedes Mal in den Keller!" Und Earls Siding hat sich wahnsinnig über die angeordnete Überholung gefreut, denn da war jetzt mal echte Erfahrung gefragt. Glücklich schmiss der Signalman seine mechanischen Weichenhebel um. Nun hatte der Gütermann +30, Tendenz steigend. Irgendwann gegen 13:45 hörten wir endlich Betriebsamkeit in der Signalbox hinter uns. Weichen wurden gestellt und in der Ferne ragte das Signal von Peak Forest in die Höhe. Leider mussten wir den Zug furchbar spitz nehmen, obwohl das Licht optimal gekommen wäre. Aber sonst hätten wir den Signalausleger links hinter der Vegetation gehabt. Vielleicht wäre doch neulich morgens der Freightliner hier die bessere Alternative gewesen...
Ein GBRf-Leerzug erreicht Great Rocks Junction und fährt von hier als Rangierfahrt nach Tunstead Siding ein.
Tja, das sollte es hier gewesen sein. Hier herrschte ja auch absoluter Totentanz. Und allmählich hatten wir es hier gesehen. Uns stand der Sinn nach einem Ortswechsel. Wir beschlossen, trotz der Schlonzdrohung nordwärts zu fahren. Sollte dort oben wirklich alles dicht sein, würde man bischen kundschaften. Das Navi wies uns, vermutlich um Staus im Raum Manchester zu umgehen, ab Chapel-en-le-Frith über Glossop, Hadfield, Denton an die Manchester Ringautobahn. Über einen Wechsel aus Autobahnen und Schnellstraßen (nein, es gibt keine Kreisverkehre an britischen Autobahnen; die Autobahn wird kurz vorm Kreisel zur Schnellstraße...) gelangten wir bis Barrowford kurz vorm Ende der M65.
Nun waren wieder die schönen Landstraßen über wunderschöne kahle Höhen dran. Bei Gisburn trafen wir auf die Bahnstrecke, die von Süden, von Clitheroe hoch nach Hellifield an der Settle & Carlisle (S&C) führt. Kurz vor Hellifield sahen wir paar Fotografen auf einer Wiese stehen. Tja, da sollte gleich der Colas Holzzug kommen. Schade, wir waren nicht vorbereitet. Yannick musste gerade mit dem Bordcomputer kämpfen, weil der unseren Podcast plötzlich und unerwartet durch Radioprogramm ersetzt hatte, das wir nicht mehr wegbekamen. Da musste man wohl das Auto komplett runterfahren...
Allerdings sah Yannick auch, dass der abendliche Clitheroe Cement mit -111 abgefahren war. Für den suchten wir eine Brücke bei Long Preston auf. Der Himmel war hier oben "geht so"; das Licht wechselte zwischen voller Stärke und leichter Dämpfung. Der Himmel im Hintergrund war ebenfalls "geht so". Na ja, wenn der Güterzug schon kommt, konnte man das ja mal machen. Das Motiv war ganz nett. Der Triebwagen musste erst noch durch, dann konnte der Güterzug fahren. Ich war mir zwar nicht ganz sicher, ob hinter Settle Junction bis zum nächsten Bahnhof Ribblehead (gesteuert durch Blea Moor) noch Blocksignale kämen, vermutete es aber. (Nachtrag: Ja, so einige!).
Eine halbe Stunde später. Der Triebwagen war längst in Ribblehead. Vom Güterzug keine Spur. Der hätte schon längst fahren können. Eine Stunde später. An uns waren jetzt mindestens zehn LKWs auf Tuchfühlung vorbeigefahren. Yannick hatte ein neben der Straße äsendes Lamm zurück auf die Wiese getrieben. Die Sonne brannte erbarmungslos auf uns nieder. Wir hatten keine Lust mehr. Als der nächste Triebwagen langsam fällig wurde, stiegen wir in dessen "Deckung" ins Auto und fuhren zum Bf Hellifield, der allerdings für den Güterzug auch noch keine Ankunft geschrieben hatte.
Als wir uns Hellifield näherten, war bereits von weitem erkennbar, dass da nichts im Bahnhof steht. Wir fuhren an den Bahnhof ran und schauten auf den Mittelbahnsteig hoch. Von den Signalen her waren wir uns nun gar nicht sicher, ob das nordgehende Ausweichgleis überhaupt mit Zügen befahren werden konnte. Das sah alles nur nach Rangiersignalen aus. Aber der Zug war da! Wir konnten ihn nicht sehen, aber aus Richtung Einfahrt von Clitheroe machte es ganz eindeutig "mimimi". Da stand die 66 mit ihrem Zementzug! Die haben ihn wirklich anderthalb Stunden vor der Einfahrt versauern lassen. Man muss dazu sagen, dass auf der zweigleisigen (!) Strecke Clitheroe - Hellifield bis auf zwei samstägliche Ausflugszüge kein Personenverkehr besteht. Wahrscheinlich hat Hellifield einen aufgeregten Anruf von Blae Moor bekommen "Digga, du kannst mir doch jetzt nicht den Güterzug auf den Hals schicken! Auf keinen Fall vor Plan, auf gaaaar keinen Fall! Ich hab hier einen eingleisigen Viadukt und in den nächsten Stunden zweeeei Personenzüge!" Herrlich, hier war wieder eine Menge Erfahrung gefragt!
Hatten wir gedacht, dass das vergebliche Warten in der Gluthitze von Long Preston der Tiefpunkt des Nachmittags war, hatten wir uns mal ganz derbe getäuscht. Wir wollten noch eben schnell die anderen Brücken von Long Preston auskundschaften und uns die beste für den Güterzug aussuchen. Dazu bogen wir im Dorf auf die Back Lane ab, die als Single Track Road angepriesen wurde - nichts Ungewöhnliches hierzulande. Die Straße bestand aber aus Mauer links und Mauer rechts und wurde immer schmaler. Bald waren zwischen den Rückspiegeln unseres kompakten Mokka und den Mauern nur noch Milimeter Luft. Platz zum Umdrehen, Platz zum Parken? Fehlanzeige! Aber rückwärts fahren mochte man erst recht nicht. Das war schon sehr beklemmend. Im wahrsten Wortsinne!
Hinter der Bahnüberführung wurde die Straße zum Glück wieder etwas breiter. Da schrammten "nur noch" Zweige am Auto entlang. Beide besichtigten Brücken taugten nicht wirklich. Der Triebwagen war durch, und so sahen wir zu auf die Brücke von vorhin zu kommen. Erneute Panik, als Yannick festgestellt hatte, dass der Güterzug bereits vor acht Minuten Abfahrt Hellifield geschrieben hatte. Haben wir ihn etwa verpasst? Nein, das hätten wir wohl mitbekommen - selbst irgendwo eingeklemmt zwischen Steinmauern... Irgendwann kam er um die Ecke geschlichen und hatte zu unserer Freude die 66 in der "Platin Jubilee" Sonderlackierung vor.
Der "Clitheroe Cement" 6C00 kommt auf Long Preston zugefahren.
Das Licht war unter den gegebenen Umständen noch sehr gut gewesen, was will man mehr? Freudig ging es nun in den Feierabend. Wir hatten einen Pub in High Bentham gebucht - das liegt an der Strecke Hellifield - Carnforth. Der Pub war nun eher einfacher Natur und hatte ganze drei Zimmer. Da wir gut kaputt waren, blieben wir zum Abendessen gleich dort, wobei die Gaststube eher ungemütlich war. Ich nahm Lammragout mit Fettuccine. Das war dann aber eher Fettucine mit zweieinhalb Lammfleischkrümelchen. Untermalt wurde der Aufenthalt in der Gaststube vom in orange Warnkleidung gewandeten Dorftrottel, der vorm Spielautomaten saß und die ganze Zeit lauthals pfiff. Neeeeervig!
Na ja, bischen was hatte ja geklappt. Die Vormittagsmotive in Edale, der Güterzug mit den Formsignalen in Great Rocks Junction und zuletzt der Güterzug mit der rosa Lok - da wollen wir mal nicht unzufrieden sein.
Der morgendliche Blick in Realtimetrains war etwas ernüchternd. Es waren auf der S&C so gut wie keine Güterzüge eingelegt. Dennoch starteten wir um 7 Uhr ohne Frühstück, denn der Himmel war blau wie sonst nie morgens, und paar Personenzüge würden ja durchaus kommen. So landeten wir als erstes westlich von Long Preston, wo man einen schönen Blick auf die Strecke hatte - ganz billig von der Hauptstraße und sogar mit Haltemöglichkeit am Rande einer Wegeinfahrt.
Aus Richtung Carlisle kommt ein 158-Doppel auf Long Preston zugefahren.
Gleich danach folgt ein einzelner 158 aus Richtung Lancaster. Die beiden Strecken haben sich hinterm nächsten Hügel an der Settle Junction vereinigt.
Nun ging es erstmal zur Verpflegungsaufnahme und zum Tanken nach Settle rein. Hier planten wir auch erstmal die nächsten Stunden. Da vormittags auf der S&C mit keinerlei Güterverkehr zu rechnen war, richteten wir den Blick auf Skipton, von wo eine landschaftlich nette Anschlussbahn zum Steinbruch Rylstone führt. Da sollte immerhin gegen 11 ein Zug hochfahren, der vielleicht an einer Stelle auch noch Frontlicht bekäme. Vorher konnten wir aber noch ein Stück das Ribblesdale hoch kundschaften und zwei Triebwagen mitnehmen. Wir entschieden uns für Helwith Bridge südlich Horton. Dort konnte man herrlich entspannt in der Sonne frühstücken und den Lämmchen beim Spielen zuschauen.
Helwith Bridge scheint eine alte Gasthof-Siedlung an der namensgebenden alten Steinbogenbrücke über den River Ribble (und über die Bahn) zu sein. Ein 158-Doppel brummelt nordwärts vorbei. Im Hintergrund sieht man schon den großen Steinbruch Arcow Quarry.
Die Schäfchen haben Durst.
Einmal das gesamte Gasthof-Ensemble.
Von Carlisle kommt ein Northern-158 angefahren.
Viel weiter nach Norden brauchten wir übrigens nicht zu schauen. Da war irgendwo eine Wettergrenze angekündigt, und man sah da auch am Himmel schon die Wolken oder den Schlonz oder was das gerade war. Wie geplant ging es nach den Personenzügen nach Rylestone rüber, wo wir noch dicke rechtzeitig für den Bergfahrer im angepeilten Motiv bei Cracoe ankamen.
In sehr gemächlichen Tempo rollt der Stein-Leerzug durch die Wiesen zwischen Rylstone und Cracoe. Er wird das Werk in Kürze erreicht haben.
Keine Minute später kommt er auch bei Yannick vorbei.
Als wir dann zum Ausblick für den Talfahrer wechselten und schon gegrübelt hatten, ob man da überhaupt mit dem Auto stehen kann oder ob man zu Fuß gehen sollte, standen dort schon fünf Autos. Und es wurden immer mehr. Ja, wir befanden uns an einem Hotspot der britischen Fuzzyszene!
Bald sind im Motiv keine Parkplätze mehr verfügbar...
Mit einem älteren Herrn ins Gespräch gekommen, der mich fragte, woher ich als Deutscher denn dieses Motiv kennen würde. Die Antwort "aus dem Internet" stimmte nur bedingt. Klar kannten wir den Ausblick aus dem Internet. Hergefahren waren wir aber, weil hier vor allem der Bergfahrer noch leichtes Frontlicht haben konnte. Erst beim Blick in Streetview sahen wir, dass es gleichzeitig DIE Südfahrerstelle war. Zu unserer Freude und wohl auch als Erklärung für den Massenauflauf tauchte der Talfahrer mit einer class 60 auf. Da die Züge sich hier ganz langsam zu Tal bremsen, gelangen insgesamt drei Bilder von der Fuhre.
GBRf-Steinzug 6D37 nach Hunslet wird sogar von einer Class 60 gezogen - hier am Hotspot bei Cracoe.
Südlich von Rylstone Dorf geht es durch eine S-Kurve.
Kurz vor der großen Schleife nach Skipton hinein geht es noch durch offene Landschaft an einigen Höfen vorüber.
Damit waren wir doch direkt mal zufrieden. Der Inder heute Abend war definitiv verdient - egal, wie weit wir zu einem fahren müssen. Aber erstmal standen nun immerhin zwei Güterzüge auf der S&C an. Für die fuhren wir wieder das Ribblesdale hoch bis hinter Horton, in die Gegend von Selside. Bei dem ersten Güterzug, dem DRS Departmental, rechneten wir mit was Dunklem und niedrigeren Wagen. Deshalb verzichteten wir für den auf die schönen Landschaftsblicke und stellten uns billig auf die Straßenbrücke.
Der DRS Departmental 6K05 hat heute eine Ladung Gleise am Haken. Hier unterquert er die Brücke der Landstraße südlich von Ribblehead.
Den einen der gesehenen Landschaftsblicke gab es daher leider nur mit Triebwagen-Nachschuss. Der Regio in die richtige Richtung würde zwar auch noch kommen, aber wir rechneten mit dem Holzzug direkt dahinter. Deshalb sattelten wir nach dem Nachschuss die Hühner und fuhren zur Stelle für den Holzzug. Die musste man sich auch etwas erlaufen. Es war wunderschön hier. Über den Bergen im Norden türmten sich die Quellwolken, während wir absolut stressfrei die Landschaft genießen und warten konnten. Der Holzzug klappte dann auch topp!
Einer der seltenen dreiteiligen Class 158 Triebwagen südlich von Selside.
Der Colas Holzzug 6J37 von Carlisle nach Chirk nördlich von Selside.
Tja, schade, das war es schon wieder mit Güterzügen hier oben. Gestern hätten wir die dreifache Menge gehabt, vor allem mit den interessanten Steinbruchbedienungen in Ribblehead und Horton-in-Ribblesdale. Was weiter tun? Ich hatte mal Settle Junction aufgerufen, doch da war für den Rest des Tages kein Güterzug mehr drin. Tja, der Güterzug, den Yannick nun doch noch ausgrub, machte kurz vorher, in Hellifield, Kopf. Der sollte von Rylstone kommen und in Richtung Clitheroe weiterfahren. Ok, den kauften wir! Als erstes erwarteten wir ihn auf einer Brücke kurz vor Hellifield.
Von Rylstone kommt die Garnitur angefahren, die wir mittags auf der Hinfahrt kurz vor dem Werk bei Cracoe aufgenommen hatten. Jetzt nähert sich der Zug Hellifield.
Nun war der Plan, den Zug in Hellifield im Bahnhof vorm Abkuppeln der Lok aufzunehmen. Das wäre nur vom abgeriegelten Gelände des alten Lokschuppens gegangen. Weil man da nicht hinein kam, ließen wir schnell die Drohnen starten. Da der Zug noch nichtmal eingefahren war, konnten wir sogar noch für ein Bild mit dem tollen Empfangsgebäude in Position gehen. Dass der Zug nur vorm EG rein- und ins linke Gleis südwärts wieder raus fahren konnte, hatten wir uns im Luftbild angeschaut.
Tja, und dann passierte - - - nichts! In Hellifield liebt man es offenbar, die Züge vor der Einfahrt stehen zu lassen. Diesmal stand der Zug allerdings in einem Streckengleis, in dem nach rund 1h15m auch mal wieder ein Personenzug fällig wäre. Es fuhr absolut nichts. Erst musste Yannick zum Akkutausch zurückkommen, eine Viertelstunde später ich. Was treiben die da? Um einen Zug in das Wendegleis einfahren zu lassen, muss wohl besonders extrem viel Erfahrung gefragt sein. Eeeendlich, nach fast einer Dreiviertelstunde schlich die Wagenkette in den Bahnhof...
✈ Endlich fährt der Zug in den einsam gelegenen Knotenbahnhof Hellifield ein.
Leider hielt der Zug so ungünstig an, dass ein Bild im Stillstand nicht mehr möglich war. Egal, das Bild von der Einfahrt hatte ja topp geklappt. Der Zug sollte nach dem Kopfmachen erst in einer Stunde weiterfahren. Aber hey - es mochte die Chance geben, auf der Strecke Hellifield - Clitheroe eine frühere Trasse zu finden und den Zug vor Plan abfahren zu lassen. Deshalb suchten wir lieber mal nach Motiven. Eine geeignete Stelle mit Licht auf der Front zu finden, war gar nicht so trivial.
Am Ende entdeckten wir beide auf dem Luftbild eine Brücke, die nach Querung eines Footpathes aussah. Auf der offiziellen Footpath-Karte war aber kein entsprechender Pfad drin. Also handelte es sich wohl um eine dieser vielen Bauernbrücken, Zufahrten von einer Wiese zur anderen. Wir wollten einfach mal schauen, ob das all zu verboten aussah, dorthin zu kommen. Gesagt - getan. Und das war dann auch alles super einladend. Die Gatter standen sperrangelweit offen und eine Spur führte geradewegs zur Brücke. Da unten konnten wir uns herrlich und unbeobachtet ins Gras setzen und das tolle Panorama genießen. Tief eingeschnitten floss vor uns der River Ribble und aus der Ferne grüßte das Gebirge herüber. Was für ein schöner Abend!
Wunderschöne Abendstimmung am Hang...
...des Ribblevalley.
Die Schrecksekunde gab es, als dann doch der Bauer anmarschiert kam - mit zwei Knechten im Schlepp. Der eine trug eine Mistgabel über der Schulter. Aber Moment mal! Wieso hat der Bauer denn eine Fototasche umhängen? Die Visagen kannten wir doch, die haben wir heute Mittag in Rylstone gesehen! Und die Mistgabel war ein Hochstativ. Ok, Entwarnung. Es entstand ein sehr nettes Gespräch, auch wenn wir nicht immer alles verstanden. Sie meinten, dass der hiesige Bauer ganz ok sei. Und wenn es in GB doch mal Ärger mit nem Bauern gäbe - mehr als einen des Feldes zu verweisen kann auch nicht passieren. Und wir erfuhren, dass der Güterzug nicht groß vor Plan kommen könne. Nicht, weil Hellifield aus Prinzip und alter Erfahrung nichts vor Plan ablässt, sondern weil die Tfs Personalwechsel haben und der Neue erst kurz vorher einträfe. Aber genau zur Planzeit war der Zug abgefahren und kam im besten Abendlicht durchgefahren. Die Schatten in unserem Einschnitt hatten sich zum Glück noch gut zurückgehalten.
GBRf-Zug 6M98 von Rylstone nach Leyland taucht in der Ferne auf...
...und rollt bald unter unserer Brücke durch.
Dass wir uns den Inder heute definitiv verdient hätten, stand ja schon länger fest. Jetzt gab es kein Halten mehr. Na ja, fast kein Halten. In Long Preston gab es dann doch noch eine schnelle Gelegenheit für einen 158er. Aber dann saßen wir auch bald in Settle beim Inder. Ruchee hieß der Laden, und das Essen war klasse.
Ein Class 158 konnten wir noch am Wegesrand bei Long Preston mitnehmen.
Der Inder ist mal wieder verdient...
Anschließend 24min Heimfahrt nach High Bentham. Yannick wollte noch den anderen Pub auf ein Bierchen besuchen. Ich war gut fertig, hatte noch bischen zu schreiben und besorgte mir nur vom Coop paar schön kühle Getränke. Da der Inder keine Schanklizenz besessen hatte, blieb der Abend für mich mal alkoholfrei. Tja - dass heute so wenig auf der S&C los gewesen war, hatten wir schön mit den Rylstone-Zügen ausgleichen können. Und wettertechnisch hatten wir ja wirklich genau die Toppgegend erwischt, denn wir hatten nicht nur die Wolken im Norden ständig vor Augen, sondern auch eine fette Schlonzglocke im Süden...
Heute ließen wir es etwas ruhiger angehen, denn der Himmel war ankündigungsgemäß von einer Panzerschlonze vereinnahmt. Wir hatten sogar Frühstück bestellt, das in unserem Pub erst ab 8 angeboten wurde. Das war dann auch wirklich gut und reichlich. Es gab Cornflakes & Co, toasts with jam und das full english breakfast. Als wir das Haus verließen, war im Norden schon wieder bischen Blau am Himmel zu erkennen. Die Ansage war, dass es sich zum Nachmittag immer mehr von Norden aufklaren sollte.
Wir fuhren nach Settle, besorgten einen kleinen Happen für mittags und fuhren dann das Ribblesdale aufwärts. Heute sollten beide Steinverladungen bedient werden, Arcow Quarry bei Horton und Ribblehead, beide mit class 60. Auf unserer Fahrt talaufwärts konnten wir dann auch schon von weitem den einen Zug bei Arcow drinstehen sehen. Wir fuhren mal weiter bis Ribblehead und parkten auf der Bahnhofsrückseite. Es war noch viel Zeit bis erst der Zug von Arcow und dann der von Ribblehead nach Blae Moor vorbeikommen würden. Dort ist dann Lokumlauf und es geht gen Süden zurück. Bis action war, konnten wir aber noch knapp zwei Stunden relaxen. Der im Anschluss Ribblehead stehende Zug zog immer mal ein Stück vor, doch das war aufgrund der Ausleuchtung fotografisch unrelevant.
Weit vor Plan zog dann schon der Zug von Arcow Quarry nach Blae Moor hoch. Wir wussten nun nicht, ob man den dort nach Lokumlauf vor Plan abfahren lassen würde. Haha, in England vor Plan... Nachdem der Himmel zwischenzeitlich schon mal gut aufgebläut war, hing das Licht nun wieder in irgendwelchem Schmodder fest. Fast rechneten wir nicht mehr damit, dass das noch gutgehen würde. Nun hofften wir jedenfalls, dass der Zug auch nach Durchfahrt der beiden Triebwagen noch bis zur Planzeit warten würde. Und tatsächlich zog der Schmodder ab und ließ nach und nach immer mehr Licht durch.
Der Kieszug von Arcow Quarry hat in Blae Moor kopf gemacht und dieselt zu seiner Planzeit durch Ribblehead südwärts.
Zutiefst beglückt beratschlagten wir, was wir weiter machen. Der ursprüngliche Wunsch war, den Zug von Ribblehead, der nun zum Lokumlauf nach Blae Moor vorzog, südlich von Selside zu machen, wo wir gestern den Nachschuss auf den VT gemacht hatten. Nach Norden hin sah es aber sonniger aus. Doch offenbar wanderte das ganze Geschehen am Himmel südwärts. Wir wollten es versuchen. Nordwärts zu fahren hätte bedeutet auf die 60 mit dem Kieszug ganz zu verzichten.
Der Zug von Ribblehead rangiert nun vom Anschluss auf das Streckengleis hinaus und passiert das hübsche Empfangsgebäude der kleinen Station.
Als wir uns auf der Schafweide (auf die offiziell ein Footpath führt) eingerichtet hatten, mussten nur noch die Wolken verschwinden. Der Ort Selside lag schon fast die ganze Zeit in der Sonne, wir aber nicht. Wieder hofften wir, dass der Zug bitte nicht vor Plan fahren möge. Denn so laaaangsam schob sich das besonnte Areal in Richtung Bahn. Also gaaaanz laaaangsam. Vielleicht hätten wir bei Blae Moor anrufen und uns als Hellifield ausgeben sollen: "Bro, lass den Zug bis zur Planzeit stehen. Bei mir kreuzen sich zwei Hauptstrecken, ich kreuz mich hier sonst zu Tode!" Das wäre schon glaubwürdig gewesen... - Zur Sicherheit ließen wir schon mal die Drohnen halb nach Selside fliegen. Jetzt musste der Zug aber wirklich langsam kommen. Und dann war sie endlich da, die liebe Sonne! Die gesamte Landschaft vor uns war nun bestens beschienen. Nur eines fehlte. Der Kieszug. Hmmm, müsste der nicht jetzt wirklich mal kommen? Ja, müsste er. Tat er aber nicht. Bald war der Drohnenakku mal wieder leer und wir mussten landen.
Oh Mann, da steht man in der schönsten Landschaft, hat theoretisch auch mal Züge, und dann kommen sie nicht. Durch die Warterei geriet auch unser gesamtes anderes Konzept in Unordnung. Wir hatten eigentlich für den Holzzug nach Blae Moor gewollt. Aber der Holzzug war deutlich vor Plan unterwegs. Eigentlich hätte er in Blae Moor eine Planüberholung durch den Triebwagen gehabt, aber das ging ja nun nicht, weil der Kieszug im Ausweichgleis stand. Somit durften wir hier immerhin den Holzzug erwarten, der dann auch zügig auftauchte.
✈ Der Colas Holzzug mit seiner Class 70 hat zwischen Ribblehead und Horton in Ribblesdale die Häuschen von Selside passiert.
Immerhin ein Lämmchen interessiert sich für den Zug. Den anderen ist ihr saftiges Gras wichtiger.
Tja, kommt der Kieszug noch? Erstmal rechneten wir aber fest mit dem Triebwagen, so dass wir Deckung für einen Ortswechsel hatten. Wir fuhren südwärts. Den Perso verarzteten wir billig, aber doch hübsch, von der Straßenbrücke Helwith Bridge.
Der dreiteilige 158 kommt bei Helwith Bridge angebraust.
Für den Güterzug hatte Yannick einen Footpath entlang des Arcow Steinbruchs entdeckt, von dem aus sich Möglichkeiten ergeben sollten. Das war dann auch alles sehr hübsch; man konnte sogar das Anschlussgleis mit integrieren. Und wir kamen nach all der Aufregung endlich zu unseren Sandwichs. Leider zog bald wieder ein dicker Schleier vor die Sonne. Aber der Zug war wohl eh kaputt.
Den Schleier nutzten wir, um den schönen Footpath nochmal etwas weiter zu gehen. Der führte bald steil aufwärts auf einen Grat zwischen Tal und Steinbruch. Letzterer war schon eine sehr beeindruckende Anlage. Was für ein tiefes Loch! Rechtzeitig zu zwei Personenzügen kam die Sonne nochmal stärker raus, so dass wir wenigstens den Personenverkehr umsetzen konnten.
Ein nordfahrender Northern Service kommt am Arcow Steinbruch vorbeigebrummelt. Vor dem Zug zweigt das Anschlussgleis in den Steinbruch ab. Während Weiche und Gleissperre in Ribblehead mit mechanischen Hebeln gestellt werden, sieht das hier alles deutlich moderner aus. Aber der Steinbruch ist nur an das nordgehende Streckengleis angeschlossen.
Wir folgten dem Weg noch weiter aufwärts, weil wir uns Stück weiter einen Ausblick für Südfahrer erhofften. Der Ausblick kam dann auch bald. Man hatte sogar Horton ganz hübsch im Hintergrund. Doch der Kieszug, auf den wir ja besonders gehofft hatten, war nun ab Blae Moor als Teilausfall gekennzeichnet. "Due to a problem with the traction equipment." What a shame... Immerhin sollte nach einer guten Stunde nochmal der Nahverkehr rollen. Zwischenzeitlich hatten wir ein Hotel in Crewe gebucht. Da morgen Mittag Abflug ab Heathrow angesagt war, wollten wir schon mal einen kleinen Sprung südwärts hinter uns bringen.
Blick vom Public Footpath auf Arcow Quarry.
Den nächsten südfahrenden Bummelzug gibt es mit dem Ort Horton-in-Ribblesdale im Hintergrund. Die Bahnstation liegt weiter links.
Aber auf einen Güterzug hofften wir auch noch - auf den Zementzug nordwärts. Dessen Bedarfstrasse war heute um 14:15 aktiviert worden und der käme von hier oben natürlich auch toll. Doch leider ließ die Abfahrmeldung von Clitheroe auf sich warten. Heute war wirklich der Wurm drin. Drei Güterzüge waren mehr als gestern eingelegt, aber es kamen nur zwei zum Fotografieren vorbei...
Den Tages- und leider auch Tourabschluss bildete nochmal ein nordwärts fahrendes 158-Doppel mit Arcow Quarry im Vordergrund.
Tja, das wars. Wir liefen den wunderschönen Public Footpath zurück zur Straße, hörten fürs erste wohl zum letzten Mal das Schreien der Lämmer und fuhren nach Settle. Dort suchten wir den Pub "The Lions" auf, der ein richtiges Restaurant mit Bedienung usw hatte. Wir aßen beide ein letztes Fish&Chips. Das Restaurant gefiel uns.
Ein reelles Stück Fisch gibt es im Pub "The Lions" in Settle.
Zur weiteren Fahrt nach Crewe ist gar nicht so viel zu sagen. Es ging an Clitheroe vorbei und bei Preston auf die Autobahn M6, die große Nordsüdautobahn. Abgesehen von einer ungesicherten und wohl noch ziemlich frischen Unfallstelle auf der schnellen Spur verlief die Fahrt ereignislos und wir kamen gegen 21:45 vor dem IBIS Styles in Crewe an. Unsere erste Nacht in einem Kettenhotel...
Heute war nicht viel mehr als der Rückflug geplant. Gegen 8 Uhr brachen wir erstmal ohne Frühstück in Crewe auf. Uns wurden immerhin noch knapp drei Stunden Fahrt prognostiziert. Die Fahrt verlief dann aber äußerst angenehm und reibungslos. Es gab nur zwei kürzere Stockungen. Wieder mal gab es einen Podcast der Reihe Mordlustinnen (also, eigentlich heißt das "Mordlust", aber wegen des furchbar konsequenten Genderns heißt das nur noch "Mordlustinnen" bei uns). Zu allem Überfluss wurde in der diesmaligen Folge von einem Flug erzählt, der wieder umdrehen musste, weil ein Passagier heftig rumrandaliert und andere Fluggäste belästigt hat. Das passte ja so kurz vorm Rückflug...
Wir hatten herausgefunden, dass in Uxbridge unweit des Flughafens Heathrow eine Wendys-Filiale wäre. Somit war der Plan, auf ein Frühstück zu verzichten und dort ein frühes Mittagessen einzuschieben. Da wir gegen 11 in Uxbridge eintrafen, hatten wir gut Zeit, den Plan in die Tat umzusetzen. Dazu mussten wir in einem völlig verranzten Parkhaus parken, das sicher seit Jahren keine Reinigung mehr gesehen hatte. Na ja, und zwei Daves Double mitsamt Chilicheesefries pro Person mögen auch leicht übertrieben gewesen sein, aber wenn man schon mal da war...
Dann ging es in den Endspurt. Das Abenteuer ging eigentlich erst los, als es um das Finden der Autorückgabe von Sixt ging. Da wir das Auto in T2 geliehen hatten, dachten wir, dass wir es auch dort abgeben könnten. Die Wegweiser mit Hinweis "Car rental return" fanden sich aber konsequent nur in Zusammenhang mit Terminal 4 und 5. Irgendwann, nach erfolgloser Umrundung des Terminals, gab es doch noch Hinweise auf Autoabgabe. Man gelangte auf eine lange Straße weit abseits der Terminals, und da waren sie dann alle: Europcar, Hertz, Alamo, und viele andere. Nur Sixt nicht. Yannick suchte nun per Google. Da wurden wir zur Autoabgabe in Terminal 5 geschickt. War uns jetzt egal. Hauptsache, das Auto loswerden.
So mussten wir dann mit dem Zug von T5 nach T2 fahren. Dafür kann man sich an bestimmten Automaten kostenlose Tickets ziehen. Zwischen beiden Stationen war die Einfädelung der Strecke von T4. So lange, wie wir vor der Einfädelung warten mussten, muss die Fahrdienstleitung hier wohl auch ein anspruchsvoller Job sein, bei dem viel Erfahrung gefragt ist... Der exzessive, nicht vermeidbare Gebrauch von Fahrstühlen ließ den Terminalwechsel ganz schön lang werden. Und so standen wir tatsächlich erst um 12:30 in der Abflughalle, wo Trennung angesagt war. Dank an Yannick; es hat mal wieder viel Spaß gemacht!
Check-in und Sicherheit liefen reibungslos, und so gab es im Terminal noch einige Zeit abzuwarten.
Keine Ahnung, aber irgendwie hat der Flug, für den das Boarding pünktlich begann, wieder ordentlich Verspätung gemacht. Aber ansonsten war der Flug sehr angenehm. Um 18:22 saß ich in der S-Bahn und hatte eine knappe Stunde später mal wieder wohlbehalten meinen Wilstorfer Hügel erreicht.