Steinböcke und viel Freude! im Zentrum des Omegas
Graubünden Herbst 2024

Autor: Jan-Geert Lukner. Alle Rechte am Text und an den Bildern liegen beim Autor.

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Als Leander und ich uns im Juli nach der Kroatientour trennten, taten wir uns etwas schwer, für die gemeinsam reservierte Urlaubswoche im Oktober einen gemeinsamen Nenner für ein Reiseziel zu finden. Der Geistesblitz war dann ein Ziel quasi in Leanders Nachbarschaft, wo er aber noch nie Fotos gemacht hat: Graubünden. Ich hatte nach 11 Jahren auch mal wieder mega Lust auf Rätia. Wir beschlossen, das gedanklich festzuhalten. Im Voraus irgendwas zu buchen hielten wir aber für unnütz. Wenn kein Wetter wäre, würde man halt etwas anderes machen.

Der Reisetermin rückte näher. Erst sah es nach einer völlig untauglichen europäischen Gesamtwetterlage aus, doch dann kramte Meteoblue mehr und mehr die Sonnensymbole hervor. Bald war klar, dass man wirklich starten konnte - wenn auch vielleicht nicht gleich am Samstag, denn das Wetter sollte sich erst im Laufe der Woche "entwickeln". Wie nun anreisen?

Von Hamburg nach Zürich flog Swiss mehrmals am Tag. Oder man könnte ganz banal den ICE nehmen. Nee, hatte ich auf beides keine Lust. Hamburg - Zürich, das schreit doch wirklich nach einer Nachtzugfahrt! Dagegen sprachen nur die Preise. Nightjet hat die Preise gegenüber 2020 um bestimmt 50-100% angehoben. Ok, wenn sie den Zug mit den Preisen voll bekommen, so kann man nur gratulieren. Aber ist das so???

Jedenfalls stellte sich das so dar, dass ich für eine Fahrt im Schlafwagen im Single von Hamburg nach Zürich fast 400€ hätte bezahlen müssen. Das ist krank! Zwar hoffte ich auf ein wenig Reduktion durch FIP, aber da konnte ich nur mit rund 30-40€ rechnen. Genau weiß ich es nicht, denn FIP kann man noch immer nur am Schalter buchen. Und als ich am Samstag in Harburg im Reisezentrum vorsprach, war der Zug gerade nicht buchbar. Der Kollege probierte gleichzeitig eine Buchung auf der Nightjet-Seite - das wäre gegangen. Ohne FIP. Man konnte wieder nur verzweifelt lachend heulen. Dass ich unverrichteter Dinge wieder auf meinen Wilstorfer Hügel hochgelaufen bin, sollte sich aber noch als vorteilhaft erweisen. Martin von der Bahnagentur Schöneberg hatte mir inzwischen beschieden, dass "Sparschiene" vermutlich eh günstiger als FIP wäre. Dann konnte ich auch direkt im Internet buchen.

Der Preis war einmal mehr unverschämt, da von Hamburg nach Zürich noch der alte CNL-Doppelstockschlafwagen zum Einsatz kommt, wo die normalen Abteile nichtmal über ein WC verfügen und so winzig sind, dass man sich da kaum drehen und wenden kann. In diesem Bewusstsein hatte mir schon die ganze Zeit im Hinterkopf geschwelt, ob ich nicht besser den Nightjet nach München nähme. Der hat die neuen Wagen mit anständiger Abteilgröße und sogar WC in jedem Abteil. Und komischerweise war der nun ein ganzes Stück preiswerter. Also - immer noch unverschämt überteuert, aber rund 70€ günstiger als der nach Zürich. Leider konnte man da nicht so gut ausschlafen, da der schon um 7 in München wäre. Und die Fahrt von dort an den Bodensee würde dank Bauarbeiten mit SEV den ganzen Vormittag in Anspruch nehmen.

Den entscheidenden, naheliegenden Hinweis brachte nun Leander: Warum fährst du nicht einfach mit dem Münchner Nightjet weiter bis Innsbruck und von dort nach Feldkirch? Dort konnte Leander mich prima mit seinem Auto aufgabeln. Es kann doch so einfach sein! So erstand ich also für 334 € im Internet ein "Sparschiene" (haha) Single-Ticket nach Innsbruck. Trotz des horrenden Preises freute ich mich riesig auf die Nachtzugfahrt.

Sonntag, 27.10.2024

Um viertel vor 8 rollerte ich gemütlich mit dem Koffer von meinem Wilstorfer Hügel runter zum Bahnhof Harburg. Dort versuchte ich, mich nicht über fehlerhafte Wagenstandsanzeiger und sinnbefreite Durchsagen aufzuregen. Nur leicht verspätet lief mein Zug ein.

NJ 40491: Hamburg-Harburg 20:23+8 - Innsbruck Hbf 9:05

Was herrlich, in einen noch neuwertig riechenden Zug reinzukommen. Das Abteil war super geräumig, das gefiel. Dass man sich zum Blick aus dem Fenster auf das Bett setzen muss, weil die Betten in Längsrichtung vorm Fenster angeordnet sind, hatte ich schon gelesen. Das war kein Problem. Schnell noch auf der ausliegenden Karte die Frühstückswünsche angekreuzt und dann ein wenig den Zug erkundet. Besonders faszinierend sind ja die kleinen "Liegeschließfächer" im Liegewagen. Keine schlechte Idee... Die Sitzwagen sahen hingegen eher unbequem aus. Dafür sind sie billig. Wie ich vom Schlafwagenschaffner erfuhr, war der andere Schlafwagen komplett voll, während ich den ganzen Wagen für mich hatte.


Schon sehr gemütlich: Meine Pritsche im Nightjet direkt am Fenster.


Gesamtüberblick über das geräumige Abteil, das ich mal auf das "blaue Ambiente" umgeschaltet habe. Die kleine Klokabine ist links.


Besonders gespannt war ich auf die "Liegen mit Privatsphäre" im Liegewagen. Hier war mal eine offen und noch nicht bezogen. Sieht ja auch ganz gemütlich aus.


Blick am ausgestreckten Arm zum Kopfende. Links durch das Schiebetürchen kann man Kontakt zum Nachbarn aufnehmen.

So machte ich es mir gemütlich und genoss die Fahrt. Der Wein war lecker, das mitgebrachte Abendessen auch - ja, das war Reisen. So hielt ich bis Bad Hersfeld durch. Dann war ich müde genug. Den Schlaf würde ich dann als wechselhaft beschreiben. Das Schlafen in Längsrichtung ist auf kurvigen Strecken jetzt nicht so vorteilhaft. Und irgendwas an der Abteilverkleidung knarzte und knirschte besonders in Kurven stark.

Montag, 28.10.2024

Hinter Nürnberg wunderte ich mich, dass wir weiterhin vorwärts fuhren. Auf der Neubaustrecke waren wir aber definitiv nicht. Im Gegenteil: Wir rumpelten immer wieder über abzweigende Weichenstraßen. Irgendwann setzte ich mich dann doch mal auf. Gerade ging es durch ein großes Gleisdreieck mit weiteren Abzweigen. Wo gibt es denn eine Viertelstunde hinter Nürnberg so viel Infrastruktur? Es folgte ein Haltepunkt. Jetzt würde ich Klarheit bekommen. Die Namensschilder flitzten vorbei. "Eibach". Äääh ja. Nie gehört. Unglaublich. Später bekam ich noch "Georgsgmünd" mit. Kleines Städtchen. Hab auch den Namen noch nie gehört. Dabei gibt es Leute, die behaupten, ich würde jedes Kaff kennen, wenn es nur einen Bahnhof hat. Nicht in Bayern. Oder in Franken... Dass wir eben durch Nürnberg Rbf gerumpelt waren, habe ich dann später auf der Karte nachvollzogen. Immerhin mussten wir nicht über den Ablaufberg...

Im Münchner Raum ziemliche Bummelei, danach bekam ich das Frühstück dargereicht. Das konnte schon mal erste Kräfte wecken. An meine Decken und Kissen gelehnt genoss ich nun auf dem Bett sitzend die Fahrt durch das Inntal. Dieser Fluss würde uns heute nochmal mehr begegnen. Nach anfänglichem Nebel schien nun vermehrt die Sonne. Die Berge waren wunderschön. In Innsbruck bemerkte ich, dass mein Anschlusszug sogar nach Buchs weiterfahren würde. Dann konnte mich Leander auch dort aufgabeln. Für 22,50 gab es den passenden FIP-Fahrschein. Dazu etwas Proviant und weiter ging es.

RJX 366: Innsbruck Hbf 09:47 - Buchs SG 11:59

Der Zug war angenehm leer. Ich bekam einen schönen Platz und konnte auch diese Fahrt richtig genießen. Die Bergwelt weckte die Vorfreude auf den Urlaub. In Landeck konnte ich mich erstmal vom Inn verabschieden. Der nahm nämlich den wesentlich direkteren Weg von unserem gebuchten Quartier bis hier. Hinterm Arlbergtunnel hatte man spektakuläre Ausblicke in die Tiefe. Interessant fand ich auch die Durchfahrt durch das Fürstentum Liechtenstein. Der einzige dort gelegene Bahnhof Nendeln hat sogar ein mechanisches Stellwerk, ist also örtlich besetzt mit ÖBB-Personal. Die Durchsage am Zielbahnhof belehrte mich, dass sich der Ortsname nicht wie "Bux" ausspricht, sondern wie der Genitiv von "Buch".

Leander hatte meinen Zug noch im Fürstentum fotografiert und kam bald angefahren. Die Sonne schien - ab ins Zielgebiet! Das war keine besonders lange Fahrt. Bereits nach 15min hatten wir mit Landquart das RhB-Netz erreicht und 20min später standen wir im Prättigau im Motiv, einem kleinen Viadukt zwischen Saas und Capäls bzw Küblis. Wir hatten überhaupt keine Ahnung, was hier aktuell fährt. Irgendwie hatte ich mit Capricorns und angehängten Wagen gerechnet. Aber es war monotoner. Es fuhren nur noch Capricorns, vierteilige Triebzüge aus dem Hause Stadler. Ein "Capricorn" ist ein Steinbock, das Wappentier Graubündens. Fasziniert waren wir bei den ersten Vorbeifahrten von der Länge. Es kam nicht ein Triebzug, nicht zwei, nicht drei, sondern bis zu vier Einheiten a vier Wagen in einem Zug! Das war schon eindrucksvoll. Und ich finde die Capricorns nicht hässlich. Schöne rote Züge, was will man mehr?


Im Lande der Steinböcke angekommen: Ein Vierteiler passiert zwischen Saas im Prättigau und dem noch recht jungen Ausweichbahnhof Capäls diesen kleinen Viadukt. Das Ende des Vierteilers ist noch ganz hinten in der Kurve zu sehen.

Anschließend fuhren wir wieder ein Stück zurück, denn das schöne Motiv am Schluchtausgang bei Malans kam nun ins Licht. Auf der Fahrt abwärts überholten wir eine Übergabe, die aus Furna kam und einige leere Holzwagen am Haken hatte. Da sie offenbar in Schiers erneut Behandlung hatte, konnten wir rechtzeitig in unser Motiv fahren. Dummerweise hatte sie aber keine Wagen dazu bekommen, sondern welche stehen lassen. Bei uns hing nur noch ein kleiner Vierachser an der Hakone-Ge4/4II. Ein zweiter, etwas ansehnlicherer Güterzug tauchte leider auch 1min zu früh auf, bevor ich einen schönen Blickwinkel für kurze Züge erreicht hatte. Tja, Pech, kurze Züge waren nun aus, denn die Bummelzüge, äh, tschuldigung, "S-Bahnen" natürlich, nach Schiers fuhren aus irgendeinem Grunde nicht. Aber paar ganz nette Aufnahmen waren auch hier zustande gekommen, bevor die Sonne in die Wolken an den Bergen im Westen sank.


Die Übergabe hat ihre Wagen im Prättigau verteilt und kehrt mit nur vier Achsen zurück. Unerwartet für uns scheint die Lastrichtung für Holztransporte bergauf zu liegen.


Es folgt der 5246 aus Scuol-Tarasp. Wie wir noch lernen sollten, verdanken wir diesen zeitlich sehr günstig laufenden Zug dem Umstand, dass mit Einführung der Capricorns keine Güterwagen mehr an die Reisezüge gehängt werden können und diese nun einen eigenen Güterzug benötigen.


Diese Stelle am Ortsrand von Malans schreit natürlich danach, einen Capricorn-Langzug in voller Schönheit zu zeigen.


Der Gegenzug verlässt den Hp Malans in Richtung Berge.

Nun stand nur noch die Fahrt nach Zernez an. Es ging erneut das Prättigau hoch. Über Klosters, Davos und den Flüelapass ging es nun wieder an den Inn. Zwischen Susch und unserem Zielort Zernez begegneten wir zwei Zügen. Capricorns. Meine Güte, wieviele gibt es denn von denen? Aber gut, so würde man auch Motive umsetzen können, die früher wegen der Steuerwagen am Westende nicht gingen.


Blick vom Flüelapass in Richtung Inntal.

In Zernez war das Beziehen der Bude zunächst etwas erschwert. Der Schlüssel sollte im Postkasten des Vermieters liegen. Aber sein Name stand dort nirgends. Auf Nachfrage teilte er uns einen anderen Namen mit und wir konnten die schön große Wohnung beziehen. Die Küche war topp ausgestattet. Im Supermarkt besorgten wir uns alle vorher recherchierten Zutaten für ein Käsefondue und bereiteten das in der Bude zu. Dazu einen leckeren Salat. War am Ende büschen viel, aber richtig gut. Aufgrund des nicht so ganz reichhaltigen Schlafs letzte Nacht wurde ich heute nicht mehr besonders alt.


Käsefondue selbstgemacht in unserer Ferienwohnung in Zernez. Wir waren angekommen. Erinnerungen wurden wach: Mein erstes Käsefondue habe ich im SBB-Speisewagen "Chäs-Express" genossen. Das war ein EW I Speisewagen in gelber Käsebeklebung, der abends in irgendeinem D-Zug vom Lötschberg in die Zivilisation unterwegs war und uns vorm Verhungern gerettet hatte...

Dienstag, 29.10.2024

Der Himmel war blau. Mittlerweile hatten die Wetterberichte übereinstimmend für die nächsten zehn Tage nur noch das Sonnensymbol im Einsatz. Ein "Omega-Hoch" hing über Mitteleuropa, bewegte sich kaum und brachte zumindest im Alpenraum und südöstlich davon stabiles Hochdruck-Wetter. Sonst kenne ich Omega-Hochs nur vom Rand, wo man dann stabil im schlechten Wetter hängt. Diesmal sollten wir aber Glück haben.

Da das Licht nicht so früh in die Täler kommt, konnten wir uns schön Zeit lassen und erstmal frühstücken. Um 8 Uhr ging es los. Auf unserer Fahrt nach Bever war gerade mal ein Abschnitt der Engadinbahn schon in der Sonne. Den merkten wir uns mal vor. Und in Bever lag die große Wiese bei unserer Ankunft 10min vorm Zug noch komplett im Schatten. Das gab sich aber bis zum Zug, wobei wir lieber den Abschnitt davor wählten, wo schon Sonne war. Dass das so schnell gehen würde, hatten wir nicht gedacht.


Erfreut waren wir immer über rote Ge4/4III. Bei meinen letzten Besuchen hatte es eine Zeitphase gegeben, da gab es gar keine oder 2013 wieder eine einzige - alle anderen waren mehr oder weniger geglückt designte Werbeloks. Aktuell gibt es immerhin vier "Dreier" ohne Werbung. Die Schnellzüge der Relation Chur - St Moritz fahren lokbespannt wie eh und je - allerdings nun als Wendezug. Und der Stammzug abseits der Verstärkerwagen besteht aus einer Alvra-Garnitur. Immer?

Die Lärchen waren noch gut "im Lack", der Himmel war blau, Herz, was willst du mehr? Ok, vielleicht will man frei auf einer riesigen Wiese umherstreifen und in Ruhe die beste Perspektive ausbaldovern? Das ging nun wirklich nicht. Eine internationale Mischung an Zugfotografen hatte sich angefunden und die Regel "first comes, first served" war hier etwas außer Kraft gesetzt. Zwei Schweizer nahmen tendentiell eher wenig Rücksicht auf einen Niederländer, der vor ihnen da war. Und damit schränkten sie uns auch etwas ein, aber wir waren als letztes gekommen. Egal, wir haben das beste draus gemacht. Stressen muss man sich nun auch nicht an so einem schönen Tag... Der Auflauf war offenbar für einen Güterzug, der die cremeblaue Re4/4II und eine andere vor haben sollte. "Pech" war nun, dass er eine andere und dann erst die cremeblaue vor hatte... Uns war es recht, denn die andere war rot. Viel besser gefiel uns die Garnitur des Schnellzuges, der kurz vorher nach Chur aufgebrochen war...


Nicht immer! Dieser Schnellzug fährt mit einer Ersatzgarnitur und wird von einer Ge4/4II geschoben.


Der von der internationalen Schaar erwartete Güterzug 5113 ist in seiner Zugbildung etwas "speziell"...


Es folgt der nächste Schnellzug von Chur mit einer der erträglicheren Werbeloks für den Engadin Skimarathon.

Als wir genug von dem Happening hatten, fuhren wir zum Berninapass. Hier hatten wir kurz vor der Passhöhe paar schöne Ausblicke auf dem Zettel. Wir sind dann auch gut rumgekraucht, mal bergauf, mal bergab. Paar schöne Ausblicke wurden gefunden. Zwischen den Zügen konnte man herrlich auf einem Felsen sitzen, frühstücken (nochmal...) und die Gegend genießen. Auf der Berninabahn bestritten nun "Allegras", dreigliedrige Triebzüge ebenfalls von Stadler, den Gesamtverkehr. "Allegra" ist ein rätoromanischer Gruß, der wörtlich soviel wie "Freu dich!" heißt oder Freude wünscht. Freude konnte ich trotz der Triebwagen-Monotonie sehr gut empfinden, denn erstens haben die Allegras eine richtig toll gestaltete Front und zweitens ist dann doch jeder Zug wieder etwas anders durch die angehängten Wagen. Die vorherrschenden älteren Einheitswagen-Typen werden sicherlich auch nicht mehr ewig laufen.


Zwei Züge verlassen den Bahnhof Bernina Lagalp, wo der stündliche "Grundtakt" der Berninabahn grundsätzlich Kreuzung hat. Die Szenerie wird vom Piz Albris (3166m) dominiert.


Nur wenige hundert Meter weiter beobachten wir den nächsten Takt. Den dazwischen liegenden Bernina-Express hatten wir völlig versemmelt, weil wir davon ausgingen, dass zur jetzigen Nicht-Saison kein einziger der Panoramazüge führe. Auf den Glacier-Express traf das ja auch zu...

Da das Konzept für heute lautete "von allem etwas", um mal die aktuellen Verkehre zu beobachten, passte es gut, dass die alte Schnellzuggarnitur, die vorhin in Bever nach Chur abgeschoben war, um 12:00 ab Chur wieder zurückkehren sollte. Als Stelle mit vernünftiger Ausleuchtung fanden wir nur Möglichkeiten rund um Bergün. Wir entschieden uns für den klassischen Blick vom Bahnhof zum Bergüner Stein. Vorher sollte auch noch ein Güterzug kommen. Der war dann allerdings etwas enttäuschend. Acht angetriebene Achsen vor zwei Wagenachsen...


Der Ersatzpark kommt aus Chur zurück und fährt in den Bahnhof Bergün ein.

Ursprüngliche Idee war, nun was am Landwasserviadukt zu machen. Rechtzeitig war uns jedoch bewusst geworden, dass man dort im Personenverkehr nur noch Steuerwagen fotografiert - jedenfalls zu dieser Jahreszeit, in der kein einziger Glacier-Express fährt. An Güterzügen sollte es einen um 14:30 und einen um 16:30 geben. Bei dem um 14:30 wäre das Tunnelportal noch nicht in der Sonne. Der um 16:30 wäre acht Minuten nach Licht-Ende laut Peakfinder. Da dürfte es allerdings um den Schluchtgrund und nicht um die Fahrbahn auf der Brücke gehen. Und der Güterzug hat in der Fahrplankonstruktion Kreuzungen mit nicht genutzten Trassen, so dass der eigentlich leicht eine halbe Stunde früher da sein und klappen konnte. Eigentlich.

Egal. Wir entschieden uns für ein anderes Programm. Rund um 15:00 konnte man bei Celerina das Bündel aus vier Zugfahrten mitnehmen. Das wäre nochmal eine nette Geschichte, bevor das Licht hinter den Bergen verschwindet. Dazu ging es über den herrlichen Albulapass zurück. Bei La Punt Chamues-ch konnten wir einen Triebzug mit Fluss, Ruina da Guardaval und Ortsblick Madulain mitnehmen.


Wir sind wieder im Engadin und beobachten RE 1342 zwischen La Punt Chamues-ch (sprich: Lapunt TschamuEstsch) und Madulain mit Inn und Ruina da Guardaval.

In Celerina gab es erstmal einen Snack aus dem Supermarkt, und dann versuchten wir, den Weg ins Motiv zu finden. Da ein Teil der Straßen in dem Wohnquartier gerade aufgebaggert war, lag das Unterfangen auf einem etwas höheren Schwierigkeitslevel. Aber nur bischen höher. Geradezu nach einem unmöglich erfüllbaren Schwierigkeitslevel sah allerdings die Umsetzung des Motivs aus, da sich gerade hier eine stationäre Wolke mitsamt ihres Schattens breit gemacht hatte. Das konnte eigentlich gar nichts werden. Na ja, vielleicht mit einem der vier Züge...

Als sich der BÜ unten für den ersten Zug einschaltete, gab ich den Zug schon mal auf. Schade, das wäre der Lokbespannte von Chur gewesen. Von hinten und links kam langsam wieder Licht angezogen. Erst nicht voll, doch bald war auch Bestlicht am Hang über uns zu erkennen. Aber der Zug tauchte nun schon auf. Vielleicht klappt es wenigstens hinten in der Kurve? Das sah gut aus. Der Zug war langsam. Oder reicht es doch für das Hauptmotiv? Der Zug schlich. Vermutlich fuhr er auf Halt erwarten, weil der Gegenzug noch einfahren musste. Die Wiese wurde immer sonniger. Es klappte!


Erfreulicherweise wieder mit der roten Lok 647 und gerade nach Abzug einer Wolke rollt IR 1141 nach Celerina ein. Vor der Alvra-Garnitur führt er zwei ältere Verstärkerwagen. Im Hintergrund ist Samedan zu erkennen.

Der Gegenzug war dann kein Problem. Der hatte nun in Samedan Kreuzung mit der Caprisonne nach St Moritz. Zwischenzeitlich wieder Schatten. Doch dann spielte sich exakt dasselbe nochmal ab, bloß dass ich vielleicht 20m früher auslösen musste, was aber unproblematisch war. War das herrlich! Lediglich der geschobene Schnellzug nach Chur, der nun noch folgte und der wieder die Ersatzgarnitur hatte, ging nur bei Halblicht. Aber das war uns jetzt egal.


Nach Kreuzung fährt RE 1350 nach Landquart aus.


Den Gegenzug gibt es etwas kontrastreicher hinten in der Kurve.

Wie immer an diesen kurzen Tagen im Gebirge wollte man sich um kurz nach 15 Uhr noch nicht so recht damit abfinden, dass es das gewesen sein sollte. Wir fuhren nochmal Richtung Bernina hoch, um zu schauen, ob vielleicht doch noch durch irgendeine Bergscharte Licht auf die Strecke kommt. All zu weit brauchten wir nicht zu schauen. Oberhalb der Montebellokurve lag die Strecke tatsächlich in der Sonne. Und der Zug musste auch sofort kommen. Na ja, das war durch die parallele Straße und neben dem Zug herfahrende Autos dann eher ein Satz mit X. Ok, den nächsten Zug eine Stunde später brauchten wir nicht mehr abzuwarten, also zurück. Bei Punt Muragl gelang mit einem gerade kommenden Zug noch ein Schnappschuss, der jedenfalls mehr konnte als die Geschichte eben in Bernina Suot. Statt Freude gab es also einen Steinbock. Da das mein Sternzeichen ist, bereitete er mir aber auch Freude.


Omega hin oder her - wenn die Bergschatten kommen, nutzt auch das Omegahoch nichts mehr. Die letzten Sonnenstrahlen des Tages erreichten das Gleis bei Punkt Muragl. Samedan im Hintergrund liegt bereits im Dunkeln.

Das war es nun aber wirklich. In Samedan kurvten wir einmal um den Migros-Supermarkt herum und fanden den Parkplatz nicht. Ah, Tiefgarage mit Posten, die die Vorfahrt auf der Rampe regelten. Nee, das ist doof. Also gegenüber beim Danner geparkt und dann beide Supermärkte aufgesucht. Da wir noch Fonduekäse über hatten, wollte Leander heute Kässpätzle selber machen. Nach althergebrachtem schwäbischen Rezept, nee, Gesetz. Jeglicher Vorschlag von mir zur individuellen Abwandlung der Kässpätzle wurde mit Berufung auf dieses alte schwäbische Gesetz abgelehnt. Ich war gespannt. Gegen 17 Uhr waren wir in der Bude zurück und eine Dreiviertelstunde später schritten wir zur Essensbereitung. Leander bereitete die Kässpätzle in der Knöpfle-Form komplett eigenhändig zu.


Der Meister bei der Arbeit...


Und wer soll das alles sauber machen? ;-)

Das Spülen der gestrigen und heutigen Pötte war ein Albtraum. Morgen gehen wir ins Restaurant. Da gibt es vielleicht auch mal wieder Fleisch. Aber die Spätzle waren klasse! Ein Verdauungsspaziergang führte uns dann noch zum Bahnhof, wo gerade der Schienenersatzverkehr angebraust kam. Er konnte (zumindest bei der Fahrweise) mühelos die Bahnfahrzeiten halten. Zum Glück war der SEV nur abends.

Mittwoch, 30.10.2024

Heute wollten wir einen Tick früher starten, um die beiden Triebwagen, die uns gestern entgegen gekommen waren, in den ersten auf die Bahnstrecke treffenden Sonnenstrahlen umsetzen zu können. Überhaupt war der Plan, uns heute der Engadinstrecke zu widmen, denn hier war zum Teil noch beste Lärchenfärbung. Bei La Punt Chamues-ch waren auch tatsächlich erste Sonnenstrahlen auf der Strecke. Dazu einige golden vor finsteren Hängen leuchtende Lärchen - ja das war stimmungsvoll.

Das sind so die Momente, wo man selbst versagen "muss", damit das auch ja nicht alles zu gut wird. Im Angesicht des sich nähernden Zuges klappte meine Kamera die "Akku erschöpft"-Anzeige ins Bild. Das wurde ein Satz mit x. Immerhin wurde hinter uns im Bahnhof gekreuzt, so dass es wenigstens noch einen Nachschuss gab. Und 20min später noch einen Vorschuss mit nicht mehr ganz so viel, aber immer noch reichlich Stimmung.


Der Schülerzug aus S-chanf hat La Punt Chamues-ch hinter sich gelassen.


Da kommen die frühen Sonnenstrahlen her!


Von Pontresina taucht R 1924 auf.

Ich hatte heute morgen noch überlegt, ob man einen neuen Akku einlegen sollte. Hätte ich mal. Nun passte die Zeit gerade so, dass man in Bever den Schnellzug von Chur nehmen konnte, mit dem wir gestern angefangen hatten. Wissend, dass an der großen Wiese im letzten Augenblick das Licht rauskommt, stellte ich mich diesmal dort auf. Leider wartete der Zug dann auch wirklich so lange, bis die Wiese komplett ausgeleuchtet war. Zwei Minuten vorher hätte man noch einen schönen Schattenrahmen gehabt.


Nochmal der RE 1117 auf der großen Wiese von Bever. Die "Integral"-Werbelok ist eher ein Beispiel für Design, auf das man verzichten kann...

Nun wollten wir uns den Güterzug nach Pontresina anschauen, für den wir gestern im Vorbeifahren eine schöne Stelle entdeckt hatten. Dazu mussten wir bei Punt Muragl in den Parallelweg der Hauptstraße hineinfahren. Ein Verbotsschild war da nicht, doch nahm der vermeintliche Fahrweg bald den Charakter eines Fußweges an. Für das Bild musste man blöd am Rand der Hauptstraße stehen. Aus einem vorüberfahrenden Polizeiwagen wurden wir argwöhnisch gemustert. Als der an der nächsten Abzweigung abbog, waren wir uns sicher, dass er drehen und zurückkommen würde. Das tat er aber dann doch nicht. Und wozu das alles? Für nichts! Der Güterzug kam einfach nicht.

Für eine weitere Gz-Trasse im Fahrplan nach Pontresina stellten wir uns nördlich von Punt Muragl auf. Der dortige Anschluss war gerade bedient worden. Als der Fahrverschub in Samedan angekommen war, tauchte auch bald etwas Rotes in der Ferne auf. Eine Doppel-Lz, na super!


Wenn zwei Loks ausrücken, spricht das für einen ansehnlichen Güterzug. Aber wohl nur in der Gegenrichtung... Oder wie hier für einen Umlaufplan, der halt zwei Loks vorsieht... Blick von Punt Muragl nach Samedan.

Da das Licht hier auch schon arg spitz stand, schritten wir nach diesem "erfolgreichen" Abstecher zum nächsten Programmpunkt an der Engadinbahn: Es sollten jetzt zwei Güterzüge Inn-abwärts kommen, für die es immerhin noch einen schönen Abschnitt mit etwas Frontlicht gab. Ok, der zweite war die Übergabe nach Zernez, die dann natürlich auch gar nicht erst kam. Aber der erste, ein fotogener Containerzug, und drei Caprisonnen klappten topp.


✈ Den ersten Reisezug gibt es mal aus der Luft betrachtet.


Güterzug 5336 befördert Container durch den Vereinatunnel nach Landquart.


Und der Personenverkehr nochmal von unten.

Wir fuhren weiter. Wichtig waren mir für den Nachmittag einige Ausblicke in Ardez. Weltbekannte Motive, die ich aber noch nie umgesetzt habe. (Nachtrag: Stimmt nur teilweise, man sollte seine alten Dias häufiger sichten und vielleicht auch mal in den Scanner schmeißen...). Auf dem Weg dorthin wurde Leander aber stark vom Viadukt von Cinuos-cel-Brail angesprochen, so dass wir dort noch was versuchen. Von einem früheren Besuch wusste ich, dass das nicht ganz einfach ist, weil man von erhöht immer über die Bahn rüber fotografieren musste und die olle Speiseleitung nicht aus dem Bild bekam. Wir versuchten mal eine weniger telelastige Variante.


R 1929 hat gerade die Innseite gewechselt und rollt auf den Bahnhof Cinuos-chel-Brail zu.

Nun aber auf nach Ardez! Auch hier waren wir mal wieder etwas vom Fahrplan irritiert. Laut Bildfahrplan sollten zwei Züge pro Stunde kommen. Laut Kursbuchtabelle und in der Realität war es nur einer. Aber das war ok, denn die zwei Züge wären eh im Blockabstand gekommen, so dass man nicht groß hätte wechseln können. Aber auch auf dem Abschnitt südwestlich von Saglians, wo die geplanten zwei Züge pro Stunde tatsächlich fuhren, war nicht so ganz durchschaubar, in welcher Relation die Nahverkehrszüge von/nach Pontresina fuhren. Laut Kursbuch sollten die Züge nach Klosters fahren, doch wir hatten das Gefühl, dass die nach Scuol-Tarasp fuhren. Man hätte in der Kursbuchtabelle vielleicht nicht nur in EINER Richtung nachschauen sollen...


Vor imposanter Gebirgskulisse rollt R 7233 auf Ardez zu.

Die zuerst mögliche Variante der Ortskulisse Ardez ließ sich am besten von einer langen Brücke der Umgehungsstraße umsetzen. Da hielten wir uns nur möglichst kurz auf. Danach konnte man auf dem eigentlichen Feldherrenhügel für den schönsten Ortsblick Platz nehmen. Für die Gegenzüge groß woanders hinfahren mochte man gar nicht, da gegen 14 Uhr ein Güterzug in Scuol-Tarasp starten sollte. Mit dem rechneten wir zwar nur so halb, aber der Drang, die schöne Ortskulisse auch mit einem lokbespannten Zug umzusetzen, war latent vorhanden. So harrten wir auch nach wunschgemäßer Erledigung des Ortsblicks mit nem Steinbock noch etwas auf dem Hügel aus. Gerade hatte ich den Satz zuende geschrieben, flog das Tablet ins Gras und ein schneller Griff fischte die Kamera. Der Güterzug kam. Und er war sogar richtig fotogen!


Die erste Variante der Ortskulisse Ardez entstand von der Brücke der Umgehungsstraße.


Der viel schönere "Hauptblick" war viel entspannter von einem kleinen Feldherrenhügel aus.


Da kam dann auch noch der relativ neue Güterzug 5246 vorüber.

Sehr beglückt ging es nun zum letzten der weltbekannten "Must have"-Blicke von Ardez, dem Kirchhügeli. Hier konnten wir mit hin- und zurückfahrendem Capricorn etwas variieren. Das tief stehende, klare Licht war einfach nur unglaublich!


Vom Hügel oberhalb der Kirche hat man einen schönen Blick talauf-...


...wie talabwärts. Interessanterweise musste RE 7241 im Bahnhof durch das Ausweichgleis fahren, weil er hier planmäßig mit dem 5246 gekreuzt hätte. Der war zwar schon längst durch, aber einprogrammiert ist einprogrammiert...


Und schon kommt das Steinbock-Doppel als R 1945 wieder zurück und fährt durch das schöne "weltbekannte" Kirchenmotiv.

Der Aufenthalt in Ardez war einfach nur beglückend; anders konnte man das nicht sagen. Hier wäre nun bald Licht aus. Ich hatte in Erinnerung, dass in Zernez in die Rundkehre oberhalb des Ortes noch sehr lange Sonne hinkommt. So war es dann auch. Da konnten wir tatsächlich noch so einige Fahrten abpassen. Zwischendurch kam plötzlich der Bauer mit seinem SUV über die Wiese angefahren, hielt kurz vor uns an und tat so, als wenn er was im Gras begutachten müsste. Dann traute er sich aber doch zu fragen, was wir da fotografieren. Da wir hier auch schon einen Tierfotografen (und in Verlängerung seines Objektivs in der Ferne ein Rudel Gämse) gesehen haben, mochte die Frage nicht ganz unberechtigt gewesen sein... Vielleicht hätten wir auch einfach sagen sollen "Capricorns", dann wäre er genau so schlau wie vorher gewesen ;-)


Da haben wir ihn schon wieder: R 1945 verlässt den Bahnhof Zernez.


Unterschiedliches Lärchen-Stadium oberhalb des Ortes.


In der Rundkehre oberhalb von Zernez.


Bei Zernez war die Lärchenfärbung noch besonders schön. Aus der Ferne schaut der markante Piz Linard (3410m) hervor.


Lärchenglühen in Bestform.


Und noch ein Zug oberhalb von Zernez. Immerhin passte eine ET-Garnitur vollständig rein.

So hatten wir es immerhin geschafft, das letzte Bild nach 16 Uhr zu machen. Nicht schlecht! Hochzufrieden ging es in den Endspurt die paar 100m zum Quartier. Leander hätte heute wohl gern wieder die Küche angeheizt, doch ich bestand jetzt mal auf ein schönes Stück Fleisch im Restaurant. Als guter Schwabe hatte Leander natürlich Furcht vor den Kosten, aber er fügte sich wohlwollend... Meine Wahl war auf das Restaurant im Bahnhofshotel gefallen. Dort sollte es gute rustikale einheimische Küche geben. Wir wurden nicht enttäuscht. Zum Engadinersteak mit Bündnerfleisch gab es vorm Fenster wendende Züge und SEV-Busse zu beobachten. Als Verdauungsspaziergang gab es eine Runde nördlich am Fluss durch die Felder. Der Sternenhimmel war phänomenal.

Mittlerweile hatten wir auch aus der Heimat (Danke, Sven!) die Erklärung für die ganzen Fahrplan-Irritationen vorgestern im Prättigau und heute im Engadin erhalten. Bereits seit dem Frühjahr fährt die RhB einen etwas eingeschränkten Fahrplan, weil auch die RhB einen massiven Personalmangel hat. Die "S-Bahn" nach Schiers ist ausgelegt - ebenso wie die RE-Züge Landquart - Scuol-Tarasp. Deshalb fahren zum Beispiel auch nur vier Zugpaare zwischen Davos und Filisur. Aus Sicht eines deutschen Eisenbahners ist es etwas beruhigend, dass auch die "gottgleiche" Schweizer Eisenbahn solch irdische Probleme hat... Ins Engadin fährt man einen Dreieckskurs Landquart - Scuol-Tarasp - Pontresina - Landquart. Die Züge fahren alle über Sagliains, wo in der jeweiligen Gegenrichtung umgestiegen werden muss. Im Kursbuch ist das auch so dargestellt, in den von uns anfangs schwerpunktmäßig verwendeten Bildblättern hingegen nicht.

Donnerstag, 31.10.2024

Heute sollte es auf den Bernina gehen. Die Sonne lachte nur so aus ihrem Omega heraus, so dass einem Tag im Hochgebirge nichts im Wege stand. Um 7:30 war Abfahrt. Als wir uns La Punt Chamues-ch näherten, fragte Leander, ob ich nicht den gestern wegen erschöpftem Akku misslungenen Schuss nochmal wiederholen möchte. Der fragliche Zug sollte in diesem Moment ab Bever fahren. Das Angebot wurde angenommen. Das Licht war wirklich der Hammer!


Morgens reicht noch ein Einteiler: RE 1322 kurz vor La Punt Chamues-ch.

Dann sahen wir zu, dass wir stramm Richtung Bernina hoch kamen. Für den Zug um 8:38 liebäugelte ich mit einer Nordsüd-Gerade an der Wasserscheide. Leider war die etwas kompromissbehaftet durch eine kreuzende Leitung. Für den ersten Zug im Licht hier oben hätte man sich vielleicht bischen "mehr" gewünscht.


Zur Abwechslung mal nicht der Lago Bianco, sondern "die schwarze Seite der Staumauer", der Lej Nair, dient als Kulisse für den ersten Zug im Sonnenlicht auf der Berninahöhe. Wenn in den alten Wagen hinten jetzt jemand die Klospülung betätigt, landet das Zeug früher oder später im Schwarzen Meer. 200m weiter, nach Passieren der Staumauer, landet der Kram in der Adria. Theoretisch jedenfalls ;-)


Am 14.08.1992 gab es die kreuzende Leitung auch schon, hat mich offenbar aber nicht so gestört. Die Zweikraftlok Gem4/4 801 dürfte mich hingegen sehr gefreut haben.

Die schönen Motive nördl Ospizio Bernina am Lago Bianco hätten tausend bessere Variationen erlaubt, auch wenn man da schon bischen was hat. Als wir dort für eine Wanderung entlang des Sees parkierten, gefiel uns das dann auch alles gleich mal so gut, dass wir beschlossen, hier noch eine knappe Stunde abzuhängen und das mit dem nächsten Takt zu probieren.


Gleich drei Wasserflächen dienen als Kulisse für den RE 1617: Im Vordergrund eine kleine namenlose Wasserlache, dann spiegelt sich der Zug im Lago Bianco und hinter der Staumauer folgt der Lej Nair.

Dann war aber Wanderschaft angesagt. Der Plan war, innerhalb einer Stunde den ganzen See bis über die südliche Staumauer hinaus abzuwandern und den nächsten Zug mit der Staumauer im Hintergrund aufzunehmen. Der Weg war viel besser als ich ihn in Erinnerung hatte und man kam gut vorwärts. Der Weg war traumhaft. Man blickte im Gegenlicht über den See und hinter der Staumauer kam praktisch gar nichts mehr. Der Blick fiel in ein dunstiges Nichts - so steil ging es dahinter abwärts. Strammen Schrittes erreichten wir den Fotopunkt bereits nach einer guten halben Stunde. Am Ziel angekommen konnten wir den umgekehrten Ausblick und die Stille genießen, jedenfalls bis so ein lautes und lahmes Goggomobil den Weg langgerumpelt kam. Der brauchte lange, legte auch immer wieder kleine Verschnaufpausen ein, aber irgendwann war auch er wieder weg. Und rechtzeitig zu den Zügen machte meine Drohne Krach. Aber jeweils nur ganz kurz, denn man konnte die Züge gut vorher oben am Seeufer entlang quietschen hören und brauchte erst dann in die Luft zu gehen.


Ein prägnantes und bekanntes Motiv stellt die südliche Staumauer des Lago Bianco dar.


✈ Die Drohne ermöglicht zudem hinter R 4621 einen Blick auf die Wasserfläche des Lago Bianco.


Nur wenige Minuten später folgt der einzige in dieser Jahreszeit fahrende Panoramaexpress, der Bernina-Express PE 951.

Nachdem die zwei Züge prima geklappt hatten, liefen wir den Weg wieder ein ganzes Stück zurück, denn ich wollte nun gern mal den kleinen Hangviadukt südlich des Bahnhofs Ospizio Bernina mit einem roten Triebwagen haben. Das klappte auch soweit. Nur die Spiegelung fehlte diesmal.


Fast zurück in Ospizio Bernina sehen wir RE 1625 auf dem kleinen Viadukt südlich des Bahnhofs.

Danach war der Plan, schön in Ruhe auf dem Felsen Mittagsrast zu halten. Gerade hatte ich das Brot angeknabbert, da ließen sich unweit von mir paar Spaziergänger nieder, die nicht viel von Ruhe hielten und laut palaverten. Neeeeervig! Überhaupt hatte im Laufe der letzten Stunde der Spazierverkehr extrem zugenommen. Man konnte nur Mutmaßungen anstellen, wie das hier im Sommer abgeht. Für den nächsten Zug um 12:30 lief ich nun wieder ein Stück südwärts. Wir rechneten mit der Rückkehr des bunten Allegra, der um 10:15 hochgefahren war. Da wollte man kein so weitläufiges Motiv haben.


Einzige Abwechslung im Allegra-Einerlei bietet momentan der "Ahnenzug" ABe8/12 3514, der die historischen Farbgebungen der Bahnen, aus denen sich die heutige RhB zusammensetzt, trägt. Gelb steht für die Berninabahn, Beigegrün für die RhB und Weißblau für die Bahn Chur - Arosa.

Auf dem nächsten Ruhehügel saß man auch sehr schön. Nur gelegentlich dröhnte die Diavolezza-Seilbahn lautstark durch die Gegend. Es ist interessant, was für eine laute "Melodie" die Seile auf den Rädern der Masten spielten. Dass man das so gut hörte, sprach aber auch für die Stille, die hier ansonsten herrschte. Bis auf... Immer wieder die anderen Touris... Das beste war eine Truppe mit einem Kerl und drei Frauen, wo offenbar eine der Frauen dringend auf Klo musste, er aber keine Lust hatte, zurück nach Ospizio zu hetzen. Schwierige Sachlage, die ich aber so lautstark noch nie ausgetragen gehört habe. Da fielen durchaus paar Schimpfwörter, die auch noch aus der Ferne wahrnehmbar waren...


Eigentlich nochmal dieselbe Stelle wie zwei Bilder zuvor - diesmal jedoch aus größerer Entfernung mit mehr Brennweite und dem mächtigen Piz Albris dahinter.

Nachdem auch der 13:30-Zug auf den Chip gewandert war, machte ich mich auf den Rückweg zum Parkplatz. Leander war vorher schon in die Richtung gelaufen und hatte den Zug im Bahnhof gemacht. Nun gab es aufgrund der hohen Berge im Westen nur noch ein fotografierbares Zugpaar. Dafür hatten wir uns einen Abschnitt südlich Bernina-Lagalb ausgeschaut, auf dem zehn Minuten nach Zugdurchfahrt das Licht aus sein sollte. Passt ja! Um eine gute Streiflichtposition für den Nordfahrer zu haben und weil die Züge um die Ecke in Lagalb kreuzten, wählte ich für den Südfahrer dann aber doch ein anderes Motiv, wo sicher auch paar Minuten länger Licht hingekommen wäre. Aber Peakfinder stimmte exakt!


Im Streiflicht kommt der Nordfahrer RE 1652 auf Bernina Lagalb zugerollt. Der ursprüngliche Plan war, für den sofort kreuzenden Gegenzug auf die Anhöhe hinten in der Kurve zu wechseln. Das war mir dann aber doch zu viel Hetzerei.


Und so gab es den Gegenzug nur wenige Meter weiter mit dem Piz Alv im Hintergrund.

Tja, es war 14:40, und das soll es schon wieder gewesen sein? Aus der Erinnerung wusste ich, dass in St Moritz das Licht immer noch sehr lange hinkommt. Daher fuhren wir erstmal dorthin, wo wir trotz des langen Rückwegs zum Auto den Zug von eben nochmal bekamen. Bildet man sich das bloß ein, oder ist das schon ein "etwas spezielleres" Publikum, das da in St Moritz rumläuft? Der Flaneure waren viele unterwegs am benachbarten Seeufer.
Derselbe Zug nochmal in der Einfahrt von St Moritz.


Am Ufer des St Moritzer Sees bzw Lej Murezzan.

Und DAS war es nun? Da es noch so früh am Tag war, beschlossen wir zurück den "kleinen" Umweg über die entzollte Zone Livigno zu fahren. Leander meinte aber, er könne gar nicht glauben, dass da hinten bei Bever gar kein Licht mehr hinkommen sollte. Um das zu untermauern fuhr er eine Extrarunde durch den Kreisverkehr bei Punt Muragl. Als der Blick dabei in Richtung Samedan / Bever fiel, untermauerte die dortige Helligkeit seine These. Ich verifizierte, dass der nächste Schnellzug dort noch Licht haben müsste, das Licht allerdings noch relativ spitz stand. Wir fuhren hin und parkten in Bever. Viel schöner als die Perspektive mit dem Licht war jetzt die Möglichkeit für Streifungen. Und da sollte doch glatt sofort ein Güterzug ab Samedan fahren! Wir hatten auch von der Brücke südlich des Bf Samedan was passendes in Gleis 1 stehen sehen. Daher bezogen wir schnell einen Wiesenhang und blickten gebannt in Richtung Samedan. Doch da kam nichts. Statt dessen verbaselten wir ziemlich den Schnellzug nach Samedan, um den es uns ursprünglich gegangen war. In der Streiflichtperspektive ging leider nur ein Popcorn-Nachschuss.


Mehr ging leider nicht im Streiflicht zwischen Bever und Samedan: Nachschuss auf R 1945.


IR 1145 verlässt den Bahnhof Bever.

Leander wäre auch nach dieser Aktion noch den Schlenker über Livigno zurück nach Zernez gefahren. Da wandt ich dann aber doch mal ein, dass wir die Hälfte der sicherlich interessanten Strecke dann bei Dunkelheit zurücklegen müssten. Nachdem man heute 14km zu Fuß gelaufen und dabei auch viel "wild" durch das Gelände gestreift war, war ich auch gut kaputt. Wir fuhren direkt nach Zernez zurück, wo wir für zwei Tage einkaufen mussten, da morgen Allerheiligen ist. In Graubünden ist das leider Feiertag. Zum Essen gab es heute die zweite Hälfte der Spätzle. Ja, wir hatten vorgestern paar zuviel gemacht. Wir hatten am Ende sogar mit diesen "Resten" noch Mühe. ;-)

Freitag, 01.11.2024 (Allerheiligen)

Heute wollten wir das Thema Berninabahn nochmal vertiefen, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Ein Bereich, den ich fototechnisch noch gar nicht groß beackert habe, ist der Abschnitt durch das Puschlav, also südlich des Berninapasses. Der sollte es heute mal sein - zumindest, solange das Licht in das tiefe Tal reinkommt. Als erste Fotomöglichkeit war nochmal Punt Muragl geplant, doch Peakfinder hatte leider recht: Der Zug kam kurz vor dem ersten Sonnenlicht. Also auf zur Berninabahn, wo wir beide Züge der 8:30-Kreuzung in Lagalb sehr schön nehmen konnten.


Hurra! Endlich mal Güterverkehr auf der Berninabahn! Wenn auch nur in Form...


...eines einzelnen Coop-Containers, den R 4628 oberhalb Lagalb im Schlepp hat. Zufall: Paar Etagen höher ist gerade die Diavolezzabahn unterwegs!


Nach der Kreuzung in Bernina-Lagalb kommt R 4613 angefahren. Er besteht kurioserweise aus zwei Allegra-Triebzügen ohne weitere Anhängsel.


Die besondere Fuhre nochmal etwas näher. Eine solche Zugbildung habe ich bewusst auch auf Bildern noch nie gesehen.

Den Südfahrer sollten wir nochmal mehr sehen. Wir verfolgten ihn jetzt praktisch über den Pass rüber. Was ist blöd an Bus-Parallelbetrieb zu einem Zug? Auf der Verfolgung hat man den Bus vor sich! Und das auf den ganzen Haarnadelkurven. Beruhigend war, dass der Bus 35 min vorm Zug in Poschiavo ankommen sollte. So konnten wir noch in Ruhe nach einem Standpunkt suchen. Oberhalb von Poschiavo war jetzt ein neuer zweigleisiger Abschnitt gebaut worden. Direkt dran überzeugte das alles nicht so. Aber am Gegenhang unterhalb der Ortschaft Cologna fanden wir einen schönen Ausblick über das Städtchen.


In bester Drive&Klick-Manier erwischten wir den Zug sogar vor Ospizio Bernina nochmal.


Nun sind wir im Puschlav und blicken gebannt auf den Hang, an dem R 4613 nun über zahlreiche Serpentinen abwärts gleitet. Links oberhalb des Zuges ist ein weiterer Kehrtunnel zu erkennen. Dazwischen liegt der Bahnhof Cadera. Wenn ich mich nicht irre, ist rechts oben auch der Bahnhof Alp Grüm zu erkennen.


"Unser" R 4613 hatte eine Weile vor dem Einfahrsignal von Poschiavo warten müssen. Nach Ausfahrt des Gegenzuges in den zweigleisigen Begegnungsabschnitt geht es in den Bahnhof hinein.

Weiter ging es. In Li Curt mussten wir am BÜ warten, doch bereits am Haltepunkt hatten wir "unseren" Zug wieder eingeholt. Der hatte seinen zweiten Zugteil in Poschiavo stehen lassen und kam nun solo angefahren. Das störte uns im folgenden allerdings nicht. Bei der Straßenbahn durch den Ort Le Prese lachte uns das Motiv mit der Kirche herzlich an. Da dort auch gerade ein Parkplatz war, nutzten wir die Gelegenheit.


Unter den wachsamen Augen des Geistlichen summt der Zug auf der Straße durch Le Prese und vorüber an der Chiesa San Francesco.

Am Haltepunkt des Ortes hatten wir den Solo-Allegra wieder ohne jegliche Hetze eingeholt und konnten nun zum eigentlich geplanten Motiv am Kreisviadukt von Brusio vorfahren. Der Zug brauchte noch so lange, dass ich sogar die Drohne auspacken konnte. Das Omega am Himmel hatte seine Vorliebe für Kondenzstreifen entdeckt. Der Himmel blieb herrlich klar blau, aber die Kondenzstreifen blieben wie Nabelschüre am Himmel stehen. Sehr ungewöhnlich...


✈ Der Kreisviadukt von Brusio ist ein weiteres Motiv, wo die Drohne interessante neue Perspektiven eröffnet. Der Kurzzug des R 4613 ist auch zugmäßig mal was anderes - oben...


...wie unten.

Am Kreisviadukt verabschiedeten wir uns nun von Zug R 4613 und setzten uns ein wenig fest. Ein Berninaexpress von Tirano, der laut Kursbuch zur Zeit gar nicht hätte fahren sollen, erwischte uns leider auf dem falschen Fuß. Vielleicht war der extra eingelegt worden, denn gefühlt saß in den Bergfahrern ganz Italien auf dem Weg ins lange Wochenende. Die Züge waren rappelvoll! Zwei weitere Planzüge, je einer von unten und oben, konnten prima aufgenommen werden. Vielleicht bis auf die Tatsache, dass ein Trupp Eisenbahnfotografen zum Abwärtsfahrer angefahren kam und sich mitsamt Auto ins Bild stellte. Ansonsten klappte aber alles wie gewünscht.


✈ Abwärts kommt nun der Ahnenzug angefahren. Wieder gibt es ihn einmal oben...


...und einmal unten.


Bergwärts gibt es RE 1644 zweimal auf dem Viadukt.


✈ Gut besetzt ist er... Schön kann man hier die terrassenartige Anlage des Ortes Brusio sehen, oberhalb dessen Bahnhof der Zug weitere Serpentinen befahren muss.

Eigentlich erst jetzt hatte unser Konzept Fotos in Le Prese vorgesehen. So ging es mal langsam in die Richtung zurück. Da nun drei Züge relativ dicht hintereinander kommen sollten, konnten wir etwas variieren. Der erste Zug hatte +15 und kam gerade noch, bevor das von uns gewählte Motiv am See zuschattete. Beim zweiten setzten wir alles auf eine Karte und wählten ein Motiv mit der Straße unmittelbar vorm Gleis. Und wir hatten Glück! Es kam tatsächlich kein Auto ins Motiv gefahren.


Südlich von Le Prese rollt R 4621 am Ufer des Lago di Poschiavo entlang.


Es folgt - ebenfalls mit Verspätung - der Bernina-Express mit seinen Aussichtswagen.

Für den dritten Zug hatten wir den Klassiker auf dem Straßenbahnabschnitt direkt am Haltepunkt vorgesehen. Da konnte auch alles mit den Autos schief gehen. Komischerweise werden bei Zugfahrt nur Autos von Norden angehalten, während die Autos von Süden auf der Gegenfahrbahn dem Zug entgegen fahren dürfen. Deshalb stellten wir uns, als der Zug hinten auftauchte, einfach mit Warnwesten auf die Straßenfahrbahn nach Norden. Als erstes kam ausgerechnet ein LKW. Der hätte eh nicht am Zug vorbei gepasst. Er hielt brav hinter uns an. So kam als einziger Straßenverkehrsteilnehmer nur ein Radler parallel zum Zug angefahren. Das gefiel!


Nochmal die Straßenbahn von Le Prese. Mit einem LKW "im Nacken" warten wir auf RE 1625.

Wir wollten nun versuchen, für den Zug noch ein weiteres Motiv unterhalb von Brusio zu finden, wo wir uns nun gar nicht auskannten. Das Problem war, dass Mittag nun durch war und hier überall die Sonne zwischen 13 und 14 Uhr hinter den Bergen verschwindet. Bevor die Strecke vor Campocologno in den Schatten eintauchte, fanden wir eine brauchbare Stelle unterhalb von Campascio, bei der man bloß sehr tief stand. Ich behalf mich mit der Drohne.


✈ Derselbe Zug nochmal unterhalb von Campascio.

Da der Zug verspätet war, hatte er bereits in Campocologno Kreuzung mit einem Aufwärtsfahrer, den wir rund um den Bahnhof Brusio abgepasst haben. Dann ging es nochmal bis Li Curt hoch, wo das Licht noch etwas länger hinkommen sollte. Wir wollten mal schauen, ob man auch mit der dortigen Ortsdurchfahrt etwas machen könnte. Nach einigem Rumgekurve durch den Ort der hundert Schranken entschieden wir uns aber für eine Stelle außerhalb des Ortes. Und wieder klappte das Bild ohne störenden Straßenverkehr!


RE 1652 hat gerade den Kreisviadukt gequert und nähert sich dem Bahnhof Brusio.


In der Gegenrichtung lässt R 4629 Li Curt hinter sich.

Ein Wunsch war nun noch ein Bild im Endbahnhof Tirano. Aufgrund der Öffnung des Veltlintals in Richtung Westen musste dort das Licht von 14 bis 16 Uhr topp hinkommen. So ging es in die Richtung. Ohne Kontrolle reisten wir nach Italien ein. Auf dem Weg zum Bahnhof Tirano querten wir auch den bekannten Platz vor der Basilica und stellten fest, dass dort das Licht wider Erwarten noch brauchbar hinkam. Die Züge der Berninabahn queren hier den zentralen Kreisverkehr, an dem drei überregionale Hauptstraßen zusammentreffen. Da der Autoverkehr mittels BÜ-Sicherung zurückgehalten wird, konnte man recht ungestört fotografieren. Wir warteten Züge beider Richtungen ab.


Endlich wieder im Euroland! Nochmal der R 4629 auf der Piazza della Basilica in Tirano.


Aus der Gegenrichtung kehrt der Bernina-Express als PE 952 zurück. Bis Chur hat er noch ein Stückchen vor sich...

Dann ging es zum Bahnhof. Zunächst parkten wir auf der Bahnhofsrückseite und liefen auf den Bahnsteig, um ein Alibibild von einem dort wartenden Zug zu machen. Die Ausfahrt wollten wir von einem 100m entfernten BÜ machen. Dorthin wäre man nur schwarz über die Gleise gekommen. Wir liefen den Riesenbogen durch den Bahnhofstunnel zum Auto zurück und mussten nun einen gigantischen Bogen fahren. An einem Kreisverkehr standen zwei Polizisten und laserten vor allem den Gegenverkehr. Bei unserer Ausfahrt aus dem Kreisverkehr wackelten nun aber zwei alte Leute so uneindeutig am Zebrastreifen herum, dass wir lieber mal angehalten haben. Die Alten wollten aber gar nicht rüber. Mit der Vorsicht hatten wir uns nun wohl höchst verdächtig gemacht und der eine Polizist wandt sich uns schon so halb zu. Da gaben wir lieber mal Gas und legten einen gepflegten Abgang hin.

Am BÜ war es dann richtig interessant. Der ausfahrende 15 Uhr Zug wurde dabei zur Nebensache, da er von einem ungünstigen Gleis abfuhr. Aber vorher fuhr ein Gegenzug auf das günstige Gleis vor der Bahnsteigüberdachung ein. Dessen Allegra setzte bald um und stand nun richtig fotogen mit seinem Zug im Bestlicht bereitgestellt. Da gab es nochmal einiges zu knipsen.


RhB international: Im italienischen Tirano endet das Netz der Rhätischen Bahn.


Und für R 4664 beginnt hier seine Reise.

Ansonsten war hier an der RhB lichttechnisch nichts mehr zu wollen. Wir überlegten, auf ein TrenItalia-Foto ein Stück westwärts ins Veltlintal zu fahren. Komisch war dabei, dass der vor einer halben Stunde ausgefahrene Zug während unseres Aufenthaltes an der Schranke die ganze Zeit ein Stück weiter stand. Der musste wohl Probleme gehabt haben. Da sich im Laufe unserer Fahrt südwestwärts anfangs die BÜs parallel zu uns schlossen, gingen wir davon aus, dass der Zug nun kurz hinter uns her käme. Das Problem war aber, dass das Licht bis Tresenda äußerst spitz kam. Und danach kurvte das Tal in den Schatten. Wir schauten noch bis Casacce, doch da war nichts mehr zu wollen.

Wir mochten gar nicht umdrehen, denn der Verkehr auf der SS38 war extrem heftig und staute sich in der Gegenrichtung immer mal wieder. Es war Freitag und ganz Milano war auf dem Weg in die Berge... Was solls. Wir mussten da durch. Und es ging dann auch einigermaßen. Auf halbem Wege zurück nach San Giacomo kam uns dann auch endlich der Zug entgegen. Schneller als 30 km/h fuhr der sicher nicht...

Von Tirano ging es ohne weiteren Aufenthalt in Richtung Poschiavo hoch. Nach Zernez konnten wir nun den gestern bereits angedachten Weg über Livigno wählen. Das wäre kaum weiter und brächte nochmal eine andere, interessante Route mit sich. Ein Stück unterhalb Ospizio Bernina bog man in ein Seitental ab, das auf einen Pass hoch führte, über den man wieder nach Italien einreiste. Auch hier war ganz schön viel Verkehr.

Livigno ist ganz interessant. Es ist von zwei Seiten von der Schweiz erreichbar. Die dritte und inneritalienische Verbindung windet sich ewig durch die Berge und war früher im Winter nicht befahrbar. Wegen dieser Abseitigkeit des über 1800m hoch gelegenen Ortes hat er in der Historie eine Zollfreiheit verliehen bekommen, die bis heute Bestand hat. Bereits auf dem einsamen Pass direkt hinter der Grenzstation kam der erste Dutyfree shop.

Wenn wir in Livigno jetzt mit einem kleinen abgelegenen Gebirgsdorf gerechnet hätten, hätten wir mal ganz bös falsch gelegen. Aus dem ursprünglichen Dorf ist ein riesiger Touristenort geworden, der sich über rund sechs Kilometer Länge durch das Spöltal zieht. Irgendwie wirkte der Ort wie einer dieser amerikanischen Wintersportorte, die einen auf alpin machen wollen. Das kurioseste aber war: Wir haben November, es liegt kein Schnee, aber der Ort war pickepacke voll. In der zentralen Fußgängerzone steppte der Bär. Wir hatten etwas Mühe, ein Restaurant zu finden. Das erste hatte noch nicht auf, an der Stelle des zweiten war eine Großbaustelle, aber im dritten kamen wir genau zur richtigen Zeit, um noch einen Tisch zu ergattern.


Jahreszeitlich hatten wir den Höhepunkt der Nichtsaison erreicht, aber der Touristenort Livigno ist voll!

Das Restaurant bzw die Pizzeria Bait del Ghet war auch richtig klasse. Beim warten auf den Tisch sollten wir uns erstmal als Aperitivo an den Flaschen auf dem Thresen bedienen. Dann bekamen wir einen schönen Zweiertisch in dem vollen Restaurant. Das Personal war topp drauf und bediente flott. Salat und Pizza waren hervorragend. Dazu gab es einheimisches Bier aus der angeblich höchstgelegenen Brauerei Europas. Die Rechnung am Ende war dann wohl eher geschätzt als errechnet. Und zwar zu unserem Gunsten. Hab die 30€ dann mal um ein großzügiges Trinkgeld erhöht. Daumen hoch für das Bait del Ghet in Livigno. Das dachten sich aber wohl auch paar andere. Als wir raustraten, hatte sich eine riesige Schlange vor dem Restaurant gebildet...


Die hervorragende Pizza Capriciosa im Bait del Ghet.

Leider hatten wir uns etwas sputen und auf eines der phantastisch aussehenden Desserts verzichten müssen, da wir noch "den Tunnel kriegen" mussten. Zurück in die Schweiz und direkt nach Zernez gelangt man nämlich hinter der Grenze durch den 3,5km langen einspurigen Tunnel "Munt la Schera" der Engadiner Kraftwerke, in dem heute um 20 Uhr eine Betra mit Vollsperrung für Unterhaltsarbeiten beginnen sollte. Das hatte Leander zum Glück vorher recherchiert. Schade; ab morgen wäre wieder Nachtisch drin gewesen... Die Dame im Maut-Häuschen muss die Ampeln wohl manuell bedient haben. Als wir durch den Tunnel durch waren, bekam das Gegenauto praktisch sofort grün. Und das lag nicht daran, dass wir getrödelt hätten ;-) Wir gelangten so jedenfalls schön zügig nach Zernez zurück. Dass uns die Tunnel-Maut 18 Euro gekostet hatte, haben wir erst hinterher realisiert. Aber eine andere Wahl hätten wir eh nicht gehabt. Jedenfalls lag ein sehr interessanter Tag hinter uns!

Samstag, 02.11.2024

Heute mussten wir leider aus der schönen Ferienwohnung ausziehen. Leander geht ab morgen auf Dienstreise und wollte heute heimfahren. Eigentlich hätte ich auch gesagt, dass fünf Tage RhB erstmal gut waren. Aber bei dieser außerordentlichen Wetterlage - noch immer herrschte das Omegahoch - war weiterhin Sonne pur angekündigt - und angesichts eines erfreulich freien Terminkalenders bis Mittwoch sowie einiger "übriger" Urlaubstage hatte ich mir eine Verlängerung zurechtgebucht. Ein Auto konnte ich bis heute Mittag bei Budget in Chur abholen. Eine Unterkunft hatte ich in Bad Ragaz gefunden und für die Rückfahrt hatte ich mich in den Nightjet am Dienstag Abend ab Innsbruck eingeloggt. Dessen Preis war nun mit 229€ für das Singleabteil sogar einigermaßen annehmbar.

Somit hatten wir also als Fixpunkt die Autoaufnahme gegen Mittag in Chur. Davor ließ sich noch was machen. Erstmal mussten wir zusammenpacken und aufräumen, dann den ganzen Müll zur zentralen Müllstation im Ortszentrum bringen. Dann konnte es losgehen. Tschüß Zernez - schön war es! Wir fuhren nochmal nach Bever, wo der 8:42 Schnellzug heute an der großen Fotowiese vielleicht die stimmungsmäßig idealen zwei Mastfelder Sonne abbekommen würde. Doch heute war der Zug so früh dran, dass es nur ein Mastfeld war. Nun ja...


Wir beginnen mal wieder mit RE 1117 in Bever. Diesmal ist der Zug zu früh und die Sonne zu spät...

Schnell fuhren wir nun nach Punt Muragl, wo wir das neulich entdeckte Motiv wenigstens nochmal mit 10min mehr Seitenlicht umsetzen wollten. Das klappte dann auch wunschgemäß. Und weil wir schon mal da waren, wanderte auch noch die Rückfahrt im Streiflicht auf den Chip.


Diesmal parkten wir aber vorschriftsmäßiger, als R 1917 bei Punt Muragl die Talstation der Standseilbahn (ganz rechts) passiert.


Nach kurzer Wende kommt dieselbe Zuggarnitur von Pontresina wieder zurück.

Nun war erneut nicht viel Zeit, denn wir rechneten um 9:16 ab Sameden mit der geschobenen Ersatzgarnitur, die wir an einem im Vorbeifahren immer wieder gesehenen Ausblick an der Umgehungsstraße machen wollten. Da ist ein kleiner Wanderparkplatz, von dem man geeignete Ausblicke erreicht. Wir waren allerdings wirklich knapp dran. Ganz die gewünschte Fotostelle hatten wir noch nicht erreicht, als - äääh - zwei Züge Kopf an Kopf aus dem Bahnhof Samedan angeprescht kamen. Der von uns gewünschte fuhr natürlich hinten, weil er in Bever links abbiegen musste. Es war allerdings auch nicht der Ersatzpark. Der kam dafür 20min später in die richtige Richtung angefahren. Das war natürlich fein!


Parallelfahrt zweier Züge zwischen Samedan und Bever.


Der Ersatzpark kommt heute als IR 1121 und hat soeben Bever verlassen.

Den nächsten Schnellzug wollten wir auf der anderen Seite des Passes in Preda nehmen. Die Fahrt auf der Straße "obenrum" ist immer wieder ein erhabenes landschaftliches Erlebnis. Wir lagen gut in der Zeit und stellten uns bei einigen Ferienhäuschen auf. Das nächstgelegene war sogar bewohnt. Wir wurden von den Bewohnern, die gerade loswandern wollten, direkt als Bahnfotografen identifiziert und darüber informiert, dass der Zug in zehn Minuten käme. Das war leider nicht ganz richtig, denn der Südfahrer hatte Verspätung. Das nutzte der hier kreuzende Nordfahrer mal gepflegt, sich uns ins Bild zu stellen. Er hielt ein ganzes Stück vorm Ausfahrsignal an. Immerhin schaffte er es so weit, dass Lok und erster Wagen des Bergfahrers sichtbar waren.


Schöne Lok trifft Designunfall: Begegnung zweier Schnellzüge im Zweigleisabschnitt nördlich Preda.

Tja, das war es hier oben. Es war nun 10:40. Eine knappe Stunde Fahrt war es noch bis Chur. Ich wollte rechtzeitig vor Ladenschluss bei Budget auf der Matte stehen. Paar irre Schleicher hatten wir vor uns; es ist echt unglaublich. Aber irgendwann bogen sie immer ab oder ließen uns überholen. So kamen wir unterm Strich gut voran und standen kurz nach halb 12 bei Budget im südwestlichen Gewerbegebiet von Chur auf dem Parkplatz. Ich bekam nun auch einen Opel Astra, aber der hatte mit dem, der uns die letzten Tage wirklich treue Dienste geleistet hatte, nun gar nichts mehr gemeinsam.


Generationswechsel beim Auto. Der alte Opel Astra fährt nun nach hause und ich übernehme die neue Variante eines Astras. Sah furchtbar prollig aus, fuhr sich aber gut.

Leander fuhr nun heim und berichtete, dass der Bodensee-Rheintal-Nebel bereits kurz hinter Landquart beginne. Ich fuhr in die andere Richtung nochmal bis Thusis zurück. Dort am Stadtrand gibt es eine längere freie Gerade, auf die ich es abgesehen hatte. Nachdem ich im angrenzenden Wohngebiet eine Parkmöglichkeit gefunden hatte, war das dann auch alles sehr schön. Es gab mehrere Perspektiven, so dass ich direkt mal zwei Schnellzugtakte abwartete. Zu meiner Überraschung war auch die S-Bahn nach Thusis aus Capricorns gebildet. Zumindest hier hätte ich mit Allegras gerechnet.


Wie trennt man am besten zwei Reisegruppen voneinander? Ganz einfach: Man hänge zwischen ihre Sonderwagen eine Alvra-Einheit.


Zwischen Thusis und Cazis rollt mal wieder der Ersatzpark vorüber.


Außerdem fährt hier die S-Bahn...


...und ein als S-Bahn getarnter RE.


Aus Chur kommt schon wieder der nächste Schnellzug.

Der Plan war nun eigentlich, den Rest des Nachmittags auf der schönen Wiese an der St Magnus Kapelle nördlich von Bonaduz zu verbringen, obwohl ich dort ja schon schöne Bilder hab machen können. Glücklicherweise nahm ich die Landstraße dorthin. Zwischen Rodels-Realta und Rothenbrunnen fand ich die Bergkulisse klasse. Zudem konnte man seitlich Schloss Ortenstein oder die Kirche St Maria Krönung in Tomils mit ins Bild bringen. Hier wartete ich den nächsten Takt ab, der wieder aus der Ersatzgarnitur bestand.


Im Tal des Hinterrheins zwischen Rodels-Realta und Rothenbrunnen.


Mit den S-Bahnen und Kurz-REs...


...konnte man etwas variieren.


Der Ersatzpark kommt als IR 1145 vorüber.

Dann ging es nach Bonaduz. Hier war nun, um 15 Uhr, das Hauptmotiv mit der Kapelle im Hintergrund leider inzwischen verschattet. Hier lag Peakfinder irgendwie völlig daneben. Nach der App sollte das Licht bis 16:17 bleiben, doch bereits eine knappe Stunde früher war praktisch nichts mehr zu wollen. Sollten die Bäume tatsächlich so viel ausmachen? Weiter hinten ging aber noch bischen was.


Aus dem Rheintal hochgekrochen kommt IR 1149. Ebenerdig geht es nun auf Bonaduz zu.


Der S-Bahn-Zwischentakt nach Rhäzüns wird von den vierteiligen, aber ggü den Dreiteilern schwächeren S-Bahn-Allegras bestritten, die ich somit auch endlich mal sehe.

Auf dem Rückweg zum Auto kam mir plötzlich und unerwartet der Ahnenzug entgegen. Offenbar hatte er einige bunt zusammengewürfelte Personenwagen zu überführen. War eh für hier die falsche Richtung - insofern halb so schlimm. Nun stand nur noch der Weg in meine neue Unterkunft in Bad Ragaz an. Dachte ich. Es ging geradewegs zur Autobahn und auf dieser an Chur vorbei. Dabei fuhr man geradewegs auf die von Leander angekündigte Hochnebelwand zu, die sich offenbar noch etwas talaufwärts bis an den nördlichen Stadtrand von Chur verlagert hatte. Von der Autobahn sah ich auf der sonnigen Seite der Nebelgrenze ein freies Stück Bahnstrecke. Nichts besonderes, aber mit der schwarzen Nebelwand im Hintergrund sah das toll aus. Ich drehte an der nächsten Ausfahrt und fuhr zurück. Die Stelle zu erreichen war nun nicht ganz einfach, weil ein Stück Straße zum Radweg mutiert war, aber auch nach einem großen Umweg war die Sonne noch da, als ich die Stelle erreicht hatte. Ich stellte mich einfach mal auf die dortige Wiese und hielt auf alles, was so kam.


Zwischen Chur und Landquart führen RhB und SBB mehr oder weniger parallel. Zwischen den S-Bahnstationen Chur Wiesental und Haldenstein kommt neben vielem anderen ein SBB-IC vorüber.


Ausblick über den Stadtrand von Chur.


Nach laaanger Wartezeit kommt endlich noch ein zum Thema passender RhB-Zug vorüber, wieder ein S-Bahn-Allegra. Diese Bilder sind die Antwort auf eine Frage, die mir jemand stellte, ob ich im Urlaub überhaupt Wolken gesehen hätte ;-)

Das letzte Bild entstand um 16:30. Das war definitiv ein neuer Rekord für diese Tour. Die Sonne konnte hier durch das nach Westen offene Tal prima reinkommen. Nun ging es aber stramm nach Bad Ragaz. Das Navi hatte mit dem in dritter Reihe gelegenen Haus ziemliche Probleme und wollte mich von der anderen Seite hinlotsen, aber irgendwann hatte ich es dann.

Die neue Unterkunft in der Casa Viva war nur ein "Studio", also ein einziges großes Zimmer in gepflegtem 70er Jahre Ambiente mit Küchenzeile. Nach der tollen Wohnung in Zernez war ich etwas ernüchtert. Die Küche war auch nur mit dem notwendigsten ausgestattet. Dazu gehörte zum Beispiel nichtmal ein Messbecher. Auch Gewürze und anderes waren nicht vorhanden. Aber alles schien sauber und bestens in Schuss zu sein, insofern alles gut. Alles? Nee, den aufgerufenen Preis von 133€ pro Nacht war das Ding nicht wert. Aber günstigeres war in der Umgebung von Chur kaum zu finden gewesen. Da war ich wohl Opfer des langen Wochenendes geworden... (Nachtrag: Das Motto war bloß "Deutscher mit Schweizer Preisen überfordert", denn auch spätere Recherche ergab, dass der Preis für die Gegend rund um Chur im Vergleich eher unteres Preisniveau war...).


Herrlich Retro: Mein neues Domizil in Bad Ragaz. Zum Glück war nur das Ambiente 70er Jahre; die Sanitäreinrichtung und alles andere war neu und vollkommen topp.

Der Frust ging weiter. In der Nähe hatte ich einen Coop gesehen, zu dem ich nun hin lief. Doch die Tür wollte nicht aufgehen. Der Laden hatte um 17 Uhr geschlossen. Und wie es schien, galt das wohl auch für andere Läden in dem Kurort. Also Auto gesattelt und nach Landquart gefahren. Da fand ich zum Glück schnell einen großen Migros, in dem ich mich für das Abendessen reichhaltig "inspirieren" lassen konnte. Es wurden dann Tortellini, Hackbällchen und Brokkoli. Viel zu viel...

Sonntag, 03.11.2024

Einwickelpapier bzw -folie für das Butterbrot zum mitnehmen war auch nicht vorhanden. Ok, auch sowas ist wohl Standard, aber man war wie gesagt verwöhnt von der letzten Ferienwohnung. Und man weiß sich ja zu behelfen. Der Rest an Salzbrezeln wanderte in die Tüte mit dem Rest von den guten Zweifel-Chips, und schon war eine perfekt sitzende Tüte für das Butterbrot geboren!

Auch heute sollte es mal wieder etwas neues sein: Die Arosabahn. Da habe ich fotografisch auch eher noch gar nichts gemacht (außer paar Straßenmotive in Chur). Oder zuletzt 1991... Per Peakfinder fand ich heraus, dass für den 8:40-Zug einzig schon bei Peist Licht wäre. Also stand das erste Ziel schon mal fest. Über Bad Ragaz hingen nur einzelne Nebelflusen, ansonsten herrschte blauer Himmel. Mitten durch das noch leere Chur ging es auf die schmale und gewundene Arosastraße hoch. Auf dem Anstieg konnte ich in Richtung meines morgen beabsichtigten Zielgebietes schauen. Da quoll eine fies aussehende dicke Nebelmasse aus dem Loch. Na, was das wohl wird? Aber heute ging es erstmal stramm bergauf. Nebel war hier kein Thema. Das Plessurtal lag aber noch komplett im Schatten. Selbst die hoch oberhalb langführende Straße bekam noch kein Licht ab. Und die Bahn verläuft ein ganzes Stück tiefer in der Schlucht. Mal abwarten... Interessant sind die Querungen kleiner Seitenschluchten. Meist kommt da eine Brücke und danach verschwindet die Straße direkt in einem Tunnel.


Erste Sonnenstrahlen gelangen in das mit Heuschobern gespickte Plessurtal.

In Peist angekommen herrschte oberhalb der Bergkette im Osten schon ein extrem heller Schein. Und als ich das gewundene Bahnhofsträßli abwärts fuhr, kam weiter hinten tatsächlich schon ein erster Sonnenstrahl auf die Strecke. Der breitete sich immer stärker aus und bald waren weite Teile der Bahn im Licht. Als erstes löste ich am RhB-Automaten artig mein Parkticket. 50 Räppli für eine Stunde - das war fair (aber auch total überflüssig). Dann postierte ich mich an dem schnuckeligen kleinen Statiönchen.


Am Sonntagmorgen herrscht Kurzzugverkehr. Ein solcher hält kurz im Bahnhof Peist.


✈ Ein Stück weiter gibt es den Zug mit den Häusern des Ortes.

Für den Talfahrer ging es auf einen kleinen Bergkamm in der westlichen Bahnhofsausfahrt. Als der Zug schon deutlich zu hören war und bald hinten um die Ecke bog, waren plötzlich weiter oben auf der Bahnhofstraße aufgeregte Rufe zu hören. Die Situation war eindeutig: Da wollte noch jemand den Zug erreichen. Über die Serpentinen war das definitiv nicht zu schaffen. Anders eigentlich auch nicht mehr, denn Peist ist nur Bedarfshalt. Doch plötzlich sah ich zwei Gestalten wild den Hang runterrutschen. Ein Wunder, dass die sich nicht verletzt haben. Blätter von der Hose klopfen und gestikulierend zum Bahnsteig rennen, war eine Bewegung. Und der Zug hielt tatsächlich noch an!


✈ Der Talfahrer ist vor dem Statiönchen zum stehen gekommen.


Und wird nochmal ein Stück unterhalb beobachtet. Ganz schön viele Heuschober hier...

Nun wollte ich eigentlich nach Langwies weiter. Doch oben von der Hauptstraße ergab sich nochmal so ein toller Blick auf den Bahnhof Peist, dass ich nach Ankunft in Langwies direkt gedreht habe und nochmal dorthin zurückgekehrt bin. Das war dann auch hübsch, wobei hier ein längerer Zug schon nett gewesen wäre.


Der Blick auf Peist geht auch ohne Drohne... Nun hatte ich alle drei Triebwagenumläufe gesehen. Hatte ich ein wenig auf den Ahnenzug gehofft? Der Lokdienst für den heutigen Tag hatte mir allerdings schon keine Hoffnung gemacht; der gestern gesehene bunte Allegra sollte heute durchgehend in Landquart stehen.

Dann ging es nach Langwies. Und zwar ganz durch den Ort und noch weiter. Die Aufgabe lautete nun, einen freien Ausblick auf den Langwieser Viadukt zu finden. Dort wollte ich dann gern den nächsten Talfahrer aufnehmen. So richtig der topp freigeholzte Aussichtspunkt war aber nicht vorhanden. An einer Stelle hatte man aber dann doch einen schön freien Blick. Da war dann auch gut, dass momentan Kurzzüge fuhren, denn rechts des Mittelbogens hätte ein Baum blöde in die Brücke geragt. Aber der Allegra passte ja prima in die Mitte.


Sicherlich das Wahrzeichen der Strecke: Der Langwieser Viadukt (nicht zu verwechseln mit dem ähnlich imposanten Wiesener Viadukt). Der Ort hinten links ist wieder mal Peist. Davor liegt der interessante Gründjitobel.

Nun fuhr ich zum Bahnhof von Langwies runter. Erst kundschaftete ich ein Stück über die parallelen Fahrwege westwärts. Da es dort aber nirgends vernünftige Haltemöglichkeiten gab, parkte ich wieder mal am Bahnhof und investierte sogar einen ganzen Franken für zwei Stunden. Bei den Höfen westlich des Bahnhofs konnte man einiges machen. Nun tauchten von Chur auch die ersten Langzüge auf. Darauf war ich vorbereitet, denn die Abfahrtsmonitore geben auch die Zugbildung bekannt. So muss das sein. (Und wir in Deutschland bestellen soeben die zweite Generation DSA; es ist einfach unglaublich...). Später gab es Bilder am Bahnhof und von dort per Drohne auf dem Langwieser Viadukt. Zwischendurch konnte man herrlich auf einer Bank mit Blick auf Schlucht und Viadukt sitzen und dem Rauschen des Wildwassers lauschen.


Wir befinden uns in der Hoflandschaft von Langwies. Von Chur taucht der erste verstärkte Zug auf.


Es gibt schon merkwürdige Zufälle. Erst beim Schreiben dieser Bildbeschreibung sehe ich, dass mein letzter Besuch in Langwies auf den Tag genau (!) 33 Jahre her ist. Am 03.11.1991 stand unten noch ein uriger Bauernhof, wo ich heute eine moderne Halle aus dem Bildausschnitt rausgelassen habe. Und die Arosabahn hatte noch ein unterschiedliches Stromsystem, so dass dort auch eigene Triebwagen zum Einsatz kamen.


Und von oben kommt ein Kurzzug angerollt.


Einfahrt des R 1433 in den Bahnhof Langwies...


✈ ...und nochmal auf dem Langwieser Viadukt.


✈ Der Gegenzug von etwas höher mit Ort und Bahnhof Langwies im Hintergrund.


✈ Und nochmal auf dem Gründjitobelviadukt.


Ein Umlauf verbleibt als Kurzzug. R 1437 fährt in den Bahnhof Langwies ein.

Eben hatte ich die Drohne nach dem Bild auf dem Langwieser Viadukt schnell den im Bf haltenden Zug überholen lassen und zum Gründjitobelviadukt geschickt. Dort riss der Empfang wegen der Entfernung allerdings vielfach ab. Ich beschloss, dass man das nochmal mit Halt auf der Hauptstraße unweit des Viaduktes probiert. Der Viadukt und vor allem die von ihm überspannte Schlucht sind ein interessantes Motiv. Blöd ist allerdings, dass jemand die parallele Bahnstromleitung so richtig ätzend an die Bahn gepflanzt hat, dass man den Zug in den Drähten hat, wenn man nicht irre hoch fliegen will.


✈ Der Gründjitobelviadukt nochmal etwas seitlicher.


Auch 33 Jahre vorher hatte es mir der Gründjitobelviadukt angetan. Ein Foto von der Sonnenseite war aber nicht so einfach...

Ich hatte mir angeschaut, wo man noch brauchbar an die Bahn kommt und mich entschieden, dem Bahnhof St Peter-Molinis einen Besuch abzustatten. Da standen sogar beladene Holzwagen zur Abholung bereit. Schade, dass die Übergabe vor Sonnenaufgang fährt. Rund um den Bahnhof gab es paar kleine Viadukte, wo ich mich etwas mit der Drohne austoben konnte. Auch der in einer Außenkurve gelegene Bahnhof war ganz fotogen. Der Talfahrer war der Umlauf, der nach wie vor als Kurzzug pendelte. Sonst hätte man den Steuerwagen vorn gehabt.


✈ R 1441 hat gerade den Bahnhof St Peter-Molinis in Richtung Peist verlassen.


In der Gegenrichtung hält R 1444 im Bahnhof...


✈ ...und fährt wieder ab.

Da bergauf wieder ein langer Zug kommen sollte, wollte ich gern nochmal den Blick von oben auf den Bahnhof Peist umsetzen - jetzt natürlich im Streiflicht. Das sah dann auch alles sehr hübsch aus, denn das Herbstlaub (das bischen, was punktuell noch übrig war) leuchtete so doppelt gut.


Nochmal der Blick von oben auf Peist - diesmal mit längerem Zug und Streiflicht.

Der Plan war, diesen Zug nochmal in der Einfahrt Arosa zu nehmen. Nachdem Peakfinder heute Morgen wieder präzise informiert hatte, hoffte ich, dass die Angabe "bis 15:37" für die Kurve südlich des Bf Arosa ebenfalls präzise war. Die Triebwagen sind langsam, aber die Straße ist dermaßen kurvig und fährt auch mal ein Seitental etwas aus, so dass ich in Litzirüti gar nicht mal so viel Vorsprung hatte. Die Schranken schlossen sich gerade. Der Bahnhof lag topp in der Sonne. Gerade sinnierte ich darüber, dass man hier die Einfahrt hätte machen können, da wurde ich gewahr, dass man nach Verlassen des Ortes von der Hauptstraße einen topp Blick auf den Bahnhof hat. Der Zug war noch nicht da. Ich nutzte die erstbeste seitliche Schotterfläche zum halten und konnte den Ausblick noch prima umsetzen.


R 1445 erreicht der Bahnhof Litzirüti. Hier wird auf den Gegenzug gewartet.

So wäre diese Verfolgung schon mal nicht ganz umsonst gewesen. Denn dass in Arosa noch Licht hinkäme, konnte ich mir irgendwie nicht vorstellen. Ich kannte die Stelle. Da fotografiert man von oben runter. Wie soll da noch Sonne hinkommen? Interessanterweise wäre die Sonne vermutlich wirklich um 15:05 zum Zug dorthin gekommen, wenn, ja, wenn da nicht die ganzen Häuser oben auf dem Hügelrücken gestanden hätten. Ok, dafür kann Peakfinder ja nichts...

Ich fuhr also nach einem Schlenker zum ebenfalls verschatteten Bahnhof (der für den Endpunkt dieser verschlafenen Bimmelbahn etwas arg weltstädtisch daher kommt) wieder abwärts. In Peist schien noch die Sonne. Erstmal musste ich für den Hobbykollegen desselben Namens das Ortsschild fotografieren. Dann ging es runter zum Bahnhof. Schade, wäre ich von Litzirüti gleich wieder umgekehrt, hätte man hier noch was machen können. So gab es nur noch einen Bergfahrer von hinten - aber immerhin den Umlauf mit dem Solo-Allegra. Er stand auch auf dem Abfahrtsmonitor als solcher drin. Dummerweise hatte man ihm aber nun drei Wagen (zur Überführung?) mitgegeben. Hinten war nichtmal ein Steuerwagen. Tja, Satz mit x.

Da das Licht in Peist auch sehr spitz kam, schaute ich mal rüber nach St Peter-Molinis, doch bereits von der Hauptstraße konnte man erkennen, dass da unten bei der Bahn nichts mehr zu wollen war. Ich konnte mich aber auf eine Bank setzen und der Sonne ein wenig beim sinken zuschauen. Nachdem es nachmittags nur noch im T-Shirt auszuhalten war, wurde es mit dem Verschwinden der Sonne schlagartig kalt. Zeit für die Heimfahrt!


In den Talkessel von Chur dringt das Licht wieder besonders lange.

Die Churer Ausfallstraße nach Norden, die Masanser Straße, kannte ich von gestern Abend (zu den Hochnebelbildern) und heute Morgen ein wenig. In Kenntnis der Versorgungsmöglichkeiten hatte sich folgendes für einen Sonntag geeignetes Verpflegungskonzept entwickelt: In einem Coop-Tankstellenshop Getränke bunkern und Stück weiter bei Burger King zwei "gute" Burger zum mitnehmen in die Hütte besorgen. An nichts kann man länderspezifische Preisunterschiede so gut festmachen, wie an Burgern der großen Braterketten. Ok, ich hatte mit hohen Preisen gerechnet. Aber dass ich für zwei Burger ohne Menu rund 30€ bezahlen musste, das war schon stolz! Der Big King XXL und besonders der Appenzeller Burger aus der "Swiss Selection" waren allerdings richtig gut!

Schade nur, dass ich sie nicht richtig warm nach hause bekommen habe. Das folgende erinnerte nun an das Ende zahlreicher Fototouren daheim zur Marschbahn, wo auf dem Rückweg auf der A7 in Hamburg all zu oft gar nichts mehr geht. Irgendwo bei Landquart hatte es einen Unfall auf der A13 gegeben. Der Rückreiseverkehr nach dem langen Wochenende war voll im Gange. Es herrschte Stau. Der herrschte auch teilweise auf der von mir gewählten parallelen Landstraße. Und so dauerte das alles etwas länger. Ich konnte froh sein, nur nach Bad Ragaz zu müssen. Der Verkehrsfunk auf RSO orakelte von Chur bis Zürich wegen weiterer Störungen mindestens anderthalb Stunden Zeitverlust...

So genoss ich bald die wirklich guten Burger, auch wenn sie nicht mehr richtig warm waren, und schmiedete Pläne für morgen. Tatsächlich gab es (fast) nur noch einen RhB-Streckenabschnitt, auf dem ich dieses Mal noch nichts gemacht hatte. Der Abschnitt würde mich sehr interessieren, birgt allerdings ein ziemliches Nebelrisiko. Mal sehen. Ab morgen ist auch die Albulastrecke für zehn Tage gesperrt. Ich hatte ja etwas gehofft, dass man die Schnellzüge Chur - St Moritz über das Prättigau umleiten würde. Aber die fuhren einfach gar nicht. Man wurde auf die S-Bahn nach Thusis verwiesen, von dort mit Bus nach Preda. Ab Preda würde wieder ein Zug fahren. Von einer Verstärkung der Capricorn-Schnellzüge Landquart - St Moritz war allerdings auch nicht die Rede. Es bleibt spannend! Mit dem zurückliegenden Tag bin ich sehr zufrieden. Man hat die Arosabahn mal ganz schön beackern können...

Montag, 04.11.2024

Beim Frühstück musste ich mir erstmal die Augen reiben. Beim Blick auf Google Maps waren wieder zwei Unfallstellen auf der A13 zwischen Bad Ragaz und Chur enthalten. Muss ich auf aktualisieren drücken? Nö! Diesmal waren die Unfallstellen in der anderen Richtung. Und zwar wieder in der Richtung, die ich brauchte. Zum Glück hatte ich es nicht eilig. Mein erstes Musthave-Motiv wäre erst um ca 11 Uhr in der Rheinschlucht. Ich wollte sicherheitshalber ab 10 Uhr in Trin bereit stehen. Ja, in Trin. Peakfinder meinte, da käme auch Anfang November noch Sonne hin. Davor war ich eh noch unschlüssig. Ich hatte erst an Zizers gedacht, aber so toll sah das da laut Streetview auch nicht mehr aus. Daher beschloss ich, einfach nochmal Bonaduz in der Vormittagsperspektive einzuschieben. Da wäre ich schon mal nah am ersten Hauptziel.

Erstmal musste ich mich aber hinten anstellen im Tross derer, die ebenfalls den Autobahnstau über die parallele Landstraße umgehen wollten. Aber das ging dann doch noch einigermaßen vorwärts. So traf ich in Bonaduz zeitgleich mit der Sonne im Motiv ein. Ich hatte schon im Lokplaner gesehen, dass die Schnellzüge doch noch zwischen Chur und Thusis pendeln und man nicht, wie in der Info gesagt, mit der S-Bahn nach Thusis fahren muss. Der Tag begann übrigens außerordentlich klar; von Nebel war keine Spur zu sehen. Das machte Hoffnung auf das Hauptprogramm!


Da die Schnellzüge heute nur zwischen Chur und Thusis pendeln, bestehen sie aus unverstärkten Alvra-Garnituren. IR 1120 schiebt in die Hauptstadt ab.


Nach Thusis kommt IR 1125...


...und von dort RE 1122.

Über Reichenau und Trin Dorf (ganz hoch oben) ging es nun nach Trin Bahnhof (ganz unten). Wie ich so in das Loch der Rheinschlucht runterkurbelte, war ich mir sicher, dass Peakfinder mir wieder einen Streich gespielt hat. Da herrschte absolute Finsternis! Tatsächlich war das dann so, dass der Bahnhof vollkommen im Finstern lag. Satz mit X? Nicht ganz. Was ist das denn da für ein heller Schein um die Kurve rum? Und tatsächlich: Die Fotokurve lag tatsächlich schon in der Sonne! Super! Weniger super war der eisige Wind, der die Schlucht hinabwehte. Und auf der Hängebrücke stand man übel im Schatten.

Im Bahnhof "arbeiteten" paar Gleisbauer mit ihren Schippchen, ein Wanderer kam und erkundigte sich nach dem besten Weg zum Bf Versam-Safien, ansonsten war hier keine Menschenseele unterwegs. Und erstmal auch kein Zug. Den einen RE hatte ich gerade verpasst und der Güterzug nach Ilanz kam zur Planzeit nicht. War das jetzt ein schlechtes Zeichen für die von mir begehrte Rückfahrt? Oder war man bereits vor Plan nach Ilanz gefahren? Ich ging einfach mal von letzterem aus. Was anderes blieb mir eh nicht übrig. Am Ende kam der gewünschte Güterzug von Ilanz direkt im Block hinterm 10:44-RE, also ebenfalls deutlich vor Plan. Das passte perfekt. Bloß die Hakone-Lok hätte es nicht sein müssen. Vor den hellen Felsen wäre was Rotes definitiv die bessere Wahl gewesen...


✈ RE 1729 verlässt Trin in Richtung Disentis.


Von Disentis kommt RE 1728 angefahren.


Im Blockabstand folgt Gz 5732 in den Bahnhof Trin. Schade, vor den grünen Valser-Containern und dem weißen Hang wäre eine rote Lok schön gewesen.

Ein westfahrender Güterzug sollte am späten Mittag kommen. Da man im Güterverkehr offenbar gern "früh dran" ist, fuhr ich nun lieber gleich mal zur nächsten geplanten Stelle. Dass um diese Jahreszeit in der Rheinschlucht kaum was geht, ist eigentlich klar. Aber im Bahnhof Valendas-Sagogn sollte sich die Sonne zeigen. Also fuhr ich mal wieder ganz hoch nach Trin Dorf und dann auf der Hauptstraße unter Flims durch und durch Laax, bis ich wieder nach unten abzweigen musste. Erst kam das Dorf Sagogn, dann ging es noch viel tiefer runter zum Bahnhof. Dort warfen allerdings paar Bäume noch ziemliche Schatten, so dass ich dann doch lieber das Reservemotiv in den Feldern vor Castrisch aufgesucht habe.


Weil es gerade passte, konnte man einen Triebwagen natürlich mal im Bahnhof Valendas-Sagogn mitnehmen.

Dort hatte man ein schönes Panorama und konnte gut variieren. Der Güterzug kam allerdings erst zur Planzeit. Wieder mit Werbelok, aber die gelbe hob sich immerhin gut ab. Zwischendurch brummte mir der Kopf vom Geläut der Kuhglocken, denn ringsherum grasten jede Menge Rinder. War das ein Lärm! Wieso tut man sich und den Viechern das an? Kuhglocken machen doch eigentlich nur Sinn in weitläufigem, unübersichtlichen Terrain, nicht aber bei umzäunten Weiden.


Mit der Ortschaft Sagogn im Hintergrund rollt RE 1737 östlich von Castrisch seiner Wege, während eines der Rindviecher gerade "den Kaffee wegbringt".


Auch Gz 5737 wird wieder komplett von Valser Wasser gesponsort.

Da jetzt nur noch eine knappe halbe Stunde bis zur Kreuzung der Regios in Castrisch Zeit war, rechnete ich mit der Rückfahrt des Güterzuges danach und suchte nach Motivvarianten für die Triebwagen. Als ich einen brauchbaren Spot gefunden hatte, setzte ich mich einfach auf meiner Jacke ins Gras. Ich dachte eigentlich, dass ich einen güllefreien Grasabschnitt dafür gefunden hätte. Die Flecken, die meine Jacke danach hatte, erzählten leider eine andere Geschichte... Und die Güterzuglok hat in Ilanz Extrem-Kurzwende gemacht. Der Güterzug aus Ilanz kam noch vor den REs und überraschte mich total...


Der nächste RE kommt aus der Schlucht auf Castrisch zugefahren.


Und weil dort immer Kreuzung ist, kommt auch sogleich der Gegenzug angefahren und lässt Castrisch hinter sich.

Als die Regios durch waren, hielt mich hier nichts mehr. Ich wollte mir noch eine Fotokurve zwischen Castrisch und Ilanz anschauen, wo wir mal morgens gewartet hatten. Ja - auch nachmittags gefiel der Blick. Aber hier noch knapp eine Stunde warten, nur um festzustellen, dass die Baumschatten doch bis ins Gleis ragen? Da ich nicht damit rechnete, dass im Schluchtbereich noch irgendwas ginge, liebäugelte ich nochmal mit einem schönen Tagesabschluss in Malans. Vielleicht würde dort ja heute etwas mit einem Güterzug gehen? Aufgrund der Albula-Umleitung rechnete ich mit höheren Chancen. Also los! Weit kam ich allerdings nicht. An einer Stelle der Straße hatte man einen topp Einblick in die Schlucht. Und die Strecke lag da in der Sonne! Auch wenn es immer noch eine halbe Stunde Zeit bis zu den Zügen war, musste ich nun warten. Immerhin verschlechterte sich die Schattensituation in dieser halben Stunde kaum.


RE 1745 in der Rheinschlucht zwischen Valendas-Sagogn und Castrisch.


✈ Der Gegenzug an derselben Stelle.


Blick über die Rheinschlucht am Ortsrand von Carrera.

Nun aber wirklich los. Als Ankunftszeit für Malans wurde mir 15:20 angezeigt. Ich hoffte auf ein schönes Stündchen dort, bevor sich die Sonne verabschiedet. Ich fuhr die Versamer Straße. Nach passieren des Versamer Tobels wurde die Straße richtig spektakulär. Sie führte direkt durch die weißen Felsen. Wir waren da mal zu Fuß gewesen. Der Streckenabschnitt, auf den man dort damals fotografiert hat, lag ebenfalls noch in der Sonne. Ich bin aber nicht dort geblieben. Mein RhB-Informant Sven hatte mir bereits angekündigt, was ich nun sah.


Ein Motiv wird eingehaust: Neubau einer Schutzgalerie zwischen Versam-Safien und Trin.

Nach dem kurzen Schnappschuss ging es sofort weiter. Diesmal hatten die Schweizer für den Rest des Tages offenbar keine weiteren Unfälle auf der Autobahn produziert, und so gelangte ich zügig nach Malans. Und dort hatte ich wirklich Glück. Nach einem Regio aus Richtung Klosters gingen die Schranken hinten in der Kurve gar nicht erst hoch. Ein Regio aufwärts stand jetzt nicht an. Da konnte also nur ein Güterzug kommen - aus welcher Richtung auch immer. Ich sprintete jedenfalls vom Langzugmotiv ins Kurzzugmotiv, das vom letzten Mal offen geblieben war. Es kam - ein Güterzug von hinten! Das erschütterte mich aber gar nicht, da er vorm Ausfahrsignal stehen blieb. Also musste was von oben kommen. Und da kam der erhoffte Kurzzug. Ok, so kurz hätte er nicht sein müssen, aber bei der RhB Güterbahn kann man ja über alles froh sein, das über einen Wagen hinaus geht. Und auch diese Werbelok hob sich gut ab.


Ein dreifacher Capricorn nähert sich Malans.


Es folgt der schon häufiger gezeigte Gz 5246 von Scuol-Tarasp. Einen Kurzzug an dieser Stelle wollte ich so gern haben, weil man nur hier den Hochspannungsmast verbergen konnte und die REs an diesem Punkt zu lang sind ;-)


In der Gegenrichtung beschleunigt aus Malans der umgeleitete Gz 6157.


Streuobstwiese am Ortsrand von Malans.


Und nochmal ein Vierteiler - wenn auch nur als Nachschuss.

Beim Blick zur Sonne war klar, dass das hier keine ganze Stunde Aufenthalt wird. Gegen 16 Uhr lag die Sonne quasi schon auf dem Bergrücken im Westen, und bald war alles finster. Nun gut. Da konnte ich doppelt froh sein, dass der Güterzug eben geklappt hatte. Ich fuhr nach Bad Ragaz zurück. Eine anschließende Einkaufsrunde nutzte ich zu einem kleinen Rundgang durch das Dorf. Bad Ragaz war für mich bisher nur eine Station an der Bahnstrecke, von der man bei den Fahrten im IC nach Chur immer hoffte, dass der Zug da nicht auch noch halten würde. Aber der Ort machte einen sehr sympatischen Eindruck. Offenbar gibt es hier viele (teils recht mondän wirkende) Hotels. Der große Kurpark wirkte selbst jetzt im November sehr gepflegt.


Das Dorfbad (heißt wirklich so!) von Ragaz.


Die Hotels des Ortes machen einen distinguierten Eindruck.


Die Tamina kommt hier aus einer Schlucht (in meinem Rücken) angeflossen.


Andächtig genießt man im Kurpark das Alpenglühen.

Es gab Zucchini mit Tortellini und Pilzsauße. Das war sogar sehr lecker - besonders die in Knoblauch geschwenkten Zucchini. Als wenn ich mein Essen beim Kochen schwenken würde *g*... Und dann musste ich mir ein letztes Mal die Karten legen, was ich mit dem morgigen halben Tag anfange...

Dienstag, 05.11.2024

Heute Morgen war ich frühzeitig wach, so dass ich in Ruhe die gestern mitgebrachten Bürlis frühstücken konnte. Der Starbucks-Kaffee aus der Pad-Maschine war auch hervorragend. Nach letztem Aufräumen, Zusammenpacken und Abspülen saß ich um 7:40 auf der Straße. Heute konnte ich sogar die Autobahn nutzen - für das sagenhafte Stück bis Landquart. Eigentlich hätte ich heute nochmal Trin wiederholt, wenn man diesmal eine rote Lok vor dem Güterzug gehabt hätte. Ich hatte gestern Abend doch mal näher im "Lokdienst" geschaut, welche Lok zu erwarten sei. Es sollte die gelbe werden. Na ja, dafür musste ich keine Motivwiederholung "begehen".

Statt dessen wollte ich nochmal ins Prättigau. Ich hatte gesehen, dass dort am Vormittag der Güterzug nach Scuol-Tarasp fahren würde und danach irgendwann ein umgeleiteter Albula-Güterzug. Und beide Züge waren mit roter Lok versprochen. Da ich früher losgekommen war als geplant, war ich reichlich früh dran. Ich hatte mir die Einfahrt in den Bahnhof Saas ausgesucht. Die war auch durchaus nett - bis auf den einen Baumschatten genau im Auslösepunkt. Aber bis zum ersten Güterzug wäre vermutlich viel Zeit, um dem Schatten beim laaaaangsamen weichen beobachten zu können. Bis dahin musste halt ein Mastfeld früher ausgelöst werden...


Erstmal gibt es in der Einfahrt des Bf Saas im Prättigau wieder das Grundrauschen der Triebwagen...


...mit verschiedenen Brennweiten.

In dem Maße, in dem der Schatten nun wirklich vom Gleis wich, zog am Himmel immer mehr Schlonze auf. Das war so ja mal nicht geplant! Sollte es am letzten Tag doch noch Wolkenprobleme geben? Immerhin tauchte nun ein Umleiter auf, mit dem ich gar nicht gerechnet hatte: Der Bernina-Express! Den Güterzug nach Scuol wartete ich auch noch ab, doch weiter hier zu warten schien mir wolkentechnisch keinen Sinn zu machen. Es zog sich praktisch zu. Das Omega brauchte wohl ein kleines Päuschen?


Bernina-Express PE 951 wird als 2951 durch das Prättigau umgeleitet.


✈ Selbst hier zwischen Saas und Capäls bekommt man keinen Vierteiler vollständig drauf.


Es folgt noch der Gz 5225 nach Scuol-Tarasp.

In Richtung Rheintal sah es etwas blauer aus. Da der Mittags-Gz nach Ilanz eine rote Lok haben sollte, hatte ich eh nochmal mit der Rheinschlucht geliebäugelt. Ich konnte sogar noch den Ostfahrer mit der gelben Lok erreichen. Nach Trin wollte ich aber trotz allem nicht nochmal. Statt dessen wollte ich mir die Ausblicke von der Versamer Straße auf deren spektakulärem Stück durch die Felsen anschauen. Das war genau das richtige für einen Tag, an dem Kevin wieder mal am Dimmschalter rumspielte. Da war es einfach schön, und man könnte etwas rumlaufen, wenn das Wetter sich vollends verabschiedet.

Da bin ich dann auch zügig hingelangt. Dem Auto, dass ohne zu schauen vor mir von einem Perkplatz auf die Straße fuhr, konnte ich auch noch bestens auf die Gegenfahrbahn ausweichen. Da kam zum Glück gerade nichts. So ging es bis 500m vorm Ziel. Da war eine Schlange, und ich musste mich hinten anstellen, ob ich nun wollte oder nicht. Baumfällarbeiten mit Verkehrssicherung. Tja, eben war ich noch rechtzeitig auf den Güterzug. Aber wann geht es weiter? Die Schlange wurde länger und länger. Nach über zehn Minuten kamen endlich die Autos der Gegenrichtung. Und dann durften wir fahren.

Nach Aufsuchen des Parkplatzes und Erreichen des Aussichtsfelsens war unten an der Galeriebaustelle das Warnsignal für eine Zugfahrt zu hören. Das Problem daran war: Ich hatte den Felsen zwar erreicht, musste aber noch hoch! Zum Glück war es nun eine rote Schlange, die unten durch die Schlucht glitt! Ich hatte nur den Personenzug verpasst, hinter dem gestern der Güterzug lief. Oben war es herrlich. Die Sonne kam sogar immer besser raus. Nur der Güterzug kam nicht. Hatte ich ihn verpasst? Na gut, ein roter Regio kommt da unten eh viel besser. Also einfach mal warten.


RE 1733 in der Rheinschlucht zwischen Trin und Versam-Safien.

Und es gab irre viel zu beobachten: Oberhalb der Straße hingen die Baumfäller an der nackten Felswand und sägten das letzte, was da noch an Vegetation vorhanden war, ab. Das stürzte dann alles einfach in einer großen Staubwolke runter auf die Straße. Noch viel spannender war allerdings unten die Galeriebaustelle. Das, was dort gearbeitet wurde, konnte nur unter Sperrung der eingleisigen Strecke stattfinden - vermutlich sogar mit Abschaltung der Oberleitung. Da wurden neue Bauteile über das Gleis gesetzt und da wieselten Zweiwegefahrzeuge auf dem Streckengleis herum. Und so nebenbei fand dazwischen pünktlicher Zugverkehr statt. Alle halbe Stunde der Regio plus die paar Güterzüge, für die jeweils die Sperrmaßnahmen aufgehoben werden mussten. Respekt! Für die Zweiwegefahrzeuge war ein kleines Ausweichgleis angelegt worden.


Heute führt der Gz 5732 mehr als nur die Valser Wagen.

Erst hatte ich überlegt, für den Mittagsgüterzug nach Ilanz gleich dort sitzen zu bleiben. Das Motiv für Fahrtrichtung westwärts kam nun nämlich auch ins Licht. Bei näherem Hinsehen zeigte sich allerdings, dass man das gar nicht richtig frei von Vegetation umsetzen konnte. Bzw an der einzigen freien Stelle führten die Drähte der Materialseilbahn von der Versamer Straße zur Galeriebaustelle mitten durchs Bild. Daher räumte ich dann doch den schönen Aussichtsfelsen wieder und fuhr nach Castrisch, wo ich mir zwei Stellen anschauen wollte. Die Bahnhofseinfahrt war mir dann doch zu ähnlich zu gestern, aber die Fotokurve westlich des Ortes gefiel. Weniger gefiel, dass die Schlonze am Himmel immer dicker wurde. Vermutlich hatte das alles gar keinen Sinn mehr. Aber bis zur Rückgabe des Autos konnte ich eh nichts anderes mehr anfangen. Am Ende kam zum Güterzug sogar die Sonne nochmal ganz brauchbar raus. Leider war der Himmel im Hintergrund einfach nur weiß.


Gegenzug 5737 zwischen Castrisch und Ilanz. Der war sogar irre lang, so dass ich etwas ungünstig stand.

Bischen Zeit hatte ich noch. Die Sonne schien ganz ordentlich und vielleicht würde die Lok ja wie gestern eine Blitzwende in Ilanz hinlegen. Tat sie aber nicht. Bald konnte sie vor den Regions nicht mehr bis Valendas-Sagogn kommen. Aber die Regios konnte ich ja noch mitnehmen. Konnte ich nicht. Denn das da oben am Himmel änderte die Zugrichtung oder Waberrichtung oder was auch immer und es wurde wieder vollkommen dunkel. Danke, das wars!

Mit Schlenker über Ilanz nahm ich nun die schnellere Straße über Laax und Flims. Im Flimser Umgehungstunnel eierte so ein Blindfisch mit guten 60 km/h vor einer zunehmenden Kette Autos her. Erst als jemand hupte, wurde auf knapp 80 km/h beschleunigt. So gelangte ich um kurz nach 14 Uhr zur Autovermietung zurück - natürlich mit vorherigem Tankstopp. Die Schlonze machte es einem leicht, jetzt aufzuhören. Mit dem Koffer rollerte ich nun zum Hp Chur West, wo der Fahrkartenkauf unkompliziert war. Einfach ein Foto vom defekten Automaten - fertig! Da hatte ich sogar noch eine S-Bahn früher als geplant erreicht.

S1: Chur West 14:15 - Chur Hbf 14:19

In Chur hatte ich also gut Zeit, zum Reisezentrum zu gehen und meine Fahrkarte nach Innsbruck zu besorgen. In dem Moment, wo ich meine Nummer zog, plinkte auch schon die Nummer auf. Das nun folgende habe ich nicht alles kapiert. Vor Betreten des Reisezentrums hatte ich noch im Internet bei der ÖBB geschaut, ob es vielleicht günstige Sparschiene-Tickets gäbe. Gab es aber für die nächsten Verbindungen nicht. Da wäre das Standardticket für 55,10€ angeboten worden.

Also FIP. Da hätte ich jetzt in meiner grenzenlosen Naivität aufgrund der 50%-Ersparnis, die das bringen soll, mit irgendwas bei 27,55€ gerechnet. Doch mir wurde ein Preis von 36 Fränkli genannt. Das habe ich dann doch mal hinterfragt. So stellte sich heraus, dass da 4 SFr für Sitzplatzreservierung enthalten waren. Die habe ich gleich mal reklamiert. Ich brauche keine Reservierung. Nun kam ein Preis von 32 SFr raus. Hmmm, immer noch bischen viel für 50%. Vielleicht die CIV-Gebühr? Zwei Landesgrenzen zu queren ist teuer... An Ausdrucken erhielt ich aus dem Fahrkartendrucker nur die KK-Quittung. Denn die Fahrkarte gab es als Papierausdruck mit ÖBB-Emblem sowie einem Preisaufdruck von 31,40 Euro(!). Auf der beigepackten Reiseverbindung stand aber 32 CHF. Sehr merkwürdig. Der Euro-Betrag müsste aufgrund des Umrechnungskurses ja höher sein als der Frankenbetrag. Mal sehen, was auf der Kreditkartenabrechnung stehen wird. (Nachtrag: Mir wurden 32 SFr abgebucht).

IR 3276: Chur 15:11 - Sargans 15:32

Eigentlich quatsch, in Sargans in vier Minuten einmal quer durch den ganzen Bahnhof zu sprinten. In Buchs hätte man zehn Minuten Zeit gehabt und nicht so lange Wege. Meine Reiseverbindung wollte es so. Egal, hat ja geklappt. Kleine Notiz: In der Woche habe ich bei normaler mobiler Internetnutzung (vielleicht mit etwas mehr Maps-Navigation und Peakfinder-Aktivität) gut 500 MB meines 1 GB Guthabens aufgebraucht. Dann weiß man das jetzt auch...

RJX 169: Sargans 15:36 - Innsbruck Hbf 18:11+5

Der Zug war gäääähnend leer. Zumindest bis Feldkirch. Ab da saß ein anderer Fahrgast in Sichtweite. Bis St Anton am Arlberg. Ich genoss die Fahrt durch die Dämmerung. Und manchmal fielen auch die Augen zu.

In Innsbruck hatte ich Hunger. Und viel Zeit. Nach dem absolut fleischarmen Urlaub (unglaublich, das ist mir noch nie passiert!) stand mir nun wirklich mal der Sinn nach Tierischem. Ich schaute mal, was man so rund um den Bahnhof finden konnte und rollerte mit dem Koffer um den Block. Dabei landete ich im Stiegl Bräu Gasthof. Das von mir gewählte Herbstgold-Bier klang in der Beschreibung lecker, schmeckte dann aber doch etwas eigenartig. Die Schweinemedaillons waren ganz ok.

Zurück am Hauptbahnhof zog ich mir mein vorgebuchtes Nachtzugticket aus dem Automaten, besorgte paar Knabbereien aus dem Supermarkt im Bahnhof und beobachtete das Treiben. Warum ziehen Bahnhöfe (abends) bloß immer so komisches Publikum an? Aber auch oben auf den Gleisen nahm das Chaos seinen Lauf. Als erstes wurden mehrere Züge unbestimmt verspätet angekündigt. Später waren das dann über 60 Minuten. Die Begründung lautete "Wegen Verzögerung in einem Nachbarland". Niedlich. Welches Land das wohl war. Liechtenstein vermutlich nicht.

Aber auch sonst herrschte Chaos. Unser Nightjet wurde mit immer größer werdender Verspätung angepriesen. Aus dem bei uns am Bahnsteig bereitstehenden Railjet nach Bregenz stiegen plötzlich alle wieder aus. Der Zug wollte aus technischen Gründen ausfallen. Zwischenzeitlich hatte sich offenbar auch jemand bei unserem Abfahrtgleis verklickt. Nachdem der NJ auf Gleis 7 angekündigt war, kam plötzlich die Verlegung nach Gleis 6 (Durchsage, Anzeige, Email, SMS) und gleich darauf wieder zurück nach Gleis 7 (Durchsage, Anzeige, Email, SMS). Und die Verspätungsprognose wegen verspäteter Bereitstellung war mittlerweile auf +40 gestiegen. Insofern kam es dann doch etwas überraschend, als der Zug "nur" 20 min nach der Abfahrtszeit bereitgestellt wurde. Aber Bereitstellung ist ja auch nicht Abfahrt.


Es gibt viel zu sehen auf dem Abfahrtmonitor von Innsbruck Hbf an diesem Abend.

NJ 40420: Innsbruck Hbf 20:44+43 - Hamburg-Harburg 8:30-10

Toll! Ich hatte das Abteil direkt neben dem Service "gewonnen". Ich konnte nur hoffen, dass da nicht zu viel Trubel sein würde. Im Abteil empfing mich diesmal sogar eine kleine Papiertasche mit Hotelschlappen, Ohropax und paar kleinen Leckerlis. Bei der Begrüßungsdurchsage erzählte der Zugchef ganz offen, dass vor der Bereitstellung ein Wagen wegen technischer Probleme getauscht werden musste. Getauscht! Nicht einfach nur ausgesetzt! Das kann man nur positiv bewerten, dass offenbar eine kleine Reserve vorgehalten wird.

Ich richtete mich im dunklen Abteil ein, setzte mich aufs Bett ans Fenster und genoss den Blick auf... äh, ja, Tunnelwände, Lärmschutzwände und den Bahnhof Jenbach. In dem hielten wir auch nochmal 20 Minuten. Offenbar musste noch Personal von Innsbruck mit der S-Bahn hinterher kommen. Dennoch genoss ich die Fahrt, war allerdings auch so müde, dass ich noch vor Rosenheim in die Koje kroch. Gute Nacht!

Mittwoch, 06.11.2024

Diesmal habe ich richtig gut geschlafen. Von München bekam ich nur die Ausfahrt irgendwo im Stadtgebiet mit, als wir aber schon die Fahrtrichtung gewechselt hatten. Dann einmal kurz Bad Hersfeld (wieder mal...). Angenehm sind definitiv die Abschnitte, auf denen es über die SFS geht. Da man in Längsrichtung liegt und jede Kurve mitbekommt, sind die geraderen Schnellstrecken günstiger. Zur Verspätungsreduzierung (wir hatten Augsburg mit +87 und Nürnberg mit +75 verlassen!) ging es von Göttingen nach Hannover auch nochmal über die SFS.

Aus dem Serviceabteil nebenan habe ich praktisch gar nichts gehört. Lediglich morgens bei der Frühstücksverteilung war etwas Betriebsamkeit zu bemerken. Aber das war alles im Rahmen. Die letzte Verspätung machte der Zug nun zwischen Hannover und Harburg wett, so dass wir sogar deutlich vor Plan dort eintrafen. Ich war gerüstet. So konnte ich also direkt zu Füßen meines Wilstorfer Hügels aus dem Nachtzug steigen und war nach 15 min Fußweg wieder zuhause.

Fazit

Könnten nicht alle Urlaube so ein Wetter haben? ;-) Ja, da lag eine ganz phantastische Tour hinter uns bzw mir. Neben dem Wetter stimmte auch sonst einfach alles: Die tolle Ferienwohnung in Zernez, die Nachtzugfahrten und überhaupt für mich die Möglichkeit, noch paar Tage dranzuhängen.

Und war die Rhätische Bahn nun langweilig? Quatsch, natürlich nicht. Und wir waren uns ja auch glücklicherweise beide einig, dass man motivlich einen möglichst breiten Rundumschlag haben möchte. Wenn man mehr Wert auf lokbespannte Züge oder besonders Güterzüge gelegt hätte, hätte man da mit Hilfe des von der RhB tagesaktuell veröffentlichten "Lokdienstes" sicherlich auch viel in der Richtung rausholen können. Aber das stand ja zumindest diesmal nicht im Vordergrund. Es war mal wieder richtig schön in Graubünden. So entspannend ein Besuch um diese Jahreszeit ist, so würde ich einen nächsten Besuch aber vielleicht doch mal wieder in Richtung Sommerhalbjahr legen, wenn die Glacier-Express-Züge für weitere Abwechslung sorgen. An diese Tour werde ich jedenfalls sicher noch häufiger mit Freude zurückblicken. Allegra mitenand!

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