Griechenland April 1999 (3)

Copyright by Jan-Geert Lukner

Mittwoch, 28. April 1999: Kiparissia - Glikorizi - Kaiafas - Kiparissia

Zwischen Aufwachen und Frühstück erstmal ein Alco-Gruppenbild im Bahnhof gemacht. Da der Einsatz von "Emma" für den Streckenabschnitt Kalonero - Zevgolatio der Anfang vom Ende gewesen sein könnte, wollten wir gern auf dem durch hübsche Steinbogenviadukte geprägten Abschnitt Züge fotografieren. Angesichts von zwei Zugpaaren beschlossen wir, zum Vormittagspaar mit dem Bus an die Strecke zu fahren. Wieder konnte die KTEL uns Infos über die Hin- kaum aber für die Rückfahrt geben. Für die Rückfahrt bekamen wir die Empfehlung "Seien sie mal so um 11.15 an der Straße, ab dann könnte der Bus kommen." Und dann vielsagend: "Allerdings kommt der Bus ganz aus Athen...".

Bus Kiparissia 08.30 > Abzw.Glikorizi ca 08.50 (Ist-Zeiten)

Beim Aussteigen schlug uns gleich wieder der würzige Duft der südländischen Märchenvegetation entgegen. Das Tal, oberhalb dessen die Bahn fährt, war mal wieder von Zypressen und vielen Blüten in allen möglichen Farben geprägt. Wir fotografierten "Emma" dann auf der Hinfahrt im Hp Glikorizi und auf ihrer Rückfahrt nach Kalamata auf dem größten Steinviadukt der Strecke. Dazwischen saßen wir am Rande eines Olivenhains und frühstückten erstmal Teigtaschen und Kakao.

Ein Bauer, der seine Oliven beschnitt, zeigte uns, wie man die Frucht einer distelähnlichen Pflanze essen könne; wir ließen das dann aber doch lieber bleiben. Da wir beide nicht ständig geschaut hatten, ob inzwischen der Bus aus Athen vorübergekommen sei, beschlossen wir, auf dem Gleis nach Kalonero zurückzulaufen. Glücklicherweise war kaum Schotter im Gleis, so daß sich die 8 km-Wanderung aushalten ließ. Leider meinte es Helios allzu gut. Die Sonne sengelte jetzt zur Mittagszeit gnadenlos auf uns nieder. Schatten gab es nicht...

Irgendwie erreichten wir nach anderthalb Stunden endlich Kalonero, wo wir den Mittagszug aus Athen, bestehend aus einer vierteiligen Ganzmavag-Einheit, fotografieren konnten. Dann bauten wir uns für den Bus 14.30 Uhr ab Kiparissia nach Pirgos an der Hauptstraße auf. Schatten gab es weit und breit nicht. Und ein Bus tauchte auch nicht auf. Über zwanzig Minuten verspätet gab er sich dann aber doch noch die Ehre, wobei Fahrer und Schaffner es offenbar überhaupt nicht gut fanden, für uns halten zu müssen. Für einen Klönaufenthalt in Zacharo war allerdings Zeit...

Bus Kalonero ca 15.00 > Kaiafas ca 15.30 (Ist-Zeiten)

Meinen Rucksack sollte ich unbedingt auf einer Ablagefläche oberhalb des zur hinteren Tür gehörigen Abgrundes legen. Auch mein Hinweis auf die enthaltene Kamera half nichts. Das schaute ich mir sprungbereit in der Nähe sitzend so lange an, bis der Fahrer an einer Station mit geöffneten Türen abfuhr...

Kaiafas war bisher auf jeder Griechenland-Reise ein Muß. Der Blick auf das offene Meer bei Überschreiten des Dünenkamms zwischen Bahn/Straße und Meer ließ mich schnell den Ärger über den blöden Busschaffner vergessen. Menschenleer wie immer lag die herrliche vom Pinien-Dünenwald gesäumte Sandfläche vor uns. Nach den vorangegangenen schweißfördernden Aktionen gab es kein langes Überlegen mehr. Badehose an und rein ins Wasser. Und so kalt war es gar nicht mehr. Es wechselten kalte und warme Stellen. Hohe Wellen steigerten den Spaß des Bades so sehr, daß wir selbst, als die Zeit des Expreßgutzuges nahte, nicht aus dem Wasser steigen mochten. Der Ex kam heute natürlich äußerst pünktlich... Ebenso ging uns der Nachmittags-IC nach Athen durch die Lappen.

Eine Dreiviertelstunde blieben wir im Wasser! Danach fotografierten wir allerdings noch einen Ganzmavag-VT im Bahnhof und zwei Alco-bespannte Personenzüge auf der Brücke über den Abfluß der Lagune von Kaiafas. Das waren allerdings auch die Züge, mit denen wir nach Kiparissia zurückgekommen wären. Nach den Buszeiten hatten wir uns nicht erkundigt. Blieb also noch der Abend-IC, der allerdings nur im 5 km südlich gelegenen Zacharo hielt. Der Spaziergang dorthin stellte jedoch einen wunderschönen Abschluß dieser Tour dar: Barfuß ging es fünf Kilometer immer an der Wasserlinie des Strandes entlang. Da in Zacharo der Bahnhof schon wieder ein ganzes Stück landeinwärts lag, erreichten wir ihn erst genau zur Abfahrtsminute des IC. So mußten wir nur noch eine knappe halbe Stunde warten...

IC 22 Zacharo 19.44+28 > Kiparissia 20.13+30

Preis für die Halbpreisfahrkarte: 160 Drachmen, dazu kam der Zuschlag in Höhe von 800 Drachmen... (also 1 DM plus 5 DM Zuschlag). Abends gab es am Stadtplatz Lamm mit Bohnen und Potatos (Pommes-ähnlich frittierte Kartoffelstücke) und danach auf unserem Balkon Wein.

Donnerstag, 29. April 1999: Kiparissia

Der letzte Urlaubstag war angebrochen. Leider zeigte sich heute dicker Hochnebel am Himmel. Lars wollte die Ausgrabungen von Olympia besichtigen. Dabei mußte er sich von Alfios nach Olympia ein Taxi nehmen, da der Vormittagszug Pirgos - Olympia - Pirgos wegen Bauarbeiten ausfiel. Auf weiten Abschnitten wurden Gleis und Oberbau ausgewechselt. Die Nebenbahn erhält ein Schotterbett!

Weil ich Olympia schon kannte, wollte ich den Urlaub in der Umgebung von Kiparissia ausklingen lassen. Da der Ex heute mit einer Alsthom-Lok bespannt war (Reihe 9200), machte ich trotz des nur diffusen Lichtes ein Bild. Danach wieder aufs Ohr gelegt. Rechtzeitig für "Emma" dann wieder an die Strecke gegangen. Die Bewölkung lockerte nun auf. Als der vormittägliche Zugknoten vorüber war, zog ich an den Strand, der einige hundert Meter außerhalb des Stadtbereiches aus einzelnen von Korallen(?)felsen umgebenen Sandflächen besteht. Dort gebadet, die letzten Postkarten geschrieben und gepennt.

Als die Wolken vollständig verschwunden waren, zog es mich in Richtung Bahn, die hier durch weite Olivenhaine zwischen Bergen und Meer führt. Die meisten der vom Strand die Felsen aufwärts führenden Treppen gehörten zu irgendwelchen Villengrundstücken, die zwischen Felsen und Olivenhainen versteckt lagen. Eine Treppe erwischte ich allerdings, die mich auf einen zwischen zwei Hecken hindurchführenen Hohlweg auf das Fahrwegenetz in den Olivenhainen brachte. Wiedermal bewunderte ich diese knorrigen Bäume, zwischen denen sich der Weg entlangschlängelte.

Parallel zur Bahn führte ein Fahrweg, der mir schöne Motive eröffnete. Zugverkehr gab es reichlich. Nach dem IC von Athen fuhr der Park aus N 1350, dessen Reisende am Vormittag mit "Emma" nach Kalamata weiterbefördert worden waren, zum Drehen nach Kalonero, wo es ein Gleisdreieck gibt. Die Alco- und Alsthom-Loks dürfen lange Strecken nur mit dem kurzen Kühler voraus fahren. Komischerweise wurden nicht nur die Loks, sondern die ganzen Wagenparks gedreht. Die Drehfahrt der Einheit aus D 302 wird zur Rückfahrt übrigens morgens ca um 06.30 Uhr in Kalonero gedreht. Der Ex 23300 durchfährt auf der Hinfahrt nach Kiparissia das Gleisdreieck. Alle übrigen Züge verkehren als VT oder "Emma". Nach Rückfahrt des Athener IC erwartete ich bald den Ex, doch vorher fuhr noch der Ganzmavag nach Athen. Diesmal handelte es sich um eine dreiteilige Garnitur. Dann kam der Ex und wenig später "Emma" von Kalamata. Daraufhin ging der N nach Patras raus. Nun kam der D 302 aus Athen mit einer halben Stunde Verspätung an, woraufhin "Emma" sich nach Kalamata aufmachte. Weshalb man die Reisenden aus dem D 302 nicht wegen der Verspätung in Kalonero auf "Emma" hat umsteigen lassen, bleibt ein Rätsel.

Der Nachmittag in den Olivenhainen war schon wieder so schweißtreibend geworden, daß ich den Abend und die Wartezeit auf Lars auf unserem Hotelbalkon genoß. Das Scheinwerferlicht des vierzig Minuten verspätet mit Lars an Bord eintreffenden IC konnte ich von meinem Stuhl aus bereits vor Kalonero an der Küste ausmachen. Später schlängelte sich das gleißende Licht durch die Oliven hin und her.

Das Lammfleisch hatte am Vorabend so gut geschmeckt, daß wir es heute nochmal genießen wollten. In der Küche durften wir uns die Fleischstücke und die gewünschten Beilagen aussuchen. Dazu gab es mal wieder messenischen Rosèwein.

Freitag, 30. April 1999: Kiparissia - Patras - Schiff nach Ancona

N 301 Kiparissia 07.09 > Patras 10.19

Es handelte sich um eine vierteilige Ganzmavag-Einheit, dessen Motorwagen jedoch von einer dreiteiligen Einheit stammte. Die Folge war, daß wir zwischen dem 1.Kl-Abteil im Steuer- und im Motorwagen wählen konnten. Natürlich nahmen wir den Motorwagen, schließlich will man ja auch akustisch etwas von der Fahrt haben... Die Türautomatik, mit der der Lokführer zentral sämtliche Türen gleichzeitig öffnet und schließt, funktionierte nicht. Die Fahrgäste mußten alle bei der vom Schaffner geöffneten Tür einsteigen oder selbst die Tür mühsam aufschieben. Dann blieb sie meistens auch während der Fahrt offen, bis der Schaffner sie beim Durchgehen schloß (oder auch nicht).

Nach Ankunft in Patras buchten wir erstmal das Schiff für die Überfahrt nach Ancona. Da es bereits um 16.00 Uhr fahren und wir zwei Stunden früher am "Gate" sein sollten, ließen wir den geplanten Abstecher nach Egio bleiben und fotografierten lieber im Stadtgebiet noch etwas. Uns interessierte besonders der "Ex-Knoten" im Güterbahnhof Agios Andreas, doch dort endete der Urlaub wie er begonnen hatte: Mit einem Fotoverbot. Ein Schrankenwärter an der Einfahrt hatte sich völlig aufgeregt und einen Büromenschen auf den Plan gerufen, der sich noch mehr aufregte. Daher umrundeten wir den von Mauern eingefaßten und interessant ins Häusermeer eingebetteten Bahnhof, um auf der anderen Seite, wo die Bahn fotogen zwischen den Häusern hindurch führt, Aufnahmen zu machen. Außer einem IC bekamen wir allerdings nichts vor die Linse, denn die Ex-Züge beider Richtungen standen bewegungslos und ohne Loks (diese waren ins Bw auf der anderen Seite der Stadt verschwunden) nebeneinander im Bahnhof. Tja, das Ende dieser Tour hätte gern etwas freundlicher ausfallen können, doch stand uns ja noch eine entspannende Schiffahrt bevor:

FB "Kriti" der ANEK-Lines Patras 16.00+5 OESZ > Ancona 15.00+10 MESZ

Wir bekamen eine sehr schöne Zweierkabine mit Blick vorn raus. Den Abend verbrachten wir auf der Fahrt durch die Inselwelt vor der griechischen Küste an Deck mit Wein aus der Umgebung von Patras (damit meine ich jetzt nicht den Demestica, den es in Deutschland in jedem Supermarkt gibt...).

Samstag, 01. Mai 1999: Schiff von Patras - Ancona - Bologna - "Brenner-Expreß",
Sonntag, 02. Mai 1999: "Brenner-Expreß" - München - Hamburg

Den Vormittag über fuhren wir durch eine ziemlich kühle Waschküche; da haben wir glatt das Frühstück verpennt... Doch in den letzten Stunden der Fahrt konnten wir nochmal so richtig unsere Bräune auffrischen. In Ancona hatten wir viel Zeit zu einer Stadtbesichtigung, da es in Bologna vor dem Brenner-Expreß eh keine Fahrmöglichkeit nach Deutschland gab. Wegen dem 1. Mai herrschte allerdings ein Riesen-Rummel.

IR 2140 Ancona 19.43 > Bologna 22.17

Was man halt in Italien so unter einem IR versteht... Durch lange Aufenthaltszeiten an den vielen Zwischenstops konnte der Zug praktisch gar keine Verspätung bekommen...

D 288 Bologna 22.40 > München 06.35

Ein Riesen-Andrang in der Nacht von SA auf SO! Damit hatten wir nicht gerechnet. Der Schlafwagen war voll, in einem zusätzlichen Liegewagen bekamen wir allerdings ein Viererabteil für uns.

ICE 682 München 07.12 > Hamburg Hbf 12.52+12

Bei der Mitropa gab es erstmal ein zünftiges deutsches Frühstück mit richtigem Bohnenkaffee, den wir nun zwei Wochen lang hatten entbehren müssen. Ich bekam zu meinem "Boulevard-Frühstück" vier Brötchen. Da wurde selbst ich satt von. In Würzburg verabschiedete ich mich von Lars, der nach Frankfurt mußte. Auf der Neubaustrecke setzten wir eine gute Viertelstunde zu, weil wir wegen eines Unfalls in den letzten Wochen und wegen Bauarbeiten zweimal das linke Gleis benutzen mußten. Ansonsten war die Fahrt in dem leeren Zug jedoch sehr angenehm.

Es waren interessante zwei Wochen, an die wir - nicht zuletzt wegen der ordentlichen Bildausbeute - sicher noch oft zurückdenken werden. Mein Dank geht an Lars für seine aktive Reisebegleitung und für den Spaß, den wir trotz der Fotoverbote, keifenden Schaffnern und ausgebuchten Hotels nicht verloren.

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