Copyright by Jan-Geert Lukner
Ein Bauer, der seine Oliven beschnitt, zeigte uns, wie man die Frucht einer distelähnlichen Pflanze essen könne; wir ließen das dann aber doch lieber bleiben. Da wir beide nicht ständig geschaut hatten, ob inzwischen der Bus aus Athen vorübergekommen sei, beschlossen wir, auf dem Gleis nach Kalonero zurückzulaufen. Glücklicherweise war kaum Schotter im Gleis, so daß sich die 8 km-Wanderung aushalten ließ. Leider meinte es Helios allzu gut. Die Sonne sengelte jetzt zur Mittagszeit gnadenlos auf uns nieder. Schatten gab es nicht...
Irgendwie erreichten wir nach anderthalb Stunden endlich Kalonero, wo wir den Mittagszug aus Athen, bestehend aus einer vierteiligen Ganzmavag-Einheit, fotografieren konnten. Dann bauten wir uns für den Bus 14.30 Uhr ab Kiparissia nach Pirgos an der Hauptstraße auf. Schatten gab es weit und breit nicht. Und ein Bus tauchte auch nicht auf. Über zwanzig Minuten verspätet gab er sich dann aber doch noch die Ehre, wobei Fahrer und Schaffner es offenbar überhaupt nicht gut fanden, für uns halten zu müssen. Für einen Klönaufenthalt in Zacharo war allerdings Zeit...
Kaiafas war bisher auf jeder Griechenland-Reise ein Muß. Der Blick auf das offene Meer bei Überschreiten des Dünenkamms zwischen Bahn/Straße und Meer ließ mich schnell den Ärger über den blöden Busschaffner vergessen. Menschenleer wie immer lag die herrliche vom Pinien-Dünenwald gesäumte Sandfläche vor uns. Nach den vorangegangenen schweißfördernden Aktionen gab es kein langes Überlegen mehr. Badehose an und rein ins Wasser. Und so kalt war es gar nicht mehr. Es wechselten kalte und warme Stellen. Hohe Wellen steigerten den Spaß des Bades so sehr, daß wir selbst, als die Zeit des Expreßgutzuges nahte, nicht aus dem Wasser steigen mochten. Der Ex kam heute natürlich äußerst pünktlich... Ebenso ging uns der Nachmittags-IC nach Athen durch die Lappen.
Eine Dreiviertelstunde blieben wir im Wasser! Danach fotografierten wir allerdings noch einen Ganzmavag-VT im Bahnhof und zwei Alco-bespannte Personenzüge auf der Brücke über den Abfluß der Lagune von Kaiafas. Das waren allerdings auch die Züge, mit denen wir nach Kiparissia zurückgekommen wären. Nach den Buszeiten hatten wir uns nicht erkundigt. Blieb also noch der Abend-IC, der allerdings nur im 5 km südlich gelegenen Zacharo hielt. Der Spaziergang dorthin stellte jedoch einen wunderschönen Abschluß dieser Tour dar: Barfuß ging es fünf Kilometer immer an der Wasserlinie des Strandes entlang. Da in Zacharo der Bahnhof schon wieder ein ganzes Stück landeinwärts lag, erreichten wir ihn erst genau zur Abfahrtsminute des IC. So mußten wir nur noch eine knappe halbe Stunde warten...
Weil ich Olympia schon kannte, wollte ich den Urlaub in der Umgebung von Kiparissia ausklingen lassen. Da der Ex heute mit einer Alsthom-Lok bespannt war (Reihe 9200), machte ich trotz des nur diffusen Lichtes ein Bild. Danach wieder aufs Ohr gelegt. Rechtzeitig für "Emma" dann wieder an die Strecke gegangen. Die Bewölkung lockerte nun auf. Als der vormittägliche Zugknoten vorüber war, zog ich an den Strand, der einige hundert Meter außerhalb des Stadtbereiches aus einzelnen von Korallen(?)felsen umgebenen Sandflächen besteht. Dort gebadet, die letzten Postkarten geschrieben und gepennt.
Als die Wolken vollständig verschwunden waren, zog es mich in Richtung Bahn, die hier durch weite Olivenhaine zwischen Bergen und Meer führt. Die meisten der vom Strand die Felsen aufwärts führenden Treppen gehörten zu irgendwelchen Villengrundstücken, die zwischen Felsen und Olivenhainen versteckt lagen. Eine Treppe erwischte ich allerdings, die mich auf einen zwischen zwei Hecken hindurchführenen Hohlweg auf das Fahrwegenetz in den Olivenhainen brachte. Wiedermal bewunderte ich diese knorrigen Bäume, zwischen denen sich der Weg entlangschlängelte.
Parallel zur Bahn führte ein Fahrweg, der mir schöne Motive eröffnete. Zugverkehr gab es reichlich. Nach dem IC von Athen fuhr der Park aus N 1350, dessen Reisende am Vormittag mit "Emma" nach Kalamata weiterbefördert worden waren, zum Drehen nach Kalonero, wo es ein Gleisdreieck gibt. Die Alco- und Alsthom-Loks dürfen lange Strecken nur mit dem kurzen Kühler voraus fahren. Komischerweise wurden nicht nur die Loks, sondern die ganzen Wagenparks gedreht. Die Drehfahrt der Einheit aus D 302 wird zur Rückfahrt übrigens morgens ca um 06.30 Uhr in Kalonero gedreht. Der Ex 23300 durchfährt auf der Hinfahrt nach Kiparissia das Gleisdreieck. Alle übrigen Züge verkehren als VT oder "Emma". Nach Rückfahrt des Athener IC erwartete ich bald den Ex, doch vorher fuhr noch der Ganzmavag nach Athen. Diesmal handelte es sich um eine dreiteilige Garnitur. Dann kam der Ex und wenig später "Emma" von Kalamata. Daraufhin ging der N nach Patras raus. Nun kam der D 302 aus Athen mit einer halben Stunde Verspätung an, woraufhin "Emma" sich nach Kalamata aufmachte. Weshalb man die Reisenden aus dem D 302 nicht wegen der Verspätung in Kalonero auf "Emma" hat umsteigen lassen, bleibt ein Rätsel.
Der Nachmittag in den Olivenhainen war schon wieder so schweißtreibend geworden, daß ich den Abend und die Wartezeit auf Lars auf unserem Hotelbalkon genoß. Das Scheinwerferlicht des vierzig Minuten verspätet mit Lars an Bord eintreffenden IC konnte ich von meinem Stuhl aus bereits vor Kalonero an der Küste ausmachen. Später schlängelte sich das gleißende Licht durch die Oliven hin und her.
Das Lammfleisch hatte am Vorabend so gut geschmeckt, daß wir es heute nochmal genießen wollten. In der Küche durften wir uns die Fleischstücke und die gewünschten Beilagen aussuchen. Dazu gab es mal wieder messenischen Rosèwein.
Nach Ankunft in Patras buchten wir erstmal das Schiff für die Überfahrt nach Ancona. Da es bereits um 16.00 Uhr fahren und wir zwei Stunden früher am "Gate" sein sollten, ließen wir den geplanten Abstecher nach Egio bleiben und fotografierten lieber im Stadtgebiet noch etwas. Uns interessierte besonders der "Ex-Knoten" im Güterbahnhof Agios Andreas, doch dort endete der Urlaub wie er begonnen hatte: Mit einem Fotoverbot. Ein Schrankenwärter an der Einfahrt hatte sich völlig aufgeregt und einen Büromenschen auf den Plan gerufen, der sich noch mehr aufregte. Daher umrundeten wir den von Mauern eingefaßten und interessant ins Häusermeer eingebetteten Bahnhof, um auf der anderen Seite, wo die Bahn fotogen zwischen den Häusern hindurch führt, Aufnahmen zu machen. Außer einem IC bekamen wir allerdings nichts vor die Linse, denn die Ex-Züge beider Richtungen standen bewegungslos und ohne Loks (diese waren ins Bw auf der anderen Seite der Stadt verschwunden) nebeneinander im Bahnhof. Tja, das Ende dieser Tour hätte gern etwas freundlicher ausfallen können, doch stand uns ja noch eine entspannende Schiffahrt bevor:
Es waren interessante zwei Wochen, an die wir - nicht zuletzt wegen der ordentlichen Bildausbeute - sicher noch oft zurückdenken werden. Mein Dank geht an Lars für seine aktive Reisebegleitung und für den Spaß, den wir trotz der Fotoverbote, keifenden Schaffnern und ausgebuchten Hotels nicht verloren.