Einmal Kosovo und zurück (2)

Copyright by Jan-Geert Lukner

Montag, 24.08.2009: Fushė Kosovė - Hani i Elezit - Klinė - Fushė Kosovė

Wieder kurz vorm Wecker wach geworden. Der erste besorgte Blick galt dem Fenster. Denn auf den heutigen Tag kam ja im Grunde alles an, zumindest wenn man mal kosovarische Züge fotografieren wollte. Und dazu waren wir ja schließlich hier. Nun, der Blick zum Fenster raus war ganz schön ernüchternd. Uns würde wohl ähnliches Wetter wie gestern erwarten, also kein blauer Himmel und nur gelegentlich diffuser Sonnenschein so für 2/3 Blende auf. --- Einschub: Drei Stunden später. Das mit 2/3 Blende auf hatte sich heute schnell als Wunschtraum entpuppt. Man streiche das "2/", dann kam das der Sache schon näher. So ein Mist! Der einzige Tag im Kosovo und die Bewölkung ist eine vollkommen geschlossene!

Doch kommen wir zurück zum Morgen im Hotel. Das Frühstück war leider kein Buffet und machte eher den Eindruck einer Pflichtveranstaltung, der das Hotelpersonal lustlos nachkam. Besonders interessant waren einige Butterpäckchen, die nur bis März 2008(!) haltbar gewesen waren. Dauerhaft eingefroren waren die nicht gewesen, so wie sie aussahen und rochen. Aber wir waren trotzdem froh, dass wir im Bali direkt am Bahnhof untergekommen waren, denn im Zug konnten andere Mitreisende von erneuten Problemen mit den Transferbussen berichten. Man habe 40 Minuten vor dem Hotel gewartet. Natürlich verzögerte sich dadurch auch die Zugabfahrt wieder um eine halbe Stunde. Ich machte ein Bild von unserem Sonderzug neben Y1-Triebwagen als TL 760. Den Rest schenkte ich mir. Statt dessen sicherte ich uns eine Vierersitzgruppe. Der Sonderzug war dieselbe Garnitur wie gestern ab Mitrovicė.

Norwegische Lok mit schwedischen Wagen (unser Sonderzug) trifft schwedische Dieseltriebwagen im Riesenbahnhof von Fushė Kosovė.

D 12891 Fushė Kosovė 7.35+30 > Hani i Elezit 12.45+5

An diesem trüben Morgen reihte sich nun ein Fotohalt am nächsten. In Lypian mit EG und am Haltepunkt Fushlot mit zerfallener Hp-Bude machte ich noch Bilder, danach hatte ich genug Trübnis-Bilder im Kasten. War ja auch ganz lustig, Scheinan-, -ab- und -durchfahrten mal im Zug mitzumachen. Na gut, das war gelogen. Die Stimmung war momentan eher auf Zynismus denn auf Lustigkeit eingestellt. Nico und ich überlegten schon ernsthaft, ob man nicht paar Tage länger hierbleiben sollte und dann versucht, sich einen Flug zu organisieren. Dies natürlich nur, wenn in den nächsten Tagen besseres Wetter sein würde. Dazu fragte ich mal zuhause nach den neusten Wetterinfos aus dem Internet, denn Internet war weder im Hotel noch hier unterwegs über Handy verfügbar. Antwort von daheim: Nächste Tage schön, aber heute soll bei Euch doch auch die Sonne scheinen! Toll, das sahen wir ja...

Keine freundliche Stimmung am Hp Fushlot...

Die Ortsdurchfahrt in Ferizaj war klasse. So mitten durch die Innenstadt zu fahren, kannte ich nur von Griechenland. Die Autos parkten hart am Lichtraumprofil des Gleises. Irgendwo stand mal eine lange Schlange KFOR-Autos vor einem BÜ. Ansonsten sahen wir während unseres Aufenthaltes allerdings keine patroullierenden Soldaten.

Generell sah man vom Zug aus viele unfertige Häuser und Dauer-Rohbauten. Manchmal fuhr man an einem liebevoll bis prächtig gepflegten Garten vorbei, doch das zugehörige Haus bestand nur aus einem Rohbau. Meist wirkte aber alles recht verloddert. Besonders heftig ist der Müll, der überall rumliegt und an dem man sich offenbar gar nicht stört. Wir sahen einen Müllwagen von der KFOR. Aber ich habe die Vermutung, dass die Müllentsorgung noch längst nicht überall auf offiziellem Wege stattfindet. Man findet z.B. auch auf den Bahnhöfen keine Mülleimer. Dafür riecht es in Stadt und Land aber immer wieder nach brennendem Müll.

Wo wir gerade bei der Infrastruktur sind: Uns war von der Reiseleitung erzählt worden, dass die im Kosovo vorhandenen Kraftwerke nicht zur Stromversorgung aller Bedürfnisse ausreichen. Kunden mit schlechter Zahlungsmoral bekämen zeitweise keinen Strom. Wie es mit der Zahlungsmoral von Kosovo Railways bestellt ist, weiß ich nicht. Tatsache ist aber, dass der gesamte Riesenbahnhof von Fushė abends in vollkommener Finsternis daliegt. Aber der Bahnbetrieb klappt so auch. Die Menschen hier sind drauf eingestellt und benehmen sich (hoffentlich) entsprechend vorsichtig. Wenn man das alles so sieht, kommen einem die Probleme, die uns Deutsche so plagen, die übertriebenen Sicherheitsauflagen durch Versicherungen usw unendlich übertrieben und nichtig vor.

Nach einigen von mir nicht wahrgenommenen Fotohalten mussten wir in Gurėz auf den Gegenzug warten. Währenddessen kam immerhin mal kurz eine Ahnung von Sonne heraus. Den Gegenzug TL 4102 nahm ich bei der Einfahrt auf; ein Motiv, dass bei Sonne unmöglich gewesen wäre. Wie "gut", dass sie nicht schien...

Gurėz: Unser Sonderzug mit einem Hauch von Sonnenlicht auf der Front...

...und der Gegenzug in der südlichen Einfahrt.

Hinter Gurėz änderte sich die Landschaft. Die bisher flache Hochebene war nun vergessen und es wurde hügeliger. Bald tauchte die Bahn in das tief eingeschnittene Tal der Nerodimka ein und es wechselten sich Tunnel und Brücken über den Fluss ab. Ein schönes Streckenmotiv gab es ein Stück südlich Gurėz - leider natürlich ohne Sonne. Von oben hatte man den Blick auf eine Kurve und in die andere Richtung auf einen Tunnel.

Einer der landschaftlich schönsten und vielfältig umsetzbaren Fotohalte im Tal der Nerodimka. Allein es fehlte das Licht.

Mit dem nächsten Streckenmotiv wandelte sich das Wetter etwas. Bläuliche Flächen nahmen am Himmel zu und verdrängten zu ca 20-30% die Wolken. Beim nächsten Fotohalt, einer Tunnelausfahrt, gab es schon mal ansatzweise Licht auf der Front.

Eine der vielen Tunnel-/Flussbrückenkombis auf dieser Strecke. Schon ein komisches Gefühl, auf dem Gleis zu stehen und den Zug auf sich zukommen zu lassen - das geht halt nur bei einem Fotohalt und mit ordentlich Tele...

Der Endbahnhof des Zuges Hani i Elezit (der letzte Bahnhof vor der Grenze; ins nur ca 20 km entfernte Skopje, Hauptstadt der FYROM, fährt nur ein Pz-Paar weiter) war nun bald erreicht. Da wir dort schnell auf eine Fußgängerbrücke vorliefen, gelang uns sogar noch ein Sonnenbild vom Zug. Der Bahnhof war nicht gerade ausnehmend hübsch und von den Schwedenwagen war dank einer Außenkurve auch nicht viel zu sehen. Aber man war froh, von den Kosovo Railways mal ein Sonnenbild hinbekommen zu haben.

Nach Ankunft in Hani i Elezit, dem Grenzbahnhof zur FYROM (Former Yugoslavian Republic Of Mazedonia), konnten wir schnell von einer Fußgängerbrücke Bilder vom Sonderzug machen, bevor die Lok umsetzte.

Lokumlauf und ein Pracht-Baugerippe in Hani i Elezit.

Jaaa, auch aus dieser Richtung mussten Fotos sein...

Eine unserer Speisewagendamen musste mit unserem Reisebegleiter von den Kosovo Railways nun zusammen schnell eine Autotour bis hinter die Grenze und zurück unternehmen, weil sie als Türkin nur ein Transitvisum bekommen hatte. Die Wartezeit nutzten wir, um uns im benachbarten Supermarkt mit der von Michael Frick empfohlenen roten Wurst einzudecken und im Zug zu essen. Wurst, ein Laib Weißbrot und ein gekühltes Mineralwasser kosteten zusammen 1,85 Euro.

D 34102 Hani i Elezit 13.00+60 > Fushė Kosovė 15.00+55

Da die bisherige Schlusslok nur ohne Motor mitlief, musste unsere Zuglok nun umsetzen, so dass wir zurück quasi Doppelbespannung hatten. Da es nordwärts ging, hatten wir eigentlich nicht damit gerechnet, den Zug nochmal irgendwo vernünftig fotografieren zu können. Doch irgendwo vor Kacanik hieß es nochmal "Fotohalt". Und siehe da - der Sonnenstand passte und die Sonne schien sogar! Das Motiv war von einer Wiese aus ein freies Stück vor einer Flussbrücke im tiefen Tal mit Heufeime im Vordergrund. Schön, dass es geklappt hatte. Beim nächsten Motiv zwischen Kacanik und Gurėz hatten wir leider Pech mit dem Licht. Beim Ausstieg schien es noch, als der Zug aber fotogerecht hingefahren worden war, leider nicht mehr.

Fotohalt oberhalb Hani i Elezit. Natürlich dauerte es bei 100 Leuten immer etwas, bis alle aus dem Zug raus waren.

Hier hätte man mal den Zug als Ganzes drin gehabt. Na ja, hatte man auch, aber ohne Sonne.

Dafür erregten wir wieder mal ein Riesen-Aufsehen. Ein Teil der Dorfjugend war bei der Heuernte auf einer nahegelegenen Wiese, der andere Teil der Dorfjugend kam auch bald herbei und schaute neugierig unserem Treiben zu. Überhaupt - wenn wir mit dem Zug bei Menschen vorbeifuhren, egal ob Arbeiter an einer Brückenbaustelle, Kinder auf dem Bolzplatz oder Mütterchen im Garten, es wurde immer dem Zug zugewunken. Das scheint aber völlig normal zu sein, unser Zug war ja nicht wirklich als Sonderzug zu erkennen. In Gurėz war Kreuzung mit dem Gegenzug TL 4103, der die letzte NOHAB in Kosovo-Farbgebung vorhatte. Leider war es nur ein Notmotiv, aber immerhin hatte man die Lok mal mit Sonne, bevor Michael Frick auch diese Lok untern Pinsel bekommt ;-) Übrigens kommt es nicht von ungefähr, dass die kosovarische Farbgebung verdächtig dänisch aussieht, denn der erste Chef der Kosovo Eisenbahn war ein Däne.

Der Gegenzug in Gurėz mit verdächtig dänisch aussehender Lok.

In Fushė Kosovė sollten wir planmäßig etwas Zeit haben und unter anderem eine Lokparade geboten bekommen. Nun ja, bis auf den Lokwechsel und einen ausfahrenden Y1 Richtung Prishtinė gab es nichts zu fotografieren. Unser Zug war natürlich auch in den Schatten des Bahnhofsdaches vorgefahren und praktisch nicht fotografierbar. Paar Sachen gingen, paar andere liefen mit Wolkenpech zusammen. Überm Gebirge brodelte es massiv, der Hochnebel wurde jetzt praktisch von den nachmittäglichen Quellern und Gewitterwolken abgelöst. Viele Chancen auf Sonne rechneten wir uns also eh nicht mehr aus.

Unsere Zugloks gingen vom Zug ab. Und wieder ein Baugerippe...

Der Bahnhof Fushė Kosovė begeistert mich wirklich. Seit dem Krieg haben die Gebäude manch einen Eimer Farbe bekommen. Der gigantische Stellwerkstower, der allerdings noch nicht wieder in Betrieb ist, erhob sich majestätisch vor den dunklen Quellwolken, als ein "Leertriebwagen" mit Fahrgästen nach Pristinė aufbrach, um von dort den Planzug nach Pejė zu fahren.

Unsere neue Zuglok für die Weststrecke setzte derweil unseren Begleit-Güterwagen an die Seite und legte einen netten Kavalierstart hin.

D 10761 Fushė Kosovė 15.20+35 > Klinė 18.35+10

Wir verstanden es nicht ganz, dass wir nun noch kurz vor dem planmäßigen Y1 nach Pejė ausfahren und uns von diesem im nächsten Bahnhof überholen lassen mussten, anstatt mit unserer Garnitur in Fushė einfach aus dem überdachten Bahnsteigbereich rauszuziehen, damit wir mal in Ruhe dort auf Sonne warten konnten. Denn im nächsten Bahnhof, Bf Bardh, lud unser Zug uns nur kurz am fotogenen Hausbahnsteiggleis aus und setzte dann um in das Nebengleis, das durch auf Gleis 3 stehende Güterwagen beschattet war. "Natürlich" schien die Sonne nicht, solange der Zug auf Gleis 1 stand.

Ich sprach Michael Frick mal drauf an, weshalb man denn nicht in Fushė hätte warten können. Er erzählte, dass es trotz seiner Beziehungen nicht immer so ganz einfach sei, die Dinge bei den Eisenbahnern durchzusetzen. Dass es betriebliche Zwänge gibt, ist mir als Betriebseisenbahner natürlich klar. Und es ist klar, dass in Deutschland sowas alles auf normalen DB-Strecken kaum gehen dürfte. Aber irgendwie hatte man sich doch manchmal mehr erhofft. Die Begründung von der Eisenbahn, dass der VT in Fushė von demselben Gleis wie unser Sonderzug ausfahren müsse, besagte angesichts des leeren Riesenbahnhofs ganz klar: Der arme Weichenwärter hätte sonst paar Weichen mehr umschmeißen müssen. Sowas ist dann schon sehr schade (wobei mir von deutschen Handweichenbereichen sehr wohl bewusst ist, dass das Rangierpersonal auch in Deutschland die ausgeklügelsten Wege fährt, um möglichst wenig Weichen stellen zu müssen).

Aber Michael Frick erzählte auch noch paar andere Dinge über die Organisation, die niemand von den Fahrtteilnehmern offen mitbekommt. So hatte man sich für die Fahrt unter anderem auch mit Graffiti-Ex oder Farbe bewaffnet, um unerwünschte Gemählde an den zu fotografierenden Zügen beseitigen zu können. Das war auch gar nicht so verkehrt, wie man ansatzweise noch an dem einen ex-SJ-Wagen sehen konnte. Dies ist sicher nur ein Gesichtspunkt von vielen, der für eine sorgfältige Tourplanung spricht.

Natürlich sorgte auch gerade das Wetter für ordentlich Enttäuschung. Da war es aber auch wiederum schade, dass der Zug nicht einfach mal 10 Minuten im Motiv stehen bleiben durfte, um auf Sonne zu warten, sondern sich immer für die paar Videofilmer bewegen musste. Michael war allerdings so nett, den Zug nach der Überholung durch den Y1 (als TL 761) wieder nach Gleis 1 umsetzen zu lassen. Und dort kam tatsächlich nochmal die Sonne raus!

Bf Bardh: Wir werden vom Y1 nach Pejė überholt. Die Y1 haben übrigens massive Probleme mit der Kühlung im Sommer, da die Strecke sehr steigungsreich ist. Ersatz durch lokbespannte Garnituren sind eher die Regel als die Ausnahme - so wurde uns erzählt. Insofern kann man sich über die fotografierten Y1 freuen.

Und dann durfte sich auch unser Zug noch vom zarten Licht bescheinen lassen. Eine Gruppe von einheimischen Kindern belebt das Bild. Als auch noch eine Gruppe von drei Rindern über Gleis 2 entlangflaniert kam, waren wir leider schon wieder im Wagen...

Die Strecke nach Kline ist klasse. Im Abschnitt bis Drenas ging es unterhalb kahler felsiger Hügel (ideale Fotostandpunkte!) durch ein schönes Wiesental. Dumm nur, dass dort gerade neben der Bahn (aber wirklich ununterbrochen und unmittelbar!) eine neue Straße gebaut wurde. Lediglich am ex-Bf Dritan führte die Baustelle hinterm Bahnhofsensemble entlang, so dass wir dort mal ne Aufnahme von den Hügeln aus machen konnten - natürlich ohne Sonne. Die bekamen wir übrigens heute nicht mehr zu sehen. Nach einem Foto in Drenas mit kreuzendem Erzzug und 661 in beinahe-DSB-Lack ging es geradewegs in eine Gewitterfront hinein. Es prasselte in Strömen auf uns hernieder, Blitze zuckten um uns herum. Und nun begann ein weiteres Tal der tausend Motive mit Brücken, Dämmen und Felsen. Diesmal fehlte allerdings jegliche Straße im Tal - es gab nur teilweise eine Matschpiste. Hier kommt man wohl nur zu Fuß oder mit dem Geländewagen in die Motive...

Auch eine 661 kann skandinavisch aussehen: Güterzuglok im Kosovo im damaligen Design von DSB Gods. Unglaublich...

Ohne weitere Fotohalte wurde in Klinė die Lok ans andere Ende gesetzt und bald ging es wieder zurück. Vom Bahnhof aus sah man einen Rohbau ohne Wände, in dem wie in einem Puppenhaus eine Gruppe von Leuten an einem Tisch saß und die Dinge beobachte, die es in Klinė so zu beobachten gibt.

Unser Zug in Klinė vor der Kulisse der eben noch durchfahrenen Gewitterwolken.

D 34200 Kline 18.45+15 > Pristinė Shkolla Ekonomike 20.26-12(!)

Die Rückfahrt nutzte ich zum Tippen dieser Zeilen. Der nächste Programmpunkt sollte nun ein kosovarisches Abendessen sein. Nach dem teilweise recht launischen Einhalten der Programmpunkte waren wir jetzt sehr gespannt auf das, was da auf uns warten mochte...

Immerhin trafen wir heute erstmalig zu früh (!) am Zielpunkt ein. An einem Bahnsteig ohne Beleuchtung und ohne Geländer (es ging dahinter eine ganz schöne Stufe abwärts) verließern wir den Zug. Wir mussten uns über eine vierspurige Hauptstraße stürzen (hätten wir etwas gewartet, hätten wir unter "Deckung" durch Mustafa und Michael rübergehen können, die den Verkehr einfach angehalten haben) und dann eine lange unbeleuchtete Straße runtergehen. Nach ca 10 Minuten hatten wir ein schönes Gartenrestaurant erreicht. Eigentlich war es ja nach den Gewittern schon bisken frisch für draußen, aber es ging noch so. Man saß in einem Pavillon, nebenan plätscherte ein Springbrunnen. Das Servieren des Essens und der Getränke dauerte etwas (ok, bei 100 Leuten...). Die "kosovarische Spezialität" war dann ein gerolltes Hähnchenschnitzel mit Füllung und leckeren (aber wenigen) Kartoffeln dazu.

Mit Bussen ging es dann zurück in die Hotels. Zwischenzeitlich hatte Mustafa, unser Mann von Kosovo Rails, die Botschaft erhalten, dass vor Hani i Elezit ein Damm gerutscht wäre. Nachdem sich abends nun ein sternenklarer Himmel zeigte, waren Nico und ich schon wieder am überlegen, ob wir evtl morgen kurzfristig den Zug sausen lassen. Angesichts all der offenen Fragen zu diesem Thema, insbesondere, ob man einen vernünftigen Rückflug bekommt, entschieden wir uns, das Themaa nur anzugehen, wenn morgen früh strahlend blauer Himmel ist.

Dienstag, 25.08.2009: Fushė Kosovė > Budapest

Die Luft war nicht klar. Es lag wieder dieser Hochnebel in der Luft. Möglicherweise hätten wir heute (und an den Folgetagen?) dasselbe ätzende Wetter wie gestern. So entschieden wir uns also für die Rückreise mit dem Sonderzug. Beim Frühstück half noch ein Zweiter mit, der freundlicher und aufmerksamer war, als der Typ von gestern mit Pferdeschwanz und Dreitagebart (sozusagen ein Klischee-Kosovo-Albaner...). Als wir zum Bahnhof rübergingen, stellten wir erfreut fest, dass man unseren Zug außerhalb der Überdachung aufgebaut hatte, so dass die Sonne ihn erfassen konnte. Wenn sie denn schien. Das tat sie nur ganz diffus und dann musste unbedingt der Zug wieder unter die Dächer geschoben werden.

Bereitstellung des Sonderzuges im Bahnhof Fushė.

D 17881 / D XXX Fushė Kosovo 7.00 > Budapest 23.31

Nun saßen wir also im Zug, wie schön! Grund genug für das Wetter, sich grundlegend zu ändern. Es ist wirklich kein Witz, aber sobald wir Fushė Kosovė verließen, herrschte purer Sonnenschein. Nur letzte Flusen waberten noch in der Luft, ansonsten bratzte das Morgenlicht ins Abteil! Es ist nicht zu fassen! Wir mussten tapfer sein, versuchten uns einzureden, dass die versiffte IC-Garnitur (ein Groß-Graffito für den mazedonischen Wagen und eines für den kosovarischen Wagen), die heute Morgen Richtung Skopje gestartet war, sicherlich wegen des Dammrutsches den ganzen Tag auf der Strecke alle Nahverkehrsleistungen fährt usw...

Der aufgearbeitete Schwedenwagen von innen.

Allerdings sollten wir zu guter Letzt doch noch das Wetter einmal nutzen dürfen: Nach der Ankunft im Bahnhof Mitrovicė, von wo es wieder per Bus über die ethnische Grenze ging, stand der Zug dort ideal und wunderprächtig angeleuchtet. Wir nur Koffer an den nächsten Blumenkübel gestellt und nach vorn gerast. Da ist dann wohl das von der Ausleuchtung her beste Bild der Tour entstanden. Warum konnte das Wetter nicht gestern so sein??? Ok, ich wiederhole mich. Übrigens wird Mitrovicė zur Zeit gar nicht planmäßig im Personenverkehr bedient. Die im Faltblatt der Kosovo Railways genannten Züge fielen grundsätzlich aus. Per Bus ging es nun über die Sektorengrenze in den serbisch bewohnten Teil des Kosovo.

Der Bahnhof Mitrovicė sieht momentan leider keine planmäßigen Reisezüge. Insofern war dieses erste (und letzte) Bild mit voller Sonne im Kosovo schon etwas besonderes.

Am Bahnhof Zvećan herrschte gerade buntes Treiben. Der Früh-Bummel der serbischen Eisenbahn mit durchgehenden Wagen bis Belgrad(!) wurde gerade abgefertigt und verließ unserem Zug voraus den Bahnhof. Wir brachten unseren Kram in dasselbe schöne Abteil von der Hinfahrt und machten dann noch paar Fotos. Einige Fahrtteilnehmer spielten mit paar jungen Hunden auf dem Bahnsteig (hoffentlich sind die Flöhe nicht rübergehüpft...) und man konnte einen serbischen Eisenbahner dazu bewegen, sich stolz neben der JIR-Flagge der serbischen Bahn zu präsentieren.

Stolz präsentiert der serbische Eisenbahner die Flagge der serbischen Eisenbahn - mitten im Kosovo in Zvećan.

Leicht vor Plan verließen wir den Bahnhof Zvećan. Gemütlich ging es nun durch den nördlichen Teil des Kosovo (warum kann man den nicht einfach Serbien abgeben, wenn dort doch eh nur Serben wohnen, und alles wäre gut???).

Auch der kosovarische Abschnitt des Ibar-Tales ist teilweise eng eingeschnitten. Paar Nebelflusen hingen noch im Tal.

Am Grenzbahnhof Lešhak hatten wir Kreuzung mit einem entgegen kommenden Bummelzug. Den konnten wir an der Ausfahrt umsetzen. Dass der Zug versifft war, muss man bei einem serbischen Zug nicht extra dazusagen. Das ist halt so. Aus dem Zug pöbelte uns ein Typ an, wahrscheinlich "informierte" er uns über das Fotoverbot auf serbischen Bahnhöfen. In Raška konnten wir vorm Bahnhof aussteigen und den Zug bei der Einfahrt fotografieren. Trotz Gegenlicht war es ein ganz netter Blick von der Bahnhofsbrücke. Mal langsamer, mal schneller ging es jetzt das Ibar-Tal abwärts. Es ist wirklich ein tolles, tiefes Waldtal. Fotohalte gab es jetzt nicht mehr, immerhin wollten wir an diesem Tage ja ganz bis Budapest kommen.

Der Gegenzug der SZ in Lešhak, dem kosovarischen Grenzbahnhof.

Einfahrt unseres Zuges in den Bahnhof Raška.

Deshalb machten wir um 11 Uhr erstmal rüber in den Speisewagen, wo heute Hackbraten mit Kartoffelpü auf dem Programm stand. Das Küchenpersonal war noch heftig am Vorbereiten, Machen und Tun, bald hatten wir aber ein leckeres Essen auf dem Tisch stehen. Da für den Baustellenbahnhof Kraljevo eine Fotomöglichkeit angekündigt wurde, musste es zum Schluss etwas schneller gehen. Das war den auf Platz Wartenden aber sicher nicht unrecht. In Kraljevo stand unsere 661 und My-Kombination nochmal gut im Licht und konnte unter einem „wunderschönen“, noch unvollendeten Quertragwerk aufgenommen werden.

Und wieder mal waren wir in Kraljevo.

Wir kannten die folgende Strecke ja schon. Deshalb widmete ich mich zunächst diesem Bericht und danach dem Schönheitsschlaf. Das schöne Wetter vermochte uns nur bedingt zu erfreuen, all zu heiß brezelte die Sonne nun auf unser metallenes Dach. Wir schlummerten eine Weile und wurden erst wieder wacher, als unsere Vorspann-661 in Lapovo gegen eine 444 ausgetauscht wurde.

Unser "Stammabteil" im Am. So bequem hätte ich noch tagelang weiterreisen können!

Den Lokwechsel konnten wir aufnehmen - sogar mit dem Licht. Dazu gab es ein großes Stellwerk, einen Löwen, der sich die Szene anschaute und viele Menschen, die den Bahnhof belebten - ob es nun die zahllosen Eisenbahner waren (die Bahn ist Serbiens größter Arbeitgeber) oder Passanten, die bei ihren alltäglichen Besorgungen halt auch mal die Gleise queren mussten.

Treiben im Bahnhof Lapovo. Unsere 444 rollt gegen den Sonderzug.

Hinter Lapovo nutzte ich die Zeit für paar nette Gespräche mit anderen Exkursionsteilnehmern. An dieser Stelle darf ich herzlich den Nohabbi-Pappi Klaus Korbacher, Armand Schmid, Phil Wormald und viele andere, deren Namen man aus dem Internet auf die eine oder andere Weise kennt, grüßen. Mit diesen Gesprächen gingen die La-Stellen viel schneller vorbei und bald schon erreichten wir die Außenbezirke Belgrads. Trotz der empfundenen Schnelligkeit lagen wir nun allerdings schon wieder drei Stunden gegenüber dem Fahrplan zurück und es begannen langsam Überlegungen, ob es überhaupt noch Sinn machen würde, in Budapest um 3 Uhr ins Hotel zu gehen. Die Verspätung resultierte aus einem völlig phantasievollen Fahrplan, der keine realen Fahr- und Aufenthaltszeiten, geschweige denn die zig Kilometer langen La-Stellen berücksichtigte.

Wir nähern uns Beograd. Von links wird die Strecke aus Bar / Montenegro eingefädelt. Da möchte ich auch mal hin...

Mindestens eine weitere Stunde Verspätung stand uns auch noch bevor: Wegen einer Streckensperrung nördlich Belgrad mussten wir da oben Kopf machen. Damit wir am anderen Ende wieder richtig herum standen (wozu eigentlich?), fuhren wir nicht wie geplant am Belgrader Hbf vorbei, sondern zu einem ersten Kopfmachen in diesen hinein. Das Licht stand diesmal sehr schön für Aufnahmen des Hbf selbst. Da er ja doch irgendwann mal durch einen unterirdischen Durchgangsbahnhof ersetzt werden soll, war es schön, hier zumindest mit unserer neuen Zuglok mal ein Bild machen zu können.

In Belgrad übernimmt uns eine andere 444. Die My bleibt am Schluss. Rechts ein hübscher Museumszug!

Angesichts des langen Abends im Zug hatte das Zugpersonal die vernünftige Idee, das Abendessen in mehreren Schichten mit Reservierung durchführen zu lassen. Wir hatten 17.30 gezogen. Das wurde irgendwann auf 17 Uhr vorverlegt. Wir nahmen nach den Fotos am Hbf Platz. Irgendwie hatte ich Hunger. Ich nahm einen Leberkäs und einen schweizer Wurstsalat (sehr lecker!). Danach gab es allgemeines Quatschen auf dem Gang. Dann kam die Baustelle. Angesichts der sich stauenden Züge können wir glücklich sein, dass wir so zügig durchgekommen sind. Wegen der Baustelle im Bahnhof Stara Pazova (?) konnten wir an dem folgenden Gleisdreieck nicht den direkten Schenkel nutzen, sondern mussten die beiden anderen Schenkel befahren und zwischendrin Kopf machen.

Der Bahnhof, an dem wir Kopf machen mussten, hatte wohl fünf Gleise. Bis auf ein Umfahrungsgleis für unsere Lok war der Bahnhof voll mit wartenden Güterzügen. Ein solcher beschattete natürlich auch unseren Zug. Nachdem die Lok umgelaufen war, fuhr auf dem Gleis noch ein Regiozug ein. Nun war der Bahnhof voll. Das war ganz witzig, denn wir hingen aus den Fenstern raus und aus dem gegenüber liegenden Zug hing auch so einiges aus den Fenstern. Direkt gegenüber war ein Jugendlicher, der sehr gut englisch sprach. Es ergab sich die Frage nach dem Woher und Wohin und er konnte kaum begreifen, dass wir aus dem Kosovo kommen und was wir da wollten. Dass wir dort nur wegen der Bahn waren, haben wir aber lieber verschwiegen... Er selbst fahre gern Bahn und wolle noch in diesem Sommer über Hamburg ("Reeperbahn") nach Skandinavien reisen.

Keine Ahnung, wieviel Verspätung wir nun hatten. Durch zunehmende Dunkelheit gelangten wir nordwärts. Immerhin konnten wir feststellen, dass man die Strecke nach Novi Sad auch zügig befahren kann. Nach relativ kurzer Zeit hatten wir die Donaubrücke von Novi Sad erreicht. Und wieder überquerten wir den Strom auf der Schiene-/Straßenbrücke im Endstadium der Dämmerung und konnten den wunderschönen Ausblick auf die Lichter der Stadt genießen. Im Bahnhof Novi Sad hielten wir kurz und das Pling des Wagenmeisters, der mit seinem Hammer die Räder kontrollierte, hallte durch die Nacht.

Auch nördlich von Novi Sad ging es viel zügiger vorwärts als auf der Hinfahrt. Womit die Bummelei wohl zusammengehangen hatte? Das Stück bis zur Grenze zog sich aber dennoch. Die eingleisige Strecke machte einen gut besuchten Eindruck, offenbar war vor uns ein Zug, auf den wir immer wieder aufliefen. Uns kamen einige Züge entgegen. Einmal hatte ich im letzten Abteil des Wagens (das mit der netten Blümchen-Deko) gerade den Thron bestiegen, da hielten wir in einem Kleinstadtbahnhof zwecks Kreuzung an. Vor dem Fenster laute Stimmen und Gelächter, eine Menschenmenge wartete unmittelbar vorm Fenster auf den Nachtzug nach Bar. Wenn ich jetzt die Spühlung betätigt hätte :-) Obwohl ich nun sehr lange auf den Gegenzug warten musste, habe ich das natürlich nicht getan... Die Grenzabfertigung in Subotica lief recht zügig ab. Als jemand für den Grenzer Licht im Abteil machen wollte, meinte der bloß, dass er bei Dunkelheit sehen könne. Wir nahmen ab Subotica einen Griechen an Bord, den die Serben zurück nach Ungarn geschickt haben. Nach der Kontrolle sah man zwei zufriedene Grenzer vom Zug weggehen. Aus ihren Taschen schauten diverse Bierbuddeln heraus...

Obwohl wir an der Grenze bei rund 4h Verspätung lagen, wurde die Ankunft in Budapest für 2.30 Uhr, also mit +3h prognostiziert. Bis dahin konnte ich allerdings ganz gut schlafen. Jedenfalls war ich verwundert, als wir "schon" geweckt wurden. Fast genau zur prognostizierten Zeit fuhren wir in die Halle des Nyugati pu ein. Taxen waren organisiert, und so waren wir schnell im Hotel IBIS. Die Taxen veranstalteten auf der leeren dreispurigen Straße regelrechte Parallelfahrten... Schnell geduscht und ab ins Bett.

Die My 1125 ist mit uns durch die nächtliche Puszta geeilt und hat uns sicher in die herrliche Halle des Nyugati pu (Westbf) von Budapest gebracht.

Mittwoch, 26.08.2009: Budapest - Nürnberg

Zum Glück mussten wir nicht ganz extrem früh raus. Das Frühstücksbuffet war recht reichhaltig. Um 7.55 startete der Bus vom Hotel zurück zum Nyugati pu. Bereits beim Queren der Bahnhofsbrücke sahen wir das Elend: Unser Sonderzug stand mal wieder voll im Schatten des Bahnsteigdaches. Daher machten wir uns nach Ankunft erstmal über die Straßenbahn her, bevor wir noch wenigstens einen anderen Zug im Bahnhof ablichteten. Auf der Straßenbahn kamen leider nur moderne Fahrzeuge.

Straßenbahn vor dem Nyugati pu.

Ein Lokalzug mit Diesellok im Nyugati pu von Budapest.

D 13940 / D 16480 / DPE 19994 Budapest Nyugati pu 8.25 > Nürnberg Hbf 18.50+24

Das große Gepäck hatten wir in der Nacht im Abteil gelassen, um den Transfer zu beschleunigen. Das war auch gar nicht verkehrt. Bewachung war zugesichert. So hatten wir also auch am letzten Tag unserer Reise das schöne Stamm-Abteil. Die Sonne lachte mal wieder nur so vom Himmel. Da die Strecke aber in nordwestlicher Richtung verläuft, hätten Fotohalte am Vormittag von der Ausleuchtung her nichts weiter genützt. Wir nutzten die Zeit zum Dösen. Nachholbedarf war durchaus vorhanden und die Strecke kannten wir ja schon.

Lediglich ab Gjör fuhren wir mal das einzige Streckenstück, das wir auf der Hinfahrt nicht gefahren waren, nämlich die direkte Strecke nach Wien. Wieder mal waren wir begeistert von dem bunten Bild der Fahrzeuge von MAV, ÖBB und vor allem GySEV. Und im Gegensatz zu Serbien war alles pikobello sauber! Auch wenn die Landschaft nicht so doll ist, könnte man sich mal einen Besuch hier in der Gegend um Gjör und Sopron vorstellen. Ansonsten genossen wir einfach die Fahrt, auf der wir direkt hinter der My 1125 saßen. Und die konnte auf dieser Hauptstrecke alles geben, was sich soundtechnisch recht nett auswirkte.

Hinter Heygeshalom reisten wir nach Österreich ein. Gleich am ersten kleinen Bahnhof wurden wir vom Fdl zwecks Befehlsübermittlung (?) angehalten. Die Wiederanfahrt filmte er dann, wobei er sich über gute Soundentwicklung freuen konnte. Ein Schelm, wer da Bestimmtes denkt... ;-) Den Bereich Wien schauten wir uns aus dem Speisewagen an. Es gab Bratwurst mit Kartoffeln und Sauerkraut. Die Bummelei durch die Stadt hindurch brachte uns wieder rund eine halbe Stunde Verspätung ein.

Der nächste Fotohalt war für Melk angekündigt. Von dem Klosterstift war die Rede. Natürlich hatten wir alle das bekannte Motiv an der Bahnhofsausfahrt mit dem Kloster im Hintergrund im Sinn. Doch als der Zug uns dann ausgespuckt hatte, stellten sich alle bloß auf die Bahnhofsbrücke und der Zug drückte zurück. Jürgen war schon losgesprintet zur westlichen Ausfahrt und konnte vom Zurückdrücken Richtung Ostausfahrt gar kein Bild mehr machen. Ich hatte mich beim Zurückdrücken oben auf die Brücke gestellt und nahm die Rückkehr des Zuges an den Bahnsteig von unter der Brücke auf. Verspätung aufholen konnten wir durch Einsparung der Ausfahrt allerdings nicht.

Melk - es ist ja nicht so, dass der Bahnhof unfotogen wäre...

Unspektakulär ging es weiter. Erste Verabschiedungen gingen los. Hinter Passau wechselten wir nochmal in den Speisewagen, wo es Eisschokolade und Kuchen gab. Und zum Abschluss nochmal das leckere Schwarzbier... In Deutschland kamen wir gut voran, so dass sich die Verspätung bei Ankunft in Nürnberg auf nur noch +24 reduziert hatte.

Als wir am Bahnsteig der Ausfahrt des Zuges nach Augsburg zuschauten, wurde es zumindest mir erst richtig bewusst, dass eine großartige und besondere Fahrt zuende gegangen ist. Wir strebten nun dem Intercity Hotel entgegen, denn morgen wollten wir uns einen Leihwagen nehmen und zu einer mehrtägigen Fototour durch irgendeinen Teil Deutschlands aufbrechen - wo halt gerade das beste Wetter angekündigt wurde. Und das Wetter trieb uns glücklicherweise an eine Strecke, die aufgrund vieler ausländischer Fahrzeuge und einer einzigartigen Landschaft der Kosovotour eine würdige Fortsetzung bot: Es ging in das Elbtal / Sächsische Schweiz, wo wir noch drei wunderbare Tage erlebten. Doch das ist eine andere Geschichte...

Epilog

Nein, ich kann nicht sagen, dass ich jetzt den Kosovo kennen würde. Aber das war auch nicht Ziel der Reise, die uns ja nur gut einen Tag Aufenthalt im Kosovo beschert hat. Es ging um das Abenteuer, mit dem Zug von Deutschland durchgehend bis in den Kosovo zu reisen. Und im Nachhinein kann man konstatieren, dass die Fahrt wirklich eine gute Mischung aus Bequemlichkeit und Gelingen, aber auch aus Abenteuerlichem mit sich brachte. Wir sind mit dem Zug bis in den Kosovo gekommen, das ist für mich die Hauptsache. Dann scheiterten wir bloß an einer ethnischen Grenze innerhalb des Landes, eine Grenze, die noch weitaus größere Probleme mit sich bringt, als das Nicht-Durchlassen eines Sonderzuges. Immerhin haben unsere Organisatoren es hinbekommen, dass es nach nur drei Kilometern Busfahrt bereits wieder mit einem Zug weiterging.

Ein rein äußerliches Bild dieses Landes "Kosovo" wird sicherlich jeder Reiseteilnehmer für sich mitgebracht haben. Auf mich machte das Land keinen allzu freundlichen Eindruck. Dies wurde nicht durch die Menschen verursacht, die uns jederzeit freundlich, offen und (die Kinder) sehr neugierig begegnet sind. Aber wenn ein Land übersät ist mit Müll, wenn ein Land derartig voll ist von Bauruinen (die mit Kriegszerstörungen offensichtlich wenig zu tun hatten) und Rohbauten als Wohnhäusern, wenn zwischen den Häusern eines Ortes jegliches Grün fehlt - dann setzt bei mir der Wohlfühleffekt nicht wirklich ein. Aber von einem Land, dass sich nach jüngsten kriegerischen Auseinandersetzungen völlig neu ordnen muss, hatte ich auch nicht unbedingt anderes erwartet. Bedenken muss man auch, dass wir das Land nur links und rechts der Bahn kennengelernt haben. Und mal Hand aufs Herz - die Bahnhofsgegend ist wohl nicht nur im Kosovo oft die eher unschöne Seite eines Ortes. Ich bin überzeugt, dass es auch im Kosovo manch hübsches Dorf abseits der großen Verkehrswege geben wird.

Wohl wissend, dass das Wetter auf dem Balkan nicht zwangsweise gut sein muss, hatte ich mir trotzdem von dieser Fahrt erhofft, dass man viele schöne Bilder von ex-norwegischen Rundnasen vor schwedischen Wagen hinbekommen würde. Doch das Wetter hielt eine Riesen-Klatsche für uns bereit. An den Tagen mit den meisten Fotohalten (Sonntag, insbesondere Montag) zeigte sich am Himmel eine Pampe, die meist dicker, gelegentlich aber auch mal dünner war. Sonnenschein kam mit viel Dusel an dem einen oder anderen Fotohalt durch, doch mit voller Intensität schien die Sonne bestenfalls beim Lokumlauf in Hani i Elezit. Damit die Klatsche aber so richtig fett sitzt, schien an den Tagen der Rückreise die Sonne mit voller Intensität. Wir konnten sie kaum nutzen. Nun ja, paar vorzeigbare Bilder sind zustande gekommen, damit sollte ich wohl für die Kürze der Veranstaltung zufrieden sein. Aber "durch" bin ich noch nicht mit dem Thema.

Auch wenn im Reisebericht das eine oder andere Kommunikationsproblem genannt wurde, so komme ich nicht umhin, Michael Frick für die Organisation große Anerkennung zu zollen. Die Balkan-Länder sind nicht in erster Linie für Ordentlichkeit und Zuverlässigkeit bekannt - wahrscheinlich wissen wir "normale" Fahrtteilnehmer gar nicht, was da alles im Hintergrund abgelaufen ist, um die Fahrt so erfolgreich durchzuführen, wie sie letztendlich war. Die Auswahl der Fotopunkte hinsichtlich Lichtstand und örtlicher Möglichkeiten hat mich angesichts der Zwänge, unter denen ein Sonderzug auf planmäßig befahrenen Strecken immer steht, jedenfalls sehr positiv überrascht.

Deshalb möchte ich Michael Frick dafür danken, das Wagnis dieser Fahrt überhaupt in Angriff genommen zu haben. Vielen Dank für die tolle Tour! Und den unermüdlichen Damen aus dem Speisewagen und der allzeit freundlichen IGE-Reiseleitung danke ich natürlich ebenfalls. Die IGE hat uns superbequeme und gemütliche Wagen zur Verfügung gestellt. Das hat natürlich nicht unmaßgeblich zum Erfolg dieser Tour, bei der ja der Weg ein Teil des Zieles war, beigetragen.

Die Tour war ein besonderes Erlebnis, das uns in Erinnerung bleiben wird - das ist sicher!

Über jede Art von Rückkopplung zu den Reiseberichten würde ich mich sehr freuen. Das können Korrekturen oder ergänzende Hinweise sein; von Interesse ist für mich aber auch, was besonders interessant oder sogar für eine Reiseplanung hilfreich war. Nur durch Rückkopplung kann ich in künftigen Reiseberichten die Aspekte, die von besonderem Interesse sind, besser berücksichtigen. Rückkopplung motiviert!

Zurück zum Archiv . Zurück zum Eingang