Skandinavien Herbst 2000 (3)

Copyright by Jan-Geert Lukner

Montag, 04. September 2000: Nachtzug an Bodø - Saltfjell - Fauske

Angenehmerweise waren wir nur zu Zweit im Abteil. Mein Abteilgenosse wollte von Fauske per Bus nach Sulitjelma und von dort in die Wildnis wandern. Irgendwie auch nicht schlecht...

Über die Tatsache, dass ich kein Frokostbillet hatte, war ich dann doch ganz froh. Denn als ich rechtzeitig vor dem Saltfjell den Salongvogn aufsuchte, wurde mir mitgeteilt, dass es gar kein Buffet gäbe. Der Wagen schien auch eher aus dem Reservefuhrpark zu stammen (es handelte sich wohl um einen der ehemaligen Kontorvogn; entsprechend sah die Einrichtung jedenfalls aus). Reisende mit Frokostbillet erhielten ein kleines Köfferchen mit Fertigfraß. Ansonsten fand lediglich ein bescheidener Verkauf aus einer "aufgebockten" Minibar ("Trillevogn") statt. Immerhin gab es ein Baguette und Kaffee-satt für mich. Damit war ich schon ganz zufrieden, denn ich hatte oben auf dem Fjell genug damit zu tun, meine Nase fast an die Fensterscheibe zu pressen, denn das Fjell hatte sich verändert. Die Morgensonne (!) bestrahlte rund um uns weiß angepuderte Bergspitzen. Der erste Schnee war gefallen! Es war wunderschön! Dazu färbten sich die Pflanzen im Gebirge langsam in allen möglichen Gelb- und Rottönen. Meine Vorfreude wuchs beträchtlich.

Nordlandsbanens Nattog hat in Fauske einige Minuten Aufenthalt. Der morgendliche Sonnenschein weckt die Vorfreude auf die bevorstehenden Streckenaufnahmen.

In Bodø war zwar das Budget-Büro zunächst verschlossen und es schien sich gerade im Umbau zu befinden, doch der Vermieter holte bloß gerade meinen Wagen vom Flughafen und tauchte bald auf. Um 10.30 Uhr verließ ich die Stadt ostwärts. Den Wagen hatte ich zunächst für zwei Tage geliehen; für einen dritten brauchte ich bloß anzurufen. Tagespreis war 200 DM mit 400 Freikilometern (billigste Kathegorie). Zum Vergleich: In Deutschland zahlt man dafür 60-80 DM ohne Kilometer-Einschränkung. Dass man mit 400 km auskommt, hatte ich mir ausgerechnet. Tatsächlich lag mein Tagesschnitt am Schluss bei 373 km, ohne dass ich mich hätte einschränken müssen. Ich erhielt einen Ford Fiesta, viertürig mit CD-Player (in Norwegen wohl Standard).

Das Thema "Eisenbahnfreunde und Autonutzung" ist eines der am heftigsten umstrittenen in unserer "Branche". Die Blockstelle wird sich eines Tages auch dieses Themas im "Studio der Eisenbahnfotografie" annehmen. Bis es soweit ist, hier nur ein Absatz dazu: Im Prinzip bin ich der Meinung, dass Eisenbahnfreunde sich eine "Beziehung" zur Bahn aufbauen sollten, indem sie auch möglichst viel mit der Bahn fahren. Dies würde ich sogar als eine gewisse Verpflichtung ansehen. (Diskussion darüber gern im "Arbeitsbuch der Eisenbahnfotografie"). Doch gibt es bei der Eisenbahnfotografie bereits in Deutschland Grenzen, inwieweit Motive zum gewünschten Zeitpunkt mit "Öffentlichen" erreichbar sind. An einer Bahn wie der Nordlandsbahn mit 7-8 fotografierbaren Zügen am Tage und Stationsabständen von über 40 km ist diese Grenze bereits weit überschritten. Unsere Lønsdal-Aktion hat gezeigt, dass durchaus etwas per Bahn möglich ist. Doch das Saltfjell hat halt noch weit mehr als nur Lønsdal und Umgebung zu bieten. Daher hatte ich absolut kein schlechtes Gewissen, als ich für wenige Tage auf einen PKW umgestiegen bin. Und - um ehrlich zu sein: Es sollten (auch dank Wetter, Motiven usw.) die schönsten Tage des Urlaubs werden. Dennoch - da dies kein Auto-Reisebericht werden soll, werde ich nur die größten Kuriositäten entlang der Straße erzählen...

Ein Bild vom Polarsirkelpendel mit Di3 am Ortsrand von Bodø verkniff ich mir mal, da es hier keine brauchbaren Motive gab und eine dicke Regenwolke vorüberzog. Am Ufer des Valnesfjordes in Kistrand gab es mit Bootshäusern den Di8-geführten Wagenladungszug und hinter Fauske den Dagtog, der allerdings eher ohne Sonne abging. Nun ging es hoch auf das Saltfjell. Dieser Aufstieg, ob per Bahn oder PKW, hat immer wieder etwas Erhabenes. Oben hingen an den Berghängen noch dicke Wolken, die mir allerdings nicht gefährlich wurden, da sie stationär waren und man sich ausrechnen konnte, wo die Sonne scheinen würde. Unterwegs erschreckte* mich bloß ein im Wald geparkter Polizeiwagen, dessen Insassen allerdings Blaubeeren sammelten (* 80 km/h auf Landstraße sind halt schwer zu fahren...). An einer Baustelle musste ich wegen einspuriger Verkehrsführung auf das "Ledebil", das "Führfahrzeug" warten, welches mich zwischen zwei Stichflammen der Asphaltmaschine vorüber lotste. Oben ging es los mit dem Wagenladungszug, welcher in Fauske anderthalb Stunden Aufenthalt gehabt hatte. Ihn "nahm" ich mit den drei willenlos in der Landschaft stehenden grünen Semska-Häusern und weißen Bergen im Hintergrund.

Danach war etwas Pause, so dass ich in der "Saltfjell-Kantine" zu Mittag essen konnte. Bei dieser lobenswerten Einrichtung handelte es sich in Wirklichkeit um das Polarkreiscenter, das neben dem Souvenirverkauf auch über eine gemütliche Cafeteria mit (für Norwegen) anständigen Preisen verfügt, und das in diesen Tagen für mich die Haupt-Verpflegungsstätte wurde. Heute gab es Dorschzunge. Danach gab es den Dagtog, allerdings als Motiv mit den Stødi-Häusern. Nun über die Bahn den Berg aufwärts geklettert und einen ausgedehnten Spaziergang auf der alten, mittlerweile halb zugewucherten Straße gemacht. Von dort gab es nette Ausblicke, doch war abzusehen, dass für den abendlichen Polarsirkelpendel die Sonne hinter den am Hang "klebenden" Wolken verschwinden würde. Daher jenen Di3-geführten Zug doch lieber am nördlichen Ende der Hochfläche mit herbstlichem Birkenwald abgelichtet.

Sonnenuntergang in einer über der Küste hängenden Wolkenbank. Davor der Skjerstadsfjord.

Nun war es bereits nach 18 Uhr und ich hatte noch keine Unterkunft. Auf der Herfahrt hatte ich an der Straße ein Hinweisschild zum Høyfjellhotel in Lønsdal gesehen: "Rom fra 295 NOK" (75 DM). Also hingefahren und festgestellt, dass hier mitten in der Pampa im dichten Birkendickicht ein edel-gemütlich aussehendes Hotel stand. Allerdings wurde mir erklärt, dass die Zimmer für 295 NOK natürlich gerade nicht frei seien und dass ich als Einzelreisender die sowieso nicht bekommen könnte und überhaupt und blah und ich käme mit 490 NOK pro Nacht weg. Dankend abgelehnt und weitergefahren. Das Junkerdalen-Motel hatte ähnliche Preisvorstellungen und die JH Graddis an der schwedischen Grenze geschlossen. In Erinnerung an eine nicht im offiziellen Verzeichnis stehende JH in Fauske dorthin zurück gefahren. Doch jene schöne Herberge war mittlerweile zum Asylantenheim aufgestiegen. Na, herzlichen Glückwunsch. Einigen Wegweisern "Rom" in der Hoffnung auf eine günstige Privatunterkunft gefolgt, doch sie führten allesamt ins Nichts. Da die Uhr mittlerweile 21 Uhr zeigte und ich absolut keine Lust hatte, noch 70km bis Bodø zu fahren, fragte ich eine Passantin um Rat. Sie empfahl mir den Campingplatz 4 km außerhalb. In Erwartung eines horrenden Preises für eine 4-Personen-Hütte dort eingecheckt. Und ich brauchte nur 200 NOK (50 DM) zu zahlen! Ich muss ehrlich sagen, dass ich in zehn Jahren Norwegen diese populäre Übernachtungsmöglichkeit noch nie zuvor ausprobiert habe. Das mag daran liegen, dass Campingplätze eben meist nur per Auto erreichbar sind. Die Hütte gefiel mir. Und dass ich zum Waschraum 100m durch die Kälte laufen musste, empfand ich bei dem klaren Abend eher als wohltuend. Ich beschloss, zumindest für eine zweite Nacht hier zu bleiben...

Dienstag, 05. September 2000: Fauske - Saltfjell - Fauske

Wäre ich eine Dreiviertelstunde früher aufgestanden, hätte ich den Nachtzug prima auf dem Saltfjell fotografieren können. Doch irgendwie hatte ich Probleme zu kapieren, dass der Himmel wirklich wolkenlos war. So passte ich den Nordlandsbanens Nattog halt am Bf Røkland ab, wo Zug und EG um 8.30 Uhr immerhin nett von der Sonne angestrahlt wurden. Der Zug wurde von einer Di4+Di3-Doppeltraktion bespannt.

Zum morgendlichen Polarsirkelpendel schaffte ich es nun hinauf auf die Hochfläche, wo ich ein nettes Motiv für die Di3 fand. Der umgekehrte Blick vom selben Standpunkt gefiel mir allerdings bald noch besser, so dass ich nach einem Frühstück im Arctic Circle Center dorthin zurückkehrte, um den südgehenden Containerzug zu machen. Bei den Containerzügen konnte man ja immerhin damit rechnen, dass ein Di3-Doppel zum Einsatz gelangen würde. Es kam eine Di4...

Anschließend die Hochfläche südwärts verlassen, um den Gegen-Containerzug auf der imposanten Hjartåsenbru zu fotografieren. Auch dieser Zug hatte eine Di4 vor! Leider fehlten im ersten Viertel des Zuges einige Container, so dass der Zug etwas zusammenhanglos aussah. Da dieser Zug recht früh dran war, fuhr ich ihm hinterher. Denn in Bolna musste auf den südwärts fahrenden Dagtog gewartet werden. Dort konnte ich von einem Feldherrenhügel aus den sehr interessanten Ablauf einer Kreuzung mit Handweichen und Flaggensignalen erleben und fotografieren. Der Dagtog hatte wie heute Morgen der Nachtzug eine Di3 hinter der Di4. Es handelte sich um die Lok, die morgens noch den Polarsirkelpendel gefahren hatte. Ein Loktausch also!

Ablauf einer Kreuzung im Bahnhof Bolna: Der Dagtog hält mit respektvollem Abstand zum Güterzug an, der die Einfahrweiche nicht vollständig frei gemacht hatte. Die halt gebietende rote Flagge war leider nach Einfahrt vom Togekspeditør zu Boden geschmissen worden. Nun läuft der Togekspeditør zur Weiche und stellt diese nach Abfahrt des Güterzuges. Danach wird die Weiche verschlossen und der Dagtog bekommt als Zustimmung zur Ausfahrt die grüne Scheibe gezeigt.

Es war mittlerweile herrlich warm geworden. Im Gegensatz zu gestern wehte kein Wind, so dass man gut auf die Jacke verzichten konnte. Nach der Kreuzung in der "Kantine" Finnebiff gegessen; ein Ragout aus Rentierfleisch mit Preisselbeeren. Und siehe da: Kurz nach mir kam der Betriebsbeamte vom Bf Bolna ebenfalls zum Essen hierher. Also tatsächlich eine Kantine!

Von den Semska-Häusern aus nun einen Spaziergang über eine Hängebrücke in das Semskfjell-Naturreservat unternommen. In dem stark zerklüfteten Gebiet gab es versteckte Seen zu entdecken. Von der Ferne tönten Kuhglocken herüber, die hier allerdings wohl eher als Rentierglocken zweckentfremdet wurden...

Nun wollte ich gern mal paar Bilder unten am Fjord machen. Für den Polarsirkelpendel bei Setså an einer Fjordbucht mit Ortskulisse gewartet, doch ein Wolkenfeld hielt sich hartnäckig. Da ich mir von dem Wolkenfeld keine zweite Zugdurchfahrt vermiesen lassen wollte, beschloss ich so lange am Fjord entlang zu fahren, bis ich wieder in sonnige Bereiche kommen würde. Dazu musste ich bis weit hinter Fauske fahren. Und erst an der letzten Fotogelegenheit mit Bahn am Fjord kam die Sonne wieder zum Vorschein. Es war wunderschön. Den Dagtog mit von der Abendsonne angestrahlten Bootshäusern und der interessanten Wolkendecke als "Deckel" darüber fotografiert. Das Wolkenfeld zog zusehends ab, so dass es ein herrlicher Abend am Fjordufer wurde. Rechtzeitig zum Abendgüterzug siedelte ich zu einem anderen Fjordmotiv bei Nordvika um. Das dachte ich zumindest. Ich hatte allerdings nicht bedacht, dass es Lokführer gibt, die zwischen Bodø (Kreuzung Dagtog) und Nordvika 10 Minuten Fahrzeit "einsparen" können. So musste ich hilflos mit ansehen, wie der Di4-geführte Containerzug im edelsten tiefen Abendlicht unfotografiert an mir vorüber zog. Weshalb habe ich nicht erst den Standort gewechselt und mich dann hier an den Fjord gesetzt???

Mit einer Mischung aus Ärger über die eigene Dummheit und Freude über den schönen Abend zurück nach Fauske gefahren. Dort den Wetterbericht studiert und beschlossen, einen Tag dranzuhängen. Es gab mit dem Nachtzug auf dem Fjell und dem Abendgüterzug bei Nordvika noch einiges nachzuholen...

Mittwoch, 06. September 2000: Fauske - Saltfjell - Fauske

Wieder mal unter tiefblauem Himmel aufgewacht (innerhalb der Hütte natürlich...). Selbstverständlich wollte ich diesmal auch den Nachtzug oben auf dem Fjell erwischen. Natürlich ließ ich mir morgens mal wieder zu viel Zeit, so dass ich dann doch ganz schön knäpplich oben ankam. Das tiefe Grummeln der Di4 hallte bereits deutlich durch die stille Gebirgswelt, als ich am Fotostandpunkt bei den Stødi-Häusern angekommen war, doch es dauerte dann doch noch fünf Minuten, bis das gleißende Scheinwerferlicht der Lok um die Ecke bog.

Ein Bild von einem Zug zwischen den Polarkreissäulen fehlte mir auch noch. Daher den morgendlichen Polarsirkelpendel mit beiden Steinpyramiden fotografiert. Über dem Saltfjell lag ein klarer blauer Himmel, doch es wehte ein starker saukalter Wind, der den Aufenthalt in der Wildnis an exponierten Stellen unangenehm machte.

Als das Polarkreiscenter geöffnet hatte, dort bei einem Kaffee aufgewärmt und die Autovermietung angerufen, um den Vertrag um einen Tag zu verlängern.

Von Süden zog nun eine sehr dicke Bewölkung auf. Am Nordrand der Hochfläche tauchten die Wolken zum Glück erst nach Vorbeifahrt des südwärtigen Güterzuges auf, so dass im Birkenwald-Streifen unterhalb der Semskfjell-Häuser ein Weitblick-Motiv mit dem von einem Di8-Doppel geführten Zug möglich war.

Nach einer Stärkung in der "Saltfjell-Kantine" (nochmals das Rentier-Gericht...) versuchte ich an derselben Stelle leicht modifiziert auch den Dagtog zu fotografieren, doch die Wolken waren bereits zur Stelle.

In der Hoffnung auf Sonne verließ ich nun das Gebirge und begab mich wieder in maritimere Gefilde. Den nordwärts fahrenden Containerzug fotografierte ich unweit meines Campingplatzes bei Fauske vor der Kulisse des Nedrevatn. Schön war, dass dieser Zug endlich mal mit einem Di3-Doppel bespannt war. Ärgerlich war jedoch, dass die ersten ca fünf Wagen des Containerzuges leer waren. So wirkte der Zug leider etwas zweigeteilt. Immerhin hatte die Sonne geschienen und überhaupt ließ das Wetter auf einen schönen Abend am Fjord hoffen.

Über glatt geschliffene Felsen am Fjord rinnt Wasser hinab. Es sammelt sich in einer Spalte und läuft dann weiter. Die Mineralien des Wassers verleihen dem Felsen bunte Farben.

Zum abendlichen Polarsirkelpendel fuhr ich bis an den Saltfjord nach Løding, wo ich die Bahn auf einem Damm durch einen schmalen Fjordarm wahlweise mit oder ohne Fischerhütten fotografieren konnte. Da ich bei der Variante "mit" auch die stark befahrene Straße mit drauf gehabt hätte, entschied ich mich für "ohne", denn ein weißer LKW im Vordergrund macht das schönste Di3-Bild zunichte. Für den Dagtog suchte ich mir wie gestern einen netten Strandabschnitt am Valnesfjord, auf dem das Licht nicht all zu spitz kam. Tja, und dann stand ja noch der abendliche Güterzug an, den ich gestern verpasst hatte. DAS durfte heute keinesfalls passieren, da die Di3-Doppeltraktion mit ihm zurückkehren würde.

Rechtzeitig also den kleinen Damm bei Nordvika aufgesucht, wo man von einigen Felsen aus einen netten Blick auf die Bahn hinter einigen bunten Bootshäusern hatte. Bis zum Zug konnte man dabei wunderprächtig auf den glattgeschliffenen Felsen in der Sonne sitzen und auf die glatte Wasserfläche des Fjordes und das Gebirge dahinter schauen. Die Sonne sank immer tiefer. Bald war die gesamte Bergkette im Hintergrund stockfinster, der Vordergrund jedoch von der tiefstehenden Sonne noch mit voller Intensität angestrahlt. In diese Szene schob sich die lange von zwei NoHAB-Loks geführte Kette von Containern, die über mehrere Dämme bei Nordvika eine Fjordbucht quert. Eine Wahnsinns-Stimmung! Fünf Minuten nach Zugdurchfahrt war die Sonne hinterm Kistrandfjell verschwunden. Es war wunderschön...

Donnerstag, 07. September 2000: Fauske - Nachtzug ab Trondheim

Es fegte ein eiskalter Sturm über die Fjorde und vom Gebirge her drohten schon dicke Wolken. Bis 10.30 Uhr musste ich den Wagen in Bodø abgegeben haben. Da reichte die Zeit noch gut für ein Bild vom Nachtzug und dem südwärts fahrenden Güterzug. Zunächst dem Nachtzug bei Finneid am Ufer des Nedrevatn aufgelauert, wobei ich eine Möve am Ufer beobachten konnte, die sich mühsam gegen den Sturm anstemmte. Das Wasser hatte ordentliche Schaumkronen. Leider ging der Nachtzug ohne Sonne ab, doch er war immerhin so früh dran und hatte in Fauske sowieso planmäßig acht Minuten Aufenthalt, so dass ich auch mit den vorgeschriebenen 80 km/h nach Nordvika vorausfahren konnte, um ihn dort nochmal abzupassen. In bestem Morgenlicht querte er den Damm durch die Fjordbucht!

Ein Stück weiter dann gerade rechtzeitig zur Bahn gelaufen, um den südwärts fahrenden Güterzug mit 2xDi8 noch am Fjordufer "mitzunehmen". Tja, das war's nun. Den Wagen gab ich um 10.15 Uhr wieder ab (Timing ist halt alles...). Rucksack auf die Schultern und zum Bahnhof marschiert, nicht jedoch ohne einen Supermarktbesuch. Denn mir stand eine lange Fahrt bevor...

Dt 472 Bodø 11.30 > Trondheim 21.28+6 (Verspätung ab Ranheim durch X Güterzug mit 2xDi3...)

So gut ausgestattet verlief die Fahrt optimal. In der im Wagen ausliegenden Zeitung wurde mal wieder vom Rørosbahn-Unglück von Anfang des Jahres berichtet. Da man der Sicherheitstechnik offenbar nicht hundertprozentig traut, wurde der Bahnhof Rudstad, in dem damals der eine Zug eigentlich die Kreuzung hätte abwarten sollen, wieder örtlich besetzt. Der Mensch muss dabei im Campingwagen logieren, da das Bahnhofsgebäude bereits abgerissen ist. Dies veranlasste die "VG" zu der Schlagzeile "Die Sicherheitsverantwortung sitzt im Campingwagen"... Ansonsten waren die Zeitungen nur voll davon, dass Prinz Haakon nun ausgezogen und unehelich mit seiner Flamme zusammen gezogen ist. Und die hat auch noch'n Kind! Also sowas aber auch...

Ansonsten all die Felsen wieder entdeckt, die mir in den vergangenen drei Tagen als Fotostandpunkt gedient hatten. Das Wetter hatte sich mittlerweile verabschiedet und bald prasselte der Regen gegen die Fenster...

Nt 406 Trondheim 22.50 > Oslo 07.10

Ich hatte ein Zweibettabteil für mich allein. Was will man mehr?

Fortsetzung

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