Skandinavien Sommer 2001 (2)

Copyright by Jan-Geert Lukner

Mittwoch, 22. August 2001: Abisko - Svolvær

Draußen zeigten sich Wolken. Ein idealer Abreisetag also? Schnell kamen wieder Zweifel, als das Abisko-Special-Wetter-Telegramm für Freitag und Samstag schönes Wetter vorher sagte. Das Frühstück wollte überhaupt nicht schmecken und war eine einzige Hin- und Herüberlegerei. Die Folge war, dass wir uns erstmal wieder den "Schlüssel ins Internet" geben ließen. So richtig gut sah danach die Vorhersage erst wieder für Sonntag in Südnorwegen aus. Das schöne Wetter für Freitag und Samstag in Abisko fanden wir nicht bestätigt.

Da wir uns eh gestern von der Gegend "verabschiedet" hatten, fassten wir uns ans Herz und packten die Sachen. Wir hatten gerade den Schlüssel abgegeben, da erschien es wieder: Das Sonnenloch von Abisko! Daher sehr frühzeitig an den Hp hinaus gesetzt. Und tatsächlich kam vor unserem TK-Zug noch ein Erzzug im besten Licht ostwärts durch.

TK 94 Abisko T 11.04 > Narvik 12.30

Bei Søsterbekk fehlte der Blick hinab ins Norddalen! Statt dessen schaute man auf eine unförmige Masse von Wattewolken, die sich so richtig in das Tal hinein gestopft hatten. Erst auf Höhe von Rombakk hatten wir diese Masse durchbrochen und konnten auf den Rombakksfjord hinunter blicken.

Der Blockwärter fotografiert abgestellte Fahrzeuge am Hafen von Narvik.

Geplant war nun, mit dem Bus nach Fauske und auf der Nordlandsbahn weiter südwärts zu reisen. Da allerdings auch im Süden erstmal kein Bombenwetter angesagt war, hatten wir es gar nicht eilig. Draußen auf dem Meer sah es richtig sonnig aus. So gab es für uns ernsthafte Überlegungen, die Fahrt bis Trondheim etwas auszubauen. So geschah es dann auch. Wir entschieden uns zur Fahrt mit dem Schnellboot nach Svolvær (Lofoten), wo direkter Anschluss an die Hurtigrute in südliche Richtung bestand.

In Narvik paar Kleinigkeiten eingekauft und auf einer Parkbank am Hafen unser Mittagsmahl gehalten. Einige Bänke weiter saßen Junkies, die gerade von paar Menschen dunklerer Hautfarbe [es fällt mir schwer, hier nicht ein Schimpfwort zu benutzen] irgendwas verkauft bekamen. Wir waren doch etwas entsetzt; soetwas hätten wir in Narvik nicht unbedingt erwartet. Hamburg lässt grüßen...

MS Ofoten Narvik 15.00 > Svolvær 18.30

Nette Fahrt. In Narvik vom Hafen aus abgestellte Di 2er und Bm 67 sowie die Erzverladungen und das ultimative Ende der Erzbahn fotografiert. Auf der Fahrt fielen die kleinen Anlegestellen in der Einsamkeit auf, wo sich oftmals bis zu drei dienstbare Geister um das Schiff kümmerten. Auf dem Schnellboot war so gut wie nichts los. Wir wechselten paar Worte mit einem Italiener, der mit seinen Leuten noch per Bus ganz runter bis Å wollte. Das weckte Erinnerungen an meine 1990er-Tour, auf der wir in dem wunderschönen (z.T. musealen) Fischerdorf zwischen senkrechten Felsen und Meer herrliche Tage verbracht hatten, und machte Appetit auf Wiederholung.

Die eindrucksvolle Silhouette der gezackten Lofot-Inselkette rückt näher.

Bei unserer Ankunft in Svolvær hätte das Schiff der Hurtigrute eigentlich schon längst da sein müssen. Doch erst mit größerer Verspätung tauchten die Aufbauten des Schiffes hinter den vorgelagerten Schären und Stockfisch-Gestellen auf. Dass an Bord hauptsächlich Senioren sein würden, war mir ja bekannt. Doch das Bild nach der Ankunft spottete jeder Beschreibung. Sowie sich die Klappe geöffnet hatte, stürmte als erster ein amerikanischer Junge gefolgt von seiner schreienden Mutter ins Freie und auf die zur Lofot-Rundfahrt bereitstehenden Busse zu. Diese Busse würden das Schiff in Stamsund wieder erreichen.

Mit unwesentlichem Abstand folgten nun laufend, schlurfend oder humpelnd eine drängelnde Meute vorrangig deutscher Senioren, die keinen Hehl daraus machte, dass jeder gern die vorderste Sitzreihe im Bus haben wollte...

Als die Gefahr von Ellenbogenknuffen oder Stockhieben gebannt war, gingen wir - allzeit zur Deckung bereit - hinein und checkten ein. Bezahlen mussten wir nichts - das Vorzeigen einer gewissen Plastikkarte reichte dicke. Da mir die Fahrpreise bekannt waren, gelang es mir vielleicht sogar, mein Autogramm ohne zu zittern unter den Horrorpreis von 2659 NOK pro Person zu setzen.

Allerdings zerbrach ich mir darüber nun wirklich nicht weiter den Kopf, denn nach 15 Skandinavienfahrten sollte man wirklich mal die Hurtigrute kennen gelernt haben. Es musste ja nicht die ganze Strecke sein... Und mit der Kabine konnten wir sehr zufrieden sein. Es gab ein großes Fenster und schöne Klappbetten, in denen wir später dann auch wunderbar geschlafen haben. Sogar unser eigenes "Badezimmer" hatten wir - na ja, sagen wir lieber "Duschzimmer" mit Leibstuhl...

Die Richard With läuft nach Svolvær ein (links) und wieder aus (Blick von Bord; rechts).

MS Richard With Svolvær 19.30+30 > Trondheim Fr,06.30-??

Bis hinter Stamsund konnten wir an der Reling stehen und viele Bilder von den gezackten Silhouetten der Lofot-Inseln machen. Einmal schien sogar kurz die untergehende Sonne durch einen Riss in der hier ansonsten wieder geschlossenen Wolkendecke. Ab Stamsund fuhren wir +60, da wir noch lange auf die Ausflugsbusse der Seniorenmeute warten mussten...

Die untergehende Sonne in einem kleinen Wolkenspalt zwischen Svolvær und Stamsund.

Donnerstag, 23. August 2001: Auf der "Richard With"

Heute war der erste Tag seit Langem, an dem wir nicht den Wecker stellen mussten. Dennoch wachten wir um 7 Uhr auf (quasi rechtzeitig zum "Karven") und marschierten zum Frühstück. Eine halbe Stunde später hätten wir wohl auch keinen freien Tisch mehr bekommen - die Senioren reisten halt "all inclusive". Wir hatten sogar das Gefühl, dass wir von einem Grüppchen sehr misslaunig angeschaut wurden - offenbar hatten wir deren Frühstückstisch okkupiert.

Kurz nach dem Frühstück wurde, als ich gerade auf dem Pott saß, der Polarkreis angekündigt. Da keimte in mir doch ernsthaft der Gedanke auf, dass man ja mal auf den Polarkreis "sch..." könnte. Allerdings sollte es erst in einer Viertelstunde soweit sein und so ergötzte ich mich dann doch lieber an dem Schauspiel des Kamera-Dauerfeuers und Blitzlicht-Gewitters (!) entlang der Reling, als wir die kleine, auf einer Schäre stehende Markierungssäule passierten.

Mit dem Polarkreis überschritten wir eine Wettergrenze. Die Sonne kam heraus und wärmte zunehmend. Über Mittag und nachmittags konnte man sogar locker im T-Shirt auf dem Sonnendeck sitzen, solange man sich im Windschatten befand. Das war so schön, dass wir/ich fast den gesamten Tag in "unserer" Ecke des Sonnendecks verbrachten. Selbst während der einstündigen Aufenthalte in Sandnessjøen und Brønnøysund blieb ich zusammen mit den Lahmen und Schwachen an Bord.

Natürlich gab es viel zu fotografieren, wobei es mich immer wieder reizte, die Tourimeute an Bord "aufs Korn" zu nehmen. Es gab da aber auch lustige Szenen. Allerdings traute ich mich doch nicht, Menschen einfach von vorn zu fotografieren. So richtig in Ekstase kamen die älteren Herren und Damen, als wir uns hinter Brønnøysund dem "Torghatten" näherten, einem Felsen mit Loch drin. Das Loch war allerdings winzig klein...

Bordleben auf der Hurtigrute.

Gegen Abend verschwand die Sonne leider hinter einem Wolkenfeld. Zwar sah es aus, als ob die Sonne kurz vorm Untergang nochmal unter den Wolken hervor kommen wolle, doch lagen wir während dieses herrlichen Augenblickes gerade in Rørvik - im Schatten eines Berges. Abends dann noch vom Bett aus hinaus auf den Abendhimmel und vorbeiziehende Schären mit kleinen Leuchttürmen geschaut. Dann schliefen wir wieder tief und fest, so dass wir nicht mitbekamen, wann wir weit vor Plan in Trondheim anlegten.

Freitag, 24. August 2001: Trondheim - Kongsberg

Wir hätten bis zur Abfahrt des Schiffes um 10.30 Uhr an Bord bleiben können, doch wollten wir gern den Zug nach Oslo um 8.23 Uhr erwischen. Nach etwa 15 Minuten Fußweg durch freudloses Hafengebiet erreichten wir den Bahnhof. Dort erfuhren wir (wieder mal), dass man sich in Norwegen halt nicht mal eben spontan für einen Zug entscheiden kann. Unser Zug war "utsalgt". Lediglich bis Dombås konnten wir noch Plätze bekommen. Da der nächste Zug erst nachmittags gefahren wäre, nahmen wir einfach die Plätze bis Dombås. Waren wir erstmal im Zug konnten wir immer noch weiter s(t)ehen. Und ab Lillehammer kann man auf den RE-ähnlichen Intercity ausweichen.

Et 42 Trondheim 08.23 > Lillehammer 12.43

Schnell hatten wir erkannt, weshalb der Zug ausreserviert war: Er diente dem Truppentransport. In mindestens drei der fünf 2.Kl-Wagen sah man nur oliv, ob es nun die Soldaten selbst oder ihr tarnfarbenes Gepäck waren. Offenbar kehrte man von einem Manöver zurück. Fehlte nur, dass hinten Panzerwaggons angehängt worden wären. Ob die norwegische Armee im Verteidigungsfall wohl auch am Bahnhof auf den nächsten Planzug wartet? Wäre allerdings ein Jammer für Norwegen, wenn der Zug dann ausreserviert wäre...

Der Konduktør im Et 42 war natürlich ein Hundertprozentiger mit leicht angenervtem Gesichtsausdruck. Seine traurigen Augen, grauen Haare und Knautschfresse erinnerten mich an einen bestimmten deutschen Schauspieler, der nicht gerade die vorteilhaftesten Rollen spielt... In Dombås waren wir in den Cafévogn gegangen. Gerade zur rechten Zeit, denn plötzlich wimmelte es auch hier von grünen Gestalten und es bildete sich eine lange Schlange vor dem Tresen. Offenbar hatten die armen Jungs nichtmal Lunchpakete mitbekommen...

Unser Pech war allerdings vielmehr, dass man mit einem Baguette und einem Kaffee nicht gerade die ganze Zeit von Dombås bis Lillehammer beschäftigt ist. Das bekam auch unser knautschgesichtiger Zugchef mit, der die völlig gestresste Bistrotante tatkräftig unterstützte (was ja an sich sehr löblich ist). Er kam dann irgendwann an unseren Tisch und nuschelte uns mit unverständlichem Text voll, den wir aber nicht verstanden.

Irgendwann besorgte ich mir noch einen Kaffee, doch teilte uns der nette Schaff dann bei noch halbvollem Kaffeebecher mit, dass wir nun gefälligst für Mittagsgäste Platz machen sollten. Der Ton mochte nun gar noch eine Spur unnetter geworden sein. Na gut, zwar stand weit und breit niemand platzsuchend mit einem dampfenden Mikrowellengericht in der Hand herum, aber es hätte ja sein können. Weshalb die (nicht essenden) Olivgestalten sitzen bleiben durften, blieb uns verborgen. Bis Lillehammer waren es dann allerdings nur noch 15 Minuten. Dort stand ein wunderbarer nichtreservierbarer B5-Wagenpark (ex Bergensbanewagen) für uns bereit, in dem wir uns locker auf zwei Sitzreihen verteilen konnten.

IC 320/821 Lillehammer 13.19 > Drammen 16.16

Zwar waren ab Hamar vor uns drei recht lebendige Jungs im Großraumabteil, die den vom Gepäcknetz herunter hängenden Schlafsack (im Beutel) des einen als Punchingball benutzten, doch waren sie (wie schon im Et 42 die Soldaten) deutlich ruhiger als Ihresgleichen in Deutschland. - Mit unserem IC gab es dann auch gleich mal wieder eine Premiere für uns: Wir waren beide noch nie ohne Umsteigen durch Oslo durchgefahren. Die Fernzüge enden hier nämlich ausnahmslos. Lediglich ICs (NSB-Mitteldistanz-"Abteilung") und S-Bahnen fahren durch.

Lt 525 Drammen 16.31 > Kongsberg 17.16

Dies war dann der angenehmste Zug der ganzen Reise. Es handelte sich um den HVZ-Verstärker, der nicht aus einer S-Bahn-Einheit (Reihe Bm69), sondern aus alten B3-Schnellzugwagen besteht. Erinnerungen an längst vergangene Fahrten, ja sogar manche Nachtfahrten, wurden wach. Die markanten Bauernhöfe östlich Vestfossen liegen für diesen Zug optimal im Licht, was wir anhand der Tatsache feststellen konnten, dass die Abendsonne gleißend zwischen den Wolken hervor kam. Jetzt mit Kamera an der Strecke stehen!

Die Plätze in der JH Kongsberg hatte ich telefonisch von Lillehammer aus bestellt. Irgendwie fühle ich mich in Kongsberg immer sehr wohl: Ein nettes Städtchen, das sich wunderbar für Ausflüge nach Oslo eignet. Im Zimmer angekommen lag unsere Motivation aber erstmal am Boden. Wie sollten wir die nächsten Tage planen? Abgesehen hatten wir es auf die Arendalbahn mit den Altbau-Bm68ern. Um die ganze motivliche Bandbreite der Strecke zu nutzen würden wir aber einen Mietwagen benötigen...

Wenigstens ein Bild einer NOHAB-Lok mussten wir schon aus Norwegen mitnehmen...

Erstmal liefen wir zum Bahnhof, um im Rutebok for Norge (Gesamtkursbuch für alle Verkehrsmittel im Lande) das weitere Vorgehen zu eroieren. Vorher entdeckten wir allerdings, dass eine NOHAB-Lok der schwedischen "Tågakeriet i Bergslagen" mit einem Schotterzug auf einem Nebengleis stand. Unsere Verschlüsse ratterten. Dann im Bahnhof den Früh-Signatur nach Nelaug gebucht und bei Statoil Arendal angerufen. Und - oh Wunder! Ohne Probleme erhielten wir die Zusage für einen Mietwagen der billigsten Klasse!

Und die Verleihstation sollte gar nicht so weit vom Bahnhof entfernt liegen! Nun war die Welt wieder in Ordnung! Als besonders netten Tagesabschluss konnten wir im T-Shirt draußen am innerstädtischen Wasserfall sitzend zu Abend essen. Später im Vandrerhjem ließ es sich nicht vermeiden, die Bilder von den Vorbereitungen für die Hochzeit von Prins Håkon und seiner "Bürgerlichen mit Kind" Mette-Marit im Fernsehen zu verfolgen. Dass wir morgen nicht diesem Jahrhundertereignis in Oslo beiwohnen würden, erschien uns ja geradezu als Sünde...

Samstag, 25. August 2001: Kongsberg - Eikely

Wir konnten in Ruhe frühstücken und auschecken. Durch den Regen liefen wir dann zum Bahnhof, wo wir per Lautsprecher bereits 20 Min vor Zugankunft darüber informiert wurden, dass der Signatur planmässig käme...

Signatur 75 Kongsberg 10.22 > Nelaug 12.42

Unsere gebuchten Rückwärtsplätze bekamen wir kaum zu Gesicht. Wir verzogen uns zunächst in den Cafévogn, doch tranken wir unsere Cola dann doch lieber in einer freien Sitzgruppe im nächsten Wagen. Das Zugcafé ist nämlich nur nach Design-Gesichtspunkten eingerichtet worden. Will heißen, dass durch idiotische Platzverschwendung kaum Sitzmöglichkeiten vorhanden sind.

Lt 2505 Nelaug 12.45 > Arendal 13.25

Leider war der Motorwagen der urigen Bm68-Einheit verschlossen. Das laute Klacken der Relais bei den einzelnen Fahrstufen wäre eine nette Untermalung während der Fahrt gewesen. Eigentlich war die Baureihe Bm68 im vergangenen Jahr ausgemustert worden. Jernbanetilsynet, das norwegische EBA, hatte aufgrund fehlender Türblockierung verboten, diese Züge im Einmannbetrieb einzusetzen. Zugbegleiter sind bei der NSB Mangelware - ebenso wie Triebwagen mit Türblockierung. Folge: Die Arendalbahn (und nicht nur die) wurde auf Schienenersatzverkehr umgestellt.

Bm68-Einheit auf der Arendalbahn bei Messel.

Im Sommer 2001 wurden zwei Bm68 samt Steuerwagen reaktiviert und mit Türblockierungen in Form von kleinen Kästen über der Tür versehen. Allerdings schien diese Technik nicht so recht zu funktionieren, denn der Lokführer kam an jedem Haltepunkt zur einzigen Tür des Steuerwagens gerannt, um diese aufzuschließen.

In Arendal gaben wir die großen Rucksäcke kostenlos beim "Stationschef" ab (der uns übrigens von Bildern diverser im Bahnhof ausgehängter Zeitungsausschnitte anlächelte; er schien Hauptkämpfer für die Wiedereröffnung der Arendalbahn gewesen zu sein) und liefen entlang der Straße zum Hafen und am Wasser in die wirklich sympatische Stadt. Einen kleinen Bummel durch die Altstadt und über die Mole gemacht. Auf einem Stadtplan mussten wir allerdings feststellen, dass unsere Autoverleihstelle "Harebakken" (Hasenhügel) doch ganz am nördlichen Stadtrand zu suchen sei. Als es mal wieder stärker zu regnen begann, setzten wir uns bei Burger King rein und beobachteten beim Essen, wie eine angetrunkene oder anderweitig ferngesteuerte Frau von einem Boot über ein anderes Boot an Land gehen wollte. Plötzlich hing sie nur noch mit einer Kniekehle über der Reling und mit dem Mors im Wasser...

Da die Auto-Mietdauer immer in 24h-Schritten bemessen wird, haben wir die Mietzeit nach einer geeigneten Bus-Fahrmöglichkeit nach Kristiansand ausgerichtet, die uns am Abreisetag (Dienstag) noch möglichst viele Züge zum Knipsen bescheren würde. Das erwies sich auch als gut, denn heute war das Wetter so mies, dass wir eh nicht ans Fotografieren dachten.

Um 16 Uhr machte ich mich auf den Weg zum Harebakken, während Peter mit dem Gepäck am Bahnhof wartete. Immerhin war ich dann doch "nur" 20 Min unterwegs, wobei der Weg entlang der Hauptzufahrtsstraße zur E18 nicht der allerschönste war. Immerhin gab es einen guten Fußweg. Harebakken, der Hasenhügel entpuppte sich als Einkaufszentrum auf der grünen Wiese oder besser im grünen Wald direkt an der wichtigsten Ausfahrt der Arendaler Umgehungsstraße.

Die Schülerkraft hinter der Theke meinte nichts von einer Bestellung zu wissen und gab an nur noch einen Clio zu haben. Das war allerdings genau der Wagen, der mir gestern zugesagt worden war, was ich auch in ihrem Rücken auf einer Tafel vermerkt fand. Tolle Organisation... Anschließend am Bahnhof Peter und das Gepäck eingeladen und angesichts des bevorstehenden Wochenendes und angepeilter Übernachtung in Selbstversorgerhütte nochmals zum Hasen-Center gefahren, um uns mit Lebensmitteln einzudecken.

Dann fuhren wir nach Froland, wo wir einige auf der Karte verzeichnete Hütten aber nicht fanden. Weiter ging es auf einer Nebenstraße nach Bøylefossbru und eine sich als glitschiger Grusweg entpuppende Straße weiter durch ewigen, nebelverhangenen Wald und vorbei an einsamsten Höfen zum Nes Jernverk, einer alten Eisenmine mit einem großen Gut und (Eigenangaben zufolge) Norwegens schönstem Golfplatz. Soweit wir das bei dem Nebel erkennen konnten, war der Platz wirklich nett.

Hier sollten an der E18, auf die wir bald trafen, Hütten stehen. Wir fanden auch welche, die aber lieblos auf einem Grünstreifen entlang der E18 aufgereiht standen. Das gefiel uns ja nu ganz und gar nicht. Also auf der E18 weiter in Richtung Arendal gefahren und Ausschau gehalten. Doch es kamen keine Übernachtungsmöglichkeiten. Sonst sieht man doch in Norwegen an jeder Ecke Campinghütten... Wir erinnerten uns, bei Froland ein Hinweisschild auf eine Übernachtungsmöglichkeit an der Straße gesehen zu haben. Also nochmal nach Froland.

Mitten im Wald wies uns ein Schild mit Bett, Messer und Gabel auf einen Nebenweg. Wir waren gespannt, auf was für ein Etablissement wir hier in der Wildnis stoßen würden. Die Schlaglöcher auf dem Zufahrtsweg nahmen wir diesmal noch voll mit, doch besserten wir unsere Umfahrungskünste von Mal zu Mal... Das Etablissement am Wegesende war der Hof Eikely, vor dem eine Menge Autos standen. Aus dem Haus klang Klaviermusik und Gesang "Vi gratulerer...". Offenbar war eine Geburtstagsgesellschaft zugange.

Dennoch war Übernachtung kein Problem - und dies sogar zu einem erschwinglichen Preis von 260 NOK pro Person. Zwei Treppen ging es nun hinab, denn das Haus befand sich in Hanglage. Unten bekamen wir einen einfachen Raum mit Dusche/WC und direkter Terrassentür ins Freie. Draußen fiel der Blick auf eine gerodete Lichtung, hinter der sich im Nebel schemenhaft ein Wald abzeichnete. Da es mittlerweile 19 Uhr geworden war, speisten wir nun erstmal unseren Lachs mit Brötchen und philosophierten über norwegische Familien, die abends mit ihren Kindern zusammen sitzen und Lieder singen - was sollten sie auch sonst tun???

Nach dem Abendessen folgten wir einem kleinen Pfad in den Wald hinein. Der den Wald (oder das Haus?) umgebende Zaun war von den Tieren des Waldes längst eingetreten worden. Von hier unten wirkte das Haus viel mächtiger und größer als von oben, wo es praktisch einstöckig aussah. Ja, es mutete sogar geradezu finster an, wie es sich grau in den Nebel erhob. Wir fragten uns immer mehr, in was für ein Etablissement wir da geraten waren. Oben hatte es wie ein richtiges Hotel nach Saisonende gewirkt, doch waren die Zimmer dafür etwas einfach. Wir waren offenbar die einzigen Übernachtungsgäste; lediglich die Feier brachte Leben in die Bude. Der Gedanke an Jugend-Abenteuerbücher wurde wach: Fünf Freunde entdecken in der Einsamkeit ein geheimnisumwittertes Haus...

Einen Abend später sah der See schon anders aus - aber nicht minder unheimlich...

Der Pfad führte durch den erst hohen Wald, bald durch eine Schonung und gelangte schließlich an einen See, vermutlich den Trævatn, in dem sich schemenhaft aus dem Nebel auftauchende Inseln glasklar in der glatten Oberfläche spiegelten. Kein Laut war zu hören außer den Tropfen, die von den Bäumen "stürzten" und im Unterholz aufschlugen. Oder kamen die Geräusche von einem Elch, der sogleich aus des Waldes Tiefe zur Tränke an den See heraus brechen würde? Kein Luftzug rührte sich. Wir durften nicht damit rechnen, dass der Nebel morgen vertrieben wäre...

Sonntag, 26. August 2001: Eikely - Nelaug - Twedestrand - Eikely

Abends hatten wir noch festgestellt, dass keine Decken da waren. So mussten wir unsere schwer beschäftigte Wirtin, die gerade dicke Torten zum Nachtkaffee auffuhr, nochmal kurz beanspruchen. Während wir an der Rezeption auf sie warteten, entdeckten wir einige Handzettel über den "Eikelyring". Das klang ziemlich konspirativ. Aus dem Zettel ging hervor, dass es sich um eine Art Mission handle, die vor kurzem "von einigen glaubensstarken Frauen" wieder zum Leben erweckt worden war. Betreiber muss wohl Normission gewesen sein.

Morgens brachte der Blick aus dem Fenster leider keine nennenswerte Änderung. Der Nebel hing tief über dem Wald. Kein Lüftchen regte sich. Das angekündigte Hoch war wohl da, aber irgendjemand musste noch den Nebel wegpusten...

So also mit langen Gesichtern in der Unterkunft ein Wienerbrød (nee, nicht Wiener mit Brot, sondern Puddingteilchen!) mit Kakao vertilgt (Frühstück wurde für zwei Personen nicht extra angerichtet) und dann für den ersten Sonntagszug zur Bøylefossbru gefahren. Allerdings beließen wir es angesichts der Suppe beim auskundschaften der Motive. Die ET-Garnitur war über Nacht getauscht worden; offenbar wegen der fehlerhaften Türblockierung. Schade, der planmäßige Tausch in der Nacht MO/DI hätte uns besser gefallen, da wir dann MÖGLICHERWEISE beide Garnituren mit Sonne bekommen hätten.

Danach schauten wir uns den Haltepunkt Bøylestad und die Nidelven-Brücke bei Froland an. Bei letzterer vertrieben uns bald die Schafe, deren empörtes Geblöke durch das ganze in sonntäglicher Stille verharrende Tal hallte... Die Wolken hingen nach wie vor tief; im Gegensatz zu gestern regnete es allerdings nicht. Und - täuschten wir uns? Kleine zarte Luftbewegungen ließen die Grashalme leicht erzittern.

Der Clio hatte bei Anmietung erst 70 km "runter" und stank noch furchtbar nach Neuheit. Wir hatten beide leichte Kopfschmerzen (oder lag das am Wetter?). Dennoch setzten wir uns, weil es halt nichts besseres zu tun gab, wieder in den Wagen und fuhren zur Kundschaft nach Nelaug. Über die Gruspiste ging es wieder nach Nes Verk und dann einen Riesenumweg über die Straße nach Nelaug. Zwischen Bøylefossbru und Flaten führt nur ein Schotterweg halbwegs parallel zur Bahn, an dessen Anfang ein offener Schrankenbaum mit dem freundlichen Hinweis steht: "Baum kann jederzeit geschlossen werden". Das war wirksam! Am anderen Ende in Flaten war sogar ein geschlossener Baum.

In Nelaug schauten wir uns etwas um. Dabei kam der freundliche Fdl auf uns zu und wies uns darauf hin, dass der Signatur um 12.42 sonntags nicht führe. Ein Stück weit gingen wir auf dem Gleis, das nach Simonstad führte. Ein Lichtsperrsignal leuchtete hier sogar noch.

Da ernsthafte Auflockerungen nicht in Sicht waren, entschieden wir uns für etwas Sightseeing entlang der Südküste. Zunächst mussten wir den ganzen Weg nach Nes zurück und dann fuhren wir an Twedestrand vorbei auf die Insel Borøy. Die wild zerklüftete Küste mit den felsigen Ufern und den vielen Holzhäuschen gefiel uns sehr gut. Leider war es furchtbar schwierig an die Küste ranzukommen. Immer wieder endeten die Wege an irgendwelchen Ferienhäusern.

Über eine dieser Privatzufahrten erreichten wir allerdings ein nettes Plätzchen, wo wir auf einer Schäre liegend Siesta machen konnten. Zwei Insassen eines kleinen Bootes beobachteten uns kurz misstrauisch, verschwanden dann aber. Es war angenehm warm, man konnte geradezu den Sonnenschein über der Nebelsuppe spüren. Auch hier wehte ein schmaler Windhauch, der sogar auf dem Wasser gewisse Spuren hinterließ. Etwas mehr Power bitte! Die Wolken warteten doch geradezu darauf, fortgepustet zu werden...

Erholt und gestärkt verließen wir unsere Schäre, um westwärts zu fahren. Die eine oder andere vorgelagerte Insel wollten wir noch mitnehmen. Aus Richtung Borøy kommend sah Twedestrand wunderschön aus. Die in einheitlichem Stil gehaltenen Häuser zogen sich oberhalb einer Traumbucht den Hang hoch. In der Bucht lagen Boote in allen Farben. Ich fühlte mich leicht an Cornwall erinnert.

Als nächste Insel besuchten wir Kalvøy, die ebenfalls über eine Brücke mit dem Festland verbunden war. An einer Stelle konnten wir von Kalvøy aus sogar das offene Meer erkennen, das sonst meist durch andere Inseln verdeckt ist. Allerdings war es auch hier nicht leicht an die Küste ranzukommen. Irgendwo fanden wir es schon ganz schön bitter, dass es in dieser traumhaften Feriengegend, die in Norwegen den stärksten Sommertourismus verzeichnet, weder öffentliche Strände noch jedwede Art von Gastronomie gab. Vielleicht stimmt es doch, dass die Norweger abends mit der Familie beisammen sitzen und singen...

Ganz witzig fanden wir, dass entlang der Inselstraße an fast jeder Bushaltestelle Leute standen. Es wurde offenbar DER Sonntag-Nachmittag-Bus erwartet, in dem die Wochenendurlauber erstmalig nach zwei Tagen wieder fremde Menschen treffen würden.

In Arendal passierte es dann. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen. Der Wind hatte leicht zugenommen und verursachte einen Riss! In der Wolkendecke klaffte ein Spalt und aus diesem Spalt kam gleißend helles Licht hervor. Welch ein Schauspiel! Es begann einer dieser Abende, an denen man fast zusehen kann, wie sich eine Wolkendecke auflöst! Aus ersten Rissen werden schnell blaue Flächen, die bald schon eine zusammenhängende Fläche bilden. Eine Stunde nach dem ersten Riss wabern nur noch vereinzelte Wolkenbänke durch die Luft, die dann auch bald durch den Wind hinweg gepustet werden.

Arendal: Unsere Haupt-Verpflegungsstätte, Burger King am Hafen (links) und der Blick vom Stadthafen auf eine vorgelagerte Insel mit reichlich Beflaggung.

Genau dieses Schauspiel setzte ein. Es wurde ein wunderschöner Abend - nicht zuletzt auch durch die Vorfreude auf die bevorstehenden zwei Tage. Im Arendaler Bahnhof gelangen uns erste Sonnenaufnahmen vom stehenden Triebwagen. Für dessen bevorstehende Fahrt nach Nelaug fuhren wir nach Rise, wo das nette Empfangsgebäude günstig im Licht liegen musste.

Kurz vor Einfahrt des Bm68 brauste ein Kleinbus in Signatur-Farbgebung auf den Bahnsteig. Der Anschluss aus Grimstad, dessen Bahnanschluss schon längst Geschichte ist. Da musste der Fahrgast, ein junges Mädel, seine Signatur-Reise (erst Bus, dann ab Nelaug Zug) nun kurzzeitig durch eine Bm68-Fahrt unterbrechen. Kontraste... Leider kam das Licht erst nach Abfahrt des Zuges mit voller Intensität heraus, aber was solls.

Da unsere Mägen immer lauter knurrten, nutzen wir die Pause bis zur Rückfahrt für einen Besuch bei Burger King, wo es ein "Big King XXL-Menu med ost" für nur 25 DM gab (in Deutschland zahlt man dafür knapp 10 DM...). Aber man ist ja froh, wenn man in Norwegen mal Fleisch bekommt, das nicht nach Fisch schmeckt... Vor Sonnenuntergang gab es nun noch eine Streckenaufnahme bei Blakstad. Dunkelroter Et mit weißem Holzhaus, dazu intensivstes Abendlicht! Ein Test für jeden Fotografen, ein Fest, wenn's dann geklappt hat!

Den Abend verbrachten wir nun wieder an "unserem" See bei Eikely. Er sah jetzt etwas anders aus, wirkte allerdings in der zunehmenden Dunkelheit richtig unheimlich. Der Mond stand als Sichel über der Wasserfläche. Wenn jetzt Nessi (oder, wie es sich beim Trævatn gehört: Træssi) aufgetaucht wäre, hätten wir uns nicht weiter gewundert. Auf dem Weg zurück durch den finsteren Wald waren irgendwie mehr Baumwurzeln, Moraststellen und andere Stolperfallen vorhanden, als vorher.

Montag, 27. August 2001: Eikely - Flaten - Eikely

Prächtiges Gehöft im Nidelv-Tal.

Darauf hatten wir gewartet. Draußen zeigte sich ein strahlend blauer Himmel! Endlich! Nach einem Kakao-Frühstück erledigten wir zunächst den ersten Zug in Messel mit wunderschönen Bauernhöfen, bevor wir dann über unsere Gruspiste und Nes Verk den Riesenumweg nach Flaten fuhren. Die von der Hauptstraße nach Flaten führende Schotterpiste wurde auch noch gerade von einem Schotterpflug heimgesucht, der die Piste für unseren Clio nicht gerade befahrbarer machte.

Da wir von Flaten auch noch ein ganzes Stück den "Bomvei", also den Bahn-parallelen Fahrweg mit den Schlagbäumen, in Richtung Haugsjå marschierten, wäre es bald sinnvoller gewesen, dieses Stück zu Fuß von Bøylefossbru aus in Angriff zu nehmen. Mit der Flatefoss-Staumauer, über die das Wasser im Takt der Windböen hinüberschwappte, und ein Stück weiter im wilden Tal des Nidelven konnten wir nun prima einige Züge fotografieren. Ob von vorn oder von hinten war egal, denn der Tf hatte an beiden Enden die Schlusslichter an...

Blöök! Was macht der Typ denn hier? Der soll uns mal lieber was zu futtern geben! Blöök!

Nach Umwegfahrt über Nes Verk zurück an den "kultivierten" Südabschnitt der Bahn suchten wir eines der Hauptmotive auf: Die Brücke über den Nidelven mit der Kirche von Froland dahinter. Leider machte ich, als ich einen im Wege stehenden Busch beseitigt habe, die Schafe auf uns aufmerksam, die wir eigentlich als Vordergrund hatten nehmen wollen. Da standen die blöden Pulloverschweine nun blökend direkt neben uns und wunderten sich, was wir da machten! Irgendwie war ich dann auch mit dem Bild insgesamt nicht zufrieden, so dass ich es am nächsten Tag wiederholen wollte.

In Rise mussten wir natürlich das Bild von gestern wiederholen, was dann auch wunderbar klappte. Auf einem Nebengleis stand eine alte Bm86-Garnitur aus Dieselzeiten dieser Strecke abgestellt. Zwei "Arendalbanens Venner" (die Freunde der Arendalbahn) bastelten gerade an den Fahrzeugen herum. Als sie mitbekamen, dass wir Fotos machten, sprachen sie uns an und zeigten uns ihr Clubhaus: Es war das wunderschöne Empfangsgebäude, das wieder original eingerichtet werden sollte. Stellwerk und Fahrkartenluke existierten noch! Um dieses Clubhaus kann man die Jungs nur beneiden...

Für den Abend standen nochmal Lachsbrötchen auf der Speisekarte. Leider führte der Supermarkt in Blakstad eine der Hauptzutaten nicht: Den Lachs. Also gerade knapp vor Toresschluss zum Hasenhügel gehetzt und dort alles bekommen, was das Herz begehrt. Für einen Moment war diese Auto-voraussetzende Einkaufsanlage richtig sympatisch. Aber wirklich nur für einen Moment...

Dienstag, 28. August 2001: Eikely - Bøylefossbru - Kristiansand

Wieder blauer Himmel! Der Frühzug in Messel brachte zudem eine nette Überraschung mit sich: Trotz des noch nicht lange zurück liegenden Wochenendtausches der Garnituren war der planmäßige Nacht-MO/DI-Tausch durchgeführt worden, so dass wir heute die andere Einheit vor die Linse bekamen!

Für die nächsten zwei Züge fuhren wir nach Bøylefossbru, wo die für den Ort namensgebende Brücke sich kühn oberhalb eines Wasserkraftwerkes von Anfang des Jahrhunderts über die Nidelv-Schlucht spannt. Den einen Zug gab es von oberhalb der Brücke, den anderen von unten aus dem trockenen Flussbett. Dort unten konnten wir nur hoffen, dass nicht gerade die Flatefoss-Staumauer geöffnet werden würde. Nicht, dass wir noch nasse Füße bekämen...

In einem Touriprospekt hatten wir was über eine Ausstellung im alten Kraftwerk gelesen, die man besichtigen können sollte. Was lag also näher, als zwischen den Zügen mal nach der Ausstellung zu sehen? Die gute Dame am Empfang wusste dann allerdings nichts von einer Ausstellung, rief aber eilends ihren Chef herbei. Der nun erscheinende ältere Herr wusste zwar auch nichts von einer Ausstellung, freute sich aber so sehr über unser Interesse, dass er für uns gleich mal eine Führung organisierte.

Die Kraftwerksanlage von Bøylefossbru: Ganz oben ist klein die Eisenbahnbrücke zu erkennen (l). Im Kraftwerk sind die Turbinen blau und die Generatoren rot lackiert (r).

Wir sollten einfach zur Turbinenhalle gehen. Dort würde jemand auf uns warten. Gesagt-getan. Schnell fanden wir dort den Menschen, der wohl so eine Art Schichtleiter war. Er zeigte uns die alten vertikalen Turbinen von 1911 und die neuen horizontalen Turbinen, entlang derer wir über eine Treppe in die Tiefe stiegen, bis wir uns unter einem solchen Koloss befanden. Wir erfuhren Verschiedenes über das gesamte Kraftwerksystem der Bøylefossen-Kompanie und bekamen Bilder von heftigen Überschwemmungen gezeigt. Er sprach sehr rücksichtsvoll-langsam und wir hofften hinterher, dass wir ihm glaubhaft gemacht hatten alles verstanden zu haben - auch wenn unsere Sprachkenntnisse dafür nicht ganz gereicht hatten...

Peter fiel völlig erschöpft vom Fahrstil des Blockwärters aus dem Clio...

Weitere Züge gab es bei Blakstad. Beim Sitzen im Gras konnte ich eine hübsche Schlange beobachten. Sie hatte einen grau/silbernen Körper und einen knallgelben Kopf. Leider war sie zu sehr vom Gras verborgen, so dass ich kein Foto machen konnte. Peter setzte ich danach in Bøylefossbru ab, denn er wollte nochmal zu Fuß an den wildromantischen Streckenteil nach Haugsja, während ich mich erneut um die Brücke an der Kirche von Froland kümmern wollte.

Immer Deckung suchend schlich ich dort an den Fotostandpunkt und es gelang mir tatsächlich, dass die Schafe mich nicht bemerkten. Mit den Schafen hatte ich nun aber auch einen rosa Futtereimer im Bild. Super! Zusammen gab es für uns nun nochmal die Szene in Rise (diesmal war der Motorwagen voraus), bevor wir das Auto fast pünktlich wieder am Hasenhügel an der Statoil-Tanke abgaben. Da wir nun nicht mit Sack und Pack in der Hitze in die Stadt hetzen wollten, nahmen wir uns einfach ein Taxi, das etwa auf deutschem Preisniveau lag.

Bus Arendal 17.40 > Kristiansand 19.15

Der Bus fuhr über einige Nebenstraßen mit schönen Ausblicken über das offene Meer. Allerdings musste er furchtbar oft anhalten; die Haltestellen folgten in dichten Abständen. Von skandinavischer Wildnis war hier entlang der zersiedelten Südküste keine Spur mehr zu erkennen.

In Kristiansand Fährtickets für morgen besorgt und dann den elend langen Weg zur Containerburg-JH gelaufen, die allerdings ganz nett auf einer Halbinsel liegt. Die Abendsonne beleuchtete den Küstenstreifen mit seinen Holzhäusern wunderschön. Mit einem Ekel-Hamburger und Ekel-Milchshake setzten wir uns nun noch auf die Halbinsel und schauten auf das Meer hinaus. Die blaue Stunde leuchtete über der Stadtsilhouette und von einer vorgelagerten Insel schickte ein Leuchtturm seine Lichtsignale zu uns herüber. Über allem stand der zunehmende Mond. Einige späte Boote waren noch unterwegs.

Abendstimmung in den Außenbezirken von Kristiansand.

Mittwoch, 29. August 2001: Kristiansand - Hamburg

In unserer Wohncontainerburg war es ab 23 Uhr erstaunlich ruhig. So konnten wir hervorragend schlafen und uns am nächsten Morgen vom Geschrei der Möwen wecken lassen. Mein Blick fiel direkt vom Bett über den Sund auf ein auf einer Klippe thronendes Haus, das sich vor dem rötlichen Morgenhimmel abhob. Dann frühstückten wir in Ruhe, wobei Peter, der erst mit dem Rücken zum Fernseher saß, sich noch umsetzte. Im Fernsehen begann nämlich die Serie "Hilltop Hospital", bei der z.B. ein Hase mit verbundenem Ohr eine wichtige Rolle spielte...

Mit der Taxe ging es zum Fährterminal. Am Bahnhof konnte ich ein letztes Zugbild von der NSB machen (nur von einem 69E-set), bevor wir auf unserem Katamaran eincheckten. Beim Check-in fühlten wir uns an die Hurtigrute erinnert. Unsere Mitpassagiere schienen sämtlichst die 60 überschritten zu haben und waren unterwegs zum Einkaufen nach Hirtshals.

Schnellboot Kristiansand 09.00 > Hirtshals 11.30

Das Schiff war ganz nett. Man konnte gut draußen stehen. Dabei paar Deutsche "belauscht", von denen der eine seinen zufällig getroffenen Bekannten von der Tandemtour mit seinem Sohn erzählte und wie toll er doch eigentlich sei. Das Belauschen stellte ich dann jedenfalls bald ein. Drinnen gab es sogar ein ganzes Spielcasino.

Die Meute stürmte über die Gleise in die Stadt. Blick vom Hp Color-Line zum nahe gelegenen Bahnhof Hirtshals.

In Hirtshals lief der Großteil der Meute nicht auf der Straße in die Stadt, sondern vom Bahnhaltepunkt "Color Line" direkt mitsamt Hackenporsches über die Gleise zum Bahnhof. Dazwischen rangierte ein Baufahrzeug...

HP-Zug 78 Hirtshals 11.56 > Hjørring 12.19

Fahrzeug war einer der bis vor kurzem bei dänischen Privatbahnen allgegenwärtigen Uerdinger-Doppeltriebwagen ("Lynetta"). Im VT torkelte ein völlig besoffener Riese (bestimmt 2,10m) mit Karl-Dall-Gesicht durch den Gang. Als er einmal gegen eine Sitzlehne torkelte, drohte er wie das Brett einer Wippe über die Lehne hinüber zu kippen...

Re 5244 Hjørring 12.47 > Aalborg 13.24

IC 144 Aalborg 13.31 > Fredericia 16.05

Im IC 144 fanden wir gerade noch Platz im Hvilestøl-Bereich (Ruhesessel-Bereich). Der Schaffner war sehr konsequent: Er ermahnte alle, die sich (leise) unterhielten, die Unterhaltung einzustellen oder sich anderswo einen Platz zu suchen. Auch an uns wurde diese Ermahnung gerichtet. Fand ich aber echt gut! So ein Durchgreifen würde ich mir im ICE-Ruhebereich wünschen...

In Fredericia wollte ich mir ein Baguette besorgen, dies mit meinem letzten DKK-Barvermögen anzahlen und den Rest mit Visa zahlen. Im Prinzip kein Problem. Allerdings ließ sich die Bezahlung mit Visa nur über die Geheimnummer abwickeln. Und wer kennt schon die Geheimnummer seiner Kreditkarte??? Na gut - Peter kannte die Nummer von seiner Karte; so war unser Abendessen dann doch noch gerettet. Mit den Baguettes setzten wir uns schussbereit auf den Bahnsteig. Hätte ja ein Zug mit NOHABs durchkommen können. Kam aber nicht.

IR 2187 Fredericia 17.38 > Hamburg Hbf 21.17

Der 3-Wagen-IR bediente in Dänemark jede Milchkanne und war sehr schwach besetzt. Wir bekamen locker ein eigenes Abteil. Und plötzlich wimmelte es von NOHABs: In Rødekro stand eine DSB-tjenestelok (My) vor einem Messzug und im Tinglev standen drei bestens gepflegte Traxion-My...

Und so trafen wir dann gesund und munter wieder in Hamburg ein. Ein schöner Urlaub lag hinter uns. Hauptziel war, Abstand vom Alltag zu bekommen. Und das hatten wir geschafft. Fotografisch konnten wir uns auch nicht über eine schlechte Ausbeute beklagen. An der Erzbahn hatten wir nur einen Tag, an dem kein einziges Sonnenbild zustande kam. Und an der Arendalbahn hatten wir uns ja zwei Tage vollkommen austoben können und dabei noch riesig Glück gehabt. Wir hatten beide Garnituren erwischt und keine Ausfälle erlebt. Bereits eine Woche später kam es zu ersten Ausfällen, weil beide Bm68-Garnituren nicht einsatzbereit waren. Diese Ausfälle zogen sich nun durch den gesamten Herbst.

Landschaftlich war es eine Tour der Gegensätze. Nach der Woche in Lappland erschien einem Sørland schon wieder richtig zivilisiert. Doch eines war klar: Die Erzbahn bedarf eines weiteren Besuchs, vielleicht mal während der längsten Tage des Jahres! Was uns aber auch sehr gefiel, waren die Reiseabschnitte abseits der Bahn: Die Wanderungen durch die Wildnis in Lappland oder der mega-entspannende Tag auf dem Dampfer der Hurtigrute.

Nicht zuletzt geht ein herzliches "Tusen takk" an Peter. Wir hatten viel Spaß zusammen, auch wenn mal irgendwas nicht so passte, wie wir uns das vorgestellt hatten...

Abschied von Skandinavien. Doch heut' ist nicht alle Tage. Wir kommen wieder - keine Frage!!!

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