Skandinavien Winter 2002 (3)

Copyright by Jan-Geert Lukner

Zur Kartenskizze.

Samstag, 23.02.2002: Schiff an Harstad - Abisko

Als wir in Harstad wieder festen Boden unter den Füßen hatten, warteten wir auf die Abfahrt der Nordstjernen, um dabei ein Bild des Schiffes in voller Größe hinzubekommen. Dabei fuhr allerdings die südgehende "Polarlys" ins Bild, so dass nur eine einzige Aufnahme zustande kommen konnte.

Mit ihrem verstärkten Bug ist sie sogar für Fahrten durch das Eis geeignet: Die Nordstjernen, eines der letzten klassischen Postschiffe der Hurtigrute, gebaut 1956 von Blohm+Voss, Hamburg.

Nun zunächst die großen Rucksäcke ins Schließfach gepackt. Dann schoben wir etwas Frust, der sich allerdings binnen kürzester Zeit in das Gegenteil wandelte. Der Grund war das Frühstück. Es hatte anscheinend in der ganzen Stadt noch kein Café geöffnet. Die einzige Möglichkeit, die wir sahen, waren Fertigbaguette und Kaffee im Busbahnhof für 60 NOK / 7,50 Euro. Doch dann hatten wir DIE Idee: Gegenüber vom Busbahnhof lag das Harstad Viking Nordia Hotel, das von außen so aussah, als ob es drinnen ein gutes Frühstücksbuffet gäbe.

Eine Frage ergab, dass Frühstück ohne Übernachtung nur 75 NOK kosten solle - wir glaubten fast, uns verhört zu haben. Und da in Harstad gerade eine weltbekannte Skjell-Messe stattfand (ich weiß bis heute nicht, was "Skjell" ist, Muscheln wurden da aber nicht verkauft...), war das Hotel gut besucht und das Buffet entsprechend reichhaltig. Wir fraßen und fraßen und fraßen und... na ja, alles konnten wir leider nicht durchprobieren. Immerhin dauerte diese Orgie anderthalb Stunden und aus einer ausliegenden Zeitung erfuhren wir von Unwettern im Süden und in der Finnmark. Anscheinend herrschte nur in Harstad ruhiges Wetter.

Nach dem ausgiebigen Frühstück machten wir uns auf einen Streifzug durch die Metropole. Es ist ja immer wieder faszinierend, was man so alles beobachtet, wenn man in so einem Kaff viel (zu viel) Zeit hat. Der örtliche Fotograf (der übrigens auch den Fuji-Velvia führte...) hatte eine ganze Schaufensterfront mit Hochzeitsfotos zugekleistert. Da waren aber auch paar Visagen bei... Der Hit war die örtliche Einkaufspassage, die einfach zwischen paar ältere Häuser gesetzt worden war und völlig verschachtelt wirkte. Balkone von den alten Häusern ragten jetzt in die Glaskuppel-Halle hinein. Der Knabe hinter der Theke des Sweet&Candy-Ladens machte den Eindruck, dass er sich ein großes Fachwissen über seine Verkaufsartikel angefuttert hätte...

Bus Harstad 13.30 > Narvik 15.35

Auf der zweistündigen Busfahrt wurde zweimal für zehn Minuten Pause gemacht. Beim zweiten Mal begründete der Fahrer den Aufenthalt damit, dass dies ja ein normaler Linienbus sei. Damit wollte er wohl den Unterschied zu den Flughafen-Bussen darstellen. Wir hätten von Harstad sicher auch einen solchen bis zum Flughafen Evenes und von dort einen anderen Flybuss nach Narvik nehmen können. Hätte aber 270 statt 75 NOK gekostet, weil der Flybuss kein Scanrail-Rabatt gegeben hätte und überhaupt teurer ist.

In Narvik herrschte ordentlicher Schneefall. So ganz pünktlich war der Zugpark wohl nicht aus Schweden angekommen. Zur Abfahrtszeit war jedenfalls noch nichts vom Zug zu sehen. Statt dessen kam die lapidare Durchsage: "Hallo hallo! Personenzug nach Schweden ist 15 Minuten verspätet". Das einzige, was nach 15 Min auftauchte, war allerdings eine Lameco-Schneeschleuder, die auch noch großzügig auf die Strecke gelassen wurde.

Uns fielen in Narvik die verwahrlosten Schließfächer auf, von denen mindestens die Hälfte nicht mehr funktionierte. Ein Schild am Eingang des Bahnhofscafés verkündete immerhin dessen Wieder-Eröffnung zum März. (Im Juli war es tatsächlich wieder geöffnet.) Unser Zug mit zehn Wagen für nicht viel mehr Fahrgäste wurde 30 Min nach planmäßiger Abfahrtszeit bereitgestellt, ohne dass irgendeine weitere Durchsage gekommen wäre.

TK 93 Narvik 15.50+36 > Abisko Tourist 17.19+40

Durchs Schneegestöber ging es in die Höhe, wobei wir im Gebirge feststellen mussten, dass der Schnee teils bis Fenster-Unterkante, mindestens aber bis zur Unterkante der Wagenkästen reichte! Darauf würden wir uns bei etwaigen Streckenaufnahmen einstellen müssen. Tja - und dann waren wir wieder da - in Abisko. Nach sechs Monaten Abstinenz! Zielstrebig steuerten wir auf den Eingang zu, doch da war gar keine Tür mehr! Es war massiv umgebaut worden und ein neuer weitläufiger (aber etwas kalt wirkender) Eingangsbereich geschaffen worden.

Und weil dies das Eröffnungswochenende war, gab es die erste Nacht billiger und das Abendbuffet für umsonst! Wir erhielten ein neu eingerichtetes Zimmer mit Dusche / WC, das allerdings auch nicht ganz billig war... Zum Abendbuffet gab es Fischragout und der asiatisch (oder samisch?) wirkende Oberkellner erkannte uns sofort wieder und begrüßte uns per Handschlag. Wir müssen die letzten Male ja einen nachhaltigen Eindruck als Buffetfräsen hinterlassen haben...

Es war beim Abendessen übrigens erstaunlich voll. Alles Wochenendgäste? Abends unternahmen wir den obligatorischen Spaziergang zur Seilbahn-Talstation, wobei der Mond nur matt schien und es sich langsam wieder zuzog.

Sonntag, 24.02.2002: Abisko - Riksgränsen - Abisko

Ein wunderschöner Wintertag auf der kaum befahrenen E10.

Zwar hatte das in der Hotel-Halle aushängende Wetter-Telegramm für heute und die nächsten Tage eher wolkiges Wetter angesagt, doch vergrößerte sich ein blauer Streifen, der zunächst im Norden zu sehen war, rasch über dem ganzen Torneträsk. Bald war fast nur noch blauer Himmel zu sehen. Einziges Problem dabei: Einige hartnäckig an den Bergen im Süden klebende Wolken verhinderten, dass irgendwelche Sonnenstrahlen sich nach Abisko verirren konnten. Der Frühzug "Karven" war zwar weg, aber wir entschieden uns mit dem nachfolgenden Express ein Stück raus zu fahren.

TK 94 Abisko T 11.04+45 > Vassijaure 11.31+45

Wir fuhren auf das bahnsteiglose Gleis 3 ein und durften gleich zur bahnsteigabgewandten Seite (Sonnenseite) aussteigen. Von einem Schneehaufen fotografierten wir die Kreuzung mit TK 91, wobei die Sonne nur einen Fingerbreit über den Bergen stand und dort auch wieder Wolken rumwaberten, die uns das Licht nahmen. Es war zum heulen: Der Himmel war strahlend blau, doch die Bahn führte einfach zu dicht an den Bergen im Süden entlang. Und wo die Bahn nicht im Berg+Wolkenschatten verlief, kam man durch den tiefen Schnee nicht hin...

Wir entschieden uns zu einer Fußtour auf der E10 nach Riksgränsen. Autoverkehr gab es zum Glück so gut wie gar nicht. Drei Erzzüge kamen durch, mit denen wir überhaupt nichts anfangen konnten. So gaben wir uns denn ganz der Landschaftsfotografie hin. Es ergaben sich mit eisumhüllten Büschen phantstische Gegenlicht-Aufnahmen. An einer Stelle hatte ich meine Brille in den Schnee gelegt und fast vergessen sie wieder mitzunehmen.

Die vereisten Bäume boten im Gegenlicht ein interessantes Glitzerspiel.
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In Riksgränsen wollte ich mir nochmal die bereits im letzten Sommer genossene Diashow des lappländischen Fotografen Sven Hörnell anschauen. Peter hatte keine Lust. So war ich doch dann tatsächlich der einzige Zuschauer! Dennoch gab es das volle Programm inklusive der persönlich vorgetragenen Einleitung, die der Vorführer extra für mich schön deutlich und langsam sprach. Nach der Show gab es noch paar umliegende rot angestrahlte Bergkuppen zu fotografieren. Es wurde wieder sehr frisch!

TK 93 Riksgränsen 16.39 > Abisko T 17.19

Eisiger Abend in Riksgränsen. Nur ein einziger Berg in der Ferne wird noch von der tief stehenden Sonne angeleuchtet.
Das Thermometer am Haltepunkt zeigte bei unserer Ankunft -18,5°. Und es war noch nicht ganz dunkel. Wir hatten einen mega-klaren Abend und entsprechende Hoffnungen auf den nächsten Tag. Wir freuten uns sehr auf das Abendessen, wo wir uns Vilthamburgare (mit Elchfleisch) leisteten. Schmeckte außerordentlich gut.

Abends beim obligatorischen Spaziergang zur Talstation zeigte das Thermometer -21°. Als wir uns um 23 Uhr dann endlich zur Ruhe legen wollten, entdeckte ich durchs Fenster ein richtig fettes Nordlicht. Wir konnten es sogar direkt durchs Fenster fotografieren. Tja, wenn es nach Aufbau der Stative noch da gewesen wäre. War es aber nicht... Eine Viertelstunde gewartet, dann doch zu Bett gegangen.

Montag, 25.02.2002: Abisko - Björkliden - Abisko

Beim Aufwachen blickten wir in eine fette Nebeldecke. Allerdings fiel bereits beim Frühstück durch einzelne Löcher in der Nebeldecke ein Spotlight auf den Njoulla. Das mit dem Frühstück war gar nicht so einfach. Das Personal fand den Schlüssel für den Restaurant-Eingang nicht. Und wir fanden die Umleitungsstrecke nicht... Dennoch schafften wir vor dem Karven unser Frühstück. Der Nebel löste sich unterdessen immer mehr auf und hinterließ eine wunderbare Rauhreif-Landschaft.

TK 92 "Karven" Abisko T 09.13 > Björkliden 09.22

Frust! Das war noch nie dagewesen! Unser "Karven" kreuzte in Björkliden mit einem Erzzug! Damit war ja schon wieder klar, dass wir so bald keinen Zug mehr für den klassischen Blick zum Empfangsgebäude bekommen würden. So war es dann auch. Erst dreieinhalb Stunden später kam der nächste Erzzug. Das Licht stand mittlerweile frontal. Diesen Zug hätten wir gut in Abisko Östra umsetzen können, wenn er denn HINTER unserem Bummelzug dorthin gekommen wäre...

Tågkompaniets Ekspresstog 94 erhält Einfahrt nach Björkliden, die Fahrgäste suchen sich ihre Plätze.
Die Bilder können per Mausklick vergrößert werden.

Im Streiflicht konnten wir in Björkliden aber so einige Nordfahrer verarzten. Neben Erz- und Personenzug kam sogar ein Sonderzug durch. Und natürlich jede Menge "Eiltriebwagen", wie wir die kleinen gelben Schienenbusse von Banverket nannten, die emsig immer wieder mit Höllen-Tempo durch den Bahnhof gewieselt kamen.

TK 91 Björkliden 12.50+10 > Abisko Östra 13.03+10

Tja, der ostwärts fahrende Erzzug, den wir gut gebraucht hätten, war ja gerade durch. So gab es dann immerhin noch einen Westfahrer, der sogar motivlich ganz nett umzusetzen war, bevor die Sonne schon wieder so niedrig stand, dass sie bald hinter einigen recht hoch stehenden Birken am Südrand des Bahnhofsgeländes verschwand.

Sobald die Sonne weg war, kamen die Erzzüge aus ihren Löchern. In beide Richtungen war plötzlich was los. Der Ostfahrer kam sogar mit Dm3+El15! Die Kälte nahm nun wieder deutlich zu. Am Haltepunkt wurden -18,5° angezeigt. Wir beschlossen, einfach etwas zu faulenzen.

Allerdings - trotz allem Eisenbahnfrust war es mal wieder ein herrlicher Tag gewesen. Wir erlebten ein regelrechtes Wintermärchen. Sonne und Rauhreif, wann hat man das schon mal? Übrigens war die Luft voll von kleinen Eispartikeln, die in einem Kreis um die Sonne eine Art Regenbogen gebildet hatten ("Helio"). Abends schlossen wir den Tag mit einigen Mondlichtaufnahmen an der Talstation. Es war unglaublich, wie hell der Vollmond die Landschaft beleuchtete.

Der skandinavische Mond war fast zu seiner vollen Größe herangewachsen und beleuchtete nun den Berghang des Njulla mit voller Intensität.

Dienstag, 16.02.2002: Abisko - Nachtzug ab Narvik

Und schon hieß es wieder Abschied nehmen von Abisko. Beim Frühstück konnten wir noch nicht abschätzen, ob sich die Wolken zurückziehen würden oder nicht. Daher fuhren wir zwar erstmal nach Björkliden, um ggf noch paar Fotos zu machen, doch nahmen wir lieber gleich alle Sachen mit, um ggf einen Abstecher nach Narvik einzubauen.

TK 92 Abisko T 09.13 > Björkliden 09.22

Das Wetter lockerte am Vormittag nicht mehr auf. Daher stand schnell fest, dass wir Sightseeing in Narvik machen würden.

TK 94 Björkliden 11.14 > Narvik 12.30-4

Nachdem die vergangenen Tage ständig anstelle des Panoramawagens ein Kino/Café-Wagen im TK 94/93 lief, kamen wir heute in den Genuss des planmäßigen Panoramawagens. Dort ließ sich die Fahrt am Ofotfjord entlang natürlich aushalten. Der Panoramawagen war frisch beklebt mit einer Ganzwerbung für verschiedene Sportveranstaltungen, die von Fjällräven gesponsort wurden.

In Narvik ziellos in die Stadt geschlendert. Dann fiel uns ein, dass der Dienstag ja der Tag des Mittags-ARE ist. Zwar war das Wetter noch immer sehr stark bewölkt, doch etwas besseres hatten wir eh nicht zu tun, als uns an das Gleis nach Fagernes zu stellen. Fagernes ist der NSB-Güterbahnhof mit Containerterminal ein Stück südlich von Narvik am Fjord. Allerdings wussten wir nichtmal die ganz genauen Fahrzeiten.

Wir brauchten gar nicht lange zu warten, bis wir tatsächlich Verkehr auf der Strecke nach Fagernes erlebten. Es handelte sich allerdings nicht um den ARE, sondern um eine leerfahrende Erzlok Dm3, die in Richtung Fagernes verschwand. Wo eine Leerlok hinfährt, kommt meist ein Güterzug zurück. Aufgrund dieser Weisheit brachten wir uns für einen etwaigen Zug von Fagernes in Positur. Auch dies war von Erfolg gekrönt (soweit man bei dem trüben Wetter überhaupt von Erfolgen sprechen konnte)! Die Dm3 zog einen Erzwagenpark hoch nach Narvik, der mit Apatit beladen war - einem Stoff, der für die Erzverarbeitung in Kiruna benötigt wird. Das ganze Gespann wurde von einer MTAS-T44 abgeschlossen, die mit Volldampf nachschob.

Die Apatit-Wagen werden auf der untersten Ebene des Erzhafens vom Schiff auf Bahnwagen verladen. Von dort unten kann man nur durch eine Sägezahnfahrt über Fagernes in den Bahnhof Narvik einfahren. Die Wagen werden dann auf mehrere Erz-Leerzüge verteilt und gehen an deren Spitze nach Kiruna.

Plötzlich zeigten sich einzelne Sonnenstrahlen, so dass wir nach einem kleinen Spurt im Erzverladebahnhof doch tatsächlich ein schnelles Sonnenbild von einer nach hinten wegdrückenden Dm3 machen konnten. Leider war die entschwindende Dm3 dann auch die einzige Zugbewegung gewesen... Während wir warteten, wurden wir von einer Alten mit Gehwagen unverständlich angesprochen, die wie der leibhaftige Tod aussah. Dabei zog sie süchtig-verkrampft an einer Kippe. Nach einem Supermarktbesuch, wo wir nochmal Lachs für den Abend im Zug besorgten, bezogen wir unser Zweibett-Schlafwagenabteil.

TK 93 Narvik 15.50 > Arlanda 10.06

Ich liebe ja diese langen Nachtzugfahrten, bei denen man in den Abend hinein fahren und morgens richtig ausschlafen kann. So bezogen wir dann auch sofort nach Abfahrt zwei schöne Plätze im Panoramawagen. Bei der Fahrt über das Bjørnfjell ließen wir uns erstaunlich gutes Reinskarv schmecken. Dann ging es - weiterhin im Panoramawagen sitzend - bei Vollmond und heller Winterlandschaft in den Abend hinein. Den Lachs genehmigten wir uns dann am späteren Abend in unserem Abteil. Gut, dass wir T2 genommen hatten...

Mittwoch, 27.02.2002: Nachtzug an Arlanda - Ludvika - Hamburg

In Arlanda steckten wir unsere Klamotten ins Schließfach. Da ein Urlaub ja bis zur letzten Sekunde ausgeschöpft werden muss, hatten wir erst den letzten Flug ab Arlanda nach Hamburg gebucht, so dass wir noch den ganzen Tag Zeit hatten. Daher erstmal mit einem schon sehr abgenutzt aussehenden und mit tollen Wichtigtuern besetzten Arlanda-Express nach Stockholm gefahren:

AEX Arlanda-Norra 10.35 > Stockholm C 10.56

Da das Wetter mal wieder äußerst bescheiden war, hatten wir uns eine kleine Rundtour ausgedacht:

IC 173 Stockholm C 11.37 > Västerås 12.36+14

Absoluter Wahnsinn! Diese nicht gerade zu den wichtigsten Magistralen gehörende Strecke ("Mälarbahn") war nagelneu von einer gewundenen Eingleispiste zu einer zweigleisigen Schnellfahrstrecke ausgebaut worden! Wir flogen nur so über Seen und durch Wälder. Na ja, einen Eingleisabschnitt gab es dann doch noch - irgendwoher mussten wir ja die Verspätung bekommen...

TiB 8030 Västerås 12.50+10 > Borlänge 15.08+27

Diese elektrifizierte Nebenbahn brachte uns schon wieder mitten in die weiten schwedischen Wälder. Auf dem hintersten Abschnitt Fagersta - Ludvika fahren nur entsprechend wenig Zugpaare, die z.T.(wie unser Zug) von Ludvika auf der Strecke Örebro - Gävle bis Borlänge verlängert werden. Als Fahrzeug kam einer der nagelneuen und in Schweden zur "Landplage" werdenden Regina-Triebwagen, der uns trotz 5er-Bestuhlung sehr gut gefiel.

Nett war die Begrüßung durch den Tf: "Wir begrüßen Sie an Bord von Zug 8030 auf der Fahrt nach --- äh nach ---". Es folgte eine lange Pause, in der erste Fahrgäste "Borlänge" riefen und zu lachen anfingen. Bei einem zweiten Anlauf klappte die Durchsage dann aber...

Zugführerin war eine Mischung aus alter Jungfer und Pippi Langstrumpf. Ich wusste gar nicht, dass frau wieder Zöpfe trägt - sah man allerdings auch bei jüngeren Frauen wieder vermehrt. Sie hatte jedenfalls so richtig blonde Klischee-Zöpfe und dazu einen gestrengen Blick über ihre Brille hinweg, die sie ständig mit der Hand von der Nase wieder hochschieben musste.

Allerdings zeigte sie sich im Laufe unserer von Fahrzeug-Problemen gebeutelten Fahrt und zunehmender Verspätung von einer sehr fürsorglichen Seite und fragte ständig nach benötigten Anschlusszügen. Einmal kam sie eilig durch und fragte, ob denn jemand in Brattheden aussteigen wollte. Wollte keiner. Den Grund sahen wir dann. Aufgrund unserer Verspätung war eine Kreuzung nach Brattheden verlegt worden, wo wir langsam durch das bahnsteiglose Ausweichgleis rumpelten.

Hier zeigte sich für uns mal wieder die "beste Bahn". Auf dieser Nebenbahn mit Schienenstößen sorgten häufige ferngesteuerte Ausweichen für die nötige Flexibilität zum Verlegen von Kreuzungen. Lediglich der dünn befahrene Nordabschnitt verfügte nur über einen Bahnhof, der auch noch besetzt war: Smedjebacken mit tollem EG, Stellwerk draußen und eigener Rangierlok. Auch landschaftlich war dieser Abschnitt der netteste.

Der Bahnhof Borlänge, den wir dann doch noch erreichten, obwohl wir hinter Ludvika mal wieder nach einer Zwangsbremsung 10 Minuten auf Strecke standen, war mitsamt seiner Umgebung aus dem Boden gestampft worden. Weit und breit war kein Supermarkt zu sehen. Daher deckten wir uns für die Rückfahrt nach Arlanda im Bahnhofsbistro ein. Begeisternd war hier (wie gestern auch in Boden) das rege Treiben im Güterverkehr. Es wurde heftig rangiert und die Güterzüge kamen und gingen. Hier in der Umgebung sollte man mal Streckenaufnahmen machen...

IC 845 Borlänge 16.35 > Arlanda 18.43

Zunächst stiegen wir vorn ein, weil dort der Bahnsteig am leersten war. Doch schon bald kam die ganze Meute nach vorn gestürmt und bald stand jemand mit Platzkarte vor uns. Wozu gibt es wohl auch in Schweden Wagenstandsanzeiger, wenn die Leute eh erst nach Zugeinfahrt "ihren" Wagen suchen? Glücklicherweise fanden wir schnell heraus, dass der letzte Wagen ohne Reservierungen und ziemlich leer war. So war auch unsere letzte Fahrt dieses Urlaubes eine richtig nette durch die skandinavische Winter-Dämmerung. Die nächste Tageshelligkeit würde ich an meinem Arbeitsplatz erleben...

Am Flughafen Arlanda konnten wir militärisch aussehende Geschwader von Räumfahrzeugen beobachten, die die Landebahn räumten. Mit ihren gelben Blinklichtern sah das in der Dämmerung sehr fremdartig aus. Dann durften wir feststellen, dass unser Flug eine "neu berechnete" Zeit bekommen hatte: 21 Uhr statt 20.30. Aus den Unterhaltungen anderer Passagiere erfuhren wir wieder mal, dass wir auf unserer Tour tatsächlich immer um die Unwetter rumgekurvt sind. In Südschweden müssen die letzten Tage chaotisch gewesen sein, so dass die Verspätung von "beräknad 30 Min" gar nix war.

LH 3637 Stockholm-Arlanda 20.30+40 > Hamburg-Fuhlsbüttel 22.00+40

Wir hatten zwar einen SAS-Flug gebucht, doch handelte es sich wohl um ein Platzkontingent in einem Lufthansa-Miniflieger. Das Teil war mit chicken Ledersitzen ausgestattet und schön leer, so dass wir uns gut verteilen konnten. Die Stewardess, die hinten bei uns saß (Dienstabteil mit Gardine zum Zuziehen gab es nicht...), wunderte sich, nachdem wir von unserer Tour erzählt hatten, dass wir die Tour heil überstanden haben - "bei den ganzen Unwettern!" Hmm, hatten wir da tatsächlich was verpasst???

So ein Nachtflug ist ja auch was nettes. In Dänemark riss die Wolkendecke stark auf, so dass wir sogar die beleuchteten Brücken über Öresund und Storebelt ausmachen konnten. Kleinere Ortschaften wirkten wie ein Meer von Leuchtdioden. Dann verschwanden wir wieder in den Wolken und wurden ganz gut hin und hergeschüttelt. Doch plötzlich tauchten wir nach unten aus den Wolken hervor und sahen uns fast Aug in Aug mit Michel, Fernsehturm und der übrigen Stadtkulisse Hamburgs.

Tja, für die Fahrt von Fuhlsbüttel nach Bergedorf brauchte ich dann nochmal so lange, wie für den Flug von Stockholm nach Hamburg.

Peter und ich waren der einhelligen Meinung, dass eine sehr eindrucksvolle Tour hinter uns lag.

Wird uns in Erinnerung bleiben: Der Ausblick über den Torneträsk. Auf Wiedersehen!!!

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