Skandinavien Pfingsten 2009 - Teil 1

Copyright by Jan-Geert Lukner

Nach der großen Amerikatour stand jetzt mal eine etwas "beschaulichere" Tour an. Und mit einer Flugzeit von einer guten Stunde lässt sich auch durchaus schon in eine andere Welt eintauchen. Endlich ging es mal wieder nach Skandinavien. Für die einwöchige Tour waren allerdings weniger imposante Landschaften, Wildnis und Gebirge angesagt, als das Füllen einiger Lücken hinsichtlich Streckenaufnahmen oder interessanter Fahrzeuge. Auf der Wunschliste standen folgende Ziele: Kristinehamn im schwedischen Värmland am Nordufer des Vänern, die norwegische Østfoldbahn am Ostufer des Oslofjordes (an der ich noch nie fotografiert hatte), ein Motiv auf einer zweigleisigen Strecke mit Holz-Fahrleitungsmasten bei Drammen und überhaupt der Osloer Vorortverkehr mit den älteren Bm69 im S-Bahn-Verkehr und den lokbespannten HVZ-Verstärkerzügen ins Umland. In Kristinehamn hatten wir schon letztes Jahr (ohne Wetter) gesehen, dass in den von TÅGAB (Tågakeriet i Bergslagen) genutzten Bw-Anlagen ein Sammelsurium von Dieselloks aller NOHAB-Bauarten beheimatet ist. Und was noch besser ist: Diese Loks werden von Kristinehamn auch vor richtigen Zügen eingesetzt! Wir hofften darauf, insbesondere die Rundnasen mal wieder in Aktion zu erleben.

Der günstigste Flug war die An- und Abreise mit Ryan Air ab und an Torp, dem Flughafen bei Sandefjord, der bei Ryan unter "Oslo" firmiert. Schön an diesen periphären Flughäfen ist ja, dass man sich mit dem Leihwagen nicht groß durch irgendwelche Stadtverkehre quälen muss. Als erstes wollten wir uns ostwärts orientieren, denn der Pfingstmontag ist in Norwegen Feiertag, in Schweden jedoch nicht. Der Wetterbericht verhieß für das gesamte Pfingstwochenende ein "Skandinavisches Hoch".

Samstag, 30.05.2009: Hamburg - Kristinehamn

Wie verabredet traf ich im Metronom auf Horst und Werner. Der Zug war gar nicht mal so arg voll und zügig gelangten wir nach Bremen. Dort lösten wir am örtlichen Schalter Strab-Tickets, die man auf bestimmte Weise falten und in den Entwerter stecken musste, und fuhren mit der 6 zum Flughafen. Nachdem wir bei Ryans den Koffer aufgegeben hatten (Check in nennt sich das ja wohl nicht, wenn man Online-Check in wählt. Der Unterschied besteht wohl nur darin, dass man selbst zuhause im Internet und nicht die Ryan-Dame am Schalter die Passnummer in den Rechner haut), nahmen wir in der eigentlichen Flughafenhalle noch ein kleines Frühstück zu uns. Ryan selbst residiert ja in sonem separaten Hangar neben dem eigentlichen Empfangsgebäude.

Ryan Bremen 11.30 > Torp 12.55

Der Flug verlief bei wolkenlosem Himmel angenehm und äußerst pünktlich. Wir konnten unten Bremerhaven, die Elbmündung und die nordfriesischen Inseln sehen. Die Insel-Umrisse zeigten sich bei dem gerade herrschenden Niedrigwasser gar nicht mal so deutlich. Beim Landeanflug konnten wir Porsgrunn, Larvik und den Farris sehen. Die Autoabholung gestaltete sich nun extrem zügig. Das Jungelchen hinterm Schalter wollte nur meinen Perso sehen und schon hatte ich alles in der Hand. Um 13 Uhr saßen wir bereits im Auto.

Als erstes hatten wir gehofft, an einer uns bekannten Stelle südlich Sem einen bald kommenden Bm70 mitnehmen zu können. Doch das Licht für den eigentlichen Blick war noch nicht weit genug herum. So versuchten wir dann mal einen privat aussehenden Feldweg runter zur Bahn zu fahren. Immerhin stand nichts von "Private Property" und "No Trespassing" dran. Das ganze endete dann aber doch sehr privat auf einem Hof, wo wir an einer offenen Scheune wendeten. Als wir zurück fuhren, kam der Bauer angewetzt. Auf unsere Erklärung hin und nach einem misstrauischen Blick auf unser Kennzeichen grüßte er dann aber doch freundlich zum Abschied.

Für den Zug fanden wir nichts passendes und ließen ihn sausen. Nun fuhren wir direkt nach Horten, wobei die Straße abschnittsweise parallel zur stillgelegten, aber nur partiell abgebauten Zweigstrecke Skoppum - Horten führte. In Horten hatten wir noch eine halbe Stunde Zeit, bis die Fähre ablegte. Die Überfahrt quer über den Oslofjord für 91 NOK (bil og fører) und 31 NOK für jede weitere Person war sehr angenehm. Bei Kaiserwetter und ordentlicher Hitze machte die Überfahrt richtig Spaß. Dazu gab es eine Baconpølse und Cola, was will man mehr?

Herrliche Erfrischung an einem wunderschönen Tag: Mit der Fähre von Horten nach Moss über den Oslofjord.

Von Moss aus suchten wir uns ein hübsches Motiv zwischen Råde und Onsøy nahe Ørmen. Hier hatte man schön den See Skinnerflo im Hintergrund. Der erwartete Güterzug kam jedoch leider nicht, der nordfahrende Rt 124 war etwas zu lang für den Ausschnitt und der südfahrende Rt 121 war eine blaue Bm73-Garnitur. Toll, die hat man ja noch gar nicht :-/ Die roten Bm73b finde ich ganz schön. Da sie nur auf der Østfoldbane laufen, habe ich noch (fast) keine Bilder von ihnen. Die blauen Bm73 kommen einem hingegen auf allen großen Fernstrecken vor die Linse.

Leider nur ein "Blauer": Bm73 als Regiontog südlich von Råde am Ufer des Skinnerflo.

Es war Samstag, und deshalb sollte erstmal nichts weiter los sein. Deshalb machten wir uns auf den Weg weiter in Richtung Schweden. Über schöne Nebenstraßen gelangten wir nach Askim. Zwischen Askim und Mysen nahmen wir noch den Lokaltog 182 von einer Feldwegbrücke mit. Der Blick war ganz nett mit Bauernhof und weiten Wäldern.

Blick von der Feldwegbrücke Garseggveien auf die Osloer S-Bahn westlich von Mysen.

Dann setzten wir uns auf die E18 ostwärts. Wir wollten gern die nächsten Tage rund um Kristinehamn verbringen. Die E18 war schön leer und man konnte wunderprächtig fahren. Hinter der Grenze machten wir einen kleinen Stoppover an einem Einkaufszentrum und bersorgten paar Polarbrød mit Tubenkäse und Salami, die wir auf der Fahrt mampften. Dabei versuchte Horst telefonisch, eine Unterkunft in Kristinehamn für uns klarzuziehen, was gar nicht so einfach war. Selbst in einem Hotel wollte man nicht bis 21 Uhr auf uns warten! Lediglich das spartanische Vandrerhjem von unserer letzten Tour erklärte sich bereit, dass man uns um 21 Uhr einlassen würde. Immerhin, damit war das Unterkunftsproblem gelöst!

Bei Grums stellten wir rechtzeitig fest, dass da gerade ein Pz nordwärts unterwegs sein müsste. Also von der E18 runter und an einer Stelle zwischen Vålberg und Edsvalla, wo der Zug schon Frontlicht haben konnte, an einen Bahnübergang gestellt. Lange brauchten wir nicht zu warten, da tauchte ein Zug in reinrassiger blauer Farbgebung auf! Das Motiv war zwar nicht die ganz große Offenbarung, doch freuten wir uns über diese schöne Fuhre bei diesem bestialisch klaren Abendlicht.

Ein abendlicher IC von Göteborg nach Karlstad nördlich von Grums. Wie wir auch später noch bemerkten, war das Umlackieren in die neue schwarze SJ-Farbgebung gegenüber dem letzten Jahr nicht nennenswert fortgeschritten.

Weiter ging es durch Karlstad bis westlich von Kristinehamn. Hier suchten wir die große Fotokurve bei Österviken an einem Erlebnisbauernhof der Marke "Das Landleben präsentiert sich für Stadtkinder" auf. Wir wollten gerade das Auto verlassen, da rief die "Herbergsmutter" unseres Vandrerhjems nochmal an und meinte, dass sie von uns gern Bargeld sehen würde. So mussten wir erstmal einen Geldautomaten suchen, bevor wir die Fotokurve aufsuchen konnten. Einen im daglig grafen ausgeworfenen Sonderzug haben wir dadurch womöglich verpasst. Wir bekamen vor dem Check in lediglich noch einen exakt im Fahrplan verkehrenden Sprøttetåg (Spritzzug) aus der falschen Richtung mit. Der "daglig graf" ist übrigens die am Vorabend im Internet bereitgestellte Version der Bildfahrpläne, in der nur die an jenem Tage verkehrenden Züge, aber eben auch zusätzliche Sonderzüge, verzeichnet sind.

Der Spröttetåg bei Kristinehamn.

Danach war endlich Zeit für eine Dusche in der Jugendherberge. Das waren alles einfachste Verhältnisse, aber was soll's. Das Vandrerhjem war in einem imposanten Backsteingebäude in einer sehr schönen Parkanlage untergebracht. Es handelte sich um das Gelände einer ehemaligen psychiatrischen Klinik unweit der Bahnstrecke westlich des Bahnhofs.

Sonntag, 31. Mai 2009: Kristinehamn - Hasselfors - Kristinehamn

Einen ersten Startversuch gab es ab 5 Uhr. Der erste und sonnstags auch einzige günstige Zug in der Fotokurve mit Seeblick war eine CargoNet-Fuhre und sollte kurz nach 6 durchkommen. Gerade sagte ich noch im Scherz, dass wir ab jetzt den Zug ja wohl hören würden, falls er vor Plan käme, da hörten wir ihn. Er bremste ab und stand nun erstmal vor der Einfahrt. Auch das war im daglig grafen nachvollziehbar, denn eine Linie kennzeichnete Bauarbeiten im Bahnhof. Als die Baustelle geräumt war, durfte der Zug dann - von mir aus dem Küchenfenster beobachtet - einfahren. Wir legten uns erstmal wieder hin.

So stattlich das Gebäude unserer Psychoklinik von außen auch aussieht, so marode war es von innen.

Eine Gesetzmäßigkeit in Skandinavien ist ja, dass bei richtig gutem Wetter möglichst wenig los ist. Deshalb ist in Skandinavien auch am ehesten an Wochenenden schönes Wetter, denn samstags und sonntags ist der Verkehr immer sehr stark eingeschränkt, zumindest zwischen Sa Mittag und So Mittag. Auch heute früh schien die Sonne wieder vom stahlblauen Himmel, ohne dass eine Wolke zu sehen gewesen wäre. Entsprechend wenig Zugverkehr fanden wir im daglig grafen verzeichnet. Eine CargoNet Fuhre westwärts stand um kurz nach 7 verzeichnet. Für die hätten wir vielleicht in der Fotokurve etwas gefunden. Allerdings waren wir etwas unmotiviert, weil die Nummer eher nach einer Lz aussah.

Daher um 6.30 mal aufgestanden zum rasieren. Das erste, was ich aus dem zur Bahnseite gelegenen Waschraum durch das Fenster hören und auch sehen konnte, war der CargoNet Zug. Es handelte sich um einen richtigen Güterzug. Toll! Fazit: Sonntags muss man einfach früher aufstehen... Nun stand aber erstmal wirklich nichts mehr auf dem Programm. Jetzt waren wir allerdings wach, so dass wir entschieden, langsam aufzustehen und mal am Bw vorbeizuschauen. Für Freunde der rundnasigen und auch weniger rundnasigen Loks aus Trollhättan ist dieses Bw nach wie vor eine Show. Leider machen einige der Exponate mittlerweile einen etwas mitleiderregenden Eindruck. Hier nur einige Beispiele von dem, was im Bw so herumstand:

Ausgemustert und Einsatzbestand: My in DSB-Lackierung und Y1 in Värmland-Farben.

Rundnasen im Einsatzbestand: Wir sollten beide am morgigen Tag noch auf Strecke erleben!

Eckigeres aus der Rundnasen-Schmiede: Zwei im Betrieb befindliche MZ. Wir sollten beide sogar heute noch auf Strecke erleben!

Sonstiges Sammelsurium an der Drehscheibe: My in Inlandsgods-Farbe (jetzt TÅGAB), Rc in TGOJ-Farbe (jetzt TÅGAB) und zwei Diesel in SJ/GC-Farbe.

Als einziges Café hatte leider nur Mägges auf. Aber wir konnten froh sein, am Sonntag Morgen überhaupt etwas zu finden. Und wir konnten draußen sitzen. Während wir so da saßen und Horst im daglig grafen blätterte, fiel ihm auf, dass um 9 Uhr ein Zug in Kristinehamn ostwärts starten müsste. Den konnten wir bekommen, wenn er denn fahren würde. Wir schauten mal ein Stück östlich der Stadt an verschiedenen Stellen. Auf halbem Wege nach Björneborg fanden wir eine Stelle, wo was ging. Wir rechneten eh nur halbherzig damit, dass etwas käme und stellten uns mit Blick auf ein Blocksignal erstmal etwas abseits des Standpunktes in den Schatten.

Das Blocksignal war dunkel. Ich rechnete damit, dass es angehen würde, wenn in Kristinehamn die Ausfahrt gestellt wird. Damit hatte ich mich allerdings verrechnet. Als es auf grün ging, war der Zug auch fast schon zur Stelle! Es handelte sich um den mit TÅGAB-Rc bespannten leeren Holzzug 25192, der an sich ganz nett aussah. Allerdings war mir das alles doch eine Spur zu schnell gegangen, so dass ich eigentlich nur einen Notschuss aufnehmen konnte. Nun ja, das Über-Motiv war das ganze eh nicht gewesen.

Leerer Holzzug, bespannt mit Rc in TÅGAB-Farben, östlich Kristinehamn.

Durch die Stadt ging es nun zurück in die Fotokurve. Hier hatten wir immer noch eine halbe Stunde Zeit bis zum ersten Personenzug des Tages um 10.47. Gleich hinter dem IC 630 sollte noch eine andere ominöse Fuhre kommen, deren Zugnummer wir nicht so recht zuordnen konnten. Vielleicht würde das Dingen ja auch vorher kommen. Leider wurde beim Blick von der Buskehre mit Seebucht und Seezeichen im Hintergrund das Licht spitzer und spitzer. Rechtzeitig zum IC wechselten wir zum Erlebnisbauernhof, wo das Licht schon von der anderen Seite kam, aber sich leider für den IC doch noch als zu spitz erwies.

Da nun allerdings noch besagte andere Fuhre und gegen 12 Uhr eine weitere nicht zuzuordnende Fahrt kommen sollten, blieben wir mal da. Leider fehlte es etwas an Schatten. Die Sonne bruzzelte nur so hernieder. Zeitweise eine Tafel zur Erklärung der Entenarten als Schattenspender missbraucht. So gegen 11.30 kam tatsächlich etwas. Eine blaue SJ-Rc als Lz. Suuuper-Zug in dieser langgestreckten Fotokurve! :-/ Wir wussten nicht, ob es nun die verspätete ominöse Fuhre 1 oder die verfrühte ominöse Fuhre 2 vom daglig grafen war und warteten einfach mal weiter. Doch nix kam.

Als kaum noch Schatten da war und bald der westfahrende IC kommen sollte, topften wir uns mal um. Und zwar zu einer Straßenbrücke mit Blick zum Erlebnisbauernhof. Von einigen steinzeitlichen Grabhügeln aus gab es den IC 629, während im Hintergrund die Schwedenflagge am Bauernhof wehte.

Ein IC fährt westwärts: Schwarze Lok und Schwedenflagge am Erlebnisbauernhof westlich Kristinehamn.

Heute war Pendelverkehr angesagt. Für eine zweite in Kristinehamn ostwärts beginnende Zugfahrt begaben wir uns wieder auf die andere Seite des Ortes, wo wir vorhin von dem Blocksignal veräppelt worden waren. Diesmal stellten wir uns gleich in Position. Wir hofften auf einen Holzzug, der mit Rc-Doppel (Farbgebungen von TGOJ und TÅGAB) bespannt schon die ganze Zeit im Bahnhof Kristinehamn stand. Etwa eine Viertelstunde vor der im daglig grafen angegebenen Zeit rollte es dann tatsächlich. Doch statt des voll ausgelasteten Zuges kam eine einzelne MZ vom Abfallentsorger Stena daher. Und als ob die einzelne Lok nicht schon bitter genug gewesen wäre, war sie auch noch ätzend mit Graffiti beschmiert.

Die Stena-MZ östlich Kristinehamn. Wer konnte schon ahnen, dass diese Seite noch schlimmer als die andere Seite beschmiert wäre?

In der Hoffnung, dass die Lok gar nicht die erwartete Fuhre gewesen war, warteten wir noch etwas. Doch insgeheim wussten wir es natürlich, dass das alles gewesen war. Um den nächsten Programmpunkt, einen westwärts fahrenden Hector-Zug, nicht zu gefährden, pendelten wir nun mal wieder auf die Westseite der Stadt. Diesmal stellten wir uns auf die Straßenbrücke bei den Grabhügeln, von der aus man einerseits den Zug in der Ferne mit der Vänern-Bucht Varnumsviken und andererseits nahbei mit der interessanten Österviken-Kapelle und dem Erlebnishof im Hintergrund aufnehmen konnte. Der Zug 41823 kam superpünktlich und sah klasse aus, so sollte es sein! Bespannt war er übrigens mit einer Hector-189.

Der Hector nach Grums mit Baureihe 189 zu Füßen von Östervikens kapellen und dem Erlebnishof.

Es sollte eine dritte Fahrt ab Kristinehamn ostwärts geben. Um 16.26 würde der Zug nach Västervik abgehen, eine recht zuverlässige Fuhre, meist mit der TÅGAB-MZ bespannt. Da die Lok in dem Lack ganz hübsch aussieht, wollten wir sie gern voll ausgeleuchtet, also auch mit Licht auf der Front, bekommen. Wenn man Tageszeit und die meist ostwärtige Fahrtrichtung betrachtet, erkennt man, dass wir vor einer echten Herausforderung standen... Der Karte zufolge sollte es aufgrund der Streckenneigungen dazu nur in der langen Geraden nördlich von Laxå eine Chance geben. Deshalb nahmen wir die knapp einstündige Autofahrt gern in Kauf und suchten ab Hasselfors mal nach Motiven. Es gab hier ein klitzekleines Problem: Die besagte Gerade, auf der das Licht wirklich noch günstig stand, führte mitten durch Wald. Und zwar ausschließlich mitten durch Wald!

Über verschiedene Waldwege fuhren wir an die Bahn ran, dann auch noch über einen Weg mit offener Absperrkette mehr oder weniger parallel zur Bahn. An einer Stelle führte die Bahn durch den Sumpfgürtel des Sees Testen (so hieß der See). Hier war der Wald wenigstens etwas offener. Doch erstmal muss man an die Bahn rankommen können. Beim ersten Schritt abseits des Weges sapschte der Morast unter unseren Füßen. Erst nach einem Umweg durch das nächste Waldstück gelang es uns, tatsächlich die Bahnstrecke zu erreichen. Das Motiv hätte überall in Skandinavien sein können, aber Horst formulierte es positiv: Es war ein für Skandinavien sehr typisches Motiv! Der TÅGAB 48116 kam wenigstens super pünktlich und war tatsächlich mit der schmucken silbernen MZ bespannt. Vorher kam noch IC 637.

Wir haben DAS skandinavische Motiv entdeckt: MZ in TÅGAB-Lackierung im Wald zwischen Kristinehamn und Västervik.

Auf den nachfolgenden IC warteten wir nicht, sondern fuhren lieber schnell dem nächsten Westfahrer-IC 639 voraus. Diesen nahmen wir am See Stor-Björken vom Gelände des prächtigen Ölsboda herrgård aus. Wir hatten Glück; der IC war mit einer blauen Lok bespannt. Eine schwarze Lok hätte man auf diese Entfernung sicher eher nicht gesehen.

IC am Stor-Björke beim Gut Ölsboda.

Nun stand noch der aus Grums zurückkehrende Hector an. Der kam natürlich völlig aus dem Licht heraus, doch kannten wir ein schön freies Stück westlich Strömtorp, wo der 41824 mit Streiflicht-Beleuchtung wunderbar hinein passte. Das war klasse, auch wenn motivlich eine arg hohe Antenne am als Motiv gewählten Gartenschuppen Einfluss auf die Kamerahaltung hatte.

Der Hector westlich von Strömtorp.

Nun schnell zu unserem Fotoabschnitt östlich Kristinehamn weitergefahren. Hier gab es einen westfahrenden X2 (erfreulicherweise Motor voraus) und einen ostfahrenden IC, der mit schwarzer Lok und zwei schwarzen Wagen teils in der Landschaft unterging.

Der X2 mit 300mm Tele und massiver Ausschnittsvergrößerung...

Ein Eisenbahnunternehmen macht sich unkenntlich. Was mag die Marketingleute von SJ bewogen haben, ihr Produkt aus der Landschaft zu entfernen? So schlecht ist die SJ doch auch wieder nicht, dass sie sich verstecken muss...

Wir beschlossen den Abend mit einem Essen beim "Italiener", wo ich nur einen griechischen Salat und Mineralwasser nahm. Nach der Hitze hatte ich keinen großen Hunger. Nach einem Supermarktbesuch ließen wir den Tag auf der Veranda des Vandrerhjems ausklingen. Die Veranda war total baufällig, die Bohlen morsch. Aber man begnügte sich mit einem Warnhinweis und sprach nicht gleich ein Verbot aus. Die Veranda liegt schön auf der Parkseite des Gebäudes.

Montag, 01. Juni 2009: Kristinehamn - Filipstad - Kristinehamn

Beim Aufwachen wieder stahlblauer Himmel, dazu ein Pfingstmontag, der in Schweden kein Feiertag ist! Der daglig graf kündigte uns bereits für den Morgen volles Programm in der Fotokurve am Varnumsviken, also an der Vänern-Bucht, an. Wir begannen um 6.20 mit einem durchgehend blauen IC 622. Danach gab es einen Y1 als 8982. Haupt-Augenmerk lag auf dem TÅGAB-Zug nach Ranheim bei Trondheim, der 7.20 abfahren sollte. Problematisch wurde es, als der X2 mit Planzeit 6.56 nicht auftauchen wollte. Zum Glück warteten wir an einer Stelle, von der aus man in beide Richtungen etwas machen konnte. Denn plötzlich tauchte von Kristinehamn der ersehnete, aber noch zu frühe TÅGAB-Zug 48191 auf. Wir bekamen von hier den Zug zwar nicht in ganzer Länge mit Zug- und Schlusslok rein, doch konnten wir hier auch gut auf die am Schluss laufende My nachschießen. Ansonsten gab es noch den verspäteten X2 452 und einen Värmland-Regina als Zug 8983. Das war schon mal ein guter Start in den Tag gewesen!

Der TÅGAB-Zug zum norwegischen Ranheim bei Trondheim beginnt seine lange Fahrt; die My wird nur für das kurze Stück Trondheim - Ranheim benötigt und läuft erstmal kalt am Zugschluss mit. Da das Zugpersonal unterwegs in Hotels übernachtet, braucht kein Personenwagen mitgeführt zu werden.

Ein Värmland-Regina vor dem Hintergrund des Varnunmsviken.

Jetzt wollten wir uns um die Nebenbahn, den südlichsten Abschnitt der Inlandsbahn, kümmern. Um 8.03 sollte ein VT in Kristinehamn eintreffen, danach war mit dem ersten von zwei nordfahrenden Gz zu rechnen. Mit einem Kaffee-Tankstopp bei Mägges ging es nun zum ehemaligen Bahnhof Nässundet. Dort konnte sogar die Front noch Licht haben. Der Gz 76600 nach Filipstad war mit der Great Northern T43 bespannt und kam pünktlich. Leider war der Lok wohl etwas warm, so dass die frontseitigen Lüfterlamellen weit offen standen und man dort nur in ein dunkles Loch blickte. Wir folgten dem Zug noch bis Storfors, wo eigentlich Rangieraufenthalt sein sollte, doch leider kamen wir hier gerade zurecht, wie sich der Tf schon wieder von der Fahrdienstleiterin verabschiedete. Wären wir ein Stück hinterm Bf an die Strecke gefahren... Nun ja.

Der Bf Värdshus, der in einem früheren Leben (und jetzt in der Sommersaison, wenn die Inlandsbahn-Züge die Touristen vorbeibringen) Nässundet hieß. In dem Bahnhof ist Mittagessen mit Bahnblick möglich:

Aufgenommen im letzten Jahr, während wir auf unser Reinskarv warteten.

Die Great Northern Farbgebung tragen zwei TÅGAB-Loks (die T43 und eine My), seit sie für Filmaufnahmen für den Film „Dancer in the dark“ eingesetzt worden sind. Die T43 war leider etwas verdreckt, die My konnte jedoch gut gefallen. --- Dieser südlichste Abschnitt der Inlandsbahn verbindet Kristinehamn an der Hauptstrecke Oslo - Stockholm mit der weiter nördlich durch die Einsamkeit führenden Bergslagsbahn, an die der Anschluss über ein Gleisdreieck erfolgt. Der T43-Zug biegt hier westwärts ab und folgt damit dem Verlauf der einstigen Inlandsbahn. In Daglösen biegt die Inlandsbahn wieder von der Bergslagsbahn ab und wendet sich nordwärts bis zum Zielpunkt des T43-Zuges in Filipstad. Dahinter ist die Inlandsbahn leider bis kurz vor Mora unterbrochen. Der My-bespannte Güterzug biegt am Gleisdreieck Nykroppa nordostwärts ab und folgt der Bergslagsbahn bis Hällefors, wo ein Stahlwerk für Aufkommen sorgt. Die Bergslagsbahn hat für mich etwas mystisches, so kurvt diese eingleisige elektrifizierte Piste zwischen Kil und Ludvika auf 280 km Streckenlänge immer deutlich nordwestlich der "Zivilisationsgrenze" durch die Berge. Wald und Seen findet man reichlich entlang der Strecke, Ansiedlungen bilden eher die Ausnahme. Die Region Bergslagen hatte reichliche Erzvorkommen, fast jedes Dorf hatte eine eigene Grube, die Ortsnamen enden oft auf -hytta. Die Bergslagsbahn diente dem Abtransport der Erze. Doch heute steht Bergslagen eher für eines der größten und faszinierendsten Netzwerke von Bergwerksmuseen, denn aktiv sind nur noch ganz wenige Gruben. Doch die Bergslagsbahn wird noch immer erhalten - für aktuell an einem Werktag zwischen drei und sechs Zugfahrten. Doch ich drifte ab...

Mit Nordfahrern wurde es nun lichttechnisch immer schwieriger. Ostwärts geneigte Streckenabschnitte gab es kaum. Wir fuhren mal diverse BÜs zwischen Nässundet und Storfors an. Licht auf der Front hätte man nirgends gehabt, und so das Über-Motiv war da auch nicht bei. Horst und Werner suchten sich einen BÜ aus, während ich nochmal zu einem Stück nördlich Nässundet fuhr, wo die Bahn einmal kurz schön nach Osten reinkurvt. Leider war das mal wieder eine "typisch skandinavische" Waldstelle - immerhin mit dem Bonus, dass eine kleine Hütte mit im Bild war, die allerdings zunehmend im Schatten der Bäume vor der Haustür verschwand. Immerhin stand das Licht hier für den 48128 goldrichtig. Dieser Gz nach Hällefors und zurück ist nämlich ein sicherer My-Kandidat. Da wollte ich schon gern eine gut ausgeleuchtete Lok haben. Der Zug war dann mit der Great Northern My bespannt - praktisch mein Wunschkandidat. Horst hätte lieber eine My im normalen TÅGAB-Silber gehabt. Das Tröten bei der Vorbeifahrt hätte nicht unbedingt zu sein brauchen, trotz massiven Schreckens ging allerdings alles gut.

Wahrscheinlich die einzige Stelle auf dem Dieselabschnitt, wo sich Nordfahrer mal richtig schön ins Licht drehen: Im Wald bei Nässundet begegnet uns nun auch die My aus "Dancer in the dark". Somit ist die südliche Inlandsbahn heute fest in der Hand der "Great Northern"...

Wir fuhren jetzt erstmal nordwärts und stellten in Storfors fest, dass wir den Zug gerade eingeholt hatten. Daher versuchten wir, den Zug in Nykroppa nochmal zu erreichen. Nykroppa ist ein sehr langgezogener Ort, also mit ganz vielen 50er-Schildern, teils sogar 30er-Zonen. Das Besondere an diesem Kaff ist allerdings, dass alle Autofahrer, die uns im Laufe des Tages hier begegneten, diese Höchstgeschwindigkeiten noch deutlich unterboten. Nykroppa hat damit das Prädikat "Snake City" verdient. Wir stachen da leider etwas heraus, weil wir es wagten, innerorts zu überholen (wobei wir dazu die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit gar nicht mal nennenswert überschreiten mussten...).

Das Bild, das uns hier von der TÅGAB-My in Great Northern Lackierung gelang, war dann nicht so die Offenbarung. Dafür entdeckten wir, dass das EG wunderschön aussah und sich möglicherweise für die Rückfahrt mit einem blühenden Fliederbusch in Szene setzen lassen könnte. Wir fuhren indes wieder ein Stück zurück, um zwischen Nässundet und Storfors den nordfahrenden Y1 18992 aufzunehmen. Ein Triebwagen in Länstag-Lackierung; der passte hier fast so kurios wie nach Istrien oder so.

Bescheidener Personenverkehr mit Y1 zwischen Nässundet und Storfors.

Nach dieser Tat schauten wir mal in Filipstad, was denn die T43 so macht. Die stand fotogen zur Rückfahrt bereit im Bahnhof und wurde mit dem Knäcke-Werk im Hintergrund abgelichtet. Horst wusste noch ein Streckenmotiv in der Einfahrt nach Daglösen für diesen Zug, daher begaben wir uns dort mal hin. Das Motiv erwies sich tatsächlich als hübsch. Gerade hatten wir uns entschieden, zum Wenden nicht über den BÜ zu fahren und sägten mühsam auf der engen Straße hin und her, da gingen vor uns die Schranken runter. Was für ein Glück. Wir verließen fluchtartig das quer auf der Straße stehende Auto und konnten den Zug schön aufnehmen.

Knusper knusper knasa, wer knäcket an min Wasa? Filipstad ist Haupt-Produktionsort und Sitz der bekannten Knusperbrot-Marke, und die T43 wird sich größte Mühe geben, ihre Fracht unzerbröckelt nach Kristinehamn zur Übergabe an Green Cargo zu bringen.

In Daglösen musste es schnell gehen, da blieb keine Zeit zur Parkplatzsuche...

Leider waren im Norden schon die Vorboten des angekündigten Wetterumschwungs in Form von massiven Wolkenfeldern zu sehen; schade! Wir fuhren nun aber für die Rückkehr des My-Zuges erneut nach Nykroppa, wo wir am Bahnhof im Gras sitzend für das Flieder-Motiv warteten. Horst war mit dem Begriff "Snake City" übrigens gar nicht einverstanden: "Wie kannst Du dieses 'Kaff' nur City nennen?" Ich war gerade fertig mit Tagebuchschreiben, da bimmelte der Bahnübergang. Die Great Northern My mit 48127 kam neben Fliederbusch und EG recht nett. Der spitze Lichtstand, ein generelles Problem für die beiden Rückfahrten, war hier nicht ganz so schlimm.

Drei Schönheiten nebeneinander: Kann es die TMY 106 mit dem gepflegten EG von Nykroppa und dem Fliederbusch aufnehmen?

Zügig nun durch den Ort zur Hauptstraße zurück, wobei ich erneut eine Schnecke überholen musste. Meine Güte, ist das immer derselbe, der mit 20 durch den Ort juckelt? Unfassbar! In Storfors bemerkten wir von der Brücke über die Bahn, dass unten die BÜs geschlossen waren. Also hatten wir den Zug schon eingeholt. Etwas entspannter nun weiter bis Solliden gefahren, wo wir einfach mal vom Bahnübergang fotografieren wollten. Auf dem Weg zum BÜ kamen wir allerdings an einer Baumgruppe entlang, unter der die Rindviecher lagen. Das gefiel mir als Motiv so gut, dass ich einfach mal den Zug als Nebensache und doch seitlicher, als vom Lichtstand her günstig gewesen wäre, aufgenommen habe.

Wieder mal musste unser Standpunkt am Blocksignal östlich von Kristinehamn herhalten, diesmal für einen IC.

Tja, damit war, bis auf einen nachmittäglichen Y1, das Nebenbahnprogramm erstmal vorbei. Wir begaben uns deshalb wieder zur Hauptstrecke, wo wir erstmal an der von gestern bekannten Stelle einen IC abgewartet haben. Dann war etwas Zeit, die wir zu einer Erkundung in Richtung Kristinehamn und zu einem Tankstopp nutzten. Danach sollten drei Güterzüge ostwärts durchkommen. Leider hatten die keine Chance auf beleuchtete Front mehr. Wir stellten uns an einen Acker unweit der bekannten Stellen und warteten einfach mal. Im Norden standen mittlerweile einige sehr fotogene Wolken am Himmel. Leider kam nur ein einziger leerer Holzzug 6608 und sonst nichts. Insbesondere über das Ausbleiben der TÅGAB Västervik-Fuhre wunderten wir uns.

Leerer Holzzug und ein bisher auf dieser Tour nicht gekanntes Naturphänomen: Wolken! Zum Glück erstmal nur im Hintergrund...

Als es Zeit für einen westwärts fahrenden IC wurde, wechselten wir mal wieder rüber zur Fotokurve am Erlebnishof westlich des Ortes und richteten uns am Vogelbeobachtungsplatz mit schönem Blick auf die Bucht Varnumsviken häuslich ein. IC 637 gab es hier, dann kam auch noch ein Y1 als 8989. Leider fehlten hier etwas die Güterzüge.

Ein Värmland-Y1 zu Füßen des Erlebnishofes. [M]: Vogel-Ex verwendet.

Für den nächsten IC fuhren wir mal um das letzte Stück der Bucht herum zu einem Gutshof. Von dem Anwesen, auf dem der Flieder prächtig blühte, führte eine Allee hinab zum Vogelschutzgebiet bzw Schilfgürtel der Bucht. Hier stand ein Vogelbeobachtungsturm, der auch die Beobachtung der Züge rund um die Bucht herum zuließ. Etwas früher am Tage hätte man hier auch die Östervikens kapelle und den Erlebnishof gut als Hintergrund gehabt. Hier fotografierten wir Regina 8992, IC 639, Regina 8993 und Y1 8981. Bei letzterem habe ich leider geloost. Ich wollte den Einteiler mit 300mm aufnehmen, hatte damit aber vorher Landschaft und Vögel aufgenommen. Deshalb stand die Belichtung auf 1/250, so dass der seitlich aufgenommene VT unscharf geworden ist.

Blick vom Vogelturm über Varnunmsviken auf einen IC. Vor grasegrüner Wiese hebt sich sogar eine schwarze Lok ab. Rechts vom Zug ist übrigens ein Seezeichen zu sehen.

Direkt beim Vogelturm befand sich der Flughafen von Kristinehamn, auf dem gerade Formationsflug geübt wurde...

Nun fuhren wir wieder zur Fußgängerbrücke am Erlebnishof zurück. Hier wollten wir zum Abschluss noch den X2 mitnehmen. Doch "endlich", nachdem sie uns den ganzen Nachmittag als Hintergrund gedient hatten, traten die Wolken so "richtig" ins Spiel. Die Sonne verschwand mehr und mehr hinter den im Nordwesten aufgekommenen Wolken. So natürlich auch bei Zugdurchfahrt. Schade drum, aber was solls. Die Sonne zeigte sich irgendwann zwar nochmal kurz, doch weiteres Warten lohnte sich nicht mehr. So steuerten wir mit Schlenker über Coop, wo wir Abendessen besorgten, die Veranda unseres Vandrerhjems an. Dort konnte man an diesem lauen Abend noch wunderbar sitzen.

Dienstag, 02. Juni 2009: Kristinehamn - Sarpsborg

Dies war der erste Morgen, an dem der Blick beim Aufwachen auf eher bedeckten Himmel fiel. Dabei blieb es nicht. Nach dem Aufstehen goss es in Strömen. Beim Einladen des Gepäcks ins Auto mussten wir schnell machen, um nicht durchnässt zu werden. Wir steuerten die E18 an und fuhren westwärts. Horst hatte mit seinem Handy paar Internet-Wetterdaten abgerufen. Es sprach nichts dagegen, den nächsten Programmpunkt in Form der Østfoldbane in Angriff zu nehmen. Zwar hätte man gewiss gern noch bei Kristinehamn das eine oder andere Produkt aus dem Hause NOHAB fotografiert (also My, Mz oder auch ne T43). Aber so ungünstig, wie die Züge auf der Dieselpiste fuhren, war es auch schon für einen Tag mühsam, Motive mit guter Ausleuchtung zu finden. Und der Regen erleichterte uns den Abschied...

Unterwegs machten wir Stopp in einem Värdshus. Statt des erhofften Frühstücksbuffets gab es leider nur ein bestimmtes Frühstücksangebot mit soner Art Milchreis (wahlweise auch Müsli), einem labbrigen belegten Brötchen, einem Ei und natürlich Kaffee. Bei einem Preis von rund 5 Euro konnten wir aber nicht meckern... In Karlstad schauten wir noch am Bahnhof vorbei. Hier gab es auch einen offenen WLAN (nicht von der SJ, irgendwas privates). Per Notebook ließen sich die einschlägigen Wetterberichte nochmal etwas übersichtlicher anschauen. Grundsätzlich wurde unsere Richtung aber bestätigt. Bis Do-Mittag sollte es am Oslofjord gute Chancen auf Sonne geben.

Zurück zur E18 war ein Autofahrer vor uns, der aus Nykroppa sein musste. Denn eine Variante des Blockierens kann man mangels Ampeln in Nykroppa nicht praktizieren: Wie fahre ich möglichst so langsam an eine Ampel ran, dass sie vor mir oder meinem Hintermann auf Rot gehen muss? Horst meinte noch: Der fährt so langsam, weil er Angst vor einer Elch-Kollision hat. Mitten in Karlstad...

Die Fahrt auf der E18 durch die weiten Wälder war wieder sehr entspannend und relativ ereignislos. Hübsch ist eine an einem See gelegene Raststätte, die offensichtlich aus den Gebäuden einer längst verflossenen Nebenbahn (Åmål - Årjeng) besteht, welche malerisch am Seeufer entlang führte. Selbst der Wasserturm stand noch. In Mysen suchten wir den Bahnhof auf, wo zufällig gerade ein Sonderzug eintraf, dem irgendwelche Leute mit Clipboards und Kameras entstiegen, der aber auch nur aus einem normalen Bm72 bestand. Der Planzug Lt 169 kam dann auch noch.

Mysen: Der Sonderzug ist nach Gleis 2 wegrangiert worden. Während in Gleis 1 der Planzug einfuhr, wurden die Sonderzug-Reisenden gebeten, einzusteigen (wozu sie das Gleis des Einfahrenden queren mussten...).

Nun fuhren wir südwärts. Nächster Anlaufpunkt war Sarpsborg. Einer der ersten Eindrücke von Norwegen, der mir von der Zugfahrt Kopenhagen - Oslo anno 1990 im Hinterkopf geblieben ist, war eine Brücke in Sarpsborg, neben der sich das Wasser der Glomma in die Tiefe stürzte. Es handelte sich um den Sarpefossen, und 19 Jahre später wollte ich hier mein erstes Foto machen, nachdem wir zuvor im Internet ein ganz nettes Bild von einem Zug hoch oben auf der Brücke mit dem Wasserfall im Vordergrund gesehen hatten. Die Glomma entspringt übrigens im fernen Røros und ist mit 601 km Länge Norwegens längster Fluss.

Die Brücke fanden wir schnell, doch den Fotostandpunkt überhaupt nicht. Wir stellten uns auf die parallele Straßenbrücke, um in südlicher Richtung nach potentiellen Standpunkten zu schauen. Doch wenn wir diese Punkte dann aufsuchen wollten, standen wir schnell an irgendwelchen Werkzäunen. Praktisch das gesamte Ufer der Glomma war auf beiden Seiten von Industrieanlagen gesäumt. Leider hatten wir das Bild nicht ausgedruckt dabei gehabt; so waren wir nichtmal sicher, von welchem Ufer es überhaupt aufgenommen war. Nach einer Stunde Rumgekurve über die engen Straßen runter ins Flusstal und einer großen Runde um ein riesiges Werk am Nordwestufer waren wir uns sicher: Der Fotograf muss auf Werksgelände gestanden haben. Zwar hatte das Wetter seit der norwegischen Grenze immer mehr aufgemacht, doch waren es noch viel zu viele Wolken, als dass sich eine Nachfrage nach Zutrittserlaubnis am Werkstor gelohnt hätte. Hier der Link zu dem gesehenen Bild; es geht um das untere in dem Beitrag: Klick.

Lediglich aus der Nähe und ohne Wasserfall konnte man die Brücke fotografieren, aber das war nicht halb so spannend. Zwar warteten wir hier mal auf einen Regiontog, doch erstens waren zu viele Wolken da und zweitens kam der Zug nicht. Statt dessen erregte ein Nettbuss (Tochtergesellschaft der NSB) unsere Aufmerksamkeit. Per Handy bekamen wir Gewissheit: Bauarbeiten zwischen Sarpsborg und Halden; zum Glück nur von 9-14 Uhr.

Da es weiter westwärts um einiges sonniger aussah, machten wir uns dorthin auf den Weg. Genau dort lagen die Motive, die wir vergangenen Samstag gesehen hatten, und die von Nil's 2007er Tour. Als wir südlich Råde bei Ørmen eintrafen, entdeckten wir paar schöne Stichwege abseits der stark befahrenen Hauptstraße, an denen man entspannt auf Züge warten konnte. Als erstes "überraschte" uns der minutiös pünktliche Gz 45955 mit gedeckten Autotransportwagen. An der Stelle nahmen wir in verschiedenen Varianten dann noch Rt 122 von Süden, Rt 124 von Süden (am BÜ Stück südlich), Rt 121 (blaurotes Doppel), Rt 141 (roter Einteiler). Weitere Personenzüge und ein El14-bespannter Holzzug blieben wegen Wolke unfotografiert.

Green Cargo Frachtenzug aus Drammen, der praktisch nur Autotransportwagen führt.

Bm73b nördlich von Onsøy.

Zweifarbiger Doppelzug aus Bm73 und Bm73b bei Ørmen.

Als der Entspannung genüge getan war, machten wir rüber zu einer Stelle unmittelbar nördlich des Bf Onsøy. Mittlerweile waren die hübschen Fotowolken vom Himmel verschwunden und hatten fetten Schleierfeldern Platz gemacht, die uns z.T. doch erheblich das Licht nahmen. Beim ersten lokbespannten Personenzug Rt 123, der aus El18 und einer reinrassigen B3-Garnitur im Tomatsuppe-Design bestand, schien die Sonne freundlicherweise mal wieder richtig schön. Vor so einer reinrassigen Garnitur fällt besonders stark auf, wie wenig die altfarbene Lok dazu passt. Ob es für die El18 noch eine Neulackierung gibt, bevor die große Flirt-Invasion kommt?

Lokbespannter Verstärkerzug im Berufsverkehr ab Oslo. Als ich vor 14 Monaten das letzte Mal in Norwegen war, sah man so gut wie keine Wagen in der neuen "Tomatsuppe"-Farbe, jetzt begegnen uns hier die reinrassigen Garnituren. Und die Østfoldbane sollte nicht die einzige Strecke sein, die reinrassig auf Tomatsuppe umgestellt worden war.

Wir wollten hier auch den zweiten lokbespannten Zug eine Stunde später in leichter Variation nehmen, doch die Schleier gewannen immer mehr an Stärke und Umfang. Da es südostwärts besser aussah, fuhren wir dem Zug mal voraus. Die Bahn schlägt einen fetten Haken, denn von Oslo kommend wird erst Fredrikstad und dann das nördlicher gelegene Sarpsborg angefahren. Auf der Straße kann man diesen Haken abschneiden. Bei Skjeberg erreichten wir die Bahn wieder und, nachdem wir ein Rudel Radfahrer überholen konnten, fanden wir ein Motiv an der Nordeinfahrt von Ingedal. Die Sonne schien immerhin, aber nur extrem matt. Dennoch kam Rt 125 mit einer weiteren reinrassigen Tomatsuppe-Garnitur ganz passabel hier.

Der zweite Lokbespannte dieses Nachmittags nördlich von Ingedal.

Nun war an Sonne für weitere Züge aber wirklich nicht mehr zu denken. Daher fuhren wir nach Sarpsborg zum Vandrerhjem Tuneheimen, wo wir noch freundlich aufgenommen wurden. Meine Güte, was für ein Unterschied zu unserer Herberge in der Psychoklinik Kristinehamn! Ein freundliches Ambiente mit schöner, skandinavisch-wohnlicher Einrichtung empfing uns. Die Zimmer waren zwar im zweckmäßigen JH-Stil eingerichtet, aber immerhin mit Dusche/WC.

Zum Abendessen zogen wir nochmal los in die Stadt, wo wir in einem griechischen Restaurant gespeist haben. Die Auswahl war verglichen mit deutschen Griechen sehr eingeschränkt; Athen-Platte oder Hellas-Grillteller gab es nicht :-) Meine Bifteki mit Reis kosteten zusammen mit dem Mineralwasser rund 30 Euro...

Fortsetzung

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