Schotterausflugszüge und schwerer Containerlückenverkehr - Skandinavien Juli 2023

Autor: Jan-Geert Lukner. Alle Rechte am Text und an den Bildern liegen beim Autor.

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Bei der Vorbereitung der Reise gab es gar Ungewohntes, aber auch durchaus Erfreuliches. Wir wollten, wenn wettertechnisch irgend möglich, ganz in den Norden. Aber die Flugverbindungen passten alle irgendwie nicht so, und in Norwegen waren die Leihwagen noch irre teuer, so dass auch Trondheim tendenziell ausschied. Ein idealer Ausgangspunkt, von dem man notfalls alle Richtungen offen hat, ist das schwedische Östersund. Und irgendwie hatte ich doch was in Erinnerung, dass zumindest saisonal ein Nachtzug von Malmö dort hin fährt. Bei Snälltåget wurde ich dann fündig. Zweimal die Woche wollte man von Malmö gen Jämtland starten. Schlafwagen waren nicht im Angebot, aber man konnte ein ganzes Liegewagenabteil buchen. Mit rund 130€ pro Person und Richtung war das vielleicht kein Schnäppchen, aber noch durchaus ok.

Und ich sollte die Reise komplett als Vollzahler durchführen. Für den Öresundtåg hätte ich eh die 17€ zahlen müssen, und ich fand für Hin- und Rückfahrt Supersparpreise Hamburg – Malmö, ein Weg für 37€. Ich hätte auch 1.Kl für um die 50€ genommen, doch wurden mir bei der Platzwahl zu meiner Überraschung nur Abteile angeboten. Also deutscher IC1 statt dänischer IC3. Abteil ist nur schön, wenn man es für sich hat. Also 2.Kl. Ziemlich am Bibbern war ich vor der Tour wegen der Streik-Situation bei der Bahn und suchte schon nach Langzeitparkplätzen in Padborg oder Tinglev. Aber das Thema war in der Vorwoche zum Glück erstmal abmoderiert worden.

Samstag, 01.07.2023

Und so rollerte ich mit ausreichend Sicherheitsmarge, wie ich es mir bei der Fliegerei angewöhnt hatte, zur Bushaltestelle, zum Metronom und mit diesem zum Hauptbahnhof, wo ich um 6 Uhr eintraf und wo schon gut was los war. Man hörte viele dänische Stimmen.

IC 1198: Hamburg Hbf 6:45 - København H 11:45+33

Meine Reservierung führte mich vermutlich in den vollsten Wagen. Und in der vorderen Gepäckablage lag bereits exakt mein Koffer. Unglaublich! Ich wuchtete meinen lieber mal an meinem Platz hoch. Der Platz war zwar rückwärts, aber der neben mir blieb frei, also alles im grünen Bereich. Als wir uns exakt mit Zeigersprung in Bewegung setzten, widmete ich mich dann auch direkt mal meinem Frühstück. Auf Höhe Langenfelde fingen die Zugbegleiter an, sich dem Schaltschrank näher zu widmen. Der Grund lag auf der Hand: Der Wagen war komplett dunkel. Zum Glück hatte ich gerade das erste Brötchen aufgegessen, da richtete die Zugchefin das Wort an die Reisenden. Sie informierte nicht nur über den Stromausfall, sondern sie fing an, den Wagen zu räumen. Ich sah zu, nach vorn umzuziehen, bevor die anderen Reisenden realisiert hatten, was von ihnen verlangt wurde.

Im zweiten Wagen waren die ganzen Bahnbonus-Plätze, die auch noch als solche ausgeschildert waren. Da saß kein Mensch. Ich konnte mir einen wunderbaren Vorwärtsplatz aussuchen und das Reisen genießen. Träumend ging es durch die verregnete Landschaft. Und das zweite Brötchen schmeckte doppelt gut.

So ging das bis Schleswig. Da fiel eine "lustige Herrenrunde" über den Wagen her. In den Sitzreihen verteilt stehend (!) und mit Bierdosen in der Hand wurde nun lauthals palavert. Da halfen auch die Apocalyptica auf den Ohren nichts. Dabei standen die (zum Glück) fünf-sechs Reihen weiter. Einfach nur nervig.

In Padborg fiel dann die Polizei über den Zug her. Aber man interessierte sich offenbar nur für Dunkelhaarige, der Rest wurde ignoriert. Die Grenzkontrolle wurde dann auch gleich mal so gepflegt überzogen, dass der IC, der sieben Minuten nach uns fahren sollte, vorgelassen wurde. Wir fuhren mit +10 hinterher.

Hinter Tinglev bin ich dann hin zu der Schleswiger Herrenrunde und hab freundlich drum gebeten, etwas leiser zu sein. Sie sollten zumindest wissen, dass nicht alle Leute im Wagen das Gegröle toll finden. Der Reaktion nach hatte man sich das wohl als Allerletztes vorstellen können. Aber immerhin wurde widerstrebend Entgegenkommen signalisiert. Und die Lautstärke mochte dann tatsächlich eine Spur runtergefahren worden sein. Manchmal jedenfalls. Für ne Viertelstunde. Na gut, mehr konnte ich nicht machen. Die anderen Reisenden - auch die, die zwischen den Grölenden saßen - störten sich daran offenbar nicht. Das erhoffte Nickerchen nach der kurzen Nacht mochte sich so aber nicht einstellen.

Die Fahrplangestaltung auf deutscher und dänischer Seite unterscheidet sich in einem Punkt gravierend: In Deutschland wurde viel rumgebummelt bis hin zu fünf Minuten Stillstand vor Neumünster. Aber zwei Betriebsstellen später war der Zug wieder pünktlich. Auf dänischer Seite wurde auch immer wieder rumgebummelt. Aber jede einzelne Minute Bummelei wurde aufs Verspätungskonto eingezahlt. Als Festgeld. Unkündbar. So verließen wir Odense +16. Bauarbeiten mit eingleisigem Betrieb vor Nyborg mit Abwarten eines Gegenzuges erhöhte die Verspätung beim Inselhopping von Fyn via Sprogø nach Sjaelland auf +25. Der Zug war mittlerweile richtig voll geworden, so dass ich ab Odense auch nicht mehr allein saß.


Mit dem deutschen IC1 übers Wasser...

Ab Ringsted ging es über die Neubaustrecke via Køge Nord. Die kannte ich natürlich auch noch nicht. Die Strecke war komplett ohne Signale. Nicht auf die griechische Tour, sondern mit ETCS. Das war ja einer der Gründe, weshalb man diese Züge auf nice DSB Vecci und deutsche IC-Wagen umgestellt hat. Die deutschlandfähigen IC3 sollen wohl kein ETCS haben, wenn ich das richtig verstanden habe. "WIFI on ICE" war in diesem Zug der DSB übrigens bis København vollempfänglich verfügbar...

Die Schleswiger Kneipenrunde hat übrigens durchgehalten. Dreieinhalb Stunden lautstarke Unterhaltung ohne jegliche Rücksichtnahme. Das ist eine Art von Ignoranz, die man in dieser geballten Form im Auto nicht hat. Und im Flugzeug im Zweifelsfall kürzer... Der X2 nach Stockholm hat immerhin gewartet. Nicht auf mich, aber auf alle, die ihn brauchten.

ÖT 1066: København H 12:27+9 - Malmö C 13:06+9

Der Kopenhagener Hbf machte einen ähnlich überlasteten Eindruck wie der Hamburger. Der Öresundzug nach Göteborg war mit Ziel Mölndal angezeigt. Vielleicht baubedingt. In Malmö lief ich ein Stück am Wasser lang zur Hyllies Brauerei, in deren Ausschank Yannick schon beim zweiten Bier saß. Das Skåne Lager war ganz süffig.

In die Wetterberichte hatte ich letzte Woche nur einmal geschaut. Da sah das alles nicht so ganz verkehrt aus. Yannick konnte diese verhaltene Begeisterung nicht so teilen. Und ein neuer Blick in den Wetterbericht ergab, dass exakt heute der letzte schöne Tag sein soll und dann nix mehr. Wie letztes Jahr (wo ich dann richtigerweise auch nicht mehr losgefahren bin) und auf mehreren Touren zuvor. Nun weiß man ja, dass Wettervorhersagen und Norwegen nicht so einfach zusammenzubringen sind, aber der Traum vom stabilen Hoch, bei dem man einfach mal Motive abarbeiten kann, schien schon wieder ausgeträumt. Na ja, mal sehen, was am Ende das Fazit ist.

Fakt ist, dass wir uns beide nicht vom Wetter südwärts treiben lassen wollten, dass wir wirklich Nordlandsbahn wollten und das notfalls auch mal aussitzen. Und wenn es am Ende ein Wanderurlaub gewesen sein soll, so sei es halt so.

Im Bahnhof kauften wir bei Coop bischen Proviant ein, dann konnten wir uns auch schon in den Zug setzen, der bereits um 15 Uhr bereitgestellt war. Das Wagenmaterial war echt museal, die Liegewagen hatten Knalltüten. Nur die Übersetzfenster - die durften natürlich nicht sein und waren irgendwann durch Klappfenster ersetzt worden. Das Abteil roch noch genauso, wie ich es von vor 30 Jahren kenne. Meine Güte, bin ich alt...

Snälltåget 3920: Malmö C 15:55 - Östersund 6:05 ca-60

Die Fahrt war gemütlich. Draußen viel Wald und Regen, und wir konnten es aus unserem eigenen Abteil genießen. Dazu etwas Coop-Salat mampfen - ja, das war Reisen. Ich hatte nun gut Hüngerchen, aber zu viel durfte ich auch nicht vom Salat essen, denn für 18 Uhr hatten wir einen Tisch im "Krogen" reserviert. Wobei da natürlich nicht mit den Riesenportionen zu rechnen war. Die Speisekarte ließ nur eine kleine Auswahl, an Fleischgerichten genau zwei, Hähnchen in Weinsauce und "Husmannsbiff", was nichts anderes als eine Frikadelle war, mit Kartoffelraspeln. Das wählten wir. Und für Mikrowelle war es sogar ausgezeichnet. Leider war als Bier das hauseigene "Snäll Lager" nicht verfügbar. Die einzige Alternative war Münchner Spaten. Die Tisch-Reservierungen gelten immer für eine Stunde. Da gegen 19 Uhr auch ordentlich Zulauf war, gab es keine Chance, länger zu bleiben. Aber im Abteil war es ja auch gut.

Sonntag, 02.07.2023

Für Nachtzugverhältnisse habe ich glaubich ganz gut geschlafen. Als ich um 5:15 aus der Koje kroch, dachte ich, dass wir in Ånge ständen. Doch das Bahnhofsgebäude vorm Fenster war definitiv nicht Ånge (das der Zug in Wirklichkeit ja auch umfährt!). An irgendein mir bekanntes und schon fotografiertes EG erinnerte es mich aber. Hmmm... Ups, ja, ich habs: Östersund! Wir waren schon da! Nun verfielen wir allerdings nicht in Panik, sondern erledigten erstmal unsere Morgengeschäfte - so gut dieses im Klo eines Liegewagens möglich war. Gab es nicht früher auch mal Waschräume? Seife war auch nicht im Spender, doch insgesamt war das Klo jetzt nicht unbedingt dreckig.


Bekommt man da nicht Lust zum Türenknallen? Snälltåg 3920 ist ca -60 in Östersund angekommen und wartet nun auf die Planabfahrtszeit. Er ist der einzige Fernzug, der momentan über Duved hinaus bis Storlien fährt.


Paar abgestellte Norrtågs stehen hier auch. Und es gibt eine neue Fußgängerbrücke, denn offenbar will man auch in Östersund die Uferzone am Wasser (hier: Der Storsjön) urban erschließen.

In Östersund empfing uns Sonne. Sehr punktuell, aber sie schien. Und diese herrlich würzige Kräuter-Luft war wieder da. Zu dieser Stunde am frühen Sonntagmorgen herrschte rund um den Bahnhof richtig Highlife. Aber alles sehr entspannt. Einige warteten an der Bushaltestelle, andere auf ihre Abholer. Alle genossen die Morgensonne. Wir waren mit dem Hertz-Mann um 7 Uhr verabredet. Da hatten wir noch etwas Zeit, aber bereits 6:50 blickte sich ein Herr in Hertz-Jacke suchend auf dem Bahnhofsvorplatz um. Er hatte sogar zwei Umschläge mit Schlüsseln dabei; das hatte sich ja direkt für ihn gelohnt. Leider hatte es nicht das gebuchte Automatik-Fahrzeug gegeben, aber ansonsten war es der gebuchte Volvo RC40. Und wegen der Automatik wollte ich jetzt auch keinen Aufstand machen. In Skandinavien sind die Straßen gerade, da muss man nicht so viel auf und ab schalten wie in Italien oder so. Nach paar Stunden Fahrt sollte mir allerdings die Automatik bereits fehlen. Unglaublich, wieso sich Leute freiwillig Schaltgetriebe kaufen... An der Bw-Zufahrt lauerten wir der ausfahrenden Inlandsbahn 89425 nach Mora und der Bereitstellung des Zuges nach Gällivare auf. Zu unserer Überraschung waren beides immer noch Y1. Wir hatten mit LINT gerechnet.


Inlandsbahn 89425 nach Mora verlässt den Bahnhof Östersund, vorbei an abgestellten Green Cargo Loks.

Leider waren nördlich von Östersund schon wieder massiv Wolken zu sehen. Deshalb versuchten wir, dem Nordfahrer nochmal so nah wie möglich an Östersund zu begegnen. Wir warteten am ex Hp Litsnäset, doch bald hatten auch dort die Wolken klar die Oberhand. Wir setzten uns auf die E45 und fuhren stramm nordwärts. Yannick orakelte, dass man abends im Zielgebiet bei Bodø Sonne haben könnte. Und da man dort noch den Dagtog erwischen könnte, machten wir nun auch keine Pause mehr. Nach zwei Nächten mit eher wenig Schlaf setzte nach zwei in Strömsund erworbenen Ekel-Baguetts (ok, das eine war in Ordnung) ganz gut die Müdigkeit ein. Aber wir konnten uns ja mit Fahren abwechseln. Dem Fahrtfortlauf zuträglich war der Umstand, dass ab Hoting überhaupt keine Sonne mehr schien.

Es ging die E45 hoch bis Slagnäs, dann via Arjeplog und die 95 übers Gebirge ins norwegische Junkerdalen, wo wir bald auf die E6 stießen. Da waren wir also von der EU in die NATO eingereist. Erst über dem Saltfjord lockerten die Wolken auf. Am besten sah es bei Bodø aus. Yannick hatte im Ortsbereich ein gar nicht nach Ortsbereich aussehendes Motiv von einer Brücke ausgemacht, wo wir auf Rt 481 warteten.


Nordlandsbanens Dagtog Rt 471 (heute allerdings als Rt 481) hat sein Ziel Bodø erreicht. Nicht nur fast, denn wir befinden uns bereits im Stadtgebiet! Zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, dass... Ach, lest einfach weiter.

Für einen Talent der Gegenrichtung hatte ich eine nette Stelle bei Løding im Hinterkopf, die wir direkt mal aufsuchten. Das Motiv lag in der Sonne, der Talent aber nicht. Suuuper. Langsam stellte sich die Abendessenfrage. Der Extra-Markt in Løding warb auf dem Parkplatz groß mit der Salattheke. Dumm nur, dass heute lediglich der spezielle "Sonntagsmarkt" aufhatte, ein besserer Großkiosk. Ohne Salatbar natürlich. Deshalb musste erstmal das Polarbrød mit Tubenkäse herhalten. Zugtechnisch sollte noch ein Güterzug kommen. Die Wolken nahmen aber bereits wieder fast den ganzen Himmel ein. Wir relaxten ein wenig bei Mjønes. Ziel war aber nur noch den Zug anzuschauen. Statt dessen gab es auf dem Weg ins Hotel in Rognan noch nen Talent bei Setså.


Zwischen Fauske und Rognan kommt uns Rt 479 bei Setså am Ufer des Saltdalsfjordes entgegen.

Im Rognan Hotell bekamen wir ein schönes Zimmer ganz oben und ganz hinten, abseits des Trubels. Danach gab es eine kleine Runde durch den Ort, der mich von Aufbau und Lage irgendwie an Mosjøen in klein erinnerte, und einen Kebab in der örtlichen Gatekjøkke (="Straßenküche", quasi Imbiss-Tradition auf skandinavisch). Danach fuhren wir nochmal für den Nachtzug raus, vergeblich natürlich. Und dann wollten wir nur noch schlafen...

Montag, 03.09.2023

Wie ein Stein geschlafen. Allerdings hatte ich mir den Wecker auf 5:15 gestellt, damit man um 6 losfahren könnte, um den Nachtzug auf dem Fjell zu machen. Wenn Wetter ist. Als wenn man das von Rognan absehen könnte, ob auf dem Fjell die Sonne scheint, haha. Die Suche nach einem fähigen Sat-Bild brachte den Nachteil mit sich, dass ich mich mit den Wetterberichten befassen musste. Danach hätte ich das Phone fast an die Wand geschmissen. Es sah wirklich übel aus.

Der Erfolg des Nachschauens war nun natürlich nicht, dass wir losfahren müssten, sondern dass ich wach im Bett liegen blieb und vor lauter Ärgern nicht weiterschlafen konnte. Beim neuerlichen Aufstehen eine Stunde später waren doch paar blaue Abschnitte am Himmel. Doch wieder alles falsch gemacht? Quatsch, wie es auf dem Fjell aussah, konnte man natürlich nicht sagen. Das erste Positive des Tages war das Frühstücksbuffet, das zwar nicht groß war, das aber definitiv mehr Wünsche erfüllte als man essen konnte. Dazu gab es den schönen Blick direkt auf den Fjord. Es soll Leute geben, die für sowas in den Urlaub fahren ;-)

Paar Aufrisse waren ja zu sehen. Das motivierte ins Auto zu steigen und einfach mal los zu fahren. Das taten wir auch, denn bald sollte ein Güterzug ab Bodø gehen. Nach einigem Hin- und Hergedödel landeten wir am Bahnhof Fauske. Uns waren schon überall die ETCS-Signale aufgefallen. Die konnten wir uns nun mal genauer anschauen. Der Bahnhof Fauske war auch voll davon. Dazu allerdings jede Menge Durchkreuztes. Zum einen Rangiersignale, zum anderen die Signalisierung des Reisendenüberwegs zum Mittelbahnsteig. Und die rote Flagge hing am Mast. Der Bahnhof war also noch örtlich besetzt. Nach Einfahrt eines Talents von Rognan fuhr der Txp (Togexpeditør) mit dem Dienstrad zu einer Weiche und stellte sie an der Weiche per Knopfdruck. Am anderen Bahnhofskopf schien ein weiterer Weichensteller zugange zu sein, der nach Einfahrt des Güterzuges von Bodø eine Weiche für den Talent richtig stellte.

Die Entdeckung des Tages (bzw der Woche) machten wir jedoch auf dem Abfahrtsmonitor für die Fahrgäste. Der Dagtog hatte Ausfall! Und zwar in beiden Richtungen! Eine Recherche ergab, dass der Zug die ganze Woche bis Freitag ausfallen soll - wegen Lokmangel! Ein Zug sollte lediglich Trondheim - Mosjøen - Trondheim fahren, wobei uns das wegen der Fußnote "kein Café" nach einem Triebwagen aussah. Na, das passte doch perfekt! Wie gut, dass kein Wetter ist...

Mit diesem neuerlichen Tiefschlag in der Magengrube setzten wir uns ins Auto. Wir hatten eh Lust aufs Fjell, und jetzt gab es ja keinen Grund mehr für uns, hier unten auf den Dagtog zu warten. So fuhren wir mal dem Güterzug voraus. Als bei den grünen Semska-Häusern klar war, dass das Fjell komplett dunkel daliegt, stellten wir uns einfach mal für ne Siesta auf den Parkplatz. Nach kurzer Zeit der Augenpflege erregten aber einige sonnige Spots unsere Aufmerksamkeit. Tatsächlich wurde es auf der Bahn mal hier heller und mal dort. Leider bald weniger hier und eher nur noch dort. "Dort" - das war ganz schön weit weg. Aber die Rechnung ging auf. Der leider eher spärlich beladene Gt 5790 klappte als Suchbild in Sonne!


Unerwartetes Zusammentreffen von Zug und Sonne auf dem Saltfjell: Gt 5790 zwischen Lønsdal und Semska.

Semska ist jetzt Blockstelle! Vor den grünen Häuschen stehen nun zwei blaugelbe Halttafeln! Erst später erfuhren wir, dass das "jetzt" trotz kenntlicher und nicht ausgekreuzter Signaltafeln noch gar nicht stimmt. ETCS ist noch nicht in Betrieb. - Im Streckenbereich südlich Lønsdal war man gerade heftig dabei, Wildschutzzäune zu ziehen. Südlich Semska gab es noch keine Einzäunung. Erstmal setzten wir unsere Siesta noch fort, doch da hier oben mangels Dagtogs nichts mehr los sein würde, fuhren wir bald wieder runter. Von Lønsdal bis Nordvika im Tross hinter zwei Campern her, die sicherheitshalber die meiste Zeit mindestens 10km/h zu langsam fuhren. Die norwegischen Höchstgeschwindigkeiten sind aber auch gefährlich hoch... Bei Nordvika konnten wir uns auf einer Halbinsel herrlich in die Sonne setzen, den Wellen lauschen und zwei Austernfischern beim empörten Geschrei zuhören. Die Wolkenlücke erwies sich als sehr stationär, Gt 5784 ging ins Netz!


Nordvika ist immer wieder schön. Gt 5784 begegnet zwischen Oteråga und Fauske zwei Paddlern und mindestens einem Austernfischer.

Während des Rangieraufenthaltes in Fauske fuhren wir voraus und erwarteten ihn bei Setså nochmal. Das klappte nun aber nicht. Es ging zurück westwärts, wo wir evtl paar Talente und eine Lz machen wollten. Da noch Zeit war, schauten wir uns den Bahnhof Oteråga an, der bislang ziemlich versteckt am Hang gelegen hatte, jetzt aber zu einem Verkehrshalt im Beton-Look mit zwei langen Seitenbahnsteigen ausgebaut worden war. Für wen wohl? Außer einem Militärgebiet ist da nix. Auch hier gab es jede Menge ETCS-Signaltafeln. Aber der Bahnhof war offensichtlich noch besetzt. Der Txp schaute uns durchs Fenster an und wir signalisierten Gesprächsbedarf. Ergebnis: Das ETCS ist noch nicht in Betrieb, der Verkehr wird noch komplett nach dem alten Verfahren abgewickelt. Lediglich die Weichenantriebe sind schon neu. Zur Weiche hinlaufen/-fahren muss der Txp noch, kann dort die Weiche aber per Knopfdruck stellen.

Die Zugmeldung der Lz bekamen wir mit, doch dann verabschiedeten wir uns. Wir waren am hadern. Die Wolkenlücken waren hier im Bereich nur noch sehr sehr klein. Aber wenn wir schon so weit westlich gekommen waren, wollten wir doch einfach nochmal unser Talent-Motiv in Løding probieren. Vor Ort war dann auch nicht viel Hoffnung. Aber der Zug machte es spannend. Immer wieder zogen sonnige Flecken hinter dem Motiv entlang. Zug wurde sekündlich erwartet. Endlich zog ein größeres Lichtintervall auf das Motiv zu, erreichte es. Jetzt bitte Zug! Und ohne jede Vorankündigung war tatsächlich plötzlich Rt 474 auf dem Damm!


Die kleine Fischersiedlung Hopen liegt am Ende des Hopen, einer Fjordbucht des Saltfjordes bei Løding. Rt 474 kommt in einer kleinen Wolkenlücke vorüber.

Nun ging es wieder ostwärts. Über dem inneren Skjerstadfjord waren die Wolkenlücken bald größer als in Richtung Küste. Als erstes schauten wir mal in Fauske, wie denn der Zug aussah, den die Lz eben bespannen sollte. Nachdem eilig letzte Container verladen worden waren, sah der gar nicht sooo übel aus.


Gt 5792 steht in Fauske. Letzte Container sind noch im Zulauf.

Wir fuhren voraus nach Setså. Dort war gerade Sonne, eine Bucht weiter vor und zurück nicht. Und wieder erwiesen sich die Wolken als recht stationär. Das skandinavische Abendlicht war wunderbar, und Gt 5792 kam dann auch tatsächlich bei Sonne durchgefahren.


Gt 5792 erreicht Setså...


...und verlässt es wieder.

Super! Ok, nun war es fast 20:00 und Zeit fürs Abendessen. Dazu hatten wir den Chinesen in Rognan auserkoren. Wir waren die einzigen Gäste, aber etwas Abholbetrieb war auch noch. Mein Lamm nach Art des Hauses war lecker. Während des Essens konnte ich ne Katze beobachten, die cool auf einem Dachsimms gegenüber saß und den Verkehr beobachtete. Dafür schaute mir ihr "Herrchen" aus dem Fenster beim Essen zu...

Nun war noch Zeit für eine kurze Regeneration im Hotelzimmer, bevor wir es nochmal mit dem Nachtzug wissen wollten. Wenigstens eine Di4 für den Tag wäre ja schon ganz schick. Es hatte inzwischen ziemlich aufgeklart. Nur paar kleine Wolken hingen noch am Himmel. Tja, und warum sollte das klappen, weshalb man da war? Das Wölkchen war langgezogen, aber nur so breit wie die Sonne. Sie wollte und wollte aber nicht darunter hervor sinken. Und der Zug kam. Suuper gelaufen. Wir sahen zu, dass wir ins Hotel kamen.

Dienstag, 04.07.2023

Aufwachen bei Schlonz. Es sollte aber Sonnenchancen geben. Wir zogen unsere Planung durch, die da lautete, um 7 mit der Tagesausrüstung zum Frühstück zu gehen und um 7:30 direkt durchzustarten. Leider begannen wir das Frühstück mit +10, also gab es ein Brot und eine Tasse Kaffee weniger, seufz. Dann fuhren wir dem Nachtzug voraus. Wir hatten eine Stelle bei Mjønes auf dem Zettel. Der Schlonz zog ein wenig nach Süden ab, aber irgendwelche kleinen Wolkenfelder standen doch noch am Himmel. Der Ausblick war in Mjønes allerdings sehr schön mit dem Mjønesfjell im Hintergrund. Die Drohne wurde auf den Fjord raus geschickt. Dabei wurde sie erst von einigen Vögeln umkreist, was meinen Puls ziemlich in die Höhe trieb. Zum Glück beruhigten sich die Vögel nach ner Zeit. Statt dessen drang bald dieses unverkennbare tiefe Grummeln über den Fjord zu uns. Der Zug querte gerade erst den Damm von Nordvika, hörte sich aber an, als wenn er gleich um die Ecke käme. Rt 475 klappte wunderbar!


Nordlandsbanens Nattog Rt 475 wird diese Woche die einzige Di4-Leistung auf der Strecke sein. Vor Kulisse des Mjønesfjell...


...rollt er auf den Ausweichbahnhof Oteråga zu.

Dann sollten noch ein Talent von Fauske und ein Güterzug von Bodø kommen. Für die Züge fuhren wir an den Damm von Nordvika. In dem vom Fjord abgetrennten Bereich war das Wasser bei unserer Ankunft noch spiegelglatt. Zu den Zügen aber leider nicht mehr (J) oder nur noch zum Triebwagen (Y). Lt 1797 gab es von unten, für den schwer mit Containerlücken beladenen Gt 5790 stieg ich auf einen kleinen Felsen am Ufer.


Nordvika mit Lt 1797...


...und mit dem Containerlückenexpress Gt 5790.

Über dem Skjerstadfjord entwickelte sich das Wetter bestens. Der Schmodder zog offenbar nach Süden ab. Da war es natürlich doppelt schade, dass der Dagtog ausfiel. Für einen weiteren Talent, den Rt 473, besuchten wir Stück weiter westlich eine Halbinsel, zu der wir den Hüttengrund eines älteren Ehepaares queren mussten, die gemütlich draußen vor ihrer Hütte saßen und sichtlich das Sein genossen. Im "Anmeldegespräch" fragte sie, ob gleich der "Agenda" käme. Die Zuggattung gibt es auch seit 20 Jahren nicht mehr...


Rt 473 am Ufer des Skjerstadfjords.

Nun hatten wir erstmal fertig. Der fehlende Dagtog bescherte uns immerhin die Möglichkeit, uns das Dagens Buffet im Saltdalen Turistsenter näher anzuschauen. Dort gab es zwar weder Kjøttkaker noch Erbsenpüree, aber dafür viele andere leckere Sachen aus der norwegischen und nicht so norwegischen Hausmannskost. Auf dem Hin- und Rückweg hielten wir kurz am Hotel für Ladegeschäfte. Danach ging es wieder an den Skjerstadfjord. Leider waren die Schleier wieder ein Stück nordwärts gezogen und "beglückten" uns nun. Aber das Sitzen am Fjord mit Wellenrauschen und mal ohne aufgeregte Austernfischer war schon schön. Mit paar Bootshäuschen gab es Lt 1789 und dann nochmal an dem bekannten Seedamm von Nordvika den Gt 5784. Endlich mal ein fast vollständig beladener Zug - allerdings nur ein Kurzzug.


Schon wieder stehen wir in Nordvika, aber da kann man gut variieren. Gt 5784 ist zwar kurz, aber wenigstens gut beladen.


Etwas spitzer und die Kamera mit Liveview hoch über den Kopf gehalten.

Für den Güterzug hatten wir eine weitere Stelle offen: Den bekannten Ausblick auf eine längere Gerade am Saltdalsfjord zwischen Fauske und Setså. Wir nutzten den Aufenthalt des Zuges in Fauske und fuhren direkt dorthin. Mittlerweile hatten sich die Schleier etwas gelichtet oder in kleine, halbwegs ehrliche Wolken umgewandelt. Und die machten es natürlich etwas spannend. Aber der Gt 5784 klappte mit Volllicht. Und dieser Lichtstand schräg von hinten brachte sogar die Seite der Eurodual zum leuchten.


In Fauske wurden dem Zug offenbar ein Container und drei Containerlücken zugestellt - zum Glück hinten!


Und Gt 5784 nochmal weitwinkliger.

Danach war Yannick so langweilig, dass er mit unserem Glasreiniger und den Haushaltstüchern das Auto wusch. Beides hatten wir uns kurz nach Fahrtanfang in Strömsund gekauft, weil die Frontscheibe von innen einen ziemlich dicken Schmierfilm hatte. Später mussten noch einige Bremsen und anderes Ungetier dran glauben, die uns massiv belästigten. Für Lt 1790 liefen wir von der nächsten Parkmöglichkeit ein ganzes Stück neben der Leitplanke im Gras zu einem Ausblick, wo der VT eher nur Beiwerk war.


Der Streckenabschnitt am Saltdalsfjord zwischen Fauske und Rognan ist schon spektakulär. Lt 1790 taucht kurz zwischen zwei Tunneln auf.

Einen brauchbareren Ausblick auf dieses interessante Streckenstück war irgendwie nicht verfügbar. Das war früher auch mal alles freier gewesen. Nun war erstmal Zugpause. Normalerweise hätte man sich jetzt um den nordfahrenden Dagtog gekümmert. Wir versorgten uns erstmal in Fauske im Supermarkt und setzten uns einfach mal auf den Bahnsteig und schauten bei der Beladung des hier beginnenden Containerzuges zu. Und dann gab es noch die Kreuzung von Lt 1793 mit Rt 474 zu fotografieren.


In Fauske hat Rt 474 (rechts) mit Lt 1793 gekreuzt und bekommt zum Abschied den Gruß der auf dem Bahnsteig stehenden Txp.

Der Schlonz hing ziemlich dick drin im Westen. Aber es waren auch Risse und Löcher zu sehen. Yannick wäre wohl lieber direkt ins Hotel gefahren, aber bei Kistrand gab es diesen schönen Abendblick raus auf den Fjord und heute sollte der passende Güterzug dafür kommen. So fuhren wir dort raus, beobachteten die Wolken und brachten uns in Position. Gt 5795 klappte zur Freude dann auch mit sehr gutem Licht und war einigermaßen beladen.


Zwischen Valnesfjord und Oteråga kommt Gt 5795 am Ufer des Skjerstadfjords angerollt.

Danach ging es aber wirklich heimwärts nach Rognan. Wir wollten mal ein Bierchen auf der Hotelterrasse am Fjordufer trinken und beschlossen, dass der Nachtzug wegen der Schlonzwand im Westen heute eh kein vernünftiges Licht abbekommen würde. Es gab Bådin, ein Bier aus Bodø, das 0,4l Glas für 11,20€. Man gönnt sich ja sonst nichts... Als eine halbe Stunde vor Verkehren des Nachtzuges die Hänge drüben an der Strecke doch noch gutes Licht bekamen, wurde ich etwas nervös. Aber "zum Glück" für die Wahrung der norwegischen Promillegrenze, für die auch ein Bierchen zu viel ist, verschwand das Licht dann doch noch rechtzeitig...

Mittwoch, 05.07.2023

Heute war aber nun wirklich schlechtes Wetter. Der Himmel präsentierte sich nach dem Aufwachen grau in grau. Wir konnten es morgens endlich mal ruhiger angehen lassen und liefen erst gegen 9 zum Frühstück runter. Kurz nach 10 saßen wir im Auto. Heute war einer der wenigen Tage des Jahres, an denen man in Sulitjelma mit der Grubenbahn in das alte Bergwerk fahren konnte. Die Straße nach Sulitjelma auf der Trasse der einstigen schmalspurigen Sulitjelmabane war mal wieder sehr eindrucksvoll. Später in der Ausstellung im "Grubenbahnhof" erfuhren wir, dass diese aufwändigen, langen Tunnel von der Schmalspurbahn nur 16 Jahre lang genutzt worden sind. Davor verband die Bahn nämlich nur zwei Seen, die langgestreckt zwischen Finneid und Sulitjelma liegen.

Bei Ankunft in Sulitjelma war uns nicht ganz klar, wo wir überhaupt hin müssten. Yannick hatte von der Grubenbesichtigung eher zufällig in einem Artikel über die Sulitjelmabahn gelesen. Eine Adresse war aber nicht angegeben. Wir dachten, zum Grubenmuseum fahren zu müssen, doch vorher zweigte eine Straße ab, die den Wegweiser "Besøksgruver" zeigte. Wir landeten vor einem ziemlich heruntergekommenen Gebäude und dachten erst falsch zu sein. Doch auf einem neben einer Tür klebenden DIN-A-4 Blatt standen Eintrittspreise. Wir parkten lieber mal und wurden auch direkt von einem jungen Mann in Empfang genommen, der uns sehr engagiert alles erklärte. Die hatten ein Problem mit ihrem Kartenlesegerät, das aus einem unerfindlichen Grund keine ausländischen Karten ertrug. Wir durften bar in € zahlen, wobei die echt einen fairen Kurs inkl Abrundung gemacht haben.

Zu Beginn der Veranstaltung hatten sich immerhin an die 30 Besucher eingefunden - bis auf uns ausschließlich Norweger. Damit, dass wir die einzigen Ausländer wären, hatte ich nicht gerechnet. Der Einführungsvortrag wurde auf norwegisch gehalten, aber der Führer, der uns empfangen hatte, erzählte uns in der Grube alles in Individualbetreuung auf englisch. Mit dem Zug ging es ebenerdig 1,9km in den Schacht rein. Das waren etwa 12 Min Fahrzeit in einer Richtung.


Der Grubenzug steht bereit. Die Wagen dürften original gewesen sein. Die Loks vielleicht auch, aber eigentlich wurde früher elektrisch mit Oberleitung gefahren.


Die Wagen sind ohne Beleuchtung. Fürs Licht sorgte die uns folgende Lok.


Am Ziel angekommen. Rechts das Gestell mit den original übrig gebliebenen Stempelkarten.


Und der Zug von der anderen Seite. Ganz hinten steht die Besuchergruppe am Schrägaufzug, während rechts der Gang zum Antrieb des Aufzuges abgeht.

Faszinierend war, dass man das Bergwerk so vorfand, wie es 1991 verlassen worden war. Auf irgendwelchen Nebengleisen standen noch zahlreiche Bahnfahrzeuge abgestellt und rotteten vor sich hin. Es gab Gestelle, in denen noch die Stempelkarten der Kumpel steckten. Die Fahrt endete am Schacht mit dem Schrägaufzug in die Tiefe. Runter konnten wir nicht, da weiter unten alles unter Wasser stand.


Ganz schön schräg: Mit diesem Aufzug setzten die Kumpel...


...ihre Fahrt in die Tiefe fort.

Offenbar gibt es Bestrebungen, bald wieder Kupfer abzubauen. Dann aber vermutlich mit einem völlig neuen Bergwerk. Eine neue Sulitjelmabahn wird es wohl nicht geben, eine neue Grubenbahn aber wohl schon.


Draußen standen noch paar alte Elektrotriebwagen herum.

Wir cruisten nochmal durch den Rest des Ortes, waren von den vielen Wasserfällen beeindruckt und fuhren wieder zurück nach Fauske. Es war nun fast 14:30. Ein leichtes Hüngerchen meldete sich zu Wort. Daher suchten wir das Bahnhofsrestaurant im Bf Fauske auf - norwegische Cafeteria-Kultur at its best, stark frequentiert von mehrheitlich älteren Leuten (aber nicht nur). Es gab das für mich typischste aller norwegischen Gerichte: Hjemmelaget Kjøttkaker (Hausgemachte Fleischfrikadellen) mit Erbsenpüree, Möhrchen, glattwandigen Kartoffeln und natürlich brauner Soße. Als Garnitur gab es vor dem Fenster die Einfahrten zweier Güterzüge zu betrachten.


Hjemmelaget Kjøttkaker im Bahnhofsrestaurant von Fauske.

Man muss auch mal einen faulen Tag genießen können. Deshalb ging es nach dem Essen direkt nach Rognan ins Hotel. Abends drehte ich dann noch eine kleine Runde durchs Dorf. Am Bahnhof konnte ich ne Kreuzung beobachten. Als Txp hatte heute der Kollege Dienst, den wir vorgestern in Oteråga getroffen hatten. Dann ging es entlang des Flugfeldes an den Fjord, wo ein hübsches Freizeitgelände mit Badeteich angelegt ist. Am Hafen mampften wir nun noch eine Kleinigkeit aus der Gatekjøkke. Als es kalt wurde, gab es auf dem Zimmer noch nen Tatort.

Donnerstag, 06.07.2023

Heute sollte es südlich des Saltfjells ganz schön werden. Deshalb haben wir erstmal unsere Siebensachen zusammengepackt und uns nach ausgiebigem Frühstück auf die E6 gesetzt. Die war um 8 Uhr noch schön leer. Es waren noch keine weißen Nervboxen unterwegs, einen LKW konnte ich gerade noch beim Junkerdalen vor dem engen Bereich überholen. So gelangte man in 1:45 einmal komplett über das Fjell nach Mo, wo wir mit einem Erzzug beginnen wollten. Schon ab der Fjell-Hochfläche herrschte vornehmlich blauer Himmel. In Mo bezogen wir den Aussichtshügel am Fluss und harrten der Dinge, die da hoffentlich kommen würden. Die Züge machten es ein wenig spannend, kamen aber dann doch mit etwas Verspätung - erst der Erzleerzug 5765, dann der Schotterzug 56351.


Nur am Hochhaus erkennt man, dass man am Rande einer Stadt steht: Erst kommt der leere Erzzug Gt 5765 am Ranaelven angerollt,...


..., dann folgt Schotterzug Gt 56351.

Fein! Das hatte ja topp geklappt. So regelmäßig, wie der Schotterzug hier oben im Sommer anzutreffen ist, und weil die oft auch mit noch vollen Wagen vom Einsatzort zurückkehren, unkten wir schon, dass das reine Belustigungsfahrten für das Personal sind. Was natürlich nicht stimmt. - Von Süden und erstmal nur bis Mo näherte sich nun der Fausker Containerzug Gt 5793. Für den fuhren wir in die Gegend von Dalselv und verteilten uns dort am Fjord.


Die 159 hatte viele schwere Containerlücken am Haken, als sie zwischen Dalselv und Mo aufgenommen wurde. Der Zaun war schon so ;-)

Anschließend ging es an den Stadtrand von Mo zurück, wo wir nun paar Güterzüge aus Richtung Ranaelven abwarteten. Zum Pukktog 56354 war das dann auch eine regelrechte Punktlandung. Und man mag es wohl als Norwegen untypisch bezeichnen, dass es quasi im Blockabstand mit dem Erzzug 5766 und dem Containermann 5790 insgesamt drei Züge hintereinander gab, für die wir nicht so gewaltig variieren konnten.


Sichtungsfotografie an der Nordlandsbahn am Stadtrand von Mo. Erstmal der Schotterzug 56354,


..., dann Erzzug Gt 5766...


...und der CargoNet Containerzug 5790.

Danach ging es wieder an Mo vorbei. Yannick ließ sich in Dalselv absetzen und ich fuhr in die Gegend südlich von Bjerka. Der Gt 5790 hatte in Mo Behandlung, wurde von Yannick aber schon deutlich vor Plan gemeldet.


Schneller als erwartet taucht der 5790 schon in Dalselv auf.

In Bjerka sollte mit einem Nordfahrer gekreuzt werden. Die Frage war jetzt, ob das so kommt oder ob die Kreuzung nach Drevvatn verlegt wird. Das hätte der 5790 nämlich noch geschafft. Man ließ ihn allerdings in Bjerka stehen, so dass ich mich erst um den Gt 5795 kümmern musste. Ich fand für den einen Ausblick auf ein schönes Gehöft, wo ich bodenständig wegen Außenkurve aber nicht viel vom Zug aufs Bild bekommen hätte. So entschied ich mich für den Brummer.


Von Süden nähert sich der gut frequentierte Gt 5795 Bjerka.

Nun musste ich mich sputen, denn einen Kilometer musste ich schon noch mit dem Auto zu der Stelle für den Südfahrer zurücklegen. Dort ging der 5790 dann nochmal doppelt - mit Blick über den Fluss und in der Fotokurve.


Nach Kreuzung mit dem Gt 5795 in Bjerka kommt Gt 5790 angerollt, erst noch hinterm Fluss Røssåga,...


...dann bei mir in der Fotokurve.

Es ging zurück nach Mo, wobei ich natürlich nicht vergaß, in Dalselv Yannick einzusammeln. Wir hatten uns jetzt mal in Mo für zwei Nächte im Fjordgården Hotel einquartiert. Eine ziemliche Massenherberge, aber zum Übernachten ganz ok. Nach dem Einchecken fuhren wir mal wieder etwas gen Gebirge, denn unten wäre erstmal nichts mehr los. Talaufwärts hingen allerdings auch massiv Wolken. So wurde es etwas spannend am Ørtfjellviadukt, zu dem wir über die Hängebrücke hoch liefen. Als die Lichter im Tunnel auftauchten, machte es Gt 5768 nochmal extra spannend, weil der Zug anhielt und ein Bagger am Tunnelportal anfing, die Ladung neu zu sortieren. Vermutlich eine Art Ladungssicherung...


Erzzug 5768 kommt aus der unterirdischen Verladeanstalt rausgekrochen und quert erstmal den markanten Betonviadukt, wobei er von einem Bagger am Tunneleingang zurechtgeladen wird.


Stück weiter bei uns auf der Showbühne.

Nun war die Frage, was man weiter machen will. Der Erzer hätte jetzt erstmal eine Weile in Mo Pause, aber von Norden musste dann irgendwann Gt 5784 kommen. Wir fuhren ihm einfach mal entgegen, obwohl das Fjell deutlich wolkenreicher aussah. Und es war wolkenreicher, also praktisch komplett bewölkt. Wir warteten am Bahnhof Dunderland, der zwar etwas von Baumaterial-Stapeln geprägt war, wo die Bergkulisse aber schon sehr schick war. Wir mussten gar nicht lange warten, da trötete es in der Einfahrt.


Bis auf 159 002 war keine 159 auf der Front beschriftet. 159 001 ist allerdings auch so erkennbar, da sie auf der Front fremdfarbene Teile montiert bekommen hat. Sie rollt mit Gt 5784 durch den Bahnhof Dunderland, wo wir die Baustellenatmosphäre so gut es ging ausblendeten.

Langsam drückte das Hüngerchen. Auf nach Mo! Das verfolgten wir so lange, bis wir feststellten, dass die dem Gt 5784 einen Erzer entgegen geschickt hatten. Skonseng war lt Plan jetzt nicht besetzt, bis Mo konnte es der 5784 unmöglich geschafft haben. Also musste er noch in Ørtfjell stehen. Wir harrten daher nochmal zwischen Skonseng und Mo aus. Die 20min direkt an der Leitplanke der E6 waren jetzt nicht sooo angenehm, aber das Bild vermochte zu entschädigen.


Ein zweites Bild vom Gt 5784 entstand zwischen Skonseng und Mo. Hier habe ich mir mal spaßeshalber erlaubt, den Zug ein wenig zu verlängern. Real war in der hinteren Lücke nichts mehr vom Zug zu sehen.

Nun konnten wir aber Essen gehen. Gegenüber des Bahnhofs sollte ein Burgerladen mit besonders tollen Burgern sein, den Yannick gern testen wollte. Das Essen war auch wirklich gut. Nebenbei konnten wir beobachten, wie "unser" Gt 5784 vom Containerterminal in den Personenbahnhof vorzog. Weiter ging es nun erstmal länger nicht, denn er musste sich vom Talent nach Mosjøen überholen lassen. Da Bjerka jetzt nicht mehr besetzt war, betrug der Zugfolgeabschnitt 40min.


Der Burger war gut, aber der Milkshake war die Show!

Wir tranken aber doch mal lieber schnell den Milkshake auf. Nicht dass Bjerka plötzlich doch besetzt wäre, weil vielleicht ein Kollege Lust auf Arbeiten hätte. Denn für den Zug hatten wir nun noch ein weiteres Motiv am südlichen Ortsrand von Mo mit einer alten hölzernen Verladeanlage am Fjord. Ok, Bjerka war nicht besetzt und wir mussten nun noch über zwanzig Minuten warten - mal wieder direkt an der E6. Und da wurde es kurios. Plötzlich hielt auf unserer Höhe ein Auto von einer Verkehrssicherungsfirma, ein Mann stieg mitsamt seiner roten Kelle aus und fuchtelte damit auch direkt in der Luft rum. Fortan war bei uns Stau und alle mussten warten, bis das Ledebil (Führfahrzeug) im Pendelverkehr angefahren kam, um den Verkehr an den Stück weiter beginnenden Asphaltierungsarbeiten vorbei zu lotsen. Um 21:16 durfte Gt 5784 endlich in Mo weiterfahren und wir erlegten ihn ein drittes Mal.


So lässt man sich Zugverfolgungen gefallen - mit entspanntem Abendessen zwischendrin! Gt 5784 zum dritten Mal am Ranafjord bei Åga.

Dann war aber auch Feierabend. Was für ein Güterzugprogramm!!! Wir zogen ins Hotel und dann noch mit paar nicht alkoholischen Getränken an den Fjord. Da gab es im gleißenden Licht der tief stehenden und sich im Wasser spiegelnden Sonne paar putzige Mövenkinder zu beobachten, die offenbar noch nicht fliegen konnten, die aber auch so schon gut die Welt erkundeten. Dann waren wir aber auch reif für die Betten.

Freitag, 07.07.2023

Der Wecker stand für den Nachtzug auf 4:30. An den Bergen klebten allerdings massiv Wolken, so dass das keinen Sinn hatte. Umgedreht und bis 6:20 weiter geschlafen. Dann Aufbruch für die Talente, doch war auch jetzt noch das ganze Ostufer verschattet. Deshalb kehrten wir direkt von Dalselv wieder um und frühstückten erstmal im Hotel. Zum Schotterzug versuchten wir es nochmal. Aber die Wolken hielten sich hartnäckig, während es südwärts am Himmel sehr blau aussah. Also südwärts, dem Schotterzug noch so weit wie möglich entgegen. Aber bekanntlich kann man vor Wolken nicht fliehen - jedenfalls wenn sie in der gleichen Richtung unterwegs sind. In Elsfjord waren wir ganz am Rand der Wolken, wo die nur noch so eine teildurchlässige Küddelstruktur hatten. Auch bis Drevvatn kamen wir da nicht raus. Als wir an einer freien Stelle vor Drevvatn aus dem Auto stiegen, war der Zug 56351 schon in der Ferne zu hören...


Volles Licht geht anders, aber den Drohnenblick auf Gt 56351 nördlich von Drevvatn fand ich schon ganz hübsch.

Mit den Lichtverhältnissen konnte man noch einigermaßen zufrieden sein (J) oder es bleiben lassen (Y) - ganz wie gewünscht. Was weiter? Südwärts sah es immer noch besser aus als nordwärts. Und eine Idee für heute Nachmittag wäre, sich den in Mosjøen wendenden Dagtog anzuschauen. Wenn wir die Skizze in der App richtig gedeutet haben, müsste der nämlich mit einem der neuen Triebzüge gefahren werden. Die sind zwar furchtbar unfotogen finster, und Ziel der Tour sollte ja sein, gerade vor deren Planeinsatz nochmal was mit dem Dagtog zu machen, aber man muss die Dinge nunmal nehmen, wie sie kommen. Jedenfalls dachten wir, dass man sich das Dingen ja mal anschauen könnte.

Vorher war aber noch viel Zeit. Die nutzten wir, um an der Sandnessjøen-Schnellstraße auf den Fauske-Güterzug zu warten und noch etwas Augenpflege zu betreiben. Dabei wurden wir mal wieder wie schon an den Vortagen häufig von Bremsen überfallen. Ich erinnere mich noch an "damals", als man in Skandinavien ein großes Mückenproblem hatte. Doch von denen haben wir noch gar nichts gesehen. Nun nervt also die "Gemeine Viehbremse". Gt 5793 machte es nun wolkentechnisch spannend. Das klappte dann zwar, aber bei dem Leerstand war es dann auch fast egal...


Die Euro 4000 hat schwer an ihrem stark mit Containerlücken ausgelasteten Zug 5793 zu ziehen, hier zwischen Mosjøen und Drevvatn.

Gemäß unserer Planung fuhren wir weiter nach Mosjøen. Weiter südwärts hingen mittlerweile schwarze Wolken über dem Tal. Wir besorgten paar Snacks aus dem Supermarkt, stellten uns an den Bahnhof und harrten der Dinge. Bald kam dann auch tatsächlich der Bm76 aus Trondheim angefahren, der sehr gut besetzt gewesen war. Auf dem Vorplatz stand eine Hundertschaft an Bussen, die auch unterschiedliche Ziele hatten. Leider hatte sich ausgerechnet jetzt die Sonne verpieselt. Später schien sie so halb.

Einen taktischen Fehler hatten wir außerdem gemacht: Wir hatten die Txp angesprochen, ob wir nach Ankunft des Zuges mal ein Bild vom Mittelbahnsteig machen dürften, was sie dann aber (vermutlich, weil sie gar nicht verstand, was wir wollten) verneinte. Am Überweg war gar kein Verbotsschild. Wir hätten einfach rüberlaufen sollen. Sowas ist dann auch der Grund, weshalb man zB auf dem Balkan gar nicht erst fragt, bevor man auf dem Bf fotografiert.

Ein Güterzug war zwischenzeitlich nordwärts gefahren. Der sollte in Drevvatn mit dem Schotterzug kreuzen. Da sich auf dem Fjord irgendwie die ganze Zeit Sonne hielt, fuhren wir mal raus. Der nicht ganz leere Schotterausflugszug 56354 klappte da auch sehr schön. Aus etwas anderer Perspektive gab es hier anschließend den Gt 5790. Zwischenzeitlich war mal die Sonne ausgegangen, aber zu den Zügen passte es.


Der Schotter kommt schon wieder zurück! Gt 56354 hat den Vefsnfjord erreicht.


Gt 5790 an der gleichen Stelle, wir aber nun unten am Fjord bei Holand.

Nun wurden wir fast ein wenig übermütig. Der wendende Bm76 drunten im Bahnhof Mosjøen musste jetzt optimale Ausleuchtung haben. Wir wollten jetzt was ganz Verbotenes tun. Artig warteten wir am Bahnhof darauf, dass der Gt 5790 weiter fuhr und die Txp, die natürlich vor ihrem Gebäude die Zugbeobachtung durchführte, wieder hinein ging, und querten den Reisendenüberweg zum Mittelbahnsteig. Der Zug wurde gerade optimal von der Sonne erfasst. Paarmal abgedrückt und schnell wieder weg!


Der gute alte Dagtog, wo isser nur?... Rt 471 wendet außerplanmäßig in Mosjøen auf Rt 472 und besteht aus einem Bimodal-Flirt der Reihe 76 für den Nahverkehr rund um Trondheim. Die ab 2028 als Dagtog-Ersatz geplante Flirt-Variante soll Type 79B heißen und auch Schlafabteile und Liegesitze haben - also bischen mehr Komfort als der Zug auf dem Bild.

Sehr schön. Da nun erstmal für Stunden nichts mehr los wäre und südwärts die Wolken fett im Tal hingen, beschlossen wir, direkten Weges nach Mo zurück zu fahren. Der Ausflug nach Mosjøen war aber die richtige Entscheidung gewesen, denn die Ranafjordregion mit Mo lag komplett unter Wolken. Irgendwie waren wir hundemüde und holten erstmal zwei Stunden Schlaf nach. Danach hatte sich der Himmel aufgeklart und es ging erstmal auf ne Pizza zum Italiener.


Beim Italiener gibt es mal kein Bild vom Essen, sondern vom Abräumdienst. Die Gäste hatten den Tisch noch keine 10 Sekunden verlassen... Gt 5784 ist auch zu sehen.

Währenddessen fuhr schon der Abendgüterzug, der 5784, ein. Mit -70 hatte er nichtmal in Ørtfjell den Erzzug abwarten müssen. Er blieb aber stehen. Unsere Hoffnung war, den nachher noch irgendwo am Fjord zu fotografieren. Daraus wurde allerdings nichts. Mit -100 setzte er sich wieder in Bewegung und konnte so noch gut vorm Triebwagen wegkommen, der ihn sonst hier in Mo i Rana überholt hätte.

Nach dem Essen unternahmen wir noch einen kleinen Spaziergang entlang der Wasserkante. Ein Wohngebiet hier in der "Hafencity" von Mo war neu im Stil der alten bunten Holzhäuschen errichtet worden. Und Stück weiter entdeckten wir noch einen richtig schnuckeligen Straßenzug mit historischen bunten Holzhäuschen.


Wir haben den schönen Stadtteil von Mo entdeckt: Ein Holzhausviertel direkt am Fjord.

Wenn schon der Güterzug weg war, wollten wir wenigstens noch den Triebwagen machen. Schließlich hatten wir beim Italiener extra auf Alk verzichtet. Mir schwebte nochmal der Blick auf die alte Verladeanlage am Fjord bei Åga vor - diesmal allerdings in der Televersion. Yannick ließ sich ein Stück weiter absetzen.


Nochmal die antike Verladeanlage bei Åga am Ranafjord - diesmal mit Rt 474.

Das war es aber nun wirklich an Bahnprogramm. Seit Hamburg schleppte ich eine Weinflasche mit mir rum, die eigentlich für den Nachtzug gedacht gewesen war. Die nahmen wir nun an den Fjord mit und genossen den Abend, während hinten ein Küsten-Containerschiff anlegte, die NCS Salten, die den spannenden Laufweg Orkanger - Mo i Rana - Stokmarknes hatte. Faszinierend waren auch die Wolkenwalzen, die überall die umliegenden Berge überzogen.


Wunderschöne Abendstimmung am Fjord. Leider machte mein Ersatzhandy für das in Rom geklaute (siehe anderen Reisebericht) furchtbare Matschbilder, was ich leider erst nach der Reise gesehen habe.

Samstag, 08.07.2023

Morgens war alles grau in grau. Yippiiieh, in Ruhe frühstücken! Auch hier im Fjordgården gibt es das leckere Brot wie in Rognan, ansonsten war das Buffet geringfügig minimaler. Aber man fand immer noch alles, was man brauchte.

Heute war offensichtlich ein Tag für Schlechtwetterprogramm. Ich hätte ja gern mal die Rana Gruver in Ørtfjell besichtigt, aber dazu fanden wir keine Angebote. Eine andere Idee war, einfach mal an die Küste zu fahren. Auf der Suche, ob es dann an der Küste auch irgendwo Wander- oder zumindest Spazierwege gäbe, entdeckte ich auf der Karte ein kleines Wegenetz, das mit "Grønsvik kystfort" beschriftet war. Eine Befestigungsanlage aus dem zweiten Weltkrieg. Das klang interessant!

Wie immer in Norwegen ist natürlich schon der Weg ein Zeil des Ziels. Es ging von Mo auf der 810 westwärts an die Küstenstraße 17 ran. Die Landschaft war mal wieder beeindruckend, besonders als dann die offene See mit der Masse an vorgelagerten Inseln in Sicht kam. Besonders auffällig war die Insel Lovund, die aus einem Zuckerhut-ähnlichen Berg bestand, der aus dem Meer in die tief hängenden Wolken aufragte. Den Ausblick fotografierten wir zunächst mal vom Felsen Kleivhalsen.


Blick vom Kleivhalsen Richtung Süden.


Und zur Insel Lovund.

Das Küstenfort war dann wirklich höchst eindrucksvoll. Schützengräben, Flak"teller", Unterstände und unterirdische Gänge zogen sich kreuz und quer durch den Felshügel. Wir haben einiges davon inspiziert. Besonders toll ist es ja immer, wenn man solche Anlagen komplett auf eigene Verantwortung durchstreifen kann. Es gab null Absicherungen, und in einigen Gängen musste eben mal die Handyfunzel den Weg leuchten.


Einer der Schieß-Unterstände von innen...


...und von weiter weg. Von da oben konnte man hierher entweder den Hang runter gehen...


...oder durch den Berg gehen. Wobei hier sogar Treppe und Licht installiert waren, was sonst nicht der Fall war.


Vorsicht, Löcher im Boden!

Sicherlich hätten wir auch gern noch den nördlichen Teil der Festung untersucht, aber Yannick vermeldete von den Webcams auf dem Saltfjell Auflockerungen, und heute sollten ja erstmals wieder die Dagtogs fahren. Da war unsere Prioritätensetzung dann doch klar, zumal es auf dem Saltfjell ja auch immer herrlich ist.

Wir kamen gut voran. Selbst die Wohnmobile vor uns fuhren die volle Geschwindigkeit. Die 17 ist voll von Wohnmobilen. Ich hätte ja auch Lust, den Nordabschnitt der Straße nochmal in Angriff zu nehmen, aber ich frage mich ernsthaft, ob im Sommer die Kapazität der selten fahrenden Fähren überhaupt ausreicht. So kamen wir so zeitig in die Ecke von Krokstrand, dass wir dort einfach mal anhielten und für den südfahrenden Dagtog, den wir sonst gar nicht mehr erwischt hätten, die Drohnen steigen ließen. Wir waren noch nicht aus der Bewölkung raus, aber hier hielten sich konstant einige nur leicht hin und her wabernde Wolkenlöcher. So klappte mit dem Rt 472 nach einer Urlaubswoche die zweite Aufnahme eines Dagtogs!


Endlich fährt er wieder, der Dagtog! Rt 472 zwischen Bolna und Dunderland etwas oberhalb des alten Bahnhofs von Krokstrand.

Für den in Dunderland kreuzenden Gegenzug war es nun schwierig, irgendwas mit vernünftiger Seitenausleuchtung zu finden. Frontausleuchtung war eh nicht möglich. Der sonnige Bereich war auch gar nicht so lang - nur etwa vom Polarkreiscenter bis hinter die Straßenbrücke. Nach etwas Hin und Her entschieden wir uns für einen Spaziergang vom Polarkreiscenter zur alten Straße rüber. Die würzige Luft war wunderbar. Unser Motiv lag allerdings genau an der Wolkengrenze, die mal vor und mal zurück waberte. Als Rt 471 hinten um die Ecke kam, war das Motiv mal wieder dunkel, aber laaaangsam wichen die Wolken, und der Zug näherte sich ebenfalls extrem langsam. Es klappte!


Rt 471 hat kurz vorm Polarkreis die Bewölkung verlassen...


... und quert dann den symbolischen Polarkreis.

Wir blieben einfach mal sitzen und hielten Siesta. Es war einfach traumhaft hier. Nach zwei Stunden sollte ein Güterzug folgen, den wir hier einfach auch noch abgewartet haben. In den knapp zwei Stunden hat sich an der Wolkensituation kaum was geändert, so dass wir auch Gt 5797 mit Sonne und dunklem Hintergrund bekamen.


Gt 5797 war endlich mal ein richtig toller, langer und gut beladener Zug - hier unmittelbar am Polarkreis.


Und nochmal von weit oben.

Das war es hier leider mit Zugverkehr. Gemütlich stiegen wir den Pfad entlang des Wasserfalls wieder abwärts zur Bahn, von wo es den Fußweg zum Polarkreiscenter weiter ging. Mit dem Auto ging es nun wieder abwärts und damit auch in die Wolken hinein, die allerdings weiter unten auch "offene Stellen" hatten. So hofften wir noch ein wenig auf den Erzleerzug 5769, den wir zeitlich passend vor Mo abpassen konnten. Den mochte die Sonne aber nicht beleuchten.

Nun hatten wir aber wirklich gut Hunger! Der Chinese "Kina Kro" sollte es sein. Die Bude war erstaunlich voll (ok, heut ist Samstag...), aber wir bekamen noch einen guten Tisch und lecker zu essen. Nach einer Runde durch den Supermarkt ging es direkt aufs Zimmer. Wir waren müde (mal wieder...).

Sonntag, 09.07.2023

Auch heute fiel der 4:30-Blick aus dem Fenster auf Grau in Grau, so dass man sich sogleich ins Bett zurückfallen lassen konnte. Um 7:30 sah es leider vorm Fenster nicht anders aus. Und nach einem äußerst entspannten Frühstück um 10 Uhr ebensowenig. Später rissen die Hochnebelwolken auf, machten aber den Blick frei auf eine ziemliche Schlonzepampe, die am Himmel hing. Zutiefst unentschlossen dödelten wir in der Gegend von Dalselv herum. Wieder mal sah es auf dem Fjell ein deutliches Stück besser aus - jedenfalls soweit es die dortigen Cams erkennen ließen.

Auch wenn mir zwei Dagtog-Motive bei Bjerka sehr am Herzen gelegen hätten, entschieden wir uns, doch vielleicht besser mal aufs Fjell hoch zu fahren. Weit vor den Dagtogs sollte allerdings der Schotterzug südwärts kommen. Den hätten wir oberhalb von Mo kaum noch kriegen können. Deshalb warteten wir den noch in Dalselv ab. Das Licht mumpfe allerdings ziemlich rum. Zum 56325 schien es dann aber recht gut.


Schotterzug 56325 bei Dalselv bzw bei der Querung des gleichnamigen Flusses.

Danach ging es aber in einem Rutsch hoch aufs Fjell. Voraus war der Himmel zwar klarer, aber mit jeder Talkurve zeigte sich das Bild der "letzten" Schleierwolken wieder neu. Und als man endgültig auf die Fjell-Hochfläche einkurvte, zeigte sich des Elends ganzes Ausmaß. Gerade im Westen hingen sehr große Schleierfelder. Nach kurzer Beratung waren wir uns einig, dass Anderes keinen großen Sinn mehr hätte und man die angedachten Motive nun einfach probieren muss. Yannick wollte den Zug in der Kurve nördlich des Polarkreises machen. Ich setzte ihn am Touribunker ab.

Dann fuhr ich wieder ein Stück zurück bis zum Abzweig der alten E6, die als Weg westlich der Bahn entlang führt. Zu Fuß ging es nun den Weg wieder eine halbe Stunde aufwärts, bis ich einen guten Ausblick mit vernünftiger Seitenausleuchtung (die ist nämlich beim Südfahrer hier auf dem Fjell vielfach problematisch) erreichte. Nun galt es abzuwarten, ob das Bild lichttechnisch topp oder flopp würde. Oder ob mich vorher die Bremsen entsaftet hätten... Endlich näherte sich der Rt 472. Aber soooo langsam! Zwischenzeitlich wurde es mal dunkler, dann wieder heller, und der Zug war immer noch nicht beim Schneeschutzbau. Es blieb hell, nein, kleine Fluse, kleine Störung, dann hell, aber der Zug bummelte wirklich all zu gemütlich heran. Endlich aus dem Schneeschutz raus. Sollte das Licht halten? Ich habe Blut geschwitzt. Aber es klappte!


Der Dagtog Rt 472 zwischen Polarkreis und Bolna mit dem letzten noch auf dem Fjell verbliebenen Schneeschutzüberbau im Hintergrund.

Auf dem Weg zum Auto hätte ich vor Freude hüpfen können. Toll, dass das geklappt hatte! Am Polarkreiscenter habe ich Yannick aufgegabelt und gemeinsam steuerten wir nun den Parkplatz ganz am anderen Ende der alten E6 an. Auch hier liefen wir die alte Piste ein ganzes Stück rein. Ich fand einen schönen Ausblick mit Wasserfall. Aber zusätzlich zur Schleierfrage kam hier auch die Schleicherfrage auf. Die E6 verlief vor dem Gleis und jedes Fahrzeug, das höher als eine Corvette wäre, hätte ich im Fahrwerk des Zuges. Letztendlich waren es aber die Schleier, die ihren Senf dazu geben mussten. Immerhin wurde es im allerletzten Moment wieder heller, als Rt 481 vorüberbrummelte - vor dunklem Hintergrund. Und die Straße war komplett frei!


Nun ist der Nordfahrer dran: Rt 471 zwischen Stødi und Semska mit einem namenlos gebliebenen Wasserfall im Vordergrund.


Blick flussaufwärts in die Gebirgslandschaft.

Nun war hier erstmal wieder ziemliche Zugpause. Es war nun 16 Uhr, wir hatten gut was getan und nun meldete sich der Hunger. Wir fuhren zum Saltdal Center runter, wo wir uns dem Buffet widmeten. Es gab sogar Lachs. Fast besser war allerdings das Saltkjøtt, extrem zartes in Salz eingelegtes Schweinefleisch. Und es gab zwei Gemüsepürees, Erbsen und Rüben-Möhren. Natürlich fraß man wieder viel zu viel...

Dann wurde es aber auch schon Zeit für zwei verschiedene Optionen: Entweder den nordfahrenden Containerzug irgendwo auf dem Fjell nehmen (bei dem wir aber mit ziemlich viel Leerstand rechneten) oder unten vor Mo nochmal den Erzzug probieren. Na gut, streng genommen hätte man beides geschafft, aber auf dem Fjell war der Westhimmel derartig zugepampt, dass kaum noch eine reelle Chance auf Sonne bestanden hätte. Der Zug kam uns dann auch schon deutlich früher als erwartet entgegen. Hinter der Lok folgten immerhin einige beladene Wagen, doch dann folgte der Leerstand.

Egal, Kurve um Kurve ging es nun abwärts und wie schon auf dem Hinweg schwankte auch jetzt mit jeder Talkrümmung das Bild am Himmel. Mal glaubte man, es folge nur noch endloses Blau, dann sah man plötzlich wieder nur einen endlichen und gar nicht so großen Streifen blauen Himmels. Am Wunschmotiv vor Mo stand man nun natürlich wieder am Rande eines küddeligen Wolkenfeldes, und alles stand und fiel mit der Zugrichtung der Wolken. Die war allerdings erst gar nicht auszumachen. Als die Sonnenintervalle aber immer kleiner wurden, wussten wir: Sie zogen in die falsche Richtung. Der Zug kam dann auch noch in einem Moment größter Dunkelheit. Tja, dumm gelaufen.

Wir tankten noch, denn morgen würde es anstrengend werden und dazu erstmal keine Zeit sein. Dann ging es ins Hotel. Wir ließen den Abend bei einem Tatort ausklingen. Danach unternahm ich noch einen kleinen Abschiedsspaziergang an den Fjord. Da liefen wieder die süßen kleinen Wollknäule rum. So im Flaumkleid und noch ohne Flügel wirkten sie hilflos. Das waren sie aber nicht. Sie wurden aufs schärfste bewacht. Kam man ihnen (auch unbewusst) zu nahe, flogen die erwachsenen Möven Angriffe auf einen. Ein Vieh kam so nahe, dass ich ihm fast nen Kinnhaken verpasst hätte... Die Wolken lösten sich jetzt wirklich massiv auf. Das ließ hoffen. Der morgige Tag sollte am schönsten werden. Wir wollten es einmal mit dem Nachtzug am Nachtzugdamm versuchen oder wenn hier kein Licht wäre, vor dem Nachtzug aufs Fjell durchstarten. Jedenfalls früh raus und auschecken.

Montag, 10.07.2023

Als der Wecker um 4:30 klingelte und man den Vorhang lupfte, war das Wetter draußen so, dass man auch aufgebrochen wäre, wenn man die Aktion wetterabhängig gemacht hätte. Blauer Himmel! Wir packten zügig alles zusammen und fuhren zum Nachtzugdamm bei Dalselv raus. Ich hatte das Motiv zwar 2021 schon topp bekommen, aber für Yannick war das ein Must Have und ich konnte es auch gut nochmal ab, da gegenüber 2021 einige vordergründige Baumspitzen mitsamt der zugehörigen Bäume gefällt worden waren und das Motiv dadurch mit weiter gefasstem Bildausschnitt möglich war. Rt 475 kam hier wunderbar.


Darf man gern auch zum zweiten Mal umsetzen: Rt 475 auf dem "Nachtzugdamm" bei Dalselv mit dem Ranafjord im Hintergrund.

Der Plan war nun, den Zug auf dem Fjell nochmal zu machen. Das hatte ich vor zwei Jahren leider erst nachträglich festgestellt, dass das mit der ausgebauten E6 mühelos machbar ist. Ohne Eile, aber mit der gebotenen Raschheit gelangten wir ohne große Behinderungen aufs Fjell. Um die Zeit ist die E6 halt auch noch herrlich leer. An der Straßenbrücke bei Stødi warteten wir den 475 ein weiteres Mal ab. Bereits bei der Ankunft lag das Grummeln in der Luft, aber es dauerte dann doch noch mindestens fünf Minuten, bis der Zug da war.


Rt 475 hat die Stødi-Häuser erreicht...


...und wird Stück weiter unter der E6 durchtauchen.

Nun war etwas Zeit. Erstmal stellten wir uns auf einen Parkplatz und chillten etwas. Um 8 machte das Polarkreiscenter auf und wir standen wie die Deutschen überpünktlich auf der Matte. Es gab Kaffee. Und die ersten vier zubereiteten Waffeln des Tages wanderten direkt vom Waffeleisen auf unsere Teller. So gestärkt konnten wir uns für das Fjell-Ei Rt 473 bei Stødi aufstellen.


Das Fjell-Ei in seinem namensgebenden Einsatzgebiet: Rt 473 kullert bei Stødi von Mosjøen nach Bodø.

Nun hieß es "Risiko!" Der Schotterausflugszug sollte heute bis irgendwo zwischen Bolna und Lønsdal fahren. So arg viel Zeit war zwischen den Durchfahrten Bolna auf Hin- und Rückweg gar nicht eingeplant. Südlich der Stødi Häuser kurvte die Strecke so, dass der Zug gutes Frontlicht bekommen musste, außerdem war die Bergkulisse einfach topp. Aber ob der Zug überhaupt so weit kommen würde? Na gut, nach anderthalb höchst entspannten Stunden auf dem Fjell müssen wir die Frage mit "nein" beantworten. Damit war das gestrige Bild unser letztes vom Schotterzug, denn heute würde er in neue Galaxien aufbrechen und sicher noch spannende Abenteuer erleben. God tur!

Derweil fuhren wir ins nächste Motiv, in die S-Kurve oberhalb des nördlichen Fjellausgangs. Mit Gt 5790 sollte ein zeitlich passender Güterzug kommen. Nur mit der Beladungsdichte sahen wir an einem Montag eher schwarz. Na gut, hätte schlimmer kommen können, aber vor allem auch viiiiel besser. Und die 159 ist definitiv in den falschen, viel zu dunklen Farbtopf gefallen.


Mit Gt 5790 bringt mal wieder eine 159 eine Ladung Containerlücken aufs Fjell, hier in der S-Kurve unweit des nördlichen Fjellausgangs.

Der nächste Programmpunkt war einer, den man auch nicht mal so "nebenbei" macht. Dazu braucht man stabiles Wetter, und ich erwähnte es glaubich schon, dieses stabile Wetter ist in der Regel nicht verfügbar, wenn ich hier bin. Die Rede ist von dem Streckenabschnitt unterhalb von Lønsdal, wo die Bahn hoch oberhalb des Saltdalen verläuft. Ich war dort zwar vor über zwanzig Jahren mal hinten, aber außer (sehr stimmungsvollen!) Regenbildern und einem Halblichtbild hab ich da nie etwas zustande gebracht. Heute hingen ausgerechnet dort auch wieder paar Wolkenschleier in der Luft, aber wir beschlossen es trotzdem zu wagen.

Den Weg in die Motive, ein Gleiskörper einer einstigen Materialbahn, hatte ich von früher als sehr zugewuchert und mühsam in Erinnerung, doch da dort hinten auch paar Hütten liegen, war der Pfad sogar gut zu begehen. Und natürlich war es wieder herrlich, in die Natur zu wandern. Man musste ein ganzes Stück reinlaufen, bis die Bahn erstmals richtig kurvte, um dem Dagtog Seitenlicht zu geben. Dort konnten wir uns vor einer unbewohnten Hütte schön in den Schatten setzen und die Aussicht genießen. Rt 472 kam dann optimal vorüber.


Die Pause zwischen den Zügen wurde für Bauarbeiten genutzt. Rechtzeitig eilt der Bagger zurück nach Lønsdal, damit der Dagtog in Rognan ausfahren darf.


Eines meiner Wunschmotive, das ich schon ewig auf der Liste habe, und das zum Glück durch den neuen Wildschutzzaun nicht all zu arg gelitten hat: Rt 472 oberhalb des Saltdalen wenige Minuten vor Erreichen des Bf Lønsdal. Der markante Berg im Hintergrund ist der Solvågtinden.

Weniger optimal war die Landung von Yannicks Drohne. Sie sollte auf einem nur leicht schrägen Felsen landen, den auch ich als völlig unproblematisch eingestuft hätte. Die Drohne fing nun aber an, den Felsen runterzurutschen und legte am Ende des Felsens einen gepflegten 5m-Sturz bis auf den Bahnkörper hin. Unbeschadet ging das nicht vonstatten...

Wir hatten von der Drohne aus einen guten Kilometer weiter nördlich eine relativ frei aussehende Außenkurve entdeckt und wollten nun mal versuchen, die auf dem alten Bahnkörper zu erreichen. Der wurde nun aber immer schlechter, war zum Teil zugewuchert und verlor sich bald in der Wildnis. Wir sind noch auf einige Felsen hoch, aber das Ziel war noch nicht in Sicht. Dafür viel unwegsames Gelände. Es war heiß, wir schwitzten auch so schon genug und hatten keine Lust mehr.


Wandern auf dem Bahnkörper einer alten Materialbahn aus der Zeit des Bahnbaus.

Unterwegs waren wir auch schon an dem Aussichtspunkt für den nordfahrenden Dagtog vorbei gekommen. Dorthin ging es zurück. An sich saß man dort auch wunderbar auf einem Felsen. Allerdings war ich umschwirrt von allen Insekten, die man sich hier vorstellen konnte. Und das sind einige. Natürlich waren auch wieder unsere "Freunde", die Bremsen, in nicht unerheblicher Zahl vertreten. Rt 471 klappte dann auch wunschgemäß.


Von Süden nähert sich dann auch bald Rt 471, den wir praktisch an der gleichen Stelle wie eben den 472 nehmen.

Der Dagtog sollte in Rognan mit einem Güterzug kreuzen. Wir hofften, für den irgendwo zwischen unserer Fotostelle und Lønsdal ein Motiv zu finden. Doch leider machte der Wildschutzzaun alle Ambitionen zunichte. Das Fazit für diesen Streckenabschnitt lautet also leider, dass außer in unserem Fotoabschnitt und der mit der Drohne angeflogenen Stelle absolut nichts mehr geht. Hoffentlich sieht nicht bald das gesamte Saltfjell so aus. Nun ja, dann wussten wir das jetzt auch.

Mein Wunsch war nun, nachdem man so viele "Heile Welt" Landschaftsbilder hinbekommen hat, auch mal die alte Betriebssituation mit dem Txp (Togexpeditør, nicht ganz vergleichbar mit unserem Fdl, denn er ist irgendwie der Betriebszentrale unterstellt) und dem grünen Fähnchen auf dem Bahnsteig zu dokumentieren. Als wir am Bahnhof ankamen, hing zu unserer Verwunderung die rote Flagge am Ständer. Doch irgendwann kam ein Baumensch mit seinem Auto angefahren, der wohl die Strecke befahrbar meldete. Prompt kam der Txp mit der grünen Fahne unterm Arm aus dem Gebäude und tauschte die rote gegen die grüne aus. Sperrung aufgehoben ;-)

Trotz der schlechten Erfahrungen aus Mosjøen fragten wir den Txp, ob wir die Gleise queren dürften, um den Zug von der anderen Bahnseite fotografieren zu können. Auch er verneinte das, weil ihn das seinen Job kosten könne. Aber er gab den Tipp, die Wegunterführung am Ende des Bahnhofs zu nutzen, dann könnten wir gern drüben am Rand der Gleise stehen. Yannick nutzte die Möglichkeit, während ich Fähnchen und Txp gern groß vom Bahnsteig nehmen wollte. Ich erklärte das Vorhaben dem Txp, der auch kein Problem damit hatte und sich sehr fotogerecht hinstellte, als Gt 5782 anrollte.


Gt 5782 bekommt mit der grünen Flagge freie Durchfahrt signalisiert. Der Gruß zwischen Txp und Lokführer ist obligatorisch. Noch.

Nun hatten wir ordentlich was getan. Es sind ja nicht nur die "Schritte auf der Uhr", sondern extrem viel Kraxelei durch unwirtliches Terrain. Wobei ja gerade das so viel Spaß macht. Die Idee war nun, wieder im Saltdalen Turistcenter zu essen. Yannick nahm einen lecker aussehenden Hamburger, ich wagte mich erneut ans Buffet. Es gab allerdings genau die gleichen Sachen wie gestern.

Danach ging es in Røkland in den Supermarkt. Wir hatten jetzt mal über booking.com ein Häuschen gemietet - ebenfalls in Røkland. Da konnte man endlich mal Bier kalt stellen. Das Häuschen erwies sich dann aber sehr zu unserer Verwunderung als typisch norwegisches Eigenheim, deren Besitzer wohl gerade nicht da waren. Also mehr die AirB&B-Idee als die von booking.com. Den Schlüssel fanden wir im Schlüsselsafe; das schien also alles seine Ordnung zu haben. War bloß etwas eigenartig, in jemandes persönliches Reich vorzudringen. Im Kühlschrank hatten die Besitzer ihren ganzen Kram in ein-zwei Fächern zusammengeschoben, so dass wir gut Platz hatten.

Fixpunkt sollte heute Abend der Nachtzug in Setså sein. Jetzt war es 18:45, und vor dem Nachtzug sollten noch ein Ei und ein Güterzug fahren. Wir beschlossen, die beiden auf dem Fjell zu nehmen, was etwas idiotisch war, weil es unsinniges Hin- und Hergegurke bedeutete und da oben praktisch nirgends mehr Frontlicht war. Irgendwie war ich wohl zu kaputt und nicht mehr recht in Stimmung, so dass ich das etwas lustlos anging. Rt 474 schoss ich auf die finstere Heckfront nach.


Rt 474 nähert sich den Stødi-Häusern.

Da die Zeit zwischen Gt 5792 und Nachtzug knapp werden konnte, war es nicht möglich, zu geeigneten Stellen zu laufen. Um mir die Hetzerei zum Auto komplett zu sparen, nahm ich ihn mit der Drohne. Wobei der Zug da arg klein geraten ist; ich kann die Entfernung immer so schlecht abschätzen. Schade, denn gut beladen war der Zug.


Gt 5792 passiert die Stødi-Häuschen...


...und eilt weiter Richtung Polarkreis. Oder hat er ihn gerade schon gequert? Dazu später mehr ;-)

Nun also runter nach Setså. Da der Gt 5792 deutlich vor Plan gewesen war, hatten wir gut Zeit. Die brauchten wir auch, denn ab Abzw Junkerdalen und dem Saltdal Center hatten wir auf der an sich deutlich leerer werdenden Straße plötzlich einen extrem lahmen LKW, einen PKW, der sich dahinter offenbar wohl fühlte, und drei Wohnmobile vor uns. Fehlte eigentlich nur der Trecker. Stück für Stück konnte ich überholen, so dass wir rechtzeitig in Setså für den Rt 476 bereit standen. Und es war wieder so: Rechtzeitig vor Durchfahrt sank die Sonne in so eine komische Schicht (die einzige weit und breit am Himmel). Dennoch waren wir verwundert, wie stark die Sonne da diesmal noch durch schien.


Wenigstens einmal soll der südgehende Nachtzug gezeigt werden: Rt 476 passiert die Ortschaft Setså.

Das sollte es gewesen sein. In der Wohnung gab es nun noch ein Feierabendbierchen, dann waren wir reif für die Heia. Das Wetter hatte heute alles gegeben, wofür wir sehr dankbar waren. Und wir haben auch alles gegeben...

Dienstag, 11.07.2023

Ganz leugnen konnten wir auch heute Morgen noch nicht, dass wir etwas in den Seilen hingen. Immerhin hatte ich mich Yannicks Wunsch verweigern können, zum 5-Uhr-Güterzug wieder aufzustehen. Klar, der wäre auf dem Fjell (dort um ca 4 Uhr!) sicher gut gekommen, aber man will ja den Tag auch einigermaßen klar erleben. So ging es also rechtzeitig für den Nachtzug los. Heute sollte mal wieder was aus der maritimen Motivkiste sein, der unvermeidliche Damm von Nordvika. Nachdem wir unterwegs viele Wolken gesehen hatten, passte es für Rt 475 dann auch topp.


Dass sich der südfahrende Nachtzug uns gegenüber rar gemacht hat, wird vom nordfahrenden wett gemacht. Rt 475 auf dem Damm von Nordvika.


Und von unten mit Spiegelung.

Das Bild hat uns ja schon ein gutes Stück aufbauen können. Den Rest besorgte ein Einkauf aus dem Supermarkt in Valnesfjord, den wir genüsslich auf einer kleinen Halbinsel verputzen konnten. Fototechnisch gab es dort Lt 1797 und Gt 5790 zusammen mit paar Bootshäuschen.


An einer der zahllosen Möglichkeiten am Fjord begegnen uns Lt 1797...


...und Gt 5790.

Für einen weiteren Talent von Fauske topften wir uns zum BÜ in Mjønes um. Nicht nur, weil der am bequemsten zu erreichen war, sondern weil dort für Rt 473 das Licht am weitesten herum war. Es war schon wieder extrem warm geworden, und eine drückende Schwüle machte sich breit. Da war es hier an der Küste noch am besten auszuhalten.


In Mjønes gibt es Rt 473 vor der imposanten Kulisse des Mjønesfjells.

Nun war eine ganze Weile Pause. Erst dachten wir, man könnte sich schön ins Strandbad Nordvika setzen, weil dort dann auch für den Dagtog nachher das Licht gut wäre, aber erstens herrschte dort reger Badebetrieb und zweitens hat es auch hier einen neuen Zaun gegeben. Deshalb schauten wir uns nach Alternativen um und landeten auf einer wunderschönen Halbinsel weiter westlich. Der einzige Haken: Das sah alles ziemlich privat aus; auf der Halbinsel stand ein Ferienhäuschen, wo aber aktuell niemand zuhause war. Für die Felsen, auf denen wir rasteten, dürfte man wohl das norwegische Jedermannsrecht in Anspruch nehmen. Man musste halt "nur" über deren Grundstück rüber. Nun ja, wir hofften, dass das Haus heute unbewohnt bleiben würde. Im Schatten eines Baumes konnte man es nun aber jedenfalls gut aushalten; es ging ein leichter Wind.

Programmänderung. Plötzlich und unerwartet bildete sich quasi aus dem Nichts ein Gewitter über dem Fjord. Erst war es noch ganz klein, doch bald verfinsterte sich die gesamte Region. Wir suchten noch hin und her, hätten aber wohl in der Ausfahrt Bodø stehen müssen, um den Dagtog bei Sonne zu bekommen. Da standen wir aber nicht. Wir fuhren dem Zug voraus, doch nirgends sah es so richtig nach Sonne aus. In Røkland bogen wir ab in unser momentanes Eigenheim und holten bei Gewitterregen vor den Fenstern erstmal eine gehörige Portion Schlaf nach.

Der Plan war, rechtzeitig vor dem Dagtog nach Bodø einen neuen Versuch zu starten. Das taten wir, aber die wenigen Wolkenlöcher erklärten sich für nicht zuständig. Um der Ausfahrt doch noch einen produktiven Touch zu geben, besorgten wir im Supermarkt Kjøttkaker, Kartoffelbrei und Preisselbeeren und bereiteten in unserem Häusle das Abendessen zu. In Røkland hatte sich mittlerweile wieder die Sonne durchgesetzt. Für den später folgenden Gt 5792 wollten wir gern nochmal los, aber nordwärts war es noch komplett dicht, und aus Richtung Gebirge, wo es eben noch komplett blau ausgesehen hatte, zog auch schon wieder eine massive Quellwolken-Front auf uns zu. Draußen wurde es gegen 19 Uhr auch schon wieder richtig schwül.

Wir suchten uns was Lokales für den Güterzug. Ein Stück aus unserem Wohngebiet die kleine Straße runter fanden wir ein freies Streckenstück. Schafe waren da, hatten auch gut alles vollgesch... Und wer fühlt sich da am meisten wohl? Die Gemeine Viehbremse natürlich. Habe ich den Singular verwendet? Sie fielen in Schaaren über uns her! Paar von denen überlebten die Angriffe allerdings auch nicht. Der Bewölkungsschatten stand nur ein kleines Stück hinter uns talaufwärts. Ich rechnete schon gar nicht mehr mit einem Sonnenbild. Doch so richtig entschieden kam der Schatten nicht näher. Gt 5792 war deutlich vor Plan und legte sich bald in die Kurve am Hp Røkland (erst mit ETCS-Inbetriebnahme wird das hier wieder Bahnhof). Sonne schien. Das Stillhalten fürs Foto brachte mir allerdings zwei Bremsenbisse in die Schenkel ein; die kurze Hose eröffnete all zu viel Angriffsfläche...


Wie immer sind die Fauske-Züge nicht so richtig traumhaft beladen. Aber Gt 5792 hatte immerhin paar Container hinter der Lok, als er durch Røkland fuhr.

Immerhin mal wieder ein Sonnenbild! Und der Zug war ja ganz erträglich beladen. Mit dem Ergebnis konnte es "um die Ecke" zurück in unser Eigenheim gehen. Und dort? Wir hatten ja noch mit dem Nachtzug geliebäugelt, aber jetzt setzte erstmal wieder heftiger Regen ein, der sich unter der Markise auf der Terrasse bestens aushalten ließ. Irgendwann fiel die Entscheidung zugunsten eines zweiten Bieres, so dass weitere Fotoambitionen zumindest mit dem Auto zu den Akten gelegt werden konnten. Dabei blieb es dann auch.

Mittwoch, 12.07.2023

Die Vorhersage war relativ eindeutig so, dass mit Sonne zu rechnen wäre, aber nur bis 9. Wir hatten schon überlegt, dass man deshalb bereits mit dem Frühgüterzug anfangen müsse - den hätte man zumindest fußläufig von der Unterkunft von der Fußgängerbrücke machen können. Aber Yannick blieb liegen, weil aus seinem Fenster größere Wolkenfelder zu sehen waren und ich blieb liegen, weil ich den Zug nicht im System fand. Um 5:15 rollte er dann vorüber. Ich kam damit klar. Yannick glaub'ich auch. Natürlich wäre der Zug auf dem Fjell topp gekommen, aber den Gedanken hatten wir bereits gestern verworfen, weil das schlechte Wetter von Süden kommen sollte.

Im Verlauf des weiteren Morgens wurden die Wolken immer dichter. Egal, für den Nachtzug sollte es nochmal einen Versuch am Skjerstadfjord geben. Eigentlich hatten wir an die Ecke von Sagelva gedacht, doch war da hinten beim Näherkommen alles dunkel. Über Nordvika hatte sich jedoch noch eine größere wolkenfreie Zone gehalten, so dass wir dort anhielten. Gestern hatten wir das Motiv ja nicht vom "üblichen" Blickwinkel genommen, so dass man es heute mal ganz simpel von der Hauptstraße aus probieren konnte. Zusammen mit einem Hobbykollegen aus der Schweiz durften wir bibbern, dass das volle Licht hält. Die dunkle Bewölkung über dem Fjord war ja schon ein netter Hintergrund. Und das Licht hielt, als Rt 475 eeeendlich trötend um die Kurve wummerte.


Und nochmal lassen wir Rt 475 den Damm von Nordvika queren.

Danach war dann auch bald Schluss mit vollem Licht. Wir setzten uns erstmal gemütlich auf den Parkplatz des Strandbades und beobachteten die Vorgänge am Himmel. Würde das Gelbe ins Blaue wenn Cargonet...? Nein, keine Chance mehr. Wir schauten uns Gt 5790 noch an, dann verschwanden wir. Es gab keine Zeit zu verlieren, genug anderes kann angegangen werden. Uns stand der Sinn nach paar Schritten durch die Botanik. Unweit von uns, am Bringsliveien versprach die Landkarte einen Wasserfall, zu dem ein Weg führen sollte. Da war aber irgendwie nichts.

Wir schauten weiter. Yannick fand ein weiteres Küstenfort nördlich von Fauske, wo man vermutlich schön durchs Gelände streifen konnte. Dazu fuhren wir die E6 ein kleines Stück nordwärts aus Fauske raus und dann die 826 nach Røsvik. Da kam man an einem Dolomit-Steinbruch vorüber, in dessen Abbruchwand sich zahlreiche Höhlen befanden. Røsvik selbst war dann wieder allerliebstes Norwegen - Klischee pur. Der gar nicht so kleine Ort hat eine Vergangenheit als Fährhafen im Zuge der Straße von Fauske nach Narvik, die in diesem Bereich erst 1966, nach Fertigstellung diverser Tunnel, östlich um den Sørfoldafjord herum geführt wurde.


In Røsvik empfängt uns ein Bilderbuch-Norwegen.


Der Blick geht über den Nordfoldafjord.

Das Røsvik Fort war landschaftlich nicht so offen gelegen wie das Grønsvik Fort neulich. Es führte aber ein verwunschener Wanderpfad durch das Gelände. Das Kraut stand hüfthoch. Mit der kurzen Hose gab es nur "Augen auf und durch". Zum Glück waren weder Brennnesseln noch Dornengewächse dabei. Der Rest wischte schön die Bremsen von den Beinen, von denen man sofort wieder überfallen wurde, wenn man stehen blieb. Es gab Festungseingänge, die steil in die Tiefe führten. Denen sind wir dann auch lieber nicht weiter gefolgt. Irgendwo sind wir falsch abgebogen, kamen ganz woanders raus und durften daraufhin nochmal zu Fuß durch den ganzen Ort laufen. So gab es noch paar Bonus-Schritte auf die Uhr.


Unser Mietmobil darf auch mal gezeigt werden.

Nun hatten wir uns aber auch das Mittagessen im Bahnhofscafé von Fauske verdient. Die leckeren Kjøttkaker gab es leider nicht, aber der ersatzweise gewählte Burger war auch sehr gut. Während in Røsvik immer wieder die Sonne zum Vorschein gekommen war, herrschte in Fauske und der gesamten Saltfjordregion "Bewölkung komplett". Sehr schade. Aber so konnten wir in Ruhe einkaufen und nach Røkland in die Wohnung fahren. Dort gab es erstmal ein Mittagsschläfchen. Auch zum nordfahrenden Dagtog mahnte nichts am Himmel zu einem nötigen Aufbruch. Aber wir hatten ein ganzes Haus samt Terrasse für uns - da kann man auch mal Urlaub machen. Abends lief ich nochmal paar Schritte durchs Viertel und gelangte auch "rein zufällig" auf die Bahnhofsbrücke, als unten der Gt 5795 durchkam. So konnte man mal den genutzten und den ungenutzten Bahnsteig dokumentieren.


Beim Blick von der Bahnsteigbrücke kann man schön sehen, dass Røkland momentan nur eingleisig als Haltepunkt genutzt wird. Das Ausweichgleis war gebaut worden, als man vor x Jahren auf der Strecke das Merkur-Signalsystem für die längst fällige Fernsteuerung errichtete. Damit sollte Røkland wieder Ausweichbahnhof werden. Das System ist nie in Betrieb gegangen, die zwischenzeitlich aufgestellten ungültigen Signale sind wieder abgebaut und durch ETCS-Tafeln ersetzt worden, die aber wie gesagt noch nicht in Betrieb sind.

Beim weiteren Rundgang durch das Wohnviertel, in dem fast alle Häuser aussahen wie unseres, und in deren Gärten die Mäh-Roboter vor sich hin schmatzten, hat mich hoffentlich niemand beobachtet. Immer wieder musste ich mich blitzschnell umdrehen und in die Luft klatschen. Wer mag das schon haben, wenn so ein blöder Bremsenbrummer immer hinterm Kopf herumsummt?

Wetteronline wollte noch irgendwas von Auflockerungen zum Abend hin wissen. Man schaut ja gern mal dort rein, um sich aufzubauen. Bei denen sieht die Vorhersage immer so positiv aus. Na ja, real konnten wir uns dann doch bald das eine oder andere Bier aufmachen... Für morgen sagt Wetteronline übrigens einen topp Tag voraus. Die anderen Wetterdienste teilen die Auffassung immerhin für die erste Tageshälfte. Wir machten uns mit dem Gedanken vertraut, morgen recht früh los zu müssen.

Donnerstag, 13.07.2023

Das war leider auch unsere letzte Nacht in unserem kleinen Eigenheim gewesen. Aber den endgültige Auszug konnten wir später durchführen - jedenfalls, wenn alles nach Plan lief. Erstmal bimmelte der Wecker um 5 Uhr für den Gt 5781, den wir um 5:08 quasi vor der Haustür am Hp Røkland verarzteten.


Am Morgen sieht das dann so aus. Durch paar Betonschwellen auf dem Ausweichgleis ist vermutlich der Flankenschutz für die Zugfahrten hergestellt, denn das Ausweichgleis kann von der anderen Seite her als Anschlussgleis befahren werden. Von dem zweigt nämlich noch ein Gleis zu einer intakt wirkenden Drehscheibe ab, die vermutlich für Schneeräumfahrzeuge vorgehalten wird.

Danach war Zeit für die Morgentoilette. Kurz vor 6 ging es dann hoch aufs Fjell, wo wir den Nachtzug umsetzen wollten. Die Straßen waren jetzt natürlich noch schön leer. Oben schwankte ich etwas, ob ich mich nochmal für eine etwas andere Perspektive auf die Straßenbrücke stellen sollte oder ob ich irgendwo in die Botanik laufen sollte. Yannick hatte ich bereits abgesetzt, ich fuhr wieder zur Brücke, dann aber doch wieder zu einem Punkt, zu dem man reinlaufen musste. Rt 475 war schon deutlich am grummeln, als ich endlich die gewünschte Perspektive mit Bach im Vordergrund gefunden hatte.


Kurz nach Querung des symbolischen Polarkreises, dessen eine Säule hinten noch zu sehen ist, kommt Rt 475 bei uns vorüber.


Und nochmal etwas weitwinkliger. Interessant waren die Linsenwolken im Hintergrund.

Das war es schon wieder hier oben. Für den Güterzug ab Bodø wollten wir runter an den Skjerstadfjord. Dort konnten wir Lt 1797 und Gt 5790 von einer der zahllosen Halbinseln aufnehmen. Man entdeckt da immer wieder neue Perspektiven.


Am Skjerstadfjord gibt es mal wieder Lt 1797...


...und nach Kreuzung in Oteråga Gt 5790.

Wirklich wolkenlos war es nicht. Aber was sollten wir anderes tun als unser Programm abzuspulen? Und das sah vor, den 5790 während seines Aufenthaltes in Fauske zu überholen und nochmal in der schönen Fotokurve auf dem Fjell zu machen. Heute war der Zug besser beladen als der, den wir neulich dort hatten. Jedenfalls hofften wir drauf, dass man ihm in Fauske nicht vorn irgendwelche Leerwagen beigestellt hat... Zehn Minuten nach Durchfahrmeldung Lønsdal sah man eeeendlich ganz in der Ferne eine helle Kette im Birkenwald. Die Wolkenschatten machten es spannend. Es dauerte und dauerte. Paar kleine Schatten waren vorbeigezogen, der nächste größere Schatten war noch ein gutes Stück weg. Endlich schob sich der Zug hinten unter der E6 hervor. Und laaangsam kam er in unsere Kurve gerollt. Perfekt! Die Wolke war "erst" eine Minute später zur Stelle.


Zwar immer noch mit Lücken, aber wesentlich besser beladen als letztes Mal, kommt Gt 5790 durch die S-Kurve am nördlichen Fjellausgang geschlichen.

Nun sollte es für den südfahrenden Dagtog wieder runter an den Saltdalsfjord gehen. Die ganze Zeit hatten wir einen großen Schlonzteppich vor uns, der an unserem Vorhaben schon etwas zweifeln ließ. Aber wieder verwirrten die Talkrümmungen, und am Ende hatten wir den Schlonzteppich nichtmal im Hintergrund. Die Wolken sorgten wieder für den einen oder anderen Adrenalinschub, waren aber lütt. Rt 472 ging bei voller Sonne.


Der Dagtog durfte jetzt auch nochmal an der bekannten Stelle am Saltdalsfjord zwischen Fauske und Setså sein.

Wir waren happy! Nun durfte das Hüngerchen zu Wort kommen. Es ging mal wieder nach Fauske in das Bahnhofscafé, wo wir heute nicht enttäuscht wurden. Es gab Kjøttkaker! Als wir fertig gespeist hatten, wurde es langsam schon wieder Zeit für die nächsten Züge. Lt 1789 und Gt 5784 gab es mal wieder am Skjerstadfjord.


Am Ufer des Skjerstadfjordes rollt Lt 1789 an paar Bootshäuschen vorbei.


Gt 5784 gibt es mal wieder in Nordvika, aber diesmal spitz stehend.

Von Süden näherte sich der Fauske-Güterzug Gt 5793. Für den wollten wir wieder an den Saltdalsfjord und den "Kabelblick" ausprobieren. Das ist eine Stelle nördlich des Kvænflågtunnels (Schreibweise Straßenschild) mit dem Kvenflog-Felsmassiv (Schreibweise Norgeskart), die wir die Tage mal entdeckt hatten. Fast kamen uns Zweifel, dass wir den Zug verpasst hätten, doch dann sah man weit hinten die Lok mit sensationellen zwei Containern am Fjord langkurven. Da wir recht spitz standen, störte der Leerstand vielleicht nicht ganz so arg.


Der Fauske-Zug ist mal wieder bestens mit Containerlücken ausgelastet... Hier am Kvenflog-Massiv kurz vor Fauske.

Nun war es auch schon Zeit für den nord- bzw hier westfahrenden Dagtog. Den wollten wir lieber am Skjerstadfjord machen. Somit ging es heute zum x-ten Mal durch Fauske durch und westwärts. Yannick hatte eine Stelle auf dem Luftbild entdeckt, wo der Dagtog noch am meisten Seitenlicht haben müsste. Die Stelle lag kurz vor Oteråga. Am BÜ auf die zuständige Halbinsel prangte der Hinweis "Privateigentum, nicht betreten". Wir liefen also um das Grundstück herum und auf eine Schäre. Keine Ahnung, inwieweit die mit zum Grundstück gehörte, das aber auch offensichtlich verwaist war. Rt 471 klappte wunderbar.


Rt 471 kommt am Skjerstadfjord auf den Ausweichbahnhof Oteråga zugerollt.

Eigenartigerweise hatten die Di4 bei der Fahrt nach Norden gestern und heute beim Nachtzug und jetzt auch beim Dagtog die verrußte Dachseite vorn. Ob die vielleicht in Trondheim Kurzwende machen und deshalb nicht gedreht werden? - In die Wolken habe ich zum Glück erst nach der Durchfahrt geschaut. Sonst hätte ich nicht so entspannt auf der Schäre gesessen. Die Sonne war noch einen Fingerbreit von der Bewölkung entfernt! Aber dieses Beobachten der Wolken habe ich mir komplett abgewöhnt. Den Zug der Schatten in der Landschaft zu beobachten kann Nervenkitzel genug sein. Und wir saßen durchgehend in der Sonne.

Topp, dass heute noch so viel geklappt hatte! Auch wenn wir mindestens noch ein Musthave auf dem Zettel hatten, so war uns klar, dass alles Weitere "Bonus" wäre, denn die Wolken übernahmen langsam die Oberhand am Himmel. Am BÜ Mjønesveien postierten wir uns mal für ein Paar Talente. Hier konnte ich dann doch heute nochmal die Drohne zur Anwendung bringen. Rt 474 ging schon mal im Schatten ab. Dafür konnte ich paar Labis machen. Der Eismann kam auch noch durch und spielte über Lautsprecher eine lustige Melodie ab. Weniger lustig endete der Tag für eine Bremse, die im Auto zwischen Windschutzscheibe und Armaturenbrett landete. Da ist ein tiefer Spalt, und wir bekamen sie einfach nicht raus. Man hörte sie aber gelegentlich sirren, mal von weiter links, mal von weiter rechts.


Blick von Mjønes über den Skjerstadfjord.

Auch der zweite Talent kam ohne Sonne. Mittlerweile war der Himmel so dicht, dass wir weitere Fotoambitionen aufgaben. Wir hätten uns ein Motiv mit dem Abendgüterzug nach Bodø erhofft, doch das sah chancenlos aus. Und wir hatten beide keine Lust mehr, auf DIE Wolkenlücke zu warten. So fuhren wir heim. Gebucht hatten wir noch einmal das Rognan Hotell im selbigen Ort. Ab Fauske wurde die Landschaft nun doch wieder sonniger. Und "zufällig" startete kurz nach uns der Gt 5792, der "Fauske-Güterzug". In Setså zog gerade eine Wolke rein, in Saksenvik war es dunkel, aber die Sonne kämpfte sich mehr und mehr aus der Wolke hervor. Erst dann kam der Zug, und das quasi am Wegesrand entstandene Bild gefiel mir außerordentlich gut.


Unverhofft gelingt noch ein Zugbild am Wegesrand: Gt 5792 hat gerade Saksenvik passiert und muss nun auf Rognan zu eine ganze Bucht umrunden. Hinter dem Zug ragt der markante, 446m hohe Ravnakkan auf. Die Sackgasse dürfte der alte Straßenverlauf und damit ein Stück des "Blodveien" sein, den osteuropäische Gefangene zur deutschen Besatzungszeit unter übelsten Bedingungen errichten mussten.

Für das Abendessen hatten wir einen Plan: Bier aus dem Supermarkt, Hamburger aus der Gatekjøkke, und beides auf den Sitzgruppen auf der "Brygga" am Fjord verputzen. Erst herrschte da noch high live, doch als die Hamburger fertig waren, fanden wir prima Platz. Ich hatte die 333g Version genommen, und die Burger waren mal wieder topp. Dazu herrschten auch um 21:00 noch T-Shirt-Temperaturen. Ein schöner letzter Abend an der Nordlandsbahn.

Freitag, 14.07.2023

Für heute war kein gutes Wetter angesagt. Ein idealer Tag zum Ortswechsel. So genossen wir als allererstes das gute Frühstücksbuffet. Da wir wussten, dass es leckere Waffeln und noch leckererere eingemachte Erdbeeren, aber keine Rømme gab, hatte sich Yannick direkt vorher aus dem Supermarkt eine Packung Seterrømme besorgt.

Als wir auscheckten, wurden wir beim Blick Richtung Saltdalen von überwiegend blauem Himmel überrascht. Mussten wir unsere Planung überdenken? Der Plan war nämlich, heute rüber an die Inlandsbahn zu fahren und dort morgen kleine rote Triebwagen zu fotografieren. Wenn das Wetter mitmacht. Aber die Vorhersage für morgen war jetzt nicht ganz verkehrt. Autoabgabe und Nachtzugabfahrt war für Sonntagabend in Östersund geplant.

Wir fuhren also zusammen mit unserem blinden Passagier, der auch heute immer wieder im Spalt an der Windschutzscheibe mit den Flügeln sirrte, in den nicht angekündigten blauen Himmel hinaus. Zufällig (echt jetzt!) war auch gerade in Fauske der Gt 5790 abgefahren. Ein Motiv war uns die Tage immer wieder aufgefallen unter dem Motto "muss nicht, aber kann gut": Der Blick von der Straßenbrücke auf den alten Bahnhof Røkland. Dort stellten wir uns einfach mal hin und saßen auch nahezu komplett in der Sonne. Als der Zug schon längst Durchfahrt Rognan geschrieben hatte und jeden Moment hinten um die Kurve kommen musste, zog ein Wolkenschatten die lange Gerade auf uns zu. Bald teilte er sich auf und nur der vordere Schatten kam weiter auf uns zu. Und plötzlich war der Spuk vorbei und alles war wieder hell. Unser Abschiedsbild von der Nordlandsbahn klappte bei Sonne!


Gt 5790 kommt immer gut - auch bei der Durchfahrt durch den alten Bahnhof Røkland. Das rechts hinter das Schuppendach führende Gleis führt zu einer Drehscheibe, die offensichtlich noch für Arbeitsfahrzeuge (Schneeräumung) in Betrieb war.

Es ging die E6 weiter hoch, doch beim Saltdal Turistcenter (tschühüß!) bogen wir nach Schweden ab und verließen das herrliche Land. Erst noch durch Sonne, später unter viel Bewölkung, ging es nach Arjeplog. Da wir auf dem Hinweg zwar irgendwelche Polarsirkel-Camps und -Kaufläden gesehen haben, uns an der Straße aber kein Hinweisschild "hier Polarkreis" aufgefallen war, googelte Yannick mal, wo die Querung genau stattfände. Dabei kam heraus, dass durch die Verschiebung der Erdachse der Polarkreis jedes Jahr 14m nach Norden wandert (hier und momentan zumindest). Das Polarkreiscenter auf dem Saltfjell liegt also schon lange nicht mehr auf dem Polarkreis. Google Earth verortet die imaginäre Linie, nördlich der die Sonne zumindest einmal im Jahr nicht unterginge, wenn das Land brettflach wäre, momentan genau zwischen den beiden Stødi-Häusern.

Ok, soweit dieser kleine Exkurs. In Arjeplog bogen wir südwärts ab und gelangten durch die wunderschöne Wasserwelt des Skelleftelven mit seinen vielen Seen und Inseln nach Slagnäs. Dort stießen wir auf die Inlandsbahn. Und "zufällig" sollte dort bald der südfahrende Zug der Inlandsbahn erwartet werden. Erstmal fuhr allerdings ein Transporter vor, dem ein rustikal aussehender Mann in oranger Arbeitshose entstieg, der zum Stellwerk lief.

Ein Stellwerk auf der Inlandsbahn muss man sich als außerhalb des (hier völlig verwahrlosten) Empfangsgebäudes angebrachtes Stellpult vorstellen. Ich dachte schon, dass hier "neuerdings" (also ggü meinem zig Jahre zurückliegenden letzten Besuch an der Inlandsbahn) ein Fdl die Züge im Auto begleitet, um die Signale zu stellen. Aber er erklärte in recht gutem Deutsch, dass er der Zugführer des Dampfzuges heute Abend sei. Der will in Slagnäs wenden und dafür müsse er das Stellwerk bedienen. Er erklärte mir auch die einzelnen Schlüsselabhängigkeiten, aber das würde an dieser Stelle zu weit führen. Ok, ich habe es mir nicht gemerkt. Der Triebwagen kam nun im Schatten.

Wir folgten ihm einfach mal. Das Konzept war, anzuhalten, sobald die Sonne schien. Das taten wir an einer ersten völlig motivlosen Stelle, wo dann aber das Licht ausging. Nun musste ich erstmal haufenweise weiße Schleicher vorbei lassen, aber irgendwann überholten wir den Zug trotzdem wieder. An einer Straßenbrücke war dann ein gutes blaues Loch im Himmel. Ich stellte mich mit Parkerlaubnisleuchte (=Warnblinker) an den Rand und wir hechteten zur Brücke. Der Ausblick gab nun den Landschaftscharkter der Inlandsbahn perfekt wieder (also völlig motivlos), aber der schmucke Triebwagen passierte bei Sonne.


Zug 89421 in den Wäldern zwischen Slagnäs und Buresjön.

Weiter ging es. Unsere Hoffnung war, während des 10-15min dauernden Kreuzungsaufenthaltes in Sorsele was machen zu können. Dort begegnen sich Nord- und Südfahrer. Aber vor Sorsele ging es direkt in die Regenwolken rein. Von der Kreuzung gibt es daher nur Regenbilder.


Bei Regen eine ausgestorbene Szene: In Sorsele kreuzen der Nord- und der Südfahrer der nördlichen Inlandsbahn.

Eigentlich war der weitere Plan gewesen, nun dem Nordfahrer zumindest bis Arvidsjaur zu folgen. Da schien das Wetter auch eine Idee besser zu sein. Allerdings war nordwärts ein VT in dieser minder schönen weißgrauen Lackierung unterwegs. Da kann ich auch in Kroatien 7122er fotografieren. Da es morgen auch eher rund um Vilhelmina / Dorothea / Hoting schön werden sollte, beschlossen wir dem Südfahrer zu folgen. Und die Bremse im Spalt an der Windschutzscheibe musste mit. Auch jetzt war sie immer mal wieder zu hören. Energie hatte sie ja, das musste man ihr lassen. Eine neuerliche "Rauskratzaktion" brachte wieder keinen Erfolg. Auch abends war sie noch gelegentlich zu hören.

Der Triebwagen und wir fuhren allerdings erstmal zig Kilometer weit durch Regen. Und wenn der Regen aufhörte, schien noch lange nicht die Sonne. Sichtbare Auflockerungen verschwanden, bevor man sie erreichte. Etwas problematisch war auch die Unterkunftssuche gewesen. Wir hatten praktisch nur die Wahl zwischen Vilhelmina und Östersund. Östersund war noch ganz schön weit weg. Wir wählten Vilhelmina.

Dort sollte der Zug 45min an einem auf Lachs und Wild spezialisierten Wirtshaus am nördlichen Ortsrand stehen (Hpl Vilhelmina Norra). Ist das ein gutes Konzept? Dass die Leute, die lange Strecken mitfahren, irgendwie verpflegt werden müssen, ist klar. Aber wenn ich unterstelle, dass über 50% der Reisenden vielleicht gar kein Interesse an einer sicher nicht ganz billigen Mahlzeit haben, ist so ein dreiviertelstündiger Gastrohalt in der Pampa der Attraktivitätskiller schlechthin. Stück weiter im eigentlichen Bahnhof Vilhelmina hätte man Supermärkte oder Imbisse in fußläufiger Entfernung gehabt. Aber noch besser wäre vermutlich eine Art Bringdienst, so dass Interessierte in Ruhe im Zug essen können, während Nichtinteressiere keine Zeit verschwenden.

Überhaupt habe ich aus "meiner Zeit" die Inlandsbahn so in Erinnerung, dass man mit zwei bis fünfteiligen Zügen fuhr, die auch durchaus gut besetzt sein konnten. Anno 2023 haben wir bislang nur einteilige Triebwagen gesehen, deren Besetzung eher schwächlich war. Sehr schade! Näheres dazu sollten wir morgen erfahren.

Das "Hotell Wilhelmina" (ja, mit W geschrieben) empfing uns äußerlich mit einer Fassade, von der der Lack abbröckelte. Ich muss bei diesen Hotels, die nach dem Ort benannt sind, immer an die Aussage in Neels Reiseberichten denken, dass das die furchtbarsten Unterkünfte sind. Das Rognan Hotell und nun auch dieses konnten die These allerdings widerlegen. Ja, diese einstmals "ersten Häuser am Platz" von kleinen Provinzstädtchen sind definitiv in die Jahre gekommen, und in manch einem Bereich sah man es ihnen auch an. Aber Zimmer und Restaurantbereiche waren topp renoviert und man fühlte sich wohl. Und man hat damals auch einfach genial gebaut: In Rognan war es die gigantische Fensterfront des Restaurantbereiches zum Fjord hin. Hier im Hotell Wilhelmina ging es zu den Zimmern abwärts! Das Haus befand sich in Hanglage und war so gebaut, dass alle Zimmer zum See hinaus schauten.

Und das Restaurant war wirklich Seepanorama pur! Hatten wir ursprünglich geplant, zu dem Lachs- und Wildrestaurant am nördlichen Stadtrand rauszufahren, freundeten wir uns schnell mit dem Panoramablick aus dem Hotelrestaurant an. Nur kamen wir überhaupt nicht mit dem Bedienkonzept klar. Oder das Bedienkonzept nicht mit uns. An anderen Tischen wurde am Tisch bestellt (was ja in Skandinavien eher unüblich ist), doch wir wurden ignoriert. Als ich hinging und fragte, wurde mir beschieden, dass man vorn am Thresen bestellen müsse. Als Yannick dann mit unserer Bestellung nach vorn an den Thresen ging, hieß es, dass wir ja auch am Tisch hätten bestellen können. Na gut, immerhin hat Yannick dort direkt bezahlt, so dass man sich über Trinkgeld keine weiteren Gedanken machen musste. Das Essen war ok, das offenbar selbst gebraute Bier und der Blick über den im Abendlicht daliegenden See wunderbar.


Herrlicher Blick aus dem Restaurant des Hotell Wilhelmina mit dem schmackhaften Eigengebräu im Vordergrund.

Vor dem Essengehen hatten wir noch eine Runde durch den Ort gedreht. Vom Systembolaget hatten wir paar Getränke und vom Coop einen Beutel Eiswürfel mitgebracht, so dass wir auch ohne Zimmer-Kühlschrank nach dem Essen auf gekühlte Getränke zurückgreifen konnten. Und so gab es noch einen netten Zimmerabend. Mit Seeblick natürlich.

Samstag, 15.07.2023

Morgens schien die Sonne von einem nahezu wolkenlosen Himmel. Dumm war jetzt nur, dass der erste Vorgang auf den Gleisen erst gegen Mittag war. Gestern hatten wir noch überlegt, wie weit wir dem Zug entgegen fahren können. Uns wurde dann aber auch schnell bewusst, dass es ziemlicher Wahnsinn wäre, dem Zug für ein Bild noch zwei Stunden entgegen zu fahren und dafür auf das Frühstück zu verzichten. Die Entfernungen sind hier einfach gewaltig, und der Zug rast auf seinem Sandunterbau ganz schön durch die Gegend. Somit peilten wir als erstes Foto den Bf Dorotea an. So würde der Start entspannter sein. Womöglich zu entspannt? Ewig sollte der Himmel nicht wolkenlos bleiben...

Es war bereits während des Frühstücks, dass wir aus den riesigen Panoramafenstern über dem See die Wolken quellen sahen. Noch waren es nur wenige, aber bald...? Das Frühstücksbuffet war wunderbar, und um kurz nach 9 saßen wir auf der Straße. Das ist die E45, der Inlandsvägen. Auf nach Dorotea! Von unserem blinden Passagier war heute nichts mehr zu hören. Auch eine Bremse braucht mal Futter... In Dorotea musste der Rst 89420 vorm EG Bestausleuchtung haben. Irgendwie führte die Straße konsequent aus der Quellwolkenzone raus, so dass wir in Dorotea eigentlich ziemlich stressfrei warten konnten. Blöde war nur, dass im EG jetzt offenbar ein Autonarr wohnt, der rund um das Gebäude und leider auch auf der Bahnsteigseite alles mit halben und viertel Autos vollgestellt hat. Aber der Zug klappte dann wunschgemäß. Vor allem war es auch ein cremeroter Y1, wie wir ihn gern haben wollten.


Einfahrt von Y1 1314 als Rst 89420 in den Bahnhof Dorotea. Wir sollten ihm heute noch häufiger begegnen. Und was sahen unsere Augen rechts vom Triebwagen? Ein kleines ESTW-Modul?

Leider habe ich kaum Infos über diese Fernsteuerung gefunden. Das System "Cactus TMS" wurde 2018 eingeführt und umfasst "Steuerzentralen" in Sveg, Hoting und Storuman. Von diesen Posten werden die Bahnhöfe Orsa, Fågelsjö, Röjan, Svenstavik, Jämtlands Sikås, Vilhelmina, Sorsele, Arvidsjaur und Jokkmokk ferngesteuert. Diese Bahnhöfe haben also ferngesteuerte Weichen und Ausfahrsignale bekommen. Für die hier nicht genannten Bahnhöfe wie Dorotea habe ich im Netz lediglich eine Anleitung für die Schlüsselfreigabe gefunden, wenn denn mal rangiert werden soll. Die örtliche Stelltafel ist auch hier noch vorhanden:


Bei einem unbesetzten Bahnhof müssten ja nun beide Einfahrsignale Fahrt zeigen. Dass dies nicht der Fall ist und das Vorhandensein des ESTW-Moduls sind für mich Indizien, dass sich hier Durchfahrten (aber eben nicht mehr) doch per Fernsteuerung einstellen lassen. Genau weiß ich es aber nicht.


Rst 89420 hatte durchaus einige "normale" Reisende ausgespuckt, die sich hier abholen ließen. Nun verlässt er den Bahnhof Dorotea.

Alles andere als ein cremeroter VT wäre reichlich doof gewesen, denn mit dem Zug wollten wir uns heute ja so lange, wie das Wetter hält, beschäftigen. Wir waren dem Zug entgegen gefahren. Nun ging es mit dem VT wieder nordwärts. Als nächstes wollten wir den Triebwagen auf der Querung des Ångermanälven bei Meselefors aufnehmen. Da selbst die Brückenpfeiler verbuscht sind, hatte ich mir im Auto bereits die Drohne griffbereit gelegt.


Die Brücke über den Ångermanälven bei Meselefors von unten...


...und von oben.

Weiter im Text. Auch der Nordfahrer macht seinen einstündigen Verpflegungshalt am Hpl Vilhelmina Norra. Wir hofften, den Zug vorher noch im Bahnhof Vilhelmina zu bekommen. Das gelang dann auch als Punktlandung. Während der Fotos gab es eine freundliche Belehrung von der Zugbegleiterin, weil wir in Dorotea die Gleise betreten hätten. Hmmm, das wurde in Schweden auch schon mal lockerer gesehen. Wir sprechen von einem Bahnhof, an dem zweimal am Tag ein Zug das durchgehende Hauptgleis befährt... Aber natürlich haben wir ihr versprochen, dies künftig zu unterlassen. Das führte unter uns bald zum geflügelten Wort von der "gefährlichen Inlandsbahn". Auch in Norra konnten wir den Zug "im Gebüsch" fotografieren. Ohne das Gleis zu betreten.


In Vilhelmina sind paar Minuten Aufenthalt. Von der Zugbegleiterin gibt es eine Belehrung über das Betreten von Gleisen.


Der Bf Vilhelmina wird verlassen.


In Vilhelmina Norra ist ein einstündiger Verpflegungsstopp.

Nun sollte der 89420 hier also eine Stunde rumstehen. Wir hatten einen anderen Plan: Einen großen Schlag nach Norden und dem Südfahrer Rst 89421 ein wenig entgegen fahren. Uns hatte gestern das verrammelte EG von Slagnäs ganz gut gefallen. Dort gab es den VT bei der Einfahrt.


Als Gegenzug kommt der gestern gesehene grauweiße Y1 1328 in den Bahnhof Slagnäs eingefahren.

Yannick hatte die Gegend per Satbild und Streetview gecheckt und dabei das südliche Esig von Buresjön entdeckt, das man von einem BÜ aus einsehen konnte. Das suchten wir als nächstes auf, bevor es nach Sorsele ging. Dort war bis zur Kreuzung noch etwas Zeit für ein Macka (ähnl Wrap) mit geräuchertem Rentierfleisch aus dem Bahnhofsladen, das wir genüsslich vorm EG auf einer Bank sitzend verspeisen konnten. Dann trudelten so langsam die Züge ein.


Rst 89421 verlässt den Bahnhof Buresjön. Die Formsignale an der Inlandsbahn sind nicht mehr in Betrieb. Ausnahme: Im Bf Moskosel können sie per Sondererlaubnis noch genutzt werden, was aber im regulären Planbetrieb nie der Fall ist.


Diesmal ist der Südfahrer als erstes in Sorsele angekommen. Die Sonne lockt die Fahrgäste ins Freie.


Bald sind beide da und die Fahrgäste können den viertelstündigen Aufenthalt nutzen, um den Laden im EG finanziell zu unterstützen.

Das Wetter hatte bis jetzt topp gehalten. Es sprach nichts dagegen, dem schönen roten VT als Zug 89420 weiter nordwärts zu folgen, auch wenn das nicht gerade unsere Richtung für die Rückreise war. Die nächste Stelle hatten wir schon im Hinterkopf. Wir waren heute schon zweimal dran vorbeigekommen: Ein Moorsee östlich von Buresjön. Auch wenn das von unten topp aussah, verzichtete ich zugunsten eines Drohnenbildes, das mir noch besser gefiel. Wobei das Drohnenbild fast schief gegangen wäre, denn der VT kam und kam nicht. Offenbar läuft der Aufenthalt in Sorsele mega entspannt ab... Jedenfalls kam er dann unmittelbar, bevor die Drohne wegen des Akkus wieder runter wollte.


Nun folgen wir wieder dem Nordfahrer. Rst 89420 etwas östlich von Buresjön mit dem See Per-Olsträsk im Hintergrund...


...und einigen Moorseen im Vordergrund.

Weitere Fotos gab es in Slagnäs bei der Querung des Skellefteälven, im Bahnhof Avaviken und in Arvidsjaur, wo nebenan schon der Dampfzug bereit stand, der aber ungünstig stand.


In Slagnäs wird der Skellefteälven gequert. Vor der Brücke ist ein ganzes Stegesystem für Lachsfischer aufgebaut worden.


Viel schneller als erwartet tauchte der Zug in Avaviken auf. Ich hatte gerade noch mit der Drohne hoch gehen können.


Und der Rst 89420 nochmal im Haltepunkt.


In Arvidsjaur wurde getankt und die Fahrtrichtung gewechselt.

Danach wurde es nochmal richtig nett. Yannick fand eine gerodete Fläche zwischen Auktsjaur und Utterträsk unweit des Sees Råvvriejavrrie, den ich mit der Drohne auch im Hintergrund hatte. Dorthin mussten wir eine Schotterpiste ein ganzes Stück reinfahren. Das Bild von unten zeigte zwar wenig Charakteristisches, brachte aber nochmal ein schönes Portrait des hübschen Triebwagens in typischer Inlandsbahn-Umgebung in bestem Abendlicht. Dabei hatten wir Glück, da hier einige Wolken um die Sonne herum waberten.


Irgendwo in den Wäldern zwischen Utterträsk und Auktsjaur.


Stück weiter aus der Luft mit dem See Råvvriejavrrie im Hintergrund.

Als nächstes sollte der Zug 40min in Moskosel stehen. Wir fuhren da einfach mal hin, auch wenn da fotografisch nichts ging. Die Zugbegleiterin (ja, die mit der Belehrung heute Vormittag) meinte, wir sollten uns den Zug doch auch mal von innen anschauen, was wir gern mal nutzten, was dann aber in einem angeregten Gespräch mit dem Lokführer endete. Er fährt eigentlich Regionalzüge rund um Kalmar, leistet im Sommer aber gern seinen Dienst auf der Inlandsbahn ab. Aber nur, weil da noch Y1 fahren. Er meinte, auch die Fahrgäste wollen hier mit den alten Triebwagen fahren. Und da kann ich ihm nur zustimmen: Die Y1 sind einfach das Gesicht der Inlandsbahn - seit nun weit über 40 Jahren! Leider sind momentan nur noch vier Stück betriebsbereit, so dass Doppeltraktionen praktisch nicht vorkommen können. Die LINTe sind noch nicht fertig zugelassen und würden wenn, dann wohl erstmal nach Jämtland zur Strecke nach Torsby ausgeliehen werden.

Bald mussten wir uns aber verabschieden, denn der nächste Fotopunkt war noch Pflicht, und um dort hin zu kommen, brauchten wir etwas Vorsprung. Die Rede ist von der Piteälvsbron, wo der Zug sich die Brücke mit einer Nebenstraße teilt (und nun weiß ich, was für eine Nebenstraße das ist, zig Kilometer auf Gruspiste durch den Wald, praktisch ohne Verkehr!). Das ist auch so ein Skandinavienmotiv, das ich schon ewig mal machen wollte. Ich freue mich riesig, dass es heute geklappt hat! Der Zug hielt hinter der Brücke, so dass die Fahrgäste auch mal auf die Brücke laufen konnten.


Der Bahnübergang für die Brücke fing an zu schrillen, als der Zug langsam hinter uns um die Ecke kam. Neben uns musste er anhalten, der Tf musste schauen, dass niemand mehr auf der Brücke war, und konnte nun die Schranke einschalten. Dann ging es weiter.


Im Nachhinein haben wir uns beglückwünscht, hier den Nachschuss "in kauf" genommen zu haben, denn vormittags beim Südfahrer hätte man hier sicher nicht gestanden, und östlich der Gleise war auch kein Platz zum stehen.


Und nochmal das Mietmobil auf der Brücke.

Es war jetzt 18:30, und wir hatten beschlossen, dass unsere Langstreckenbegleitung des Zuges 89420 hier enden sollte. Wir hatten ein Hotel in Arvidsjaur gebucht, wo es nach den Ergebnissen des heutigen Tages gut gelaunt hinging. Die Lapland Lodge hatte für uns ein schönes großes Zimmer. Die Inhaberin, die uns eincheckte, war eine ausgewanderte Deutsche, die mit ihrem Partner zusammen das Haus aufgebaut hat. Sie rührte dann auch direkt mal kräftig die Werbetrommel für ihre Winterangebote mit Scootertouren usw. Zum Abendessen ging es zu einem Griechen, der Souvlaki mit Elch- und Rentierfleisch anbot. Sehr lecker!


Elch- und Ren-Souvlaki, dazu gab es eine reichliche Portion Kartoffelecken.

Sonntag, 16.07.2023

Das Frühstück entsprach dem guten Eindruck, den das Hotel auch sonst auf uns gemacht hat. Gegen 9 Uhr saßen wir im Auto. An einer Tanke gab es noch Getränke für Mensch und Fahrzeug, dann ging es los in die Wälder. Der einzige Programmpunkt heute: Den Autoschlüssel bis 18 Uhr in der Bahnhofshandlung von Östersund abgeben. Die reine Fahrzeit sollte 5,5 Stunden betragen. Rasant flogen wir an Orten wie Slagnäs und Sorsele vorbei. In Storuman erkundeten wir den Bahnhof und drehten eine Runde um das große Holzterminal. Im Terminal standen zwei Züge: Einer von Green Cargo, dessen T44-Doppel im Pbf stand, und einer von Hectorrail, dessen schwarze Class 66 vorm Zug geparkt war. Die Züge erreichen Storuman allerdings nicht über die Inlandsbahn, sondern über die Zweigstrecke von Hällnäs. Zur Anbindung des Holzterminals Vinlidsberg (paar Kilometer südlich von Storuman an der Inlandsbahn) hat man sogar eine nagelneue Verbindungskurve gebaut.

Kurz hinter Arvidsjaur hatte der Regen eingesetzt, der uns in verschiedener Stärke den ganzen Weg begleiten sollte. Ein guter Tag zum Fahren. Trotzdem erwarteten wir in Vilhelmina den nordfahrenden Y1. Wir hatten ein schönes Motiv durch die Bäume mit dem verregneten See im Hintergrund. Der Triebwagen kam allerdings nicht. Irgendwie fand Yannick eine Verspätungsmeldung aus Hoting: +90! Ok, da mussten wir nicht länger warten. Der VT kam uns irgendwo zwischen Meselefors und Dorotea entgegen. Wie gut, dass wir sowas gestern nicht hatten, denn dann wäre die Verfolgung extrem unberechenbar geworden.

Hinter Dorotea war es auch, dass das Fahren erstmals etwas mühsamer wurde. Bislang hatte man Wohnmobile ja immer bald überholen können. Aber hinter dem Ort liefen wir auf eine endlose Kolonne von den weißen Kisten auf. Dazwischen befand sich auch noch ein PKW mit fettem Bootsanhänger. Da konnte man sich nur hinten anschließen. Erst hinter Hoting hatte sich die Kolonne etwas gelichtet, denn es war Mittag, und die durchschnittliche Womo-Besatzung sucht sich nen Parkplatz und kocht Mittagessen. Die Reste der Kolonne konnten nun mühelos überholt werden.

Allerdings hatten nicht nur die Wohnmobilisten Hüngerchen. Wir auch. Yannick hatte bereits einen Chinesen in Strömsund als Speisestätte identifiziert. Der kleine Laden hatte auch nen Tisch für uns und füllte sich gut. Die Mahlzeit tat gut und weckte unseren Entdeckerdrang. Wir schauten uns die Bahnhöfe von Strömsund (Stichbahn) und Ulriksfors (Inlandsbahn) an, außerdem noch paar weitere Motive, die wir für den gestrigen Beginn der Verfolgung entdeckt, wegen des übertrieben weiten Entgegenfahrens aber wieder verworfen hatten. Nun ja, die Stellen wären tatsächlich allesamt sehr nett gewesen. Pech, nächstes Mal! Dann verfolgen wir den Zug komplett von Östersund bis Gällivare...

Durch die Erkundungen hatten wir die noch zur Verfügung stehende Zeit gut genutzt. Nach Erreichen des Stadtgebietes von Östersund blieb nur noch ein Supermarktbesuch, Tanken und Aufräumen des Autos. Dann Abstellung am Bahnhof und Schlüsselabgabe in der Bahnhofshandlung. Quittung gab es nicht, in Skandinavien kann man noch vertrauen. Tja, und da war auch gar nicht mehr so viel Zeit zum Nachtzug. Den konnten wir dank einiger Auflockerungen zum Abend hin sogar bei der Einfahrt fotografieren.


Der Snälltåget 3901 von Storlien nach Malmö ist mal wieder ganz schön lang. Zwei Wagen sind in Inlandsbahn-Farbgebung lackiert, und das Rote in der Mitte ist der Krogen.

Einen gleichzeitig aus der anderen Richtung kommenden Inlandsbana-Güterzug mit roter Rc, auf den wir eigentlich gehofft hatten, hingegen nicht; der wurde vorm Bahnsteigbereich zurückgehalten.

Snälltåget 3901: Östersund 18:20* - Malmö C 7:10

*Verkehrliche Abfahrtszeit. Betriebliche Abfahrtszeit offenbar 18:27, aber wir fuhren 18:25 ab. Dumm nur, dass am Anzeiger in Östersund die 18:27 veröffentlicht war und nicht die 18:20 von der Reservierung und Fahrplanauskunft.

Beim Wagenmaterial erwarteten uns keine Überraschungen. Wieder ein eher halbherzig renovierter Liegewagen, in dem wir ein Abteil für uns hatten. Die Fahrt in den Abend war schön, der Höhepunkt natürlich von 19:15 bis 20:15 der Besuch des Krogen, wo wir wieder die Frikadelle mit Kartoffelraspeln und Bohnen nahmen. Dazu das eine oder andere Bier. Yannick war sehr zufrieden, weil die Bierauswahl deutlich besser war als auf der Hinfahrt. Vorallem gab es das "Snäll Lager", das wohl für Snälltoget abgefüllt wird.


Das war mal wieder Reisen: Snäll-Lager im Krogen vom Snälltåget.


Auch die Mikrowellen-Frikadelle mit Kartoffelraspeln und Bohnen war mal wieder lecker.

Betten beziehen im Liegewagenabteil war dann nicht ganz einfach. Wie schon auf der Hinfahrt lagen sechs Sätze Bettzeug auf den oberen Liegen, die erstmal untergebracht werden wollten. Als Bettlaken wählte ich gleich mal einen Bettbezug und hatte dann auch keine Lust mehr, den zu wechseln. Das Beziehen des Oberbettes ohne Berührung irgendwelcher Teile des staubig wirkenden Wageninterieurs war praktisch aussichtslos. Erst dachte ich dann auch, dass ich gar nicht würde schlafen können. So bekam ich auch den Halt in Stockholm noch mit, wo der Bahnsteig schwarz war. Offenbar war aber niemand in unseren Wagen gebucht, wo noch rund die Hälfte der Abteile leer war. Kurios finde ich, dass dieser Zug, was den Nachtsprung angeht, unpaarig fährt. Die Nachtfahrt beginnt in beiden Richtungen in Stockholm kurz vor Mitternacht.

Montag, 17.07.2023

Wider erster Erwartung habe ich dann doch recht gut geschlafen. Pünktlich trafen wir in Skåne ein, -10 vor dem Esig von Malmö, pünktlich dann am Bahnsteig. Wir wollen beide zusehen, mit dem nächsten Öresundzug über den Bach zu kommen - Yannick zum Flughafen Kastrup, ich zum Kopenhagener Hbf.

ÖT 1027: Malmö C 7:23 - København H 7:59+5

Eine gute Stunde im Kopenhagener Hbf zuzubringen, ist nicht das schönste. Es gibt kaum Sitzmöglichkeiten. Ich erkaufte mir eine mit einem Heißgetränk bei Starbucks, wo man noch am besten sitzen konnte.

IC 1193: København H 9:10 - Hamburg-Altona 13:55

Der Zug war restlos ausgebucht. Der Mann neben mir war allerdings ok; er reiste mit Frau und Tochter, die vor uns saßen. So verlief die Fahrt ziemlich unspektakulär. Der Zug war am Zugzielanzeiger als reservierungspflichtig angezeigt gewesen, dies wurde nach Abfahrt per Lautsprecher nochmal betont. Bei der Kartenkontrolle wurden dann Binnenreisende ohne Platzkarte in einen bestimmten Wagen geschickt. Diesen bestimmten Wagen hätte man ja auch mal schon am Anzeiger bekannt geben können, denn offiziell ist der Zug nur über die Grenze reservierungspflichtig. Das wirkte alles nicht so ausgereift.

Die Verspätung, die wir in Dänemark mühelos aufbauten, wurde in Deutschland mühelos wieder abgebaut. Etwas irritiert war ich durch die Anzeige im Navigator: Bei Hamburg-Altona stand "Halt entfällt". Dazu gab es den Hinweis auf einen Ersatzzug. Dabei wechselte unser Zug bloß in Schleswig die Zugnummer, da er wegen der baubedingt gesperrten Hamburger Verbindungsbahn nach Altona statt zum Hbf fuhr. Die Krönung war dann zuhause eine Email von der Deutschen Bahn, die ich zum Glück morgens gar nicht gesehen hatte:


Lachen oder Weinen? Oder nur fassungslos den Kopf schütteln? Dafür, dass solche Mails verteilt wurden, war der Zug aber noch ganz schön voll. Waren wohl alles Dänen...

Der Supersparpreis nach Harburg wäre komischerweise deutlich teurer gewesen. So leistete ich mir ab Hamburg Hbf den HVV, da ich gern ab Harburg mit dem Bus zum Fuße meines Wilstorfer Hügels fahren wollte. Doch als ich in Harburg auf die Busplatte hochkam, stand zwar eine Menschentraube an der Haltestelle, aber irgendwie tat sich nichts. Irgendwann entdeckte ich einen kleinen DIN-A-4 Zettel, der verkündete, dass ab sofort keine Busse mehr vom Bahnhof in meine Richtung fahren, weil die vor dem Bahnhof entlang führende Straße baubedingt zur Einbahnstraße erklärt worden war. Zum Glück fackelte ich nicht lange und lief zu fuß. Der komplette Stadtverkehr war zum Erliegen gekommen, auf den Straßen herrschte kompletter Stillstand. So traf ich wohlbehalten bald wieder auf meinem Wilstorfer Hügel ein.

Fazit

Erinnert ihr euch? Zu Beginn der Tour lag die Laune ziemlich am Boden, weil das Wetter mal wieder "beendet" sein sollte. Im Nachhinein war es eine Lektion darüber, dass man nicht zu viel auf Wetterberichte geben sollte. Sicher, einfaches selbstbestimmtes Abarbeiten der Motive war es nur an zwei bis drei Tagen, aber immerhin hatten wir diese Tage und an diesen Tagen dann auch punktuell immer wieder Glück mit den Wolken. Und an den anderen Tagen ging auch noch immer irgendwas Vollwertiges. Den einzigen kompletten Grottentag verbrachten wir dann auch in der Grotte - im Bergwerk. Somit kann das Fazit eigentlich nur positiv sein. Schön auch, dass, nachdem es erst schien, dass man sich den ganzen Urlaub nur komplett mit einem begrenzten Abschnitt der Nordlandsbahn befassen würde, mit der Inlandsbahn immerhin noch ein zweites Wunschthema gestriffen werden konnte. Man weiß ja nicht - irgendwann sind dort vielleicht doch die Y1 verschwunden...

Nach Skandinavien fahre ich jetzt mit Lücken seit 33 Jahren. Und doch brachte diese Tour ein absolutes Novum mit sich. Habt ihr es bemerkt? Ok - wir brauchten kein einziges Mal unsere eigene Bettwäsche, wir haben kein einziges Mal in einer Campinghütte übernachtet. Wir hätten gern, aber jetzt in der Hochsaison konnten wir zumindest über die einschlägigen Kanäle kein einziges Mal eine (vernünftige) Hütte buchen. Dafür zeigten sich die Hotels von einer recht erschwinglichen Seite. Und das war ja auch mal sehr schön.

Ja, schön war's!

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