Skandinavien Sommer 1992 (2)

Copyright by Jan-Geert Lukner

Donnerstag, 02.07.1992: Trondheim - Åsarna

Heute Morgen trennten Arne und ich uns von Harry, der weiter nordwärts wollte. Wir hingegen wollten nun Norwegen verlassen und nach Schweden hinüber fahren. Am Bahnhof gab es eine Überraschung. Der planmäßig nach Storlien eingesetzte Bm92 (vergleichbar mit DB-628) war defekt und es wurde ersatzweise ein zweiteiliges Bm86-Set eingesetzt, diesmal allerdings mit zwei Triebwagen und ohne Steuerwagen.

Rt 421 Trondheim 07.45 > Gudå 08.56+10

Beide Fahrzeug-Baureihen gibt es inzwischen nicht mehr: Bm86 und Di3 in Hell.

Leider war das Wetter ziemlich trübe, so dass ich die Fotogelegenheiten beim Kopfmachen in Stjørdal und Hell kaum nutzen konnte. Aufgrund der Einzigartigkeit dieser Triebwagen-Garnitur beschloss ich dann aber, in Gudå auszusteigen und den Zug auf der Rückreise nach Trondheim zu fotografieren. Hinüber nach Schweden konnte ich dann immer noch per Bus gelangen. Arne fuhr schon mal nach Åsarna vor. Als einige Mädchen im Zug sahen, dass ich in Gudå aussteigen wollte, drückten sie mir schnell noch paar Postkarten in die Hand, die ich einwerfen sollte. Die Karten waren mit norwegischen Briefmarken frankiert, die sie in Storlien wohl kaum mehr los geworden wären...

In Gudå konnte ich eine Weile mit der Fahrdienstleiterin klönen, die ihre grüne Flagge, die dem Tf die freie Ausfahrt signalisiert hatte, nun wieder einrollen konnte. Sie gab mir die Fahrzeit eines Güterzuges, der noch kommen sollte. Irgendwie kamen wir auch auf das Thema Uniformmützen. Sie erklärte mir, dass die markanten weißen Mützen offiziell zu den Sommeruniformen gehören. Jeder Eisenbahner kann sich aber selbst aussuchen, welche Mütze er aufsetzt.

Nach diesem Gespräch bin ich ein Stück parallel zur Strecke in Richtung Westen gewandert. Dabei bin ich von einem Bauern argwöhnisch beäugt worden. Wahrscheinlich habe ich sein Misstrauen erregt, als ich ihn freundlich gegrüßt hatte. In Norwegen grüßt man halt nicht wildfremde Menschen auf der Straße, da kann die Gegend noch so einsam sein.

Auf einmal setzte starker Regen ein. Unter einer kleinen über einen Bach hinwegführenden Eisenbahnbrücke Schutz gesucht (nein, ich musste mich dazu nicht in den Bach stellen...). Doch wie will man unter einer Brücke Schutz finden, die nur aus Trägern, Schienen und Schwellen besteht??? Hier bewährte sich allerdings wieder mein spezieller Trick mit dem "Poncho-Zelt". Habe anstelle einer regen-Jacke immer einen Bergsteiger-Poncho bei mir, den man sich im Sitzen zeltähnlich über den Kopf ziehen kann. Wichtig ist nur eine trockene Unterlage, aber man hat ja immer irgendwelchen Kram dabei, den man sich unterlegen kann. Und während der Regen auf mein Poncho-Zelt prasselte, saß ich gemütlich drinnen und las Agatha Christie.

Als der VT von Storlien zurück kam, hatte es zu regnen aufgehört. Doch es kam noch besser: Die Sonne brach zwischen den grauen Wolken hervor und beleuchtete den Zug optimal. Damit hatte sich dieser Zwischenstopp schon voll und ganz amortisiert. Vor dem nächsten Regenschauer floh ich dann schnell in das Bahnhofsgebäude, wo mir die Fahrdienstleiterin mitteilte, dass der Güterzug noch in Kopperå einen Anschließer bedient und sich verspäten würde. Daher schon mal langsam zur Bus-Haltestelle auf der anderen Flussseite gegangen, von wo ich dann allerdings den Güterzug mit stimmungsvollem Gegenlicht aufnehmen konnte. Also zwei sonnige Zugdurchfahrten bei dem Regenwetter! Absoluter Wahnsinn!

Bus Gudå ca 12.00 > Storlien 12.50

Der Bus belieferte sämtliche Supermärkte und Zeitungskioske im Tal. Es war mal interessant, mit dem Bus durch das wilde Tal nach Storlien hochzufahren.

IC 885 Storlien 13.15 > Gällö 16.34+10

Ein sehr angenehmer Zug mit neuen Wagen. Hier oben in der jämtländischen Wildnis war der Zug zudem gähnend leer. Mir gefiel sehr die moorige Hochfläche bei Ånn vor der Kulisse des Ånnsjön und hoher Bergspitzen. Zu dem Zeitpunkt ahnte ich noch nicht, dass ich zwei Jahre später hier im Winter meine ersten Gehversuche auf Skiern unternehmen würde, dass ich im Bahnhofsgebäude mit paar schwedischen (ex-)Eisenbahnern bei Selbstgebranntem versacken würde und dass wir 1995 hier auf hoch über dem Moor verlaufenden Bohlenwegen die einzigartige, für ihre interessanten Vögel bekannte Landschaft erkunden würden. Doch das wusste ich alles noch nicht.

Bald schlief ich dann auch ein. Da ich in Östersund keinen direkten Anschluss nach Åsarna an der Inlandsbahn hatte, fuhr ich noch ein Stück weiter bis Gällö. Hier konnte ich einen Regional-Triebwagen am Seeufer fotografieren. Leider hatte es sich inzwischen wieder bewölkt; immerhin blieb es trocken. Das Postamt in Gällö hatte gerade Dienstleistungs-Abend (geöffnet bis 17.30 statt 16 Uhr), so dass ich sogar noch schwedisches Geld "machen" konnte.

N 3526 Gällö 18.09 > Brunflo 18.31

Bei diesem Regionalzug handelte es sich um einen Zug der Mittlinjen, einer von den Kommunen bestellte Linie von Östersund nach Sundsvall an der Ostküste. Zum Einsatz gelangte ein nagelneuer und für mich damals revolutionär komfortabler (für Nahverkehrsverhältnisse) zweiteiliger Elektrotriebwagen der Baureihe X12. Es gab rückklappbare Lehnen, eine Kaffeeküche, ein Telefon, Tücher im Kopfbereich der Lehnen usw. Da die Mittlinjen zwar ein SJ-Fahrzeug benutzte, ansonsten aber mit SJ-Tarifen wenig am Hut hatte, durfte ich den vollen Fahrpreis bezahlen...

N 3499 Brunflo 18.52 > Åsarna 19.56+25

In Brunflo zweigt die südliche Inlandsbahn von der Hauptstrecke ab. Die Züge kommen natürlich alle vom nahe gelegenen Östersund. Hackås war einer der auf der Inlandsbahn obligatorischen Verpflegungshalte an einem Fressstand, in Svenstavik mussten wir dann auf den Gegenzug warten, der (auch obligatorisch auf der Inlandsbahn) stark verspätet war.

Arne holte mich in Åsarna vom Bahnhof ab. Die Jugendherberge war nicht weit weg und bescherte uns sogar ein Doppelzimmer. Åsarna nennt sich "Guldsbyn" (Goldstadt), weil hier Gold gewonnen wird. Allerdings nicht in Rohform, sondern in Medaillenform. Berühmtester Einwohner (und Besitzer des Ski-Langlauf-Zentrums, zu dem auch die JH gehört) ist nämlich der Olympiasieger Wasberg.

Freitag, 03.07.1992: Åsarna - Skanderåsen - Åsarna

Das Wetter sah morgens immerhin nicht schlecht aus. Daher habe ich mich aufgerafft, um Streckenaufnahmen nördlich von Svenstavik zu machen. Dort führt die Strecke nett am Storsjön, dem "Großen See", an dessen Nordufer Östersund liegt, entlang. Am anderen Ufer erhebt sich eine Art Tafelberg aus der ansonsten eher schwach hügeligen Landschaft. Das damals noch verhältnismäßig dichte Zugangebot, dass noch auf die Bedürfnisse eines alltäglichen Bahnverkehrs zugeschnitten war, ließ immerhin einige Streckenaufnahmen zu. So raffte ich mich dann früh auf (Arne schlief weiter und lieh sich dann irgendwann ein Fahrrad):

N 3488 Åsarna 06.10 > Skanderåsen ca 06.30

Ab Svenstavik war sogar ein "richtiger" Fahrgast im Zug!

Der Lokführer war so freundlich, mich an der stillgelegten Station Skanderåsen rauszulassen. Er wartete sogar, bis ich ein Stück vorgelaufen war, damit ich den Zug fotografieren konnte. Es handelte sich um einen einteiligen Fiat-Triebwagen der Reihe Y1 mit Gepäckabteil. Diese Fahrzeuge fahren auch heute noch auf der Inlandsbahn, allerdings meist als drei- oder vierteilige Einheiten. Das traditionelle Orange wurde mittlerweile durch Werbung oder eigene Farbgebung der Inlandsbahn ersetzt.

Zu den Zügen verzog sich die Sonne zwar, doch zwischendurch waren nette Aufnahmen mit klarem Sonnenschein am Ufer des Storsjön möglich.

Bis zur ersten Zugdurchfahrt hatte ich nun zwei Stunden Zeit. Daher erstmal den See inspiziert und einige Landschaftsfotos gemacht. Dummerweise fing es zwischendurch mal wieder zu regnen an, so dass ich mein Poncho-Zelt aktivieren musste. Und wie ich da so drinsaß und Thunfisch mit Knäckebrot mampfte (was man halt in Schweden so frühstückt...), raschelte draußen irgendwas. Bei einem vorsichtigen Blick durch die Kopföffnung des Ponchos sah ich mich plötzlich Aug' in Aug' mit einem großen Hund, der eifrig meinen Poncho beschnüffelte und besabberte. Ich weiß jetzt nicht mehr, wer sich mehr erschrocken hat, doch Herrchen war zum Glück in der Nähe und konnte mit Mühe das Kalb von meiner Tunfisch-Dose wegziehen, die es dem Tier wohl besonders angetan hatte.

Natürlich gab es jetzt paar Fragen zu beantworten. Es kommt wohl doch nicht sooo häufig vor, dass in Skanderåsen jemand sein Poncho-Zelt am Bahngleis aufbaut... Die erste Frage des älteren Herrn war (in ganz gutem Englisch), ob denn der Frühzug meinetwegen in Skanderåsen gehalten habe. Daraufhin fragte ich mich bloß, von wievielen Augenpaaren ich in dieser Drei-Häuser-Siedlung beobachtet worden bin. Die zwei Züge, die nun zum Fotografieren durchkamen, gab es mit See im Hintergrund, aber natürlich ohne Sonne. Danach wanderte ich gemächlich auf einem Fahrweg nach Svenstavik. Unterwegs bretterte ein Arbeitstriebwagen vorbei, den ich allerdings nur schlecht umsetzen konnte. Die Fahrer der wenigen entgegenkommenden Autos hoben hinter der Windschutzscheibe alle freundlich grüßend die Hand. Was für ein Kontrast zu Norwegen!

In Svenstavik musste ich leider feststellen, dass während der stundenlangen mittäglichen Zugpause leider auch in den nächsten drei Stunden kein Bus nach Åsarna fahren sollte. Der Ortskern war eine einzige Baustelle und ziemlich übersichtlich. Deshalb verkroch ich mich in den Warteraum des Bahnhofsgebäudes, wo ich lesenderweise bald eingedöst bin. War halt doch recht früh heute morgen.

Bus Svenstavik 13.40+10 > Åsarna 13.55+10

Der Bus hieß "Inlandsekspressen" und war der Nachfolger für die Inlandsbahn, deren "normaler" SJ-Personenverkehr 1992 auslief. Eigentlich hatte bereits 1992 nur noch Touristikbetrieb auf der Inlandsbahn sein sollen; dies war allerdings immerhin für ein Jahr von einer sehr aktiven Bürgerbewegung abgewendet worden. In den Folgejahren versuchte die Inlandsbanan AB mit verschiedenen Sommer-Angeboten, zu denen auch Dampf- oder Polarnachtfahrten gehörten, Touristen anzulocken. Allerdings ist davon inzwischen nicht viel mehr übrig geblieben, als je ein Y1-Zugpaar auf der südlichen (Mora - Östersund) und nördlichen (Östersund - Gällivare) Inlandsbahn und vereinzelte Sonderfahrten.

Dieser komfortable Bus mit Kopfhöreranschluss und Kaffeeküche brachte mich nun deutlich unter dem gewöhnliche SJ-Tarif nach Åsarna. Um mit den Bus-Tarifen konkurrieren zu können, gestattete die SJ auf der Inlandsbahn 1992 quasi als letztes Aufbäumen vor dem Ende jedermann die Fahrt zum halben Preis. Doch hatte der Bus bessere Anschlüsse in Mora und Östersund; zudem entfielen die langen "Touristen-Stopps", die es auch schon zu SJ-Zeiten an irgendwelchen Ramsch- und Mampfbuden in der Wildnis gab.

In Åsarna traf ich mich mit Arne und gemeinsam kochten wir in der Selbstversorger-Küche erstmal ein spätes Mittagessen. Dann auf einer nahen Flussbrücke einen Zug fotografiert und etwas relaxed. Am Abend lieh ich mir von Arne das Fahrrad und fuhr zu den beiden Abendzügen nordwärts nach Hallings, wo man von Wiesen aus einen genialen Ausblick mit herrlichster Abendsonne auf die Bahnstrecke vor dem See Hålen hatte. Dort wurde ich auf eine lange Geduldsprobe gestellt. Zuerst sollte der Zug nach Östersund und dann nach Kreuzung in Svenstavik der Zug in Richtung Sveg (Zug in sonnige Landschaft montiert!) kommen. Letzterer kam dann auch planmäßig, allerdings natürlich ohne Sonne. Nun hatte ich ja noch immer Hoffnung auf den nordwärts fahrenden Zug, der dann ja sicher in Åsarna mit dem südwärts fahrenden Zug kreuzen würde. Doch kein Zug tauchte auf.

Außerplanmäßig ist die abendliche Kreuzung von Svenstavik nach Åsarna verlegt worden. Der nordwärts fahrende Zug hatte 75 Minuten Verspätung.

Nach ca 20 Min fuhr ich nach Åsarna zurück. Und siehe da: Der VT nach Sveg stand noch immer im Bahnhof! Der nordwärts fahrende Zug tauchte dann allerdings auch bald auf; mit +75! Für diese außerplanmäßige Kreuzung ist der Bahnhof offensichtlich extra mit einem Fahrdienstleiter besetzt worden. Interessant war die Durchführung der Kreuzung, bei der sich der Fdl von dem einen VT zu den örtlich zu stellenden Weichen chauffieren ließ.

Samstag, 04.07.1992: Åsarna

Nochmal hatte ich keine Lust zu frühem Aufstehen. Es war ein absoluter Ruhetag angesagt, zumal der Tag eh mit einer geschlossenen Wolkendecke anfing. Die zwei Morgenzüge in der Nähe der JH fotografiert, dann in Ruhe das skandinavische Frühstücksbuffet "Smörgåsbord" genossen. Für den Vormittag stand ansonsten nur der Besuch des örtlichen Supermarktes auf dem Programm.

Erst nachmittags wieder Fahrrad ausgeliehen und ein Stück südwärts gefahren. Es machte Spaß, auf den Schotterwegen einfach drauf los in einsame Waldlandschaften zu fahren. In einigen Talsenken gab es kleine Teiche. Herrlich! Einen Zug von einer kleinen Anhöhe aus fotografiert; der Himmel war mittlerweile etwas heller geworden. Leider bekam ich zunehmend Probleme mit meiner Rücktrittbremse. Sie ließ sich nur unter Schwierigkeiten lösen. Das war bei dem ständigen Auf und Ab in dieser Waldlandschaft nicht ganz unproblematisch. Eine Vorderbremse gab es nicht und der Rücktritt setzte sich bei jeder Bremsung fester und fester. Schade; das Fahrwege-Netz hätte ich gern noch näher erkundet; doch unter diesen Umständen fuhr / schob ich lieber zurück zur Jugendherberge.

Dort wimmelte es dann von lärmenden Kindern, die jedoch alle festlich gekleidet waren. Offenbar stand so eine Art von Konfirmation an. Und in der Küche hatte sich eine nicht gerade einheimisch aussehende Großfamilie breit gemacht, die sämtliche Pötte und Herdplatte in Beschlag nahm und deren Blagen kreischend das ganze Haus unsicher machten (bevor DAS wieder kommt: Nein, ich habe im Prinzip nichts gegen Kinder. Nein, ich habe im Prinzip nichts gegen Südeuropäer). Nach dem Abendessen gab's dann noch einen Zug auf der Flussbrücke. Die Sonne war zwar jetzt wieder verstärkt herausgekommen, doch war das noch lange kein Grund, besagten Zug anzustrahlen. Und der war dann sowieso viel zu lang für's Motiv: Er bestand aus sechs (!) Y1-VTs. Das wäre DER Zug vor dem Hålen (gestriges Motiv) gewesen!

Sonntag, 05.07.1992: Åsarna - Nachtzug ab Avesta-Krylbo

N 3491 Åsarna 09.23 > Sveg 10.48

Auf einem verrosteten Nebengleis in Sörtjärn fanden wir einige Schienenfahrräder, die der Blockwärter zu einer kleinen Spritztour nutzte.

Heute, wo unsere Abfahrt anstand, herrschte natürlich strahlend blauer Himmel! Ich glaube, heute hätte mich das dazu verleitet, die besten Standpunkte in der Umgebung nochmals aufzusuchen; allerdings war der Zugverkehr sonntags deutlich eingeschränkt. Und auf der folgenden Fahrt hatten wir dank diverser Tourihalte immerhin auch mehrere Fotomöglichkeiten. Ich durfte sogar vorn mitfahren. So bekam ich dann auch mit, dass vor Röjan ein runzliges altes Mütterchen auf freier Wildbahn an einem BÜ aussteigen wollte. Da ich vor ihr draußen war, konnte ein ganz nettes Foto entstehen. In Sörtjärn gab es eine viertelstündige Pause, in der wir auf einem Nebengleis eine kleine Testrunde mit einem Schienenfahrrad drehen konnten. Im Verlauf der weiteren Fahrt wurden Bestellungen für das Mittagessen in Sveg aufgenommen, auf das wir allerdings verzichteten. Es gab in der guten halben Stunde schließlich genug zu entdecken und zu fotografieren.

N 3493 Sveg 11.30 > Emådalen 12.58

Von der Strecke und potentiellen Motiven hatte ich keinerlei Ahnung. Tatsache war jedoch, dass ich irgendwo einen Zug überschlagen und während des Aufenthaltes einen Gegenzug fotografieren konnte. An einer nett aussehenden Station wollte ich einfach aussteigen. Doch dies war gar nicht so einfach angesichts der doch recht beträchtlichen Geschwindigkeit, mit der unser Fiat-VT an allen Stationen Sand aufwirbelnd durchbretterte. Vor Ende der Wildnis bei Orsa kam als letzte Station Emådalen. Nun gab es keine Wahl mehr; ich tat dem Lokführer meinen Ausstiegswunsch kund.

Einer der typischen Wassertürme der Inlandsbahn steht in Emådalen. Im Gegensatz zu anderen Exemplaren machte er einen gut erhaltenen Eindruck.

Und so ganz schlecht habe ich es dann auch gar nicht getroffen. Im Emådalen steht nämlich der wohl schönste Wasserturm aus besseren Tagen der Inlandsbahn (wusste ich damals noch nicht), außerdem bot sich auf einer gerodeten Fläche nördlich des Bf ein ganz netter Überblick über die endlosen Wälder. Schade nur, dass sich das Wetter inzwischen weitestgehend verabschiedet hatte...

Die Wartezeit vertrieb ich mir mit Tötung einer agressiven Art von Fliegen, die ständig in die Haut kniffen (keine Mücken) und mit Reinigung meines Rucksackes, der zwischenzeitlich mit meinem Erdbeer-Joghurt angebändelt hatte... Arne war übrigens nach Avesta-Krylbo, wo wir in den Nachtzug steigen wollten, weiter gefahren. Es muss wohl dort nicht all zu aufregend gewesen sein, so dass ich mit Emådalen ganz gut bedient war.

N 3497 Emådalen 17.03 > Mora 17.50-3

Das Zugpersonal war dasselbe wie auf der Fahrt nach Sveg. Die beiden (Zub und Tf) staunten nicht schlecht, als sie mich mitten in der Wildnis auflasen. Ein Stück hinter Emådalen kommt eine 41m hohe Brücke über eine Schlucht mit Wasserfall und Flößerrinne. Da für die Touris hier ein kleiner Aufenthalt mit Erläuterungen vorgesehen war, ich jedoch der einzige Fahrgast war, stiegen wir drei kurzerhand mitten auf der Brücke aus, um ein physikalisches Experiment durchzuführen. Ergebnis: Ein Schienennagel braucht 4 Sekunden, um 41 Meter tief zu fallen... Fotos waren aufgrund des inzwischen sehr trüben Wetters nur bedingt möglich.

IC 833 Mora 18.05 > Avesta Krylbo 20.32

Der Zug wurde voller und voller (der Sonntag-Nachmittag-Effekt). Mangels Reservierung durfte ich gleich an der ersten Station den Platz wechseln. Doch dann hatte ich Glück. Selbst ab Borlänge, wo nicht mehr alle Leute Platz fanden, konnte ich meinen Platz behalten. In Avesta-Krylbo traf ich dann wieder mit Arne zusammen. Irgendwie bekamen wir den Abend rum, obwohl rund um den Bahnhof eigentlich nichts war. Kurz vor Ankunft unseres Zuges kam dann der Bahnhofsbüttel zu den verstreut wartenden Fahrgästen, um in seiner Eigenschaft als wandelnder Wagenstandsanzeiger die Standorte der jeweils gebuchten Wagen zu verraten. Leider hatten wir getrennte Liegekarten, so dass wir uns wieder trennen mussten.

D 978 Avesta-Krylbo 22.14 > Vännäs 06.47

In meinem Abteil lag schon eine Familie mit drei Kindern, deretwegen natürlich lieber der Erstickungstod als ein Öffnen der Fenster in Kauf genommen wurde. Trotzdem ganz gut geschlafen.

Fortsetzung

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