USA: Einmal quer durch (3)

Copyright by Jan-Geert Lukner

Donnerstag, 09. April 2009: Needles - Amboy - Needles

Unsere Herberge war wirklich einfachstes Niveau. Das, was da war, machte aber einen neueren und besser instand gehaltenen Eindruck, als wir es von Super 8 kannten. Das Preis-Leistungsverhältnis war damit jedenfalls stimmig! Das dümmste war, dass der WLAN-Kontakt nicht klappte. Ich hatte mir extra eine ID-Nummer für WLAN geben lassen (kostete 2,99 extra), doch es kam nirgends eine Eingabeaufforderung.

Blaue Stunde über der Denny's Filiale zu Needles. Kann es schöneres geben? ;-)

Aber dank Ohrenstöpseln konnte ich wunderbar schlafen. Rechtzeitig in der Morgendämmerung bin ich wach geworden. Wir hatten die Auswahl zwischen einem bekannten Aussichtshügel 100 km westlich von hier in Ludlow mitten in der Mojave Wüste oder dem gestern von der Autobahn gesehenen Punkt ein Stück zurück Richtung Kingman. Da wir morgen früh eh in Richtung Westen fahren wollten, entschieden wir uns für die Stippvisite ostwärts. Wir wussten zwar nicht genau, wo wir von der Autobahn runter müssten, doch das würden wir schon sehen.

Als wir gerade den Colorado gequert hatten, sahen wir hinter uns (aber weit weg und sehr langsam) einen für unser Motiv passenden Güterzug. Der Standpunkt war an der Harry Jack Road, die aber keine Autobahnabfahrt hatte. Als wir auf die Brücke zu fuhren, merkten wir, dass wir an der vorherigen Abfahrt runter gemusst hätten - von dort gab es eine parallele Straße. Also weiter bis Yucca gefahren (wo so eine Art Taucherglocke zum Restaurant umgebaut war), von dort zurück bis zur südlich gelegenen Abfahrt, von dort wieder halb zurück zur Harry Jack Road.

Ein Güterzug nähert sich in Richtung Kalifornien...

Dort in der Nähe fanden wir dann auch wirklich einen schönen Ausblick auf eine Bahnbrücke über einen Wash, also ein trockenes Flussbett, mit den Bergen dahinter und interessanten exotischen Pflanzen im Vordergrund. Wir hatten Zeit genug gehabt; der Güterzug war sehr langsam. Erstmal kam noch einer westwärts durch, den wir dank Schlussloks auch vollwertig umsetzen konnten. Als auch der Ostfahrer durch war, wollten wir langsam mal zurück, doch bereits an der Autobahnauffahrt sahen wir den nächsten Ostfahrer, den wir mehr schlecht als recht bekamen.

... und ein Güterzug nähert sich von Kalifornien und überquert dabei einen Wash.

Landschaft ohne Zug gibt es hier auch.

Nun interessierte uns aber doch die Mojave Wüste, die westlich Needles beginnt. Mit Tankstopp und Beschaffung des Frühstücks im Gasthaus zum goldenen M (wieso ist der Sausage Mc Muffin eingentlich günstiger als der Egg Mcc Muffin?) rollten wir auf der Autobahn nun westwärts. Eine schöne Fahrt in die Berge hoch und in eine eindrucksvolle karge Welt. Wobei wir die Wüste wohl noch zur grünsten Jahreszeit erlebt haben dürften. Unterwegs hatten wir einen Westfahrer mit führender Warbonnet-Lok überholt. Wir wollten ihn südlich Fenner, wo die Bahn etwas gen Süden kurvt, abpassen. Später überholten wir einen weiteren Zug, den wir in der Ferne sahen.

Wie wir uns auf dem Freeway in einer ewig langen Geraden von oben her Fenner näherten, sahen wir unten Züge stehen. So mitten in der Wüste standen zwei Züge! Hier stauten sich offenbar zwei Westfahrer. Unser Warbonnet-Zug würde sich hinten anstellen müssen. Wir fuhren Bahn parallel bis zu einer Brücke über die Bahn bei Essex. Dort und auf einem Parallelweg lauerten wir einigen Zügen auf. Entgegen unserer Erwartung kam der Warbonnet-Zug als dritter und nicht als vierter. Offenbar gab es eine Überholung. Aus der Gegenrichtung tauchte auch ein Warbonnet geführter Zug auf. Beide Warbonnets befanden sich leider in einem erbärmlichen Lackzustand.

Erst kam ne Warbonnet ostwärts durch,...

... dann die bereits beobachtete westwärts. Wirklich gefreut haben wir uns über diese siffigen Warbonnets nicht. Die zweite Lok ist übrigens nicht die amerikanische Ausgabe der Warsteiner-Lok, sondern normaler BNSF-Lack, bloß etwas ausgeblichen...

So gegen 11 fuhren wir einfach mal weiter auf der Bahn parallelen Route 66, auf der nicht viel los war. Auf einem Abstecher zum einsam gelegenen Bf Danby konnten wir einen Zug mit alten Warnkreuzen fotografieren. Danby selbst war wohl das, was man als Geistersiedlung bezeichnet. Hier gab es nur einige verfallene Hütten, ansonsten hing nur die flimmernde Hitze über der Gegend. Auch im weiteren Streckenverlauf taten sich immer wieder wunderbare Ausblicke auf. Diese Wüste war anders als die bisherigen - weniger Steppe, sondern mehr Geröll, dazwischen allerdings jede Menge Büsche mit frischem Grün.

Danby. Sonst nichts.

Bei Amboy liegt der Bristol Lake, ein Salzsee. Vor dem See verlief die Bahnlinie, auf der sich wieder mal die Züge stauten. Uns gelang es, als Scherenschnitt zwei sich begegnende Züge vor dem See aufzunehmen.

Zwei Güterzüge begegnen sich am Bristol Lake. In der Wüste bedeutet die Bezeichnung "Lake" übrigens nicht zwangsweise, dass auch Wasser vorhanden ist...

In der interessanten Wüstensiedlung Amboy machten wir an der örtlichen Raststätte (natürlich im Route 66 Stil) Mittagsrast. Es gab hier einige wunderbare Bänke im Schatten, wo wir den in der Raststätte besorgten kalten Milchkaffee und Muffins (diesmal ohne Mac davor) verputzten und dieser Teil des Reiseberichtes entstand. Nico schrieb derweil einige Postkarten. Nun muss ich gerade weiterschreiben, obwohl ich gar nichts mehr zu schreiben habe, weil Nico mich beim Schreiben fotografieren will...

Amboy: Nico kommt gerade von der Post.

Natürlich gehört zur Post auch eine Ortschaft, die hier vollständig zu sehen ist.

Mittlerweile war es 14 Uhr. Wir hatten gestern noch einige interessante Motive im Anstiegsbereich westlich Needles gesehen. Dort wollten wir heute den Nachmittag über mal warten. Von daher verzichteten wir darauf, bis Ludlow weiter und von dort über die Autobahn zurück zu fahren. Statt dessen fuhren wir einfach denselben Weg zurück. Auch ab Fenner nutzten wir nicht die Autobahn, sondern fuhren die Bahn parallele Goffs Road weiter. Bahn und Straße führten durch interessante Landschaften, über eine Art schiefe Ebene. Damit meine ich, das die Gegend relativ eben war, allerdings nur in der Form einer schrägen Platte. Erst ging es noch aufwärts, dann steil abwärts auf Needles zu. Und im Hintergrund gab es kostenlos eine hübsche Bergkulisse dazu. Uns kamen nun einige Züge entgegen, doch gerade waberten ziemlich viele Schleier vor der Sonne herum und sorgten für weniger gutes Fotografierlicht. Erst gegen Ende der Goffs Rd ließen die Schleier nach. Ein Frachtenzug kam die Steigung hochgekrochen und wurde von uns hier gleich mal "festgehalten".

Nur noch wenige Meilen, und der (erste) Scheitelpunkt ist erreicht!

Im weiteren Fahrtverlauf bis zu unserem Aussichtshügel, den wir gestern entdeckt hatten, kam nichts mehr entgegen. Und am Aussichtspunkt mussten wir auch lange warten. Ein einziger Bergfahrer kam dann noch, wurde uns allerdings partiell durch einen talwärtigen Gegenzug zugefahren. Danach wieder Pause. Und die Sonne sackte zunehmend in die Schleierbewölkung ein.

Zwei Züge bewegen sich auf einen Punkt zu. Wird das gutgehen? Im Hintergrund das Colorado-Tal und die Bergkette in Arizona vor Kingman.

Die letzte Stunde des Tages wollten wir mal oben auf dem "Fjell" warten. Hier konnten sich womöglich schöne Streif- oder Gegenlichtigkeiten ergeben. Wir stellten uns einfach mal am BÜ der Straße nach Las Vegas ("Arrowhead Junction") auf und warteten. Zeitweise gab es Theaterbeleuchtung. Jetzt wäre ein Bergfahrer mit dem Licht auch sehr schön gekommen. Es tat sich aber weder bei Berg- noch bei Talfahrern irgendwas. Als die Sonne kurz vorm Untergang war, fuhren wir ein Stück die Goffs Rd hinein, um perspektivisch einen markanten Bergzacken und die untergehende Sonne für Sonnenuntergangsbilder näher zusammen zu rücken.

Arrowhead Junction: Ein Bild von unserem Auto muss natürlich sein. Es ist das linke ;-)

Plötzlich wunderten wir uns über eine lange glitzernde Kette vor einem dunklen Bergrücken. Ein Güterzug, in dem gleißend das Sonnenlicht reflektierte. Hätte man das doch umsetzen können! Dafür waren wir aber zu spät. Schnell zurück zum BÜ gefahren und dort den Güterzug immerhin noch mit etwas Streiflicht umgesetzt. Danach war die Sonne verschwunden. Wir fuhren nun zurück nach Needles, wo wir uns erstmal vor ein anderes Hotel stellten, um dessen WLAN zu empfangen und im Internet nach Hotels in Oceanside, der letzten geplanten Station unserer Reise, zu suchen. Auch teurere Hotels lagen alle (soweit nachgeschaut) direkt an der Autobahn. Da lag ein Ableger von Motel 6 ungewöhnlich abseits und gar nicht weit vom Meer, so dass wir uns entschieden, hier eine Reservierung vorzunehmen. Ostern stand vor der Tür - da weiß man ja nicht, wie voll plötzlich alles ist.

Ein Güterzug im letzten zarten Licht bei Arrowhead Junction.

Die Reservierung wollten wir an unserer Motel 6 Rezeption durchführen lassen. Dort war allerdings gerade Hochbetrieb. Die resolute Empfangschefin bearbeitete immer zwei Kunden gleichzeitig. Klar kann sie die Reservierung vornehmen, meinte sie, wählte die Nummer von Oceanside und drückte mir den Hörer in die Hand. Ah ja! Die Verständigung lief dann aber außerordentlich gut. Eine Reservierungsnummer habe ich jedenfalls am Ende bekommen. Morgen werden wir ja sehen, ob das Haus wirklich nett ist.

Zum Tagesausklang waren wir noch bei Dennys, wo ich eine (zu) kleine Rippchenpfanne und einen Miniburger von Nicos vier Stück verputzte.

Freitag, 10. April 2008: Needles - Oceanside

Um 6 Uhr drückte ich dem Jungelchen an der Rezeption meine unbenutzte WLAN-Karte in die Hand mit der Bitte, dass er sie dem nächsten Gast, der WLAN haben möchte, schenken möge. Er schaute mich nur mit großen Augen an, keine Ahnung, ob er es verstanden hat. Dann brachen wir auf, weil nun das angestrebte Morgenmotiv bei Ludlow auf uns wartete. Zunächst galt allerdings dem Himmel ein sorgenvoller Blick, denn die drei Sch waren immer noch in der Luft: Schmodder, Schlonz und Schleier. Für die Fahrt statteten wir uns mit Kaffee und Frühstücksburgern von Mc Donalds aus, dann ging es auf den Freeway. Die Fahrt führte bergauf und -ab durch das interessante Wüstengebirge. Die Baustelle von gestern war nicht mehr da. Nur die "Speed Limit"-Schilder hatte man vergessen abzubauen.

Blaue Stunde in Needles, diesmal vom örtlichen Mc Donalds Parkplatz beobachtet.

Je höher die Sonne stieg, desto besser konnte sie sich durch die dünne Bewölkung durchkämpfen. Wir konnten uns also doch gute Hoffnung machen, dass wir das Motiv vom Aussichtshügel zu Ludlow hinbekommen würden. Beim Ausstieg an dem einsam gelegenen Hügel, der durch einen Schotterweg aber doch ein bequemer Drive & Click Punkt war (na ja, "Drive, Climbe & Click" wäre korrekter, denn auf den Hügel musste man schon selbst kraxeln), empfing uns eine wunderbare würzige Luft. Ich setzte mich einfach auf den Hügel und wartete.

Lange dauerte das Warten allerdings nicht, denn ein erster und ein zweiter Zug tauchten bald auf. Der erste Zug hatte "zartes", der zweite hingegen durchaus vollwertiges Licht. Beide kamen recht gut und schlängelten sich sehr schön durch die Landschaft. Somit hatten wir nach einer halben Stunde schon das Gefühl, mit diesem Standpunkt (zumindest für diese Tageszeit) "durch" zu sein. Nach einem Tankstopp bei "76" (hier macht meine Kreditkarte mitsamt deutschem "ZIP-Code" keine Probleme) tauchte schon der nächste Zug von Westen her auf, den wir von einem BÜ oberhalb des Ortes aufnehmen konnten.

Der Blick vom Aussichtshügel in Ludlow. Spektakulär vielleicht nicht die Landschaft, wohl aber der sich schlängelnde Zug.

Zwischen Amboy und Ludlow müssen die Güterzüge einen zweiten Scheitelpunkt erklimmen.

Wir hatten geplant, die Amboy Rd südwärts in Richtung Joshua Tree NP runter zu fahren. Daher konnten wir also heute das gestern ausgesparte Stück der 66 von Ludlow nach Amboy fahren. Unterwegs gab es noch zwei Züge im Steigungsbereich. Bevor wir uns von der Bahn abwendeten, machten wir noch einen Abstecher nach Cadiz, wo mitten in der Wüste eine Nebenbahn der Arizona & California Eisenbahn abzweigt. Die Gleise waren durchaus blank. Aber auch an der Hauptstrecke konnte man in Cadiz etwas machen. So stellten wir uns einfach mal dort hin und warteten. Der Himmel war nun sogar zu 50% richtig blau geworden.

In Cadiz nähert sich ein Güterzug aus östlicher Richtung.

Bis zum gesetzten Zeitlimit kam leider nur ein Güterzug in die "falsche" Richtung, der sich aber mit Bergkulisse durchaus aufnehmen ließ. Dann fuhren wir wieder nach Amboy (unterwegs kam uns natürlich auch ein Gz in die "richtige" Richtung entgegen). Hier kehrten wir der BNSF nun den Rücken. So imposant auch die Motive an dieser Transkontinentalbahn und die langen Güterzüge waren, so ödete uns doch allmählich die Monotonie der orangen Loks (i.d.R nur zwei verschiedene Baureihen) an. Zwar liefen als hintere Lok häufig mal Loks von anderen Bahnen mit, doch vorne hatten wir nur orange (oder verblichenes Warbonnet) geboten bekommen. Außerdem waren wir uns einig, dass sieben Tage Wüste, Steppe und Trockenheit genug waren. Jetzt brauchten wir einfach mal "was anderes". Das nächste Ziel sollte wieder Personenverkehr sein - die Bahn an der Westküste.

Am Rande des Bristol-Lakes, der mehr Salz als Wasser enthält...

Über die Amboy Rd ging es zwischen schwarzem Lavagestein und weißen Salzwiesen südwärts. Auf zumeist schnurgerader Straße gelangten wir nach einer Stunde über einen kleinen Pass nach Twentynine Palms. Dort hielten wir uns nicht lange auf, denn ein Besuch im Joshua Tree Nationalpark stand an. Für 15 Dollar durften wir mit dem Wagen in den Park einfahren. Große Hinweisschilder und ein Stempel auf der Eintrittskarte besagten, dass alle Campingplätze im NP belegt seien. Offenbar ist der NP ein beliebtes Ziel für das Osterwochenende.

Bald hinter dem Parkeingang standen die ersten dieser witzig aussehenden Palmen"figuren" herum. Wir warteten ein Wolkenloch in der hier sehr starken Quellbewölkung ab und machten erste Bilder. Wir wussten ja nicht, dass dies noch "gar nichts" gegenüber dem war, was noch kommen würde. Ein Stück weiter wurden nicht nur die Joshuatrees immer zahlreicher, sondern es kamen auch wunderschöne Felsformationen ins Spiel. Die Palmenkronen leuchteten im Sonnenlicht oft wunderschön vor den dunklen Bergen im Hintergrund oder vor den teilweise schwarzen Wolken. Jumbo Rock, Horror Rock, Hidden Valley und wie die ganzen Felsen noch so hießen - wir kamen aus dem Fotografieren gar nicht mehr raus.

Erste Eindrücke im Joshua Tree Nationalpark.

Eine Seitenstraße führte zum "Key View", einem Aussichtspunkt, von dem man auf das 1540m tiefer daliegende Tal von Palm Springs hinabschauen konnte. Sehr eindrucksvoll. Auf dem Rückweg hangelten wir uns von Parkbucht zu Parkbucht. Denn auch nach Norden hin waren die Ausblicke vor den Gewitterwolken beeindruckend. Einige Felsenkämme und -formationen wurden in dunkler Umgebung spotmäßig angeleuchtet, dazu überall diese witzigen mehrarmigen Palmengewächse. Der Joshua Tree Nationalpark ist sicher keiner der bekanntesten in den USA. Aber er ist ein wunderschöner Landschaftspark, der seine 15 Dollar Eintritt allemal wert ist. Gerne hätten wir hier eine Wanderung unternommen, doch dazu hatten wir auf unserer Reise halt doch andere Prioritäten gesetzt.

Blick vom Key View auf das Coachella Valley, in dem Palm Springs liegt.

An diesen Ausblicken konnten wir nicht ohne Fotos vorüberfahren.

Eigenartige Spotbeleuchtung auf den Felsen des Joshua Tree NP.

Die Felsen dienten u.a. auch zum Klettern.

Wir nahmen den Parkausgang zum Ort Joshua Tree hin. Dort unten führt mit dem Highway 62 eine direkte Straße nach Los Angeles entlang. Man hatte auf dieser Straße den Eindruck, man befinde sich auf einer Ausfallstraße von LA. Doch die Großstadt lag noch über 100 Meilen entfernt! Die vierspurige Straße führte immer mal wieder lange und steil in die Tiefe und nahm dabei oft den ganzen Talgrund ein. Wenn jedoch Platz war, lagen rechts und links Mc Donalds und Co. Westlich von Palm Springs stößt der Highway auf die hier, weit vor LA, schon achtspurige Autobahn 10.

An der Einmündung steht ein gigantischer Windpark mit über 3500 Windrädern aller Größen und Bauarten. Wir hätten gern mal einen Zug auf der hier mitten durch führenden UP-Strecke fotografiert, doch leider war hier gerade der Schatten einer sehr stationär über den San Jacinto Mountains hängenden Bewölkung aktiv. Wir fuhren auf der Autobahn ein Stück ostwärts in Richtung Sonne, doch war die Strecke meist von Buschreihen eingefasst und führte durch die wenig ansehnlichen Außenbereiche der Retortenstädte Palm Springs, Palm Desert, Cathedral City usw.

Zurück an den Windrädern riss die Wolkendecke doch mal auf, so dass wir zum westlichen Ende des Windparks am San Gregorio Pass fuhren und schauten, was da gehen könnte. Zwar sah die Strecke, die übrigens vollkommen neu zweigleisig ausgebaut worden war und noch richtig "geleckt" aussah, zwischen den Windrädern interessant aus, doch erstens war das Licht spitz, zweitens kam nichts und drittens pfiff hier ein wahrer Düsensturm zwischen den Bergen hindurch (aha, da machen Windräder ja durchaus Sinn!).

Eine andere Art von "Bäumen" gab es unten am San Gregorio Pass: Über 3500 Windräder machen sich hier den Düsenwind dieses Passes zunutze. Hier ist nur ein kleiner Teil zu sehen, die meisten stehen unten im Talgrund in Reih und Glied (leider im Schatten).

Wir hatten bis Oceanside noch ein Stück zu fahren, deshalb verließen wir diesen unwirtlichen Ort wieder. Über die Freeways 10, 60, 215 und 15 fuhren wir südöstlich an LA vorbei gen Süden. Auf der 215 ging es zeitweise etwas zähflüssig, ansonsten kamen wir aber gut voran. Es ging zum Teil noch wieder einige Höhenstufen abwärts. In Pala Mesa verließen wir die Autobahn und fuhren über eine normale Landstraße das letzte Stück bis Oceanside. Die Landschaft hier war wunderschön und erinnerte an Südeuropa. Viele Pflanzen blühten und die prächtigen Grundstücke sahen gepflegt aus.

Unser Motel 6 fanden wir auf Anhieb. Es hätte "Motel 6 plus" heißen können, denn es entsprach nicht dem Standardbaukastenstil der anderen Motel 6 Filialen, sondern war ein repräsentativer großer Bau, der uns sogleich gefiel. Besonders wichtig: Er lag nicht direkt an der Schnellstraße, sondern etwas zurückgezogen. Wir bekamen zudem ein Zimmer nach hinten raus. Vor dem Fenster standen Palmen und hinter einem Campingplatz und einigen Häusern konnte ich erstmals in meinem Leben den Pazifischen Ozean sehen. Als kleine Dreingabe gab es noch den Sound der in Ufernähe langfahrenden Züge zu hören. Wir fühlten uns hier auf Anhieb wohl!

Das Motel 6 "plus" in Oceanside, aufgenommen am Abreisemorgen.

Zwecks Lebensmittelbeschaffung drehten wir noch ne Runde durch den Ort. Mittlerweile war es dunkel geworden. Oceanside sah auf den ersten Blick nach einem schönen Küstenort aus. Am Strand wohnen natürlich die Reichen in prächtigen Häusern. Einmal durften wir am BÜ warten, um einen Metrolink-Dostozug (das ist quasi der Vorortverkehr von LA) durchzulassen. Ein anderes mal schlossen sich die Schranken hinter uns und wir hielten trotzdem, um der Einfahrt eines Doppel-Desiros aus Escondido beizuwohnen. Auch eines dieser völlig neuen ÖPNV-Angebote in den Staaten! Mega peinlich war allerdings die PKW-Hupe, mit der man die Desiros offenbar ausgestattet hat und mit der der VT durch die Gegend tüüütete.

Einen richtigen Supermarkt hatten wir noch nicht entdeckt. Deshalb probierten wir es nun mal nördlich aus der Innenstadt hinaus. Dabei gerieten wir auf eine vierspurige Ausfallstraße, an der aber plötzlich an beiden nordwärts führenden Fahrspuren Wachhäuschen mit bewaffneten Posten standen. Willkommen im US Marine Corps! Der Posten war aber sehr freundlich. Wir sagten ihm, dass wir nur Deutsche auf der Suche nach einem Supermarkt seien. Daraufhin meinte er bedauernd, dass er uns leider nicht in den Supermarkt auf der Base lassen dürfe (yeah, das wärs natürlich gewesen!) und gab sich alle Mühe, den Weg zu einer nahen Tanke mit größerem Shop zu beschreiben. Wir durften völlig unbürokratisch bis zur nächsten Ampel auf Army-Gelände vorfahren und dort per U-Turn umdrehen. Aber allein die Tatsache, dass hier eine vierspurige Hauptstraße in ein Militärgelände hinein führt, fand ich schon doll!

An der Tanke konnten wir uns mit Essen und Trinken eindecken. Nur für das Bier hätten wir eine US-ID benötigt. Die hatten wir ja nun mal nicht. Der Dame an der Kasse tat das alles extrem leid, aber so seinen nun mal die Vorschriften. Sie befürchtete scherzhaft, wenn sie mal nach Deutschland käme, würde sie nach dieser Bier-Verweigerung auch kein Bier mehr bekommen...

Samstag, 11. April 2009: Oceanside - San Clemente - Del Mar - Oceanside

Für heute war für LA Sonne angesagt, für San Diego jedoch nicht. In der Mitte dazwischen waren wir. Mit nicht ganz so tollem Wetter rechnend ließen wir es ruhig angehen und standen erst um 7 Uhr auf. Die Wolken hatten eindeutig die Oberhand; es gab nur einzelne Wolkenlücken. An schönen Küstenabschnitten hatte ich mir San Clemente im Norden und Del Mar im Süden notiert. Da es tendenziell im Norden besser sein sollte, entschieden wir uns, San Clemente auszukundschaften. Über die Autobahn fuhren wir - leider ohne eine passende Frühstücksgelegenheit entdeckt zu haben - im "Transit" durch Camp Pendleton, das riesige Marine Areal, das wir ja gestern schon auf der "falschen" Straße kennengelernt hatten. Unterwegs, mitten auf Camp-Gelände lag das Bw vom San Diego Coaster, in dem auch Fahrzeuge von Metrolink und irgendwelche Gz-Loks abgestellt waren.

Hinsichtlich Parkmöglichkeiten am Strand befürchteten wir ja schlimmstes. Nach kurzer Fahrt durch ein extremst schönes und gepflegtes Wohngebiet, in dem Pflanzen in allen Farben blühten und in dem an Seitenstraßen sogar Schranken mit Pförtnern installiert waren, gelangten wir abwärts an den San Clemente State Beach, wo ein um diese Zeit noch leerer Parkplatz auf uns wartete. Die Parkgebühr von 25ct pro Viertelstunde war ja auch noch ok. Allerdings würden wir uns erstmal für weitere Aktionen genügend Quarters besorgen müssen.

Es war wunderbar hier. Die Bahn führte zu Füßen der Sandsteinklippen am Strand entlang. Erste Surfer waren schon auf ihren Brettern unterwegs, wobei sie allerdings mehr liegend herumpaddelten, als dass sie aufrecht stehend surften. Außerdem gab es zu dieser frühen Stunde schon Massen an Joggern. Wir hatten bald einen schönen Punkt gefunden. Die Wolken zeigten erste Aufrisse. Früher hätten wir nicht hier zu sein brauchen, die Sonne kam eh erst jetzt über die Klippen hinüber. Der nun bald kommende Surfliner ging allerdings "natürlich" bei Schatten ab. Schade, dies wäre der ideale Zug zwischen Sonne-über-Klippe und zu spitzem Licht gewesen.

Ein erster Versuch an den Klippen von San Clemente. Leider ohne Sonne, aber eine Wiederholung war fest eingeplant.

Da wir nur noch einen Quarter für die Parkuhr gehabt hatten, liefen wir mal zum Auto zurück. Wir wollten nordwärts weiter erkunden, denn da schienen die Wolken weniger zu sein. Der Ort San Clemente selbst machte auch einen tollen, gepflegten Eindruck. So einen "geleckten" Ort hatten wir auf unserer Transkontinental-Tour zuvor noch nicht kennen gelernt. Selbst die unvermeidlichen Ketten entlang der Hauptstraße waren in schönen Häuschen untergebracht. Die Straße selbst wurde von Palmen gesäumt. Wunderschön!

Nördlich des Ortes traf die Hauptstraße allerdings auf die Bahn, was selbige für Fotos nicht unbedingt interessanter machte. Allerdings lösten sich hier die Wolken stark auf. In Capistrano Beach parkten wir einfach mal (hier gab es Parkautomaten, die auch Dollarnoten annahmen) und setzten den nächsten Surfliner am Bahnübergang mit Palmen um. Der nächste angesteuerte Parkplatz war der am Metrolink-Haltepunkt San Clemente. Hier konnten wir uns auch erstmal über die Metrolink-Fahrzeiten informieren. Allerdings weiß ich nicht, ob die paar Zugpaare auf dem Abfahrtsplan alle waren oder ob hier bloß nicht alles hielt. (Nachtrag: Das waren alle Züge, außerhalb des Großraums LA fahren nur vereinzelte Metrolink-Züge bis Oceanside weiter).

Den nächsten Surfliner bekamen wir mit Sonne, aber ohne Wasser, in Capistrano Beach.

Wir liefen den Weg zwischen Gleis und Klippen hinein und entdeckten durchaus paar Motive. Leider war das Licht hier schon sehr spitz, aber aufgrund eines massiven Zaunes musste man auch sehr spitz stehen. Wir waren hier natürlich nicht allein. Der Parkplatz war schon ganz schön voll gewesen, und neben den vielen Joggern, Reichen und Schönen hier kam man sich mit der Kamera um den Hals total uncool, hässlich und minderwertig vor. Die Wartezeit vertrieben wir uns mit Beobachtung von Brandung und Surfern. Der Metroliner gegen 11 kam leider Steuerwagen voraus, doch der folgende Amtrak Surfliner war dann unser.

Metrolink kommt mit Steuerwagen voraus. Bemerkenswert finde ich die hübsche Glocke auf dem Steuerwagen!

Frühstück hatte es noch immer nicht gegeben (ich brauch doch meinen Kaffee!). Aber nun war ja schon Zeit für Mittag. Im Ort selbst schauten wir mal bei Taco Bell rein. Die hatten nichtmal Kaffee, sowas! Aber das frühe Mittagessen mit der Salat reichen Kost tat gut. Danach schauten wir noch zur Pier runter. Kann ein Ort so wunderschön sein? Ich habe sogar den Parkplatz fotografiert, weil der so toll mit Palmen angelegt war und dahinter der Blick auf den weiten Ozean fiel. Hier gibt es die Station San Clemente Pier, an der der Amtrak Surfliner zweimal am Tag hält.

Ausblick vom Parkplatz San Clemente Pier. Die meisten Autodächer konnte ich wegschneiden...

Nun fuhren wir über einen sehr vollen Freeway erstmal ins Hotel zum Schuhe wechseln. Nico musste zudem dringend Speicherplatz freimachen und paar Bilder löschen. Dann wollten wir mal die Gegend südlich Oceanside austesten, hatten aber bald die Wolken erreicht. Der Wetterbericht hatte offenbar genau recht gehabt; in San Diego dürfte es ziemlich bewölkt gewesen sein. Deshalb drehten wir lieber mal, um an der Desiro-Strecke (der Desiro wird hier allerdings "Sprinter" genannt) nach Motiven zu suchen. Auch wenn wir in Deutschland lieber einen Bogen um Desiros machen, so kommt der Desiro in Amerika schon sehr kurios und ungewohnt. Außerdem hatte er eine hübsche Farbgebung (dieselbe wie auch der San Diego Coaster und die hiesigen Stadtbusse).

Somit verließen wir die Autobahn, nachdem wir kehrt gemacht hatten, am Oceanside Blvd. Erstmal mussten wir tanken. Die blöde Maschine nahm natürlich die Kreditkarte mal wieder nicht und unsere Barschaft war stark am schwinden. So konnte ich nur für 20 Dollar tanken und den Tank gerade mal halbvoll machen. So ein Mist; tanken macht ja so unheimlich Spaß, dass man so oft wie möglich tanken will...

Die Sprinter-Bahnstrecke ist eine nagelneu ausgebaute ehemalige reine Güterstrecke. Erst seit 2008 rollen hier die Triebwagen im Halbstundentakt. Entsprechend schwierig war es auch, ansprechende Motive zu finden, zumal die Bahnlinie durch dicht besiedeltes Gelände führt. Am BÜ North Ave am Nordende des Bf Vista wurden wir allerdings fündig. Einige Palmen gaben eine gute Dreingabe für eine Dokumentation der Desiros ab. Und der Halbstundentakt war nötig. Immer wenn der Zug tüüütend um die Ecke bog, zog eine Wolke vor die Sonne. Es hingen jetzt einige Wolken am Himmel, so dass wir erst den dritten Zug wie geplant mit Sonne verarzten konnten.

Ein Stück nordwestlich von Vista an der Bahnlinie nach Escondido. Die Desiros heißen hier "Sprinter".

Danach zog es uns natürlich wieder an die Küste. Der einzige von uns noch unfotografierte Zug war der Coaster. Mittlerweile war der Küstenstreifen im Süden auch schon gut entwölkt, während sich im Norden ordentlich Queller gebildet hatten. Somit stand dem Coaster nichts mehr im Wege. Das war auch soweit gut, denn morgen (Sonntag) würde der Coaster gar nicht fahren. Ein erstes Motiv fanden wir in Carlsbad, wo die Buena Vista Lagoon auf einem Damm mit Betonbrücke gequert wird. Der Coaster aus San Diego war stark verspätet und mit den Wolken war das ein ganz schöner Krimi. Am Ende ging dieser Krimi aber gut aus.

Der San Diego Coaster überquert die Buena Vista Lagoon.

Wir fuhren ein Stück weiter und erreichten zwischen Carlsbad und Leucadia den Damm durch die nächste Lagune, die Batiquitos Lagoon. Hier gab es auch noch die originale Holz-Trestlebrücke über das Wasser. Leider war sie vom Winkel her eher ungünstig einsehbar, aber wir warteten dennoch mal die Rückkehr des Coasters aus Oceanside hier ab. Vorher ging uns noch ein Surfliner ins Netz. Ein Bahnpolizist lag am Bahndamm auf der Lauer, um zwei Kids, die wohl an der Brücke gemeldet worden waren, zu verjagen. Während er oben wartete, liefen die Kids unter dem Gleis im Holzträgerwerk ans andere Ufer...

Ein Surfliner brettert über die Trestlebrücke der Batiquitos Lagoon.

Nun hatten wir noch ein Motiv kurz vor San Diego im Auge, das für den nächsten nordfahrenden Coaster günstig sein musste. Allerdings wussten wir erst nicht, ob wir den Coaster dort noch schaffen würden, weil man auf dem Pacific Coast Highway 101 halt durch die ganzen Küstenorte durch fuhr. Aber man sah so wesentlich mehr (auch Meer), als es vom Freeway aus möglich gewesen wäre. Am Ende fanden wir doch rechtzeitig den richtigen Parkplatz und konnten am Südrand von Del Mar, zwischen den Coaster-Stationen Sorrento Valley und Solana Beach, den Coaster im schönsten Abendlicht mit dem Naturschutzgebiet Soledad Creek aufnehmen. Eine heranziehende Wolke hatte es sich gerade noch rechtzeitig anders überlegt und war sonstwo hin gezogen.

Der Coaster mal mit anderem Loktyp im Naturschutzgebiet Soledad Creek vor den Toren San Diegos.

So nebenbei stellten wir fest, dass der schöne Vormittagsblick von Del Mar, das wohl berühmteste Motiv dieser Strecke, auch direkt bei unserem geparkten Auto (wir hatten brav die Parkgebühr entrichtet!) mit Blick in die andere Richtung lag. Für uns stand fest, dass wir das Motiv unbedingt auch haben müssten. Morgen Vormittag soll der erste Versuch gestartet werden. Der Bahnpolizist von vorhin stand nun hier, um Surfer und Spaziergänger davon abzuhalten, das Gleis zu queren. Ziemlich aussichtsloses Unterfangen. Wir warteten hier im Bereich noch zwei Amtrak-Surfliner ab, dann wandten wir uns langsam wieder nordwärts. Am San Dieguito River warteten wir noch einen Coaster ab, doch die Sonne war hinter paar Wolken auf dem Meer draußen verschwunden. Wir machten statt dessen noch ein Bild von der Abendstimmung am Strand von Del Mar.

Ein abendlicher Surfliner am Strand von Del Mar.

Im Einkaufszentrum von Del Mar an der Autobahnauffahrt gab es einen schönen Supermarkt von Albertsons. Dort gab es viele leckere Salate und sogar Suppen, die wir uns abfüllen konnten. Dazu eine Flasche gekühlten (!) kalifornischen Weißwein (nachdem wir uns auf der Fahrt sehr mit Alk zurückgehalten haben!) - das war ein nettes Hotel-Abendessen. Auf der Autobahn heim fiel mal wieder auf, dass an den Autobahnabfahrten immer wieder Wegweiser zu Coaster-Bahnstationen ausgeschildert waren. Das war uns auch schon in Illinois aufgefallen, wo die Amtrak-Stationen der Züge "Illini" und "Saluki" oder die Metra-Endpunkte an den Autobahnen immer ausgeschildert waren.

Oster-Sonntag, 12. April 2009: Oceanside - San Diego - Oceanside

Leider tut sich bei den Südfahrern am Wochenende morgens nicht so viel. Deshalb ließen wir es auch heute wieder ruhiger angehen, obwohl wir wie vorhergesagt in einen wolkenlosen Himmel blickten. Um 7 Uhr standen wir endlich auf. Für das Frühstück hatten wir in Oceanside eine Mc Donalds Filiale an der Escondido-Piste entdeckt. Das Breakfast Deluxe war außerordentlich reichhaltig und gut; ein netter Querschnitt durch die amerikanische Frühstückswelt. Plötzlich auf der Kreuzung vor dem Restaurant ein lautes Tüüüt. Nein, nicht zwei Autos standen sich gegenüber, sondern der Desiro von Escondido mit seiner Autohupe kam durch. Die Rückfahrt gen Osten nahmen wir nach dem Frühstück selbstverständlich fotografisch unweit des Hp Crouch Street mit.

Sonntagsmorgens herrscht erstmal noch Stundentakt beim "Sprinter". Im Hintergrund ist der Hp Crouch Street zu sehen. Die Bahnsteigkante ist übrigens mit Gittern gesichert. Nur wo die Türen zum Stillstand kommen, führen kleine "Brückchen" zum Zug.

Nun ging es aber stramm auf der Autobahn südwärts. Das Hauptmotiv der Strecke stand an: Der Blick von den Klippen von Del Mar am Torrey Pines State Beach. Mühelos konnten wir auf dem Parkstreifen an der Straße parken, entsorgten einen Teil unseres Kleingeldes im Parkscheinautomaten und setzten uns auf die sonnigen Klippen. Offenbar treffen sich hier gern verliebte Päärchen, jedenfalls hatten wir einmal das Gefühl, etwas zu stören... Die erhoffte orange Lok kam zwar nicht, aber sowohl ein Südfahrer, der als Sandwich durchkam, als auch ein geschobener Nordfahrer gingen hervorragend an diesem tollen Motiv.

Für mich das schönste Motiv an dieser Strecke: Ein Surfliner am Strand von Del Mar von den Klippen aus beobachtet.

Auf den nächsten Südfahrer warteten wir im nördlichen Teil von Del Mar. In einer Sackgasse, die an einer Balkon ähnlichen Absperrung vor Bahn und Strand endete, fanden wir trotz vieler rot angemalter Bordsteinkanten (=Parkverbot) sogar einen Parkplatz, für den wir keine Parkgebühr entrichten mussten! Auch hier war es wieder wunderschön. Surfer, Jogger und Spaziergänger belebten das Bild und querten munter die Gleise; einige nutzten das Gleis auch als Spazierweg. Wieder mal fiel die Höflichkeit der Leute auf. Wenn wir zur Seite traten, um jemanden auf dem engen Pfad oberhalb der Bahn durchzulassen, bedankte man sich nett mit nem kurzen Schnack. So gefiel das.

Die Strandbahn von Del Mar ist ein einziger wilder Bahnübergang.

Auch dieser Südfahrer kam nicht mit der orangen Lok, die wir schon gern mal bekommen hätten. Aber er kam wunderbar zwischen Meer, blühenden Blumen und einer großen USA-Flagge, die natürlich auch ins Bild musste. Nach diesem Programmpunkt schlossen wir das Kapitel Del Mar ab und fuhren auf dem Highway 101 am Rande des Torrey Pines State Reserve nach San Diego. Eigentlich wollten wir mal am Bahnhof vorbei schauen, doch wir vermuteten ihn erst an einer falschen Stelle. Fast standen wir schon wieder vor einem Eingang zur Navy...

Da wir schon durch die Stadt durch waren, ging es erstmal weiter gen Süden. Nico wollte unbedingt Bilder von der Trolleybahn machen, die dieselben Fahrzeuge einsetzt wie die Frankfurter U-Bahn. In der Nähe der Station Beyer Avenue warteten wir mal zwei Züge ab. Dann verfolgten wir auch den Rest der Strecke bis zum Endpunkt San Ysidro / Tijuana. Wobei Tijuana die Stadt ist, die sich in Mexiko hinter der Grenze anschließt und die wir natürlich nicht besucht haben. Ich hatte mir die Mexikanische Grenze eigentlich immer so vorgestellt, dass hinter dem Grenzzaun ein Lehmweg ins Nirwana führt. Dass da gleich eine große Stadt liegen könnte, habe ich irgendwie nie in Betracht gezogen. ;-)

Der Trolley-Zug ist mit San Ysidro / Tijunana beschildert, wobei ersteres in den USA und zweites bereits in Mexiko liegt. Wahrscheinlich wegen des Güterverkehrs auf dieser Stadtbahn müssen sich die Stromabnehmer extrem hoch zum Fahrdraht strecken.

Die Trolley-Strecke wird übrigens auch im Güterverkehr bedient. An der Grenze gibt es einen kleinen Güterbahnhof, in dem ein Zug abgestellt war und in dem vor einem Schuppen eine Lok der CN abgestellt stand. Ja richtig: Eine Lok der Canadian National an der mexikanischen Grenze! Leider herrschte direkt an der Grenze furchtbar hektisches Treiben und Parkmöglichkeiten gab es gar keine, so dass wir uns das Fotografieren gespart haben. Statt dessen ging es auf die Autobahn zurück, die bereits hier, unmittelbar hinter der Grenze (und dann durchgehend bis LA), schon achtspurig ist.

Die Trolleybahn kurz vor San Ysidro. Schwach sind durch den Zaun einige abgestellte Güterwagen zu erkennen. Die erwähnte CN-Lok stand auf der anderen Seite des Schuppens.

Als wir das Dennys-Schild am Wegesrand sahen, merkten wir, dass wir Hunger hatten. Ich nahm ein sehr leckeres Hacksteak mit schweizer Käse überbacken und Reis und Gemüse dazu. Man kann sich in Amerika also auch "normal" ernähren, wenn man will. Erstaunlich! Bedient wurden wir am heutigen Ostersonntag von einem Mann mit mexikanischem Einschlag, der auf seinem Namensetikett den Namen Jesus trug...

In San Diego fanden wir nach längerer Suche dann auch den richtigen Bahnhof. Der Bahnhof liegt regelrecht in einer Schlucht von Wolkenkratzern, ist aber wunderschön angelegt. Auf den Bahnsteigen stehen Palmen, am prächtigen Empfangsgebäude mit seinen zwei Türmchen prangt der Name "Santa Fe". Wir versuchten mal einige Aufnahmen, was aber gar nicht so einfach war. Die Trolley-Züge fuhren gleich nebenan und hinterm Bahnhof vereinigten sich die Gleise von Trolley und Fernbahn (letztere nur noch mit Güterverkehr).

Der Bahnhof San Diego: Ein Prachtbau...

... mit wunderschönen Palmen auf dem Bahnsteig. Die Glocke des Coaster-Steuerwagens ist übrigens blau lackiert.

Nun wollten wir versuchen, den nächsten Südfahrer irgendwo im Stadtgebiet zu erwischen. Es war allerdings gar nicht so einfach, auf dem verschlungenen Schnellstraßennetz in die richtige Richtung zu gelangen. Letztendlich hatten wir mal wieder paar Stadtteile kennengelernt, in die sich wohl sonst nicht so viele Touristen verirren, und konnten den Zug nur noch von einer Brücke aus beobachten. Was solls, die orange Lok war jedenfalls nicht dran.... Den nächsten Südfahrer wollten wir in Oceanside nehmen. An irgendeinem Zug musste die orange Lok ja eigentlich dranhängen.

Über die Autobahn gelangten wir nun schnell nach Oceanside, wo es erstmal einen Desiro bei der Einfahrt gab ("Tüüüüt" machte er). Für Südfahrer war die Sonne im Bahnhofsbereich schon arg weit rum. Die Brücke über den Pilgrim River musste allerdings lichttechnisch noch passen, also fuhren wir mal dort hin. An der Brücke standen schon zwei Eisenbahnfotografen und wir waren uns gleich sicher: Die wissen, dass gleich die orange Lok kommt. Schnell das Auto auf einem Privatparkplatz abgestellt. Was anderes war weit und breit nicht drin, das mit dem Parkschein schafften wir auch nicht mehr.

Als dann der Zug tatsächlich mit der orangen Lok kam, gerieten plötzlich die beiden einheimischen Eisenbahnfreunde völlig aus dem Häuschen. Sie hatten es also nicht gewusst. Hinterher meinten sie zu uns, dass das ja typisch sei, mal kurz aus Europa vorbeigeschaut und schon die rote Lok vor die Kamera bekommen. Sie selbst hätten sie seit zwei Monaten nicht fotografiert. Hmmm, angesichts des doch recht eingeschränkten Einsatzbereiches ist das schon merkwürdig, wohl nicht häufig genug versucht, gell? ;-) Der eine von den beiden schwor dann noch auf Lufthansa und bemitleidete uns, dass wir mit Air France zurückfliegen müssten...

Endlich kam sie mal: Die orange Lok mit der Warnbotschaft an die Surfer.

Die orange Lok, die wir ja so gern haben wollten, gibt übrigens die Problematik dieser Strecke sehr gut wieder. Mit der Aufschrift "Stay Off, Stay Away, Stay Alive" und der Darstellung eines stilisierten Surfers auf dem Gleis soll sie vor dem auf dieser Strecke besonders extremen Problem der "wilden" Gleisquerungen aufmerksam machen. Es hat hier wohl schon extrem viele Unfälle gegeben. Im nördlichen Bereich von San Clemente hatte man ja die Strecke schon eingezäunt und mit diversen kleinen Fußgänger-BÜs rüber zum Strand ausgerüstet. Aber anderswo, wo die Bahn Ort und Strand trennt, war das Bahngleis halt ein einziger wilder Bahnübergang.

Wir wollten unseren letzten Abend in San Clemente verbringen. Erst steuerten wir den State Beach an, wo wir am Parkplatz eine Parkuhr fanden, auf der noch 30 Minuten Guthaben waren. Hier sollte es einen der wenigen Metrolink-Züge auf dieser Strecke geben. Das Licht stand mittlerweile für Nordfahrer ideal, und nur die Metrolink-Züge haben die Lok am Nordende (das gesehene Amtrak-Sandwich natürlich auch). Der Metrolink-Zug ging dann auch wunderbar vor der Kulisse der Sandsteinfelsen und des Meeres.

Nicht wirklich schön sehen die Metrolink-Züge aus Los Angeles aus. Aber dank Lok am Nordende passte er hier gut ins Motiv.

Den Rest des Abends (immerhin noch zwei Stunden) wollten wir auf der Pier von San Clemente verbringen. Es war unser letzter Abend in Kalifornien und den vereinigten Staaten. Wir wollten einfach hier mal den Abend genießen und, wenn ein Zug kam, den Auslöser betätigen. Auf der Pier (in Deutschland würde man "Seebrücke" sagen) gab es einiges zu beobachten. Einmal waren das natürlich die Surfer, die angesichts der eher müden Brandung wie Robben auf ihren Brettern im seichten Meer paddelten. Am Ende der Mole saß ein fetter und ziemlich zutraulicher Pelikan (jedenfalls so ein großer Vogel mit Riesenschnabel) auf der Brüstung und ließ sich von den Leuten begaffen.

Seicht dahinpaddelnde Surfer und ein Amtrak Surfliner am Strand von San Clemente.

Besonders fiel dabei die Großfamilie einer Volksgruppe, die auch in Deutschland gut bekannt (in den USA eher selten) ist, auf. Deren "Oberhaupt" präsentierte sich Goldkettchen-behängt immer in der Nähe des Vogels und ließ mindestens eine halbe Stunde lang kein vernünftiges Foto von dem Vieh zu, weil er sich immer daneben lümmelte. Die übrigen Familienmitglieder wuselten ständig um den Chef herum. Lustig wurde es nur, wenn jemand dem Tier zu nahe kam und es mit dem Schnabel zuschnappte.

Über das DSO-Forum konnte geklärt werden, dass es sich um einen "schwarzen Pelikan" handelt.

Wir konnten hier noch so einiges fotografieren. Leider kam statt des erhofften Sandwichs, das wegen des Lichtstandes von Nordwesten ideal gewesen wäre, die geschobene Garnitur mit der roten Lok schon wieder zurück. Die wäre nach unserer Rechnung noch gar nicht dran gewesen. Der Zug war stark verspätet. Offenbar war in San Diego durchgetauscht worden, das Sandwich kam nach Einbruch der Dunkelheit als nächster Zug. Wir besuchten noch den Ralphs-Supermarkt in San Clemente, bevor es auf einer extrem vollen Autobahn durch den Paddleton Marine Stützpunkt zurück nach Oceanside ging.

Steuerwagen voraus rollt der Surfliner am abendlichen Strand von San Clemente vorüber.

Montag, 13. April 2009: Oceanside CA - Nachtflug ab LAX

Der Wetterbericht hatte für heute bestenfalls nordwärts noch Sonne angesagt. Draußen sah es aber eher im Süden sonnig aus, während im Norden eine Ballung von hohen Wolken am Himmel zu sehen war. Deshalb gaben wir die beabsichtigten Morgenmotive von San Clemente auf und steuerten nochmal gen Süden. Auf das Deluxe Breakfast bei Mc Donalds verzichteten wir mal zugunsten zweier Sausage Mc Muffins und Kaffee zum Mitnehmen. Der achtspurige Freeway 5 war ja am Wochenende schon voll gewesen, doch heute ging der Verkehr noch zähflüssiger. Ampeln an den Auffahrten regelten, dass Autos mit mind zwei Insassen schneller auf den Freeway gelassen wurden, als Einzelreisende.

Wir hatten gestern an der Autobahn zwischen Encinitas und Solana Beach einen Viewpoint mit Bahnblick und Meereshintergrund gesehen. Den wollten wir heute ansteuern. Als wir dort ankamen, hing auch hier ein Wolkenfeld vor der Sonne. Doch bis zu einem nordwärts fahrenden Coaster hatte es sich freundlicherweise verpieselt. Das nächste Wolkenfeld war allerdings schon im Zulauf, aber ein bis zwei Bilder dürften geglückt sein (es gab dort mehrere Auslösepunkte). Nun fiel uns nichts besseres ein, als das Top-Motiv, den Klippenblick von Del Mar nochmal anzusteuern. Vielleicht würden wir es doch mal mit der orangen Lok umsetzen können?

Die San Elijo Lagoon hatten wir noch nicht. Durch diese rollt der Coaster vor der großen Kulisse des dunstigen Pazifischen Ozeans.

Die Lok war dann aber doch ziemlich blaugrau. Nun hatten wir noch die Hoffnung, einen Coaster mit dem Loktyp F40PH-2C (den wir bisher nur aus der Ferne hatten) in einem Tal bei San Diego zu bekommen, wo die Strecke so kurvt, dass man Nordfahrer mit angeleuchteter Front erwischen kann. Das war dann alles ziemliche Präzisitionsarbeit: Wir mussten ein Stück entfernt parken und dann zur Überführung über die Bahn laufen. Kaum standen wir, da kam auch schon der Nordfahrer. Er fuhr sogar auf dem linken Gleis, das kam für uns besonders gut. Kurz darauf kam der Gegenzug, das hätte auch schief gehen können. So konnten wir die im besten Lack erstrahlende Coaster-Garnitur allerdings mit voller Sonne umsetzen.

Ein Coaster in den Außenbezirken von San Diego, einige Meilen vor Erreichen der Station Sorrento Valley.

Nun fuhren wir nochmal zum Klippenblick von Del Mar, um zu schauen, ob vielleicht der nächste Surfliner die rote Lok vorhätte, doch dem war nicht so. Einer Angabe bei Railpictures.net zufolge konnte hinter diesem Surfliner mit einem Güterzug zu rechnen sein. Wir warteten noch etwas weiter, doch es kam bestenfalls ein Auto auf Schienen durch, eines der in den USA allgegenwärtigen Arbeitsfahrzeuge.

Zum Abschied begegnet uns am schönen Viewpoint von Del Mar ein Auto auf den Schienen...

Und hübsche, farbenfrohe Blumen gab es hier auch.

Das Licht stand schon wieder sehr hoch und wir wollten mal langsam sehen, dass wir in Richtung Los Angeles International Airport (LAX) kamen. In Oceanside schauten wir noch kurz, ob wir auf der Escondito-Bahn einen der Tüüüt-Triebwagen mitbekämen, die unter der Woche evtl als Doppler fahren würden. Doch als wir da waren, stand die Sonne gerade mal wieder hinter einem Wolkenfeld und ein vorüberkommender Desiro kam einzeln daher. Also hielt uns nichts mehr dort.

Die Autobahnfahrt zum LAX war nun sehr zügig und stressfrei. Einmal kam der Verkehr kurz ins Stocken, doch ansonsten herrschte freie Bahn auf den Freeways, auf denen wir bis zu 22 Spuren nebeneinander zählten. So kamen wir schon sehr früh, um 14.30, am Flughafen an. Doch bis man das Auto abgegeben hatte, mit dem Shuttlebus zum Terminal gefahren war, eingecheckt hatte und durch die Sicherheitsschleuse gelangt war, verging eine weitere Stunde. Immerhin kam ich diesmal völlig reibungslos durch und musste nicht wieder die Kameraausrüstung auspacken. Danach gab es bei Roadhouse 66 erstmal ein Mittagessen. Den Rest der Zeit vertrieben wir uns locker mit Reisebericht schreiben und Bilder schauen.

AF 69 Los Angeles Int 18.45 (PDT) > Paris CDG 14.05 (MESZ)

Vor uns fand sich eine Dreier-Männergruppe zusammen, die laut am Diskutieren waren. Wir befürchteten schon schlimmstes. Doch in der Nacht war Ruhe. Weniger schön war, dass sich in unserer Sitzreihe 39 (Boeing 777) die Sitze nicht so weit nach hinten stellen ließen, wie in der Reihe vor uns. Entsprechend eingequetscht saß man da. Auch der Blickwinkel auf den TV-Monitor passte nicht mehr. Aber dennoch von der Hudson Bay bis kurz vor Grönland geschlafen, danach bis Irland auch noch abschnittsweise.

Dienstag, 14. April 2009: Nachtflug an Paris - Hamburg

Sehr zufrieden waren wir wieder mal mit der Verpflegung an Bord. Sowohl Abendessen als auch Frühstück waren reichhaltig. In Paris lief das Umsteigen besser als auf dem Hinweg. Da ich nur 1:20 Umsteigezeit hatte, war ich etwas in Sorge, doch alles klappte reibungslos. In dieser Richtung durfte man sogar zu Fuß und ohne Shuttlebus das Terminal wechseln. Das waren etwa 10 Min Fußweg. Auch die neuerliche Sicherheitsschleuse am Abflugterminal verlief völlig reibungslos. Am Gate war nun Trennung angesagt. Nico hatte noch etwas Zeit zu seinem Flieger nach Frankfurt.

AF 2210 Paris CDG 15.25+30 > Hamburg 16.55+45

Irgendwie kamen die in Paris nicht so recht in die Puschen mit dem Einchecken. Der Flug selbst verlief äußerst angenehm. Ich habe wohl viel geschlafen. Sehr außergewöhnlich war der Landeanflug auf Hamburg: Irgendwann konnte ich linkerhand die Ostemündung ausmachen. Wir querten die Elbe, schraubten uns über Glückstadt mit einer 360° Kurve in die Tiefe, drehten kurz vor Elmshorn wieder südwärts ab, querten erneut die Elbe und glitten im Tiefflug südwärts bis hinter Harsefeld. Dort eine 180°-Kurve gen Norden und über Neukloster ging es zur dritten Elbquerung in Richtung Blankenese. Dann erst durften wir landen.

Im Flughafenbahnhof Hamburg Airport begrüßte mich ein Vollzug der S1 (was angesichts einer planmäßigen Vereinigung mit dem Zugteil aus Poppenbüttel nicht hätte sein dürfen) und im Hauptbahnhof fuhr gerade eine S31 nach Buxtehude davon (normal wäre die S3). Aber sonst war alles in Ordnung. Gesund und wohlbehalten bin ich auf meinen Wilstorfer Hügel zurückgekehrt und werde mich jetzt an die Bearbeitung der Bilder machen. Die USA-Tour war die erste Fern-Tour mit Digitalkamera statt Dia.

Nachbetrachtung

"Auf der Route 66 findet man Amerika, aber dem amerikanischen Traum kommt man erst auf der 101 näher. 66 ist der Weg, 101 ist das Ziel." (Don Winslow, Pacific Private)

Die in den folgenden Tagen meistgehörteste Frage war: „Wie war’s?“ Darauf konnten wir eine ziemlich eindeutige Antwort geben: Es war eine wunderbare und extrem abwechslungsreiche Tour gewesen. Bei unserem Hobby spielt ja das Wetter zum Gelingen eine nicht unerhebliche Rolle. Und über das Wetter können wir uns nicht beschweren. Von den vier Tagen Chicago hatten wir 50% Sonnenschein. Das war mehr, als man zu dieser Jahreszeit und angesichts der aktuellen Großwetterlage in Illinois erwarten durfte. In den sonnensicheren Wüstenstaaten haben wir tatsächlich keinen einzigen schlechten Tag dazwischen gehabt. Und wenn mal kleinere Wolken da waren, so hatten wir doch (zumeist!) noch faire Chancen. Besorgt hatten wir während der Reise nach Kalifornien geblickt, weil die Vorhersage für den Sonnenstaat gar nicht so sonnig war. Wir sind dann auch unter Wolken an der Westküste angekommen und haben unter Wolken am Flughafen eingecheckt. Dazwischen gab es allerdings zwei Tage lang reichlich Sonne!

Das schönste an der Tour war für mich die enorme Abwechslung. Unterschiedlicher hätten die bereisten Gegenden nicht sein können: Der urbane Großraum Chicago, die weiten Felder von Illinois, die Wüsten mit ihren Ebenen und Bergen und dem Grand Canyon und letztendlich die wunderschönen, bald paradiesischen Orte an der Westküste. Zugtechnisch empfanden wir die BNSF zwar recht monoton, doch die vielen verschiedenen (für USA eher untypischen) Personenzugfotos, von Amtrak bis zur Grand Canyon Railway, vom verrückten Huhn bis zum Surfliner, von Metra bis zum Sprinter ("er macht immer tüüüt tüüüt"), sorgten auch abseits der "Eisenbahnhauptstadt Chicago" für eine attraktive bunte Mischung. Auch die zwei erholsamen Zugfahrten trugen zur Abwechslung und Entspannung bei. Amtrak ist zwar nicht ganz billig, bietet aber wunderbares Bahnreisen!

Mir geht es häufig so, dass ich ein Land verlasse und mehr neue Fotostellen entdeckt habe als ich umsetzen konnte und dass ich so schnell wie möglich wieder hin möchte. Dieses Bedürfnis habe ich von der USA-Reise nun allerdings nicht mitgebracht - nicht zuletzt deshalb kann die Tour gut als „erfolgreich“ bezeichnet werden. Natürlich ist gerade entlang der BNSF-Transkontinentale noch genug an Motiven offen geblieben - nicht zuletzt wegen der teilweise doch recht großen Zugpausen. Aber wir haben dennoch mehr als genug Möglichkeiten gehabt, die langen Ferngüterzüge auf dieser Strecke in ihrer typischen Landschaft umzusetzen. Und den Anspruch auf Vollständigkeit der Motive würde ich auf die USA und gerade auf diese weite Wüstengegend ohnehin nicht anwenden wollen.

Wenn Du mich fragst, wo’s am schönsten war, sag' ich „Anita“. Die Stille und Einsamkeit in der weiten Prärie war zugleich eindrucksvoll und erholsam. Als „prachtvollsten“ Ort der Reise würde ich San Clemente nennen. Von der Bahn her der interessanteste Ort war für mich Chicago. Hier war dann auch noch am ehesten ein „da müsste man nochmal wieder hin“ im Hinterkopf geblieben. Interessante Anlagen wie Brücken, Diamonds, Yards oder einfach die Stadtkulisse gepaart mit dem sehr abwechslungsreichen Fuhrpark vieler verschiedener Bahngesellschaften - das würde mich wohl am ehesten wieder in die USA locken. Aber vielleicht erst, wenn der Güterverkehr nicht mehr ganz so am Boden liegt wie in diesem Jahr.

Allerdings muss ich gestehen - ohne die zurückliegende Reise auch nur ein Stück abwerten zu wollen - dass bei mir durch die USA-Tour auch die Lust auf meine bevorzugten Gegenden in Europa neu geschürt wurde. Viele Landschaftstypen aus den Staaten findet man in Europa ja durchaus wieder. Der Zugverkehr in Europa mag vielleicht nicht die imposante Dieselpower bieten, doch nehme ich von der Tour den Eindruck mit, dass auf langen Strecken - abseits der Knoten - die Vielfalt der Züge und der eingesetzten Baureihen in weiten Teilen Europas (z.B. Skandinavien, von Deutschland will ich gar nicht reden) mittlerweile deutlich größer ist. Und soundtechnisch kommen die modernen Ferngüterzugloks in den USA auch in Vierfachtraktion nicht ansatzweise mit einem 2062-Doppel auf der kroatischen Likabahn oder einem MLW-Doppler in Griechenland mit ;-)

Noch einen sehr positiven Eindruck haben wir von der Tour mitgenommen: Die Offenheit, Freundlichkeit, die allgegenwärtige gute Laune und die Höflichkeit der Amerikaner haben uns sehr beeindruckt. „Leider“ hat sich das dahingehend ausgewirkt, dass einem die Deutschen oft unfreundlich und griesgrämig vorkommen. Aber auch das wird sich geben. Viele sagen ja, dass diese amerikanische Freundlichkeit aufgesetzt und künstlich sei. Das haben wir so nicht empfunden (ok, vielleicht an der Supermarktkasse, nicht aber bei persönlichen Gesprächen). Bleibt die Hoffnung, dass man für sich selbst wenigstens etwas von dieser Freundlichkeit abgeschaut hat...

Hat uns etwas nicht gefallen? Nun, den größten, aber bald auch einzigen Frust haben bei uns zweifellos die zahlreichen Verbotsschilder a la "Private Property" und "No Trespassing" verursacht. Zum Glück stellte sich ja heraus, dass dieses Problem wohl hauptsächlich in New Mexico auftrat und danach eigentlich nur noch das eine Mal an der Grand Canyon Railway bei Quivero. Jedenfalls hatten wir uns das Land der Freiheit, den Wilden Westen, nicht hinter massivsten Stacheldrahtzäunen vorgestellt. Wir sprechen hier ja nicht über großzügige Villengrundstücke oder Ackerland, sondern über absolutes Ödland, auf dem bestenfalls noch paar Viecher grasen konnten. Vergleichbares kannten wir aus Europa nicht und wir waren (und sind uns bis heute) nicht sicher, wie ernst man diese Art von Schildern nehmen sollte. Vermutlich haben wir sie noch viel zu locker genommen...

Interessant war dann ja auch das Thema "Ernährung". Ich sage bewusst "interessant" und nicht "negativ". Natürlich fanden wir es wieder mal sehr schockierend, dass wir überall außer bei Amtrak im Speisewagen nur Einweggeschirr und -besteck vorgesetzt bekamen. In keinem Hotel gab es für das Frühstück Mehrweg-Werkzeuge! Aber dieser Wahnsinn dürfte vielleicht doch bald ein Ende finden. Ich könnte mir bei den Amerikanern sogar vorstellen, dass sie schnell ins andere Extrem übergleiten...

Aber bezüglich "Ernährung" spiele ich jetzt eher auf die Verköstigung durch die bekannte Systemgastronomie an. Anderswo auf Reisen bemühen wir uns ja schon, in nette, ortstypische Restaurants zu gehen. Aber - ist es nicht gerade die Systemgastronomie, die in den USA "ortstypisch" ist? Warum sich also nicht mal dem Fast Food hingeben - das ist schließlich auch Amerika! Zugegebenermaßen waren die Tage auf dieser Tour auch so vollgestopft, dass wir dankbar für schnelle Mahlzeiten aus den Burger-Restaurants waren. Individueller waren hingegen die Supermärkte, die eigentlich durchwegs reichhaltige Sortimente an Salaten oder auch Obst (bei Bedarf auch geschält und zerkleinert) vorhielten. Insgesamt war die Verpflegung sicherlich mal was anderes, aber sie machte Spaß und war für unsere Tour ideal. Eine lange Suche nach einem Restaurant gab es jedenfalls nie...

Wann geht es wieder rüber? Und wohin? Hinsichtlich "wann" gilt das oben Gesagte: Erstmal ist wieder Europa dran. Denn unser Kontinent muss sich definitiv ggü USA nicht verstecken und es gibt hier hobbytechnisch noch mehr als genug zu tun. Aber die Lust auf USA ist keineswegs erloschen. Dort ist einfach einiges so anders und das Reisen durch das Land macht schlichtweg Spaß. Außerdem haben mindestens vier Leute aus meinem Bekanntenkreis noch in diesem Jahr mehr oder weniger bahnlastige Touren nach "drüben" vor. Sowas kann sehr ansteckend sein ;-) In die Wüsten wird es für uns / mich beim nächsten Mal aber sicherlich erstmal nicht gehen müssen, so interessant, spektakulär und neu für uns diese Ecke auch war. Ansonsten wäre es müßig, jetzt schon Festlegungen treffen zu wollen.

Nun hoffe ich, dass unser Spaß an der Tour ein wenig rüber gekommen ist, dass der Reisebericht sogar etwas ansteckend war und dass vielleicht auch bisherige Nicht-USA-Reisende neugierig auf dieses Land, ja diesen Kontinent da drüben hinterm Atlantik geworden sind. Falls dies der Fall ist, würde ich mich über Berichte freuen und stehe gern für weitere Fragen zur Verfügung. Vielen Dank für das Interesse an diesem Bericht! Ein besonderer Dank geht natürlich an Nico für das Teilen von Freud’ und (dem diesmal fast nicht vorhandenen) Leid’ auf der Tour. Und ich danke natürlich auch allen, die uns vor der Tour mit wichtigen Hinweisen und Tipps unterstützt haben.

Das war’s!

Über jede Art von Rückkopplung zu den Reiseberichten würde ich mich sehr freuen. Das können Korrekturen oder ergänzende Hinweise sein; von Interesse ist für mich aber auch, was besonders interessant oder sogar für eine Reiseplanung hilfreich war. Nur durch Rückkopplung kann ich in künftigen Reiseberichten die Aspekte, die von besonderem Interesse sind, besser berücksichtigen.

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