Kalamata - Korinthos

Copyright by Jan-Geert Lukner

Bei einer Bereisung des gesamten Peloponnes-Ringes empfielt es sich, hin über Pirgos nach Kalamata zu fahren. So spart man sich das interessantere Stück durchs Gebirge über Tripolis für die Rückfahrt auf. In Kalamata, der zweitgrößten Stadt des Peloponnes beginnt das Gleis am Hafen auf der Straße, bevor es in einer Grünanlage den alten Bahnhof erreicht. Die Gleise des bis zum großen Erdbeben 1986 genutzten Bahnhofs sind jetzt voll in die Parkanlage integriert und dienen zahlreichen historischen Fahrzeugen der Peloponnesbahn als Ausstellungsfläche. Diese im Freien stehenden Dampfloks und Triebwagen erfordern natürlich ein hohes Maß an Pflege, der man dort allerdings nicht genügend nachkommt. Nach zwei Kilometern Fußmarsch auf dem Gleis gelangt man zum heutigen Bahnhof, der nachmittags fotogen in der Sonne liegt. Weichenposten und Bahnhofsmauer sowie Schrankenposten und Flußbrücke erlauben an der Einfahrt interessante Fotos. Das Gleis gabelt sich nun ins Streckengleis und Zufahrtsgleis zum Bw, welches bald rechts zu sehen ist. In Asprochoma besteht der Bahnhof aus einem Gleisdreieck, wobei die Schenkel nach Messini stillgelegt und mit Güterwagen vollgestellt sind. Durch eine fruchtbare Ebene führt die Strecke nun umgeben von Obstbäumen und Feldern. So richtig nett wird es dann erstmalig zwischen Valira und Skala. Die Strecke verläßt hier die Ebene und steigt kurvenreich durch die Obstplantagen aufwärts. Richtung Osten ergeben sich schöne Ausblicke auf die bewaldeten Hänge. Besonders nachmittags lassen sich die Eindrücke von oberhalb im Bild festhalten. Hinter dem Ort Meligala erreicht die Strecke bald den Abzweigbahnhof von Zevgholatio, hinter dem in einer scharfen Kurven nach links die Strecke nach Kiparissia (Westring) abzweigt. Auf dieser zweimal täglich im Pv bedienten Strecke (außerdem ein Expreßgutzug) empfielt sich für Fotos der Gefälleabschnitt westlich Kopanaki, wo die Bahn oberhalb eines Tals mit südländischer Märchenvegetation entlangführt und mehrere imposante Steinbogenviadukte (der Größte oberhalb Hp Glikorrizi) quert, die allesamt gut zu fotografieren sind. Zevgholatio besitzt ein steinernes Empfangsgebäude unter schattigen Bäumen mit Signalkurbeln auf dem Bahnsteig. Hier gibt es nämlich Einfahrsignale, wobei es sich im Süden und Westen um deutsche Flügelsignale handelt. Fotogene Steinempfangsgebäude aus der Anfangszeit der Bahn besitzen nun auch alle folgenden Bahnhöfe; meist stehen schattige Bäume rund herum. Noch ein Stück geht es durch die nordmessenische Ebene, wobei das Gebirge bedrohlich näher und näher rückt. Hinter Diavolitsi ist es dann soweit. Entlang des Hanges beginnt die Bergfahrt zu Griechenlands höchster Gebirgsstrecke. Rechts hat man bald einen überwältigend-schönen Ausblick auf die 200m tiefer gelegene Ebene. Einige Sporntunnel werden hier durchfahren. Ein Stück hinter dem Bahnhof Dessila kann noch die gigantische Aussicht genossen werden, bevor die Bahnlinie dann nach links in ein enges Seitental abzweigt. Um an Höhe zu gewinnen, werden beide Enden dieses Tals vollständig umrundet. Vor allem auf der unteren Ebene führt das Gleis über zahlreiche (Hang-) Viadukte. Diese Brücken dürfen teilweise nur langsam befahren werden und bestanden ursprünglich aus Steinbögen. Teile der Bögen sind bei fast allen Brücken dieser Strecke durch Stahlträger ersetzt worden. Vor der ersten Rundkehre durchfahren die Züge den Bahnhof von Issari (das Dorf liegt fünf Kilometer entfernt oben in den Bergen). Ein kleines Stück geht es hinter der 180°-Kurve auf der anderen Talseite in die umgekehrte Richtung, bevor die Strecke -nun schon ein ganzes Stück oberhalb des Tals mit seiner wilden südländischen Märchen-Vegetation, bestehend aus Büschen und Zypressen- nach links in das andere Talende einbiegt. Nach Umrundung desselben mittels einer weiteren 180°-Kurve hat sich die Bahn schon fast aus dem Tal hochgearbeitet. Unterhalb von Chrani, einem hübschen Bergdorf mit gigantischen Ausblicken in Richtung Messenische Ebene, kann die Strecke auf drei Ebenen beobachtet werden. Tief unten fällt der Blick auf die Hangviadukte der ersten Ebene (vormittags gut zu fotografieren). Kurvig geht die Strecke bald in ein Gefällestück über, in lichtem Wald knallen die Wagen beängstigend von einer Kurve in die andere. Wenn sich von links ein Streckengleis nähert, ist bald die im Wald gelegene Station Lefktron erreicht. Besagtes Streckengleis kommt von Megalopolis, einer nahegelegenen Stadt mit beherrschender Kraftwerkskulisse. Die Hochebene, in der sich die Stadt befindet, wird nun verlassen, indem das Gleis an den die Ebene begrenzenden Bergen wieder stark an Höhe gewinnt. Bald schon sieht man aus dem linken Zugfenster die Kraftwerksschlote von Megalopolis tief unten. Im Streckenverlauf werden mehrere Viadukte passiert, so z.B. vor dem Hp Anemodouri, in dessen Umgebung sich zudem prächtige Ausblicke auf die Ebene ergeben. Durch einen Felseinschnitt wird der ca 400m hoch gelegene Talkessel von Megalopolis verlassen und eine weitere Hochfläche erreicht, in der der Ort Assea die größte Häuseransiedlung darstellt. Nach einigen Kilometern durch diese über 600m hoch gelegene Fläche steigt die Bahn erneut an den begrenzenden Bergen empor. Und wieder ergeben sich nach links weite Ausblicke über die im April/Mai in allen Farben blühende Berglandschaft Arkadiens mit markanten Bergen rund herum. Eins der schönsten Motive dieser Strecke ist wohl der Hp Manari mit Steingebäude, der sich direkt an einen gut von den umliegenden Hängen einsehbaren reinrassigen Steinbogenviadukt anschließt. Ein Stück weiter aufwärts und der unspektakuläre, ca 800m hoch gelegene Scheitelpunkt der Strecke ist passiert. Abwärts rast der Zug nun der arkadischen Hauptstadt Tripolis entgegen, wobei sich immer wieder nette Motive finden. Die Stadt Tripolis wirkt wie ein Fremdkörper in dieser ansonsten einsamen Bergwelt. Im Bahnhof mit seinen ursprünglichen Steingebäuden stehen eine Vielzahl von Fahrzeugen herum; eigentlich viel zu viele angesichts der wenigen Zugbewegungen, die hier stattfinden. Flach geht es dann weiter bis Partheni, wo eine mächtige Basilika als Hintergrund für Bahnmotive dienen kann. Und von nun an geht's bergab ! Von gut 700m Höhe fällt die Bahn nun auf 42 km Streckenlänge kontinuierlich bis fast auf Meereshöhe ab. Erste Ausblicke auf tief eingeschnittene Waldtäler bieten sich auf der rechten Seite. Schon von weitem ist das einsam auf einem Bergrücken gelegene Dorf Eleochori erkennbar, in dem meistens Zugkreuzung ist. Die Bahn umrundet nach dem Halt den Bergrücken, auf dem das Dorf liegt und quert auf dessen anderer Seite bald auf einem hohen und eindrucksvollen Stahlgitterviadukt ein schluchtähnliches Seitental. Nach rechts ergeben sich aus dem Zugfenster mal wieder weite Ausblicke über umliegende Höhenzüge, bevor unter einem der weite Talkessel von Achladokampbos auftaucht. Tief unten sind das Bahngleis und der weit unter dem Dorf gelegene Bahnhof Achladokampbos auszumachen, den wir allerdings erst zehn Minuten später erreichen. Zunächst nehmen wir jedoch erstmal jede Kurve des Berghanges mit, an dem wir kontinuierlich abwärts gleiten. Wer aufmerksam hinausgeschaut hat, konnte schon von weitem den 1972 eröffneten 252 m langen und 65 m hohen Betonviadukt am nordwestlichen Ende des Talkessels erkennen. Dieser ersetzte eine in das nun überspannte Seitental hineinführende Spitzkehre, deren Gleise noch liegen und mit Güterwagen vollgestellt sind. Ein kurioser Anblick ! Nachdem der lauschige Bahnhof auf dem Grund dieses noch ca 350 m hoch gelegenen Talkessels passiert ist, geht es bald wieder steiler durch eine Schlucht abwärts. Der Bach wird auf mehreren Steinbrücken mit Stahlteilen gequert. Die höchste dieser Brücken befindet sich unterhalb des Bf Andritsa, hinter dem sich die Schlucht nun wieder geöffnet hat. Wenn die Orangenplantagen auftauchen, hat der Zug fast Meereshöhe und den Bahnhof Mili Nafpliou erreicht. Die großen -mittlerweile zugewachsenen- Bahnanlagen mit Steingebäuden inmitten der Plantagen resultieren aus der Zeit, als hier die Strecke von Athen endete. Zum Orangen-pflücken fahren die Züge leider zu schnell nach Argos, vor dessen Bahnhof das Gleis unmittelbar an der großen Kathedrale vorbeiführt. Von rechts kommt die Strecke aus Nafplio heran. Ab Argos führt die Strecke durch relativ unbewachsene Gebirgslandschaft, wobei sich in den Hügeln viele Motive mit weiten Blicken ergeben. Wenn diese Blicke links auf in der ferne glänzendes Meer fallen, passiert der Zug bald ein Formsignal deutscher Bauart und erreicht bald darauf den Bahnhof von Korinthos. Ein Normalspurbahnhof ist hier übrigens schon im Bau! Das bekannteste Motiv der Peloponnesbahn, die Brücke über den Kanal von Korinth, liegt unmittelbar vor der nächsten Station Richtung Athen Isthmos und ist mit Nahverkehrszügen oder der Stadtbuslinie Korinthos - Isthmos - Loutraki erreichbar. Auf dem Peloponnes-Ostring verkehren tagsüber zwei Nahverkehrszug-Paare mit ungarischen Ganzmavag-Triebzügen (dreiteilig), ein IC-Paar mit dem entsprechenden MAN-Dreiteiler und ein Kesselwagenganzzug Megalopolis - Lefktron - Argos - Korinthos - Elefsis bei Bedarf.

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