Kroatien April 2003, Teil 2

Copyright by Jan-Geert Lukner

Mittwoch, 09. April 2003: Split - Kaštel Stari - Split

So langsam bekamen wir ja schon Lust auf Streckenaufnahmen. Und weil morgens am Himmel größere blaue Flächen zu sehen waren, beschlossen wir, heute mal einen Tag an der Strecke zu verbringen. Wir hatten ja gestern vom Zug aus schon im Bereich der Obst- und Weingärten von Kaštela, durch die die Bahn in Hanglage emporsteigt, einige Motive gesehen. Und in den Gärten brauchten wir uns vor Minen wohl nicht zu fürchten...

Unsere Vermieterin hatte einen leichten Schlaf. Wir hatten etwas Probleme mit dem Türschloss der Außentür, doch blitzschnell war sie zur Stelle um zu helfen. Allerdings befürchtete sie wohl auch, dass wir einfach verduften wollten - so richtig hatte das gestern mit der Verständigung ja nicht geklappt.

Pu 5502 Split 07.25 > Kaštel Stari 07.42

Natürlich zogen von der See her jetzt doch dicke Wolkenfelder auf. Andererseits war es schön, in der Natur zu sein. Obstbäume zeigten erste Blüten und die Luft war eine Spur milder geworden, als in den letzten Tagen. Wir entdeckten eine schöne Kurve vor der Kulisse von Kaštela, der Bucht und Splits Hausberg Marjan, in der wir den nach anderthalb Stunden folgenden Intercity prima mit Blühbäumen fotografieren konnten. Doch leider ging der IC ohne Sonne ab, obwohl sich die Wolken schon wieder ordentlich aufgelöst hatten.

Netter Blick, aber keine Sonne: Intercity oberhalb Kaštela.

Dafür ging der zurückkehrende Putničk mit Sonne am östlichen Form-Einfahrsignal von Kaštel Stari ab. Nach dieser Aufnahme folgten wir der Bahn westwärts auf einem Weg, der so lange parallel zum Gleis verlief, wie selbiges noch durch die Plantagen führte. Wir kamen an einigen einzelnen Häusern vorbei. Vor einer Hundehütte mit dem Schriftzug "King" stand ein ausgewachsener Doberman und bellte uns an. Glücklicherweise hielt die Kette... Ein Stück weiter wurden wir vom Balkon eines Rohbaus von einem Hund angebellt, der offenbar Asthma hatte, jedenfalls röchelte er zwischendurch ziemlich.

Der aufwärts fahrende Güterzug kam, als wir das westliche Vorsignal erreicht hatten. Wir wurden allerdings rechtzeitig vorgewarnt. Schon zehn Minuten, bevor die einzeln fahrende und unter Volllast arbeitende 2062 und ihre Zementwagen mit ca 30 km/h an uns vorbeikrochen, waren die Hänge von Kaštela vom Orgelkonzert composed by General Motors erfüllt. Und noch länger dauerte es, bis wir den Zug ein letztes Mal in der Kurve oberhalb des Hp Sadine, der unser heutiges Ziel war, erspähten.

Auf einer Wiese legten wir uns nun einfach in die Sonne. Mit wenigen Schritten waren Motive für Züge beider Richtungen erreicht. Leider tat sich nun erstmal gar nichts. Die Personenzüge haben zwischen 10.00 und 15.00 Uhr Pause. Nach einem Güterzugfahrplan mit Stand vom letzten Jahr hatten wir innerhalb dieser Zeitspanne allerdings Chance auf zwei bis drei Güterzüge. Nun, der zweite Güterzug kam dann nach etwa einer Stunde und fuhr sogar abwärts, was vom Lichtstand besser gewesen wäre, wenn denn ein Lichtstand gewesen wäre. Die Sonne hatte sich allerdings schon für eine Weile wieder verabschiedet und es hatte sogar zu regnen angefangen.

Da es dadurch auch wieder etwas frischer wurde, beschlossen wir einfach weiterzugehen. Der Weg verlor sich nun in den letzten Olivenhainen. Auf dem Bahnkörper führte allerdings eine Spur parallel zum Gleis, die man nutzen konnte. Es kam ein kurzer Abschnitt, der durch die Wildnis führte, bevor die Bahn bald darauf die ersten Felder von Sadine erreichte. Das Dorf lag unterhalb und abseits der Bahn und bis zum Haltepunkt musste man noch ein ganzes Stück weiter aufwärts gehen - nun allerdings wieder auf einem parallelen Weg.

Vorher machten wir allerdings noch eine ganze Weile Siesta am Rande eines Einschnittes mit weitem Blick über die Bucht bis nach Split. Von hier oben zeigte sich der Rand der Bucht mit den Orten Kaštelas (Kaštela ist die Sammelbezeichnung einer Reihe von einzelnen Orten entlang der Küste), Solin und Split wie ein einziges weißes Häusermeer. Die Sonne schien nun wieder vom blauen Himmel, doch an den Bergen rund um die Bucht und weiter südlich hingen fette Wolken. Etwa eine halbe Stunde vor dem aufwärts fahrenden Putničk tauchte unversehens ein Güterzug von oben auf, den wir nicht zuletzt wegen des Lichtstandes nicht umsetzen konnten.

Blick über die Bucht von Kaštela: Unten die Ortskette von Kaštela, links hinten Solin und am anderen Ufer der Bucht Split.

Der Bummel selbst ging gut mit paar einzelnen Häusern und dem Blick auf die wolkenverhangenen Berghänge. Nach den gestrigen Erfahrungen (Kreuzung in Primorski Dolac) rechneten wir nun wieder mit einem nachfolgenden Güterzug. Und tatsächlich. Der Bummel war gerade fünf Minuten verschwunden, da sah man tief unten zwischen Kaštel Sućurac und Kaštel Stari die Kette einiger Zementwagen auftauchen. Und bald drang auch schon der passende Sound an unsere Ohren. Dennoch vergingen wohl zehn Minuten, bis der Sound so laut über Sadine lag, dass wir meinten, jetzt müsse der Zug gleich im Sichtfeld des Motives auftauchen. Doch dann sah man ihn erst zwei Hänge weiter unterhalb...

Die Wolke war eigentlich erst da, als die 2062 dann wirklich langsam um die Kurve gekrochen kam. Es war eine ganz kleine Wolke. Der Zug kam im Zeitlupentempo näher. Langsam wurde es schon wieder heller. Die Lok kam nun dem Abdrückpunkt bedrohlich nahe. Jetzt war er erreicht! Ich hatte bis zum letzten Moment gewartet, so dass trotz Schneckentempos und vier Bildern pro Sekunde nur zwei "Schüsse" drin waren, bevor der nächste Busch kam. Ob die Lok nun wirklich schon wieder volles Licht hatte, konnten wir beide nicht sagen. Erst die Bilder zeigten es dann, dass das Licht noch nicht wieder die volle Intensität erreicht hatte...

Bis zur Rückkehr des Putničk, mit dem wir dann mitfahren wollten, war noch etwas Zeit. Gestern hatten wir in Labin noch mit einem weiteren Güterzug gekreuzt; insofern bestand Hoffnung. Wir schauten mal ein Stück oberhalb des Haltepunktes. Hier endete nun wirklich jegliche Zivilisation. Vom Betreten des nächsten Einschnittrandes sahen wir dann aber doch lieber ab. Hier lagen verwehte Reste von Absperrbändern in der Gegend herum, auf denen wir etwas von "Achtung" lasen und auf denen auch kyrillische Schriftzeichen zu erkennen waren. Später entdeckten wir diese Bänder noch häufiger. Die vollständige Aufschrift lautete "Achtung Kabel!" in diversen Sprachen...

Gerade stand ich ein Stück unterhalb des Gleises am Bahndamm, da tauchte plötzlich von oben ein Zug auf, den ich nicht gehört hatte (Lars war ein Stück entfernt). Die eilige Umschau nach einem möglichen Fotostandpunkt wich schnell der panischen Suche nach einer Fluchtmöglichkeit. Der Zug hatte nämlich knallgelb lackierte Kesselwagen, aus denen sich der breite Schwall einer Flüssigkeit in die Botanik rechts und links des Gleises ergoss! Ein Unkraut-Spritzzug! Freundlicherweise hatte man mich aus der Steuerkanzel des ebenfalls in gelb lackierten Bedienungswagens entdeckt und den Schwall abgestellt. Ich bin also Schuld, wenn in der Außenkurve oberhalb Sadine künftig das Unkraut so hoch wächst, dass man dort nicht mehr fotografieren kann...

Die Altstadt von Split. Vergrößerung per Mausklick.

Unendlich langsam schlich der Zug weiter abwärts, so dass alle Hoffnung auf einen aufwärts fahrenden Güterzug vor unserem Bummelzug zunichte gemacht wurde. Wir überholten den von einer grünen 2062 gezogenen Spritzzug dann mit unserem Zug bereits in Kaštel Stari. Vorher war es allerdings noch faszinierend zu beobachten, wie aus den umliegenden Olivenhainen nach und nach vier Leute auftauchten, die an diesem einsamen Hp auf den Zug warteten.

Pu 5505 Sadine 17.12 > Split 17.40

Die Altstadt von Split lag in genialem Abendlicht vor den fetten Wolken, die sich an den Berghängen auftürmten. Da mussten natürlich noch paar Bilder gemacht werden, bevor wir in einer Taverne mit hübscher junger, aber lustlos schlurfender Kellnerin lecker zu essen bekamen. Hier gab es endlich mal dalmatinische Gerichte und nicht immer nur Pizza...

Donnerstag, 10. April 2003: Split - Krka Nationalpark - Split

In den Hängen bei Kaštela waren noch einige Fotomotive offen. Doch heute herrschte beim Aufwachen geschlossene Bewölkung. Lars, unser "Sightseeing-Obmann", dachte für heute an eine Tour in den Krka-Nationalpark. Die Idee gefiel mir auch.

Pu 5502 Split 07.25 > Perković 08.29

Pu 5805 Perković 08.33+5 > Šibenik 09.01+5

Die Züge waren wie üblich gebildet: Erst eine 2062 mit drei Abteilwagen, wobei es uns der letzte besonders angetan hatte. Es handelte sich um einen deklassierten A-Wagen. Dann fuhren wir mit einem Y1, der sich auf Šibenik zu ganz gut füllte. In Šibenik waren wir etwas verwundert, weil der Stationschef nicht vorm Bahnhofsgebäude strammstand, als der VT einlief. Den gespannten Blicken anderer Bahn-Mitarbeiter folgend wurden wir gewahr, wie der Šef 100m weiter eine Ratte mit Schottersteinen durch die Gleise jagte...

Für Hamburger gab es einen gewissen Wiedererkennungswert: Ein Schnellbus der HHA in Šibenik.

Leider war der Bus direkt bis zum Nationalpark gerade um 09.00 Uhr gefahren. Wir mussten nun bis 10.30 Uhr warten. Dann konnten wir wenigstens einen Bus nach Drniš nehmen, der in der Nähe des Nationalparks entlang fahren würde. Bis dahin konnten wir am Hafen in Ruhe einen Kaffee trinken. Trotz Bewölkung war es angenehm milde, so dass wir sogar draußen sitzen konnten.

Bus Šibenik 10.30 > Tromilja ca 10.50

Unser Wiesbadener Stadtbus füllte sich recht ordentlich. Weil mehrere Busse um 10.30 Uhr abfahren sollten und einige deutsche Reisebusse im Weg rumstanden, gestaltete sich die Abfahrt nicht ganz einfach. In Tromilja (hier war auf der Karte nur eine namenlose Straßenverzweigung verzeichnet) empfing uns dann eine eigenartige Stimmung. Wir befanden uns auf einer Hochfläche, die nur von krüppeligem Gestrüpp bewachsen war. Über dieser Szenerie hing tief und dunkel die Wolkendecke, die verdächtig nach Regen aussah. Eine Wohltat war die frische, würzige Bergluft, die wir einatmen konnten.

Auf dem Weg von Tromilja zum Nationalpark.

Unter dem trüben Himmelsdach liefen wir nun eine schwach befahrene Straße durch diese eigentümliche Landschaft. Meistens wurde die Straße von kleinen Steinmäuerchen gesäumt. Nach links und rechts konnte man weit blicken, denn die Luft war klar. Nach etwa zwanzig Minuten Fußweg war der Ort Lozovac erreicht, wo der Großparkplatz nebst Eingang zum Nationalpark lag. Die wenigen Besucher des heutigen Tages durften allerdings bis zu den Wasserfällen hinunter fahren. Für uns kam jedoch der Pfad, der den Hinweisschildern nach genau 875m lang war, in Frage.

Langsam ging es in das tief eingeschnittene Tal hinab und immer wieder hatte man schöne Ausblicke auf die Seenkette im Zuge der Flüsse Krka und Čikola. Nach und nach vernahm man zudem ein ständiges Rauschen, das hinter jeder Wegbiegung lauter wurde. Unten angekommen erfuhren wir von einem Info-Mann, der uns sofort als Deutsche enttarnte, dass um 12.30 ein Schiff über die Seenkette aufwärts fahren würde. Bis dahin war noch eine Dreiviertelstunde Zeit, die wir zu einem Rundgang über die Bohlenwege durch die Wasserfalllandschaft nutzten. Auf einer Fläche von mindestens drei Fußballfeldern mäandriert die Krka und stürzt in vielen kleinen Wasserfällen eine Stufe abwärts.

Viele einzelne Katarakte: Die Krka-Fälle.

Als es Zeit für das Boot war, besorgten wir uns vom Info-Mann die Tickets, wobei dort schon zwei schweizer Studenten warteten. Das war auch unser Glück, denn für zwei Leute allein wäre das Boot nicht gefahren. Die beiden hatten aus demselben Grund mit dem Ticketkauf bis zu unserem Erscheinen gewartet.

In den folgenden dreieinhalb Stunden schipperte das Schiff mit uns für 100 Kn pro Person (14 Euro) über den Visovac jezero (=See) zum Kloster Visovac, weiter zu den Roški slap (die nächste Wasserfall-Stufe) und wieder zurück. Die Seen waren tief in die felsige Landschaft eingeschnitten und zum Teil kam man sich vor wie auf dem Geirangerfjord. Das Kloster Visovac liegt auf einer kleinen Insel im gleichnamigen See. Zur Besichtigung hatten wir eine halbe Stunde Zeit. Der Wind hatte zum Sturm aufgefrischt. Ein Pfau im Klostergarten wurde auch ohne Rad zu schlagen vom Sturm derartig erfasst, dass er mehr seitlich als vorwärts über die Insel torkelte.

Fjordähnliche Landschaft auf dem Visovac jezero.

Bei den Roški slap hatten wir eine Stunde Pause. Es gab eine alte Wassermühle zu besichtigen. Außerdem konnten wir einen Weg neben den Wasserfällen aufwärts gehen, der uns an einer "stufigen" Wasserfläche entlang zum Ausgang der Krka-Schlucht brachte. Dort lagen sogar Boote, so dass im Sommer vielleicht eine durchgehende Bootstour auf der Krka mit Umstieg an den jeweiligen Wasserfall-Stufen möglich war. Zur Stärkung gab es an der Wassermühle einheimischen Schafskäste und Schinken im Fladenbrot zum Touripreis. Die gelieferte Ware war allerdings den Preis wert. Der Schinken war in einem Gestell eingespannt und wurde regelrecht abgehobelt.

Auf der Rückfahrt peitschte der Sturm die Gischt regelrecht auf das Boot. Der Regen setzte zum Glück erst ein, als das Schiff wieder angelegt hatte und wir zusammen mit den Schweizern im Nationalpark-Café noch einen Kaffee tranken. Die Beiden waren auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs und hatten ebenfalls den "Kurz-nach-5-Uhr"-Bus ab Lozovac angepeilt (17.00 Uhr war die Abfahrtszeit am Startpunkt der Linie in Skradin). Erzählenderweise stiegen wir den 785m langen Pfad wieder hoch. Lange brauchten wir nicht zu warten, da fuhr ein Bus der Verkehrsgemeinschaft Niederrhein vor:

Bus Lozovac ca 17.10 > Šibenik ca 17.30

Im Bus tönte laute Musik, das Publikum war eher etwas jünger. Die beiden Schweizer hatten in Šibenik Quartier. Wir trennten uns mit dem eindringlichen Wunsch, dass das Wetter für die restliche Aufenthaltszeit in Kroatien besser werden würde [falls Ihr das hier lest: Hoffentlich hat dieser Wunsch wenigstens bei Euch noch etwas Wirkung gezeigt?!?]. Die nächste Zugverbindung nach Split hätte erst wieder um 20.21 Uhr bestanden. Daher nahmen wir den Bus für 36 Kn (5 Euro).

Bus Šibenik 18.00 > Split ca 19.40

Der Bus kam schon ganz aus Zagreb und war ein älteres Fahrzeug östlicher Produktion. Fast verbrannte ich mir den Fuß an der Heizung und die Lüftung tat es überhaupt nicht. Die Luft war so schlecht, dass die Frontscheibe von innen beschlug und der Fahrer sie mehrmals mit Papierhandtüchern trocknen musste. Nach dieser Fahrt war unser ungeheiztes Pensionszimmer eine Wonne. Zum "Löschen" machten wir uns dann allerdings nochmal in eine nahegelegene rustikale Pizzeria auf, wo es ganz viel Pivo gab...

Freitag, 11. April 2003: Split - Kaštel Stari - Split

Da wir für heute ähnliches Wetter erwarteten wie gestern und es morgens nochmal heftigst geregnet hatte, war ziemlich sicher, dass wir das Schlechtwetterprogramm - eine Rundreise mit Zug nach Zadar und mit Bus zurück - durchführen würden. Doch als wir vor die Tür traten, war in Richtung Südwesten fast nur noch blauer Himmel zu sehen. So begann erstmal großes Gezauder, was man nun machen solle. Ich neigte eher zu einem zweiten Anlauf Streckenaufnahmen in Kaštel Stari, während Lars lieber mit einer Fähre auf eine der vorgelagerten Inseln wollte.

Der Bummelzug war ja schon längst weg, und der IC hielt natürlich nicht in Kaštel Stari. Also musste ich den Bus nehmen. Es war allerdings eine Tortur, die richtige Haltestelle zu finden. Immerhin konnte mir schon die zweite befragte Mitarbeiterin an den Schaltern des Busbahnhofes am Bahnhof sagen, dass ich Linie 37 nehmen müsse und dass diese Linie weiter oberhalb abführe. Von Haltestelle zu Haltestelle (die alle mit kleinen Schaltern besetzt waren) fragte ich mich nun durch. Irgendwann stand ich dann vor einem zweiten Busbahnhof. Hier war ich endlich richtig...

Bus 37 Split Sukoišanska 09.30 > Kaštel Stari 10.10

Die Busfahrt mit dem Schlenki, dessen Ziel das Weltkulturerbe Trogir war, durch die Hafensite von Predgrade war ziemlich freudlos. Immerhin fand ich in Kaštel Stari auf Anhieb die richtige Haltestelle und die richtige Straße hoch zum Bahnhof. Der Fußweg dauerte etwa 20 Minuten, während derer ich ständig erwartete, plötzlich das Orgeln einer GM über mir zu hören. Doch ich verpasste nichts. Dafür war ich hier oben endlich dem Troubel entronnen und konnte entspannt den Feldweg entlang der Bahn aufwärts gehen, vorbei an King und dem Asthmatiker, der nun auf einem anderen Balkon des Rohbaus "eingesperrt" war.

Lange brauchte ich auf unserer Liegewiese von vorgestern gar nicht zu warten, da rollte kurz nach 11 Uhr schon ein erster Zug abwärts. Paar kleine Wolkenfetzen machten die Sache zwar spannend, doch sind die Bilder dennoch gut geworden. Der Himmel war nun fast wolkenlos und in mir wuchs die Vorfreude auf viele sonnige Fotos. Wie konnte ich denn ahnen, dass der Himmel bereits zwei Stunden später wieder völlig bewölkt sein würde? Es blieb aber angenehm warm, so dass ich weiter auf meiner Wiese faulenzen konnte. Und schon bald trafen mich wieder die Sonnenstrahlen.

Ein eindrucksvoller Güterzug, aber leider ohne Sonne. Der Zug passiert das frisch einbetonierte Vorsignal von Kaštel Stari.

Das Wetter wechselte im Zweistundentakt, wobei mir die erste Wolkenphase keine Zugdurchfahrten "verdunkelte". In der darauffolgenden Sonnenphase gab es einen Abwärtsfahrer mit Doppeltraktion (vorn sogar eine 2061). Zu den sicheren Zügen Pu 5504 und dem darauffolgenden Güterzug war im Rahmen des Zweistundentaktes der Wolken aber leider wieder fetter Schmodder vor der Sonne angesagt. Dabei wäre der Putničk sogar mit "richtigrummer" Lok gekommen. Die GMs haben nämlich zwei völlig verschiedene Seiten. Während die Griechen ihre Loks immer möglichst so hindrehen, dass die breite Fensterfront nach vorn zeigt und dem Tf bestmögliche Streckensicht gewährt, fahren die Loks in Kroatien mehr nach Zufall. Da ja zwei Lokführer auf der Lok sind, kann je einer auf jeder Seite des Vorbaus entlang vorwärts schauen, wenn die Lok rückwärts fährt.

Der darauffolgende Güterzug war der fotogenste Zug, den ich hier in der Ecke mitbekommen habe. Zwei 2061er zogen eine ausgewachsene Kette von Zementwagen im Schneckentempo aufwärts. Leider war es nur ein Klangerlebnis, denn die Sonne hatte sich zum Zeitpunkt der Durchfahrt vollends verabschiedet. Zum abwärts fahrenden Putničk war wieder edelster Sonnenschein, doch der Zug kam derartig aus dem Licht, dass ich mir ein Bild schenkte. Ein aufwärts fahrender Güterzug kam leider nicht mehr.

Lars hatte inzwischen angerufen und erzählt, dass er den Nachmittag in Trogir verbringen würde. Wir hatten uns auf den 18.30 Uhr-Bus ab Trogir verabredet, in den ich in Kaštel Stari zusteigen wollte. Da noch etwas Zeit war, drehte ich noch einen Schlenker durch die Altstadt und über die Hafenpromenade von Kaštel Stari. Hier gab es nette Restaurants. Das Meer lag ganz still da. Um 18.35 Uhr stand ich dann mit vielen anderen (meist jüngeren) Leuten an der Haltestelle. Was nicht kam, war der Bus. Lediglich in der Gegenrichtung kam ein völlig überfüllter Schlenki durch. Es wurde dunkler und dunkler, doch kein Bus kam in Sicht.

Am Hafen von Kaštel Stari.

Beeindruckend war die Gelassenheit der Jugendlichen, die warteten. Man vertrieb sich die Zeit durch Klönschnacks mit den sonst so durch den Ort flanierenden Leuten. Nur einer schaute ständig auf die Uhr und sah so aus, als ob Linie 37 ihm gerade ein Date zum platzen bringen würde. Irgendwann nach 19 Uhr meldete sich Lars und erzählte, dass der 18.30 Uhr-Bus ausgefallen sei und der 19-Uhr-Bus mit Motorschaden am Straßenrand zwischen dem Flughafen und Kaštela stand. Die Insassen zweier Busladungen warteten jetzt auf den 19.30 Uhr-Bus...

Bus 37 Kaštel Stari ca 19.50 > Split ca 20.30

Der Bus kam brechend voll in Kaštel Stari an. Zum Glück stiegen viele aus und nach Durchbruch durch die Front der Stehenden bekam ich sogar einen Fensterplatz ab. Zwar kippte das Sitzgestell mitsamt der zwei Holzsitze bei jeder Bremsung nach vorn, doch war das eher nebensächlich. "Leider" schaffte es der Schaffner dann doch irgendwann, bis in den Hänger des Schlenkis vorzudringen, so dass ich doch noch meine 13 Kn abdrücken durfte. Nach dem Kassieren musste sich der arme Kerl erstmal zum entwerten mit dem Ticket in den vorderen Wagen und zurück durchdrängeln, da der Entwerter im hinteren Wagen defekt war. Ich empfehle für solche Zwecke Schaffnerzangen...

Abends gingen wir nochmal in die Taverne, die diesmal gähnend leer war. Weshalb geht freitags und samstags in Kroatien niemand essen (viele Restaurants haben am Wochenende sogar geschlossen!)???

Samstag, 12. April 2003: Split - Karlovac

Erstmals waren wir nicht die einzigen Pensionsgäste und hatten das Bad nicht für uns allein, doch passte es zeitlich (zumindest für uns...) gut. Obwohl morgens das Wetter recht brauchbar aussah, waren wir einhelliger Meinung, dass heute Abreise angesagt sei. Schließlich waren wir nicht wenig gespannt auf die Zugfahrt mitten durch die Krajna, wo sich Serben und Kroaten in blutigen Auseinandersetzungen gegenseitig vertrieben haben.

Die 300 000 Einwohner-Stadt Split liegt bahnmäßig eine volle Tages- oder Nachtentfernung von der Landeshauptstadt Zagreb entfernt. Und doch liegen beide Orte nicht weiter auseinander als Köln und Hamburg. Dieser langsamen Verbindung entsprechend ist die Nutzung der Bahn praktisch bis zur Bedeutungslosigkeit zurück gegangen. Während parallele Buslinien zeitweise im Stundentakt fahren, bietet die Bahn nur noch je einen durchgehenden Tages- und Nachtschnellzug an. Lediglich in der Hauptsaison von Juni bis August kommen zwei weitere Nachtzüge hinzu.

IC 520 Split 08.55 > Karlovac 15.32+30

Die Besetzung des Zuges hat uns etwas nachdenklich gemacht. Ab Split hätten wohl drei Wagen gereicht, um jedem Reisenden sein eigenes Abteil zu sichern. Doch das bittere war, dass sich der Fahrgastwechsel im weiteren Fahrtverlauf nur unwesentlich über Null bewegte. Selbst in Knin stiegen nur drei Reisende zu! An dieser Stelle sollen nochmal lobend die kroatischen Abteilwagen erwähnt werden, in denen wir es sicher noch länger ausgehalten hätten. Schade fanden wir nur, dass der im Fahrplan versprochene Caféwagen fehlte - wie bisher an jedem Tag, an dem wir den Zug gesehen haben.

Unser Intercity wird in Split bereitgestellt. Vergrößerung durch Mausklick.

Irrte ich oder kam da tatsächlich ein wehmütiges Gefühl auf, als wir durch unsere Fotohänge oberhalb von Kaštela die Steigung erklommen - vorbei an King, dem Doberman, der träge vor seiner Hütte lag und vorbei an dem Rohbau, von dem uns der Asthmatiker hinterherbellte?

Hinter Perković kamen wir in neues Territorium. Ab Unešić befuhren wir eine weite, nur mit spirrigen Bäumen bestandene Hochfläche. Vor uns zeigte sich geschlossene Bewölkung, während die karge Vegetation rund um uns noch von der Sonne angestrahlt wurde. Vereinzelt auftauchende Steinhütten oder kleine Häuschen an der Bahn waren allesamt nur noch Ruinen. Wir hatten unverkennbar das Kriegsgebiet erreicht. Diese Erkenntnis zusammen mit der unwirklichen Beleuchtung schuf eine eigenartige Stimmung.

Als nächstes fuhren wir über einen kleinen Damm durch das karge Land auf den Bahnhof Žitnić zu. Schon von weitem fiel uns eine Bewegung an der Bahnhofseinfahrt auf. Es handelte sich um den Weichenwärter, der mit seiner Fahne schwenkte. Erst jetzt bemerkten wir, dass es hier gar keine Signaltechnik gab. An Stelle des Einfahrsignals stand nur eine runde rote Tafel. Somit signalisierte uns der Weichenwärter die freie Einfahrt!

Der Ort bot eine zweigeteilte Ansicht, die wir auch in den nächsten Ortschaften immer wieder beobachten konnten. Einerseits sah man durchaus viele zerstörte und unbewohnte Häuser. Andererseits fielen eine Vielzahl an Neubauten und nagelneue Straßenbeläge mit penibelster Fahrbahnmarkierung auf. Die Verkehrs- und Hinweisschilder wirkten noch wie geleckt und waren so reichhaltig vorhanden, dass man sich fast in den Schilderwald Deutschland versetzt fühlte; vor kleinsten Feldweg-Übergängen waren die Warnschilder mit dem "Schnelltriebwagen" aufgestellt.

Wir erreichten eine wilde Hochebene. Hier beginnen die ehemaligen Kriegsgebiete.

An einem Schluchtensystem vorbei und über eine weite Rundkehre wird Drniš erreicht. Es handelt sich um eine der bedeutenderden Städte an dieser Strecke, doch der etwas periphäre Bahnhof lag wie tot da. Der einzige Mensch, der zu sehen war, war der Fahrdienstleiter. Nichtmal sein Weichenwärter ließ sich blicken. Nach einigen Minuten Aufenthalt gab er uns und einer entgegen kommenden 2062 ohne Zug den Befehlsstab und weiter ging es auf den Knotenbahnhof Knin zu.

Vom Bahnhof Kosovo (auch mit winkendem Weichenwärter) bis Knin war die Strecke zeitweise gesperrt. Die Bummelzüge wurden z.T. durch Busse ersetzt, doch wir durften mit ca 40 km/h das Gleis befahren. In Knin erwarteten uns große Gleisanlagen, die sogar elektrifiziert sind. Allerdings schien ein Teil der Gleise nicht mehr angeschlossen zu sein. Der Gleisplan sah "bereinigt" aus, die Fahrleitung entsprach jedoch noch dem alten Zustand, was sehr merkwürdig aussah.

Die Fahrleitung ist ein Relikt aus der Zeit vor dem Krieg, als Knin hauptsächlich über die elektrifizierte Strecke über Bihać an den Rest der Welt angebunden war. Diese Strecke ist durch die Grenze zu Bosnien-Herzegowina mehrfach unterbrochen worden und erst in jüngster Zeit provisorisch wiederhergestellt worden. Das in der elektronischen Fahrplanauskunft bereits enthaltene Zugpaar Split - Knin - Martin Brod (Bosnien-Herzegowina) fiel jedoch noch auf ganzer Länge aus. Immerhin scheint die Wiederaufnahme des Verkehrs auf der ehemals elektrifizierten Strecke Richtung Bihać in nächster Zeit beabsichtigt zu sein. Von der Fahrleitung sind auf der freien Strecke allerdings nur noch die Masten ohne Ausleger übrig geblieben.

Knin - dieser Knotenbahnhof machte sich dann auch durch den stärksten Fahrgastwechsel im Laufe unserer Fahrt bemerkbar: Volle drei Reisende standen auf der provisorischen Aufschüttung hinter dem hintersten Bahnsteig, an der unser Zug zum Stehen kam. Dafür schauten sich allerdings zwölf Eisenbahner interessiert den Zug an. Das Rotkäppi gab unserem Lokführer eine Art schriftlichen Befehl. Als er dann schon den Befehlsstab gehoben hatte, kam noch ein älterer Herr mit großem Koffer angehetzt, der noch weit bis zu unserem hinterhintersten Bahnsteig zu laufen hatte. Gewartet wurde natürlich, obwohl der Zug schon Verspätung hatte, doch eine unterstützende Hand für den schweren Koffer wurde von keinem der zwölf Eisenbahner gereicht.

In Perković war der IC 520 noch pünktlich und der Zugführer hatte mit freundlichem Kopfnicken zugestimmt, dass ich den Zug fotografieren dürfe.

Unser IC 520 befuhr nun die Ličkabahn, eine Gebirgsbahn von ehemals eher nebensächlicher Bedeutung, die seit der neuen Grenzziehung die einzige Anbindung Knins an das übrige Kroatien darstellt. So ganz intakt schien die Strecke (noch) nicht zu sein: Wir tuckerten stundenlang mit 40 km/h durch die Gegend. Die Strecke führt hinter Knin steil hinan in eine völlig karge und einsame Bergwelt, in der nur selten mal ein Dorf zu sehen ist. Dafür werden Viadukte, imposante Abgründe und immer wieder weite Ausblicke auf noch höhere Berge geboten. Der Scheitelpunkt (ca 800m) ist in Malovan erreicht. Im Personenverkehr sind hier nur noch die zwei Fernzugpaare (IC und Nachtzug) übrig geblieben. Bis Gračac am Ende der ersten Gebirgsquerung war aber auch im Umkreis von fast keinem Bahnhof irgendein Verkehrsbedürfnis zu erkennen - und dies nicht nur kriegsbedingt.

Gračac und Gospić bilden die Hauptorte in der Ličko-Polje, einer von imposanten Hochgebirgszügen eingerahmten wilden Ebene mit Heidecharakter, durch die die Bahn nun führt. In beiden Städten kein Fahrgastwechsel! Dafür sind von der Bahn aus bei Gospić nun erstmals Warnschilder vor Minenfeldern zu sehen. Die Absperrbänder hat der Wind allerdings teilweise zerfetzt.

Hinter Gospić beginnt die zweite Gebirgsquerung. Der Landschaftscharakter ist hier allerdings völlig anders - mitteleuropäischer. Die Wälder, durch die es geht, muten eher nach Erzgebirge an. Dennoch bietet die Hanglage der Bahn auch hier imposante Ausblicke. Mehrere lange Tunnel werden durchfahren. Ab Vrhovine in der Nähe der bekannten Plitvicer Seen gibt es sogar wieder Nahverkehr. Zwei Zugpaare verkehren zwischen hier und Ogulin und halten auch an einsamsten Wald(wander?)bahnhöfen. Das erste Zugpaar verkehrt allerdings vorm Aufstehen... Gebildet werden diese Züge aus 2062 und alten schweizer Wagen mit Faltenbalg-Übergang. Zielgruppe dieser Züge sind offenbar die Eisenbahner, die an den kleinen Stationen in den unwegsamen Gebirgswäldern arbeiten...

Rudopolje stellt auf dieser Gebirgsquerung den Scheitelpunkt dar. Bei Plaški ist dann wieder die Ebene mit leicht hügeliger Weide- und Ackerlandschaft erreicht. Von Plaški bis Ogulin verkehrt noch ein drittes Putnički-Zugpaar. Bei Oštarije gelangen wir über ein Gleisdreieck an die Strecke Zagreb - Rijeka. Da sowieso von Diesel- auf E-Traktion gewechselt werden muss, machen die Fernzüge von Split in Ogulin kopf, bevor sie ihre Fahrt nach Zagreb fortsetzen.

Die Infrastruktur der Lička-Bahn ist noch nicht in Gänze wieder hergestellt. Besonders auffällig sind die immer wieder fehlenden Signalanlagen, wo das in Žitnić bereits beobachtete Verfahren zur Anwendung kommt. Wenn nicht genügend freie Sicht besteht, muss der Weichenwärter bis zur Esig-Tafel vorlaufen, wo er dann an irgendeiner exponierten Stelle (z.B. Schotterhaufen / Einschnittrand) steht und winkt. Wo die Empfangsgebäude im Krieg zerstört worden sind, hat man weiße Container aufgestellt, in denen das Personal nun residiert.

Durch die Schleicherei rund um Knin kamen wir mit dreißigminütiger Verspätung in Karlovac an. Hier mussten alle aussteigen, da die Strecke im weiteren Verlauf bis Zagreb durch Bauarbeiten unterbrochen war. Wir waren allerdings am Etappenziel für die nächsten Tage angekommen. Karlovac machte so gar keinen sympatischen Eindruck auf uns. Vom Zug aus hatten wir schon einen Blick auf die Neustadt erhaschen "dürfen", die nach einer Mischung aus Halle-Neustadt und Lütten Klein vor der Wende aussah.

Aus dem Bahnhof traten wir erstmal an eine vierspurige Schnellstraße ran, der wir bis zu einer Flussbrücke folgen mussten. Unweit des Flusses fanden wir dank einer vorliegenden Wegbeschreibung das Hotel Carlstadt, seines Zeichens erstes und wohl auch einziges Hotel am Ort. Was wir hier für 50 Euro fürs Zimmer bekamen, war sein Geld allerdings auch dicke wert. Nach der Primitiv-Herberge in Split tat es gut, mal wieder in richtig gepflegtem Ambiente wohnen zu dürfen. Das Hotel-Personal zeichnete sich zudem durch eine ungekünstelte natürliche Freundlichkeit aus.

Der Fernseher musste ja auch gleich mal getestet werden. Die ARD war auf Programmplatz 28 verbannt worden. Dort hatte gerade die Live-Übertragung der nationalen Entscheidung über die Olympiastadt begonnen, bei der erst Warnemünde und dann Leipzig das Rennen machten. Als dann auch noch so ein Blondchen interwiewt wurde, das deutsche Olympia-Botschafterin werden sollte, die aber alles nur ganz "suppa" fand und beim Interwiew eigentlich gar nichts sagte, schalteten wir lieber schnell wieder ab.

Der Tag war noch nicht zuende, und so erkundeten wir etwas die Umgebung. Schräg gegenüber des Hotels lag ein gepflegter zentraler Platz mit hübschen Cafés. Durch einen Grüngürtel, der offensichtlich ein alter Festungsring war, gelangten wir daraufhin in die eigentliche Altstadt. Karlovac blickt auf eine lange Geschichte als Garnisonsstadt zurück und war im zurückliegenden Krieg als solche heiß umkämpft gewesen. Einige Bereiche der Altstadt boten sich auch anno 2003 noch als Trümmerruinen, doch weitaus der größte Teil war renoviert und machte einen sympatischen Eindruck. Bei näherem Hinsehen stellte man in den Fassaden aber noch viele Einschusslöcher fest. Immerhin - es brauchten offenbar nur wenige Häuser abgerissen und neu gebaut zu werden.

Eigenartigerweise kommt das Abendleben in Kroatien gerade am Wochenende in weiten Teilen zum Erliegen. Restaurants haben nur Mo-Fr oder mit Glück Mo-Sa geöffnet. So war es auch hier, und in den Straßen liefen nur wenige Menschen umher. Erstmal setzten wir uns dann in ein Café, denn einen Kaffee hätten wir schon im Zug gern mal getrunken. Es hätte ja wenigstens mal eine Minibar durchkommen können... Die restliche Zeit bis zum Abend relaxten wir im Hotel.

Eines der wenigen geöffneten Restaurants an diesem Samstag-Abend war das Lehr-Restaurant der Hotel- und Gastronomiefachschule. Es war der reinste Wahnsinn: Sofort nach Eintritt in das Etablissement sprangen die jungen Mädels, offensichtlich alle im Lernstadium, auf uns zu. Während die eine uns die Jacken abnahm, zeigte uns eine andere die bis auf eine Vierergruppe gähnend leeren Räumlichkeiten, damit wir uns einen schönen Platz aussuchen konnten. Für die Bestellung kam der Lehrmeister persönlich, der fließend deutsch sprach.

Irgendwie muss der Betrieb gewaltig subventioniert gewesen sein. Wir verzehrten je einen Salatteller, wahnsinnig zartes Filetsteak mit Bohnen und Bratkartoffeln, hinterher frisch zubereiteten Palatschinken, dazu nicht ganz wenig Wein und zahlten dafür pro Person 10 Euro! Schade nur, dass das Restaurant am morgigen Sonntag geschlossen haben würde...

Fortsetzung

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